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                                                                                     Fotograf: Dieter Schütz


In einem ehrenwerten Haus

 

In einem ehrenwerten Haus,

da geh ich täglich ein und aus.
Ein jeder beobachtet da jeden,
um dann über diesen und jenen zu reden.

Am schlimmsten sind ein paar Leute hier,
die „kehren“ nie vor der eigenen Tür.
Sind jederzeit zum Tratschen bereit,
über sich selbst nachzudenken, ist keine Zeit.

Man interessiert sich nur dafür,
wer ist befreundet mit wem denn hier?
„Haben die vielleicht ne Liebelei,
da sollte man gleich holen die Polizei.

Wie kann es sein, dass sich jemand versteht,
ohne dass da zwischen denen was geht!
Da muss ich doch mal jemand fragen,
vielleicht kann mir einer etwas sagen!“

Mein Nachbar schreit schon am frühen Morgen,
um andere macht er sich keine Sorgen.
Die Sorgen, die habe leider nur ich,
denn manchmal ertrage ich sein "Jaulen" nicht.

Ich weiss oft nicht, ist´s der Hund oder er,
zu unterscheiden, das fällt schwer.
Wer es ist, ist auch egal,
für mich jedenfalls ist es nur Qual.

Er bringt mich fast um den Verstand,
lauscht öfter auch an meiner Wand.
Auch seine Frau ist jetzt zu Haus,
führt täglich ihren Hund nun aus.

In alles steckt sie ihre krumme Nase,
ist stets zusammen mit ‘ner andern Klatschbase.
Wenn mal das Treppenhaus nicht blitzt,
dann kommt sie ganz schnell angeflitzt.

Sie läutet dann an meiner Tür,
und denkt, sie ist die Tollste hier.
Ihr Mann jedoch, der macht den Dreck,
den kehr ich doch nicht stündlich weg.

Dies Haus, das ist schon ehrenwert,
manch einer fühlt sich durch Lachen gestört.
In alles mischt sich ein anderer ein,
muss das denn wirklich alles so sein?

Doch ich wohn ganz oben, zu meinem Glück,
da sehe ich vom blauen Himmel ein Stück.
Lass die anderen reden und zetern und schrein,
lass mich nur mit den Netten hier ein.

Ich schau von ganz oben auf die andern herunter,
mich interessiert nicht, wer um welche Zeit munter.
Das Leben ist doch viel zu schön,
um immer nur nach dem Tun anderer zu sehn.

Ich lass die anderen sich das Maul zerreißen,
denn ich muss hier ja nichts beweisen.
Nur wenn es mir mal wird zu viel,
dann sage ich: „Hallo, sei Du doch still.

Vor DEINER Tür liegt so viel Dreck;
kehr den doch endlich einmal weg.
Dann hast Du nicht mehr so viel Zeit,
immer zu reden über andere Leut.

Und wenn Du damit fertig bist,
dann hoff ich, dass Du nie vergisst,
dass alle Menschen Fehler machen,
vielleicht kannst Du dann auch über Dich mal lachen.“

 

Tinka Keller





Impressum

Texte: Cobiright by Tinka Keller
Tag der Veröffentlichung: 15.04.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Gedicht widme ich einigen meiner lieben Mitbewohner

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