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Federleicht
Die Welt von Flora & Fauna

Viele Leute behaupten, es gäbe Feen. Noch mehr Leute behaupten, es gäbe keine Feen. Doch ich weiß, dass es Feen gibt.
Wieder einmal schwebte ich ängstlich und mit schuldbewusst hängenden Schultern zu Evelin. Ich hatte doch nicht mit Absicht die fluchenden Früchte auf den Wiesen der Bauern verstreut! Und dass Claire den Segen des schnell wachsenden Zaubers über die Samen gesprochen hatte, bevor ich sie wieder einsammeln konnte, war doch wirklich nicht meine Schuld! Trotzdem war ich mal wieder der Sündenbock und wurde zu Evelin, der Herrin unseres Gebietes, zitiert. Sie erwartete mich in ihrem Quartier in der Krone des Feenbaumes, einer uralten, mächtigen Eiche. Unsicher flog ich vor der Tür auf und ab und als ich gerade meine Hand ausstreckte, um anzuklopfen, ertönte von drinnen eine herrische, laute Stimme. „Nun komm schon rein!“ Seufzend drückte ich gegen den Blättervorhang und glitt leise in den Unterschlupf meiner Herrin. Evelin, in ein lila schimmerndes Kleid gehüllt, das gut zu ihren golden Flügeln passte, saß auf einem mit Moos gepolstertem Stuhl und blickte mir streng entgegen. „So, Fauna“, sagte sie mit Unheil verheißender Stimme, „Deine Besuche bei mir häufen sich in letzter Zeit und nie geben sie mir Anlass zur Freude, wie du sehr wohl weißt“ Ich versuchte krampfhaft, dass zugeschnürte Gefühl in meiner Kehle herunter zu schlucken. Das war nicht der Beginn der üblichen Standpauke. „Nach der Geschichte mit den tanzenden Obstbäumen und dem kleinen Mädchen aus dem Dorf, dem du aus Versehen einen Grasgrüne-Haare-Fluch verpasst hast, habe ich noch ein Auge zugedrückt, aber jetzt bist du zu weit gegangen. Was meinst du, was für Kräfte die Ältesten in Bewegung setzen mussten, um diese ganzen Zauber rückgängig zu machen?“ Mit betroffener Miene nickte ich. Nicht versetzen, bitte nicht versetz… „Wir, der Feenrat und ich, haben entschieden, dich zu versetzten.“ Autsch. Ein heftiger Schlag - und zwar mitten in die Magengrube. Aber…doch bestimmt nicht auf die Insel! Bitte nicht auf die Insel! „Du wirst auf die Insel der Königin versetzt. Meine Schwester Felicia, lang möge sie leben, hat bereits zugestimmt, dich aufzunehmen.“Ich war den Tränen nahe. Eigentlich sollte ich mich geehrt fühlen, zur Königin zu kommen, doch das tat ich nicht. Im Gegenteil. Die Feenkönigin lebte auf einer Insel, die weit draußen im Meer lag und den Menschen unbekannt war. Dort gab es nur Feen, tagein, tagaus geschah immer das Gleiche, man konnte tun und vor allem sähen, was man wollte, da ein Menschenauge diese Insel nie zu Gesicht bekommen würde. Es bestand keine Gefahr, von Menschen entdeckt zu werden, und somit konnte man ein sorgloses Leben ohne Abenteuer führen. Nur jene Feen wurden dort hingeschickt, die entweder eine Belohnung für ihre langjährigen Dienste bekamen, welche sie zum Wohl ihres Volkes und somit auch der Königin geleistet hatten oder diejenigen, die die Geheimhaltung ihrer Existenz gefährdeten. Meist waren das die roten Feen, die für Naturkatastrophen zuständig waren und es hin und wieder ein bisschen übertrieben, manchmal auch violette aus der Tierwelt, wenn sie wieder einmal seltsame Wesen geschaffen hatten, doch das eine grüne Fee wie ich, die für die Pflanzenwelt geboren war, dorthin geschickt wurde, war eine peinliche Angelegenheit und eine Beleidigung für die Fee und ihre Region. Unter Tränen bettelte und flehte ich Evelin an, mir noch eine Chance zu geben, nur noch diese eine, und das ich freiwillig eine Woche lang das elendige, langweilige Aufziehen der Gänseblümchen übernehmen würde, wenn ich nur bleiben durfte. Doch es half nichts, Evelin blieb hart und am nächsten Morgen würde eine Eskorte der silbernen Feen zu meinem Schlafsaal entsandt werden, die einzig und allein dem Befehl der Königsfamilie gehorchen mussten. Meine wenigen Habseligkeiten wie die Blumenbrosche meiner Mutter hatte ich bereits in dieser schlaflosen Nacht in ein mir zu Verfügung gestelltes Blattköfferchen gepackt und, als ich damit fertig war, machte ich noch einen Rundflug zu den vielen, mir ans Herz gewachsenen Orten meiner Kindheit, Jugend und Ausbildung. Außerdem flog ich um den Baum herum, der mir lange Jahre ein schönes und sicheres Zuhause gewesen war. Ich schwebte an der großen Höhle der Tier-Feen vorbei und dachte an meine Freundin Lilia. Sie war eine der Feen, welche die große Ehre hatten, nicht nur Insekten und andere Kleintiere zu erschaffen, sondern sich auch bei den großen Tieren, wie den Rehen, Füchsen, Wildschweinen und einst sogar Wölfen und Bären, zu beteiligen. Lilia war schon immer sehr ehrgeizig und korrekt gewesen, nicht so tollpatschig und nachlässig wie ich. Als ich sie kennenlernte, beneidete ich sie nicht nur um ihre Ausdauer und die Perfektion, mit der sie ihre Arbeit erledigte, auch nicht nur um ihre spannende Arbeit mit Tieren, sondern vor allem die Farbe ihrer Flügel: ein sattes, strahlendes Lila, das allen Feen, die für die Fauna der Welt zuständig waren, zuteil wurde. Wir Pflanzenfeen dagegen hatten die Farbe, die am besten zu unserem Gebiet passte: Ein schnödes, langweiliges Grün. Ich flog weiter um den Baum und kam zu dem Ast, auf dem die wenigen Naturkatastrophenfeen lebten, die es hier gab. Sie hatten wenig zu tun, denn anders als zum Beispiel am Meer gab es hier nur wenige Gelegenheiten, eine Katastrophe zu inszenieren. Die Menschen hatten alles zu sicher gemacht, Blitzableiter, Überlaufbecken et cetera. Auch sie hatten eine schönere Farbe als ich: ein leuchtendes Rot, das an den Sonnenuntergang erinnerte. Die Königsfamilie der Feen hatte die schönste und prächtigste Farbe überhaupt: Gold. Sie hatten nur die Aufgabe, die anderen Feen zu leiten, oder besser gesagt: herumzukommandieren. Die meisten waren berüchtigt für ihre Arroganz und ich glaubte diesen Gerüchten, jedenfalls nachdem ich Evelin kennengelernt hatte. Ihre silbernen Diener waren auch nicht besser. Sie verhielten sich im Allgemeinen herrisch und rechthaberisch, doch damit will ich nicht sagen, dass es keine Ausnahmen geben könnte. Mir war es eigentlich egal, wenn ich nichts mit ihnen zu tun hatte. Als ich schließlich zu meinem Schlafplatz zurückkehrte, war es bereits so dunkel geworden, dass man die bläulich schimmernden Wächter, die sich um die Eiche herum postiert hatten, deutlich erkennen konnte. Wehmütig dachte ich an meinen Freund Merlan, den ich nun genauso zurücklassen musste wie auch den Rest meines bisherigen Lebens.
Eine Ewigkeit schienen wir, meine silbrige Eskorte und ich, über das strahlend blaue Meer zu fliegen. Wir waren im Morgengrauen aufgebrochen, jetzt stand die Sonne schon im Westen, sie brannte mir heftig in den Nacken und mir lief der Schweiß übers Gesicht. Meine Flügel taten weh und meine Arme, die das grüne Köfferchen umklammert hielten, spürte ich schon gar nicht mehr. Meine Begleiter ließen sich jedoch kein Zeichen von Erschöpfung anmerken, und machten keine Anstalten zu landen oder wenigstens eine kurze Verschnaufpause einzulegen. Sie waren bekannt für ihre Ausdauer und Kraft. Ihre Flügel waren für solche Langstreckenflüge geeignet, meine eher zarten Flügelchen allerdings für das lautlose, schnelle Zwischen-Pflanzen-Hindurch-Fliegen. Endlich entdeckte ich einen winzigen, grasgrünen Fleck inmitten des tiefblauen Ozeans. Schon begann meine Eskorte, in Kreisen zu der Insel hinab zu schweben. Als wir landeten, knickten mir die Beine ein und ich stürzte zu Boden. Meine Begleiter bedachten mich mit spöttischen Blicken, dann spazierten sie einfach davon. „Arschlöcher“, murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart und blieb der Einfachheit liegen, denn ich war total erschöpft und außerdem schien sich niemand um mich zu kümmern. Gerade als ich die Augen zumachen wollte, denn der moosig weiche Boden war ziemlich bequem und kühl, hörte ich ein schnelles Flügelschlagen und eine helle, klare Stimme: „Hallo? Wie heißt du? Was tustb du auf dem Boden?" Grummelnd antwortete ich genervt und sehr unfreundlich:“Lass mich in Ruhe“, drehte der Stimme den Rücken zu und hielt das Gespräch für beendet. Doch die andere Fee, wahrscheinlich ein junges Mädchen in meinem Alter, redete weiter. „Ich soll hier einen Neuankömmling abholen. Dann bist du Fauna, richtig? Wieso trägst du den Namen der Tierwelt? Du bist doch eine Pflanzenfee, oder? Steh doch auf, der Boden ist längst nicht so bequem wie dein neues Bett, da verwette ich mein Lieblingskleid. Tante Evelin hat meiner Mutter die Nachricht zukommen lassen, dass du heute ankommst. Folge mir doch endlich und unterwegs beantwortest du mir bitte meine Fragen, okay?“
Gerade wollte ich das Feenmädchen wütend wegschicken, da machte es in meinem Hirn Klick. TANTE EVELIN??? Wie ein Blitz schoss ich hoch und stand kerzengerade, mit von dem langen Flug und auch von der Nervosität zitternden Gliedmaßen der Königstochter gegenüber. Das Gold ihrer Flügel blendete mich, und während ich schützend eine Hand vor meine Augen hielt, stammelte ich eine Entschuldigung. „Ist gebongt. Die meiste Feen sind ziemlich fertig, wenn sie hier ankommen. Deine Reaktion ist völlig normal. Aber jetzt komm bitte mit.“, sagte Flora, genauso freundlich und unbefangen wie zu Beginn unseres Gesprächs. Zögernd hob ich meinen Reisesack auf, der mir aus den bebenden Armen gefallen war. Dann folgte ich Flora mit heftig protestierenden Muskeln. Da entsann ich mich an ihre Bitte, ihre Fragen zu beantworten, doch ich erinnerte mich an keine davon. „Äh, Majestät? Ihr habt Euch doch ein wenig nach mir erkundigt, doch aufgrund der wenig erfreulichen Umstände sind sie mir leider entfallen. Könnten Euer Ehren sie noch einmal für meine untauglichen Ohren wiederholen?“, sprach ich Flora mit der geschwollensten Sprache an, die mir einfiel. Sprachkunde zählte zu der Ausbildung jeder Fee, allerdings hätte ich nie geglaubt, dass ich diese komplizierte und wahnsinnig hochnäsige Rede je verwenden würde. Naja, Gott sei Dank (nur so eine Redewendung, wir Feen sind ein wenig wie Bienen: unsere Götter sind unsere Königsfamilie, außerdem hat jede Gruppe eine Art Schutzpatron) hatte ich diese Sprache nicht vergessen. Die Prinzessin musste lachen. „Um Himmels Willen, lass doch das mit dieser dämlichen Sprache! Du hörst dich wie mein uralter Lehrer an! Und glaub mir, du willst nicht so sein wie er. Er hat einen leichten Sprung in der Schüssel.“ Sie begleitete den letzten Satz mit einer Scheibenwischerbewegung vor dem Gesicht. Ich starrte sie ungläubig an. Das sollte die arrogante Tochter der Königin sein? Flora führte mich über eine Treppe aus Wurzeln zu dem dazugehörigen Baum, einer noch mächtigeren Eiche als der Pflanze, die mir bisher eine Heimat gewesen war. Ihre ausladende Krone war zu einem dichten Blätterdach gewachsen, durch das das Sonnenlicht ein wunderschönes grünes Muster aus Licht und Schatten auf den Boden warf und eine angenehme Kühle bewahrte. Das Plätschern eines fernen Bächleins harmonisierte ausgezeichnet mit der Idylle an diesem friedlichen Ort. Ich staunte mit offenem Mund. „Willst du Fliegen fangen?“, fragte Flora belustigt. „Ich habe dich vorhin gefragt, wieso du Fauna heißt. Das ist doch eigentlich der Name der Tierwelt?“ Ich nickte und sagte: „Ja, Ihr habt Recht, aber nach meiner Geburt waren meine Flügel zuerst violett, weil mein Vater eine Tier-Fee war. Meine Eltern haben sich also für Fauna, den Namen meiner Großmutter väterlicherseits, entschieden. Deswegen werde ich öfters schräg angesehen…Das ist kein Vorwurf! Naja, das war eigentlich schon die ganze Geschichte.“ Ich zuckte mit den Schultern, um zu unterstreichen, dass es mir im Groben und Ganzen egal war, ob ich jetzt Fauna, Nina oder Gertrude hieß. Flora nickte geistesabwesend. Wir stiegen den Rest der Treppe stumm hinauf. „Majestät?“ frage ich zögernd. Sie verdrehte die Augen. „Nenne mich doch bitte einfach ‚Flora‘, ok? Das ständige Katzbuckeln von meinen Dienern und all den anderen Feen geht mir sowas von auf die Nerven! Du glaubst gar nicht, was für Kopfschmerzen das ganze ‚Euer Majestät‘ und ‚Prinzessin‘ bereitet. Bitte, bitte, laber du mich doch einfach mit ‚Du‘ und ‚Flora‘ an, dass wär echt mal was anderes.“ Als ich sie zweifelnd ansah, blickte sie entschlossen. „Gut, dann BEFEHLE ich es dir eben. Jetzt guck nicht so entsetzt. Scheiß doch auf die Etikette. Außer wenn jemand in der Nähe ist. Was hoffentlich nicht der Fall sein wird.“ Sie seufzte. Ich sah sie fragend an. Als sie meinen Blick bemerkte, seufzte sie noch einmal, dann antwortete sie: „Ich war seit meiner Geburt, also seit hundert Jahren, nicht mehr mit meiner Mutter alleine, musste sie die ganze Zeit ‚Frau Mutter‘ ansprechen, habe sie noch nie, außer an der Hand, berührt. Ich hatte noch nie einen Moment für mich, nicht mal beim Schlafen bin ich alleine. Ich bin ein nervliches Wrack, glaub mir. Ja, ich weiß, was du sagen willst. Prinzessin zu sein ist echt scheiße. Wirklich.“ In ihren Augen schwammen Tränen. Ich wollte ihr tröstend die Hand auf die Schulter legen, doch ich traute mich nicht. Schweigend stapften wir die endlos erscheinende Treppe hoch, nur der Bach und Floras Schniefer waren zu hören. Mir schossen hunderte Gedanken und Fragen durch den Kopf, ich wagte jedoch nicht, sie zu stellen. Endlich an der Eiche angelangt, ergriff meine Begleiterin meine Hand – ich zuckte zusammen – und wir schwebten hoch. Flora führte mich zu einer kleinen, hübschen Höhle, direkt unter einem dicken, schützenden Ast. Daran hing eine niedliche, kleine Schaukel, die in der sanften Brise hin- und herschwang. Die goldgeflügelte Fee schob den Blättervorhang zur Seite und ich riss Mund und Augen auf. Es war wunderschön. Efeu bedeckte die Wände, eine Hängematte baumelte ganz hinten von der Decke und die weitere Einrichtung bestand aus einem Tisch, drei Stühlen und Glühwürmchen, die als Lichter durch den Raum schwebten. „Hinter dem Vorhang da ist das Bad. Ich hole dich morgen hier ab. Gute Nacht.“ Bevor ich mich bedanken konnte, war sie schon weg. Man sollte meinen, nach diesem strapaziösen Flug würde ich in der überaus bequemen Hängematte sofort einschlafen, doch ich warf mich stundenlang hin- und her und grübelte über Flora nach.
In den nächsten Tagen zeigte Flora mir die Insel. Es war wie im Märchenland. Die schrillsten Pflanzen wuchsen hier, auch Tiere streunten über das Eiland, wie ihr sie noch nie gesehen habt. Darüber vergaß ich sogar meinen anfänglichen Widerwillen, hierher zu gehen. Doch am schönsten war die Zeit mit Flora und einigen ihrer Freunde, Safira und Nikolo. Sie lästerten alle über ihre bescheuerten Lehrer, die hochnäsigen Hofdamen und über den gesamten königlichen Hof. Ich hatte noch nie so gelacht. Wir wurden dicke Freunde, und selbst als ich die Insel in- und auswendig kannte, streunten wir gemeinsam über das Eiland.
Und dann wurde sie zu ihren Pflichten zurückgerufen. Meine Tage wurden eintönig, ich konnte zwar tun und lassen, was ich wollte, doch was sollte ich denn tun? Safira und Nikolo wurden leider auch wieder beschäftigt und zu allem Überfluss meldete sich auch noch mein Heimweh. Doch aus ihren Erzählungen wusste ich, dass es Flora erbärmlich schlecht ging, kein Vergleich zu mir. Sie tat mir so leid, dass ich nachts nicht schlafen konnte und ein paar Mal wäre ich fast zu den königlichen Gemächern geflogen, um sie zu sehen und zu trösten. Ich verzweifelte schier an meiner Hilflosigkeit, als ich erfuhr, dass die Königstochter traurig und teilnahmslos war.
Dann, in einer Nacht, ich befand mich gerade in der Phase des Einschlafens, als ich ein leises Flügelschlagen vor meiner Tür hörte. Blätterrascheln. Ruckartig wurde der Blättervorhang beiseite gerissen und da stand…niemand anderes als Flora! Vor Verwunderung hätte ich fast laut aufgeschrien, konnte mich aber gerade noch zurückhalten. Sie lächelte mich scheu an. „Fauna? Ich weiß, dass es eine absurde Idee und völlig verrückt ist, aber: lass uns zusammen abhauen. Ich weiß, dass es dir hier genauso wenig gefällt wie mir, und ich hab endgültig die Schnauze voll. Zusammen haben wir mehr Chancen, unterzutauchen. Vielleicht wollen auch Safira und Nikolo mitkommen. Packst du deine Sachen und ein paar Lebensmittel, die du finden kannst, ein? Ich konnte leider keine mitnehmen, dann wäre ich entdeckt und aufgehalten worden. Ich hole die anderen. Bis gleich.“ So plötzlich wie sie gekommen war, war sie auch wieder verschwunden. Ich saß noch ein paar Sekunden wie vom Donner gerührt in der Hängematte, dann erinnerte ich mich an ihre Worte und sprang auf. In Windeseile raffte ich alles zusammen, was ich an überlebenswichtigen Dingen finden konnte und stopfte alles in mein Blattköfferchen. Ungeduldig schwebte ich vor dem Eingang zu meiner Höhle herum, um kurz darauf heftig zusammenzufahren, als Flora, Safira und Nikolo hereinkamen. Wir fingen einige Glühwürmchen ein und überredeten sie, mit uns zu kommen. Endlich konnten wir aufbrechen. Der Mond stand hoch am Himmel und durch die raschelnden Blätter warf sein Licht ein ständig wechselndes Muster auf den Waldboden. Wir entfernten uns leise von der großen Eiche, stiegen immer höher in die Luft und schwebten schließlich über dem stillen Meer. Federleicht entschwebten wir aus dem Reich der Feen, die nicht akzeptierten, dass wir frei sein wollten.
Nach langem Suchen hatten wir ein Land gefunden, auf dem keine anderen Feen lebten, wo wir uns beruhigt niederlassen und frei sein konnten. Wir erschufen wunderbare Pflanzen und Tiere, und wahrscheinlich suchen die anderen Feen immer noch nach der Tochter ihrer Königin, die sie hoffentlich nie finden werden.

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Tag der Veröffentlichung: 26.10.2011

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