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Prolog /Der Jäger

Ich hatte diesen riesigen Dämon direkt vor mir. Er war blutverschmiert, aber es war nicht sein Blut. Es war das Blut der vielen Opfer, die er vorhin zerfleischt hatte. Ich wusste, später würde man das als einen großen Unfall, wie zum Beispiel einem Verkehrsunglück mit einem Gefahrgutlaster abtun - aber das war mir egal. Hauptsache ich hatte meinen Spaß!

Teuflisch grinsend sah ich das Monster vor mir an. Es hatte große grüne Fangzähne, rote, glühende Augen und sein Körper bestand aus Schleim und Kuhfladen. So sah es zumindest für mich aus. Das Aussehen war aber ebenfalls egal, ich ekelte mich nicht. Ich hatte schon viel Schlimmeres gesehen... alles was mich interessierte... war sein... BLUT.

 

Ich setzte zum Sprung an und schwang meine lange, schon von Blut beschmutze Kette wie eine Art Lasso. Ich sprang um ihn herum und schnürte ihn so fest ein, bis er anfing aus zahlreichen Warzen zu bluten. Er explodierte geradezu. Wieder ein teuflisches Grinsen. Nun verwendete ich meine Kette wie eine Peitsche. Weiter floss das schöne dunkelrote Blut. Ich leckte mir über die Lippen. Das Wasser lief mir im Munde zusammen. Nun beendete ich sein qualvolles Leiden. Oh wie ich mich daran erfreute. Ich durchtrennte ihn in der Mitte mit einem schnellen Schlag - schließlich war er flüssig genug. Ein heiser Schrei entrann seiner Kehle, ehe er langsam zu Boden floss.

Ich ergötzte mich an seinem Blut. Danach verschwand ich über die Dächer, tief in die Dunkelheit, aus der ich geboren wurde.

Kapitel 1 /Auf den ersten Blick

Kein Tag war so wie heute- denn es war Dienstag. Dienstag- immer unfreundliche Lehrer, die schlimmsten Fächer, die schlimmsten Arbeiten und Tests, die schlimmsten Streiche der Schüler, die ihn hassten- Aito Kunichi ging den langen Gang entlang und schaute an den Vertretungsplan. Aber wie sollte es schon anders sein - nichts - rein garnichts! Was wollte er auch erwarten? Es war Dienstag! Der schlimmste Tag von allen... An einem Dienstag waren auch seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen.

Er seufzte und ging in seinen Klassenraum. Die Leute sahen ihn wie immer skeptisch an. Aito hatte weiß-graues, kurzes Haar und goldene Augen. Wie die Meisten in seiner Klasse war er 16. Was sie wohl denken mochten? Ihm fielen einige Gemeinheiten ein...

»Der schon wieder?«, »Kann der nicht endlich tot sein?«, »Was für eine hässliche Frisur?«

Doch, was sie genau dachten, das wusste er leider nicht...Wenn man doch nur Gedanken lesen könnte...

Er setzte sich auf seinen Platz am Fenster und schaute auf den Innenhof hinaus. Es war ein sehr stürmischer Tag - Herbst eben - die Blätter der vielen Bäume bewegten sich im Wind. Der Schulhof war ziemlich groß. Die Schule insgesamt hatte 6 Gebäude. Sie alle wurden durch dünne Korridore verbunden. Und der Schulhof war das Mittelstück.

Anschließend packte Aito seine Schulsachen aus und legte sie auf den Tisch. Ein paar Schüler unterhielten sich angeregt. „Habt ihr das schon von gestern gehört? Das mit dem Unfall?”, fragte einer der braunhaarigen Jungs. Er war früher einmal Aitos Freund - ja fast Geliebter gewesen. Sein Name war Tika. Tika hatte langes Haar und grüne, immerstrahlende Augen. Er war etwas schmächtig und klein. „Ja haben wir...”, meinte ein Blauhaariger mit Pagenschnitt. „Schrecklich, nicht wahr?” - „Tausende Tote und das nur von einem Unfall...und dann dieses eklige Kuhmassaka.”, diskutierten sie weiter.

Aito schüttelte nur den Kopf. Kuhmassaka? Immer diese Gerüchte... Er seufzte, denn ihm war langweilig und mitreden konnte er nicht. Er war nicht wirklich in die Klasse integriert und von solchen Reden hielt er sowieso nichts. Konnte die Stunde nicht endlich anfangen? Gerade hatte er das gedacht, da kam schon der Lehrer herein.

 

Mit schweren Schritten ging er den langen Korridor entlang. Er sollte neu an diese Schule kommen: Tekii Akuma.

Aito sah sofort nach vorne. Aber sein Lehrer schien sich absichtlich Zeit zu lassen. Es klingelte. Tekii war an seinem neuen Klassenraum angekommen und wandte sich daran die Tür zu öffnen.

Aito sah zur Tür, als diese sich öffnete. Tekii schrat ein und sein Blick wanderte langsam zur Klasse, zu der Fensterseite.

Ihre Blicke trafen sich. Tekiis in Aitos, Aitos in Tekiis. Aito sah ihn etwas merkwürdig an, als Tekii ihn anfing zu beglotzen.

Tekii sah in diese Augen. Sie waren golden, funkelten, wie Bernstein in der Sonne. Gleich auf den ersten Blick war er verliebt in diese Augen- gebannt von diesen Augen- VERSESSEN in diese Augen!!! Seine eigenen Augen aber waren blutrot und seine Haare schwarzbraun.

 

„Das ist euer neuer Schüler!", fing der Lehrer an. „Sein Name ist Tekii Akuma, behandelt ihn gut!" Er sah zu dem Neuen herüber. „Du kannst dich setzten. Dort vor Aito ist noch ein Platz frei. Der an der Fensterseite!"

„Guten Tag", meinte der Andere nur, nickte und ging zum Fenster. Er packte seine Sachen aus.

 

Nach der Schule ging Aito schleunigst nach Hause. Ein Schatten folgte ihm von Platz zu Platz, Säule zu Säule, ohne, dass er es merkte. Er schloss sein Haus auf und trat herein - und merkte nicht wie einer seiner Schuhe zwischen Tür und Türrahmen rutschte.

Der Weißhaarige trat hinein. Das 1- stöckige Haus war nicht wirklich groß. Vom Eingangsbereich ging eine Tür nach links zum Wohnzimmer und eine nach rechts ins Schlafzimmer, von diesem aus kam man nach hinten ins Bad und schließlich in Aitos Zimmer, welches aber auch vom Eingangsbereich zu erreichen war. Vom Wohnzimmer kam man widerum in die Küche.

Aito lebte hier allein, bekam allerdings Geld von seinem Onkel. Er ging in die sehr kleine Küche um sich etwas zu Essen zu machen.

Der Schatten schlich ihm weiter nach durch den kleinen Vorgarten und bemerkte die offene Tür. Schnell schlupfte er hindurch, packte die Schuhe an ihren Platz und schloss leise die Tür. Dann versteckte er sich im Schlafzimmer. Bald danach kam Aito aus der Küche, um im Wohnzimmer bei laufendem Fernseher zu essen. Im Fernsehen berichteten sie von dem angeblichen "Kuhmassaker" vom vorherigen Tag und dem Laster-Unglück.

Angeblich sollte ein Tierhasser sein Unwesen treiben. Er hätte seine eigene Herde auf die Straße getrieben und kaltblütig alle ermordet. Ein Unfall mit einem Laster hätte die ganze Sache verschlimmert. Aito konnte nun auch nicht mehr anders und musste einfach anfangen, leicht zu lachen. Es war als hätte man sich etwas Unerklärliches irgendwie zusammengereimt.

Dann schaltete er den Fernseher aus und brachte seinen leeren Teller zurück in die Küche. Anschließend rannte er in sein Zimmer und lernte fleißig. Er hatte eh nichts anderes zu tun. Früher hatte er noch mit seinen Eltern etwas unternommen. Aber nun war ja nicht mal mehr das möglich. Und Freunde hatte er ja keine.

Der Schatten hatte sich von seinem sicherem Versteck entfernt und beobachtete nun Aito beim Lernen. Am meisten hatte er jedoch seine Augen im Visier.

Später machte sich Aito bettfertig und putzte seine Zähne, ging anschliessend in sein Zimmer und schmiss sich dort auf das Bett. Der Schatten war indes unter dem Bett gelandet. Aito löschte das Licht und schloss die Augen.

Kaum war er etwas eingedöst, kroch etwas an ihn heran und berührte ihn. Er schreckte auf und huschte geschwind an die Wand. Dort schaltete er sofort das Licht an. Der Täter war auf frischer Tat ertappt. Sein graubrauner Pony hing ihm ins Gesicht. Die schwarzen Haare fielen wie Seide über seine Schultern und bedeckten den Rücken. Es war zweifelsohne Tekii, der eigentlich gedacht hatte, Aito würde schlafen.

„DU!?”, schrie Aito ihn perplex an. „Was um alles in der Welt machst DU hier???”, knurrte er schon fast.

„Ja ich", grinste Tekii. „Sei ruhiger..es könnte noch jemand glauben, dass du in Schwierigkeiten steckst Ai-chan”, lächelte er beruhigend.

„Vielleicht bin ich das auch?”, Aito knurrte bedrohlich. „Hey, hey”, Tekii konterte mit einem versöhnlichem Lächeln. Aito knurrte weiter: „RAUS! SOFORT!” Der Andere hingegen rollte etwas mit den Augen, verließ dann jedoch bereitwillig das Haus.

Draußen ging er langsam die Straße entlang und grinste überheblich. Er hätte noch sehr, sehr viel Zeit Aito zu kriegen, und er wusste, er würde nicht verlieren.

Kapitel 2 /Annäherungen

Es war Mittwoch, 12.40 Uhr - Mittagspause. Aito saß alleine an seinem Tisch und aß sein mitgebrachtes Essen. Es war nicht sehr viel. Früher hatte immer seine Mutter das Essen für ihn gemacht. Aber das war ja nun nicht mehr möglich.

Er blieb nicht lange allein. Tekii schob seinen Tisch an den von Aito und grinste ihn an. „Und hast du gut alleine in diesem riesigen Bett geschlafen?”, fragte er ihn, worauf der Andere ein gefährliches Grummeln von sich gab. „Du hättest gar nicht dort sein dürfen. Überhaupt hast du Glück, dass ich dich nicht anzeige! Was zum Teufel wolltest du dort???”

Tekii Akuma grinste nur teuflisch. „Du warst so undurchsichtig. Ich wollte dich mal ein wenig besser kennenlernen.” „Toll...”, grummelte Aito und konzentrierte sich auf sein Essen. Der Andere zog eine Augenbraune hoch. „Warum bist du eigentlich immer so schlecht gelaunt?”, fragte er. „Diese Stimme passt überhaupt nicht zu dir. Nicht zu dieser schönen Farbe, diesem Funkeln in deinen Augen, deiner seidigen Haut, deiner glänzenden Haare, deiner süßen Hülle...” - “Du bist krank!”, Aito grummelte und drehte sich mit seinem Stuhl augenblicklich um 180°. Tekii schüttelte mal wieder einmal seufzend mit dem Kopf. Gut. So klappte es also auch nicht. Da blieb nur noch Plan C.

 

In der nächsten Pause stand Aito alleine in irgendeiner unscheinbaren Ecke und verschlang ein Buch. „Na? Was liest du denn da?” Wieder diese Stimme... Er grummelte. „Was willst du schon wieder?!” - „Ich hab dir doch nur eine Frage gestellt", lächelte der Nervbolzen namens Tekii. „Sag schon... Was liest du? Warum bist du immer so schlecht gelaunt?" - „Vielleicht liegt das an dir?"-

„Hey...das war keine Antwort sondern eine Frage!"

Aito grummelte erneuert. „Sag schon...", meinte der Andere. Aito schwieg und wandte sich wieder ab. Doch diesmal drückte ihn Tekii an die Wand und küsste ihn überrasschend auf den Mund. Aito wurde rot. „W-" ,wollte er fragen. Doch er kam nicht dazu. Tekii lies den Kuss gleich leidenschaftlicher werden. Hier in dieser Ecke konnte sie eh niemand sehen. Der Andere wusste erst nicht, was er tun sollte. Sein Herz schlug eine Minute höher und schneller. Dann jedoch drückte er Tekii von sich, sah zur Seite und fasste sich über die Lippen. Es klingelte.

Einen kurzen Augenblick starrten sie sich an. Dann schubste Aito Tekii jedoch bei Seite und rannte so schnell, wie er nur konnte durch die Menge ins Klassenzimmer, ohne auch nur einmal zurückzuschauen. Ein Anfang ist gemacht!, grinste Tekii in Gedanken und ging ebenfalls zurück ins Klassenzimmer. Aito hatte den ganzen restlichen Tag noch ein mulmiges Gefühl und wagte es nicht, Tekii auch nur einmal anzusehen. Im Gegensatz zu dem anderen, der ihn die ganze Zeit anstarrte.

 

Als er nach der Schule nach Hause gehen wollte, versperrten dem Goldäugigen einige Schüler den Weg. Es waren Ryo und Hitoshi Takahashi, schwarz-kurzhaarige, blauäugige Zwillinge und Tika. Sie grinsten ihn schon hämisch an, sodass er eigentlich gleich zum Weglaufen animiert wurde. Ryo und Hito hatten ihn schon oft geärgert, aber dass Tika da jetzt mitmachte, fand er schon sehr deprimierend. Er wollte wegrennen, doch Hito hielt ihn fest. Ryo grinste. „Du bist doch immer so gut in der Schule. Los! Wir wollen alle deine Materialien zum Vortrag. Den hast du sicher schon gemacht, wie wir dich kennen. Außerdem wollen wir noch die Mathe-Hausaufgaben, die wir heute vergessen hatten!"

Aito schüttelte nur den Kopf. Er hatte hart für diesen Vortrag gearbeitet. Tika trat ihm in den Magen. „LOS! Mach was er sagt! Hör auf uns! Hör auf deinen alten Freund!” Freund... Was hieß das überhaupt? Ausgenutzt zu werden? Ein besserer Mensch zu sein, wenn man Freunde hatte? Gemeinsamkeiten? Liebe? Oder Lüge?

Verzweifelt hielt er sich den Magen. „Hng....gar nichts...bekommt ihr!" Der nächste Tritt kam von Ryos Seite. Als Aito wieder den Kopf schüttelte wollte Hitoshi auch zutreten. Sein Fuß war schon sehr nah. Näher..und näher...

„Eh?”, Hitoshi schaute verwirrt als sein Bein in der Luft hing. Es wurde festgehalten, von dem Neuen... „Was willst du? Misch dich da nicht ein!” Tekii jedoch grinste nur teuflisch und kugelte dem Anderen beinahe das Bein aus. Dieser schrie schmerzvoll auf. „Und jetzt wär es besser wenn ihr geht.", meinte Tekii ruhig. Die Anderen knurrten. Hitoshi drängte zum Gehen. Doch die Anderen wollten nicht so leicht aufgeben. Tekii schlug Ryo mühelos zu Boden. Dann kam Tika. Es folgte Schlag auf Schlag von der Seite Tekiis.

Schlag auf Schlag... Doch dann hielt Aito seinen Arm fest. Er hatte dem Ganzen bisher nur schweigend und perplex schauend beigewohnt. „Bitte...lass ihn", flehte er. Der Andere zog eine Augenbraue hoch. Er hob Tika und hielt ihn genau vor den Anderen. „Warum??? Er hat dich auch getreten..." Aito seufzte. „Aber wir sind Freunde!" Tekii schnaubte. „Tolle Freunde!!! Ist das bei euch so Sitte, dass sich die Freunde gegenseitig niedermachen???!!!" Aito schüttelte nur defensiv den Kopf. Sein Gegenüber seufzte. „Meinetwegen..." Er lies Tika auf den Boden fallen. „Aber nur wegen dir!" Er drehte sich um, schnappte sich seine Tasche und wandte sich zum Gehen. „Danke...", murmelte der Gerettete, als Tekii gehen wollte. Dieser drehte sich noch einmal um. „Kein Problem", lächelte er und ging dann schließlich.

Kapitel 3/Verflucht

Renn.... renn so schnell du kannst... Renn so schnell, wie dich die Beine tragen, renn bis zu dem Horizont, renn...

Und du wirst doch nicht entkommen!

 

Seit der überraschenden Rettung Aitos waren nun schon 7 Tage vergangen. Und inzwischen hatte Aito Tekiis Eigenarten gelernt zu akzeptieren, wenn er auch oft durch seine bedrängenden Annäherungen verlegen geworden war und manchmal auch ziemlich laut. Aber es hatte seine Vorteile, Tekiis Freund zu sein.

Die Klassenkameraden hatten schnell gemerkt, dass mit ihm nicht zu spaßen war. Er war der Beste in Mathe, der Beste in Kunst, der Beste in Sport und haute jeden mit einem Fingerschnipsen in die Tonne.

Niemand ging mehr auf Aito los, niemand wagte es auch nur nach Hilfe für die Schule oder die Hausaufgaben zu fragen.

Die Tuscheleien über Aito waren zurückgegangen, hatte Tekii seine Ohren doch überall.

Es war richtig unheimlich. Plötzlich stand er neben dir, grinste dich böse an und fragte einen mit dunkler Stimme, ob man vielleicht noch mehr zu verraten hatte.

 

Aber heute wurde eh über etwas anderes getuschelt. Am Morgen waren verbrannte, eingekerbte, sowie gebrochene Knochen in einem Park in der Nähe gefunden worden.

Neben den Knochen lagen seltsame Federn und Kleidungsstücke, sowie ein gebogenes, elfenbeinfarbenes Horn. Man wollte auch ein Auge und einen abgetrennten Fuß mit seltsam langen Zehnnägeln gefunden haben. Den Mädchen schauderte es, die Jungs konnten darüber noch grinsen.

 

Und Aito - den interessierte das kein Stück. Er interessierte sich nicht für diesen Tratsch, denn er hatte seine eigenen Probleme.

Sein Onkel war nicht sehr vermögend und ihm ging langsam das Geld aus, sie beide zu versorgen. Vermutlich mussten sie das Haus verkaufen, aber das wollte er nicht, weil es schon seit Urzeiten seiner Familie gehörte.

Auch, wenn sie jetzt nur noch zu zweit waren: Er und sein Onkel.

Nachdenklich starrte er auf seinen Tisch und war nicht einmal im Unterricht bei der Sache. Tekii betrachtete ihn interessiert und auch etwas besorgt.

Das ging schon den ganzen Tag so und essen tat Aito auch kein Stück. Um den Grund zu erfahren, begann er ihm nach der Schule wieder nachzuschleichen, wie vor knapp einer Woche.

 

Aito ging nachdenklich den Weg entlang, doch er fühlte sich schon bald beobachtet. In dieser einen Woche hatte er Tekii gut kennen gelernt... und es war, als spürte er sogar, wenn der andere in der Nähe war. So auch jetzt.

„Tekii! Komm raus!“, meinte er sauer und schaute ebenso auf den hinter einem Busch hervor kommenden Mann. Er lachte. „So ein Mist, wie hast du mich so schnell bemerkt... Kunichi-kun, Schatz?“, fragte er und wurde dabei nicht mal rot. Aito hingegen fand das garnicht lustig. „Ich kenne dich inzwischen gut genug! Und nenn mich nicht Schatz! Und vor allem hör auf, mir nach zu schleichen!“, meinte er sauer.

„Wieso? Bist du heute nicht in der Stimmung, Liebling?“ Aito schüttelte nur den Kopf. „Ach, mach doch was du willst!“, meinte er verärgert und ging einfach weiter.

Und tatsächlich, Tekii verfolgte ihn einfach offen weiter. Es war zum Haare ausreißen. Nie war man allein. Manchmal mochte er den Anderen wirklich in eine Tonne werfen, sie fest mit einem Seil zuschnüren, um ihn dann ins tiefe, tiefste Meer zu werfen und ihn nie, nie mehr wieder zu sehen!

Ja, wie gern er das manchmal einfach tun wollte. Immer dann, wenn er alleine sein wollte und Tekii ihm in die Quere kam.

Immerhin jedoch, lenkten die Geräusche von Akumas Schritten ihn ab. Und so kam er gar nicht dazu nachzudenken.

Als sie angekommen waren, lies er Tekii sogar in sein Haus ein und machte ihnen etwas zu Essen. Sie sahen wortlos fern, verfolgten nochmal eben diese Nachrichten und schwiegen sich essend an.

Wortlos machte Aito den Abwasch und seine Hausaufgaben, während ihm Tekii im Nacken saß.

Irgendwann jedoch, brach Aito die Stille. „Wie lange, verdammt noch mal, willst du eigentlich noch hier sitzen und mich beobachten?“ Tekii grinste. „Wenn dir das nicht gefällt, kannst du mich doch herauswerfen.“

Der Andere schüttelte den Kopf. Er wollte einfach nicht und er wusste nicht mal warum. Fakt war, dass er während dem, was er hier verrichtete, sich im Hinterkopf dauernd nur über den Anderen ärgerte und krampfhaft versuchte ihm nicht gleich an die Gurgel zu springen. Andererseits jedoch, war es gerade das, was ihn ablenkte. „Wieso tust du mir nicht den Gefallen und gehst von allein?“ - „Weil ich darauf warte, dass du mir sagst, was mit dir los ist... was beschäftigt dich, Aito-lein?“ - „Ich plaudere nicht bei jedem meine Probleme aus, Tekii... Ich finde auch nicht dass dich das was angeht oder dass du dich damit belasten solltest.“ Er seufzte und schrieb weiter, während Tekii ihn von hinten umarmte und sanft mit seiner Nase über seinen Nacken fuhr. „Du belastest mich nicht, Aito... ganz im Gegenteil... ich will ein Teil von dir sein...“ Er seufzte. „Ich will dich trösten, für dich da sein... ich mag es nicht, wenn du so traurig guckst, das passt nicht zu dir.“

Aito plagten Zweifel. „Wieso?! Du kennst mich doch gar nicht richtig! Wieso hilfst du mir so? Wieso springst du für mich ein, wieso bist du für mich da, wieso musst du mir andauernd so nahe kommen?“ Mit einem Satz war Aito auf den Beinen und hatte Tekii von sich gestoßen. „Was willst du von mir? Woher willst du wissen, ob du mich wirklich unterstützen willst, wenn du mich gar nicht einmal richtig kennst?“ Der Angeschriene lächelte nur und erhob sich ebenfalls, ehe er Aito in seine Arme nahm.

„Aito... das ist es doch.. ich will dich kennenlernen... deine Augen, dein Geruch machen mich verrückt.. ich bin verrückt nach dir! Wie... soll man dich durchschauen... wie soll man dich richtig kennenlernen, wenn du deine Gedanken jedem verschlossen hältst? Wieso wehrst du dich nicht, wenn man dich mit Schlägen erpresst? Ich will für dich da sein, bis du das selbst von ganz alleine kannst!“

Aito seufzte und dachte nach. Er wusste nicht warum, es war nunmal seine Art. „Ich will dich nicht belasten...“, wiederholte er und seine Stimme verklang mit jedem Wort mehr und mehr, bis er gar nicht mehr zu hören war. Er ergab sich den großen Armen Tekiis und schmiegte sich an ihn.

 

„Meine Eltern sind gestorben, wie du vielleicht weißt.. und ich habe nur noch meinen Onkel, den ich Geld-technisch belasten muss, um selbst etwas zum Leben zu haben. Doch das Geld wird knapp.

Wir könnten sicherlich dieses Haus verkaufen und ich ziehe dann zu ihm... doch ich will das nicht... Hier sind wir groß geworden... mein Vater, mein Großvater und noch viele andere meiner Familie.

Ich bin hier groß geworden, das ist mein Zuhause!“

Tekii schwieg, er ging mit Aito in den Armen zum Bett und setzte sich. „Ich verstehe...“, meinte er ruhig und strich über seinen Rücken. „Es ist eine schwere Entscheidung...“ Und er konnte ihm nicht helfen. Das erste Mal in seinem Leben fühlte sich Tekii hilflos. Sein Freund litt und er konnte ihm nicht helfen! Inzwischen zitterte Aito schon und heulte sich an Tekiis Brust aus. Er fiel ihnen allen zur Last...

Aber Tekii half ihm sich zu beruhigen und einzuschlafen. Inzwischen war es nämlich schon sehr spät geworden. Er blieb sehr lange bei ihm, bis der Mond aufging und er das große Haus verlies. Er ging nun selbst nach Hause, während er verzweifelt darüber nachdachte, wie er Aito helfen konnte.

Nachdenklich starrte er nach oben in den Himmel. Die Sterne funkelten heute besonders hell und der Mond war voller, denn je. Vollmond...

 

 

Die Uhr schlug Mitternacht. 1...2...3...4...5...6...7...8...

Aito erwachte. Verwirrt strich er sich über die Augen und schaute hinaus. Der Vollmond strahlte ihn direkt ins Gesicht. Er war noch nicht dazu gekommen, die Vorhänge vorzuziehen.

 

9...10...11...12...

Das Blut kribbelt... es wird heiß... der Körper schwitzt... es ist wie, als würde man im Feuer brennen. In glühender Kohle liegen... Das Herz pocht.

1...2...3...4...5...6...7...8...9...10...11...12...

Es ist als würde es ihn innerlich zerreißen, alte Narben brechen auf. Die Hand in das Vollmondlicht gestreckt... ganz weiß, wie die Hand des Todes. Die Muskeln spreitzen sich, während er sich langsam erhebt. Ein Schrei... und noch einer... - aus der Tiefe seiner Kehle. Der Körper streckt sich, die Haut wird fahl...

Mit einem Mal... steht er da, ganz mit weißem Fell bedeckt. Die Augen Golden, das Maul weit aufgerissen. Von den Zähnen tropft weißer Speichel... Hunger... mörderischer Hunger in der Brust...

Ein Sprung nur in die Freiheit, durch das große Fenster über dem Tisch. Ein Sprung nur in die Welt da draußen.

Ein wildes Tier... , auf die Menschheit losgelassen.

Kapitel 4/Mondlicht

Mondlicht

Wie liegt im Mondenlichte
Begraben nun die Welt;
Wie selig ist der Friede,
Der sie umfangen hält!

Die Winde müssen schweigen,
So sanft ist dieser Schein;
Sie säuseln nur und weben
Und schlafen endlich ein.

Und was in Tagesgluten
Zur Blüte nicht erwacht,
Es öffnet seine Kelche
Und duftet in die Nacht.

-Theodor Storm -

 

Schneller, schneller immer schneller, durch die dunkle Nacht. Gehetzt vom Niedergang des Mondes. Nur ein wenig Zeit noch, ein paar Stunden nur, um die Sorgen und den Hunger von der Seele zu streifen. Streifend durch die Nacht, nur ein leichter weißer Strich in der Landschaft der von Stadt zu Stadt flitzt, in Windeseile.

Ein Duft, metallisch, fettig, von saftigem Fleisch - Hunger - das, was ihn antreibt, und auch innehalten lässt - denn die Beute ist ganz in der Nähe.

Sie streiften durch die Straßen, eine kleine Gruppe Jugendlicher. Die Partylaune hielt noch an, der Alkohol im Blut wirkte noch nach. Lachend und unvorsichtig gingen sie über die Straßen. Diese junge Unvorsichtigkeit würde sie bald das Leben kosten.

Der Geruch kommt immer näher und die weiße Fellmasse wird immer langsamer- auf der Lauer - auf der Jagd. Ein Knurren nur zur Vorwarnung, gibt es kein Entkommen. Hoffnungslos - so sterben zich weitere, unschuldige Leben.

Wo blieb die Rettung? Wer sollte ihn aufhalten?

Eine weitere Nacht.... die Nacht der Dämonen. Und auch er hatte seinen Spaß. Grinsend flitzte er durch die Stadt. Er schwang seine Kette und schleuderte sie auf den Dämon vor sich. Blut spritzte aus dessen Körper, ehe er die Kette zurückschwang und den engelsgleichen Dämon gleich mitriss. Er schwang sich auf seinen Rücken, ehe sich dieser in einen riesigen Greif verwandelte. Das Ungetüm versuchte ihn abzuschütteln, doch er hielt sich eisern fest und schwang die ellenlange Kette um das nächste Gebäude, zog kräftig und sprang rechtzeitig ab, während das Flügelvieh gegen das Gebäude stürzte. Die Wunden weiteten sich. Er letzte sich an dem fremden Blut, bald schon war das Ungeheuer nur noch ein Nichts aus blutigen Überresten. Weiter ging seine Reise, doch weder merkte er, was sich in anderen Gefilden abspielte. Noch begegnete er dem weißen Ungetüm, das im Mondlicht wie ein Kristall strahlte.

Niemand kam ihnen zur Hilfe, erst die Sonne beendete das Grauen.

5 Uhr, 5 Stunden später erst. Der Mond verschwand hinter dem Horizont. Das erleuchtete Fell verblasste. Nur noch ein grauer Fetzen blieb übrig.

Alles ist rot. Die Sonne, der Bürgersteig, die Leichen, der Rasen, den er mit seiner Anwesenheit bedeckt. Die Kleidung, die Hände.

Die Hände - entsetzt starrte Aito auf seine Hände. Alles voller Blut - doch er selber keine einzige Wunde. Was war passiert? Eben war er noch in seinem Zimmer gewesen, mit Tekii. Doch nun? Was hatte er angestellt? Einen Moment saß er nur starr da, dann erhob er sich und rannte eilends umher, ehe er wieder innehielt und sich irritiert umsah. Alles in seinem Kopf war so leer, er fühlte sich trotzdem stark, als hätte er unvorstellbare Energien in sich aufgenommen. Es war ein atemraubendes Gefühl, aber auch beängstigend. Und wo war er jetzt? Wie sollte er wieder nach Hause kommen? Zu seinem Glück war kaum jemand auf der Straße. Er ging erst einmal zum nächsten Fluss und wusch sich. Es war unheimlich! So viel Blut - und das Meiste ging nicht einmal ab. Er schaute auf die Karte einer Bushaltestelle und erfuhr dadurch, dass er nicht allzu weit von zuhause weg war. Immerhin schien ihn das Schicksal am Ende hier hin zurückgetragen zu haben.


Am nächsten Abend saß Aito schon wieder vor dem Fernseher. Sauber, mit frischer Kleidung und etwas erholt von dem Schreck. Er war immer noch verwirrt, hatte erstmal zwei Tage die Schule ausgelassen, um sich wieder zu fangen. Nun saß er da, mit seiner Tasse Tee und schaltete den Fernseher an. Die Nachrichten brachten keine guten Neuigkeiten und die Erholung war mit einem Schlag wieder weg. Die Tasse fand ihren Weg zu Boden und zersplitterte in tausend Einzelteile. Die heiße Flüssigkeit verteilte sich auf seinen Füßen und dem Teppich - und er merkte es nicht einmal.

Man sah lauter tote Menschen, totgebissen, teilweise zerfetzt, wenn auch zensiert. Todeszeitpunkt: Vor zwei Tagen, vermutlich in den frühen Morgenstunden. Zu viele Zufälle.... zu viel Grauen und er könnte der Schuldige sein! Seine Hände zitterten, ehe er zur Seite kippte, die Arme um sich schlang und mit leeren, goldenen Augen den Fernseher anstarrte. Doch der Bildschirm zeigte in seinen Augen nur immer die gleichen Bilder. Der Ton verstummte. Niemand wusste eine Antwort. Und wieder war er allein mit seinen Problemen... Wer sollte ihm das schon glauben?

Kapitel 5/Momente

Aito lag noch eine ganze Weile da. Die nächsten Tage blieb er von der Schule fern. Er kam zu dem Schluss, dass er nichts ändern könnte. Und die Angst stieg, dass beim nächsten Vollmond das Gleiche passieren könnte. Tekii konnte ihm auch nicht helfen, denn glauben würde ihm niemand. Vielleicht war es sogar besser, er würde sterben. Er könnte niemandem etwas zu Leide tun und sein Onkel hätte es auch leichter, das Haus zu behalten. Aber wenn er sich zu diesem Schritt bewegen könnte, hätte er es früher schon gemacht.

So vergingen 3 Wochen und Aito ging auch bald wieder in die Schule, aber Tekii sah er seltsamer Weise nicht mehr. Dieser war allerdings ja öfter einfach so verschwunden und die Lehrer fragten anscheinend auch nicht nach. Und weil Aito noch schweigsamer wurde, verloren die anderen bald ihre Zurückhaltung und fingen an ihn wieder zu ärgern.

 

Gerade am nächsten Morgen, als er in die Schule kam und sich auf seinen Platz setzte, hatte er seinen alten Freund Tika vor sich stehen. Dieser schmiss seine Sachen vom Tisch und lies grinsend seine Hand auf diesen schlagen. Das bewegte Aito zum Aufsehen. Er sagte nichts, sah ihn nur kalt an und seine Augen verengten sich. Er hatte nun wirklich genug andere Probleme. „Na was ist? Dein Beschützer nicht hier?“, fragte Tika dreckig grinsend. „Wir erwarten dich dann beim Ausgang, um deine Hausaufgaben einzukassieren. Tekii hat ja anscheinend den Schwanz eingezogen“, erklärte er mutig frei heraus, während die Mitschüler nur ängstlich den Kopf schüttelten.

Er hingegen spürte eine Hand auf seiner Schulter. Sie war kalt, bedrohlich und ihm fuhr ein kalter Schauer über den Rücken. „Redest du von mir?!“, fragte eine grausig tiefe und doch kühle Stimme und Tekii drehte Tika zu sich um und grinste ihn finster an. Sein Opfer schüttelte nur ängstlich den Kopf. „N...n-ein ich w-wollte mich nur gerade entschuldigen und die... Sachen wieder aufheben?“, fragte er mit ängstlich hoher Stimme und Tekii nickte nur wohlwollend. Sofort kroch der Andere auf die Erde und packte die Sachen wieder an ihren Platz, ehe er schleunigst auf seinen eigenen Stuhl verschwand, weit weg von seinem Mitschüler.

Aito hingegen sah auf und sah Tekii traurig an. „Wo zum Teufel warst du solange? Blödmann...“ Von wegen, immer für ihn da! Er sah tapsig zur Seite und verschränkte die Arme. Der Blödmann hingegen lächelte, setzte sich neben ihn und näherte sich ihm leicht. „Na was denn, ich musste über dein Problem nachdenken, aber jetzt habe ich eine Lösung gefunden!“ Aito sah fragend zu ihm, doch sagen konnte er dazu in dem Moment nichts. Und Tekii setzte sich auf seinen Platz, denn die Stunde fing schon an.

 

In der großen Pause hatten sie mehr Zeit zum Reden. Sie standen an eben der abgelegenen Stelle, an der Tekii Aito vor Wochen einfach so geküsst hatte. Aito starrte den Anderen eine Weile an, ehe er sich ihm um den Hals warf. Er hatte ihn wirklich vermisst. Tekii war doch etwas überrascht, über die plötzliche Eigeninitiative. Aber er streichelte dem Anderen behutsam über den Rücken und lächelte verständnisvoll. „Jetzt wird ja alles gut, ich hab eine Lösung für dein Problem gefunden!“ Aito schüttelte den Kopf. Was wusste der Andere schon? Er hatte inzwischen mit viel mehr Problemen zu kämpfen. Doch er schwieg darüber. Er löste sich von Tekii und sah ihn schon etwas neugierig an. „Und dafür hast du solange gebraucht? Wie lautet denn deine Idee?“ Der Andere grinste. „Natürlich hab ich auch gearbeitet! Ich brauche nämlich Geld, weil ich ganz alleine lebe und mein Leben selbst finanziere. Und hier kommst du ins Spiel!“ Aito sah ihn merkwürdig an. „Ich würde sicher billiger wegkommen wenn ich in deinem Haus wohne! Genug Platz ist ja. Und als Miete sorge ich einfach nur für Strom, Wasser, Nahrung, und alles, was du noch so brauchst“ Aitos Augen wurden mit jedem Wort größer. „Aber... nein - das kann ich nicht annehmen!“ - „Und ob! Es nutzt mir doch auch viel, muss ich nicht mehr soviel arbeiten“, meinte er grinsend und Aito fiel ihm einfach nur wieder um den Hals. Wenigstens ein Problem war gelöst und das nur wenige Tage vor der eigentlichen Räumung des Hauses!

 

 

Der Umzug kam. Bald war alles von Tekii eingeräumt, viel war es ja nicht. Und der Onkel fand ihn und seine Idee auch sehr angenehm. Jetzt endlich konnte er wenigstens die Sorgen um Aito vergessen. Für Aito war das Leben mit Tekii sehr witzig. Er konnte viel mit ihm lachen und konnte viel von ihm lernen. So vergaß er auch fast seine Probleme als Werwolf. Manchmal war es auch einsam, wenn Tekii, seltsamerweise immer in der Nacht, arbeiten musste.

 

Es war am Abend. Aito kochte gerade das Essen, als Tekii reinkam. „Musst du heute wieder so spät los?“ - „Nein... Heute muss ich nicht arbeiten...“ - „Was zum Teufel arbeitest du denn, dass das immer so spät ist und du manchmal nicht mal morgens wieder da bist?!“ Ja, das hatte sich Aito schon oft gefragt, wenn er am Morgen schönes Essen machte und niemand aus dem Bett zu ihm kam. Tekii schlief oft bei ihm im Bett, aber wenn er so spät arbeiten musste, wollte er ihn nicht wecken und schlief deshalb in einem anderen Zimmer.

„Ach ich arbeite dies und das... Manchmal mache ich die Maschinen in Fabriken sauber oder arbeite als Nachtwächter..., je nachdem.“ Er lächelte. „Tagsüber bin ich halt lieber mit dir zusammen“

Heute war ein besonderer Tag. Es war Vollmond. Doch wer schaute schon auf den Mond, wenn er Tekii zuhause zur Beschäftigung hatte? Zur Feier des Tages, weil Tekii mal nicht arbeiten musste, kochte Aito zum Abend etwas besonderes. Er schob ein großes gefülltes Hähnchen in den Ofen, bereitete Knödel vor und leckeres Gemüse, während Tekii sich an ihn lehnte und die Gerüche genoss. Aber irgendwann nervte dieses Angelehne und Aito schickte den anderen zum Tischdecken. Gemeinsam aßen sie also und sahen die Nachrichten. Danach gingen sie baden und ins Bett lernen. Tekii schloss die Rollläden schonmal und machte das Licht an, denn die Abendsonne schien Aito direkt ins Gesicht. Dann fingen sie an zu lernen. „Also... wenn ich, nehmen wir mal an, ... zwei Stoffe habe, von dem der eine positiv und der andere negativ ist, ... dann können diese doch ein korrespondierendes Redoxpaar bilden, oder?“, fragte Aito den anderen, doch dieser starrte ihn nur stumm an.

 

Wie schön der Andere war... diese strahlenden, goldenen Augen, diese Unschuld in seinen Zügen. Das weiße, seidige Haar. Wie er sich bewegte, wie er sich gab.... er liebte ihn durch und durch. Er hatte ihn von Anfang an geliebt... Liebe auf den ersten Blick. Diese Augen.. diese wundervollen Augen...

 

„Tekii? Tekiiii? Ich hab dich was gefragt!“ Langsam wurde Aito sauer, so boxte er seinem Kameraden in den Bauch. „Tekiiiii!!!“ Endlich reagierte dieser. Aber wie er reagierte, dass lies Aito stutzen. Er schmunzelte, lachte und wuschelte Aito durchs Haar. „Du bist so süß, wenn du dich aufregst.“ Aito schmollte und machte das tollste aufgeplusterte Gesicht, was er sich leisten konnte. Nun konnte Tekii nicht mehr anders, er umarmte den anderen und riss ihn damit aufs Bett, ehe er ihm einen Kuss aufdrückte. Aito wehrte sich mit Händen und Füßen und so rammelten sie bald lachend miteinander, ehe sie erschöpft einschliefen. Der Mond war aufgegangen, der schönste und rundeste Vollmond, den es je gegeben hatte. Doch Aito verwandelte sich nicht. Kein einziger Strahl reichte durch die Jalousien und erreichte seinen Körper. Und das war eines der Gründe, wieso Aito seine Sorgen so leicht vergessen konnte. Denn normalerweise hatte er die Rollläden immer zu und Nachts raus ging er auch nie... mit wem auch? Er hatte keine Freunde, außer Tekii und der war fast jedes Mal arbeiten.

 

So hatten sie viel Spaß. Mit dem Sommer kam die Wärme in die Stadt, die Blumen vollendeten ihre Schönheit. Und nach dem Sommer, kam der Herbst. Und mit dem Herbst, kam Aitos Geburtstag. Und Tekii hatte sich gut vorbereitet. Er hatte den Geburtstag schon früh beim Onkel erfragt, der an diesem Tag durch eine Geschäftsreise leider verhindert war.

 

Als Aito aufwachte war der Platz neben ihm leer... Es war unangenehm und kalt, ohne Tekii. Er war ein Teil seines Lebens geworden und ohne ihn fühlte sich das Leben falsch an, unwirklich. So ging er auch gleich nach ihm suchen. Im oberen Stockwerk war der Andere nicht aufzufinden. Erst im unteren Stockwerk erwartete er ihn mit Tröten, Kerzen und einem Tisch voller Geschenke. Als Aito runterkam, fiel Tekii ihm um den Hals. „Aaaaalles Guteee!“, rief er und küsste ihn erst einmal, von der Stirn bis zum Ausschnitt. Er grinste und wuschelte ihm mal wieder durchs Haar, ehe er den anderen zum Hinsetzen bewegte. „Los pack aus!“

Aito war ganz verblüfft und konnte gar nicht auf das dreiste Abschlecken reagieren. Er hatte seit Jahren, seit seine Eltern gestorben waren, keinen ordentlichen Geburtstag gefeiert. Sein Onkel hatte eigentlich nie wirklich Zeit gehabt. Gerührt sah er die ganze Mühe, die sich Tekii gemacht hatte und umarmte ihn nun ganz von selbst. „Darf ich anfangen mit Auspacken?“, fragte er und der Andere nickte nur zustimmend. Also fing das Geburtstagskind an, mit den strahlenden Augen eines Kindes, die Geschenke aus ihrer Verpackung zu pellen.

 

Das war es, was Tekii mochte - dieses erfreute Gesicht. Sein Schatz sah immer so traurig drein, geschlagen vom Schicksal und voller Einsamkeit. Doch sein Lächeln war viel atemberaubender. Und wenn er es herauszukitzeln vermochte, dann war er sehr stolz auf sich.

 

Es waren schöne Geschenke. Ein Fotoalbum mit Bildern von Ereignissen, die sie bis jetzt erlebt hatten, ein Strauß wunderschöner roter Rosen, etwas Süßes, ein kleines Kuscheltier, und alles, was Tekii so eingefallen war. Aito freute sich einen Keks über die Sachen. Er knutschte den anderen ab und hatte Tränen der Rührung in den Augen. „Danke Tekii... das ist.. sowas von nett.. ich weiß gar nicht, wie ich das wieder gut machen soll“ Doch sein Freund wollte keinen Dank.

Er hatte heute sogar selbst gekocht und Sachen zubereitet, denn er wollte mit Aito an den Strand gehen und picknicken. Nun aber frühstückten sie erst einmal. Tekii hatte liebevoll den Tisch gedeckt. Dann erzählte er Aito schon von seinen Tagesplänen. Zusammen packten sie also, beluden die Räder und fuhren zusammen zum Strand.

Sie suchten sich ein schönes Plätzchen und legten ihre Decke nieder. Aito war lange nicht mehr schwimmen gewesen, aber er mochte es wirklich. So waren beide auch bald im kalten Wasser verschwunden. “K-kalt...”, meinte Aito zitternd, als er ins Wasser eintauchte. Tekii war seltsamerweise anscheinend abgehärteter. Als sich auch Aito sich ans Wasser gewöhnt hatte, schwammen sie erstmal ganz ruhig, ehe Tekii den anderen grinsend nass spritzte und dann schnell das Weite suchte. Aito schaute grimmig und verfolgte den anderen sofort. „Na warte, komm her, du~“

 

Nach dem Herbst kam der Winter, der Schnee fiel und tauchte die Welt in ein weißes Wunder. Tekii und Aito waren fleißig am schmücken. Wenn ein Flugzeug über die Stadt flog, sollte von da aus jenes Haus das hellste sein, welches ihnen gehörte.

Aito war schon etwas mulmig, als Tekii die Leiter zum Dach hochstieg, aber er hielt sie gut fest und so konnte dem anderen nichts zu stoßen. Bald war das Haus von außen eine Pracht. Auf dem olivgrünen Dach standen an der Spitze zwei Weihnachtssterne und in der Mitte ein dicker, roter Mann auf einem Schlittern. An der Regenrinne waren außen bunte Lichterketten angebracht und auf den Ziegeln prangten kleine Sternchen, wie Blumen auf einer Wiese. An der weißen Wand befanden sich noch ein Rudolph und auf der anderen Seite ein Weihnachtsbaum. Auch die Pflanzen waren mit Lichterketten geschmückt.

Und nun hieß es innen weitermachen. An die Fenster wurden Schneemänner, Heinzelmännchen, süße Schneehasen, Sterne und Lichterketten befestigt. Bald leuchtete alles. Ein paar Weihnachtskerzen auf den Tischen sorgten für eine sehr romantische Atmosphäre.

Oft lagen sie die Weihnachtszeit im Bett oder auf der Couch aneinander gekuschelt, nur die Kerzen und Weihnachtslichter angeschaltet.

Zwei Tage vor Weihnachten, kam auch der Weihnachtsbaum dazu. Tekii fällte ihn selbst und zusammen schleppten sie ihn ins Wohnzimmer, neben den Fernseher. Mit seinen 3,50 Metern erreichte die Spitze des Baumes fast die Decke. Aito schleppte das Material zum Schmücken aus dem Keller hoch. „Hier... das stammt noch aus 3 Generationen unserer Familie... Und seit mindestens 2 Jahren wurde es nicht mehr benutzt.“ Denn zum Schmücken hatte Aito in seiner Einsamkeit keine Ambitionen gehabt. Und Weihnachten hatte er eh bei seinem Onkel gefeiert. Tekii lächelte. „Super... also, dann benutzen wir soviel wie möglich.“

Tekii mischte meist einfach alles zusammen, passen schien es seltsamerweise trotzdem immer. Und es machte doch noch viel mehr Spaß zu Schmücken, wenn man den Anderen dabei schön necken konnte, indem man unmögliche Sachen an den Baum hängte. So kam es auch. Er hängte Sachen an und Aito hing sie kopfschüttelnd und meckernd wieder ab. Zum Schluss setzte Tekii seinen Willen aber trotzdem durch, was der Schönheit des Baumes keinen Abbruch tat. Lachen konnte Aito nach einer Weile trotzdem wieder und Tekii hatte sowieso seinen Spaß.

Nach getaner Arbeit schalteten sie die Lichterketten am Baum an, die Kerzen auf dem Tisch und legten sich wieder einmal aufs Sofa, Aito in Tekiis Armen. Lächelnd und ganz entzückt vom Baum betrachtete Aito diesen und kuschelte sich eng an Tekii.

„Das ist einfach wunderschön, Tekii... und das hab ich dir zu verdanken.“ Er nahm Tekiis Hand und führte sie zu seinem Herzen. „Mir ist ganz warm und mein Herz... spürst du seinen Schlag?“ Oh ja, der Andere fühlte sehr wohl den gleichmäßigen Schlag von Aitos Herzen... nicht nur das: Er hörte ihn in seinen Ohren und spürte ihn in jeder Zelle seines Körpers. Es war schon immer so gewesen. „Ich weiß... das ist die Vorfreude... nein die ganze Weihnachtszeit.“ Aito widersprach. „Nein das ist es nicht... Ich kenne dieses Gefühl nicht von vergangenen Weihnachtstagen... ich hab es ehrlich gesagt schon seit dem Tod meiner Eltern vermisst... Mit ist nur so warm, weil du bei mir bist und das Glück der Weihnachtszeit mit mir teilst... Tekii... Ich bin so glücklich, dass du bei mir bist. Du bleibst doch für immer bei mir und lässt mich nicht im Stich, oder?“ Tekii lächelte. „Natürlich... ich werde immer bei dir sein... für dich da sein, wann immer du mich brauchst.“ Und auch Aito lächelte voll erfüllt mit der Wärme der Liebe. „Ich freue mich schon so auf den Weihnachtsabend mit dir zusammen.“ Es würde ein schöner Abend werden.

 

Der Weihnachtsabend kam. Aito schmückte den Tisch mit Kerzen, Weihnachtstellern mit Süßem und legte die Geschenke unter den Baum. Tekii war noch arbeiten, hatte aber versprochen rechtzeitig zurückzukommen.

 

Doch der Abend kam und Aito saß alleine da. Tekii war schon zwei Stunden im Rückstand. Aito saß nur stumm da, auf dem Sofa, und starrte die Uhr an. Tränen stiegen ihm in die Augen. Tekii hatte sein Versprechen nicht gehalten... er wollte den Weihnachtsabend doch mit ihm teilen...

Doch nun war er nicht da, er hatte Aito einsam zurückgelassen.

Kapitel 6 /Blutige Weihnachten

Nach einer Weile hatte Aito genug. Und Sorgen machte er sich auch. Er schnappte sich seine dicke Jacke, zog die Stiefel an und trat hinaus in die eisige Kälte. Genauso fühlte er sich gerade in seinem Innersten. Er stapfte durch den tiefen Schnee. Es war dunkel, aber der Mond war noch nicht aufgegangen. Bald fingen seine Hände an zu zittern, seine Ohren erfroren fast. Laut rief er Tekiis Namen, doch niemand antwortete. Alle saßen schon zu Hause vor dem Kamin, dem Weihnachtsbaum zusammen oder befanden sich in der Kirche, gemeinsam in der Gemeinde. Andere besuchten mit ihren Freunden und Verwandten den Tempel, doch er, er war alleine.

 

Auch an Weihnachten trieben die Dämonen ihr Unwesen, die Wärme in den Herzen der Menschen hielt sie nicht zurück. Für ihn war das ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk. Er grinste krank, während er seine Kette gegen die Dämonen schwang, die ihm begegneten. Lachend metzelte er einen nach dem anderen nieder: kleine Zwerge, Flügelwesen und andere Dämonen. Im Rausch des Blutes vergaß er die Zeit und alles um ihn herum. Gnadenlos würgte er, zerschnitt er und saugte den letzten Lebensodem aus den Dämonen.

 

Er stampfte, Schritt für Schritt, weiter durch den eisig-kalten Schnee. Langsam stiegen Tränen in sein Gesicht. Er hatte sich die Stimme aus der Kehle geschrien. Er hatte schon Meilen hinter sich gebracht... doch niemand hatte geantwortet. Er hatte Zuhause angerufen, falls Tekii schon zurückgekehrt war, doch niemand war heran gegangen.

Inzwischen war der Mond schon aufgegangen. Er war silbern und schien direkt, im Zenit stehend, auf Aito hinunter.

Sein Herz pulsierte, trotz der Kälte wurde ihm von innen her sehr warm. Erschrocken blieb er stehen und starrte nach oben. Nun fing sein ganzer Körper an zu pochen. Auf seiner Haut wuchsen silberne Härrchen, seine Zähne wurden spitzer, sein Körper formierte sich.

Ein Heulen durchzog die Nacht. Ein lautes Heulen... wer es vernahm glaubte eine gewisse Traurigkeit herauszuhören.

 

Es rannte und rannte, hechelnd durch die silber-erleuchtete Nacht. Trotz Weihnachten gingen einige Paare spatzieren, was sie nun mit ihrem Leben bezahlten. Ohne Regung zerfetzte es sie mit seinen Reißzähnen.

 

Er vernahm das Heulen. Es war schließlich nicht zu überhören... ein Werwolf... eindeutig. Er hörte es an der Art des Klanges... Seine Augen leuchteten voller Gier auf - die Gier erlaubte es ihm nicht, die Traurigkeit in dem Heulen zu vernehmen.

Ein Wolf... Gott wollte ihm wohl ein besonderes Geschenk machen... Das war wirklich eine herrliche Weihnachtsnacht. Kurz hatte er überlegt nicht doch endlich zurückzukehren, doch die Versuchung nach Gemetzel war stärker. Immer näher kommend, hetzte er dem Anderen entgegen.

 

Endlich standen sie sich Aug in Aug gegenüber. Dämonenjäger und Werwolf. Ein teuflisches Grinsen zog sich über sein Gesicht. Seine Augen schienen noch viel blutiger, als sonst eh schon. Die Kette schwang, mit nachdrücklichem Peitschengeräusch, welches sich zunehmend verstärkte. Ohne Skrupel sah er dem knurrenden Monster entgegen. Dieses bewegte sich auf ihn zu, doch er war schneller. Blitzschnell war er aufgesprungen, die Kette gegen den Boden schlagend, um sich somit in höhere Höhen zu schwingen, als der Wolf. Ohne zu zögern legte er die Kette um die Kehle des Wolfes und zog fest zu. Dieser windete sich, doch damit wickelte er sich nur immer mehr in die Ketten. Er war hilflos, gefangen im Netz der Spinne, wie eine Fliege zappelnd. Doch er war viel größer. Mit aller Kraft hob er seine Klauen und schlug nach dem Jäger. Dieser schlug auf der Erde auf und wurde am Boden schabend hinweg geschleudert. Endlich konnte sich das Monster befreien. Es schüttelte sich aus den Ketten und trat langsam, mit wenigen Schritten, auf das Opfer, das vor ihm reglos da lag, zu. Es beugte sich über ihn und öffnete sein großes Maul. Der Speichel lief hinunter auf den übermütigen Jäger. Wie ein Blitz, schnellte der Kopf nach vorne und biss zu.

 

Das Maul schloss sich nicht. Geradewegs starrte der Wolf in die Augen seines Gegners.

Sie waren blutrot... so unverwechselbar... das Haar war schwarz, der Pony grau. Und obwohl er nun diesen kaltblütigen, unbarmherzigen Gesichtsausdruck vor sich hatte, so wusste er doch, dass sich hinter dieser Fassade etwas Warmherziges verbarg. Ein Mensch, der Zuneigung zeigte und Verständnis, der das Leben wieder lebenswert machte: Tekii Akuma. Der Mensch, der alles für ihn tun würde, der immer für ihn da sein würde, der Mensch, der ihn aus der Einsamkeit errettete.

Und plötzlich wurde dem Monster wieder ganz warm ums Herz, nicht von dem Vollmond, nicht von der Kraft, die ihm dieser und die vielen Opfer spendeten. Es war die Liebe, die ihm Tekii schenkte. Diese Liebe half ihm, über sein Schicksal als Werwolf hinwegzukommen. Langsam begann er sich zurückzuverwandeln.

 

Ein Stich, tief in den Körper, brachte das Herz des Monsters zum Bluten... Es hatte gezögert, gestoppt vor dem letzten Schritt, seinen Gegner des Lebens zu berauben. Einen Moment war Tekii doch glatt dem Gefühl der Angst ausgeliefert gewesen, doch er hatte sich schnell gefangen und auch hier triumphiert. Er grinste befriedigt, dreckig, süffisant. Laut lachte er, während das Blut auf ihn niedertropfte. Sein Lachen war grausam, nicht warmherzig, noch verständnisvoll. Sein Lachen war kalt und stumpf.

 

Doch das Lachen blieb ihm im Halse stecken. Der Werwolf verwandelte sich in Aito zurück und landete direkt auf seiner Brust. Das Gesicht ganz fahl, Rücken und Brust voller Blut. Er schob ihn rasch zur Seite und wich erschrocken zurück, stand auf und starrte den Anderen ungläubig an. Nein! Das hatte er sicher nicht gewollt. Starr stand er da, er konnte sich nicht rühren. Nur langsam kam er auf ihn zugestolpert. Vor ihm fiel er wieder auf die Knie.

Seine zitternden, kalten Hände fuhren zu Aitos Körper und zogen ihn langsam in die Arme. Aito lächelte nur schwach. „Tekii... auch du... Tekii.. Ist das dein Weihnachtsgeschenk, Tekii?“ Er sackte zusammen und glitt noch tiefer in Tekiis Arme. „Es ist so schön bei dir zu sein.. du hast mir soviel gegeben..doch...“ Er kam nicht weiter. Er spuckte Blut und sackte in sich zusammen. Die Augen fielen zu, der Körper wurde kalt. Durch den Tod, der seine Glieder zum erschlaffen brachte und dem silberweißen Lichtstrahl des Mondes, der sein Gesicht beleuchtete, wirkte er noch blasser als sonst durch die grauen Haare.

Tekii weinte bittere Tränen und schrie nach langem Schweigen schmerzvoll auf. Es ähnelte dem Schmerz, der im Wolfsgeheul zum Tragen gekommen war und den er vor lauter Gier nicht wahrnehmen wollte. In Tekiis Herzen wurde es ganz leer. Er drückte den toten Körper fest gegen seine Brust und erhob sich, voller Trauer starrte er gen Himmel, in den fahlen Mondstrahl.

Epilog /Das Ende

 

Bedrückende Stille um mich herum
Niemals zuvor war die Erde so stumm
Erstickende Leere weit und breit
Ist dass das Ende .....der Stillstand der Zeit
Kein Mensch kein Tier kein Lebenszeichen
Die Welt scheint einer Wüste zu gleichen
Ich schaue hinauf in die Sonne ins Licht
Eisiger Nebel verdunkelt die Sicht
Es ist düster der Tag ist kalt
Die Luft ist verseucht der Globus verstrahlt
Die Ruhe nach dem Sturm hat alles umhüllt
Es war laut.....
Doch jetzt ist es still.....

Aus glühender Lava steigt rötlicher Dampf
Riesige Krater entstanden im Kampf
Erinnern an den jüngsten Tag
Dem die ganze Menschheit zum Opfer erlag
Ich schaue mich um und fühl mich besiegt
Bin ich der letzte aus diesem Krieg
Ich entsinne mich an einen mächtigen Knall
An Feuer und Schreie überall
Dann nichts mehr.....völlige Ruhe
Von Überlebenden keine Spur
Ich schließe die Augen obwohl ich nicht will
Dann schlafe auch ich ein
Und jetzt ist es still.....


-“Jetzt ist es still“ e nomine-

 

Niemals mehr würde er in die Augen seines Liebsten sehen können, von denen er so besessen gewesen war. Niemals mehr würde er ihn spüren können, die Freude erfahren, die er hatte, wenn er den anderen glücklich machte. Er hatte das Einzige getötet, was ihm lieb gewesen war.

War das das Weihnachtsgeschenk Gottes? Seine Strafe für die vielen grausamen Morde, die er begangen hatte, nur um seine Gier zu stillen, auch wenn die Opfer Dämonen gewesen waren, die vielleicht viel mehr Morde begangen hatten, als er? Vermutlich hatte er mit dieser Freude zum Morden kein Recht über die anderen Mörder zu urteilen. So war er doch selbst zu einem Monster geworden, ohne jegliches Mitleid und Reue. Doch der Mord seines Freundes hatte dieses zurückgebracht.

Hiermit hängte Tekii Akuma seinen Job an den Nagel: er würde niemals mehr jagen, niemals mehr diese Freude am Metzeln verspüren, nicht, nachdem er seinen liebsten Freund durch seine Dummheit verloren hatte. Er trug Aito in seinen Armen, zu einem besseren Ort, wo er ihn zu Grabe bettete. Und vermutlich würde man ihn noch heute an diesem Ort vorfinden. Er hatte sein Versprechen nicht gebrochen. Er war immer bei Aito Kunichi geblieben.

 

Impressum

Texte: Zitiert ein gedicht Theodor Storm: "Mondlicht" und Liedtext e nomine: "jetzt ist es still" Diese Texte sind nicht von mir verfasst, das copyright gehört den eigentlichen verfassern!
Tag der Veröffentlichung: 20.10.2009

Alle Rechte vorbehalten

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