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Kapitel 1

 

Caroline

KAPITEL 1

 

Mein Name ist Caroline Wall. Ich bin siebzehn Jahre alt. Ich lebe zurzeit bei meiner Tante „Aunti B“. Meine Eltern starben bei einem Einbruch in unser Haus als sie versuchten mich zu verteidigen. Das ist jetzt ca. zehn Jahre her. Ich komme damit klar, aber ich komme im Leben nicht weiter, etwas hält mich fest. Aber wir fangen besser nochmal von vorne an: Mein Name ist Caroline Wall. Ich bin siebzehn Jahre alt…

 

- Kleiner abgelegener Ort bei Georgetown, South Carolina.

 

„Caroline du ungezogenes Stück, mach dich sofort an die Arbeit oder es knallt“, schrie Mrs. D. „Ja ich komme“, sagte ich bedrückt und sah die alte Holztreppe hinunter wo Mrs. D mit einem teuflischen Blick zu mir hochschaute. „Du solltest schon vor einer Stunde die Küche aufräumen, und was hast du gemacht? Nen Scheiß hast du gemacht!“ brüllte sie und wartete ungeduldig darauf das ich mich in Bewegung setzte. Ich ging dann doch die Treppe hinunter um die nicht gemachte Arbeit zu erledigen. Überall lag schmutziges Geschirr rum und der Boden war auch nicht besonders sauber. Am Abend war ich dann endlich fertig. Die Küche war wieder rein und begehbar. Ich lehnte mich an um zu verschnaufen, und blickte aus dem Fenster. „Caroline?“, flüsterte eine Stimme von draußen. Ich folgte dem flüstern und ging in den Garten. Dort angekommen stand ich nun da. In der Kälte. Es war windig und es regnete teils. Ich verschränkte die Arme um meinen Körper warm zu halten. „Caroline?“, ging es erneut. „Wo nach suchst du?“, plötzlich stand Bella meine Zwillingsschwester neben mir. „Ich dachte jemand hätte mich gerufen“, antwortete ich eingeschüchtert und sah sie verängstigt an. „Ha! Wer wollte dich denn bitte rufen abgesehen von Mrs. D, die gerade dein Werk in der Küche betrachtet“, sagte sie überzeugend. Ich schaute zum Küchenfenster und sah wie Mrs. D die Küche musterte. „Also wenn ich du wäre, wäre ich schon längst abgehauen. Hier würde selbst ich es nicht aushalten und ich halte viele Menschen aus, wie du weißt“, sagte sie und ging um mich herum und schaute sich meine Kleidung an. Sie machte sowas immer. „Ja ich weiß aber wo soll ich hin? Das ist die letzte Familie die mich aufnehmen konnte, die anderen haben alle abgelehnt“, sagte ich und schaute in ihre grünen Augen. „Ich erinner mich an eine Zeit in der wir den Sonnenbrand unseres Lebens hatten und sehr viel Spaß hatten“, flüsterte sie und schaute zur Terassentür wo Mrs. D. stand und Ausschau nach mir hielt. „Was meinst du?“, fragte ich mit zittriger Stimme. „Caroline! Wo steckst du?“ schrie Mrs. D.  „Ich komme!“, schrie ich zurück. Ich drehte mich noch einmal zu Bella um, um zu fragen wen sie denn nun meinte. Doch das einzige was ich spürte war ein kalter Windstoß der mir kalt über den Rücken flog. Ruckartig packte mich Mrs. D. am Arm und zog mich zurück ins Haus. „Ich werde dich lehren mir zu gehorchen du Miststück!“, sagte sie zornig und schleifte mich in mein kleines Zimmer am Ende des Flurs. Sie schloss mein Zimmer ab. Und nun saß ich dort auf meinem Teppich und schaute wie der Regen gegen mein kleines Fenster prasselte. Ich fing an darüber nachzudenken was Bella mir gesagt hatte. Ich schaute mich weiterhin im Zimmer um, und sah ein Familienfoto wo alle Familienmitglieder drauf abgebildet waren. Meine Eltern, meine Schwester und ich, meine Aunti B und meine Großeltern die aber leider vor einem Jahr gegangen sind. Ich hatte mit meinen Großeltern nie viel Kontakt da sie in Deutschland lebten und ich nicht die Zeit gefunden habe dort hinzureisen. Als ich mir das Bild so ansah wurde mir klar dass Bella recht hatte und ich an diesem Ort nicht bleiben konnte. Ich entschloss mich dazu wegzulaufen. Gesagt getan, ich schnappte mir meinen schwarzen Rucksack packte das nötigste ein und schnürte mir meine schwarzen Chucks. Ich betrachtete mein Bett und stellte fest das Mrs. D es bestimmt merken würde wenn ich nicht drin liegen würde. Also legte ich die Decke so hin, so dass es aussah als würde ich schlafen. Ich knackte das Fensterschloss und zog mir meine schwarze Kapuze über. Nach einem Blick aus dem Fenster stellte ich fest, dass der Boden doch ziemlich weit entfernt war wie. Nun nagte meine Höhenangst an mir. „Jetzt oder nie“, dachte ich und sprang aus dem Fenster. Auf dem matschigen Untergrund aufgekommen rannte ich so schnell es ging zur Bushaltestelle wo der nächste Bus auch schon parat stand. Ich hörte Schreie von hinten:„Caroline! Komm sofort zurück!“ Ich sah wie Mrs. D aus dem Haus gerannt kam und ausrutschte. Den Moment nutzte ich und stieg schnell in den Bus. Der Busfahrer drehte sich verwirrt um. Ich sagte ihm das es der Hund sei den sie rief. Er zuckte mit den Schultern und schloss die Tür. Ich eilte nach hinten um zu schauen wie weit Mrs. D. war. Ich sah nur noch wie sie sich aufraffte und anfing zu schreien:„Dafür wirst du bezahlen!“ und kniete sich dabei auf die nasse Straße. Ich drehte mich um und grinste. Ich sah nun aus dem Fenster und schaute zu wie die Straßenlaternen an mir vorbei zogen. Schließlich hatten wir Georgetown hinter uns gelassen und mir vielen immer weiter die Augen zu…

„Caroline?“, flüsterte jemand. „Caroline? Hast du es doch geschafft!“, sagte eine vertraute Stimme neben mir. Ich machte langsam meine vom Schlaf verklebten Augen auf und sah Bella, die neben mir in der Nachbarbank abhing. „Ja ich habe es nicht mehr ausgehalten. Du hattest recht!“ antwortete ich verschlafen. „Ich wollte dich nur daran erinnern das du dein Ziel fast erreicht hast. Dir fehlt nur noch ein kleines Stück dann bist du…“ sie konnte ihren Satz nicht beenden da der Busfahrer mich wach rüttelte. „Madam Endstation“, sagte der Busfahrer genervt. Ich raffte mich auf und verließ den Bus. Nun stand ich hier, irgendwo zwischen South Carolina und Georgia. „Miranda?“ sagte eine alte Dame. Ich drehte mich um, da ich mich irgendwie angesprochen fühlte. Vor mir stand eine für ihr Alter gut gekleidete alte Dame. „Miranda, das ist aber schön dass wir uns nochmal wiedersehen. Erinnerst du dich noch an mich? Ich bins Aunti B. Betina Miranda Wootsen.“ „Aunti B?“ fragte ich überrascht. „Moment du bist nicht Miranda. Du bist Caroline“, sagte sie entsetzt. Ich schaute sie an und wusste nicht so ganz was ihr erschreckter Gesichtsausdruck zu bedeuten hatte. „Schätzchen, was machst du denn hier ganz alleine? Das ist kein Ort für junge Damen wie dich. Komm lass uns gehen“, sagte sie und schlug den Arm um meine Schulter so als hätte sie mich doch lieb. Wir gingen ein Stück. Redeten über unnötiges Zeug wie das Wetter oder was es gestern zu essen gab. Aunti B sah mir an das ich nicht erst seit gestern in diesem Bus gesessen habe. Und sie wusste auch dass ich wahrscheinlich ausgerissen bin. Wir stiegen in ein Taxi und fuhren los. „Also Schätzchen um das klarzustellen, ich habe mich in all den Jahren immer wieder nach dir informiert, ob du gut aufgehoben bist“, sagte sie aufmunternd. Ich schaute sie an wie das pure Elend. Jetzt musste sie mich doch mal mitnehmen. Sie hatte nämlich in all den Jahren schon dafür gesorgt das ich gut aufgehoben bin, oder nennen wir es so, eine Unterkunft hatte. Aber sie hat sich nie mal Gedanken darum gemacht mich bei ihr aufzunehmen. „Ja ich weiß“, antwortete ich und sah ihr dabei nicht ins Gesicht. „Ich weiß dass du sauer auf mich bist, und das kannst du auch. Ich bin eine schlechte Tante“, sagte sie seufzend. Ja es stimmte. Sie ist eine schlechte Tante, aber das konnte ich ihr ja jetzt nicht sagen:„Ich weiß das du immer sehr beschäftigt bist und immer oft unterwegs bist aber ich bin jetzt älter und reifer, du musst nicht mehr den Babysitter spielen. Nein jetzt brauchst du es wirklich nicht mehr“. „Es tut mir ja leid. Ich habe es dir in meinem letzten Brief erklärt warum ich dich nicht aufnehmen konnte. Aber ich  verrate dir jetzt mal was. Ich habe ein kleines Häuschen nahe gelegen von Santa Monica ergattert, und da werden wir beide jetzt hinfliegen“, sagte sie und stieg nachdem das Taxi angehalten hatte am Flughafen aus. Ich konnte gar nicht fassen dass ich jetzt mit ihr nach Kalifornien fliegen würde. Ich schaute sie verdutzt an. „Na komm schon! Das Flugzeug wartet nicht“, sagte sie etwas lauter um mich zu ermutigen mitzukommen. Ich lief ihr hinterher und erkundete den Flughafen. 

Während meine Tante noch mit irgendeiner Frau diskutierte, sah ich mich um. Es gab Menschen die durch den Flughafen hetzten um noch ihren Flug zu ergattern und es gab Menschen die vor lauter Langeweile zusammenbrachen. Aber mir viel etwas auf. Das war doch Bella. Sie saß zwischen den wartenden Menschen und grinste mich an. Als ich gerade zu ihr gehen wollte, packte mich meine Aunti B an der Schulter:„Wir müssen jetzt los. Der Flieger startet in wenigen Minuten.“ Ich wagte noch einen Blick zu ihr, doch sie war schon wieder weg. Also rannte ich meiner Tante wie ein Dackel hinterher. Im Flugzeug angekommen, hatten meine Tante und ich unseren eigenen Bereich, was mich nicht besonders überraschte, denn meine Tante hatte von ihrem verstorbenen Ehemann sehr viel Geld geerbt, was sie nun nutzte um ihr Leben so glamourös wie möglich zu gestalten. Meine Tante und ich saßen getrennt. Ich konnte mich also mit meinen Sachen sehr ausbreiten. Also die paar Sachen die ich mitgenommen hatte. Ich schaute aus dem Fenster und dachte über viele Dinge nach. Warum verfolgt mich Bella? Sie hatte mir doch gesagt dass sie ihr eigenes Leben aufbauen wolle. Warum lässt sie mich nicht los?   

 

KAPITEL 2

 

Ich hatte nie wirklich Kontakt mit meinen Eltern. Sie haben gearbeitet und ich bin zur Schule gegangen. Beim vorbeigehen habe ich sie vielleicht mal sehen können. Wir hatten uns nie viel zu sagen. Das Verhältnis war sehr gespalten.

 

„Caroline!“, schrillte es durch den Flieger. Ich reckte mich, rieb mir die Augen und gähnte ein zwei Mal bis ich wieder realisierte wo ich war. „Jetzt beweg dich doch mal“, sagte meine Tante hecktisch und lief den Gang entlang um ihre Tasche zu holen. Ich schaute weiter aus dem Fenster und sah zu wie ein weiterer Flieger landete. Ich hatte sowas noch nie in meinem Leben gesehen. Ich war auch noch nie mit einem Flugzeug geflogen und ich war erstaunt, das sich dieser Ausflug mit meiner Flugangst fusionierte. Schließlich stand meine Tante dann vor mir und schenkte mir ihre ganze Aufmerksamkeit, indem sie mit ihrem Fuß auf dem Boden herum tippte und darauf wartete dass ich mich umdrehte. Letztendlich entschied ich mich doch den Ausblick auf den Sonnenuntergang und dem landenden Flieger zu den Rücken zu kehren und meiner Tante zu folgen. „Caroline ich muss dich leider hier wieder verlassen. Warum erzähle ich dir wann anders, das ist jetzt nicht so wichtig. Da vorne steht ein Taxi bereit was dich zu meinem Häuschen bringt. Pass auf dich auf Darling,“ sagte sie und gab mir zum Abschied einen Kuss auf meine Wange. Ich schaute ihr noch hinterher wie sie ihr Fellmützchen passend zum Fellmantel festhielt damit es nicht von dem Wind davon geblasen wurde. Diese Frau hatte schon immer Klasse. „Mrs. Wall darf ich bitten?“ fragte mich ein netter Mann. Ich nickte und stieg in das schon vor dem Flieger parkenden Taxi ein. Während der Fahrt schaute ich weiterhin aus dem Fenster. Ich konnte es nicht fassen ich war tatsächlich in Kalifornien. Wir fuhren über die „Golden Gate Bridge“ die ich nur von Bildern kannte. „Kann ich fragen wie weit es noch ist?“ fragte ich den Taxifahrer höflich. „Nichte mehr weit. Sind wir faste da“, antwortete er mit einem leichten italienischen Akzent. Nach einer weiteren Stunde Fahrt bezweifelte ich seine Antwort doch und schaute mit schweren Augen weiter aus dem Fenster und schlief daraufhin ein. „Caroline“ ging es die ganze Zeit. Ich ging einen langen schwarzen Gang entlang. Er hatte viele Türen die verstaubt und veraltet waren. Ich schaute an die Wände, die mit Bildern verziert waren. Dort war ein Mädchen zu sehen. Mit dem Rücken zu mir gerichtet. Ihre langen dunkelbraunen Haare lagen Glatt auf ihrem auf ihren knöchrigen Rücken, welcher mit einem langen weiten Nachthemd bedeckt war. Ich ging weiter und entdeckte ein Bild was anders war. Es hatte einen anderen Rahmen. Er war schwarz und nicht golden und verstaubt wie die anderen. Ich blieb vor dem Bild stehen. Und sah es mir genauer an. Dort war ein Name eingezeichnet. Es war meiner. In dem Moment in dem ich es realisierte, das ich diese Person bin, drehte sich das gemalte ich um. Ich war erschrocken. Machte langsame Schritte nach hinten, wendete meinen Blick aber nicht von meinem Portrait. In der nächsten Sekunde aber, rannte ich den Gang zurück. Neben mir fingen die plötzlich Umgedrehten gemalten ich‘s teuflisch und böse an zu lachen. Sie drehten Kreise um mich herum. Ich versuchte die Stimmen zu überhören und suchte einen Ausgang. Doch sie schlossen den Kreis und ich brach zu Boden mit den Händen auf meine Ohren gepresst. 

„Mrs. Wall?“ Erschrocken und nass geschwitzt wachte ich auf. „Wir sinde jetzt da. Zia hatte schon bezahlt, “ lispelte der Taxifahrer und ließ mich blass und baff vor Autie B’s „Häuschen“ stehen. Als ich aus dem Auto stieg schnappte ich erstmals wieder Luft um den Schock zu verdauen. Ich hatte viele dieser Träume. Sie hatten immer das gleiche Schema. Ein Gang. Viele Gesichter und mittendrin: Ich.    

Das Grundstück war umgeben von einer großen-mit Efeu- besetzten Mauer. Der Efeu war so dicht, man konnte nur kleine Teile der Mauer erblicken, welche durch das Grün schon leicht angeschlagen war. Ich folgte einem grau-braunen Gehweg der einen Berg hinauf führte. Als ich an der Spitze des Berges angekommen war stand ich vor einem großen schwarzen Tor, durch dass sich ebenfalls Efeu schlängelte. Nun stand ich dort. Keine Menschenseele zu sehen. Ich blickte durch das Tor. Zur rechten als auch zur linken befand sich ein Irrgarten der sich mit dem Efeu verbunden hatte. Plötzlich öffnete sich das Tor. Es quietschte, aber es war auszuhalten. Mit dem öffnen des Tors schritt ich auf das Grundstück. Ein kalter Wind begrüßte mich und ließ mich meine Arme zusammenlegen. „Caroline“, ich drehte mich erschrocken um. Niemand war zu sehen. Ich ging schneller. „Caroline“, ertönte es schon wieder. Ich rannte über einen Kiesweg, welcher zum Gebäude führte. Der Wind wurde stärker und der Himmel hatte sich inzwischen auch zugezogen. Und wieder flüsterte einer in mein Ohr meinen Namen als ob mich jemand verfolgte. Das jetzt nicht mehr so grüne Efeu wurde von dem starken Wind in die Luft gewirbelt und zerbrach wie ein vertrocknetes Herbstblatt. Mein Puls war auf Hochtouren. Ich holte noch einmal alles aus mir heraus und rannte nun auch die vor mir liegenden Marmortreppen hinauf. Ich versuchte nicht auf dem Efeu auszurutschen, welcher sich auf den Treppen gesammelt hatte. Ich schaffte es blitzschnell nach oben und stütze mich an einer Säule ab. Ich schaute nun hinter mich und erblickte einen perfekt gepflegten Garten. „Was zur Hölle?!“, sagte ich laut und stützte mich weiterhin gebeugt an der Säule ab. Abrupt legte jemand seine Hand auf meine Schulter. Ich drehte mich in einem um. Erschrocken stand ich ihr gegenüber. Es war Bella.

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Tag der Veröffentlichung: 22.03.2017

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