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Teile 9 bis 14

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Teil 3

 

 

Vorwort

 

Nachdem Berni vom Ur-Berliner zum Dorfbewohner mutierte, bringt eine plötzliche berufliche Veränderung einen Wohnortwechsel für seine gesamte Familie mit sich.

Sein neuer Lebensraum wird die vorpommersche Kleinstadt Anklam an der Peene.

Er folgt seinen persönlichen Verpflichtungen, die er in einer Gesellschaft einging, die seit mehr als 25 Jahren nicht mehr existiert.

Ale „gelernter DDR-Bürger“ fällt es ihm schwer, die Wendezeit zu begreifen und in einem vereinten Deutschland „anzukommen“.

Er verharrt zum Nachteil für sich und seine Familie bei seinen alten politischen Auffassungen und möchte sich und seiner bisherigen politischen Entwicklung auf seine Art und Weise vorerst treu bleiben.

Dass dies kein leichter Weg ist, erkennt er relativ schnell. Nachfolgend erinnert sich Berni an die ersten 10 Jahre des Aufenthaltes seiner Familie in Anklam. Es sind dies die Jahre von 1989 bis 1999 bis zum Beginn eines neuen Jahrtausends. Noch ahnte er nicht, dass das Jahr der Wende in der DDR bereits begonnen hatte.

 

 

Eine neue Wohnung in Anklam

 

Wir hatten einen für uns angenehmen Urlaub im nichtwinterlichen Binz in einem FDGB-Heim zum Jahreswechsel 1998/89.

Da der Winter während unserer Urlaubzeit ausblieb und jeglicher möglicher Schnee als Regen fiel, mussten wir unsere Bekleidung auf „regenfest“ umstellen.

Nach unserem täglichen frühen Frühstück in der Gemeinschaftsgaststätte unsers Ferienobjektes zogen wir unsere Regencapes an und marschierten alle Vier im Dunkeln mit dem Geschrei der Möwen am Strand der Ostseeküste Richtung Jagdschloss Granitz.

Trotz des fast ständigen Regens genossen wir die Seeluft und die Landschaft sowie unsere geregelten Mahlzeiten, die wir jeweils am Vortag aus vier Gerichten mithilfe farbiger Chips auswählen durften

 

Mein neuer Arbeitgeber, der Rat des Kreises Anklam, ließ uns telefonisch vor unserem Urlaubsende in Binz mitteilen, dass wir uns auf unserer Rückreise in Anklam „unsere neue Wohnung“ ansehen könnten.

 

So fuhren wir erholt und allesamt noch gutgelaunt auf der Heimreise von Binz zum Zwischenstopp nach Anklam. Neugierig liefen wir dann nach unserem Mittagsessen in Anklam zuerst nahe des Marktplatzes durch ein Neubaugebiet und hielten schon mal nach eventuell leerstehenden Wohnungen Ausschau. Tatsächlich endeckten wir sogar eine. Meine drei Frauen waren irgendwie darauf fixiert, dass wir ja eine „neue“ Wohnung besichtigen sollten. Dies konnte dann natürlich auch nur eine Neubauwohnung sein. Doch hier irrten sie sehr!

 

Ein Mitarbeiter der Kreisverwaltung führte uns schließlich nachmittags zu unserer „neuen“ Wohnung.

 

Dann standen meine drei „Frauen“ auf dem Hof einer verwohnten Parterrewohnung eines kleinen Mehrfamilienhauses in der Damaschkestraße und ließen ihren Tränen freien Lauf.

Sie waren nun schwer enttäuscht und hatten das Gefühl in Kleisthöhe ein Paradies aufgeben zu müssen. Doch es gab kein „Zurück“ mehr.

 

 

Der Strohwitwer

 

Ab Januar wohnte ich nun „als Strohwitwer“ im Gästezimmer des „Würfelhauses“ in Anklam und machte meinen neuen Job.

Am Wochenende war ich in der Regel zu Hause in Kleisthöhe und die Woche über jeweils in Anklam zum Arbeiten.

Ich wurde gefahren. Das bedeutete, dass ich montags früh abgeholt und freitags von einem Kraftfahrer des Rates des Kreises Anklam nach Kleisthöhe zurückgebracht wurde.

 

Es sollte noch bis März dauern, bevor in unserer Wohnung in Anklam Renovierungsarbeiten begannen. Im Juni konnte ich endlich die Tapeten aussuchen und die Heizungsmonteure schweißten den Kessel zusammen.

Ende Juni nahm unsere Wohnung in Anklam langsam Gestalt an und wir liehen uns von unserem Kleisthöher Nachbarn Eckart seinen PKW-Anhänger aus und brachten mit dem Trabbi erste Sachen nach Anklam.

 

Anfang Juli waren die Maler und Fußbodenleger fertig und schlossen die Klempner die Toilette an.

Einen Elektroherd besorgte ich in Pasewalk, desgleichen eine Spüle. Nun stand noch der gasseitige Anschluss der Heizung aus. Auch ein Diensttelefon war angemeldet.

Zweimal hatte ich bereits etwas im „neuen“ Garten gewerkelt.

Im Juli war dann unser großer Umzugstag. Die Kollegen der Plankommission in Anklam halfen beim Einräumen. Sie staunten nicht schlecht, was wir alles mit anschleppten.

Am meisten Aufsehen erregte unsere umfangreiche Kollektion an Weinballons, von denen die meisten sogar noch gefüllt waren.

 

Mitte August hatten wir einen Termin beim Notar in Strasburg zum Verkauf unseres Eigenheimes in Kleisthöhe. Beim Verkauf erzielten wir ein Plus von 4.000,- Mark. Dieses Geld reichte gerade für eine neue Schrankwand, die wir in unserer Anklamer Wohnung dringend brauchten.

Nach meinem Urlaub im August hatten wir die Wohnung fast komplett eingerichtet, nur der Gasanschluss stand noch aus.

 

 

Die Wende beginnt

 

Anfang September spürten wir bereits die ersten Anzeichen der Wende.

DDR-Bürger reisten über die erstmalig geöffnete Grenze über Ungarn nach Österreich aus. Doch ich bereitete als Vorsitzender der Kreisplankommission Anklam die Komplexberatung für den Jahresplan 1990des Landkreises Anklam vor.

 

Mein 41. Geburtstag wird bereits in unserer neuen Wohnung gefeiert. Die Eltern kommen zu Besuch und Familie Meyer, unsere ehemaligen Nachbarn aus Kleisthöhe.

Als offizielle Gäste kommen der Ratsvorsitzende und der Sekretär für Landwirtschaft der SED-Kreisleitung zur Stippvisite.

 

Auch die Lage in Polen spitzte sich zu. Anfang Oktober sprach der Sekretär für Landwirtschaft im Bericht des Sekretariats der SED-KL auf der KL-Sitzung noch oder erstmals von „einem koordinierten, generalstabsmäßig geführten Angriff des Imperialismus auf den realen Sozialismus“.

 

Die Zahl der Ausreiseanträge im Kreis Anklam betrug zu dieser Zeit erst 38.

Am 8. Oktober fanden bereits Demonstrationen in Dresden, Plauen und Leipzig statt. Im damaligen Bezirk Neubrandenburg bestand noch relative Ruhe.

Circa 1000 Bürger aus dem Bezirk Neubrandenburg waren in diesem Jahr ausgereist. Insgesamt waren es fast 100.000 aus der ganzen DDR.

 

 

Neues Forum auch in Anklam

 

Das Stimmungsbild in der Bevölkerung verschlechterte sich zusehends. Es gab Zweifel, Unruhe und Proteste.

Zunehmend gingen Aktionen und Initiativen von den Bürgern und insbesondere dem Neuen Forum aus.

Die Staatsmacht wich zurück. Sie flüchtete sich in formellem Aktionismus, hielt an den alten Strukturen und Methoden noch fest und suchte nach spürbaren Demokratisierungseffekten.

Sie hoffte, die öffentliche Meinungsbildung noch beeinflussen zu können und wirtschaftliche Probleme zu mildern wie z. B. bei der Kartoffel- und Kohle-Versorgung.

 

Mit den Bürgermeistern des Kreises Anklam sollten nun wöchentliche Lagebesprechungen mit dem Ratsvorsitzenden erfolgen. Die Medienarbeit sollte verbessert werden. Auch in Anklam liefen Anfang Oktober Unterschriftensammlungen für das Neue Forum, welches mehr Demokratie und die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage forderte. Bärbel Bohleys Name wurde zum Synonym für die Bürgerrechtsbewegung. Ende Oktober gab es auch in Anklam Hinweise für die Gründung des Neuen Forums z. B. im Anklamer Theater.

 

In der SED häufen sich Parteiverfahren, Austritte und Ausschlüsse in nie gekannter Weise. Mitte Oktober ging die entstandene neue Unruhe quer durch unsere Familie.

Es waren Oktoberferien. Unsere ältere Tochter Dörte war in Berlin bei meinen Eltern zu Besuch und Bettina war in Hetzdorf bei einer Freundin zu Besuch.

 

Trotz allem Stress um mich herum, begann ich eine neue Runde im Fernschach.

Es gab erste Urlaubssperren in der Verwaltung. Am 12. Oktober beriet das Politbüro mit den ersten Sekretären der Bezirksleitungen und schätzte ein, dass die Lage ernst sei und die BRD versuche die DDR zu knacken.

 

 

Blinder Aktionismus

 

Doch die zentrale Parteiführung begann sich zunehmend von der Realität zu lösen und verlor nach und nach den Kontakt zur Basis und den Einfluss auf die Basis, da sie sich selbst chaotisch verhielt.

Die Parteiführung hoffte zu dieser Zeit noch auf Beruhigung, Erneuerung und Belebung.

Sie begann zu spüren, dass sie selbst die Ursachen für die aktuelle Entwicklung gesetzt und zu verantworten hatte.

Angst und Unsicherheit machten sich in der Führung breit. Vertrauen auch untereinander schwand. Die Sorge um das eigene Fell und die Familie rückten mehr in den Vordergrund. Viele Parteikader sorgten sich bereits, was später aus ihnen werden würde.

 

Die Unruhe der Bürger machte sich auch in den Betrieben Luft. Die Parteiführung fürchtete die offene Konfrontation mit der eigenen Bevölkerung und schreckte vor einer solchen zurück.

Parteifunktionäre begannen sich selbst kritische Fragen zu stellen.

Doch jeglicher Aktionismus der Partei und der Staatsmacht führte nicht zur Beherrschung der Lage, sondern immer mehr zum Erkennen der eigenen Ohnmacht und der Unfähigkeit mit dem sozialistischen System die Probleme lösen zu können.

 

Am 19. Oktober sprach Genosse Denz, 1. Sekretär der SED-KL, davon, dass die Situation in der DDR „5 vor 12“ sei. Er sprach noch immer von einer Konterrevolution, die stattfinde.

Für den 20. Oktober wurden erste Demonstrationen in Anklam angekündigt. Nun war es auch bei uns in Anklam so weit.

 

Bereits am 18. Oktober hatten in Neubrandenburg über 3.000 Bürger demonstriert. Auch wir in Anklam wollten keine Konfrontation.

Die SED-Bezirksleitung formulierte noch sinngemäß, dass die SED als Partei eine Wende eingeleitet hätte. Die Geschichte belehrte sie eines Besseren!

Egon Krenz stand nun an der Spitze der DDR. Die Honecker-Ära war zu Ende.

 

Auch im Kreis Anklam gab es zunehmend eine offene negative Stimmung gegen das Sekretariat der SED und den Rat des Kreises Anklam.

 

Die Reaktion des Sekretariates und des Rates des Kreises bestand darin, dass all die Dinge in der ideologischen und der Leitungsarbeit, die vorher nicht offen angesprochen werden durften, nun umso eifriger diskutiert wurden.

 

Jeder Mangel, jedes Versorgungsproblem wurde nun offen genannt, diskutiert und alle Missstände, Schlampereien usw. sollten nun sofort oder über Nacht beseitigt werden.

Noch wurde gehofft, die Bürger wieder für den Sozialismus gewinnen zu können, indem dieser etwas attraktiver gemacht werde.

 

In diesem Sinne wurde auch der nächste Kreistag vorbereitet. Mit aufwendigem Aktionismus sollten Funktionäre in den Betrieben und Einrichtungen auftreten.

 

 

Demonstration in Anklam

 

Ende Oktober demonstrierten etwa 200 Bürger in Anklam. Sie marschierten vom Theater zum Marktplatz und dann zum Haus des Bürgermeisters. Der Bürgermeister lud die Bürger für den nächsten Tag ins Rathaus „zum Dialog“ ein.

 

Die Bürger trafen sich danach auf dem Markt zu einer Kundgebung.

Der 1. Sekretär der Kreisleitung, Gen. Denz, wollte die Leute „von der Straße weghaben“ und lieber mit den Bürgern in großen Sälen reden.

So gab es am 23. Oktober eine Diskussion mit Bürgern im Saal des Tiefbaukombinates und am 24. Oktober im Volkshaus. Am Gespräch im Volkshaus nahm auch ich teil.

 

Von einem mit den Bürgern zu führenden Dialog war nunmehr die Rede. Dieser sollte möglichst nach Feierabend erfolgen, damit noch produktiv gearbeitet werden konnte bzw. mögliche Streiks vermieden wurden, die die wirtschaftliche Situation weiter zuspitzen würden.

Ich ging zum Dialog mit den Werktätigen in den VEB Waagenbau.

Alle Urlauber und Lehrgangsbesucher des RdK sollten in dieser Situation zurückgeholt werden.

 

Dr. Bordel und Herr Scheffler wurden in diesen Tagen zu Initiatoren von Protestveranstaltungen der Bürger.

Bei den Bürgerforen wurde von der Kreis-Parteiführung „ein harter Kern von etwa 50 bis 100 Schreier und Pfeifer“ ausgemacht, die z. T. angetrunken gewesen sein sollten. Doch so einfach war die Situation nicht zu erklären!

Teilweise wurden hasserfüllte Reden gehalten und Vorwürfe gegen Staat und Partei vorgebracht.

Wir sollten nun Foren, Bürgerversammlungen in den Gemeinden unterstützen. Ich wurde für Groß Polzin eingeteilt.

 

Am 4. November war die große Kundgebung in Berlin mit weit über 500.000 Menschen. Am 7. November wurde eine Kundgebung für Anklam angesagt. Die Wende nahm dann weiter ihren Lauf, auch in Anklam.

 

Westgeld kommt, SED geht

 

Mitte November holten wir mit den Mädchen und meinem Vater unser Begrüßungsgeld in Westberlin ab. Es gab dort 400, -DM. Vorher konnten wir bereits in Anklam 60,-Mark umtauschen, so dass wir nun über 460 DM verfügten. Wir kauften damit Kleinigkeiten ein. Ich erfüllte mir einen Traum und kaufte ein kleines Stereo-Kofferradio mit Doppelkassettendeck.

 

Anfang Dezember legten die ersten Ratsmitglieder in der Anklamer Kreisverwaltung ihr Dokument auf den Tisch, was so viel hieß, als dass sie aus der SED „austraten“. Auf jeden Fall wollten sie nichts mehr mit der SED zu tun haben. Auch der Ratsvorsitzende kam nun ohne Parteiabzeichen zur Ratssitzung.

Im Dezember folgte Gundel und trat auch aus der SED aus.

Für den 6.Mai 1990 wurden Neuwahlen angesetzt.

 

Eine unsichere Zeit hatte für meine Familie begonnen und ich selbst war Schuld daran. Alles war für meine berufliche Zukunft in Frage gestellt.

Ausgerechnet in dieser kritischen Zeit verunglückte unser Bettinchen beim Rodeln am Spielplatz „Turner“ mit dem Schlitten und musste am Oberschenkel operiert werden.

 

Der kreisliche Anklamer Parteiapparat war selbst in Auflösung begriffen. Ich blieb jedoch noch weiter Mitglied der SED und bis zum Jahre 2006 auch der PDS.

 

Im Rat des Kreises liefen aufmerksame Kollegen von Büro zu Büro mit Stapel von SED-Parteiausweisen, die sie bereits eingesammelt hatten. Zur Verwunderung der fleißigen Sammler wollte ich meinen Ausweis behalten.

Ich versuchte alles neu zu durchdenken und irgendwie weiter in meinem Job weiter zu arbeiten.

So ging ich weiter meinen „Amtsgeschäften“ nach und ging zu Beratungen ins Heizhaus Südstadt, in den VEB-Waagenbau und in das Internat des Tiefbau-Kombinates.

 

An den Litfaßsäulen in Anklam klebten „aufmunternde handgeschriebene Zettel“ „Schmeißt die roten Schweine in die Peene“ und ähnliche andere Inhalte. Aus der Republik gab es Informationen von Ausschreitungen gegen Stasi-Mitarbeiter, von Schikanen gegen SED-Mitglieder und deren Familienangehörige.

 

Meine Einsamkeit und der Verlust aller Werte führten mich zu Seneca. Ich las Seneca „Vom glückseligen Leben“ und staunte, was dieser Mann bereits vor 2000 Jahren wusste.

 

Ich fühlte mich damals zum Jahreswechsel tatsächlich sehr einsam.

Ich nahm noch sechs Tage Urlaub im alten Jahr und versuchte mental mit meiner neuen Situation fertig zu werden.

 

Als wir mit unseren Nachbarn, einem älteren Ehepaar, auf das neue Jahr 1990 anstießen, erfuhren wir, dass auch sie aus der SED ausgetreten waren. Zwei ehemalige alte Genossen!

 

Wir luden Silvester den Kreisbaudirektor und dessen Freundin zum Doppelkopfspiel ein, um auf andere Gedanken zu kommen.

 

 

Mach Du doch den Kreisvorsitzenden!

 

Am ersten Wochenende im neuen Jahr 1990 spazierten wir mit unseren Töchtern in das neu entstehende Wohngebiet am Stadtwald. Ich erzähle ihnen von den Problemen beim Bau.

Es machte mir Mut, dass Bettinas Verletzung verheilte und sie wieder richtig laufen konnte. Eine tüchtige Narbe am Oberschenkel sollte allerdings bleiben.

Meine Position im Rat musste ich neu durchdenken. Ich war ja nun fast das einzige SED-Mitglied in der Kreisverwaltung.

 

Zum ersten Mal nahm ich als Zuhörer am „Runden Tisch“ in Anklam teil. Den Anklamer Runden Tisch hatte unser nunmehr parteilose Ratsvorsitzende initiiert. Er leitete bzw. moderierte alle Sitzungen und ließ diese nach Tonbandaufzeichnungen protokollieren.

 

Die Kreisstelle für Staatssicherheit war inzwischen aufgelöst worden und die SED-Kreisleitung war nicht mehr arbeitsfähig.

Auf einem Parteitag in Berlin nannte sich die SED in SED-PDS um.

Doch die Stimmung gegen den Staats- und Parteiapparat wurde davon nicht besser. In der Volkskammer ging es hektisch zu.

Die Stasi hieß inzwischen Nasi. Ihr Hauptgebäude in Berlin wurde am 15. Januar gestürmt, obwohl es bereits an die Bürgerbewegung übergeben worden war.

 

In Anklam versuchten wir am gleichen Tag eine SED-PDS-Demo bzw. Kundgebung auf dem Marktplatz durchzuführen. Es kamen jedoch nur 200 Teilnehmer.

Dafür demonstrierten 500 Anklamer am Rat des Kreises vorbei und riefen: „SED raus!“

An unserem Fenster in der Damaschkestraße läuft nachts ein Besoffener vorbei und ruft: „Nie wieder SED!“

 

Ich gehe weiter zur Beratung Heizhaus Südstadt und in die Karl- Liebknecht Schule. Ich bereite den Kreistag am 24.1.1990 vor. Wird es nach diesem Kreistag noch einen Rat des Kreises geben?

 

Auch ich fühle mich von der SED betrogen, da ich eigentlich etwas Gutes wollte und auch daran glaubte. Auf dem Januar-Kreistag wird verkündet, dass acht weitere Ratsmitglieder aus der SED ausgetreten sind.

 

Mein oberster Chef, Herr Schürer, war in Berlin verhaftet worden. Die Planwirtschaft war also ein Verbrechen?

In der Öffentlichkeit ging es nun immer mehr um Forderungen nach Marktwirtschaft, frei konvertierbarer Währung und der Einheit Deutschlands. Und alles zusammen sollte möglichst schnell kommen. In Leipzig riefen mehr als 100.000 Bürger auf der Straße „Weg mit der SED-PDS!“ und „Einheit Deutschlands!“

 

Ich versuche weiter meinen Job zu machen. Doch das Chaos nahm zu.

Nachdem wir Gundels Geburtstag gefeiert hatten, wurde ich immer nachdenklicher, fragte ich mich nach meiner Perspektive, wie ich meine Familie vor Schaden bewahren könnte.

 

Auf der Kreisdelegiertenkonferenz der SED-PDS am 10. Februar in Anklam wurde ich überraschender Weise zum ehrenamtlichen Kreisvorsitzenden gewählt.

Ja, niemand wollte die Funktion haben!

Mein Sprachfehler ließ mich wieder mal „ja“ sagen.

Doch meinen Job in der Kreisverwaltung wollte ich noch behalten. Das heißt ich nahm diese Funktion nicht wie bisher üblich hauptamtlich, sondern nur noch ehrenamtlich an.

 

Am 24. Februar war ich in Berlin zum Wahlparteitag. Nun hieß die SED-PDS nur noch PDS.

 

Bei den ersten freien Wahlen zur Volkskammer am 18. März bekam die PDS 25% der Stimmen im Kreis Anklam. Rund 50% wählten die Allianz für Deutschland.

Nun wurden für den 6. Mai die Kommunalwahlen vorbereitet.

Eine Währungsunion wurde für den 1. Juli anvisiert.

 

 

Machtwechsel in der Anklamer Kreisverwaltung

 

Auf den Anklamer Betrieben wehten Deutschland-Fahnen und blau-weiße Fahnen für Vorpommern.

 

Die PDS-Kreisorganisation Anklam hatte Ende März noch knapp 1000 Mitglieder und etwa 60 Basisgruppen. Die Anklamer PDS-Mitglieder forderten den Parteiausschluss ihres ehemaligen Kreisvorsitzenden, Frank Denz, der uns darauf prompt als „Neustalinisten“ beschimpfte und mit seiner Familie einfach in den Westen zog.

 

Am 30. März 1990 fand die letzte „Rats-Fete“ im Rat des Kreises statt. Angetrunken und angeheitert rufen einige von uns: “Wir sind das Volk!“

Das sahen die Anklamer Bürger wahrscheinlich nicht ganz so.

Anfang April findet noch ein Preisskat im Ratsgebäude statt, doch ich habe wenig Freude daran und ich rauche seit längerem wieder stark.

 

Ende April fuhr ich zur Beratung der Kreisvorsitzenden der PDS nach Neubrandenburg. Die Kreisorganisationen sollen sich künftig selbst finanzieren.

Wird die PDS damit eine normale Partei?

Auf jeden Fall muss die Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiter drastisch reduziert werden.

 

Ich begann mit der Frühjahrsbestellung im Garten. Zwiebeln, Kartoffeln wurden gesteckt und etwas gesät. Ich fühlte mich mal wieder angeschlagen, war kaum arbeitsfähig und rauchte nicht nur zu viel, sondern trank auch Alkohol.

Der Sinn meines Jobs in der Plankommission schwand dahin.

 

Auch unsere Wohnung geriet in Gefahr. Wir erfuhren, dass sie jemand privat kaufen möchte. Doch das versuchten wir zusammen mit unserem Nachbarn Christoph dann eher selbst.

Denn wir wollten die Wohnung nicht verlieren.

Doch das Grundstück musste erst vermessen und das Gebäude geschätzt werden. Ich versuchte das zu regeln. Gemeinsam mit Herrn Engel gelang es schließlich, dass jeder jeweils für seine Wohnung einen Vorverkaufs-Vertrag abschließen konnte.

 

Nach der Kommunalwahl am 6. Mai hatte die PDS 10 Mandate von 45 im Kreistag, und 7 von 29 in der Stadtvertretung Anklam.

 

Ich war erstmals als Anklamer Kreistagsabgeordneter demokratisch legitimiert. Natürlich wurde ich auch noch Fraktionsvorsitzender der PDS-Fraktion.

Trotz Stress im Job und viel Parteiarbeit, versuchten wir unser PDS-Ferienobjekt in Koserow zu renovieren und bauten dort an den Wochenenden. Zwei Anklamer Genossen und ich schafften uns dort mehrwöchentlich.

Selbst am Herrentag putzten wir „Idioten“ weiter an den beiden Bungalows.

Denn noch wussten wir nicht, dass mit der Enteignung der SED in Rechtsfolge auch der PDS die Bungalows nicht mehr gehörten. Wir arbeiteten also für die Katz oder eigentlich für andere.

 

Am Zahltag im Mai stellten Gundel und ich fest, dass uns nur 4000,- Mark der DDR zum Umtausch bei der Währungsunion zur Verfügung standen. 12.000,- Mark könnten von uns 1:1 getauscht werden. Na, gut, dann helfen wir eben anderen, etwas mehr Geld 1:1 zu tauschen.

 

Am 15. Mai tagte der Runde Tisch in Anklam zum letzten Mal.

Mit meiner Wahl zum Kreisvorsitzenden der PDS saß ich regelmäßig als Vertreter der PDS mit am Runden Tisch und war oft Zielscheibe von Fragen und Anfeindungen anderer Teilnehmer.

Ende Mai machte die PDS ihre letzte Delegiertenkonferenz im „PDS-Gebäude“ in der Leipziger Allee.

Hinterher wurde dort noch gefeiert. Einige blieben bis zum frühen Morgen.

Ich gab das Gebäude danach an die Stadt ab, die es nun als „Haus des Kindes“ nutzte.

 

Der Machtwechsel im Rat des Kreises rückte immer näher.

Anfang Juni tagte der neue Kreistag. Zum neuen Landrat wurde Dr. Behrens gewählt. Vom Kreistag wurden sieben Dezernenten gewählt.

Klaus-Dieter Lustig und ich wurden als Mitglieder des Kreisausschusses bestätigt.

Alle ehemaligen Ratsmitglieder schwebten in Existenzangst. Ich auch.

In der Stadtverwaltung wurden schon alle Stadträte, bis auf Frau Thurow, die in der CDU war, entlassen.

 

Die Währungsumstellung rückte immer näher.

DDR-RFT-Technik wurde noch auf dem letzten Drücker verschleudert. Ich kaufte schnell noch einen preislich gesenkten Stereo-Plattenspieler aus DDR-produktion für 134,- Mark Ost.

 

Am Freitag, dem 8. Juni berät der neue Landrat mit seinen Dezernenten.

Wir ehemaligen Ratsmitglieder warten auf die Entscheidungen über das künftige Schicksal eines jeden von uns.

Doch man macht es spannend und erst fünf Tage später, am 13. Juni um 10.00 Uhr sollte ich zu Herrn Witt, dem neuen ersten Kreisdirektor des Landkreises Anklam ins Büro kommen.

Er sagte mir, dass ich bleiben könnte, wenn ich dies möchte. Natürlich würde das nur auf einem kleinen, bescheidenen Posten möglich sein.

Ich sagte erfreut sofort zu, dass ich gern weiter bleiben möchte. Ich hätte beim besten Willen nicht gewusst wohin.

 

 

Das neue Amt für Wirtschaftsförderung

 

Die Plankommission gab es nun nicht mehr. Dafür gab es neu ein Amt für Wirtschaftsförderung. Mein neuer Dezernent war Herr Hofmann, ein neuer Mann der Wendezeit. Ich zog zu Siegfried Grünig ins Büro, nun nicht mehr als sein Chef sondern als „normaler“ Mitarbeiter.

Der Amtsleiter-Posten unseres neuen Amtes wurde ausgeschrieben. Ich bewarb mich nicht auf diesen Posten.

Ich zog nunmehr eine bescheidene Existenz vor und hielt es nur für gerecht und angemessen, nicht mehr als Leiter zu arbeiten.

 

Noch immer fanden Beratungen im Heizhaus Südstadt statt und liefen Bauablaufberatungen zum Wohngebiet „Am Stadtwald“.

Zum Heizhaus „Am Stadtwald“ schlossen wir nach einem Jahr Quälerei zur Vorbereitung einer Rohbraunkohle-Heizung einen Vertrag mit einer westdeutschen Heizungsfirma zur Umrüstung auf Ölheizung ab.

Binnen weniger Wochen stand ein funktionsfähiges Heizhaus auf Ölbasis neben unserem Rohbraunkohle-Heizhaus-Rudiment.

Das neue Heizhaus war so leistungsstark, dass es zusätzlich noch die gesamte Südstadt mit Fernwärme versorgen konnte. Somit konnte das alte Heizhaus an der Südstadt komplett abgerissen werden.

 

Im Job entpuppte sich Siegfried Grünig langsam als Aufsteigertyp. Ich selbst strebte nach Bescheidenheit und Sicherheit für meine Familie.

Ich besuchte dienstlich das Kleiderwerk, das Getränkekombinat, den Waagenbau und die Brotfabrik in Anklam.

Mein neuer Amtsleiter wurde Herr Wuhlis. Er hatte sich bei Herrn Hofmann erfolgreich beworben.

 

Am 1. Juli holten Gundel und ich uns 500,- West-Mark von der Sparkasse ab. Die Währungsunion hatte stattgefunden. Und die „neuen“ Waren lagen in den Schaufenstern. Gundel schlug alles irgendwie auf die Galle und sie wurde krankgeschrieben. Die Mädchen fuhren noch einmal ins Ferienlager Pinnow.

 

Zusammen mit Kerstin Winth wurde ich von der PDS-Vollversammlung als Kandidat für den Landtag vorgeschlagen und bestätigt.

 

Am 5. Juli fand der nächste Kreistag statt und ich war mit dabei als Fraktionsvorsitzender der PDS.

An diesem Tag verließen die hauptamtlichen Mitarbeiter der PDS das Gebäude der ehemaligen Kreisleitung in der Leipziger Allee und zogen in die Räume der „neuen“ PDS-Geschäftsstelle in der Breiten Straße um.

 

Deutschland wurde Fußballweltmeister und die gesamtdeutsche Stimmung lebte noch mehr auf.

 

Nach meinem Sommerurlaub lebte ich als Mitarbeiter auf der Arbeit etwas ruhiger. Doch war ich unsicher, ob man den Kreisvorsitzenden der PDS weiter in der Verwaltung dulden würde.

Die Kreisverwaltung selbst wollte sich von vielen „Altlasten“ reinigen und bestand ja nun zu 90 % aus Mitarbeitern, die „immer schon gegen die SED gewesen sind“. Fast alle hatten bereits zu DDR-Zeiten im Rat des Kreises gearbeitet.

 

Auch im Kindergarten bei Gundel wuchs der soziale Druck und kündigten sich Entlassungen an.

 

 

Die Einheit Deutschlands

 

Nun wurde der 3. Oktober als Tag des Beitritts der DDR zur BRD anvisiert.

 

Ende September besuchte ich abends Wahlveranstaltungen. Ich kandidierte ja noch für den Landtag. Doch zum Glück reichten meine Wählerstimmen nicht für ein Mandat im Schweriner Landtag.

Meinen 42. Geburtstag feierten wir in aller Bescheidenheit.

Ein Trabbi war nun nichts mehr wert. Ich schenkte unseren alten Trabbi Eckart Meyer, unserem ehemaligen Nachbarn aus Kleisthöhe. Für 500,-Mark West kaufte ich einen fast neuen Trabant.

 

Die PDS stand weiter unter Druck. In Berlin durchsuchen Beamte die Räume des PDS-Vorstandes.

Am 20. Oktober wählten wir in Rostock auf einer Landeskonferenz die PDS-Kandidaten für den Bundestag: Hans Modrow, Andrea Lederer und Andre Brié.

Die PDS wurde enteignet und sollte Millionen an Steuern zahlen für ein Vermögen, das eigentlich nur noch auf dem Papier stand.

Ich war daher mit Gundel zur Großveranstaltung der PDS in Berlin auf dem Alex. Wir marschierten durch Berlin und riefen im Chor: „Hände weg von der PDS!“

Auch der Nordkurier druckte Artikel gegen die PDS im Kreis Anklam. Ich als Vorsitzender musste antworten. Wie stets blieb ich höflich.

 

Am 2. Dezember wurde der neue gesamtdeutsche Bundestag gewählt. Das Wahlergebnis für die PDS war so schlecht, dass ich der CDU nur gratulieren konnte. Die CDU brachte die DM und die Einheit Deutschlands.

 

Ich nahm angeregt von einem Westdeutschen Wirtschaftsmagazin an einem Börsentraining teil und „spielte Aktionär“ mit 100.000,- DM Spielgeld unter fast „echten“ Rahmenbedingungen.

Am 16. November bekomme ich meine erste Dienstreise in den Westen nach Lübeck. Ich war begeistert.

 

Am 19. November übergebe ich das PDS-Gebäude in der Leipziger Allee endgültig an den Anklamer Bürgermeister.

Die negative öffentliche Meinung gegen die PDS trifft auch mich. Man sagt zu mir: „Du siehst schlecht aus und bist grau geworden.“ Ich leide tatsächlich darunter.

Zur Beruhigung fahre ich mit Gundel und unseren Töchtern an die Ostsee nach Koserow. Wir essen in der Wildgaststätte „Forsthaus Damerow“ zu Mittag und kraxeln in Regencapes an der Steilküste entlang. Kaffee trinken wir in der Gaststätte „ Streckelberg“.

 

Unsere Nachbarin Frau Engel verstarb Mitte November und wir gingen natürlich mit zur Trauerfeier.

 

Der Rat des Bezirkes Neubrandenburg wurde zum 31. Dezember durch formelle Kündigung aller Mitarbeiter aufgelöst. Auch in der Kreisverwaltung Anklam wurden Strukturveränderungen vorbereitet. Viele waren mal wieder verunsichert. Ich allerdings sehr.

 

Auch das Auslandsvermögen der PDS geistert durch die Medien. Kein Ende der schlechten Nachrichten für die PDS.

Die Wahlen brachten die PDS erstmalig als Gruppe in den Bundestag. Für eine Fraktion hatten die Wählerstimmen nicht gereicht.

 

Die Strukturveränderungen in der Kreisverwaltung brachten für unser Amt zum Glück keine Kündigungen. Wir mussten nur alle noch dichter zusammenrücken. Ich saß nun mit Siegfried Grünig und zwei weiteren Kolleginnen zusammen in einem Büro.

 

Man bot mir an, etwas als PDS-Kreisvorsitzender für den Anklamer Heimatkalender zu schreiben. Ich lehnte dankend ab.

Dafür organisierte ich mal wieder etwas Neues für die PDS in Anklam. Eine Gesprächs-Reihe, die ich “Talk am Montag“ nannte.

 

 

Weihnachten 1990 erstmalig in Farbe fernsehen!

 

Ende Oktober schenkten uns meine Eltern ihren alten Farbfernseher. Nun konnten wir Weihnachten erstmalig in Farbe erleben. Ich stand fast zwei Stunden bei der Kreiszulassungsstelle für Kfz an, um den „neuen“ Trabbi umzumelden.

 

Vor Weihnachten fiel der erste Schnee so stark, dass wir nicht zu Eckart Meyers Geburtstag nach Kleisthöhe fahren konnten.

Wir schauten bei Waschers zu viert „Angelique“ und tranken dazu Feuerzangenbowle. Die Freundinnen unserer Mädchen Trixi und Lola sind bei uns zu Besuch.

Wir verlebten Weihnachten in Frieden und Eintracht, doch auch mit Sorge für das kommende Jahr 1991.

 

Herr Witt hatte mich noch im alten Jahr im Büro „als Chemiker“ angesprochen. Dies ließ in mir die Frage nach einer Umbesetzung aufkommen.

Für Lehrer und Kindergärtnerinnen wurden für 1991 Kündigungen angekündigt.

 

Insgesamt waren Gundi und ich froh, die Wende bisher relativ glimpflich überstanden zu haben.

 

 

Was macht der neue Kreisparteivorsitzende denn so?

 

Das neue Jahr 1991 begann für mich mit einer PDS-Parteikonferenz in Rostock.

Regelmäßig und pflichtgemäß besuchte ich als Kreisvorsitzender die PDS-Geschäftsstelle in der Breiten Straße, nahm an den PDS-Kreisvorstandssitzungen, an den Kreistagen, an den Sitzungen des Kreisausschusses und der PDS-Fraktionssitzungen teil.

Es gab weitere Parteiaustritte.

 

Ich versuchte des Öfteren auf langen Spaziergängen, die ich mit unserem kleinen Hund Teddy am Stadtrand unternahm, nachzudenken. Aber ich versumpfte auch zeitweise wieder mit Alkohol vor dem Fernseher.

 

Als Fraktionsvorsitzender im Kreistag hatte ich bei der Landesregierung eine Verfassungsklage eingereicht.

Die Mehrheit der Mitglieder des Kreistages wollte der PDS keinen Stellvertreterposten des Kreistagsvorsitzenden zugestehen. Ein solcher Postern stand uns nach dem Wahlergebnis jedoch zu.

Meine Verfassungsklage in Schwerin hatte schließlich Erfolg und ich selbst wurde Stellvertreter des Kreistagspräsidenten und saß nun mit im Präsidium des Kreistages.

Ich hatte weiter zahlreiche Parteitermine, wie zum Beispiel eine Basiskonferenz in Güstrow.

 

Mit unserem Nachbarn Herrn Engel philosophierte ich zeitweise bis spät in die Nacht. Vom vielen Alkohol und vom Nikotin bekam ich Sodbrennen. Ich nahm nun Ginseng-Tinktur ein und hoffte auf die „Kraft zweier Herzen“.

 

Anfang Februar ging ich zum Politfrühschoppen. Wir werteten den 2. Parteitag der PDS aus. Ich musste wieder zum Kreisausschuss und zur Präsidiumssitzung.

Unser Kreistagspräsident, Herr Reincke, hatte einen Herzanfall. Da merkt man, welchen Stress viele von uns hatten.

Ich sollte als Stellvertreter des Kreistagspräsidenten nun erstmalig eine Kreistagssitzung leiten.

 

Unsere Nachbarn Waschers kamen zu uns zum Fondue-Essen.

Die Mädchen hatten ihre Cousinen Leila und Rike und Herrn Engels Enkelkinder Lola und Trixi zu Besuch. Sie schliefen alle in einem Zimmer und Schwiegermutter war ja auch noch da.

Also war wieder einmal Leben in der Bude.

 

Ich versuchte mal wieder kürzer zu treten und mied sogar Alkohol und Zigaretten.

Ich nahm Vitamintabletten und versuchte auch gesünder zu leben.

Gundel wurde nun jedoch richtig krank und bekam sogar Bettruhe verordnet.

Ich übte mit einem Freund Lada fahren, da ich nun selbst einen Dienstwagen in der Kreisverwaltung fahren sollte.

 

 

Börsenspekulant und Wirtschaftsförderer

 

Überraschender Weise hatte ich bei meinem 9-wöchigen spielerischen Börsentraining „17.000 DM Spielgeld“ Plus gemacht. Das war ein recht gutes Ergebnis für mich als Laien.

Zur Belohnung wurde ich zusammen mit 19 anderen ostdeutschen Teilnehmern von der Deutschen Bank nach Frankfurt am Main eingeladen.

Frankfurt am Main hatte mich schon sehr beeindruckt, die Deutsche Bank, die Börse, Goethes Geburtshaus. Die Glanzseite der Marktwirtschaft!

 

Mit Beginn des Frühlings änderten sich meine Arbeitsbedingungen grundlegend, da die Wirtschaftsförderung in der Kreisverwaltung zur Chefsache des Landrates erklärt wurde. Wichtig wurde hierbei die Vergabe von Fördermittel für die Wirtschaft. Gerade letzteres war ja mein Aufgabengebiet geworden.

Ich bekam sogar ein eigenes separates Büro räumlich getrennt von meinem Amt in einem Nebengebäude. Nun sollte ich mich nur noch mit Fördermitteln befassen und wurde dem Landrat direkt unterstellt. Ich sollte sogar mehr Gehalt bekommen!

 

Auf der PDS-Mitgliederversammlung wurde ich mit 119 von 130 Stimmen wieder zum Kreisvorsitzenden gewählt. Doch ich war gar nicht glücklich darüber. Das Ganze lag mir von Anfang an eigentlich nicht. 1990 war ich doch nur als Notnagel eingesprungen, da sich niemand im Kreis Anklam fand.

Gleich auf der ersten Sitzung des neuen Kreisvorstandes stritt ich mich mit den Vorstandsmitgliedern Monika und Veronika. Verärgert verließ ich vorzeitig die Sitzung.

Ich wollte alles hinschmeißen. Aber ich ließ mich später wieder von ihnen umstimmen und machte weiter. Doch ich wollte auch mal zeigen, dass ich irgendwo eine Grenze habe und mir nicht alles gefallen lasse.

 

Als Kreistagsabgeordneter wurde ich in den Sparkassenvorstand gewählt und lernte dort einige wohlhabende Bürger aus Anklam wie Herrn Scharlau und Herrn „Ford–Schröder“ kennen. Ich bekam weitere bescheidene Einblicke in die Finanzwelt!

 

Mir wurde eine einwöchige Dienstreise als Selbstfahrer mit einem Lada nach Hamburg übertragen.

Für mich war das schon ein kleines Abenteuer. Als ich alles überstanden hatte und heil wieder zurückkam, war ich echt froh. Ein Ossi mit Lada auf Westkurs!

Hamburg hatte mich der Marktwirtschaft mental etwas näher gebracht.

 

Ab April galt in der Kreisverwaltung neu eine gleitende Arbeitszeit. Dies kam mir sehr entgegen, da ich abends öfter politische Veranstaltungen hatte und dann morgens später zum Dienst erscheinen konnte.

Ich hatte für den Landrat die konstituierende Sitzung des „Aufbaustabes Ost“ für den Landkreis Anklam vorbereitet.

Aus finanziellen Mitteln für den Aufbau Ost hatte ich einen PC in mein Büro bekommen. Was alles so ging? Noch hatte ein PC in unserer Verwaltung Seltenheitswert.

 

Die Termine hetzten mich.

Ich musste zum Kreisausschuss, zum Kreistag, zum Aufbaustab und zu PDS-Tagungen nach Schwerin und Chemnitz. In der PDS-Geschäftsstelle standen weitere Entlassungen an. Die Nerven lagen dort blank.

Auch Gundel und ich selbst bekamen wieder Angst vor der Arbeitslosigkeit.

 

Ende März nahm ich an einer Großdemonstration der Berliner PDS vor der Treuhand mit etwa 75.000 Demonstranten teil.

Später wurde Herr Rohwedder, der Treuhandchef, ermordet. Wer versteht das?

 

Am 1. Mai fuhren wir Anklamer PDS-Mitglieder mit Kind und Kegel im Auto-Corso nach Zinzow. Circa 50 Personen insgesamt. In der Kreis-PDS waren nur noch 340 Mitglieder registriert.

Die PDS bereitete wieder eine Kindertagsfeier im Stadtpark vor.

In der PDS-Geschäftsstelle reagierte unsere Finanzchefin sauer, da sie vor der Geschäftsstellenleiterin entlassen werden sollte.

 

Bereits im Juni berieten wir mit den PDS-Organisationen von Wolgast und Greifswald über die Bildung einer gemeinsamen Regional-Geschäftsstelle.

Klaus Manns machte eine große Auswertung des PDS-Parteitages in der Gaststätte “Stadt Anklam“.

Ich grillte noch für die Helfer unserer PDS-Kindertagsfeier in unserer Terrasse.

 

 

Es gibt noch ein Privatleben?

 

Wir feierten Dörtes Jugendweihe zusammen mit unseren ehemaligen Nachbarn aus Kleisthöhe, Meyers und Werners. Weitere Gäste waren Gundels Schwester mit Ehemann und unser Nachbar Christoph Engel.

 

Pfingsten trank ich mit Nachbarn Gerd Wascher endlich Brüderschaft. Gundel war mit Frau Wascher schon längst beim Du angelangt. Gerd hatte stolz seine neue Praxis im Ärztehaus in der Leipziger Allee eröffnet.

 

Ende Juni überrollten uns Gundels Verwandte aus Suhl, Dresden und Woldegk.

Es wurde sommerlich warm. Schwager Klaus Hauer brachte an unserer Terrasse eine Bedachung aus Plaste an.

Die Mädchen bekamen ihre Zeugnisse und begannen ihre Ferien zu genießen.

Ich öffnete aus diesem Anlass ein 5-Liter-Fass mit Bier und stieß mit den Nachbarn, Gerd und Christoph an.

Dafür leerte Gundel mit Nachbarin Marlies zusammen eine Schüssel Bowle. Nachdem die Mädchen ein paar Tage in Kleisthöhe und Woldegk waren, hatten wir nun als Ausgleich fünf Mädchen auf unserem Hof.

 

Ende Juni ging ich für fünf Wochen in Urlaub. Da besuchten uns meine Geschwister mit ihren Familien. Zum Urlaubsbeginn rasierte ich mir den Bart ab und hörte sogar auf zu rauchen. Der Urlaub verging im Nu.

Wir fuhren ein paar Mal zur Ostsee hoch und nach Berlin zu den Eltern. An meinem letzten Urlaubstag saß ich mit Nachbarn „Waschi“ bei Bier und Weinbrand hinterm Haus bis es längst dunkel war und die Fledermäuse ihre Kreise zogen. Wir philosophierten langatmig über die Weltpolitik und den Putsch in der Sowjetunion.

 

Ende August gingen beide Mädchen erstmals getrennte Wege zur Schule. Dörte kam zum Lilienthal-Gymnasium und Bettina ging weiter in die „Käthe Kollwitz Schule“.

 

Herr Wuhlis übergab mir am ersten Arbeitstag meine gesammelte Post der letzten fünf Wochen. Nun ging der Arbeitstrott wieder los.

Ich begann einen Lehrgang Verwaltungsrecht als Weiterbildung. Zu dem Lehrgang hatte ich mich freiwillig gemeldet, da ich immer noch Angst hatte, entlassen zu werden.

Mit meiner bisherigen Ausbildung in Marxismus-Leninismus und in sozialistischer Staats -und Rechtstheorie konnte ich nun nur noch wenig anfangen.

Daher wollte ich mich praktisch umschulen und neu für die Verwaltung qualifizieren.

 

Anfang September feierten wir Helga Meyers 50. Geburtstag in Kleisthöhe.

Wir versuchten, Geld zu sparen. Die Pilzzeit begann und wir stöberten mit Waschis durch den Wald bei der Murchiner Jugendherberge.

Ich feierte einen sehr ruhigen Geburtstag. Einzige Gäste waren Gerd und Marlies Wascher.

 

 

Erster Jahrestag der Deutschen Einheit

 

Ich besuchte wieder mal die PDS-Geschäftsstelle in der Breiten Straße. Es sollte demnächst nur noch eine Regionalgeschäftsstelle für drei Kreise in Greifswald geben. Das hieß, unsere beiden letzten hauptamtlichen Mitarbeiter werden in den nächsten Monaten entlassen.

Die neue Leiterin der PDS-Regionalgeschäftsstelle wurde Zara Rother.

 

Ich hatte den Landrat, Dr. Behrens, zur PDS-Talk-Veranstaltung im Café am Marktplatz Gesprächspartner gewonnen.

 

Zum ersten Jahrestag der Deutschen Einheit traf sich die PDS-Kreisorganisation mit Kind und Kegel in Pinnow. Wir sangen zur Gitarre, tranken Bier und redeten über Vergangenes und die Zukunft, von der wir nicht wussten, wie sie aussehen würde.

Unsere Kreistags-Fraktionssitzungen fanden im Café am Markt, in einem Nebenraum, statt.

 

Herr Witt drängte auf Veränderungen in meinem Job. Ich sollte mich nunmehr mit der Kreisplanung befassen.

Da mein Büro unter dem Arbeitsamt lag, beobachtete ich nebenbei die Zunahme der Zahl der Arbeitslosen. Ich führte hierzu eine kleine private Statistik.

Beratungen und Verpflichtungen hatte ich wie gewohnt: Kreisausschuss, Vorsitzende der Basisgruppen, Vorstandssitzung, Verwaltungslehrgang, Klausur zur Kommunalverfassung.

Im Oktober war Hans Modrow zu Besuch in Anklam und ich begleitete ihn zu seinen Veranstaltungen als „Betreuer“.

 

Als es kälter wurde muckerte die Heizung im Keller und ich musste Wasser nachfüllen.

Mitte Oktober wurde unser Haus zur Hofseite verputzt, dies war schon länger notwendig gewesen, da der Putz abfiel. Mit Nachbar Engel teilen wir uns die Kosten.

Es war auch Erntezeit und wir ernteten Äpfel und Weintrauben.

Dörte feierte ihren 15.Geburtstag in aller Bescheidenheit.

 

Ab November bin ich nunmehr auf dem Gebiet der Kreisplanung und Raumordnung tätig.

In der Kreisverwaltung ist von größeren Entlassungen die Rede. Von 270 Mitarbeitern sollen etwa 90 entlassen werden. Dies verursacht einige Unruhe.

 

Ich motze das Fahrrad von unserm ehemaligen Nachbarn aus Kleisthöhe Opa Fischer auf und nehme mir vor, mal damit zu fahren und insgesamt gesünder zu leben.

Nebenbei schreibe ich Klausuren in Kommunal- und in Staatsrecht.

 

 

Ein Jahr vereinigtes Deutschland geht zu Ende

 

Anfang Dezember beginne ich sogar, mal wieder meine Briefmarken zu sortieren.

In dieser Zeit brach sich Schwiegermutter bei Glatteis den rechten Arm.

 

Mit der Geschäftsstellenleiterin der PDS harmonierte ich von Anfang an nicht.

Dies war rein gefühlsmäßig so, lag aber auch daran, dass mich ihre Vorgängerin verwöhnt hatte, indem sie alles für mich organisiert hatte.

Politisch leitete ich noch eine Beratung mit den Vorsitzenden der Basisgruppen und bereitete den PDS-Talk mit dem Anklamer Bürgermeister vor.

In mir wuchs der Wunsch als Vorsitzender der PDS zurückzutreten.

 

Arbeitsmäßig neigt sich das Jahr dem Ende zu. Die letzten Höhepunkte waren der Kreisausschuss, und der Kreistag. Ende Dezember ist kaum noch Betrieb in der Kreisverwaltung. Nur beim Arbeitsamt herrscht reger Andrang.

 

Bettinchen begann einen Karatekurs und Dörte beendete einen Tanzkurs.

 

Nach 15 Jahren stand erstmalig nur ein kleiner Weihnachtsbaum in unserem Wohnzimmer auf dem Tisch. Gundel konnte der Weihnachtsbaum zuvor nie groß genug sein. Einmal in Kleisthöhe musste ich sogar zwei Meter unten absägen, damit er ins Wohnzimmer passte.

 

Wir feierten Silvester zusammen mit Gundels Schwester und ihrem Mann in Anklam

Schwiegermutter saß dabei mit ihrem Gips-Arm vor dem Fernseher und schaute das Silvesterprogramm.

 

Die Medien meldeten, dass 58% der ehemaligen DDR-Bürger optimistisch in das neue Jahr 1992 gehen. Wir waren verhalten optimistisch.

 

 

Leiter des Umweltamtes

 

Unser Nachbar Christoph sorgte dafür, dass wir gleich zu Jahresbeginn einen Tele-Spiegel, kurz Schüssel genannt, aufs Dach bekamen. Dadurch konnten wir eine Reihe Fernsehsender mehr empfangen. Er kümmerte sich auch um die Beschaffung einer neuen Haustür, was allerdings einige Monate dauerte.

 

An Gundels 41. Geburtstag muss ich leider vormittags noch zu einer Gesamtmitgliederversammlung der PDS.

Obwohl ich bereits Anfang Januar dem Vorstand meine Rücktrittsabsichten mitgeteilt hatte, ließ ich mich überreden, weiter als Vorsitzender zu „amtieren“, da sich wie zuvor niemand anderes fand.

Doch erreichte ich wenigstens meinen „formellen Rücktritt“ und den Status, dass ich nur noch solange amtiere, bis sich ein neuer Vorsitzender gefunden hat.

 

Arbeitsmäßig folgten auf Sitzungen des Kreisausschusses und der Fraktion dicht aufeinander gleich zwei Kreistagssitzungen.

Der zweite Kreistag war ein besonderer Kreistag. Er fand in Zinnowitz gemeinsam mit den Mitgliedern der Kreistage Greifswald-Land und Wolgast statt.

Hier erlebte ich zum ersten Mal Herrn Kautz, den Landrat von Greifswald-Land, der die gemeinsame Kreistagssitzung leitete.

Noch wussten wir nicht, dass er der künftige Landrat des zu bildenden Großkreises Ostvorpommern werden würde. Doch schon hier zeigte er eine dominante und autoritäre Ausstrahlung.

 

Ende Februar bewarb ich mich um die hausintern ausgeschriebene Stelle des Leiters des Umweltamtes.

Ich ließ mich hierbei davon leiten, dass meine Qualifikation als Chemiker eher dieser Stelle entsprach, als der die ich im Amt für Kreisplanung und Wirtschaftsförderung innehatte.

Diese Stelle könnte mir mehr Sicherheit beim Joberhalt geben. So hoffte ich jedenfalls.

Die Angst vor einer möglichen Kündigung war für mich immer noch ein treibendes Motiv meines Handelns. Dieses Motiv hatte mich bereits zu den beiden Verwaltungslehrgängen gedrängt.

 

Zu meiner Überraschung bekam ich die Stelle als Amtsleiter tatsächlich. Ich war der einzige Bewerber und formell erfüllte ich alle Voraussetzungen. Sicher spielte es auch eine große Rolle, dass der Landrat, Dr. Behrens, als ein toleranter Mensch „nicht auf mein Parteibuch sah“.

Ich wusste aber auch, dass die Arbeitslosigkeit im Kreis Anklam inzwischen auf 26 % gestiegen war und Dr. Behrens einige Verantwortung übernahm, indem er den Kreisvorsitzenden der PDS zum Amtsleiter in seiner Kreisverwaltung machte.

Dieses sahen einige CDU-Mitglieder deutlich kritischer als er.

 

Mir persönlich gab die erfolgreiche Bewerbung irgendwie einen neuen Lebensmut.

Meine Abschlussklausuren im Verwaltungslehrgang 1 wurden insgesamt mit 2,5 bewertet.

Dies war für mich ein Erfolg, da ich dienstlich bedingt auch Fehltage an der Verwaltungsschule hatte.

Ich schloss schließlich die mündliche Prüfung mit gut ab und bekam auch insgesamt ein „gut“.

Ich bewarb mich umgehend für den Verwaltungslehrgang II, zu dem ich auch prompt zugelassen wurde. Dies lag sicher auch an der zu diesem Zeitpunkt noch relativ geringen Anzahl an Bewerbern. Doch ich ließ mich wieder einmal von meiner Angst vor Kündigung leiten.

 

Als Kreistagsabgeordneter bekam ich noch etwas mehr vom Duft der Marktwirtschaft zu spüren. So durfte ich mit dem Verwaltungsrat der Sparkasse zur CeBit-Messe nach Hannover und später nach Stuttgart fliegen.

 

Anfang März verdichteten sich die Anzeichen für Gundel, dass sie aus der Kita entlassen wird.

 

 

Der rotierende Kreisvorsitzende

 

In der Parteiarbeit erfand ich in meiner Zeitnot, etwas Neues. Ich nannte es, das Prinzip des „rotierenden Kreisvorsitzenden“. Ich „überzeugte“ drei führende Genossen Klaus Manns, Peter Hahn und Burkhard Tank im Wechsel mit mir für jeweils zwei Monte als Kreisvorsitzender zu amtieren.

 

Nach diesem System hatte jeder von uns Vieren praktisch ein halbes Jahr Pause bis er dann wieder zwei Monate amtierte. Für mich bedeutete diese Lösung eine wenn auch nur zeitweise wesentliche Entlastung von der Parteiarbeit und mehr Zeit für meine Familie, den Garten, die Nachbarn und Freunde. Weiterhin wurde Verantwortung auf breitere Schultern verteilt.

 

Mein Verhältnis zur PDS-Geschäftsstellenleiterin, Zara Rother, blieb weiter angespannt und ohne Harmonie. Im April begann Burkhard zu amtieren und damit das System „rotierender Vorsitzender“ zu wirken.

Grundsätzlich kamen mir zu dieser Zeit Zweifel am Sinn der Parteiarbeit an sich.

Mich interessierte als politisches Ziel doch mehr das Allgemeinwohl und nicht das Gegeneinander der Parteien.

 

Anfang Mai meldete ich mich bei meinem neuen Dezernenten, Herrn Spiriss, zu meiner Amtseinführung im Umweltamt. Er schien mich zu mögen und bot mir bald das „Du“ an.

Als Amtsleiter konnte ich nun kommunalrechtlich nicht gleichzeitig Abgeordneter im Kreistag sein.

Daher gab ich schriftlich mein Mandat an den Kreistagspräsidenten zurück.

 

Dank Rotationsprinzip des Kreisvorsitzenden konnte ich mit Gundel in Muße zu Manjas Jugendweihe nach Berlin fahren.

 

Der diesjährige Muttertag begann für uns mit einer feuchten Überraschung. Wasser tropfte in unserem Bad von der Decke herunter.

Christoph hatte eine kleinere Überschwemmung erzeugt. Da das Wasser zeitweise zentral abgeschaltet wurde, hatte er seinen Wasserhahn an der Badewanne voll aufgedreht. Er wollte so erreichen, dass das Wasser, wenn es wieder angestellt wurde, die Rohre von Verunreinigungen frei spülen konnte.

Das tat das Wasser dann auch. Jedoch war der entstehende Wasserdruck so groß, dass Christophs Schlauch am Wasserhahn senkrecht nach oben stand. Das Wasser verspritzte in seinem Bad bis es dann durch den Fußboden zu uns durchsickerte. Zum Glück entschädigte uns die Versicherung für den entstandenen Wasserschaden finanziell.

 

 

Kampf um einen PC

 

Bei meinem Umzug in das Umweltamt ließ ich heimlich und unauffällig den PC mitgehen, den ich für den „Aufbau Ost“ erhalten hatte.

Eigentlich gehörte er dem Amt für Kreisplanung und Wirtschaftsförderung. Doch ich hoffte, dass es so schnell niemand bemerken würde, da ich fast der einzige PC-Nutzer in der Kreisverwaltung war. Das klappte auch zuerst ganz gut.

 

Als ich meinen Ausstand im Amt für Kreisplanung und Wirtschaftsförderung gab, waren alle fröhlich und niemand dachte an den PC.

Doch ich schwor auf die PC-Technik und wollte nicht mehr ohne sie sein. Dies hatte ich auch meinem alten Lehrmeister aus Strasburg, Ludwig Großknecht zu verdanken.

Doch Ende Juli wurde mein Husarenstreich erkannt und das Hauptamt forderte mich kategorisch auf, dass ich den PC an die Wirtschaftsförderung herausgeben soll. Doch ich blieb uneinsichtig und schrieb sogar an den Landrat.

 

Mit meiner neuen Tätigkeit als Amtsleiter verbinden sich nun auch Leitungsaufgaben. So führte ich wöchentliche Sachgebietsleiterberatungen mit meinen drei Sachgebietsleitern ein. Besonders interessant fand ich die laufenden Verhandlungen mit der dänischen Firma Marius Petersen Gesellschaft zum Bau einer neuen Mülldeponie bei Spantekow.

 

Die Anklamer PDS organisierte die diesjährige Feier zum Kindertag diesmal auf dem Gelände des Seesportklubs am Schanzenberg.

 

Das Wetter war sommerlich und zusammen mit Nachbar Waschi genoss ich die Abende hinter unserem Haus bei einem Bier und einer Pfeife Tabak.

Die Mädchen spielen öfter Tischtennis auf dem Hof und Waschis Söhne beteiligen sich auch daran.

Den Herrentag gestalten wir mit Hilfe der Frauen als echten Höhepunkt im Garten hinterm Haus.

Wir bekommen wie gewohnt viel Besuch. Nach der Abreise meines Bruders Herbert und dessen Kinder erhielten wir Verstärkung durch die Cousinen unserer Mädchen Leila und Rike sowie der Schwiegermutter. Meine Schwester Gela mit Mann und Tochter kamen uns auch noch besuchen. Jedenfalls hatten wir ständig Leben in der Bude.

Doch auch wir unternehmen kleine Reisen im Urlaub und fahren nach Flensburg und nach Berlin.

 

Ein Amtsleiter hat einiges zu tun

 

Nach meinem Urlaub begann ich mit neuem Elan im Umweltamt meine Sachgebietsleiterberatungen durchzuführen. Bald bekomme ich Ärger mit dem Sachgebietsleiter Wasserwirtschaft, Rudi Wolff, dem mein Leitungsstil nicht gefällt. Schon damals war er auch mit seiner Vergütung unzufrieden.

Der PC-Streit dauerte auch noch immer an und ich meldete mich zum persönlichen Gespräch beim Landrat an.

 

Anfang September bekamen wir viel Regen und ich musste mit Nachbar Christoph undichte Stellen im Dach abdichten.

Wir bekamen neue Schränke für das Schlafzimmer und unsere Tochter Dörte half mir beim Zusammenbauen.

Ich kaufte mir einen CD-Player und lernte nun das Verwaltungsrecht mit klassischer Musikuntermalung über Kopfhörer.

Zu meinem 44.Geburtstag spendierte ich für alle Mitarbeiter des Umweltamtes ein Frühstück. Das war dort für jedes Geburtstagskind so üblich.

Am Wochenende reisten meine Eltern und meine Schwester Gela mit Familie zur Geburtstagsnachfeier an.

 

Der Oktober begann mit einem Kälteeinbruch und in der Kreisverwaltung war die Heizung defekt. Vor dem Zahltag sind wir mal wieder Pleite.

Nach dem Zahltag kauften wir uns dann gleich einen neuen Fernseher, da der alte bereits verdächtig flackerte.

 

Zu meiner großen Freude erhielt ich im Abonnement eine Reprint-Mappe mit den ersten zwölf Mosaikheften der Digedags von 1955.

Endlich konnte ich alle Hefte einmal komplett lesen. Die Freude wurde noch größer als mir Herbert unaufgefordert und überraschend im Dezember meine alte Mosaiksammlung zurückgab.

Diese hatte ich schon lange abgeschrieben. Nun hatte ich nostalgisches Lesefutter für Wochen.

 

 

Sturm und Kälte zum Jahresende

 

Ende November erlebten wir einen starken Sturm. Der Sturm riss die Überdachung über Teddys Hundehütte herunter und sie schlug auf das Dach von Teddys Hundehütte. Das muss eine gewaltigen Rums gegeben haben. Wir waren auf Arbeit und die Mädchen in der Schule als es passierte. Für den kleinen Hund war es bestimmt ein schreckliches Erlebnis gewesen.

Seit dieser Zeit hatte unser lieber Hund einen kleinen Sturmschaden, so dass er bei jedem Sturm winselte und wir ihn auf den Flur holen mussten. Auch bei Lärm reagierte er danach empfindlich.

 

Das wechselvolle Wetter förderte bei Gundel eine Erkältung, die mit einem bösen Husten verbunden war. Sie wurde krankgeschrieben. Der erste Dezemberfrost bracht spiegelglatte Straßen und führte zu zahlreichen Verkehrsunfällen.

 

Bei diesem Wetter musste ich mit meinem Chef Ralf Spiriss am Wochenende nach Grambin zur Tagung der Naturfreunde Internationale zum Thema „Landschaft des Jahres Odermündung“ fahren.

 

Es war noch eine stressige arbeitsintensive Zeit, da wir auch noch unseren „Müllkreistag“ vorbereiteten. Ralf hielt das Referat und alles ging irgendwie gut aus.

 

Außerdem musste ich noch im Dezember den öffentlich rechtlichen Vertag zum Projekt Peenetal-Landschaft zu Stande bringen.

Hierzu musste ich Siegel und Unterschriften von fünf Landräten und fünf Bürgermeistern unter dem Vertragstext besorgen.

Doch mit Hilfe eines ehemaligen versierten Berufskraftfahrers, der jede Fahrtstrecke aus dem FF kannte, und einer cleveren Sekretärin, Karola Muth, die mich synchron mit unserer Rundreise überall punktgenau anmeldete, gelang es uns an einem Tag alle Siegel und Unterschriften zu erhalten.

 

Nun konnte es Weihnachten werden. Als Besuch hatten sich zwei Freundinnen und vier Cousinen unserer Mädchen sowie Schwiegermutter angesagt.

Vor Weihnachten schneidet mir Dörte noch die Haare und ich stutze meinen Bart. Als sich das Jahr 1992 seinem Ende neigt, bin ich voll Dankbarkeit für den günstigen Jahresverlauf für meine Familie.

 

 

Das Projekt „Peenetal-Landschaft“

 

Sechs Mädchen und Schwiegermutter sorgten zum Jahreswechsel für Leben in unserer Wohnung.

Wir fuhren noch zu den Eltern nach Berlin und die Mädchen besuchten ihre Freundinnen Lola und Trixi.

Nachbars Sohn Volker kümmerte sich um unseren Teddy-Hund. Auf der Rücktour sahen wir noch bei unseren ehemaligen Nachbarn in unserem Heimatdorf Kleisthöhe ein.

 

Das Neue Jahr 1993 begann säuisch kalt. Mein guter Vorsatz für das neue Jahr war wieder einmal: „Nicht zu rauchen!“.

 

Ich sitze regelmäßig vor meinen Lernunterlagen im Kurs Verwaltungsrecht und büffele für das Fach Baurecht. Dabei höre ich über Kopfhörer klassische Musik vom CD-Player.

 

Nachbar Christoph ist noch im Winterurlaub. Es wurde im Januar so kalt, dass Teddy nachts auf dem Flur schlafen durfte.

 

Mit dem Landrat Dr. Behrens und dem Personalchef Heino Rekow führen wir Personalgespräche zur Besetzung des Projektbüros des Zweckverbandes „Peenetal-Landschaft“. Wir haben insgesamt 85 Bewerbungen für drei Stellen vorliegen.

Wir wählen Dr. Hennicke, Frau Scharnweber und Herrn Stegemann aus.

 

Nachdem die Arbeitsverträge unterzeichnet sind, richten die neuen Mitarbeiter mit viel Elan eine Geschäftsstelle für das Projektbüro in der Umweltstation Anklam ein. Mitte Januar findet dann bereits die erste Vorstandssitzung des Zweckverbandes „Peenetal-Landschaft“ statt.

 

Anfang Februar nahm das Projektbüro bzw. die Geschäftsstelle des Peenetal-Zweckverbandes offiziell ihre Tätigkeit auf und fand die konstituierende Zweckverbandsversammlung in Anklam statt.

 

Zusammen mit meinem Dezernenten Ralf Spiriss und meinem Mitarbeiter Ulf Necktar beraten wir zunächst im Landesamt für Umwelt und Naturschutz (LAUN) in Gützkow zum Neubau der Deponie Stern.

Ralf Spiriss und ich beraten danach Ende Januar mit dem Beirat der Marius Petersen Anklam GmbH (MPA) in Spantekow zum Neubau der Mülldeponie.

Mein Sachgebietsleiter für Wasserwirtschaft, Rudi Wolff, beantragt wieder mal eine höhere Vergütungsgruppe.

 

 

Kleinere Bauarbeiten

 

Das Wetter wurde mild und stürmisch. Der Sturm löste vier Dachziegel von unserer Dachrückseite heraus.

Ich flicke den Zaun, der auch vom Sturm beschädigt wurde. Kollege Ulf Necktar hilft mir und lässt Palisaden und Kies für den Zaun anliefern.

Doch es soll noch bis Anfang April dauen, bis ich mit Dörtes Hilfe die Pfähle für die Palisaden am neuen Zaun einsetzen kann.

 

Ende Januar begann unsere Bad-Modernisierung.

Wir wuschen uns abends in der Küche, da das Waschbecken im Bad abmontiert war.

Der Durchlauferhitzer war auch erst halb fertig montiert, so dass es kein fließend warmes Wasser gab.

Doch wir haben Glück, da Nachbar Christoph noch nicht von seiner Reise aus wärmeren Gefilden zurück ist. So können wir sein WC benutzen. Mitten in diesem Durcheinander im Handwerkerschmutz besuchen uns Anfang Februar die Eltern. Die Fliesenleger beginnen gerade ihr Werk.

Gundel managt das Baugeschehen im Bad. Als die Fliesenleger fertig sind, darf ich nun das Bad tapezieren. Mitte Februar habe ich den Anstrich im Bad fertig.

 

Meine drei Damen rutschen an einem schönen Winter-Wochenende auf Ski durch Anklam. Teddy und ich marschieren zu Fuß hinterher.

Zu Gundels Geburtstag kamen zahlreiche Verwandte und Nachbarn. Das Geburtstagskind selbst war leider erkältet.

 

Ende Februar schlägt mir ein Schnupfen auf die Ohren. Ich lasse mich sogar von Waschi krankschreiben und bereite mich in dieser Zeit auf die schriftliche Abschlussprüfung vom Verwaltungslehrgang vor.

 

Zum Frauentag spendiere ich im Büro Kuchen und etwas selbst gemachten Kirschlikör.

Ralf Spiriss fährt mit Dr. Behrens zwei Wochen nach Israel. Nach seiner Rückkehr reist er mit Ulf zur Gesellschafterversammlung der Marius Petersen Gesellschaft nach Dänemark.

 

Der stellvertretende Bürgermeister Anklams, Herr Scheffler, bekommt eine schlechte Presse: “Nötigung eines Chorknaben“. Er tritt von der politischen Bühne ab. Ich denke noch daran, wie arrogant er zur Wendezeit auf Veranstaltungen wie im Volkshaus und am runden Tisch aufgetreten war.

 

 

Gundel verliert ihren Job

 

Gundel befürchtet ihre Entlassung, da Entlassungen im Kindergarten angekündigt wurden.

Ende März muss Gundel zur Stadtverwaltung und erhält dort unter Tränen von Herrn Lichtwardt ihr Kündigungsschreiben. Ab Oktober wird sie „frei“ von Arbeit sein.

 

Langsam sind alle Pflicht-Klausuren in meinem Verwaltungslehrgang geschrieben und der Abschluss-Kegelabend in Altentreptow wird anvisiert. Doch vorher gibt es noch die Abschlussklausuren und die mündliche Abschlussprüfung.

Ende April ist schließlich alles überstanden und ich schloss insgesamt mit „drei“ ab, was mir mit meinen etwas belastenden Rahmenbedingungen wie Amtsleitertätigkeit und Parteiarbeit sowie häuslichen Turbulenzen angemessen erscheint.

Nun habe ich den Verwaltungsabschluss IIa, was für meine Tätigkeit als Amtsleiter ausreichend sein sollte.

 

Wir machen auch einen lustigen Kegelabend vom Umweltamt und Sachgebietsleiter Rudi kommt am nächsten Tag mit einem blauen Auge zur Arbeit, da er noch mit einem Nachbarn Streit hatte.

Ich soll mit Rudi dienstlich nach Polen fahren. Doch muss ich mir erst einen Pass besorgen.

Ich besuche mit Rudi auf einer Dienstreise Herrn Tarnowski, den Vizepräsidenten des Stadtamtes in Stettin, wegen eines Förderprojektes.

 

Ab Mai amtiere ich mal wieder für zwei Monate als PDS-Kreisvorsitzender. Ich bin im Rotationszyklus einfach wieder dran und rotiere nun tatsächlich etwas.

Die Vorsitzende des Umweltausschusses des Landtages, nimmt als Gast an unserem Montags-Talk teil. Unser nächster Gesprächspartner ist Schriftsteller Helmut Sakowski. Ich berate mit den Basisgruppensprechern und mit meiner eigenen Basisgruppe.

Wir bereiten zum 1. Juni eine kleine Kindertagsfeier im Stadtpark vor.

Ich lade den PDS-Kreisvorstand zu einer Grillparty zu uns in den Garten ein. Kurz danach lade ich auch meine Basisgruppe zum Grillen ein.

 

Zur sich abzeichnenden Gebietsreform stimmte der Innenausschuss des Landtages mit 6:4 Stimmen für den Kreissitz Anklam. Eine wichtige und erfreuliche Vorentscheidung für uns.

Dienstlich fahre ich mit Kollegen Ulf Necktar nach Lühburg zur Eröffnung der „Dr. Steffen Ing. GmbH“.

Danach reise ich mit meinen Kollegen Ulf und Wolfgang drei Tage an den Tegernsee bei München. Wir besuchen die Ausstellungsmesse IFAT.

Mit Ulf erlebe ich im Biergarten der Münchener Fasanerie einen bayrischen Abend, der von der Firma Rethmann gesponsert wurde.

 

Unsere Nachbarsfamilie Waschers wird in die Jahn-Straße ziehen, was ich sehr bedaure. Ich habe mal wieder einen Rückfall und fange weder an zu rauchen.

Bettina macht ihre Gelbgürtel-Prüfung beim Karate. Im Mai feiern wir Bettinas Jugendweihe.

 

Anfang Juni kommen die Dachdecker und decken die Hofseite neu ein. Dies war auch bitter nötig und wir teilen uns wieder die Kosten mit Christoph.

 

Der Landrat und ich fahren nach Neuenkirchen zum Landesamt für Naturschutz wegen des Peenetal-Projektes. Er lädt mich hinterher zum Mittagessen beim Griechen ein.

Ralf Spiriss bekommt einen neuen Job. Er wird persönlicher Referent beim Umweltminister Frieder Jelen.

Ende Mai wird bei Familie Muth in Neu Kosenow gegrillt und Ralf gibt seinen Ausstand.

 

Anfang Juni stellt der Optiker Streblow auf dem Anklamer Kiebitzmarkt fest, dass mein rechtes Auge nur 30% Sehschärfe hat. Daher besorgte ich mir einen Termin beim Augenarzt.

Vom Augenarzt bekomme ich eine Brille verordnet.

 

Mitte Juni organisiere ich eine dreitägige Umwelt-Konferenz mit der Frauenhofer und der Deutschen Gesellschaft in der Gaststätte Peenegrund.

Ich fahre zwei Tage dienstlich auf die Insel Vilm und noch einmal zwei Tage nach Erfurt.

 

Der Landtag bestätigt Anklam als neuen Kreissitz für den künftigen Großkreis Ostvorpommern. Im Büro stoßen wir darauf mit Sekt an.

 

Gundel organisiert eine Abschlussveranstaltung in der Kita. Für ihre Kinder bereitet sie Abschluss-Arbeits-Blätter vor.

Mitte Juli muss sie zum Arbeitsamt. Sie weinte schon früh am Morgen. Ich versuche sie zu trösten und begleite sie.

 

Mit dem Mädchen fahren wir an einem Wochenendtag nach Hiddensee und genießen mit ihnen diesen Ausflug.

Unsere Tochter Dörte fährt vom Karateverein eine Woche nach Homburg zelten und trainieren.

 

Ende August beginnt die Fusion der drei PDS-Kreisverbände Anklam-Greifswald-Wolgast.

Von meinem Urlaub habe ich nicht viel, da ich immer noch als rotierender Kreisvorsitzender amtiere und eine Vielzahl von Terminen habe.

Genosse Peter Hahn lud den Kreisvorstand nach Spantekow zu einer Grillparty ein. Ich fahre als besondere körperliche Leistung meinerseits mit dem Fahrrad hin und zurück.

 

 

Auch ein Urlaub geht mal vorbei

 

Am 01. September ist mein erster Arbeitstag nach dem Urlaub.

 

Abends organisieren wir ein Friedensmeeting am VdN-Denkmal im Stadtpark.

Das Denkmal wurde zuvor mit Farbe beschmiert: „PDS=Stasi=RAF“, „PDS, CDU, SPD gleich Schei..“, und „Nieder mit der Kriegslüge“, „Deutschland erwache!“ usw.

Ich leite eine planmäßige PDS-Vorstandssitzung und wir führen in Spantekow eine Gesamtmitgliederversammlung durch.

Zum Montags-Talk haben wir den Kreisschulrat Günter Meyer als Gesprächspartner.

 

Waschers laden uns zu ihrer Wohnungseinweihung in die Jahnstraße ein.

 

Gundel streitet sich auf Arbeit mit ihrer Chefin Karla und kommt weinend nach Hause.

Wir sammeln zusammen Schopftintlinge und laden Nachbar Christoph zum Pilzessen ein.

Gundel saftet Holunderbeeren und sinniert über die kommende Zeit ihrer Arbeitslosigkeit.

Nach einem ausgedehnten Spaziergang landen wir mit Teddy bei Waschers. Ich trinke abends wieder regelmäßig Bier und Weinbrand.

 

Ich fahre zu einem Lehrgang Umweltrecht nach Berlin.

Im Amt bekomme ich neu eine ältere Kollegin aus dem ehemaligen Stab der Zivilverteidigung als Sekretärin und Andrea Sohn als Schreibkraft zugeordnet.

 

Mitte September ziehe ich in das nun leer stehende Dezernentenzimmer um. Wir beraten erneut mit dem MPA-Beirat in Spantekow zum Deponiebau.

Der Vorstand des Zweckverbandes Peenetal tagt. Dr. Hennicke macht dabei einen guten Eindruck.

Landrat Dr. Behrens unterschreibt einen Vertrag für ein gemeinsames Abfallwirtschaftskonzept mit Wolgast.

 

Gundel, Teddy und ich nehmen an einer Pilzexkursion mit Herrn Olm teil. Wir besuchen auch wieder die Pilzausstellung in der Naturschutzstation.

Gundel hält es im Kindergarten nervlich nicht mehr aus. Sie lässt sich krankschreiben.

 

Unsere Tochter Dörte machte mit ihrem Freund Alexander Ducher Schluss. Doch nun sind sie wieder zusammen!?

Der September verabschiedet sich mit herrlichem Spätsommerwetter.

Wir erleben unsere bereits zweite „Topfvorführung“ in der Nachbarschaft. Die Töpfe sollen 3.000,- DM kosten. Das übersteigt unsere Möglichkeiten bei weitem.

 

 

Die Abfallwirtschaft triumphiert doch noch

 

Anfang Oktober vermittelt Ralf Spiriss in Ahlbeck das Planungsvorhaben „Deponie Stern“ mit allen zuständigen Behörden und den Investoren erfolgreich.

Gutes Essen und viel Alkohol plus Übernachtung tragen zum Gelingen bei.

In Neubrandenburg erlebe ich Ralf erstmalig dienstlich in seinem neuen Job auf einer Umweltkonferenz mit dem Minister Frider Jelen.

 

Mein 45. Geburtstag wird in aller Bescheidenheit gefeiert.

Gundel erhält mit ihrer Entlassung noch eine Abfindung von 3.600,-DM. Wir fahren mit dem Geld und den Mädchen nach Neuenkirchen einkaufen und in Greifswald chinesisch essen.

Nun warten wir auf Gundels erstes Arbeitslosengeld.

 

Anfang Oktober ist der Vereinigungsparteitag der PDS Anklam-Greifswald-Wolgast. Ich durfte die Versammlung leiten.

Die erste Vorstandssitzung des neuen Kreisverbandes findet in Wolgast statt.

Wir haben den Krankenhauschef als Gesprächspartner zum Montags-Talk in Anklam.

 

In der Presse beginnt die Diskussion zur Erhöhung der Müllgebühren.

Mit meinem Kollegen Wolfgang von der Wasserbehörde nehme ich an der Einweihung der neuen Kiesförderanlage bei Wusseken teil.

Wir bereiten die Kreisausschutzsitzung zu den Deponiegebühren vor.

Auch der Zweckverband Peenetal tagt noch im Oktober und ich bin der Versammlungsleiter.

 

Gundel verarbeitet Schlehen, Hagebutten, Sellerie und bereitet Weinansätze in Glasballons vor.

 

Im Amt spüre ich Widerstreben gegen meine Person von Rudi Wolff und Petra Siedel. Petra koordiniert unsere Bauanträge im Umweltamt und arbeitet so praktisch für mich. Sie gehört aber zu Rudis Sachgebiet Wasserwirtschaft. Ich ändere die Stellenbeschreibung für Petra und spreche mit Rudi.

Unsere Abfall-Vorlage wird im Kreistag abgeschmettert, ohne dass ich zu Wort komme. So geht Politik!

In meiner Sachgebietsleiterberatung gerate ich diesmal an Ulf, der Meinungsverschiedenheiten mit mir hat.

Den Kampf um „unseren“ PC hatte ich schließlich doch noch „gewonnen“. Ich übergebe unserer Schreibkraft Andrea Sohn „meinen“ PC und er darf nun endgültig im Umweltamt bleiben. Somit habe ich fast das modernste Amt in der Kreisverwaltung.

 

Privat bekommen wir von der Stadt einen Zuschuss für unsere Baumaßnahmen im Bad und am Dach, der uns finanziell sehr entlastet.

Wir kaufen uns daher eine neue Couch mit Tisch und für die Mädchen jeweils einen Schreibtisch mit Stuhl.

Gundel kauft sich im November einen Schnellkochtopf und probiert einiges damit aus.

Ende November hält der Winter Einzug mit -5°C. Es schneit und wird noch kälter.

 

Ich bereite den Dezemberkreistag mit zwei eigenen Vorlagen vor und auch noch ein Jahresabschlussfest im Umweltamt. Ich trinke und rauche wieder. Rudi exponierte sich auf der Betriebsversammlung vor allen Mitarbeitern. Ich lade alle Sachgebietsleiter zum Jahresabschluss zum Chinesen ein.

 

Der Kreistag verläuft gut.

Unsere Gebührensatzung wird jetzt beschlossen.

Am 23.12. ist mein letzter Arbeitstag in diesem Jahr. Wir fahren zum Jahreswechsel wieder mal nach Berlin zu den Eltern. Im kommenden Jahr erwartet uns die Ungewissheit einer Gebietsreform.

 

 

Der Großkreis wirft seine Schatten voraus

 

Es war ein anstrengender Jahreswechsel 1993/94. Wir hatten eine Invasion von sechs Mädchen und Schwiegermutter war auch noch zu Besuch. Silvester schauten wir spätabends noch bei Waschis rein. Guter Vorsatz im neuen Jahr: Nicht rauchen!!

Anfang Januar sind meine drei Damen erkältet und husten herum.

 

Dörte bewirbt sich sogar bei der Bundeswehr. Sie bekommt noch eine neue Liege.

 

Die Gebietsreform und ein Superwahljahr stehen uns bevor.

Im Januar stehen gleich zwei Kreistage an, da der letzte Dezemberkreistag mangels Beteiligung ausfiel.

Gemeinsam mit Dr. Behrens nehme ich in Greifswald an einer Beratung mit Umweltminister Jelen teil. Wir sollen beginnen, im Umweltbereich mit Greifswald zusammen zu arbeiten.

 

Gleich im neuen Jahr tagt der Regionalrat der PDS. Mitte Januar war noch eine Klausurtagung.

Die Termine überschlagen sich: Kreisvorstand, Talk, Kreistage, Delegiertenkonferenz, Gundels Geburtstag, Pressekonferenz zum Zweckverband Peenetal, Sperrmüllsammlung.

 

Drei Noch-Landräte Dr. Behrens, Herr Kautz und Herr Reinhold beraten zur künftigen Mitarbeiterstruktur nach der Gebietsreform. Herr Korrent, der Leiter des Umweltamtes Wolgast, informierte mich vertraulich, dass ich kommissarischer Amtsleiter werden soll.

 

Anfang Februar fahre ich eine Woche zum Katastrophenschutzlehrgang nach Heyrothsberge bei Magdeburg. Herr Kautz wird Landratskandidat der CDU für den neuen Großkreis.

 

Doch alle drei Landräte sind leider untereinander zerstritten. Für uns stellen sie trotzdem gemeinsam fest, dass nach der Fusion 200 Mitarbeiter zu viel in der Verwaltung sein werden. Dankeschön auch!

Im Umweltamt entstehen wieder Spannungen, da Dr. Knapp über KW-Vermerke spricht. Dies sind Vermerke zu einzelnen Planstellen im Stellenplan. KW bedeutet praktisch: Diese Stelle kann wegfallen.

 

Gundel besucht nun einen Computerlehrgang, der vom Arbeitsamt angeboten wurde.

Wir leihen uns einen Ford Mondeo aus und fahren Ende Februar nach Dresden und besuchen Schwager Otto. Als wir nach drei Tagen zurückkommen, hatte unser Teddy eine Pfote bandagiert. Er hatte sich beim Gassi gehen mit Nachbars Sohn im vereisten Schnee eine Pfote aufgerissen.

 

Ich fahre mit Herrn Wetzel drei Tage zu einem Lehrgang für Ordnungsrecht nach Stralsund.

Mit Ulf reise ich drei Tage nach Leipzig zu einem Abfall-Kongress und zur Terratec-Messe.

Als Mitglied des Kreistages wurde ich bereits zweimal auf IM-Tätigkeit überprüft. Nun muss ich als Amtsleiter erneut unterschreiben, dass ich kein IM gewesen bin.

Auf der Peenetal-Zweckverbandsversammlung gehen die Demminer Mitglieder offen auf Distanz zu uns und versuchen einige Vorhaben zu zerreden.

Auf einer Amtsleiterberatung werden wir von der Hauptamtsleiterin über Abfindungsregelungen und Teilbeschäftigungen informiert.

 

Gundels Mutter kommt ins Prenzlauer Krankenhaus. Sie setzt durch, dass ihre Mutter für ständig zu uns zieht. Schwiegermutter belegt Bettinas Zimmer. Bettina schläft nun mit bei Dörte. Bettinas Schreibtisch kommt erst einmal ins Wohnzimmer, damit sie dort ihre Schulaufgaben machen kann.

Die Mädchen bauen mit Maximilians Hilfe einen neuen riesigen Schrank in ihrem „gemeinsamen“ Zimmer auf.

Schwiegermutter bekam von Schwager Klaus Hauer einen Fernseher eingerichtet. Sie erholt sich allmählich wieder, nachdem sie zuerst gestützt werden musste.

Nachbar Waschi hilft uns, indem er Schwiegermutter regelmäßig untersucht und ihr Medikamente verschreibt.

 

Ende März findet im Anklamer Theater eine große Beratung zur künftigen gemeinsamen Verwaltung in Ostvorpommern statt.

Der Staatssekretär des Innenministeriums des Landes, die Landräte und Bürgermeister nehmen ebenfalls teil. Die künftige Kreisverwaltung soll nur noch 400 Stellen haben. Das bedeutet weiteren Stellenabbau. Das Umweltamt und das Bauamt sollen nach Wolgast ziehen.

 

Im April halte ich zwei Jugendweihereden im Anklamer Theater. Auch die PDS hat noch einige Veranstaltungen: Hauptversammlung in Krien, Talk, Stadtmitgliederversammlung, Fahrt ins Blaue am 1. Mai und Besuch von Lothar Bisky in Anklam.

Ende April tagt der Kreiswahlausschuss. Burkhard Tank ist wieder Kreiswahlleiter. Unser künftiger Landrat Herrn Kautz ärgert sich darüber, da Burkhard Mitglied der PDS ist.

 

In der Verwaltung stehen neue Gehaltseingruppierungen an. Es entsteht wieder leichte Unruhe im Umweltamt. Ich versuche die Verwaltungs- und Fachaufgaben im Umweltamt neu zuzuordnen. Ich entwerfe eine neue Amtsstruktur. Es sollen noch Personalgespräche geführt werden.

Die Stimmung ist im Amt allgemein gereizt. Nur Rudi will ablachen.

Ich persönlich denke für mich, dass es nicht erstrebenswert ist, Interimsamtsleiter im Großkreis zu werden.

 

Zu Hause streichen und tapezieren wir mit Hilfe der Mädchen den Hausflur.

Schwiegermutter geht es besser. Sie sieht nun sonnengebräunt und gesund aus, hält sich viel hinterm Haus und im Garten auf und hat gleichaltrige Gesprächspartner aus der Nachbarschaft. Sie blüht zusehends auf.

Am Herrentag machen Waschi und ich so eine Art Pflichtveranstaltung mit viel Alkohol in unserem Garten hinterm Haus.

 

Ende Mai findet die letzte Kreistagssitzung vor der Gebietsreform statt. Burkhard, Heino und ich machen in Lassan einen drauf mit Fischergeist. Fast hätten wir die Gaststätte „Zum Admiral“ mit ausgelaufenen brennenden Fischergeist abgefackelt.

Die PDS organisiert wieder ein Kindertagsfest im Stadtpark und auf dem Greifswalder Marktplatz noch eine große Wahlkampfveranstaltung mit Prof. Funk. Wir haben den Grafen von Schwerin zum Montagstalk als Gesprächspartner.

 

Anfang Juni findet eine große Amtsleiterberatung statt. Dort führt sich Dr. Knapp wie der künftige Landrat auf.

Da sich die drei bisherigen Landräte nicht untereinander einigen konnten, wer das Zepter schwingen darf, wird Herr Röder als Übergangslandrat eingesetzt, Herr Röder war vorher Referent im Innenministerium M-V und ist ein Wessi.

 

Im Umweltamt machen wir einen drauf und verabschieden uns lustig vom Landkreis Anklam.

 

In Güstrow tagt die Bürgerinitiative gegen Müllverbrennung. Ich nehme dienstlich teil. Dr. Knapp und Herr Kautz treten dort als „Wahlkämpfer“ auf.

 

Ich kaufe für Dr. Behrens einen Bierseidel als Abschiedsgeschenk. Ich lasse einen Dank in den Metall-Deckel eingravieren. Der 10.06.1994 ist unser letzter Arbeitstag im alten Landkreis Anklam.

Dr. Behrens gibt seinen Ausstand nach einer gemeinsamen Bootsfahrt auf der Peene in einer Gaststätte in Karnin. Alle ehemaligen Amtsleiter und Dezernenten nehmen teil und feiern feucht-fröhlich seinen Abschied.

 

Mitte Juni führt Herr Röder eine Amtsleiterberatung im neuen Großkreis Ostvorpommern durch.

Ich besuche abwechselnd die „neuen“ Mitarbeiter des Umweltamtes in Greifswald und in Wolgast. Doch nach wenigen Tagen teilt mir Herr Röder mit, dass er sich für Herrn Korrent als neuen Amtsleiter für das Umweltamt entschieden hat. Ich fühle mich entlastet und möchte nun ruhiger leben.

Vom „neuen“ Amtsleiter, Herrn Korrent, erfahre ich, dass ich künftig als Sachgebietsleiter für Abfallwirtschaft arbeiten soll. Gleichzeitig soll ich sein Stellvertreter sein.

 

Zu Hause hilft mir Schwager Klaus Hauer beim Fundament für unseren neuen Holzschuppen im Garten. Er hilft mir auch beim Zusammenbau des Schuppens.

Ende Juni kommt mein Bruder Herbert nach Anklam. Er verlegt elektrische Leitungen im Keller und hinter dem Haus und bringt auch neue Leuchten an. Da er sich nur das Material bezahlen lassen möchte, lade ich Herbert als Belohnung für seine Arbeit zum damaligen Italiener ins ehemalige Bauerkaufhaus ein. Wir essen Langusten und probieren mal alle Schnapssorten durch.

 

Ende Juni singen die Mädchen frühmorgens zu Schwiegermutters 80. Geburtstag ein Lied.

 

Herr Röder gibt eine Pressekonferenz. In der Lokalzeitung lese ich: „Purzelte der Amtsleiter Dr. Weiss wegen seines Parteibuchs?“

Anfang Juli wird im Anklamer Industriegebiet der neue Wertstoffhof der Firma Rethmann eingeweiht. Der ehemalige Wolgaster Landrat Herr Reinhold nimmt als Stellvertretender Landrat von OVP mit teil.

Vertraulich teilt er mir mit, dass Herr Korrent nicht Amtsleiter bleibt, sondern, dass ich es werden soll. Überraschung!

 

Am 07.07. findet die konstituierende Sitzung des neuen Kreistages Ostvorpommern statt.

Herr Kautz wird zum Landrat gewählt. Frau Gehm verteilt Sekt in Plastebechern an ihre Freunde. Anklam wird Sitz der Kreisverwaltung und Kreisstadt. Herr Gollert von der FDP wird Kreistagspräsident.

Dr. Knapp seilte sich nach seiner Wahlniederlage umgehend ab und wird bald darauf 1. Stellvertreter des Landrates auf der Insel Rügen.

Der Nordkurier schreibt, dass Herr Kautz meine Absetzung vom Amtsleiterposten prüfen wird.

 

Meine Parteigenossen schlagen mich als Kandidaten für eine Beigeordnetenfunktion des Landrates vor. Herr Witt, der ehemalige Beigeordnete von Dr. Behrens, lud mich zu einem vertraulichen Gespräch mit Frau Jaffke, Dr. Behrens und Burkhard Tank ein. Sie bestärken mich darin, dass ich für die Funktion des 2. Beigeordneten kandidieren sollte.

Ich kann schlecht abschlagen (Sprachfehler!) und reiche meine Bewerbungsunterlagen ein.

In einem persönlichen Gespräch informiere ich Herrn Kautz über diesen Schritt.

 

Zu dieser Zeit wird Vati in Berlin operiert. Wir besuchen ihn. Er sagt zu mir: „Rauche bloß nicht! Ich schaue auf meinen kleinen Bauch und nicke. Ich wiege zurzeit 80 kg. Leider nehme ich später noch mehr zu.

 

 

Eine Stasi-Geschichte

 

Anfang August stürmt Parteifreund Burkhard zu mir ins Büro. Ein Herr Krause aus Strasburg hätte in der Kreisverwaltung angerufen. Ich sei in dessen Stasiakte genannt und es könne ja nicht sein, dass ich immer noch in der Kreisverwaltung beschäftigt sei.

Ich selbst kann mich nicht an einen Herrn Krause erinnern. Ich erfahre im Personalbüro die Adresse von Herrn Krause und fahre umgehend mit Gundel als Stütze in unserem Trabbi nach Strasburg. Ich besuche Herrn Krause zu Hause.

Herr Krause ist 58 Jahre alt und von Beruf Polsterer. Ich kenne Herrn Krause nicht persönlich. Doch hatte ich tatsächlich im April 1987 einen Brief an die Strasburger Stasi geschrieben und Herrn Krause belastet.

Zuvor hatte eine ältere Genossin aus meiner Abteilungsparteiorganisation sich bei mir über Herrn Krause beschwert. Er hätte sie und ihren Mann als Grundstücksnachbarn des Öfteren beschimpft und beleidigt. Er hätte sie u.a. als „rote Hexe“ beschimpft und ihrem Mann, der ein Holzbein hatte, gedroht, dass er ihm das andere auch noch abtreten würde.

Mein Kumpel aus der Kreisplankomission, Dieter Kraft, dem ich mich damals anvertraute, riet mir, die Stasi über die Beschwerde zu informieren. Eine Weitergabe der Beschwerde an die Polizei würde nach seiner Meinung nichts bringen.

Ich schrieb also an die Stasi und hörte nie wieder etwas aus dieser Richtung. Den gesamten Vorgang hatte ich in meinem Kopf verdrängt.

Ich redete bei meinem Besuch in Strasburg nun behutsam mit Herrn Krause und entschuldigte mich dafür, dass er durch mein Schreiben damals Unannehmlichkeiten mit der Stasi hatte.

Er rechnete es mir hoch an, dass ich bei ihm persönlich erschienen war und Abbitte leistete.

 

Nach dieser für mich unangenehmen und nachdenkenswerten Begegnung mit Herrn Krause bat ich um ein persönliches Gespräch bei Herrn Kautz. Ich informierte meinen Landrat über Herrn Krause und bereute mein damaliges Verhalten, dessen Konsequenzen ich damals nicht übersah.

Gleichzeitig zog ich meine Bewerbung für die Stelle des 2. Beigeordneten zurück.

Obwohl Herr Krause sich mit unserem Gespräch eigentlich zufrieden gab und keine weiteren Schritte gegen mich einleiten wollte, bestand doch immer die Möglichkeit eines Bekanntwerdens meiner damaligen Anzeige an die Stasi in der Öffentlichkeit.

Daher wollte ich auf keinen Fall ein höheres öffentliches Amt anstreben, das mit einer Stasi-Thematik angegriffen werden konnte. Ich wollte auch meinen Mädchen und meiner Frau eine derartige öffentliche Diskussion ersparen.

 

Dessen ungeachtet bewegte sich auch etwas in der CDU. Die ehemaligen Landräte Dr. Behrens und Herr Reinhold erklärten ihren Austritt aus der CDU.

Ende August fahre ich mit Kollegen Rainer Schmitt nach Tessin zur Eröffnung der neuen Mülldeponie. Der Umweltminister Herr Jelen nimmt die Eröffnung vor.

Die Verwaltungsleitung entschied neu, dass das Umweltamt nicht mehr nach Wolgast sondern nach Greifswald ziehen soll? Rudi motzt gleich wieder rum: „Im StAUN bei Schleussner bekäme er, wenn er wolle, sofort eine neue Stelle.“

 

Gundel und ich schauen zu wie unser Tochter Dörte ihre Gelbgurt-Prüfung beim Karate macht.

Dörte fühlt sich von mir bevormundet, da ich ihr zu einer Ausbildung bei der Polizei zurede.

 

Herr Jelen und Herr Kautz weihen den Beginn des Baus der Deponie Stern bei Spantekow ein. Gleichzeitig macht Frau Gehm den „1. Spatenstich“ zur Deponieerweiterung bei Neppermin.

 

Überraschender Weise muss ich kurzfristig zum Landrat. Unserem Amtsleiter Herrn Korrent wurde fristlos gekündigt wegen IM-Tätigkeit für die Stasi.

Herr Kautz übertrug mir mit sofortiger Wirkung die Amtsgeschäfte als Amtsleiter.

Herr Reinhold wird auf dem Septemberkreistag zum 1. Beigeordneten gewählt.

Meine Sekretärin scheidet auf eigenen Wunsch und zum Teil aus Altergründen mit einer günstigen Abfindungsregelung aus der Kreisverwaltung aus.

 

 

Herr Tasso wird neuer Amtsleiter

 

Herr Kautz hält in der Wolgaster Gaststätte „Vier Jahreszeiten“ seine Antrittsrede als neuer Landrat vor der gesamten Belegschaft. Mitte September nehme ich bei Frau Gehm an der Amtsleiterdienstberatung teil.

Herr Wohl, Herr Romann und Frau Scheiwe sind die anderen Amtsleiter ihres Dezernates.

Von der Personalratsvorsitzenden Jutta Keller erhalte ich die vertrauliche Information, dass Herr Tassow künftiger Leiter des Umweltamtes werden wird.

 

Wir helfen Gundis Schwester Sarah und Schwager Klaus bei ihrem Umzug nach Wolgast.

Zu meinem 46. Geburtstag besucht mich Bruder Herbert mit Familie.

Mitte Oktober kaufen wir uns einen gebrauchten Opel Corsa City. Damit ist unsere langjährige „Trabbizeit“ vorbei.

 

Ende Oktober teilt mir Herr Kautz mit, dass er Herrn Tassow zum neuen Umweltamtsleiter bestellt hat.

Ich solle das Sachgebiet Wasserwirtschaft leiten. Der gut informierte Rudi Wolff weiß natürlich schon vor mir, dass dem nicht so ist. Ich soll doch wieder das Sachgebiet Abfallwirtschaft leiten. Das ist mir auch lieber, als der Chef von Rudi sein zu müssen.

 

Unser treuer Hund Teddy hilft mir wie gewöhnlich beim Nachdenken. Wir umkreisen gemeinsam die Kreisstadt und wandern am alten Bahndamm entlang.

Ende Oktober fahren wir Dörte mit dem Opel Corsa nach Waldeck bei Rostock zur Aufnahmeprüfung für den Polizeidienst.

Schwiegermutter zeigt inzwischen Alzheimersyndrome.

Kollege Rudi überredet mich freundlicher Weise, am Volleyballtraining teilzunehmen.

Bettina bekommt zu ihrem 14. Geburtstag ihr Sparbuch und ein Witzebuch.

Mitte November tapezieren wir unsere Küche.

 

Ich werde wieder zum Vorsitzenden der Peenetal-Zweckverbandsversammlung gewählt und Herr Kautz wird Vorsitzender.

Die Mitglieder des Kreiswahlausschusses verprassen einen Teil ihrer Sitzungsgelder. Ich werde in „Jim Beam“ umbenannt, da ich einiges an Whisky trank.

 

Auf dem Novemberkreistag wird Frau Gehm als unsere Dezernentin gewählt und Dr. Meesmann wird 1. Beigeordneter. Die Arbeitsgruppe „Zusammenführung der Abfallwirtschaft“ wird gegründet.

 

 

Das Umweltamt zieht in die Ellbogenstraße

 

In meinem „neuen“ Sachgebiet gebe ich zu meiner „Amtseinführung“ eine Frühstücksrunde aus. Ich schreibe neue Stellenbeschreibungen für mein Sachgebiet.

Ulf und ich fahren mit einem Dienstwagen plus Chauffeur nach Delmenhorst. Wir besichtigen eine Kompostierungs- und eine Abfallverbrennungsanlage sowie eine Abfall-Umschlagsstation.

Herr Tassow macht seine erste Dienstberatung mit uns Sachgebietsleitern, mit Rudi, Dietmar und mir.

Wir drei Sachgebietsleiter sind alle aus dem ehemaligen Landkreis Anklam.

Meine Kollegin Jutta Keller kritisiert mich. Ich würde gar nicht arbeiten, sondern nur Zeitung lesen. Sie ist im Personalrat und ich bin verwundert. Aber irgendetwas wird schon dran sein.

 

Schwiegermutter bekommt Leibschmerzen und wird ins Krankenhaus gebracht.

Ich gehe zur IBM-Außenstelle in Anklam um mir einen Computer zu kaufen.

Anfang Dezember läuft Gundel ein Reh in den Corsa. Jedoch gibt es nur einen leichten Blechschaden. Gundel passierte zum Glück nichts. Doch nun stehen noch Reparaturkosten an.

Mein Bruder Herbert besucht uns mit seiner Familie. Er bringt uns diesmal Außenleuchten mit Bewegungsmelder auf dem Hof an.

 

Zum Dezembertalk haben wir den Chef des Verfassungsschutzes M-V in der Gaststätte am Stadion zu Gast. Gysi und Bisky treten in einen Hungerstreik wegen eines Steuerbescheides an die PDS in Höhe von 67,-Mio DM.

Ich fahre mit Burkhard, Norma und Uschi nach Berlin. Wir demonstrieren vor dem Finanzministerium und dem Roten Rathaus gegen den Steuerbescheid.

 

Frau Gehm veranstaltet in Greifswald eine Weihnachtsfeier für ihr neues Dezernat. Sie stellt sich noch einmal offiziell als unsere Chefin vor. Sie erzählt das Gleichnis von den zwei Fröschen im Milchkrug.

Die Anklamer Mitarbeiter des Umweltamtes sollen in die Ellbogenstraße ziehen, in das ehemalige Gebäude der Anklamer Stasi.

 

Kurioser Weise bekomme ich, als ich in der Mittagspause die Ampelkreuzung in der Demminer Straße etwas forsch überqueren wollte, einen Muskelfaserriss in der rechten Wade. Waschi tröstet mich in seinem Sprechzimmer mit einem Glas Weinbrand und schreibt mich für den Rest des Jahres krank. Ein glatter Heimatschuss!

„Leider“ kann ich nun meinen Kollegen nun nicht mehr beim Umzug in die Ellbogenstraße helfen.

Ich genieße meinen „Heimatschuss“ zu Hause, lese einige Bücher und verbringe besinnliche Stunden. Mein „neuer“ Arbeitsplatz in der Ellbogenstraße ist bereits für mich von den „lieben“ Kollegen eingerichtet worden.

 

 

Mein neues Büro

 

Das Arbeitsjahr 1995 beginne ich in meinem „neuen“ Büro in der Ellbogenstraße in einem bescheidenen Bodenzimmer mit schrägen Wänden. Ein großer Luxus für mich besteht darin, dass sich hinter einer Falt-Schiebe-Tür sowohl ein Waschbecken als auch ein „eigenes“ WC in einem kleinen Nebenraum befinden. Nur für mich allein!

 

Die Arbeitsgruppe „Zusammenführung der Abfallwirtschaft“ nimmt unter Leitung von Herrn Newski ihre Tätigkeit auf. Weitere Teilnehmer der Beratung sind Frau Gehm, Herr Nehmzow, Frau Ott, Herr Keepten und Ulf Necktar. Die Abfallgesellschaft GOV soll das Inkasso für die Abfallgebühren übernehmen.

 

Schwiegermutter alzheimert weiter und erhält nun täglich Besuch von einer Krankenschwester. Sie verliert des Öfteren die Orientierung.

Eine mehrwöchige Behandlung meiner Wade mit Reizstrom ist beendet und ich laufe fast beschwerdefrei.

 

Mit Ulf erarbeite ich eine neue Gebührensatzung. Wir reisen zusammen drei Tage dienstlich nach Münster zu einer Abfallkonferenz. Doch der neue Großkreis Ostvorpommern hat insgesamt 23,- Mio € Schulden. Daher wird es mit unseren „üppigen“ Dienstreisen wohl vorbei sein.

Hinzu kommt, dass unsere neue Dezernentin, Frau Gehm, selbst gern reist und sie Herrn Newski und die GOV für die Abfallwirtschaft bevorzugt. Ulf und mich möchte sie anscheinend mehr oder weniger kalt stellen.

Das Umweltamt zieht nun zusammen. Das heißt, dass die Greifswalder und Wolgaster Mitarbeiter uns in die Ellbogenstraße folgen. Dies wird räumlich möglich, da das Schulamt aus der Ellbogenstraße auszieht und genügend freie Räume zurücklässt.

 

Nach meinem Muskelfaserriss plane ich erst Ende Januar wieder mit dem Volleyballtraining zu beginnen.

 

Herr Tassow berät Anfang Februar mit uns Sachgebietsleitern. Danach berate ich mit meinen Mitarbeitern im Sachgebiet.

Zu meiner Überraschung werde ich nach meiner erstmaligen Kandidatur gleich in den Personalrat gewählt.

Herr Newski drängt uns auf Veröffentlichung der neuen Gebührensatzungen.

 

Die Mädchen erhalten ihre Halbjahreszeugnisse. Wir laden sie zur Belohnung in das Elisencenter zum Einkaufen und anschließend zum Mittagessen beim Griechen in Neuenkirchen ein.

 

Gundel macht sich Selbstvorwürfe. Sie würde nicht genug für ihre Mutter tun. Doch wer ist gütiger als Gundel? Aber Schwiegermutter dankt es Gundel leider nicht, dass sie so viel für sie tut.

Ihre Mutter wird öfter ungnädig und zänkisch. Nach wenigen Stunden hat sie bereits schon vergessen, was Gundel alles Gutes für sie getan hat. Wir feiern Gundels 44. Geburtstag.

 

 

Die GOV dominiert die Abfallwirtschaft in OVP

 

Ich stelle fest, dass Herr Kautz vorwiegend mit Herrn Newski und Dr. Haupt sowie der GOV im Bereich Abfallwirtschaft zusammenarbeitet.

Mein Sachgebiet Abfallwirtschaft spielt wohl keine entscheidende Rolle mehr. So erfahre ich aus der Zeitung, dass der Umweltausschuss ein neues Abfallentsorgungskonzept beschließen wird. Herr Newski übernimmt bald den Chef der Wolgaster Abfallentsorgungsfirma, Herrn Keepten, und unser Entsorgungsbüro mitsamt der einzigen noch verblieben Kollegin in die GOV.

Andrea Sohn bereitet im Einvernehmen mit Herrn Tassow eine Umweltamtsfete vor. Ihr Mann wird dabei wohl die Disko machen und sie bereitet einige Spiele vor.

Herr Tassow macht zurzeit regelmäßig Sachgebietsleiterdienstberatungen.

 

Gundel beginnt Gymnastik zu treiben und hat sich für einen neuen Lehrgang angemeldet. Ich selbst bin wieder mal unausgeglichen und leide unter meinem mangelnden Durchsetzungsvermögen im Amt und meinem Alkoholkonsum.

Gundel beginnt ihren Lehrgang und zwei ehemalige Kolleginnen von Gundel betreuen tagsüber abwechselnd Schwiegermutter.

Am Wochenende fahren wir nach Zinnowitz zum Baden in der Schwimmhalle im Hotel Baltic. Hinterher spazieren wir mit den Mädchen und Teddy am Strand entlang.

 

Wir einigen uns privat mit unseren beiden Garten-Nachbarn über die Grenznutzung des Gartenlandes an den Garagen-Grenzflächen und tauschen kleine Flächen zur Nutzung aus.

 

Frau Gehm beauftragt mich, ein Abfallwirtschaftskonzept zu schreiben. Doch bald korrigiert sie ihren Auftrag und fordert stattdessen ein Abfallentsorgungskonzept.

Doch auch hier ist alles falscher Alarm und wir sollen nun eine Abfallsatzung erarbeiten. Na dann, mit Schwung gehe ich an den neuen Auftrag!

Ulf und ich erfahren vertraulich, dass Herr Keepten ebenfalls an einem Abfallentsorgungskonzept sowie einer Abfallwirtschafts- und Abfallgebührensatzung arbeitet. Mitte März nimmt das neue Abfallentsorgungsbüro unter Leitung von Frau Ott seine Arbeit auf.

Auf der nächsten SGL-Beratung wirkt Herr Tassow angeschlagen. Er hat gequollene Augen, wahrscheinlich zu viel Zucker und eine schlechte Stimmung.

 

Ende März findet die Sitzung des Umweltausschusses im Verwaltungsgebäude der Deponie Neppermin statt. Hier zeigt uns die GOV, wer das Sagen in der Abfallwirtschaft hat. Ihre Unterlagen werden beraten und beschlossen.

Unsere Arbeit, Ulfs und meine, war für die Katz!

Es werden ein Abfallentsorgungskonzept und ihre Abfallwirtschafts- und Abfallgebührensatzung bestätigt.

 

 

Kindheitserinnerungen

 

Auf unserer Regionalversammlung in Spantekow nehmen Anfang März ca. 80 PDS-Mitglieder teil.

Ende März treffen sich einige ehemalige Mitglieder des Rates des Kreises zu einer „geheimen illegalen Ratssitzung“. Hinterher waren die meisten blau. Ich auch! Wir versprechen uns, diese Aktion zu wiederholen. Doch es bleibt unser voraussichtlich letztes Treffen. Damit hat sich der Rat des Kreises Anklam praktisch endgültig „aufgelöst“.

 

Der latente Streit zwischen unseren beiden Sekretärinnen Frau Migran und Frau Sohn eskaliert. Es knallen die Türen in der Ellbogenstraße. Andrea Sohn wird als Vertraute von Herrn Tassow künftig dominieren.

Unser Amt führt wie bereits in der Kreisverwaltung üblich, den Dienst am Dienstag ein. Ein Mitarbeiter pro Sachgebiet macht nun jeweils dienstags Dienst bis 18.00 Uhr im Sinne einer Sprechstunde für Bürger.

 

Zu Hause spiele ich am PC mit den Lemmingen.

Gesünder zu leben ist nicht einfach. Beim Schwimmen mit Gundel in der Anklamer Schwimmhalle platzt mir ein Äderchen im rechten Auge. So pausiert unser gemeinsames Schwimmen wieder.

Im April raffe ich mich auf und beginne kleine Episoden aus meiner Kindheit aufzuschreiben. Ich schreibe unter anderem das „Streichholzspiel“.

 

Gundel versteht es mehr ungewollt als beabsichtigt, die Mädchen und mich so ziemlich zu beunruhigen.

So machte sie tagsüber eine Autofahrt mit ihrer Mutter nach Neubrandenburg. Auf der Rückfahrt fiel es ihr ein, spontan noch einen Abstecher nach Kleisthöhe zu machen. Wir machten uns inzwischen auf Grund der fortgeschrittenen Zeit Sorgen und die Mädchen weinten schon, da ihre Mutter spätabends immer noch nicht zurück war.

Wir riefen bei Tante Gretel in Neubrandenburg an. Dort waren sie bereits vor Stunden los gefahren. Wir sorgten uns so sehr, dass wir die Polizei anriefen und beide suchen ließen. Gundel selbst hatte sich keine Sorgen darüber gemacht, dass wir uns um sie Sorgen machen könnten.

 

Vom Umweltamt organisieren wir einen Kegelabend in Bansin und ich bin mal nüchtern und fahre als Chauffeur mit. Es war ein lustiger Abend mit einigen Aufregungen, da eine Kollegin plötzlich ihr Schlüsselbund vermisste, Meine Fahrgäste, Dietmar und Anke waren auf der Rückfahrt auch recht lustig, da sie einige Kräuterlikörchen geschnackelt hatten.

 

 

Eine Pflegestufe für Schwiegermutter

 

Dörte geht jetzt offiziell mit Alexander Ducher. Sie schlafen zusammen und sie besucht ihn des Öfteren in Berlin.

Ende April beglückt uns vorsommerliches Wetter.

Wir grillen im Garten, spielen Tischtennis hinter dem Haus und beginnen mit Eifer die Gartenarbeitssaison.

Der Sozialdienst besucht Schwiegermutter und befragt sie und begutachtet ihren Gesundheitszustand.

Es geht auch um eine eventuelle Pflegestufe und damit verbundenes Pflegegeld. Natürlich behauptet sie, dass sie noch alles allein und selbständig kann und auch macht. Dabei ist sie ohne Pflege und Betreuung vollkommen hilflos.

 

Die Anklamer Abiturienten haben ihren letzten Schultag. Dörte zieht mit ihnen kostümiert und lautstark durch die Stadt.

 

Mitte April ist Gysi als Gesprächspartner von Dr. Bordel im Anklamer Theater. Ca. 150 Teilnehmer verfolgen den Podiums-Talk.

Zum Montags-Talk haben wir den Stralsunder Staatsanwalt Herrn Schneider-Brinkert als Gesprächspartner.

Den 1. Mai feiert die PDS im Zinzower Schloss auf der Terrasse. Trotz einiger gesprühter Parolen, dass wir dort unerwünscht sind, wird es ein netter Vormittag mit Kind und Kegel.

 

Im Sachgebiet mache ich eine schlechte Dienstberatung und leide mal wieder unter meinem mangelnden Durchsetzungsvermögen. Es gibt Spannungen zu meiner Kollegin, Frau Mahler.

Auch der Chef, Herr Tassow hat Spannungen, allerdings zu unserer Dezernentin, Frau Gehm, die ihn unter Druck setzt.

Auch die GOV setzt uns unter Druck. Sie verlangt, dass wir alle Rechnungen an Frau Ott übergeben. Wieder geht ein Stück Abfallwirtschaft in die Kompetenz der GOV über.

Nach Pfingsten bekommen wir in der Kreisverwaltung neue Eingruppierungsbescheide.

Ich werde auch heruntergestuft. Rudi will natürlich zu seiner Einstufung sofort in Widerspruch gehen. Ich schließe mich dann später doch noch an.

 

Der Herrentag findet für mich erstmals ohne Waschi statt. Prompt versuche ich mal wieder, gesünder zu leben. Ich brauche auch etwas Erholung im Garten.

 

Dörte erhält eine Einladung zu einem Vorbereitungslehrgang von der Polizei. Ich bin dafür. Doch Gundel meint, dass ich mich zu sehr einmische und Dörte bevormunde.

Dörte fährt auch noch zu einem Test der BfA nach Stralsund.

Ich dränge sie weiter in Richtung Polizei. Doch sie macht erst einmal ein einwöchiges Praktikum im Anklamer Krankenhaus. Die Arbeit sagt ihr jedoch nicht zu.

 

Erstmalig nehme ich mit meiner Volleyballmannschaft an einem Volleyballturnier im Anklamer Stadion teil. Abends gab es dann Schwein am Spieß. Gundel kam auch noch hinzu. Eine gelungene Fete.

 

 

Dörte macht ihr Abitur

 

Zusammen mit Gundis ehemaliger Kollegin aus Hetzdorf, Marianne Brand, bereiten wir eine Urlaubsreise nach Dänemark vor. Diese Reise soll vor allem eine Belohnung für Dörtes Abitur sein. Sie hatte ein gutes Zeugnis erhalten. Sie bereitet sich auf den Abi-Ball vor und kauft sich ein neues schickes Kleid.

Zu meiner Freude entscheidet sie sich doch für die Polizeischule. Ihre mögliche Ausbildung zur Krankenschwester in Berlin sagte sie ab. Gundel wird mit Magenproblemen krankgeschrieben.

 

Ende Juni bekomme ich ein schickes „neues“ Büro im Erdgeschoss mit Blick zum Hof, den Raum 07. Ab heute heiße ich intern Mister 007! Meine nächste Dienstberatung gelingt mir besser. Wir einigen uns im Sachgebiet auf eine günstige Umzugsvariante für alle Betroffenen.

 

Beim Abi-Ball macht Dörte eine gute Figur und gestaltet als Moderatorin das Programm mit. Gundel fuhr wegen ihrer Magenprobleme vorzeitig heim. Ich blieb bis zum Schluss.

Ich animierte den ganzen Saal zum Singen des Heidenrösleins und war auf der Rückfahrt im Bus auch noch recht lustig und angeheitert, solange bis ich dann einschlief.

 

Gundel bekommt vor unserer Dänemark-Reise etwas neues, ein Exanthem in der Bauchgegend. Waschi diagnostiziert keine Gürtelrose, obwohl es so aussieht. Er sagt, das sei bei Gundel alles nervlich bedingt. Gundel heult herum. Sie muss alles alleine machen zum 81. Geburtstag ihrer Mutter. Sie macht mal wieder viel zu viel.

 

In Dänemark verbringen wir eine herrliche Urlaubszeit mit Marianne, ihren drei Kindern und unseren Mädchen.

 

Im August beginnt Dörte ihre Ausbildung in Waldeck bei Rostock. Sie wird allgemein bedauert. Das arme Mädchen! Sie ist doch so zart und dann bei der Polizei?

Die Eltern kommen mit meinem Bruder Herbert und dessen Sohn Ronni zu Besuch. Meine Schwester Gela folgt mit ihrer Familie kurz darauf. Volles Haus in Anklam!

Schwiegermutters Verständigungsprobleme nehmen zu. Sie fragt: „Wohne ich bei Sarah?“ „Muss ich nach Hause?“ Gundel streitet nun öfter mit ihrer Mutter. Sie bekommt wie so oft keinen Dank für ihre Mühen. Beim Fahrradfahren rutscht Gundel von der Pedale ab. Sie schlägt sich dabei beide Knie auf.

 

 

Ulf unter Druck

 

Frau Gehm beginnt Ulf Necktar anzugreifen und zu reglementieren. Sie und Herr Newski möchten Ulf als Geschäftsführer der Marius Petersen GmbH abservieren.

 

Mit Rainer Schmitt treffe ich zufällig den ehemaligen Anklamer Ratsvorsitzenden vor dem Getränkemarkt bei Famila. Er bietet eine Bierverkostung an. Er soll mit Beginn der Wende selbst tüchtig getrunken haben. Wahrscheinlich bin ich auch noch mit Schuld daran. Wir hatten ihn zusammen mit Frank Denz, dem ehemaligen 1. Sekretär der SED-Kreisleitung aus der SED ausgeschlossen.

 

Ich schwänze eine Kreisvorstandssitzung, da ich lieber zum Volleyball-Training gehe.

Ich vermeide häufiger die verrauchte PDS-Geschäftsstelle in der Breiten Straße 20.

Auf die Regionalleiterin Zara Rother reagiere ich sowieso allergisch. Das heißt aber auch mein guter Vorsatz „Nicht zu rauchen“ hält noch an.

 

Der August wird so warm, dass ich nachts nur mit einem Bettlaken als Zudecke schlafe.

 

Der Stellenplan für 1996 enthält 7 KW-Vermerke für das Umweltamt. KW heißt immer noch: Diese Stelle kann wegfallen!

Ich muss für Herrn Tassow zur Dienstberatung bei Frau Gehm. Ich soll die KW-Vermerke durch Umstrukturierung umsetzen. Also darf ich mal wieder die Drecksarbeit für Herrn Tassow machen. Dankeschön auch!

Ulf Necktar muss für Frau Gehm einen Tätigkeitsbericht als Geschäftsführer der MPA-GmbH schreiben. Neuer Druck auf Ulf.

 

Ende August kommt endlich der lang erwartete Wetterumschwung. Wolken und Regen! Die Natur und ich atmen wieder auf.

 

Ich helfe meinem Sportfreund „Mücke“ vom Volleyball beim Umzug.

 

Waschi schneidet mir Anfang September einige kleine Fisteln in der Achselhöhle ab. Saubere Schnitte. Alles verheilt sehr gut.

 

Wir fahren mit Alexander zu Dörtes Vereidigung nach Stralsund. Viele hübsche Blondinen stehen in Polizeiuniform mit auf dem Marktplatz. Dörte ist eine von ihnen.

Die aktuellen Freunde unserer Mädchen Alexander und Sebastian übernachten öfter bei uns.

 

Der September bringt ersten Nebel. Beim Morgenspaziergang mit Teddy blitzen an den Spinnenweben in den Sträuchern Tautropfen.

Gundel macht seit einiger Zeit eisern Frühsport.

Auch verwöhnt sie Christoph und mich am Wochenende mit panierten Bovisten-Scheiben.

Sie hat jedoch zunehmend Stress mit ihrer Mutter, die immer uneinsichtiger wird.

Gundel wird reizbarer und streitet auch mit mir. Ich drohe unsensibel damit, dass ich ausziehen werde.

 

Beim Morgenspaziergang treffe ich den ehemaligen Kreisbaudirektor, Klaus-Dieter Lustig. Er erzählt mir, dass er sich mit Bauschuttrecycling und Kompostierung jetzt auch in der Abfallwirtschaft betätigt.

Er hält sich dabei an Herrn Newski, weil dieser sowieso die Abfallwirtschaft im Landkreis beherrsche und teilt mit vertraulich mit, dass Herr Newski und Frau Gehm Ulf Necktar weghaben wollen, da dieser zu viel wüsste.

 

Mein Widerspruch zu meiner Vergütungsgruppe wird abgelehnt. Nun habe ich als Sachgebietsleiter die gleiche Vergütungsgruppe wie meine Mitarbeiter Ulf und Käthe.

Das motiviert natürlich nicht besonders. Doch vielleicht ist gerade dieses gewollt?

Im Sekretärinnen-Streit genießt Andrea Sohn ihren Triumpf über Frau Migran und baut ihre Vertrauensposition bei Herrn Tassow weiter aus. Sie berät ihn nun in Computer- und IT- Fragen.

Rainer Schmitt wird auf meinem Antrag als Kreisabfallberater von der GOV übernommen.

Ulf wird so weit unter Druck gesetzt, dass er als Geschäftsführer der MPA zurücktritt.

 

 

Unsere neuen Nachbarn

 

Die Nachmieter von Familie Wascher zieht Familie Sommer neben uns ein. Wir freunden uns nach und nach mit ihnen an. Ende September trinken wir schon mal gemütlich ein Bier auf dem Hof. Lutz Sommer, Manfred Reich, Christoph und Waschi sind auch noch dabei.

 

Ich versuche, mein Gewicht bei 80 kg zu halten. Doch dies fällt mir schwer. Nach dem Volleyballtraining und dem anschließenden Duschen trinke ich gerne noch Bier. Heh, ich rauche noch immer nicht!

Es wird im September noch einmal stürmisch. Daher schläft unser sturmgeschädigter Hund mal wieder auf dem Flur. Gundel setzt Honigwein an. Sie achtet darauf, dass dieser ordentlich gärt.

 

Bärbel Syrbe ist wohl bereit, den Kreisvorsitz der PDS zu übernehmen. Am 03.10. zum Tag der deutschen Einheit halte ich in Wusseken vor den Genossen der Region Anklam eine kleine Rede.

 

Meinen 47. Geburtstag feiern wir mit den Eltern, Familie Wascher, meinem Bruder Herbert und Familie Reich.

 

Auf Arbeit macht mich meine Kollegin Käthe Mahler herunter, da ich ein Schreiben von ihr korrigiert hatte. Ich kannte das Wort „pauschalieren“ noch nicht, nur das Wort „pauschalisieren“. Nun kenne ich es auch!

Rainer Schmitt gibt seinen Ausstand im Sachgebiet. Noch leisten wir uns dabei alkoholische Getränke. Das wird erst später verboten.

 

Nachbar Christoph und ich erleben einige Kinderkrankheiten mit unserer neuen Satellitenschüssel und den Receivern.

Mein nun ehemaliger Nachbar Waschi besucht mich am Wochenende und wir leiten die Bockbiersaison ein.

Beim Volleyball-Training nehmen neuerdings einige Schüler teil, Doch diese sind sehr ehrgeizig und spielen auch Schmetterbälle. Das gefällt unseren Volleyball-Frauen natürlich nicht.

 

 

Schreiben ohne PC

 

In meinem Sachgebiet habe ich nun ja keinen PC mehr. Meinen hatte ich ja als ehemaliger Amtsleiter der heutigen „Computer-Spezialistin“ von Herrn Tassow gegeben, die damals meine Schreibkraft war.

Für heutige Verhältnisse unvorstellbar, schrieb ich im Büro alles noch mit der Hand. Doch sollen wir in der Ära Kautz bald neue PCs bekommen. Frau Sohn wird dann wohl unseren Amtsleiter beraten, wer einen bekommt!

 

Gundel und ich besuchen Dörte zum Elternsprechtag in Waldeck. Gundel heulte schon an der Übungsstation 1, wo uns die angehenden Polizeibeamten vorführten, wie sich die Bereitschaftspolizei bei einer Demonstration verhält. Sie liefen in voller Montur mit Schilden zur Übung in verschiedenen Einsatzformationen auf.

 

Dörte selbst war zum Glück an einer andern Übungsstation. Sie führte mit ihrer Gruppe Jiu-Jitsu-Übungen in einer Halle auf einer Matte vor. Da kam ihr das vorherige Karatetraining zu Gute. Das sagte Gundel schon eher zu.

 

Dörte feiert ihren 19. Geburtstag in unserer Wohnung. Gundel und ich fahren daher nach Berlin und besuchen die Eltern. Bei unserer Rückkehr ist alles wieder aufgeräumt.

 

Ende Oktober wird Bärbel Syrbe neue PDS-Kreisvorsitzende. Burkhard, Veronika und ich sind Mitglieder im neuen Kreisvorstand. Nun bin ich sogar den „rotierenden“ Kreisvorsitzenden los!

 

In meinem Sachgebiet zeichnen sich Umbesetzungen ab. Ulf Necktar soll in das Bauordnungsamt und eine Kollegin in das Sozialamt. Damit habe ich insgesamt drei Leute weniger. Ich bündele die Aufgaben und ändere die Stellenbeschreibungen. Mehr Geld gibt es für mehr Arbeit für uns nicht.

 

Schwiegermutter geistert nachts durch unsere Wohnung. Sie wird noch verwirrter. Gundels und Schwiegermutter Verständigungsprobleme nehmen zu. Ihre Mutter möchte nun zu ihrer Tochter Sarah ziehen.

Ich muss auch dran glauben. Sie fordert Geld von mir. Ich gebe ihr 100,- DM damit ich meine Ruhe habe. Gundel ist wieder den Tränen nahe.

 

Bettina feiert ihren 17. Geburtstag ähnlich wie Dörte zuvor ihren 19. Gundel und ich, wir klinken uns aus und reisen nach Klink auf einen Kurzurlaub. In Klink erleben wir einen karibischen Abend mit Buffet, Musik und Tanz sowie einem Kulturprogramm.

 

Tatsächlich bekam sogar ich von unserer „PC-Spezialistin“ einen neuen PC zugeteilt und habe nun im Raum (0)07 fast ein modernes Büro. Auf jeden Fall kann ich nun meine dienstlichen Schreiben ordentlich verfassen und selbst ausdrucken. Ein Sprung aus der „Steinzeit“ ins Computerzeitalter!

 

 

Dem Umweltamt geht es gut

 

Wir haben in der Ellbogenstraße sogar den Luxus einer Hausmeisterin, namens Frau Wulff, die auch die Essenausgabe mit übernommen hat. Sie ist ein fanatischer Fan von Spielzeug, das sich mechanisch wie von selbst bewegt. Aktuell lässt sie auf dem Flur vor meiner Bürotür mit großer Freude einen kleinen ferngesteuerten Hund mit Batterien laufen, der natürlich auch eigene Geräusche macht. Wuff!

Einen Tag vor der nächsten Sitzung des Umweltausschusses teilte mir Herr Tassow mit, dass ich dort teilnehmen soll. Seine Unterlippe zitterte wieder mal gewaltig!

 

Ich nehme am Regionalrat der PDS teil. Eine Regionalversammlung der PDS findet in Schlatkow mit über 50 Teilnehmern statt. Zum Montags-Talk haben wir Herrn Stähle, den Direktor des Gymnasiums und aktuellen Bürgervorsteher der Stadtvertretung als Gesprächspartner. Interessant ist, dass er eine negative Meinung von Herrn Kautz hat.

 

Beim Volleyball-Training treffe ich aus Versehen Gundels Nase mit dem Volleyball. Ihre Nase blutet sogar. Ein schwarzer Tag für den Volkssport und für mich!

Gundel verbreitet bereits Ende November erste Vorweihnachtsstimmung. Sie stellt einen elektrischen Kerzenständer in das Küchenfenster.

Ich helfe Waschi beim Umzug seiner Arztpraxis von der Ravelinstraße in das Ärztehaus in der Leipziger Allee.

 

Herr Hauswald wird neuer Pressesprecher des Landrates. Die Presse berichtet unabhängig davon, dass es noch offene Rechnungen vom Umbau des Wohnhauses von Herrn Kautz aus dem Jahre 1991 gibt. Diese Rechnungen werden nun vor Gericht verhandelt.

Ich lade mein Sachgebiet zu einer kleinen Jahresabschlussfeier in das damalige Parkrestaurant ein. Der Personalrat feiert in Bansin und ich bin mit dabei als „Jim Beam“.

 

Schwiegermutter alzheimert erneut und bringt Gundel wieder mal zum Weinen. Schwiegermutter fragt jeden Abend, ob sie noch zu Sarah fährt und wo sie heute Abend schlafen soll. Von mir will sie mal wieder Geld haben. Kein Problem! Ich gebe gern.

 

Noch vor Weihnachten steht das Thema Abfallwirtschaft wieder mal auf einer Kreistagssitzung zur Debatte. Doch mein Sachgebiet übersteht alles glimpflich.

Meine Mitarbeiterin für Ordnungswidrigkeiten, Frau Lenz und Kollege Ulf Necktar, aber auch unsere Hausmeisterin Frau Wulff werden per Personalentscheidung aus dem Umweltamt in andere Verwaltungsbereiche versetzt.

 

Gundel stellte in Sarnow fest, dass unser Corsa nicht so richtig Gas annimmt. Nach der Verabschiedung von Frau Lenz und von Ulf fuhr ich leicht alkoholisiert rückwärts mit den Corsa in unsere Garage. Knacks, war ein Rückspiegel ab. Da lohnte sich der Werkstattbesuch noch vor Weihnachten doch erst richtig!

 

Nachbar Christoph kam von einer längeren Brasilienreise zurück. Er lud sich gleich bei uns zum Abendbrot ein und erzählte uns, Pizza kauend, wie schön es in Brasilien gewesen war.

Unseren 20. Hochzeitstag verbrachten Gundel und ich in einem Hotel in Templin.

Silvester war ich mit Gundel in Berlin bei den Eltern. Die Mädchen hatten also sturmfreie Bude und feierten mit ihren Freunden ausgelassen Silvester. Christoph war ja als „Aufsichtsperson“ da.

Wir feierten mit meinen Geschwistern Vatis 70. Geburtstag und Silvester in Berlin in der elterlichen Wohnung.

 

Ein Haustarifvertrag

 

Im neuen Jahr 1996 lasse ich zunächst von Hübner Junior meinen PC aufrüsten und ein CD-ROM-laufwerk einbauen sowie einen Hand-Scanner anschließen. Dörte nutzt den PC auch für Schreibarbeiten.

 

Ich fehle beim „Neujahrsempfang“ von Herrn Tassow, da ich zum Personalrat gehe.

Wir bekommen mit einem Haustarifvertrag die 35-Stundenwoche und sind gespannt wie sich unser Gehalt verringern wird.

Meine Stellvertreterin Frau Mahler beginnt das neue Jahr mit zwei Wochen Krankschreibung.

Wir beraten mit Frau Gehm beim Landrat über das Raumordnungsprogramm OVP.

Frau Gehm sieht ohne ihre typische blaue Haarsträhne noch gefährlicher aus. Sie fällt Leuten in Beratungen ins Wort und stellt gegenüber dem Landrat fest, dass sie nicht alle Schreiben bekäme, die an das Umweltamt gingen.

Dem Umweltamt gegenüber verfügte sie daher, dass sie jedes Schreiben erst sehen möchte, das vom Umweltamt herausgeht.

 

Ich fehle auch mal wieder beim Kreisvorstand, der immer noch montags tagt. Doch montags habe ich auch Volleyball-Training und dort gehe ich lieber hin.

Zum Liebknecht-Luxemburg-Gedenken treffen sich über 100 Teilnehmer im Anklamer Theater.

 

Nachbar Christoph zeigt Gundel und mir sein Video von den Niagara-Fällen.

 

 

Arbeitsmethoden

 

Mitte Januar gehe ich nach meiner morgendlichen Teddy-Runde erst zu 08.30 Uhr ins Büro. Frau Gehm hatte bereits im Umweltamt angerufen, dass sie bis 10.00 Uhr von mir eine Zuarbeit zum Abfallentsorgungsplan des Landes braucht. Den Plan hatte ich bisher selbst noch nicht gesehen.

Herr Tassow soll den Plan haben. Er ist jedoch nicht da, sondern beim Zahnarzt. Ich schreibe trotzdem in einer Mischung aus Halbwissen und dichterischer Freiheit eine Zuarbeit zum Landesentsorgungsplan auf und faxe eine Seite Text an Frau Gehm.

Um 09.30 ruft Frau Adler vom Sekretariat des Landrates an, dass der Landrat nun endlich die Zuarbeit braucht, da er gleich losfährt. Aha! Also faxe ich meine Zuarbeit auch dorthin.

Am gleichen Tag soll ich noch zu einer Dienstberatung bei Frau Gehm kommen. Doch sie hatte sie die Dienstberatung abgesetzt ohne mich davon zu informieren. Herr Tassow war ja immer noch beim Zahnarzt.

Als ich in Frau Gehms Büro zur vermeintlichen Dienstberatung kam, saß sie gemeinsam mir Frau Scheiwe und Herrn Wohl und sortierte die Post für das Umweltamt.

Ich durfte auch noch dabei helfen. Zur Belohnung durfte ich die Post dann auch gleich mit rüber in unser Amt transportieren.

Dieses Beispiel charakterisiert den aktuellen Arbeitsstil meiner lieben Führungsebene Amtsleiter und Dezernentin. Da zählt nur Nervenstärke!

 

Bevor ich mein Schreiben zur Genehmigung der Grünschnittannahme am Standort Anklam an die GOV abgeschickt habe, lese ich in der Zeitung, dass dort der Wertstoffhof bereits eröffnet ist. Herr Newski und die GOV dominieren mein Sachgebiet mal wieder!

 

Ende Januar wird es sauisch kalt. Die Temperaturen sinken unter 10°C. Fast frieren mir die Finger am Türknauf an. Bei der Kältewelle habe ich endlich Muße, meine ca. 400 Roman-Zeitungen zu sortieren und ein Verzeichnis für sie anzulegen.

Christoph bezahlt seine anteiligen Wohnkosten bei mir. Dörte schneidet mir mal wieder die Haare.

 

Ich kaufe mir ein kleines Radio für mein Büro. Andreas Trassel lässt seine zweite Augen-OP machen und fällt natürlich im Büro aus. Rainer Schmitt brachte mir die Abfallgebührensatzung mit drei verschiedenen Preisen für die Gebiete der ehemaligen Landkreise. Sie wurde bereits auf dem Dezemberkreistag an die Kreistagsmitglieder verteilt.

 

Gundel leidet nach dem Abklingen ihrer Erkältung an einem Hautausschlag. Am Wochenende fällt Schnee und Teddy darf mal wieder auf dem Flur schlafen. Nachts muss er dann mal raus, weil er muss. Gundel ist gereizt darüber. Sie badet wie bereits des Öfteren ihre Mutter in der Wanne. Zum Glück geht Gundels Hautausschlag zurück.

Im Januar hatte ich 15 alkoholfreie Tage. Ich führe seit längerem schon eine Statistik über meinen Alkoholkonsum.

 

Auch der Februar beginnt kalt. Es wird so kalt, dass wir die Kaninchen im Keller unterbringen. Trotz der Kälte reist Schwager Karl aus Suhl mit seiner Frau und Enkelin zu Gundels Geburtstag an.

Mit unseren Mädchen fahren wir zwei Tage nach Klink und die Suhler betreuen solange Schwiegermutter. So hat Gundel auch mal frei und die Suhler können sich ein Bild von Schwiegermutters Krankheitsbild machen. Mitte Februar wird Schwiegermutter von der Polizei nach Hause gebracht, da sie den Plus-Markt nicht verlassen wollte.

 

Es wird endlich wärmer und beginnt zu tauen. Dafür wird es glatt. Doch bald schlägt der Winter wieder erbarmungslos zu. Die Mädchen bekommen von der Schule sogar zwei Tage „schneefrei“.

 

 

Danke, Herr Kautz!

 

Der Vorsitzende des Umweltausschusses, Herr Dietze, meldet bei mir Beratungsbedarf zum Thema Abfallwirtschaft an. Im Auftrage von Herrn Newski?

Frau Gehm und Herr Newski verspäten sich zum Umweltausschuss. Daher muss ich seit längerem dort mal selbst etwas sagen. Bisher hatte ich ja fast Redeverbot.

Herr Tassow geht in Urlaub und ich darf ihn vertreten.

 

Frau Scharm, unsere Personal-Chefin, teilt mir unter vier Augen mit, dass sie eine Ablichtung des Schreibens von Herrn Krause aus Strasburg hat.

Weiter gäbe es seitens der Gauck-Behörde zwei Schreiben bezüglich meiner Stasi-Überprüfung. In diesen Schreiben stehe, dass ich kein IM gewesen sei.

Frau Scharm sagt mir, dass sich Herr Kautz an sein Gespräch mit mir über Herrn Krause erinnert hatte. Er würde jedoch zu mir stehen und Herr Krause solle ein offizielles Antwortschreiben erhalten.

Dafür bin ich Herrn Kautz dankbar und freue mich auch, dass ich ihn damals sofort informiert hatte, wenn es mich damals auch einige Überwindung gekostet hatte.

Doch sorge ich mich trotzdem, da Herr Krause die Sache nach wie vor auch in der Presse ausbreiten könnte.

 

Es ist ein Schaltjahr. Daher findet der Umweltausschuss einmalig an einem 29. Februar statt. Dem besonderen Tag entsprechend findet die Beratung mit einer Star-Besetzung statt. Frau Gehm, Frau Scheiwe, Dr. Meesmann, Dr. Haupt, Herr Newski, Herr Keepten…um nur einige Star-Gäste zu nennen.

Es werden die Abfallgebührensatzung, das Abfallwirtschaftskonzept und der Gesellschaftsvertrag der GOV beraten und bestätigt.

Ich bin praktisch als Schriftführer des Umweltausschusses tätig. Ich bediene den Recorder und schreibe später auch das Protokoll. Eine Rolle, die meine weitere Zukunft im Umweltamt prägen sollte und in der ich mich eigentlich auch wohlfühle. Wer fragt schon nach meiner Qualifikation?

 

Mitte März fand dann der „große“ Kreistag zur Abfallwirtschaft mit umfassender Beschlussfassung aller erforderlichen Dokumente für die Neuorganisierung der Abfallwirtschaft im Großkreis Ostvorpommern statt. Der Kreistag dauerte bis 22.00 Uhr und fand in der Gaststätte Peenegrund statt.

 

 

Schwiegermutter soll ins Heim

 

Gundel entscheidet sich nach zunehmenden Querelen mit ihrer Mutter, in der Diakonie Ducherow nach einem Heimplatz für ihre Mutter nachzufragen.

Schwager Alfred und Schwägerin Liese besuchen uns, um sich über Schwiegermutters Gesundheitszustand zu informieren.

Gundel stellt sich bei der Jugendhilfe zu einer ABM-Maßnahme „Sozialpädagogik“ vor. Sie könnte die ABM-Stelle jedoch nur annehmen, wenn ihre Mutter tatsächlich einen Heimplatz bekäme.

Wir kaufen für Gundel für wenig Geld einen gebrauchten Trabbi damit sie für ihre künftige Tätigkeit auch mobil wird. So fügt sich eines zum anderen.

 

Schwiegermutter wird immer wunderlicher. Gundel schließt schon die Haustür ab, damit sie nicht heimlich rausläuft. Schwiegermutter sagt: „Ich möchte nach Hause und meine Möbel möchte ich auch mitnehmen.“

Gundel bringt ihre Mutter tagsüber zu einer dreiwöchigen Probezeit in die Diakonie Ducherow. Gundels Bruder Otto reiste mit seiner Frau bei uns an. Er möchte sich auch ein eigenes Bild von Schwiegermutters Gesundheitszustand und den Betreuungsbedingungen in der Diakonie machen.

Otto bestärkt Gundel darin, ihre Mutter nach Ducherow zu bringen.

Scheinbar gefällt es Gundels Mutter zunehmend in Ducherow. Wenn sie nun sagt „sie möchte nach Hause“, meint sie bald schon, dass sie nach Ducherow zurück möchte.

Doch es sind noch eine Reihe von Untersuchungen notwendig.

Schwiegermutter wird von der Amtsärztin, Frau Richter, untersucht und sie wird auch Herrn Dr. Neuhaus, dem Nervenarzt, vorgestellt. Es geht vor allem darum, eine Pflegestufe festzulegen.

Nun bietet Gundels Bruder Karl an, seine Mutter für vier Wochen zu sich nach Suhl zu nehmen. Doch dieses Angebot kommt etwas spät und nach den 4 Wochen hätten wir sie ja auch wieder bei uns zu Hause

 

Wir bauen die alten Lattenregale auf unserem Flur ab. Dafür bauen wir neu gekaufte schwarze Flurschränke auf. Die Bücher, die jahrelang auf dem Flur standen, haben leider Stockflecke bekommen. Wir behandeln sie mit Antischimmel-Spray.

Mein Bruder Herbert besucht uns im März mit Kind und Kegel. Wir gehen zusammen chinesisch esse. Wir nutzen das Angebot: „Iss so viel Du schaffst für 11,-DM.“ Leider wird die Gaststätte in der Mühlenstraße bald geschlossen.

Das Wetter wird nun so mild, dass wir die Tischtennisplatte hinterm Haus aufstellen. Wir sitzen auch schon mit Sommers, Reichs und Christoph hinter dem Haus.

Ich beschneide die Obstbäume.

 

Dörte und Alexander kümmern sich am Wochenende um Schwiegermutter. Sie fahren mit ihr nach Woldegk und Kleisthöhe. Schwiegermutter sagt, dass sie wieder bei uns wohnen möchte. Im Ducherower Heim begrüßt sie dann jedoch schon wieder hocherfreut die zuständige Krankenschwester: „Sie kenne ich doch!“

Schwiegermutter wird die Pflegestufe 1 anerkannt. Damit erfüllt sie die Voraussetzung, um im Pflegeheim zu verbleiben. Gundel glaubt nun selbst langsam, dass das für ihre Mutter auch das Beste ist.

 

 

Der Mai ist gekommen…

 

Bettina bereitet für das Gymnasium einen Vortrag über die Abfallwirtschaft vor. Sie hält den Vortrag mit sehr gutem Ergebnis. Wie sie wohl auf das Thema gekommen ist?

Ende April bringt Herbert meine Eltern für eine Woche. Vati hilft im Garten und sortiert mein Werkzeug. Alles grünt und wächst.

Gundel muss mal wieder zum Arbeitsamt und ist gereizt.

Wieder einmal bekommen wir über den Schüleraustausch ein polnisches Mädchen für eine Woche zu Besuch.

 

Am 1. Mai trifft sich die Anklamer PDS in Ducherow in der Gaststätte Heidemühl zur Maifeier der Gemeinde. Ich halte die Mai-Ansprache. Es gab einen Maibaum von der Gemeinde, Schwein am Spieß und die Jagdhornbläser traten auf.

Am 08.05 spreche ich zum „Tag der Befreiung“ am sowjetischen Ehrenmal.

Die Geschäftsstelle der PDS zieht nun von der Breiten Straße in die Pasewalker Allee 18 auf den Hinterhof. Zum Umzug fahre ich den geliehenen Kleintransporter.

Geschäftsstellenleiterin Zara Rother bedankte sich dann bei uns auf der 1. Sitzung des Kreisvorstandes in der neuen Geschäftsstelle. „Die Hälfte aller Sachen hätten wir verkehrt gebracht. Sie würde etwa noch eine Woche brauche, um alles wieder ordentlich hinzustellen!“

 

 

Die GOV zieht um

 

Auch die GOV hat neue Büroräume in der Alten Molkerei bezogen. Bei einem Antrittsbesuch schenke ich den Frauen Blumen zur Begrüßung.

Herr Newski versetzte mich mal wieder zu unserem planmäßigen Monatstermin ohne abzusagen. Dafür konnte ich mit Herrn Keepten einiges besprechen. Herr Keepten meinte, dass das KWI, Herr Kautz und Herr Newski die Abfallwirtschaft beherrschen. Jeder, der störe, werde einfach herausgedrängt. Dies beträfe zum Beispiel Herrn Nehmzow, Ulf Necktar und sogar ihn selbst.

 

Ich gebe Herrn Schmitt die Genehmigung für die GOV zur Flächennutzung am Standort Deponie Anklam Nord als Lagerstätte für Bauschutt, Grünschnitt und für den Schadstoffcontainer. Ich verweise aber auch auf ein baurechtliches Genehmigungserfordernis nach Landesbauordnung.

 

Herr Tassow musste wohl zum ersten Mal an einer Sitzung des Umweltausschusses teilnehmen. Bisher hatte er sich immer erfolgreich gedrückt. Diesmal drückte ich mich mit der Ausrede: Zweckverbandsversammlung Peenetal-Landschaft. Ich bin ja schließlich dort der Versammlungsleiter.

Dafür fährt der Chef für alle überraschend „dienstlich“ nach Bonn!

 

 

Ich verliere einen Freund

 

Anfang Mai brennt der Südturm des Hauses des Friedens. Abends besichtigen Gundel und ich mit Teddy den heruntergebrannten Dachstuhl und die restlichen Rauchwolken.

 

Gundel bereitet ihrer Mutter „einen schönen Sonntag“ und holt sie von Ducherow ab. Doch abends sagt ihre Mutter dann: „Und was ist mit meinem Geld?“ Es ist schlimm für Gundel, dass sie keinen Dank für ihre Mühen erhält.

 

Ende Juni habe ich 14 Tage Urlaub und neben vielen anderen angenehmen Erlebnissen mit den Eltern und Nachbarn verliere ich Gerd Wascher als Freund.

Familie Wascher kam gerade von einer Urlaubsreise zurück und Gerd hatte Geburtstag gehabt. Sie besuchten zuerst bei den Nachbarn, Oma Emmi. Hier wurde bereits auf Gerds Geburtstag angestoßen. Als sie bei uns klingelten, fuhr Gundel gerade mit unserem Auto vom Hof. Sie wollte unseren Mädchen auf dem Zeltplatz in Ückeritz trockene Decken bringen, da ihre Schlafsäcke nassgeregnet waren. So ist Gundel, spontan wie immer!

Waschis sahen Gundel wohl noch vom Hof fahren. Ich versaute inzwischen den Rest.

 

Als Waschis bei mir reinkamen, klebte ich leider noch immer an meinem Computer und hatte weder das Geburtstagsgeschenk für Gerd herausgelegt, noch hatte ich Getränke herausgestellt.

Ich versuchte gerade am PC etwas „Neues“ und wollte es auch Waschis vorzuführen. Doch das misslang mir bei Gerd gehörig, da er ja den bei Oma Emmi begonnenen fröhlichen Abend bei mir fortsetzen wollte.

Doch ich bemerkte seinen wachsenden Unmut nicht und konnte nur seine Frau Marlies mit meiner kleinen PC-Vorführung interessieren. Schließlich reagierte er sauer und wollte sich verabschieden. Auch das von mir nun eilig hervorgeholtes Geburtstagsgeschenk konnte ihn nicht mehr besänftigen. Seit diesem Tag waren wir „geschiedene Leute“.

Am nächsten Tag versuchte ich vergeblich, ihn zu erreichen.

Gundel hält zu seiner Frau Marlies bis heute noch telefonischen Kontakt, doch mit Gerd und mir war es einfach aus und vorbei.

Das war für mich bedauerlich, denn wir hatten eine schöne gemeinsame Zeit mit kleinen gemeinsamen Umtrünken und Gesprächen hinterm Haus und im Garten. Wir feierten regelmäßig zusammen unsere Geburtstage und den Herrentag. Wir gingen des Öfteren mit Teddy spazieren und vieles andere mehr. Sie verzogen bald darauf nach Stralsund.

 

 

Ich sortiere alte Zeitungen

 

Herr Kautz wächst zum scheinbar mächtigsten Mann im Landkreis Ostvorpommern. Seine Konkurrenten Dr. Behrens, Dr. Knapp und Herrn Reinhold hat er erfolgreich abgehängt.

Zu seinem Machtsystem gehören u.a. offensichtlich auch Herr Newski sowie die Landtagsabgeordneten Herr Markhoff und Herr Riemann.

Mein lieber Chef, Herr Tassow, nimmt sich drei Tage Urlaub ohne mir, als seinen Stellvertreter, ein Wort davon zu sagen. Ein tolles Verhältnis!

 

Unser lieber Teddy-Hund sucht immer noch ab und zu nach einer inzwischen verstorbenen Freundin die er regelmäßig beim Gassi gehen besucht hatte.

Immer noch hinterlässt er ihr als Botschaft ein paar Tropfen am Zaun, die sie nun jedoch nicht mehr lesen kann.

Bettina reist für eine Woche nach Wolfshagen zu ihren Cousinen. Ohne unsere Mädchen sind Gundel und ich schon wie ein altes Ehepaar.

Im Juli hatte ich noch keinen Tropfen Alkohol getrunken. Doch nun lud unser neuer Nachbar Lutz Sommer uns zu einer Grillparty ein. Er wollte mit uns auf den 1. Geburtstag seiner Tochter anstoßen.

Nach einer kleinen Radtour mit Gundel ins Anklamer Umfeld merke ich, dass ich noch immer anfällig für meinen Heuschnupfen bin.

 

Bei schönem Sommerwetter sortiere ich mit Muße in unserem Garten alte Zeitungen der Jahrgänge 1991 und 1992. Ich resümiere dabei dass einige Männer in und nach der Wendezeit wie Kometen leuchtend am Himmel erschienen sind und auch wieder verglühten: Dr. Manthey, Herr Scheffler, Dr. Behrens, Herr Reinhold, Herr Melchert,…

 

Mitte Juli geht Gundel ins Jugendamt zu einem Vorstellungsgespräch für eine ABM-Stelle. Anfang August kann sie sie ihre Tätigkeit als Sozialpädagogin tatsächlich beginnen.

Bettina fängt mit ihrem Fahrunterricht an.

 

Gundels Bruder Karl reist mit Frau und Tochter aus Suhl bei und an. Sie besuchen mit Schwiegermutter Tante Lotte in Demmin. Nun erlebt Karl selbst den Gedächtnisverlust und die Orientierungslosigkeit seiner Mutter.

 

 

Eine Kaffeefahrt mit unseren Nachbarn

 

Mitte August findet eine gemeinsame Kaffeefahrt mit unseren Nachbarn Familie Sommer und Familie Reich statt. Diese Kaffeefahrt bleibt uns mit gemischten Gefühlen in Erinnerung.

Wir versuchten, das Beste aus der Kaffeefahrt zu machen. Doch das Mittagessen taugte nichts, die Verkaufsveranstaltung war zum Teil unerträglich, die Werbegeschenke waren recht mickrig und auch der zollfreie Einkauf auf dem beengten Dampfer war nicht besonders gut.

Gundel und ich ließen uns auf der Verkaufsveranstaltung breitschlagen, „günstig“ ein „tolles“ Warensortiment zu bestellen, das u.a. aus vergoldetem Besteck, Kochtopfsets, chinesischen Vasen und riesigen Fächern und vieles mehr bestand. Jedenfalls alles Sachen, die wir eigentlich gar nicht brauchten. Wir sagten dann in Nachhinein die Bestellung wieder ab. Für uns war es eine Veranstaltung, bei der wir doch einiges Lehrgeld bezahlt hatten.

 

 

Kurz vor einer Abmahnung

 

Ende August wird Frau Gehm auf der Kreistagssitzung zur 2. Beigeordneten gewählt. Gleich auf ihrer ersten Dienstberatung mit den Amtsleiter macht mich Frau Gehm runter, da ich unfreundlich zu ihrer Stellvertreterin Frau Scheiwe und Herrn Wohl gewesen sein soll. Außerdem war ich am letzten Dienstag für meine Dezernentin telefonisch nicht erreichbar gewesen, obwohl Sprechtag war.

Anschließend durfte ich noch bei ihr nachsitzen. Sie fragte mich, ob ich noch in der PDS sei und ob ich Amtsleiter werden möchte. Für mich war diese Situation recht ungemütlich und ich hielt mich bedeckt.

 

Bettina fährt mit ihrer Schulklasse eine Woche nach Italien.

Der September beschert uns einen prächtigen Altweibersommer. Ich sitze daher nach Feierabend des Öfteren mit Nachbar Christoph im Garten und wir genießen ein Bier dabei. Christoph lässt sich Nachtstrom in seine Wohnung legen und bekommt dazu einen großen Elektrokasten auf dem Flur. Nach seiner Fenstererneuerung bereitet er noch den Einbau einer Gas-Etagen-Heizung vor. Ein rüstiger Rentner!

 

Dörte organisiert mit ihren Polizeikollegen eine Garten-Party. Gundel und ich vergnügen uns solange bei Familie Sommer im Nachbargarten.

Gundel beginnt nun eine Schlankheitskur und betreibt Gymnastik. Sie fährt mit dem Trabbi zu ihrem ABM-Job als Sozialpädagogin.

Sie beginnt Fliegenfenster zu bauen und ich helfe ihr dabei.

 

Ende September kommt Herr Tassow aus seinem Urlaub zurück. Er hat wohl sofort wieder Ärger mit Frau Gehm. Unser beiderseitiges Verhältnis ist auch etwas angespannt. Er droht uns allen im Umweltamt sinngemäß: „Bisher sei er nur 10% Schwein und 90% Mensch gewesen. Jetzt werde es umgekehrt sein!“ Er hat wohl von Frau Gehm eine Abmahnung bekommen. Nach Herrn Tassow droht Frau Gehm nun auch mir eine Abmahnung an. Ich hatte ein Schreiben an das Ordnungsamt Ducherow geschickt, das sie noch nicht kannte. Also so etwas auch!

Doch sie beließ es bei der Drohung.

 

Für Gundel und mich beginnt mal wieder eine neue Pilssaison. Wir sammeln unsere Standardpilze, aber auch Maronen.

Die Zuckerfabrik begann ihre Rübenkampagne und verströmte ihren charakteristischen Geruch über Anklam.

Christoph lässt mit polnischer Hilfe seine Wohnung tapezieren.

 

 

Ein tödlicher Verkehrsunfall

 

Am 02.10. teilt mit Vati telefonisch mit, dass Gela und Uwe einen tödlichen Verkehrsunfall hatten. Schock!

Ich habe sofort das Gefühl und das schlechte Gewissen, mich zu wenig um meine Schwester gekümmert zu haben. Es ist ein schmerzlicher Verlust.

Doch die Eltern trifft es viel härter und Mutti kam wohl nie wieder darüber hinweg.

Ich erfahre erstmalig, dass Gelas Mann Uwe noch eine Tochter aus erster Ehe hat. Diese Tochter aus Westdeutschland erstreitet ihren Erbanspruch mit einem Anwalt zum Nachteil von Gelas Tochter Manja. Da Uwe 15 Minuten nach Gela verstarb, hatte er seine Frau in diesen 15 Minuten rechtlich beerbt. Dadurch erhöhte sich der Erbanspruch für Uwes erste Tochter. Da muss man erst mal drauf kommen!

 

 

Ein weiterer Verlust

 

Der Oktober beschert uns einen goldenen Herbst. Bei längeren Spaziergängen habe ich Zeit zum Nachdenken.

 

Auch unsere jüngere Tochter Bettina beginnt sich mit ihrer beruflichen Entwicklung zu befassen und reist erst einmal zur Information nach Stralsund. Sie besteht glücklich ihre Fahrprüfung. Sie erhält eine Einladung vom Zoll zu einem Eignungstest.

 

Mitte November harken wir das letzte diesjährige Laub vor unserem Haus zusammen.

Unser Nachbar Christoph spart nun Geld mit seinem Nachtstrom. Doch seine Waschmaschine macht dann nachts auch etwas Lärm. Seine Gasheizung macht ebenfalls einige Geräusche. Da Christoph altersbedingt selbst schlecht oder schwer hört, muss ich ihn intensiv darauf aufmerksam machen.

Bei der Gasheizung stellt sich schließlich ein Installationsfehler heraus und es wird nach Beseitigung des Fehlers nun nachts wieder etwas ruhiger für uns.

 

Mitte Oktober erlebe ich meine erste und einzige Sitzung des Betriebsausschusses des Eigenbetriebes Abfallwirtschaft Wolgast (EAW). Frau Gehm leitete die Sitzung und ich schrieb das Protokoll.

Die Presse schreibt zunehmend mehr zum Thema Abfallwirtschaft. Auch ich werde namentlich genannt. Herr Kautz wird ebenfalls in der Presse angegriffen. Da der Angriff von der Linksfraktion des Kreistages geführt wird, nutze ich die Gelegenheit, um meinen „formellen Austritt“ aus der PDS zu erklären.

Ich möchte in dieser Situation nicht vordergründig als „politischer Gegner“ von Herrn Kautz verdächtigt werden und hinter diesen Angriffen vermutet werden.

 

Mein Dezernat feiert in Gützkow den Jahresabschluss und mein Sachgebiet ist dort als einziges vom Umweltamt vertreten. Ich verhalte mich mal wieder loyal.

Andreas Trassel wird noch im alten Jahr verbeamtet. Nun habe ich sogar einen Beamten in meinem Sachgebiet!

Herr Tassow überträgt meiner Kollegin Christine Neumann die Bearbeitung von Ordnungswidrigkeiten. Ich übernehme für mich neu die Bearbeitung von Bauanträgen. Doch das macht mir nichts aus. Ich tue dies gern.

 

Anfang Dezember übernehme ich mich beim Volleyballtraining und humpele nun durch die Gegend.

 

Dörte lässt ihre ersten Weihnachtsplätzchen im Ofen anbrennen. Silvester feiern wir in Berlin bei den Eltern. Um Mitternacht werden meine Schwester Gela und ihr Mann schmerzlich vermisst.

Gundel und ich vermissen nach unserer Rückkehr auch unseren Teddy-Hund, der zum Jahreswechsel auf Nimmerwiedersehen verschwunden war.

Alle unsere späteren Bemühungen, ihn wieder zu finden blieben leider erfolglos.

 

So bleibt das Jahr 1996 als ein wichtiges doch auch als ein Jahr mit schweren Verlusten in meiner Erinnerung.

 

 

Bettina bei der Berufsfindung

 

Herr Tassow gibt zum Jahresbeginn wieder seinen Sekt- und Frühstücksempfang für unser Amt.

Nach einjähriger Pause macht er sogar wieder eine Dienstberatung mit uns.

 

Dörte beginnt im neuen Jahr 1997 ihren Dienst bei der Bereitschaftspolizei in Anklam.

Sie kauft sich eine Klappliege für den Bereitschaftsdienst, da sie zeitweise auch nachts Dienst hat. Sie macht eine Fahrprüfung für Mannschaftswagen mit maximal 12 Personen.

Sie geht nun in Anklam zum Karate, beginnt zu Joggen und besucht aus Spaß mit einem Polizeiauto Familie Werner in Kleisthöhe.

Sie fährt mit zum Einsatz nach Gorleben. Die Polizei begleitet den Castortransport. Wir verfolgen mit Sorge die Nachrichten und ich nehme einiges auf Videokassette auf. Doch zum Glück kommt Dörte wohlbehalten zurück.

Nach ihrem Einsatz fährt sie drei Wochen nach Schwerin zur Kampfsportausbildung.

 

Bettina fährt mit dem Corsa und einer Freundin zu einem Eignungstest für eine Ausbildung zur Bürokauffrau nach Stralsund. In Hamburg hat sie ein weiteres Vorstellungsgespräch bei der Firma Omya. Sie fährt noch zu einem Test der Bahn-AG.

Wir spendieren Bettina eine attraktive Bewerbungsbekleidung mit Rock und Blazer von der Modeboutique „Mona Lisa“.

Sie hat in Berlin noch einen 2-Tage-test bei der Firma Omya, den sie wohl recht gut besteht.

Bettina bekommt sowohl von der Bahn-AG als auch von der Kölner Firma Omya eine Zusage. Sie entscheidet sich für die Omya und fährt schließlich Anfang April nach Köln um ihren Ausbildungsvertrag abzuschließen.

 

Ende Januar kommt unser Nachbar Christoph nach sechs Wochen von den kanarischen Inseln wieder zurück.

 

Ich kollidiere mal wieder mit meiner Geschäftsstellenleiterin Zara Rother und gehe zum Volleyball und nicht zur Vorstandssitzung.

Anfang Februar leite ich die PDS-Hauptversammlung in Wolgast.

In der Zeitung steht, dass auch die PDS gegen die neue Abfallgebührensatzung klagen wird. Meine „lieben“ Genossen wieder! Kann man mir mehr schaden?

 

Nach 2-monatiger Pause findet mal wieder ein diplomatisches Arbeitsgespräch bei Herrn Newski stat. Ich bekomme sogar zwei Gläser Weinbrand zu trinken!

Unser frischer Beamter Andreas wird wegen eines Kreislaufkollapses ins Krankenhaus gebracht. Ich werde zum 2. Mal in den Personalrat gewählt.

 

Gundel fährt wieder als Betreuerin ins Kinderferienlager nach Krienke.

 

Ich versuche mich an der frischen Luft abzuhärten und halte mit einem israelischen Pilotenschlafsack von der Firma Westfalia Mittagsruhe im Garten.

Privat helfe ich Burkhard Tank bei seinem Umzug nach Krien.

Dörte und Alexander schenken Gundel und mir Karten für „La Traviata“ in der Komischen Oper Berlin.

 

Mitten im April feiert Bettina mit anderen „kleinen grünen Marsmenschen“ ihren letzten Schultag und zieht lärmend durch Anklam.

 

Gundel macht mit ihrem Trabbi einen kleinen Auffahrunfall. Ende April kommt Nachbar Christoph mit seiner Freundin von einer Italienreise zurück. Bettina haut auf dem Hof die Trabbitür gegen die Autotür von Christophs Freundin und wir haben noch eine Kfz-Rechnung mehr zu bezahlen.

 

 

Ein neuer Begleiter für mich

 

Meine drei Frauen besorgen im April vom Tierheim in Berndshof einen neuen kleinen Hund. Wir nennen ihn Benni.

 

Die PDS feiert den 1.Mai in Stolpe und Benni darf schon mal mit als mein Begleiter. Am 8. Mai stehe ich mit einem Dutzend Genossen am sowjetischen Soldatenfriedhof auf dem Krankenhausgelände in Anklam.

Im Wahlkampf findet am Reeperstieg ein „Früh-Links-Fest“ der PDS statt. Ich nehme teil und verkaufe Wildschweinteile vom Schwein am Spieß an die Gäste. Herr Kautz nimmt als eingeladener Diskussionspartner teil und kauft bei mir auch einen kleinen Imbiss.

 

Zu Pfingsten reisen die Eltern und mein Bruder Herbert mit Familie an. Zusammen mit Dörte leasen wir einen grünen Opel Astra. Unser Trabi wird dafür in Zahlung genommen.

 

 

Urlaub auf Kreta

 

Meinen Sommer-Urlaub muss erst mein Amtsleiter Herr Tassow genehmigen, da meine Kollegin Käthe Mahler zur gleichen Zeit Urlaub nehmen wollte.

Doch wir wollen ja mit Bettina und einer ehemaligen Kollegin von Gundel und deren Kinder nach Kreta reisen. Wir haben auch schon gebucht. Die Reise soll eine Belohnung für Bettinas Abitur sein. Schließlich wird unsere Kreta-Reise genehmigt.

 

Unsere Tickets für 14 Tage Kreta kommen. Sie kosten 8.000,- DM. Im Büro gebe ich Urlaubsfrühstück aus. Frischen Fisch, Brötchen und Sekt. Schwager Karl und seine Frau hüten solange Haus und Hof in Anklam.

Anfang Juli fahren wir um 01.00 Uhr früh durch dichte Nebelbänke zum Zentralflughafen Schönefeld. Es folgen zwei angenehme Urlaubswochen auf Kreta.

 

 

Nach dem Urlaub

 

Nach dem Urlaub fahre ich früh mit dem Fahrrad meinem ersten Arbeitstag entgegen. Im Urlaub bin ich etwas sportlicher geworden. Ich jogge sogar etwas mit Benni.

Mitte August haben wir echte Hundstage. Beim Nachmittagsspaziergang gebe ich Benni immer etwas von meinem Eis ab. Wir müssen unseren Pflaumenbaum vor den frechen Staren mit einem Netz schützen. Gundel füllt den Johannisbeerwein um. Es gibt eigene Pelltüften mit Quark und Gurken zu essen.

 

Bettina fährt nach Köln und richtet ihr Zimmer in der WG ein.

 

Ich fahre zur Klausurtagung der PDS nach Katzow. Ich informiere im Kreisvorstand über die Vorwürfe von Herrn Krause gegen mich aus seiner Stasi-Akte.

 

Dörte hat Dienst zum Personenschutz von Theo Weigel, dem damaligen Finanzminister, der Urlaub auf Usedom macht.

 

Ich versuche immer noch sportlich zu leben und abzunehmen. Unsere Tochter Dörte verdächtigt mich schon, dass ich eine Freundin hätte. Ungeachtet dessen melde ich mich für einen Karate-Kurs an.

 

Erster Frost im Oktober

 

Anfang Oktober fahre ich mit Gundel im Astra zu einer kleinen Rundreise nach Friedrichroda, Suhl und Köln. Wir besuchen Gundis Brüder Alfred und Karl. Mit Bettina fahren wir von Köln wieder zurück nach Anklam. Meine Eltern hüteten inzwischen bei uns in Anklam ein und sorgten für unseren Benni.

 

Gundel weckt nun Kürbis ein. Wir bringen Äpfel nach Lassan zur Mosterei und holen uns dort Saft.

Dörte beginnt nebenbei ein Fernstudium Staat und Recht in Rostock.

 

Ich halte wieder Mittagsruhe im Pilotenschlafsack auf einer Klappliege im Garten. Doch wir bekommen einen frühen Frosteinbruch mit Schneefall.

 

Wir besuchen die Eltern in Berlin, damit Dörte ihren 21. Geburtstag in sturmfreier Bude in Anklam feiern kann.

 

Für den Landrat schreibe ich eine Rücktrittserklärung von der Funktion des Vorsitzenden der Zweckverbandsversammlung Peenetal. Ich hatte eine zu hohe Aufwandentschädigung erhalten. Doch Herr Kautz überzeugt mich weiter zu machen.

 

 

Benni kann hoch springen

 

Zu Bettinas Geburtstag singen wir zu dritt ein Geburtstagsständchen am Telefon nach Köln. Auch für Bettinas Geburtstagsfeier in Anklam räumen wir unsere Wohnung und besuchen die Eltern in Berlin. Meine Schwester Tina und ihr Mann erzählen mit einem dicken Fotobuch über ihre Florida-Reise.

 

Unser Benni zeigt, dass er über den Gartenzaun springen kann. Also muss ich den Zaun nachbessern. Nachts darf ich zweimal einen kleinen Igel aus seinen Zwinger tragen und auf die andere Straßenseite bringen.

 

Vati hilft mir bei einem späteren Besuch den Zaun zu erhöhen. Doch bei seinem Aufenthalt in Anklam verschlechtert sich sein Gesundheitszustand so sehr, dass wir den Bereitschaftsarzt holen müssen. Trotz Beschwerden und Schmerzen fährt er wieder mit seinem Kia und Mutti nach Berlin zurück. Doch dort muss er ins Krankenhaus und wird am Darm operiert.

 

Wir wollen uns einen neuen Corsa kaufen und checken unsere Finanzen. Mitte Dezember bekommen wir den neuen Corsa und besuchen damit gleich das Väterchen im Krankenhaus in Berlin.

 

Auf der Hauptversammlung der PDS im Anklamer Theater werde ich wieder in den Kreisvorstand gewählt, obwohl ich eigentlich nicht mehr so recht wollte.

 

 

Weihnachten mit Krankenbesuch

 

Gundel kommt in Bastel- und Backlaune. Sie bereitet sogar ein Weihnachtsessen für ihre Kolleginnen vor.

Ich gebe im Sachgebiet zum Jahresausklang ein Frühstück aus. Für die Dezernatsweihnachtsfeier in Katzow bereite ich drei Kilogramm Tomatensalat zu. Da es in der Kulturscheune jedoch recht kühl war, konnte ich die Hälfte vom Tomatensalat wieder mit nach Hause nehmen. Warme Gerichte gingen dafür besser. Auf die Idee, aus meinem Tomatensalat dort in der Küche herrliche heiße Tomatensuppe zu kochen, kam ich erst später, als ich versuchte, ihn allein aufzuessen und es nicht schaffte.

 

Nach fünf Wochen Köln besucht uns Bettina zu Weihnachten.

Gundel und ich fahren zum 2. Weihnachtsfeiertag nach Berlin. Vati ist noch immer im Krankenhaus. Er kommt erst zu seinem Geburtstag nach Hause, soll aber nach drei Wochen noch einmal ins Krankenhaus.

 

Gundel und ich feiern Silvester in Anklam und stoßen mit den Nachbarn auf das neue Jahr 1998 an.

 

 

Mein 50. Lebensjahr beginnt

 

Mit dem neuen Jahr beginnt mein 50. Lebensjahr. Ich fasse mal wieder gute Vorsätze für das neue Jahr. Ich möchte natürlich wieder einmal gesünder leben. Mit dem Rauchen hatte es ja bisher geklappt.

Anfang Januar lasse ich einen Bausparkredit von der Debeka auszahlen und wir sind erst einmal finanziell aus dem Schneider.

Ich drucke für die Eltern zum 2. Mal kleine Geschichten aus meinem Leben aus und nehme sie mit nach Berlin. Allerdings steht auch etwas zu Gelas Tod drin. Ich verursache damit Tränen bei den Eltern.

Bettina beginnt zu meiner Freude in Köln ein Taekwondo-Training.

 

Herr Tassow gibt wieder Sekt und Brötchen zu seinem Sektempfang zum Jahresbeginn aus.

Ich halte am Wochenende wieder Mittagsruhe im Freien im Pilotenschlafsack und spiele weiter Volleyball. Noch wirken meine guten Vorsätze.

Mein ehemaliger Chef vom Amt für Wirtschaftsförderung, Herr Wuhlis, arbeitet nun als Sachbearbeiter im Bauamt. Er trat freiwillig zurück und erzählte mir, dass man ihn mit Absicht kaputt gespielt habe.

 

Herr Newski expandiert weiter und gründet die BRA (Bauschutt- und Recyclingzentrum Anklam GmbH). Der Umweltausschuss bestätigt das Abfallwirtschaftskonzept und die Abfallgebührensatzung.

 

Ich versuche weiter gesund zu leben und gehe öfters zu Fuß zur Arbeit. Auch ein kleiner weißer Hund hilft mir, gesünder zu leben. Ich gehe zum Karatetraining. Ich probiere Bettinas Karateanzug an und er passt mir sogar. Einmal die Woche fahren Gundel und ich zum Tanzkurs nach Greifswald. Adi August überredet mich, am Schachtraining teilzunehmen.

 

Gundel besucht einen Polnisch-Kurs.

Die Söhne unseres ehemaligen Nachbars aus Kleisthöhe Mike und Klaus Meyer renovieren Dörtes Zimmer. Sie bringen eine Wärmedämmung an und tapezieren.

Der Februar bringt Schneegestöber und eisige Kälte. Gundel fährt wieder nach Krienke als Betreuerin ins Ferienlager. Zu Gundels Geburtstag reist auch unsere Bettina an.

Gundel fährt mit mir nach Rostock zu einem Auftritt von Juliane Werding. Wir übernachten in Warnemünde.

Unsere Hausärztin Frau Dr. Dölz misst Anfang März meinen Blutdruck 140 zu 80 und den Puls: 52. Auch mein EKG ist in Ordnung. Also kann ich in Muße 50 Jahre alt werden.

Ende März beschneide ich die Obstbäume und verschmiere die Wunden mit Baumwachs.

Gundel und ich beenden wir unseren Tanzkurs. Zusammen mit Nachbar Christoph begrüße ich den Frühling im Garten mit etwas Bier.

 

Dörte muss zu einem Einsatz nach Ahaus. Wieder wird ein Castor-Transport von der Polizei begleitet.

 

 

Ich brauche eine Brille

 

Ich schreibe eine Begründung zur Höhergruppierung für Andres Trassel. Von anderen erhalte ich dafür kein Lob. Nach vielen Mühen erhalte ich von Fachbereich IT der Kreisverwaltung einen PC mit Laufwerk, der mich die nächsten Jahre im Büro treu begleiten wird.

 

Anfang April fällt Gundel von einem Stuhl und ich fahre mit ihr zu Frau Dr. Dölz und zur Notaufnahme.

 

Ich hänge Plaste-Ostereier an die kleine Weide vor unserem Haus und streiche die Obstbäume am Stamm weiß an.

 

Benni wird vom Rottweiler eines rothaarigen Punks gebissen und ich lasse seine Pfote nähen. Benni zeigt nun, dass er auch beißen kann und beißt gleich ein paar Tage später zwei Radfahrer in die Hosenbeine. Ich fing Benni nur mit Mühe wieder ein. Ich muss das Tor unten abdichten, damit er nicht mehr so einfach untendurch auf die Straße laufen kann. Mit Manfreds und Christophs Hilfe bauen wir noch ein Holzgittertor zwischen Hof und Garage, damit Benni auf dem Hof bleibt.

 

Trunchen hat ab Mai wieder Bäderdienst auf Usedom.

Ende Mai feiern wir mit unseren Nachbarn eine Geburtstagsfeier im Garten. Nachbar Manfred spielt auf seinem Akkordeon und ich hole sogar noch meine Gitarre raus.

Meine Augenärztin, Frau Dr. Pawelski, verschreibt mir eine neue Brille mit Gleitglas.

 

Sönke Bannert weiht seine neue Gaststätte „Am Steintor“ ein. Die PDS nutzt dort umgehend den Grünen Salon für einen Talk zur neuen Autobahn A 20. Ende Januar wählen wir Eckfried Muth im Anklamer Theater zum Direktkandidaten für den Wahlkreis 29.

Die PDS organisiert wieder eine Kindertagsfeier im Stadtpark. Ich grille wie gehabt Würstchen. Mit Egon Buth hole ich mit einem Kleintransporter 200 große Pappen für unsere Wahlplakate aus Greifswald ab.

Weiterhin war ich noch zur Klausurtagung mit Übernachtung in Ueckeritz und ich grillte für meine Basisgruppe im Garten.

 

Alexander schenkt Dörte zum Kindertag ein Meerschweinchen. Nun haben unsere Kaninchen einen Gast in ihrer Buchte im Garten. Benni interessiert sich auch für das Meerschweinchen. Im Juni habe ich drei Wochen Urlaub, die ich vorwiegend im Garten verbringe.

Der Höhepunkt im Urlaub war die Goldene Hochzeit meiner Eltern in Berlin.

 

 

Einige Wochen humpeln

 

Nach meinem Urlaub knicke ich auf der Treppe kurz vor meiner Bürotür mit dem Fuß um und humpelte danach einige Wochen durch die Gegend. Ich ging nicht zum Arzt und litt in aller Demut bis es wieder besser wurde.

Frau Gehm berichtete im Kreistag über die Töchter der Abfallgesellschaft GOV.

Die Mädchen waren zwei Wochen in Italien als Kindergruppenbetreuerinnen.

 

Anfang Juli ernte ich die weißen Johannisbeeren im Garten. Meine Volleyballmannschaft grillt wieder vor der Schwimmhalle.

Wir ernten nun die schwarzen Johannisbeeren und buddeln die ersten Kartoffeln. Letztere genießen wir zu Zucchini-Joghurt-Salat.

Ende Juli fährt Gundel wieder als Betreuerin nach Krienke. Ich lese „Sorge Dich nicht, lebe“.

 

Mitte August haben wir in der Gaststätte Peenegrund unsere Wahlauftaktveranstaltung. Gundel hatte Spiele und Preise für die Kinder mit.

Anfang September findet „Am Bollwerk“ unsere Wahl-Tour-Veranstaltung statt. Ich helfe beim Aufhängen der Wahlplakate an Laternenpfählen in Anklam.

Bei unserem September-Talk mit Monty Schädel haben wir 5 NPD-Mitglieder unter den Gästen. Als Versammlungsleiter versuche ich, diplomatisch mit ihnen zu reden.

In Schwerin finden Koalitionsverhandlungen auf Landesebene zwischen SPD und PDS statt. Bärbel Syrbe wird 2. Regierungssprecherin. In Trassenheide beraten und übernachten Genossen aus Ostvorpommern mit ehemaligen Bürgermeistern.

 

 

Viele Jubiläen

 

Gundi und ich fahren nach Schwan zum 85. Geburtstag von Gundels Tante Lotte. Schwager Klaus und ich singen zur Gitarre. In Dresden feiern wir Schwager Ottos 60. Geburtstag mit.

Wir feiern auch den 60. Geburtstag unseres Nachbarn Manfred Reich mit.

Meinen 50. Geburtstag feiern wir im Internat der Behindertenschule in Anklam. Wir haben dort ein volles Haus und meine Verwandten und Gäste können dort auch gleich preiswert übernachten.

 

Gundel und ich gratulieren Bettina telefonisch zu ihrem 20. Geburtstag.

 

Mein erstes Turnier-Schachspiel gegen Adi August verliere ich klar. Auch mein nächstes Schachturnierspiel verliere ich, da Gundel und ich die Nacht zuvor mit Alexander und Dörte Doppelkopf spielten und dabei einige Alkohol konsumiert wurde.

 

Vom Finanzamt bekomme ich ein Mahnschreiben. Ich mache mich darauf sofort an die Steuererklärung.

Mitte November leiste ich mir einen neuen Aldi-PC mit 64 MB Arbeitsspeicher, 8 GB Festplatte, Windows 98, Winword 97 und Works 4,4. Einen Drucker und Scanner kaufen wir bei Real nach. Später kaufe ich noch einen kleinen Schach-Computer beim Aldi.

 

Bettina schafft ihre Taekwondo-Prüfung und bekommt den gelben Gürtel. Sie schaffte es endlich, ein Brett zu zertreten.

 

 

Jahreswechsel mit Arbeitsstress

 

Gundel bringt uns Erbseneintopf vom Anklamer Weihnachtsmarkt aus der Gulasch-Kanone mit nach Hause.

Im alten Jahr besucht uns noch mein Bruder Herbert mit seiner Tochter. Er bringt für Benni eine Lampe und Bewegungsmelder an. Nun hat unser Hund Licht!

Gundel arbeitet zurzeit in der Seniorenresidenz im Schichtbetrieb.

 

Mit Andres Trassel fahre ich zur Dezernatsweihnachtsfeier nach Katzow. Diesmal habe ich Filet-Spieße mit und keinen kalten Tomatensalat.

In meinem Sachgebiet habe ich eine Reihe von Spannungen. Daher sage ich unsere alljährliche Sachgebiets-Weihnachtsfeier ab.

 

Am 24.12. kaufe ich mit Gundel auf dem letzten Drücker einen Weihnachtsbaum. Wir schmücken ihn. Dörte spielte zu Weihnachten Gitarre und wir sangen dazu.

 

Wie schon des Öfteren bin ich der einzige aus meinem Sachgebiet, der zwischen Weihnachten und Neujahr noch arbeitet. Alle anderen haben wieder rechtzeitig Urlaub genommen. Ich rede mir ein, dass ich diese Zeit in Muße verbringe. Als Ausgleich nehme ich dann Anfang Januar frei und besuche dann mit Gundel meine Eltern in Berlin.

 

Gundel arbeitet dieses Jahr sogar noch Silvester. So sitze ich zum Jahreswechsel allein mit Benni im Wohnzimmer vor dem Fernseher.

 

 

Wechselvoller Jahresbeginn

 

Die ersten Tage im neuen Jahr 1989 besuchen wir die Eltern in Berlin. Bettina hütet inzwischen Haus und Hund. Danach reist sie wieder zurück nach Köln.

Frau Merkel heiratet Joachim Sauer, einen ehemaligen Kommilitonen von mir.

Ich lade mein Sachgebiet zum Mittagessen beim Chinesen ein. Dies soll ein Ersatz für die ausgefallene Jahresabschlussfeier sein.

Bei seiner Neujahrsansprache fällt Herrn Tassow seine Datenschutzverantwortliche ins Wort, als es um die PCs im Amt ging.

Unsere Vorsitzende des Personalrates, Jutta Keller, verstirbt überraschend. Zur Trauerfeier erscheinen über 100 Gäste. Die Nachfolge von Frau Keller tritt Burkhard Tank an.

 

Nachbar Christoph kehrt von seiner Kur aus der Tschechei zurück. Bei einer Flasche Whisky erzählt er, wie toll es war. Bald darauf verabschiedet er sich wieder in Richtung Teneriffa.

Obwohl mein rechter Fuß noch immer etwas schmerzt, beginne ich wieder mit dem Volleyballtraining. Bewegung soll ja gut sein! Gundel und ich beginnen sogar einen neuen Tanzkurs in Anklam. Nach dem Tanzkurs eile ich noch zum Karatetraining.

Dörte bekommt eine neue Schrankwand geliefert. Doch es fehlt ein kleines Brett, das nachgeliefert werden muss.

 

Mit Gundel verbringe ich ein tolles Wochenende im Ahlbecker Hof. Die Buchung war noch ein Geschenk zu meinem 50. Geburtstag. Wir genießen besonders den Wellness-Bereich.

Zu Gundels Geburtstag gehen wir mit den Nachbarn in die Gaststätte „Zum Klosterbruder“. Wie so oft ist es winterlich zu ihrem Geburtstag.

 

Gundel beginnt eine Tätigkeit als Sozialpädagoge an der Grundschule „Gebrüder Grimm“.

Anfang März besorge ich mir einen PC-Tisch und spiele Jazz-Jack-Rabbit. Gundel wird meine „Spielsucht“ bald zu viel.

Wir fahren zu einem sogenannten „Cousinen-Treffen“ nach Friedrichroda. Wir nehmen Schwager Klaus und Schwägerin Sarah im Astra mit.

 

 

Ein größeres Büro

 

Auf Arbeit bekomme ich einen anderen größeren Büroraum und ziehe in die erste Etage.

Durch den Auszug der Schulverwaltung aus der Ellbogenstraße wurden einige Büroräume frei. So konnten die Sachgebiete sich neu zusammenfinden.

Käthes Nachbarbüro wird nun zum ständigen Sitz unserer Frühstücks- und Kaffeerunde.

 

Arno Schoenenburg wird neuer Kreisvorsitzender der PDS. Auf der Klausurtagung in Trassenheide singe ich mit Burkhard und einigen Unentwegten bis früh um 02.00 Uhr zu Gitarrenklängen.

 

Ende März ist eine Nazi-Kundgebung in Anklam. Die Initiative „Bunt statt Braun“ berät und es bildet sich ein Bündnis gegen rechts in Anklam.

Als dann die NPD durch Anklam marschiert, marschiert unsere Dörte in Uniform mit der Bereitschaftspolizei vorne weg.

Wir „Bunten“ stehen auf dem Marktplatz bei einer eigenen Kundgebung.

Herr Küssner, Dr. Schulz, Pastor Poldrak und Frau Winde sprechen am Mikrofon. „Die Nachbarn“ treten als Band auf.

 

Anfang April genieße ich mit Christoph schon einen angenehmen Aufenthalt im Garten bei einem Bierchen.

Familie Sommer zieht in die Jahnstraße und nach und nach verebben unsere Kontakte.

Dörte reist mit der Bereitschaftspolizei durch die Republik und erlebt aktuelle Brennpunkte in Dresden und Berlin.

Gundel und ich feiern den Abschluss unseres Tanzkurses in der Gaststätte „Peenegrund“.

 

Mitte April macht Herr Tassow nach längerer Pause mal wieder eine Sachgebietsleiter-Beratung. Er verkündet, dass meine Kollegin Andrea Sohn die 2. ausgeschriebene Immissionsschutzstelle in meinem Sachgebiet bekommen wird. Andreas und Andrea sollen dann in ein Büro zusammenziehen.

Herr Kautz wird Vorsitzender des Kreiswahlausschusses zur Kommunalwahl. Ich werde Mitglied des Wahlausschusses.

 

Noch gehe ich regelmäßig zum Volleyball und zum Karate. Doch folge ich schon wie fast in jedem Jahr nicht mehr meinen guten Vorsätzen und trinke des Öfteren Alkohol. Nur mit dem Rauchen habe ich seit 1994 nicht mehr angefangen.

Gundel bereitet eine Sozialarbeiter-Tagung vor. Sie nimmt sogar Gitarrenunterricht.

 

 

Noch ein Bündnis

 

Ende April nehme ich an der einer Friedensdemo teil, die vom Markt zur Peenebrücke führt. Etwa 150 Teilnehmer „sprengen“ symbolisch die Anklamer Brücke mit Gießkannen. Im Anklamer Theater bereitet das neu gebildete Anklamer “Bündnis für Frieden“ die nächste Demo vor. Es kommen ca. 100 Demonstranten. Das Bündnis berät nun wöchentlich und nachts kleben wir die Plakate für die nächste Donnerstags-Frieden-Demo. Doch es werden von Mal zu Mal weniger Teilnehmer und der Krieg in Jugoslawien geht einfach so weiter.

 

Ich gehe mit Benni zum TÜV bei Frau Dr. Mengel, unserer Tierärztin.

Gundel und ich tapezieren unsere Küche. Vorher bringen wir eine Wärmedämmung an.

 

Ich nehme am Landesparteitag der PDS in Rostock teil und werde sogar kurz im Fernsehen gezeigt, wie ich mir gerade den Kopf kratze.

Mit meiner Basisgruppe grille ich vor der Sommerpause in unserem Garten. Mit zwei Genossen hänge ich Wahlplakate an den Laternen auf. Anfang Juni findet auf dem Anklamer Marktplatz unsere Wahl-Tour-veranstaltung statt. Mit Gundels Hilfe trage ich Postwurfsendungen zur Wahl aus.

In unserem Garten veranstaltete ich am Wahltag eine Wahlfeier. 25 Teilnehmer kommen und verfolgen gemeinsam im Radio und am Fernseher das Wahlgeschehen. Abends verlasse ich „meine“ Wahlfete und beginne meinen „Dienst“ im Kreiswahlbüro bis in den frühen Morgen. Nach der Wahl ist die PDS im Europaparlament vertreten, hat 11 von 53 Sitzen im Kreistag und 6 von 25 in der Stadtvertretung.

 

 

Zwei Jubilare

 

Beim Stadionfest des BSV Anklam nehme ich mit meiner Volleyball-Mannschaft teil.

Meine Mutter wird an den Polypen operiert und kommt ins Krankenhaus.

 

In Anklam zieht die Stadtverwaltung gegen Hundekot zu Felde. Hundebesitzer sollen nun beim Gassi gehen stets eine Plastetüte mitführen. Ja, Benni, so ist das!

 

Gundel bereitet den 85. Geburtstag ihrer Mutter vor. Sie bäckt drei Torten, davon zwei Prinzregenten-Torten. Es reist viel Verwandtschaft an. Doch bekommt das Geburtstagskind nicht viel mit von seinem Jubiläum.

 

Gundel fährt eine Woche nach Frankreich nach Taize. In ihrer Abwesenheit kämpfe ich mit einer gewaltigen Kirschernte. Ich koche Kirschsuppe und setze Kirschwein an. Ich spendiere im Büro kalte Kirschsuppe für alle. Wir haben Hochsommer und über 30°C. Ich setze Kirschlikör an. Ich werde der Kirschen nicht Herr. Zum Glück kommt Gundel wieder zurück und hilft mir.

 

Wir fahren nach Berlin und feiern Nachbar Christophs 70. Geburtstag mit. Wir feiern in einem Hotel am Ufer der Dame in Köpenick. Zusammen mit Gundel wandere ich noch einmal unseren Fußweg, den wir vor 24 Jahren nach unserer Trauung vom Köpenicker Rathaus zum Bahnhof zurückgelegt hatten.

 

 

Heißer Sommer

 

Anfang August entferne ich ein Hornissennest aus einem Vogelhäuschen in unserem Garten. Später erst informiere ich mich, dass Hornissen unter Naturschutz stehen. Und ich arbeite im Umweltamt. Oha!

Gundel kocht als kühle Erfrischung für uns Birnensuppe mit Teigklöschen.

Die Stare sind in diesem Jahr so gierig, dass wir sogar die Pflaumenbäume mit Netzen schützen müssen.

Es sind immer noch über 30°C und ich habe drei Wochen Urlaub!

Die Firma Jonas hilft uns bei der Reparatur unserer Terrasse mit Schweißarbeiten.

 

Nach der Kommunalwahl konstituiert sich der Zweckverband Peenetal-Landschaft neu. Herr Kautz wird Vorsteher und ich wieder Versammlungsleiter.

 

Gundel und ich feiern im Lassaner Schützenhaus das Wahlergebnis mit der PDS und tanzen einige Runden. Ich halte die Gedenkrede zum Tag der Opfer des Faschismus am Anklamer Ehrenmal und berate nach der Sommerpause wieder mit meiner Basisgruppe.

In Greifswald nehme ich als Mitglied der PDS an der Beratung des Planungsverbandes Vorpommern an einer Sitzung teil.

 

Zusammen mit Nachbar Christoph liefere ich Äpfel in der Lassaner Mosterei ab und kaufe dafür preisgünstig Obstsaft in Flaschen. Wir lassen unsere Garage mit Blech abdecken und unsere Terrasse mit Plasteplatten. Auch Benni und der Holzschuppen bekommen ein neues Dach.

 

 

Beide Mädchen studieren

 

Bettina beginnt nach erfolgreicher Bewerbung ein vierjähriges Studium zum Betriebswirt an der Fachhochschule Köln.

Dörte reist mit der Bereitschaftspolizei durch die Republik und erlebt aktuelle Brennpunkte in Dresden und Berlin. Zwischenzeitlich wird sie zum Personenschutzdienst für Herrn Bundespräsidenten Johannes Rau eingeteilt.

Danach gibt sie ihren Ausstand in der Bereitschaftspolizei. Sie wechselt zum Innendienst.

Dörte bewirbt sich an der Fachhochschule Güstrow und wird zum Eignungstest zugelassen.

 

Wir feiern meinen 51. Geburtstag. Mein Bruder Herbert bringt im Bad ein Duschrollo an und baut einen Heizstrahler an. Benni bekommt einen Schalter für seine Lampe am Zwinger.

Ich gehe immer noch zum Volleyball und zum Karatetraining.

Gundel fährt Mitte Oktober wieder mit in Ferienlager Krienke.

Gundel und ich werden Mitglied im Tanzkreis von Herrn Schnelle obwohl wir seinen Grundkurs noch nicht beendet haben.

 

Anfang November gelingt es mir auf der Hauptversammlung der PDS, erstmalig seit der Wende nicht mehr in den PDS-Kreisvorstand gewählt zu werden. Dafür wird Yv Nossin reingewählt.

 

Meine Immissionsschutzfachleute Andreas und Andrea ziehen nun zusammen in ein gemeinsames Büro. Weitere Umzüge im Umweltamt sorgen für Unstimmigkeiten. Gemeinsam mit dem Bauamtsleiter, Bernd Wohl, nehme ich im Auftrage von Frau Gehm an den Bauberatungen zur Deponie Neppermin teil. Bald duzen wir uns.

Leider trinke ich wieder regelmäßig Bier und Weinbrand. Dörte schenkt mir ein kleines Buch, den 5-Minuten-Yoga. Ich lerne etwas daraus und trainiere später unauffällig an jedem beliebigen Ort.

 

 

Zum Jahresausklang 1999

 

Zum Jahresausklang bin ich mit meinem Sachgebiet in der Gaststätte Dabers zum Mittagessen. Doch gelang nicht alles. Eine Kollegin hatte einen Außentermin angenommen und eine Kollegin musste vorzeitig gehen, da am Nebentisch geraucht wurde. Eine vollkommen misslungene Veranstaltung!

Das Umweltamt geht zum Jahresabschluss ins Bowling-Center. In der Gaststätte Adria warten wir anschließend lange auf unser bestelltes Essen, obwohl wir angemeldet waren.

Noch im alten Jahr wird der 3. Bauabschnitt der Deponie Stern bei Spantekow eingeweiht.

 

Mitte Dezember reist Nachbar Christoph wieder mal in wärmere Gefilde.

Vati wird operiert und erhält drei Beipässe. Er wird danach in eine Reha-Klinik bei Templin verlegt. Wir besuchen ihn dort am 1. Weihnachtsfeiertag.

 

Über die Weihnachtsfeiertage haben wir unsere Mädchen und ihre aktuellen Freunde zu Besuch.

Ich vergesse leider unseren Hochzeitstag am 29.12. und habe außerdem noch bis 18.00 Uhr Dienst. Arme Gundel!

 

Zum Jahreswechsel nehme ich ein paar Tage frei. Ein neues Jahrtausend beginnt und es gibt noch eine Reihe von Unwägbarkeiten für unsere Zukunft.

Doch wir versuchen, optimistisch in das neue Jahrtausend zu gehen.

 

 

Nachwort zum Band 3

 

Wie geht es weiter für Berni und seine Familie? Wird die rote Socke doch noch aus dem öffentlichen Dienst entlassen? Bleibt er „Nichtraucher“? Verlässt er die PDS? Ist es gut, dass beide Mädchen studieren? Hält seine Ehe?

Antworten stehen in seinen Tagebuchaufzeichnungen. Er sortiert sie gerade für „die nächsten 10 Jahre in Anklam“. Das könnte Band 4 werden. Tschüss! Bis bald!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 02.06.2014

Alle Rechte vorbehalten

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