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Wieso viele Männer sie pflegen und noch mehr Frauen sie eher auflösen wollen

Als ich dich auf dein Missvertändnis aufmerksam machen wollte, hast du so getan, als gebe es keines, als siehst du die Dinge klar.

Als ich dich anflehte, es dir kurz erklären zu dürfen, was der Punkt war, nämlich nicht der, den du sahst, und über den du dich aufregtest, schlugst du diesen Steingutteller kaputt mit deiner Handinnenfläche und sagtest dann: "Jetzt blutet meine Hand."

Somit hast du mir, ob dieses Gewaltschauspiels mich einschüchternd den Mund verboten und mir nicht vertraut, diesmal nicht darin vertraut, dass ich, wie schon einige Male zuvor, ein auf deiner Seite bestehendes Missverständnis zu unserer beider Harmoniewiederherstellung aufklären konnte. Du hast diese Seite an mir immer geschätzt. Und dass ich öfter einmal eines auf meiner Seite erkannte.

Nicht nur das, du sahst gestern plötzlich überhaupt keines, das heißt noch schlimmer, du zogst kein Missverständnis in Erwägung. Denn dieses In-Erwägung-Ziehen war bisher immer unser Weg.

Du hast diesmal und zum ersten Mal mir gegenüber seltsam arrogant reagiert und despotisch und mich eingeschüchtert und mir den Mund quasi verboten, indem du diesen Teller kaputt geschlagen und deine Hand dabei blutig. Und das nur, weil ich dich bat, diese Sache mit dem Dachfenster kurz richtig stellen zu dürfen. Weil du dich doch so aufregtest und der Grund, den du dir einredetest, nicht die Wahrheit war. An ihr warst du nicht interessiert. Nur daran, dich aufzuregen.

Das, was heilsam gewesen wäre, nämlich das kurze Aufklären des Missverständnisses, hast du diesmal streng und böse untersagt.

Auch hinterher zogst du nicht in Erwägung, dass du einem oder deinem eigenen Missverständnis zum Opfer fielst. So arrogant bist du oder kannst du in Wirklichkeit tatsächlich sein? Pfui.

Du bleibst bei deiner gefundenen Erklärung, ich habe Wortspalterei betrieben.

Damit machtest du es noch schlimmer. Denn es war keine Wortspalterei, es war das Bedürfnis, das Missverständnis aufzuklären, durch welches du ja erst in die Lage kamst, dich dermaßen aufzuregen.

Für deinen eigenen Irrtum machtest du also mich verantwortlich und hälst bis jetzt daran fest, dass die Dinge genau so liegen, wie sie für dich aussehen.

Damit nicht genug. Aus deiner Arroganz heraus denkst du dann sogar noch darüber nach, mir gnädig zu verzeihen. Ich sagte ja schon Pfui. Doch du scheinst solche Anlässe, dich aufregen zu können, zu brauchen. Und wenn keine da sind, müssen halt welche herbei projiziert werden. Oder man sagt ja auch, an den Haaren herbei gezogen.

Wie glaubte ich bisher an dich, dass du jene Arroganz, die mir sogar ein Stückweit an dir gefällt, weil Charme sich dazu gesellt, ablegen oder reduzieren wollen könntest.

Ich weiß jetzt, du könntest es zwar, doch dazu gehört jenes Wollen.

Und ich denke, das nötige Unterscheidungsvermögen ist nun bei mir da.

Daran, dass du es kannst, glaube ich sehr wohl, dass du es auch willst, daran nicht mehr.

Das Bild, das ich mir von dir gemacht habe, das ist meine eigene Schuld. Dafür kannst du nichts.

Durch meine Vorschuss-Vertrauens-Einheiten, sprich: meine Naivität, sprich: mein dich Idealisieren, hast du jedoch nicht einmal Geschmack daran bekommen, bei deiner Arroganz, ein Level runter zu fahren, nachdem du gemerkt hättest, bei mir brauchst du so viel an Eigen-Schutz-Paket gar nicht.

Doch du hast dich dazu entschlossen, dich weiterhin zu schützen, wovor auch immer, und manchmal mit jener Fülle an Arroganz.

Vor mir. Zu schützen vor dem, was du in Verbindung mit mr glaubst, hören zu können.

Und wenn ich dir erklären möchte, ich sagte oder meinte etwas anders, als wie du es verstanden hattest, erlaubst du mir nicht einmal, meine Ausführungen zu beginnen, sondern schlägst einen unschuldigen kleinen Steingutteller mit deinem Handteller in 1000 kleine Stücke in einem Nu.

Danach sagst du dich selbst bedauernd, dass deine Hand jetzt blute.

Und das war ich dann auch noch Schuld?

Und genau so wie diesmal hattest du dich doch so gut wie nie mir gegenüber verhalten. Ja, Anderen gegenüber schon eher hier und da.

Als du z. B. aus einem Missverständnis heraus, weil du meintest die Miete deines Mieters sei vom Amt nicht auf dein Konto überwiesen worden, und du den Betrag nur deshalb nicht auf den Kontoauszügen sahst, weil er diesmal 20 Euro niedriger war. Und als du dann wutentbrannt, weil die Dame bei der Stadt am Telefon zu dir sagte, sie sei dafür nicht zuständig, in den Telefonhörer geschrien hattest, du würdest gleich mit einem Benzinkanister bei der werten Dame am Telefon erscheinen und die Treppe mit einem Kanister voll Benzin übergießen und dich freuen, wenn du sie verbrennen siehst.

Auch hier, nachdem du dein eigenes Missverständis erkanntest, dass nämlich der Mieteingang nicht ausgeblieben war, sondern lediglich einen abgeänderten Betrag auswies, machtest du jemand Anderen für deinen eigenen Irrtum verantwortlich und warst kurz davor, diese Frau zu töten, um dann mit Genugttung, wie du sagtest, ins Gefängnis zu gehen.

Die vielen Male, wo tatsächlich Ungerechtigkeit passiert ist an dir, davon spreche ich hier nicht, die Fälle gibt es auch, und wie! Und sie sind es auch, die das Fass hier und da, dann und wann zum Überlaufen bringen bei dir. Verständlich. So sah ich es immer.

Nun, obwohl du um das Vorkommen deiner nicht selten auftretenden Missverständnisse gelernt hast, ziehst du noch immer ein solches nicht in Erwägung, sobald es zwischen uns knistert?

Du willst einfach glauben, dass ich diejenige bin, die dich in jenen Momenten aufregt? Du kommst nicht auf die Idee, dass so eine Einstellung einer handfesten Beleidigung gleich kommt mir gegenüber, allein deshalb, weil du mir so etwas Primitives überhaupt zutraust. Das Gegenteil von Aufregen hat oder haben die meisten Frauen im Sinn, wenn sie das Gespräch mit dem Partner suchen, sondern ein Missverständnis aufklären, das ist in ihrem ganzen Interesse. Oh nein, nicht um im Recht zu sein, sondern um dem Partner die Quelle seines eigenen Verdrusses zum Versiegen bringen zu helfen, um ihm zu zeigen, dass er nach wie vor Grund hat, seine Partnerin zu achten, weil seine Aufregung lediglich auf seinem eigenen Missverständnis beruht.

Doch bitteschön, wenn der Herr der Schöpfung an so einer Aufklärung und Beseitigung der Quelle für seine Aufregung nicht interessiert ist und mein Flehen, es doch bitte tun zu dürfen, wenn du dies als Wortspalterei enttäuscht verächtlich schmollend abtust, dann lasse ich dir doch deine Entscheidung. Dann bist du aber nicht mehr der Mann, den ich dir zutraute es zu sein. Mit meinem Mann möchte ich auf Augenhöhe sein, weil er es möchte.

Und genau diese Augenhöhe in hervorragendem Maße hast du mir stets vermittelt, mich stets geachtet und gewürdigt. Und nun dieses. Ist hier eine Persönlichkeitsveränderung vor sich gegangen? Ich kenne dich nicht mehr. Fühle mich nicht mehr mit dir verbunden. Du bist ja nicht mehr derselbe.

Denn selbst ein Tag danach kommst du nicht auf mich zu mit der Frage oder Bitte, es dir zu erklären, was ich meinte und am Tag davor erklären wollte. Ziehst noch immer nicht dein eigenes Missverständnis in Erwägung dahingehend, dass ein anderer Aspekt innerhalb deiner Sätze Anlass gab, mich in meiner Würde verletzt zu sehen, als der Aspekt, den du zu meinen pflegst.

So wie dir dieses fehlt, so fehlt mir etwas Anderes. Ich schaffe es nicht, locker leicht darüber hinweg zu sehen und mit dir hinterher so umzugehen, wie davor. Ich sehe das wohl zu eng, doch wenn ich es verdrängen würde, käme ich mir vor, als würde ich dich nach und nach zu einem arroganten Idioten machen, indem ich dich im Glauben ließe, alles wäre an deiner Einstellung voll in Ordnung. Früher galt eine solche Zurückhaltung bei Frauen als schicklich. Heute möchten die meisten Männer zum Glück sogar, aus dem Mund ihrerer Partnerinnen klipp und klar hören, wo etwas im Busch ist. Und umgekehrt, alles immer auf Augenhöhe, ohne siegen zu wollen, sondern um gemeinsam gewinnen zu wollen. Jeweils eine Erkenntnis oder Richtigstellung mehr. Beide entwickeln sich vorwärts.

Für so einen Mann hielt ich dich. Ein anderer käme auch nicht in Frage für mich. Jetzt weiß ich es ja nicht, war das eine Ausnahme, so ein Matcho-Verhalten wie vor 100 Jahren? Oder kommt dein eigentliches Selbst nach knapp 4 Jahren so langsam an die Oberfläche? Ich kenne die Antwort noch nicht.

Welche wäre mir lieber? Auch diese Anwort mir selbst zu geben, fällt mir schwer. Ansonsten, wenn alles rund läuft, und ich bin ja meistens mit allem mehr als zufrieden, wie als wenn für ein Kind Weihnachten und Ostern zusammen fällt. Und meistens darf ich einfach alles sagen, frei Schnauze, und dir gefällt das. Aber wehe wehe, wenn sich etwas nach Unzufriedenheit oder Kritik für dich anhört. Dann ist es mit deiner Art schnell vorbei und nicht mich schreist du dann an, sondern den Himmel. Gott verfluchst du dann, wie er so etwas zulassen kann, selbst wenn du damit deine eigenen Fehler formulierst, nachdem du einen wieder erkannt hast. Nie hattest du bisher mich selbst angeschrien. Aber geflucht wie kein Anderer.

Das Fluchen musst du unterlassen, sagte ich dann. Damit komme ich nicht klar und will es auch nicht.

Du schafftest dies dann für ein paar Wochen, alle Achtung. Und dann kam gestern so ein ganz neuer Ton zum Vorschein, und zum erstenmal schriest du mich selbst an und zertrümmertest den Teller.

Es ist ja nicht der erste zertrümmerte Gegenstand. Doch in Verbindung damit, dass du mich nun zum ersten Mal selbst angeschrien hast, ist es der erste.

 

 

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Tag der Veröffentlichung: 24.12.2013

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