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Sie hatte die Kapuze ihres Kappe tief ins Gesicht gezogen und die Augen geschlossen. Das Ruckeln des fahrenden Wagens nahm sie kaum war. Sie war es gewöhnt. Seit gut einem Jahr bereiste sie das ganze Land um Menschen zu helfen. Sie war Magierin die hauptsächlich Heilmagie einsetzte. Sie wollte so vielen Menschen wie sie konnte.
„Da vorne ist schon die Stadt Fräulein“, ertönte die Stimme des Fahrers.
Die junge Magierin öffnete ihre Augen und blickte auf die Stadt. Sie war von einer hohen Mauer umgeben.
„Pha ist wirklich eine wunderschöne Stadt und die größte die ich je gesehen habe“, begang der Mann zu erzählen und das Mädchen lächelte nur kurz. „Darf ich fragen Fräulein, was Euch nach Pha verschlägt?“
Die Angesprochene schwieg einen Moment, ehe sie ihm eine Antwort gab.
„Die Arbeit führt mich her.“
Mehr sagte sie nicht. Kurz darauf hielt der Wagen an und die Magierin stiegt aus. Der Wagen hatte an einer Weggablung halt gemacht.
„Es tut mir Lied, dass ich Euch nicht bis zum Stadttor bringen kann Fräulein, aber das wäre ein Umweg für mich“, entschuldigte sich der Fahrer.
„Das macht nichts. Es ist ja nicht mehr weit bis zum Tor. Ich danke Euch, dass Ihr mich so weit mit genommen habt“, antwortete das Mädchen und gab dem Mann ein paar goldene Münzen.
Dann wandte sie sich ab und ging in Richtung Tor.
„Habt Dank Fräulein. Darf ich nach Eurem Namen fragen?“
Das Mädchen blieb stehen und sah kurz über ihre Schulter. Sie wandte sich wieder ab und schwieg einen Moment. Sollte sie einem Fremden wirklich ihren Namen verraten.
„Man nennt mich Melanie“, antwortete sie schließlich und setzte ihren Weg fort.
Am Stadttor bliebt sie erneut stehen. Melanie sah nach oben. Das Tor war wirklich sehr hoch. An den beiden Seiten des Einganges standen Soldaten und beobachteten die Menschen die in Stadt kamen und sie wieder verliessen. Damit konnte sich das Mädchen jetzt nicht aufhalten. Man erwartete sie sicher bereits. Mit schnellen Schritten ging sie durch das Tor und machte sich auf die Suche nach demjenigen, der sie gerufen hatte. Lange brauchte sie nicht zu suchen. Die Familie, die sie hergerufen hatte, lebte in einem kleinen Haus direkt am Stadtrand. Das Haus war etwas herunter gekommen. Sie schienen nicht viel Geld zu haben. Melanie ging zur Tür und klopfte. Es wurde ihr sofort geöffnet. Eine Frau mit blonden Haaren, die sie einfach hochgesteckt hatte, stand vor ihr. Sie sah ziemlich müde aus. Wahrscheinlich hatte sie die letzten Tage nicht viel geschlafen.
„Seit ihr...“, begang die Frau, doch Melanie unterbrach sie mit einem Nicken.
Sie nahm ihre Kapuze ab und lange dunkelbraune Haare kamen zum Vorschein, die ihr bis über die Schultern gingen. Ihre blaugrünen Augen sahen die Frau ruhig an.
„Wo ist mein Patient?“ fragte sie.
Die Frau führte sie ins Innere des Hauses, dass dem Äußeren in nichts nach stand. Es gab kaum Möbel und es war ziemlich eng. In einem hinteren Zimmer lag auf einem Bett von Stroh ein kleines Mädchen, das die Magierin vielleicht auf sechs oder sieben Jahre schätze. Ihre Haut war blass und hatte trotzdem einen leichten Rotschimmer an den Wangen. Sie musste hohe Fieber haben. Melanie trat näher zu dem Mädchen.
„Bitte helft unserer Tochter. Sie hat schon seit fast einer Woche sehr hohes Fieber und es geht einfach nicht runter. Wir bitten Euch. Tut alles was Ihr könnt“, sagte die Frau und drückte sich etwas an ihren Mann, der im Zimmer bei dem Mädchen gewesen war.
Fieber senkten war eine von Melanies leichtesten Übungen. Mit ihren Fingern fuhr sie leicht über das Gesicht des Mädchen. Dann legte sie die Hand auf ihre Stirn, schloss die Augen und begang etwas zu murmeln. Ein schwaches Licht erschien um ihre Hand. Das ganze dauerte kaum eine Minute. Der Rotschimmer verschwand aus dem Gesicht des Mädchen und es lächelt etwas.
„Oh habt vielen Dank. Hier nehmt das als Dank“, sprach die Frau und reichte der Magierin einen Beutel, doch diese lehnte ab.
„Behaltet es. Ich brauche nichts von Euch. Es reicht mir, wenn Ihr mir gewehrt hier eine Nacht zu verbringen“, sagte sie.
„Sicher, sicher. Ihr könnt bleiben so lange wie Ihr wollt.“
„Habt Dank. Sie sollte noch etwas liegen bleiben und viel trinken. Ich habe noch etwas zu erledigen. Gegen Abend bin ich wieder da.“
Mit diesen Worten verliess Melanie die Familie und beschloss sich etwas die Stadt anzusehen. Was sie gerade getan hatte, tat sie immer, wenn die Leute eh schon fast kein Geld zum Leben hatte. Sie verzichtete auf ihren Lohn. Das war aber nicht so schlimm, da sie auch von den Reichen zu sich gerufen wurde und von denen nahm sie natürlich immer etwas mehr. Es war also ein ziemlicher Ausgleich und ihr reichte es zum Leben. In den Straßen von Pha tummelten sich eine Menge Menschen. Ob Markt war oder vielleicht ein Fest? Wenn Markt war, so kam das Melanie sehr entgegen sie musste ihre Vorräte wieder auffüllen. An einem Stand mit Obst und Gemüse blieb sie stehen. Sofort sprach die Händlerin sie an.
„Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Ich hätte gerne ein paar Äpfel und auch ein paar Möhren.“
Während die Händlerin alles einpackte ließ Melanie ihren Blick über die Straße gleiten. An einem anderem Stand fiel ihr ein Junge auf. Eigentlich war der Junge gar nicht auffällig gewesen. Er hatte kurzes etwas stuppeliges hellbraunes Haar und stand da einfach nur rum. Die Magierin wollte sich schon von ihm abwenden, als er plötzlich etwas von der Ware nahm und einfach einsteckte.
Ein kleiner Dieb also, schoss es ihr durch den Kopf.
Aber was interessierte es sie. Es war das Problem dieses Jungens, wenn er erwischt würde. Melanie nahm ihre Ware entgegen, bezahlte sie und ging langsam weiter. Kurz darauf hatte sie das Stadtzentrum erreicht. Es bestand aus einem riesigen Platz auf dem ein großer Brunnen stand. Die Magierin setzte sich auf den Brunnenrand und ass einen der Äpfel. Auf dem Platz herrschte ebenfalls ein rechtes Treiben. Am Rande des Platzes hatten Händler ihre Stände aufgebaut und preisten ihre Ware an. Menschen liefen schnell über den Platz um irgendwo hinzugelanden. Es war das hektische Treiben einer großen Stadt. Das war alles nichts für sie. Sie könnte niemals so leben. Da entdeckte sie aufeinmal wieder den Jungen, den sie vorhin gesehen hatte. Er sah sich um und lief dann schnell über den Platz. Wie es aussah, hatte man ihn also erwischt und nun war er auf der Flucht. Dummerweise lief er einer Wache genau in die Arme. Der Junge versuchte zwar sich zu wehren, war aber viel zu schwach, um sich zu befreien. Melanie viel auf, wie dünn der Junge doch war. Er hatte sicher lange nicht mehr richtig gegessen. Sie seufzte schwer, stand auf, und ging zu dem Geschehen.
„Hey Marc. Was hast du jetzt wieder angestellt?“, fragte sie.
Die Wache drehte sich nach ihr um und sah sie an.
„Ihr kennt diesen Jungen?“
„Sicher. Er ist mein Bruder. Was hat er angestellt?“
„Er hat mir etwas von meiner Ware gestohlen“, antwortete der bestohlene Händler, der nun auch dazu gekommen war.
„Es tut mir wirklich sehr Leid. Ich werde die Ware natürlich bezahlen“, sagte Melanie und verbeugte sich leicht.
Sie gab dem Mann das Geld und die Wache ließ den Jungen los. Die Magierin packte ihm am Arm und zog ihn hinter sich her. Als sie außer Sicht waren ließ sie ihn wieder los und sah ihn an.
„Da hast du aber nochmal Glück gehabt Junge. Die hätten dich sicher eingesperrt“, meinte sie.
Der Junge sah sie mit deinen smaragdgrünen Augen dankbar an.
„Warum hast du mir geholfen?“, fragte er.
Melanie strich sich eine Haarsträhne zurück.
„Warum denn nicht? Du hast doch Hilfe gebraucht oder? Ich helfe Menschen eben“, antwortete sie und zuckte leicht mit den Schultern. „Und jetzt geh nach Haus und stell in Zukunft so was nicht mehr an.“
Sie wollte gehen, doch der Junge hielt sie fest.
„Ich habe kein Zuhause mehr“, sagte er.
Melanie sah den Jungen an.
„Sag, wie heißt du?“
„Ich heiße Ryo“, antwortete der Junge mit einem Lächeln.
„Komm wir gehen erst mal etwas essen. Du hast doch sicher Hunger.“
Die Augen von Ryo wurden immer größer, als er mit Melanie die Gaststätte betrat und an dem Tisch, an dem sie saßen, eine Menge Essen gebracht wurde.
„Und ich..ich darf das wirklich alles essen?“, fragte der Junge noch etwas ungläubig.
„Sicher“, meinte die Magierin, die sich mit einem Glas Wasser zufrieden gab.
Ryo begang glücklich zu essen. Ja er schlang es beinher herunter.
„Immer schön langsam Ryo. Du verschluckst dich noch.“
Plötzlich begang sich etwas in Melanies Umhängebeutel sich zu bewegen.
Denn hatte ich ja ganz vergessen, schoss es dem Mädchen durch den Kopf und öffnete ihre Tasche.
Zum Vorschein kam ein braungrauer Hase mit zwei großen, runden, schwarzen Augen. Mit diesen sah er Melanie nicht gerade freundlich an.
„Sag mal, willst du mich umbringen. Ich wäre in dieser verdammten Tasche fast erstickt“, meckerte er so gleich und sprang auf den Tisch.
Seine Vorderpfoten, sein Bauch und seine Schnauze waren schneeweiß und er trug eine grüne Weste. Ryo starrte ihn mit offenen Mund an. So was hatte er noch nie gesehen.
„Buster sei still. Wir sind hier immerhin nicht alleine“, sagte das Mädchen völlig unberührt von dem Gerede des Hasens.
Dieser verstummte sofort und sah zu Ryo. Buster starte den Jungen regelrecht an, eher er sich wieder der Magierin zu wandte.
„Wo hast du den denn aufgegabelt?“
„In der Stadtmitte an einem Brunnen. Ich habe ihm zum Essen eingeladen. Sonst noch Fragen Karnickel?“
„Du hast wirklich kein Benehmen weißt du das. So spricht man jemanden wie mir.“
„Ach nein. Wie dann. Soll ich dir eine Möhre hinhalten oder so.“
„Du!“
Bevor die ganze Sache noch außer Kontrolle geriet, meldete sich Ryo zu Wort.
„Was für ein ulkiges Häschen“, meinte er.
Buster wandte sich zu ihm und funkelte ihn wütend an.
„Was hast du da gerade gesagt?“
Doch ehe der Hase den kleinen Jungen anfallen konnte, hatte Melanie ihn am Krangen seiner Weste gepackt und etwas hoch genommen.
„Komm mal wieder runter Buster. Er ist nur ein Junge. Kein Grund sich so aufzuregen. Ich versteh sowieso nicht, was dich daran stört, dass ich den Jungen zum Essen eingeladen habe. Mittlerweile müsstest du doch wissen, wie ich bin.“
Langsam setzte die Magierin das Tier wieder ab und es schwieg einen Moment.
„Schon gut, schon gut. Gib mir lieber was zu Futtern. Ich verhungere hier gleicht“, sagte Buster dann.
Melanie schüttelte nur mit dem Kopf und gab dem Hasen die Möhren, die sie vorhin gekauft hatte.
„Entschuldigung, aber was ist mit dem Hasen los? Ich habe noch nie einen sprechen hören“, fragte Ryo, nach dem er bereist die Hälfte des Essen verschlungen hatte.
Melanie, die bis dahin in einem Buch gelesen hatte, sah auf und schaute den braunhaarigen Jungen an.
„Das ist nicht verwunderlich. Normalerweise können sie das auch nicht. Buster stammt aus den Wäldern Dagana. Sie liegen am Rande des Landes und kaum ein Mensch war jemals doch und ist dann auch wieder lebend zurückgekehrt“, antwortete sie ihm ihm.
„Und du warst dort?“
„Nein. Ich war noch nicht mal in der Nähe. Buster hat die Wälder verlassen und ich hab ihn irgendwann verletzt vorgefunden und gesundgepflegt. Seit dem ist er nun schon bei mir.“
Ryo sah sie mit großen Augen an. Ihn schien das alles sehr zu beeindrucken.
„Du reist um her oder? Bitte nimm mich mit dir. Ich will nicht länger hier bleiben.“
„Vergiss es Kleiner. Ich brauche keinen weiteren Begleiter. Das Schlappohr genügt mir völlig. Ich habe dich zum Essen eingeladen und jetzt solltest du nach Hause gehen. Nicht das deine Eltern dich noch suchen müssen.“
Sie stand auf und machte sich fertig zum gehen, doch Ryo hielt sie am Ärmel fest.
„Ich hab keine Eltern mehr und auch kein Zuhause mehr. Ich bitte dich. Nimm mich mit.“
Melanie zögerte, dann seufzte sie. Sie wusste wie es war keine Eltern und kein Zuhause mehr zu haben.
„Na gut. Dann nehme ich dich eben mit. Du musst dich aber an meine Regel halten.“
Der Junge nickte glücklich, während Buster die ganze Sache nicht gefiel. Melanie war in solchen Sachen einfach zu gut herzig. Nun hatte sie also meinen neuen Begleiter.

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Tag der Veröffentlichung: 04.05.2010

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