Cover



Das Einzige,was die geheimnisvolle Stille des grünlich leuchtenden Waldes unterbrach,war das leise Plätschern von Tautropfen, welche sich von den spindelförmigen Blättern der hoch in den Himmel ragenden Bäume lösten und auf dem Boden zersprangen wie hauchdünnes Glas.
Die Erde war nicht von vertrockneten Blättern bedeckt,wie es in anderen Wäldern üblich war,denn er war übersät von Efeuranken,die sich einen Weg durch die grüne Pflanzenvielfalt bis hinauf in die höchsten Baumkronen bahnten.
Fast lautlos schlenderte ein Hirsch mit erhobenem Geweih durch den Wald,ab und zu senkte er den prächtigen Kopf,um an dem Bach zu trinken,der leise durch die dichten Eufeuranken plätscherte.Erneut neigte sich ein Blatt am untersten Ast eines Baumes,um einen kleinen, glasklaren Tautropfen hinunterkullern zu lassen. Doch dieser kleine Wassertropfen perlte nicht auf einem der Efeublätter ab,sondern auf der geöffneten Hand einer Waldelfe,die im Schutz eines Baumes schlief.Der Tautropfen jedoch ließ sie blinzelnd erwachen.Elegant schob sie sich ihre nussbraunen Locken aus dem zierlichen Gesicht,um sich danach aufzurichten.Ihr weißes Kleid,so sauber und funkelnd wie der Bach,flatterte im leichten Wind.Die hauchdünnen Flügel der Elfe leuchteten wie Sternenstaub.
"Na,mein Kleiner",flüsterte sie,näherte sich dem Hirsch leichtfüßig und streichelte sanft über sein mächtiges Geweih. "Was seid ihr nur für prächtige Wesen...So stolz,so elegant.Wie gerne wäre ich für nur einen Tag lang einer von euch." "Loryanda,sage doch so etwas nicht.Du kannst stolz auf dich selbst sein.Wozu sind wir nur zu gebrauchen,wir Hirsche? Um gejagt und getötet zu werden,das ist schon einmal eine Sache",antwortete der Hirsch, dessen Fell so braun war wie Loryandas leuchtende Augen, die im fahlen Sonnenlicht wie glühender Bernstein leuchteten. "Wie schaffst du es nur,so unbekümmert über dein Schiksal zu sprechen? Du kannst nicht glücklich darüber sein,für andere als Beute genutzt zu werden."
Der große Hirsch schmunzelte und senkte noch einmal seinen Kopf,um einen Schluck des kristallklaren Wassers zu trinken. "Ich habe nicht gesagt,dass es mein Schiksal ist,gejagt zu werden.Nur das meiner Art,verstehst du?"
Loryanda seufzte:"Ja,aber ich habe es auch nicht besser.Ich wurde als Kriegerin gegen die Dunkelelfen bestimmt.Ich wurde nicht gefragt,ob es das war,was ich wollte.Du warst dabei,erinnerst du dich?"
Der Hirsch nickte,wandte sich dann jedoch ab und sprang in kraftvollen Sprüngen davon. Dann werde ich jetzt den Fluss aufsuchen müssen,dachte Loryanda und lief weiter durch den Wald.
Loryanda war eine Waldelfe,sie hatte die Fähigkeit,mit Hilfe von Waldgegenständen Magie zu erzeugen.Die Dunkelelfen,welche schon seit hunderten von Generationen die größten Feinde der Waldelfen waren,lebten in dem finstersten Teil des ganzen Reiches,in einem großen,grauen, kargen Gebirge,in dem es nur wenige Male vorkommt,dass sich ein Sonnenstrahl dorthin verirrt. Kein Leben ist in diesem Gebiet zu finden- keine Pflanzen, keine Tiere, nicht einmal umherziehende Wanderer oder Händler würden es dorthin wagen. Cryanira,die Herrscherin des Reiches der Dunkelelfen,war gleichzeitig Loryandas Schwester.Bei Loryandas Gebuhrt war Cryanira gerade einmal sechshundert Jahre alt gewesen. Dies war nicht ungewöhnlich, denn die Elfen dieses Reiches konnten eine Lebensspanne von einigen Millionen Jahren erreichen.
Als Loryanda dann geboren wurde,hatte dies Cryanira wütend und eifersüchtig gemacht.Sie hatte begonnen,zunächst harmlose Sachen in ihrem Dorf anzurichten.Einmal hatte sie alle Ewiran-Steine,welche von Elfen aus ihrem Familienkreis gesammelt worden waren, mit einer selbstgeschmiedeten Axt zu winzigen Körnern geschlagen. Auch hatte sie im Alter von ungefähr zweitausend Jahren versucht,Loryandas gesamte Nahrungsmittel zu stehlen und in den Fluss zu werfen.Da sie dann sehr oft bestraft wurde,hatte sie später beschlossen,Loryanda loszuwerden. Einige Male hatte sie Loryanda zum Steinesammeln mitgenommen und anschließend versucht,sie in den Fluss zu werfen,da die Flügel ihrer Schwester noch nicht richtig ausgeprägt und somit auch nicht flugtüchtig gewesen waren.
Dies war ihr immer missglückt,doch Aufgrund der schlimmen Ereignisse wurde sie irgendwann vom Volk der Waldelfen verbannt, weshalb sie auf Rache geschworen hat und sich wenig später beinahe selbst zur Herrscherin der Dunkelelfen ernannt hat.
Loryandas Zuhause befand sich auf einer großen Waldlichtung.Jede Waldelfe hatte dort ein eigenes aus Bäumen,Stöcken und Efeuranken erbautes Haus,in denen sie schliefen.Loryandas Anführerin,Realdina,hatte sie vor zwei Stunden geschickt,um neue Ewiran-Steine zu suchen.Das waren besondere Steine,die von außen aussahen wie gewöhnliche,etwas dunklere Steine.Doch wenn man sie mit einer Axt teilte,waren sie von innen gelb,und durchsichtig wie Bergkristalle.Diese Steine konnten nur in der Nähe von Wasser wachsen,Loryanda hatte auch den Bach,an welchem der Hirsch soeben getrunken hatte,nach Ewiran-Steinen abgesucht,jedoch hatte sie nichts gefunden.Darum war sie müde geworden und hatte sich niedergelegt.
Loryanda wusste,dass sich in der Nähe des Ortes,wo sie sich momentan aufhielt,ein breiter,reißender Fluss befand.Sie wusste auch,dass dort die größten Mengen an Ewiran-Steinen zu finden waren. Die Waldelfen benötigten diese Steine,um ihre Zaubertränke herzustellen,aber auch als Schutz.Jede Elfe,die mehrere Ewiran-Steine brachte,durfte sich einen davon in das Haus stellen.Dies diente-so sagte man den Steinen jedenfalls nach-dazu,böse Kreaturen fernzuhalten.Loryanda wurde am häufigsten geschickt,diese Steine zu suchen,da sie momentan die mutigste Waldelfe war,also hatte sie bereits eine prächtige Sammlung von Ewiran-Steinen in ihrem Haus. "Was auch geschieht",sagte sie sich immer, "meinem Haus kann nichts passieren".Auch die Kette,die Loryanda um den Hals trug,war aus diesen Steinen angefertigt.
Vor sich her summend schlenderte Loryanda durch den Wald,sie hörte schon das Rauschen von Wasser. "Hinter diesen letzten Büschen muss es sein!",sagte sich die Elfe. Sie beschleunigte ihr Tempo ein wenig und sprang elegant wie eine Gazelle zu den Brombeerbüschen hinüber,welche von ihr bei Seite geschoben wurden.Loryanda wusste,dass sie das Ufer sowie den dazugehörigen tosenden Bach praktisch direkt vor Augen hatte. Kleinere Kiesel und große Felsbrocken bildeten das Ufer,wo die vielen Fußspuren von Elfen unverkennbar waren.Mit den Flügeln flatternd erhob Loryanda sich in die Luft,der warme Wind streifte ihr Gesicht.Die Gischt spritzte auf ihr weißes rKleid,als sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht die wundervolle Landschaft betrachtete. Leichtfüßig landete sie auf einem Felsklotz nahe des tosenden Stroms,von dort aus suchte sie das Ufer mit den Augen nach Ewiran-Steinen ab.Es dauerte eine Zeit,bis sie glaubte,einen der wertvollen Steine erspäht zu haben.Sie sprang von dem Felsen hinunter,hob den Ewiran-Stein vom Boden auf und begutachtete ihn sorgfältig. "Raue Oberfläche,ziemlich hartnäckig und stabil"-um das Festzustellen,hatte sie den Stein mehrmals auf den Boden fallen lasse- "Und eine dunklere Färbung.Perfekt!",murmelte sie selbstzufrieden und steckte den Stein in die Tasche,die sie sich vor ihrer Abreise umgebunden hatte.Während dem Weitersuchen glaubte sie plötzlich,ein Geräusch zu hören.Etwa ein Reh?Nein,denn dafür war jenes Geräusch zu laut und es hatte eine zu tiefe Frequenz. Dann sah sie plötzlich etwas weißes hinter zwei Felsen,die aus dem Wasser herausragten,aufblitzen. Ihr erster Gedanke war: Ein Tier in Not!Ich muss ihm helfen!
Wild mit ihren transparenten Flügeln schlagend erhob sich die Elfe in die von der Gischt feuchte Luft und flog über die hohen Felsen im reißenden Wasser,um zu sehn,welches Wesen einen solch markerschütternden Schrei ausgestoßen haben könnte.
Loryanda ließ sich auf den spitzen Felsklötzen nieder,blickte sich um und riss dann die Augen auf. "Habe keinen Angst!",rief sie aufgeregt. "Ich werde dir helfen!" Hinter den aus dem Wasser ragenden,spitzen Felsen klammerte sich ein weißes Pferdefohlen an eine aus feinstem Sand und Kieseln bestehende Insel,welche sich nahe an der Wand der Felsklötze gebildet hatte.Das schäumende Wasser drohte,das verängstigte Fohlen mit sich zu reißen.
Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden,dass sie für das Fohlen wahrscheinlich mit ihrem Leben bezahlen musste,flog Loryanda zu dem zitternden,vor Nässe triefenden Geschöpf hinunter. "Habe keine Angst.Es wird alles gut werden",flüsterte die Elfe und streichelte über die zerzauste Mähne des Pferdes,welches sich bei Loryandas Berührung wand.An der weißen Stirn des Pferdes begann sich eine Beule zu bilden,wahrscheinlich hatte es sich an einem Stein gestoßen,als es durch den Fluss getrieben war. Es wird sterben,wenn ich es nicht aus dem Wasser hohle,dachte Loryanda und packte das Fohlen mit ihrer ganzen Kraft an den muskulösen Vorderbeinen,um es aus dem reißenden Wasser hinaus auf die kleine Insel zu ziehen.Das Pferd schlug wild um sich und biss Loryana mit den noch kleinen Zähnen in die Hand.Die Elfe schrie auf,ließ jedoch nicht locker und zog das sich windende Tier ins Trockene.
Die schneeweißen Flanken des Fohlens bebten vor Anstrengung,auch Loryandas Herzschlag hatte um einiges an Geschwindigkeit zugenommen. An ihrer zierlichen Hand rann Blut herunter,schnell wusch sie die Wunde im Wasser aus. "Warum hast du mich gebissen?" Fragte sie mit einem etwas wütenden Ton in der Stimme. "Na ja,das spielt jetzt keine Rolle.Aber wie bist du hier hergekommen?",erkundigte sich bei dem Tier und stopfte sich einen großen,ovalförmigen Ewiran-Stein in die Tasche,der im Wasser gelegen hatte. Loryanda besaß -so wie alle anderen Waldelfen auch-die Fähigkeit,mit anderen Wesen zu kommunizieren.
Mit einer klaren,aber hellen Stimme stammelte das Tier: "Ich wollte trinken,....dann bin ich in den .....Fluss ..gefallen.Ich habe...mich ver...laufen". "Du bist verletzt.Ich werde dich zu meinem Zuhause bringen,dort wird man sich um dich kümmern",versprach Loryanda dem zitternden Tier,welches erleichtert seufzte. "Kannst du gehn?",fragte sie,das Fohlen nickte. "Aber wie soll ich aus dem Wasser kommen?",fragte es und in seinen Augen blitzte ein neuer Funken von Angst und Hilflosigkeit auf. "Das soll nicht deine Sorge sein.Ich werde dich hinüberbringen,wenn es dir recht ist,noch einmal ins Wasser zu steigen".
"Wenn ich dafür mein Leben behalte,ja...",murmelte das Fohlen zunächst etwas unsicher,nickte dann jedoch voller Entschlossenheit. "Ich bin bereit!" "Gut!",lächelte Loryanda. "Dann werde ich dich jetzt ans andere Ufer bringen. " Dann schloss Loryanda die Augen und schien sich nur auf ihre tiefsten Gedankengänge zu konzentrieren.Als sie die Augen wieder öffnete,war darin nur ein abwesender Ausdruck zu erkennen.Sie begann,einen alten Zauberspruch aufzusagen: "Epidam des elewana,kueriges es lanobi deferola.La enemorame da leris siomna,poeliware des acciret",murmelte sie. Beide warteten lange auf das Ergebnis des Spruches,mit jedem Bruchteil einer Sekunde wuchs auch die Ungeduld des weißen Fohlens.
Dann schlängelte sich plötzlich ein Seil aus dem reißenden Fluss auf die kleine Insel.Es machte keine Anstalten davongetrieben zu werden,das Wasser schien es garnicht zu berühren.Loryanda packte es mit beiden Händen und zog es aus dem Fluss hinaus. "Wozu benötigen wir das Seil?",fragte das Fohlen besorgt.Die Elfe stieß einen ungeduldigen Seufzer aus. "Damit werde ich dich festbinden.Du wirst sehn".
Sie band das starke Seil um den Bauch des Fohlens und knotete das Ende zusammen, das gegenüberliegende Ende hielt sie fest. "Also,steig ins Wasser!",forderte sie das Fohlen auf und erhob sich in die Luft,um von dort aus das Pferd festzuhalten.
"Ich werde weggeschwemmt!",klagte das Tier,während es wild mit den Hufen zu strampeln begann. "Nein!Ich halte dich fest!",rief Loryanda ihm zu und zog leicht an dem Seil,um dem Fohlen zu beweisen,dass sie es fest in der Hand hatte.Sie spürte einen leichten Wiederstand in dem Seil,der stärker wurde,je mehr das Fohlen sich der Strömung näherte.Krampfhaft bemühte sich Loryanda,das aus ihrer Hand rutschende Seil festzuhalten, doch ihre Hände schmerzten bereits.
"Ich habe es fast geschaft!",rief das Fohlen angestrengt,arbeitete sich durch das Wasser und hatte schließlich nach mühevollem Schwimmen das Ufer erreicht.

"Ich bin dir sehr dankbar,dass du mich hierhergebracht hat",bedankte sich das junge Fohlen. Loryanda hatte es nachdem sie bei ihrem Zuhause angekommen waren zu ihrer Heilerin Larawin begleitet.Sie sollte die dicke Beule an der Stirn des Pferdes untersuchen. "Was wird sie mit mir machen?",erkundigte es sich und blickte sich mit zackigen Bewegungen um,als glaubte es,gleich gefoltert zu werden. "Larawin wird dir keine Schmerzen zufügen.Sie wird dir vielleicht Kräuter geben,oder sie reibt deine Wunden mit Salbe ein",erklärte Loryanda aufmunternd. "Aber,sage mir,besitzt du denn keinen Namen?Ich meine,wie wirst du genannt?Ich heiße Loryanda." Nur zögernd antwortete das Fohlen: "Mein..Name ist Rubin"
Hinter ihnen ertönte plötzlich eine schallende Stimme: "Loryanda,komm bitte herein." Es war Larawin,die ihnen mit einer raschen Handbewegung das Zeichen gab,der Heilerin zu folgen.Loryanda ging neben Rubin und tätschelte aufmunternd seinen Hals,während sie die Flechten,die des Hauses Eingang bildeten,bei Seite schob.
"Also,erst einmal möchte ich wissen",begann die Heilerin zu sprechen, "Wo du dieses Pferd gefunden hast." Loryanda öffnete den Mund,um Larawin zu antworten,doch das Fohlen schnitt ihr das Wort ab. "Dürfte ich es selbst erzählen?",bat es.Auf das Nicken der Heilerin begann es mit seinen Erzählungen: "Ich wollte am großen Fluss-wie heißt er noch gleich-dem Vira,trinken,dabei bin ich ausgerutscht und in die tosende Strömung gefallen.Unterwegs bin ich dann an eine kleine Sandinsel im Bach gestoßen,daran habe ich mich dann festgehalten.Bevor ich dann weitergerissen werden konnte,hat Loryanda mich gerettet.Sie hat mich ans andere Ufer gebracht,in dem sie mich mit einem Seil festgehalten hat und während dessen hinübergeflogen ist.Sie hat mich vor dem sicheren Tod bewahrt,so viel steht fest." "Ich bin sicher,sie hat dich gefunden,als sie Ewiran-Steine gesucht hat?",ahnte die Heilerin und warf Loryanda ein flüchtiges Lächeln zu. "So ist es.Zwei Steine konnte ich entdecken.Willst du sie sehn?" Loryanda nahm die beiden Steine aus ihrer Tasche und streckte sie Larawin entgegen. "Sehr schön.Bitte,überlasse mir Einen,damit ich dieses prachtvolle Geschöpf"-die alte Elfe wieß auf das Fohlen- "mithilfe des Steins heilen kann." Loryanda nickte,woraufhin Larawin den größeren der Steine entgegen nahm. "Dann komm einmal mit,junges Pferd". Sie führte Rubin mit sich in einen anderen Raum,dessen Tür ebenfalls aus Flechten bestand.
Armer Rubin,dachte Loryanda, ganz alleine mit der alten Heilerin...

Eine lange Zeit wartete Loryanda vor dem Raum,in dem Larawin mit dem Fohlen verschwunden war. Sie hoffte und betete inständig,dass Larawin bei Rubin keine schlimmen Verletzungen entdecken würde.
"Loryanda!",wurde sie plötzlich gerufen.Ohne weitere Überlegungen erkannte die Elfe diese krächzende,schrille Stimme,sie gehörte eindeutig Larawin.Kurze Zeit später blitzten ihre schneeweißen Haare hinter dem Flechtenvorhang auf,bevor die Alte zu Loryanda hinüberschritt. "Rubin hat keine starken Verletzungen,bloß ein paar Kratzer",erklärte sie und Loryanda spürte,wie ihr ein dicker Stein vom Herzen fiel. "Aber,was ist mit der Beule an seinem Kopf?",erkundigte sie sich mit einem verdutzten Gesicht. "Es ist keine Beule!",lachte Larawin und legte Loryanda ihre faltige Hand auf die Schulter. "Aus Rubins Stirn wächst ein Horn.Du hast vorhin einen äußerst seltenen Fund gemacht,einen,der viel bedeutender ist als Ewiran-Steine.Du hast ein Einhorn gefunden.In hunderttausenden von Jahren wird man sich über dich unterhalten,man wird deinen Namen in den alten Schriften unseres Landes finden.
Dieses Geschöpf wird noch ein paar Jahrzehnte weiterleben,wenn du und einige deiner Nachfahren schon längst ins Jenseits eingetreten seit!Rubin ist ein Einhorn!"
Eine gespenstische Stille legte sich über den Raum,das ganze Lager schien zu schlafen. Es dauerte eine Zeit,ehe Loryanda die erste Frage stellte:"Wo ist Rubin?" "Ich habe ihn mit der Hilfe eines Zaubetranks schlafen gelegt.Er braucht Ruhe,denn er hat einen anstrengenden Tag hinter sich.Morgen,wenn die Sonne hoch am Himmel steht,werde ich unsere Anführerin bitten,ihm einen Stall errichten zu lassen",versprach die Heilerin.
In Loryanda stieg plötzlich unbändige Freude auf. Sie hatte tatsächlich einem Einhornfohlen das Leben gerettet! Und ihr Name würde nun bei hunderten von Generationen nach ihr noch fallen,wenn man Kindern Einhorngeschichten erzählte.


Rubin fegte wie ein Wirbelsturm über eine weite Blumenwiese,Loryanda saß auf seinem Rücken.Ihr aus Seide bestehendes Kleid flatterte im Wind durch die Luft,die Vögel zwitscherten vergnügt am blauen Himmelszelt. Rubin seufzte wohlig. "Welch ein schöner Ausritt,nicht,Loryanda?"......."Loryanda? Loryanda!"
Die Elfe öffnete ihre Augen und blinzelte. "Rubin?" Das mitlerweile fast ausgewachsene Einhorn mit dem glänzenden Horn an der Stirn stand neben Loryandas Hängematte und schubste sie sanft mit der Nase an.
Es war drei Monate her,seit sie Rubin gefunden hatte.In der kurzen Zeitspanne war das Tier um einiges gewachsen.
Das Mondlicht,das durch Loryandas Fenster zu ihr ins Zimmer drang,warf den Schatten des Einhorns an die Wand.
"Was machst du hier?Es ist mitten in der Nacht! Du solltest in deinem Stall sein und schlafen!",ermahnte sie das junge Pferd,doch dieses schüttelte den Kopf. "Ich muss mit dir sprechen.In den letzten Nächten habe ich kein Auge zugetan,weil ich es nicht länger vor dir verheimlichen konnte"-es machte eine kurze Pause und seufzte. "Als du mich damals gefunden hast,da war ich gerade ein paar Tage von meinem eigentlichen Zuhause weg.Ich bin weggelaufen,weil ich nicht so gut behandelt wurde." "Fahre fort,Rubin.Wo hast du gelebt?",erkundigte sich die Elfe mit einem neugierigen Funkeln in den Augen.
"Meine Heimat war bei den Dunkelelfen.Sie haben mich benutzt,damit ich ihnen eure Ewiran-Steine bringe.Dabei habe ich mich verlaufen und bin in den Fluss gefallen.Es tut mir leid,Loryanda!"
"Wie konntest du das nur tun?Wenn die Dunkelelfen erfahren,dass du hier bist,werden sie uns mit ihren ganzen Leuten angreifen! Auf wessen Seite wirst du dann stehn?Auf meiner,oder auf der meiner Schwester?"
Ein langes Schweigen folgte.Niemand wagte es,etwas auszusprechen.
Die Dunkelelfen waren die größten Feinde der Waldelfen.Sie versuchten stets,ihre Zauberkünste und Bautechniken der Häuser zu erlernen,in dem sie Spione ausschickten,um Ewiran-Steine und wichtige Informationen mitzubringen.
Das alles führte meistens auf eine große Schlacht hinaus. Und wenn die Anführerin der Dunkelelfen,die auch gleichzeitig Loryandas ältere Schwester Cryanira war,erfahren würde,dass sich ihr kostbares Einhorn in den Händen der Waldelfen befand,würde sie ihre stärksten Truppen losschicken,um das Lager der Waldelfen anzugreifen und Rubin zurück zu gewinnen.
Nach einiger Zeit traute sich das Einhorn wieder,zu sprechen. "Cryanira ist deine Schwester?" Ungläubig zwinkerte er mit den Augen. "Ich möchte mehr erfahren.Wieso hat sie sich dann gegen ihre Familie gewendet?".fragte er trotzdem weiter. "Das geht dich nichts an.
Ich werde meiner Anführerin von allem berichten,dann wird sie dich wieder dahin befördern,wo du herkommst!" Sie richtete sich auf und schritt an Rubin vorbei,um das Haus zu verlassen. Panisch fuhr das Einhorn herum und hielt Loryandas Kleid mit den Zähnen fest. "Lass mich los!" "Nur,wenn du deiner Anführerin nichts erzählst!",murmelte Rubin durch das Sück Stoff in seinem Maul.
"Na schön,ich werde schweigen.Aber,warum hast du mir das vorher nicht gesagt?Jetzt müssen wir mit einem Angriff der Dunkelelfen rechnen,dann werden sie dich wieder zurückhohlen.Ich will nicht,dass das geschieht!",rief sie und schlang ihre Arme um den Hals des Einhorns. "Eben wolltest du mich noch loswerden,und jetzt willst du,dass ich bleibe?",meinte das Pferd und blickte Loryanda fragend an.
Sie wollte dem Tier gerade antworten,als eine andere Stimme sie unterbrach. "Loryanda? Ich denke,ich muss dir etwas zeigen". Loryanda drehte sich langsam um und erblickte Thory,den Elfenjungen,der ihr in ihrer Kindheit immer geholfen hatte,Ewiran-Steine mithilfe von Magie zu einem Tier zu formen. "Was ist los?",fragte Loryanda und ging zu Thory hinüber.Der hielt ihr ein zusammengebundenes Blatt papier hin. "Ein...Brief?" Loryanda ahnte nicht,was sich gerade außerhalb ihres Hauses oder des Elfenlagers zutrug,dennoch war sie neugierig und nahm den Brief entgegen. "Von wem ist dieser Brief?",fragte sie vorsichtig,doch Thory schüttelte nur den Kopf. "Ich weiß es nicht.Ich habe ihn nur gerade vor deinem Haus gefunden,davor saß eine Taube.Ich denke,es war eine Brieftaube.
Ich muss jetzt wieder gehn,meine Schwester will mir helfen,Ewiran-Steine zu suchen.Bis bald!",rief er ihr hinterher,bevor er aus dem Haus schritt und verschwand.
"Von wem ist dieser Brief?Und wer war das gerade?",fragte das Einhorn,doch Loryanda überhörte es und ließ sich auf ihre Hängematte fallen,um den Brief zu lesen:

Dieses Mal bist du zu weit gegangen,meine Schwester.Du hättest uns das Einhorn vor langer Zeit zurückbringen müssen.
Morgen werde ich euch mit meinen Truppen einen kleinen Besuch abstatten und mir im Tausch gegen das Einhorn euer schönes Land holen.
Bereite dich auf einen Kampf vor,den du niemals vergessen wirst!
Niemals!

Loryanda hatte den Zettel laut vorgelesen,das Einhorn hatte alles mit angehört. "Was werden sie mit mir machen?",fragte es ängstlich und blickte sich um.Loryanda konnte ein leises Kichern nicht unterdrücken. "Glaubst du,die Dunkelelfen greifen jetzt schon an?" Ihre Mine wurde ernster,als sie weitersprach: "Ich werde dich heute Nacht in unsere Katakomben bringen.Dort werden sie dich in keinem Falle finden,hörst du? Es sei denn,du veranstaltest Lärm und sie hören dich.
Falls du irgendetwas hörst,zum Beispiel von dem Raum,unter dem du dich dann befindest,bleib einfach still.Du darfst nicht in Panik geraten,sonst werden sie dich vielleicht doch finden! " "Eure...Katakomben?",fragte das Pferd und schnaubte ungläubig. "Das ist dort,wo die Ewiran-Steine aufbewahrt werden.Sie befinden sich doch unter dem Haus der Heilerin,nicht?" Loryanda nickte,schritt dann jedoch an dem Pferd vorbei. "Ich muss alle warnen.Wir müssen uns gut vorbereiten",sprach sie und verließ das Haus.
Dichte Nebelschwaden,die einen die Hand vor Augen nicht erkennen ließen,bedeckten den Himmel.Loryanda kniff die Augen zusammen und bemühte sich,die Silhouette von Larawins Haus erkennen zu können.
"Larawin! Larawin!",rief sie und rannte auf das aus Stämmen und Pflanzen erbaute Haus zu,ihr seidenes Kleid flatterte wie eine Fahne im stürmischen Wind.
"Larawin?",rief sie noch einmal,als sie die Umrisse der alten Heilerin erkennen konnte. "Zum Teufel,Loryanda!Was ist hier los?Es ist mitten in der Nacht! Ist es ein Notfall?",rief sie und hielt sich die Hand vors Gesicht,um den Wind nicht in die Augen geweht zu bekommen.
"Ja,ich meine...Nein,niemand ist krank,aber ich muss mit dir sprechen!Es ist dringend!" Mit einem skeptischen Gesichtsausdruck blickte Larawin sie an ,nickte dann jedoch und murmelte: "Komm erst einmal herein".
Mit ihrer faltigen Hand winkte sie Loryanda als Zeichen,ihr zu folgen,zu. Loryanda seufzte erleichtert,als sie in die Wärme des Hauses trat um die kalte,nebelverhangene Nacht hinter sich zu lassen.
"Setz dich",murmelte Larawin und wies auf einen aus Leinen und Blättern erbauten Sessel,der in einer schmalen Ecke stand. "Danke",sagte Loryanda und ließ sich auf den Sessel fallen,ihre Hand krampfte sich fest um den Brief ihrer Schwester. "Also...",begann Larawin, "Worum geht es?" Loryanda zögerte eine Zeit.Sie war sich plötzlich nicht mehr sicher,ob sie der Heilerin alles erzählen sollte,bevor ihre Anführerin es erfuhr. Trotzdem begann sie,ihr zu berichten: "Ich habe soeben von einer Brieftaube diesen Brief erhalten.Er ist von meiner Schwester Cryanira...." Larawin seufzte. "Es geht um Rubin,richtig?" Verunsichert nickte Loryanda und hielt der Heilerin den mitlerweile zerknitterten Brief entgegen.Schnell nahm Larawin ihn in beide Hände und begann,zu lesen.
Nach einer Weile faltete sie den Zettel wieder zusammen und riss die Augen auf. "Was sollen wir jetzt machen?",fragte Loryanda und hoffte,dass es nicht falsch gewesen war,Larawin den Brief zu zeigen.
"Erzähle jedem,den du siehst,von dem Brief.Wenn es soweit ist,verstecke das Einhorn in unseren Katakomben. " "Das hatte ich vor.Vielen Dank,Larawin.Wann soll ich anfangen,es im Dorf zu verbreiten?",fragte die junge Elfe. Entschlossen richtete Larawin sich auf und antwortete mit fester Stimme: "Jetzt!"
Ohne sich von Larawin zuverabschieden,rannte Loryanda aus der Hütte.
Ihr fröstelte,als sie erneut in die kalte,nebelverhangene Nacht hinaustrat.
Sie versuchte angestrengt,die Silhouette des am nächsten liegenden Hauses erkennen zu können,dan rannte sie zu der kleineren Hütte hinüber.Es kostete Kraft,gegen den starken Wiederstand des Windes anzukommen,doch Loryanda nahm ihre zarten,aber kraftvollen Flügel zur Hilfe.
Erst jetzt,als sie die Hütte erreicht hatte,bemerkte Loryanda,dass es regnete.Wie schwarzes Blut schlängelte sich das Regenwasser durch die von Elfenschuhen plattgetretenen Grashalme.
Ohne Vorwarnung betrat Loryanda das Haus und rief mit ihrer kräftigen Stimme: "Thory,wach auf!"
Dies war das Haus des Elfenjungen,der Loryanda am vorigen Tage den Brief überreicht hatte.
Loryandas Ungeduld wuchs mit jeder Sekunde,ihr kam es vor als würden die Dunkelelfen in fünf Sekunden ankommen.
Sie vernahm Thorys langsam näherkommende Schritte.
"Loryanda?",ertönte plötzlich seine schlaftrunkene Stimme.
"Warum kommst du hier einfach so- und dass um Mitternacht- hereingeplatzt?!",fragte er mit einem leicht ärgerlichen Ton in der Stimme.Seine blonden,zerzausten Haare flatterten im Wind,der durch die Tür und die geöffneten Fenster seines Hauses drang.
"Ziehe dir regenfeste Klamotten an und helfe mir,die Nachricht zu verbreiten!"
"Welche Nachricht?"
Loryanda stieß einen ungeduldigen Zischlaut auf und antwortete: "Ich habe den Brief gelesen!Meine Schwester wird angreifen,um sich im Tausch gegen das Einhorn unser Land zu hohlen." Thory riss seine grünen Augen,die wie frischer Efeu funkelten, und taumelte zu Loryanda hinüber. "Ich werde mit dir kommen!",versprach er.

Thory und Loryanda kämpften sich durch den dichter gewordenen Nebel,alle Elfen des Dorfes wussten mitlerweile Bescheid.
Die Anführerin hatte die besten Kämpfer des Landes als Wachen im Wald verteilt,und auf den Bergen,die das Dorf umringten,hatten sich einige Bogenschützen auch aus anderen Dörfern der umgebung aufgestellt.
Es würde nicht mehr lange dauern,bis Loryandas Schwester eintreffen würde.

"Was sollen wir nun tun?",erkundigte sich Thory,scheinbar in der Hoffnung,Loryanda nicht weiterhin helfen zu müssen. "Gehe ruhig wieder zu deinem Haus zurück,ich werde Rubin in unsere Katakomben bringen". Somit wand sich Loryanda zum Gehn,doch Thory hielt sie zurück :"Warte!",rief er. Als Loryanda ihn neugierig anfunkelte,antwortete er mit einem langgezogenen Seufzer: "Eine Frage habe ich noch!"
Er zögerte eine sehr lange Zeit und Loryanda begann,sich zu fragen,ob Thory jenes,was er sagen wollte,bereits vergessen hatte.
Endlich antwortete er nach einer langen Zeit,in der Loryanda immer mehr durchnässt worden war. "Woher wissen die Dunkelelfen,dass sich Rubin in unserer Obhut befindet?"
Nun wagte niemand es,etwas zu sagen. Loryandas größte Sorge bestand darin,dass die Dunkelelfen möglicherweise Augen innerhalb des Waldelfe-Landes hatten.
Lange sahen Thory und Loryanda sich in die Augen,keiner brachte jedoch ein Wort über die Lippen. Wir müssen es unserer Anführerin berichten,dass sich hier Spione der Dunkelelfen aufhalten,dachte Loryanda.Dann,als hätte er der Elfin Gedanken gehört,rannte Thory los,um das Haus seiner Herrin aufzusuchen.
"Thory,warte!",rief Loryanda,doch der Wind verschluckte ihre Stimme völlig. Schnell flog sie Thory nach.
Der Regen prasselte noch immer auf Loryandas nussbraunes Haar herab und erschwerte ihr auch das Fliegen,doch sie schlug so heftig mit den transparenten Flügeln,sodass diese in Sekundenschnelle trockneten.
Das aus Seide bestehende,schneeweiße Kleid hatte durch das schmutzige Regenwasser eine gräuliche Färbung angenommen.
Loryanda flog weiter,fast hatte sie Thory eingeholt.
Doch plötzlich fuhr ein brennender Schmerz durch Loryandas Flügel,sie konnte sich nicht in der Luft halten und fiel hinunter,doch Thory gelang es im letzten Augenblick,sie aufzufangen. "Ist alles in Ordnung?",fragte der Elfenjunge und half Loryanda,sich zu erheben. Sie murmelte en Dankeschön und drehte ihren Kopf nach hinten,um ihren schmerzenden Flügel zu betrachten,und weitete die Augen: Ein langer,angespitzter Pfeil mit blutroten Federn am Ende hatte den Flügel durchbohrt.Loryanda würde wohl lange Zeit nicht mehr richtig fliegen können.
"Es ist ein Pfeil der Dunkelelfen",murmelte sie und zog den Pfeil aus ihrem Flügel,ein schriller Schrei entfuhr ihr. "Das bedeutet"..... sie wurde von einer dunklen Stimme,die plötzlich hinter ihr ertönte,unterbrochen: "Das wir schon hier sind.Du hast genau recht!" Loryanda fuhr herum und blickte in die gelben,sie anfunkelnden Augn ihrer Schwester Cryanira.Die kurzen,fast pechschwarzen Haare der jungen Dunkelelfin flatterte im Wind,in ihrer Hand hielt sie ein juwelenbesetztes Schwert,dessen Scheide bestand aus purem Gold.
"Und ich habe noch ein paar Freunde mitgebracht!" Mit der Hand gab sie den hunderten von Dunkelelfen,die hinter ihr aus den Schatten der Bäume traten,ein Zeichen. "Cryanira! Du glaubst nicht wirklich,dass wir uns noch nicht vorbereitet haben?" Wie auf ein stilles Kommando sauste ein Pfeil der Waldelfen von dem Gipfel eines Berges herab,traf einen stämmigen Dunkelelfen und ließ ihn wenige Augenblicke später leblos zu Boden sinken.Einige Dunkelelfen starrten die Leiche an,doch Cryanira schien sich nicht für den Verlust einer ihrer Männer zu interessieren. "Angriff!",schrie sie und zückte ihr scharfes Schwert.Alle Dunkelelfen auf einmal rannten entweder auf Thory und Loryanda zu,andere durchsuchten die Häuser nach Rubin. Loryanda war unbewaffnet,Thory jedoch hatte sein Schwert mitgebracht. "Gib mir dein Schwert,Thory,ich werde kämpfen,wärend du Rubin in Sicherheit bringst! ",flüsterte sie und fing das Schwert,welches Thory ihr zuwarf,gechickt auf. Einige Dunkelelfen stürzten sich auf sie,doch Loryanda wehrte jeden von ihnen ab. "Wartet!" Das war Cryaniras Stimme. "Ich werde mir meine Schwester selbst vornehmen!" Die Dunkelelfen schritten zur Seite,um ihre Anführerin hindurch zu lassen. "Mach dich auf etwas gefasst,Loryanda!",schrie sie, rannte auf ihre Schwester los und schlug mit dem Schwert nach ihr,doch Loryanda wehrte geschickt ab.Dies wiederholte sich einige Male,Cryanira schlug,Loryanda parierte,schlug daraufhin zu,ihre Schwester wich aus.
"Du hast mich unterschätzt,Cryanira!",schrie Loryanda ihre Schwester an,diese nickte. "Es scheint so! Seit ich dich zum letzten Male gesehn habe"-sie stoppte um einem weiteren Schwerthieb ihrer Schwester auszuweichen- "Warst du zu schwach,um überhaupt ein Schwert in der Hand zu halten!"
Loryanda blickte sich mit zackigen Bewegungen um,während sie ihrer Schwester auswich. Das ganze Waldelfen-Lager war ein reines Schlachtfeld.Scherter blitzten,Speere sowie Pfeile sausten herab,Blut bedeckte den gesamten Boden. Auch die Waldelfen nahmen mit hoher Anzahl an dem Kampf teil. Thory und Rubin müssen es schaffen!,dachte sie immer wieder. Cryanira holte mit ihrem langen Schwert aus und verpasste Loryanda einen tiefen Schnitt in die Hand. Sie schrie auf und ging unwillkürlich in die Knie,dabei sah sie plötzlich Rubin mitten durch das Schlachtfeld laufen,einige Dunkelelfen schrien: "Hier ist das Einhorn!" Cryanira fuhr herum und wandte sich von Loryanda ab. "Rubin!",rief sie voller Wut. "Du bist ein Verräter,der es nicht verdient hat,zu leben!" Das jetzt noch kraftvoller wirkende Einhorn bäumte sich zu seiner vollen Größe auf,als seine ehemalige Anführerin auf es zuschritt. "Du hast mich einfach verlassen,obgleich wir uns so sehr um dich gekümmert haben!"
Zielstrebig schritt sie auf das Einhorn zu und erhob langsam ihr Schwert. "Nein!",schrie Loryanda und wollte sich ihrer Schwester in den Weg stellen,doch zwei riesige,kräftig gebaute Dunkelelfen hielten ihre zierlichen Arme fest und Loryanda musste zusehn,wie Cryanira mit erhobenem Schwert auf Rubin zuschritt. "Sag lebewohl,du Verräter!"
Entschlossen umfasste Cryanira ihr Schwert,zielte auf das Pferd,stieß zu ...und traf das Einhorn genau ins Herz.
"Nein!!!",schrie Loryanda,die Tränen begannen, ihr wie Wasserfälle über das Gesicht zu laufen. "Tja,Schwester,jetzt hast du deine Lektion gelernt! Er ist tot. Dunkelelfen:Rückzug!!!" rief sie ihren Truppen zu. Loryanda war wie gelähmt vor Trauer.War diese Schlacht für die Waldelfen nun gewonnen oder verloren?
Einige leblose Dunkel-und Waldelfen lagen über die Lichtung verstreut,doch die meisten Waldelfen rappelten sichn mithilfe der Ewiran-Steine wieder auf,denn wen man lange Zeit im Besitz dieser Steine war,war es fast unmöglich,im Kampf ums Leben zu kommen.
Mit einem zufriedenen Lächeln steckte Cryanira ihr blutverschmiertes Schwert wieder zurück in die Goldscheide,Loryanda wäre am liebsten losgelaufen und hätte auf sie eingeschlagen,doch die Dunkelelfen hielten sie noch immer fest,bis Cryanira ihr den Befehl gab,loszulassen. Loryanda hielt sich zurück.Selbst wenn sie ihre Schwester nun töten würde,hätte das Rubin dennoch nicht gerettet.
Dann blieb Cryanira erneut stehen.
Plötzlich reichte eine Dunkelelfin der Anführerin einen Bogen und einen Pfeil,Cryanira zielte genau auf ihre Schwester.Doch diese machte keine Anstalten,auszuweichen.Sie wollte Rubin sehn.Keine der Waldelfen versuchte,Cryanira von ihrem Vorhaben abzuhalten. "Auf Wiedersehn,Loryanda!" Sie spannte die Sehne des Bogens und zielte genau.Ihr Lächeln zeigte bereits Genugtuung und tiefe Zufriedenheit.Nur noch wenige Augenblicke,bis sie schießen würde.
Doch plötzlich ließ sie den Bogen fallen und ihre Augen wurden glasig.
Dann sank sie leblos zu Boden.
Die meistenh der übrigen Dunkelelfen flohen in den Wald,sie wussten nicht,was sie zu tun hatten.Ihre Anführerin war tot.Doch wehr hatte das getan? In Loryanda stieg ein Funken von Hoffnung auf,doch der schwand wieder.Rubin war tot,genau wie Loryandas Schwester. Doch dann sah sie weißes Fell zwischen vielen Dunkelelfen aufblitzen,die ihre tote Anführerin umringten.
"Rubin?",hauchte Loryanda ungläubig.
Das war unmöglich. Die Dunkelelfen hoben Cryanira auf und trugen sie davon.Dann sah Loryanda etwas,von dem sie fast glaubte,es sei ein Hirngespinst.Das große ,weiße Einhorn stand mit seiner vollen Schönheit vor ihr,seine Mähne glänzte prachtvoller als je zuvor.Von seinem golden leuchtenden Horn rann Blut herab.Er hatte Cryanira getötet.
Loryanda spürte eine unbändige Freude in sich aufsteigen wie Feuer,dass nicht gelöscht werden kann. Ihr liefen jetzt viel mehr Tränen über die Wangen als zuvor,es waren Tränen vermischt mit der Freude. "Du...Du hast mir das Leben gerettet,Rubin.",murmelte sie voller Dankbarkeit.
Die Wunde über dem Herzen des Pferdes ,wo Cryaniras Schwert es verletzt hatte,war nur noch als rötlicher Fleck zu erkennen,sie war wie zugeheilt. "Dank der Ewiran-Steine",murmelte das Einhorn und schritt auf Loryanda zu,den wunderschönen Kopf legte es sanft auf Loryandas Schulter. Voller Freude schlang die Elfin ihre Arme um den Hals des Pferdes und flüsterte in das flauschige Ohr hinein: "Ich hätte nie gedacht,dass ich das einmal zu einem Tier sagen würde.Ich liebe dich,Rubin!Danke!Danke,dass ich dich damals finden durfte! Ich werde dir dies alles nie vergessen"
Loryanda war in ihrem ganzen Leben noch nie so glücklich gewesen.Dieses Pferd würde sie von nun an immer begleiten.
"Ja...",murmelte Loryanda. "Für dieses Pferd hätte ich mein Leben geopfert.Und eines hat jeder von euch gelernt." Sie erhob die Stimme,sodass alle Waldelfen sie hören konnten. "Auch wenn ihr Tiere nur als Beute anseht,oder als nutzlose Wesen-sie sind trotzdem eine Persönlichkeit und einen Character.Das wichtigste Jedoch ist: Sie haben ein großes Herz!"


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 27.10.2011

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /