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„Wie heißt er? Wie lautet sein Name?!“ Diese Fragen stellte er ihr schon zum dritten Male. Sie sah ihn noch immer verwirrt und eingeschüchtert an. „K....ley, ein Buchstabe... Ich kann nicht raten, sag mir seinen Namen!“ Wimmernd wich sie zurück, hielt sich die Ohren zu. Sie, das Mädchen mit rubinrotem Haar, auf ihre Augen besaßen diese Farbe. Keiner kannte ihren Namen, bisher hatte sie auch noch niemand bis auf den Mann, der ihr gegenüberstand, gesehen. Dieser war groß und mit silbernen Haar, Augen wie aus Gold. Die natürlich gebräunte Haut war wie sein Merkmal. Es gab keinen zweiten Headhunter mit dunkler Haut. „Verdammt!“ Mit voller Wucht zertrat er ein Brett, was dem Weib wohl als Tisch gedient hatte. Jene zuckte prompt zusammen und wimmerte. Sie hatte große Angst. Der Junge, Noel war sein Name, blickte sich um. Sie waren in einem unterirdischen Raum, dunkel und muffelig. Aber nicht dreckig. Ein selbst gebauter Tisch, der nun kaputt war, ein Kissen zum sitzen. Die Fenster, wenn man die Öffnungen am oberen Teil der Lehmwände Fenster nennen konnte, waren mit Stoff verhangen. Pink, glaubte Noel. Mit Farben hatte er es nicht so. Mit einem tiefen Seufzer, der seine Lippen verließ, ließ er sich gegen die Wand fallen, verschränkte die Arme vor der Brust. „Das bringt alles nichts...“ Wieder seufzte er. Das Mädchen wirkte besorgt und sprang auf, ging zu Noel. Sie glaubte wohl er fühlte sich nicht gut. Oh, wie recht sie doch hatte. Diese Situation... „Wieso habe ich es mir nur Erlaubt, in die Nähe dieser Teufelsbraut zu gehen?“ Der Headhunter blickte in die Augen der jungen Frau. Die 'verbotene' Farbe, wie manche sie nannten, reizte. Wo er die Gefahr doch so liebte. Ein breites und unruhiges Lächeln lag auf seinen Lippen, er entblößte die Zähne zu einem breiten Grinsen. Alles, was er tun musste war in ihrer Nähe bleiben, dann traf er früher oder später auf diesen Typen. Er musste dringend diesen Auftrag erfüllen. Diesen Kerl töten. Er hatte so viele Menschen getötet, dafür verdiente er selbst den Tod. Noel wurde aus seinen Gedanken gerissen, als die Frau ihn an der Hand nahm und zu einen kleinen Topf führte. Sie lächelte und gab etwas in die Schüssel, reichte es an Noel. Jener war ziemlich überrascht. Doch zierte dann ein Lächeln seine Lippen, er bedankte sich. Nur langsam führte er die Schüssel mit dem unbekannten Gesöff zu seinem Mund, trank etwas. Es schmeckte nicht besonders lecker, aber ein Headhunter war schlimmeres gewohnt. Fröhlich wippte das Mädchen hin und her, ihr langes Haar fiel seidig hinunter. Der Zopf, den sie vorher trug, löste sich. Sprachlos. Sie war nicht nur hübsch, nein... Sie war eine Schönheit. Noel blickte sie unentwegt an, was ihr wohl peinlich war, denn sie versteckte ihr Gesicht hinter den Händen. Spreizte dann zwei Finger um Noel noch sehen zu können. Dieser besickte sich fast vor Lachen. 'Sie ist also noch ein Kind.' Gut so, denn Kinder waren für ihn uninteressant und er konnte es sich nicht leisten, sich zu verlieben. Geliebte wurden zur Zielscheibe. Nicht noch einmal wollte Noel diesen Verlust verspüren. Den Verlust, eine Frau mit einem ungeborenem Kind zu verlieren. Noel festigte den Griff um die Schüssel, die Finger färbten sich weißlich, als das Blut wich. Das Mädchen bemerkte es und wollte Noel beruhigen, nahm jenen in den Arm. Was Noel allerdings nicht so berauschend fand, . „Finger weg!“, knurrte er aggressiv und sie wich schlagartig zurück, verneigte sich entschuldigend. Den Kopf schüttelnd erhob sich Noel, hielt sich den Kopf. Es war seltsam, wieso bekam er gerade jetzt Kopfschmerzen? Von da an ging alles viel zu schnell. Ein Knall, das unheilvolle Lachen einer rauen, dunklen Männerstimme. Geräusche klirrender, aufeinanderprallender Waffen. Ein verzweifelter Schrei. Darauf folgte eiskalte Stille. Die Augen Noels nahmen nichts wahr, nur sein Gehör vernahm das, was geschah. Nun stieg ihm auch der metallische Geruch in die Nase, die Augen blieben geschlossen. Erst, als dieses grässliche Fiepen in seinem Ohr verstummte öffnete er seine Augen und war schlagartig wieder nüchtern. Er weitete die Augen perplex, knietezu Boden und ächzte. 'Das Mädchen!' Panisch blickte sich Noel um, sein Beschützerinstinkt lies ihn u das Wohl des Mädchens bangen. Als er sie entdeckte, blutend wie er selbst am Boden kauernd, ging er zu ihr. Schnell nahm er irgendein Stofffetzen und zerriss es, damit er es notdürftig als Verband benutzen konnte und versorgte die schwer blutenden Wunden des Mädchens. Sie machte keinen Mucks, blickte Noel nur in die Augen. Er sah in ihr, wie viel Angst sie hatte. „Schön tapfer sein, ich bringe dich gleich zu einem Heiler.“, sagte Noel ruhig, trotz seiner rauen, dunklen Stimme. Eifrig nickte das Mädchen, lächelte schwach, aber dankbar. Noch immer wusste Noel nicht, was passiert war. Es mischten sich drei verschiedene Blutarten an seinem Schwert, das roch er. Doch wo war der Dritte? Wer war das, der so unheilvoll lachte? 'Und was zur blutenden Hölle ist mit mir passiert? War dass das Gesöff des Weibes schuld?' Fragen über Fragen. Noel war kein Fan von ihnen. Also ignorierte er sie und versorgte auch die eigenen Wunden, nahm das Mädchen auf seine Arme und brachte es, von dem Wald und der Nacht geschützt, in die Stadt seines Vertrauens, Ashatrar. Als er die Türe des alten Heilers Moris aufschlug fiel dieser schnarchend aus dem Bett, sprang auf. „Moris, könntest du...“, setzte Noel an, doch der alte Mann mit dem stoppeligen Bart unterbrach ihn. „Himmel und Herr Gott nochmal, Noel! Wie oft habe ich dir gesagt, sogar für Headhunter wie dich habe ich nur am Tage geöffnet! Heilen ist schwer, die natürliche Energie aus der Luft zu filtern, sie aufzunehmen und in heilende Energie umwandeln... Das alles kostet letztendlich MEINE Energie! Ich bin alt, verdammter Mistbengel!“ Das Mädchen versteckte sich hinter Noel. Scheinbar vertraute sie ihm. Oder der alte Mann machte ihr so viel Angst, dass selbst ein Löwe einen sicheren Eindruck auf sie machte. „Nur die Ruhe. Gut, dann heile mich nicht. Aber sie.“ - „Sie?“ Neugierig blickte Moris zu ihr, sie wimmerte ängstlich und Noel konnte spüren, wie sich ihr Griff festigte, da sie ihn bei der Hand hielt. „Wer ist die Schönheit und warum hast du sie versucht zu töten?“, scherzte Moris. „Wäre sie nun bei mir wenn ich sie hätte töten wollen?“ Genervt ging Noel zu einem Stuhl, setzte sich. Noch Stunden später, während Moris die Wunden das Weibes verheilte, redete und redete Moris ununterbrochen. Völlig in Rage wollte Noel ihn am liebsten an die Gurgel springen, aber er hatte einen Nutzen an Moris. Sonst hätte er ihn schon lange erlegt. Damals, in jungen Jahren, hatte Moris eine Phase gehabt in der er Frauen anzündete und dabei zusah, wie sie schrien, weinten, leideten und starben. Hatte sich an ihrer Angst und dem Leid aufgegeilt, einige jüngere Frauen hatte er sogar geschändet. Es war einfach nur widerwärtig, wie konnte man Menschen so leiden lassen? Wer jetzt sagte, Headhunter oder auch Kopfgeldjäger waren gleich, der lag falsch. Sie töteten nur die, die eine akute Gefahr darstellten. Taten in der Vergangenheit interessierten sie nicht. Deswegen, und nur deswegen, durfte Moris noch leben. „So, die Schönheit ist geheilt. Noel, komm her.“ Freudig hüpfend lief das Mädchen zu Noel und lehnte sich seitlich mit dem Kopf an dessen Schulter, legte die Arme um seinen Brustkorb. 'Wie naiv muss diese Göre eigenlich sein?', frug sich Noel und strich ihr kurz über den Kopf, drückte sie anschließend von sich. „Bin gleich wieder da.“ Hä, wollte er sie beruhigen? So langsam kochte dieses Mädchen Noel aber weich. „Hmpf.“ Murrend setzte sich Noel auf das knarrende, viel zu weiche Bett. Während Moris ihn heilte blickte er sich, wie immer, um. Das Zimmer in dem sie waren kannte Noel schon. Die zwei Betten mit den weißen Laken und den beigen Kissen, die Vorhänge an den Fenstern welche rot waren. Die kleinen Öllampen auf den Nachttischen, die gerade brannten, und der große Kamin. Und ein Stuhl stand dort, der Wartestuhl. Ein kleiner Schrank wo sich Handtücher und Verbände sowie weitere, für einen Heiler nützliche Utensilien drin befanden. Nachdem ein Seufzer die Lippen Noels verließ schlug Moris ihm auf den Rücken und lachte. „Die Wunde ist tief, mein Freund. Was hast zu gemacht?“ Neugierig musterte Moris den nun fast schon alten Mann, denn mit seinen fünfundzwanzig Jahren war Noel nicht mehr jung oder mittelalt. Wenn man, in einer Zeit wo man im Schnitt nur dreißig wurde oder sogar nur achtundzwanzig wurde schon 25 war, der hielt sich nicht mehr lange. Das alles nur, weil der Kaiser sich zurück zog und das Land sich selbst überließ. Noel erklärte es ihm, was passiert war. Er sich nicht erinnern konnte. Moris schien zu verstehen. „Ja, sowas habe ich schon einmal gehört... Es heißt, wenn man von einem Shamanengeist besessen ist und er im Kampf den Körper und Geist übernimmt....“ Noel redete ihm prompt dazwischen“Shamanengeist? Besessen? Das hier ist keine Gruselgeschichte, Moris.“ Er war zornig. Schließlich ging er davon aus, dass Moris ihn nur auf den Arm nahm. Dieses Mal seufzte Moris. „Rotzgöre.“ Du bist so unreif. Ich verscheißer dich nicht, Kleiner.“ Skeptisch zuckte die rechte Augenbraue von Noel etwas hoch. Er war mit seinem zwei Metern und 15 Zentimetern Größe etwa 40 Zentimeter größer als Moris, doch dieser redete ja nicht von Körpergröße. „Egal.“, meinte Noel dann, stand auf und ging zu dem Mädchen, welches sich vergnügt und mit einem kindischen Lächeln auf den Boden rollte. „Steh auf, wir gehen los!“, sprach Noel im herrischen Ton. Gerade wegen dieses Tones ignorierte das Weib den 'Befehl' von Noel. Jener kochte langsam vor Wut. Brutal riss er das Weib an den Haaren hinauf, diese quiekte auf und wimmerte ängstlich, nahm eine schützende Haltung an. Sofort lies Noel auch los. Wirklich, bei diesem Weib drehte er noch völlig durch. Wer war sie? Wimmernd und weinend fiel sie auf die Knie, rieb sich die Tränen weg obwohl sofort wieder neue folgten. Noel ging vor, weinend und jammernd folgte sie ihm. Warum? Das wusste weder Noel noch das Weib.

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Tag der Veröffentlichung: 06.07.2012

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