Winterlied

Den Frühling hatte ich schon gesehn,
in seiner bunten Pracht.
Sah auf den Wiesen Krokusse stehn,
die Sonne hat gelacht.



Doch in der Nacht, wurd es wieder kalt,
der Winter kam mit Macht zurück.
Und Schnee bedeckte Wiesen und Wald,
die Kälte verdrängte das Frühlingsglück.





Der Winter wollt dieses Mal gar nicht weichen,
er tobte mit Sturm und Schnee.
Es duckten sich Birken , Tannen und Eichen,
verschwunden waren Bäche und See.


Ein kleiner Hase, der schaute umher,
von Hunger und Kälte getrieben.
Den grünen Klee, den fand er nicht mehr,
wo war nur die Wiese geblieben?

Auch ich fror schrecklich, stand einsam herum,
ich zog meinen Kragen weit hoch.
Mein Herz, es schlug heftig, suchend dreht ich mich um:
Warum lieb ich Dich immer noch?




Du bist es nicht wert, Du hast mich verlassen.
Meine Tränen, die rührten Dich nicht.
Ich kann es bis heute noch gar nicht recht fassen,
und wieder wird nass mein Gesicht.

Ach was, das sind doch nur die Flocken,
sagt eine Stimme in mir.
Ich wisch das Gesicht, ich möchte frohlocken:
Ich hab keine Sehnsucht nach Dir!

Doch ich weiss, so stimmt das nicht,
noch hab ich Dich nicht ganz vergessen.
Und wenn ich abends lösche das Licht,
denk ich dran, wie Du bei mir gesessen.

Wir liebten uns oft und wir lachten sehr viel,
wir waren so ganz voller Glück.
Gemeinsame Zukunft, das war unser Ziel,
doch wir gingen den Weg nur ein Stück.


Die Ehe, die dauerte nur ein paar Jahre,
dann kam eine andere Frau.
Sie war jünger, hatte pechschwarze Haare,
wusste wie sie dich fängt ganz genau.

Es dauerte lange, bis meine Trauer vorbei,
es war eine schreckliche Zeit.
Doch ich hab es geschafft, von dem Druck bin ich frei;
und für etwas neues bereit.



Der Frühling kommt wieder, mit all seiner Pracht.
Die Vögel, die singen ihr Lied.
Die Blumen, sie blühen, es wird kürzer die Nacht,
und in meinem Herzen Ruhe einzieht.


Auch ohne Dich, macht alles Sinn,
das Leben hält viel schönes bereit.
Und weil ich jetzt wieder neugierig bin,
freu ich mich auf die Frühlingszeit.


©Tinka Keller

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Texte: Copyright Bilder und Text Tinka Keller
Tag der Veröffentlichung: 14.03.2010

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