Gedanken einer Frau über das Leben
Wer sagt denn, dass der Herbst nicht schön ist - egal ob die Natur oder der Herbst des Lebens.
Mir gehen in letzter Zeit so viele Gedanken durch den Kopf. Die Natur ist immer schön und hält viele Überraschungen bereit. Man muss nur genau hinsehen und den Herbst nicht mit dem Frühling vergleichen. Aber warum eigentlich nicht. Frühling ist Erwachen - Zerbrechlichkeit - Unsicherheit der kleinen zarten Pflanzen, ob sie sich hervorwagen sollen - Neugierde - unberührte Schönheit....
Der Herbst ist Reife, Kräfte sammeln, eine ganz besondere Schönheit, satte Farben, Erfahrung, Besinnung und mit Freude von der grossen Fülle des Ertrages abgeben...
Und genau so ist es mit dem Leben. Ich bin jetzt 68 Jahre alt - oh, was für eine schreckliche Zahl. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich alt bin - nur ein wenig reifer. Und manchmal bin ich sogar froh, das alles überstanden zu haben: diese Unsicherheit der Jugend, diese Ungewissheit, diese Ängstlichkeit vor dem Leben, dieses sich erst finden müssen... Manchmal jedoch, fehlt mir auch diese Unbeschwertheit, diese Neugierde...Dann besinne ich mich aber darauf, dass ich abgeben kann von meinen Erfahrungen; und dass mich das Leben stärker gemacht hat. Die Neugierde aber, die ist eigentlich immer noch da - jedoch auf eine andere Art. Nur die Verletzlichkeit ist nicht mehr so gross, weil der Verstand sich öfter einschaltet. Die Reife, die spiegelt sich auch in meinem Gesicht, da sind einige "Fältchen". Aber ich kann in meinem Gesicht lesen, was gewesen ist. Da sind die Sorgenfalten, die Lachfalten und auch Falten, die einige schlimme Erfahrungen in mein Gesicht eingegraben haben. Aber das alles bin ich. Wäre es nicht langweilig - so ein leeres Gesicht? Ich finde schon. Schönheit - davon hat sowieso jeder eine andere Vorstellung und das ist auch gut so.
Texte: Bilder und Texte
Copyright Tinka Keller
Tag der Veröffentlichung: 10.04.2010
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