Manchmal geschieht etwas, was wir nicht vorhersehen können. Der Tag war schön, wir waren fröhlich, freuen uns auf den Abend - und dann ziehen dunkle Wolken auf und es geschieht etwas, was unser ganzes Leben verändert...
Tinka Keller
Sturmgedanken
Was sucht ihr hier, ihr Sturmgespenster;
was rüttelt ihr an meinem Fenster?
Was jagd ihr um das Haus herum?
Werft mir nicht meinen Schutzwall um.
Es klingt, als wärs die "Wilde Jagd";
ich liege ängstlich und verzagt
in meinem Bett, komm nicht zur Ruh,
Gedanken fliegen auf mich zu.
Es sind Gedanken, lang verborgen:
Oh bleibt doch weg, ihr Ängste und Sorgen!
Ich wollt euch doch nie wiedersehn,
nicht daran denken, was geschehn.
Als ich am Abend ging nach Haus.
Holt´ schon den Haustürschlüssel raus,
konnte schon die hellen Fenster sehn,
doch dann ist Schreckliches geschehn.
Voll Zittern und Bangen denk ich dran,
woran ich mich erinnern kann.
Ein Kind fast noch, mit 15 Jahren,
da musst ich Schlimmes schon erfahren.
Was ist das dort denn für ein Mann,
den ich nicht recht erkennen kann?
Warum kommt er denn auf mich zu?
Geh weg von mir, lass mich in Ruh!
Ich habe dir doch nichts getan,
warum fasst du mich denn so an!
Und eine Stimme in mir spricht:
Ach Mama, hörst du mich denn nicht!
Ganz laut und verzweifelt versuch ich zu schrein,
ach sieht mich denn keiner, ich bin so allein!
Der Mann jedoch, der will das nicht,
er kommt ganz nahe an mein Gesicht.
Ich kann den heißen Atem spüren
und dann, oh nein, will er mich berühren.
Vergeblich versuch ich mich zu wehren.
Ich ekel mich vor seinem Begehren.
und weil ich mein Wehren nicht will beenden,
umschließt er meinen Hals mit seinen Händen.
Ich kann nicht mehr atmen, jetzt ist es vorbei!
Könnt doch jemand hören, meinen inneren Schrei!
Da merk ich, mein Bein, es hebt sich mit Kraft.
Ich hab ihn getroffen, hab ichs jetzt geschafft?
Voll Schmerzen nimmt er seine Hände zurück.
Er rückt von mir ab, nur ein ganz kleines Stück.
Und wütend will er mich wieder packen,
doch er kommt nicht mehr zu seinen Atacken.
In der Ferne höre ich eilige Schritte.
Oh komm doch zu mir - meine innige Bitte.
Der Mensch hats begriffen, er kommt zu mir!
Und mit ganz schnellen Schritten davon rennt das Tier.
Ich kann noch nicht reden, kann nur weinen - mehr nicht.
Kann gar nicht verstehen, was mein Retter da spricht.
Zu furchtbar war das eben Erlebte.
Ich weiss noch, wie ängstlich mein Körper bebte.
Was dann folgte, und was ich gemacht?
Kann mich nicht mehr erinnern an die folgende Nacht!
Oft noch hat mir der Vorfall meinen Schlaf geraubt.
Und die Polizei - die hat mir nicht geglaubt.!
Und die Folgen des Erlebten?
Kann man das je vergessen? NEIN!
Es wird uns wie ein Schatten begleiten.
... wir lernen, nach und nach dem Leben wieder die schönen Seiten abzugewinnen. Es ist Arbeit, es ist schwer; aber irgendwann schaffen wir es - der eine früher, der andere später. Aber wir brauchen dafür das Verständnis unserer Umwelt. Unsere Mitmenschen können es jedoch nur verstehen, wenn wir darüber reden.
UND DAS HABE ICH HIERMIT GETAN!
Texte: copyright bei Tinka Keller
Tag der Veröffentlichung: 11.03.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme diese Zeilen all jenen, die Schreckliches erleben mussten, um ihnen Mut zu machen, nicht zu schweigen und sich Hilfe zu holen. Sie haben das Recht dazu. Und ich klage alle an, die gegen die Menschlichkeit handeln, egal in welcher Beziehung.