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Kapitel 1



Flink hüpfte er die flache Mauer am Wegesrand entlang, auf dem einen Bein, was ihm noch geblieben war. Es war ein schöner, sonniger Tag. Die Strahlen wärmten seinen Körper und fast vergaß er über das Sonnen auf dem Stein, die Arbeit.
Plötzlich verdunkelte sich die Sonne, als er unter einem fettem, glatten Material vergraben wurde. Krümel landeten ihm in den Augen und Haaren.
Er hörte lautes Gelächter, als er versuchte den Gegenstand von seinem Kopf herunter zu bekommen. Kaum hatte er es durch kräftiges Schütteln mit dem Kopf hinbekommen, wurde ihm ein neues, unter lautem, albernem Gelächter, gegen den Kopf geworfen.
„Lasst die arme Krähe in Ruhe!“, ertönte es bestimmend. Als die Nebelrähe seinen Kopf unter der geleerten Kekstüte hervorhob, war ein grauer, glänzender Schnabel und grau-schwarzes Gefieder zu entdecken. Er sah gerade die Kinder weggehen. Dann blickte die er nach oben zu seinem Retter. Ein hochgewachsener Mann stand dort, mit kurzen schwarzen Haaren. Er sah vom Gesicht her leicht russisch aus. Er trug, trotz des heißen Wetters, ein langes schwarzes Hemd und eine schwarze Jeanshose. Hinter ihm stand ein kleiner, blonder Mann. Er trug einen kleinen Zopf, ein kurzes buntes Shirt und eine grüne, kurze Sommerhose. Der Blonde beugte sich vor und lächelte die Krähe lieb an. „Na kleiner? Ist alles okay?“ Die Stimme klang sanfter und kindlicher als zuvor, sodass die Krähe annahm, dass der Braunhaarige die Kinder zuvor ermahnt hatte.
Der Blick vom Jungen wurde nun traurig. „Schau mal, Mikael, die arme, arme Krähe hat nur ein Bein! Oh du Arme...“, maulte er, während Mikael nur ein tiefes. „Wir müssen weiter..“, grummelte. „Un.... das tut mir leid, aber wir müssen jetzt wohl wirklich gehen, sonst verpassen wir unsere eigene Verlobung.“, erklärte er der Krähe, „Machs gut!“, quiekte er, ehe die Krähe beide, Hand in Hand, weggehen sah.


Kapitel 2


Jemand beobachtete die Szene aus sicherer Entfernung. Die einbeinige Krähe war ihm schon früher aufgefallen. Der Beobachter hatte ein schwarzes Köpfchen und Schwanzfedern, blaue Flügel und ein weißes Bäuchlein.
„Fips! Hör auf dauernd diesen einbeinigen Dreckfink anzustarren!“, erklärte eine weitere Elster, die gerade neben ihm gelandet war. „Du solltest dich lieber um deine Kinder kümmern.“ Fips seufzte. Wie sehr er dieses ewige Geschrei hasste. Und wieso durfte er nicht den anderen anstarren? Er hätte ihn so gerne näher kennengelernt, so wie die beiden Männer da unten sich kennengelernt hatten. Aber der andere war eine Krähe und er eine Elster und das passte eben nicht.


Kapitel 3


Die Krähe hatte gerade ihre Arbeit erledigt und Essen gesammelt, als es anfing wie aus Eimern zu schütten. Er schüttelte sich und setzte sich auf einen Ast von einem Baum mit großen, schützenden Blättern. „Ein Sauwetter, nicht wahr?“, fragten ihn zwei Krähen, die nun neben ihm landeten. „Wie geht’s deinem Bein, Kara?“, fragte die zweite. „Ganz gut...“, krächzte Kara und so saßen sie nun da. Immer mehr Krähen setzten sich auf den Baum nieder. Er kannte sie allesamt. Ein paar sogar schon von klein auf. Kara war nicht gerade jung, unter anderen Umständen hätte er schon längst ein Weibchen angelacht. Doch noch niemand hatte sich für ihn interessiert. Immer mehr Krähen kamen dazu, sodass bald ein Streit ausbrach und um die freien, trockenen Plätze gekämpft wurde. Auch neben Kara wurde um Plätze gerammelt. Ein Schubser genügte, um ihn vom Ast zu schmeißen. Unsanft landete er rücklinks auf dem Boden. Mit seinem einen Bein und einem leicht angeknacksten Flügel tapste er durch die Gegend.
Auf einmal schnellte von der Seite eine Katze hervor. Kara konnte noch gerade so ausweichen. Er flog leicht beschwerlich durch die Luft mit dem leicht verstauchten Flügel, bis er in einer Ecke landete. Verzweifelt krähte er die Katze an. „Bleib weg!“ Er fing an laut zu meckern und zu fauchen, aber es brachte nichts. Die Katze kam immer näher. Schließlich war sie nur wenige Zentimeter vor ihm.
„Wo ist denn Kara?“ Die befragte Krähe zuckte nur mit den Flügeln. „Woher soll ich das wissen?“
Die Katze öffnete ihr großes, weites Maul und streckte eine Pfote nach Kara aus. Noch konnte dieser reinbeißen, doch der große Mund der Katze folgte. War es um ihn geschehen? Erschöpft schloss er die Augen.
Wie ein Blitz flog Fips vom Himmel hinab. Immer schneller wurde er, ehe er an die Katze prallte und dann wieder hochzog. Erneut flog er hinab, aber diesmal sanfter, half mit dem Kopf, damit Kara hochkam. „Alles okay?“- „Mein Flügel tut mir weh..“, erklärte Kara doch etwas überrascht. „Ich helfe dir beim wegfliegen.“ Und nach ein paar Versuchen schaffte es auch Kara sich mit dem Elsterich in die Lüfte zu erheben. Beide schauten sie zu der Katze hinab, die laut miezend und genervt den Beiden hinterherstarrte. „Dumme Katze! Such dir jemand anderen.“-“Kräh Kräh, Dumme Katze!“, stichelte Kara und beide Vögel lachten der Mietze nach.


Kapitel 4


Sie landeten in einer übergroßen eingekerbten Wandspalte. „Hier fliege ich immer hin wenn es sehr nass ist.“, erklärte Fips und lächelte die Krähe an. „Danke für deine Hilfe, du bist echt nett, wie heißt du denn?“, fragte Kara. „Fips.“, lächelte der Kleine. „Und wie heißt du? Warum hast du nur ein Bein?“, fragte Fips neugierig, weil das die zwei Fragen waren, die schon immer auf seiner Seele gebrannt hatten. „Mein Name ist Kara. Mein Bein hab ich verloren, als ich mich früher am See drüben mit meinem Fuß in einer Dose verfangen hab. Fips schaute bemitleidend. „Das tut mir leid. Das muss schmerzhaft gewesen sein. Dumme Menschen, schmeißen all den Scheiß weg.“ Die Krähe lächelte. „Aber wenn sie das nicht machen würden, würden wir vermutlich nicht so viel leckere Sachen finden. Wär schön, wenn sie nur das Nützliche wegschmeißen könnten.“ Die Elster lachte. „Also wir können auch ohne prima leben.“
Plötzlich schallte ein lautes Gekreische durch die Luft. „Fips! Wo bleibst du wieder? Das Essen ist noch nicht auf dem Tisch!“, Fips sah entschuldigend zu dem anderen. „Das ist mein olles Weib. Ich muss wohl.“- „Sehen wir uns bald wieder?“, fragte Kara. „Hm... Morgen abend?“ An der gleichen Stelle?“ Kara nickte eifrig. „Ich freu mich.“ Als Fips von dannen flog, sah er ihm hinterher. Er hatte ein tiefes, warmes Gefühl in der Brust. Es hatte so gut getan, in der Nähe des anderen zu sein und es fühlte sich viel besser und anders an, als wenn er mit den anderen Krähen zusammensaß.


Kapitel 5


So vergangen einige Tage, in denen sie sich immer wieder trafen. Zusammen hatten sie viel Spaß, sie schwammen zusammen, suchten Futter und sonnten sich. Auch saßen sie eng aneinander-gekuschelt, wenn es stark regnete, in Fips Geheimversteck.
„Fips? Glaubst du, wir können für immer so kuschelnd verharren?“, fragte Kara in eben dieser Situation. „Ich hoffe... Es ist so schön...“ Unten sahen sie einen Blondschopf und einen hochgewachsenen, Braunhaarigen entlanggehen. Sie kamen Kara sehr bekannt vor. „Können wir, Männer, die wir sind und auch noch von unterschiedlicher Art ein Paar bilden?“, fragte Kara nachdenklich. „Fips machte nur ein leises, verträumtes Geräusch. „hum...“ Er lächelte. Doch ein lautes kreischendes Gezeter störte die Ruhe. „Habawawa...! Da ist er, der faule Sack. Kuschelt mit diesem Krähenstrolch, statt sich um seine Kinder zu kümmern.“-“Habawawa...habawawa“, kam es von den Kleinen, die um ihre Mutter herumschwirrten. Seit kurzem hatten sie das Fliegen gelernt, trotzdem sollte sich Fips noch um sie kümmern. „Seht da kommt auch schon die reiche Krähenscharr! Krah, Krah. Edle Biester.“, gluckste die Henne und lockte damit auch die Krähen an, die sich hinter sie auf einem Baum sammelten. Getuschel brach los. „Ist das nicht Kara?“ „Unmöglich!“ „Sitzt er da mit einer Elster und kuschelt?“ „Ist das ein Weib oder ein Mann.“ „Ich weiß nicht, ich kenne mich mit Elstern nicht so aus.“ Eine besonders große Krähe landete auf dem höchsten Ast über ihnen. „Wie? Mit einer Elster und einem Mann statt mit unserem Geschlecht? Bestimmt hat sich der Elsterich als zarte Krähenfrau ausgegeben! Wer weiß, vielleicht ist unser Einbeiniger jetzt auch schon blind und sieht den Unterschied nicht.“ - „ Zutrauen würde ich´s ihm, dem Faulpelz!“, erklärte die Elster und ihre Kinder gackerten ihr nach. „Faulpelz, Faulpelz!“ Kara sah auf. „Er ist kein Lügner! Er ist schön, als Elster und männlich, wie er ist. Viel schöner, als Krähenfrauen je sein könnten!“, verteidigte er Fips. „Unerhört!“, rief es aus der Krähenscharr. „Unerhört, uns zuhause verhungern zu lassen!“, rief die Elster und ihre Kinder gackerten. „Verhungern, lässt uns verhungern.“ Die Stimme der großen Krähe durchschnitt ihre Worte. „Angriff auf das ungehobelte Pack!“, erklang es zornig.
„Schnell, lass uns flüchten!“, Fips Stimme zitterte. Das

hatte er bestimmt nie gewollt. Und Kara hatte er auch in Gefahr gebracht. „Schnell!“ Sie flogen gerade los, als die Krähe zum Angriff rief. Doch durch Karas Verletzung kamen sie nicht weit.

Der Regen hörte sich einfach nur schön an. Der Blonde hörte ihm gerne zu. „Mikael? Ich hab dich lieb“, schmunzelte er, doch Mikael beschäftigte gerade etwas anderes. „Was ist das?“, fragte er. „Was ist was?“- „Hörst du das nicht?“, fragte Mikael erneut und drehte sich um. „Das Rumgekrähe und -gegackere?“ Der Blondschopf folgte seinem Beispiel und sah den großen Baum mit den vielen Krähen. „Gruselig...“

Fips und Kara hechteten die Straße entlang und landeten dann im hohen Gras. Doch schon bald waren die Anderen hinterher gekommen und hatten sich alle auf die Beiden gestürzt. Ungehemmt hackten sie auf die beiden los, soviel Hass hatten sie in sich. Die Elster stand nur faul daneben mit ihren Kindern und lachte. „Pah! Das hat er davon!“- „Hat Papa davon!“
„Fips...“ Kara schniefte. Das hatte er für sie Beide nicht gewollt. „Es tut mir so leid, Fips...“ Erneut schien ihre letzte Stunde geschlagen zu haben.
Plötzlich schreckten die Krähen auf und trieben auseinander. „Haut ab, ihr dummen Viecher!“, schnauzte eine kindliche Stimme und warf mit kleinen Steinchen. Mikael kam auf alle zugerannt, sodass auch die letzten Krähen verschwanden. Die Elster guckte die beiden Männer böse an. Auch nach ihr wurde ein Stein geworfen. „Hau ab!“, rief der Blondschopf erneut. Die Elster ergab sich, wenn auch erbost und haute mit ihren Kindern ab. Nun beugten sich die Beiden über die Vögel. „Ist alles mit ihnen in Ordnung?“ Eigentlich war nur Fips zu sehen. Zumindest sein weiß-rot gefärbtes Gefieder. Schützend hatte er sich über Kara gebeugt. „Die Armen, wir müssen ihnen helfen, Mikael!“ Ein erneutes Brummeln. Doch Mikael nahm sein langes Tuch vom Hals und wickelte die beiden Vögel darin ein.


Kapitel 6


Die Beiden wurden von Mikael und dem Blonden liebevoll umsorgt und gepflegt. So waren sie bald wieder fit. Gerade lagen sie in ihrem Körbchen eng aneinandergekuschelt da, auch wenn sie das letzte Mal nicht so gute Erfahrungen dabei gemacht hatten. „Ich hab dich gern Fips“, lächelte Kara. „Ich dich auch.“, antwortete dieser.
Der Blonde beobachtete sie im Stillen. „Müssen wir sie wirklich schon ziehen lassen?“, fragte er und Mikael lächelte nun zum ersten Mal im Verlauf der Geschichte. „Ja.“ - „Werden sie zurecht kommen?“ Ein erneutes Lächeln. „Sicher. So wie wir beide. Solange sie sich beide haben, wird alles okay.“ Jetzt lächelte auch der Blonde. „Ja du hast Recht.“

Kara und Fips saßen auf einem Ast und ließen sich von der Sonne wärmen. Es war ein schöner, sonniger Tag. Unter ihnen liefen die beiden frisch Vermählten Männer entlang. Oft hatten sie die Beiden hier gesehen. Manchmal drehten die Männer sich zu ihnen um und winkten. Dann pfiff das Vogelpaar für sie ein Hochzeitsliedchen. Es war schön gewesen, Menschen kennengelernt zu haben, die auch mal Gutes vollbrachten. Aber am Schönsten war es wohl für beide, sich gegenseitig kennengelernt zu haben.

~The End~

Impressum

Texte: Bilder by google. Geschrieben für den Umweltschutz – eine kleine Liebesgeschichte aus dem Tierreich. Auf das solche Geschichten noch länger erzählt werden können und keine Legenden werden :).
Tag der Veröffentlichung: 20.09.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Gewidmet, meinen kleinen süßen Vögeln Kiiro und Sky *~* (Auch wenn die das nie merken werden xD)

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