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Denjan

Kapitel 1

Ein Jubelschrei ertönte durch die Burgmauern von Adlersburg, als ein gesunder Knabe das Licht der Welt erblickte. Das Volk versammelte sich in der Burg und bejubelte, den neuen Erben von Magalus und Solunda. Es war ein gesunder und starker Knabe, den sich viele gewünscht hatten. Magalus und Solunda waren sehr stolze Eltern und präsentierten ihren Sohn, zum ersten mal in der Öffentlichkeit. Die Menschen freuten sich darüber, dass ein Erbe geboren worden ist und dass er das Volk gut ernähren würde. Alle setzten große Hoffnungen in ihn.
Diese Nachricht verbreitete sich schnell im ganzen Land und darüber hinaus und erreichte auch den verstoßenen Bruder Afalus, der man munkelt, irgendwo in einer halb verlassenen Ruine leben soll.
Als Afalus erfuhr, das sein Bruder Magalus seine große Liebe geheiratet hatte und nun jetzt auch noch ein Kind bekommen hatten, breitete sich sein Zorn, wie eine aufgehende Blüte aus. Er hatte seine große Liebe zu Solunda nie hergeben wollen. Er war Feige und seine Eifersucht schwällte ihn großer Wut um, die er dann nicht mehr kontrollieren kann, wenn es zu spät ist. Er spürte seinen Bruder, an einem heißen Sommertag in der Stadt Sodankus auf und griff ihn Wut geladen an. Die Menge stiebt auseinander und war so schockiert, das sie nicht eingriffen. Gott sein Dank, reagierte Magalus schnell und verteidigte sich gut und stoppte ihn in seiner Wut. Afalus stapfte so geladen davon, das er einige Tage später in seine Heimat zurück kehrte und seine Eltern beschimpfte und ihnen vorwarf, das sein Bruder die Schuld hat, das seine Liebe nicht erwidert wurde. Doch seine Eltern versuchten ihn zu beruhigen und ihm klar zu machen, dass sie nicht die Schuld hätten, dass seine Liebe nicht funktionierte. Sie erklärten ihm, dass die Liebe hinfällt, wo sie sie hinfällt. Das lässt sich nicht steuern. Es passiert, wenn man es nicht erwartet. Doch Afalus sah es nicht ein, das er sagte, er wolle die Liebe niemals finden und lieber im Exil wohnen, als mit der Familie zusammen. Die Eltern von den beiden Brüdern, schlugen die Hände vor ihren Mund und waren schockiert. Aber es war seine Entscheidung, ob er eine Liebe findet oder nicht. Sie mussten seine Entscheidungen akzeptieren und das taten sie auch. Die folgenden Tage, waren noch ruhig, als Afalus seine Nerven komplett verlor und durch brannte. Er raste mit seine blinden Wut zu seinen Eltern, die gerade Zeit mit seinem Bruder und seiner Gattin zusammen saßen und Afalus zog sein Schwert als er sie alle sah. Seine Eltern versuchten ihn aufzuhalten, doch es gelang ihnen nicht. Sie brachen unter der Wut von Afalus zusammen und als Afalus merkte, was er angerichtet hatte, flüchtete er und verbarg sich im Dunkeln.
Die Zeit verging und Afalus baute sich in den nächsten Jahren sein eigenes Reich auf und ließ es vergammeln und ließ auch die Tiere und Pflanzen die er um sich hatte, verfaulen.
Seine schwarze Festung die die Menschen auch dem Wolfsburg nannten, bestand nur noch aus schwarzem Gestein und ganz viel Staub. Er kümmerte sich einen Dreck um seine Festung und blieb im Hintergrund seines Hasses.
Seine riesige Festung, war so furchteinflößend und gespenstisch geworden, das kaum jemand diese Mauern betrat, nur die Krieger von Afalus kamen auf die Burg, um ihre Dienste dort abzuleisten. Sonst vermieden sie diese furchtbare Festung.
Seine schwarzen Mauern waren zum Teil eingestürzt und hatten Risse. Selbst die Frauen nahmen reis aus, weil sie nichts mit ihm zu tun haben wollten, weil er grausam und ohne Liebe war. Er versuchte zwar ständig im Dorf Frauen und außerhalb sie einzufangen, für die Drecksarbeiten und die Liebschaften der Männer aus dem Heer. Doch die meisten Frauen wurden versklavt und hier her verbannt. Sie hatten keine Chance.
Sein einziger Ratgeber und Freund war Rufus. Rufus war etwas jünger als sein Herr und Meister, wie er ihn nannte. Er war ein einfacher Bauer und schloss sich ihm an und wurde seine rechte Hand, wie man heute so sagt. Rufus hatte blondes kurzes Haar, braune schlitzäugige Augen, einen schmalen Mund und ein eckiges Gesicht. Außerdem war Rufus ein Einzelgänger wie sein Herr und Meister.
Seit diesem Tage an, war er froh, König Afalus begegnet worden zu sein. Er trug auch Pelzschuhe die ihm sein Herrn seit seiner Ankunft geschenkt hatte, eine wirklich großzügige Geste von ihm. Seine Kleidung bestand aus einem langen Rockmantel, so wie man ihn früher getragen hatte. Er hat keine Kinder und er will sich auch keine Bengel anschaffen, das hat er sich geschworen als er seinen Dienst bei seinem Herrn antrat. Er hatte seinem Herrn geschworen, nie eine Familie zu gründen, solange er in seinen Diensten war. Er konnte sich mit den Sklavinnin begnügen, falls er das verlangt hatte, befriedigt zu werden.
Mittlerweile hatte Rufus seine Dienste getan und einige Soldaten heran geschafft, die meisten von ihnen wurden gezwungen, sonst würden sie und ihre Familie, die sie hatten, nie mehr wieder sehen. Einige waren früher Sklaven und König Afalus kaufte sie, einem Sklavenhändler ab, der gerade eine Durchreise durch sein Gebiet machte. Inzwischen gab es auch einen Hauptmann der Victorius hieß und die Weiber missbrauchte, wenn welche auf der Burg in der Küche des Herrn mithelfen mussten, ob sie wollten oder nicht. Inzwischen besaß, König Afalus, ein Heer von einhundertausend Mann und würde seinen Bruder in einer gewissen Zeit angreifen, womit er am allerwenigsten rechnete. Darüber freute sich König Afalus am meisten. Er rieb sich der weil die Hände und heckte weiter seinen Plan aus. Sein Heer war brutal und ohne Rücksicht auf Verluste, das gefiel ihm besonders.
Victorius und Rufus waren dicke Freunde geworden und teilten die gleichen Interessen und lachten wenn jemand gefoltert oder missbraucht wurde. Das gefiel den beiden so gut, dass sie öfters jemanden nahmen, der nicht gleich spurte und diesen dann auch folterten. Natürlich hatte Rufus auch Angst vor seinem Hauptmann, aber er lies sich dies nicht anmerken und tut so als hätte er vor nichts Angst.
Das Leben bei seinem Herrn, ist wesentlich einfacher als das Leben, was er früher gehabt hatte. Sein Herr vertraute ihm voll und ganz und das war auch gut so.

Rufus war gerade auf den Weg zu seinem Herrn. Das war Routine. Er kam öfters zu seinem Herrn und spielte mit ihm Schach. Er war ein guter Schachspieler und leistete seinen Herrn, gerne Gesellschaft. Er war froh darüber, dass er nützlich für ihn war.
Rufus tat alles was sein Meister verlangte und hoffte inständig, das er seine Familie eines Tages wieder sehen würde. Doch das bezweifelte er zutiefst. Er machte sich keine großen Hoffnungen. Er beließ es dabei.
Rufus überquerte gerade den kleinen Innenhof zügig und stieg die Treppen hinauf. Im Innenhof befand sich ein einziger Brunnen und ein verdorrter Baum, der schon seit einigen Jahren kein Wasser mehr gesehen hatte. Sonst war nichts auf dem Hof zu sehen außer, dass ein paar Raben hungrig, darüber ihre Kreise zogen, in der Hoffnung, doch noch etwas Abfall von der Küche abzubekommen. Der Brunnen war noch in Betrieb und wurde von den Sklavinnin benutzt. Die Küche war klein und lag gegenüber vom Thronsaal des Herrn. Auf der rechten Seite war die Schlafstätte der Burgbewohner und auf der linken Seite waren die Pferdeställe, wo auch auf den Heuboden die Krieger und Bauern untergebracht wurden.
Rufus nahm die lange Treppe, die sich ein paar mal um sich selbst drehte, die Stufen gleich zweimal und gelangte dann in den großen Flur der Burg. Dann klopfte er an die Tür und drinnen rief König Afalus „Herein!“, und er öffnete die schwere Tür und betrat den Thronsaal. Rufus blickte sich kurz um und sah das die Tischmöbel, aus schwarzem Gestein mit einer dicken Staubschicht überzogen war. Einige Spinnweben und Spinnen fühlten sich hier bereits pudel wohl und auch einige Maden krabbelten hin und her. An den Wänden hing gar nichts, nur der Schmutz hing überall und Rufus musste kurz sich räuspern, weil er ein wenig von diesem Staub eingeatmet hatte.
König Afalus stand an dem Fenster und starrte hinaus in die trostlose Landschaft. Er war ziemlich wütend und schaute auf, als die Tür aufgestoßen wurde.
„Da bist du ja endlich.“, brummte König Afalus und schaute seinen Diener zornig an. Dann ging er zu seinem dunklen Thron und nahm Platz. Rufus trat zu ihm heran und die Wächter schloßen die Türe hinter ihm. Dann verbeugte sich Rufus vor seinem Herrn und Meister.
„Verzeiht, wenn es zu lange gedauert hat.“, entschuldigte sich Rufus sofort.
„Akzeptiert!“, sagte König Afalus nur und wies seinen Diener auf, Platz zu nehmen.
Rufus holte sich einen Schemel und setzte sich neben seinen Herrn und betrachtete dessen Gesicht. Dann herrschte eine weile tiefes Schweigen und die beiden Blicke der Männer, streiften ziellos im Raum umher. König Afalus brach das Schweigen nach einiger Zeit.
„Irgendetwas Neues im Lande?“, fragte der König Afalus scharf seinen Diener, mit einem Blick einer tödlichen Viper.
„Ja, Herr.“, sagte Rufus mit einem ernsten nicken.
„Und?“, fuhr Afalus seinen Diener ungeduldig an. Das bedeutete: „Nun rück mit der Sprache raus!“
„Es ist wahr, das euer Bruder einen Erben hat.“, sagte Rufus bitter.
„Wie bitte?!“, König Afalus fuhr aus der Haut und strich sich über das Gesicht. „Ist das Belegt?“, fragte er mit viel Zweifel in der Stimme.
„Ja, Herr. Es gibt keinen Zweifel. Es die Wahrheit.“, bestätigte Rufus seinen Herrn noch einmal.
Zornig erhob sich König Afalus und stapfte er ziellos durch den Saal hin und her. Er fuchtelte mit den Armen in der Luft und sagte: „Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich fasse es einfach nicht!“
Sein Zorn wurde immer mehr und es fiel ihm schwer sich zu beruhigen. Rufus betrachtete seinen Meister besorgt und schaute ihm dabei zu, wie er auf und ab ging und versuchte seinen Zorn zu zügeln. Dann kehrte er auf den Thron zurück und versank in Gedanken. Ein langes Schweigen durchbrach die Stille des Saals und Rufus starrte ins leere.
„Wir müssen etwas tun!“, rief eine andere männliche Stimme.
Afalus und Rufus schauten gleichzeitig auf und sahen Dolandos auf sie zu kommen. Dolandos war der Onkel von Afalus und der Bruder von Solunda. Er hasste seine Schwester, bis auf die Knochen und verwünschte sie, bis in alle Ewigkeit.
Afalus wirkte überrascht, als er seinen Onkel sah.
„Was willst du denn hier?“, herrschte er seinen Onkel Dolandos an.
Dolandos blieb sichtlich ruhig und ließ sich diese Beleidigung nicht anmeken.
„Ich war gerade von meiner Reise zurück gekehrt, um dir die Nachricht deines Neffen zu bringen, aber anscheinend, war Rufus schneller.“, sagte Dolandos knapp.
„Wie auf Reisen?“, fragte Afalus seinen Onkel und schaute ihn verblüfft an.
„Ich bin vor Tagen abgereist.“, sagte Dolandos und zeigte mit einer Handbewegung auf dessen Diener Rufus. „Rufus sollte euch nichts davon erzählen. Das ich zu meiner Schwester reise. Er hat dicht gehalten und euch in Unwissen, damit er euch eben dies Bestätigen konnte. Deshalb habe ich ihn vorhin gesagt, was wirklich geschehen ist. Magalus hat wirklich einen Erben bekommen und das Volk bejubelt ihn und seine Familie. Sie haben nur noch Augen für ihn.“, sagte Dolandos scharf wie eine Viper und voller Zorn.
„Ich muss mir was einfallen lassen.“, sagte Afalus wutentbrannt und ballte die Hand zur Faust.
„Und was willst du tun?“, fragte sein Onkel Dolandos scharf.
„Rufus!“, rief König Afalus aus, als er eine Erleuchtung bekam.
„Ja, Herr!“
„Geh zu Victorius und sag ihm, dass er das Heer zusammen trommeln soll. Weitere Anweisungen folgen.“, sagte König Afalus scharf.
„Ja, Herr. Ich mache mich sofort auf den Weg zu ihm.“, sagte Rufus, stand auf und verneigte vor ihm und verneigte sich auch vor Dolandos. Er erwiderte es und Rufus ging soldatisch hinaus.

Auf dem Hof war es still, nur ab und zu kam das scharren und Wiehern aus dem Stall und einige Krähen kreischten wild in der Luft, aber das war normal auf dieser einsamen Burg.
In der Küche sah Rufus, wie zwei Mägde das Essen zubereiteten und auf dem Boden lag, eine weitere Magd, die wild um sich schlug und anfing zu kreischen. Denn er sah, dass Victorius auf ihr lag und seine Befriedigung stillte. Victorius war sehr muskulös und hatte einen kräftigen Körper. Sein Haar war kurz gehalten und sein Bart streng geschnitten. Die Magd war nur halb mit ihrer Kleidung bedeckt und versuchte sich zu befreien. Doch es gelang ihr nicht. Die Mägde die hier arbeiteten waren Sklaven oder Gefangene aus der Umgebung. Sie mussten gehorchen, ob sie wollten oder nicht, wenn sich nicht gehorchten, drohte ihnen der Tod. Die Männer begnügten sich fast täglich in der Befriedigung und genossen es sichtlich und hatten Spaß an den kreischenden Weibern.
Als Rufus das sah, sah er das Victorius auf der dummen Magd Johanna lag und sie sich nicht wehren konnte, weil er sie so fest hielt, das sie sich nicht mehr wehren konnte.
Johanna war nicht nur dumm sie war auch dunkelblond und taugte nur zum Tellerabwasch und Bastarde zeugen. Sie hatte Brust langes und lockiges dunkelblondes Haar. Sie trug ein abgenutztes Arbeitskleid und abgetragene Schuhe die mit einigen Löchern versehen waren. Sie lag gerade auf dem Boden und versuchte sich einigermaßen zu entkommen, doch es gelang ihr nicht. Victorius hielt sie fest und ließ seiner Befriedigung freien Lauf. Er genoss es sichtlich und freute sich jedes mal wenn er eine rum gekriegte hatte. Victorius war ein Mann in mittleren Jahren und hatte schon lange, bevor sein Herr an die Macht kam für ihn Gedient, er wurde mit seinem Herrn von seiner früheren Heimat vertrieben. Er war Hauptmann der königlichen Garde und hatte weder Frau noch Kind. Er hatte einen massiven Körper und sah furchterregend aus. Er trug einen feinen Mantelrock, den er mit einem dunklen Gürtel zusammen hielt und sein Mantelrock war aus feinem Stoff und mit dunkler Farbe. Sein wirres braunes kurzes Haar, war wild und durcheinander und man könnte meinen, dass er sich niemals um seine Haare kümmerte.
Rufus schmunzelte als er die beiden, so dort liegen sah und hatte auch große Lust es ihm gleichzutun, aber er musste ja den Hauptmann von seiner Tätigkeit abhalten und ihm den Befehl des Herrn zu überbringen. Also räusperte er sich kurz und der Hauptmann sah ihn zornig an und dieser brummte etwas, was Rufus nicht verstehen konnte.
„Ihr stört mich.“, brummte er und hörte mit seiner Befriedigung auf und die Magd Johanna zog sich hastig zurück in ihre Kammer.
„Du hast mir meine Beute davon gejagt.“, brummte er kühl und sauer zugleich.
Rufus zuckte nur mit seinen Schultern und dachte, dass es ihm nichts anginge und schüttelte den Kopf hin und her.
„Schon möglich.“, gab er nur zur Antwort zurück und fügte noch hinzu: „Der Herr hat einen Auftrag für Euch, mein Freund.“
Victorius brummte etwas in seinem dicken Bart hinein und stand auf und zupfte seine Kleidung zu Recht.
„Was will er denn schon wieder?“, war nur seine Frage und brummte immer noch, man konnte es ihm ja auch nicht verübeln.
„Er will das ihr das Heer zusammen trommelt und ihr habt nur wenig Zeit. Weitere Anweisungen folgen.“, sagte Rufus. „Ihr sollt euch unverzüglich auf den Weg machen. Ohne Rast und ohne die Zeit zu vertrödeln. Ihr sollt sofort los. Keine Verzögerung.“
„Na gut.“, knurrte er und verzog sich aus der Küche in Richtung Stall. Dort sattelte er sein Pferd und ritt von dannen.

Rufus hingegen sah, das Katharina, in der Küche hantierte und von ihr eine Mahlzeit verlangte. Sie gehorchte und bereitete ihm eine kleine Mahlzeit aus Huhn und Beilage und einen Krug Wein zu und stellte es ihm hin.
Rufus nahm es sich und genoss jeden Bissen. Er sah sie dabei an. Sie hatte langes schwarzes Haar, hatte einen durchschnittlichen Körperbau. Sie trug wie ihre Gefährtin Johanna, die gleiche Kleidung und war nicht sehr gesprächig.
Er sah sie schräg von der Seite an und sie sah zurück. Er musterte sie durchgehend und sie schüttelte nur den Kopf und verweigerte sich seinen Wünschen.
Als Rufus sein Mahl aufgezehrt hatte, schnappte er sich Katharina und zerrte sie in ihre Kammer und begann, seiner Befriedigung bei ihr, freien Lauf zu lassen. Sie wehrte sich nicht und hielt der Beschmutzung stand, die sie wieder fährt.
Nach seiner Befriedigung, ging Rufus wieder zurück zu seinen Herrn und traf ihn am Fensterbalkon stehend und über seine Anlage blickend an.
Rufus pochte leicht an die Mauer, wo auch ein wenig Ruß und Schmutz dabei herunter fielen, es war zwar nicht laut, aber laut genug das sich der Herr, zu ihm umtrete und ihn misstrauisch anschaute. Rufus kam näher und blieb neben seinen Herrn, wie ein Soldat stehen. Es verging eine weile, ehe Rufus zu sprechen anfing.
„Der Hauptmann trommelt alle zusammen die er kriegen kann und wird in ein paar Tagen hier sein.“, stattete er seinen Herrn Bericht.
„Das ist gut. Ich danke dir.“, sagte König Afalus und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Sobald er zurück ist, machen wir uns Kampfbereit und ziehen los. Ich will in der Nacht meinen Feind zerschmettern, womit er nicht rechnet und selig in seinem Bett schlummert.“, sagte König Afalus fest und Rufus nickte.


Kapitel 2

Die Burg Adlersburg, lag festlich, auf ihrem hohen Berg und genoss, den neuen Zuwachs den sie vor einigen Stunden erhalten hatten und war immer noch in Feierlaune. Die Adlersburg war eine goldene Festung mit prächtigen fünf Meter dicken Mauern. Sie besaß viele Wachtürme, wo die Wächter oder wie man sie auch bezeichnete als Wappner, und spähten in die Dunkelheit, um die Feinde ausfindig machen zu können. Die Zeit verging und etliche Monate gingen ins Land, als das Land den ersten Geburtstag des Jungen feierte.
Es dämmerte bereits, als die letzten Gäste und der Herrscher, mit seiner Familie zu Bett gingen und sich aneinander kuschelten und liebten.
König Magalus trug einen königlichen Pyjama, aus blauer Seide, mit goldenen Stickereien und seine Frau einen königlichen, dunkelroten Pyjama, ebenfalls aus Seide und silbern bestickten Mustern darauf.
König Magalus war ein angesehener und gut aussehender Mann. Er war 47 Jahre alt, also vier Jahre älter als sein jüngerer Bruder Afalus und auch viel reifer. Magalus war ein reifer und liebensvoller und warmherziger Mann und Herrscher. Er war geachtet und geliebt von seinem Volk und seiner Familie. Seine Frau hatte dunkelblondes und langes Haar mit einigen Wellen und versorgte ihren Sohn liebevoll.

Die Nacht war schon lange herein gebrochen, als sich Magalus in sein Schlafgemach begab, wo er auf seiner Frau traf, die bereits im Bett lag und auf ihn wartete. Sein Sohn Denjan lag bereits in seiner kleinen Wiege neben dem Bett, wo die Mutter lag und schlief. Er ging zu der Wiege und streichelte seinem einzigen Erben und Sohn über die Wangen und gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. Dann legte er sich in sein Bett zu seiner Frau und küsste sie auf den Mund.
„Er ist vorhin gerade eingeschlafen, als du gekommen bist.“, sagte seine Frau Solunda sanft.
„Das ist gut.“, sagte Magalus sanft und streichelte ihr Gesicht.
„Schlaf gut, mein Schatz.“, sagte Solunda zu ihrem Mann.
„Schlaf gut.“, sagte er und küsste sie innig. Dann schliefen sie ein.
Die Nacht war kalt und rau und die Wolken zogen dahin. Es war kaum ein sternenklarer Nachthimmel zu sehen. Selbst ein eisiger Wind wehte, obwohl es erst Anfang Herbst geworden war. Die Ernte war schon längst herein geholt worden und alle waren mit der Ernte dieses Jahres zufrieden, weil sie so gut gedeiht war.
Die Nacht verging und in ein paar Stunden war es wieder heller Tag, doch es sollte nicht friedlich bleiben diese Nacht.

König Magalus träumte in dieser Nacht sehr schlecht. Er träumte, dass seine goldene Burg, wie er sie nannte, angegriffen und alle Bewohner im Schlaf niedergemetzelt wurden. Die Gebäude und die Mauern wurden niedergebrannt und die Feinde bahnten sich einen Weg zu seinem Schlafgemach vor. Magalus wurde immer unruhiger und wälzte sich hin und her. Plötzlich hörte er Todesschreie und erwachte aus seinem unruhigen Schlaf. Für einen Augenblick, wusste er nicht wo er war und brauchte eine kleine weile, um zu wissen, wo er war, dann erinnerte er sich, dass er in seinem warmen Bett lag und träumte. Er schlug hastig die Bettdecke zur Seite und sprang aus seinem Bett und ging geradeaus zu dem Fensterbalkon hin, wo er seine Burg und den Innenhof gut überschauen konnte und dann sah er, das sein Traum real war und nicht nur Illusion. Er erstarrte. Für einige Augenblicke konnte er sich nicht rühren und sah stock steif in die Burg hinab, dem geschehen zu und konnte es erst recht nicht glauben. Er sah, das tatsächlich, dass seine Feinde in seine Burg eingedrungen waren und alle Bewohner niedergemetzelt hatten. Er sah, das es sein Bruder war, der ihn Angriff auf vorbereitet wurde und ihn zerstörte, was ihm nur in den Weg kam. Er wollte ihn unbedingt vernichten, das spürte Magalus und kam aus seiner Starre wieder frei. Er wurde wieder in die Wirklichkeit zurück geholt und ging zu seinem Bett zurück, wo er seine Frau weckte und diese sich den Schlaf aus den Augen wischte.
„Was ist denn los.“, gähnte sie noch ganz verschlafen und sah ihren entsetzten Mann an.
„Wir sind in Gefahr. Beeil dich. Wir müssen fliehen.“, sagte er ängstlich und voller Sorge.
„Warum? Was ist denn passiert, warum sagst du nicht was los ist?“, fragte Solunda und schaute ihren Mann verwirrt an.
Magalus musste schlucken und dann begann er zu berichten was er gerade gesehen hatte.
„Wir werden angegriffen, von der Armee meines Bruders. Es ist nicht mehr viel von der Burg übrig. Die Krieger sind alle gefallen und uns bleibt nur noch die Flucht. Beeilen wir uns. Schnell!“, sagte er entsetzt und drängte sie, sich fertig zu machen.
Solunda nickte und stieg aus dem Bett und zog ihr dunkelrotes Kleid mit den vielen goldenen Stickereien und die Schuhe an. Sie nahm ihren Sohn und packte ihn warm ein und hielt ihn fest an sich.
„Gehen wir!“, sagte sie zitternd und wollten gerade los, als die Kemenate aufgerissen wurde und Magalus Bruder Afalus auf der Türschwelle stand.
Beide erschracken und konnten sich für einen Moment nicht bewegen. Sein Bruder Afalus grinste breit und freute sich über seinen Sieg, den er bald haben würde. Er wusste, dass er Erfolg haben würde und seinen Bruder endlich niederschmettern konnte.
„Bruder!“, rief Magalus erschrocken und starrte ihn an.
„Lass den Quatsch und komm zur Sache!“, brüllte er und hielt sein Schwert in der Hand, was bereits mit viel Blut versehen war.
„Was soll ich lassen?“, fragte König Magalus etwas verwirrt seinen Bruder.
„Wir sind schon lange keine Brüder mehr, falls du das vergessen hast!“, rief König Afalus voller Zorn und seine Stimme zitterte dabei.
Für einen Moment war absolute Stille und niemand sprach ein Wort. Nur die Todesschreie, von draußen, drangen an die Ohren, von König Magalus.
„Du hast mich in die Verbannung geschickt!“, schrie Afalus seinen Bruder an.
„Das stimmt, aber nur weil du unsere Eltern ermorden hast!“, schrie Magalus zurück. „Und das vor unseren Augen, falls du dich noch daran erinnern kannst!“
„Schon möglich.“, gab Afalus zurück.
Und sah ihn dabei schräg von der Seite an und grinste breit.
„Was willst du eigentlich hier?“, fragte Magalus schrill.
„Was wohl! Kannst du dir das nicht denken?“, rief König Afalus und lachte.
Als es Magalus langsam dämmerte, wollte er es nicht wahrhaben und schüttelte den Kopf.
König Afalus hingegen, schritt auf ihn zu und bedrohte ihn, mit seinem blutigen Schwert. Er kam auf seinen Bruder zu und rammte ihn, mit einer so ungeheuren Macht in seinen Magen, das Magalus aufstöhnte und Solunda zu kreischen anfing. Denjan schlief dessen munter weiter, als ginge es ihm nichts an.
Sein Bruder gab einige, merkwürdige Geräusche von sich und aus seinem Mund floss bereits das Blut und Magalus, sackte zuerst auf die Knie und dann kippte er zur Seite und lag Tod auf den Boden und in seinem eigenen Blut gedrückt.
Solunda schrie wieder, als Magalus vor ihren Füßen, tot auf den Boden lag und drückte ihren Sohn noch fester an sich. Hinter ihr stand die Wiege und dahinter, war ein ein Teppich in der Wand, dahinter verbarg sich, eine Geheimgang und doch konnte sie sich nicht rühren. Sie stand unter Schock und wollte flüchten, doch sie weiß, das Afalus sie nie gehen lassen würde.
König Afalus ging auf sie zu und hielt sein Schwert an ihren Hals und schaute sie finster an.
Solunda fing zu weinen an und versuchte dennoch stark zu bleiben. Doch König Afalus juckte das überhaupt nicht, sondern freute sich insgeheim darüber, das er seinen Sieg fast erreicht hatte. Er konnte es schon beinahe riechen. Er roch die Angst, die in Solunda nun erweckt wurde, auch wenn sie es nicht so direkt zu ließ.
Jetzt würden die Leute die ihn damals verbannt hatten, dafür Büßen müssen, was man ihm angetan hatte. Seine verschmähte Liebe zu Solunda war bitter und nun, stand er ihr gegenüber und konnte ihren Angstschweiß riechen und genoss, dass sie Angst vor ihm hatte.
Sie standen eine kleine weile da, ohne sich zu rühren. Nur die Schreie von draußen drangen durch die runden Fenstermauern und das traurige Schluchzen von Solunda waren zu hören. Sonst war kein Laut zu vernehmen. Selbst der kleine Denjan schlief munter, auf den Arm seiner Mutter weiter. Er hatte auch das Geschehen drum herum nicht mit bekommen und würde es auch nie erfahren oder doch? Wer weiß das schon. Er wusste noch nicht einmal wie sein Vater und König gestorben war. Doch eines Tages wird er es wohl oder übel herausfinden. Man weiß nie wie sich das Leben gestaltet. Solunda starrte weiterhin Afalus an und rückte immer weiter zur Wand, mit dem Teppich, hin. Sie konnte den Teppich nun fühlen, als sie eine Hand auf ihn legte. Afalus hingegen, kam mit kleinen Schritten immer näher auf sie zu und schnitt ihr nun endgültig den Fluchtweg, zur Tür ab. Er war sich seines Sieges so sicher, das er, was um ihm herum geschah, kaum noch mit bekam. Er grinste weiterhin und hielt sein Schwert, an das Kinn seiner Feindin. Währenddessen, brannten seine Männer, die ganze Burg nieder und töteten alles, was ihnen in den Weg kam.


Kapitel 3

Als Afalus seiner Feindin noch immer entgegensah und ihre Angst spürte, konnte er nicht mit dem Schwert zu stechen, obwohl es schon längst an Solundas Hals war. Er musste an seine Jugend denken und verfiel in einen kurzen Tagtraum, wo er in seine Vergangenheit fiel und daran denken musste, wie er mit seiner Familie noch gut zurecht gekommen war und wo er mit seinem Bruder noch viel unternehmen konnte. Sie waren unzertrennlich gewesen, wäre da nicht dieses eine Mädchen gewesen, das beide gern hatten. Nur dass er sich niemals trauen würde, sie zu fragen, wusste er damals noch nicht. Als er mit seinem Bruder auf dem Markt war und das Mädchen sah, ihr Name war Solunda, die Frau, die heute vor ihm stand, stieß er seinen Bruder kurz an und fragte ihn, ganz leise und schüchtern: „Kannst du sie nicht fragen?“
„Was Fragen?“, fragte sein Bruder irritiert zurück.
„Ob sie mich heiraten will!“
„Warum gehst du nicht selbst?“
„Das weißt du doch. Nun geh schon. Und frag sie? Nun geh schon.“, drängte Afalus und stieß seinen Bruder an.
„Du bist ein Feigling.“, sagte Magalus lachend.
Afalus fühlte sich verraten und setzte ein trotziges und zorniges Gesicht auf. „Ich bringe es nicht fertig, sie zu fragen.“
„Damit bekommst du nie eine Frau.“
„Kannst du nicht zu ihr hin? Bitte?“, flehte Afalus seinen Bruder an.
„Du schuldest mir was. Also schön. Du bleibst weiter ein Feigling und das wissen fast alle.“
Er verzog das Gesicht und hebte seinen Kopf ganz leicht an und gab seinem Bruder ein Zeichen. Der seufzte und schüttelte den Kopf und ging dann zu dem jungen Mädchen, das er selber gut fand und klopfte ihr leicht auf die Schulter. Sie drehte sich um und sah ihn direkt in die Augen und sie lächelte ihn, mit hochrotem Kopf an. Er hob die Hand zum Gruß und sie tat es ihm nach. Er sah, dass sie einen Einkaufskorb, bei sich trug und einige Lebensmittel eingekauft hatte. Er wusste nur, dass sie die Tochter des Hufschmieds war.
„Was ist?“, fragte die Tochter des Hufschmieds gleich direkt.
„Ich wollte wissen wie du heißt?“, fragte Magalus sie.
„Solunda, die Tochter des Hufschmieds.“
„Ein schöner Name.“, sagte Magalus und wurde ganz rot.
„Dankeschön.“
„Bitte, war mir ein vergnügen.“
Sie lächelten sich gegenseitig an. Magalus, fand ihren Namen schön, so schön wie der Tag, die Wolken waren kaum zu sehen und die Sonne strahlte vergnügt vor sich hin. Der Markt wurde immer lebendiger und die Leute strömten in die Stadt.
„Was wolltest du eigentlich von mir?“, riss sie ihn aus seinen Tagträumen.
„Oh, natürlich. Verzeiht.“, sagte er ganz verlegen.
„Euch ist verziehen, also was wollt ihr?“, fragte Solunda barsch.
„Nun, seht ihr meinen Bruder, dort am Brunnen stehen? Dort hinten?“ Er zeigte in die Richtung zur Marktmitte und sah das sein Bruder am Brunnen stand und mit einem Bein auf dem Brunnenrand stehend und die rechte Hand in seiner Hüfte gestemmt und die andere Hand, lag ruhig auf seinem Bein. „Ja.“, sagte sie. „Ich sehe ihn, was will er?“
„Gut. Er hat mich gebeten, dich etwas zu fragen, wenn du gestattest?“
„Sicher?“, sagte Solunda ruhig und etwas schüchtern zugleich. „Warum schickt er euch?“
„Gut. Mein Bruder lässt wissen, ob du ihn gerne heiraten möchtest?“, fragte Magalus sie sanft.
Solunda war geschockt.
„Was?“, fragte sie erschrocken und schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht recht.“
Magalus nickte sofort und verstand sie. „Was soll ich ihm antworten?“
„Warum geht er nicht selber zu mir und fragt mich?“, wollte sie wissen.
„Er ist zu schüchtern, um eine Frau, die er mag, zu fragen.“, antwortete Magalus ehrlich und zuckte kurz mit den Schultern, als ginge es ihm nichts an.
„Nein.“, sagte sie kalt.
„Nein?“, fragte er und zog die Augenbrauen hoch. „Wieso nicht?“, wollte er noch wissen.
„Weil er ein Feigling ist. Er hätte selbst herkommen und mich fragen müssen. Ganz einfach.“, sagte sie ernst. „Ich heirate keinen, der mich nicht selber fragt und einen Dienstboten schickt.“
„Da gebe ich euch recht, meine Liebe.“, sagte Magalus. „Er ist wirklich ein Feigling, in manchen Lagen.“
„Ist er das?“, fragte sie ihn und lächelte ihn dabei schräg von der Seite an.
Es verstrich eine Zeit lang und Magalus suchte nach den richtigen Worten.
„Nun.“, begann er vorsichtig und musste sich räuspern.
„Was willst du mich eigentlich fragen?“, fragte sie und begann mit ihren Haaren zu spielen und setzte ihr schönes lächeln auf und darauf wurden Magalus Knie ganz weich und er musste des öfteren schlucken, um sich zu erreichen.
„Was ist?“, fragte sie ihn und lächelte ihn verspielt an.
„Würdest...würdest du mich heiraten wollen, wenn du schon meinen Bruder nicht willst?“, fragte Magalus frei heraus.
Es verging eine kleine weile und die Sonne stach blendend auf den belebten Marktplatz und seinen Verkaufsständen herab und beleuchtete ihr schönes dunkles und langes Haar.
„Du...du musst nicht. Es ist deine Entscheidung, nur wenn du willst.“, fügte er noch schüchtern hinzu.
Endlich hatte er den Mut dazu gefunden ihr die Wahrheit zu sagen und stieß dabei einen kleinen Seufzer aus. Klein aber ein wenig hörbar.
In der ferne beobachtete sein Bruder ihn ganz genau und sein Gesicht fing an sich zu verfinstern und er guckte sehr ernst und ziemlich böse zu seinem Bruder hinüber.
Solunda spielte weiterhin mit ihren Haaren und lächelte immer weiter vor sich hin und er lächelte zurück.
„Du kennst das Gesetz? Oder?“, fragte sie ihn.
„Sicher.“, sagte er. „Warum?“
„Ihr seid noch keine einundzwanzig und ich bin noch keine achtzehn. Wir werden noch einige Jahre warten müssen.“, sagte sie ernst.
„Ich will gerne warten, bis du meine Frau wirst und wir alt genug sind.“, sagte er ernst und doch wieder charmant zurück.
„Dann sage ich JA, wenn die Zeit gekommen ist.“, sagte sie lächelnd und er lächelte zurück und umarmte sie eine Zeit lang innig.
„Natürlich muss nur noch mein Vater seine Zustimmung geben.“, sagte sie.
„Ja. Leider muss das sein.“, seufzte Magalus.
„Nimm es nicht so schwer, mh.“, sagte Solunda sanft.
„Ich versuche es. Danke.“, sagte Magalus und atmete tief ein und aus.
Sie lachten zusammen und das sah Afalus gar nicht gerne. Er war richtig verbittert und zog sein Gesicht zusammen, das er Falten bekam.
„Es ist dir nicht leicht gefallen, mich zu fragen, stimmts?“, fragte Solunda ihn.
„Ja.“, sagte Magalus. „Nun kennst du meine wahren Gefühle zu dir und ich fühle mich nicht wie ein Feigling. Ganz im Gegenteil. Ich sage, was ich denke.“
„Das ist wahr. Dein Bruder scheint nicht gerade freundlich zu sein?“, sagte sie und nickte mit dem Kopf in seiner Richtung hinüber.
Magalus drehte seinen Kopf herum und sah seinen Bruder an. Er musste feststellen, das Solunda recht hatte und das er sich schlagartig verändert hatte.
„Ohje. Das ist gar nicht gut.“, sagte Magalus geknickt
„Wieso nicht?“, fragte Solunda.
„Er wird sehr schnell wütend, in letzter Zeit. Wenn ihm etwas nicht in den Kram passt.“, gestand Magalus ihr.
„Dann geht lieber, bevor es Schwierigkeiten gibt.“, sagte Solunda ernst und drängte ihn zu gehen.
„Was ist mit dem Hufschmied, deinem Vater?“, fragte er.
„Er muss es nicht wissen. Noch nicht. Geh mein Liebster. Geh.“, flehte sie ihn an und stieß ihn an, damit er sich vorwärts bewegen musste.
Die Sonne stand hoch am Mittagshimmel und Afalus kochte vor Wut und sah mit an, wie ihn sein Bruder einfach stehen lies und sein Mädchen stahl. Er verfluchte ihn für immer.
In den nächsten Tagen, verlobten sich Magalus und Solunda. Der Hufschmied hatte seinen Segen gegeben und damit war die Hochzeit der beiden Turteltauben besiegelt. Nur einem passte es nicht in den Kram, Afalus. Er sann nach Rache.

„Warum?“, schrie eine ganz laute Stimme, wie aus dem Nichts und Afalus zuckte zusammen und befand sich wieder in der Gegenwart seines Schlachtfeldes.
Für einen Moment wusste er nicht: „Wer“? geschrien hatte und Warum? Und dann sah er, seiner Feindin, erneut in die Augen und erkannte das sie es war, die geschrien hatte und ihn aus seinem Traum zurückholt hatte. Ausgerechnet sie.
„Warum?“, schrie Solunda noch einmal und ihre Lippen bebten vor Wut und Angst zugleich.
Jetzt wusste er wo er war und was er hier machte. Dann griff sein Zorn wieder die Oberhand und er setzte seinen Rachefeldzug fort.
„Das wisst ihr ganz genau, meine Teure.“, bluffte er sie an.
Sie war verwirrt und wusste nicht, was er meinte, sie zuckte nur mit den Schultern, als verstünde sie nicht, wovon er sprach.
„Dann denk an die Zeit zurück, meine Liebe. Wo mein Bruder dich gefragt hat, ob du ihn heiraten würdest. <Anstatt mich zu nehmen>, hast du ihn genommen.“, brüllte er mit aller Kraft.
„Du warst ein Feigling in deiner Jugend.“, sagte sie bissig und voller Wut.
„Ich bin kein Feigling.“, rief er. „Mein bescheuerter Bruder war ein Feigling.“
„Dein Bruder, hatte mich, wenigstens gefragt und hat nicht seinen Bruder geschickt, um mir einen Antrag zu überbringen.“, fauchte Solunda unter tränen und Wut.
„HAHA“, sagte er. „Das ist nicht wahr.“, biss die Zähne zusammen und zischte laut.
„Es ist wahr. Ihr erkennt nur die Wahrheit nicht.“, fauchte Solunda ihn weiter an.
„Für deine dreckigen Lügen, sollst du nun bezahlen.“, zischte Afalus zornig.
„Warum tut ihr es dann nicht, huh?“, rief sie.
„Was tue ich denn nicht?“, fragte er sie scharf.
„Mich töten.“, sagte sie wutentbrannt.
„Das lässt sich schnell ändern.“, sagte Afalus.
Er wollte gerade ausholen, als er einen heftigen Schlag auf seinem Hinterkopf spürte und er zu Boden sackte.
Der dumpfe Aufprall lies eine kleine Staubwolke entstehen und Solunda starrte auf den beweglosen Körpern hinab und hielt ihren Bündel in ihrem Arm, wo ihr Sohn noch immer tief schlummerte.
Dann schaute sie hinauf, in die Richtung wo jetzt ein weißer Ritter mit einem goldenen Adler im Zimmer stand. Sein Schwert hielt er in seiner rechten Hand und das Schwert war mit viel Blut überströmt. Sein Helm war verbeult und lag auf dem Boden. Dann erkannte sie ihn und sie lächelte ihn dankbar an.
„Ich danke Euch, mein treuer Diener.“, sagte sie zu ihm.
Er verbeugte sich kurz und reichte ihr die Hand und küsste sie.
Sein blondes, kurzes Haar war nass von den ganzen Anstrengungen des Kampfes und es lief ein wenig Schweiß von seinem Gesicht herab und er begann schwer zu Atmen und zu Schlucken.
„Wir müssen von hier fliehen, Hoheit.“, sagte er kurz und knapp.
Sie sah ihn. „Wieso?“, fragte sie verwirrt.
„Die Burg ist verloren und zerstört. Alle Männer sind gefallen und nun auch noch der König.“, sagte er und sein Blick weitete sich, als er seinen Herrn auf dem Boden liegen sah. „Wenigstens Euch, meine Liebe. Möchte ich retten.“, sagte er Ritterhaft und ernst zugleich.
„Das ist sehr freundlich von dir? Aber wie willst du uns hier wegbringen?“, fragte sie besorgt. „So viel ich weiß, ist der Ausgang versperrt. Nur der Geheimgang hinter uns, könnte uns noch retten, oder seht ihr noch eine andere Möglichkeit?“
„Es gibt nur diesen einen Geheimgang, hier in der Burg, der noch nicht zerstört worden ist und nur wenige kennen ihn.“, erklärte er. „Er befindet sich genau hinter euch.“
Seine Gestalt war muskulös und war ein guter Krieger. Er war erst zwanzig Jahre alt und hatte ein gutes Leben gehabt, bis zum heutigen Tag.
„Ich kenne den Weg. Ihr müsst mir folgen, meine Herrin.“, sagte er.
„Wie, Hansalas. Sohn des Wondeles. Wie nur?“, fragte sie verzweifelt.
Hansalas kam aus dem Reich, der edlen Stadt Sodankus, wo er auch seine Familie hatte.
Er schaute sich um und sah den Kamin der ein paar Meter vom Ehebett seiner Herrin stand. Er trat darauf zu und berührte ihn. Er sah eine Fackel in ihrer Halterung stecken die noch brannte und fasste sie am Stiel und zog sie nach unten, darauf hin gab es ein Geräusch. Der Teppich an der Wand, schob sich zur linken Seite auf und dunkler Geheimgang kam zum Vorschein. Solunda wich erschrocken zur Seite und starrte in die Finsternis.
„Nicht schlecht.“, sagte Hansalas und steckte sein Schwert wieder ein und reichte seiner Herrin seine Hand.
Sie ergriff seine Hand und er führte seine Herrin mit ihrem Kind in den Tunnel hinein. Sie fing an sich etwas zu fürchten und das spürte er.
„Ihr braucht keine Angst zu haben, meine Herrin.“, sagte Hansalas. „Ich bin ja bei Euch, meine Herrin.“
„Ich danke Euch, mein treuer Freund.“, sagte Königin Solunda zu ihrem letzten Ritter.
Ritter Hansalas führte seiner Herrin in den dunklen gemauerten Geheimgang hinein. Die Fackel erleuchtete den dunklen Gang und offenbarte einen sehr langen Gang, der sich stetig nach unten wandte und einige Kurven aufwies.
„Los gehen wir, meine Herrin. Ihr braucht keine Angst zu haben.“, sagte Hansalas und führte seine Herrin in den dunklen Tunnel hinein.
„Ich habe keine Angst, mein Freund.“, sagte sie und lächelte.
„Dann ist es gut. Kommt jetzt. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Der Feind kann jeden Augenblick wieder aufwachen.“, sagte er.
Die beiden gingen zusammen in den Tunnel und folgten den langen Gang. Beide liefen schneller, so das sie fast rennen mussten. Nach einer weile, mussten sie verschnaufen, weil die Herrin nicht mehr konnte. Der Gang bog sich nach links und nach rechts immerzu hin und her und schien kaum ein Ende zu nehmen.
„Was ist los?“, wollte er von seiner Herrin wissen.
„Ich kann nicht mehr so schnell laufen, mein Freund.“, sagte sie außer Atem.
„Doch das müsst ihr. Herrin.“, sagte Ritter Hansalas. „Wenn wir nicht schneller sind, kriegen sie Euch am Ende, doch noch und das will ich nicht. Versteht ihr?““
„Wir können schneller gehen, aber rennen tue ich nicht mehr. Fürs erste jedenfalls nicht.“, sagte Solunda nach Atem ringend.
„Gut. Dann machen wir es so. Aber ihr müsst Euch jetzt beeilen, wenn ihr noch weiter leben wollt.“, sagte er. „Kommt jetzt.“, befahl er fast.
Sie marschierten los und gingen immer weiter den Tunnel entlang. Nach einer etlichen Weile erblickten sie einen hellen Lichtschein der wie eine große Kugel aussah.
„Endlich der Ausgang.“, sagte Solunda Atem ringend und sehr großer Erleichterung.
„Ja. Das ist der Ausgang, gleich haben wir es geschafft. Meine Herrin.“, sagte Hansalas nun ebenfalls nach Luft schnappend.
Noch eine kleine Weile verging und sie standen in der klaren Stern erleuchteten Nacht, auf einem großen Hügel, der mit mannshohem Gras bedeckt war.
Das Gras war so hoch das ein Mensch sich dort verstecken konnte. Sie rangen nach Atem und bahnten sich einen Weg durch das hohe und dicke Gras. Sie fanden einen und nahmen ihn. Er führte direkt zu dem Fluss, der sich in der Nähe befand. Der Fluss floss gen Süden und seine Strömung war sehr stark. Am Ende gab es einige Wasserfälle.
Plötzlich nahmen die beiden einen Schrei wahr und erschracken heftig.
„Was war das?“, wollte Solunda wissen und bekam ein wenig Angst.
„Das war dieser König Afalus, meine Herrin.“, sagte Hansalas. „Er ist wieder zu Bewusstsein gekommen und wird unsere Fährte sicher bald aufnehmen. Wir müssen uns beeilen. Los gehen wir.“
„Dann los.“, sagte sie.
Die beiden fingen wieder an zu rennen und gelangten somit, an den reisenden Fluss. Das Afalus immer noch rief und schrie, hörten sie schon lange nicht mehr. Nur ein tiefes grollen, das aus der Burg kam.
Sie kamen atemringend an den Fluss an und schauten sich nach einer Möglichkeit um, um über den Fluss zu gelangen, doch sie fanden nichts. Die Strömung war immer noch stark und es rauschte an ihren Ohren vorbei.
„Was nun?“, fragte Solunda ahnungslos ihren letzten Ritter.
„Ich weiß es nicht, meine Herrin. Es tut mir Leid. Wir können nicht über den Fluss, weil die Strömung zu stark ist.“, sagte Hansalas nun ebenfalls hilflos zu seiner Herrin.
„So ein Mist.“, schimpfte Solunda und stampfte mit ihrem Fuß auf. „Wir können nicht in den Fluss, so ein Mist!“
„Was nun, meine Herrin?“, fragte Hansalas seine Herrin verzweifelt.
„Mmmhhh.“, gab seine Herrin nur zurück und wusste selber nicht weiter.
Solunda sah sich nach einer Möglichkeit um und entdeckte nach einer weile, einen kleinen Baumstamm, der eine Mulde hatte.
„Genau das was ich gesucht habe.“, sagte Solunda schon fast verzweifelt und ging dann, zu diesem Baumstamm am Flussufer hinein.
Sie zerrte ihn an Land und gab ihrem einzigen Sohnemann einen dicken Kuss und legte ihn hinein.
„Was macht ihr?“, fragte Hansalas entsetzt. Doch Solunda überhörte ihn einfach.
„Leb wohl, mein Schatz. Ich hoffe, du wirst es eines Tages weit bringen, mein Lieber.“, sagte Solunda herzzerreißend und tränen aufgelößt und küsste ihn immer wieder auf sein Gesicht. „Mach es gut, mein Denjan.“, sagte sie und streichelte ihm noch ein letztes mal über seine weichen Wange. Denjan schlief einfach weiter und kümmerte sich nicht um das Geschehen und um die Sorgen seiner Mutter.
Dann schiebte sie den Baumstamm, in den strömenden Fluss und sah ihm lange nach, bis er verschwunden war. Dann schaute sie nach unten und brach wieder in Tränen aus und ging dabei in die Hocke und vergrub ihr Gesicht in die Hände.
Ritter Hansalas legte eine Hand auf ihre Schulter und versuchte sie zu trösten.
„Kommt. Wir müssen fliehen. Wir können nicht weiter hier verweilen.“, sagte er. „Es ist ein schwerer Schritt.“, fügte er noch leise hinzu.
„Ihr habt recht.“, sagte Solunda weinend und stand wieder auf und trocknete sich die Tränen von ihrem Gesicht ab. „Wir müssen von hier verschwinden. Und wohin sollen wir gehen?“
„Ich weiß noch nicht wohin wir gehen könnten, meine Herrin.“, sagte Hansalas zu ihr.
„Mm.“, sagte sie. „Dann müsst ihr fliehen und meinem Kind, später alles zu erzählen, was heute Nacht geschehen ist.“, sagte sie ernst und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Das kann ich nicht zulassen. Meine Herrin.“, sagte Hansalas schockiert. „Das könnt ihr nicht von mir verlangen?“
„Ihr habt einen Eid geschworen, falls ihr das vergessen habt.“, sagte Solunda zu ihren Ritter ernst.
„Ich habe es nicht vergessen, aber ich habe geschworen, Euch zu beschützen und das eurer Familie. Das ist mein Eid.“, sagte Hansalas und versuchte sich aus seiner Lage zu befreien. Er schüttelte heftig den Kopf und musste mit sich kämpfen, das er nicht in Tränen aus brach. Denn er mochte seine Herrin sehr und wenn er es sich so überlegte, liebte er sie sogar, obwohl eine Beziehung mit ihr unmöglich werden würde.
„Das weiß ich, aber ihr werdet meinen Befehl nicht verweigern.“, sagte Solunda ernst und sah ihn bittend an. „Verstanden!“
„Seht mich nicht so an, meine Herrin.“, sagte er.
„Warum?“, fragte sie.
„Ich werde immer weich, wenn ihr mich so ansieht.“, sagte er.
„Dann wisst ihr ja was zu tun ist. Erzählt meinem Jungen, wenn ihr ihn findet, was geschehen ist in jener Nacht. Er muss es erfahren. Verspricht mir das? Mein Freund.“, sagte sie.
„Ich verspreche es Euch, meine Herrin.“, sagte er und seufzte ein wenig.
Es blieb ihm ja nichts anderes übrig. Er musste gehorchen und tat etwas, was beide überraschte. Er küsste ohne Vorwahrnung seine Herrin. Solunda stieß ihn von sich.
„Nicht.“, sagte sie und wurde rot dabei.
„Verzeiht.“, sagte Hansalas und trat verlegen zur Seite. „Es war ein schrecklicher Fehler von mir.“
„Vergesst, was gerade geschehen ist und hört meinen letzten Befehl.“, sagte Solunda sanft und ernst zugleich.
„Was soll ich tun, meine Herrin?“, fragte er.
„Ihr müsst als Nichtritter, durch das Land ziehen und meinen Sohn finden. Ihr müsst ihm erzählen woher er kommt. Er muss auf den rechtmäßigen Thron gesetzt werden und sein Volk regieren. Er muss das Volk schätzen, es lieben, es beschützen. Findet eine angenehme Frau für ihn, wenn er soweit ist. Er soll Kinder zeugen und sie aufwachsen sehen. Versprecht mir das?“, sagte sie ernst.
„Ja, meine Herrin.“, sagte er.
„Und legt eure Rüstung ab, ihr dürft nicht erkannt werden.“, sagte sie.
„In Ordnung. Ich werde es tun, meine Herrin. Wie ihr befiehlt.“, sagte er.
„Dann schwimmt auf die andere Seite beeilt Euch. Bleibt verborgen. Geht. Geht.“ sagte sie und stieß ihn in Richtung Fluss hinein.
Er weigerte sich zuerst und verlor dennoch sein Gleichgewicht und stürzte in den Fluss hinein. Seine Herrin sah ihm nach, wie er zum anderen Ufer schwamm und dort in die Büsche flüchtete.

Dann vernahm sie Stimmen und fuhr herum. Sie sah das die Wachen immer näher kamen. Als sie sie gesehen hatten, war es zu einer Flucht zu spät. Sie hatten sie schon längst umzingelt und dann kam Afalus hinzu. Er hatte eine Platzwunde am Kopf, wo ihm jemand auf dem Kopf geschlagen hatte und er Ohnmächtig geworden war.
„Hast wohl gedacht, du könntest einfach so entkommen, ohne das ich es merke. Dein Freund hätte, besser gleich sein Schwert gegen mich erheben und mich beseitigen müssen, als er noch die Gelegenheit dazu hatte. Huh.“, sagte er gehässig und voller Zorn in der Stimme.
Sie schüttelte nur den Kopf und tat so als wüsste sie von nichts.
„Willst du immer noch weglaufen?“, fragte er gehässig und fing an böse zu lachen und seine Männer lachten mit.
Sie fand das überhaupt nicht lustig und senkte nur den Kopf, um der Scharm und den Blick der Fieslinge zu entkommen.
„Was willst du jetzt machen, huh?“, fragte Afalus sie gehässig.
Sie schüttelte wieder den Kopf und schaute weiter hin zu Boden.
„Was ist? Wegrennen nützt dir nichts mehr, meine Hübsche.“, sagte er bissig. „Dazu ist es jetzt zu spät.“
Das wusste sie. Sie konnte nirgendwohin hin, weil sie von seinen Männern umzingelt worden und ihren Fluchtweg abgeschnitten hatten.
Die Nacht war mild und ein kleiner Windhauch fegte durch die Grashalme und Wolken zogen auf. Die Sternen klare Nacht wurde von einigen Wolken bereits bedeckt.
„Was machen wir denn jetzt mit dir? Was meint ihr Männer?“, fragte Afalus gemein.
„Was würdest du machen, mein Herr?“, sagte einer der Männer fröhlich lachend.
„Gute Antwort. Tja, was würde ich mit dir machen. Mmhh.“, sagte er wieder und grinste dazu.
Er zog sein Schwert aus seiner Scheide und hielt es an Solundas Kinn. Darauf hin schaute sie ihn Eiskalt an, als ob sie das nichts an ginge.
„Haha. Was willst du jetzt machen, meine Hübsche? Wegrennen? Das würde uns sicherlich gefallen, was Männer?“, fragte er in seiner Runde.
Alle Männer lachten und ihr Herr auch. Es war eine Demütigung für sie und die Männer kosteten das alles zu gut aus.
„Schluss mit dem Gelache!“, brüllte Afalus sie alle an und alle verstummten plötzlich und nur der Wind der durch das Gras wehte und das Rauschen der starken Strömung des Flusses, waren zu hören.
„Gut dann wollen wir mal. Mal schauen wie dir das schmeckt.“, sagte er gehässig.
Er holte einen großen Schwung mit seinem Schwert aus und stach mit voller Wucht in ihren Magen hinein. Ihre Augen quollen hervor und sie begann zu hecheln und als er sein Schwert wieder herauszog, sackte sie auf ihre Knie und begann Blut zu spucken. Dann kippte sie zur Seite und begann schwer zu Atmen, bis sie nicht mehr atmete. Die Männer grinsten hämisch und freuten sich über das was ihr Herr, da gerade gemacht hatte.“Nun, meine Herren.“, sagte er triumphierend. „Holt eine Menge Holz. Wir wollen das doch feiern.“
„Ja, mein Herr.“, sagten sie und rannten los um Holz zu holen.
Die anderen Männer blieben und stellten sich um ihr totes Opfer herum, feierlich auf.
„Was habt ihr vor, mein Herr?“, fragte einer seiner Männer ihn.
„Das werdet ihr noch früh genug erfahren.“, sagte er zu seinen Männern.
Als die Männer zurück kamen, mit dem Holz, machten sie Stapelweise einen Haufen daraus. Dann zündete Afalus, mit der Fackel in seiner Hand, die er von einem seiner Männer genommen hatte und zündete den Haufen an und packte Solundas rechten Arm und hievte sie hoch. Dann schmiss er sie, mit einer gewaltigen Wucht, auf den brennenden Haufen.
Sie verbrannte und es blieben nur noch ihre Knochen übrig. Dann löschten, sie die Flammen und Afalus sammelte die restlichen Knochen auf und schmiss sie, in den reißenden Fluss hinein. Die Strömung riss ihre Knochen mit und es blieb nichts mehr von ihr übrig, als würde sie überhaupt nicht existieren.
Die Männer waren beeindruckend von seiner Aktion und klopften ihm auf die Schulter.
„Danke, danke. Ich bin brilliant.“ sagte Afalus und breitete seine Arme dabei aus.
Er verbeugte sich vor seinen Männern und strahlte über sein finsteres Wolfsgesicht.
„Jetzt bewegt Euch und findet mir ihren Sohn.“, brüllte er seine Männer an.
Darauf machten sie sich wieder auf den Weg, auf die Suche nach dem vermissten Jungen.


Kapitel 4

In seinem Versteck, sah Hansalas alles, was am anderen Flussufer geschah. Er stand noch etwas unter Schock und konnte es nicht fassen, was er da gerade gesehen hatte. Nie im Leben würde er Afalus das verzeihen können und ihn für immer jagen, egal wo er sein wird. Es fing leicht zu nieseln an und der Wind verstärkte sich. Hansalas sah zum Nachthimmel hinauf und seufzte leise. Dann kamen seine Tränen und er weinte um den Tod, seiner liebsten Herrin. Er ballte seine Fäuste und weinte weiter. Es dauerte eine ganze weile, bis er sich wieder beruhigt hatte. So einen Schock zu verdauen, ist nicht gerade einfach. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass seine Herrin tot ist und dass er sie nie wieder sehen konnte. Er versuchte klar zu denken, was in seiner Situation sehr schwer war. Dann nach einer weile, kam ihm die verlassene Hütte im Wald wieder in den Sinn. Die Hütte war zwar Morsch und Alt, aber sie war noch Stabil und Hansalas konnte sich dort erst mal in Sicherheit bringen. Es war ein Fußmarsch von drei Stunden und der Weg schlängelte sich Kreuz und Quer durch den dichten Wald, der hinter ihm lag. Er sah zwar zum fürchten aus, aber er war erst mal sicher, für einige Zeit. Also machte er sich auf den Weg und ging in die Richtung, wo die Hütte stand und er sich dort ausruhen und neue Kraft schöpfen konnte. Er ging und ging. Ab und zu musste er sich an einem Baumstamm stützen um den Halt nicht zu verlieren und eine kurze Verschnaufpause einzulegen. Nach einiger Zeit gelangte er, zur Hütte und stieß die Tür auf. Sie quietschte laut und ein paar Vögel und Fledermäuse die dort gehaust hatten, schreckten auf und flogen kreischend hinaus, ins Freie und flogen davon, um sich ein neues zu Hause zu suchen.
Er trat in die Hütte, schloss die Tür hinter sich und schüttelte seine Regentropfen ab und sah sich suchend um. Er sah einen alten wackligen Hocker, der an einem sehr alten Tisch stand. Er schob den Tisch beiseite und setzte sich auf den wackligen Hocker. Dann vergrub er, sein Gesicht in seine Hände und lies seine Traurigkeit freien Lauf. Draußen begann es zu stürmen und zu regnen. Es scheint, als ob es nur noch regnen und niemals aufhören würde.
Nach einigen Stunden hatte Hansalas sich fast beruhigt und er ist müde geworden. Auf der einen Wandseite sah er ein paar vergessene Strohballen. Daraus machte er sich ein Nachtlager und schlief darauf sofort ein. Er konnte im Augenblick eh nicht viel tun und so schlief er unruhig und träumte einen Traum, den es leider nicht mehr gibt. Und das er sie lieben würde, das stand fest. Er seufzte leise vor sich hin und er träumte, dass seine Herrin noch lebte und er sie weiterhin am Leben sah, doch das war nur ein Traum und nicht die Wirklichkeit. Er konnte die Wahrheit über das Geschehene noch nicht ganz begreifen.
Am nächsten Morgen erwachte Hansalas verwirrt auf und wusste für einen Moment nicht wo er sich gerade befand und was er eigentlich hier machte. Er nahm nur langsam seine Umgebung war und konnte sich dann auch wieder an alles erinnern, was geschehen war. Er schaute sich weiter suchend um und sah, dass er sich noch immer, in der verrottenden Hütte befand. Dann stand er auf und ging ans Fenster, was noch einigermaßen in Kontakt war und blickte nach draußen. Die Nacht war vorüber und es ging gerade die Sonne auf und der Regen und der Sturm haben aufgehört. Es war ein herrlicher Sonnenaufgang und die Luft war frisch und die Vögel begannen wieder zu singen, die in den Baumkronen, in der Nähe auf ihren Ästen hockten.
„Was sollte er nun machen?“, überlegte Hansalas nun und zermarterte sich den Kopf. Vielleicht sollte er seinen Freund Mundulus aufsuchen, vielleicht weiß er ja einen Rat, wie er weiter vorgehen sollte. Also trat er aus der Hütte und verlies den Wald, Richtung Süden, wo das nahe gelegene Dorf namens Wuchulu war. Es war ein kleines Dorf mit einem Marktplatz und einem Brunnen. Dort lebten nicht viele Menschen, aber es lag an der Adlersburg direkt an und die nächste Stadt, war erst in ein oder zwei Tageritt entfernt.
Also machte sich Hansalas auf, in Richtung Süden, zu dem Dorf Wuchulu. Denn im Norden, war nur noch die Ruine von der Adlersburg zu sehen, die in der Ferne nur noch halb und nur noch mit zusammen gekniffenen Augen zu sehen war, die anderen Gemäuer, sind bei dem Überfall letzte Nacht, fast alles zerstört worden war und sich mit Blut der Toten überseht hatte.
Als Hansalas Richtung Norden blickte, musste er mit sich kämpfen, denn seine Traurigkeit überkam ihn wieder. Er kämpfte dagegen an und bezwang sie.
Dann ging er wieder weiter und marschierte durch den Wald, den man Adlerwald getauft hatte, in Richtung Wuchulu. Er bestreitet viele Waldwege und ab und zu zeigte sich, auch mal ein kleiner Bach, wo er seinen Durst stillte und in den Büschen sein Geschäft verrichtete, er ging und ging, immer weiter, endlose Waldwege. Unterwegs, nahm er Früchte und Wurzeln, die man essen konnte, zu sich und schlief unter freiem Himmel.
Nach gut vier Tagen zu Fuß, erreichte Hansalas eine große Lichtung, mit einem kleinen und niedlichen Dorf. Das Dorf war nicht sehr groß, aber recht gemütlich und es waren ungefähr zweihundert Einwohner und sie hatten sogar eine kleine gemütliche Kirche und einen Priester. Was in dieser einsamen Gegend, sehr selten vor kam. In der Mitte des Dorfes, sah Hansalas einen großen Brunnen und drum herum, sah er viele Verkaufsstände, die noch geschlossen waren. Es war ja auch noch früh am Morgen und die Sonne kam hinter den Bäumen, nur langsam hervor und wärmte den Boden. Und es war keine Menschenseele unterwegs. Sie schliefen noch alle oder standen gerade auf, um ihren alltäglichen Tag zu meistern. Die Häuser bestanden aus Lehm und Stroh. Die meisten Hütten, hatten zwei Stockwerke. Unten war der Wohnbereich und Essbereich. Und oben war, der Schlafbereich und die meisten Bauern lagerten dort auch die Heuballen für ihre Tiere ab, wenn sie keine Scheune besaßen. Die meisten Bauern besaßen sogar ein kleines Gehöft. Die Hühner waren schon lange auf den Beinen und schrien ihren morgendlichen Gruß zum aufstehen aus ihren Kehlen heraus um die Langschläfer aus ihren Federn zu holen.
Die meisten die das Wasser holten waren die Frauen, die schon aufgestanden waren und ihren ersten Tätigkeiten nach gingen, während ihre Ehemänner, noch faul in ihren Federn lagen. Eine Mutter in mittleren Jahren und ein junges Mädchen, wahrscheinlich ihre Tochter, hatten einen Eimer in der Hand und sie marschierten geradewegs zum Brunnen, der in der Dorfmitte stand, um Wasser zu holen. Nun sah Hansalas zwei bekannte Gesichter und schritt auf die beiden Damen zu. Die eine war das Eheweib, Anne-Greta von Mundulus und das andere Fräulein, die Tochter Marie-Louise. Die beiden holten mit den Eimern, frisches Wasser, aus dem Brunnen. Als Hansalas am Brunnen ankam, schöpfte Anne-Greta ihren letzten Eimer, mit Wasser voll. Er stürzte seine Hände auf den Brunnenrand und sah den beiden, bei ihrer Arbeit zu. Er musste lächeln, als er das sah, obwohl er nichts mehr zum lachen hatte, für den jetzigen Zeitpunkt jedenfalls.
Anne-Greta war sehr mager geworden und ihr lockiges, Hüft langes Haar, hatte sie zu einem Knoten, der zu einem dicken Zopf im Nacken zusammen gebunden war. Die Tochter war das Ebenbild der Mutter, nur das sie ein wenig mehr auf den Hüften hatte als sie selbst. Doch das war ihr egal. Sie mochte sich so wie sie war und das war auch gut so. Sie hatte die gleiche Haarfarbe, wie ihre Mutter, dunkelbraun und ebenfalls sehr langes Haar. Sie trugen beide Bauernkleider, die bereits einige Flecken aufwiesen. Doch das störte sie nicht.
„Guten Morgen, Anne-Greta und Marie-Louise.“, sagte Hansalas gut gelaunt, zu den beiden Damen zur Begrüßung.
Die Damen schauten auf und sofort strahlte Anne-Greta Gesicht vor Freude.
„Es ist eine wahre Freude, dich wieder zu sehen, mein Lieber.“, sagte sie warmherzig und sie umarmten sich herzlichst und dann umarmte Hansalas auch ihre Tochter.
„Es ist mir auch eine Freude. Es ist eine Ewigkeit her.“, sagte Hansalas. „Hallo Marie-Louise.“
Doch Marie-Louise wich an die Seite ihrer Mutter und senkte den Blick. Sie schämte sich, wegen ihres Aussehens. Doch Hansalas lächelte sie an. Dann wandte Hansalas sich wieder ihrer Mutter Anne-Greta zu. Sie nahm das Gespräch wieder auf.
„Das ist wahr.“, sagte Anne-Greta. „Da wird sich mein Ehemann aber sehr darüber freuen einen alten Freund wieder zu sehen.“
„Und ich mich erst.“, sagte er. „Es ist eine lange Zeit.“
„Kennst du meine Tochter noch?“, fragte sie ihn und legte einen Arm um die Schulter ihrer schüchternen Tochter.
Hansalas schaute sie wieder an und lächelte dabei. Sie wich seinen Blick weiter hin aus und schmiegte sich an ihre Mutter.
„Sicher kenne ich sie noch. Es ist eine Ewigkeit her. Als ich dich das letzte mal sah, konntest du gerade laufen und einige Wörter sprechen. Du wirst langsam eine richtige Lady.“, sagte er freundlich und komplimentiert.
„Danke.“, sagte Marie-Louise sehr schüchtern und leise und machte einen kleinen Knicks.
„Kommt doch mit uns, mein Lieber. Mundulus wird sich sehr über euren Besuch freuen.“, sagte sie und lud ihn ein.
„Danke. Deine Einladung nehme ich dankend an.“, sagte er und machte eine kurze Verbeugung und schnappte sich gleich zwei Eimer und half ihr dabei, außerdem dankte er ihr für ihre freundlichen Worte.
„Danke.“, sagte Anne-Greta. „Es ist eine große Hilfe von dir.“
„Bin eben kein Unmensch. Es ist eine Frage der Höflichkeit.“
„Noch mal, danke.“, sagte sie mit einem Nicken.
Also gingen die drei in die Richtung, wo sein Freund Mundulus Haus lag. Neben der Kirche standen fünf weitere Hütten und die meisten hatten ein Gehöft. Das letzte Gehöft auf der linken Seite von der Kirche, gehörte Mundulus.
Sie gingen in das Gehöft hinein und gelangten in den kleinen Innenhof. Dort standen auf einer Seite gespaltetes Feuerholz und ein Hasenstall. Es gab noch eine Scheune mit einem Stall, dort gab es einen Teil, wo man sich waschen Baden konnte. In der Mitte befand sich ein kleiner Ententeich, der nicht tief war. Es war ein kleiner gemütlicher Hof,
„Du kannst die Eimer neben den Hasenställen abstellen und wir bringen diese Eimer nur schnell in den Stall.“, sagte Anna-Greta zu Hansalas und zeigte ihm die Stelle, wo er die Eimer hinstellen konnte.
Anna-Greta und ihre Tochter Maria-Louise verschwanden mit ihren Wassereimern, in den Ställen. Während dessen stellte Hansalas die schweren und vollen Wassereimern neben den Hasenställen ab und wartete auf die beiden Damen. Er blickte zum Teich und schaute sich dann ruhig und gelassen auf dem kleinen und gemütlichen Gehöft um.
Hinter der Hütte lag ein kleiner Garten, das mit viel Gemüse und Kräuter beseht war. Im Teich waren einige winzige Fische. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und es wurde immer heißer, obwohl es ungewöhnlich heiß war und das Mitten im frühen Herbst. Es zeigte sich keine einzige Wolke, nur ein kleines kühles Lüftchen fegte über das Land.
Als die beiden Damen wieder aus der Scheune heraus kamen, waren sie recht guter Dinge und verstummten wieder, als sie zu Hansalas traten. Anne-Greta ging auf Hansalas zu, während ihre Tochter ins Haus ging. Anne-Greta legte ihre Hand, auf seine rechte Schulter und schaute ihn nun genauer an und musste feststellen, dass er einen traurigen Gesichtsausdruck hatte. Sie erschrack ein wenig und strich mit ihrer Hand kurz über seine Wange. Dann sah sie, dass ihr Gast verdreckte Kleidung trug und ein wenig Abgemagert aussah und schüttelte besorgt ihren Kopf. Sie war sprachlos und konnte es nicht Recht glauben, wenn sie vor sich hatte. Ihr langer Freund, hatte etwas Schlimmes durch gemacht. Sie wollte wissen was es war und fürchtete sich vor der Wahrheit, doch sie riss sich zusammen.
„Oh, du meine Güte.“, sagte Anne-Greta erschrocken und war noch immer fassungslos. „Ihr seht schrecklich aus. Mein Lieber.“
Für einen Moment war es Ruhig auf dem Gehöft, nur die Tiere meckerten herum und machten ihre üblichen Geräusche.
„Ich wollte euch nicht erschrecken, meine Liebe.“, entschuldigte sich Hansalas mit seinem Aussehen bei ihr und neigte kurz seinen Kopf zu ihr.
„Schon gut. Ist ja ok.“, sagte sie. „Dann kommt mal mit, in dem Stall, wo wir waren, könnt ihr ein Bad nehmen. Meine Tochter bereitet dir gerade, heißes Wasser zu, und legt dir dann warme Kleidung hin, damit sie deine alten und schmutzige Kleidung waschen und in der herrlichen Sonne trocknen kann.“
„Ich danke dir, meine Liebe.“, sagte Hansalas dankbar. „Das werde ich dir nie vergessen und dir immer dankbar sein.“
„Schon gut. Du brauchst dich nicht zu bedanken. Das ist doch selbstverständlich. Du bist ein Freund der Familie. Du brauchst jetzt aber wirklich ein Bad, so kann ich dich ja nicht herein lassen.“, sagte sie den letzten Satz scherzend.
„Ja, das stimmt.“, sagte er und musste auch lachen.
„Schon gut. Sonst werde ich noch sentimental. Ist doch selbstverständlich, mein Lieber.“, sagte Anne-Greta.
Die beiden lachten noch eine weile zusammen und ihre Tochter kam wieder.
„Das Bad ist eingelassen, Mutter.“, sagte sie.
„Danke, mein Kind.“
„Es ist hoffentlich, nicht zu heiß, wenn ihr badet. Daneben steht ein Eimer mit kaltem Wasser. Falls es euch zu heiß wird und saubere Kleidung, habe ich noch gefunden, die könnt ihr anziehen. Legt die anderen auf den Schemel, wo die saubere Kleidung liegt. Ihr bekommt eure Kleidung heute Abend wieder zurück. Spätestens morgen früh.“
„Ich danke dir.“
„Sie ist ein gutes Kind.“
„Genau wie ihre Mutter.“
„Gehen wir ins Haus und sehen dann weiter. In Ordnung?“, sagte sie und lenkte das Gespräch auf ein anderes Thema ein.
„Gerne.“, sagte er.
„Gut gehen wir.“, sagte sie.
Anne-Greta ging vor und Hansalas blieb noch eine weile stehen. Sie drehte sich um.
„Worauf wartest du, mein Freund?“, fragte sie ihn. „Wartest du auf schönes Wetter?“
„Nein.“, sagte er lachend. „Das Wetter ist wunderbar. Ich komme.“
Hansalas verschwand in den Stall und genoss das besinnliche Bad, dann zog er sich frische Sachen an und trat aus dem Stall wieder heraus. Anne-Greta wartete auf ihn und kam gerade aus dem Hühnerstall.
Die beiden gingen in die Hütte hinein und als sie eintraten roch es nach herrlichem Haferbrei. Hansalas zog den köstlichen Geruch, mit seiner Nase, in sich hinein und bekam einen Bärenhunger. Denn er merkte, das er seit Tagen, so gut wie nichts, zu sich genommen hatte.
„Ah. Mein Mädchen hat schon das Frühstück vorbereitet. Mm. Ich hoffe, das ihr Haferbrei mögt?“, fragte sie ihn.
„Ich mag ihn sehr.“, sagte er und es war ihm egal, Hauptsache irgendetwas zu essen.
„Das ist schön. Habt ihr Hunger?“
„Und wie!.“, antwortete Hansalas und rieb bereits seinen Bauch.
„Gut.“, sagte sie.
Dann erschien ihre Tochter Marie-Louise wieder in der Küche.
„Es freut ein, wenn der Gast hungrig ist.“, sagte Marie-Louise und hatte die letzten Worte noch mitbekommen.
„Ja.“, sagte er.
„Marie-Louise?“, sagte sie zu ihrer Tochter.
„Ja. Mama.“, sagte sie. „Was gibt es?“
„Kannst du deinen Vater bescheid sagen, das Besuch da ist.“, sagte Anne-Greta.
„Sicher.“, sagte sie.
Marie-Louise verschwand aus der Küche. Und ihre Mutter rührte den Haferbrei um.
„Meine Tochter ist ein gutes Mädchen. Ich bin sehr zufrieden mit ihr.“, sagte sie zu ihm.
„Das könnt ihr auch sein, meine Liebe.“, bestätigte Hansalas ihr.
„Helft ihr mir den Tisch zu decken? Nur wenn es euch nichts aus macht?“, fragte sie ihn.
„Natürlich. Gerne.“, sagte er, wie ein Gentelman. Sie sagte ihm, wo er das Geschirr findet und wandte sich wieder ihrem Haferbrei zu.
Hansalas half ihr und deckte den Frühstückstisch und dachte an seine letzten Minuten, die er mit seiner Herrin noch verbracht hatte. Er konnte diesen einen Gedanken nicht vertreiben und wusste nicht so recht, was er nun machen sollte. Er musste sich erst mal ablenken. Dann sah er weiter.

Dann erschien Marie-Louise wieder und half ihrer Mutter beim Tragen des Kessels. Sie stellten ihn auf den Tisch und Anne-Greta begann, jedem etwas auf den Teller zu geben.
„Es ist nicht viel was wir haben.“, entschuldigte sich Anne-Greta bei ihrem Gast und schenkte ihm aus dem Krug, Milch in seinen Becher ein.
„Das ist doch in Ordnung.“, sagte er sanft. „Es ist reichlich. Danke.“
„Gut.“, sagte sie und wandte sich an ihre Tochter. „Wo ist Papa?“
„Er ist noch bei den Tieren und füttert sie noch. Ist aber gleich fertig.“, sagte Marie-Louise.
„Wir warten noch einen Moment. Dann fangen wir an.“, sagte Anne-Greta.
„Habt ihr viel Vieh?“, fragte Hansalas.
Anne-Greta schaute ihn an und nickte. „Ja, haben wir.“
Hansalas senkte seinen Blick auf seinen Haferbrei und strich sich mit seiner Hand über das Gesicht.
Er genoss das einfache und arme Essen. Er hatte nun, etwas Ordentliches in den Magen und er genossen jeden Bissen. Es war etwas anderes, als immer nur Beeren, die man im Wald fand, zu verspeisen. Es schmeckte köstlich.
„Wie schmeckt es dir, mein Freund?“, fragte Anne-Greta ihn.
„Danke. Es schmeckt köstlich.“, sagte er zufrieden und sah sie dabei lächelnd an. „Wollen wir nicht auf Mundulus warten, bevor ich weiter esse?“
„Sicher, aber du kannst ruhig schon essen. Du musst nicht auf uns warten.“, sagte Anne-Greta zu ihm.
„Das wäre, aber unhöflich. Nein, nein. Ich warte, bis Mundulus kommt.“
„Gut.“, sagte sie.

Es verging, noch eine gewisse Zeit und dann erschien endlich Mundulus. Er war normal groß, hatte einen kleinen Bierbauch, einen Vollbart und langes, schwarzes Haar, was mit ein paar geflochteten Zöpfen, an ihm herunter hing.
Seine Kleidung, war schon abgenutzt und sie hatten ihre Farbe fast verloren. Sein lächeln, war väterlich und er hatte, strahlend dunkle Augen und ein offenes Herz. Er klopfte Hansalas freundlich auf die Schulter und lachte dabei.
„Schön, dass du mich und meine Familie besuchen kommst. Es ist eine halbe Ewigkeit her, als wir uns das letzte mal gesehen haben. Ich freue mich riesig dich wieder zu sehen. Meine Frauen kennst du ja schon.“, sagte er lachend und er setzte sich an den Tisch und strich sich mit den Händen über das Gesicht.
„Es ist eine große Ehre, dich mal wieder zu sehen, mein Freund.“, sagte Mundulus lächelnd und ernst zu gleich. „Was verschafft uns die Ehre, deines Besuches?“
Hansalas schaute ihn an und suchte die richtigen Worte zu finden. Er musste, einige male Schlucken, ehe er sprach: „Es ist was schreckliches passiert, mein Freund. Und ich weiß, im Moment nicht, wohin ich gehen soll. Deswegen, hat mich mein Weg, zu dir geführt, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Und einen Rat, eines alten Freundes.“
Mundulus starrte ihn mit großen Augen an. „Was ist denn, in Gottes Namen, passiert? Sprich.“
„Nun.“, sagte Hansalas stockend. „Um es kurz zu machen. König Magalus und Königin Solunda, sind ermordet worden.“
Die Stille die sich gerade breit machte, schlug ins unendliche ein. Niemand sprach ein Wort. Ihre Münder standen vor dem bloßen entsetzen offen und ihre Augen weiteten sich. Es dauerte eine weile, bis sie wieder ihre Sprache gefunden hatten.
„Wann?“, fragte Mundulus entsetzt, seinen Freund.
Hansalas schaute auf. „Was meinst du?“
„Wann ist dieses Unglück geschehen?“, stellte er seine Frage nun anders.
„Vor ungefähr vier Tagen. Solange bin ich schon unterwegs und ohne Rast.“, sagte Hansalas müde.
„Was?“, sagte Mundulus total entsetzt und verlor über sich, fast die Kontrolle. Er war aufgebracht und wollte es nicht glauben. „Wer steckt dahinter?“
„Drei mal darfst du raten.“, sagte Hansalas leise.
Es herrschte Funkstille. Nur das Knistern im Kamin und das meckern der Tiere waren zu hören. Keiner sprach ein Wort und verarbeitete, diese Information, ganz für sich selbst.
„Afalus!“, sagte Mundulus zornig und schlug mit der Faust auf den Tisch, dass das Geschirr dabei schepperte und Marie-Louise erschrocken zusammen fuhr.
Marie-Louise sah ihre Eltern fragend an. Sie konnte mit diesem Namen nichts anfangen. „Wer ist das, Vater?“
Mundulus sah seine Tochter mit feuchten Augen an und wischte sich die Tränen, mit dem Ärmel weg. Dann schluckte er und sah sie an. „Es gab einen guten König, musst du wissen. Damals warst du noch nicht geboren. Hatte der König, einen Bruder und dieser Bruder wurde verbannt, weil er schlimmes getan hatte. Nun übt er Rache und das ist schädlich für das Volk.“
Marie-Louise hörte ihrem Vater mit spannender Erwartung zu und wurde neugierig.
„Und was war der Auslöser von ihm, das er jetzt so sauer ist?“
„Nun.“, sagte ihr Vater und räusperte sich. „Wenn sich ein Mann und eine Frau verlieben, gehen sie in eine Art Bindung miteinander ein.“, er machte eine kurze Pause, ehe er weiter sprach. „Bei diesen beiden Brüdern, war es so. Das der verbannte Bruder, ein Auge, auf eine Frau geworfen hatte. Die Frau war die Tochter des Hufschmieds. Er schickte seinen Bruder vor, um sie zu fragen ob sie diese Bindung mit ihm eingehen würde. Er wartete solange am Brunnen. Sein Bruder fragte sie und weißt du was sie darauf geantwortet hatte?“
Marie-Louise schüttelte den Kopf und hörte ihm ganz gebannt zu.
„Sie hat nein gesagt. Das heißt, dass er, zu ihr selbst kommen solle und sie selbst fragen soll. Das tat er nicht. Dann ergriff sein Bruder das Wort und die beiden gehen in die Bindung ein. Das machte seinen Bruder natürlich rasend und so beschloss er, den Spieß umzudrehen. Dann schickte er seine Eltern in den Himmel, bei einem ganz normalen Besuch...“
„Er hat sie getötet, nicht?“, unterbrach ihn seine Tochter.
Er schluckte kurz und nickte. „Ja.“
Er machte eine kurze Pause und senkte den Kopf, ehe er weiter sprach. „Danach wurde er verstoßen und durfte nie wieder nach Hause zurück kehren. Das alles bekam er in einen falschen Hals und schwor Rache. Sein Zorn war unendlich und so versteckte sich der Bruder unseres Königs, in einem Land, wo ihn kaum jemand fand und das schlimmste wahr. Es vermisste ihn auch niemand. Er versank in Einsamkeit und Eifersucht. Ein sehr trauriges Erlebnis, nicht wahr, mein Kind?“
„Ja, Vater. Mir tut er schon fast wieder Leid.“, sagte sie.
„Das ist aber nicht dein ernst, oder?“, geriet Mundulus außer Fassung und sah seine Tochter entgeistert an und verstand die Welt nicht mehr.
„Was ist denn? Habe ich etwas Falsches gesagt?“, fragte Marie-Louise erschrocken ihren Vater.
Mundulus schüttelte den Kopf. „Nein, hast du nicht. Es ist ungewöhnlich, dass man jemandem etwas sagt, der schlimmes getan hat und das es ihm selbst Leid tut. Du hast ja recht, aber er hasst sich selbst und hat kaum was Gutes getan. Verstehst du?“
„Ja, Vater.“
Eine kurze Pause trat ein. „Wenn man Mitgefühl zeigt, ist es nichts Schlimmes. Das zeigt, dass man ein reines Herz hat und ein wunderbares Wesen ist. Ist schon in Ordnung.“
„Danke.“, sagte Marie-Lousie und das Thema war beendet.
„Schön.“, sagte Anne-Greta und klatschte in die Hände. „Berichte uns ganz genau, was geschehen ist.“, forderte sie ihren Gast auf, um das Gesprächsthema in eine andere Richtung zu lenken und sah die Männer dabei herausfordernd an.
„Ja, stimmt. Wir haben, ja noch nicht alles gehört. Dann leg mal los. Wir sind ganz Ohr.“, sagte Mundulus und war wieder der Alte.
„Also gut.“, sagte Hansalas. „Es ist nicht gerade leicht für mich, euch die Geschichte die ich erlebt habe, zu erzählen.“
Er machte eine kurze Pause und trank noch einen weiteren Schluck aus dem Becher und nahm einen Löffel Haferbrei zu sich und dann trank er noch einen Schluck.
„Ach herrje.“, sagte plötzlich Anne-Greta.
„Was denn, Liebling?“, fragte Mundulus seine Frau. „Haben wir was vergessen?“
Sie nickte.
„Und was?“
„Das Essen. Es ist sicher schon abgekühlt. Ohje.“, sagte sie und fasste sich mit einer Hand ins Gesicht.
„Ist doch nicht so schlimm, meine Liebe.“, tröstete Mundulus sie. „Dann Essen wir und hören dazu seine Geschichte, was hältst du davon.“
„Gut.“, sagte sie leise und Mundulus gab Hansalas mit einer Handbewegung ein Zeichen, das er fortfahren konnte.
„Gut. Vor einigen Tagen, war noch alles friedlich und der Tag war, wie jeder anderer. Dann eines Nachts wurde alles anders. Es war vor ein paar Tagen ungefähr, als mitten in der Nacht, die Schmerzensschreie los gingen und wir aus unserem Schlaf gerissen wurden, da war es schon fast zu spät. Die meisten wurden bereits niedergemetzelt und ich bahnte mir einen Weg, durch dieses Gewusel und gelangte in das Gebäude, wo meine Herrin und mein Herr ihr Schlafgemach hatten, es war das einzige Gebäude, was noch nicht zerstört war. Ich kämpfte mich zu meinen Herrn durch und kam gerade noch rechtzeitig, als Afalus, meine Herrin töten wollte, meinen Herrn hatte er bereits nieder gestreckt und ich schlug ihn Ohnmächtig und flüchtete mit meiner Herrin, in den Geheimgang der Burg, der zum Glück noch in Takt war. Nach dem Geheimgang kamen wir zum Fluss, sie bat mich, zu fliehen, nach dem sie ihren einzigen Sohn, in einem Baumstumpf, wo sich eine Mulde befand, hinein gelegt hatte und diesen dann in den Fluss stieß, es war sehr schwer, aber sie musste gewusst haben, das sie es nicht schaffen würde zu Überleben. Es war für mich, sehr schwer, ihren Befehl, aus zu führen und begab mich auf die andere Seite des Flusses, vorher hatte ich mich geweigert zu gehen, weil ich einen Eid geschworen hatte. Dann kamen auch schon die Feinde und deren König. Sie folterten und schlugen sie. Dann tötete er sie, mit dem Schwert und warf sie wie ein Vieh, was vor dem Schlachter tritt, auf den Scheiterhaufen und verbrannte sie. Danach warf er ihre Überreste in den Fluss und lachte und die anderen lachten mit. Ich konnte, auf der anderen Seite des Flusses, alles genau mit ansehen und musste mich ganz schön zusammen reißen, um nicht aufzufallen und in Panik zu geraten, damit ich mich nicht verriet und musste mein Mund mit meinem Handballen zu machen, damit ich nicht gleich anfangen habe, los zu schreien. Danach bin ich zu einer verlassenen Hütte gegangen, wo ich erst mal Unterschlupf hatte und in Ruhe nachdenken konnte, was ich als nächstes tun könnte und habe mich dann auf den Weg zu euch gemacht. Es ist furchtbar und ich ertrage den Tod meiner Herrin und meines Herrn nicht, manchmal denke ich, das ich es hätte anders machen können, aber im Augenblick, habe ich keine Ahnung, was ich machen soll und so habe ich entschieden, das ich zu euch komme. Nun kennt ihr mein Erlebnis und ich fühle mich ein wenig besser, durch das erzählen. Ihr müsst wissen, das ich meine Herrin sehr gemocht habe und an nichts anderes mehr denken kann.“, endete Hansalas seine Geschichte.
Es herrschte eine absolute Stille und alle wahren Sprachlos, nur das Knistern des Kaminfeuers war zu hören. Die Damen starrten ihren Gast, mit weit aufgerissenen Augen und mit offenen Mund an sahen ihn erschrocken an, während er selbst teilnahmslos auf seinen Teller starrte. Es vergingen einige Stunden, als sich alle wieder rührten und sein Freund Mundulus kräftig schlucken musste, ehe er was sagen konnte.
„Meinst du etwa, die Königsfamilie? Magalus und Solunda mit ihren Sohn?“, fragte er und schluckte bei jedem Gedanken das Grauen hinunter das in ihm hoch kroch.
„Ja.“, sagte er knapp und bündig und starrte weiter gerade aus und fing leise an zu weinen.
Aber dieses mal war es anders, dieses mal fühlte er, sich leichter und konnte es etwas verarbeiten, als vorher. Das war auch gut zu, jetzt hatte er wieder einen klaren Gedanken frei und konnte sich auf seine Zukunft vorbereiten und wollte den letzten Befehl ausführen, er musste genau überlegen, was zu tun hatte und das er nicht in die Hände von König Afalus viel, denn das wäre das schlimmste, was überhaupt passieren könnte.
„Wie geht es dir, mein Freund?“, fragte Mundulus seinen Freund und riss ihn aus seinen Gedanken.
„Es geht schon wieder, danke.“, sagte Hansalas und schaute seinen Freund an und sein Gesichtsausdruck war besorgt.
„Das ist schön.“, sagte sein Freund und klopfte auf die Schulter. „Du kannst gerne noch länger bei uns bleiben.“
„Danke. Ich weiß deine Gastfreundschaft sehr zu schätzen. Ich weiß nur noch nicht, was ich als nächstes tun soll!“, sagte Hansalas verzweifelt. „Kannst du mir einen Rat geben?“
„Mm.“, sagte sein Freund. „Warte einen Moment, vielleicht...ich muss kurz nachdenken.“
„Ok.“, sagte Hansalas und er haute mit voller Wucht auf den Tisch, dass das Geschirr schepperte.
Mundulus sah seinen Freund mit weit aufgerissenen Augen an. „Was hast du?“
„Ich hätte meine Chance nutzen soll, als ich sie noch hatte, ich bin auch ein Esel!“, fluchte Hansalas.
„Was meinst du das?“
„Ich hatte die Chance. Ihn zu töten, als ich die Gelegenheit hatte, aber stattdessen bin ich geflohen. So ein Mist.“
„Es gibt noch andere Lösungen, glaub mir. Ruhe dich erst mal aus und dann überlegen wir gemeinsam, wie es weiter gehen soll. Wäre das ein Vorschlag?“
„Einverstanden. Wir machen es so. Ich muss mich erst mal wieder sammeln.“
„Das verstehen wir zu gut.“
„Danke, mein Freund.“, sagte Hansalas und lächelte seinen Freund dankbar an.
Sie aßen noch ihr gemeinsames Frühstück auf und die Damen machten den Haushalt und die Herren sprachen im Hof miteinander über alte Zeiten.
Der Tag verging und die Nacht brach herein. Sie hatten bereits Abendbrot gegessen und nun saßen sie gemeinsam am Kaminfeuer. Die bequemen Stühle mit ihren hohen Lehnen, standen in einem Kreis um den Kamin herum und tranken ihren Schluck Wein, den Mundulus aufgemacht hatte und ihn sehr lange kühl gelagert hatte.
„Ein guter Tropfen, den du da hast?“, sagte Hansalas und bedankte sich bei seinem Gastgeber.
„Keine Ursache. Jetzt lohnt es sich jedenfalls, das gute Stück auf zumachen. Sonst lohnt es sich nicht.“, scherzte Mundulus und steckte den Rest der Familie an.
Marie-Lousie war bereits zu Bett gegangen und schlief, während ihre Eltern und der Gast noch am gemütlichen Kamin beisammen saßen. Irgendwann ging auch Hansalas zu Bett und die beiden saßen noch schweigend am Kamin und sahen dem Feuer zu, wie es langsam den Rest des Holzes verschlang. Anne-Greta brach dann das Schweigen.
„Was ist los?“, fragte sie ihren Mann besorgt.
„Weißt du Spatz.“, begann er vorsichtig. „Ich würde meinen Freund gerne helfen und mir kommt da so eine Idee, aber ich weiß nicht, ob dies das richtige, für meinen Freund ist.“
Er schaute sein Weib fragend an.
„Was schwebt dir denn so vor?“, fragte sie ihn.
„Ich habe von einer Kriegerin gehört, besser gesagt, ich bin ihr mal kurz begegnet, die sehr stark sein soll und auch die traurigsten Männer heilen kann und so weiter. Außerdem hat man sie noch nie besiegt, soviel ich weiß. Es ist ein langer Weg bis dahin. Meinst du, ich erzähle Hansalas von ihr und er entscheidet, ob es das richtige ist? Was meinst du?“, fragte er seine Frau besorgt.
„Du kannst es wenigstens versuchen, vielleicht bringt es ja was? Wer weiß, vielleicht hat er damit mehr Glück, als wenn er sich so hängen lässt und nur Rachepläne schiebt. Mm. Rede ruhig mit ihm und wer weiß, vielleicht hat er ja Erfolg.“, sagte Anne-Greta mütterlich.
„Danke. Ich werde mal mit ihm Reden, aber das werde ich morgen früh, mit ihm machen, er braucht jetzt erst mal Ruhe und muss sich von den ganzen Strapazen der letzten Tage erholen.“, sagte Mundulus und nickte dabei.
„Ja, das ist eine gute Entscheidung von dir. So machen wir es. Er soll sich erst ordentlich ausruhen. Dann sehen wir weiter.“, sagte sie und beide umarmten sich herzlichst.
„Du bist echt die beste Mensch der Welt.“, machte er ihr ein Kompliment und drückte sie fest und küsste sie herzlichst.
„Danke, gleichfalls.“, sagte sie zu ihm.
„Mm. Legen wir uns schlafen. Es war ein anstrengender Tag, für uns alle.“, sagte er zu ihr.
„Ja, das stimmt. Gehen wir schlafen. Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.“, sagte Anne-Greta.
„Ein Glück das wir uns haben.“, sagte er und ging mit ihr umarmt ins Bett.
„Ja, ein Glück.“, sagte sie.
Sie legten sich schlafen. Es war bereits fast Mitternacht und eine wolkenloser Nachthimmel stand am Himmel. Einige Sterne blitzten am Himmel auf und erhellten die Wege, die im Dunkeln lagen und kaum zu erkennen waren.


Kapitel 5

In der regnerischen Nacht schwamm, der kleine Denjan, seelenruhig mit seinem Baumstamm, auf den Fluss entlang. Er bemerkte von seinem Geschehen überhaupt nichts. Obwohl der Regen, auf ihn eintroschte, wie eine Wolke, die sich leeren tut, wenn sie die Nerven voll hatte. Es war kühl geworden, doch das störte den kleinen überhaupt nicht.
Er glitt den Fluss weiter entlang, der sich da und dort mal eine Kurve machte, die Strömung war stark und trieb den Baumstamm immer weiter an.
Nach einiger Zeit, verfing sich der Baumstamm im Gestrüpp und der Regen hörte einfach nicht mehr auf. Irgendwann wachte der kleine Denjan auf und blinzelte, weil ihm der Regen ins Gesicht fiel und strampelte in seinem kleinen Körbchen und wollte raus. Er fing an zu bibbern und dann fing er zu weinen an. Er weinte immer weiter, weil er fror und Hunger hatte, er wusste auch nicht wo er war und er wünschte sich wärme, nichts als wärme.
Im nahe gelegenen Gehöft, ganz in der nähe von Mundulus zu Hause, war nur fünf Tagesritte entfernt, am gleichen Ufer, wurde das Licht erneut angezündet. Denn die Bauernfamilie, die von Gosos und Revanta betrieben Getreidefelder betrieben wurden, das sie dann an ihren Herrn abgaben und den Rest für sich nahmen. So hatte jeder was und es gab auch kaum Streit. Die beiden hatten einen kleinen Sohn von acht Jahren und sein Name war Adal. Die Eltern und er hatten alle braunes Haar, die Männer kurzes Haar und die Mutter, Schulter langes Haar. Sie waren alle von ihrem Körperbau etwas kräftig, aber das störte sie nicht weiter. Es war ihnen egal, wie sie aussahen. Hauptsache sie überlebten und waren glücklich. Sie betrieben noch einige Hühner und ein paar Pferde, meist für die Feldarbeit.
Der Hof war nicht sehr groß, aber es genügte um dort ein wenig Getreidefeld anzulegen.
Mitten in der Nacht, es war bestimmt schon weit nach Mitternacht, wurde Gosos von einem Geräusch geweckt. Erst dachte er, es wäre irgendein Tier, das sich herum trieb, aber das Geräusch kam ihm sehr vertraut vor. Er stieg aus seinem Bett und zog sich an. Seine Frau blieb im Haus, er ging mit einer Kerze nach draußen in Richtung Fluss, wo er das Geräusch vermutete und er lag richtig und kämpfte sich zum Uferrand vor. Dann sah er es. Erst konnte er es nicht fassen und sein Mund stand vor Aufregung und Staunen offen. Er stieg vorsichtig, den Uferrand hinunter und fischte den Fang vorsichtig heraus. Dann stieg er den Hang wieder hinauf und sah sich den Findling, erst mal genauer an. Er hatte zumindest aufgehört zu brüllen und sah seinen neuen Artgenossen, ganz genau an. Erst wirkte er skeptisch und dann begann er zu lächeln und ihm die Wange zu streicheln, natürlich ganz sanft und vorsichtig. Dann begann, der kleine Denjan auch zu grinsen und lachte kurz. Es gefiel ihm. Dann entdeckte Gosos, dass der kleine ein schickes Gewand trug, mit einem Adler darauf, mit einem goldenen sogar. Und mit Sicherheit, nicht aus dieser Gegend stammt. Er sah auf und blickte kurz in die Ferne.
„Oh, mein Gott.“, sagte er und erkannte was er in der Hand hielt.
Den Sohn der Königsfamilie von Solunda und Magalus. Was wohl passiert sein mochte, konnte er sich nur denken. Es wird sich bald herum sprechen, was genau geschehen war.
„Das muss ich sofort meiner Frau berichten und den kleinen nehme ich mit. Nur zur Sicherheit, damit dir nichts passiert. Mein kleiner, ganz ruhig. Es wird alles wieder gut.“, sagte Gosos und ging wieder zurück zu seinem Bauernhof und als er wieder in der Hütte war, war seine Frau bereits angezogen und stand in der Hütte hellwach und wartete auf ihren Mann.
„Was ist los?“, fragte sie ganz aufgebracht.
Als sich ihr Mann dann umdrehte, sah sie das kleine Bündel was er auf seinem Arm hatte.
„Du meine Güte!“, rief sie erschrocken und schlug ihre Hände vor den Mund.
Dann schaute sie sich den kleinen genauer an und nahm ihn in den Arm. Der kleine Denjan schaute sie neugierig und etwas beschämt an. Erst nach einer weile begann er zu lächeln.
„Weißt du wem es gehört?“, fragte Revanta ihn.
„Ich weiß nur das er der Adlersfamilie abstammte, aber wie sein Name ist weiß ich nicht. Ich weiß nur, das seine Eltern Magalus und Solunda waren.“, sagte Gosos.
„Was machen wir mit ihm?“, fragte sie.
„Wir behalten ihn, auch wenn wir es uns nicht ganz leisten können.“, sagte Gosos. „Der kleine wäre sonst verhungert und er hat bestimmt seine Familie verloren. Irgendwann wenn er groß genug ist, werden wir ihm die Wahrheit sagen, woher er kommt. Außerdem habe ich ein kleines Zeichen am linken Ohr gefunden. Siehst du? Da ist eine halber Adler zu sehen“, sagte er und zeigte die Stelle und seine Frau sah es auch.
„Gib ihn mir, wir nehmen ihn mit, in unserem Dachboden, wo wir schlafen und ich bereite noch schnell die Milch für den kleinen vor. Wie wollen wir ihn eigentlich nennen?“, fragte sie ihn.
„Tja. Keine Ahnung. Wir müssen uns einen Namen überlegen. Aber das entscheiden wir morgen. In Ordnung?“, sagte er zu ihr.
„Ja. Wir sehen uns gleich.“, sagte sie.
„Ja, bis gleich.“, sagte er und gab ihr eine gute Nacht Kuss.
Danach ging er nach oben. Die Hütte war nicht anders, wie die Hütte, wo unser Freund Hansalas für kurze Zeit sein Schläfchen machte.
Die Mutter machte Milch und gab es dem kleinen. Denjan nahm es dankend an und schlürfte die warme Milch genüsslich.
„So ist es gut, mein Kleiner.“, sagte sie rührend und mütterlich. „Jetzt bringe ich dich noch in dein Bettchen und dann sehen wir weiter. Solange bleibst du erst mal bei uns.“
Sie lächelte ihn an und er guckte sie, mit seinen großen Augen interessiert an und fühlte sich wohl, in seiner neuen Umgebung. Denn er wusste, dass er erst mal in Sicherheit war und nicht mehr in der grauenhaften Kälte sein musste. Es regnete immer noch. Und der Wind wurde immer stürmischer. Doch das störte den kleinen Denjan nun nicht mehr. Er hatte es warm und wurde herzlichst, in seiner neuen Familie aufgenommen und war froh, jetzt mit vollem Magen zu schlafen und den nächsten Tag abzuwarten. Er schlief ein und atmete wie ein Stein ein und aus, als wäre nichts passiert.
Die Nacht verging und der kleine wurde munter und verlangte nach seinem Essen. Revanta sorgte sich rührend um den kleinen Findling und sorgte auch für ihre Familie und für ihren Sohn. Der Sohn Adal war begeistert von seinem Geschwisterchen und freute sich tierisch auf den Neuankömmling.
„Wisst ihr nun, wie er heißen soll?“, wollte er von seiner Mutter wissen.
„Nein, bis jetzt noch nicht. Wir suchen nach einem Namen.“, sagte sie.
„Kann ich dir vielleicht behilflich sein, nach einem Namen zu finden?“, fragte Adal seine Mutter.
„In Ordnung.“, sagte sie. „Überlege dir einen guten Namen für ihn. Dann gib mir bescheid, wenn du einen gefunden hast.“, sagte sie mütterlich.
„Danke.“, sagte Adal und umarmte seine Mutter herzlichst.
„Schon gut.“, sagte Revanta. „Geh ruhig.“
Ihr Sohn lächelte sie an und sie lächelte zurück und dann ging er hinaus in den Innenhof, zu der Scheune, wo sein Vater gerade dabei war, das Heu für das Vieh, herunter zu werfen in den Karren der dafür auf dem Hof breit stand.
„Hallo, Vater!“, rief sein Sohn hinauf.
Sein Vater schaute von seiner Arbeit auf und sah, dass sein Sohn, nach oben zu ihm rief.
„Hallo, mein Junge. Was gibt es?“, fragte Gosos.
„Kann ich dir dabei helfen?“, fragte er seinen Vater und zeigte auf das viele Heu.
„Gerne.“, sagte Gosos und war froh über die Hilfe seines Sohnes und war stolz auf ihn. „Komm rauf. Nimm die Treppe. Sei vorsichtig bei den Stufen, die sind nicht mehr die neuesten. Du kennst den Weg ja.“
„Ok.“, sagte er und ging in die Scheune und nahm die Treppen. Es war etwas düster und er musste vorsichtig gehen, damit er nicht ausrutschte. Dann war er oben bei seinem Vater angekommen und umarmte ihn kurz.
„Gut. Nehm dir eine Heugabel, die an der Seite links, von dir ist.“, zeigte Gosos seinem Sohn den Gegenstand mit dem Finger.
Adal nahm sie und es war etwas schwerer als er gedacht hatte. Sein Vater beobachtete ihn dabei und musste lachen.
„Du hast nicht genügend Kraft, mein Sohn.“, sagte er väterlich und herzhaft zu ihm und lachte dabei.
„Ich bin ja auch noch ein Kind.“, gab Adal anstrengend zurück und hatte bereits etwas Farbe im Gesicht.
Er hob die Heugabel und schaffte es nach ein paar Versuchen sie zu heben.
„Es klappt.“, jubelte er vor Freude. „Schau, Vater.“
„Gut mein Sohn. Irgendwann klappt es. Man muss nur üben.“, sagte er lachend und ernst zugleich.
Er klopfte seinen Sohn, voller Stolz auf seine Schulter. Er freute sich, über das Können, seines Sohnes. Es war ihm wichtig, wenn er früh erfährt, wie die Dinge funktionierten und es freute ihn, wenn er mit anpackte.
„Dann kannst du mal versuchen ob du ein wenig Heu auf die Gabel bekommst und diese dann auf den Karren, der hier unten steht hinunter wirfst, achte aber darauf das du keinen triffst.“, sagte Gosos ernst zu seinem Sohn und er sah seinen Vater an.
„Gut.“, sagte er.
Er sah jetzt seinen Vater genauer an. Er war nicht mehr der Jüngste. Er hatte bestimmt schon vierzig Sommer erlebt. Sein Haar hatte schon vereinzelte graue Stellen. Sein Gesicht war mit Falten überseht und seine müden Augen wirkten kraftlos. Seine Gestalt war alt und er hatte einen kräftigen Bierbauch. Das hatten fast alle Bauern, die ein Gehöft besaßen.
„Was ist Vater?“, fragte Adal seinen Vater, als er sich, auf seine Gabel abstürzte.
„Nichts, mein Sohn. Es ist nur das Alter.“, sagte er betrübt. „Du brauchst dir keine Gedanken zu machen.“
Er legte seine Hand auf seine Schulter und seufzte leicht.
„Jetzt fällt mir auch ein Name für den Kleinen ein.“, sagte Adal und hatte einen Blitzgedanken.
„Und der wäre?“, fragte Gosos.
„Wie wäre es mit Thomas!“, rief Adal aus. „Solange wir den wahren Nahmen nicht wissen, kann er dann so heißen?“
„Mm. Klingt nicht schlecht. Dann geh zur Mutter und sage es ihr.“, sagte Gosos zu seinem Sohn und klopfte ihm auf die Schulter.
„Klasse.“, sagte Adal voller Begeisterung und stellte die Heugabel wieder an die Wand.
Dann rannte er so schnell ihm die Füße trugen, die Treppe hinunter und weiter auf den Hof hinein, in der Hütte, wo seine Mutter, wieder am Herd stand und das Mittag essen zubereitete. Sie sah von ihrer Arbeit auf und lächelte, als sie ihren Sohn sah. Sie legte einen Finger auf ihren Mund und deutete auf die Wiege des Kleinen.
„Ich habe einen Namen für den Kleinen gefunden, Mutter.“, sagte er leise und aufgeregt.
Sie sah ihn neugierig an und wirkte richtig fröhlich.
„Und der wäre?“, fragte sie leise, um den Kleinen nicht zu wecken.
„Ich dachte, an Thomas? Wie wäre es damit? Was sagst du dazu?“, fragte er seine Mutter.
„Klingt gut, warum nicht. Mir wäre keiner eingefallen. Ich danke dir. Hilfst du mir ein wenig beim Kochen?“, fragte sie ihren Sohn.
„Sicher.“, sagte er, er nickte und packte mit an.
Er sprühte vor Energie und freute sich, dass er seinen Eltern helfen konnte.
„Vater, hatte sich gefreut. Das ich die Heugabel heben konnte.“, erzählte er ihr von den Neuigkeiten.
„Das ist toll. Ist schon nicht leicht, so etwas zu heben.“, sagte sie ernst und warf die Zutaten, für ein einfaches armes Essen zu, in den Kessel und begann zu rühren.
„Willst du es mal versuchen, zu rühren? Pass aber auf das es nicht anbrennt.“, sagte sie mütterlich und reichte ihm den Löffel.
„Ja. Ich passe auf.“, sagte Adal und nahm den Löffel, während seine Mutter nach dem Kleinen schaute.
Die Tage vergingen und aus jedem Jahr, wuchs der Kleine heran und wurde groß und kräftig. Er war jetzt ungefähr acht Jahre alt und sein Halbbruder war fünfzehn Jahre alt geworden und kräftig war er auch. Er half seinem Vater, wo er nur konnte. Sein Vater, war sehr alt geworden und wurde mit jedem Tag schwächer. Die Mutter hielt die ganze Familie auf Trab und sorgte ganz gut für sie. Thomas half seiner Pflegemutter, wo er nur konnte und wusste innerlich das es nicht seine wahre Familie war und eines Abends nahm er allen seinen Mut zusammen und nahm seine Mutter beiseite.
„Mutter.“, begann er vorsichtig. „Seit ihr meine wahren Eltern?“
Die Frage überraschte die Mutter sehr und sie wusste, das es eines Tages soweit kommen würde.
„Gut, ich werde dir beim Essen darüber erzählen, in Ordnung?“, sagte die Mutter zu ihm.
„Gut.“, sagte Thomas etwas betrübt, er musste den ganzen Nachmittag noch warten, ehe er die Wahrheit erfuhr.
Geknickt ging Thomas, wieder nach draußen zu den Ställen wo ein paar Pferde standen und die zwar für die Landwirtschaft gebraucht wurden, er aber dort Trost fand, wenn es ihm schlecht ging. Er dachte nach und streichelte die Pferde, die im Stall standen und schnaubten.

Beim gemeinsamen Essen, kam Thomas und wiederholte seine Frage, die anderen sahen ihr Pflegekind an. Sie hatten befürchtet, das er danach fragen würde. Die Mutter gab sich einen Ruck und legte ihren Löffel zur Seite und holte kurz tief Luft, ehe sie mit dem erzählen begann.
„Also, du willst erfahren, ob wir deine wahren Eltern sind. Nicht wahr?“, sagte sie ihn.
„Genau.“, sagte er kurz und knapp.
„Gut. Wir sind nicht deine wahren Eltern.“, sagte sie traurig und sah ihn liebevoll an.
„Wer sind meine Eltern?“, wollte er wissen.
„Wollen wir es ihm wirklich sagen?“, sagte Gosos zu seiner Frau.
„Was soll das, Vater?“, sagte Thomas aufgebracht.
„Wir müssen es ihm sagen, Schatz.“, sagte Revanta etwas zornig.
„Wieso?“, fragte Gosos brummig. „Ist es denn so wichtig, wer seine Eltern sind?“
„Ja, Gosos.“, sagte Revanta zornig.
„Schon gut. Schon gut.“, wehrte er mit seinen Händen ab und erhob leicht, erregt seine Stimme. „Mach weiter.“
„Hast du dich wieder beruhigt?“, fragte Revanta ernst ihren Ehegatten.
„Ja. Schon gut.“, sagte er etwas eingeschnappt.
„Gut.“, sagte sie streng. „Deine Eltern leben, nicht mehr, soviel wir wissen und das du Königsblut in deinen Adern hast. Und das du, von dem Reich, Adlersburg stammst. Was aber, genau passiert ist in jener Nacht, wissen wir nicht Wir wissen auch nicht, ob noch jemand lebt, der dort auf der Burg gelebt hat. “
Dann herrschte Stille und Thomas rannte hinaus, zu den Ställen und weinte bitterlich. Er wusste zwar, woher er stammte, aber was er nun machen sollte, das wusste er nicht und er war ratlos. Eines schwor er sich, das er seine Eltern wieder zu finden und sie fragen, warum sie ihn nicht haben wollte und was mit ihnen geschah. Was er nicht wusste war, dass sie nicht mehr lebten und er ein Waisenjunge geworden war. Er wusste zurzeit nicht, was er nun mit sich anfangen sollte. Sein Haar war kurz und wuschlig und dunkel braun geworden. Er hatte fröhliche und ernste Gesichtszüge. Er fühlte sich zwar wohl in seinem neuen Heim, aber er wünschte sich nach einem richtigen zu Hause und nach den richtigen Eltern.
„An wen konnte er sich wenden, um zu seinem Ziel zu gelangen?“, dachte er angestrengt nach. Doch das wusste er nicht. Er wusste nicht was er tun sollte.
So lebte er viele Jahre lang, bis er ungefähr, zwölf Jahre alt wurde und seiner Familie half wo er nur konnte. Er war es gewöhnt, arm zu sein und kannte es auch nicht anders. Irgendwie reich zu sein, war nicht wirklich sein verlangen. Sein Vater wurde älter und älter und konnte langsam nicht mehr arbeiten, weil er kaum noch Kraft hatte, er schwächte mit jedem Jahr, sein Bruder war etliche Jahre älter als er und übernahm den größeren Teil der Pflichten, die sonst sein Vater getan hatte. Sein Leben verlief ruhig und gelassen. Mit seinen Nachbarn verstanden sich bestens und erfuhren das im Land, eine Massenflucht begonnen hatte, dass die Hütten und Dörfer verbrannt wurden und dass die Menschen, ins benachbarte Reich flüchteten, manche gingen noch weiter in andere Reiche, um dort Schutz und Wohlstand zu suchen. Die es nicht schafften wurden verfolgt, versklavt oder getötet. Als wären sie Vieh, was zur Schlachtbank geführt wurde. Das Land verschlimmerte sich mit jedem Jahr und die Flucht ging weiter. Es gab nur noch wenige Dörfer, die noch erhalten geblieben waren und wo es noch, eine friedliche Atmosphäre gab und das die Menschen, ihren gewohnten Leben nachgingen. Seine Eltern hatten kaum noch Kraft und das machte ihn sehr traurig. Das sie arm waren, war schlimm, aber das seine Eltern, die ihn groß gezogen hatten, bald nicht mehr lebten, war noch viel schlimmer. So vergingen die Tage wie und je. Im gleichen Rhythmus. Die Arbeit war auch immer die gleiche. Der Vater lag mit einer dicken Erkältung im Bett und seine Genesung, ging nur langsam voran und die Mutter sorgte sich rührend um ihn. Sie waren froh, sich zu haben und sie liebten sich gegenseitig, so wie es sich für eine Familie gehörte. Denjan vermisste diese Liebe, irgendwann hoffte er, dass er auch so eine liebevolle Familie haben würde.


Kapitel 6

König Afalus stand auf den Ruinen seines Feindes, der zerstörten Burg und sein Blick wanderte Richtung Fluss, wo er seine Verfolgerin ins Jenseits geschickt hatte. Er freute sich tierisch darüber, dass er sie getötet hatte, aber er hätte gern mit ihr die Nächte verbracht, wusste aber das er sie nicht mehr bekommen konnte und war deswegen froh, das er sie nicht genommen hatte. Außerdem freute es ihn sehr, das sie die gerechte Strafe erhalten hat, weil sie ihn nicht zu ihrem Manne genommen hatte. Nur eine Sache ärgerte ihn fürchterlich. Dass er den Jungen, von ihr nicht bekommen hatte. Dass machte ihn sauer. Eines Tages würde er ihn wieder finden und wenn es Jahre dauern sollte. Das machte nichts. Hauptsache er kann seinen verhassten Durst stillen und seine Gier befriedigen. Da musste er, viele, seiner Männer los schicken und nach ihm suchen lassen. Das war genau, nach seinem Geschmack. Es fing an zu regnen und er flüchtete in sein Zelt, was auf den Grundmauern aufgestellt war und legte sich nieder zur Ruhe, seine Männer, hielten abwechselnd, Wache und die Männer genossen, den errungen Sieg und feierten mit Wein und Met ihren Sieg und ließen ihren Herrn mehrmals hoch leben. Die Burg bestand, nur noch aus der Kemenate von Solunda und Magalus. Sonst waren die Steine lieblos, herunter gerissen und hier und dort stand noch, vereinzelt, ein paar Seiten, von einem Gebäude, die dicke Mauer, war fast komplett verschwunden und nur einige Stellen standen an ihrem Platz.
Die Luft roch nach toten Kadaver und Leichen die noch überall herum lagen. Die Männer häuften sie noch während der Nacht auf viele Haufen und verbrannten sie. Damit es keine Krankheiten gab. Dann feierten sie munter weiter bis tief in die Nacht hinein und völlig erschöpft und betrunken schnarchten sie und man könnte glauben, dass eine Horde wild gewordene Tiere, den Wald umsägten. Auch Afalus schnarchte hin und wider.

Am nächsten Morgen erwachte Afalus bei Sonnenaufgang. Die Sonne wachte hinter dem Horizont langsam auf. Ihre Strahlen waren in mattes rot, gelb und orange getaucht. Der Regen hatte sich in der Nacht abgeschwächt. Ein Hauch von Feuchte und Schwüle Luft, lag in der Luft und der Wind wehte sein laues Lüftchen. Vereinzelte Wolken, waren am Himmel zu erkennen, im nahen Horizont und die Sonne begann, an den Nasen zu kitzeln und die Müden Glieder zu erwärmen und zu erfrischen.
Afalus erwachte als erster, nach der Glorreichen Schlacht und streckte sich, ausgiebig. Dann hockte er sich auf einen Felsen, der am Rand der Grundmauern stand und tief in das unter gelegenem Tal führte. Hier wehte der Wind stärker und die Zelte der Männer lagen ein paar Meter hinter ihm. Er musste, ausnahmsweise mal lächeln und schmunzeln. Manchmal dachte er, was er in dieser Welt zu suchen hatte. Er ließ sich von seinem Onkel Dolandos herum kommandieren, obwohl er es nicht nötig hätte. Vielleicht sollte er endlich seinen eigenen Kopf anstrengen und nicht den seines Onkels. Er musste endlich mal auf den Tisch hauen und sagen, was er will und was nicht, diese Eigenschaft, fehlt ihm ein wenig.
Afalus genoss die ruhige Stille, außer die vereinzelten Schnarchgeräusche, die Idylle störte. Er blickte hinunter, zum rauschenden Fluss, wo er seine Feindin nieder gestreckt hatte und tauchte noch einmal in die Szene ein. Er schwor sich, seinen Plan, weiter zu führen und sich nicht auszuruhen, bevor er seinen Durst gestillt hatte.
Doch die Ruhe blieb nicht lange erhalten, denn die Idylle wurde vom Sägewerk der schlafenden Männer noch immer gestört. Langsam reichte es Afalus und er holte tief Luft, ehe er los brüllte: „Aufstehen!“
Nur langsam und noch völlig betrunken und taumelnd erhoben sich seine Männer, aus ihrem Schlaf und taumelten aus ihren Zelten und kniffen die Augen zusammen, als ihnen, die Sonne, ins Gesicht stach. Sie erledigten ihr Geschäft und stöhnten und reckten sie sich. Doch das war dem König egal. Er war wieder in seiner Stimmung, wie am Abend zu vor. Und konnte seine Wut, nur mit Mühe im Zaum halten. Er blickte noch einmal auf seine Siegesstelle und dann sah er seine Männer prüfend an und schüttelte ratlos den Kopf. Dann als seine Männer einigermaßen wach waren, stellte er einen Fuß, auf einen Stein und stürzte seine Hände in seine Hüften und zog sein bösestes Gesicht auf, was er hatte. Die Männer erlebten nur selten, wie ihr Herr wirklich war.
„Schön.“ begann er mit seinem harten Befehl.
Alle Köpfe waren in seine Richtung gerichtet und hörten ihm zu. „Ich habe für jeden von euch, Befehle, die ihr mir ableistet. Und wehe es gehorcht keiner. Der lernt mich richtig von meiner besten Seite kennen. Also! Habt ihr mich verstanden!?“
Er machte eine kurze Pause ehe er weiter sprach und die Männer diskutierten und dann herrschte Stille.
„Wie lautet eure Antwort!?“, brüllte Afalus mit zorniger Stimme.
„Ja, Herr!“, brüllten sie im Chor und stellten sich wie Soldaten hin.
„Ihr bildet jetzt kleine Gruppen und setzt eure Beine in Bewegung. Ich befehle euch, den Knaben zu suchen, ihr erkennt ihn an dem linken Ohr, da hat er ein Zeichen, welches ich nicht persönlich kenne, habe mir aber sagen lassen das es hinter dem linken Ohr ist. Und wenn es Monate dauern sollte, bis ihr ihn gefunden habt, bringt ihr ihn mir lebend, auf meine Burg. Dass, das klar ist! Es kommt keiner eher zu mir zurück, wenn man mir, nicht den Knaben überbringt. Klar! Das gilt für alle! Habt ihr mich verstanden!“
„Ja wohl, Herr!“, sagten sie noch einmal laut und machten, mit ihrer rechten Hand, eine Faust und führten sie zur Brust, als Zeichen, der Ehre und Loyalität. Danach trennten sie sich und die Männer strömten in kleinen Truppen davon, in allen allen Himmelsrichtungen.
Afalus selbst, hatte eine kleine Gruppe, für seinen Schutz, bei sich gelassen und so bauten sie das restliche Lager ab und alle bestiegen ihre Pferde. Die Pferde tänzelten unruhig und schnaubten. Dann setzte sich die kleine Truppe, mit ihrem Herrn, in die Richtung, seiner Heimat, der Wolfsburg, davon, wo er auf seinen Neffen warten wollte. Als Afalus, in seine Burg ritt, stand schon seinem Onkel der Hufschmied, auf dem Hof, beim Brunnen und wartete auf seinen Neffen. Er wollte seinem Neffen die Erziehung, von dessen Bruders, Kind abnehmen und sah, dass er, das Kind nicht dabei hatte. Er wartete auf eine Erklärung und stemmte seine Fäuste, in die Hüften und sah grimmig drein, als er sie sah. Sie stiegen ab und sein Neffe, drückte die Zügel, einer seiner Männer, in die Hand und ging auf seinen Onkel zu und beide umarmten sich flüchtig. Dann schauten sie sich an und sein Neffe begann zu berichten. Während sein Onkel Dolandos ihn zornig musterte und seinem Neffen ein Zeichen gab, das er eine Erklärung, für seine Schmach hatte. Dann begann Afalus und räusperte sich, ehe er begann.
„Also.“, begann er etwas zögernd und konnte sein Versagen kaum verbergen. „Er ist-“
Weiter kam er nicht und musste zum ersten mal stocken und versuchte die richtigen Worte zu fassen. Da kam sein Onkel ihm zu Hilfe.
„Er ist verschwunden. Das wolltest du doch sagen. Nicht wahr?“, sagte sein Onkel etwas gereizt und schwer enttäuscht.
„Ja.“, gab er klein laut bei. „Meine Männer sind schon auf der Suche nach ihm.“
„Gut. Falls sie ihn nicht finden, musst du dich auf die Suche machen und ihn selbst suchen.“, sagte sein Onkel ernst.
„Ja. Onkel Dolandos.“, sagte er geknickt und senkte den Kopf und sah zur Seite.
Dann gaben sie sich die Hände und gingen in den Thronsaal hinein, wo man sich, erst mal etwas zur Stärkung bringen ließ. Dann genossen sie einen köstlichen Rotwein, aus dem fernen Land.
Sie diskutierten noch bis spät in die Nacht. Doch sie konnten kein Ergebnis finden und wollten das Gespräch in den nächsten Tagen fortsetzten. Seine Familie wusste damals kaum noch, das ein Onkel vorhanden war und Afalus wusste auch damals nicht, dass sein Onkel von der Familie abgehalten worden war. Da ließ sich der Onkel, auch nicht mehr blicken und wurde von der Familie zurück gewiesen und das machte den Onkel und Afalus wütend und bei den beiden baute sich dann der pure Hass auf, mit den Jahren bei ihnen auf und trafen sich heimlich und wurden dicke Freunde. Sie hatten viel gemeinsam, bis heute. Den Verweigerung seinen Onkel zu sehen oder ihn überhaupt zu suchen, nahm Afalus seiner Familie ziemlich übel und kapselte sich mit den Jahren, immer mehr, von ihnen ab und sein Hass, fraß sich immer weiter fest. Er hasste sie und sprach kaum noch mit ihnen. Er machte viele Alleingänge und vermied es, sie zu sehen. Als seine Eltern dann starben, zerstritten sich die Brüder nur noch mehr und sein Bruder beschuldigte Afalus seine Eltern umgebracht zu haben, was auch stimmte. Laut dem Geschehen, stürzten seine Eltern in den Fluss. Vorher kämpfte er mit seinem Bruder bis er Bewusstlos war und ihn einfach liegen ließ. Sie waren im Fluss, an Land gezogen worden und man konnte nichts mehr für die beiden tun. Man fand zwar tödliche Stichwunden, aber keiner konnte sich erklären das Afalus etwas damit zu tun haben soll, manche meinten, dass sein verhasster und abgewiesener Onkel, etwas damit zu tun haben muss und die Brüder sprachen kaum ein Wort mehr miteinander. Er verwies, seinen Bruder aus der heimatlichen Heimat und er musste zu sehen, wie er zurecht kam. Er floh zu seinem Onkel, der ihm glaubte und ihn aufnahm und wie seinen einzigen Sohn mit aufzog. Als er von der Vermählung und dem Erben hörte, wurde sein schlafender Hass wach gerüttelt und setzte ihn in den nächsten Tagen, in die Tat um, mit der Unterstützung von seinem Onkel und seinen Männern. Er hatte Erfolg und den Knaben würde er auch noch finden. Das hatte er sich geschworen. Denn Denjan, so hieß der Junge, sollte eine gescheitere Erziehung bekommen und lernen was Verachtung bedeutet und wie man abgewiesen wird, wie man damit um zu gehen vermag. Er träumte auch, wie er zu seinem Heer gekommen war und wie er die Sklaven gekauft hatte. Er setzte seine Befehle immer und immer wieder durch. Nach einigen Jahren wurde er geliebt, verehrt, geachtet und gehasst. Manche Leute blieben, weil sie in Afalus einen so genannten Propheten sahen und andere verließen ihre Heimat, in ein anderes Land. Doch eines besaß er nicht. Eine Frau. Doch das war ihm im Moment egal, denn er hatte genug Sklavinnen um sich, mit der er sich vergnügen konnte. Für jeden Tag, eine andere. Diesen Spaß gönnte er sich immer, wenn er darauf Lust verspürte. Eine feste Frau hatte er noch nicht gefunden, doch das wusste er, er würde die Richtige noch finden und wenn er sie mit Gewalt an sich zerren muss. Das war es ihm Wert. Er hatte kaum Ruhe, weil er den Jungen noch nicht gefunden hatte und das ließ ihn, nicht zur Ruhe bringen und der verhasste Gedanke daran ließ ihn, auch nicht mehr los.

Als er am nächsten Morgen erwachte, hatte er wieder von diesen Dingen geträumt die ihn die ganze Zeit beschäftigten und er versuchte erst mal, seine Gedanken zu ordnen, so gut es ging. Dann stand er auf und ging in den Thronsaal, wo sein Onkel Dolandos und das Frühstück bereits auf ihn warteten. Sein Onkel hatte sich gut erholt, aber er selbst, sah aus, als hätte er nicht geschlafen, sondern nur wach gelegen und angestrengt nach gedacht. Er setzte sich an den Tisch und unter drückte kurz ein Gähnen. Dann sah er seinen Onkel an.
„Morgen.“, sagte er und schaute seinen Neffen prüfend an.
„Morgen.“, erwiderte er und sah aus als würde er gleich wieder ein nicken.
„Du siehst aus, als hättest du kaum geschlafen?“, stellte sein Onkel mit ernster Miene fest.
„Ich habe geschlafen, aber hatte wirre Träume.“, gab er etwas wortkarg zurück und begann sich das Frühstück auf seinen Teller zu legen.
„Was denn für wirre Träume?“, fragte er besorgt.
„Was sich in letzter Zeit so ereignet hat.“, sagte er brummig und nahm sein Frühstück auf und begann zu essen.
„Ach so. Dann ist ja gut.“, sagte Dolandos zufrieden stellend und nahm ebenfalls sein Frühstück auf und begann zu essen.
„Was hast du jetzt vor?“, fragte Onkel Dolandos nach ein paar Bissen seinen Neffen.
„Es wird sich zeigen.“
„Kannst du dich auch genauer ausdrücken?“
Er hielt kurz inne und blickte zu seinem Onkel auf. „Also schön. Ich werde nach neuen Nachrichten aus schau halten. Wenn du es genau wissen willst. <Onkel>.“, sagte er mit sarkastischem Unterton
„Gut. Das ist doch schon ein Anfang.“, sagte er zufrieden und beide beendeten ihr Essen stillschweigend.
Die Zeit verging und noch immer hatte er keine Nachrichten, von seinen Männern bekommen. Der Bursche kann ja nicht weit sein und es wird sicher nicht so schwer sein, ein Kind zu finden. Damit täuschte er sich gewaltig. Er verlor allmählich die Geduld. Doch das brachte ihn zurzeit nichts und so musste er zusehen und warten, bis seine Männer wieder kamen und und ihn mit neuen Nachrichten konfrontierte. Die Stunden wurden unerträglich lang und Afalus begnügte sich währenddessen mit ein paar Sklavinnen, um die Zeit zu überbrücken.


Kapitel 7

Am nächsten Morgen, erwachte Hansalas Schweiß gebadet auf und wusste für einen Moment nicht, wo er sich befand. Erst nach einigen Minuten, wurde es ihm Bewusst. Er lag auf den Holzboden, in der Nähe eines Kamins, dessen Glut, bereits erloschen war. Dann schaute er, sich in seiner Umgebung um und erkannte, dass er in der Hütte, von seinem besten Freund Mundulus und dessen Eheweib Anne-Greta und dessen gemeinsame Tochter Marie-Louise war. Er hatte sich inzwischen wieder beruhigt und ordnete seine Gedanken neu. Sein Freund Mundulus wollte ihm gestern Abend noch etwas wichtiges Mitteilen, das spürte er, doch er war viel zu Müde und erschöpft. Sie legten sich zur Ruh und Hansalas schlief wieder unruhig ein. Es war noch dunkel und Hansalas schlief bis in den nächsten Morgen durch, ohne Geweckt worden zu sein. Es war ja auch kein Wunder, nach den Erlebnissen der letzten Tage.

Am nächsten Morgen, erwachte er wieder, etwas verwirrt auf und musste überlegen, wo er sich eigentlich befand. Erst nach einer Weile, stellte er fest, dass er auf dem Boden geschlafen hatte, die Hütte seines Freundes gehörte. Als er wieder seine Gedanken einigermaßen geordnet hatte, erhob er sich aus seinem Lager und stand auf und reckte und streckte seine Glieder, die waren durch unbequemes Liegen, steif geworden. Dann ging er auf leisen Fußsohlen, nach draußen, in den kleinen Innenhof. Erst jetzt bemerkte er, dass der Hof einen Hühnerstall, einen Stall für dessen Tiere besaß und für das Futter, auf der anderen Seite, rechts von ihm, war das Holz gestapelt und ein zwei Meter breites Holzdach darüber befestigt, damit das Holz in Ruhe trocken werden konnte, damit es die Familie, dann verwenden konnte, darunter stand ein dicker Stamm mit einer mittelgroßen Schüssel darauf und daneben, war ein Eimer mit Wasser und ein Stück Seife. Er wusch sich gründlich und bekam neue Energie. Das tat ihm richtig gut und er fühlte sich frisch und neu geboren. Als er damit fertig war, trat Mundulus mit einem vollen Korb frisch gelegten Eiern aus dem Hühnerschlag und schritt auf seinen Freund zu, dabei musste er den kleinen Teich, der mitten im Hof lag, herum laufen. Sie drückten sich kurz und lächelten sich an.
„Guten Morgen, mein Lieber.“, sprach Mundulus gut gelaunt und munter und voller Tatendrang.
„Morgen.“, erwiderte Hansalas höflich und knapp und sah ihn überrascht an.
„Konntest du denn gut schlafen?“, fragte er seinen Freund besorgt, als er sein Gesicht betrachtete und feststellte, das er kaum geschlafen habe.
„Ja es ist alles gut.“, sagte er damit sein Freund erst mal beruhigt sein konnte und zeigte auf den vollen Eierkorb, unter seinem Arm. „Deine Hühner haben, aber gut gelegt.“, sagte er und lenkte das Gespräch auf ein anderes Thema um.
„Ich dachte du schläfst noch?“, fragte Hansalas erstaunt.
„Ich bin schon lange auf den Beinen. Meine Frauen übrigens auch.“, sagte Mundulus lachend.
„Ja.“, sagte er lachend. „Gehen wir hinein, um zu sehen, ob meine Frauen schon wach sind.“, schlug er vor und zeigte dabei in Richtung Hütte.
„Gut.“, stimmte Hansalas ihm zu und kam gleich auf ein ganz anderes Thema zu sprechen. „Du wolltest mir doch bestimmt gestern etwas Wichtiges sagen?“
Er schaute seinen Freund an und Mundulus fröhliche Miene wurde ernst. „Das besprechen wir drinnen beim Frühstückstisch.“
„In Ordnung. Warum essen wir nicht draußen bei dem Wetter?“, fragte er ihn.
„Das ist eine gute Idee. Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht. Ein guter Vorschlag. Ich werde es sofort mit meiner Frau besprechen.“, sagte er wieder voller Tatendrang.
Damit gingen sie ins Haus und sahen, das den beiden Frauen, die schon längst, auf den Beinen waren und sahen ihn beim frisieren ihrer langen Haare zu. Sie mussten alle lächeln. Mundulus schritt gut gelaunt auf seine Frau und seiner Tochter zu. Er gab ihnen einen Kuss, seiner Frau auf Mund und Stirn und bei seiner Tochter auf die beiden Wangen und der Stirn und strich ihnen dabei, sanft über die Haare.
„Was haltet ihr davon, wenn wir das Frühstück in den Hof verlegen würden, es ist warm genug und die gute Morgenluft, würde uns allen gut tun. Was haltet ihr davon, meine Lieben?“
Die beiden Frauen schauten ihren Mann und Vater erstaunt an und dann lächelten sie und nickten.
„Gerne.“, sagten beide gleichzeitig und strahlten übers ganze Gesicht.
Damit stellten sie den Tisch und die Stühle, neben die Hütte und bedeckten sie, mit dem notwendigsten Sachen, was sie hatten. Sie besaßen nicht viel, nur dass ein armer Bauer sich zu dieser Zeit überhaupt leisten konnte. Doch das störte Hansalas überhaupt nicht, er war froh, über das Essen was sie hatten und dass sie mit ihm teilten, bestärkte ihn seine Trauer, etwas zu vergessen, was er erlebt hatte und war dankbar für das Vertrauen seines Freundes.
„Lasst uns noch Beten, Freunde?“, schlug Mundulus vor. „Es ist bei uns Tradition, dass wir dem Herr Gott danken.“, sagte er zu seinem Gast gerichtet.
„In Ordnung, wir fassen uns gemeinsam an und sprechen das Gebet!“, sagte Marie-Louise munter.
Damit senkten sie die Köpfe zum Gebet und nahmen sich gegenseitig in die Hände.
„Lieber Gott. Wir danken dir für dein Speiß und Trank. Wir danken dir das du uns am Leben hältst und das wir hier beisammen sein können, für die herrlichen Stunden. Wir danken dir, dass wir Leben können, ohne Probleme zu haben und ohne Krankheiten. Amen.“
Dann aßen sie, dass karge Frühstück und genossen die herrliche Morgenluft. Hansalas fühlte sich pudel wohl, in der Familie, seines Freundes und alle verstanden sich prächtig. Nach dem Essen lehnte sich Mundulus zurück und streckte sich und schaute gen Himmel. Die Wolken waren klein und die Sonne wurde immer wärmer und ein kleines Lüftchen erfrischte den Geist.
„Ist das nicht herrlich, hier im Freien zu sitzen und die Ruhe mit seinen Liebsten, zu genießen?“, sagte er wohltuend und stoß dabei einen tiefen Atemzug aus.
„Da hast du recht, mein Liebster.“, sagte Anne-Greta zu ihrem Gatten und schaute ihn richtig verliebt an.
Er konnte nicht wieder stehen und gab ihr einen Kuss und umarmte sie und dann erhob er sich und drückte, seiner Tochter nun auch einen Kuss, auf die Stirn. Dann setzte er sich wieder. Es war eine herrliche Stimmung und alle genossen, die sinnliche Ruhe. Im Hintergrund waren nur die Tiergeräusche, die auf dem kleinen Gehöft waren zu hören und das störte die Runde gar nicht.
„Und wolltest du Hansalas, nicht etwas erzählen, Vater?“, fragte Marie-Louise und störte das verliebt sein, ihrer Eltern um sie wieder in die Wirklichkeit zurück zu holen.
„Oh!“, sagte ihr Vater erstaunt. „Natürlich. Bei nahe hätte ich es vergessen. Danke das du mich daran erinnert hast. Meine Liebe.“
„Was denn erzählen?“, wollte nun auch Hansalas wissen und schaute seinen Freund fragend und dann neugierig an.
„Also gut. Ich werde dir jetzt etwas erzählen, was du mir wahrscheinlich nicht glauben wirst.“, sagte er etwas unsicher und wusste nicht so recht wie er es sagen sollte.
„Dann werde ich es versuchen, dir zu glauben. Dann leg mal los.“, sagte Hansalas und legte seine Hände, in den Schoss und sah seinen Freund gespannt an.
„Gut. In einem fernen Land, namens Zauberwald oder auch Golinka genannt, soll eine Kriegerin leben, sie steht den armen und schwachen Menschen zur Seit, denn Feinde lässt sie nicht an sich ran oder lässt sie nicht passieren in ihr Reich. Sie kommt dir entgegen wenn du ihr entgegen kommst. So sind ihre Regeln. Sie wird von manchen, als heilige Göttin angesehen und verehrt als Königin. Vielleicht solltest du sie mal treffen.“, beendete er seine Erzählung. „Sie könnte dir zumindest helfen, in deiner Angelegenheit!“
Dazu sagte Hansalas nichts und es herrschte für einen Moment Funkstille.
„Ich brauche erst mal einen Moment.“, sagte er.
„Sicher.“, sagte Mundulus selbstverständlich und nickte.
Damit stand Hansalas auf und ging mit verwirrtem Gedanken zum Fenster und blickte hinaus, auf den Hof, wo einige Hühner wild umher irrten und ihre Würmer auf pickten.
Er wusste nicht was er nun tun sollte, seine Gedanken kreisten Achterbahn. Sollte er wirklich, zu dieser Kriegerin hin und sie bitten ihm zu helfen? Er wusste nicht, was er tun sollte. Er überlegte, die nächsten Schritte ganz genau und beschloss dann, doch zu ihr zu gehen. Vielleicht konnte sie ihm ja wirklich helfen? Jetzt war er fest entschlossen und kehrte zu seinen Freunden an den Tisch zurück und setzte sich.
„Und wie hast du dich entschieden, mein Freund?“, fragte Mundulus und machte sich Sorgen um seinen Freund.
„Ich werde zu ihr gehen. Obwohl ich den Weg nicht weiß.“, sagte er enttäuschend und senkte dabei seinen Kopf und blickte traurig auf seinen Schoß.
„Wir können dich begleiten, wir alle.“, schlug Anne-Greta vor und brachte ihre mütterliche Seite zum Vorschein. Denn sie war auch sehr besorgt um ihren Gast.
„Danke. Das schätze ich sehr, an euch.“, sagte Hansalas und schaute sie dann an.
„Das geht nicht.“, sagte Mundulus und haute mit der Hand auf den Tisch, dass die Sachen die darauf standen, schepperten.
Seine Familie und sein Freund waren erschrocken und konnten es noch nicht recht begreifen, was er damit sagen wollte. Sie schauten ihn irritiert an.
„Warum nicht, Freund?“, wollte Hansalas von ihm wissen.
„Jemand muss hier bleiben und den Hof in Ordnung halten und das werde ich tun und die beiden Damen werden dich begleiten. Und ich diskutiere auch nicht mehr darüber. Pasta!“, sagte er knall hart.
Alle saßen mit offenem Munde da und starrten ihn an. Erst jetzt verstanden sie, dass ihr Freund hier bleiben wollte und seinen Hof, nicht kampflos aufgeben wollte. Das brachte der Familie stolz und sie willigten ein, dass sie sich mit ihrem Freund, auf den Weg machen und er hier bleiben würde. Damit war das Thema geklärt und so bereiteten sich die Damen auf ihre große und erste gemeinsame Reise vor. Sie wussten, das sie ihren Liebsten vermissen würden, das mussten sie nun in kauf nehmen und so verabschiedeten sie sich liebevoll, am nächsten Tag und bestiegen die Pferde, die im Stall standen und sahen, zum letzten mal Mundulus lebend. Mundulus winkte ihnen nach und sagte: „Ihr müsst nach Süden reiten, nach Sodankus und dort nach Fundas und danach gelangt ihr an die Mauer Golinkas, die euch den Zutritt zum Reich des Zauberwaldes frei gibt. Es wird eine lange Reise werden. In Sodankus müsst ihr nach dem weiteren Weg fragen, da ich ihn selbst nicht kenne. Passt auf euch auf. Seid vorsichtig, meine Lieben. Viel Glück.“
Mit diesen wertvollen Worten, winkte er weiter und sie zogen nach Süden, um nach Sodankus zu gelangen und schauten dabei zu, wie ihr zu Hause immer kleiner wurde und sahen wie Mundulus verschwand in der weiten Ferne.
Anne-Greta senkte traurig den Kopf, denn dieser Abschied schmerzte und hinterließ schlimme Wunden in ihrer Seele. Ihre Tochter sah ebenfalls traurig drein und fing sich nach einiger Zeit wieder. Sie ahnten nicht, das soeben ein Trupp von Afalus auf den Hof geritten kamen, um Mundulus hinzurichten. Sie schauten noch einmal in diese Richtung und galoppierten im vollen Galopp von dannen.

Kurz darauf kamen ein kleiner Trupp mit furchtlosen Gesichtern und respektlosem Umgang, auf Mundulus zu geritten. Sie hielten scharf vor ihm an und einige Pferde bäumten sich auf. Einer von ihnen, genannt der Grimmige, stieg ab und kam furchteinflößend auf ihn zu.
„Wo ist der Junge?“, fauchte der Grimmige Mundulus an.
„Ich weiß nicht was ihr meint?“, stellte sich Mundulus ahnungslos und völlig gelassen.
„Ihr habt ihn versteckt! Gibt es zu!“, fauchte der Grimmige weiter und sein Kopf wurde rot vor Zorn.
„Ich weiß wirklich nichts. Was soll ich zugeben, wenn ich nichts verbrochen habe?“, zuckte Mundulus ganz gelassen, mit den Schultern.
Der Grimmige schaute noch wütender und eindringlicher, als vorher.
Mundulus sackte in sich zusammen, als er dessen Gesicht vor sich sah.
„Jetzt hast du schiss, nicht wahr?“, fragte der Grimmige sein Opfer.
„Mm. Nein.“, schüttelte Mundulus den Kopf und ihm schlotterten die Beine ein wenig.
Der Grimmige grinste hämisch und dann sah er seine Männer scharf an.
„Sucht den Jungen.“, befahl der Grimmige barsch.
Seine Männer suchten den ganzen Hof ab und tappten im Dunkeln und konnten nichts finden. Geknickt kamen sie zu ihm zurück.
„Was gefunden?“, wollte er grimmig wissen.
„Nein. Tut uns Leid, Herr. Ist keiner da.“, sagte einer der Männer.
„So ein Mist.“, stampfte der Grimmige mit seinem Fuß auf die Erde auf. Dann wandte er sich wieder dem ahnungslosen Mundulus zu und schaute ihn noch grimmig und finster an.
„Auf wessen Seite steht ihr eigentlich?“, wollte er wissen und sein Gesicht war noch näher an sein Gesicht heran gekommen.
„Auf eurer Seite, was habt ihr denn Gedacht?“, sagte er achselzuckend, um nur seine Ruhe zu haben.
„War auch dein Glück. Sonst wärst du bereits nicht mehr hier.“, sagte der Grimmige schallend und seine Männer stimmten mit ein.
Mundulus nickte verstanden und sein Feind war zu frieden. Damit ging der Grimmige wieder zu seinem Pferd und stieg auf. Dann ritten seine Männer hinter her und Mundulus war wieder allein. Danach ging er wieder seinen üblichen Arbeiten nach und dachte dabei an seiner Familie und an seinen Freund und wünschte ihnen in Gedanken viel Glück für ihre Reise. Er war froh das ihm nichts geschehen war. Irgendwann würde er nach Sodankus reisen um seine Frau wieder zu sehen und dann würde er mit ihr weiter leben, ohne in Gefahr zu leben. Die Staubwolke hatte sich verzogen, die Männer waren schon lange nicht mehr zu sehen. Die Sonne wärmte den Boden mit ihren Strahlen. Die Wolken zogen leise und sanft über das Land hinweg und hatten kein Ziel. Der Wind wehte leicht durch die Blätter, der Bäume. Es war etwas Frieden eingekehrt, in diesen furchtbaren Zeiten.


Kapitel 8

Auf der Wolfsburg ging ein unruhiger König, in seinem Thronsaal auf und ab. Er hatte sehr viel Wut und Zorn in sich und musste sich immer wieder beherrschen, um nicht auszurasten. Mittlerweile sind etliche Jahre vergangen und er hatte noch immer, keine Spur von ihm gefunden. Ab und zu kamen Reiter, um ihn Bericht zu erstatten und um ihre Vorräte aufzufüllen, um dann wieder los zureiten. Bisher hatte er nur schlechte Nachrichten erhalten und keinen Hinweis auf den Knaben bekommen. Er muss jetzt ungefähr zwölf Jahre alt sein und irgendwo leben, aber wo? Diese Frage stellte er sich immer und immer wieder und konnte bis heute keine Lösung finden. Dann beschloss er seinen Onkel Dolandos, noch einmal um Rat zu fragen.
„Wache!“, rief er laut und die Tür ging auf und seine Wachen standen auf der Türschwelle und machten eine Verbeugung.
„Ihr habt uns gerufen, Herr!“, sagte einer der Wachen soldatisch und war bereit seinen Befehl zu bekommen.
Sein Herr schaute ihn wie immer finster und grimmig an.
„Geht meinen Onkel Dolandos holen! Ich will mit ihm sprechen und das schnell!“, sagte er ernst und befehlerisch.
Die Wachen nickten und hatten verstanden und verschwanden wieder. König Afalus wartete einige Zeit und dann wurde die Tür wieder geöffnet und in Begleitung der Wache, stand sein Onkel und engster Vertrauter für alle Probleme, auf der Türschwelle. Er schritt mit einer Haltung, die ihn größer machte als er war, auf seinen Neffen zu und strahlte ihn ernst an.
„Was gibt es?“, wollte er steif wissen und baute sich vor seinen Neffen auf und er hielt stand.
„Ich wollte mit dir sprechen.“, antwortete er kurz und knapp.
„Worüber?“, fragte Dolandos und schaute ihn wie ein Lehrer an, der seinem Schüler etwas beibringen will.
„Über die nächsten Schritte die ich vorgehen will. Ich brauche deine Unterstützung dabei!“, sagte er steif und hielt den Blicken seines Onkels zitternd stand.
„Sprich!“, forderte Dolandos seinen Neffen auf.
„Gut. Ich ziehe selbst los, um nach den Jungen zu suchen.“, sagte Afalus immer noch ganz steif. „Wie findest du das?“
„Nun.“, dabei senkte sein Onkel kurz den Blick. „Mach das beste daraus. Du musst wissen, was du tust und was du machst. Und wie kann ich dir Behilflich sein dabei?“, wollte er noch wissen.
„Würdest du solange auf meinem Besitz aufpassen?“, fragte er seinen Onkel.
„Also gut. Ich werde es tun. Und du machst dich auf den Weg und mach deine Suche gut.“, sagte er und wirkte ein bisschen besorgt, wie ein Vater, der sich Sorgen, um seinen Sohn machte.
„Danke.“, sagte er. „Ich werde mich revanchieren.
Damit verabschiedeten sie sich und Afalus rief einen Trupp zusammen und packte für seine lange Reise. Er dachte nach, wo er suchen sollte und da kam ihm ein kleines Dorf in den Sinn. Wo es einen Getreidebauern gab namens Gosos und seiner Frau Revanta. Da würde er als erstes suchen. Damit war er erst mal zufrieden und ritt mit seinem Trupp los und sein Onkel wünschte ihm Glück und Erfolg sah ihm noch lange nach, bis er hinter einer Biegung verschwand. Ein beschwerlicher Weg führte, den verhassten König, ins Unbekannte Land. Er hatte aber ein gutes Gefühl und ritt in das Dorf, wo der Bauer und seine Frau wohnten. Er war lange unterwegs und machte kaum pausen. Dunkle Wolken brauten sich über das Leben der Menschen zusammen.


Kapitel 9

Schon seit einigen Tagen ritten Hansalas, Anne-Greta und ihre Tochter nach Süden, in ihr erstes Ziel. Ihre Reise dauerte schon Wochen und daraus wurden Monate. Mit jedem Tag überlegte Hansalas, ob der Junge überhaupt einen Unterschlupf gefunden hatte und ob ihn jemand bei sich aufgenommen und groß gezogen hatte, was er nur schwer hoffen konnte. Er wusste es nicht und machte sich mit jedem Tag große Sorgen um seinen Schützling, den er im Stich gelassen hatte und das schlimmste verhindern gekonnt hätte, als ihm die Gelegenheit zum greifen nahe war.. Das machte ihn nun sehr schwer zu schaffen machte, dies spürte auch Anne-Greta und machte sich Sorgen um ihren Freund.
Seine bedrückte Art blieb den beiden Frauen nicht verborgen und sie konnten ihn nur hilflos zusehen wie er noch bedrückter wurde. Nach einigen Tagen machten sie wieder eine Rast am Waldrand mit Blick auf einer großen saftigen Wiese und versorgten die Pferde und ruhten sich dann aus. Marie-Louise drückte Hansalas etwas zu essen hin und er nahm es nach kurzem zögern an und kaute, Gedanken verloren, auf dem Brot und Käse herum. Dann legte Anne-Greta mütterlich ihre Hand, auf seine Schulter und er sah ihn besorgt ins Gesicht.
„Was bedrückt dich mein Lieber?“, fragte Anne-Greta ihn und sah ihn besorgt an und legte mütterlich ihre Hand auf dessen Schulter.
Hansalas seufzte tief und starrte hinaus in die Ferne, wo die Wiese hinter einer Waldbiege verschwand. Er wollte nichts sagen und starrte deshalb ins Leere.
„Was ist los?“, fragte sie weiter und lies nicht locker, doch er schwieg immer noch. Erst nach mehreren versuchen, schaute Hansalas sie an und sie blickte in sein Trauriges Gesicht.
„Na schön. Du gibst ja eh keine Ruhe, bis ich es dir gesagt habe.“, sagte Hansalas geknickt zu ihr.
„Ich mache mir halt Sorgen um euch.“, seufzte sie und nahm ihre Hand wieder von seiner Schulter und sah ihn weiter an.
Er nickte und wischte sich kurz über das Gesicht.
„Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, ob es noch überhaupt Sinn macht, unsere Reise fortzusetzen und mich einfach in mein Schicksal zu begeben.“, sagte Hansalas und war dann erleichtert, als er das gesagt hatte und fühlte sich auch ein wenig besser als vorher. Man fühlt sich doch besser, wenn man seine Sorgen jemanden mitteilt, dem man vertrauen kann.
Die beiden Frauen waren erst mal geschockt und wollten es nicht glauben, aber verstanden seine Sorgen.
Sie schlugen ihre Hände über dem Mund und starrten ihren Freund fassungslos an und es dauerte einige Zeit, bis sie ihre Sprache wieder fanden.
„Aber das willst du doch nicht tun, oder?“, fragten Anne-Greta und ihre Tochter Marie-Louise noch immer geschockt.
Dann strahlte Hansalas wieder und die Frauen konnten es nicht glauben, was sie sahen. Sie verstanden die Welt nicht mehr.
„Hast du das gerade ernst gemeint?“, fragte Marie-Louise.
„Ja.“, sagte er ernst. „Das habe ich ernst gemeint. Es war kein Scherz.“
„Und reist du mit uns weiter oder willst du hier bleiben?“, wollte Anne-Louise von ihm wissen.
Hansalas schaute sie an und schüttelte dann den Kopf. „Ich reise mit euch, wie versprochen.“
Die Frauen waren erleichtert, das zu hören und der Trupp, war wieder fröhlich und konnten ihre Reise fortsetzen. Sie packten ihre Sachen zusammen und setzten sich wieder auf ihre Pferde, die sich in der Zwischenzeit erholt hatten und Hansalas drehte sich zu den beiden um und sagte: „Ich bin froh, dass ich euch allen begegnet bin.“, damit beruhigte er die beiden und nun lachten sie wieder zusammen.
„Das freut uns, mein Freund.“, sagte Anne-Greta mit einem lächeln auf den Lippen.
Dann war der Schock vergessen und die Stimmung war wieder ausgelassen und gut. Nach einigen Wochen, es war wieder Frühling und der Trupp hielt auf einen Hügel zu. Dieser Hügel, war mit den verschiedensten Sorten von Blumen überseht. Unten im Tal war eine riesige Festungsanlage zu sehen. Der Hügel viel Treppenförmig ins Tal und mündete an einer sehr dicken und hohen schwarzen Mauern. Die Mauern waren vier Meter hoch und fünf Meter dick. Man konnte nur schwer den Marktplatz erkennen, wo sich viele mit ihren Verkaufsständen, über Wasser hielten und die Menschen dort versorgten. Hinter der gigantischen Mauer entsprang ein gewaltiger Fluss, der unter der dicken Mauer hindurch ging und am großen Brunnen auf dem Marktplatz endete. Am Brunnen war ein großer Turm mit einer gewaltigen Glocke für die Wahrnung vor Feinden genutzt wurde. Sonst war die dicke Mauer mit vier Türmen umschlossen und auf ihnen gingen jeweils zwei Wachen auf und ab. Beim fünften Turm, also in der Mitte auf dem Marktplatz waren sechs Wachen eingeteilt und bewachten die schwere und massive goldene Glocke und den dazu gehörigen Stamm, der mit Griffen zum anfassen, befestigt war. Die Stadt wurde bis heute noch nie eingenommen und wenn es jemand versucht hatte, scheiterte derjenige erheblich und musste von dannen ziehen.
Also ritten Hansalas, Anne-Greta und ihre Tochter Marie-Louise in die Hauptstadt Sodankus ein und wurden von zwei Wachen aufgehalten, die ihre Schwerte überkreuzten und sie nicht durch ließen. Die kleinere Wache, die rechts stand, wurde von Hansalas wieder erkannt und wollte mit ihm sprechen, aber die größere Wache links, mit seinem kleinen Bierbauch kam ihm zuvor und schnitt ihm das Wort ab, ehe er noch was sagen konnte.
„Was wollt ihr hier?“, plaffte die Wache streng.
Es war ein nicht angenehmer Typ und sein Schweiß, roch ein wenig zu streng, so das sich die Gefährten die Nase rümpfen mussten, um sich nichts anzumerken ließ und es schnell hinter sich zu bekommen schaute er wieder die Wache an, die er bereits kannte.
„Grüß dich Godos.“, sagte Hansalas zu ihm und dieser fuhr aus der Hose als er den Ritter erkannte.
„Meine Güte, Hansalas. Müsst ihr mich so erschrecken?“, entfuhr es ihm und ringte nach Luft. „Soll ich etwa ein Herzversagen bekommen?“
Hansalas lachte und sagte: „Nein. Das sollst du nicht.“
„Gut.“, sagte Godos und hatte sich von dem Schrecken wieder erholt. „Und was willst, verzeih, was wollt ihr in Sodankus?“
„Wir brauchen ein Nachtlager und Vorräte für die Weiterreise.“, antwortete Hansalas schnell. „Lässt du uns passieren?“
„Geht in Ordnung. Das ist übrigens unser Donn, er arbeitet seit einigen Jahren für den Herrn. Ich glaube, bei deinem letzten Besuch, hast du noch nicht das Vergnügen mit ihm gehabt? stimmt`s?“
„Nein, das stimmt. Freut mich.“, sagte Hansalas und neigte kurz sein Haupt in seine Richtung.
Doch dieser schwieg finster und schaute weiterhin grimmig und bockig drein.
„Er ist nicht sehr gesprächig.“, besänftigte Godos ihn. „Nimm es ihm nicht übel. Er macht keinen besonderen Hehl daraus.“
„Tja. Falls er doch mit mir sprechen will, schickst du ihn zu mir.“
„Gut. Ich lasse euch passieren. Aber eine Sache wäre noch?“
„Und die wäre?“
„Wo ist der Herr, der sonst mit euch reist?“
„Der Herr wurde ermordet.“, sagte Hansalas traurig und kalt zugleich.
„Was?!“, entfuhr es ihm und hatte völlig seine Fassung verloren. „Und was geschied jetzt mit seiner Familie?“
„Sein Sohn floh und seine Gattin wurde ebenfalls ermordet!“
„Das ist ungeheuerlich. Das ist eine Verschwörung. Wer weiß es sonst noch?“
„Bis jetzt nur wir und ein guter Freund von uns. Sonst niemand.“
„Ich werde einen Rat zusammen rufen müssen und das schleunigst.“
„Mach das ruhig. Wir sind im Wirtshaus wenn du uns brauchst. Es muss was geschehen.“
„Geht und ich werde alle alarmieren es muss was geschehen. Da habt ihr völlig recht. Und wer war es eigentlich?“
„Sein Bruder Afalus.“
„Das er so was macht, hätte ich nie gedacht.“, sagte Gosos sauer.
„Vielleicht will er ja einen Krieg anzetteln, vielleicht auch nicht.“, sagte Hansalas Schulter zuckend.
„Ein Krieg? Aber es muss ein Grund gegeben haben, um so etwas zu tun. Aber was für einen?“
„Neid.“, sagte Hansalas. „Einfach nur Neid. So was ist ein gutes Motiv für jemanden, der keine Familie hat und er hasste alle, in seiner Familie. Da kann ich dir eine Menge davon berichten. Teilweise, war ich sogar dabei und versuchte immer, meine Herrin wieder aufzubauen.“
„Seit ihr sicher? Das es Neid war?“
„Ich kann es mir denken, aber eine andere plausible Erklärung gibt es nicht.“
„Gut und geht jetzt.“
Damit war die Truppe entlassen und sie ritten in die Festungsstadt hinein und ließen zwei völlig verwirrte Wachen am Tor zurück.
Die Wache die Hansalas kannte, war noch immer geschockt.
„Ich kann es immer noch nicht fassen, Donn.“
Dieser zuckte nur mit den Schultern und hatte noch immer den Gesichtsausdruck wie vorhin.
„Schick bitte Daunus zu mir.“, befahl Godos ihm und er gehorchte bedingungslos.
Dieser nickte und kurze Zeit später erschien er mit einem Mann mit kräftiger Statur.
Daunus war die Wache des alten Greiz und Unteroffizier und kannte sich im Kriegsgeschäft aus.
„Was gibt es, Freund?“, wollte dieser Wissen und war etwas genervt, weil er von seiner Tätigkeit als Trainer abgehalten wurde.
„Wir müssen umgehend einen Rat zusammen rufen.“, sagte Godos schnell um seinen Vorgesetzten zu beruhigen.
„Warum?“, fragte er brummig und gereizt.
„Unser Freund Hansalas ist in der Stadt ohne unseren Herrn und er hat uns eine traurige Nachricht überbracht.“
„Dann sagt sie mir.“, befahl er barsch.
„Das kann ich nicht hier machen, das kann ich nur im Rat preisgeben.“
„Gut. Dann werde ich alle informieren und sie sofort her schicken lassen.“
„Danke.“, sagte Gosos und Daunus verschwand wieder. Donn hatte wieder seinen Posten bezogen und beide gingen wieder ihrer Arbeit nach.
Damit drehte er auf den Absatz um und ging seiner Wege. Kurze Zeit später flogen bereits die ersten Tauben zu den jeweiligen Besitzern. Godos war erst mal erleichtert und ging seiner Pflicht weiter nach.

Inzwischen haben Hansalas und seine Freunde das Wirtshaus „Der starke Bulle“ erreicht und traten in das dumpfe Licht ein. Es war sehr voll und roch nach Schweiß und Essen. Die Wirtin wuselte mit Bierkrügen hin und her, um die Gäste zu frieden zu stellen. Der Wirt nahm die Bestellungen auf und schwürte in die Küche rein und raus. Sie waren vollkommen im Stress und bemerkten erst mal nicht, dass neue Gäste die Wirtsstube betreten hatten. Die Wirtin eilte ihnen entgegen als sie die neuen Gäste sah.
„Willkommen. Ich komme gleich zu euch. Einen Augenblick bitte.“, sagte sie kurz angebunden und machte sich wieder an die Arbeit.
Sie ließ die Neuankömmlinge erst mal stehen und schickte eine Magd zu ihnen, die hinter der Theke stand. Sie trat an die Theke heran und begrüßte die Gäste, sie setzten sich an die Theke und schauten die Frau fragend an.
Die Dame war schon alt und half den Wirten bei der Arbeit. Sie wirkte wie eine Großmutter auf die Gäste.
„Was kann ich für euch hübschen tun?“, fragte sie freundlich.
„Wir brauchen ein Zimmer für die Nacht und wir wollen unsere Vorräte auffüllen lassen.“, ergriff Hansalas das Wort.
„Ihr habt Glück gehabt, es ist noch eine Kammer frei.“
„Gut, die nehmen wir.“, bestätige er das Angebot.
„Einverstanden. Dann folgt mir nach oben. Und um eure Tiere haben wir uns inzwischen schon gekümmert. Sie sind bereits im Stall und genießen die wollige Wärme.“, sagte sie herzhaft lächelnd, als sie einen Burschen, der für den Stall verantwortlich war, gerade zurück kam und ihr mit einem Kopf nicken bestätigte.
Sie folgten ihr einer Treppe hinauf, die an der Theke nach oben führte, ins dritte Stockwerk und durchquerten einen langen Gang bis, sie zu einer Tür ganz am Ende des Ganges kamen. Sie stoß die Tür auf und sie traten in ein dumpfes Licht hinein. Das Zimmer war einfach möbliert. Drei Betten und eine Schüssel zum Waschen. Die Gäste waren zufrieden damit. Ein kleines Fenster spendete ihnen etwas Licht und sonst waren nur ein paar Kerzen, die auf einer kleinen Komode, wo auch die Waschschüssel stand, drauf. Das reichte für die kleine Truppe für eine Nacht vollkommen aus und somit ließ die alte Dame sie allein. Beim hinaus gehen blieb sie noch einmal auf der Türschwelle stehen.
„Wenn ihr was essen wollt, dann kommt nach unten, es ist allerdings sehr voll und es kann eine weile dauern, bis das Essen für euch fertig ist. Bei dem ganzen Trubel den wir haben.“
„Das geht in Ordnung. So viel Zeit haben wir. Ihr könnt dem Koch sagen das wir schon mal bestellen und dann runter kommen und uns eine Ecke im Wirtshaus suchen.“, besänftigte Hansalas die alte Dame.
„Gut. Bis später dann.“, sagte die alte Dame nickend und ließ die Türe hinter sich zufallen und ließ sie alleine.
Die drei schauten sich noch eine weile im Zimmer um und beschlossen dann nach unten zu gehen.
„Was sollen wir weiter tun?“, fragte Anne-Greta ihren Freund etwas Ratlos als sie nach unten gingen.
„Ich weiß es nicht. Morgen sehen wir weiter. Vielleicht muss ich noch zum Rat gehen und denen berichten was mit unseren Herrn geschehen ist. Es wird auf jedenfall nicht leicht für mich.“, sagte Hansalas und ließ ein wenig den Kopf sinken.
„Sollen wir draußen warten?“, fragte Marie-Louise.
„Nein, das müsst ihr nicht. Vielleicht, es könnte sein das ihr mit dabei sein dürft, aber ihr müsstet die ganze Loyalität beschwören.“, sagte Hansalas ernst und auch ein wenig nachdenklich.
Damit gingen sie nach unten und ließen sich Speiß und Trank kommen und genossen das beisammen sein bis tief in die Nacht.
Am nächsten morgen wurden sie unsanft von der alten Dame, die ihnen am Vortag, das Zimmer gezeigt hatte, geweckt. Es war noch dämmrig und die Sonne ging gerade auf.
„Was ist?“, rieb sich Hansalas müde die Augen und blickte in das Gesicht der alten netten Dame.
„Ihr werdet unten bereits erwartet.“, sagte sie sanft.
„Von wem?“
„Ein Wachmann steht unten und soll euch abholen.“
Hansalas nickte und machte sich fertig die beiden Frauen waren in der zwischen Zeit wach geworden und taten es ihrem Freund nach. Sie rafften alles zusammen und stiegen die Treppe hinab. Unten angekommen stand Godos und erwartete sie bereits.
„Guten Morgen, mein Freund. Verzeih, wenn ich dich aus deinen süßen Träumen reißen musste.“
„Was gibt es?“
„Der Rat wurde einberufen und ihr sollt mit euren Begleitern sofort kommen. Es ist sehr dringend.“
„Dann lass uns gehen.“
„Gut, eines muss noch erwähnt werden. Ich hoffe, ihr wisst bereits, das ihr die Loyalität des Rates beschwören müsst.“
„Das wissen wir.“, sagte Anne-Greta und ihre Tochter nickte ihm verstanden zu. Gosos nickte ebenfalls und wies mit einer Handbewegung zum gehen.
Sie traten aus dem Wirtshaus und wurden von einer kleinen Garde von bewaffneten Männern empfangen, die ihre Pferde bereits, bereit hielten. Ohne zu murren und zögern stiegen sie auf und der Trupp setzte sich in Bewegung. Niemand sprach ein Wort. Nur das Hufgetrappel war zu vernehmen. Sie bogen nach dem Turm auf dem Marktplatz rechts ab und gelangten in einer schmalen Gasse. Sie endete abrupt und ein Tor öffnete sich rechts von ihnen. Sie wurden hineingelassen und fanden sich in einem mittelgroßen Hof wieder. Sie stiegen ab und gingen ins Hauptgebäude, was gegenüber dem Tore stand, von wo aus sie gerade gekommen waren. Es war ein kleines Landhaus und es sieht recht gemütlich aus. Dies war der geheime Treffpunkt des Rates und es war nur schwer zu finden, außer man folgte ihnen, voraus gesetzt man wurde nicht dabei erwischt.
Sie stiegen eine kleine Treppe hinauf und gelangten in einen dunklen Flur. Dann bogen sie um die Ecke und gelangten in einen größeren Raum, dies waren der Wohnbereich und der Treffpunkt aller Geschehnisse.
Ein alter Mann, saß nachdenklich, auf einem sehr alten Sessel, er sah auf, als er die Gäste sah und sein Gesicht strahlte vor Freude. Er war das Oberhaupt des Rates und beschloss sämtliche Aufträge und Befehle. Er war die Rechte Hand des Herrn gewesen und die Wache über seinen Besitz. Als er die Leute sah, wurde sein Gesicht sofort fröhlich und ernst zu gleich, als er eine bekannte Person wieder erkannte und begutachtete auch dessen Begleitung. Dann sah er etwas verwirrt drein, weil eine Person fehlte und er auch nicht verstand, wo sie war. Er machte ein trauriges Gesicht und Gosos ergriff das Wort.
„Seit gegrüßt Artis. Ich bringe traurige Botschaft von der Adlersburg mit. Unser Freund Hansalas hier und seine Reisegefährtinnen können dir mehr über diese Botschaft berichten.“
Damit verneigte sich Gosos und trat zur Seite, um seine Freunde den Vortritt zu lassen.
„Tritt vor, Freund. Und berichtet mir was geschehen ist, auf der Burg?“, sagte Artis, der alte Greiz und machte eine Geste mit der Hand und signalisierte Hansalas damit, dass er anfangen durfte.
„Danke.“, begann Hansalas. „Wir wurden mitten in der Nacht angegriffen und haben viele Männer verloren und die Bewohner sind ebenfalls davon betroffen. Meine Herrin musste mit ansehen wie ihr Gemahl kaltblütig erstochen wurde und ich kam gerade noch rechtzeitig, ihr zur Hilfe, als König Afalus, sie ebenfalls kaltblütig ermorden wollte. Ich schlug ihn nieder und flüchtete mit ihr und ihrem Sohn Denjan aus der Burg, doch wir hatten keine Chance. König Afalus kam hinter uns her-.“, Hansalas wurde unterbrochen.
„-ihr sagtet ihr habt ihn niedergeschlagen? Warum habt ihr ihn nicht gleich getötet, da wäre der Spuk vorbei?“, unterbrach Artis der Greiz ihn.
Hansalas musste schlucken und versuchte eine vernünftige Erklärung abzugeben.
„Ich hatte nur wenig Zeit gehabt und es war nur ein Kurzschluss, der mich nicht weiter denken ließ. Bitte verzeiht. Deshalb habe ich ihn nicht gleich getötet. Ich hätte es tun können, ihr habt Recht, aber ich dachte nur an die Sicherheit meiner Herrin und ihres Sohnes. Mehr konnte ich nicht tun und wie gesagt ich hatte wenig Zeit, zu diesem Zeitpunkt gehabt. Zurück zu unserer Flucht. Wir flüchteten nun in unseren Geheimgang, nach draußen in Richtung Fluss. Sie hat den Kleinen in Sicherheit gebracht. Doch es war noch nicht vorbei. Dann hat sie gesagt sie will sich Opfern für ihr Reich und schickte mich aufs andere Ufer und solle dort bleiben bis die Luft rein würde. Ich war kaum in meinem Versteck auf der anderen Seite angekommen und da war auch schon Afalus da. Er quälte meine Herrin, doch sie blieb standhaft bis zum Tod. Und er stach einfach zu und zuckte noch nicht einmal mit der Wimper und er verbrannte ihre Überreste und warf sie in den Fluss. Ich musste mich sehr zurück halten damit ich nicht aufschrie und mich nicht verriet. König Afalus ging wieder und fluchte, weil er den Knaben nicht bekommen hatte. Seine Trupps mussten wohl gleich mit der Suche begonnen haben. Ich hoffte und hoffe immer noch, dass der Kleine nicht in seine Hände gefallen war und er irgendwo bei einem Bauern aufgenommen worden ist und sie ihn groß gezogen hatten. Nach diesem schrecklichen Erlebnis, bin ich erst mal zu meinen Freund Mundulus und seiner Familie gegangen. Diese beiden Damen sind seine Familie, seine Gattin und seine Tochter, weil ich keinen Ausweg hatte und nicht wusste, wo hin ich mich wenden sollte. Und bei ihm hatte ich erst mal einen Dach über dem Kopf und bin ihm sehr dankbar dafür. Inzwischen weiß ich nicht mal, ob der kleine Denjan noch lebt? Was ich schwer hoffen will.“
Damit endete Hansalas seine Geschichte und Artis der alte Greiz, wurde sehr nachdenklich und überlegte lange. Die anderen schwiegen der weile und wollten seine Gedanken nicht stören. Erst als Artis wieder auf sah, schaute er seine Gäste, genauestens an und sah das Hansalas sehr geknickt und traurig war, er wusste, das es ihm nicht leicht gefallen war, über solche Erlebnisse zu sprechen, die geschehen waren und er wusste auch, wie er sich jetzt fühlen musste. Die Stimmung war nicht fröhlich sondern ernst und traurig zu gleich und der Raum in den sie sich befanden, wirkte zerdrückend und es kam einen vor, dass die Luft stickig war. Der alte Greiz Artis, räusperte sich kurz und sprach mit seiner alten rauen aber freundlicher Stimme: „Ich weiß wie du dich jetzt fühlen musst, mein Freund.“, sagte er sanft. „Ich fand es sehr mutig von dir, mir dein Erlebnis zu berichten, ich weiß sehr genau, es ist schwer über solche Dinge zu sprechen, wenn man selbst in tiefer Trauer ist. Was ich sehr gut verstehen und nachvollziehen kann. Ich kenne solche Situationen gut.“
Hansalas war froh über die schönen Worte und fühlte sich gleich ein wenig besser. Das bemerkte auch Artis und setzte fort: „Von deinen Erzählungen her, müsste Denjan noch leben, was wir alle nur schwer hoffen können, da wir nichts über seinen Aufenthaltsort bescheid wissen. Denn wenn er nicht mehr leben sollte, was wir nicht hoffen, dann sehe die Zukunft für uns alle sehr schlimm aus. Nichts wird mehr blühen, gedeihen und Dörfer wie Städte werden zerstört sein und niemand würde mehr friedlich mit einander leben können. Ich werde einen Trupp zusammen rufen, der nach ihm sucht und ihn zu unserer Kriegerin bringen, die ihn beschützen kann. Denn hier würde er zur leichten Beute, des Königs werden. Und das, versuchen wir zu verhindern. Hat er irgendein Merkmal?“, wandte sich Artis nun an Hansalas.
Dieser nickte. Der alte Greiz schaute ihn streng, wie ein Lehrer an und fragte: Und was ist es?“
Hansalas antwortete ihm: „Es ist ein halber Adler am linken Ohr, die andere Hälfte trugen seine Eltern.“
„Danke.“, sagte Artis und wirkte für einen kurzen Moment wieder nachdenklich.
Die anderen schwiegen weiter und keiner wagte, etwas zu sagen oder den alten Greiz in seinen Gedanken zu unterbrechen. Dann sprach Artis wieder: „Wir müssen jemanden zu unserer Kriegerin senden und ihr berichteten, was geschehen ist.“, damit schaute er alle im Raum Anwesenden an. Keiner wollte so richtig den ersten Schritt machen. „Wer von euch würde das tun?“, fragte Artis und schaute einen nach den anderen an, doch alle schwiegen weiter, nur Hansalas trat einen Schritt vor und zeigte dem Greiz, das er bereit dafür war diesen schwierigen Auftrag auszuführen. Der Greiz nickte und zeigte seinen Freund den aller größten Respekt und Anerkennung.
„Seit aber vorsichtig, mein Freund!“, warnte Artis ihn. „Es gibt viele Gefahren, die auf euch warten und deshalb müsst ihr, einen kleinen Trupp mit nehmen, der euch zur Seite steht, wenn es Schlag auf Schlag kommen sollte. Wen würdet ihr mit nehmen?“, wollte er wissen.
„Meine Gefährtinnen und Godos und noch ein paar Männer.“, sprach Hansalas sofort ohne lange zu überlegen.
„Eine gute Wahl. So sei es.“, sagte er zustimmend und sah das Godos etwas traurig war, denn er hatte kaum sein Land verlassen, ohne seiner Familie zu verabschieden.
„Ihr werdet es überstehen, mein Freund Godos.“, sagte Artis als er den Blick des Wachmannes gesehen hatte.
Dieser nickte und widersprach ihm nicht.
„Dann geht jetzt. Macht euch auf den Weg und überbringt ihr, meine herzlichsten Grüße. Viel Glück auf eurer Reise und nun geht.“, damit schickte er die Gäste raus und er blieb allein und nachdenklich zurück. Seine Hoffnungen ruhten nun, auf die Freunde, die ihre beschwerliche Reise antraten.
Auf den Weg nach draußen, nahm Godos seinen Freund kurz beiseite.
„Was gibt es?“, fragte Hansalas irritiert.
„Wieso hast du mich Gosos genannt, gestern?“, wollte er nur wissen. „Hast du etwa meinen Namen vergessen?“
Hansalas zog die Brauen hoch und senkte kurz den Kopf. Dann nickte er.
„Tut mir Leid. Ich bin etwas durcheinander und nach den Erlebnissen ist das ja auch kein Wunder. Und einer meiner Gefährten, hieß Gosos. Er ist in der Schlacht in jener Nacht gefallen. Verzeiht.“, entschuldigte sich Hansalas bei ihm.
Er klopfte ihm auf die Schulter. „Entschuldigung angenommen. Ich kann dich verstehen. Wenn das hier vorbei ist und wir noch leben sollten. Dann Besuch uns öfters. Dann vergisst du auch nicht meinen Namen. Und nun machen wir uns auf den Weg. Wir wollen ja unseren Auftrag nicht vergessen.“
Sie mussten lachten und folgten den anderen auf den Hof hinaus.
Sie betraten in einen hellen Hof, der mittlerweile mit dem Sonnenlicht durchflutet war und sie kniffen ihre Augen zusammen und gewöhnten sich allmählich an das helle Licht. Die Stimmung war gut und es wurden bereits alle Vorbereitungen für die lange Reise getroffen.
Draußen im Innenhof schwangen sie sich wieder auf ihre Pferde und ritten in die kleine Gasse wieder hinaus. Dann bogen sie wieder auf den Marktplatz und hielten noch kurz beim Wirtshaus, wo sie vorher geschlafen hatten an um ihr Proviant aufzufüllen, was noch fehlte und ritten dann durch das Haupttor wieder hinaus. Dann bogen sie links ab und umrundeten die große Mauer. Danach zogen sie gen Norden ins raue Land. Die Sonne stieg weiter hinauf und wärmte die Erde mit ihren Strahlen. Ein paar Wattewölkchen hingen vereinzelt am strahlenden blauen Himmel. Sie hörten noch ein paar Vögel zwitschern und genossen die sinnliche Ruhe. Sie zogen tagelang nördlich und die Natur wandelte sich stetig. Die Landschaft wurde flacher und es waren kaum noch Bäume zu sehen, nur hier und dort waren ein paar Bäume zu erhaschen. Sonst war die Gegend rau und bot keinen Schutz vor Feinden. Sie übernachteten weiterhin im freien und die Nächte wurden frischer und die Gespräche wurden weniger, weil sie sich auf die Reise konzentrierten und nach Spähern aus schau hielten. Der Weg wurde immer rauer und es waren nur Wiesen zu sehen und nach einigen Tagen kamen auch vereinzelte Moorlandschaften zum Vorschein. Hier wurde noch immer der Torf abgebaut und das konnte man bei einzelnen Stellen noch gut erkennen, unsere Freunde fühlten sich nicht besonders wohl in dieser Gegend, aber sie konnten nur diesen Weg nehmen um nach Fundas zu gelangen. Fundas war die Hauptstadt von Moorlands, der Herr von Moorlands war schon in die alten Jahre gekommen und lebte mit seinem Volk allein, in dieser rauen Gegend. Er hatte sich schnell daran gewöhnt und wollte nicht mehr weg von hier. Er hatte ein breites Gesicht und hatte bereits einige Fältchen um die Augen. Sein breiter Schnurrbart wurde immer gestutzt und er hatte ein gutmütiges Herz. Sein Volk liebte ihn und er hatte noch eine Tochter die ihm beistand. Sein Sohn ist im Kampf gefallen und den Schmerz hatte er noch immer nicht ganz verarbeitet, immer wieder musste er daran denken wie schön es mit seinem Sohn gewesen war. Für seine Tochter tat er alles, damit sie glücklich blieb und er keine Sorgen hatte. Sein einziger Freund den er empfing war König Magalus vom Nachbarreich. Sie verbrachten erholsame Stunden und genossen die friedliche Stille. Was Heinzal noch nicht wusste, war das sein Freund verstorben ist und er ihn nie mehr sehen würde. Doch bis dahin hörte er, das eine kleine Truppe mit einem Ritter von der Adlersburg, zu ihm stoßen und dann weiter reisen würde. Darauf freute er sich schon insgeheim und veranlasste ein großes Festmahl anzurichten. Er lies sofort seine Köche zu sich kommen und besprach mit ihnen die Einzelheiten bis ins kleinste Detail. Mit dem Nicken der Köche hatten sie verstanden was ihre Aufgabe war und machten sich sogleich an ihr Werk und besorgten alle Zutaten die sie brauchten, um damit ein königliches Festmahl zu zubereiten. Mit diesem schönen Gedanken ging Heinzal müde und zufrieden ins Bett und legte sich mit einem lächeln schlafen. Seine Tochter schlief schon längst und sie hatte den gleichen Charakter, wie ihre Mutter, die bei einem Ausritt, vor vielen Jahren, ums Leben kam. Seitdem hat sie wenig gesprochen und er wusste auch nichts mehr, wie er ihr helfen konnte. Vielleicht wird es eines Tages so sein, wie früher. Er wusste nur noch nicht wie, er es am besten anstellen sollte, um seine Tochter glücklich zu machen. Aber es würde ihm schon irgendetwas einfallen. Dann kuschelte er sich in seine warme Decke und schlief sofort ein. So müde, war er schon lange nicht mehr und er freute sich auf morgen, da er endlich, seinen Freund wiedersehen würde.

Am nächsten Morgen erwachte Lord Heinzal, aus seinem schönen Traum. Er stieg aus seinem Samtbett mit blauen Vorhängen, die er zur Seite schob. Dann rieb er sich seine Augen wach und gähnte. Dann erhob er sich und begab sich in seine Umkleidezimmer die gleich nebenan war und zog sich um.
Während dessen kam eine kleine Truppe, zu der Stadt Fundas an, die vor den grauen und massiven Toren der Hauptstadt empor ragten und diese wurden von ein paar Wachen bewacht und prompt wurden sie aufgehalten und nach ihrem Begehr gefragt.
„Was wollt ihr in Fundas, im Land des ehrenwürdigen Lord?“, fragte die kleinere Wache mit Schnurrbart, während sein Kompagnon stur gerade aus sah.
„Wir wollen in der Stadt übernachten.“, sagte Godos mit der gleichen befehlerischen Stimme, wie der kleinen Wachmann.
„Wir lassen keine Fremden passieren.“, sagte die kleine Wache soldatisch und auch etwas verärgert..
„Wir sind keine Fremden.“, sagte Hansalas sofort.
„Wer seit ihr dann?“, wollte der Zwerg, mit dem Schnurrbart wissen und schaute sie prüfend an.
„Das ist der Ritter von der Adlersburg, Sir Hansalas und seine Reisebegleitung, die eine Audienz beim Lord Heinzal haben.“, sagte Godos so nett er nur konnte und Hansalas war ihm dankbar dafür, für sein schnelles handeln und grinste in sich hinein, als er die verdutzen Gesichter der Wachen sah.
„Weiß der Lord, das ihr kommt?“, brummte die unhöfliche Wache, die die ganze Zeit geschwiegen hatte.
Godos sah die Truppe entgeistert an und zuckte mit den Schultern.
„Ich hoffe es.“, behauptete Godos Schulter zuckend.
„Habt ihr auch einen Beweis dafür?“, fragte die unhöfliche Wache weiter, während der Zwerg mit dem Schnurrbart immer kleiner wurde.
„Wir kommen aus Sodankus. Das sagt euch doch was?“, fixierte Godos den unhöflichen Kerl.
„Warum habt ihr das nicht gleich gesagt?“, sagte er barsch.
„Weil ihr nicht gefragt hattet.“, antwortete Godos mit einem Grinsen auf den Lippen.
„Diese Vorschriften immer.“, sprach Hansalas nebenher und Godos musste lachen und steckte dabei die anderen an, nur die unhöfliche Wache blieb grantig.
„Ihr dürft passieren. Willkommen in unserem Land.“, sagte die kleine Wache mit dem Schnurrbart.
Als das Haupttor hinter ihnen geschlossen wurde, traten zwei weitere Männer auf sie zu und verneigten sich kurz.
„Was wollt ihr?“, fragte Godos die Männer.
„Wir wurden vom Herrn geschickt, um euch zu ihm zu führen. Kommt!“, forderte einer der Wachen auf.
Sie folgten ihnen. Sie folgten den Wachen, eine Steigung hinauf, hier und dort wurde es wieder flacher und dann stieg der Weg wieder an. Neben ihnen links und rechts waren Treppen mit Geländer befestigt, das auch die Menschen, die nicht gut zu Fuß, unterwegs waren, ohne Probleme, die Burg erreichen konnten. Dann nach einer kurzen Zeit, sahen sie, das Fallgitter und das Tor der kleinen, aber gemütlichen Burg, des Lord Heinzal von Moorlands. Es war eine einfache Burg, die sich nur arme Lords leisten konnten. Der Lord hatte sich, sein großes Ansehen erschaffen und Respekt. Sie passierten das Fallgitter und das Tor und kamen, in einen nicht sehr großen Innenhof, mit einem einfachen Brunnen. Rechts schräg vom Brunnen ging eine Treppe hinauf, die zwei Biegungen machte, die mit Geländer versehen waren, sahen. Auf ihrer linken Seite war die Küche und auf den anderen Seiten die Schlafstelle für das Personal und die Burgbewohner und auch ein paar Pferdeställe waren vorhanden. Sonst war hier nichts.
Die Truppe stieg von ihren Pferden ab und folgte den Wachen die Treppe hinauf und die Wache die vor der Tür stand stieß die Tür auf und so gelangten sie in eine Art Hausflur. Es war nicht sehr groß, aber sehr schön eingerichtet. Hier und dort hingen ein paar Wappen, der Familien, die hier gelebt hatten und deren Waffen, die sie sich zugelegt hatten. Sonst waren hier und dort vereinzelte Schnitzereien, mit den verschiedensten Mustern, von fast allen Tieren auf der Welt die es gab und die man auch kannte und auch andere Figuren.
Die Truppe wurde nach rechts geführt in den Empfangssaal, links und geradeaus gingen die Treppen in das nächste Stockwerk und dort befanden sich nur einige Gästezimmer, das Zimmer der Lady, das Umkleidezimmer und das Schlafgemach des Lords persönlich. Sonst war hier nichts zu erkennen. Sonst hingen im Flur einige Bilder von irgendwelchen Vorfahren die hier mal gehaust haben sollen.
Als die Truppe den Empfangssaal und gleichzeitig den Esssaal betraten war dort bereits ein herrlicher Tisch gedeckt, der aus Mahagoniholz und den verschiedensten Schnitzereien verziert und das Geschirr war aus reiner Bronze mit den schönsten Blumen bemalt und das Besteck war mit Marmorgriffen und wieder mit kleinsten Schnitzereien verziert war. Die Stühle waren aus dem gleichen Material wie der Tisch und die Becher waren mit einem bronzenem Stiel ausgestattet. Es sah atemberaubend aus und die Augen der Truppe weiteten sich immer weiter vor staunen.
Sie mussten auch nicht lange auf den Lord warten, denn er erschien wie von Geisterhand herbei gezaubert, neben zwei Bildgemälden die auf der linken Seite hingen und verschiebbar war, durch eine Geheimwand die an der linken Wand waren. Wie auf Knopfdruck wandten sich die Gäste an den Lord und verneigten sich und er verneigte seinen Kopf in ihre Richtung.
„Seit gegrüßt, werter Freund Hansalas.“, sagte Lord Heinzal und umarmte ihn kurz.
„Ganz meiner Seitz.“, sagte Hansalas mit einem Kopf nicken.
„Es ist lange her, wo wir uns gesehen haben.“, stellte Lord Heinzal fest.
„Das stimmt.“, antwortete Hansalas seinem Gastgeber.
Hansalas sah sich nun genauer im Raum um und fand die Gemälde und die Tapete hinreisend und bemerkte das seine Tochter gar nicht hier war.
„Wo ist denn deine Tochter?“, fragte Hansalas ihn.
„Du meinst wohl Winifred. Mm.“, er zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich weiß es nicht, wo sie wieder steckt.“
„Dann grüß sie von uns.“, sagte Hansalas kameradschaftlich.
„Mach ich. Aber nun zu uns. Seit willkommen. Fühlt euch wie zu Hause. Kommt setzt euch.“, sagte Lord Heinzal väterlich und gastfreundlich.
„Danke.“, sagten sie und setzten sich.
Lord Heinzal schaute sich um und wirkte ein wenig verloren und traurig, weil ihm ein bekanntes Gesicht fehlte.
„Ihr reist mit andern Leuten und nicht mit eurem Herrn?“, stellte der Lord fest und Hansalas nickte.
„Wer sind diese Leute?“, wollte er wissen.
„Das sind Anne-Greta mit ihrer Tochter Marie-Louise und Godos aus Sodankus mit seiner Truppe zu unserem Schutz.“, stellte er seine Freunde vor. „Seine Truppe wartet unten in der Stadt.“
„Aha. Und wo ist dein Herr und was für ein Schutz?“, wollte er wissen, weil er ihn unter den Freunden nicht erblickte.
„Das ist eine schwierige Geschichte. Ihr habt noch nichts davon gehört?“, fragte er seinen Gastgeber.
„Nein.“, antwortete er schnell und schüttelte bedauernd und traurig den Kopf.
„Ich werde es euch später erzählen, weil das sehr kompliziert ist und ich nicht sofort darüber sprechen kann, wenn ihr das verstehen könnt?“
„Sicher.“, sagte er sofort.
Damit musste er sich erst mal zufrieden geben und schaute dabei seine Freund ganz genau an und bemerkte das er sehr traurig wirkte.
„Dann lasst uns essen. Ihr habt bestimmt noch nichts gegessen?“, er zeigte auf den Tisch.
„Gerne.“, sagte Hansalas.
Kurz darauf klatschte Lord Heinzal ein paar mal mit den Händen und das Essen und der Trank wurden herein gebracht. Es roch fantastisch und es sah gigantisch gut aus.
Einige Diener trugen die Tabletts mit ihren Köstlichkeiten und dem süßen Wein und Met hinein und stellten sie auf den Tisch. Es gab auch viel Obst und Fleisch vom Stiel, die auf der freien Feuerstelle vorher vorbereitet wurden. Es schmeckte köstlich und sie genossen den Festschmaus, bis ihre Bäuche voll waren. Das dauerte den ganzen Nachmittag bis in den frühen Abendstunden hinein. Winifred war gerade gekommen als sie gehen wollten. Sie war ein hübsches Fräulein. Sie hatte kräftige Pausbäckchen und ein rundes und zufriedenes Gesicht. Sie hatte dunkle braune Haare, die Wild um ihren Kopf herunter hingen. Ihre hellen Augen sahen die Fremden prüfend an und hielten sich zurück, doch eine Person schien sie noch zu kennen.
„Hansalas.“, rief Winifred voller Begeisterung und rannte in seine Arme.
„Winifred, schön dich wieder zu sehen. Anscheinend kennst du mich noch.“, sagte Hansalas schon etwas angetrunken.
Dann löste sie sich von ihm und wandte sich an ihren Vater.
„Warum hast du nichts gesagt, das er kommt.“, fragte Winifred ihren Vater.
„Nun. Ich habe es auch erst kürzlich erfahren. Sonst hätte ich dich schon längst informiert.“
Winifred wandte sich wieder an Hansalas.
„Wo ist Sir Magalus? Kommt er nach?“
Hansalas beugte sich zu ihr hin und legte väterlich eine Hand auf ihre Schulter und seufzte leise.
„Weißt du, er hatte keine Zeit Winnie. Er besucht dich später einmal. Er lässt dich grüßen.“, sagte Hansalas und wollte verhindern, das Winifred davon Wind bekommt, das ihr Freund und engster Vertrauter getötet worden ist und das er nie wieder kommen würde, fürs erste sollte das genügen. Er nahm seine Hand von ihrer Schulter und richtete sich wieder auf.
Winnie schaute traurig und umarmte Hansalas und dann ihren Vater. Ihr Vater zog sie von sich und streichte ihr sanft über die Haare.
„Er hat recht, Liebes.“, sagte er und sie nickte.
„In Ordnung, Vater.“, sagte Winifred geknickt.
„Geh jetzt schlafen. Wir sprechen uns morgen. Schlaf gut.“, sagte Lord Heinzal sanft.
„Ja, Vater. Schlaf du auch gut. Und mach dir nicht so viele Sorgen.“, sagte Winifred und drehte sich zu den anderen um und machte einen Knicks. „Gute Nacht. Gute Nacht Hansalas.“
„Gute Nacht Winifred.“, sagten die anderen.
„Gute Nacht Winnie.“, sagte Hansalas fröhlich und winkte ihr nach bis sie verschwunden war.
Danach beschlossen die anderen auch ins Bett zu gehen, weil sie kaum noch die Augen offen halten konnten, nur Hansalas und der Lord verschwanden ins erste Obergeschoss wo sich das Arbeitszimmer des Lords befand. Dort brannte bereits der Kamin und die feinen und gemütlichen Lehnsessel mit ihren Fußhöckerchen standen schon einladend bereit. Sie setzten sich in die Sesseln und ein langes „Ah.“ war von beiden zu vernehmen. Die Sesseln waren schön weich und bequem und sie hatten Felle von Tieren als Wärmepolster.
„Ist das nicht herrlich, mein Freund?“, fragte der Lord ihn.
„Ja so ist es.“, bestätigte Hansalas ihn.
„So kann man es sich gut gehen lassen. Nicht war?“, fragte er seinen Gast.
„Ja.“, bestätigte er wieder und der Lord war fürs erste zufrieden.
„Ach ja.“, sagte der Lord und spielte dabei mit seinem Becher und schaute in den prasselten Kaminfeuer.
Es verging einige Zeit und dann lenkte der Lord, das abgebrochene Gespräch von vorhin wieder in die eigentliche Richtung.
„Ich bin wirklich froh, das Winifred wieder spricht.“, sagte er erleichtert.
Hansalas sah ihn an.
„Warum?“
„Seit dem Tod, meiner Frau. Spricht sie kaum noch und das macht mir Kummer. Anscheinend hast du einen guten Einfluss auf sie. Danke, mein Freund.“
„Kein Problem. Wie ich sehe geht’s Winnie bestens.“
„Ja, das stimmt.“
„Und sie wird allmählich zu einer richtigen Frau. sie ist bildhübsch.“
„Findest du?“
„Aber sicher.“
„Was ist nun wirklich mit unserem Herrscher?“, fragte Lord Heinzal seinen Freund Hansalas und sah dabei in ein trauriges Gesicht. „Warum ist er nicht mit euch gekommen?“
Hansalas blieb stumm und musste sich ein wenig sammeln, um die richtigen Worte zu finden. Aber so richtig wollte dies ihm nicht gelingen.
„Weil er nicht mehr kommen kann.“, sagte Hansalas bedrückt. „Er wird auch nicht mehr kommen können.“
„Weshalb nicht?“, fragte Lord Heinzal empört und richtete sich dabei auf.
„Es ist etwas geschehen, was ich vorhin nicht gleich sagen kann. Es ist sehr schwer für mich. Ich bin der einzige Überlebende in diesem Gemetzel und ich fürchte mich vor meinem Tod.“, begann Hansalas mit ernster Stimme und einem Kloß in der Kehle zu sprechen.
Der Lord sah ihn entrüstet an und konnte nicht glauben, was er da gerade gehört hatte.
„Was ist geschehen?“, wollte er sofort wissen.
Hansalas ist still geworden und starrt nur noch ins offene Feuer was im Kamin brannte. Obwohl die Wärme ihn wärmte, fror er ein wenig.
„Warum sagt ihr nichts mehr, mein Freund?“, wollte er wissen und bekam, noch immer keine Antwort auf seiner Frage.
„Was ist geschehen?“, fragte er weiter und beugte sich nun zu ihm vor und stützte sich auf seiner Lehne ab.
Eine Stille trat weiter ein und Hansalas sprach immer noch nicht. Er rang nach den richtigen Worten und der Kloß in seiner Kehle hinderte ihn an seiner Aussage.
„Ich-“, sagte er nach einer weile.
„Was wollt ihr mir sagen?“, sagte der Lord etwas ruhiger und bemerkte das es für seinen Freund tatsächlich schwer viel, über das Geschehene zu sprechen.
„Ich kann-.“ versuchte Hansalas von neuem doch es gelang ihm wieder nicht.
„Was ist los?“, hackte der Lord nach.
„Ich kann es euch nicht-.“ wieder brach er ab und senkte den Kopf.
„Was könnt ihr nicht?“, hackte der Lord weiter nach und lies nicht locker.
„Ich kann es euch nicht sagen.“, brachte er endlich den Satz zu ende und starrte das brennende Feuer an und lies den Kopf weiter hängen.
Heinzal sah, dass sein Freund den Kopf zur Seite drehte und langsam seine Trauer freien Lauf lies. Das berührte ihn und legte väterlich seine Hand auf dessen Schulter.
„Ich kann euch gut verstehen. Lasst euch Zeit und wir sprechen ein anderes mal darüber.“, gab der Lord leise nach.
Der Abend verging langsam und sie leerten einen Krug nach dem anderen und als Hansalas sich etwas beruhigt hatte wischte er sich mit dem Handrücken seine Tränen trocken und nahm noch einen Schluck Wein zu sich.
„Ich werde es euch berichten.“, begann er von neuem und hatte die Aufmerksamkeit des Gastgebers und dieser lies sich in seinen Sessel wieder zurück fallen.
„Ich lausche deinem Gespräch, mein Freund.“, sagte er liebevoll und wartete gespannt, was er zu berichten hatte. „Lass dir Zeit und ich unterbreche dich auch nicht.“
Hansalas nickte und nahm noch einen kräftigen Schluck aus seinem Becher. Räusperte sich kurz und legte los.
„Eines Nachts vor einiger Zeit. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Überfiel uns der Bruder, meines Herrn. Er schlich sich in die Festung und ermordete jeden, der ihm in den Weg kam. Vor vielen Jahren zuvor, ließ der Bruder meines Herrn, die Eltern der beiden Brüder ermorden, wir hatten uns zu einer Familienfeier eingefunden und er tat es vor meinen Augen. Der Bruder hasste meinen Herrn bis auf die Knochen. Es ist vermutlich Eifersucht, die ihn dazu antrieb, diese Taten zu begehen. Denn er hatte keine Chance, bei meiner Herrin, weil er zu Feige war, sie selbst anzusprechen und weil sein Bruder Magalus sie angesprochen hatte, sie zur Frau zu nehmen und sie willigte ein. Sie wollte keinen Feigling zum Manne und das konnte er bis heute nicht verkraften. Er machte überall Ärger, wo er nur konnte und verlor immer wieder seinen Rachefeldzug. Aber diese eine Nacht, triumphierte der Bruder meines Herrn und ermordete ihn vor den Augen, meiner Herrin. Darauf wollte er sich an meiner Herrin vergehen, aber ich kam ihm zuvor und schlug ihn nieder. Warum ich ihn nicht gleich getötet hatte, lag wahrscheinlich an meiner Ehre als Ritter und Beschützer meiner Herrin und meines Herrn. Ich weiß es nicht. Ich floh, mit ihr und dem Kind. Am Flussufer jedoch, hechteten unsere Verfolger hinter uns her und wir hatten keine Fluchtmöglichkeiten mehr. Meine Herrin setzte ihren einzigen Sohn, in einem Baumstumpf, der eine kleine Mulde besaß und stieß ihn in den Fluss und dieser wurde mit der Strömung mit gerissen. Mich stieß sie ebenfalls in den Fluss und ich schwamm geknickt, ans andere Ufer und versteckte mich hinter einigen Büschen und musste mit ansehen, wie meine Herrin ermordet und dann verbrannt und ihre Überreste ihn den Fluss geworfen wurde. Ich musste still halten, um mich nicht zu verraten und triumphierend marschierte der Bruder meines Herrn, mit seinen Männern die uns vorher verfolgt hatten mit seinem wahnsinnigen lachen davon. Ich floh und reiste gen Süden und Norden um nicht in die Hände des Bruders meines Herrn zu kommen. Dann bin ich dem Alten Greiz wie er genannt wurde untergekommen und habe mich auf den Weg gemacht eine Kriegerin zu besuchen und sie um Rat und Hilfe zu erbitten, mir zu helfen und den Bruder meines Herrn aufzuhalten. Mein Weg führte zu euch und ich bedanke mich für eure Gastfreundschaft.“, schloss er seine Erzählungen.
Der Lord starrte ihn mit empörten und aufgerissen Augen an und sein Mund war auch ein wenig geöffnet vor entsetzen. Er wollte es nicht glauben, aber das er so was hören musste, warf ihn völlig aus der Bahn.
„Das hätte ich dem Bruder eures Herrn, niemals zu getraut.“, sagte der Lord empörend und musste sich erst mal sammeln. „Aber ich fand es sehr tapfer von dir, mir das zu erzählen was ihr durch machen musstet.“
„Danke.“, sagte Hansalas und nickte mit dem Kopf dabei.
Die Freunde schwiegen und die Nacht ging stetig weiter. Kurz darauf flatterte eine Taube am Fenster herbei, die eine Rolle Pergament am Bein hatte, die für den Lord bestimmt war. Lord Heinzal erhob sich aus seinem bequemen Sessel und öffnete das Fenster und die Taube flog herein. Sie setzte sich auf den Schreibtisch des Lords und hielt ihr Fuß mit der Nachricht dem Lord hin, er nahm sie und gab der Taube ihr einige Körner die sie dankbar auf pickte und Heinzal stellte eine kleine Schüssel mit Wasser für die Taube hin. Dann ging er zurück in seinen Sessel und lies sich in das weiche Fell fallen und faltete den Brief auseinander. Er sah sich die letzte Seite an und zog die Augenbrauen hoch als er die Signatur von Artis den alten Greiz erkannte. Er nahm wieder den Brief beim Anfang und begann zu lesen:

Lieber Freund, der erhabene Herrscher von Moorlands, Mylord Heinzal,

ich muss Euch leider mitteilen, das unser geschätzter Freund, Königlichen Blutes,
Sir Magalus, in jener Nacht vor einiger Zeit, ermordet worden ist. Ich weiß, dass ich mich erst jetzt melde, aber vorher wusste ich nicht ob der König überhaupt noch lebte. Ich habe es auch erst durch unseren Freund Ritter Hansalas erfahren. Die Truppe die ich zu euch geschickt habe, ist von mir persönlich, zusammen gestellt worden und dient zum Schutz meiner Schützlinge. Er war der einzige, der sich bereit erklärt hat, den schwierigen Weg zu unserer Kriegerin auf sich zu nehmen, was ich ihm hoch an rechne. Sir Ritter Hansalas wird deine Gastfreundschaft in Anspruch nehmen müssen. Ich hoffe, du verstehst meine Absicht.
Wir wissen mittlerweile auch, dass es der Bruder von unserem Herrn Magalus war, der die Tat begangen hat. Sein Name ist wie er sich seit einigen Jahren nennt, König Afalus. Er ist ein gemeiner Tyrann, der alles nieder brennt was in seinem Weg steht. Er versklavt außerdem Menschen, die für ihre Armut nichts können und er behandelt sie, wie Vieh, was zur Schlachtbank geführt wird. Und er missbraucht sie. Besonders die Frauen, haben schlechte Aussichten auf ein freies Leben. Die Männer werden gezwungen ihm zu dienen. Er droht ihnen, ihren Familien etwas anzutun, wenn sie nicht das tun, was er will. Er versucht alles um die Herrschaft an sich zu reisen, noch ist seine Tat nicht vollendet und er wird weiter morden, brandschatzen, plündern und unschuldige töten lassen. Er ist genau wie sein Onkel Dolandos. Grausam und kein menschliches Herz. Er muss den Knaben finden und er wird ihn auch töten lassen, oder er benutzt ihn zu seinen eigenen Zweck, den wir noch nicht kennen, damit er das Königreich an sich reisen kann. Das müssen wir unbedingt mit allen Mitteln, die wir aufbringen können, verhindern, damit er unsere Existenz nicht zerstört was wir mühselig aufgebaut haben, in all unseren Jahren. Sir Ritter Hansalas muss inzwischen, bei euch eingetroffen sein und euch Bericht erstattet haben. Ich habe eine Bitte an Euch. Schickt eine kleine Truppe zu unserer Kriegerin mit und macht euch, auf das schlimmste gefasst. Seid bereit falls es ernst werden sollte. Bitte denkt auch daran, wie sich Sir Hansalas fühlen wird, nach den schrecklichen Ereignissen. Es ist nicht leicht für ihn. Bitte grüßt auch eure Tochter Winifred. Sie soll mit auf die Reise, auch wenn es euch schwer fallen mögt. Es dient zu ihrer Sicherheit. Es liegt an euch, diese Dinge zu tun oder auch nicht. Ich setzte meine ganzen Hoffnungen nun auf euch. Viel Glück.

Seit gegrüßt von eurem Freund den Artis den man als Alter Greiz kennt.

PS: Man hofft, auf ein baldiges zusammen treffen und das wir das alles überleben.

Lord Heinzal legte den Brief auf seine Beine und den Kopf in den Nacken und holte einige male kurz Luft um sich wieder zu beruhigen. Diese Nachricht hatte ihn, tief erschüttert und er wusste nicht was nun noch kommen sollte. Er hoffte, das es zu keinem Krieg kommen würde, denn das wäre undenkbar, aber auch möglich und das wäre das schlimmste, was passieren könnte. Er rief seinen Diener herein und dieser kam mit einem Krug in der Hand. Er befahl seinen Diener sofort eine kleine Truppe von einem Dutzend Männer, für seine Gäste, bereit zu stellen und ihnen ausrichten, dass sie sich am nächsten Vormittag zum Aufbruch, bereit halten sollten. Er nickte und lies den Krug auf den Tisch stehen und eilte hinaus. Lord Heinzal sah seinen Gast an und er schaute zurück. Lord Heinzal wirkte erschöpft und ausgelaugt. Hansalas sah ihn ratlos und schweigend an. Als er eine weile nichts sagte, ergriff Hansalas das Wort.
„Was ist los?“, wollte Hansalas unbedingt wissen und schaute ihn fordernd an.
„Der Brief.“, er zeigte auf das Blatt Pergament, was er in der einen Hand hielt.
„Und?“, hackte Hansalas nach. „Was ist damit?“
„Er ist von Artis.“
Hansalas zog die Augenbrauen hoch. „Von Artis?“
Lord Heinzal nickte.
„Was will er, was schreibt er?“, fragte Hansalas weiter.
„Er hat mich gebeten, euch-.“, er zeigte auf Hansalas mit einer Handbewegung, ehe er fort fuhr. „-ich soll euch, einen Trupp mitschicken, auf eure Reise.“
„Das ist alles?“, wollte Hansalas wissen.
Lord Heinzal sah ihn mit müden Augen an.
Hansalas machte eine Geste, die soviel bedeutet: „Und? Was sagt er noch?“
„Er hat mir das gleiche geschrieben, was ihr mir gerade erzählt hattet. Mehr nicht. Und das er euch sehr schätzt und er sprach auch von meiner Tochter, die mit auf eure Reise soll.“, seufzte er wehmütig.
„Was?“, brauste Hansalas ein wenig auf. „Winnie soll mit?“
Lord Heinzal nickte.
„Aber.“, er stockte und konnte es nicht fassen. „Aber sie hat es hier doch besser? Warum soll sie mit uns?“
„Weil sie hier nicht sicher ist und bitte, reg dich nicht so auf.“, versuchte Lord Heinzal ihn zu beruhigen.
„Schon gut. Verzeiht.“
„Ist schon okay. Kann ich verstehen.“, wehrte er mit seinen Händen ab.
„Also schön. Wir nehmen Winnie mit. Was ist mit euch?“
„Was soll mit mir sein?“, sagte Lord Heinzal mit hoch gezogenen Augenbrauen.
„Wieso kommt ihr nicht mit?“,
„Ich muss hier mein Volk beschützen. Und ich gehe ungern weg.“, sagte Lord Heinzal ernst und zugleich traurig.
„Verstehe.“
Sie schwiegen eine weile. Das Kaminfeuer begann sich zu reduzieren und erlosch dann völlig. Sie starrten in die schwache Glut und hingen ihren Gedanken nach.
„Wie alt ist Winnie eigentlich?“, fragte Hansalas und durchbrach das lange schweigen.
Lord Heinzal sah auf. „Sie ist bereits Volljährig. Das heißt sie ist jetzt schon zwanzig und hat noch immer keinen Ehemann. Es findet sich einfach niemand, der in Frage kommt für sie.“
„Es laufen doch genug Männer hier rum?“, sagte Hansalas.
Lord Heinzal musste lachen. „Das schon, aber sie will keinen von ihnen. Das ist das Problem.“
„Sie meint, es ist nicht der richtige dabei, der gut für sie Sorgen kann?“
„Ganz genau.“, sagte Lord Heinzal und machte dazu eine Geste mit der Hand.
Hansalas machte mm und wusste nicht, was er darauf sagen sollte.
„Dann ist es schwierig, den perfekten Ehemann zu finden.“
Lord Heinzal nickte und stürzte sein Kinn auf eine Hand und stützte ihn auf der Lehne ab.
„Sprechen wir morgen weiter.“, gähnte Lord Heinzal müde und leicht angetrunken.
„Ja.“, sagte auch Hansalas ebenfalls leicht angetrunken und müde.
Damit erhoben sie sich und wünschten sich eine gute Nacht. Hansalas ging ins Gästezimmer und Lord Heinzal ging in sein Gemach. Sie vielen sofort in die Federn und machten sich nicht erst die Mühe sich um zuziehen. Sie schliefen auf der Stelle ein. Es war bereits weit nach Mitternacht, bis der letzte Bewohner von Fundas eingeschlafen war. Ein paar Vögel machten noch Lärm und die Tiere wurden ruhiger und schliefen bereits. Der Nachthimmel war mit leichten Wolken überzogen, nur hier und dort funkelte ein Stern durch die Lücken, der Wolken. Ein starker Wind kam auf und schüttelte die Bäume ordentlich durch. Doch davon wurde keine mehr wach.


Kapitel 10

Am nächsten Morgen erwachte Hansalas mit einem dicken Brummschädel und er wusste erst mal nicht, wo er sich befand. Dann viel es ihm wieder ein. Er richtete sich auf und streckte sich ausgiebig. Dann zog er sich an und trat aus dem Zimmer, in den Flur im ersten Stock. Es gab nur diese paar Räume und die Schlafräume, wo die Diener untergebracht waren, mehr besaß der Lord nicht, er musste sich ja um sein Volk und seine Heer sorgen und das waren schon genug Kosten die er hatte. Dafür bereitete er seinem Volk mehr Festlichkeiten als anderen reichen Herrn des Landes. Er hatte auch kaum Goldverzierte Möbel, weil er sich auch so, wohl fühlte und das akzeptierte sein Volk, so wie es war. Er lebte Glücklich und in Sicherheit und das was dem Lord viel wichtiger, als der größte Goldschatz der Welt.
Hansalas ging die einfachen und etwas schmaleren Stufen hinab, die zum Eingangsflur führten und betrat den Saal. Seine Truppe wartete bereits auf ihn und sie begannen mit dem Frühstück. Der Lord musste noch schlafen, weil er nicht anwesend war. Nur seine Tochter war bereits auf den Beinen. Es dauerte lange bis der Lord eintraf und er sich mit an die Tafel setze. Seine Gäste nickten ihm kurz zu und machten sich über das leckere Essen her. Es dauerte einige Stunden bis sie alles aufgegessen und ihre Sachen gepackt hatten. Im Hof versammelte sich schon der Trupp des Lords und Hansalas und seine Freunde schwangen sich wieder auf ihre treuen Rösser, auch die Tochter Winnie saß bereits auf ihrem Pferd und wurde von ihren Zofen und Dienern begleitet und nun winkten alle zum Abschied dem Lord Heinzal noch einmal zu. Traurig sah er seiner Tochter, seinen Leuten und seinen Gästen nach. Dann stieg er, auf die Mauer und sah noch wie sie aus der Stadt und hinaus ins ferne Land. Er wusste, das er einige nicht mehr wieder sehen würde und schaute ihnen nach, auch wenn sie schon lange hinter den Hügeln, die nach Norden führten, verschwunden waren. Es waren einige Tagesritte ehe sie die Mauer von Golinkas erreichten. Golinkas war die Mauer die den Zutritt des Reiches Zauberwald gewehrte. Viele flüchteten dort hin, als Afalus mit seiner Verwüstung begann und alles vernichtete, was ihm in den Weg kam. Es gab schon einige Menschen, die die Kriegerin gesehen hatten und andere wiederum nicht. Es ist also ein Rätsel, ob sie es auch wirklich gibt.
So ritten sie gen Norden immer weiter, mal den Hügel hinauf und wieder hinab. Mal stand eine einsame Hütte, inmitten der Moorlandschaft und die Truppe zog immer noch nach Norden. Mal zogen Wolken auf und es fing an zu regnen und dann kurze Zeit später schien wieder die Sonne und sobald es wärmer wurde zogen die nächsten Wolken auf. Es wurde langsam bergiger und die Hügel lagen fast hinter ihnen. Sie hörten von einigen Reitern die ihren Weg kreuzten, dass der König Afalus und sein Gefolge oder nur sein Gefolge fast den Jungen gefunden hatten. Es vergingen weitere Monate und es ist schon eine ganze weile Zeit vergangen, wo Hansalas von seiner Heimat aufgebrochen war und er kaum noch Hoffnung hatte, den kleinen Burschen zu finden. Den ganzen Weg über unterhielten sie sich fast schweigend und tauschten nur sehr wenig, aus ihrem Leben aus.
An einem Abend im späten Frühjahr erreichte die Eskorte ihr Ziel. Sie waren an der Grenze von Golinka angekommen. Doch sie konnten die große Mauer des Reiches, wo die Kriegerin leben sollte, nicht erkenne. Sie hielten auf einer großen Wiese an und schauten sich verloren und suchend um. Sie sahen, dass das Tal ziemlich weit zum Horizont ab viel und links und rechts erstreckten sich kleine und große Berge, die mit ihren Spitzen, in der dichten Wolkenwand verschwunden und keiner wusste genau wie hoch sie eigentlich waren. Sie wussten nicht mehr weiter und machten hier auf der herrlichen Wiese, erst mal Rast und teilten die Wachen für die Nacht ein. Sie saßen gemütlich am Lagerfeuer und unterhielten sich über die letzten Ereignisse und so verging der Tag und die Nacht war bereits voran geschritten. Die Wolken lösten sich auf und die ersten Sterne, seit Tagen, kamen zum Vorschein und der kühle Wind legte sich nieder. Nur hier und dort flogen Vögel vorbei und trällerten ihr wohliges Lied. Die Wolken zogen nur mühsam weiter und noch immer waren die Bergspitzen in den Wolkenbecken verborgen. Niemand konnte sagen, wo dieses Tor war.
„Wisst ihr eigentlich, wo diese Mauern sein sollen?“, fragte Godos verloren in die Runde, um endlich ihr schweigen zu durch brechen.
Sie sahen ihn alle an und zuckten nur mit der Schulter.
„Wir wissen es auch nicht.“, gab Hansalas zu und schaute wieder ins Lagerfeuer zurück. „Wir dachten, du wüsstest es?“
„Genau weiß ich es auch nicht, aber ich weiß nur das wir an der Grenze zu Golinkas sind, das spüre ich. Vielleicht muss man einen bestimmten Zeitpunkt abwarten, um Zutritt zum Reich des Zauberwaldes zu erlangen. Das heißt-.“, sagte er nachdenklich. „- wir müssen abwarten und Tee trinken.“
„Das müssen wir wohl.“, sagte Hansalas. „Wir haben keine Wahl.“
„Es gibt immer eine Wahl.“, sagte Godos. „Aber wir haben noch nicht die passende Lösung dazu, deswegen sitzen wir hier und warten ab, bis uns was einfällt. Aber was?“
„Wir haben doch keinen Tee.“, mischte sich Marie-Louise ein die nicht wusste, das es nur ein Spruch war, den man so her sagte, wenn man nicht weiter wusste und ihre Mutter klärte sie auf.
„Da gebe ich dir Recht, aber was unser Freund gemeint hatte ist, dass es nur ein Spruch ist den man sagt, wenn man nicht mehr weiter weiß oder wenn man auf etwas bestimmtes warten muss, was manchmal auch sehr lange dauern kann.“, sagte sie sanft zu ihrer Tochter und sie nickte, als sie verstand was ihre Mutter meinte.
Sie genossen die feierliche Runde und legten sich schlafen. Die Nacht war bereits weit fortgeschritten und der Himmel klarte immer weiter auf. Sie teilten sich mit der Wache ein und wechselten sich alle paar Stunden ab.

Als der nächste Morgen bereits graute fuhr Hansalas aus seinem Schlaf. Er hatte schlecht geträumt und fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht. Als er sich umschaute, wusste er wieder, das er auf der Wiese, vor den Toren Golinkas war und atmete erleichtert, ruhig ein und aus. Ein kleiner Schock war in seine Glieder gefahren, weil er etwas geträumt hatte, was er nicht zuordnen konnte. Er rappelte sich auf und streckte seine Glieder und rieb sich die Augen munter. Dann schaute er sich weiter um und schnupperte die Morgenbrise gierig ein. Ein leichter Wind war wieder aufgekommen und hatte die dicke Wolkendecke ein wenig vertrieben und nun sah er auch das dort, wo die Wolken am Boden gehangen haben, zwischen den Bergen, eine Art wuchtige Mauer. Er musste öfters und genauer hinschauen, um nicht als verrückt erklärt zu werden und winkte die beiden Wachen zu sich, die gerade Wache hielten und er zeigte ihnen die Mauer die er gerade erblickt hatte.
„Ist das die Mauer von Golinkas?“, fragte ungläubig, die Wachen und starrte in die Richtung hinüber, die Hansalas ihnen gezeigt hatte.
„Gut möglich.“, erwiderte einer von ihnen und nickte.
„Was tun wir jetzt?“, fragte die andere Wache mit dem kleinen Schnurrbart und schaute Hansalas fragend an.
„Am besten ist es, wenn wir die anderen wecken und uns dorthin begeben und fragen ob wir auf dem richtigen Weg sind.“, sagte Hansalas und die beiden Wachen nickten und begannen die anderen zu wecken.
„Was ist los?“, gähnte Godos, der unfreundlich aus seinem tiefen Schlaf gerissen wurde von seinen Männern.
„Die Mauern von Golinka ist in Sicht, Herr.“, sagte die Wache mit dem Schnurrbart schnell und wieß mit einer Geste in die Richtung, wo Hansalas es ihnen gezeigt hatte.
Godos begriff. „Gut. Dann mal los.“, sagte er und rappelte sich hoch und fing an seine Sachen zusammen zu raufen.
Die anderen taten es ihm nach. Bald hatten sie alles zusammen gepackt und ihre Pferde bestiegen und ritten gemächlich auf die Mauer zu, damit sie keinen Eindruck auf einen Krieg erweckten, wenn sie im Eiltempo gekommen wären. Doch ihre Anwesenheit blieb nicht verborgen, sie wurde schon von weitem gesehen.
„Halt!“, rief eine metallische Stimme von der Mauer, zu ihnen hinunter. „Was wollt ihr hier?“
Die Freunde sahen sich suchend um und erkannten niemanden auf der Mauer, weil der Rest der Mauer noch von der Wolkendecke eingeschlossen war und man nicht abschätzen konnte wie hoch diese Mauern eigentlich waren.
„Wer seit ihr?“ fragte die metallische Stimme nun etwas lauter und wiederholte ihre Frage an die Fremden noch einmal. Niemand war zu sehen.
Wieder schauten sie sich verloren um und konnten diese Stimme nicht zuordnen.
„Ist das die Mauer von Golinkas?“, fragte Godos mit einer Gegenfrage und die metallische Stimme verstummte und sie überlegte sehr lange, ehe sie antwortete.
„Ja und was wollt ihr hier, an diesem fremden Ort?“, sagte die metallische Stimmte scharf. „Und wer seid ihr?“, wiederholte sie ihre Frage noch ein drittes mal.
„Wir wollen zur Kriegerin!“, brüllte Godos freundlich hinauf.
„Das kann jeder sagen!“, schrie die metallische Stimme etwas gereizt hinunter.
„Wir sind nicht irgendwer?“, rief Godos hinauf.
„Wer seit ihr dann?“, wollte die metallische Stimme wieder sofort wissen. „Ich kann nicht jedes Hineinlassen wie es einem gefällt! Ich habe auch meine Anweisungen!“
„Ritter Hansalas und sein Gefolge, wünscht eine Audienz bei der Kriegerin“, rief Godos hinauf und erblickte immer noch niemanden, weil die Wolkendecke es verhinderte.
„Also schön!“, gab die metallische Stimme nach und das gewaltige Tor wurde geöffnet.
„Warum habt ihr das gesagt?“, wollte Hansalas von Godos sofort wissen.
„Weil wir sonst nicht hinein kommen und ihr seit Ritter falls ihr das vergessen habt!“, sagte er leise zu ihm und gab ihm freundschaftlich einen Klatscher auf den Arm und beide mussten grinsen.
„Dann wollen wir mal hindurch, bevor es wieder zufällt und wir hier noch immer Wurzeln schlagen.“, sagte Hansalas und gab seinem Tier die Sporen und die anderen folgten ihm.
Sie ritten durch das gewaltige und massive Sandsteintor, was mit verschiedenen Formen und Farben gemeiselt worden war und gigantisch aussah. So ein schönes Tor hatten sie noch nie zuvor gesehen und Hansalas blickte zurück und sah noch wie sich das Tor wieder schloss. Nun waren sie im so genannten Zauberwald, wo sie hofften, irgendwann die große Kriegerin zu sehen. Sie ritten noch weiter ins Tal hinein und dahinter begannen bereits die Wälder und Wiesen. Es war eine herrliche Gegend. Wo der Wald anfing hielten sie an und schauten sich um, denn sie wussten nicht wo hin sie sich eigentlich wenden sollten. Es gab zwei Wege, einen links und der andere rechts. Sie waren unschlüssig und erhaschten eine kleine Bewegung zwischen den Bäumen. Die Bewegung kam immer näher und wurde größer. Er hatte die gleiche Größe wie Hansalas, aber sein Gesicht wirkte Elfenhaft. Seine Wangenknochen stachen ein wenig hervor und die Augen sahen in ihren Augenhöhlen misstrauisch die Fremden an. Er schaute sie an und Hansalas bekam ein mulmiges Gefühl. Plötzlich wie der Blitz zog die Elfengestalt seinen Bogen und legte den Pfeil zum Abschuss bereit. Hansalas stockte der Atem und seine rechte Hand war bereits am Griff seines Schwertes, auch die anderen hielten sich kampfbereit. Die Elfengestalt schaute noch immer misstrauisch und zornig zu ihnen auf.
Zuerst sprach niemand ein Wort, sondern verharrten in dieser Kampfstellung und funkelten sich gegenseitig an. Diese Elfengestalt sah hin und her und fixierte seine Feinde mit jedem seiner Blicke. Er traute ihnen nicht und wollte schon die Sehne seines Bogens abschießen, als jemand unerwartet einen Arm auf dessen Arm legte.
Der Elf starrte ihn finster an. Er war ebenfalls ein Elf und sehr alt. Sein Haar war weiß und er besaß im Gesicht viele Falten, besonders um die Augen herum.
„Stopp!“, sagte der alte Elf zu dem anderen auf elfisch.
Dieser nickte und legte seine Waffen nieder und senkte geknickt den Kopf und die anderen ließen von ihren Schwertern ab. Dann wandte sich der alte Elf den Fremden zu.
„Wer seid ihr?“, fragte die Elfe mit ihrer sehr tiefen und nun auch mit metallischer und ernsten Stimme die Fremden. Es war die gleiche Stimme, die bereits gefragt hatte, was sie wollten in diesem Land.
„Ritter Hansalas.“, Godos zeigte auf ihn und dieser nickte. „Und sein Gefolge.“, damit wieß er auf die anderen und auf sich selbst und machte eine kleine Verbeugung.
Der Elf schwieg und sah sich jeden einzelnen genau an.
„Was führt euch zu uns?“, fragte der Elf weiter.
„Wir erbitten eine Audienz bei der Kriegerin, dass haben wir ja bereits erwähnt.“, sagte Godos sofort und verbeugte sich mit dem Kopf.
„Wir wissen.“, begann er. „Das eure Ankunft bereits unserer Herrin gemeldet wurde und dass ich euch nun zu ihr führen soll. Für die Sicherheit ist hier bereits gesorgt.“, sagte der alte Elf ernst.
„Sicherheit?“, fragte Hansalas ungläubig.
Der Elf sah ihn an und dieser nickte. „Warum fragt ihr?“
„Ts. Das wisst ihr genau. Eben war das mit Sicherheit, keine Sicherheit, sondern eine Drohung.“
„Ihr müsst unseren Schüler verzeihen. Er ist neu in unserer Gemeinde. Er weiß noch nicht, wann er angreifen muss und wann er es zu lassen hat. Verzeiht, diese Unannehmlichkeiten.“
„Wir verzeihen euch.“, sagte Sir Hansalas mit einem Kopfnicken. Damit war das Thema durch und der Elf ging von dannen, während der alte Elf bei den Freunden blieb.
„Kommt jetzt. Bevor die Nacht herein bricht. Sie erwartet euch bereits.“, der letzte Satz des Elfen klang etwas unheimlich für das Mädchen doch der Elf achtete nicht darauf, sondern lief bereits los. Sie nahmen ihren Weg wieder auf und sie schwiegen.
So setzten sie ihren Weg durch den Wald fort und nahmen die linke Abzweigung. Der Wald war am Anfang so eng das sie nur hinter einander her ritten konnten und nur langsam vorwärts kamen. Nach einem guten Stück Weg, gelangten sie an einer kleinen Lichtung, die mitten im Wald lag und dort warteten bereits andere Elfen mit ihren Waffen. Der Meister der Elfen besprach mit seinen Schutzbefohlenen die Sachlage in ihrer Sprache und erklärte mit ihnen wie sie weiter vorgehen sollten. Sie nickten und wandten sich nun an die Fremden. Der Meister der Elfen drehte sich wieder zu ihnen um.
„Ich werde euch in die Hände meiner Schützlinge geben, denn hier kann ich nicht weiter. Laut unserer Herrin. Bin ich nur für diesen Teil zuständig. Grüßt sie von mir.“, sagte der Elf und wollte gehen, doch Godos hielt ihn noch kurz auf.
„Und wen sollen wir grüßen? Wir wissen euren Namen doch gar nicht?“
„Beim göttlichen Bart. Ihr habt Recht. Verzeiht. Ich, der Meister der Elfen, vergesse in letzter Zeit, mich bei den Freunden, unserer Herrin vorzustellen. Entschuldigt. Mein Name ist Sahin.“, damit verbeugte er sich und lief in schnellen Schritten davon und verschwand im Wald.
„Komischer Kautz.“, ließ Marie-Louise vernehmen und schaute den Meister der Elfen hinter her.
„Das sagt ihr!“, mischte sich ein anderer Elf ein, mit dem Sahin vorhin gesprochen hatte.
Da wurde sie still und sagte nichts mehr. Das war auch gut so. Man sprach nicht sehr gern, dass stellten sie schnell fest.
„Kommt!“, sagte der Elf und winkte mit der Geste zum gehen. „Wir wollen unsere Herrin nicht länger warten lassen.“
Sie folgten dem Elfen und den anderen. So ging das eine ganze weile und die Lichtung war schon lange hinter ihnen der nächste dichte Wald begann. Sie wussten nicht wie lange sie schon diesen Weg ritten. Nach einer langen Zeit, erreichten sie eine große Lichtung. Dort standen einige Hütten und Hochsitze die so hoch waren wie die Bäume selbst. Von Baum zu Baum gingen Hängebrücken, Kreuz und quer, über die Lichtung. In der Mitte stand ein großes Lagerfeuer was aufgeschichtet und noch nicht verbrannt war. Es war eine gigantische Lichtung und in dieser Lichtung, standen wiederum, vereinzelte Bäume und die Hängebrücken vereinten diese. Auf den Bäumen waren Baumwohnungen errichtet worden und viele Menschen und auch Elfen sind dort eingezogen. Viele von ihnen waren Flüchtlinge, die ihre Heimat verloren und hier ihre zweite Heimat errichtet hatten. Sonst huschten hier nur einige Elfen und auch Menschen herum, die wie Hansalas vermutete zur Kriegerin gehörten. Diese Menschen die zu ihr gehörten waren Frauen mit Waffen, was für die Männer sehr ungewöhnlich war und sie schauten nicht gerade freundlich. Manche waren schmal und andere nicht. Man sollte sie am besten nicht unter schätzen. Aber wer war die Kriegerin? Fragte sich Hansalas und bestimmt auch die anderen. Sie haben sie bisher noch nie im Leben gesehen. Der Elf und sein Gefolge, denen sie bisher gefolgt waren, blieben abrupt stehen und gingen in die Knie und senkte seinen Kopf zur Verbeugung. Der Trupp hielt im gleichen Moment ruckartig an und schauten sich neugierig um. Eine Kriegerin schritt auf sie zu. Sie hatte zwar keine mollige und keine schlanke Figur, aber ihr auftreten ließ, den anderen den Atem stocken. Ihr Haar war lockig braun und hing bis zu ihren Hüften. Ihr Gesicht prüfte die Neuankömmlinge von oben bis unten. Ihre Augen waren ernst und furchteinflössend.
„Was wollt ihr?“, die Frage war an die Fremden gerichtet und blieb neben eine gewaltigen Baum stehen, der vor den Freunden war und dieser eine Art Leiter hatte. Dieser Baum war mit Hängebrücken zu anderen Bäumen verkettet, doch durch das dichte Laub sah man nicht sehr viel davon. Die Bäume waren in einigen Metern entfernt und sahen gewaltig aus.
Während die anderen ihren gewöhnlichen Dingen wieder aufnahmen und die Elfen, die sie begleitet hatten, verschwanden wieder zurück in den Wald und nahmen ihren Posten wieder auf. Die Frau, die gerade gesprochen hatte, sah die Fremden prüfend an und hob dabei ihr Kinn ziemlich hoch in die Luft und ihre Fragen waren kalt und hatten nichts an Freundlichkeit. Sie stemmte ihre Hände in ihre Hüften und wartete auf eine Antwort. Im Hintergrund waren Geflüster und leise Gespräche zu hören, die die Fremden nicht verstanden.
„Du da!“, zeigte sie auf Godos. „Sprecht, aber rasch.“, ihr Ton war kühl und fest.
Godos schluckte einige male bevor er sprach.
„Verzeiht, dass wir hier einfach rein platzen.“
„Spar dir deine Einleitung!“, sagte die Kriegerin fest und weiterhin eisig zugleich.
„Wir wünschen eine Audienz bei eurer Herrin.“, sagte Godos so einfühlsam, wie er nur konnte.
„Nur einer wird unsere Herrin sehen. So lautet unser Gesetz.“, sagte sie scharf. „Wählt, wer gehen muss.“, sagte sie weiterhin eisig und machte dabei eine Geste mit ihrer Hand und zeigte dies in die Runde der Freunde.
Alle sahen sich an und Hansalas schritt mit seinem Pferd vor und blieb vor ihr stehen. Die anderen blieben unruhig zurück.
„Gut! Folgt mir! Die anderen bleiben hier!“, sagte sie kalt. „Ihr erfahrt noch früh genug, wie es mit euch weiter geht.“
Dann drehte sie sich noch einmal um und hielt die Zügel von Hansalas Pferd.
„Was ist?“, fragte er.
„Ihr könnt nur zu Fuß gehen. Euer Pferd bleibt bei den anderen. So lautet die Regel und verärgert ja nicht unsere Herrin, das mag sie gar nicht.“, warnte sie ihn kühl.
Also musste Hansalas von seinem Pferd absteigen und ihr folgen, sie stieg die Leiter eines Baumes hinauf, der gleich vor ihr stand und kletterte nach oben. Hansalas tat es ihr nach und seine Begleiter schauten ihm sehnsüchtig hinter her. Oben angelangt fand er sich in einer Art Wohnbereich wieder. In der Mitte befand sich eine Lagerfeuerstelle die mit Fellsitzen umringt war und auf der linken Seite waren ein rundes Loch wo der Dunst abziehen konnte und das es nicht zu sehr nach Rauch stank. Auf der rechten Seite war ein Lager zum schlafen, was mit Fellen versehen und aufgeschichtet worden war. Dort hatte jemand sein zu Hause, dass konnte Hansalas erkennen. Er fand es hier sehr gemütlich.
„Wartet hier.“, sagte die Kriegerin befehlerisch und ließ ihn dort stehen, wo er gerade war.
Sie verließ das Lager, gegenüber befand sich ein weiterer Ausgang und dieser war mit einem goldenen Lettern geschmückt. Genau wie der Eingang, durch den Hansalas gerade gekommen war. Es verging eine weile, bis die Kriegerin mit einer anderen Kriegerin wieder kam, in Begleitung von Dienstmägden.
Die Frau war noch sehr jung und hatte rötliches Haar und eine füllige Figur, doch das störte sie nicht. Sie trug eine schwarze Rüstung mit dem Wappen eines Kreuzes, ein Schwert, was auf dem Kreuz lag und dieses war mit zwei dornigen Rosen umringelt. Sie hatte ein rundliches Gesicht, treue braune und klein förmige Augen. Ihr Haar war sehr dick und sie trug es mit einem Zopf zusammen gebunden, was nach hinten ab viel. Sie hatte breite Schultern und hatte ein ruhige und gelassene Haltung. Sie wirkte eher zurück gezogen und nachdenklich. Sie begutachtete Hansalas von oben bis unten. Dann trat sie etwas näher an ihren Gast heran und er wirkte auf sie, gleich sympathisch. Dann lächelte sie ihn freundlich und doch ein wenig vorsichtig an. Außerdem hatte sie einen dunklen Kapuzenumhang um, der ihr bis zum Boden reichte. Sie hatte sich damit eingewickelt, weil es wieder frisch wurde.
„Seid gegrüßt.“, sagte sie vorsichtig und doch bestimmt.
„Was wollt ihr hier?“, fragte sie mit freundlicher und doch scharfer Stimme. Ein Misstrauen schwang in ihrer Stimme mit.
„Seit ihr die Kriegerin von dem man so viel hört?“, fragte Hansalas und ein kleines Zittern schwankte in der Stimme mit.
„Sagt man das?“, fragte sie ihn und er nickte und sie zog die Augenbrauen hoch. „Wer seid ihr?“
„Ritter Hansalas, Herrin.“, sagte Sir Hansalas und verneigte sich vor ihr.
„Was wollt ihr von mir?“, fragte sie mit hoch gezogenem Kopf und schaute ihn etwas genervt und misstrauisch an..
„Ich...wir brauchen eure Hilfe.“, antwortete er ernst und wusste nicht so recht, ob sie ihm auch diese Bitte nach kommen würde.
„Zaira.“, befahl die Herrin und winkte die Kriegerin, die vorher Hansalas hier herauf geführt hatte, zu sich.
Sie trat auf ihre Herrin zu und verneigte ihren Kopf.
„Ja, Herrin. Was wünscht ihr?“, fragte Zaira ihre Herrin.
„Stellt Nachtlager für die meine Gäste her und lass sie ausruhen.“, damit war Zaira entlassen und ließ die beiden allein.
Hansalas blieb bei der Herrin zurück und fühlte sich ein wenig unwohl. Es verging einige Zeit, wo keiner ein Wort sprach. Die Herrin beobachtete ihren Gast ganz genau und bemerkte, dass er sehr unruhig war. Sie sah ihn weiterhin prüfend an.
Nach einer sehr langen Zeit brach die Herrin das eisige Schweigen.
„Wartet unten, bei euren Freunden. Ihr werdet noch früh genug bescheid bekommen, wie es nun weiter geht. Fühlt euch wie zu Hause. Zaira wird auf euch zu kommen, solange müsst ihr warten. Geht nun.“, sagte die Herrin.
„Danke.“, sagte Hansalas mit einer Verbeugung und hielt noch mal kurz inne, weil er noch eine Frage auf der Seele hatte.
Die Herrin bemerkte es und hielt ebenfalls in ihrer Bewegung inne und schaute ihren Gast fragend an.
„Was habt ihr auf der Seele, mein Freund?“, fragte die Herrin ihren Gast.
„Nun...“, begann Hansalas zögernd. „...wie heißt ihr?“
Es herrschte Stille und dann entspannte sich die Situation.
„Verzeiht.“, sagte sie lachend. „Wo sind bloß meine Manieren geblieben. Entschuldigt.“
Eine kleine Pause trat ein und Hansalas wartete auf ihre Antwort.
„Ich heiße Maria, Elisabeth, ich werde nur Maria gerufen. Euer kommen wurde mir bereits angekündigt und ich weiß, dass ihr meine Hilfe benötigt. Alles weitere klären wir heute beim Essen, wenn der Tag zu Ende geht. Und nun geht wieder zu euren Freunden.“
Damit war das Thema durch und Maria verließ ihren Raum und ließ Hansalas allein zurück und nun ging er wieder hinunter zu seinen Freunden und erklärte ihnen was er erfahren hatte. Damit stiegen sie ab und blieben erst mal auf ihren Fleck und genossen die sinnliche Ruhe, bevor der große Sturm anbrach. Der Tag verstrich und die Freunde warteten nun auf die Herrin Maria, wie es nun weiter gehen soll. Der Wind schwächte ab und die Sonne schien hell auf sie herab.

Die Freunde setzten sich und kurz darauf kamen Elfen mit Essen und Trinken zu ihnen und stellten es jedem einzeln hin und verzogen sich schnell wieder. Es sah köstlich aus. Sie langten kräftig zu und das Feuer begann wie von Geisterhand zu brennen. Es wurde hier richtig gemütlich und nach dem Festgelagere rieben sich die Männer die Bäuche und gähnten laut. Die Herrin ließ auf sich warten.
„Ich glaub, wir legen uns hin.“, gähnte Godos. „Sie wird heute nicht mehr kommen, nehme ich an.“
„Mach das.“, sagte Anne-Greta sanft. „Das glaub ich auch und deshalb, sollten wir alle uns schlafen legen.
Darauf legte sich Godos in eins der Felllager und hatte sich kaum hingelegt, schlief er auf der Stelle ein. Die anderen sahen sich an.
„Und was ist mit dir?“, fragte Anne-Greta Hansalas, der ebenfalls gähnte. „Willst du dich nicht auch hinlegen?“
Er gähnte wieder und begann sich die Augen zu reiben und sein Gesicht.
„Das ist vielleicht das beste was ich machen kann. Gute Nacht.“, damit legte er sich neben Godos und schlief ebenfalls schnell ein und die beiden Frauen waren noch unter sich. Im Gegensatz zu den Männern waren sie noch recht Putz munter.
„Und was machen wir jetzt?“, fragte Marie-Louise ihre Mutter.
„Ich weiß es nicht.“, gab sie zurück. „Am besten ist es wenn wir auch uns hinlegen und uns ausruhen würden.“
„Gut.“, sagte Marie-Louise und legte sich neben ihrer Mutter zum schlafen nieder.
Anne-Greta streichelte ihr Gesicht und legte sich neben ihrer Tochter nieder und dachte noch eine weile an ihren Ehemann bevor sie die Müdigkeit überfiel und sie in ihren süßen Träumen gezogen wurde.

Am nächsten Tag erwachten die Mädchen zuerst und streckten ihre Glieder. Sie erhoben sich und Marie-Louise wollte die Männer schon wecken doch ihre Mutter hinderte sie daran.
„Warum, Mutter.“, sagte sie bockig. „Warum?“
„Lass sie noch schlafen. Sie brauchen ihre Kräfte später noch genug. Lass sie.“, sagte Anne-Greta liebevoll und ernst zu ihrer Tochter und sie gab nach.
„Gehen wir ein Stück.“, sagte die Mutter und nahm ihre Tochter bei der Hand und sie gingen vom Lager weg. Kaum waren sie los gegangen, trat Zaira auf sie zu, die Wache hatte sie übernommen.
„Guten Morgen die Damen.“, begrüßte Zaira die Gäste überaus freundlich.
„Guten Morgen.“, sagten die Damen und nickten mit dem Kopf als Begrüßung und lächelten.
„Ihr seit früh wach?“, bemerkte Zaira und sah sie neugierig an. „Obwohl es fast Mittag ist?“, bemerkte Zaira nachdenklich und grinste.
„Ja. Die Männer schlafen noch.“, sagte Anne-Greta sofort. „Normalerweise sind wir bei Sonnenaufgang auf den Beinen, das ist sonst nicht unsere Art, lange zu schlafen.“
„Dann hat der viele Wein ja was geholfen.“, schmunzelte Zaira und ein Kichern entrann ihren kleinen Mund.
Die Frauen sahen Zaira skeptisch und irritiert an.
„Was meint ihr?“, fragte Anne-Greta skeptisch.
„Ich habe nur ein kleines Schlafmittel in eure Trinks gemischt, damit sie sich mal ordentlich ausschlafen können und das hat, wie man sieht, auch gewirkt.“, sagte Zaira rachsüchtig und lachte.
„Warum tut ihr so etwas?“, fragte Anne-Greta entsetzt und ihre Tochter schaute ebenfalls verwirrt drein und wusste nicht, was eigentlich los war.
„Das war nicht meine Idee.“, sagte sie schnippisch und mit hochgezogener Nase.
„Und wer war es dann?“, sagte sie noch entsetzter.
„Unsere Herrin.“, gab sie zurück und spielte mit ihren Haaren und schaute zufrieden auf ihr Opfer hinab. „Ihr habt sie gestern kennen gelernt und...“
„Genug.“, herrschte eine Stimme Zaira an und sie fuhr herum und erstarrte.
„Herrin.“, stammelte sie und verbeugte sich schnell. „Verzeiht mir bitte mein Schmach. Es wird nie wieder vorkommen.“, bettelte sie doch das berührte die Herrin vom Zauberwald überhaupt nicht.
„Wachen!“, rief die Herrin auf elfisch und ihre Elfenwachen erschienen bei ihr und verneigten sich.
„Ihr habt uns gerufen, Herrin?“, fragten beide Elfen.
„Ja. Das habe ich in der Tat. Ich habe einen Befehl für euch.“, sagte sie kühl.
„Und welchen?“, fragte der eine Elf und wartete auf seinen Auftrag.
„Schafft sie fort. Aber in eine Zelle. Sie darf nicht mit anderen in Berührung kommen. Das wäre eine zu große Schande für uns. Sie ist gefährlich. Merkt euch das.“, der Befehl der Herrin war deutlich genug. „Außerdem droht die Todesstrafe sie wird morgen verhängt. Und es gibt keine Gnade. Was für eine Todesstrafe denke ich mir noch aus und schafft sie mir aus den Augen!“
Die Wachen ergriffen Zaira und als diese bemerkte das sie gemeint war und es die Herrin ernst gemeint hatte, schrie sie wie am Spieß und zappelte mit ihren Armen und Beinen wild herum. Doch sie hatte keine Chance. Die Wachen waren zu stark für sie.
„Verzeiht mir Herrin. Biitttee. Verzeiht mir!“, rief Zaira verzweifelt und wehrte sich so gut sie konnte doch sie hatte keine Chance und sie ließ es sich mit sich geschehen.
Die Herrin sah ihr kühl und abgeneigt hinterher und ihr Stolz schoss dabei in die Höhe. Sie konnte es nicht zulassen das ihren Gästen etwas passierte. Die Damen die hinter ihr standen waren noch immer fassungslos und starrten der Gefangenen lange hinter her, auch wenn sie bereits verschwunden war.
Dann drehte sie sich wieder den Damen zu und schaute sie prüfend an.
„Verzeiht mir die Umstände. Aber solchen Frevel, dulde ich hier nicht.“, sagte sie kühl und ernst und die Damen verstanden was sie damit meinte.
„Wie lange würde das Mittel noch wirken?“, fragte Anne-Greta konkret, weil sie sich inzwischen Sorgen um die Männer machte.
„Noch ein paar Stunden. Wenn sie munter sind wird meine Wache mir bescheid sagen.“, sie zeigte auf den Elfen der vorhin gefragt hatte. „Das ist Albwin.“, stellte sie ihre Wache vor. „Er wird solange Wache stehen.“
Dieser nickte und verbeugte sich und verschwand auf seinen Posten.
„Gut. Ich werde euch später noch sehen.“, sagte die Herrin und neigte ihren Kopf.
Die Damen taten es ihr nach und die Herrin drehte sich noch einmal um.
„Ich bin übrigens Maria, Elisabeth. Meine Freunde nennen mich nur Maria und meine engsten Freunde Mariechen.“, stellte sie sich noch vor, ehe sie verschwand und die Damen waren wieder unter sich.
„Das war die Herrin?“, fragte Marie-Louise völlig per plex ihre Mutter.
„Ja. Das war sie.“, sagte sie ebenfalls verwundert. „Ich habe sie mir ganz anderes vorgestellt, aber man hat schon vielen von ihr gehört und nun weiß ich auch warum.“
„Und warum?“, wollte Marie-Louise wissen und wurde neugierig.
„Weil man sagt, dass sie eine gute und gerechte Seele hat, wie man auch eben gesehen hat und das sie immer ein guten Rat für einen hat, der ihre Hilfe benötigt. Es scheint zu stimmen.“, sagte Anne-Greta nachdenklich und kratzte sich dabei an ihrem Kinn.
„Gehen wir wieder zurück?“, fragte Marie-Louise ihre Mutter.
„Klar. Vielleicht legen wir uns auch noch etwas hin und ruhen uns aus. Es kann ja nicht schaden. Gehen wir.“, sagte Anne-Greta.
Sie ging mit ihrer Tochter zurück zum Lager unter dem Baum, wo der Platz der Herrin war und sie legten sich leise auf das Lager. Die Männer schliefen noch und sie schauten in die Wolken und Marie-Lousie schlief noch mal ein, nur ihre Mutter war hellwach und machte sich so ihre Gedanken, wie es wohl ihrem Mann Mundulus erging, ob er noch lebte? Oder er den Alltag wie bisher weiter führte? Sie wusste es nicht und wurde traurig. Sie wischte sich schnell ihre Tränen aus dem Gesicht und versuchte sich mit anderen Gedanken abzulenken.
Sie schaute den Männern beim schlafen zu und musste lächeln, als Godos mit dem Sägewerk weiter machte. Es war zwar leise, aber man konnte es doch hören. Sie erhob sich und die Stunden vergingen, es war fast Mittag und dann rührten sich die Männer im Lager und wurden so langsam und allmählich wach. Sie gähnten und streckten sich. Nach kurzer Zeit erhob sich Hansalas als erster von seinem Lager und stemmte sich noch mit müden Gliedern auf. Als er die beiden Frauen um das erloschene Feuer sitzend erblickte hielt er kurz inne.
„Oh.“, entfuhr es Hansalas und gähnte und hielt sich den Kopf und verzerrte das Gesicht.
Die Damen schauten Hansalas lächelnd an.
„Morgen.“, gähnte er und erhob sich. „Tschuldigt mein Benehmen. Ich bin noch zu müde. Kann aber nicht mehr schlafen. O Mann. Mein Kopf.“, und hielt sich weiter seinen Schädel. „War das etwa der Wein von gestern?“, fragte er die beiden Damen.
„Vielleicht.“, entgegnete Anne-Greta schmunzelnd.
„O Mann.“, und er hielt sich noch immer den Kopf. „Das nächste mal werde ich es nicht übertreiben mit dem Wein.“
„Wenn das alle Männer sagen würden, gäbe es keine Betrunkene mehr. Das wer doch mal was.“, stellte Marie-Louise fest und sie hatte recht und musste dabei lachen.
„Marie-Louise.“, sagte ihre Mutter entsetzt und schaute ihre Tochter entgeistert an.
„Wieso?“, fragte sie beleidigt. „Ist doch so. Und ich habe Recht auch wenn es dir nicht passt.“, schmollte sie weiter.
„Ja, du hast ja Recht.“, sagte ihre Mutter zu ihrer Tochter und gab nach und musste einsehen, dass sie langsam erwachsen wurde.
Plötzlich erschien Albwin der Elf und verbeugte sich vor den versammelten Gästen.
„Die Herrin erwartet nur Hansalas.“, sagte Albwin wie ein Soldat und verschwand wieder.
Hansalas erhob sich und ging auf Albwin zu, der am Rande des kleinen Feldlagers auf ihn wartete und seine Freunde schauten ihm hinterher.
„Ich bringe dich zu ihr. Folge mir.“, sagte Albwin und Hansalas folgte ihm.
Sie gingen wieder den Baum hinauf und durchquerten den Wohnbereich der Herrin und danach gingen sie auf der anderen Seite nach draußen und über einige Hängebrücken. Hansalas hatte mächtig Probleme mit dem Gleichgewicht und Albwin kam ihm zur Hilfe und half ihm über die wackligen Brücken hinweg.
„Nicht nach unten schauen.“, sagte Albwin immer wieder, als er Hansalas dabei bemerkte wie er immer wieder nach unten starrte und sich verkrampfte.
„Ist leichter gesagt, als getan.“, erwiderte Hansalas sichtlich sehr nervös und verkrampft und kämpfte mit sich. Er hatte panische Angst nach unten zu fallen und kam nur mühsam voran.
Und so ging es eine Zeit lang so. Wenn eine Brücke zu Ende waren, traten sie immer in einen anderen Raum, wo mal Menschen oder Elfen oder auch Beide zusammen saßen und den Fremden nur kurz nach sahen um dann wieder ihr Geschehen aufzunehmen. Was Hansalas durchmachte interessierte niemanden, er hinterließ nur ein Kopfschütteln, Geflüster oder ein Hinter ihm her starren zurück. Dann gelangten sie an einer Leiter und kletterten wieder hinunter. Albwin wartete unten auf dem Boden auf Hansalas, der etwas Schwierigkeiten hatte, weil er immer noch zu verkrampft war und sich nicht darauf konzentrierte was er tat. Als er endlich unten ankam klopfte Albwin ihn anerkennend auf die Schulter und lachte. Hansalas schnaufte nach Luft und stürzte sich mit den beiden Händen auf seine Beine ab.
„Hochachtung.“, lobte er ihn. „Ihr seid wohl noch nie auf einer Hängebrücke gewesen?“
„Erwischt!“, sagte Hansalas und machte dabei eine Geste mit der Hand. „Ja das stimmt.“, sagte Hansalas und schnaufte weiter um wieder Luft in seine Lungen zu pumpen. Dann hatte er wieder genug Kraft geschöpft und konnte weiter gehen. „Gehen wir weiter.“
„Schön. Wir haben nicht die Zeit für Pausen.“, sagte Albwin mit einem lächeln und auch mit einem hauch von genervt sein in der Stimme.
Hansalas zuckte nur mit den Schultern und beide führten ihren Weg fort.
Es führte eine mittelgroße Wiese von dem Baum, wo sie jetzt standen bis hin zur anderen Seite, wo ein Wald anfing. Dieser Wald war nicht ganz so dicht, wie Hansalas das normalerweise gewohnt war, es waren mehr Laubbäume und kaum Nadelbäume. Die Blätter waren dicht an dicht und boten ein sicheres Versteck für den Feind oder für die Verbündeten. Hier stoppte Albwin ihn kurz, ehe sie die Wiese überquerten.
„Hier ist Vorsicht geboten.“, sagte er leise zu ihm. „Man weiß nie, was sich hier für Krieger hier herum treiben.“
Damit wollte er Hansalas einschüchtern, was Albwin nicht gelang. Der Wald wurde mit der Zeit, immer enger und enger, so dass sie hinter einander hergehen mussten. Sie mussten sich ab und zu ducken um Ästen und herunter hängenden Zweigen auszuweichen und das ging eine etliche Zeit so. Dann begann der Wald sich wieder zu öffnen und sie liefen wieder neben einander her und Albwin war die ganze Zeit auf der Hut bis plötzlich gelbe Pfeile von den Bäumen auf sie herab prasselte, Albwin fuchtelte mit einer Hand durch die Luft und eine unsichtbare Mauer umhüllte sie. Sie bot ihnen Schutz und als der Pfeilhagel aufhörte, kniete sich Albwin hin und faltete die Hände vor sein Gesicht zusammen und machte dieses Betzeichen was auch die Mönche und Priester nahmen und wenn sie zu Gott beteten und Hansalas tat es ihm nach. Darauf hin hörte der Pfeilhagel auf und einige Frauengestalten tauchten, wie aus dem nichts auf. Sie sprangen hinunter auf den Boden und umzingelten die beiden mit ihren gelben Speeren. Sie trugen eigenartige Masken mit Federschmuck. Die Augen waren wie Schlitze geformt und die Fäden von toten Tierhaaren. Jedenfalls waren manche von ihnen sehr dünn und andere waren einfach nur gut gebaut, aber auch nicht zu dick oder füllig, keine von ihnen war schmal. Sie hatten die gleichen Rüstungen an, wie Albwin und die Herrin des Waldes, eine von ihnen trat vor sie heran. Sie war etwas kräftiger gebaut. Ihr Blick prüfte die Eindringlinge ganz genau und dann machte sie eine Handbewegung, worauf hin die anderen, die Speere von ihnen entfernten und zurück traten.
„Was wollt ihr?“, fragte die Frau mit einer der komischen Masken die sie auf hatte. Ihre Wortwahl war sehr karg und kühl. Sie hatte überhaupt kein freundliches lächeln auf den Lippen. Sie prüfte die Eindringle ganz genau.
„Die Herrin erwartet uns.“, sagte Albwin herab lassend und es juckte ihm überhaupt nicht, wie er mit dieser Person sprach und Hansalas verhielt sich im Hintergrund, weil ihm sein Leben wichtiger war und wagte nichts zu sagen.
„Weiß sie das?“, fragte diese weiterhin kühl. „Das ist das Gebiet der Herrin. Ihr wisst hoffentlich, worauf ihr euch einlasst.“, fauchte sie nun.
„Das wissen wir.“, sagte Albwin genau in dem gleichen Tonfall, wie sie. Er ließ sich nichts anmerken und zuckte einfach nur noch mit den Schultern. Er schaute sie teilnahmslos an.
„Fein! Folgt uns!“, sagte sie kurz angebunden und kühl und drehte sich um und ging los. Die Kriegerinnen folgten ihr und umzingelten die beiden Männer. Sie konnten nicht fliehen, auch wenn es ihre Absicht gewesen wäre, sie täten es nicht.
Sie folgten ihr und der Wald tat sich weiter auf und der Weg wurde breiter und breiter, so dass sie nicht mehr hinter einander her gehen mussten und sie wurden von den anderen Frauen wie Gefangene begleitet als würde man sie zum Schafrichter führen oder versuchen sie zur Flucht zu behindern. So gingen sie eine lange Zeit den Weg entlang und gelangten an einem herrlichen und ruhigen Ort. Eine riesige Schlucht war zu sehen, die Meter weit nach unten abfiel und ein gewaltiger Wasserfall plätscherte die riesige Schlucht hinunter. Es war ein Getöse, man konnte fast sein eigenes Wort nicht verstehen. Unten war ein schmaler und tiefer Teich mit vielen verschiedenen und eigenartigen Pflanzen, die Hansalas noch nie zuvor in seinem Leben, gesehen hatte. Auf den flachen Felsen sahen sie die Herrin baden und als sie fertig war entstieg sie dem See und verschwand hinter einem Busch. Nur für einen Augenblick konnte Hansalas sie nackt sehen. Aber er sah nicht alles und das ärgerte ihn tierisch. Es hatte ihn wohl offensichtlich erwischt und würde alles dafür tun, wenn er eine Chance bei ihr hatte, es war egal wie schwer sie war, für ihn war sie schön. Dünnere Frauen interessierten ihn überhaupt, weil es nur auf den Charakter ankam und nicht auf das aussehen, so wie es viele taten. Er hätte sie gerne bewundert doch das blieb ihm auf weiteres untersagt. Kurze Zeit später beobachtete er die Herrin die ihr nasse Haar ordnete und nach oben blickte. Ihr Blick verfing sich bei der Frau mit der komischen Maske.
„Besuch für euch, Herrin!“, brüllte die Frau mit der Maske zu ihr hinunter und zeigte auf Albwin und Hansalas mit einem ihrer Finger.
Die Herrin nickte und eilte den Hang der Schlucht hinauf, so schnell sie konnte. Ein kleiner und schmaler Weg führte nach oben, der mit Sträuchern und anderem Gestrüpp bedeckt war und als sie heran ankam, war sie wieder wie vorher, als Hansalas sie zum ersten mal gesehen hatte. Nur der Unterschied war das sie diesmal nasse Haare hatte und das sie ihre Haare offen gelassen hatte, vorher bei ihrer ersten Begegnung hatte sie ihre Haare etwas zusammen gebunden gehabt, nun stand sie vor ihm. Sie winkte die Frauen weg und schickte auch Albwin weg, damit sie mit dem Gast allein sprechen konnte. Hansalas konnte sein Glück kaum fassen als er sie sah. Ihr rundes Gesicht war freundlich. Ihre schmalen Augen leuchteten. Ihr schmaler Mund. Ihren runden Körper. Es musste nicht immer alles perfekt und schön sein. Es muss nicht schlank und eine perfekte glatte Haut und Haar haben. Er mochte auch Frauen die etwas anders gebaut waren und dafür mehr wärme und Leidenschaft zeigten, als die übrigen. Er mochte sie so, wie sie war. Das ließ er sie auch spüren und sie lächelte verschmitzt. So eine war die Herrin auch. Ihr dunkelrotes Haar was jetzt allerdings noch nass war und offen über ihre Schultern fiel und hing fast bis zu ihrem Brustkorb. Man sah auch das einige Unebenheiten im Gesicht war, also keine glatte Haut, einige kleine Pickelchen stachen sich hervor, doch das störte hier niemanden und auch Hansalas interessierte es nicht. Es war ihm egal wie sie aussah. Hauptsache man konnte sich prima verstehen und man konnte mit ihr über Probleme sprechen und andere Dinge, die wichtiger und unwichtig waren. So eine war die Herrin. Sein Blick hielt mit ihren braunen Augen stand und sie sah ihn lange an. Dann machte sie eine Geste sich zu setzen und er tat es auch und sie ebenfalls. Das Gras war weich und es fühlte sich warm an. Die Herrin schaute ihn kurz an und dann wandte sie ihren Blick auf den großen und steilen Wasserfall, der über einige Steinstufen hinab in die tiefe stürzte. Hansalas wagte nicht zu sprechen und schaute stattdessen die Herrin weiter an. Sie bemerkte es und musste grinsen und er drehte seinen Kopf schnell zur Seite. Sie lachte und er musste auch lachen.
„Schämt ihr euch deswegen?“, fragte sie ihn und schaute ihn an und er schaute hinunter in die Schlucht zum See, der mit Bäumen und Pflanzen bedeckt war. An einigen Stellen waren sogar Grasflecken zu erkennen die mit Blumen überseht waren.
„Ein wenig.“, gab Hansalas zu und wurde etwas rot im Gesicht. Er hatte sich noch nie so verliebt gefühlt. Das entging ihr auch nicht und beide lachten zusammen.
„Ihr müsst euch nicht schämen deswegen.“, besänftigte die Herrin ihn. „Ich verstehe das. Erzählt mir was in jener Nacht geschehen ist. Ich weiß, dass ihr es noch nicht richtig verkraftet habt. Ich kenne solchen Schmerz sehr gut. Lasst euch also mit den Erzählungen Zeit.“
„Danke das ihr so nachsichtig seit.“, sagte er und nickte.
„Genießt die Ruhe für euren Bericht.“, sagte sie sanft und legte ihre Hand kurz auf seine Schulter ehe er anfing zu berichten.
„Also.“, begann er mit seinen Erlebnissen. „Afalus der Verräter, überfiel uns in der Nacht ohne uns zu warnen. Er töte alle, die ihm in die Quere kamen und ich konnte ihn nur k.o. schlagen, weil ich keine Zeit hatte, ihn zu töten und das ärgert mich, dass ich es nicht getan habe. Ich floh mit meiner Herrin und ihrem Kind. Alle anderen waren bereits tot und wir flohen, doch weit kamen wir nicht. Sie schickte ihren Sohn in den Fluss mit einem Baum fort und mich warf sie in die Fluten und musste mich ans andere rettende Ufer retten und zusehen wie ich klar kam. Sie hatte keine Zeit mehr zur Flucht, denn dieser Verräter hatte sie umzingelt und fragte sie irgendetwas was ich nicht verstand und sie schwieg. Ohne Erbarmen zu zeigen wurde sie von diesem Verräter getötet, verbrannt und anschließend in den Fluss geworfen. Ich konnte alles genau mit ansehen. Dieser Verräter. Er verschwand aus dem Blickfeld und ich ärgerte mich in meiner Trauer, dass ich ihn nicht sofort getötet habe, als ich die Chance dazu gehabt habe. Ich habe meinen Freund Mundulus aufgesucht und mit dessen Frau und Kind bis hierher gereist. Unterwegs traf ich auf Godos, dem Hauptmann, von Sodankus der Hauptstadt unseres Herrn. Danach machte ich mich auf den Weg euch auf zu suchen und um Rat und Hilfe zu erbitten. Ich hoffe, von ganzen Herzen, dass ihr mir helft diesen Bastard und Verräter zu vernichten und all seinem Heer. Er soll seine gerechte Strafe erhalten und was ich in den letzten Monaten mit bekommen habe, sucht er bereits nach dem Knaben, den er nicht töten konnte. Dieser Verräter will einen Krieg und verseucht die ganze Welt mit seinem Hass und Blutbad an sich zu reisen. Er hat schon einige Reiche zerstört die wir mit Mühe aufgebaut haben. Ich habe beim Grab meiner Herrin und meines Herrn geschworen ihn zu vernichten, egal wie. Die Dörfer sind vernichtet worden, wir sind an einigen vorbei gekommen. Ein Geruch der Vernichtung liegt und bleibt noch immer in der Luft. Viele reisten in verschiedene Richtungen um irgendwie durch zu kommen. Sie haben alles verloren. Nur ein paar Sachen konnten gerettet werden.“, endete er seine Erzählung mit Zorn und Wut und ballte seine Hand in eine Faust als er die Worte gesagt hatte.
Die Herrin war zutiefst erschüttert und sprachlos. Sie hatte ihm gelauscht und konnte ihn auch verstehen. Sie musste ein paar mal nach Luft schnappen, um einigermaßen gute Worte zu finden. Dann legte sie behutsam ihre Hand auf seine Schulter. Er sah sie mitleidig und traurig an und er seufzte schwer.
„Ich verstehe euch gut.“, sagte die Herrin und wirkte auf einmal selbst traurig und verfiel in schweigsamer Trauer.
Nach einer weile beruhigten sich die Emotionen wieder und sie lachten mit einander.
„Wenigstens habt ihr nicht das Lachen verlernt.“, scherzte die Herrin.
„Das stimmt.“, sagte er lachend und sie lächelte ihn an.
„Fein.“, sagte sie und nahm ihre Hand wieder zu sich.
„Was geschieht jetzt mit dem Verräter?“, wollte er wissen und lenkte das Gespräch auf ein anderes Thema.
„Ich muss es mir noch genau überlegen.“, sagte sie ernst. „Es kann eine weile dauern. Denn dieser Schritt muss gut überlegt werden.“
„Gut. Ich akzeptiere es, auch wenn es einige Zeit dauern wird.“, sagte er geknickt und ein wenig enttäuscht.
„Schön. Ich möchte eure ehrliche Meinung hören?“, lenkte sie das Gespräch noch mals in eine andere Richtung, um ihren Gast auf andere Gedanken zu bringen.
„Über was wollt ihr meine Meinung hören?“, konterte Hansalas mit der Gegenfrage.
„Was empfindet ihr für mich?“, fragte sie frei heraus und breitete ihre Arme dabei aus und setzte ein lächeln auf.
Diese Frage überrumpelte ihn völlig und er sah ein bisschen verwirrt an und konnte ihr nicht ganz folgen. Er wirkte ein wenig hilflos auf diesem Gebiet und versank erst mal in schweigen und versuchte dann die richtigen Worte zu finden und stellte sich erst mal dumm an und fing an zu stottern, was er eigentlich sagen sollte, wusste er im Moment nicht.
„Was meint ihr damit?“, fragte Hansalas stotternd und schaute hinunter in die Schlucht um ihren Blick auszuweichen.
„Ihr wisst es ganz genau. Ich helfe euch ein wenig auf die Sprünge.“, sagte sie scherzend. „Als ihr mich angesehen habt. Unten in der Schlucht und als ihr mich das erste mal gesehen habt, wo ich Zaira festnehmen lies, da wusste ich bereits, dass ihr ein Auge auf mich geworfen habt. Habt ihr ernsthaft gedacht, ich bemerke es nicht? Ich sehe vieles, auch wenn andere die Augen davor schließen. Ich spüre, wenn man mich ansieht und nicht weiß, was man sagen soll. Ich kenne das nur zu gut. Glaubt mir. Wisst ihr es jetzt?.“, sie ließ die Worte auf ihn einwirken. „Und was ist eure Antwort?“
Sie lächelte wie ein verspieltes Mädchen, was die Liebe heraus fordert und langsam begriff Hansalas. Die Augen wie sie ihn ansahen, waren nicht die eines verspielten Mädchens, nein. Es waren die Augen die einen ansahen, wenn man einen Liebte. So er ging es nun Hansalas. Dieses verliebte Lächeln, was sie die ganze Zeit hatte und die funkelnden Augen, die ihn ansahen, fesselten ihn so sehr, dass er sie nur noch anstarren konnte und den Blick kaum von ihr wenden konnte. War das ein Zauber oder die wirkliche Liebe? Er fand darauf keine Antwort und er wusste es nicht.
„Ich bin mir nicht sicher.“, sagte er mit gesenktem Kopf und vermied ihren Blick.
„Fein.“, sagte sie schnippisch und drehte ihm den Rücken zu und verließ die Schlucht und drehte sich dann noch mal um. „Kommt heute beim Sonnenuntergang zu mir. Ihr werdet mich finden. Albwin wird euch begleiten und nun geht wieder zurück zu euren Freunden. Alles weitere besprechen wir ein anderes mal. Solange seid ihr meine Gäste.“, sagte sie lachend und eine winzige Spur Ernsthaftigkeit schwang dabei mit und sie verschwand hinter den Bäumen, ehe Hansalas auf diese Einladung reagieren konnte.
Was passierte hier? Liebte er sie wirklich oder ist das nur Fassade? Er wusste nicht, was er denken und fühlen sollte, auf jeden Fall, fühlte er sich auf Wolke sieben. Es beflügelte ihn. Er hatte heute eine Chance bei ihr. Die er nutzen konnte oder nicht. Diese Entscheidung liegt ganz bei ihm. Er erhob sich und sah eine Kriegerin auf ihn zu kommen. Sie war in den besten Jahren und hatte dunkles langes Haar und dunkle Augen. Ihr Körperbau war normal. Sie trug ihr Schwert auf den Rücken und hatte an den Handgelenken viele Bänder, wie die meisten sie trugen. Sie hatte ein ernstes Gesicht und wirkte wie ein Soldat, der seinen Befehl ernst nahm.
Die Frau winkte Hansalas ihr zu folgen und ohne zu murren, setzte er sich in Bewegung. Sie führte ihn den gleichen Weg zurück, wie er ihn vorher genommen hatte. Albwin war in der zwischen Zeit, bereits wieder auf seinem Posten. Die Kriegerin führte ihn durch den Wald und dann zum Lagerplatz seiner Gefährten. Als Hansalas sah, dass seine Freunde bereits Nahrung hatten, setzte er sich zu ihnen, während die Frau wieder den Rückzug ansteuerte und hinter den Bäumen verschwand.
Es herrschte Stille, nur der Wind fegte ab und zu durch die Bäume und über die kleinen Lichtungen, zwischen den Bäumen hindurch. Die Wolken wurden immer dichter und es sah so aus, als ob es bald regnen würde. Es wurde frischer, obwohl der Sommer vor der Tür stand. Die Vögel sangen im Hintergrund ihr Lied und ihre Jungen waren schon längst aus ihren Nestern ausgezogen. Die Wachen von Sodankus hatten sich zurück gezogen und hielten in Abstand wache, damit den Freunden auch ja nichts passierte. Sie waren ebenfalls mit Verpflegung versorgt und hatten einen Schlafplatz zur Verfügung. Der Nachmittag begann sich zum Abend zu verwandeln und die Sonnenstrahlen wurden schwächer.
Anne-Greta reichte ihm einen Becher Honigmet und er nahm ihn dankbar an und trank kräftig einen Schluck, um seine Kehle zu feuchten, dann aß er Pökelfleisch, Brot und Käse und es gab auch noch verschiedene Sorten Früchte dazu und er ließ es sich schmecken. Er langte kräftig zu und seine Gedanken schweiften zu der Herrin die er liebte und es auch kaum verbergen konnte.
Die anderen lächelten sich verstohlen an und freuten sich für ihren Gefährten. Sie bemerkten, dass er verliebt war und freuten sich mit ihm.
„Wer ist die Glückliche.“, riss Godos seinen Gefährten aus dessen Gedanken und er schrak auf und verschüttete fast seinen Honigmet über seine Beine und sah dabei verwirrt aus.
„Wer, was?“, fragte er völlig verstört.
Die anderen lachten.
„Verzeih, Godos Neugier.“, setzte sich Anne-Greta für ihn ein. „Wir sehen, dass du verliebt bist.“
Sie traf den Nagel auf den Kopf und er starrte ins offene Feuer, was in der Mitte loderte. Doch Hansalas schwieg und nippte an seinen Becher.
„Hat es dir die Sprache verschlagen?“, scherzte Godos lachend.
Hansalas sagte nichts darauf, sondern starrte ins Feuer und dachte an die Herrin. Godos rückte weiter in den Hintergrund.
„Wer ist die Glückliche, alter Freund?“, hackte Godos weiter nach. Er wollte unbedingt wissen, wer sie war.
„Löchere ihn doch nicht so.“, verteidigte Marie-Louise, den Freund ihres Vaters und er war sehr dankbar dafür, dass sie ihn verteidigte.
„Danke.“, gab er nur von sich und widmete sich wieder dem Becher zu.
„Früher oder später werden wir es eh erfahren.“, grinste Godos über beide Ohren und nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Becher und lächelte.
„Schluss jetzt.“, sagte Anne-Greta nun scharf und schaute Godos dabei wütend an. Dieser wurde plötzlich still und schaute sie an.
„Schon gut.“, wehrte er mit lachenden Händen ab und hatte sich nur schwer unter Kontrolle. Es dauerte eine weile, bis er sich wieder gefangen hatte und sich lachend entschuldigte. Hansalas war dankbar, das keine weiteren Fragen mehr über sein Liebesleben gestellt wurden und das er das den beiden Damen zu verdanken hatte. Er bedankte sich bei ihnen und sie prosteten ihm zu. Damit war das Thema für sie und ihren Freund Hansalas beendet und der Tag ging damit langsam zu ende.
Sie wandten sich wieder ihrem Essen zu. Der Abend verging ruhig und sie redeten über ihre Jugend und sprachen auch nicht weiter über die Liebesbeziehung von Hansalas, worüber er sehr froh war. Die Sonne begann sich zu senken und tauchte ihr Licht in warmes gelb, rot und orange hinein. Die Strahlen fielen weit und der Schatten wirkte lang. Es wurde kühl und windig. Die Wolken zogen still und leise über die Bäumen hinweg und für Hansalas war es an der Zeit sich zu erheben und zu verabschieden. Denn er hatte noch eine Verpflichtung zu erfüllen. Da erschien auch schon Albwin auf der Bildfläche.
„Wohin geht ihr, mein Lieber?“, wollte Godos wissen, als er bemerkte, dass sein Freund sich erhoben hatte und mit Albwin davon gehen wollte.
„Ich habe noch eine Verpflichtung zu erledigen. Wünsche euch eine gute Nacht.“, damit ging er zum Baum mit der Leiter, die nach oben führte, wo die Privaträume der Herrin waren und stieg die Leiter hinauf.
Die Freunde schauten ihm hinter her und er sah, dass seine Freunde ihm hinterher schauten und sich fragten, was es denn so wichtiges noch gäbe. Doch das erfuhren sie nie.
Hansalas betrat den Raum, der im inneren des Baumes war und das Feuer prasselte munter vor sich hin. Es war alles so hinterlassen, wie vorhin, als er schon mal hier war, bevor er zur Herrin geführt worden ist. Die Herrin erwartete ihn bereits und sie trug, diesmal keine Rüstung, sondern nur ein leichtes Gewand, aus sanfter und leichter Seide von rotem und schwarzem Stoff. Das mit verschiedenen Mustern hatte und das Wappen, was auf ihrer Rüstung war, prangte ihr auf der Brust. Sie lächelte ihn an, als sie ihn sah.
„Schön das ihr gekommen seid?“, begrüßte sie ihren Gast lieblich und schmeichelnd. Sie freute sich ihn zu sehen und er ebenfalls.
„Danke für die Einladung.“, sagte Hansalas schüchtern und ein wenig stotternd.
„Nur keine Hemmungen.“, lachte sie. „Ich beiße nicht.“
„Da bin ich ja beruhigt.“, sagte er noch immer schüchtern und verliebt dazu.
„Seit nicht so verklemmt. Das steht euch nicht.“, fing sie an mit ihm zu spielen und lächelte ihm ein wenig nervös zu.
„Was wollt ihr von mir?“, fragte Hansalas ein wenig verwirrt, weil er nicht wusste warum er hier war.
„Was ihr wollt?“, sagte sie einladend und streckte beide Hände von sich. „Es liegt ganz bei euch.“
„Ich weiß nicht was ich will.“, sagte er beklommen und konnte seinen Blick nicht mehr von ihr wenden.
„Aber man sieht es euch an, was ihr wollt. Ich sehe es in euren Augen.“, sagte sie etwas ernst und lächelte dann wieder.
Hansalas schwieg und die Herrin trat zu ihm und nahm ihr Kopf in die rechte Hand und küsste ihn zaghaft auf die rechte Wange. Nach einigen Momenten ließ sie von ihm ab und schaute ihn heraus fordernd an.
„Und wenn uns jemand sieht?“, stieß er heißer hervor.
„Es wird uns keiner sehen und hören. Alle haben ihre Aufgaben und wir sind ganz unter uns.“, sagte sie verliebt und lächelnd. „Selbst eure Freunde werden in Tiefschlaf versunken sein. Da im Wein ein kleines bisschen Schlafmittel beigemischt ist, damit wir ungestört sind.“
„Aber.“, sagte Hansalas verdutzt. „Ich dachte ihr verabscheut solche Taten und warum tut ihr es selbst?“
Die Herrin lächelte ihn sanft an.
„Nun.“, sagte sie. „Ich möchte auch mal meine Ruhe vor den Verpflichtungen haben und da ist so was ganz gut.“
Hansalas antwortete nicht darauf, sondern schwieg und starrte weiter seine Geliebte an.
Nichts geschah im Moment, nur schweigen. Von unten her, hörte man nur noch dumpfe Gesprächsfetzen. Irgendwann verstummten sie und Maria lächelte ihn an. Sie hatte längst bemerkt, wie sie angestarrt wurde. Sie beugte sich vor und gab Hansalas einen sanften Kuss. Er erwiderte ihn und er zog sich erschrocken zurück. Er wischte sich mit der linken Hand über sein Gesicht und dachte, was machst du da bloß. Das geht doch nicht, oder doch? Jetzt war es ihm völlig egal, was seine Freunde sagten. Er konnte seine Gefühle für Maria nicht länger zurück halten und küsste sie erneut. Sie nahm es lächelnd an. Ihre Augen begannen vor Glücksgefühlen zu leuchten und auch in Hansalas Augen tanzten die Glückssterne der Liebe.
Hansalas küsste sie erneut und diesmal schlang sie ihre Arme um seinen Hals. Sie küssten sich innig und sanken dabei zu Boden auf ihr Nachtlager. Sie ließ es zu, dass sie berührt wurde, obwohl sie sich sonst nie bereit dazu, gefühlt hatte. Sie war froh, dies nun zu genießen.
Dabei streifte er, ihr leichtes Kleid, was sie an hatte vom Körper und es viel zu Boden. Hansalas bemerkte nicht das er dies tat und dann sich selbst entkleidete und sie weiter ausgiebig küsste. Für ihn war es nur ein Traum. Sie genoss es sinnlich und auch Hansalas fühlte sich beflügelt und wohl. Anscheinend hatte er seine große Liebe endlich gefunden, die er seit vielen Jahren gesucht hatte. Seine erste Liebe, viel in einem Kampf, vor einigen Jahren und verlor auch den einzigen Sohn, den er besaß. Jetzt aber, in diesem Augenblick, genoss er die zärtlichen Züge von ihr und zog sie sanft an sich heran. Dann legte er sich auf sie und breitete die Schenkel von ihr aus und drang in ihr ein. Sie lies ihn gewehren, stöhnte dabei auf und er küsste sie überall hin, wo er dachte, sie zog es in sich auf. Es war einfach herrlich, für beide und keiner störte sie dabei. Dann lies er von ihr, nach einiger Zeit ab, als er seine Befriedigung gemacht hatte und sie lagen sich, fest umschlungen auf dem Lager, die Felldecke bedeckte ihre Körper und Hansalas streichelte ihre Oberweite und ihren Busen. So verharrten sie einige Zeit und die Sonne strahlte mit ihrer letzten Wärme in den Raum hinein, ehe sie endgültig versank. Nach einigen zärtlichen Momenten, drang Hansalas wieder in sie ein und genoss den wahren Moment mit ihr. Sie taten es einige male, ehe sie in dieser Stellung, wo sie bereits auf der Seite lagen, ein schliefen. Die Felldecke war noch über sie gezogen und wärmte sie gegenseitig. Sie lagen dicht an dicht an ihrem Körper, berührten sich gegenseitig bis tief in die Nacht. Draußen war es langsam ruhig geworden, nur hier und da drangen noch vereinzelte Geräusche hinauf und dann wurde es stiller. Die Nacht war inzwischen weit fortgeschritten und die Freunde lagen schon längst in ihren Träumen.


Kapitel 11

Am Morgen erwachte Gosos unruhig, aus seinem Schlaf und rieb sich die Augen. Er wusste im Augenblick nicht, wo er sich befand und schaute sich suchend um und dann erkannte er, das er sich im eigenen Bett befand. Diese Nacht hatte ihn Kopfschmerzen bereitet, weil er langsam sein Gehöft und Getreide weiter geben musste. Er hat lange darüber nach gedacht und sich für seinen Sohn Adal entschieden, weil Thomas für etwas anderes bestimmt war.
Er erhob sich aus dem Bett und sank gleich wieder auf der Bettkante nieder. Er hielt sich den Kopf und versuchte sich zu beruhigen. Ihm war ein wenig schwindlig geworden und spürte das sein Alter, immer mehr zu nahm. Er wusste nicht, wie lange er noch zu Leben hatte und versuchte sich nicht auf zu regen. Dann erhob er sich wieder, nun diesmal etwas langsamer und stand dann auf und zog sich um. Er war schon sehr alt, aber noch bei klarem Verstand. Dann schaute er aus dem Fenster und bemerkte, dass die Sonne schon fast aufgegangen war. Es war noch dunkel und sehr früh am morgen, aber das lag daran, dass die Wolken sich immer mehr zusammen zogen und es stetig kühler wurde. Es roch frischer, als hätte es geregnet. Er konnte ein wenig den Boden seines Gehöfts erkennen und sah, das es tatsächlich geregnet hatte. Er öffnete das Fenster, um frische Luft hinein zu lassen und zog die morgendliche Briese innerlich auf. Dann sah er sich nach seiner Frau um und sah das sie noch schlief. Er ließ sie schlafen und ging auf leisen Sohlen aus dem Schlafzimmer hinaus und die Leiter hinunter in den Wohnbereich. Er entzündete das Kaminfeuer an, weil es kalt war und holte Wasser aus dem Innenhof vom Brunnen und kehrte mit vollen Eimern zurück und hängte einen Eimer an einer Stange, die über dem Kaminfeuer hing, und brachte es zum kochen, dann tat er Getreide hinein und machte daraus einen Haferbrei. Anschließend deckte er liebevoll den Tisch und stellte Kerzen auf und zündete sie an, da es noch düster im Raum war. Dann erschienen die beiden Jungen und rieben sich die Augen. Kurz darauf kam auch seine Frau Revanta hinunter und setzte sich an den gedeckten Tisch. Sie freute sich über so viel Zuwendung. Sie war erstaunt das er das allein geschafft hatte, obwohl sie sonst immer das machen musste. Irgendetwas ging in ihrem Gatten vor. Das spürte sie. Was es wohl war? Wusste sie nicht. Sie nahmen das köstliche Mahl zu sich und unterhielten sich erregt. Kurz darauf hämmerte es gegen das Tür. Die Tür vibrierte beim klopfen mit. Gosos legte seinen Holzlöffel beiseite und erhob sich schwer fällig aus seinem Stuhl und schaute aus dem Fenster und sein Gesicht wurde dermaßen Bleich, das er fast nicht mehr atmen konnte.
„Was ist denn los, Liebster?“, fragte Revanta erschrocken, als sie ihren bleichen Gatten sah, als er sich zu seiner Familie umgedreht hatte.
„Da, da stehen Reiter in Schwarz und haben Furcht einflößende Gesichter.“, stotterte der alte Bauer Gosos und zeigte in Hof hinaus.
„Was sagst du da?“, sagte Revanta noch mehr erschrockener als zuvor und stand schnell auf, das der Stuhl dabei um viel und sie zum Fenster stürmte, wo ihr Mann, auf die Reiter zeigte.
Es mussten bestimmt zwei Dutzend Reiter sein. Alle waren in schwarzen Rüstungen mit einem roten Wolfskopf auf dem Panzer und ihre Pferde waren schwarz wie die Nacht und die manche waren braun. Revanta schlug ihre Hände vor dem Mund und verlor für einige Augenblicke ihre Sprache. Ihre Kinder sahen ihre Eltern an und fragten sich was die ganze Aufregung sollte. Plötzlich begann Revanta zu schluchzten und Gosos nahm sie in die Arme und tröstete sie. Die Jungen sahen sich verdutzt und ratlos an. Sie wussten nicht, was geschehen war. Als Revanta sich wieder beruhigt hatte und sich die Tränen aus dem Gesicht weggewischt hatte, setzte sie sich zitternd auf ihren Stuhl. Es klopfte wieder an die Tür und diesmal auch etwas energischer. Man befürchtete das Tür nicht lange stand halten würde.
„Was ist denn eigentlich los, Vater?“, fragte Adal ihn und war aufgesprungen und wollte ebenfalls zum Fenster und wurde vom Vater mit einer energischen Handbewegung zurück gehalten. Doch Adal ignorierte die Handbewegung und eilte zum Fenster und sein Vater ließ ihn gewähren. Adal schaute aus dem Fenster und sah ebenfalls die schwarzen Reiter. Thomas kam ebenfalls zum Fenster und erstarrte für einige Sekunden. Dann löste sich seine Erstarrung und er ging zu seiner Mutter.
„Die sehen ganz schön finster aus.“, sagte Adal ernst und zeigte mit dem Finger aus dem Fenster. „Ist das ernst?“
Revanta nickte kreiden bleich und die Jungen erstarrten wieder zu Säulen.
„Das ist kein Spiel, Junge.“, wies er seinen Sohn zurecht und er wurde klein laut.
„Was sind das für Männer?“, wollte nun auch Thomas wissen. „Wer sind die?“
„Das sind Krieger des bösen Königs Afalus.“, seufzte Gosos und tröste weiter seine Frau.
„Warum sind die hier?“, hackte Thomas noch einmal nach.
Sein Adoptivvater zuckte nur noch mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“
„Und warum fragt ihr sie nicht?“
„Weil sie alles nieder brennen werden, was ihnen in den Weg kommt. Sie suchen jemanden und das schon seit vielen Jahren.“, sagte Gosos ernst.
„Im ernst?“, fragte Thomas völlig geschockt und riss die Augenbrauen hoch. „Wen?“
„Das ist ernst gemeint, mein Lieber.“, schritt Adal ein. „Ich habe schon von einigen gehört, dass sie nach jemanden suchen. Aber wer gemeint ist, weiß ich auch nicht. Vater wisst ihr es? Habt ihr eine Vermutung?“
Es herrschte für einen Moment stille. Dann wurde wieder an die Tür gepocht.
„Sie suchen dich.“, sagte Gosos steif und mit sehr fester Stimme.
Es pochte weiter an der Tür und eine Raue Stimme brüllte: „Kommt raus, ihr Ratten? Sonst treten wir die Tür ein!“
„Was?“, rief Thomas entsetzt. „Das kann unmöglich 'Ich' sein.“, er war außer sich und schüttelte wild mit dem Kopf.
„Bist du dir da sicher?“, fragte die Mutter ihren Mann.
„Wir haben ihn vor vielen Jahren gefunden, falls du dich noch daran erinnern magst“, bestätigte Gosos seiner Frau.
„Was sollen wir bloß machen?“, seufzte sie und wirkte wieder traurig.
Das hämmern an der Tür wiederholte sich. „Wenn ihr nicht sofort aufmacht, schlagen wir die Tür ein, kommt raus!“
Drinnen schwiegen alle und Thomas musste sich wieder fangen. Er wollte es nicht glauben, dass er keine richtige Familie hatte, obwohl sie ihn wie ihren eigenen Sohn großgezogen hatten. Niemand sprach ein Wort.
„Ich werde gehen.“, sagte Gosos. „Ich kriege Kopfschmerzen, wenn die noch weiter hin an diese Tür hämmern.“
„Seid vorsichtig, mein Liebster.“, flehte sie ihn an.
„Ja.“, sagte er und ging öffnete die Tür.
Er trat hinaus in den Hof und finstere Reiter starrten ihn ohne Regung an.
„Seit ihr da drin eingeschlafen?“, spottete das Rattengesicht.
„Wer seit ihr?“, fragte Gosos ganz gelassen als hätte diesen Hohn nicht bemerkt.
„Rufus.“, stellte dieser sich ganz siegessicher vor. „Diener und Hauptmann unseres Königs Afalus.“
„Angenehm.“, sagte Gosos ernst und höflich zugleich.
„Ich habe den Befehl einen Jungen zu suchen.“, sagte Rufus frei heraus und tänzelte mit seinem Pferd dabei im Kreis herum. „Und ich muss euren Hof durch suchen.“, dies klang wie ein Befehl, als eine Bitte.
„Wenn es denn sein muss.“, gab Gosos von sich. „Tobt euch ruhig aus, solange ihr wollte.“, sagte Gosos einladend und breitete seine Arme aus und setzte als Krönung noch ein lächeln auf seinen Lippen.
Das lies sich Rufus nicht auf sich sitzen und schnippte mit den Fingern.
„Wenn ihr wieder spricht und nicht gehorcht.“, drohte Rufus mit einem Finger auf sein Opfer. „Dann werdet ihr den Kerker von Wolfsburg kennen lernen.“
„Wie ihr wollt.“, gab Gosos gelassen an, um die Haut seiner Familie zu retten lies er sie gewähren. „Durch sucht ruhig unser Heim. Wir haben nichts zu verbergen.“
„Ihr habt es gehört.“, bellte er seine Männer an und sie stiegen ab und begannen den Hof und das Haus zu durch campen.
Seine Männer durch suchten den ganzen Hof und dann das Haus. Sie scheuchten seine Familie brutal ins freie.
„Hey, sie Tölpel.“, rief Revanta. „Seien sie nicht so grob.“
Doch der Mann hörte nicht darauf. Er schubste sie zu ihrem Mann. Gosos fing seine Frau in den Armen auf. Er war sehr verärgert und musste sich zusammen reißen.
Rufus blieb steif auf seinem Pferd sitzen und ließ den Bauerntrampel nicht aus den Augen. Dann grinste er breit, als er den Jungen sah. Er würde einen besonderen Lohn seines Herrn einfahren und eine Beförderung bekommen, wenn er ihn zu ihm bringen würde.
„Ihr bekommt einen Finderlohn.“, trompetete er los. „Falls wir den Jungen finden.“
Sein Spott, sein Hohn und seine Kälte war in seiner Stimme nicht zu über hören.
„Was wenn ihr nichts findet.“, ging Gosos darauf ein und musste ein wenig schmunzeln und unterdrückte damit seine aufkeimende Wut.
„Dann werdet ihr verurteilt.“, lachte Rufus spöttisch. Seine Männer kehrten zurück und ließen sich mit seinem Lachen anstecken.
Gosos ignorierte sie komplett und hatte sein Augenmerk nur auf Rufus gerichtet.
„Und was für ein Urteil habt ihr für mich vorgesehen?“, fragte Gosos ganz gelassen.
„Das werdet ihr noch früh genug erfahren, Bauer.“, spottete Rufus weiter und das letzte Wort war sehr mit Rache gefüllt.
Dann kamen einige Schreie aus dem Haus und die beiden Brüder wurden heraus geführt und waren als Geisel genommen. Revanta war noch immer in den Fängen des Grobians.
„Vater!“, rief Adal entsetzt.
„Das ist ja mal eine Überraschung.“, lachte Rufus und war für das erste zufrieden.
Revanta wurde zu ihren Söhnen hin gezerrt und die Männer umzingelten alle drei, nur Gosos ließ man unversehrt.
Die Männer hielten die Familie im Zaum. Ihre Handgriffe waren aus Eisen. Sie schauten zornig drein und warteten auf weitere Anweisungen ihres Herrn.
„Lasst meine Familie aus dem Spiel, Herr.“, flehte Gosos erschrocken.
„Nein.“, sagte Rufus knall hart. „Bindet ihnen die Hände. Und zwar alle.“, ihm war nicht entgangen, wie sehr er an seiner Familie hing und das nutzte er jetzt genüßlich aus.
Die Männer führten seinen Befehl aus und die Gefangen wehrten sich, aber sie hatten keine Chance. Die Knoten waren zu eng um ihre Handgelenke gebunden, das sie keine Chance hatten sich zu befreien. Die Männer mit ihren eisigen Griffen waren einfach zu stark. Rufus beäugte die Jungen und schmunzelte böse. Ein schiefes lächeln umspielte seine Lippen. Gosos musste hilflos zusehen, wie er seine Familie misshandelte.
„Bringt die Jungen her.“, sagte er barsch und fesselt auch den Bauerntölpel.“
Die Männer gehorchten. Sie brachten die Jungen, fesselten Gosos und brachten ihn zu seiner Frau, die bereits gefesselt war. Sie wehrte sich, doch der Mann hielt sie weiter fest.
„Mal schauen.“, sagte Rufus hart und kühl und begann die Jungen zu begutachten. Er grinste breit und seine Augen funkelten vor entzücken.
Er stieg nun endlich von seinem Pferd ab und ging auf die verängstigen Jungen zu. Er fasste sie ohne Rücksicht auf Verluste, hart mit der Hand, an das Kinn von Adal an und drehte seinen Kopf brutal hin und her. Doch er fand nichts, was ihn hätte verraten könnte. Er ließ ihn ärgerlich los und scheuchte ihn weg und fluchte laut.
„Dieser ist es nicht.“, fluchte Rufus und nahm sich den anderen Jungen vor.
Dann griff er mit der gleichen harten Hand, Thomas Kinn und drehte seinen Kopf mit der gleichen Gewalt, wie bei seinem Adoptivbruder hin und her. Dann hielt er inne. Er hatte gefunden, was er suchte. Auf der linken Seite erblickte er einen halben Adler am unteren Ohrläppchen. Rufus grinste böse und war sichtlich zu frieden.
„Das ist der Bursche.“, sagte er und ließ brutal sein Kinn los.
Thomas verrenkte seine Augen und verstand die Welt nicht mehr. Er wusste aber, dass er seine Familie zurück lassen musste. Er schluckte und sah die bösen Augen von Rufus. Dieser lächelte weiter, als hätte er gerade einen mächtigen Schatz gefunden.
Die Männer packten ihn hart und und banden seine Hände auf seinen Rücken fest zusammen und setzten ihn auf den Rücken eines Pferdes. Rufus stieg hinter ihm auf und umklammerte eisern seinen Gefangenen. Er spürte, dass er zitterte und das freute ihn tierisch. Seine Familie wurde auf ein Pferd hintereinander gesetzt und die Männer hielten es am Zügel fest. Dann stiegen sie auf. Rufus winkte einen Mann zu sich und gab ihm den Befehl alles nieder zu brennen und die Tiere mit zu nehmen, als Verpflegung. Dieser ging mit einigen Männern zurück, holten die Tiere heraus und steckten den Hof in Flammen. Dann trieben sie die Tiere bedingungslos zusammen und stiegen dann selbst auf ihre Pferde. Sie kreisten die aufgescheuchten Tiere ein um sie im Zaum zu halten, damit sie nicht fliehen konnten.
„Wer seit ihr?“, fragte Thomas vorsichtig und noch immer starr vor Angst.
Gosos Wut flammte wieder auf, als er mit ansehen musste, wie sein Heim und Gut nieder gebrannt wurde. Es war alles verloren. Er musste mit seinen Tränen kämpfen. Innerlich ballte er seine Fäuste. Seine Frau und sein Sohn sahen trostlos drein und ließen alles mit sich geschehen. Eine heile Welt war für diese Familie zusammen gebrochen.
„Ich bin ein Freund von deinem Onkel?“, sagte er kalt und kam mit seinem Gesicht ganz nahe an seinen heran.
Thomas erschrak und dachte, dass dieser Kerl anfing zu spinnen. Er guckte ungläubig.
„Ich habe keinen Onkel?“, protestierte er ängstlich, er war sehr verwirrt und wusste nicht wen er nun glauben sollte. Seine Adoptivfamilie oder ihm. Er wollte diesen Rufus nicht glauben.
„Und ob du einen hast. Was glaubst du was deine Eltern waren?“, fragte er böse und der Junge wurde wieder blass.
„Meine Eltern sind hier?“, fragte Thomas ungläubig.
„Das sind nur Eltern die dich groß gezogen haben, deine richtigen Eltern sind getötet worden.“
„Das ist unmöglich!“, rief Thomas entsetzt.
„Hör nicht auf ihn!“, rief Revanta mutig, um ihn zu beschützen. Thomas sah sie entgeistert an.
„Schnauze!“, brüllte Rufus die Frau mit zischenden Zähnen an. Darauf hin wurde sie still.
Stille trat ein. Thomas starrte Rufus noch immer weiter an. „Das ist unmöglich!“, rief er erneut und wollte es nicht glauben.
„Ach ist es das?“, fragte er böse und hob dabei seine Stimme an. „Dein richtiger Name ist Denjan und nicht Thomas.“
Diese Feststellung erbleichte den Jungen und er wollte es noch immer nicht glauben. Er schüttelte immer wieder den Kopf und seine Gedanken kreisten Achterbahn. Er wollte es nicht wahr haben.
„Früher oder später wirst du es eh erfahren, Junge.“, sagte Rufus boshaft und grinste.
„Das stimmt.“, schaltete sich Gosos im Hintergrund ein und Denjan wurde blass.
Rufus lachte verschmitzt und genoss seinen Siegeszug. Er hatte etwas gewusst, was sein Feind nicht wusste. Das machte ihn nur noch mehr stärker. Denjan alias Thomas war immer noch blass und senkte den Blick und schüttelte den Kopf hin und her.
„Das ist unmöglich.“, wiederholte Denjan entsetzt und wollte es immer noch nicht glauben das er eine Adoptivfamilie hatte. „Wie ist das möglich?“, krächzte er nieder geschlagen.
Diese Frage ließ kurz den Rachsüchtigen Rufus die Sprache verschlagen. Er beugte sich zu ihm hin und sah ihn mit seinen Rattenaugen scharf an. Sein Geruch roch extrem und Denjan rümpfte die Nase. Er musste nach Luft schnappen. Dann grinste Rufus und Denjan wich seinen Blick aus. Seine Gedanken schwirrten wirr um her.
„Es war ein Überfall, wo deine Eltern ums Leben gekommen sind.“, sagte Rufus mit böser und kalter Stimme und kostete den Moment so richtig aus. „Dein Onkel kann dir mehr darüber erzählen, aber du musst mit uns kommen.“, dies klang wie ein Befehl als eine Bitte.
Denjan schaute zu seinen Adoptiveltern und sah sie traurig und einen Hauch Wut an. Er wurde belogen all die Jahre, nur weil er gefunden worden war. Warum hat man ihn noch am Leben gelassen und ihn groß gezogen, anstatt ihn verhungern zu lassen. Das wusste er nicht genau und wollte es auch gar nicht wissen. Er hatte etwas Komisches in der Magengrube und verzehrte sein Gesicht. Ihm wurde übel und das kostete Rufus natürlich voll aus und sein böses und falsches Grinsen wich nicht von seinem Gesicht.
Was sollte er nur bloß tun? Seine Adoptivfamilie im Stich lassen oder mit diesen Männern fort ziehen zu seinem Onkel? Er konnte sich einfach nicht entscheiden. Seine Gedanken kreisten im Kreis umher. In seinem innersten hatte er schon lange gefühlt, dass er etwas anders war, als die Familie, in der er aufgewachsen war. Er musste sich schnell entscheiden und ahnte nicht, was diese Männer noch alles anstellen würden. Er konnte sich einfach nicht entscheiden. Er wusste es nicht.
„Und welche Entscheidung hast du gefällt?“, fragte Rufus böse und schnippisch und voller Raffgier.
„Ich werde mit euch mit gehen müssen. Ich habe ja keine Wahl, oder?“, fragte Denjan seinen Geiselnehmer.
„Nein, die Wahl hast du nicht.“, sagte Rufus. „Du musst mit, ob du willst oder nicht.“
„Thomas?“, entfuhr es Revanta aus voller Angst. „Das kannst du nicht machen?“, sagte sie voller entsetzen. Sie wollte ihn nicht ziehen lassen und auf keinen Fall mit diesen Männern.
Ihre Augen verrieten Angst und Sorge zugleich. Sie konnte ihn nicht ziehen lassen.
Denjan funkelte sie zornig an und hatte nur sehr wenig Mitleid mit ihr.
„Ihr habt mich belogen, all die Jahre lang und da soll ich vernünftig sein? Ts. Ich weiß, überhaupt nicht, warum ich, euch noch glauben soll?“, entfuhr es Denjan mit zorniger und ängstlicher Stimme. zugleich. „Und außerdem, heiße ich Denjan und nicht Thomas, wie ihr mich nennt ist mir egal. Ihr habt mich all die Jahre belogen.“, schimpfte Denjan weiter. Er war so richtig wütend auf seine Eltern. Tränen stahlen sich in seine Augen und Rufus genoss es ihm zu zu sehen, wie er leidete. Er konnte ein weiteres Grinsen nicht verkneifen. Seine Männer waren bereits wieder auf ihre Pferde gestiegen und warten auf seinen Befehl.
Denjans Enttäuschung war ihm ins Gesicht geschrieben und sein Gesicht war wie versteinert. Seine gefesselte Familie war entsetzt und konnten es ihm auch nicht verübeln, das er enttäuscht auf sie war.
„Wie ist deine Entscheidung, junger Freund?“, fragte Rufus schleimend und grinsend.
„Welche Entscheidung?“, war seine Gegenfrage.
Rufus fasste sich an den Kopf und dann erinnerte er sich. Er kannte ja die Frage nicht. „Wo möchtest du wohnen? Du hast die Wahl?“
„Habe ich denn eine Wahl?“, sagte Denjan geknickt und schaute seine Handfesseln auf den Rücken kurz an. Dann seufzte er. Rufus grinste weiter.
„Natürlich hast du eine Wahl?“, sagte Rufus mit einer einladenden Gestik und breitete dabei die Arme aus und grinste dabei.
„Das sehe ich, aber nicht?“, protestierte Denjan und rüttelte an seinen festen Fesseln.
„Sei nicht so ungeduldig.“, schnauzte Rufus ernst und bestimmt zugleich seine Geisel an.
„Warum ungeduldig?“, fragte er verwirrt. Er wusste nicht so recht was er sagen sollte.
„Nun...ihr kommt mit uns und gehorcht...“, sagte er ganz gelassen und fuhr fort. „...oder ihr sterbt mit euer Familie. Ihr habt die Wahl. Was ist euch lieber?“, sagte Rufus grinsend. „Entscheidet nun endlich!“, bluffte er auf einmal und die meisten Anwesenden zuckten zusammen.
Stille. Niemand sprach ein Wort. Kein flüstern war zu hören. Nur das schnauben der tänzelnden Pferde, die unruhig wurden. Die Stille war kaum noch aus zu halten und Rufus geriet langsam aus seiner Fassung. Er hasste es, lange zu warten und seine Ungeduld wuchs mit jeder Sekunde der Stille. Seine Stirn fiel in Falten und sein Zorn begann zu Rauchen. Er konnte sich nicht mehr beherrschen und schüttelte seinen Gefangenen.
„Nun rede endlich!“, schrie er. Sein Zorn war nicht zu übersehen. „Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit auf deine Entscheidung zu warten!“, zischte er durch seine faulen Zähne.
„Ich will wissen, was mit meiner Familie passiert ist, bevor ich mich endgültig entscheide.“, sagte Denjan mit zusammen gebissenen Zähnen.
„Das sollst du auch erfahren, aber erst entscheide dich. Dein Onkel wird dir alles haargenau berichten, denn er war dabei. Er kennt die Abfolge, wie es passiert ist. Er erwartet dich bereits. Du musst nur mit uns kommen.“, sagte er mit unveränderter Stimme und legte seine Hand auf dessen Schulter.
„Ich habe ja keine andere Wahl.“, sagte Denjan etwas gereitzt.
„Das stimmt. Du hast keine Wahl. Ich habe dich in der Hand, vergiss das nicht, Junge.“, sagte Rufus mit einem ernsten Nicken und einem weiteren Grinsen im Gesicht.
Denjan nickte und Rufus lächelte weiter hin. Er genoss diesen Moment so sehr, dass er seine anderen Gefangenen kaum wahr nahm und seine Gefolgsleuten.
„Was geschieht mit denen?“, ließ einer der Männer von sich vernehmen und holte Rufus aus seinen tiefsten Gedanken heraus.
„Mmhh.“, sagte Rufus und schaute zu seinem Mann auf. „Das soll unser Freund hier entscheiden. Was mit ihnen passiert.“, mit dem letzten Satz funkelten seine Rattenaugen auf seinen Gefangenen.
Denjan wusste sich im Moment nicht zu helfen.
„Wir nehmen sie mit.“, sagte Denjan sofort und Entschlossen. „Im Laufe des Weges wird sich ihr Schicksal entscheiden.“, sagte er Zähne knirschend. Er war immer noch wütend auf alle.
„Eine gute Wahl.“, lobte Rufus seinen Schützling. „So soll es sein und so wird es auch gemacht. Und keiner widerspricht ihm. Habt ihr verstanden?“
„Ja wohl!“, brüllten die Männer und machten die rechte Hand zur Faust und legten diese auf ihr Herz, als Zeichen der Ehre und Treue, die sie ihrem Herrn geschworen hatten, auch wenn keiner freiwillig in seinem Dienst getreten waren.
Sie hoben ihre Gefangenen auf ihre Pferde und ein hämisches Grinsen umspielte wieder Rufus Lippen. Er hatte endlich Erfolg und das ohne Blutvergießen.
„Was geschieht mit unserem Zuhause?“, fragte Gosos in die Stille herein und kassierte ein funkelndes Gesicht von Rufus. Er sah sehr zornig aus, denn er konnte es abrupt nicht leiden, wenn er unterbrochen wurde in seinem Siegeszug und das bekam Gosos nun zu spüren.
„Das seht ihr jetzt.“, kam die schnippische Antwort von Rufus, dann schnippte er mit seinem Finger und ein paar Männer stiegen wieder von ihren Pferden und griffen nach ein paar Fackeln. Sie gingen zur Hütte und zündeten sie an und das gleiche taten sie auch bei der Scheune, doch vorher holten sie die Tiere aus dem Stall und tötete sie. Die beiden Pferde wurden zusammen gebunden und die toten Tiere wurden auf ihren Rücken drauf geladen. Dann brannte auch die Scheune, wo die Tiere waren. Rufus lachte und die Männer lachten mit, nur die Gefangenen sahen betrübt drein. Sie mussten mit ansehen, wie alles niederbrannte. Einfach so, ohne das irgendetwas ganz blieb. Gosos blickte traurig auf sein Gehöft und konnte nicht glauben, was gerade geschah. Seine Frau hingegen war fassungslos und weinte innerlich. Sie blieb nach außen stark und kalt. Gosos Sohn schaute beschämt weg und kämpfte mit den Tränen. Von nun an hasste er seinen Adoptivbruder vom ganzen Herzen und wünschte ihm zum Teufel. Es war sein Befehl gewesen und nun hatte er bekommen was er wollte. Obwohl Denjan innerlich zerwühlt war, empfand er für seine Adoptivfamilie Mitleid. Es war nicht seine Schuld, nur sein Hass der ihn dazu trieb, Rufus das Feld zu überlassen. Er schämte sich dafür. Er wagte es nicht, seine Familie anzusehen und starrte zu Boden. Der Hof war nun völlig niedergebrannt und Rufus war sichtlich zufrieden damit.
Dann gaben sie ihren Pferden die Sporen und preschten von dannen. Sie zogen in das Nachbarreich zu ihrem Herrn und Meister und machten nach der Grenzüberquerung Rast. Viele Tagesritte lagen bereits hinter ihnen. Sie ritten über Felder, Wälder, Flüsse und Wiesen. Am frühen Abend schlugen sie ihr Lager bei einem angrenzenden Waldrand an, in der Nähe war ein Fluss mit einer kleinen Sandbank. Einige holten Wasser und versorgten die Tiere. Die Gefangen wurden in einem Zelt in der Nähe des Feuers, mit zwei Männern, stark bewacht und keiner durfte zu ihnen, mit der Ausnahme von Rufus selbst. Denjan saß Gedanken verloren am Feuer und aß sein Brot mit Käse und dachte über die Ereignisse der letzten Stunden und Tage nach. „Hatte er alles richtig gemacht und konnte er den Männern überhaupt trauen?“, er stellte sich diese Frage schon die ganze Zeit und hatte bis jetzt keine Antwort darauf bekommen. Er hatte das Heim in dem er aufgewachsen war, nieder brennen lassen. Er hatte es nicht verhindert können und gab sich die Schuld daran, dass er sie verraten und in den Tod geschickt hatte. Er überlegte weiter, wie er diese Schuld begleichen konnte, doch er fand keine Antwort darauf. So musste er mit seiner Schmach leben und akzeptieren, das es passiert war und er keinen Ausweg dafür hatte. Er hatte keine Wahl gehabt, es sich anders zu überlegen. Er fühlte sich schmutzig und hatte kaum noch einen klaren Gedanken im Kopf.
Er grübelte noch lange und fand keine Ruhe. Rufus setzte sich neben ihn und legte seine Hand auf seine Schulter, das gab ihm ein wenig halt. Inzwischen hatte er keine Fesseln mehr, weil die Gefahr für eine Flucht undenkbar war. Er hatte kein Zuhause mehr und auch keinen Grund zu flüchten, denn er wüsste nicht wohin.
„Was bedrückt dich, junger Freund?“, fragte Rufus ihn neugierig und mit sanfter Stimme.
„Ich weiß es nicht.“, brummte Denjan vor sich hin und senkte seinen Blick.
„Erzähl es mir, vielleicht kann ich dir helfen.“, bot Rufus seine Hilfe ihn an. „Sprich endlich.“
Denjan schaute auf und sah ihn mit traurigem Blick an. Er sah das Rufus einen kalten und besorgten Blick aufgesetzt hatte und das war furchteinflössend.
„Fürchtest du dich?“, fragte Rufus als er seinen Blick standhielt und auf die Barrikaden ging.
„Nein.“, sagte Denjan leise und schüttelte dabei den Kopf.
Rufus grinste breit. „Du hast Angst. Ich kann deine Angst spüren.“, fauchte er. „Stimmt´s?“
Denjan nickte und wandte seinen Blick ab.
„Hatte ich doch Recht gehabt.“, sagte er lachend und klopfte sich dabei auf den Oberschenkel.
Funkstille, keiner sprach ein Wort, nur Rufus grinste weiter und freute sich, den Peiniker zu spielen, denn das konnte er ziemlich gut.
Denjan schaute immer noch woanders hin und Rufus grinste weiter.
„Sprich endlich.“, forderte Rufus ihn erneut auf, endlich seine Sorgen bekannt zu machen.
Denjan seufzte schwer. „Was passiert mit meiner Familie?“, fragte er nervös und leise.
Rufus sah ihn kalt an. „Das weiß man nicht.“, sagte Rufus kurz angebunden. „Es kann passieren, das wir deine Familie laufen lassen oder sie töten lassen. Es liegt ganz allein bei dir.“
Denjan schaute ihn fragend an. „Wie meint ihr das?“, wollte er wissen.
„Nun.“, räusperte er sich, ehe er weiter sprach. „Wenn du dich mit ihnen unterhältst, geht es ihnen schlecht. Reagierst du auf ihre Bitten und Klagen nicht, bekommen sie ihre Freiheit zurück. Es ist allein deine Entscheidung, mein Junge. Du hast die Wahl. Es liegt ganz allein in deinen Händen. Diese Entscheidung kann ich dir nicht abnehmen und ich hoffe, du bleibst bei uns. Denn eine Flucht wird mit dem Tode bestraft oder wir bestrafen deine Familie. Es liegt allein bei dir. Hast du mich verstanden?“, fragte Rufus noch einmal nach und Denjan nickte stumm. Er hasste Rufus mit jeder Stunde mehr und konnte ihn überhaupt nicht ausstehen.
Aber was für eine Chance hatte er gegen ihn? Gar keine. Es blieb ihm also nichts übrig als zu gehorchen und brav zu sein.
„Ich werde mich daran halten.“, sagte Denjan mit einem Nicken und mit trauriger Stimme im Hintergrund. Er musste sehr mit seinen Tränen kämpfen und zwingte sich zur Ruhe, auch wenn es ihm sehr schwer fiel.
„Das ist gut.“, sagte Rufus mit einem kalten nicken und einem noch finsteren Grinsen im Gesicht. Er kostete dies sehr gut aus.
Dann erhob sich Rufus und ging zurück in sein Zelt. Er hatte bekommen was er wollte. Was mit diesem Jungen geschehen sollte, durfte er nicht entscheiden. Nur sein Herr und Meister durfte es. Er konnte diesen Augenblick nicht erwarten, wenn dieser Junge stirbt und sein Meister zum König des ganzen Landes wird. Er grinste in sich hinein und blieb den Rest des Tages in seinem Zelt.

Der Abend verlief rasch und war bewölkt. Man konnte die Kühle, durch Mark und Bein spüren. Es wurde kälter und es war nicht mehr sommerlich warm. Der Wind kam auf und wedelte die Haare durch einander. Es kehrte langsam wieder der Herbst ein. Die Blätter an den Bäumen fingen an, sich zu verfärben und zu Boden zu gleiten. Die Berge wurden kahl und hatten ihr grün fast verloren. Nur vereinzelte Blätter und Nadeln hingen an ihren Ästen.
Sie gingen schlafen und die Männer am Zelt, wo die Wachen standen, um die Gefangenen zu bewachen, standen fast bewegungslos auf ihrem Posten. Sie unterhielten sich angeregt über Frauen und waren kaum noch im Stande ihren Feind zu entwaffnen. Doch Denjan´s Familie war hellwach und konnten sich nur sehr wenig auf den Schlaf einstellen. Das Gequatsche der beiden Wachen, machte sie noch ganz wahnsinnig, irgendwann schliefen sie dann doch ein. Denjan konnte diese Nacht, auch nicht schlafen und wollte auch nicht mehr im Bett bleiben. Obwohl es für ihn schon lange an der Zeit war, hielt ihn der Gedanke ab, dass er seine Familie verraten hatte. Er schlich sich also hinters Zelt, wo ihn keiner Bemerkte, die Wachen diskutierten über das eine immer noch weiter, das sie ihn überhaupt nicht bemerkten, so glaubte er. Er kroch unter der Zeltplane hindurch und schlich auf Zehenspitzen, das ihn auch niemand hörte, auf die Gefangenen zu, die auf den Boden kauerten und das einige nur auf den Boden starten und einer schlief bereits. Adal bemerkte ihn und Denjan hielt die Hand vor seinem Mund und machte ihn deutlich, das er still und leise zu sein hatte. Adal hatte begriffen, warum sein Bruder es tat. Hatte sein Bruder tatsächlich vor ihn und seine Eltern zu befreien? Schoss es ihm durch den Kopf. Er wusste es nicht.
„Warum bist du hier?“, wollte Adal flüsternd wissen.
„Sch.“, machte Denjan mit einem Finger vor dem Mund. „Kein Wort.“, flüsterte er zurück. „Das ist meine Sache. Und jetzt haltet die Klappe.“
Adal nickte und beobachtete wie sein Bruder ein kleines Messer, aus dem Schuh holte. Er begann langsam und so leise wie möglich die Fesseln durch zu schneiden. Denn der Knoten saß sehr fest und konnte nicht gelöst werden. Die Eltern Gosos und Revanta bemerkten dies nun waren alle hellwach. Sie hatten begriffen das sie keinen laut verursachen sollten und verhielten sich ruhig und leise und ohne jede Panik, damit die Wachen und Rufus nichts mitbekamen. Denjan befreite sie alle und wieß sie weiter hin leise und schnell zu sein und mit ihm mit zukommen. Er hob die Plane hoch und vergewisserte sich erst ob die Luft rein war, dann schlichen sie aus dem Zelt und Denjan lies die Plane wieder fallen, er winkte sie hinüber zum angelegenen Waldstück, was gleich hinter der Plane war und schickte sie ins Unterholz und damit in die Freiheit. Von alldem bekam Rufus erstmal nichts mit. Die Gefangenen flohen in den Wald und waren verschwunden, Denjan schlich sich leise zurück zu seinem Zelt und legte sich in sein Bett. Er hatte Glück, das er nicht erwischt worden ist. Dann schlief er ohne Sorgen ein und fühlte sich gut. Was seine Familie tat, interessierte sie nicht mehr. Es lag jetzt an Rufus, was er mit ihnen machte.

Am nächsten Morgen wurde Denjan von einer Wache wachgerüttelt und er rieb sich müde die Augen. Die Wache beugte sich zu ihm herunter.
„Ihr sollt sofort zum Gefangenenzelt kommen.“, sagte die Wache mit rauer Stimme und verschwand wieder.
Denjan erhob sich und trat aus dem Zelt. Was er sah, verschlug es ihm die Sprache. Ein Gewühle. Jede Wache lief hin und her und schienen etwas zu suchen. Denjan wusste nicht was sie suchten. Dann ging er zurück zum Gefangenenzelt, wo er heute Nacht war und Rufus hatte einen hoch roten Kopf. Er kochte vor Wut, dass konnte man ihm von weitem ansehen. Denjan schüttelte sich kurz, weil er plötzlich angefangen hat zu frieren. Er hatte Angst vor Rufus, das war sicher. Er ging nervös zu ihm und räusperte sich. Rufus drehte sich zu ihm und schickte eine Wache weg, mit der Rufus eben noch gesprochen hatte.
„Ah.“, sagte Rufus und hob die Augenbrauen. „Da ist ja unser Schönling.“, sagte er hämisch.
Denjan sah ihn nur an und sagte nichts darauf.
„Hast du eine angenehme Nacht gehabt?“, fragte er.
Denjan nickte nur und zitterte immer noch ein wenig.
„Ich hatte eine ruhige Nacht, bis jetzt.“, sagte er auf einmal bissig. Sein Blick war Kalt und Böse.
Denjan schluckte und sah ihn in die Augen. Er erwiderte nichts darauf.
„Es ist ein Wunder, das du nichts mit bekommen hast, was letzte Nacht geschehen ist.“, stellte Rufus gereitzt fest.
Denjan sprach immer noch nicht und hatte jetzt auch keine Angst mehr.
„Hast du die Sprache verloren, Junge?“, fragte er fauchend.
Denjan schluckte und schüttelte den Kopf. „Nein.“, sagte er leise und senkte dabei den Kopf.
Rufus starrte ihn mit funkelnden Augen an. Es herrschte für einen Moment Funkstille.
Denjan schaute ihn lange an und sagte immer noch nichts. Das machte Rufus sauer.
„Gut, ich dachte schon. Du hast deine Sprache verloren, Junge.“, sagte er bissig.
Denjan schüttelte den Kopf hastig hin und her.
Rufus richtete sich kerzengerade auf und faltete seine Hände über den Bauch.
„Ich stelle, dir jetzt eine Frage und ich erwarte eine ehrliche Antwort.“, sagte Rufus wie ein Lehrer, der seinen Schüler prüfte, ob er auch gut aufgepasst hatte.
Denjan nickte.
„Hast du letzte Nacht irgendetwas mit bekommen?“
„Nein.“, sagte Denjan knapp. Er wusste ja nicht was los war.
„Mm.“, machte Rufus und rieb sich das Kinn. „Hast du jemanden gesehen, der in dieses Zelt gegangen ist?“, fragte er weiter und zeigte mit einer Geste in Richtung des Zeltes, wo seine Familie gewesen war.
„Nein.“, sagte Denjan erneut und schüttelte den Kopf.
Bist du dir sicher, das du die ganze Zeit in deinem Zelt warst?“, hackte Rufus weiter und wollte von ihm ein Geständnis entlocken. Er hatte das Gefühl, das er gegen die eine Regel verstoßen hatte. Er musste es ihm nur noch entlocken.
„Ja.“, sagte Denjan mit einem Nicken und hielt weiter seinem Blick stand.
„So weit so gut.“, brummte er verbissen. „Bist du dir ganz sicher, das du die ganze Zeit im Zelt warst?“
Denjan begann zu überlegen. Das entging Rufus nicht.
„Ich konnte eine gewisse Zeit nicht schlafen.“, sagte er und überlegte dabei fieberhaft.
„Aha.“, sagte Rufus mit einem lächeln auf den Lippen. „Also warst du nicht die ganze Zeit, in deinem Zelt?“
„Nein.“, sagte Denjan und schüttelte den Kopf. Er hatte den Fehler gemacht, die Wahrheit auszusprechen. Diesen Fehler sah nun auch Denjan ein. Er ärgerte sich und schörchte mit seinem Fuß auf dem Boden hin und her. Als könnte er eine Sache kaum erwarten, bis dies richtig los gehen würde.
„Und wo warst du dann?“, hackte Rufus weiter und hatte sein Ziel fast erreicht. Er wusste, das er mit der Flucht seiner Familie zu tun hatte und musste es ihm nur noch entlocken.
„Ich war im ... ich war für kleine Jungs.“, zögerte er und schaute wie ein verspielter Junge drein. Er ran nach den richtigen Worten, doch es fiel ihm keine so recht ein. Er schaute beschämt und wich den Blick seines Peinikers nun endgültig aus. Rufus lachte und wurde dann von einer Sekunde auf die andere todernst. Sein Blick war kalt wie ein Rabe und es zuckte in seinen Knochen.
„Und das soll ich dir glauben?“
„Es war so.“, verteidigte er sich schnell und stolperte über seine eigenen Worte hinweg.
„Bist du dir auch wirklich sicher?“
Denjan nickte und Rufus räusperte sich.
„Du hast gegen die eiserne Regel verstoßen. Erinnerst du dich, was wir ausgemacht hatten?“, bluffte er auf einmal los und sein Zorn stieg langsam an.
Denjan zuckte zusammen und schaute ihm ins zornige Gesicht, so als wäre er gerade beim stehlen erwischt.
„Woher wisst ihr das?“, stotterte er nervös und schaute ihn entgeistert an.
„Du hast dich selbst verraten, Junge.“, antwortete Rufus nur und kam mit seinem Gesicht sehr nahe an seinem heran.
„Weil ihr gesehen worden seit.“, sagte Rufus zischend.
Sein Atem roch faulig und ungepflegt. Denjan verzog das Gesicht und musste husten.
„Von wem denn?“, fragte Denjan nun und wagte einen Versuch.
Rufus zog seinen Kopf wieder zurück und schaute ihn entgeistert an.
„Eine Wache hat dich gesehen und war voll betrunken. Erst im Morgen grauen hat die Wache mir Bericht erstattet. Ich musste sie mehrmals befragen, ehe ich mir sicher war. Deshalb solltest du hier her kommen, sobald du wach warst. Hast du es jetzt begriffen, Junge?“, fauchte Rufus bitter.
Denjan nickte und starrte zu Boden. Dann kam eine Wache herbei und rang nach Atem. Rufus richtete seinen Blick auf sie und musterte ihn angestrengt.
„Was gibt es?“, fauchte er ihn an.
„Sie ... sie sind fort.“, hauchte die Wache stotternd und holte gleichzeitig Luft. „Wir haben bereits Späher losgeschickt um sie wieder einzuholen. Weit können sie noch nicht sein.“
„Gut. Wir bleiben solange hier im Lager, bis sie gefunden sind. Bringt sie mir lebend. Es wird ihnen kein Haar gekrümmt. Habt ihr mich verstanden?“
„Ja, Herr.“
„Geht. Und findet sie schnell.“
Damit war die Wache entlassen und sie verschwand aus seinem Blickfeld.
Seine andere Wache kam wieder, mit der er vorher gesprochen hatte und sich dann Denjan zugewandt hatte. Die Wache verneigte sich kurz und flüsterte leise.
„Herr.“
„Was gibt’s, sprich!“, befahl er gereitzt. Er hasste es geduldig zu sein.
„Ich habe die beiden Wachen befragt, was ihr vorhin von mir verlangt hattet.“, begann dieser zögerlich.
„Und?“, sagte Rufus und fuchtelte mit seiner Hand wild umher und trat mit einem Fuß auf den anderen.
Die Wache nickte in Denjans Richtung und Rufus verengte seine Augen noch weiter zusammen. Er richtete seinen Kopf zu ihm hin, so dass fast ihre Nasenspitzen zusammen gestoßen wären. Seine Augen funkelten zorniger denn je. Denjan bekam wieder Angst und wusste nicht so recht, wie er sich verhalten sollte.
„Du!“, rief er zornig aus und zeigte auf Denjan. Einige Wachen drehten sich um, weil sie dachten, das sie gemeint wären. Als nichts passierte, gingen sie ihrer Wege.
Denjan schluckte. „Wer ich?“, stellte sich Denjan dumm und zuckte mit den Schultern. Seine Angst war verflogen und er stand wie eine Mauer da.
„Ja, du!“, fauchte Rufus zornig und hob seinen Kopf hoch.
„Was habe ich denn getan?“, fragte er verwirrt.
„Du hast die erste Regel verletzt!“, sagte Rufus zornig und sein ganzer Körper bebte dabei vor Zorn. „Hast du das schon vergessen?“
Denjan schüttelte den Kopf und lies sich den Zorn von Rufus nicht anmerken. „Nein.“, sagte er ehrlich.
„Und wieso hast du dann gegen die erste Regel verstoßen?“, tobte Rufus.
„Ich habe sie nicht verstoßen.“, verteidigte Denjan sich und wies alle Schuld von sich.
„Und warum hat dich die Wache gesehen, was du getan hast?“, fragte Rufus weiter und zeigte dabei auf seine Wache, die noch immer neben ihm stand.
Denjans eiserne Mauer knickte in sich zusammen und erzählte mit stotternder Stimme, wie er es angestellt habe und das es ihm egal sei, was mit ihnen geschehe. Rufus war erstaunt, wie er schnell gestanden hatte.
„Gut. Genau das wollte ich von dir hören.“, sagte Rufus und zeigte mit dem Zeigefinger auf ihn. „Genau das und nichts anderes.“
Denjan erwiderte nichts darauf und senkte seinen Kopf.
„Wo genau sind sie entflohen?“, fragte Rufus weiter.
„Was meint ihr?“
„In welcher Richtung sind sie geflohen, Junge?“, fragte Rufus schärfer.
Denjan erwiderte zu erst nichts darauf. Die Wache stand immer noch da und wartete auf ihren Befehl. Rufus hatte sie anscheinend vergessen.
Denjan schluckte. „Ich zeig es euch, damit ihr zufrieden seit.“, gab Denjan genervt zurück.
„Dann zeig es mir, aber fix.“, befahl Rufus fauchend.
Denjan ging einmal um das Zelt herum und zeigte Rufus die Stelle, wo er seiner Familie zur Flucht verholfen hatte und dann zeigte er in dem angrenzenden Wald hinein. Rufus lief vor Zorn mächtig an und konnte sich kaum noch beherrschen.
Er winkte seine Wache zu sich, die ihnen die ganze Zeit begleitet hatte und verneigte sich.
„Du!“, schrie Rufus ihn an. „Versammle ein paar Leute und begebt euch umgehend, auf die Suche nach den Flüchtlingen. Sie können noch nicht weit sein. Zu Fuß ist es schwer, sich durch den Wald zu kämpfen. Selbst Rennen nützt nichts. Die Gefahr von Strauchdieben wächst mit jedem Tag. Ich will diese Familie lebend und bringe sie zurück. Solange werden wir auf euch warten. Ihr habt nur ein paar Tage Zeit, sie zu finden und nun macht euch umgehend auf den Weg. Habt ihr mich verstanden!“, sagte Rufus befehlerisch und die Wache nickte und verschwand sogleich. Sie ließ Denjan und Rufus allein beim Gefangenenzelt zurück. Denjan wusste nicht, wie es um ihn bestellt war. Rufus drehte sich nun wieder zu ihm um und stemmte seine Fäuste in die Hüfte.
„Und was machen wir jetzt mit dir?“, fragte Rufus und wusste zum ersten mal keinen Rat mehr.
Denjan zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht.“, hauchte er.
Rufus schaute ihn durch dringend an und stemmte seine Hände in die Hüften.
„Wir werden wohl abwarten, bis meine Leute wieder hier sind. Leider darf ich dir nichts tun.“, seufzte Rufus traurig. „Ich hätte dir gerne eine Lektion erteilt. Aber leider, leider, darf ich es nicht tun.“
„Warum?“, wollte Denjan wissen und sah ihn fragend an.
Er schaute ihn gierig an und kämpfte mit sich, nicht auszurasten. „Weil es mein Herr verboten hat, dich anzurühren.“
„Ach so.“, sagte Denjan nur und nickte dabei mit dem Kopf.
„Geh zu deinem Zelt und bleibe dort. Ich gebe dir umgehend Nachricht, wenn wir deine Familie gefunden haben.“, sagte Rufus auf einmal wieder scharf und seine Augen funkelten vor Zorn. „Geh.“
Denjan nickte und verschwand zurück zu seinem Zelt. Er setzte sich vor dem Eingang seines Zeltes und betrachtete das kleine Lagerfeuer vor sich. Seine Flammen waren warm und gemütlich. Er seufzte schwer und kaute Gedankenverloren auf ein Stück Käse herum. Die Wolken zogen vorüber und ein kühler, schwacher Wind kam auf. Er dachte an die Jahre zurück, die er mit seiner Pflegefamilie verbracht hatte und schämte sich dafür, sie jetzt opfern zu müssen. Er hatte keine Wahl gehabt, er musste sich so entscheiden, ob er wollte oder nicht. Er träumte von dem Hof und das Leben, was früher dort war. Er verdankte zwar ihnen sein Leben, aber er musste auch mit erleben, wie sie ihn tagtäglich angelogen hatten und das konnte er ihnen nicht verzeihen. Die Stunden verstrichen und er starrte weiter hin ins Feuer hinein. Die Wachen liefen hin und her und Rufus schritt in seinem Zelt, unruhig auf und ab. Die Zeit ging sehr langsam vorbei, zumindest fühlte es sich so an. Bald war es Mittag und die Wolken zogen sich schnell zusammen. Dann kam ein gewaltiger Regenguss und Denjan verkroch sich in sein Zelt, dort versuchte er sich schlafend zu legen, aber es wollte ihm nicht so recht gelingen. Er lag zwar auf seinem Lager, aber er schlief nicht, weil ihm vieles durch den Kopf ging, was er nicht verstanden hatte, was passiert war.

Die Männer von Rufus ritten die ganze Nacht hindurch und erreichten gegen Mittag, die Geflohenen. Sie saßen an einem Waldrand auf einem Stamm und machten dort ein wenig Rast um neue Kraft zu schöpfen, ehe sie weiter zogen.
Die Reiter umzingelten die Rasteten und legten ihre Bögen an. Gosos und seine Familie erschraken und bettelten um ihr Leben. Doch die Reiter hatten ihren Befehl und mussten gehorchen. Sie durften keine Schwächen und Erbarmen zu zeigen. Sie legten ihre Bögen an und spannten die Szene und senkten ihre Bögen wieder. Sie durften sie ja nicht töten. „So ein Mist.“, fluchten einige und holten stattdessen Seile hervor und fesselten sie. Sie wehrten sich und flehten um Gnade. Doch die Männer reagierten nicht. Sie hievten ihre Beute auf ihre Pferde und preschten zurück ins Lager. Erst einen Tag später, gegen Mittag, kamen sie im Lager des Feldherrn Rufus an und warfen die Geflohenen auf den Boden.
Rufus klatschte in die Hände und verbeugte sich theaterisch vor seinen Männern. Er grinste wieder und freute sich über den netten Fang, den sie gemacht hatten.
„Wie ich sehe, wart ihr erfolgreich, meine Herren.“, lobte Rufus mit scharfem Unterton seine Männer und seine Augen begannen vor Freude zu funkeln.
Die Männer nickten. Dann sprach einer: „Wie ihr befohlen habt, Herr.“
Rufus nickte anerkennend und schickte einige Männer fort, damit sie sich erholen konnten. Zwei Männer blieben und warteten auf weitere Befehle.
„Holt Denjan her!“, befahl Rufus scharf und schickte eine der Wachen los um ihn zu holen. Er kam mit einem gekränkten und traurigen Jungen zurück. Die Wache schubste ihn vor sich her und Denjan stolperte und kam schlitternd vor Rufus zum stehen. „Gut, gut.“, sagte er nur.
„Ihr habt mich rufen lassen?“, fragte Denjan spitz.
„Ja.“, sagte Rufus kurz angebunden, er war schon sichtlich genervt, wenn man ihn ständig fragte.
„Und was wollt ihr von mir?“, hackte Denjan weiter.
Rufus baute sich vor ihm zornig auf und sein ganzer Körper fing an zu beben. Er mochte es nicht, wenn er einfach so unterbrochen wurde.
„Erstens, hast du nur zu antworten und zweitens stelle ich hier die Fragen. Ist das angekommen bei dir?“, fauchte Rufus und fuchtelte mit seinem Finger dabei herum.
Denjan nickte und blieb von nun an stumm. Er würde erst sprechen, wenn er dazu aufgefordert wurde.
„Fein!“, schnauzte er herum. Sein Blick gefror jeden ein, wenn Blicke töten würden, würde Denjan schon längst nicht mehr leben. „Wir haben deine Flüchtlinge wieder eingefangen.“, fauchte er weiter und zeigte dabei auf die Gefangenen, die seine Eltern waren und sein Zorn wütete noch mehr, als je zuvor.
Denjan antwortete nicht darauf. Sondern blieb stumm und senkte den Blick, er konnte seiner Familie nicht mehr in die Augen sehen.
„Bist du nun zufrieden, Junge?“, fragte Rufus ihn mit fester Stimme.
Denjan konnte nur noch den Kopf schütteln.
„Das ist dein Ausmaß, dass ist das, was du vergeigt hast. Deine Familie wird dafür bestraft und an meinem Herrn werde ich eine Nachricht schicken müssen.“, sagte Rufus zornig und auf brausend. „All das hätten wir uns ersparen können, wenn du die eiserne Regel befolgt hättest. Dann wäre das alles nicht passiert.“
Denjan zuckte mit den Schultern und sah Rufus nicht an.
„Sprich endlich.“, fauchte Rufus und stampfte mit seinem Fuß auf den Boden auf.
„Was soll ich schon sagen, ich weiß nichts. Ihr müsst entscheiden, was mit ihnen passiert.“, sagte Denjan nur und wieß mit einer Handbewegung auf seine Familie.
Rufus schmunzelte und nickte dann zufrieden. „Weiße Entscheidung, Junge.“
Seine Eltern fingen an zu zittern und zu jammern und ahnten, dass der Tod bald, bei ihnen eintreffen würde.
„Was sollen wir jetzt mit ihnen machen, Herr?“, fragte eine Wache dazwischen.
Rufus schaute sie böse an. Die Wache verstummt sofort.
„Das ist eine gute Frage, mein Lieber. Was sollen wir bloß mit ihnen machen. Normalerweise würde ich ihnen das Leben nicht schenken, aber ich habe es nun nicht zu entscheiden.“, sagte Rufus verärgert. „Holt mir zwei kleine Äste, sofort!“, diese Worte waren an die Wache gestellt, die eben gesprochen hatte. Sie nickte und verschwand.
Es dauerte eine gewisse Zeit und sie kam mit zwei kleinen Ästen wieder und hielt sie ihrem Herrn hin. Dann trat sie zurück zur anderen Wache, die noch immer die Geflohenen im Zaum hielt. Rufus brach die beiden Ästen durch und schmiss die Enden weg. Den anderen Teil hielt er in der Faust, er hatte keine gleichen Stücke daraus gemacht. Ein Ast soll über das Schicksal der Geflohenen entscheiden. Er hielt sie Denjan vor sein Gesicht und schaute ihn noch weiter hin böse an.
„Was soll ich damit?“, fragte er.
„Zieh einen davon. Denn damit besiegelst du das Leben deiner Familie.“, sagte Rufus hart.
Denjan kratzte sich am Kinn und fing an gut zu überlegen. Denn er wusste nicht, wo der kürzere Ast war. Denn der lange Ast entschied, dass sie in Freiheit geschickt werden können, während der kurze Ast über den Tod entschieden wird. Er machte mit dem Zeigefinger, Ene mene muh und raus bist du. Dann wählte er den linken Ast. Nur dumm, dass es ausgerechnet der kleine Ast war und somit das Schicksal seiner Familie besiegelt wurde. Denjan ärgerte sich darüber, das er den falschen Ast gezogen hatte, aber eine weitere Chance bekam er nicht.
„Du hast die Wahl getroffen, Junge. Und so wird es auch gemacht. Ich halte meine Versprechen.“, sagte Rufus mit einem Kopfnicken zufrieden.
„Kann ich nicht noch einmal...“
„...nein!“, schnitt Rufus ihm das Wort ab und wischte mit einer Hand, etwas Unsichtbares weg. „Man bekommt im Leben keine weitere Chance. Das solltest du doch inzwischen gelernt haben!“, brüllte er nun und Denjan wurde stumm wie ein Fisch.
Für die Familie schlug es zwölf und sie wussten das ihr Tod kommen würde. Sie schluckten, als sie die Entscheidung mit ansehen mussten.
„Du hast uns verraten.“, schrie Revanta ihren Adoptivsohn an und Tränen rannen über ihr Gesicht. Ihre Augen waren voller Hass und sie schämte sich für ihren Sohn.
Denjan funkelte sie enttäuscht an und schüttelte nur den Kopf. Rufus bekam das alles mit und grinste.
„Ihr habt mich die ganzen Jahre angelogen.“, fauchte nun Denjan und er bebte vor Zorn und Hass. Rufus klopfte ihm leicht auf die Schulter und lächelte, wie ein verbündeter.
„Lass dich nicht so von ihnen behandeln, Junge.“, sagte Rufus lächelnd.
Denjan schaute ihn Hasserfüllt an und ballte seine Hände zu Fäusten.
„Das sagt ausgerechnet ihr?“, hauchte er gereizt. „Ich sollte euch Köpfen lassen, für eure Methoden.“
„Na, na, na. Warum gleich so erregt.“, sagte Rufus und hob die Hände und ließ sie dann sofort wieder sinken.
Denjan knurrte ihn wie ein wütender Hund an.
„Du hast den Ast gezogen, nicht ich.“, erinnerte er ihn. „Du hast also, dass Schicksal deiner Familie, die dich Jahrelang belogen hat, besiegelt. Das sollst du nie vergessen.“, wieß Rufus ihn noch einmal darauf hin.
Denjan nickte nur und schaute weg. Rufus war zufrieden und winkte die Wache wieder zu sich.
„Du!“, befahl er. „Verschaffst uns ein großes Lagerfeuer, wir wollen heute Abend feiern. Lasst eine Tafel errichten und trag Speiß und Trank auf. Und...einen ehren Platz neben mir.“, damit wieß er auf Denjan. Die Wache nickte und verschwand.
„Was soll ich mit ihnen machen, Herr?“, fragte die Wache, die noch bei den Geflohenen stand ihren Herrn.
Rufus sah ihn fragend an. „Ach ja. Stimmt.“, damit kratzte er sich am Kinn und am Kopf. „Sperr sie in mein Zelt. An den Pfeiler der das Zelt hält. Verstanden!“
„Ja, Herr.“, sagte die Wache nickend und scheuchte seine Geiseln in das Hauptzelt.
Eine weile verstrich, bis Rufus mit Denjan in das Hauptzelt zurück kehrte und sich erst mal einen kräftigen Rotwein hinter kippte. Denjan bekam einen guten Saft, weil er noch nichts trinken durfte. Erst mit dreiundzwanzig durfte man in diesen Reichen, Alkohol jeglicher Art trinken. Sonst wurde man streng bestraft und die Verbannung drohte einem. Rufus schenkte seinem Ehrengast öfters nach und war zufrieden, dass es ihm schmeckte und holte Nachschub.
„Eine sehr gute Frucht, aus einem warmen Land.“, wieß Rufus darauf hin.
„Ist sehr lecker, danke.“, sagte Denjan und bemühte sich sehr freundlich zu wirken, damit er keine Peitschenhiebe bekam.
„Das freut mich, bald wird es dunkel werden und da gibt’s ein Freudenfeuer. Ich hoffe, es wird dir gefallen.“
Denjan nickte, dann viel ihm ein, dass er ja ein Jahr älter wurde und seine Augen funkelten vor Glück, obwohl eine schwarze Wolke seine Stimmung zu drüben begann.
„Ist irgendetwas?“, wollte Rufus wissen, als er den Blick in seinen Augen bemerkte.
Denjan nickte.
„Nun raus mit der Sprache.“, fordere er ihn auf.
„Ich werde heute ein Jahr älter.“, sagte er nebenbei und starrte in seinen Becher.
„Was?“, Rufus verschlug es die Sprache und dann fasste er sich an die Stirn.
Denjan nickte wieder.
„Du meine Güte. Stimmt ja.“, fasste Rufus sich wieder an die Stirn, als ginge ihm gerade ein Licht auf. „Du müsstest heute zwanzig Jahre alt sein. Nicht wahr?“
„Ja.“, sagte er.
„Du liebe Güte. Gut das du daran gedacht hast, Junge. Das hätten wir beinahe vergessen.“, sagte Rufus wieder ernst und er fand seine Sprache wieder. „Was haben deine Eltern geschätzt, wie alt du wärst?“, wollte er wissen.
Denjan zuckte mit den Schultern. „Vielleicht fünfzehn oder so. Keine Ahnung.“
Rufus bekam Glubschaugen und machte schnell seinen Mund wieder zu.
„Deine Familie weiß nicht, wie alt du bist?“, entfuhr es ihm und schüttelte mit dem Kopf. „Kein Wunder..“, er ließ den Satz in der Luft hängen und konnte diese Erkenntnis noch immer nicht fassen. Er war zu aufgewühlt und rang nach Luft.
„Wir werden das Gebühren feiern.“, sagte er mit plötzlichem Tatendrang. „Hast du jemals schon eine prächtige Feier gehabt?“, fragte er ihn.
Denjan schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Was?“, entfuhr es Rufus entsetzt und rieb sich dabei die Stirn. „Das gibt’s doch gar nicht.“
Stille trat ein. „Wache!“, rief er und eine Wache erschien sofort in seinem Zelt.
„Ja, Herr.“, fragte diese.
„Geh zu ihm, der das Fest errichtet. Wir brauchen noch mehr. Schafft so viel heran, wie möglich. Wir haben einen Geburtstagsgast und Ehrengast unter uns.“, dabei wies er auf Denjan. Die Wache nickte und verschwand wieder.
Dann wandte er sich wieder Denjan zu. „Leider darf ich dir kein Haar krümmen lassen, da es mein Herr zu entscheiden hat, was er mit dir macht, aber...“, er überlegte und fuhr den Satz nicht zu Ende.
„Aber was?“
„Das du mir heute Nacht lange durch hältst und dich deshalb jetzt schlafen legst. Keine Sorge. Deiner Familie wird der restliche Tag noch gewährt. Du kannst später mit ihnen noch mal sprechen, wenn du das noch willst. Geh jetzt schlafen.“, sagte Rufus plötzlich väterlich und legte besorgt eine Hand auf dessen Schulter.
Denjan war verwirrt und nickte. Er trank seinen Becher leer und legte sich auf sein Lager, gegenüber der Säule, wo seine Familie festgebunden war. Rufus verließ das Zelt um nach den Rechten zu sehen.
Denjan schaute seine Familie lange an und beobachtete sie ganz genau. Revanta zitterte, Gosos starrte Löcher in die Luft und Adal funkelte ihn hasserfüllt an. So zornig hatte er seinen Bruder überhaupt noch nicht erlebt. Denjan drehte sich auf die andere Seite und deckte sich mit einem Fell zu. Dann schloss er die Augen und spürte weiterhin Adals stechenden Blick in seinem Rücken.
Der Tag neigte sich dem Ende und den erwachte auf. Er rieb sich die Augen und das Gesicht wach und starrte die Zeltwand eine weile an. Dann drehte er sich auf die andere Seite und schaute mit leerem Blick, in das Gesicht seines Bruders. Die Haltung seiner Familie blieb unverändert und sie sprachen alle kein einziges Wort. Seine Mutter jammerte von neuem und betete zum Herrn der Schöpfung und weh klagte ihr Leid.
„Seit still.“, fauchte die Wache die gerade etwas in das Zelt trug und dann wieder verschwand.
Revanta blieb für einen Moment still und wartete bis die Wache verschwunden war, betete sie von neuem. Denjan erhob sich und strich sich über seine Haare, er kämmte sie und stand dann auf, er strich seine Kleidung glatt und musste an Adal, seinem Adoptivbruder vorbei. Er spürte den drohenden und stechenden Blick in seinem Rücken. Er bemerkte auch, dass Adal zu knurren anfing. Denjan lächelte in sich hinein. Sein Bruder benahm sich wie ein Hund, obwohl er kein Hund ist. Soll er knurren so viel er will. Ihm störte es nicht.
„Du!“, fauchte Adal mit tobender Stimme hinter ihm. Denjan drehte sich um und trat einen Schritt auf ihn zu.
„Was?“, fragte er beleidigt, als hätte man ihn zutiefst geschändet.
„Du!“, fauchte Adal von neuem und sein knurren wurde lauter. Sein Gesicht war so finster, das selbst seine Mutter bald Angst vor ihm zu haben schien.
„Was?“, fragte Denjan ihn erneut und genervt zugleich.
„Ich weiß was du getan hast?“, knurrte er zornig.
„Und was?“, fragte er ganz gelassen.
„Dass, das du uns verraten hast.“
„Ach so, dass?!“, sagte Denjan nebenbei und puhlte ohne Nachzudenken an seinen Fingern herum.
„Wie kannst du nur so etwas sagen?“ fauchte Adal ihn an.
Denjan zuckte nur mit den Schultern und starrte in der Luft herum, so als würde das ihm alles nichts angehen.
„Sprich endlich.“
„Du bist ja schlimmer als dieser Rufus.“, sagte Denjan und schaute ohne ein Gesicht zu haben, seinen Bruder an.
„Vergleich mich nie wieder mit diesem Scheusal.“, schnauzte er seinen Bruder Denjan mit hoch rotem Kopf an.
„Schon gut, schon gut.“, wehrte er ab und beließ es dabei.
„Das ist geklärt.“
„Diese Sache auch!“, sagte Denjan steif und fest und sah, wie Adals Gesicht vor Zorn bebte.
„Ich werde dich sogar im Tode dafür hassen, was du mit uns gemacht hast.“, knurrte er sauer.
„Das kann ich mir gut vorstellen.“, sagte Denjan ganz gelassen und dachte sich weiter nichts dabei. „Ich werde euch auch nicht mehr mögen können, falls ihr das vergessen habt.“, konterte er plötzlich mit der Wahrheit ihn.
„Das ist aber nicht Wert in den Tod zu gehen und schon gar nicht von dir dort hin geschickt zu werden.“, fing Adal plötzlich zu protestieren an.
Denjan kümmerte es wenig, was nun mit seiner Familie geschieht.
„Und wenn schon.“, meinte er bloß und zuckte mit den Schultern. „Was für eine Wahl hätte ich denn gehabt? Bruder. Verrate es mir?“
Adal wusste darauf nichts zu antworteten und zuckte mit den Schultern. „Vielleicht gar keine.“, sagte er geknickt und sah langsam seinen Wutausbruch ein. „Ich hätte, vielleicht genauso gehandelt wie du.“
„Schön, dass du das auch einsiehst.“, sagte Denjan etwas schnippisch.
„Hört jetzt beide auf damit.“, platzte nun Gosos endgültig der Kragen. Er hatte das Gespräch von Anfang an mit anhören müssen und mischte sich nun endlich ein, Revanta hingegen betete immer wieder das Gebet, das sie kannte um die Erlösung des Herrn zu erbitten.
„Wir hören ja schon auf, Vater.“, sagte Adal und gab klein laut bei.
„Gut.“, sagte Gosos mit einem Nicken. „Ich möchte nicht im Streit sterben, sondern im Frieden.“
„Ja.“, sagte Adal und nickte kurz. „Vergiss den Streit einfach Denjan. In Ordnung?“, flehte er seinen kleinen Bruder an.
„Wenn´s unbedingt sein muss.“, zuckte er genervt mit den Schultern und verdrehte die Augen. „Von mir aus. Also schön. Das ganze ist vergessen.“
„Danke.“, hauchte Adal leise zu seinem Bruder, als er den Herrn kommen sah.
Denjan drehte sich um und wollte sich gerade in Bewegung setzen, als er Rufus erblickte. Rufus lächelte ihn gutgläubig an und kam dann auf ihn zu.
„Nun.“, sagte er bestimmt. „Hast du dich ordentlich ausgeruht?“
Denjan nickte und Rufus klopfte ihm kurz und leicht auf die Schulter.
„Fein. Dann kann es ja los gehen, mit dem Fest.“, sagte Rufus schmunzelnd.
„Ich bin ausgeruht.“, sagte Denjan mit fester Stimme.
„Das ist gut. Denn es wird eine lange Nacht werden.“, sagte Rufus väterlich zu ihm und schrie dann nach einer Wache, die dann kurzer Hand im Zelt stand.
„Ja, Herr?“, fragte diese und wartete auf ihren Befehl.
„Nimm die Gefangenen und bringt sie zur Festtafel. Weitere Befehle folgen.“, wieß Rufus sie an. Diese nickte. „Komm, Denjan. Gehen wir, keine Sorge. Deine Familie darfst du beim Fest noch einmal begutachten, bevor das Feuer sie verschlingt.“
Denjan ging nicht gerne freiwillig mit. Er schluckte, als er zu sah, wie seine Familie umher geschubst wurde. Sie wurden nach draußen gejagt und in die Mitte des Lagers gebracht. Rufus und Denjan gingen hinter her. Die Männer hatten eine große Tafel hergerichtet, mit den verschiedensten Leckereien. Rufus setzte sich auf einen Stuhl mit langer Lehne. Denjan bekam einen Stuhl mit kleinerer langer Lehne und wurde zur linken Seite von Rufus platziert. Er bekam Saft in seinen Becher, während Rufus Wein bekam. Dann wurden die Gefangenen, auf Zeichen von Rufus, zum Hexenfeuer gebracht und dort festgebunden. Als das Seil fest genug war, erhob sich Rufus und hob seinen Becher zum Trinkspruch an. Seine Männer taten es ihm nach und Denjan brauchte eine weile, bis er dem Geschehen folgte. Rufus nahm sein Hand und legte sie auf Denjans Schulter, sein Griff war fest wie Stein und es fing sichtlich an zu schmerzen. Rufus hielt mit der anderen Hand noch immer den Becher und prostete den Gefangenen zu. Dann trank er auf die Gesundheit von Denjan und alle nahmen einen kräftigen Schluck aus ihrem Becher.
„Trinken wir auf unser Geburtstagskind und auf unseren Ehrengast Denjan. Ein dreifaches Hurra!“, rief Rufus aus.
„Hurra, Hurra, Hurra!“, brüllten die Männer und tranken auf seiner Gesundheit.
„Danke.“, sagte Denjan gerührt und nahm ebenfalls einen Schluck aus seinem Becher.
„Und nun zum wesentlichen des heutigen abends.“, begann Rufus mit seiner Rede und schaute auf die Gefangenen an, die still und stumm wie Fische waren.
Adal starrte zornig gerade aus, Gosos starrte Löcher in die Luft und war in Gedanken, Revanta betete leise, so das man es nicht hören konnte, vor sich hin. „Wir haben die Ehre.“, eine kurze Pause trat ein. „Diese Leute in den Himmel zu senden. Unser Gast, hat diesen Wunsch geäußert.“, begann Rufus ein wenig schmalzig. „Das er seine Familie nicht verzeiht, was man ihm vor Jahren verheimlicht hatten. Gut ist. Das es Leute gibt, wie uns. Die diesen Wunsch gerne entgegen nehmen. So soll es geschehen, wie es der Richter entschieden hat. Das Urteil für die Flucht, dieser Leute, lautet...“
Die Männer holten tief Luft, dass man es hören konnte und die Anspannung wuchs unter ihnen stetig heran. Als es nicht mehr auszuhalten war, wurden sie unruhig und Rufus ließ die Meute noch ein wenig zappeln, ehe er das Urteil verkündete.
„...das Urteil lautet: Tod!“
Die Menge stöhnte auf, war unruhig. Wollten das Urteil hautnah mit erleben. Sie konnten sich kaum beruhigen.
„Schon gut, schon gut.“, hob Rufus mit beiden Händen an um die Unruhe aufzuhalten. „Das Urteil wird jetzt verstreckt. Wer jetzt noch Einwände haben sollte, soll jetzt sprechen, so dass ich das höre kann.“, eine Pause trat ein und niemand sagte etwas. „Fein. So soll es nun geschehen. Wache!“
Die Wache hielt während der ganzen Zeit, schon die Fackel in der Hand und sah die Handbewegung die Rufus macht. Sie nickte.
„Bitte, tut euer Werk.“, rief Rufus und die Wache tat es.
Die Wache schritt auf den Scheiterhaufen zu und steckte ohne zu zögern an. Dann trat sie zurück und der Scheiterhaufen begann zu brennen. Die Männer tobten. Denjan setzte sich wieder, es war ihm unangenehm und er starrte in die Flammen. Rufus setzte sich nun neben ihn und sah begeistert dem Schauspiel zu. Die Männer jubelten. Die Familie schrie am ganzen Leibe. Die Flammen zerrten an ihrem Fleisch und an ihren Knochen. Sie jammerten und schrien gleichzeitig um ihr Leben. Das fachte die gute Stimmung der Männer noch mehr an.
Denjan sah, wie seine Familie vor seinen Augen verbrannte und konnte nun nichts mehr tun. Irgendwann kehrte Stille ein. Das Fest war im vollen Gang und ließ nichts aus. Mit der Zeit, verflog auch Denjans missmutige Stimmung und feierte ein wenig mit. Das Fest ging bis tief in die Nacht hinein und manche Männer waren schon so besoffen, das sie in ihrer Haltung eingeschlafen waren. Denjan war einer der letzten die auf dem Stuhl ein schlief, während Rufus noch wacker durch hielt. Die Nacht war noch jung, meinte Rufus immer wieder, wenn er sah, wie manch einer bereits ins Traumland hinüber schwappte. Die Nacht verstrich und sie lagen oder saßen auf ihren Plätzen im Tiefschlaf. Man hätte dort eine Kanone abfeuern können und keiner wäre aufgewacht. Der Wind strich sanft durch ihre Haare und ein Sägewerk der Männer hatte begonnen.


Kapitel 12

Am nächsten morgen erwachten die Männer mit einem starken Muskelkater auf. Sie reckten und streckten sich und rieben ihre Stirn. Als sie einigermaßen nüchtern waren, packten sie ihre Sachen zusammen und stiegen sie auf die Pferde und ritten los. Denjan hingegen blieb einsilbig und stumm, seit dem Morgen hatte er nur ein paar Worte gesagt, ansonsten war er stumm wie ein Fisch. Rufus wunderte sich ein bisschen und zuckte mit den Achseln und lies ihn machen. Das war ihm auch recht so. So zogen sie nach Süden, weiter und immer weiter. Die hügelige Landschaft wurde immer flacher, nur hier und dort waren einzelne Erhebungen zu erkennen und so verlief der Marsch der Männer ruhig. Das heißt, ihr Ritt war ruhig und schweigsam. Nur das Schnauben der Pferde waren zu hören, war ansonsten kein einziger Vogel weit und breit zu hören. Die Wiesen und Felder waren wie ausgestorben. Das Gras und das Getreide waren verdorrt. Kein einziger Mensch war, außer ihnen, zu sehen. Es war eine trostlose Gegend, kein Getier verirrte sich in dieser Gegend und der Wind fegte nur ganz sachte durch Mark und Bein und die Landschaft. Es war toten still. Nichts regte sich. Es war eine trostlose Gegend und ab und zu tauchten ein Fluss und ein kleiner Bach auf. Nur die Reiter und Rufus mit seinem Schützling, ritten durch die Gegend entlang und es roch nach etwas wie faule Eier oder ähnliches. Man konnte den Geruch nicht einordnen und Denjan musste schwer kämpfen, denn er merkte, dass sich sein Magen bereits um zu drehen begann. Die anderen schien das nicht zu stören. Die Männer kannten diese Gegend und dieser ekelhafter Geruch, machten ihnen nichts mehr aus. Er dachte, sie sind das wahrscheinlich schon gewöhnt und verzogen keine Miene oder sie durften keine Miene verziehen. Sie zogen still und schweigend durch diese trostlose Gegend und keiner wagte etwas zu sagen und auch Denjan blieb still und starrte gerade aus. Denjan saß gefesselt vor Rufus und hing seinen Gedanken nach.
Sie ritten viele Tage durch diese Gegend und kamen an einem einzigen Haus vorbei. Seit Tagen hatten sie keine Gebäude gesehen und keinen Menschen. Dieses Gebäude war schon ein wenig Morsch und hatte Moos und auch ein wenig Schimmel angesetzt. Es roch nach verfaultem Holz. Es müsste wieder renoviert werden, doch dazu fehlte das Holz, was es hier weit und breit nirgends gab, Rufus hingegen zügelte sein Pferd und hob die rechte Hand zum halten an. Der Trupp zügelte urplötzlich und die Köpfe der Pferde wurden nach hinten hoch gerissen, einige bäumten sich auf oder tänzelten unruhig auf der Stelle hin und her.
Das Haus war mit Stroh bedeckt und mit Holzplatten stabil gehalten. Einige Fenster waren zu erkennen die mit schweren Läden verdeckt waren. Eine einzige Tür wies den Zutritt. Denjan konnte es nicht glauben, was er dort sah. So ein Gebäude hat er noch nie gesehen. Dann sah er auf das Strohdach und entdeckte eine Art Luftloch, was anscheinend für die Feueresse gedacht war. Sonst war es dunkel und wirkte wie ausgestorben.
„Wir übernachten heute hier.“, sagte Rufus mit kalt und rauer Stimme, über seiner Schulter und die Männer sagten: „Ja, Herr.“, damit bestätigten sie den Befehl und gehorchten.
Sie stiegen alle von ihren Pferden, nur Denjan rührte sich nicht. Das bemerkte Rufus, als er sich umdrehte, um nach seinen Schützling zu schauen. Denn ihm durfte kein Haar gekrümmt werden. Noch nicht. Denn, dass entschied, allein der Herr selbst. Er ging auf den Burschen zu und führte dabei sein Pferd ein Stück mit. Dann tätschelte er kurz den Hals den Pferdes, wo Denjan darauf lag und schaute zu ihm hinauf. Er merkte dann, das Denjan ihn nicht in die Augen sehen konnte. Und wusste, warum. Er schmunzelte und Denjan hasste dieses schmunzeln von diesem widerlichen Kerl.
„Was ist los mit dir?“, wollte Rufus unbedingt wissen und die schlechte Stimmung von seinem Schützling wissen.
Er bekam keine Antwort und lies es dabei. Er wollte später weiter fragen.
„Dann komm.“, befahl er und Denjan lies sich ohne zu murren vom Pferd gleiten und schritt neben Rufus her. Die Männer banden die Tiere an einem Pfahl, der vor dem Haus stand und gingen nach Rufus und Denjan hinein in die verfallene Hütte. Sie stießen die Tür auf und ein beißiger Geruch kam ihnen entgegen. Drinnen stank es nach Kot und der Geruch nach Fäulnis hing in der Luft. Denjan musste sich ganz schön zusammen reißen, das er sich nicht übergeben musste. Sein Magen brodelte innerlich und sein Essen kam ihm wieder hoch.
„Reiß dich zusammen.“, sagte Rufus zu ihm barsch und schaute ihn an.
„Ich versuche es.“, gab Denjan als Kommentar ab und versuchte ein brechen zu verhindern.
Diese einsame verfaulte Hütte wies sich als kleines Wirtshaus heraus und Denjan fasste sich an seinen Magen und würgte sein brechen wieder runter.
Sie gingen zur Theke und bestellten sich ein paar Bier und Met und für den Burschen Wasser. Dann suchte sich Denjan eine dunkle Ecke und übergab sich, danach ging es ihm besser und er konnte wenigstens wieder klar denken. Er ging wieder zurück und setzte sich neben Rufus wieder hin. Er bekam die Fesseln abgemacht, weil er nicht fliehen konnte, weil er diese Gegend überhaupt nicht kannte und er keine Möglichkeit zur Flucht hatte. So einen Geruch hatte er noch nie gehabt, den anderen, schien dass nicht zu stören oder sie waren das gewöhnt. Jemand klopfte ihm auf die Schulter und Denjan schaute hinauf und sah Rufus finsteres Gesicht. Dieser lachte vergnügt.
„Was war denn los mit dir?“, hackte er noch einmal nach.
„Übelkeit.“, krächzte Denjan heißer und trank von seinem Met.
„Dir bekommt wohl unser Bier nicht?“, scherzte er.
„Ich trinke doch kein Bier.“, verteidigte sich Denjan und Rufus lachte wieder.
„Das war ja nur ein Scherz.“, klopfte er ihm auf die Schulter und lachte dabei. „Oder willst du lieber etwas anders trinken?“
„Bitte. Dieser Trank ist nichts für mich.“, sagte Denjan und rückte den Becher ein wenig von sich weg.
Rufus schnippte dem Finger und Denjan bekam ein Becher mit Milch.
„Hast du ein Glück, das die hier Milch haben.“, sagte Rufus ernst. „Milch ist kostbar in dieser Gegend. Du kannst noch mehr davon bekommen.“
„Ja, danke.“, sagte Denjan und nahm einen kräftigen Schluck.
Denjan nahm diesen Trunk dankbar an und sein Magen hatte sich inzwischen beruhigt. Er konnte zumindest wieder einen klaren Gedanken fassen.
„Wir übernachten hier.“, sagte Rufus noch einmal zu Denjan, weil er das vorhin nicht mitbekommen hatte und lächelte noch immer.
Ihm war nicht nach lachen zu mute und nickte nur. Das bemerkte Rufus auch.
„He, Herr Wirt.“, brüllte Rufus von der Theke, den älteren Mann mit seinem kleinen Bierbauch an. Er stand gegenüber der Theke bei den Bechern und säuberte sie. Er trat an die Theke heran und grinste breit.
„Was kann ich für den edlen Herrn tun?“, fragte der Wirt und putzte weiter seine Becher.
„Gebt den jungen Herrn ein Bett.“, sagte Rufus einschmeichelnd und beide lachten herzhaft.
„Geht in Ordnung.“, trompetete der Wirt und führte den jungen Denjan in seine Kammer im oberen Stockwerk.
Oben angekommen zeigte der Wirt, seine Schlafstätte und lies eine Kerze im Zimmer stehen.
Denjan nickte dankbar und der Wirt ging wieder nach unten zu seinen Gästen.
Das Zimmer war nur spärlich eingerichtet. Ein paar Betten und ein Tisch mit einigen kleinen Höckern standen im Zimmer. Ein kleines Fenster lies die Nacht und das Licht der Lampen hinein und draußen flackerten bereits die Fackeln. Es war eine wolkige Nacht und als Denjan sich nieder gelegt hatte, schlief er auf der Stelle ein. Kein Wesen rührte sich in dieser Nacht. Nur die dumpfen Gespräche und Gelächter der Gäste unter ihm, waren zu hören. Dann hörte Denjan nichts mehr und er schlief tief und fest ein. Der Himmel wurde immer bewölkter und ein leichter Regenschauer trat ein. Der Wind pfeifte leise durch die Ritzen des verfaultem Wirtshauses. Die Männer und Rufus feierten unten weiter und sangen schiefe Lieder. Irgendwann gingen auch sie schwankend ins Bett und schnarchten um die Wette, als würden sie Bäume absägen im Wald. Denjan schlief unruhig und hörte nur ein leichtes schnarchen im Hintergrund, was immer leiser wurde. Der Regen wurde stärker und flaute mit einiger Zeit wieder ab. Der Wind fegte weiter durch die verfaulten Ritze des alten Wirtshauses.


Kapitel 13

Schweißgebadet erwachte Lord Heinzal aus seinen Träumen, er träumte von einem gewaltigen Heer, dass seine Heimat angegriffen hatten und ihn stürzen wollten. Bevor er weiter gehen konnte in seinem Traum, wachte er verwirrt auf und brauchte einen Moment um sich zu orientieren, wo er sich gerade befand. Dann hörte er noch ein anderes Geräusch und suchte mit seinen Augen danach. Er fand am Fenster, was gegenüber von seinem Bett war, ein Vogel hin und her flatterte. Beim näher hinsehen erkannte er, dass es eine Brieftaube war. Er schlug seine kuschelige und weiche Decke zur Seite und setzte sich auf recht auf die Bettkante und stützte sich mit den Händen, von der Kante ab, er erhob sich aus seinem himmlischen Bett und schlurfte noch müde zum Fenster hinüber. Er öffnete das Fenster und die Taube flatterte hektisch auf die kleine glatte Blattformsäule, die neben dem Fenster war, darauf. Sie gurrte dabei. Auf der Platte standen zwei Schalen mit Futter und Wasser. Sie trank gierig das Wasser und knabberte an den Körnern. Sie war zufrieden und streckte dann, mit einem Bein, wo ein Brief an sie gebunden war, zu ihm hin. Lord Heinzal nahm der Taube den Brief ab und sie schüttelte ihre Federn und gurrte wieder. Dann flatterte die Taube wieder davon und Lord Heinzal schloss wieder das Fenster und ging hinüber zu seinem Bett und setzte sich auf die Kante. Er faltete die Schriftrolle auseinander und sah auf die letzten Zeilen, um den Absender zu erkennen und erkannte Marias Schrift. Sie hatte ihm geschrieben, denn diese Nachricht war dringend an ihn gerichtet, er begann den Text zu lesen.

Lieber Freund, Lord Heinzal von Moorlands,

ich hoffe, das meine Nachricht angekommen ist und dass ihr die Nachricht auch erhalten habt. Ich muss Euch bitten, eurer Heer bereit zu stellen, wenn es Schlag auf Schlag kommen sollte, ich versammle gerade 'mein Heer' und bitte dies, auch bei Euch zu tun. Ich hoffe, Ihr seit wohlauf. Verschärft Eure Truppen und verteidigt eurer Volk, bis zum Schluss. Zur Zeit ist es sehr schlimm. Afalus verwüstet das Land, wo er gerade ist. Sir Hansalas wird nach Sodankus gehen, um Artis beiseite zu stehen, ich werde später nach kommen. Sir Hansalas wird bei euch vorbei kommen, ehe er zu mir stößt. Ich hoffe, ihr nehmt ihn herzlich auf, er ist der letzte Überlebende von der Adlersburg. Ich hoffe, dass es dem Jungen Denjan nichts passiert ist, auch wenn er bereits in den Händen des Feindes ist, was ich durch meine Spione erfahren habe. Wir hoffen alle, dass Denjan, wenn es dann soweit ist, die richtige Entscheidung fällt, damit wir nicht untergehen. Ich hoffe, Ihr seit auch der Meinung, wie ich. So viel ich weiß, ist Denjan von Afalus Diener, zur Wolfsburg gebracht worden, ich hoffe, es wird ihm kein Haar gekrümmt. Ich bitte euch, auf euch Acht zu geben und wenn es nicht mehr geht, zu mir zu kommen in mein Reich, da ich nicht weiß, wie weit der Feind vordringt. Ich denke, dass wir ihn in Sodankus schlagen werden. Ich brauche euch denn je. Ich vertraue euch Mylord Heinzal. Ich freue mich, über ein baldiges Wiedersehen mit Euch und Wünsche für Euch, alles erdenklich Gute dieser Welt.
Falls es noch ein Anliegen gibt, sendet mir eine Taube mit der Nachricht.
Gebt die Hoffnung nicht auf und haltet durch, bis wir den Sieg errungen haben. Ihr müsst stand halten, mit allen Mitteln die Ihr besitzt. Ich glaube, dass ihr eure Burg nicht verlassen müsst, aber seit darauf gefasst auf das schlimmste. Ich denke an euch und hoffe das es euch gut geht, werter Freund.

Seit gegrüßt, eure Kriegerin Maria aus dem Reich Zauberwald.

Lord Heinzal legte den Brief neben sich und strich sich mit seinen Handflächen über das runzlige Gesicht. Er spürte jede einzelne Falte, die er hatte und wusste, das er weiter zu altern begann. Er wollte es nicht wahrhaben, aber jetzt musste er damit klar kommen, wie jeder andere auch. Er musste die Nachricht, die er von ihr erhalten hatte, setzen lassen und seufzte schwer. Diese Nachricht hatte ihn schwer getroffen. Er starrte ins leere. Er kommt allmählich zur Ruhe und überflog noch einmal den Brief. Dann strich er sich mit seiner Hand, über die sein Gesicht und rieb sich die Augen. Dann schaute er nach draußen und bemerkte, dass es gerade zu Dämmern anfing und hörte wie die ersten Vögel ihr Lied sangen. Er beschloss sich noch einige Stunden hin zu legen und so schlief er etwas unruhig ein. Er träumte wirres Zeug, von der Freude bis zum Untergang. Dann wachte er wieder Schweiß gebadet auf und wischte sich mit der Hand den Schweiß wieder weg. Er schüttelte den Kopf und dachte, was das war, aber er konnte sich nicht mehr daran erinnern. Dann schaute er wieder zum Fenster und sah, dass die Sonne bereits am wolkenfreien Himmel stand und es gerade zehn Uhr schlug, in der Nähe war eine kleine Kapelle, wo Lord Heinzal in den letzten Tagen oft hin ging um zu beten. Schlafen konnte er nun wirklich nicht mehr und erhob sich. Er reckte sich und gähnte kurz. Dann schlurfte er noch ein wenig müde zu seinem Kleiderschrank und begann sich um zu ziehen, hinter seinen Kleiderwand, die neben seinem Schrank stand. Dann läutete er mit der Glocke, die neben auf einer Komode, neben seinem Bett stand, seinen Diener und der erschien wie aus dem Nichts. Der Diener hatte blondes lockiges und kurzes Haar und eine schmächtige Figur. Er sagte nur etwas, wenn er den Befehl von seinem Herrn bekam, ansonsten blieb er stumm. Von den anderen Bewohnern wird er nur Stummle gerufen, weil er kaum was sagte und noch nicht einmal die Leute, die ihn grüßten, zurück grüßte. Er war ein einfacher Bauer gewesen, bevor er in die Dienste, des Lords kam. Seine Familie verhungerte in der kalten Winterzeit und Lord Heinzal nahm ihn als Diener, in seinen Dienst auf. Worüber er sehr dankbar war und hatte mit der Zeit seinen waren Namen vergessen und war froh, dass er sich nicht mehr, an seinen eigenen Namen erinnern konnte, er dachte einfach nicht mehr daran und auch die anderen wussten ihn nicht. Er hatte schwarze und tief liegende Augen und sein Gesichtsausdruck, wirkte immer kühl und ohne Freude. Stummle war in den mittleren Jahren, sein richtiges Alter kannte er nicht und diente sein halbes Leben lang schon bei seinem Herrn. Er verbeugte sich als er eintrat und hatte die Hände hinter seinem Rücken überkreuzt.
„Stummle.“, sagte Lord Heinzal freudig und noch ein wenig übermüdet.
Stummle verbeugte sich abermals.
„Ich habe wieder eine schöne Aufgabe für dich.“, schleimte sich Lord Heinzal ein wenig bei ihm ein. „Bist du bereit dafür?“
„Ja, Herr.“, sagte Stummle korrekt und verneigte sich wieder.
Das machte er immer so und Stummle nahm, dass so hin wie es war. Er machte sich nichts daraus und das Gerede hinter seinem Rücken kümmerte ihn überhaupt nicht.
„Du darfst sprechen.“, begann Lord Heinzal seinen Befehl und sah wie Stummle nickte.
„Wie gesagt. Ich habe etwas für dich zu tun.“
„Was ist...ist.....es.“, stammelte Stummle ein wenig herum, wenn er sprach und wenn er besonders nervös war, war es noch schlimmer.
„Hör mir genau zu. Denn das ist jetzt ein ganz besondere Aufgabe für dich.“
Stummle nickte und verbeugte sich wieder.
„Gehe zum Hauptmann und berichte ihm, dass er zu mir kommen soll.“, er machte eine Pause um sicher zu gehen das Stummle ihn verstand. „Falls er was anderes sagt, sagst du ihm, dass es sehr dringend ist und er sich sofort beim Lord melden soll, also bei mir.“, wieder machte er eine Pause. „Hast du das verstanden?“, er zeigte mit dem Finger in der Luft wie ein Lehrer der einem Schüler etwas beibringt.
„Ja, Herr und Gebieter.“, sagte Stummle kühl wie immer und verbeugte sich wieder.
„Dann geh. Erfülle deine Aufgabe gut.“
„Ja, Herr. Ihr...könnt auf mich...verlassen.“, stammelte Stummle mit einem Kopf nicken.
Stummle nickte noch einmal und verlies dann den Raum.
Stummle rannte, er ging nicht, er rannte immer, wenn er einen Befehl von seinem Herrn hatte. Er rannte die Treppe hinunter, in den Innenhof und dann zum Tor hinaus. Dann über die Zugbrücke und hinunter in die Stadt hinein. Viele waren schon unterwegs und schauten Stummle wie immer mit einem Kopf schütteln hinterher. Sie beglotzten ihn regelrecht und das taten sie immer, weil sie ihn nicht leiden konnten oder ihn nicht akzeptierte, wie er wirklich war. Doch Stummle interessierte das nicht und ignorierte die Leute, die ihn angafften, als wäre er ein räudiger Straßenköter, der um einen Knochen bettelte. Er rannte an ihnen vorbei, als wären sie Luft. Er kam am Brunnen an und bog dann ein klein wenig nach rechts ab, um in die Kneipe zu gelangen. Die an der Ecke stand. Vor der Tür hielt er kurz an und atmete ruhig ein und aus. Dann öffnete er die Tür und ein beißiger Geruch von abgestandenen Bier strömte ihn entgegen. Die anderen ignorierten ihn. Er schloss die Tür hinter sich zu und schaute sich suchend um. An der Theke blieben seine Augen, auf einen kräftigen Kerl, mit langen dunklen Haaren stehen. Er hatte in einer Hand, einen gewaltigen Bierkrug und in der anderen, tätschelte die Schulter, seines linken Kumpanen, der neben ihm saß. Sie lachten herzhaft und amüsierten sich über irgendetwas. Sie hatten Schwierigkeiten sich wieder einzukriegen und die Männer schauten zu ihnen, zuckten mit den Schultern und tranken und redeten weiter, als wäre nichts geschehen. Niemand beachtete Stummle. Für sie war Stummle einfach nur Unsichtbar und sie spotteten heftig, hinter seinem Rücken. Er bekam, dass alles zwar mit, dass die Leute über ihn redeten, aber er machte sich nichts daraus und es war ihm auch ziemlich egal. Er ging ruhig auf den lachenden Kerl zu und tippte ihn sachte an die Schulter.
„Verflucht sollst du sein, du Saukerl.“, schnauzte er auf einmal los und der Wirt der dazu gekommen war und sein Kumpan mit dem er sich gerade unterhalten hatte, guckten verdutzt auf den Störenfried. Der Mann mit dem Muskel bepacktem Körperbau war der Hauptmann, der gerade Stummle angeschrien hatte.
Er hob auch sofort die Hände, wie wenn man einen beim Diebstahl ertappt hätte.
„Was zum Teufel willst du denn hier!“, schnauzte der Kerl leicht angetrunken und begann zu lachen und zu fluchen zugleich. Die anderen lachten mit, weil er sie damit immer ansteckte, egal was er immer machte..
„Der Herr schickt mich zu Euch?“, verteidige sich Stummle sofort und senkte die Hände.
„Was will er!“, schnauzte er wieder los und Stummle zuckte nicht zusammen, dass machte dem Kerl noch rasender als er ohnehin schon war.
„Das will er Euch selbst sagen.“, stammelte Stummle und bemerkte, dass das ganze Wirtshaus totenstille war und die Unterhaltung gespannt mit anhörten. Es war ja auch rein gar nichts zu hören. Nicht einmal das heben der Becher waren zu vernehmen und der Wirt hielt in seinem Putzen inne. Alle Augen waren auf die beiden gerichtet und nicht mal eine Maus wurde vernommen. Es war totenstill.
Der Wirt stand noch immer wie versteinert da und lauschte der Unterhaltung, wie die anderen gespannt zu.
„Warum will er mit mir sprechen.“, fauchte er betrunken.
„Das weiß ich nicht.“, sagte Stummle mit Schulter zucken und hatte seine Augen weit aufgerissen, er hatte ein wenig Angst vorm Hauptmann bekommen. Besonderes wenn er leicht betrunken war.
„Na fein. Wenn der Alte es so will. Dann tue ich den Gefallen, der alte Sack...“, mehr brachte er nicht zustande. Er konnte nur mit größter mühe seine Wut unterdrücken und knallte mit seiner Faust auf den Tisch, so das die Becher kreisten. Keiner sprach auch nur ein Wort, sondern, verfolgten ihre Bewegungen schweigend.
Er stand auf und stieß dabei den Hocker um. Er fiel krachend zu Boden. Er ging mit schnellem Schritt aus der Kneipe, fegte an den Dümmling vorbei, nach draußen und Hinterließ verdutzte Gesichter, die die ganze Szene mitbekommen hatte. Stummle folgte ihm wortlos, einige Sekunden später und als er nach draußen trat, begannen die Gäste, ihre Gespräch wieder fort zu führen. Stummle ging zügig und ohne Hast wieder zurück. Dies mal rannte er nicht. Er nahm den gleichen Weg, den er gekommen war und stand wieder vor der Tür seines Herrn. Er lauschte generell nicht, auch wenn man nur einige Wortfetzen durch die schwache Türe mitbekam, er wandte sich nach rechts, wo der Gang sich weiter verlief und trottete davon. Seine Arbeit war für einen Moment getan. Er kannte die Gänge fast genauso gut wie sein eigener Herr.
Im Raum, wo Lord Heinzal in seinem Schlafgemach noch war, erschien der Hauptmann. Der Hauptmann verbeugte sich wie ein Soldat vor seinem Herrn und machte die dazu gehörige Geste.
„Ihr habt mich rufen lassen, Herr!“, meldete sich der Hauptmann zum Dienst und Lord Heinzal sah ihn mit hoch gezogenen Augenbrauen kritisch an.
„Ja, das habe ich und wie immer seid ihr leicht betrunken.“, stellte Lord Heinzal entsetzt fest.
„Das habe ich auch gemerkt, Herr.“, sagte er soldatisch.
„Nun. Ich habe eine dringende Aufgabe für dich.“, begann Lord Heinzal seinen Hauptmann seine Aufgabe nüchternd bei zu bringen. Er hustete, ehe er fort fuhr. „Wie viele Männer besetzen die Mauern, dieser Stadt?“
Der Hauptmann fühlte sich ein wenig überrumpelt. Und zuckte nur mit den Schultern. Und schüttelte den Kopf.
„Ihr wisst es also nicht.“, stellte Lord Heinzal enttäuscht fest und kratzte sich dabei am Kinn.
Wieder schüttelte er den Kopf. „Nein.“, krächzte der Hauptmann und ließ dabei die Schultern herunter hingen.
„Und? Was habt ihr dazu zu sagen?“, hackte Lord Heinzal weiter.
„Keine Ahnung.“, stotterte der Hauptmann auf einmal los.
„Ich bin maßlos enttäuscht, Karl.“, sagte Lord Heinzal enttäuschend und der Hauptmann knickte in sich zusammen.
„Verzeiht, Herr...“, begann er sich zu entschuldigen doch Lord Heinzal schnitt ihm das Wort ab.
„Verdoppelt die Wachen auf den Mauern und sagt ihnen, sie sollen sich abwechseln. Wenn irgendetwas anders ist als sonst, dann möchte ich umgehend informiert werden, auch wenn ich weiß, dass ihr mich mit Abschaum bezeichnet. Ich kenne euch besser, als ihr euch selbst und nun will ich euch nicht mehr sehen. Geht und erfüllt eure Aufgabe.“, sagte Lord Heinzal enttäuschend und Karl verneigte sich etwas beschämt und verließ den Raum.
Lord Heinzal konnte seine Enttäuschung ansehen und er hoffte, dass sein Hauptmann irgendwann zur Vernunft kommen würde. Er ging zum Fenster und blickte in den fast blauen Himmel. Leichte Wölkchen zogen sachte am strahlend blauen Himmel vorüber und ein leichter sanfter Wind fegte über ihnen hinweg. Lord Heinzal seufzte leicht und machte sich ernsthafte Gedanken über sein Volk.


Kapitel 14

Dunkle Wolken waren am Himmel und es begann zu regnen. Die letzte Nacht war es schon kalt und es wurde nicht wärmer, der Wind hatte ein klein wenig zugelegt und Denjan begann leicht zu frösteln. Der Staub wühlte ein wenig auf und Denjan schaute lustlos auf die Öde Landschaft hinaus. Er schlenderte mit seinen Sachen hinunter ins Wirtshaus und sah das Rufus bereits frühstückte. Rufus winkte dem Wirt und dieser brachte eine Kleinigkeit zu ihm hin. Dann schlurfte er wieder zurück. Denjan setzte sich gegenüber von Rufus an den Tisch und verschränkte die Arme. Rufus sah ihn mit grimmigem Gesicht und kauend an.
„Hier für dich.“, brummte er mit vollem Mund und warf ihm die Schüssel mit Brot und Käse zu, dazu ein Becher Milch, die der Wirt eben gebracht hatte.
Wortlos kaute Denjan an seinem kargen Mahl und sah sich schweigend um. Noch keiner dieser Männer waren hier zu sehen. Es war ja auch noch ein wenig dunkel. Das bemerkte ach Rufus und lächelte verschmitzt, dann widmete er sich seinem essen wieder zu.
„Wo sind denn alle?“, wollte Denjan wissen.
Rufus blickte auf und schaute ihn nicht gerade freundlich an. „Du hast keine Fragen zu stellen, Bursche.“, schnauzte Rufus los und haute mit seiner Faust auf den Tisch. Einige Gegenstände auf dem Tisch schwankten mit.
„Tschuldigung.“, nuschelte Denjan und zog den Kopf ein.
„Schon gut. Ich will keine Entschuldigung von dir hören. Klar!“
Denjan nickte ein wenig eingeschüchtert.
„Also, die Männer sind alle schon fertig, sobald wir fertig mit dem essen sind, geht’s weiter.“, schnauzte Rufus ihn weiter an. Denjan gewöhnte sich langsam an seine Art und Tonfall.
Er zuckte mit den Schultern und nickte kurz, dann widmete er sich wieder seiner kargen Mahlzeit.
Nach dem Frühstück verließen sie die Wirtsstube und Denjan musste sich wieder vor Rufus auf das Pferd setzen. Die Männer waren bereit und dann stieg Rufus auf sein Gaul. Der Wirt kam aus der Hütte und gab ihnen Proviant für den weiteren Weg mit. Sie dankten ihm und setzten sich in Bewegung.
Die Truppe ritt einen Weg hinauf, der sich langsam steigerte. Der Boden war ein zertrampelter Waldweg und durch den Regen etwas feucht. Der Himmel war dunkel und seine tiefen Wolken zogen über das ungemütliche Land. Sie ritten noch den halben Tag diesen Weg entlang, ehe sie eine dunkle Festung, auf einer Bergkuppe erblickten. Sie ritten den Pfad zur Burg hinauf und was sie sahen, waren nur hier und dort schwarze Vögel, die hin und her flogen. Dann kamen sie an eine schwarze, massive Stahltür die offen stand und ein paar Soldaten hielten dort wache. Sie kamen an einem Mittel großen Innenhof und Denjan viel auf, dass die Burg in einem miserablen Zustand war. Hier und dort tummelten sich Spinnen und Mäuse. Der Staub war einige Meter dick und die Luft war unerträglich. In der Mitte sah er einen Brunnen, der nicht so groß war. Sie hielten rings um den Brunnen an und stiegen von ihren Pferden ab. Denjan begutachte die neue Gegend mit misstrauen und fragte sich, ob hier je etwas gewachsen war? Er schaute sich weiter um. Die meisten kleineren Gebäude waren bereits zerfallen und hatten als Besucher Spinnen und anderes Getier. Er schüttelte sich kurz und fühlte sich für einen Moment verloren, in dieser trostlosen Gegend. Dann stieg auch Denjan vom Pferd ab und wusste nicht, wo er war.
Rufus winkte ihm zu folgen und sie stiegen die einzige Treppe hinauf die hier noch vorhanden war. Sie war pechschwarz, so wie die anderen Steine. Die Burg war nicht sehr groß und doch wirkte sie mächtig, trotz ihres Zerfalls. Denjan trottete hinter Rufus, den langen Korridor hinter her, der dann nach rechts führte. Dort angekommen standen zwei Wachen. Sie versperrten ihnen den Weg. Die anderen Männer seiner Truppe, warteten stillschweigend unten im Hof und versorgten die Tiere. Die Wachen wirkten für Denjan gigantisch und angst einflößend. Ihre Lanzen versperrten den Weg zur Tür. Rufus und sein Schützling blieben vor den Lanzen stehen. Die Männer wirkten finster und grausam und hatten kaum Gesichtszüge in ihrem Gesicht. Denjan bekam leicht eine Gänsehaut.
„Halt!“, rief die linke Wache mit starkem Akzent und soldatisch.
„Was wollt ihr?“, fragte die andere Wache mit dem gleichen Akzent und mit der gleichen schroffen Stimme wie sein Kompagnon, bloß das er einen mächtigeren Körper und ein noch finsteres Gesicht hatte.
„Wir wollen zum König und zwar sofort.“, bellte Rufus laut und Denjan zog den Kopf ein, aber den beiden Wachen erging es ähnlich.
„Habt ihr einen Termin, bei unserem Herrn?“, fragte die linke Wache barsch.
„Wir haben immer einen Termin beim Herrn und jetzt geht mir endlich aus dem Weg.“, fauchte Rufus mit zorniger Stimme.
„Wartet hier!“, bellte die linke Wache und öffnete die Tür und verschwand dahinter.
Es dauerte einige Zeit als er wieder kam und nickte dann zufrieden.
„Der Herr weiß bescheid.“, sagte die rechte Wache, während sich die andere Wache sich nicht mehr rührte. „Ihr dürft passieren!“
„Danke sehr, ihr Dummköpfe. Und wehe ihr rührt euch!“, fauchte Rufus und konnte sich diesen kleinen Spaß nicht verkneifen, selbst Denjan musste ein wenig in sich hinein lächeln.
Er ließ Rufus und Denjan mit einer Geste hinein treten und schloss die Tür hinter sich. Am Fenster auf der rechten Seite, wo man auf den Hof blicken konnte, stand ein unruhiger Mann, mit einer Art, Wolfsgesicht und kühlen dunklen Augen, da. Er wirkte nicht mehr jung. Neben ihm stand einen weitere Person um etliches älter, was Denjan feststellen konnte und dachte es müsste irgendein Ritter sein. Er hatte fast einen ähnlichen Gesichtsausdruck, wie der König. Der Herr schaute auf, als Rufus näher an ihm heran trat und eine Verbeugung machte, während Denjan schweigend seinem Beispiel folgte. Er starrte die beiden Männer nur an und war sprachlos.
„Seit gegrüßt, Rufus, mein treuer Freund.“, begann König Afalus süßlich zu sprechen und machte dazu eine Geste.
Rufus verbeugte sich erneut.
„Ich habe Euch, jemanden mitgebracht.“, sagte Rufus schon überfreundlich und wieß dabei auf Denjan, der neben ihn stand und die Männer abwechselnd anstarrte.
„Und wen?“, fragte der König interessiert und begutachtete seinen Begleiter sehr genau.
„Den Burschen hier.“, sagte er und zeigte auf Denjan.
Denjan sah wie der Herr gierig seinen Hals streckte, um ihn zu sehen und das er schon heimlich anfing, sich die Zähne zu lecken, als gäbe es gleich ein Festschmaus.
„Und wen habt ihr da mitgebracht?“, fragte Afalus überneugierig.
„Den Jungen. Sein Name ist Denjan, mein Herr.“, sagte Rufus mit einer Verbeugung und mit der dazu gehörigen Geste. „Den ihr so lange gesucht habt.“
„Das ist wirklich mal eine erfreuliche Nachricht.“, mischte sich, der andere düstere Kerl, der lange im Hintergrund stand, ein.
„Ja das stimmt.“, gab Rufus von sich. Obwohl er nicht die Erlaubnis hatte zu sprechen, dass bereute er sofort und zog den Kopf ein, doch niemand scheint das zu bemerkt haben.
„Ihr habt wahrlich gute Arbeit geleistet.“, flötete Afalus seinen Diener Rufus ins Ohr.
„Heißt du Denjan?“, fragte der König noch einmal nach und wandte sich dabei an den Jungen.
„Ja.“, sagte Denjan mit trockener Kehle und starrte ihn weiter mit großen Augen an.
Afalus begann zu lächeln und ließ einen leisen Seufzer von sich. Ihm viel eine große Last von seinen Schultern.
„Endlich haben wir dich gefunden.“, sagte Afalus und klatschte dabei in die Hände.
„Warum?“, fragte Denjan erstaunt.
Afalus zuckte ein wenig zusammen als er die Frage von dem Burschen hörte. Er war immer hin noch ein Teenager und hatte die Jungen Jahre als Kind hinter sich gelassen und wusste anscheinend immer noch nicht wer er war.
„Weil du zu meiner Familie gehörst.“, antwortete Afalus wie ein Vater und Denjan spürte das auch und er wusste nicht so recht wie ihm geschah, ob er das glauben sollte oder nicht.
„Meine Familie ist tot.“, sagte Denjan trotzig und verschränkte die Arme, wie ein kleines Kind, was das Spielzeug weggenommen wurde.
„Nein! Ist sie nicht!“, entfuhr es Rufus und Afalus sah ihn böse an.
„Du hast sie umbringen lassen, erinnert ihr euch?“, fauchte Denjan ihn an und wurde so richtig zornig, wie noch nie zuvor.
„Das kann sein.“, sagte Rufus daher gesagt und fummelte mit seiner Hand am Kinn herum, als ginge es ihm nichts an.
„Stimmt das?“, bellte Afalus seinen Diener zornig an und Rufus zuckte zusammen.
„Ja, Herr.“, sagte Rufus nun kleinlaut und senkte seinen Kopf. „Ich konnte nicht anderes, Herr.“, begann sich Rufus zu entschuldigen und zuckte mit den Schultern und breitete dabei die Arme aus.
Afalus sah weiter hin böse an. Er wirkte sehr enttäuscht und wirkte in seiner Statue, etwas größer und gefährlicher als sonst. Er blähte sich auf und holte tief Luft.
„Geht mir aus den Augen. Für´s erste will ich Euch heute nicht mehr sehen.“, brüllte Afalus ihn an und Rufus gehorchte dem Befehl und trotte, wie ein verprügelter Hund davon.
Endlich waren sie unter sich und nun konnten sich in Ruhe unterhalten, obwohl noch immer Afalus Onkel am Fenster stand und alles mit ansah. Denjan fühlte sich auf einmal müde und schlapp an und wollte nur noch ins Bett. Doch das blieb ihn noch ein wenig verwehrt.
„Dann ist die Familie ja fast komplett.“, ließ sich Dolandos vernehmen. Endlich löste er sich aus seiner Starre und trat an die beiden interessiert heran.
„Nicht ganz. Da fehlt noch jemand.“, sagte Afalus ganz nebenbei und Denjan stutzte.
„Wer seit ihr überhaupt?“, wollte Denjan wissen und hatte mühe, sich nicht übermüdet anzuhören. Es gelang ihm einigermaßen.
Er wollte wissen, mit wem er es noch zu tun hatte.
Dolandos und Afalus schauten sich verwirrt an und Dolandos fasste sich mit einer Hand an die Stirn, als viele ihm gerade ein, was er vergessen hatte.
„Das tut mir Leid. Mein Junge.“, begann Dolandos väterlich zu sprechen. „Wir waren etwas durcheinander. Verzeih uns.“
„Ich verzeihe euch.“, sagte er ein wenig gähnend. „Ich würde danach gerne ins Bett gehen, wenn es denn ein Bett gibt.“
„Aber gewiss gibt’s ein Bett für dich.“, sagte Dolandos spielend. „Also um deine Frage zu beantworten. Ich bin Dolandos, Afalus Onkel.“, damit wieß er auf Afalus.
„Oh.“, brachte Denjan nur trocken vor und musste diese Neuigkeit erst mal verdauen.
„Das konntest du nicht wissen, stimmt´s?“, fragte Dolandos ihn und Denjan nickte.
„Macht dir nichts daraus.“, sagte Afalus mit einer dazu gehörigen Handbewegung. „Ich war vor vielen Jahren genauso verblüfft, als ich erfahren habe, das ich einen Neffen habe. Ich war hin und weg.“, sagte Afalus schmeichelnd und theaterisch.
„Ach was.“, sagte Denjan.
„Wenn du mir nicht glaubst, auch gut.“, sagte Afalus abwehrend. „Ich bin der einzige Verwandte den du noch hast und meinen Onkel. Sonst ist von deiner Familie keiner mehr da. Der dich beschützen oder helfen kann. Niemand. Außer wir.“, sagte Afalus.
„Und wo ist der Beweiß?“, wollte Denjan wissen und wollte ihm nicht so recht glauben, was er da erzählte. Vielleicht stimmte es ja sogar. „Woher wollt ihr wissen, dass 'ihr' die einzigen seit, die zu meiner Familie gehören?“
„Nun, weil ich dabei war und dir alles erzählen kann.“, sagte Afalus wie ein Vater zu seinem Sohn, der etwas noch nicht kannte.
„Und?“, fragte Denjan.
„Das erzähle ich dir morgen beim Essen. Du fällst ja vor Müdigkeit fast um. Es ist besser, wenn du erst mal dich ordentlich aus schläfst.“, sagte Afalus.
Denjan konnte nichts mehr darauf antworten und gähnte herzhaft laut. Er konnte es nicht länger zurück halten.
„Ja, vielleicht ist es das beste.“, stimmte nun Dolandos mit ein und nickte. „Wir sprechen morgen weiter.“
„Vielleicht morgen wieder.“, gähnte Denjan nun völlig müde und rieb sich die Augen.
„In Ordnung. Ich werde euch jemanden rufen, der dir das Zimmer zeigt, indem du schlafen wirst.“, sagte Afalus und klatschte dreimal in die Hände.
Eine alte Dame kam herein. Sie war schon sehr alt. Ihr graues Haar, viel leicht über ihre Schultern. Ihre Augen waren kühl und besaßen keine Freude mehr. Sie neigte kurz ihren Kopf um den Herrn zu registrieren das sie ihren Befehl erwartete.
„Sie wird dir die Kammer zeigen, wo du schlafen kannst.“, sagte Afalus und zeigte auf die alte Dame. „Ihr Name ist Irme und ist eine gute Magd. Sie wird für dich, die ganze Zeit bedienen und deine Befehle entgegen nehmen. Ihr habt es gehört Irme. Geht nun mit euren neuen Herrn.“
„Ja, Herr.“, brummte Irme. Dann winkte sie Denjan herbei, ihr zu folgen „Folgt mir. Hier geht’s lang.“
„Erholt euch gut, mein Junge.“, sagte Afalus wie ein Vater zum Sohne und winkte ihm nach.
Die beiden gingen hinaus und waren wieder im Flur. Dann bog Irme, nach rechts ab und Denjan hatte ganz schön zu kämpfen, mit ihr Schritt zu halten. Nach einer Weile, erreichten sie das Ende des Ganges und links daneben, war eine schwarze Holztür. Sie stieß die Tür auf und trat ein. Denjan folgte ihr und seine Augen sahen nur eine tiefe Schwärze. Fast wie die tiefste Nacht. Das Zimmer war klein, hatte aber zumindest einen kleinen Kamin, wo etwas Feuer brannte, Denjan hatte mühe sich an dieses Licht zu gewöhnen. Dann erkannte er, das am Kaminfeuer ein Bett stand, mit einer Wolldecke und Kopfkissen. Er trat ans Bett heran und berührte mit seine Händen die weiche Decke. Er freute sich regelrecht auf diese kuschelige Einladung und gähnte. Die alte Irme sah ihn mit kalten Augen an.
„Darf es sonst noch was sein?“, fragte sie und ihre Stimme war rau und kalt.
„Nein.“, sagte Denjan müde.
Irme zeigte ihm noch schnell, wo er sein Geschäft verrichten konnte, denn neben seinem Bett stand eine Kloschüssel. Irme erklärte ihm, das diese Schüssel, alle paar Stunden geleert werden und er sich nicht darum kümmern müsse.
„Danke schön. Ihr könnt gehen.“, sagte Denjan noch müder als vorhin.
„Danke.“, sagte Irme und ließ Denjan allein.
Denjan war dankbar für die ruhige Nacht und das er allein sein konnte. Er verrichtete schnell sein Geschäft und ging dann ins kuschelige Bett. Kaum hatte sich Denjan hingelegt und die Decke bis ans Kinn hoch gezogen, schlief er auch sofort ein. Er bekam nicht mehr mit, wie das kleine Kaminfeuer neben sich, hinunter brannte und langsam ausklühte und das Irme seinen Topf leerte. Das Unwetter wurde immer stärker. Kein Mond schien diese Nacht und kein einziges Tier machte sich bemerkbar. Ein paar Krähen kamen ab und zu vorbei und flogen sogleich wieder davon. Denjan schlummerte im Tiefschlaf und genoss die sinnliche und erholsame Ruhe. Endlich konnte er sich erholen, von den ganzen Strapazen der letzten Stunden, die er durch lebt hatte.


Kapitel 15

Am nächsten Morgen erwachte Denjan ausgeruht und fühlte sich frisch. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und stand auf. Die Nacht war vorüber. Die Sonne stand schon hoch am Himmel und die Wolken am Vortag waren fast vorüber, der Regen hatte nach gelassen und der Wind war leicht wie eine Feder geworden. Er stand auf und machte sich zurecht und machte sein Geschäft, er staune, als er sah, das sein Topf leer war. Dann wusch er sich und trank einen kräftigen Schluck Quellwasser aus dem Krug der neben der Wachschüssel stand. Dann ordnete er noch schnell seine Haare und zupfte seine Kleider in Ordnung, dann verließ er seine Kammer. Er ging den Gang zurück, den Irme und er gestern genommen hatten und stand wieder vor den Wachen, die die schwere Tür bewachten. Sie versperrten ihm den Weg.
„Der Herr, erwartet dich bereits.“, sagte die Wache und ließ ihn passieren.
Sie öffneten die schwarze Tür und Denjan trat ein. Als er eintrat wurden die Türflügel hinter ihm wieder geschlossen. Drinnen im Raum befand sich an der Seite ein Tisch, mit ein paar exotischen Früchten, daneben ein weiterer Tisch mit einem Schachbrett. Beide Tische standen am Fenster. Am Schachbretttisch saßen Afalus und sein Onkel Dolandos und spielten eine Runde Schach. Afalus war gut und schien seinen Onkel zu schlagen, doch er ließ seinen Neffen nur ungern gewinnen, in manchen Dingen war er unschlagbar und genoss seine Siegesstraße. Er hasste es, zu verlieren und das wusste Afalus nur am besten und ließ ihn fast immer, absichtlich gewinnen. Sie lachten böse und doch gleichzeitig herzhaft, was Denjan bei ihnen noch nie zuvor gesehen hatte. Er runzelte die Stirn, als er näher trat. Ihr lachen verstummte und Denjan hatte sich wohl in ihrer Fröhlichkeit waren verflogen.
„Ah. Da ist er ja.“, sagte Afalus etwas geschwollen und dennoch freundlich und Denjan verdrehte unsichtbar und genervt die Augen.
„Tag auch.“, sagte Denjan genervt und hatte keine Lust auf seinen Onkel.
„Aber, aber. Was ist das für eine Einstellung, junger Mann!“, scherzte Afalus und lachte. „Schlecht geschlafen?“
„Nein.“, sagte Denjan und senkte den Kopf.
„Komm her.“, winkte er seinen Neffen, mit einem lächeln, zu sich heran.
Denjan trat näher ans Schachbrett heran und Afalus klatschte drei mal in die Hände, kurz darauf erschien einer seiner Diener und brachte einen Stuhl. Denjan setzte sich hin und rückte an den Tisch heran und sein Onkel Afalus, reichte ihm einen Becher mit Saft. Denjan trank gierig und ließ sich sofort nach schenken und nahm sich vom Tisch neben an, ein paar Früchte und kurz darauf kamen die Köche vorbei und brachten einen deftigen Braten und Geflügel und andere Dinge. Es roch gigantisch und Denjan lief das Wasser im Munde zusammen.
„Bitte bediene dich.“, sagte Afalus herzlich und Denjan wechselte auf die andere Seite und nahm neben Afalus und dem Tisch Platz. Gleichzeitig schaute er dem Spiel zu und widmete sich gierig dem Essen.
Denjan aß und trank abwechselnd und die Männer sahen ihm bei seinem Schmaus mit einem lächeln zu. Sie langten ebenfalls zu und spielten nebenbei eine weitere Runde Schach.
„Du hast einen guten Appetit.“, bemerkte Afalus und lehnte sich zurück mit einer Keule zurück. Dolandos aß schweigend weiter und beobachtete das Gespräch neugierig aus dem Hintergrund.
„Habe halt Hunger. Seit Tagen gab es nichts.“, sagte Denjan schmatzend und kaute mit Schulter zuckend weiter und damit war für ihn das Thema zu Ende.
„Dann lang nur kräftig zu. Es soll an dir nichts fehlen.“, sagte Dolandos und klopfte ihm auf die Schulter. „Nicht war, Afalus?“
„Sicher. Kein Problem.“, bestätigte Afalus und war dabei sehr gelassen.
Inzwischen spielten sie weiter.
„Schach Matt.“, sagte Dolandos grinsend und gewann das Matsch.
„Ich war abgelenkt.“, protestierte Afalus und war verärgert. „Noch eine Runde.“
„Wie du willst, nur lass dich diesmal nicht ablenken.“, sagte Dolandos lachend und stellte die Figuren neu auf.
„Und was steht heute auf den Programm, Onkel?“, fragte Denjan schmatzend.
„Bist du schon mal auf einem Pferd gewesen?“
„Ja, die letzten Tage schon.“
„Die nächste Zeit, steht Reitunterricht und Bogenschießen an. Damit du nicht wie der Dumme da stehst, wenn du dem Feind gegenüber stehst.“, sagte Dolandos Lehrerhaft.
„Wann legen wir los?“, fragte er neugierig.
„Erfährst du noch früh genug.“, sagte Dolandos mit ernster Miene.
„Gut, dann kann ich mich ja hier umsehen, oder ist das hier verboten?!“, wollte Denjan noch wissen.
„O nein. Es ist erlaubt. Aber unter einer Bedingung.“
„Und die wäre?“, fragte Denjan.
„Ich begleite dich. Ich will ja nicht, das dir etwas passiert.“
„Wenn es denn sein muss.“, sagte Denjan gelangweilt.
„Es muss sein. Wie alt bist du eigentlich?“, fragte Afalus ihn.
Denjan sah ihn an. „Bald achtzehn. Wieso?“
„Nur so.“, wehrte er ab. „Du siehst viel jünger aus.“
„Aha.“, sagte Denjan nur und zuckte mit den Schultern.
„Ich führe dich später durch die Gemäuer. Da können wir uns in Ruhe unterhalten.“, sagte Afalus und legte eine Hand auf seine Schulter. Denjan nickte und widmete sich wieder seinem Essen und Trinken zu.
„Spielst du noch oder sollen wir aufhören?“, schmatzte Dolandos in die kurze Stille hinein.
„Verzeih, ich war in mein Gespräch vertieft. Natürlich spielen wir noch weiter. Fang bitte an.“, sagte Afalus und Dolandos eröffnete das Spiel.
Die beiden spielten wieder und Denjan schaute mit vollem Mund interessiert zu. Er grinste in sich hinein, während Afalus versucht seinen Onkel Schach Matt zu setzen.
„Schach Matt.“, sagte Afalus mit einem Seufzer und lehnte sich erschöpft zurück.
„So ein verdammter Mist.“, fluchte Dolandos und schlug mit der Hand auf seine Stuhllehne. „Irgendwas habe ich übersehen. Es muss ein Irrtum sein.“, schüttelte er hilflos den Kopf.
Afalus lachte und klatschte sich dabei auf die Knie. „Nein, mein Lieber. Ein faires Spiel ist ein faires Spiel.“
„Du hast geschummelt.“, sagte er niedergeschlagen.
Wieder schüttelte Afalus den Kopf und lachte. „Du hast ein gutes Spiel gespielt, ohne das wir geschummelt haben. Du musst das einsehen. Jeder verliert und gewinnt mal.“
„Trotzdem ungerecht.“, brummte Dolandos und stütze sein Ellenbogen auf die Lehne und den Kopf in die Handfläche. Dann schmollte er weiter. Er verlor ungern und das sah man ihn an.
„Willst du noch eine Runde?“, fragte Afalus seinen Onkel, um die Stimmung wieder aufzuhellen.
„Warum nicht, aber diesmal gewinne ich. Verstanden!“, sagte Dolandos und klatschte mit seiner Hand auf die Lehne.
Afalus zuckte gelassen mit den Schultern und grinste. „Wie du willst. An mir soll es nicht liegen.“
Dann spielten sie wieder und diesmal dauerte das Spiel länger als sonst. Denjan aß immer weiter und schaute ihnen zu, wie sie die Figuren von ihrem Brett fegten.
„Schach Matt.“, sagte Dolandos und klatschte vor Freude in die Hände.
„Na siehst du, jetzt hast du gewonnen.“, froh lockte Afalus und lachte.
„Juchu. Ach, ich glaube, ich brauche jetzt eine Pause. Sonst kann ich nicht mehr klar denken.“
„Wie du meinst.“, sagte Afalus vergnügt und nahm sich ein Stück Keule.
Irgendwann wurde das Essen weggeräumt und das Spiel zusammen gelegt. Dann wurde mit voller Wucht die Tür aufgerissen und ein keuchender Diener stolperte hinein, den Denjan noch nie vorher gesehen hatte.
„Verzeiht die Störung, Herr.“, japste er nach Luft und verbeugte sich schnell.
„Was gibt’s denn so wichtiges?“, fauchte Afalus ihn an.
„Wir werden gerade gestürmt.“
„Wie bitte?!“, sagte Afalus erstaunt und schoss in die Höhe, so das der Stuhl umkippte, auch Dolandos war aufgesprungen. „Welches Heer denn?“
„Moorlands, Herr. Sie sind bereits im Hof und kämpfen sich die Treppe hinauf.“, japste der Diener aufgeregt weiter.
„Geh, dass darf doch alles nicht wahr sein.“, brüllte Afalus tobend und kippte die Tische um, Denjan war inzwischen aufgesprungen und ein Stück zur Seite getreten, um den Tumult auszuweichen.
„Was machen wir denn jetzt?“, fragte Dolandos hilflos seinen Neffen.
„Woher soll ich das wissen. Ich kann gerade nicht klar denken, bei diesem Krach da draußen.“, schrie Afalus ihn an.
Dann stürmte er zum Fenster und erstarrte in seiner Bewegung. Er sah, wie seine Männer regelrecht niedergemetzelt und seine Sklavinnen in Sicherheit gebracht wurden. Er wurde rasend vor Wut.
Dann wurde Rufus in den Raum geworfen und erschlagen. Afalus war außer sich. Niemand brachte seinen Diener um. Dolandos zog sein Schwert und trat wütend auf die Krieger zu und schwang sein Schwert. Zwei Krieger vielen, ein anderer kämpfte gut, doch es reichte nicht ganz um zu überleben. Ein anderer nahm den Kampf von seinem Partner wieder auf und hatte mehr Glück. Er zwang Dolandos in die Knie und wollte zum Schlag ausholen. Doch eine Hand verhinderte dies. Lord Heinzal stand mit wütendem Gesichtsausdruck da und wieß die anderen auf, den Jungen zu holen. Afalus stand wie eine Mauer da und musste zu sehen, wie sein Neffe mitgenommen wurde. Afalus konnte nichts dagegen tun.
Die Männer die das Zeichen von ihrem Anführer erhalten hatten, ergriffen Denjan und zerrten ihn hinaus, er ließ es mit sich geschehen. Sie gingen den Korridor entlang, die Treppe hinunter und hinaus auf den Hof, wo die restliche Heerschar bereits auf sie wartete. Sie hievten ihn aufs Pferd, wo Lord Heinzal bereits auf ihn wartete und ihn vor sich auf sein Pferd setzte festhielt. Die anderen stiegen auf. Afalus und Dolandos flohen in die Geheimgänge und retteten sich vor weiteren Attacken. Während der Flucht, sah Denjan, die toten Wachen und das viele Blut. So ein Leben hatte er sich nicht vorgestellt. Im Raum kämpften die beiden Männer immer noch und sie waren mittlerweile allein und ihre Schwerter trafen immer wieder auf das Metall auf. Ihr Schweiß stand bereits auf ihrer Stirn und die paar Männer, die von Afalus noch übrig waren hielten noch einige Zeit stand und bemerkten erst später, das ihr Herr sie im Stich gelassen hatte. Lord Heinzals Männer verließen die Räume und stiegen auf ihre Pferde und eilten ihrem Herrn hinter her. Sie holten sie ein und berichteten, dass der Feind geflohen war. Das machte Lord Heinzal zwar wütend, aber er dachte, dass diese Niederlage für den Feind, nicht schaden würde. Er musste in sich hinein lächeln und umklammerte Denjan fester. Sie ritten stillschweigen davon.

Währenddessen auf dem Hof der Wolfsburg hielt Afalus sich mit seinem Onkel Dolandos gerade auf und begutachteten, was gerade geschehen war. Eine Verwüstung, einige Leichen. Einige Männer des Heeres waren herbei geeilt, doch sie waren schon zu spät. Da es nichts mehr zu kämpfen gab. Afalus stapfte wütend auf den schlammigen Boden auf und stemmte seine Fäuste in die Hüften. Seine Wut war buchstäblich ins Gesicht geschrieben und er schmollte ein wenig vor sich hin.
„Kannst du mir sagen, was das ganze soll?“, brauste Dolandos auf und stürzte seine Hände an seinem Becken dabei ab und riss Afalus aus seinen Gedanken.
„Ich.“, fauchte Afalus wütend seinen Onkel an.
„Also. Ich erwarte eine Erklärung von dir!“, sagte er mit erhobenen Finger. Sein Wut glühte unter seiner Haut, wie bei Afalus.
„Was denn erklären?“, zischte Afalus ihn an. „Ich habe sie nicht eingeladen. Du etwa?“
„Wie bitte?!“, fauchte nun Dolandos ihn an. „Mit Sicherheit nicht. Soweit kommt es noch. Bist wohl nicht ganz bei Trost.“
„Wie hat er denn sonst erfahren, wo Denjan ist?“
„Tja. Das ist eine gute Frage.“, stimmte Dolandos seinem Neffen zu. „Was willst du jetzt tun?“
Afalus sah seinen Onkel an und zuckte mit den Schultern. „Woher soll ich das wissen.“, zischte er verärgert.
Dolandos hob entschuldigend die Hände. „Schon okay. Was tun wir jetzt?“
„Du gibt’s, aber auch keine Ruhe, oder?“
„Nein.“, sagte Dolandos mit ernster Stimme.
„Wache!“, rief Afalus und ein Soldat, der gerade vorbei kam, trat zu seinem Herrn.
Er verbeugte sich, ein noch recht junger Soldat. „Ich habe eine Aufgabe für dich.“
„Und welche, Herr?“, fragte er.
„Trommle ein paar Männer zusammen und schaff die Leichen zur Seite, die im Saal und diese hier im Hof. Verbrenne sie. Jetzt gleich. Bevor die Pest und die Seuche ausbricht.“, sagte Afalus befehlerisch.
Die Wache rannte zum Stallgebäude und scheuchte einige Männer zusammen und sie begannen, die Leichen zusammen zu tragen. Das dauerte fast den ganzen Tag und dann wurde Holz und Heu herbei geschafft und diese angezündet. Afalus starrte noch lange in das Feuer und überlegte, was er nun am besten tun sollte, doch es viel ihm nichts gescheites ein. Vielleicht sollte er noch ein paar Tage drüber schlafen und sich einen ordentlichen Plan zurecht legen. Das wäre jetzt das beste.
„Was willst du jetzt machen?“, fragte Onkel Dolandos seinen Neffen noch mal.
Afalus wurde dabei aus seinen Gedanken gerissen und schaute seinen Onkel fragend an.
„Ich weiß es noch nicht. Ich muss noch mal drüber schlafen.“
„Wie?“, fragte Dolandos entsetzt. „Du hast keinen Plan?“
„Wieso fragst du dann.“, herrschte er seinen Onkel an.
Dolandos war fassungslos und schüttelte den Kopf.
Dann räusperte sich Rufus neben Afalus. „Verzeiht, wenn ich störe.“, hauchte er.
Afalus sah ihn finster an und Dolandos trat in den Hintergrund. „Was gibt’s?“
„Nun, es würde euch interessieren, wenn Arbo gleich kommt. Er ist auf der Durchreise und bringt frische Sklavinnen mit. Eure sind ja abgeschlachtet worden. Wenn ihr kein Interesse habt, schicke ich ihn wieder weg.“, sagte Rufus mit schlechtem gewissen.
„Mmhm. Dann schauen wir mal, was er so dabei hat.“, sagte Afalus süßlich. „Bring ihn her!“
Rufus verneigte sich und rannte zu Arbo, der am Tor auf ihn wartete. Er erblickte Rufus und winkte ihm zu.
„Und ist er interessiert?“, wollte Arbo gleich wissen, ehe Rufus zum stehen kam.
„Ja, er will sie sich anschauen und dann entscheiden.“, sagte Rufus und strahlte.
„Gut. Geht voraus.“, sagte Arbo und begann seine Horde Weiber, den Weg hinauf zu scheuchen.
Die Frauen stolperten über ihre eigenen Füße und bekamen dafür Schläge zu spüren. Rufus führte sie in den Hof. Afalus schaute bereits zu ihnen hin und begutachtete von fern, die Weiber.
Arbo war ein dicker Klops und hatte einen dicken Schnurrbart, sein rundes Gesicht war von keinerlei Freundlichkeit. Er peitschte sie weiter den Weg hinauf und verneigte sich dann vor Afalus der ihn mit einem Wink begrüßte.
Arbo kam auf ihn zu und verneigte sich mit einer Geste.
„Es ist mir eine Ehre, euch wieder sehen zu dürfen, Herr.“, begrüßte Arbo ihn melodisch.
„Seit mir willkommen.“, sagte Afalus.
„Wie ich sehe, komme ich ungünstig. Ihr scheint im Krieg zu sein?“, sagte Arbo und schaute sich um und runzelte dabei die Stirn.
„Ach, dass muss euch nicht stören. Mein Freund.“, sagte Afalus abwinkend. „Was habt ihr für mich?“
„Zehn Sklavinnen vom gefürchteten Reich.“, sagte Arbo.
„Ihr meint den Zauberwald?“, fragte Afalus erstaunt.
„Ja.“, bestätigte Arbo.
„Wie seid ihr an diese Weiber heran gekommen?“
„Ich habe da so meine Taktik. Sie kommen aus den umliegenden Dörfern und wollten sich im Zauberwald absetzen. Da habe ich sie abgefangen. Was haltet ihr von ihnen?“, sagte Arbo und wieß mit der Hand auf die zitternden Frauen mit ihren zerrissen Kleidern.
„Mmhm. Sehr schön sehen sie nicht gerade aus.“, stellte Afalus fest und kratzte sich am Kinn.
„Leider konnte ich diese Ware nicht säubern. Es gerade sehr viel los im Lande.“, entschuldigte sich Arbo zerknirscht.
„Ähm, verstehe ich.“, sagte Afalus düster und nachdenklich. „Das ist aber kein Problem für mich. Wie viel sollen die denn Kosten?“
„Zwanzig Goldmünzen.“, nannte Arbo den Preis.
„Das ist ein fairer Preis.“, sagte Afalus und reichte Arbo das Geld. „Hier bitte sehr. Ich kaufe euch, die ganzen Weiber ab. Meine Männer mögen frische Blüten.“
„Danke. Da werden sich eure Männer freuen.“, sagte Arbo.
„Dann ist das geklärt. Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann wieder.“, sagte Afalus und schüttelte ihm seine Hand.
„Dann auf ein wiedersehen.“, verabschiedete sich Arbo und winkte zum Abschied und trottete von dannen. Die Frauen zittern immer noch und man sah ihre Angst, in ihren Augen.
Afalus trat nun an jede Frau heran und packte sie am Kinn und untersuchte nach Fehlern, doch er fand keine. Er ließ ihr Kinn wieder los und nahm sich die restlichen vor. Sie zitterten immer noch und versprühten ihre Angst. Afalus rief seinen Diener Rufus zu sich und schickte ihn mit den Weibern zur Küche, die noch ganz geblieben war.
Afalus begab sich zur Ruhe und ließ seinen Onkel Dolandos einfach stehen und verschwand in seinen Gemächern. Die Nacht brach heran und das Licht wurde mit jeder Stunde die verstrich, schwächer.


Kapitel 16

Am nächsten Morgen erwachte Lord Heinzal unruhig auf und stand noch schlafend am Fenster und sah hinunter in seinen Burghof. Er hatte etwas geschafft, was er noch vor Wochen unmöglich gehalten hätte. Er hatte den Erben von Magalus befreit hatte. Er war sich aber dennoch bewusst, dass Afalus ihn wahrscheinlich, angreifen würde und so musste er die notwendigen Vorbereitungen treffen. Der Tag war noch früh und sein Hauptmann war noch nicht auf den Beinen. Er musste erst mal Artis und der Kriegerin Maria eine Nachricht schicken und das würde ihm schwer fallen, er hatte schon eine ganze Weile keine einzige Zeile mehr geschrieben und war daher etwas eingerostet. Dann hörte er Lärm, auf dem Korridor und wollte nach schauen, ob alles in Ordnung war. Er trat gekleidet auf den Flur und sah das durcheinander. Er stämmte die Hände in die Hüften und schüttelte nur noch mit den Kopf. Die Wachen konnten sich nicht mehr ein kriegen und hielten sich die Bäuche. Er wollte auch wissen was denn so lustig war.
Er sah Denjan, Stummle und die Wachen. Stummle hatte den Kopf gesenkt und schämte sich bis auf die Knochen. Denjan war genervt und wollte nicht mehr weiter diskutieren. Die Wachen lachten sich ins Fäustchen. Sie hatten anscheinend einen Witz gemacht und Lord Heinzal schüttelte noch immer den Kopf und verstand die Welt nicht mehr.
„Was ist denn hier los!”, brüllte er um sich verhör zu schaffen. Urplötzlich wurde es still und alle blieben in ihrer Geste die sie gerade machten, stehen und starrten ihren Herrn an.
„Herr, verzeiht. Wir haben sie nicht kommen hören.”, entschuldigte sich gleich die Wache.
„Ist schon in Ordnung. Erklärt mir lieber, was dieses Theater eigentlich soll?”, rief Lord Heinzal etwas aufgebracht.
„Also schön.”, sagte Stummle sofort als erster.
„Das war ja wieder klar, Stummle. Immer der erste sein und ein Schleimer beim Herrn.”, lachte sich die Wache kaputt.
„Genau, wie gerade eben, als du unseren Neuankömmling einreden wolltest.”, sagte die andere Wache.
„Was rein reden?”, wollte Heinzal sofort wissen.
Die Stimmung war gekippt und angeknackst und Heinzal ärgerte sich über diese frechen Manieren seiner Leute.
„Er will sich immer wichtig machen, dieser Stummle und merkt nicht das er immer wieder auf Eis stößt und euch zum Affen macht, Herr.”, sagte die Wache mit ernster Stimme und erklärte mit einer Geste was er meinte.
„Wieso weiß ich nichts davon?”, fragte Lord Heinzal überrascht.
„Weil ihr euch meistens nur für diesen Stummel interessiert und für keinen anderen mehr.”
„Ist es so?”
„Ja ist es, Herr. Außerdem habe ich bereits mit den Männern gesprochen und die werden euch nicht im Kampf folgen, wenn ihr diesen Stummle zum Heeresführer macht, dann müsst ihr zu zweit gehen und auf uns verzichten und das ist unsere Bedingung. Ihr habt nun die Wahl der Qual. Jetzt müsst ihr entscheiden, was ihr für richtig haltet.”, sagte die Wache mit sehr ernster Stimme.”
„Mm.”, machte nur Lord Heinzal und strich sich mit der Hand über das Gesicht und rieb sich das bärtige Kinn.
„Wie ist eure Meinung?”, fragte die Wache schnell und wollte Klarheit wissen und schaute Stummle finster dabei an.
„Stummle?“, rief Heinzal seinen Diener mit ernster Stimme.
„Ja, Herr?“, fragte dieser.
„Ist es wahr, was meine Wache gerade gesagt hat? Stimmt das?“, fragte er ihn.
Stummle ringte mit sich und wollte nicht so recht mit der Wahrheit heraus rücken.
„Stummle!“, drohte Lord Heinzal ihn mit zorniger Wut an. „Ist das wahr, was er sagt?“
„Jaaaa...Herr. Ist es.“, krächzte Stummle mühsam hervor.
Lord Heinzal war erschüttert und konnte es nicht glauben.
„Was werdet ihr tun, mein Herr?“, fragte die Wache besorgt.
„Last mir ein paar Sekunden Zeit zum nachdenken.”, gab Heinzal von sich und seine Stimmung war im Keller.
Er winkte seinen Gast Denjan zu sich, ihm zu folgen und er ging ohne zu zögern mit, er strafte Stummle am vorbei gehen, mit einem zornigen Blick und streckte heimlich die Zunge heraus. Er bekam ein geschämtes Gesicht als Antwort zurück, dann drehte er sich noch einmal um und blickte die Wache scharf an.
„Ich habe meine Entscheidung gefällt.“, sagte Lord Heinzal bestimmt. „Ich werde Stummle nicht mit dem Heer ziehen lassen und er soll dafür weiterhin mein Diener bleiben. Sagte es dem Hauptmann.“
„Ja, Herr.“, sagte die Wache erleichtert und verschwand. Stummle trottete mit gedrückter Miene davon und die beiden anderen gingen ihre Wege.
Denjan und Lord Heinzal gingen schweigend die Treppe hinunter und kamen dann in einen Flur mit den verschiedensten Waffen an der Wand. Dann schritten sie den Flur gerade durch und gelangten in den Thronsaal. Denjan staunte nicht schlecht und begutachtete die Möbel und die Wände. Er kam nicht mehr aus dem staunen heraus. Nun sah er auch den großen Kamin der gegenüber stand und das Holz bereits brannte. Lord Heinzal wieß ihn an sich zu setzen und klatschte ein paar mal in die Hände und sofort erschien ein Diener in Begleitung von ein paar Köchen und Mägde, die das zahlreiche Frühstück auftrugen. Denjan staunte über die Vielfalt des Essens hinweg und die Getränke, Wein, Met, Saft und auch Milch gab es und es durfte das Quellwasser nicht fehlen. Denjan war sofort begeistert und wollte schon zulangen und hatte fast seine Manieren vergessen und verzog dabei sein Gesicht.
„Greif nur zu, mein Freund.“, sagte Lord Heinzal zufrieden und wieß ihn mit der Geste auf, das er zu greifen konnte. Denjan ließ sich das nicht zweimal sagen und langte ordentlich zu.
„Danke.“, sagte Denjan und kaute bereits vergnügt.
„Iss nur, das hast du wohl lange nicht mehr gehabt?“, fragte Lord Heinzal ihn und langte nun auch selbst zu.
„Nicht wirklich.“, sagte Denjan mit vollem Mund. „Ich kann mir nicht soviel leisten wie ihr, Mylord.“
„Da habt ihr Recht. Ich werde mich darum kümmern, dass auch arme Menschen ihr regelmäßiges und gutes Essen bekommen. Ich werde sehen was sich machen lässt.“, sagte Heinzal und nickte zufrieden mit den Kopf und dachte, das es keine so schlechte Idee wäre.
„Fein.“, schmatzte Denjan und trank einen kräftigen Schluck Saft.
„Was war eigentlich vorhin los, dort oben?“, fragte Heinzal um auf ein anderes Thema zu kommen.
„Sie meinen Stummle?“
„Ja.“
„Gut.“, und schluckte seinen Bissen runter und spülte es mit Saft nach. „Er hat mich gefragt ob ich bereits angekommen wäre und so. Da habe ich gesagt, wie soll ich angekommen sein, wenn man mich ständig an andere Orte zerrt. So ähnlich jedenfalls. Darauf hin sagt er. Er entschuldigt sich und schämt sich auch noch für diese Frechheit wie er sie nennt. Das ist alles.“, sagte er und zuckte dabei mit den Schultern und nahm sein Essen wieder auf. „Ach ja. Das hätte ich beinahe noch vergessen zu erwähnen. Stummle oder wie der Bursche heißt, hat sich über mein Merkmal lustig gemacht, da hat die Wache eingegriffen und mich verteidigt. Das fand ich sehr nobel von ihm. Die Wache hat dann noch eine witzige Bemerkung ausgesprochen und ihn ein wenig ausgelacht, damit er sieht, das er nicht der einzige ist, der so was kann. Das war´s.“
„Das ist glaube ich, seine Art. Mach dir nichts draus. Ich habe auch schon oft versucht mit ihm zu reden und es meist nichts genutzt.“, sagte Lord Heinzal und zuckte nur kurz mit den Schultern und widmete sich dann wieder seinem Essen zu.
Heinzal saß da und hatte die Arme vor sich verschränkt, wie wenn ein Großvater seinem Enkel etwas anhört was ihn bedrückt und sah ihn bei seinem Essen zu und seine Augen begannen zu leuchten.
„Was kommt als nächstes?“, wollte Denjan schmatzend wissen und schaute ihn besorgt an.
Heinzal zuckte zusammen und war anscheinend in Gedanken versunken gewesen.
„Ich weiß es nicht genau. Sagt. Habt ihr Ahnung von Waffen?“
„Nein überhaupt nicht. Warum?“
„Weil ich euch auf das schlimmste vorbereiten muss. Außerdem wird in der Hauptstadt Sodankus, bald der Feind herein brechen.“
Denjan guckte ungläubig. „Welcher Feind denn?“
„Deinen Onkel Afalus. Der unsere Reiche zerstört hat.“
„Meinen Onkel? Was hat mein Onkel damit zu tun?“, fragte Denjan verblüfft und riss die Augen weit auf. „Und wieso hat er Reiche zerstört?“
„Ihr wisst es nicht?“, fragte Lord Heinzal ihn.
„Nein.“, erwiderte er mit Schulter zuckend und mit einem Kopf schütteln.
„Gut, dann werde ich es euch erzählen.“, sagte Lord Heinzal mit ernster Stimme und räusperte sich ein wenig und trank von seinem Saft.
„Und?“, hackte Denjan nach und war gespannt, was er denn so spannendes über seinen Onkel erzählen würde und trank nebenbei von seinem Saft.
„Dein Onkel hat deine Eltern und viele weitere Menschen ermorden lassen und hat ihre Felder und Häuser in Asche verwandelt. Viele Menschen sind zu einer Kriegerin namens Maria geflüchtet und haben dort Schutz gesucht. Dein Onkel will nichts weiter als an die Macht und er war hinter dir her, weil er befürchten musste, dass du immer auf der Flucht warst und in der Familie, wo du aufgewachsen warst, Zuflucht gefunden hast und dieser Afalus, also dein Onkel. Hat vor nichts zurück geschreckt und durchsuchte alle Länder und fand dich bei dieser Familie schließlich und ließ sie ermorden und später haben wir dich befreit und den Rest kennst du ja. Außerdem werde ich gleich meine Freundin die Kriegerin Maria benachrichtigen, das du in Sicherheit bist ist für uns schon ein großer Glücksfall. Denn wir hatten schon gedacht, das wir dich nie finden würden, aber dann waren wir froh, als wir dich doch noch gefunden haben. Wie es nun weiter geht, werden wir sehen.“
„Was?“, fragte Denjan völlig schockiert und es viel ihm das Essen aus der Hand und er riss die Augen auf und der Mund stand mit entsetzen offen. Er wollte es nicht glauben, was er erzählt hatte. „Das kann ich nicht glauben. Er war so gutmütig zu mir und hat mich bestens versorgt. Wieso hat er das überhaupt getan? Ich verstehe das einfach nicht.“, sagte Denjan mit einem Kopf schütteln.
„Ja, genauso war es.“, sagte Lord Heinzal bedrückt. „Leider ist das wahr, Denjan. Wir können es nicht mehr rückgängig machen, aber wir können ihn besiegen und den Frieden wieder herstellen. Mit deiner Hilfe und mit der Hilfe der Kriegerin Maria können wir gegen das Böse gewinnen...“, sagte Lord Heinzal mit ernster und bedrückter Stimme.
„Uff.“, machte Denjan und viel nach hinten in seinen Stuhl zurück. „Das muss ich erst mal verdauen. Ich kann es immer noch nicht fassen.“
„Du bist nicht nur ein normaler Mensch der in der Stadt wohnt.“, fügte Lord Heinzal noch hinzu. „Sondern du bist ein Prinz und rechtmäßiger Erbe von der Burg Adlersburg, die deinen Eltern gehörte, bevor sie zerstört worden ist.“
„Was?.“, fragte er völlig überrascht. „Das kann nicht sein. Ich bin doch kein Prinz oder?“
„Doch.“, sagte Lord Heinzal mit einem Kopf nicken.
Ein stilles schweigen stand im Raum und Denjan fasste sich noch immer an den Kopf.
„Ich und ein Prinz?“, fragte er in den Raum, eher zu sich selbst als zu dem Lord.
„Ja, das seit ihr. Und viele sind dazu da, euch zu beschützen.“, sagte er mit dem Finger in der Luft. „Das ist die Wahrheit, Denjan.“
„Dann kann ich mich hier wohl sicher fühlen, oder?“, fragte Denjan skeptisch nach und schaute den Lord skeptisch in die Augen.
Heinzal zog die Augenbrauen hoch. „Soweit ja. Aber ihr müsst imstande sein zu kämpfen, wenn es hart auf hart kommt. Ihr müsst mit allen Mitteln vertraut sein und das ist noch ein langer Weg bis dahin. Ich weiß ja nicht wie ihr in Form seit, aber das finden wir schon raus. Entschuldige, ich muss da noch etwas erledigen und du kannst in Ruhe zu ende Frühstücken. Lass dir Zeit.“, damit erhob sich Heinzal und verschwand kurz aus dem Raum. Denjan hingegen hatte den ersten Schock langsam verarbeitet und schmunzelte und war plötzlich in voller Energie. Er wusste jetzt, wer er war und was für Vorfahren er hatte und war bereit sein Erbe anzutreten, vorausgesetzt sein Feind würde nicht mehr existieren und das bedeutete einen gewaltigen Krieg zu führen. Ob er schon dazu bereit war? Er wusste es nicht und wischte gedanklich, diesen Gedanken beiseite und widmete sich erst mal seinem Mahl wieder zu und Trank mit jeden Bissen.
Die Zeit verstrich und endlich hielt sich Denjan den Bauch und wurde schläfrig. Er hatte zu viel gegessen und getrunken und anscheinend war ein Schlafmittel in dem Trank. Er nickte ein und schlief ein paar Stunden als ihn jemand an der Schulter packte und ihn wach rüttelte.
„Kann man hier denn nicht mal in Ruhe schlafen?“, brummte Denjan noch völlig Schlaf trunkend und hielt sich müde den Kopf. Ihm war es schwindlig und die Bilder vor seinen geistigen Augen waren verschwommen. Nur sehr langsam sah er seine Umgebung deutlich.
„Entschuldigt, wenn ich deinen königlichen Schlaf stören muss, aber du kannst dich später ausruhen, ihr habt jetzt eine Menge zu tun.“, sagte Heinzal ernst und mit einem lächeln auf den Lippen.
„Ah ja.“, gähnte Denjan. „Und das wäre?“
„Du hast ein ganzes Trainingsprogramm vor dir, die du absolvieren musst, damit ihr im waren Krieg nicht unter geht.“, sagte Heinzal Stolz, wie ein Vater zu seinem Sohn.
„Aha. Ich weiß nicht ob ich das möchte. Ein faules Leben ist doch viel angenehmer, oder?“
„Auf der einen Seite ja und auf der anderen Seite nein. Wenn du trainierst, bist du viel besser gerüstet für einen spontanen Angriff und könnt euren Gegner mit einer Technik überraschen, die ihn vernichtet oder dich in Ruhe lassen tut. Das andere ist, du kannst auch den Menschen helfen, die weit mehr in Not sind als du selbst. Das werdet ihr noch früh genug mitbekommen. Was haltet ihr davon?“, schlug Lord Heinzal vor.
„Das klingt doch einladend.“, gähnte er wieder.
„Lasst diese Manieren, die tun euch und den anderen nicht gut. Das ist Frevelhaft.“, schimpfte Lord Heinzal etwas. „Wenn ihr das schon tun müsst, dann haltet eure Hand vorm Mund.
„Schon gut. Ich gehorche ja schon.“, sagte Denjan wie ein kleiner Junge.“
„Fein. Dann folgt mir, bitte!“, sagte Lord Heinzal mit ernster Stimme.
Denjan erhob sich mühsam aus dem Stuhl und schlurfte hinter dem Lord her. Sie traten aus dem Saal in den Flur in den sie gekommen waren und gingen dann zur Tür und hinaus in den Innenhof. Die Sonne Stich Denjan in den Augen.
„Die Sonne ist zu grell.“, meckerte er laut und mit verdrehten Augen.
„Ihr wart zu lange im Dunkeln und das tut dir nicht gut, wie ihr jetzt selbst erfahren müsst.“, sagte Heinzal ernst und mit gut gelaunter Stimme.
Sein Gang war nicht mehr der frischste und er hatte ja auch schon ein paar Jährchen hinter sich. Wenn man ihn sehen würde, würde er glatt als Denjans Großvater durch gehen lassen.
„Und warum blendet die Sonne euch nicht, Mylord?“, fragte Denjan ihn.
„Weil ich öfters aus dem Schatten und der Dunkelheit heraus trete und nicht sehr lange in der Finsternis verweile. Mein Sohn. Ihr müsst noch einiges lernen. Es ist ein harter Weg und wir haben wenig Zeit.“, sagte er väterlich.
Sie schlenderten gemütlich über den Innenhof und gelangten so zur Großküche, die gegenüber lag. Sie gingen in die Küche hinein und dort herrschte reges treiben, auch ein paar von seinen Männern waren anwesend. Niemand bemerkte die herein kommenden und sie schauten nur kurz auf und nickten zum Gruß und setzten sofort ihre Arbeit fort.
Heinzal schaute sich um und sah in einer Ecke einen wackeren Mann, seine Muskulöse Gestalt kann ein furchteinflössend sein. Er hatte in einer Hand eine bezaubernde Magd und in der anderen einen Becher, wahrscheinlich mit Wein. Er unterhielt sich mit ihr und trank dabei. Sie schien das nicht zu stören und lachte, als er etwas Lustiges zu ihr gesagt hatte.
„Karl!“, rief Lord Heinzal durch die Küche und alle verstummten. Die Dame sprang auf und strich ihr Kleid zu Recht und stolzierte mit hoch gezogenem Kinn davon. Er schaute auf und sein Gesicht verriet das man ihn gerade störte.
„Ich brauche deine Hilfe.“, sagte Lord Heinzal mit tiefer und ernster Stimme.
„Meine Hilfe?“, sagte er abweisend als ginge das ihm nichts an und äffte seinen Herrn etwas lachend nach. „Ihr habt doch Stummle als Hilfe, warum fragt ihr ihn nicht mal. Ich hatte gerade wichtigeres zu tun gehabt.“, brummte er grimmig.
Alle lachten und fanden es wahnsinnig lustig, was er über Stummle gesagt hatte. Auch Denjan musste schmunzeln und konnte nicht an sich halten leise zu lachen. Nur Lord Heinzals Augen lachten mit, aber sonst war alles finster und ernst bei ihm.
„Stopp!“, sagte er laut und nicht mit allzu ernster Stimme und alle verstummten augenblicklich. „Ihr habt euren Posten zurück Karl.“
Karl guckte verdeppert in die Runde und starrte jeden einzelnen an. „Wie jetzt?“
„Stummle ist nicht mehr der Heeresführer, sondern ihr. Ich habe ihn in den alten Posten zurück versetzt. Es war nicht richtig ihn dort einzusetzen. Und ihr könnt es tausendmal besser, unter einer Bedienung. Lasst ihn nicht immer aufziehen.“
„Klasse. Dankend angenommen.“, sagte Karl mit einem lächeln und hatte wieder das Gefühl, jemand zu sein und nicht immer der Fußabtreter. „Das ist kein Problem, wenn ich mich ein wenig zurück halten werde. Einverstanden.“
Karl verneigte sich schauspielerisch und bekam einen kräftigen Applaus spendiert. Er lächelte nun zufrieden und strahlte.
„Was kann ich für euch tun?“, fragte Karl gleich sofort und fühlte sich neugeboren. Er wollte jeden Auftrag entgegen nehmen, was von ihm verlangt wurde.
„Hie!.“, und schob Denjan vor sich. Niemand wagte auch nur ein Wort zu sagen. „Dies ist Prinz Denjan von Adlersburg, er ist der letzte Vorfahre, seines Volkes und braucht euer Training um Fit zu werden, damit er sich gegenüber dem Feind behaupten kann. Wenn es hart auf hart kommt. Seit ihr bereit, das Training für Prinz Denjan zu arrangieren und ihn alles beizubringen was ihr wisst und was ihm für die Verteidigung wichtig ist. Seit ihr bereit für eure Aufgabe?“, fragte Lord Heinzal seinen Hauptmann und sah ihn mit ernsten Augen an und Denjan guckte ständig hin und her und wartete auf die spannende Antwort auf Karl. Es war ihm schon ein wenig mulmig zu mute, aber es war sehr wichtig.
„Aber gern. Nur ein paar Bedingungen habe ich.“, sagte Karl und richtete dabei seinen Zeigefinger auf seinen Herrn.
„Und die wären?“, fragte Lord Heinzal neugierig.
„Volle Ration und ein paar Weiber für den Spaß. Mehr verlange ich nicht.“, sagte Karl zufrieden.
„Gut, das sollt ihr bekommen.“, sagte Lord Heinzal einverstanden und klatschte und rieb sich dann die Hände. „Dann kann ja nichts mehr schief gehen. An die Arbeit. Viel Glück.“
„Danke, Herr.“, sagte Karl und verbeugte sich theaterisch nochmals vor seinem Herrn und dann war seine Aufmerksamkeit voll und ganz auf Denjan gerichtet. „Und welche Disziplinen beherrscht ihr bereits?“, diese Frage an seinem neuen Schüler gerichtet.
Denjan wusste nicht so recht was er antworten sollte und zuckte mit den Schultern.
„Fein. Also das volle Programm. Äh. Wie viel Zeit haben wir denn?“, fragte Karl ganz irritiert und wusste erst mal nicht, was er dem Jungen überhaupt beibringen sollte.
„Er soll erst mal das Reiten beherrschen, dann sehen wir weiter. Ich will jeden Tag berichtet bekommen, wie er sich macht. Verstanden.“, sagte Lord Heinzal ernst und Karl nickte.
„Okay.“, sagte Karl und wandte sich wieder Denjan zu. „Wir brauchen ein Pferd, mal schauen ob du bereits Reiten kannst oder ob wir das in einem Schnellkurs lernen müssen.“
Denjan zuckte nur mit den Schultern und wusste nichts was er sagen sollte.
„Fein. Wir legen auch sofort los, obwohl ich nicht ganz nüchtern bin.“, sagte er scherzhaft. „Geht schon mal in den Pferdestall, ich komme gleich nach.“
Damit verließen die beiden die Küche und schlenderten zurück zum Stall. Sie betraten den Stall und schlenderten den Gang entlang. Ein paar sehr schöne Pferde standen Stolz in ihren Boxen und schauten zu, wie sie vorbei gingen. Kurz darauf erschien auch Karl und blieb bei einem schneeweißen Hengst stehen, den sie gerade begutachteten. Und streichelte ihn sanft über seine Blanken. Er tätschelte seinen Hals und streichelte ihn an seiner Schnauze. Es schnaubte zufrieden und genoss die zärtliche Zuneigung.
„Ein herrliches Tier, nicht war?“, fragte Karl seinen neuen Schüler.
„Ja.“, sagte Denjan begeistert.
„Du wirst auf ihn Reiten lernen. Das muss jeder Krieger können. Das Reiten meine ich. Damit kommt der Krieger schneller voran als zu Fuß.“, sagte Karl und Lord Heinzal nickte mit ernstem Gesicht.
„Was?“, fragte Denjan völlig entgeistert und überrumpelt.
„Bist du schon mal auf einem Pferd gewesen?“, fragte Karl.
„Ja, aber ich wurde nur durch geschüttelt, als ich von einem Ort zum anderen Ort gebracht worden bin.“, sagte Denjan genervt. „Ich wollte nie wieder so durch geschüttelt werden. Das habe ich mir geschworen und mir war schlecht danach.“
„Aha. Also noch ein Anfänger. Das volle Programm also, das wird ein Spaß.“, freute Karl sich und klatschte und rieb sich die Hände.
„Werdet ihr das auch schaffen?“, fragte Heinzal besorgt seinen Schützling.
„Denke schon.“, sagte Denjan mit Schulter zuckend.
„Sicher, solange wir nicht angegriffen werden.“, scherzte Karl und tätschelte weiter hin den Hals des weißen Hengstes.
„Wie heißt er eigentlich?“, fragte Denjan und zeigte auf den schneeweißen Hengst, der ihn neugierig begutachtete.
„Er heißt Schneewehe.“, sagte Karl sofort. „Und er gehört ab sofort dir, Denjan.“
„Ein schöner Name.“, sagte Denjan und war geschmeichelt. „Ich fühle mich gewehrt.“
„So nun lass uns arbeiten. Als erstes werden wir Schneewehe striegeln und putzen, das volle Programm.“, sagte Karl wie ein Kommandant, er wollte sofort loslegen mit der Arbeit.
„Fein. Und mit welchen Zeug wird er gestriegelt?“, fragte Denjan seinen neuen Lehrer.
„Komm, ich zeige dir die Kammer, wo das ganze Zeug drin ist.“, sagte Karl und nahm Denjan unterm Arm und Lord Heinzal streichelte liebevoll Schneewehes Hals.
Sie gingen den Gang im Stall weiter bis sie am Ende einen kleinen Geräteschuppen sahen. Sie traten ein und Karl zeigte seinem Schüler das Putzzeug und reichte ihm den Kasten, wo Striegel, Hufkratzer und so weiter drin lagen. Denjan nahm sie und dann gingen sie wieder zurück zu Schneewehe und Lord Heinzal und Karl zeigte ihm wie alles Funktionierte und dann war er fertig damit. Dann probierte es Denjan und es war gar nicht so leicht, so einen großen Hengst zu striegeln.
„Gut.“, sagte Karl anerkennend. „Für das erste mal, war es schon ziemlich gut. Jetzt kommen das Zaumzeug und der Sattel dran. Gehen wir es holen.“
Sie gingen also wieder zurück und holten das Zaumzeug und den Sattel und dann gingen sie wieder zu Schneewehe zurück.
Karl zeigte seinem Schüler wie man ein Pferd richtig sattelte und aufzäumte, dann nahm er das Zeug wieder ab und reichte es seinem Schüler. Nun musste Denjan es selber versuchen und nach einigen Versuchen klappte es endlich. Zufrieden begutachtete Karl das Ergebnis und nickte anerkennend und Schneewehe schnaubte zufrieden. Lord Heinzal betrachtete alles nebenbei und war begeistert von seinem Schützling. Er schien Talent zu haben.
„Sehr gut. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.“, sagte Karl. „Dann beginnen wir mit dem Unterricht, mal schauen wie du dich im Sattel hältst.“
„In Ordnung.“, sagte Denjan und sein Interesse war geweckt. Er war voller Energie und das gefiel Karl. Er musste lächeln und war sehr zufrieden mit seinem Schüler. Er war ganz anders, als die anderen die noch fauler waren als er.
Sie gingen aus dem Stall mit Schneewehe und in den Innenhof zurück. Einige Mägde durchquerten den Hof um in die Stadt zurück zu kehren. Sie hielten am Brunnen an und Schneewehe trank am Trug der am Brunnen auf gehängt war einen großen Schluck, extra für die Pferde war, schnaubte zufrieden und bewegte immer wieder seine Ohren, als wüsste es, das ein neuer Schüler seinen Rücken bestiegen würde, um das Reiten zu erlernen. Es freute sich und schnaubte bei dem Gedanken zufrieden. Lord Heinzal hielt sich im Hintergrund auf und beobachtete die Arbeit von Karl und Denjan. Er war bisher sehr zufrieden mit den beiden.
Karl tätschelte dem Pferd den Hals und es genoss sichtlich diese Streicheleinheiten sehr.
„Siehst du wie es ihm gefällt?“, sagte Karl zu Denjan.
„Ja. Schneewehe sieht richtig entspannt aus und es scheint ihm gut zu tun.“, sagte Denjan begeistert und tätschelte ihm auch den Hals und grinste dabei.
„Das stimmt. Genau. Er genießt das. Probiere es auch mal aus, dann wirst du sehen wie er darauf reagiert.“, sagte Karl und trat ein wenig zur Seite.
Denjan trat an dem Pferdehals heran und strich sanft über ihn hinweg. Es schnaubte zufrieden und akzeptierte das Geschehen um ihm herum.
„Sehr gut. Du hast ein gutes Händchen für solche Sachen.“, lobte Karl ihn und Denjan strahlte.
„Danke.“, sagte Denjan lächelnd und voller Freude.
„So und nun zeig ich dir wie man aufsitzt. Das geht so.“, sagte Karl und Denjan trat an den Kopf des Pferdes von Schneewehe.
Karl hob sein linkes Bein, stieg in den Steigbügel und zog sich hoch und setzte sich richtig auf Schneewehe nach vorn.
„So wird’s gemacht.“, sagte Karl zufrieden und mit ernster Stimme. Denjan sah aufmerksam zu und war Feuer und Flamme. Nun wollte er es unbedingt selbst ausprobieren. Er konnte es kaum erwarten los zu legen.
„Ja.“, sagte Denjan mit voller Begeisterung.
„Und jetzt bist du dran. Versuche es einfach.“, sagte Karl und munterte ihn auf.
Karl stieg wieder ab und lies Denjan den Vortritt. Er wies mit einer Geste auf den Sattel hin. Denjan verstand und tat es ihm nach. Ein paar kleine Startschwierigkeiten später und schon war Denjan auf Schneewehes Rücken. Er strahlte zufrieden, wie ein Honigkuchenpferd und war glücklich mit sich selbst. Er war Stolz auf sich selbst und konnte es auch nicht verbergen. Lord Heinzal strahlte zufrieden und hielt sich dabei den Zeigefinger vorm Mund und nickte. Er war Stolz auf seinen Schützling und setzte sich auf den Brunnenrand.
„Sehr schön.“, lobte Karl ihn. „Und ich werde dich jetzt führen. Und dann wird geritten. So geht’s.“
„In Ordnung.“, sagte Denjan. „Dann los.“
„Haltet euch fest am Sattel. Es kann etwas hoppelig werden.“, sagte Karl freundlich und doch bestimmt.
Er führte seinen Schüler langsam im Schritttempo um den Brunnen herum und dann noch einmal eine Runde, dann begann Karl zu traben und Schneewehe trabte freudig mit. Dann gelangten sie in den Galopp über. Anschließend hielten sie wieder am Anfangspunkt. Denjan war glücklich und zufrieden mit sich selbst. Er spürte die ganzen Muskeln und spürte das er jetzt Muskelkater hat. Er rieb sich die schmerzenden Muskeln und verzog dabei das Gesicht.
„Sehr schön. Das wäre es für heute und in ein paar Stunden werde ich dir zeigen, wie man ein Schwert in die Hände nimmt. Esst erst mal etwas und schlaft eine Runde. Das macht einen auch kräftig, sagt zumindest eine alte Freundin von uns.“, lenkte Karl das Gespräch in die andere Richtung als er den professorischen Blick seines Herrn erblickte und zog bei dem Satz die Augenbrauen hoch.
„Und wer ist diese alte Freundin?“, wollte Denjan neugierig wissen.
„Das erfährst du noch früh genug. Wir werden sie bald sehen, wann kann ich dir leider noch nicht sagen. Aber früher oder später taucht sie wie aus dem nichts auf.“, sagte Karl mystisch und zeigte dies mit einer kreisenden Handgeste in der Luft.
„Aha.“, gab Denjan nur von sich.
„Falls wir sie noch lebend sehen, heißt es.“, sagte Heinzal mürrisch und wich den Blicken der beiden aus.
„Was habt ihr, Herr?“, wollte Denjan wissen.
„Sie war es die mir das kämpfen und das Kämpfen meiner Männer gelehrt hatte, als alle noch schwach waren und nur Bauern waren, die ihre Arbeit taten, so wie Karl.“, sagte Heinzal in trauriger Stimmung. „Ich habe sie seit Jahren nicht mehr gesehen und das tut in meinem Herzen verdammt weh.“, sagte Lord Heinzal wehklagend und schüttele dabei heftig mit seinem Kopf.
Er dachte nicht gerne an diese Tage zurück und es zerbrach sein Herz, wenn er daran dachte und lies den Gedanken einfach stehen und wischte den Gedanken beiseite und widmete sich dem Geschehen wieder zu.
„Alles in Ordnung, Herr?“, fragte Karl besorgt seinen Herrn.
„Was? Ja.“, sagte Lord Heinzal völlig durcheinander. „Ich werde mich ein wenig hinlegen um mich zu beruhigen, damit ich wieder klar denken kann.“
„Wir können auch alleine weiter machen?“, schlug Karl seinem Herrn vor und sah, dass er wirklich Ruhe brauchte. Dieses Thema regte ihn zu sehr auf.
Karl sah seinen Herrn bedrückt hinter her und kümmerte sich dann wieder um seinen Schüler.
„Was ist mit ihm?“, wollte Denjan wissen und sah Karl fragend an.
„Ich weiß es selber nicht genau.“, und zuckte mit den Schultern. „Es geht ihm auf jedenfalls nahe. Kommt. Sprechen wir über dein Training. Jetzt führen wir Schneewehe zurück in seine Box, das die Stallburschen ihn dann auf die Weide führen können.“, lenkte Karl das Gespräch auf ein anderes Thema. Er wollte nicht weiter drüber sprechen und sich lieber um seinen Schüler kümmern.
Damit führte Karl seinen Schüler zurück und er saß noch immer auf dem Pferderücken. Im Stall angekommen, stieg er ab und brachten die Sachen in die Kammer zurück und versorgten Schneewehe mit Futter und Wasser.
„So du hast jetzt noch ein paar Stunden, wo du dich ausruhen kannst und dann sprechen wir über deine Taktik beim Kampf weiter. Es ist außerdem auch schon spät. Wir sehen uns morgen wieder. Eine gute Nachtruhe wünsche ich.“, sagte Karl zu seinem Schüler.
„In Ordnung. Danke.“, sagte Denjan und nickte und Karl nickte ebenfalls.
„Dann ruht euch aus. Wir sehen uns später wieder bei Schneewehe morgen.“, sagte Karl und entließ seinen Schüler.
Denjan tätschelte noch fix den Hals von Schneewehe und trat in das helle Licht auf dem Innenhof hinein. Er musste ein wenig blinzeln und gewöhnte sich dann an das Licht. Er ging zurück in sein Zimmer und lies sich das Essen bringen und aß erst mal sein Mahl und trank Saft dazu und beschloss sich ein wenig hinzulegen.
Die Nacht brach heran und Denjan war bereits im Tiefschlaf versunken. In den nächsten Tagen erlernte er die Kampfkunst und das Reiten. Er wurde richtig gut und Karl war mit ihm richtig zufrieden. Hin und wieder sah auch Lord Heinzal dabei zu und war sehr zufrieden und Karl brachte wie jeden Tag den Bericht zu seinem Herrn. So verliefen die nächsten Tagen ab und zwischendurch regnete es auch, so das sie auch im Regen Kämpfe übten und sonst war es angenehm für Denjan. Er hatte auch seine Pausen und unterhielt sich mit Lord Heinzal und strolchte durch die Gänge und über die Länder, wo er immer gesehen wurde, von den Wachen. Das Reiten machte ihm sehr viel Spaß und das Kämpfen klappte mit jedem Tag besser. Lord Heinzal hatte sich mittlerweile auch von seinem schlechten Gedanken gut verarbeitet und wirkte wie vorher. Bis her war alles friedlich.


Kapitel 17

Währenddessen stand unruhig Heinzal am Fenster und starrte in den treibenden Innenhof. Er war besorgt und seine Stirn war in Falten gelegt. Er wusste nicht wie er die Briefe schreiben sollte. Dann seufzte er tief und wandte sich vom Fenster ab und setzte sich an den alten Tisch und holte aus der Schublade ein paar Stapel Pergament auf den Tisch, Tinte und Feder. Er nahm die Feder in die Hand und tauchte die Feder in die Tinte hinein. Dann runzelte er die Stirn und begann langsam die Sätze in Gedanken zu formen. Dann hielt er an und rieb sich seufzend seinen alten Rücken. Die Schmerzen wurden immer schlimmer und er wurde auch nicht mehr jünger. Für Denjan war er ja schon ein alter Mann und das musste Heinzal langsam akzeptieren. Doch solange er atmete, wollte er nicht klein bei geben und den Löffel abgeben, dazu hatte er noch viel zu viel Energie. Er wollte Frieden und keinen Krieg haben. Dann tauchte er erneut die Feder in die Tinte und begann als erstes einen Brief an die Kriegerin Maria zu schreiben. Vielleicht hatte sie ja einen Rat. Dann begann er zu schreiben.

Liebe Kriegerin Maria und treue Freundin,

ich weiß das ich mich jetzt erst melde, aber in letzter Zeit ist einfach viel zu viel passiert. Darum bitte ich deinen Rat, ich weiß nicht mehr weiter. Ich bin verzweifelt ob das Training von Denjan, dem Sohn von Magalus und Solunda gerecht ist. Es kann vielleicht in deinen Augen zu hart sein und ich nehme ihn zu hart ran. Mein Kommandeur Karl leitet diese Mission, ihn für den Fall des Kampfes vorzubereiten und der Junge lernt schnell. Es ist wenig Zeit und ich weiß nicht, wie lange unser gemeinsamer Feind noch ruhig bleibt. Was habt ihr für einen Vorschlag den ihr mir geben könnt? Lasst es mich wissen. Grüßt Hansalas und die anderen die mit ihm gereist sind. Sie sind mir damals sehr ans Herz gewachsen. Nun sind mittlerweile fünf Jahre vergangen und Denjan macht sich prächtig. Er wächst und kämpft gut. Er ist fast so gut wie sein eigener Lehrer. Ich bin sehr stolz auf die beiden. Sie wachsen immer enger zu wahren Freunden zusammen. Was soll ich tun? Ich weiß es nicht. Bitte antwortet mir bald. Ich bin bereits ein alter Mann mit Schmerzen im Rücken und kann kaum noch mein Heer selber führen. Ich habe gedacht, vielleicht können wir dem Feind ja ein Angebot machen. Vielleicht lässt er sich ja darauf ein? Wer weiß das schon? Ich weiß es nicht? Ich brauche euren guten Rat. Ihr seit immer freundlich zu einem und eure nette Art gefällt mir sehr. Ich kann mir keine bessere Freundschaft mit euch vorstellen. Falls mir etwas zustößt, erbt ihr mein Land und was noch dazu gehört. Das ist mein letzter Wille, falls wir uns nicht mehr wiedersehen sollten. Falls wir uns doch wiedersehen, freue ich mich, mit euch Seite an Seite für den Frieden zu sterben und dann in die Hallen meiner Väter und Götter eintreten zu können. Ich lasse Denjan in eure Obhut und wünsche euch alles gute. Ich hoffe, auf ein baldiges wiedersehen mit euch. Ihr seit alle in meiner Liebe, in meinem Herzen festgehalten und lasse dies nicht mehr los. Ich hoffe, auf eure Antwort und wie gesagt grüßt alle die mich kennen und verbleibe.

Hochachtungsvoll

Lord Heinzal von Fundas in den einsamen Moorlands

Dann legte er mit einem tiefen Seufzer die Feder beiseite und rieb sich die müden Finger. Er war alt und sein Bart juckte und er kratzte sich am Kinn. Seine müden Augen blickten auf die geschriebene Zeilen und setzte dann schließlich sein Siegel darunter und rollte das Pergamentblatt zusammen. Dann erhob er sich und ging an den Käfig, wo eine Brieftaube saß und sie heraus nahm und ihr dieses Blatt Pergament an ihr Bein festmachte. Dann öffnete er das Fenster und die Taube gurrte und flog davon.
„Flieg zu der Kriegerin und überbringe ihr meine Nachricht, meine Schöne.“, sagte Lord Heinzal mit seiner alten Stimme und winkte der Taube noch nach und sie flog in den wolkigen Himmel hinauf und verschwand in der weißen Pracht aus Wolkenfetzen.
Er schaute ihr noch lange nach und schloss dann das Fenster und setzte sich zurück in seinen alten Stuhl. Dann stützte er die Hände auf die Stuhllehne und legte den Kopf darauf und seufzte tief und lang und war mit sich fast selbst zu frieden. Er musste jetzt nur noch warten.
Er beschloss nach draußen zu gehen und auf die Rückantwort auf seinen Brief zu warten und dann nach dem Jungen zu schauen, wie weit er es schon gebracht hatte. Es war eine ganze weile Zeit verstrichen, als er hierher kam und die Leute haben ihn gut aufgenommen, worüber er sichtlich froh war.
Er ging hinunter zum Stall, wo Schneewehe war und trat an seiner Box und das Tier schaute ihn neugierig an und schnaubte. Es trat neugierig an die Türbox und schnaubte wieder ihn an. Lord Heinzal streichelte das alte Tier und fühlte sich selber dabei alt und brüchig. Er strahlte und setzte einige alte Falten im Gesicht dabei frei.
„Wir beide werden immer älter.“, seufzte Lord Heinzal einsam und lächelte gequält.
Schneewehe schnaubte und war zufrieden und schaute ihn mit seinen treuen, feuchten Augen an und beobachtete ihn ganz genau.
Dann tauchte Karl auf und wischte sich den Schweiß ab. Als er seinen Herrn bemerkte trat er an die Box und streichelte Schneewehe die Schnauze und es schnaubte und Karl nickte seinem Herrn als Begrüßung zu.
„Gibt´s etwas neues über deinen Schüler?“, wollte Heinzal wissen um die Zeit verstreichen zu lassen.
„Ja, Herr.“, sagte Karl sofort und legte seinen rechten Arm auf Schneewehes Hals und streichelte ihn an seiner Mähne nebenbei.
„Und wie sieht´s aus?“, fragte Lord Heinzal ihn.
„Er macht sich. Sein Studium ist überall abgeschlossen. Nur die Prüfung bei der Kriegerin Maria muss er noch absolvieren, dann ist er soweit.“, sagte Karl zufrieden.
„Das freut mich zu hören. Mal eine gute Nachricht.“, sagte Lord Heinzal und klopfte seinem Hauptmann Karl, anerkennend auf die Schulter und beide begannen ein wenig zu lachen.
„Tut gut.“, sagte Karl lachend.
„Was?“, stutzte Lord Heinzal und sah Karl von der Seite schief an.
„Lachen, Herr.“, sagte Karl.
„Stimmt. Manchmal tut lachen gut und befreit einen.“, sagte Lord Heinzal und nickte lachend.
Beide grinsten sich mit leuchtenden Augen an und begannen herzhaft zu lachen.
Dann gingen sie ihrer Wege. Lord Heinzal ging zurück zu seiner Feder und Papier und Karl ging seinen Pflichten nach.
Draußen wurden die Wolken dichter und es begann zu regnen und es wurde kühl. Ein Wind kam auf und sofort begann sich Lord Heinzal seine Sachen enger um seinen Leib zu schnüren. Es wurde Herbst und die Tage begannen schneller zu verdunkeln als im Sommer. Die Ernte wurde herein gebracht und Vorräte herein geholt. Der Winter stand vor der Tür und es wurde immer kälter. Lord Heinzal setzte sich auf seinen warmen Stuhl mit Fellen und nahm sich ein neues Blatt Pergament und eine Feder zur Hand und tauchte sie in die Tinte und begann an den alten Greiz Artis zu schreiben. Er überlegte kurz und genau und begann seinen Brief und hielt noch mal inne und ordnete seine Gedanken neu und begann nun endlich mit seinem Brief, den er schon lange schreiben wollte. Er blickte noch einmal aus dem Fenster und seufzte tief. Der Regen prasselte an die Glasscheibe und ein paar Blitze verirrten sich dabei. Der Donner kam und ging und Lord Heinzal wärmte sich kurz am Feuer auf und begann erneut die Feder in die Tinte zu tauchen und schrieb seine Gedanken auf und überflog alles noch einmal was er gerade geschrieben hatte. Er war sichtlich mit sich zufrieden. Er musste über sich selber schmunzeln und lehnte sich zurück und las es noch einmal um sicher zu gehen, das er auch nichts vergessen hatte.
Lieber alter Freund Artis auch genannt der alte Greiz,

es ist lange her, seit ich mit euch gesprochen habe, aber in der letzten Zeit war einfach zu viel um mich herum.
Mein Hauptmann ist sehr zufrieden mit seinem Schüler Denjan. Er macht sich prima und muss noch die eine Prüfung bestehen. Seit einigen Jahren als Denjan zu seinem Onkel Afalus unserem Feind kam, war er 14 Lenzen alt und jetzt sind sechs Jahre vergangen und es ist noch kein Krieg ausgebrochen, indem wir froh sein können. Ich habe meine letzten Kräfte gesammelt und ihn aus diesen Feindesfängen heraus geholt. Wir haben nicht alle vernichten können und leider auch nicht den Feind direkt. Sobald die Kriegerin kommt macht der Junge Denjan seine letzte Prüfung und dann können wir ihn von der Leine lassen. Ich wollte euch wissen lassen, wie wir weiter mit dem Feind verharren sollen. Ich würde ja dem Feind vorschlagen uns einen geeigneten Zeitpunkt zu nennen, wo wir uns treffen und die Schlacht ins Auge zu sehen. Ich brauche eure Zustimmung und würde dann mit der Kriegerin eine Entscheidung treffen, wann und wo. Bitte schreibt zurück, ich wäre euch sehr verbunden, alter Freund. Bitte lasst es mich wissen. Ich wünschte, dass der Junge und die Welt überlebt und die Welt wieder lachen kann, ohne in Angst leben zu müssen, das ein großer Sturm des Krieges ausbrechen muss. Schreibt zurück. Ich wäre euch zutiefst verbunden und verbleibe.

Hochachtungsvoll

Mylord Heinzal von Fundas in den Moorlands

Damit legte er die Feder nun endgültig beiseite und überflog noch einmal seinen Brief und merkte, dass seine Finger steif geworden waren und machte Übungen um sie wieder in Form zu bringen. Dann stand er auf und ging zum Taubenhaus, wo er die Taube vorhin aus ihrem Käfig geholt hatte. Er hatte das gurren der Tauben überhört und war tief in seinen alten Gedanken versunken. Jetzt erkannte er seinen Taubenschlag und holte eine weitere Taube heraus und band ihr den Brief an ihrem Beinchen fest und öffnete das Fenster. Der Nachmittag hatte sich nicht verbessert und dunkle Wolken rollten weiter am fernen Horizont hinauf und kündigten einen gewaltigen Sturm an. Er hoffte, das seine Nachricht bei dem alten Freund ankommen würden und küsste die Taube auf ihren Rücken.
„Bringe diese Nachricht heil an und lass dich nicht aufhalten. Es ist sehr wichtig, meine Schöne.“, sagte Lord Heinzal sanft zu ihr und gab ihr einen kräftigen Stoß zum Anflug und sofort begann die Taube zu flattern und flog gen Himmel, wo die Wolken immer dunkler wurden. Dann machte Lord Heinzal mit einem Seufzer das Fenster wieder zu und setzte sich wieder in seinen alten Stuhl aus warmen Fell hin und versank in seine tiefsten Gedanken und wartete auf neue Nachrichten. Der Regen hörte überhaupt nicht mehr auf.
Es war so dunkel, das man Kerzen anzünden musste und Lord Heinzal entschied sich in sein warmes Bett zu kriechen und sich zu wärmen.


Kapitel 18

Am Morgen erreichte in Sodankus die Taube von Lord Heinzal seinen Empfänger, den alten Greiz Artis. Er war schon wach und lies sich sein Mahl schmecken. Er war gerade beim Frühstück als die Taube durch das offene Fenster, in den Raum geflogen kam. Er nahm der armen Brieftaube den schweren Brief ab und lies sie versorgen. Dann entfaltete er den Brief und las kurz die Nachricht und lies dann seufzend den Brief sinken und winkte einen seiner Männer zu sich, die immer bei ihm waren. Er hatte müde Augen und wirkte auf einmal sehr alt. Der Mann starrte ihn besorgt an.
„Was ist los?“, fragte die alte Wache seinen Herrn besorgt und trat auf ihn zu und legte seine knochige Hand auf dessen Schulter.
„Wir haben eine Entscheidung zu treffen. Eine schwere Entscheidung. Ich weiß nicht, wie wir das anstellen sollen, Frank.“, seufzte Artis schwer.
„Welche Entscheidung?“, fragte Frank.
„Über den Krieg und was mit dem Feind geschied. Wir müssen sobald wie möglich eine Entscheidung treffen und die Kriegerin Maria bescheid sagen. Es gibt viel zu tun.“, sagte Artis und seine Stimme klang schwermütig.
„Das ist wohl war. Was soll ich tun, mein alter Freund.“, sagte er mitfühlend.
„Trommle den ganzen Rat zusammen und kündige ihn für heute Abend eine Versammlung an. Ich werde mir Gedanken machen müssen, was dann passiert, ich weiß ja nicht was ich dem Rat sagen soll.“, sagte Artis seufzend und war ein wenig hilflos.
„Es tut mir Leid.“, sagte Frank mitfühlend. „Ich ziehe los und trommle alle zusammen.“
Damit ging er hinaus und lies Artis allein zurück. Der Tag verging und der Abend der Versammlung rückte immer näher. Artis lies veranlassen, das ein kräftiges Mahl zusammen gestellt wurde, Wein und Saft wurden herbei getragen. Dann kam der Zeitpunkt, wo die ersten Räte zusammen kamen und es waren noch junge Leute dabei. Es waren zehn Leute in dem Rat und es kamen nur vier davon. Die anderen waren woanders unterwegs.
Sie setzten sich in einem Kreis zusammen und in der Mitte stand auf einem runden und schlichten einfachen Holztisch, das Essen und Trinken. Als Artis herein trat erhoben sich die vier Räte und musterten ihren Clan kurz von der Seite an. Er war müde und alt und hatte viele Falten im Gesicht, sein eigenes Haar war so weiß wie der Schnee im Winter und viel ihm leicht auf die Schulter. Er setzte sich mit einem Seufzer und sah mit seinen traurigen Augen in die Runde. Seine Räte wirkten nicht gerade erfreut und wirkten entkräftet. Manche von ihnen waren sehr kräftig gebaut und hatten ein rundes Gesicht und hatten einige Falten und knochige Hände bekommen. Die anderen waren normal gebaut. Dann setzten sie sich alle vier wieder hin. Und Artis tat es ihnen nach. Er beobachtete erst alle ganz genau und räusperte sich dann und rieb sich kurz seine müden Augen.
„Willkommen, meine alten Freunde.“, begrüßte Artis, die alte Runde und seufzte. „Ich habe den Rat zusammen gerufen, weil ich euren Rat brauche und eure Hilfe.“
Es war still in dem alten Raum, nur das geknister des Kaminfeuers war zu vernehmen. Die alten Räte sahen ihn schweigend und mit neugierigem Blicken an. Dann wieß Artis auf das Essen um die Stimmung zu verbessern und seine Worte zu ordnen, die er sagen wollte, was ihm gar nicht leicht viel.
„Greift nur zu, sonst wird das Essen kalt und schmeckt dann nicht mehr, mit vollerem Magen lässt es sich besser denken und haltet euch bei den Getränken nicht zurück.“, forderte Artis die Räte auf zu zu greifen. Das ließen sie sich nach mehreren zögern nicht noch einmal sagen und griffen dann die Räte zu und ließen es sich schmecken und genossen, den köstlichen Wein, nur Artis griff zum Saft, weil er den Wein nicht mehr so gut vertragen konnte. Früher hatte er gerne Wein getrunken, aber jetzt war es nicht mehr so. Nur selten griff er zum Weinbecher.
„Wir danken dir, für diese Einladung, alter Freund.“, ergriff ein sehr starker gebauter alter Mann, mit seinem alten runden Gesichter das Wort, um diese Stille zu durchbrechen. „Weshalb sind wir nun hier?“
„Nun, Friso. Wie soll ich anfangen. Am besten von vorn.“, sagte Artis schwer seufzend. „Mein Freund Mylord Heinzal bittet um Rat und deshalb habe ich euch gerufen. Allerdings merke ich auch das nicht alle dabei sind. Hat jemand von euch etwas von den anderen gehört?“, fragte Artis in die kleine Runde und schaute jeden einzeln an.
Alle schüttelten Kopf und verneinten dieses. Niemand wusste etwas, was mit den anderen sechs Räten passiert war.
Dann erschien einer der Wächter von Sodankus und verneigte sich vor den Räten. Er sah sehr aufgeregt und aufgebracht aus.
„Was gibt’s?“, fragte Artis und schaute den alten Wachmann neugierig an.
„Ich habe von einigen Quellen, die mir etwas furchtbares berichtet haben.“, begann der alte Wachmannsposten aufgebracht, so das er anfing zu zittern am ganzen Körper.
„Was ist los? Was für Informationen?“, fragte nun Artis neugierig und wollte diese Nachricht unbedingt wissen und konnte seine Aufregung kaum verbergen. Er wurde innerlich unruhig und das störte dem alten Greiz ungemein.
„Die Räte die nicht hier erschienen sind, sind in einen Hinterhalt geraten und haben nicht überlebt. Diese Nachricht hat sich bestätigt. Meine Quellen haben die Leichen sofort hierher gebracht und sie sind übelst zugerichtet und trägt die Handschrift von unserem Feind.“, sagte die alte Wache aufgeregt und versuchte seine Hände ruhig zu halten. Seine Stimme bebte vor Entsetzen und seine Augen huschten nervös hin und her.
„O mein Gott.“, sagten einer nach dem anderen und schüttelten die Köpfe.
„Danke, Fred. Das ist eine schockierende Nachricht. Bitte veranlasse eine Beerdigung für diese armen Seelen. Diese Nachricht muss ich erst mal verdauen. Ich danke dir und nun geht jetzt.“, sagte Artis noch unter Schock.
Fred nickte und verschwand aus diesem Raum und machte wieder seine Arbeit.
Diese neue Nachricht hatte jedem in diesem Raum schockiert, das sie ihr Mahl und alles auf dem reich gedeckten Tisch nichts mehr anrühren konnten. Diese Nachricht war einfach zu heftig, um sie gleich zu begreifen. Es dauerte eine Weile, bis sich alle wieder regten und der letzte Sonnenstrahl versunken war.
„Wie fahren wir weiter, Artis?“, wollte Friso nun wissen und war sehr besorgt.
„Ich weiß es nicht.“, sagte Artis mit zweifelndem Blick. „Ich habe im Moment keine Ahnung, wie wir fortfahren sollen.“
„Ohje.“, sagte Friso bedrückt. „Da haben wir eine Menge zu tun. Wir müssen unbedingt unserer Freundin bescheid sagen, was passiert ist!“, sagte er noch immer fassungslos und schüttelte dabei seinen Kopf. Er konnte es noch nicht immer fassen.
„Da stimme ich euch zu.“, sagte Artis mit einem Kopf nicken.
„Und was nun? Was sollen wir tun, Artis?“, wollte Friso unbedingt wissen.
„Ich weiß es wirklich nicht genau, mein Freund.“, seufzte Artis und legte seine alte Hand auf seiner Stirn und stürzte dabei seine Ellenbogen, auf der Lehne seines alten Stuhles.
Die anderen blieben weiterhin stumm und betrachteten Artis mit ratlosen Blicken. Niemand sprach ein Wort. Die meisten waren noch zu geschockt von der Nachricht, der Toten Räte. Allmählich wurde das Mahl und Trank wieder aufgenommen. Schweigend kauten sie an ihren Bissen und waren in Gedanken versunken und verabschiedeten sich gedanklich von ihren Freunden, die sie gemocht haben, bis zu diesem Tag an, wo sie diese schlechte Nachricht erhalten haben. Nun versuchte jeder, damit umzugehen, wie er es am besten konnte.
„Was wäre, wenn wir die Kriegerin benachrichtigen würden?“, schlug Mustas vor, um die Stille zu durch brechen.
Artis schaute auf und sah ihn an. Sein rundliches Gesicht wirkte traurig und alt. Außerdem waren seine Augen müde und sein graues Haar, hing trostlos an seinem Kopf herunter bis zum Kinn hinunter.
„Das ist eine gute Idee. Das werde ich in die Wege leiten.“, sagte Artis zustimmend.
„Gut. Was machen wir jetzt mit dieser Versammlung?“, wollte Mustas noch wissen. „Lösen wir die jetzt auf? Oder was geschieht jetzt damit?“
„Nein.“, sagte Artis und schüttelte den Kopf. „Wir bleiben noch. Außer du willst gehen. Dann halte ich dich nicht auf.“, sagte Artis mit einer Handgeste, die zur Tür zeigte. Damit war für ihn das Thema vom Tisch.
„Nein, ich bleibe, danke.“, sagte er felsenfest entschlossen. „Dies ist eine Versammlung des Rates und nur der Clan kann mich hinaus werfen.“, sagte Mustas ein wenig bockig und ging auf Distanz.
„Das werde ich aber nicht.“, sagte Artis steif und etwas angespannt.
„Danke.“, antwortete Mustas. „Dies weiß ich zu schätzen.“
„Fein! Dann mache ich mir jetzt mal Gedanken, wie ich meinen Brief, an unsere Kriegerin verfassen soll.“, seufzte Artis und strich sich mit seiner alten knochigen Hand, über sein altes Gesicht. Die anderen sahen ihn mit kauerndem Blicken zu und redeten kein Wort miteinander.
Dann war da noch ein anderes Geräusch. Es kam vom Fenster her. Es klang wie Flügelschlagen. Wie wildes Flügelschlagen. Artis horchte und dann erkannte er es. Es waren Taubenschläge, die außer Kontrolle geraten waren, irgendetwas schweres musste die Taube mit sich führen, was sie so wild flattern lies.
Artis erhob sich schwermütig und ging zum Fenster und öffnete es. Dann hob er mit beiden Händen die Arme Taube hinein und setzte sie auf einen Tisch wo Futter und Wasser für die sie bereit standen. Dann nahm er ihren schweren Brief von ihrem Bein ab und tätschelte die Taube sanft mit seinen Fingern. Dann ging er wieder zurück und setzte sich in seinen Stuhl aus Fällen und strich sich über das Gesicht und seufzte schwer.
„Was ist das?“, fragte Mustas und starrte auf den langen Brief, den die Taube mit sich geführt hatte. Sie gurrte im Hintergrund zufrieden und ließ es sich schmecken.
Artis sah erst den Brief, dann Mustas an. Seine Augen wirkten müder als je zuvor.
„Eine Nachricht von unserer Herrin.“, sagte Artis seufzend.
„Was will unsere Kriegerin?“, wollte Mustas wissen. „Es ist ein Frevel, dass eine Frau ein gewaltiges Heer führen darf! Ich bin nicht damit einverstanden, Artis. Ich rebelliere!“
„Was hast du gegen unsere Kriegerin?“, hackte Artis nach und wollte dieses Thema einfach nicht mehr hören. Er hatte dieses Thema satt. Er verstand Mustas Ansichten einfach nicht. Vielleicht war er noch vom alten Standpunkt.
„Sie ist eine Frau und dazu noch nicht fähig ein Heer zu führen.“, sagte Mustas in rasche und haute mit der Faust auf die Stuhllehne. Sein Mund bebte vor Zorn mit.
„Das tut sie bereits, falls du es vergessen haben solltest.“, erinnerte Artis ihn. „Wieso verachtet ihr sie? Sie ist das beste, was uns je passiert ist. Dank ihr, haben wir seit vielen Jahren frieden. Wahrscheinlich habt ihr das schon vergessen!“, fauchte Artis zornig und versuchte Mustas wieder zur Vernunft zu bringen.
Mustas sah seinen Vorgesetzten finster an. Er bebte innerlich vor Zorn und sein Kopf prasselte es, wie in einem Kamin. Seine Wut, konnte er nur noch schwer unter Kontrolle halten. Die anderen sahen beide hin und ratlos an.
„Dann müsst ihr eben als einfachster Bauer weiter leben, wenn ihr sie nicht Respektiert. Ganz einfach. Wir können das sofort in die Wege leiten?“, schimpfte Artis.
„Wenn ihr das verlangt?“, fauchte Mustas brummig und beim sprechen bebten seinen Lippen vor Zorn und Verachtung.
„Dann respektiert sie. Sie hat mehr Schlachten geschlagen und mehr Frieden hergestellt als ihr in eurem ganzen Leben. Merkt euch das. Und jetzt will ich keine Diskussionen mehr darüber hören. Ist das verständlich für euch, Mustas?“, sagte Artis zornig und ernst.
„Ja. Ich halte mich in Zukunft zurück.“, sagte Mustas brummig in seinen alten Bart hinein.
„Schön. Jetzt kann ich mich in Ruhe auf den Brief konzentrieren.“, sagte Artis und lies Mustas mit seiner schlechten Stimmung links liegen und widmete sich dem Brief seiner Freundin zu und strich sich dabei durch seine alten grauen Haare.
Die anderen schüttelten nur den Kopf und aßen weiter, während Mustas sich mit seinem Verhalten, gedanklich auseinander setzte. Die anderen beiden Räte verstanden den alten Kautz nicht und beließen es dabei.
Artis faltete den Brief auseinander und sah, das die Kriegerin ihn tatsächlich geschrieben hatte. Er erkannte sofort ihre Handschrift wieder und lächelte verschmitzt.

Lieber Freund Artis,

es ist lange her, dass wir uns geschrieben haben. Verzeiht! Ich habe in der Zeit, wo ich verhindert war, mich um den Sohn von Magalus und seiner Frau Solunda gekümmert. Er ist jetzt ein reifer Mann und muss noch eine Prüfung machen, um im Heer aufgenommen zu werden. Diese eine Prüfung werde ich in Sodankus bei euch durch führen. Falls ihr etwas dagegen haben solltet, lasst es mich unbedingt wissen!
Inzwischen bin ich Mutter und habe eine Tochter von acht Lenzen. Sie ist ein hübsches Mädchen geworden. Ich werde sie in eure Obhut geben, solange ich mich um mein Heer und den Frieden der Reiche kümmern muss. Ihr werdet euch um sie, solange kümmern. Mein Gatte Hansalas, kennt ihr bereits und ist ein guter Vater, aber er ist ein einfacher Mann geworden und ist aus dem Heer ausgetreten, um sich mehr um seine Tochter kümmern zu können. Er ist einer der Männer, die ihre Frauen nicht schlagen, sondern liebevoll mit einem umgehen. Ich habe wirklich Glück gehabt. Ihr kennt ja sicher die Einstellung von Mustas und seinen Vorstellungen. Er hat sich in den letzten Jahren bestimmt nicht geändert? Ich glaube, es jedenfalls nicht. Nun zum wesentlichen. Weshalb ich zu euch kommen werde, mit meinem Heer. Ich muss mit euch über unseren gemeinsamen Feind besprechen, wie wir es angehen wollen. Denn ich bin der Meinung, dass der gute Afalus zu lange auf seinen Krieg wartet und fast dort eingeschlafen ist ohne sich auch nur einmal zu rühren. Ich hätte da einen Vorschlag, damit dieser endlose Krieg endlich vorbei ist, aber dazu brauche ich euren Rat und euer Verständnis. Eure Meinung ist mir auch sehr wichtig, damit ich weiß, dass ich mich auf euch verlassen kann. Ich werde beim nächsten Vollmond, am folgenden Tagesanbruch, bei euch sein. Selbst Mylord Heinzal wird mit seinem Volk kommen und mit uns ziehen. Die wehrlosen Menschen werden nach Golinka gebracht, dort sind sie sicherer als hier. Was ihr mit eurem Volk macht, ist euch überlassen. Da hänge ich mich nicht rein. Ihr könnt sie ebenfalls nach Golinka schicken oder in euren sicheren Höhlen verstecken. Es ist euch überlassen. Ich freue mich, auf unsere Begegnung und das große Wiedersehen. Wenn sich Mustas sich noch immer weigert mich zu akzeptieren, dann werde ich persönlich, ihn aus dem großen Rat entlassen, aber das werde ich dann vor Ort entscheiden. Solange soll er es sich noch einmal gründlich durch seinen Dickschädel gehen lassen. Die Zeiten ändern sich, mit jedem Tag.
Ich hoffe, ihr seit wohlauf und grüßt den Rat von mir und ich verbleibe mit freundlichen Grüßen und

hochachtungsvoll

Eure treue Freundin, Gefährtin und Kriegerin Maria aus den Golinkas, in den hohen Norden.

Artis legte den langen Brief beiseite und atmete tief ein und aus. Dann senkte er seine Hände und legte sie auf seinen Beinen ab. Sein Kopf war gesenkt und er schaute mit ausdruckslosem Blick in das viele Essen und Trinken hinein. Er nahm einen kräftigen Schluck und stellte dann den Becher wieder hin und faltete seine alten Hände auf seinen Beinen wieder zusammen.
Friso, Wigmar und Wignand schauten ihren obersten Clan sorgenvoll an. Die beiden Räte Wigmar und Wignand waren etwas jünger als ihr Oberhaupt Artis und wirkten dennoch alt und zerbrechlich. Sie waren normal gebaut und hatten einen kleinen Bierbauch. Nur Mustas sah seinem Oberhaupt nicht in die Augen sondern starrte weiterhin auf das Essen und rührte nichts davon an. Sein Zorn war noch nicht verraucht und sein Blick war in sich zusammen gezerrt.
„Geht´s euch gut, Bruder Mustas?“, fragte Wigmar besorgt und sah ihn direkt ins Gesicht, doch dieser behielt den Kopf weiterhin gesenkt und knetete seine Hände.
„Das fragt ihr auch noch!“, brüllte er in den Raum und alle starrten ihn entsetzt an.
„Ihr könnt nicht ewig in eurem Zorn verweilen.“, versuchte Wignand ihn zu beruhigen.
„Ihr könnt mich alle!“, fauchte er im wilden Zorn und seine Hände bebten.
„Mäßige dich in deinem Ton, mein Freund!“, sprach nun Artis mit ernster Stimme und hoch gehobenem Finger, der die ganze Szene beobachtet hatte und es reichte ihm jetzt.
„Ich kann´s nicht.“, sagte Mustas zornig.
„Ich werde mit der Kriegerin sprechen sobald sie hier eintrifft und dann könnt ihr es unter euch ausmachen. Wenn es unbedingt einen Zweikampf geben soll, so sei es! Aber bitte nicht in meinem Haus!“, das Machtwort von Artis wurde gesprochen.
„Ich nehme es zur Kenntnis! Ihr seit der Clan, nicht ich!“, sagte Mustas nun endgültig und im Zorn und sah ihn wütend ins Gesicht.
„Fein! Das will ich auch von dir sehen. Trotz deines Zornes, kann ich dich schneller aus dem Rat ausschließen, als du Wein sagen kannst.“, sagte Artis mit freundlicher, aber dennoch mit strenger Stimme.
„Ja.“, brummte Mustas und starrte weiterhin auf das Essen.
„Schön.“, sagte Artis und verdrehte kurz die Augen und ließ einen Seufzer los.
Eine weile legte sich die Stille über den Raum und nur das Kaminfeuer war zu hören. Es war fast Mitternacht und langsam wurden sie müde.
„Geht jetzt ruhen. Für heute sind wir fertig und morgen setzen wir uns zusammen und besprechen das ganze noch einmal. Ich wünsche euch allen eine gute Nacht. Die Versammlung ist hiermit unterbrochen und wird morgen gegen Mittag fortgesetzt. Geht.“, sagte Artis und wieß mit einer Geste nach draußen.
„Gute Nacht, mein Freund. Bis morgen.“, sagten Friso, Wigmar und Wignand und verließen den Raum.
Nur Mustas blieb noch sitzen und machte keine Anstalten zu gehen.
„Habt ihr nicht gehört, Mustas?“, forderte Artis ihn streng auf.
Mustas hob den Kopf und sah ihn an. Sein Zorn legte sich allmählich.
„Verzeiht diese Schmach, die ich euch gerade bereitet habe. Es steht mir nicht zu.“, Mustas versuchte sich zu entschuldigen und es fiel ihm nicht gerade leicht.
„Ich nehme deine Entschuldigung an, Mustas. Aber eines soll dir gewiss sein. Beurteile Menschen, vor allem Frauen nicht, nach ihrem Aussehen und ihrer Unterordnung, sondern erkenne, was Frauen sind und wozu sie fähig sind. Und lass dir gesagt sein. Diese Kriegerin die du nicht akzeptieren willst, lässt sich nicht von Männern unterdrücken und herum kommandieren wie es einem Mann gefällt. Das soll dir klar sein. Das sollst du dir merken für die Zukunft. Ich wünsche dir ebenfalls eine angenehme Nacht und nun geh.“, sagte Artis und seine Standpauke schien bei Musa zu wirken.
„Das wünsche ich euch auch, Artis.“, sagte Musa etwas klein laut und nickte kurz mit dem Kopf und verließ dann den Raum.
Jetzt war Artis allein und legte seinen Kopf in die Lehne und schaute zur Decke und seufzte. Dann richtete er sich auf und stand auf.
„Wache!“, rief Artis.
Sofort erschien die Wache wieder, die erst vor kurzem die schlimme Nachricht von den toten Räten überbracht hatte.
„Ja, Herr.“, sagte er und nickte.
„Seht zu das ihr ordentliche Betten bekommt und richtet das Zimmer für Mylord Heinzal und der Kriegerin mit Familie ein. Sie werden hier schlafen in meinem Haus. Und richtet die Heulagerhallen her, um das Heer unterbringen zu können.“, sagte Artis mit entschlossener und ernster Stimme.
„Ich mache mich gleich an die Arbeit. Wann soll das alles fertig sein?“, fragte er.
„Bis zum nächsten Vollmond und beeilt euch. In ein paar Tagen ist es soweit.“, sagte Artis.
„Ich werde mich an meine Arbeit machen.“, sagte die Wache und verneigte sich bevor sie ging und Artis war wieder allein im Raum.
Artis war müde und schlief in seinem warmen Stuhl bei knisterten Kaminfeuer ein und träumte vom ewigen Frieden.


Kapitel 19

Am nächsten morgen brach ein Sturm in der nähe von Golinkas Mauern aus. Viele sattelten ihre Pferde und bereiteten die Wagen für die Vorräte vor und luden es auf. Das ganze Reich war in Aufruhr. Das ganze Heer und die Kriegerinnen machten sich bereit für die weite Reise. Selbst die Familie ihrer Herrin machte sich fertig und packte das notwendigste ein. Endlich waren alle fertig und die anderen, die nicht kämpften blieben hier. Die Kriegerin Maria und ihre Familie bildeten die Spitze und diejenigen die hier bleiben mussten, weil sie nicht kämpfen konnten, hatten sich wie Zuschauer, auf beiden Seiten aufgestellt, um ihnen Glück zu wünschen, auf ihren beschwerlichen langen Weg. Die Menschenmengen reichten bis zum großen Tor von Golinka. Albwin trat auf seiner Herrin zu und verneigte sich kurz.
„Was sollen wir inzwischen mit Zaira machen, Herrin?“, fragte Albwin sie auf elfisch.
„Sie bleibt solange in ihrem Gefängnis bis ich zurück bin. Ihre halbe Strafe hat sie ja bereits verbüßt, die andere Hälfte muss sie noch einhalten. Du hast deine Befehle. Bleibe mit drei Dutzend Männern hier und beschütze die anderen und schicke einen Boten, wenn es hier brennslich wird. Hast du das verstanden?“, befahl Maria ihn auf elfisch und dieser nickte.
„Ja, Herrin.“, sagte Albwin. „Viel Glück.“
Damit verschwand er und die Kriegerin Maria stieg auf ihr schwarzes Pferd und setzte sich mit ihrer Familie an die Spitze des Zuges. Ein andere Elf kam auf sie zugeeilt und verneigte sich.
„Meine Herrin.“, sagte der Elf er war schon sehr alt.
„Lasst das Tor öffnen.“, befahl Kriegerin Maria ihn mit freundlicher Stimme.
„Ja, Herrin.“, sagte der Elf und nickte und verschwand auf dem Tor und gab die Befehle weiter. Es wurde durcheinander gerufen und alle flitzten auf der Tormauer, auf ihre Plätze.
Kurz darauf öffnete sich das Tor und es dauerte eine Weile, bis es offen war, dann standen dort Leute die vor etwas geflohen waren und nun mit Pack und Sack und mit schmutziger Kleidung ratlos da standen. Kriegerin Maria war überrascht, als sie die Menschenmassen sah. Einer von ihnen trat vor und verneigte sich kurz, die anderen blieben ohne jegliche Regung stehen und schauten ausdruckslos drein. Die Kriegerin Maria ritt mit ihrem schwarzen Pferd vor und fragte nach ihren Wünschen.
„Verzeiht, wenn wir hier eindringen.“, entschuldigte sich gleich der Mann und war kurz vor dem zusammen brechen.
„Von woher kommt ihr?“, fragte Maria ihn.
„Wir sind von weit her gekommen, aus Fundas, Herrin.“, sagte der Mann bedrückt und verneigte sich bei jedem Wort.
„Aus Fundas?“, fragte Maria und war über den Zustand der Leute entsetzt.
„Ja, Herrin.“, bestätigte der zerbrechliche Mann.
„Großer Gott. Ihr seht ziemlich fertig aus. Albwin!“, rief Maria die Wache.
Albwin kam sofort und verneigte sich.
„Herrin.“, fragte er etwas außer Atem.
„Führt diese Männer und Frauen in ihre neuen Unterkünfte und kümmert euch um sie. Sendet mir Boten, wenn es ihnen besser geht und was hier vor sich geht. Ich will nicht unwissend bleiben. Verstanden!“, befahl Maria und zeigte mit dem Finger in der Luft.
„Ja, Herrin. Ich habe verstanden.“, sagte Albwin mit einer Verbeugung.
„Fein!“, sagte sie und wandte sich wieder an die Reisenden zu. „Ihr seit in meinem Reich willkommen. Wenn ihr etwas braucht, sagt bescheid. Folgt Albwin zu euren Unterkünften. Geht nun.“, sagte Maria freundlich und doch bestimmt. Sie wieß mit einer Geste in die Richtung ihres Reiches und die Leute setzten sich mit Dankbarkeit ihren Weg fort. Fast jeder fasste Marias Hand und bedankte sich und ging weiter. Maria nickte ihnen jeweils zu und freute sich über den neuen Besuch. Sie hoffte, dass es den Menschen hier besser geht, bevor der Feind näher rückte.
Hier waren sie gut aufgehoben und konnten sich erst mal seit langem, wieder sicher fühlen. Sie strahlten vor Glück und vor neuer Hoffnung. Die Kriegerin Maria nickte ihnen immer wieder zu als sie sich bedankten und wünschte ihnen alles Gute.
Es dauerte eine weile, bis alle durch marschiert waren. Es waren fast alle Bewohner von Fundas hier, selbst einige Diener von Mylord Heinzal waren unter ihnen. Sie hatten traurige Gesichter und müde Augen und schleppten sich nur noch mit Mühe zu ihren Unterkünften.
Dann ritt die Kriegerin wieder an ihren Platz und übernahm die Führung der ganzen Truppe. Dann gab sie das Zeichen und der ganze Zug setzte sich in Bewegung. Viele traurige Gesichter verfolgten den langen Zug und als die Kriegerin Maria fast auf dem Weg angekommen war, drehte sie sich noch einmal um und seufzte leise und sah wie ihre Männer, die Leute die zurück gelassen wurden, ihr hinter her sahen und ihnen die Hände hoben, um ihnen alles gute zu wünschen. Dann ritt Maria und ihr ganzes Heer weiter im Schritt und sie kamen nur langsam und mühsam vorwärts. Sie hatten viel Proviant, Packpferde und ein paar Medikusses dabei, für die ärztliche Versorgung, nun konnte nichts mehr schief gehen.
Sie ritten viele Tage und Nächte und machten öfters Pausen um sich auszuruhen. Nach sehr vielen Tagen, kamen weitere Männer mit Rüstungen und voll gepackten Pferden auf dieses großes Heer zu. Die Kriegerin Maria hielt ihren gewaltigen Zug an und ritt ein Stück auf das kleine Heer von etwa tausend Mann zu und der Anführer war Mylord Heinzal selbst. Er hatte sein Reich verlassen um an diesem Ereignis teilzunehmen.
Kriegerin Maria hob grüßend die Hand und ritt auf den Mylord zu und Lord Heinzal machte es ihr nach. Gleichzeitig zügelten sie ihre Pferde und ließen ihr Heer kurz alleine zurück.
„Seit gegrüßt, Lord Heinzal.“, begrüßte die Kriegerin Maria ihren Freund freundlich und zuvorkommend. Sie strahlten sich gegenseitig an. Denn sie hatten sich lange nicht gesehen.
„Seit gegrüßt, wehrte Freundin Maria.“, sagte Lord Heinzal und küsste ihre Handfläche und sie nickte dabei.
„Schließt ihr euch uns an?“, fragte Maria ihren Freund freundlich.
„Ja, Herrin. Ihr könnt gerne meine Truppen führen, wenn ihr wollt.“, sagte er und verbeugte sich vor ihr.
„Danke. Folgt mir. Reiht euch bei uns einfach ein.“, sagte Maria höflich.
„Ihr habt es gehört. Das Kommando übernimmt jetzt sofort sie. Wehe ich höre klagen. Verstanden!“, befahl Lord Heinzal zu seinen Männern. Sie nickten allen.
„Ja, Mylord!“, riefen die Männer und reihten sich in der langen Schlange ein.
Dann ritten sie zusammen und Lord Heinzal setzte sich mit an die Spitze des Zuges, neben der Kriegerin Maria und unterhielt sich mit ihr über die alten Zeiten und dann über die neuesten Geschehnissen, die sie beide beschäftigten.
„Wie ist das wehrte befinden bei dir, meine Liebe?“, fragte Lord Heinzal höflich seine Reisegefährtin.
„Ich kann mich jedenfalls nicht beschweren. Und bei euch?“, fragte Maria ihn ebenfalls und erkundigte sich nach seinem befinden.
„Bei uns ebenfalls.“, sagte Lord Heinzal mit einem zufriedenen lächeln.
„Wie macht sich der Junge?“, fragte die Kriegerin Maria neugierig.
„Er macht sich prächtig. Er muss nur noch eine Prüfung bestehen. Ihr wisst welche ich meine?“
„Sicher.“, sagte Maria mit einem nicken.
„Ich habe bereits mit Artis gesprochen und er ist einverstanden, dass der Junge solange bei ihm unter kommt und sich dort auf diese letzte Prüfung konzentrieren kann, ehe er im Heer aufgenommen werden kann.“, sagte Lord Heinzal bestimmt.
„Das ist gut.“, sagte Maria begeistert.
„Der Bursche ist ein Energiebündel und fragt täglich wann ihr kommt.“, sagte Lord Heinzal lächelnd und etwas genervt.
„Und was habt ihr geantwortet?“, hackte Maria nach, weil sie alles wissen wollte, was in der zwischen Zeit passiert war.
„Das es nicht mehr lange dauern wird, bis ihr eintrifft und er seine Prüfung machen kann.“
„Ihr wisst schon das er der Erbe ist oder?!“, wollte Lord Heinzal sicher gehen.
„Sicher! Sonst hätte ich die Wachen längst abgezogen. Sie bewachen ihn ständig. Er kann nicht unbemerkt davon kommen, ohne dass er es merkt. Er weiß nicht wer ihn beschützt und beobachtet. Er hat keine Ahnung von alldem.“, sagte Maria ernst und mit einem Nicken.
„Schön. Dann verlasse ich mich auf euch.“, sagte Lord Heinzal mit einem Kopf nicken und ließ das Thema ruhen.
„Ja. Das könnt ihr.“, bestätigte Maria ihn noch einmal.
Denjan ritt auf sie zu und hielt sein Pferd an. Sie lächelten sich an und es viel ihr auf, das er Interesse an ihrer Tochter zeigte und musste schmunzeln. Diese Verliebtheit. Sie lies den beiden ihren Spaß, solange sie es nicht übertreibten.
Ihre Tochter war erst fast elf Jahre alt und ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Denjan hingegen war fast 21 Jahre alt und war im besten Heiratsalter angekommen. Es war in diesem Land üblich, das einundzwanzig jährige sich ihre Braut ab zehn Jahren aussuchte und dann auch sofort heirateten. Der Nachwuchs wird dann erst ab vierziehn preis gegeben. Es könnten Geschwister sein, wenn sie Fremden begegnen würden. Naja. Sie wandte sich wieder ihrem alten Freund zu und sie sprachen über die letzten Jahre der alten Zeit.
Somit vergingen die Tage. Sie waren am Ziel ihrer Reise angekommen und waren froh, dass alle gesund ankommen waren. Sie seufzten und lächelten zufrieden und bedankten sich bei ihrer Kriegerin Maria und ihrem Herrn Lord Heinzal für ihre Sicherheit. Nun schritten sie schneller vor Freude und auch die Reiter gingen im Trapp über. Die Sonne kämpfte sich weiter durch die weißen Wolken hervor und vertrieben sie zum Schluss und ein klarer blauer Himmel kam zum vorschein. Die Sonne warf ihre warmen Strahlen aus und ein schöner Nachmittag setzte ein. Der Wind wehte schwach und die Vögel sangen ihr Lied als sie vorbei flogen und sich im leichten Winde treiben liesen.
Endlich hatten sie die Stadt Sodankus erreicht und schon von weitem, konnten die Wachen sie sehen. Sie winkten als sie sie erkannten, wer die Gäste der Stadt waren. Sie ließen das Tor öffnen und der lange Zug ritt durch das Tor in den offen Platz zum Markt hinein. Der Markt war riesig und mit einigen Ständen versehen. Es war wieder Markttag und die Bauern und andere Händler verkauften ihre Waren und feilten um jeden Preis. Als diese den langen Zug sahen hielten alle in ihrer Bewegung an und starrten die Fremden an. Sie konnten nicht glauben was sie sahen. Eine Frau in Rüstung. Eine Endsetzung des eigenen Geschlechts. Dann erkannten sie auch Lord Heinzal und sein Gefolge. Auch einige Elfen waren unter ihnen. Manche dachten, das diese Geschichten über jene Kriegerin nur erfunden wären, aber sie waren war. Über diese geheimnisvolle Kriegerin wurde viel gesprochen und manche waren nicht sehr erfreut darüber, das eine Frau, ein Heer führte. Manche verfluchten sie sogar, aber manche wurden dennoch neugierig und sobald war fast die ganze Stadt auf den Beinen, es sprach sich wie ein Uhrwerk herum, das Leute aus den fernen Ländern gekommen seien und auch eine Kriegerin war unter ihnen. Als hätten sich alle abgesprochen, das jemand zu Besuch kommen würde.
Dann wurde Platz gemacht und eine Gasse gebildet, vor der Kriegerin Maria und Lord Heinzal. Denn auf einmal erschien Artis und wurde mit einem sehr großen Respekt beäugt. Sie tolerierten seine Absichten und nahmen seine Entscheidungen ernst. Er war sozusagen das Oberhaupt der Stadt und der Stadtverwalter von Sodankus. Vor einiger Zeit war ja noch König Magalus und seine Frau Solunda für die Rechte in dieser Stadt zuständig, wo sie noch gelebt hatten. Allerdings ging auch das Gerücht, das der alleinige Erbe bald zurück kehren würde und bald den Thron wieder bestieg, damit das Land in Wohlstand und Frieden weiter leben konnte, aber ob das passieren würde, war eine ganz andere Geschichte. Das wusste niemand so genau.
Artis schritt auf die Kriegerin Maria und Lord Heinzal zu. Und die beiden stiegen von ihren Pferden ab und umarmten ihren alten Freund. Und lächelten ihm zu und er lächelte zurück und freute sich richtig über ihr kommen. Er hatte sie längst erwartet.
„Seit herzlich willkommen in Sodankus.“, begrüßte Artis seine Freunde.
„Danke. Wir freuen uns auch, euch wiederzusehen.“, sagte die Kriegerin Maria zu ihren besten Freund.
„Ganz meiner seits.“, sagte Artis.
„Seit auch ihr gegrüßt, alter Freund.“, sagte Artis lächelnd und beide umarmten sich brüderlich.
„Das freut mich auch.“, sagte Lord Heinzal lächelnd.
„Kommt! Wir haben eine Menge zu bereden. Meine Diener werden sich um den Rest kümmern.“, sagte Artis.
„Ach, ehe ich es vergesse.“, sagte Maria und holte ihre Familie aus der Menge zu sich hervor. „Ihr kennt sicher noch Hansalas oder?“, fragte Maria ihn und er trat zu ihr vor.
„Sicher, wie könnte ich einen alten Freund vergessen.“, sagte Artis.
„Wir sind in die Ehe eingegangen vor vielen Jahren. Und das ist unsere Tochter Franka.“, stellte sie ihre Tochter vor.
„Sie ist bildhübsch. Genau wie ihre Mutter. Einen herzlichen Glückwunsch nachträglich von mir.“, sagte Artis begeistert und war sofort hin und weg gerissen von dem kleinen Mädchen.
„Wie alt ist sie?“, fragte Artis sofort begeistert und war entzückt von dem kleinen Mädchen.
„Zehn. Und hat gute Manieren.“, sagte Hansalas Stolz wie Oskar.
„Ein schönes alter.“, sagte Artis und blühte auf in der Rolle als Großvater.
„Kannst du auf sie acht geben, solange wir hier sind?“, bittete Maria ihn.
„Natürlich. Ich werde ihr einiges beibringen, was ihre Mutter nicht kann. Nicht wahr?“
„Ja.“, sagte Franka etwas schüchtern.
„Fein. Gut, dann kommt mit. Ich werde euch jetzt, eure Unterkünfte zeigen, folgt mir einfach.“, sagte Artis freundlich und war so begeistert von der kleinen Franka, das er nur noch lächeln konnte und sie ihn zurück lächelte. Er war in seinem Element und überglücklich.
Sie folgten Artis zu seinem Haus, was in einer kleinen Gasse, in der Nähe des Wirtshauses war, alles war wie vorher, dachte Hansalas und lächelte, als er das alte Holztor wieder erkannte. Dann traten sie ein. Der Hof war noch der gleiche, wie vorher und der Raum, wo die Versammlungen stattfanden, war noch immer derselbe. Es roch alt und modrig. Es war ein wohltuender Geruch. Er lächelte und musste an die schönen alten Zeiten denken.
Artis klatschte in die Hände und befahl sofort ein großes Festmahl anzurichten und auch das Heer zu versorgen. Die Diener machten sich sofort an die Arbeit und währenddessen lies er seine Gäste mit einer Geste sich zu setzen und sie nahmen alle Platz, sobald sich Artis gesetzt hatte. Die kleine Franka durfte auf seinem Schoß und ihre Eltern nahmen links und rechts neben Artis Platz. Sie beobachteten aufmerksam, wie Artis mit der kleinen Franka umging und lächelten zufrieden und sahen sich wie verliebte Schulkinder an, was sie heute noch waren. Sie beobachteten ihre Tochter, wie sie mit dem alten Artis sprach, lachte und Scherzte. Artis fand es köstlich mit ihr zu spielen und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie lächelte schüchtern und lachte dann wieder auf. Dann gab Artis ihr eine Kette aus Muscheln und Steine. Sie bekam leuchtende Augen und umarmte ihn herzlichst.
„Eure kleine Tochter ist ein Goldstück. So zart und so gutherzig.“, sagte Artis und hatte Freudentränen in den Augen. Er war so glücklich.
„Danke, alter Freund.“, sagte Hansalas herzhaft. „Das ehrt uns sehr.“
„Das ist doch selbstverständlich.“, sagte Artis lächelnd. „Ein Kompliment hat noch niemandem geschadet. Mein Lieber. Ich mag eure Kleine sehr und sie spürt es. Ich fühle mich gleich viel jünger und die Rolle als Großvater tut mir sehr gut, mit meinem alten Gemüt.“
„Danke. Das du auf sie Acht gibst.“, sagte Hansalas ernst und doch bestimmt.
„Dafür sind alte Freund da, die sich immer aushelfen können. Nicht wahr?“, fragte Artis ihn.
„Das ist wohl war.“, sagte Maria mit einem Kopf nicken und mit ernster Stimme im Hintergrund. Sie war froh, dass er ihre Tochter gut aufnahm.
„Schön. Ah und da kommt unser Essen und Trinken.“, sagte Artis als er seine Diener bemerkte und sie stellten es auf den großen Tisch vor ihnen ab und sie schenkten jedem Wein ein. Mit einer freundlichen und dankenden Geste, dankte Artis seine Diener und verwieß sie den Raum. Dann waren sie wieder allein und unter sich. Artis hatte nebenbei erfahren, dass das Heer bestens versorgt war und dann Lord Heinzal mit Denjan dazu kamen und ihnen Gesellschaft leisteten.
„Ah, meine Freunde.“, begrüßte Artis die beiden herzlich und streckte dabei seine Arme vor Freude aus. „Es ist wahrlich eine Ewigkeit her, als wir uns sahen und wer ist dieser charmante Bursche neben dir?“
„Darf ich vorstellen. Der Sohn von König Magalus und seiner Frau Solunda. Sein wahrer Name ist Denjan. Er ist ein kräftiger Bursche geworden.“, sagte Lord Heinzal und machte sie beide bekannt. „Denjan. Das ist Artis, der Oberhaupt der Gemeinde und der Stadt und Stellvertreter des Thrones, wo deine Eltern einst regiert haben.“
Sie verneigten ihre Köpfe zur Begrüßung und sahen sich dabei an. Dann gab Lord Heinzal Denjan einen heimlichen Stups damit er endlich mal was sagte.
„Es ist mir eine Ehre, euch kennen zu lernen.“, sagte Denjan höflich.
„Das liegt ganz auf meiner Seite.“, sagte Artis Freude strahlend.
Sie verneigten sich abermals und dann wandte er sich wieder Lord Heinzal zu.
„Wie geht’s dir, alter Freund?“, fragte Artis und bemerkte, wie die anderen im Raum ihn dabei beobachteten.
„Sehr gut. Ich kann mich nicht beklagen. Mein Volk ist in Sicherheit. Dank unserer gemeinsamen Freundin.“, sagte Lord Heinzal lächelnd und sah dabei seine beste Freundin Maria an, sie nickte ihm zu und lächelte dabei.
„Das ist sehr nett von dir. Das freut mich.“, sagte Artis lächelnd.
„Es war mir eine Ehre.“, sagte Maria ernst und verneigte sich theaterisch vor ihm. „Dein Volk ist bereits in meinem Land eingetroffen und bekommt alles was sie brauchen.“
„Ich danke dir.“, sagte Lord Heinzal. „Jetzt bin ich beruhigt. Danke.“
„Schön.“, sagte Artis und geleitete seine Freunde zu ihren Plätzen am Tisch. „Setzt euch und lasst und gemeinsam anstoßen und genießt die Speisen und den Wein. Lasst es euch schmecken. Langt zu.“
Dabei rieb sich Artis die Hände und setzte sich auf seinen alten Platz. Die beiden anderen nahmen gegenüber ihren Platz ein, während die kleine Franka zwischen Artis und ihrer Mutter Platz genommen hatte. Dann wurde Wein und für die Kleine Saft eingeschenkt und dann wurden die Becher gehoben und den Trost ausgesprochen und auf den Frieden angestoßen. Dann nahm jeder einen Schluck und Artis machte ein zufriedenes <Ah> und wischte sich dabei mit seinem Handrücken über den Mund und dann wurde kräftig zugelangt. Alle langten gierig zu und genossen die friedliche Ruhe und die Gesellschaft. Er fühlte sich nun gleich wohler und eine große Last viel von seinen alten Schultern. Er sprüte vor neue Energie und streichelte Franka über den wuscheligen Kopf und beide lächelten sich zufrieden an. Sie genossen beide das.
„Es ist herrlich, das ihr alle da seit.“, sagte Artis zufrieden und freute sich wie ein kleiner Junge der etwas Geschenkt bekommen hatte.
„Danke.“, sagten fast alle gleichzeitig.
„Und wie ist es so, in eurem Lande, alter Freund?“, fragte Artis und wollte die neuesten Neuigkeiten von ihm wissen.
„Wie man´s nimmt.“, sagte Lord Heinzal. „Ich habe vor kurzem meinen Diener Stummel entlassen. Er war zu aufdringlich und wollte an die Macht kommen. Ich habe es nicht mehr ausgehalten und habe ihn zum Stallausmisten verdammt. Ich bin froh, das ich ihn nicht mehr um mich habe und das ist auch gut so.“
„Ohje. Der Kerl tut mir überhaupt nicht Leid. Ist wahrscheinlich auch besser so.“, sagte Artis. „Wohin ist er gegangen?“, fragte Hansalas seinen besten Freund.
„Ich weiß es nicht. Ich weiß nur das er eine Stelle als Stallarbeiter bekommen, da kann er nicht ständig reden.“, sagte Heinzal achselzuckend. „Es kann sein, dass er sich mit dem Feind verbündet hat. Oder auch nicht. Ich weiß es nicht genau.“
„Das wäre schlimm, wenn er überlaufen sollte. Dann hätten wir ein gewaltiges Problem.“
„Hoffen wir das er das nicht ist.“, seufzte Artis. „Jedenfalls ist er jetzt im Stall beschäftigt und ist mit den anderen auch nicht nach Golinka gegangen, das habe ich vermeiden können. Also es besteht keine Gefahr das er zum Feind überlaufen würde. Das Problem haben wir also nicht, da könnt ihr ganz beruhigt sein. Er kann uns nichts tun.“
„Fein. Sprechen wir über dein Volk.“, sagte Artis und wechselte das Thema. „Sag, alter Freund. Wie verläuft das Leben deines Volkes?“
„Wo sie noch bei mir waren. Gut. Jetzt haben sie es ein wenig besser. Mehr Nahrung und Unterkunft, als bei mir. Bei mir gibt’s teilweise nur Moor und das kann man schlecht als Nahrung verwenden. Jetzt leben sie in Sicherheit und in Luxus, worüber ich sehr dankbar bin. Das unsere Freundin sie aufgenommen hatte.“, sagte Lord Heinzal und sah dann zu Maria hinüber. Sie nickte anerkennend ihm zu.
„Das ist ein großzügiger Schachzug von dir. Worüber wir sehr dankbar sind. Ich weiß noch gar nicht, was ich mit meinem Volk machen werde. Wenn wir angegriffen werden. Ich habe soweit noch gar nicht gedacht. Ich mache mir ernsthafte Sorgen, da ich mein Volk sehr schlecht ernähren kann, vielleicht muss ich dann ein anderes Land ziehen, aber das kläre ich nach der großen und hoffentlich letzten Schlacht.“, gestand sich Artis ein und senkte dabei den Kopf. „So ein Mist. Ich muss es endlich mal machen und überlegen, wohin ich sie am besten schicken könnte, wenn es hart auf hart kommen sollte.“
„Lasst den Kopf nicht hängen. Alter Freund.“, sagte Hansalas im Hintergrund.
Artis drehte sich nach um und stutzte. „Wie bitte?“
„Und welche Entscheidung würdet ihr treffen, alter Freund?“, wollte Artis von ihm wissen.
„Schickt euer Volk in die Höhlen hier her oder zur Kriegerin. Ihr könnt es euch aussuchen. Der Feind wird von Süden heran stürmen und wir wohnen im Norden. Sie würden sich nicht in die Quere kommen. Es ist wie gesagt eure Entscheidung.“, sagte Hansalas und sah dabei seine Frau an, die mit dem Kopf nickte und einverstanden war.
„Das ist wohl wahr. Das ist meine Entscheidung. Ich weiß nur noch nicht wie ich sie treffen soll.“, sagte Artis ernst und doch bestimmt.
„Ich habe mein Volk zur Maria geschickt, ich bin ihr so dankbar und ich weiß auch nicht, wie ich es bei ihr wieder gut machen soll. Ich fühle mich so hilflos im Moment, das ich nicht weiß, wo mir der Kopf steht.“, seufzte Lord Heinzal und ließ die Schultern hängen.
„Es gibt auch noch andere Wege, aber es war nur ein Vorschlag den ich dir gemacht habe. Ihr wisst am besten, was gut für euer Volk ist.“, sagte Hansalas nun ebenfalls ernst und Artis nickte ihm ernst zu.
„Das ist wohl richtig. Lasst uns über etwas anderes sprechen.“, sagte Artis und wollte die fröhliche Stimmung nicht kippen. „Wie stets mit Denjans Prüfung? Wann soll sie statt finden? Und was für eine Prüfung soll er denn absolvieren? Habt ihr einen Vorschlag?“, fragte Artis seinen Freund.
„Er ist soweit, dass er die letzte Prüfung machen kann.“, sagte Lord Heinzal zufrieden.
„Mussten alle diese Prüfungen machen?“, wollte Denjan unbedingt wissen und hatte sich die ganze Zeit zurück gehalten und hatte ein mulmiges Gefühl in der Magengrube.
„Manche nicht, aber viele wollten sie machen und da ich nun mal ihre Anführerin bin, mussten sie diese Prüfung ablegen, um zu beweisen, dass sie gut genug für das Heer sind. Ich kann mir nicht erlauben, Schwächlinge in meinen Reihen zu haben, die nicht kämpfen können. Wenn du verstehst. Wer mich fast besiegen kann der wird aufgenommen. Wer mich ganz besiegen kann, könnte mein Stellvertreter sein und das Heer führen, wenn ich nicht mehr da bin.“, sagte Maria, wie ein Professor und mit ernster Stimme. „Diejenigen die es nicht können, leben als einfache Bauern oder Ratgeber unter uns. Damit sie sich nicht fürchten müssen, habe ich andere eingesetzt, die die anderen Leute schützen mit ihrem Leben. Das ist auch gut so.“
„Dann will ich diese Prüfung machen. Unbedingt.“, sagte Denjan felsenfest entschlossen und seine Augen leuchteten vor Freude und Begeisterung. Er konnte es kaum erwarten, endlich los zu legen.
„Fein. Bereite dich in den nächsten Tagen darauf vor. Es wird nicht leicht sein. Es wird eine Art Turnier geben, wo du verschiedene Prüfungen absolvieren musst. Und dein bestes Ergebnis wird zusammen gerechnet und ich entscheide dann, ob du bereit dafür bist in das Heer aufgenommen zu werden oder ob du noch nicht soweit bist. Es wird auch etwas schmerzhaft sein. Damit musst du auch rechnen. Ist dir das klar?“, fragte Maria ihren Schüler ernst und wollte sicher gehen, das er es auch verstanden hat.
„Ja.“, sagte Denjan sofort und war so begeistert, dass er es nicht verbergen konnte.
„Gut. Du bist ab jetzt mein Schüler und Prüfling. Du wirst auf die Prüfungen vorbereitet und dann wird sich zeigen wie du dich machst.“, sagte Maria ernst. „In Ordnung?“
„Ich kann es kaum erwarten.“, sagte Denjan voller Begeisterung und klatschte dabei in die Hände. Seine Augen funkelten vor Vorfreude.
„Schön. Spar dir deine Kraft bis zum Schluss auf und verbrate sie nicht gleich am Anfang. Ein kleiner Tipp am Rande.“, sagte Maria und sah ihn dabei ernst an.
„Klasse.“, sagte Denjan. „Danke. Werde ich mir merken. Ich bin bereit.“
Maria nickte zufrieden und widmete sich wieder ihrem Essen zu. Denjan hingegen träumte mit offenen Augen von seinem Sieg. Ihr entging nichts. Sie musste schmunzeln.
„Wann willst du damit anfangen, Liebling?“, fragte Hansalas neugierig seine Gemahlin.
„In ein paar Tagen. Wir sind hier ja nicht zum Vergnügen gekommen sondern, um Frieden zu bringen.“, sagte Maria zu ihrem Mann ernst.
Hansalas nickte. „Ich weiße, Schatz.“
„Schön. Und was geschieht mit mir, Mama?“, wollte die kleine Franka wissen.
„Ich denke, das Artis auf dich achten wird.“, sagte Maria und sah Artis an. „Nicht wahr?“
„Sicher. Es ist mir eine große Freude. Ich fühle mich um Jahre jünger, wenn die kleine bei mir in Gesellschaft ist.“, sagte Artis.
„Was machen wir nun mit dem Feind?“, wollte Hansalas wissen.
„Das klären wir gleich, sobald die Kleine ins Bett gebracht worden ist. Das werde ich übernehmen.“, sagte Artis und fühlte sich in seiner Großvaterrolle super wohl und wirkte wie ausgewechselt.
„Das ist nett von dir, Artis.“, bedankten sich Maria und Hansalas gleichzeitig und lächelten.
„Es ist mir eine Freude.“, sagte Artis und nahm Franka in die Arme. „Soll ich dich ins Bett begleiten oder deine Eltern?“
„Du, Artis.“, sagte Franka mit leuchtenden Augen.
„Schön. Sag noch gute Nacht zu deinen Eltern.“
„Gute Nacht.“, sagte Franka und winkte ihren Eltern lachend zu.
Sie taten es ihr nach und wünschten ebenfalls eine gute Nacht und damit waren Artis und Franka aus dem Raum verschwunden. Dann nach einiger Zeit kam Artis wieder und hatte Franka ins Bett gebracht.
„Schläft sie?“, wollte Maria wissen.
„Wie ein Fels in der Brandung.“, sagte Artis. „Sie ist sofort eingeschlafen und ich habe sie ins Bett getragen. Ist auf dem halben Weg eingeschlafen.“, sagte Artis grinsend.
„Na dann.“, sagte Maria lächelnd. „Das ist ja was ganz Neues.“
„Das stimmt.“, sagte Hansalas. „Vielleicht sollten wir dich doch öfters besuchen und du nimmst öfters die Kleine.“
„Gerne. Da habe ich wenigstens eine Beschäftigung und fühle mich nützlich.“
„Wir werden es nicht vergessen. Habt dank, alter Freund.“, sagte Hansalas lächelnd.
„Ist kein Problem, mache ich gern. Jederzeit.“, sagte Artis. „Aber nun lasst uns über den Feind sprechen. Denjan kann es ruhig mit anhören. Schließlich geht es ja auch um ihn.“
„Wenn du meinst und es für richtig hältst?“, fragte Hansalas besorgt.
„Das halte ich für richtig. Er ist alt genug.“, sagte Artis mit scharfer Stimme.
„Gut. Dann legen wir los.“, sagte Artis.
„Was geschieht nun?“, wollte Denjan wissen, er sah einem nach dem anderen an.
„Wir werden eine Strategie gegen den Feind austüffteln.“, sagte Artis ernst und trocken.
„Und was ist der Plan?“, wollte Lord Heinzal ratlos wissen.
„Wie wäre es mit einer Abmachung?“, sagte Maria.
„Was für eine Abmachung?“, fragte Artis argwöhnisch.
„Wir schreiben ihn und fordern einen Zweikampf zwischen ihn und mir und wer verliert, bekommt die Bedinungen. Oder so ähnlich?“, schlug Maria achselzuckend vor, weil sie keine andere passende Idee hatte.
„Das wäre wenigstens etwas. Sonst noch irgendwelche Vorschläge?“, fragte Artis.
Niemand sprach ein Wort oder es viel ihnen nichts mehr ein. Keiner wusste, was man tun sollte. Sie wirkten alle ein wenig ratlos.
„Fein. Dann nehme ich Feder und Papier und beginne den Brief zu verfassen.“, sagte Artis entschlossen und war mit dieser Entscheidung zu frieden.
Er nahm Pergament, Feder, Tinte und begann zu schreiben. Er schrieb den Vorschlag auf das Blatt und unterschrieb und machte einen Treffpunkt außerhalb der Stadt aus.

Hallo, König Afalus,

hier sind Artis und die Kriegerin. Ihr wisst bestimmt, wen ich meine?
Damit dieser langer Krieg nun endlich zu Ende gehen soll, haben wir einen Vorschlag zu unterbreiten. Ich hoffe, dass ihr damit einverstanden seid. Vor der Stadt befindet sich eine große Wiese, wo wir Ritterkämpfe veranstalten. Dort soll sich das Schicksal unseres Volkes entscheiden. Die Kriegerin fordert dich zum Zweikampf heraus und wir hoffen, dass du dich darauf einlässt.

Hochachtungsvoll

Arits und die Kriegerin

Dann faltete er den Brief zusammen und band es einer Brieftaube ans Bein. Dann erhob sich Artis und ging zum Fenster und öffnete es, eine kühle Briese wehte in den Raum hinein. Dann gab er der Taube einen Anstoß und sie flog davon in die kühle Nacht hinaus. Dann schloss er das Fenster wieder und setzte sich wieder hin. Dann strich er sich über das Gesicht und nun konnten sie nur noch abwarten.
„Hoffentlich klappt es.“, sagte Lord Heinzal bedrückt und mit wenig Hoffnung und strich sich den Nacken.
„Das hoffen wir alle.“, sagte Artis. „Ab morgen wird Denjan für seine Prüfung trainiert, damit er sie schnell ablegen kann. Ich werde mein Volk losschicken, sobald ich Antwort von dem Feind bekomme. Es wäre jetzt das beste, das wir erst mal ins Bett gehen und uns ausruhen. Morgen wird ein anstrengender und harter Tag für uns. Schlaft gut.“, sagte Artis müde und erschöpft.
„Ja das wäre das Vernünftigste was wir jetzt machen sollten. Dem sollten wir jetzt alle nach gehen. Schlaft gut.“, sagte Lord Heinzal.
Er erhob sich und ging aus dem Raum. Denjan tat es ihm kurz danach nach und die anderen drei auch. Es gab heute nichts mehr zu tun und Schlaf konnten sie alle gebrauchen. Es war bereits weit nach Mitternacht und sie wurden alle schläfrig. Die Nacht war getrübt und wolkig. Der kühle Wind fegte weiter durch die Gassen und Häuser und zwängten ihre Bewohner in ihre dicken Federbetten zu krabbeln. Dann schliefen sie alle. Keine Wolken waren am Himmel zu ziehen. Die Nacht verstirch und noch keine Nachricht vom Feind war eingetroffen. Die Stadt wurde ruhig und nur ein paar Raben flogen über sie hinweg.


Kapitel 20

Am nächsten Morgen traten Maria und Denjan in den Raum, wo Artis bereits in seinem Stuhl saß. Die anderen schliefen noch. Er hielt einen Brief in seiner Hand und sah ernst dabei aus.
„Was gibt’s?“, fragte Maria als sie sich setzte und Denjan setzte sich auch.
„Eine Antwort von Afalus.“, seufzte Artis.
„Und?“, fragte Maria weiter und wollte wissen, was nun los war.
„Er nimmt das Angebot an. Ich hatte befürchtet, das er ablehnen würde.“, sagte Artis seufzend.
„Ohje. Das habe ich mir schon fast gedacht.“, sagte nun Maria auch seufzend und strich sich über den Kopf und schüttelte den Kopf.
„Was habt ihr?“, wollte Denjan wissen, da er nicht verstand, warum alle so bedrückt aussahen. Er wollte den Grund dafür wissen.
„Wenn ich verliere. Sterbe ich und alles ist verloren.“, sagte sie mit gesenktem Kopf.
„Und was ist dabei so schlimm daran?“, wollte Denjan wissen.
„Dann geht das ganze Land den Bach hinunter und dein Leben auch, du wärst niemals in Sicherheit und er wird dich, dann am Ende noch töten, wie er es von Anfang an geplant hatte. Es ist aussichtslos.“, sagte Artis. „Wir haben keine Alternative, wie wir sonst den Feind besiegen können.“
„Und wenn wir dann doch eine Chance haben?“, mischte sich Denjan ein.
„Und dann? Was geschieht dann?“, sagte Artis achselzuckend. Er war ratlos.
„Ich weiß es nicht.“, gab sich Denjan geschlagen. „Und wenn ich mit ihm kämpfe?“
„Um gottes Willen. Tu das bitte nicht. Du bist hier die einzige Hoffnung. Dein Tod kann keinem was nützen und wir hätten keinen König, der das Land regieren könnte.“, sagte Artis geschockt und Denjan entschuldigte sich und zog den Kopf ein.
„Da siehst du es. Es gibt keine Chance. Wir haben es nun einmal ein gerührt und nun müssen wir es auslöffeln.“, sagte Maria ernst und verzweifelt.
„Vielleicht wird es doch noch alles gut.“, schlug Denjan vor und versuchte ein bisschen Mut in die Runde zu bekommen.
„Ja. Vielleicht.“, sagte Artis mit bedrückter Stimmung.
„Wie viel Zeit bleibt uns noch?“, fragte Maria.
„Bis zum zweiten Vollmond.“, sagte Artis seufzend. „Das sind noch fast zwei Monate, aber wir müssen vorbereitet sein, auf das schlimmste.“, sagte Artis und hob den Finger. „Ich wiederhole auf das Schlimmste. Wir brauchen viel Glück.“
„Dann legen wir gleich mit dem Training los.“, sagte Maria und schaute ihren Schüler nun ernst an.
„Ja, Herrin.“, sagte Denjan und ballte die Fäuste, weil er es kaum erwarten konnte loszulegen.
„Haben wir überhaupt eine Chance?“, fragte Hansalas als er eintrat und hatte die letzten Sätze mit angehört.
„Wenn wir es überleben, ja. Er hat die Herausforderung übrigens angenommen, Liebling.“, sagte Maria zu ihrem Mann.
„Und?“, fragte Hansalas mit hoch gezogenen Augenbrauen. „Wirst du es tun, Liebling?“
„Sicher. Ich muss mir nur noch eine Strategie ausdenken, um ihn zu überlisten und heraus zu finden, wo seine Schwachstellen sind.“, sagte Maria seufzend.
„Viel Glück.“, sagte Hansalas und nahm sie in die Arme.
„Danke.“, sagte Maria und war froh über diese Zuwendung von ihrem Gatten.
„Sprechen wir über etwas anderes.“, schlug Artis vor, um das Gesprächsthema zu ändern.
„Und über was?“, wollte Denjan unbedingt wissen, weil er sehr Neugierig war und alles wissen wollte, was besprochen wurde.
„Was dein erstes Training sein wird. Was hälst du von einem Reittraining?“, schlug Artis vor. „Mal schauen wie du mit dem Pferd zurecht kommst. Und dann mit Pfeil und Bogen umgehen kannst.“, sagte Artis weiter.
„Gerne.“, sagte Denjan. „Wann geht’s los?“
„Jetzt, kommt. Tun wir etwas.“, sagte Artis wild entschlossen. Franka war inzwischen eingetroffen und Artis nahm sie auf die Arme und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
Dann erhoben sie sich und gingen hinaus in den Innenhof von Artis Besitz. Dann gingen sie in die Ställe, wo die Pferde standen und traten an Schneewehe heran, was Denjan geritten hatte, bei Lord Heinzal. Er machte Schneewehe fertig und sattelte ihn und führte ihn nach draußen in den Innenhof, dann stieg er auf und wartete auf weitere Anweisungen. Dann sah er die anderen an.
„Und nun?“, fragte Denjan. „Soll ich losreiten?“
„Ja. Reite ein paar Runden. Damit wir sehen, wie weit du schon bist.“, sagte Maria zu ihrem Schüler und Denjan gab Schneewehe die Sporen und es setzte sich in Bewegung.
Denjan meisterte das Reiten mit Bravour und er hatte wirklich Talent. Schneewehe akzeptierte ihn voll und ganz und sie haben eine enge Freundschaft aufgebaut. Sie lächelte und war sehr begeistert von ihrem Schüler. Sie lobte ihn zwischendurch und Denjan nahm es dankend an.
„Hier hast du Pfeil und Bogen und versuche dort die runde Holzscheibe dort hinten zu treffen. Erst in Schritt, dann Trapp und dann in Galopp. Ich will sehen, wie du es mit der Treffsicherheit klar kommst.“, sagte Maria und machte mit der Geste ihm klar, dass er beginnen konnte. Er legte auch sofort los.
Denjan führte diese Bedingungen aus und traf bei jeder Steigerung ins Schwarze. Dann kehrte er zurück zu seinen Ausgangspunkt. Er war so richtig Stolz auf sich, das er es geschafft hatte.
„Wirklich gut.“, Maria war begeistert und lobte ihn.
„Danke. Und was soll ich nun machen?“, fragte Denjan.
„Kannst du mit dem Schwert umgehen?“, fragte Maria ihren Schüler.
„Ja.“, sagte er sofort.
„Dann steig ab und hol dir ein Schwert. Ich will sehen wie du mit dem Schwert umgehen kannst.“, sagte Maria nun plötzlich streng und doch bestimmt.
Denjan stieg ab und Hansalas holte ein zweites Schwert zur Übung und reichte es ihm. Dann stellte er sich in Kampfposition und die anderen traten zur Seite, damit sie Platz zum kämpfen hatten, dann zog Maria ihr Schwert. Es war ein gewelltes hübsches Schwert. Der Griff war aus feinem Holz und Metall und das Schwert selbst war mit einem hauch von grün und blau mit etwas rotem Hauch versehen. Dann stellte sie sich ebenfalls in Kampfposition.
Dann griffen sie beide gleichzeitig an. Denjan hatte mühe mit der Abwehr und duckte sich bei jedem Angriffsschlag.
Maria hörte mit dem Angreifen auf und verdrehte die Augen und war verwirrt. Dann hörte auch Denjan auf und machte eine Enttäuschte Miene und eine geduckte Haltung.
„Was ist los?“, wollte Denjan wissen. „Ich verstehe das nicht.“
„Du hast zu viel Angst. Und bist noch nicht so weit für das Heer. Trainiere fleißig, dann können wir erneut prüfen ob du soweit bist.“, sagte Maria etwas enttäuschend. „Wir werden ein andermal alles wiederholen. Trainiere fleißig, versprochen?“
„Ja. Wer trainiert mit mir?“, fragte Denjan in die Runde.
„Das werde ich übernehmen.“, sagte Hansalas und legte eine Hand auf seiner Schulter.
„Und ich werde ebenfalls mit dir trainieren.“, sagte Lord Heinzal sofort.
„Danke.“, sagte Denjan.
„Dann wäre das ja geklärt.“, sagte Artis und verschwand wieder in sein Haus.
„Dann ist es ja gut. Ich werde ab und zu mich von deinen Künsten überzeugen. Damit wir einen neuen Tag ausmachen, das wir dann noch einmal die Prüfung machen werden, wenn du soweit bist.“, sagte Maria und Denjan nickte.
Maria folgte ihm und steckte ihr Schwert zurück in die Scheide, was auf ihrem Rücken steckte. Sie hatte zwei Schwerte, zusätzlich hatte sie noch Pfeil und Bogen auf dem Rücken.
Sie ging ebenfalls ins Haus zurück, sie wollte sich um die Kleine kümmern und sie von den ganzen Ärger fern zu halten. Sie sollte den Krieg so gut es geht, nicht mit bekommen.
Währenddessen probierten sich Hansalas und Denjan mit den Schwertern aus. Hansalas zeigte ihm, wie er am besten seine Abwehr trainieren kann und wie er Angreifer abwehren konnte. Langsam machte er sich und immer wieder besser.
„Das wird schon. Du bist bereits viel besser.“, lobte Hansalas ihn und nickte.
„Danke.“, sagte Denjan.
„Du musst nur viel üben. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.“, sagte Hansalas mit ernster Stimme und mit einem Kopf nicken.
„Das stimmt wohl?“, fragte Denjan, weil er so was noch nie gehört hatte.
„Es ist wahr.“, sagte Maria die sich an die Wand des Hauses gestellt hatte und den beiden beim Training zugeschaut hatte. Sie war bis jetzt unbemerkt geblieben.
„Ich habe dich gar nicht bemerkt, Schatz?“, sagte Hansalas erstaunt und hatte sich dabei umgedreht und fühlte sich beobachtet. Er konnte es nicht leiden, wenn man ihm beim Training störte und ihn unbemerkt beobachtete.
„Ich schaue euch schon eine weile zu. Er macht sich langsam und ich habe noch ein paar Techniken mit den er lernen kann. Aber trainiert ihr erst mal. Das andere können wir später noch machen. Wenn du das Gefühl hast, mich herauszufordern, dann gib mir bescheid.“, sagte sie gelassen.
„Danke. Das mache ich.“, sagte Denjan und nickte. „Wie geht’s Franka?“
„Der Kleinen geht’s gut. Sie blüht bei Artis richtig auf. Als wäre er, ihr Großvater. Die beiden zu sehen ist manchmal richtig emotional und mitfühlend. Ich bin sogar etwas Eifersüchtig, wenn ich die beiden so sehe. Aber ich freue mich auch, über die zwei. Da habe ich mal Zeit für mich.“, sagte sie lächelnd.
„Das glaube ich dir, Liebling.“, sagte Hansalas.
Sie lächelte ihren Mann an und nickte dann Denjan zu.
„Trainiere ruhig weiter und lasst euch nicht stören.“, sagte Maria.
„Okay. Dann geht’s weiter.“, sagte Denjan. „Los, Hansalas. Ich will was lernen. Auf geht’s.“
„Okay. Los geht’s.“, erwiderte Hansalas und nahm seine gewohnte Stellung ein.
Dann trainierten sie weiter und kämpften die verschiedensten Positionen durch und Maria sah dem treiben zu und lächelte vergnügt dabei. Die beiden machten sich gut und Maria sah, wie gut sich Denjan schlug und musste schmunzeln. Sie war langsam zufrieden mit ihm.
So ging das ein paar Stunden lang und sie schaute ihnen immer noch zu. Dann kam Denjan langsam aus der Puste und wurde mit seinen Abwehrschlägen immer langsamer, schließlich warf Hansalas ihm sein Schwert aus der Hand und Denjan lehnte sich an der Wand an um zu verschnaufen und Luft zu holen.
„Ich glaube, ihr solltet eine Pause machen.“, sagte Maria.
„Nein.“, japste Denjan. „Ich will weiter machen. Ich bin kein Schwächling.“
„Sie hat Recht.“, sagte Hansalas und steckte sein Schwert in die Scheite zurück, was an seiner Seite steckte. „Du brauchst wirklich eine Pause.“
„Wenn ihr meint.“, sagte Denjan etwas eingeschnappt und beleidigend.
„Ja, meinen wir.“, sagte Hansalas. „Mach eine Pause. Dann machen wir weiter.“
„Gut.“, und Denjan akzeptierte die Entscheidung und verdrehte etwas die Augen.
Dann als er sich erholt hatte, steckte er ebenfalls sein Schwert zurück und stieß sich von der Wand ab, an der er eben gelehnt hatte.
Dann ging er ins Haus hinein und Maria und Hansalas folgten ihm. Drinnen spielten Artis und die kleine Franka mit einem Holzbrett und Artis gab ihr Schachunterricht. Mit einem Zug schlug sie ihm Matt und gewann das Spiel. Sie lachte fröhlich und Artis wirkte bedrückt.
„Schon wieder gewonnen.“, lachte Artis herzhaft und steckte mit seinem lachen die Kleine an.
„Ja, ich bin besser als du, Artis.“, sagte Franka herzhaft und kicherte.
„Ihr habt ja eine Menge Spaß.“, sagte Maria und hatte ihre Arme verschränkt und lehnte an dem Türrahmen. „Ich bin wohl überflüssig?“
„Wir haben eine Menge Spaß, Mama.“, sagte Franka und sah ihrer Mutter mit leuchtenden Augen an. „Ich brauche dich doch.“
„Das freut mich.“, sagte Maria und lächelte ihrer Tochter zu.
„Ja.“, sagte Franka Freude strahlend.
„Und wie macht sich euer Schüler?“, fragte Artis die beiden.
„Es wird allmählich.“, sagte Maria, bevor Hansalas etwas erwidern konnte.
„Er muss noch viel üben.“, sagte Hansalas kurz angebunden.
„Aha. Ich dachte, das er bereits Erfahrung damit hat?“, stutze Artis und zog die Augenbrauen hoch und sah einen nach dem anderen an.
„Das habe ich auch gedacht.“, sagte Maria und zuckte mit den Schultern.
„Tja, dann hat Lord Heinzal uns belogen.“, sagte Artis schockiert und dann zog die Verärgerung über sein altes Gesicht. „Diener!“
Der Diener trat ein und verbeugte sich. „Herr!“
„Hol sofort Lord Heinzal und schicke ihn zu mir.“
„Ja, Herr.“, sagte der Diener und war sofort wieder verschwunden.
Damit verschwand der Diener und wenige Minuten später tauchte er wieder in Begleitung mit Lord Heinzal auf und verließ dann den Raum.
„Was gibt’s, Artis? Weshalb hast du mich gerufen?“, fragte Lord Heinzal ganz gelassen, denn er wusste nicht, was los war.
„Du hast uns angelogen.“, sagte Artis aufbrausend. „Wieso hast du das getan?“
„Womit soll ich dich angelogen haben?“, sagte Heinzal ganz unschuldig und wehrte sich.
„Du hast gesagt in deinem Brief, dass der Junge, bereits soweit wäre und du hast mit keinem Wort erwähnt, das er keine Erfahrung mit dem Schwert hat. Ist das richtig?“
„Oh!“, sagte Lord Heinzal, die Augenbrauen hoch gezogen und machte ein erstauntes Gesicht und schaute wie ein verwirrter Junge hin und her. „Dann hat Karl. Mein Hauptmann geschlampt! Das darf doch nicht wahr sein!“, sagte er wütend und ballte nun die Fäuste zusammen.
„Du gibt’s also zu, dass dein Hauptmann seine Pflicht vernachlässigt hat?“, sagte Lord Heinzal und war geschockt über seinen Hauptmann. Er musste dringend mit ihm sprechen.
„Ja, alter Freund.“, sagte Lord Heinzal mit ab währenden Händen. „Ich werde mit meinem Hauptmann ein ernstes Wort sprechen. So etwas geht überhaupt nicht. Da habt ihr Recht. Das räume ich ein. Ich sehe meinen Fehler ein. Moment. Eigentlich ist das ja Karls Fehler und nicht meiner. Na warte! Freund! Du wirst deine Lektion bekommen und deine Strafe.“, sagte Lord Heinzal wütend und hatte noch immer die Fäuste geballt. Dann schaute er zu Artis wieder auf. „Habt ihr einen Kerker oder so etwas in der Art?“
„Ja, haben wir. Warum fragst du?“, wollte Artis wissen.
„Ich will ihn einige Tage im Kerker dafür schmoren lassen. Er muss spüren, dass er dafür gerade stehen muss, was er verbockt hat. Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich werde ihn selbst in den Kerker stecken. Kann ich von euch ein paar Wachen ausborgen, wehrte Freundin?“, fragte Lord Heinzal und wandte sich dabei an Maria.
„Sicher. Ich gestatte es euch, Ausnahmsweise.“, sagte sie ernst.
„Danke. Bis später.“, sagte Lord Heinzal und verabschiedete sich schnell und verschwand aus dem Raum und die brechende Stille, schlich sich in den Raum und ließ die Köpfe der empörten Gesichter rauchten.
„Das war ja eine Aktion. Puh. Da kommt man ja ganz schön ins schwitzen.“, sagte Artis etwas scherzend und mit ernster Stimme zugeleich und fächelte sich mit der Hand Wind zu. „Naja. Hoffen wir mal, das er aus seiner nicht eingehaltenen Pflicht gelernt hat. Aber irgendwie kann ich ihn auch verstehen.“
„Tja. Da kann man wohl nichts machen.“, sagte Hansalas achselzuckend.
„Stimmt.“, sagte Artis.
„Ist heute nicht Markt?“, fragte Maria um das Thema zu wechseln.
„Ja, wieso?“, fragte Artis erstaunt.
„Ich werde mit Denjan auf den Markt gehen. Wenn ihr wollt könnt ihr mit Franka dort hin gehen und mit uns mit kommen. Sie kennt so was noch nicht und ihr seit in gewisser weiße ihr Opa. Sie spricht von nichts anderem mehr, außer von euch.“, sagte Maria und machte eine Handgeste nach vorne.
„Das ist wirklich eine gute Idee. Und wenn wir wieder kommen, gehen wir in den See schwimmen.“, sagte Artis mit funkelnden Augen.
„Wo ist ein See?“, fragte Maria erstaunt, weil sie davon noch nichts gesehen hatte.
„Hinter meinem Haus. Durch den kleinen Schuppen, der beim Stall ist, gelangt ihr dort hin. Er ist nicht tief. Da kann man als kleines Kind wunderbar stehen am Uferrand. Es ist herrlich. Und außerdem ist das Wetter toll. Ein kleines Kind sollte nicht immer im dunklen Raum sein. Es braucht auch die frische Luft und soll sich mal richtig austoben können. Sie hat viel Energie.“, sagte Artis anerkennend.
„Eine wirklich gute Idee.“, sagte Hansalas und nickte mit dem Kopf. „Ich werde meine Frau bekleiden. Ihr kommt doch gut auch alleine klar?“
„Sicher. Man läuft sich bestimmt über den Weg. Ich werde mir jetzt die kleine Franka schnappen und mit ihr los ziehen. Es ist so ein herrlicher Tag. Wir können alle frische Luft vertragen. Auf geht’s.“, sagte Artis und erhob sich stöhnend von seinem alten Stuhl.
„Wie wäre es wenn wir alle gehen.“, sagte Franka und stand in der Tür.
Alle drehten sich zu ihr um zog die Augenbrauen hoch.
„Seit wann hörst du uns schon zu?“, fragte Hansalas seine Tochter.
„Eine weile, Paps.“, sagte Franka achselzuckend. „Wieso?“
„Wie viel hast du mitbekommen?“, fragte Hansalas weiter.
„Nur den See und das ihr mit mir zum Markt wolltet. Das ist alles.“, sagte Franka.
„Uff. Dann ist gut.“, sagte Hansalas und ließ einen leichten Seufzer von sich vernehmen.
„Was ist, Papa?“, fragte Franka ihren Vater neugierig und hob die Augenbrauen und schaute ihn ratlos an.
„Nichts.“, sagte Hansalas und schüttelte den Kopf dabei.
„Gehen wir.“, sagte Artis, um das Thema schnell zu wechseln. „Los, Franka. Gehen wir auf den Markt.“
„Okay.“, sagte Franka und schaute kurz ihren Vater und dann ihre Mutter an und zuckte mit den Schultern und folgte Artis nach draußen.
„Das nächste mal. Sei etwas einfühlsamer zu ihr. Ich mag es nicht, wenn du sie zu hart ran nimmst.“, sagte Maria zu ihrem Gatten.
„Entschuldige, Schatz. Es war nicht so gemeint.“, entschuldigte er sich bei ihr.
„Das war auch dein Glück, mein Lieber.“, sagte sie. „Entschuldigung angenommen. Für das erste. Gehen wir, bevor wir hier noch anwachsen.“
Sie verließ den Raum und Hansalas folgte ihr.
Draußen im Innenhof warteten schon Denjan, Artis und die kleine Franka auf die beiden.
„Jetzt sind wir komplett.“, sagte Denjan begeistert. „Dann können wir ja gehen.“
„Du kleiner Frechdachs.“, sagte Artis lachend.
„Na und.“, sagte Denjan achselzuckend. „Stimmt ja.“
„Schon gut.“, lachte Hansalas und klopfte ihm auf die Schulter. „Gehen wir endlich. Meine Beine werden sonst noch steif.“
„Dann los.“, sagte Franka kampfesmutig.
Sie öffnete das Tor und die anderen folgten ihr. Dann gingen sie nach links in die kleine enge Gasse entlang. Der Boden war steinhart, es hatte lange nicht geregnet. Die Sonne drückte auf den Boden herab. Ein leichter Windzug schwebte durch die Luft, ein paar Wolken die immer dunkler wurden, zogen über das Land. Vielleicht gab es ja bald regen oder auch nicht. Wer wusste das schon. Dann waren sie auf dem Markt. Auf der rechten Seite von ihnen war das Wirtshaus und vor ihnen der große Brunnen und drum herum, waren die ganzen Stände aufgebaut von den ganzen Händlern von nah und fern. Franka bekam große Augen und auch Denjan bekam den Mund nicht mehr zu. Sie staunten, weil sie so ein treiben noch nie gesehen hatten. Irgendwo her ertönten feierlich ein paar Spieler, die musizierten und dabei herum sprangen und die Bewohner damit ansteckten. Nach einiger Zeit tanzten bereits die ersten und lachten und klatschten in die Hände und freuten sich über die fröhliche und ausgeglichene Stimmung des Alltags. Viele feilten um die Ware und viele rufen „Kauft Leute, kauft. Hier gibt’s die beste Sorte.“ Das brüllten sie über den Markt und manche kauften die Waren. Dann gingen Artis und die beiden in den Trubel und Hansalas und Maria blieben im Hintergrund. Sie wollten ihnen nicht den Spaß verderben. Dann geschah etwas, worauf keiner von den beiden vorbereitet worden waren. Denn sie wurden von einer wilden Frau beobachtet. Es war Zaira, sie hatte es irgendwie geschafft zu fliehen und nun beobachtete sie die beiden. Ihr Zorn war nicht zu übersehen und sie war aufgebracht wie nie zuvor. Sie brannte vor Zorn.
Sie beobachtete die beiden weiter, wie sie neben einander hergingen und sich anlächelten und das konnte Zaira nicht begreifen und hasste die beiden. Sie sah wie sie in die Menge verschwanden und an einer der Stände gingen. wo es gerade Fisch gab. Sie schauten sich das an und gingen dann weiter.
Dann gab es einen großen Streit, den fast alle hören können. Es war ein Bauer und seine Frau die er schubste und misshandelte. Er brüllte sie an, so dass kaum ein Wort verstanden wurde.
„Du bescheuertes Weib. Du bist zu gar nichts zu gebrauchen.“, brüllte ein rundlicher Bauer der schon ziemlich alt war, sein Weib an.
Er schlug mit einem Riemen, was um sein Handgelenk gebunden war, immer wieder zu. Eine kleine Menge von Menschen strömten zur Seite, um den wütenden Bauern Platz zu machen, viele hielten sich die Hände vor den Mund und starrten auf das Geschehen. Einige Männer versuchten mit Worten den Mann davon abzuhalten ihn weiter auf seiner Frau zu zuschlagen. Sie war etwas jünger als ihr Mann und hatte langsam weiße Haare auf dem Haupt. Ihre Blutergüsse sahen furchtbar aus und die Schläge hinter ließen Narben. Es war einfach nur furchtbar. Maria trat näher heran um zu sehen, was los war. Der alte Bauer schlug wieder zu und wieder, doch beim nächsten mal wurde er davon abgehalten. Maria hatte seinen Arm gepackt und hielt ihn fest. Er schaute erstaunt auf und sein Zorn flaute nur für den einen Moment ab und dann wurde er wieder entfacht. Er riss den Arm weg und Maria ließ ihn los. Er schüttelte sich und schaute sie zornig an. Zaira beobachtete alles und lächelte vergnügt. Sie genoss diese Qualen sichtlich und verschwand in der Menge und wart nicht mehr gesehen.
„Was fällt dir ein, du!“, brüllte der Bauer zornig.
„Klappe halten.“, fauchte Maria ihn an und wurde ebenfalls zornig.
„Ich halte sie nicht. Du befiehlst mir nichts.“, brüllte er weite. Er wollte sich nicht von einer Frau den Mund verbieten und nichts sagen lassen.
„Und du hast kein Recht, Frauen zu schlagen, dafür steht die Todesstrafe.“, fauchte Maria ihn an und kam mit ihrem Kopf, seinem ziemlich nahe.
„Das juckt mich nicht. Ihr habt nicht das Recht dazu, mich zurecht zu weisen. Du hast mir nichts zu befehlen.“, knurrte der Mann.
„Sie hat Recht, solange sie mein Gast ist.“, sagte Artis hinter ihnen und beide schauten zu ihm hin und die Menge rückte weiter zurück.
„Sie ist eine Frau.“, fauchte der Bauer Artis an und zeigte auf sie hasserfüllt. „Sie kann mir nichts befehlen.“
„Ich weiß.“, sagte Artis ganz gelassen und mit ernster Stimme. „Aber ich bin der Herr der Stadt bis der Rechtmäßige Erbe kommt und den Platz einzunehmen und solange hat unsere Kriegerin die Bestimmungen trifft und ich gebe ihr sogar Recht. Sie hat mehr Macht, als du denkst, Bauer.“
„Und was will sie hier?“, fauchte er und sah sie böse funkelnd an.
„Dich davon abhalten, deine Frau weiter zu schlagen.“, sagte Artis ernst und nun auch etwas Zorn schwankte in seiner Stimme mit.
„Ich kann schlagen wen ich will.“, brüllte der Bauer.
„Nein, kannst du nicht. Wachen!“, brüllte Artis über den Platz und die Menge wich noch weiter ein Stück zurück.
Die Wachen erschienen und verbeugten sich vor Artis.
„Schafft diesen Mann hinter Gittern, in Einzelhaft und hängt ihn morgen früh auf.“, befahl Artis knall hart. „Wir wollen sehen, wen er verprügelt wird, wie er sich dabei fühlen wird.“
„Nein. Nein! Wieso ich!“, brüllte der Bauer als er abgeführt worden ist. „Ich will nicht gehängt werden. Ah! Hiillfffffeeee!“, schrie der Bauer nun voller Angst und verstand die Welt nicht mehr und zappelte wie ein nasser Fisch an der Leine.
Doch er hatte keine Chance und wurde brutal abgeführt. Seine Frau wurde beim aufhelfen geholfen und manche begannen ihre Wunden zu versorgen und stützten sie vom Markt und führten sie zum Hospital, wo die Kirche war. Dort wurden Leute geholfen, die Verletzt waren und wurden dort wieder gesund gepflegt. Dann ging alles wieder seinen gewohnten Gang, als wäre nichts geschehen. Im Hintergrund beobachtete Zaira wieder, das Gesehen mit Argwohn und Skepsis. Sie lächelte und ging dann auf sie zu. Sie folgte Maria und dann standen sie sich gegenüber. Maria konnte es nicht fassen, als sie Zaira sah und Hansalas und Artis traten näher heran. Die beiden, Denjan und Franka tanzten bei den Musikern herum und bekam zum Glück nichts mit und das war auch gut so.
„Na so was, na so was. So sieht man sich wieder.“, sagte Zaira und hatte ihre Hände in die Hüften gestemmt und schaute sie schief an und legte den Kopf zur Seite.
„Zaira.“, sagte Maria erstaunt. „Wie kommst du denn hier her?“
„Tja. Ich habe da so meine Tricks. Und nicht nur du hast gute Ideen.“, sagte Zaira, spielte mit ihren Fingern und schielte dann da drauf und zog dann ihr Schwert und stellte sich in Kampfpose. „Was ist. Angst?“
„Ich habe keine Angst vor dir, Zaira.“, sagte Maria selbstsicher, wie nie zuvor.
„Du ziehst dein Schwert gar nicht.“, stichelte Zaira weiter und forderte ihre Herrin weiter und wollte unbedingt gegen sie kämpfen.
„Ich habe es auch nicht nötig.“, sagte Maria ganz cool.
„Ich fordere dich heraus.“, sagte Zaira zickig. „Feigling. Feigling. Feigling.“, rief sie ein paar mal und die Menge sah sie entgeistert an. Einige standen drum herum und schauten dem Geschehen zu. „Du bist nur feige, dich zu wehren. Kämpfe endlich.“
„Vergiss es, Zaira.“, sagte Maria cool und gelassen.
Zaira richtete sich auf. „Was vergessen? Ts. Deine Herausforderung oder deine Zurückhaltung?“
„Du hast doch Angst.“, sagte sie und wiegte ihren Kopf ein paar mal hin und her und behielt das Schwert noch immer in der Hand. „Ich sehe es in deinen Augen.“
„Dann siehst du nicht richtig hin.“, sagte Maria und gab sich nicht geschlagen. „Ich verachte dich.“
„Du verachtest mich?“, fauchte Zaira giftig. „Wieso?“
„Du bist hinterhältig und hast keinen Respekt. Jetzt weißt du es.“, sagte Maria ernst und blieb dabei noch immer ganz cool.
„Ich hatte ein Recht, mich zu verteidigen, wie jeder andere auch.“, fauchte sie weiter.
„Was für ein Recht?“, fragte Maria unwissend und zuckte mit den Schultern. „Du bist ein Biest und eine Flüchtige. Deine Strafe ist noch nicht um.“
„Da hast du Recht. Lady. Aber vergiss nicht wen du vor dir hast. Hast du vergessen wen du hier ausgebildet hast?!“
„Nein. Das habe ich nicht. Und außerdem, habe ich dich nicht zum vergiften ausgebildet, nur zur Verteidigung.“, sagte Maria gelassen und ernst. „Das solltest du eigentlich noch wissen. Das mit dem Gift hast du woanders gelernt, aber nicht bei mir. Da irrst du dich. Meine Liebe.“
„Nenne mich nicht, meine Liebe. Mein Name ist Zaira und nicht, meine Liebe.“, brüllte sie giftig und ihr Zorn wuchs mit jeder Sekunde. Ihr hübsches Gesicht, wirkte finster und ungemütlich.
„Vergiss es. Du bist es nicht wehrt in meinem Stamm weiter zu leben. Du hattest deine Chance. Du hast sie verspielt. Du bist nicht mehr willkommen. Das ist mein ernst.“, sagte Maria.
„Und wo soll ich hin?“, fragte Zaira auf einmal verwirrt und steckte ihr Schwert wieder ein und sah auf einmal verwirrt aus und wusste nicht mehr, was sie eigentlich machen sollte.
„Das weiß ich doch nicht.“, sagte Maria gelassen und zuckte mit den Schultern als ginge es ihr nichts an.
„Ich habe niemanden mehr?“, sagte Zaira verzweifelt und schaute verwirrt hin und her.
„Dann kann ich dir auch nicht mehr helfen. Du bist in meinem Land, jedenfalls nicht mehr willkommen. Du weißt warum. Und jetzt geh. Ich will dich nicht mehr sehen. Du hast mein Vertrauen missbraucht und solche Leute kann ich nicht gebrauchen. Du bist bei mir nicht mehr willkommen. Verschwinde.“, sagte Maria ernst und barsch.
„Du wirst es noch bereuen. Das schwöre ich dir.“, fauchte Zaira sie an.
Dann drehte sie sich um und haute sich einen Weg durch die Menge frei, diese wichen entsetzt zurück. Dann stürmte Zaira blitzschnell wieder zurück. Sie hatte genau den Rücken ihrer Feindin im Visier. Maria konnte sich gerade noch rechtzeitig um drehen, den Feind ausmachen und sich ducken. Zairas Schwert traf ins leere. Dann holte sie noch mal aus, doch dieses mal war Maria darauf vorbereitet. Sie fing es mit ihrem Unterarm ab, dieser war mit einem starken Schutzpanzer versehen und dämpfte den Schlag ab. Dann holte Zaira noch einmal zum Schlag aus und diesmal schnitt sie ihr eine Wunde in den Oberarm. Dieser blutete sofort und Maria hielt sich die Wunde und begann etwas zu schwanken, bald hatte sie ihr Gleichgewicht wieder und verzerrte das Gesicht vor Schmerz. Zaira lächelte vergnügt. Sie genoss diesen Anblick und hatte ihr Ziel vor Augen.
„Was machst du jetzt.“, keifte sie. „Wer soll dich jetzt noch beschützen?“, rief Zaira und hatte ein böses lächeln auf ihrem hübschen Gesicht.
„Du bist dir so siegessicher, meine Liebe.“, sagte Maria mit schmerzverzerrtem Gesicht.
„Und wenn es so wäre.“, sagte Zaira selbstsüchtig.
„Es ist so.“, sagte Maria.
Dann holte Zaira zum nächsten Schlag aus und Maria bekam ihre Hand zu fassen und drehte sie ihr den Arm um, so dass ihr der Arm mit dem Schwert in ihren Magen gerammt wurde. Niemand konnte so schnell begreifen, wie das passiert war. Zaira rang nach Atem und sah hinunter. Sie sah ihr eigenes Blut und ihr Schwert, was in ihrem Magen steckte. Dann bekam sie einen Schock und ihre Knie knickten ein. Sie rang weiter nach Luft und zog mit einem Schrei das Schwert aus ihrem Magen heraus. Dann schaute sie zu ihr. Sie betrachte Zaira mit Verachtung und mit keinem Mitleid. Dann kippte Zaira zur Seite und blieb regungslos auf dem Boden liegen und atmete ihre letzten Atemzüge. Dann war sie nur noch ein lebloser Körper, der noch vor kurzem geatmet hatte. Maria winkte ein paar Männer ihres Heers zu sich und erteilte ihnen das sie die Leiche vergraben sollen, auf dem Friedhof, der am anderen Ende der Stadt lag. Die Leute die das Geschehen mit angesehen hatten, waren für einen Moment noch zu geschockt und dann gingen sie mit vereinzelten Gesprächen wieder ihren Geschäften nach. Sie hatten nicht die geringste Ahnung, wie das alles geschehen war und wie es dazu gekommen war. Sie diskutierten, warum und weshalb und das zog sich über den ganzen Nachmittag hin. Manche hatten Furcht und die anderen Respekt vor der Kriegerin bekommen. Maria hatte sich nicht provozieren lassen und war ruhig geblieben. Ihre Wunde wurde bei Artis zu Hause verarztet und verbunden. Es wird nur eine Narbe hinterlassen, hatte der alte Mann, der ein Medikus von Artis war, gesagt und das sie noch mal Glück gehabt hatte. Dann ging Maria wieder zurück zum Markt und sah das Hansalas und Artis am Brunnen auf sie wartete. Währenddessen tanzten und alberten Denjan und Franka immer noch bei den Musikern herum und waren ausgelassen und hatten Spaß und Freude an der Musik.
Maria trat an die beiden Männer heran. Mit etwas Benommenheit und zerknirscht sah sie die beiden an.
„Was war das denn eben?“, fragte Hansalas fassungslos und hatte die Hände ausgebreitet dabei.
„Was soll schon sein.“, sagte Maria achselzuckend und unwissend.
„Wieso hast du dich darauf eingelassen?“, hackte Hansalas weiter nach.
„Das ist nicht deine Sache. Es war eine Sache zwischen Zaira und mir. Sie wollte es ja nicht anders. Das hat sie nun mal davon. Wenn sie es nicht verstehen kann, kann ich nichts daran ändern.“, sagte Maria ernst und etwas abgeneigt und wollte das Thema wechseln. Sie hatte genug davon.
„In Ordnung.“, sagte Hansalas und gab sich geschlagen. „Und was jetzt?“
„Eine gute Frage.“, sagte Artis betend.
Keiner sagte ein Wort und Maria schaute sich in der Menschenmenge auf dem Marktplatz um. Dann sah sie einen Pfosten der gut zwei Meter hoch war und so dick wie ein Baumstamm einer Eiche. Dann kam ihr eine brillante Idee. Sie lächelte und schüttelte den Kopf. Die beiden Männer sahen ihr erstaunt zu und wussten nicht so recht woran sie waren.
„Was ist, Liebling?“, fragte Hansalas besorgt, als er ihren besorgten Gesichtsausdruck sah.
Maria drehte sich zu ihrem Mann um.
„Mir ist nur eine Idee gekommen, wegen Denjan und den Männern. Sie könnten ein Training gebrauchen und ich auch. Falls es hart auf hart kommen sollte. Ein paar Disziplinen zum trainieren gibt’s hier genügend. Man muss sich nur mal hier umschauen.“, sagte Maria begeistert und breitete die Arme dazu aus und lächelte.
„Und an was für Disziplinen hast du gedacht?“, fragte Artis und seine Neugier war geweckt. „Gilt das auch für meine Männer?“
„Sicher. Alle die daran teilnehmen möchten.“, sagte Maria.
„Dann werde ich es meinen Männern mitteilen. Eine wunderbare Idee. Wirklich. Darauf hätte ich auch kommen können.“
„Nur das ich die Idee hatte und ihr nicht.“
„Das stimmt leider.“, sagte Artis. „Ich bin eben ein alter Mann und nicht immer auf der Höhe. Das werdet ihr auch noch spüren.“
„Wenn wir es überleben.“, sagte Hansalas ernst.
„Nicht so pessimistisch sein. Mein Junge.“, sagte Artis ernst und mit lachender Stimme und klopfte ihm auf die Schulter.
„Ich versuche es.“, sagte Hansalas und lachte nun wieder.
„Fein.“, sagte Artis.
Maria schaute nun in den Himmel und wandte ihren Blick vom Geschehen des Marktplatzes ab. Der Himmel war wieder blau und nur ein paar vereinzelte Wolken fegten vorbei. Ein kleiner Windhauch fegte über das Land und wehte durch die Haare der Menschen und Tieren. Es war eine wohltat den Wind zu spüren. Maria schloss für einen Moment die Augen und genoss den leichten Wind. Sie atmete die Luft gierig ein und aus und seufzte zufrieden. Dann öffnete sie die Augen wieder und sah der Menge zu, wie sie ihre Einkäufe erledigten. Dann wandte sie sich Artis und ihrem Mann wieder zu. Sie lächelte die beiden an. Sie erwiderten ihr lächeln.
„Und welche brillante Idee hattest du nun?“, fragte Artis neugierig.
„Seht ihr den Pfosten hinter mir?“, fragte Maria und zeigte hinter sich.
Die beiden Männer folgten mit ihrem Blick und erkannten den Pfosten den sie meinte.
„Ja, sicher.“, sagte Artis und dann Hansalas.
„Was ist damit?“, fragte Artis und zog die Augenbrauen hoch.
„Habt ihr Gewichte?“, fragte sie stattdessen.
„Was ist das?“, fragte Artis.
„Es sind runde Teile. Die mit einem bestimmten Gewicht haben und wenn ich diese kriegen würde, wäre es toll.“
„Kann man arrangieren.“, sagte Artis zustimmend und war Feuer und Flamme.
„Klasse.“, sagte Maria begeistert. „Dann legen wir mal los. Würde ich sagen.“
„Auf geht’s.“, sagten die beiden im Chor.
Sie gingen zu dem Pfosten den Maria entdeckt hatte und sie taste den Stamm ab und war sichtlich zufrieden. Dann zog sie Pfeil und Bogen und trat einige Schritte zurück, um einen guten Schuss zu haben. Dann spannte sie den Bogen und zielte auf dem Ende des Pfostens und ließ dann die Szene los. Der Pfeil flog im Eiltempo in den Pfosten herein und blieb mit der Spitze am Rand stecken. Dann trat sie wieder zu ihren Männern und war sehr zufrieden damit.
„So das hätten wir.“, sagte sie.
Dann trat einer der Wachen heran und gab Maria ein paar Gewichte. Sie waren nicht schwer, aber es reichte für diese Disziplin völlig aus.
Dann nahm Maria die beiden Gewichte in jeder Hand und ging damit zum Pfosten. Dann umschlug sie mit den Gewichten den Pfosten, der war zum Glück so breit das ein Mensch ihn umfassen konnte und die Gewichte verhärtenden sich in den Schlingen, so das sie problemlos eine hielt damit sich hoch ziehen konnte. Anschließend begann sie sich hochzuziehen und sorgte dafür das jeder Schritt den sie hoch kletterte, rutschte sie nicht runter. Es gab ein paar Momente, wo sie kurz den halt verlor und sich dann gleich wieder gefangen hatte und weiter kletterte. Dann nach ein paar Metern war sie oben und saß auf dem Pfosten drauf. Die beiden Männer, schauten zu ihr herauf und waren erstaunt, wie geschickt sie war. Dann nickten sie anerkennend und fanden es eine gute Idee. Selbst auf den Markt hatten einige Menschen ihr zu gesehen und bekamen Glubschaugen. Sie waren hin und weg begeistert und klatschten in die Hände. Maria verneigte sich im sitzen und grinste vergnügt, dann nahm sie ein rotes Band, was sie eingesteckt hatte, band sie es an dem Pfeil und ließ sich mit den Gewichten, wie beim hoch klettern nun herunter rutschen. Das ging wesentlich schneller, weil es nach unten ging. Die Menge tuschelte vor Freude und sie sagten sich, dass es kaum einer schaffen würde ihr, das nachzumachen. Artis und Hansalas waren hin und weg und er küsste seine Frau strahlend und umarmte sie lange.
„Das war sehr gut, meine Liebe.“, lobte Hansalas und dann Artis sie.
Sie strahlte über das ganze Gesicht.
„Danke, die Herren.“, sagte sie vergnügt.
„Diese Methode werde ich dem Heer auf Bürden. Wer es schafft den Pfeil herunter zu holen mit den Gewichten in jeder Hand, den nehme ich in meinen Rat auf.“, sagte Artis voller Energie. „Egal wer es ist.“
„Auch die Bürger?“, fragte Hansalas mit hoch gezogenen Augenbrauen.
„Sicher. Jeder Mensch in dieser Stadt kann es probieren. Mal schauen, wer es schafft. Ich werde eine Art Wettbewerb daraus machen. Ja. Das ist eine gute Idee. Und außerdem braucht mein Rat neue Besetzungen, seit die anderen in den Himmel eingekehrt sind.“
„Ich werde die ganze Stadt zusammen rufen, hier auf diesen Marktplatz. Der ist groß genug dafür.“, sagte Hansalas voller Taten drang.
Kurz darauf wurden die Diener von Artis überall hin geschickt, wo Menschen waren und ließen sie alle auf den Marktplatz versammeln. Dann war so ein Gedrängel auf dem Markt, das kaum Platz war. Dann stieg Artis auf ein Podest, wo normaler weiße die Köpfe rollten. Dann hob er die Hand und die Menge und die Gespräche verstummten. Alle schauten gespannt auf den Herrn dieser Stadt und dieser hob nun beide Arme und hob sein altes Haupt in die Luft.
„Hallo!“, rief Artis laut über den Platz. „Seit willkommen. Ihr fragt euch bestimmt was ihr hier sollt?“
Artis machte eine Pause und schaute in die Menge. Er sah, dass alle darauf warteten, was er zu sagen hatte.
„Nicht wahr?“, begann Artis. „Nun gut. Ihr sollt wissen. Das ich Artis der Oberclan des geheimen Rates bin, es gibt einige Stelle in meinem Rat zu besetzen. Seht ihr diesen Pfeil dort oben?“, sagte Artis und zeigte in die angegebene Richtung. Die Menge drehte ihren Blick dorthin und bekamen große Augen und starrten mit offenen Mund dort hin. Artis ließ diesen Eindruck eine weile wirken, ehe er fort fuhr. „Wer mit Gewichten an jeder Seite, mir den Pfeil holen kann, der wird in meinem Rat aufgenommen, egal wer. Und man muss den Pfeil nach unten schießen und oben sitzen, damit wir sehen, wer es geschafft hat. Das ist alles.“
Die Menge hatte sich wieder ihm zugewandt. Dann machten einige Ah´s und Oh´s und waren begeistert.
„Würdest du ihnen das noch mal zeigen, meine Liebe?“, diese Frage war an Maria gerichtet und sie nickte einverstanden. „Gern.“
Dann ging Maria wieder zu den Pfosten und nahm die beiden Gewichte wieder in die Hand. Dann umschlang sie die Gewichte so, das die Bänder sich zusammen verschlangen haben. Sie zog sich mit den Gewichten und ihrem eigenen Gewicht so geschickt hoch, das sie kaum noch abrutschte, wie vorhin. Als sie oben ankam, setzte sie sich auf den Pfosten drauf. Er war so breit, das sie und andere die noch mehr Gewicht hatten als sie, darauf passten. Dann zog sie den Pfeil, der mit viel mühe nicht heraus wollte, mit voller Kraft heraus und nahm ihren Bogen. Dann spannte sie ihn und zielte ihn neben Artis. Dann ließ sie die Szene los und der Pfeil wieder und steckte ihn wieder dort hin zurück. Er wich einen Schritt zurück und schaute dann zu ihr hoch. Die Menschenmenge tat es ihm nach und machten Ah´s und Oh´s und waren so erstaunt das sie anfingen zu klatschten. Dann ließ sich Maria mit den Gewichten wieder hinunter gleiten und landete sicher auf dem Boden. Dann schritt sie zu Artis und verneigte sich theaterisch vor ihm. Die Menge klatschte immer noch und es wurde lauter und begann etwas abzuschwächen. Dann umarmten sich Artis und Maria und waren begeistert.
„Eine gute Vorstellung, meine Liebe.“, lobte Artis sie und sie strahlte.
„War mir ein Vergnügen.“, sagte sie und holte mit der rechten Hand aus und machte damit eine Geste zum großen Dank aus und verbeugte sich.
Die Menge starrte sie an und war sehr erstaunt. Dann war die große Neugier geweckt und viele versuchten das gleiche sofort, was Maria ihnen eben vorgemacht hatte. Es war ein Gedränge und geschuppse. Viele wurden nieder gestoßen und um gerempelt. Artis stieß einen langen und hörbaren Pfiff aus und da wurde die Menge wieder still und schauten zu ihm hin. Sie wussten nicht gleich was passiert war.
„Ich bitte um Ruhe!“, rief Artis mit beiden Händen ausgebreitet und versuchte sich einen Überblick des ganzen chaotischen durcheinander zu bringen. Dann war endgültig Ruhe.
„Dankeschön.“, sagte Artis und seufzte leise, als Erleichterung. „Ich werde eine Liste machen und Leute einteilen. Damit es hier keine Opfer gibt. So hatte ich das nicht gedacht, das alle gleich los stürmen wie die Verrückten.“
Es herrschte vollkommene Stille über dem Platz.
„Dankeschön. Jetzt können wir wieder normal werden. So geht das nicht.“, sagte Artis und wurde wieder ruhiger. „In einer Stunde ist alles fertig aufgebaut und ihr könnt euch daran üben den Pfosten empor zu klettern. Jeder darf probieren. Nun geht.“
Die Menge löste sich enttäuschend auf und verstreute sich in kleineren Gruppen oder vereinzelt auf und einige versuchten es später noch einmal ihr Glück.
„Oh Mann. Puh.“, seufzte Artis und fasste sich mit einer Hand an die Stirn.
Dann ging er von dem Podest zu Hansalas und Maria und die beiden waren erst mal zufrieden mit dieser Situation zu frieden.
„Hoffen wir, dass das gut geht. Noch so ein gerammel ertrage ich nicht länger.“
„Ja hoffen wir auch.“, sagte Maria. „Genießen wir jetzt den Tag oder nicht?“
„Eine gute Idee, ich glaub wir schauen der Franka und Denjan beim Tanzen zu. Die sind richtig gut.“, sagte Hansalas und Artis nickte einverstanden.
„Gehen wir.“, sagte Artis und hatte neuem Elan bekommen. Sie fühlten sich wieder beruhigt und das Chaos wurde ruhiger.
Die Wolken zogen wieder dichter zusammen und ein kräftiger Wind tauchte auf und fegte durch die Haare und durchs Gesicht. Es wurde sogar etwas frisch und einige Leute begannen zu frösteln und zogen sich die Mäntel enger. Es wurde langsam wieder Herbst und der Sommer ging zu Ende. Man konnte es sogar spüren. Wie die kälte in die Ritze der Kleidung kroch und einen frösteln ließ.


Kapitel 21

Artis, mit seiner Liste, den Stamm empor zu klettern wurde ein großer Erfolg. Es gab viele, die das nicht konnten, selbst in dem Heer nicht. Was eine große Enttäuschung war. Sie hatten nicht die ganze Kraft dazu, bis zur Spitze hinauf zu kommen. Aber immerhin waren sie weit gekommen. Bis heute hatte es noch niemand geschafft, bis an die Spitze zu kommen. So ging das nun schon seit Tagen und die letzte Schlacht um den Frieden, rückte immer näher. Denjan machte gewaltige Fortschritte im Schwertkampf und wurde immer besser. Dann ging er eines Morgens zu diesem Pfosten und nahm sich die Gewichte und umfasste dann auch den Pfosten. Er machte es genauso wie es Maria allen anderen vorgemacht hatte. Dann zog er sich daran hoch und der Halt mit den Gewichten hielt ihn davon ab, herunter zu rutschen. Nach kurzen anfänglichen Missversuchen, schaffte er es. Er kletterte mit Schweiß gebadetes Gesicht, daran hoch. Dann hatte er es geschafft und setzte sich auf den Pfosten und wischte sich mit der Hand, sein Schweiß vom Gesicht ab und holte ein paar mal tief Luft. Einer der Wachen hatte ihm zugeschaut und war sofort begeistert und zu Artis gerannt.
Artis saß bereits in dem Raum, wo er immer den Rat zusammen rief, wenn es Probleme gab. Artis schaute den aufgebrachten Wächter an und wartete auf Antwort. Er stutzte und war neugierig, was er nun berichten würde.
„Was gibt’s den so dringendes?“, fragte Artis neugierig.
„Verzeiht, Herr.“, sagte er. „Es gibt jemanden der den Pfosten erklommen hat und nun oben drauf sitzt. Ich dachte, ihr wolltet das wissen.“
„Was?“, sagte Artis und war aufgestanden. „Das ist unmöglich. Viele sind daran gescheitert. Wer ist es?“
„Ich weiß es nicht. Da müsst ihr selbst nach schauen, ob ihr ihn erkennt.“
„Fein.“, sagte Artis. „Gehen wir. Los!“, er war Feuer und Flamme und wollte es unbedingt wissen, wer das sein könnte.
Artis ging mit der Wache hinaus und zum Marktplatz, wo der Pfosten war. Mittlerweile waren dort einige Menschen zusammen gekommen und sahen erstaunt hinauf und tuschelten. Sie tuschelten, wie es ihm gelungen sei, dort hinauf zu kommen. Sie traten beiseite, um Artis Platz zu machen. Dann schaute Artis hinauf und sah Denjan oben sitzen. Er hatte eine Hand auf sein Kinn gestützt und schaute lächelnd auf die Menschenmenge hinab. Es amüsierte ihn, dass er es als einziger geschafft hatte. Dann erblickte er Artis und grinste noch mehr als vorher über beide Ohren. Er hatte alle verblüfft und kostete seinen Sieg richtig aus.
Dann nahm Denjan seinen Bogen und schoss den Pfeil, mit der Schleife hinunter, auf den Boden, der Pfeil landete neben Artis zu seiner linken und blieb im harten Boden stecken. Die Menge trat erschrocken zur Seite. Dann rutschte er den Pfosten zusammen mit den Gewichten wieder herunter, als wäre nichts geschehen. Als er unten ankam verbeugte er sich vor Artis mit einem riesigen lächeln im Gesicht. Artis staunte nicht schlecht, als er den Jungen vor sich sah. Dann nickte er zufrieden und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.
„Gut gemacht.“, lobte Artis ihn und war sehr Stolz auf den Jungen.
„Danke sehr.“, bedankte Denjan sich und freute sich wie ein Schneekönig.
„Bitte. Wie hast du das geschafft?“, fragte Artis neugierig und wollte alles wissen.
„Wenn ich ein ordentliches Frühstück dafür bekomme? Erzähl ich es euch.“, sagte Denjan verschmitzt und nun auch ein wenig hungrig. Sein Magen ertönte leise und er hielt sich kurz den bauch und verzog dabei das Gesicht.
„Du willst verhandeln? Wozu?“, fragte Artis.
„Wenn ihr das so seht?“, sagte Denjan lächelnd und zuckte mit den Schultern.
„Also schön. Erzähl!“, forderte Artis ihn auf. „Du bekommst dein Frühstück.“, gab er sich geschlagen und wartete gespannt, was Denjan ihm gleich erzählen würde.
„In Ordnung.“, sagte Denjan und gab sich geschlagen. „Ich habe es so gemacht, wie es Maria uns vor gemacht hat. Mehr ist es nicht. Es ist ganz einfach. Mehr gibt es nicht zu erzählen. Das war alles.“
„Mehr nicht?“, Artis wirkte ein wenig enttäuscht. „Schade eigentlich.“
„Mehr nicht.“, wiederholte Denjan und lachte. „Seit nicht enttäuscht. Seit doch einfach fröhlich. So wie ich.“
„Du hast Recht. Ich freue mich für dich. Das meine ich wirklich ehrlich. Gut gemacht.“
„Okay, danke.“, sagte Denjan und umarmte den alten Mann Artis.
Artis war so überrascht, das er nur staunte und ihn dann auch umarmte, dann lachten beide zusammen und klopften sich auf die Schultern.
„Gut, gehen wir.“, sagte Artis lachend.
Sie verließen den Platz und Artis hob noch schnell den Pfeil auf und nun gingen beide zurück in sein Haus. Sie betraten das Zimmer, wo die anderen bereits auf den glücklichen Gewinner warteten und bestellte ein ausgedehntes Frühstück für alle. Die anderen hatten sich im Flur aufgehalten und waren erstaunt, als Artis mit dem Pfeil und Denjan im Schlepptau an ihnen vorbei kamen und sie angrinste.
Dann kamen Maria und Hansalas und Lord Heinzal hinzu und setzten sich an den gedeckten Tisch und schauten zu Artis und Denjan. Sie wollten wissen, was los war.
„Was gibt’s, Artis?“, fragte Lord Heinzal und konnte seine Aufregung nicht verbergen.
„Unser Freund hier.“, sagte Artis und klopfte Denjan auf die Schultern. „Hat den Pfeil vom Pfosten erklommen und ihn herunter geholt. Er hat es so gemacht, wie du es vor gemacht hattest, Maria. Mehr war´s nicht.“, erzählte Artis lächelnd und war noch immer Stolz auf seinen Schützling.
„Nicht schlecht.“, sagte Maria anerkennend. „Das hätte nicht jeder gepackt. Nicht jeder wäre auf diesen Mast gekommen, meine Hochachtung.“
„Danke schön.“, sagte Denjan und verbeugte sich theaterisch.
„Glückwunsch.“, sagten Hansalas und Lord Heinzal gleichzeitig und nickten ihm Stolz zu.
„Danke, danke.“, sagte Denjan und hob die Hände. „Was gibt’s zum Frühstück? Ich sterbe gleich vor Hunger.“
„Kommt gleich.“, sagte Artis lächelnd. „Bitte langt kräftig zu, sonst wird es noch kalt. Lasst es euch gut schmecken und wir haben ja einen Grund zum feiern.
Es kam wie auf das Stichwort. Es roch gut und sah sehr lecker aus. Sie sogen den leckeren Duft in ihre Nasen ein. Dann machten sie sich über das Essen her und hauten so kräftig rein, als wäre es das letzte Essen gewesen. Es war ein Festschmaus. Es dauerte einige Zeit, bis sie gegessen und getrunken hatten. Dann erhob Maria ihren Becher und stand zum Trinkspruch auf. Die anderen taten es ihr nach und standen auf und warteten gespannt auf den Trinkspruch von Maria.
„Auf Denjan, der Pfostenstümerer. Der Bezwinger des Holzes. Prost.“, sagte Maria und trank auf sein wohl.
Die anderen taten es ihr nach „Prost.“, sagten alle.
Diese gute Stimmung hielt lange an, bis eine Wache herein gestürmt kam und die Atmosphäre störte. Völlig außer Atem japste er nach Luft.
„Was ist los? Kann man hier nicht mal in Ruhe Essen?“, fluchte Artis und setzte seinen Becher brutal auf den Tisch ab, so das der Wein etwas überschwappte.
„Verzeiht die Störung, Herr. Es gibt wichtige Neuigkeiten.“, sagte er.
„Und? Was für welche, ich hoffe, keine schlechten.“, sagte Artis säuerlich.
„Der Feind ist hier in der Nähe und ist nur noch ein paar Tagesritte entfernt. In sieben Tagen, ist er hier, mit seinem ganzen Heer. Ich dachte, das würde euch interessieren.“, sagte er und schnappte nach Luft.
„Was?“, fragte Artis völlig entsetzt. „Und was ist mit der Vereinbarung?“
„Welche Vereinbarung?“, fragte er völlig verwirrt und stutzte. Er wusste nicht, was Artis von ihm wollte und schüttelte deshalb nur den Kopf.
„Wir hatten eine Abmachung mit ihm. Das darf doch nicht wahr sein, verflucht noch mal.“, schimpfte Artis aufgebracht.
„Und da irrt ihr euch nicht?“, fragte Maria ihn fassungslos. „Hat er irgendetwas gesagt?“
Die Wache starrte sie verachtend an.
„Nein, nicht direkt.“, sagte er und blickte nur Artis an. „Der Spion hat nur auf geschnappt, dass er sofort angreifen wird. Sonst nichts.“
„So ein Mist.“, schimpfte Artis und haute sich mit der Faust auf die Knie. „Geh los und schicke einen schnellen Reiter in die Spur. Er soll ihn fragen ob das wahr wäre und wenn nicht, wann wir mit ihm rechnen können. Das heißt. Wann er angreifen wird. Er soll vorsichtig sein. Nun geht.“, sagte Artis und die aufgebrachte Wache wurde hinaus geschickt.
„Das ist einfach unerhört.“, protestierte Hansalas wütend.
„Ich weiß, ich weiß.“, sagte Artis ab während. „Wir können nur noch hoffen und warten, was anderes können wir nicht tun. Versuchen wir das Beste daraus zu machen. Ich werde ihm einen Brief schicken und er soll mir antworten, falls er meinen Boten umbringen sollte.“
„Du kannst ihn doch nicht opfern?“, fragte Lord Heinzal immer noch aufgebracht.
„Es muss sein, so erfahren wir nie, woran wir sind. Ich hoffe, das alles gut geht.“, sagte Artis trocken und mit trauriger, ernster Stimme.
„Artis hat Recht.“, sagte Maria und sah wie die beiden Männer sie anstarrten. „Wir hatten eine Abmachung und wenn er sich nicht daran hält, dann muss er mit den Konsequenzen rechnen, ganz einfach. Und ich werde immer noch schief angeguckt, aber damit kann ich leben.“
„Sie hat Recht. Wir müssen uns gedulden und in der Zwischenzeit, werde ich mit den beiden in den See springen. Kommt jemand mit?“, fragte Artis und wechselte das Thema.
„Wo ist dieser See?“, fragte Maria.
„Der See ist hinter diesem Haus.“, er zeigte auf sein Haus. „Hinter dem Haus ist ein Berg. Der nicht unübersteigbar ist. Das heißt, er kann nicht erklommen werden und ist mit der Stadtmauer verbunden. Es gibt keinen Ausgang aus dieser Höhle nur den Eingang, wo man hinein gehen kann. Er befindet sich genau in der Mitte zwischen Mauer und Berg. Links und Rechts verläuft die dicke Steinmauer und in der Mitte ist die Tür. Ist nicht zu verfehlen. Diese Höhle dient als Zufluchtsort für schwere Tage, wie Krieg und so weiter. Kommt nun jemand mit oder wollt ihr hier anwachsen?“, fragte Artis noch mal und schaute in die Runde.
„Ich werde euch begleiten.“, sagte Maria. „Ein Bad kann ich gut gebrauchen. Falls was sein sollte, könnt ihr uns holen. In Ordnung?“
„Geht klar. Ähm.“, sagte Hansalas zu seinem Schatz. „Und was ist mit deiner Verletzung?“
„Der Band ist schon lange wieder ab und ich kann mich wieder frei bewegen. Deshalb bin ich froh, ins kühle nass zu springen und mich mal richtig zu bespritzen. Trotzdem, danke für deine große Unterstützung. Das weiß ich sehr zu schätzen.“
Dann klatschte Artis in die Hände und die Wache kam herein und verbeugte sich.
„Holt mir Denjan und Franka zu mir. Sofort.“, befahl Artis im barschen Ton.
Die Wache nickte erneut und verschwand aus dem Raum. Eine weile verging, dann kehrte er mit den beiden zurück und verbeugte sich und verschwand wieder zu seinem Posten.
Die Kinder schauten sie an. Denjan war inzwischen zweiundzwanzig Jahre alt geworden und Franka zwölf Jahre. Sie gingen wie Geschwister miteinander um und waren verspielt. Anscheinend hat sich Denjan in die Zwölfjährige etwas verguckt, denn das ist Maria sofort aufgefallen, als er die beiden beobachtete. Sie lächelte und freute sich darüber, dass ihre Tochter einen heimlichen Verehrer hatte.
„Was gibt’s?“, wollte Denjan wissen.
„Wir wollen mit euch zum See und dort schwimmen gehen. Habt ihr Lust?“, fragte Artis prompt und mit bester Stimmung.
„Natürlich.“, sagte Denjan begeistert.
„Au ja.“, jubelte Franka und bekam gleich große Augen.
„Dann gehen wir los.“, sagte Artis und klatschte mit den Händen auf seine Knie. Dann stand er auf und scheuchte die beiden aus dem Raum und schaute noch mal zurück. „Kommst du nun mit, Maria?“
„Oh, klar. Komme!“, sagte sie und ging ebenfalls aus dem Raum.
Sie traten zusammen auf den Innenhof hinaus und ein kühler Wind wehte ihnen um ihre Nasen. Sie sogen ihn tief ein und schauten sich um. Artis ging Richtung Tor und wendete sich nach links, dort war ein kleiner Busch, er winkte die anderen zu sich heran und schmunzelte schelmisch. Als hätte er was ganz besonderes entdeckt. Als sie näher traten, schob Artis den Busch ein wenig zur Seite und dahinter befand sich eine weitere verborgene Tür.
„Weiß jemand davon?“, fragte Maria und zeigte auf die Tür und blickte dann zu Artis hinüber.
„Nein.“, sagte Artis Kopf schüttelnd. „Bis heute, wusste nur ich es. Jetzt wisst ihr es auch. Es ist ein kürzerer Weg, kommt. Passt auf, wo ihr hintretet.“
Sie gingen im Gänsemarsch hintereinander herein und Artis schloss als letzter, die Tür hinter sich. Niemand folgte ihnen und das war auch gut so.
Dann ging er an die anderen vorbei und machte den Führer. Er führte die anderen den gewundenen Gang, eine ganze weile entlang und bald eine kleine schlingende Treppe hinunter.
„Seit vorsichtig, es ist manchmal sehr glitschig hier.“, sagte Artis und wies dabei auf die Treppe hin.
Sie gingen die Treppe vorsichtig hinunter und dann erblickten sie einen grandiosen See. Es war traumhaft. Der See lag mitten im Berg und der Berg umschloss diese Höhle. Drumherum gab es genug Platz um eine ganze Stadt unter zu bringen, falls es hart auf hart kommen sollte. Der Eingang war eine weitere Höhle die in die Stadt führen musste. Artis erklärte wenn schlimme Zeiten kämen, kommen die Leute die sich nicht verteidigen können hier her um Schutz zu suchen. Dass dieser See existierte weiß heute kaum noch jemand. Sie hörten ihn spannend zu und verstanden, warum Artis bis heute noch nichts von dem See erzählt hatte.
Der See war türkis blau und Glas klar. Er war immer warm und kühlte kaum aus. Es war einfach herrlich. Franka schaute sich um und zog sich dann hinter einem kleinen Stein aus und sprang mit großer Freude hinein. Es gab einen lauten Klatscher und Wasser spritzte überall zur Seite, dann tauchte sie wieder auf und strich sich die Haare aus der Stirn und winkte den anderen zu und lächelte.
„Worauf wartet ihr noch?“, rief sie begeistert. „Wollt ihr Festwachsen?“
„Ich komme!“, rief Denjan und zog sich ebenfalls fix aus und lies seine Kleidung verstreut auf den Boden liegen und sprang mit einer Arschbombe in das kühle Nass und tauchte neben Franka auf. Sie kicherten vergnügt.
Maria suchte sich auch einen kleinen Stein und zog sich aus und sprang hinein, dann schwamm sie tauchend zu den beiden und drehte sich zu Artis um, der als einziger noch am Ufer stand und dem treiben zu sah.
„Was ist, Artis?“, stichelte Maria ihn. „Bist du fest gewachsen oder sind deine Knochen schon veraltet.“
„Oh, das lasse ich nicht gelten. Du bist ganz schön gemein, meine Liebe.“, sagte Artis entrüstet und zog sich hinter einem anderen Stein auch aus und glitt ins kühle Nass.
„Ihr hättet auch hinein springen können?“, stichelte nun Franka ihn. „Wäre bestimmt lustig gewesen.“
Alle lachten, sogar Artis dem es gut ging dabei. Es war eine gute Idee hierher zu kommen. Er fühlte sich gleich ein wenig jünger. Dann schwamm er zu den anderen hinüber. Sie befanden sich in der Mitte des Sees und war etwas außer Puste als er dort ankam.
„Was ist los?“, fragte Maria ernst. „Bist du außer Puste gekommen?“
Er lächelte verschmitzt und hatte kurz den Kopf gesenkt.
„Nein.“, sagte Artis und schöpfte Luft. „Es ist das Alter. Ich bin alt und nicht mehr Jung, Maria. Es ist das Leben was einen verändert.“
Sie schauten sich an und Maria legte ihm eine Hand auf seine Schulter. Er lächelte ihr zu.
Dann spritzte jemand ihnen Wasser ins Gesicht, dann kicherte jemand. Das kichern kam von Franka und freute sich über ihre dummen Gesichter.
„Du kleines...“, sagte Maria zu ihrer Tochter mit zusammen gebissenen Zähnen. Dann tauchte sie ab und um schwamm zu den beiden hin und die anderen waren verwirrt.
Franka schaute sich suchend nach ihrer Mutter um, doch sie war nirgends zu finden.
„Mama, wo bist du?“, rief sie erschrocken und fand sie nirgends.
Artis merkte, dass sie nervös wurde und begann zu zittern am ganzen Leib. Sie kaute auf ihren Nägeln und drehte sich um die eigene Achse und suchte den See nach ihrer Mutter ab.
Dann tauchte jemand hinter Franka aus dem Wasser auf und fasste sie an beide Schultern. Sie schrie und wirbelte herum. Dann schlang sie ihre Arme um ihre Mutter und sie kicherten. Artis viel ein Stein vom Herzen und auch Denjan war erleichtert.
„Jetzt sind wir Quitt, meine süße.“, sagte Maria lächelnd.
„Ja.“, sagte Franka mit einem lächeln und der Schock fiel ihr wie ein Stein vom Herzen.
Sie vergnügten sich noch eine weile bis jemand die herrliche Atmosphäre störte. Es war einer der Torwachen. Er räusperte sich und Maria schaute ihn an.
„Was gibt’s?“, fragte sie.
„Es gibt schlechte Nachrichten, Herrin.“, sagte die Torwache ernst.
„Wartet einen Moment, ich komme ans Ufer geschwommen.“, sagte sie und tat es.
Als sie am Ufer ankam, lehnte sie sich an den Uferrand, nur ihr Kopf ragte aus dem Wasser und legte ihre Arme übereinander um Halt zu finden. Dann legte sie ihr Kinn auf die Arme und die Wache kniete sich hin und beugte sich zu ihr hinunter.
„Was sind das für schlechte Nachrichten?“, quetschte Maria ihn aus.
„Den Boten den ihr los schicktet.“, begann er zu berichten.
„Ja, was ist damit?“, wollte Maria nun unbedingt wissen und hörte aufmerksam zu.
„Sein Kopf wurde uns zu gesandt.“, sagte er geschockt und mit ernster Stimme.
„Was?! Wie bitte? Das gibt’s doch nicht. Das darf doch nicht wahr sein. Wir kommen, geht schon mal vor. Wir sind gleich bei Artis Haus.“
Die Torwache nickte als Bestätigung und Maria fuhr sich mit einer Hand über die Haare.
„Das darf doch nicht wahr sein. Ich hätte es wissen müssen.“, sagte Maria entsetzt.
„Wie meint ihr das?“, fragte die Wache mit neugierigem Blick.
„Das er sich nicht an Abmachungen hält. Gebt einen großen Befehl in der Stadt aus.“
„Und der wäre?“, wollte die Wache noch schnell wissen, bevor er sich dann wieder zurück zog und den Befehl seiner Herrin ausführte.
„Lasst jeden bewaffneten Mann postieren und ausrüsten. Jeder muss kampfbereit sein. Hier vor dem See und auf der Mauer neben den Berg, müssen mit zwei Reihen von Kämpfern sein. Besetzt die Mauern, mit so vielen Männern, wie ihr auftreiben könnt. Die Schwachen schafft hierher. Stellt vor der Tür ebenfalls sechs Mann auf, damit sie die Schwachen beschützen können. Beeilt euch, gebt Alarm. Ich komme zum Tor. Nimmt alles mit in die Höhle was Essbar ist. Und wir brauchen Holz. Viel Holz. Falls sie doch in die Stadt gelangen müssen wir vorbereitet sein. Ich will keinen verlieren. Geht. Beeilt euch!“, sagte Maria zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ihr müsst tapfer sein. Ihr seid tapfer. Geht!“
Die Torwache neigte den Kopf und erhob sich und eilte schnell aus der Höhle. Maria seufzte schwer und schwamm zu den anderen zurück.
„Was gibt’s? Was ist los?“, fragte Artis erschrocken und hatte die ganze Szene beobachtet, als die Wache weg war.
Maria seufzte und wirkte traurig und wusste nicht, wie sie es ihm beibringen sollte. Doch sie kam nicht drum herum, es ihm zu erzählen und gab sich einen Ruck.
„Sprich mit mir?“, forderte Artis sie auf. „Was ist geschehen?“
„Es ist soweit.“, sagte Maria trocken und schaute traurig zu ihm auf.
„Was?“, sagte Artis und der Schock setzte ihn arg zu.
„Ich habe bereits Befehle erteilt. Es wird hier bald die ganze Stadt auf tauchen. Wir müssen aus dem See raus. Wir müssen uns vorbereiten. Wir haben nicht viel Zeit. Afalus hat unseren Boten den Kopf abgeschlagen und ihn uns zurück geschickt.“
„Wie?“, jetzt verlor Artis komplett die Fassung. „Das darf doch nicht wahr sein.“
„Ja, so sieht es aus.“, sagte Maria mit ernster und trauriger Stimme. „Und jetzt aus dem See, meine Lieben.“, forderte sie die beiden aus dem See zu gehen und stand erst mal auf Widerstand.
„Wieso denn?“, protestierte Franka und klatschte beleidigt die Arme auf den See und machte ein schmollendes Gesicht.
„Weil ich es sage, hier kommen viele Fremde Leute die hier unter kommen müssen, also raus jetzt.“, befahl Maria sie barsch und wies ihre Tochter zurecht.
„Na gut.“, gab sich Franka geschlagen und schwamm widerwillig ans Ufer und kletterte aus dem See und zog sich an.
„Du auch Denjan. Das gilt auch für dich.“, sagte Maria.
Schmollend tat Denjan es ihr nach und nun kletterten auch Artis und dann sie selbst aus dem See und zogen sich hinter den Steinen wieder an.
Dann kamen sie wieder zusammen und sie folgten den gleichen Weg zurück den sie gekommen waren. Es war einfach zu gefährlich die beiden allein zu lassen. Sie traten mit nassen Haaren in den Innenhof von Artis und dort stand auch schon die Wache und wartete auf sie. Er trat an sie heran und verneigte sich kurz.
„Es ist alles arrangiert. Die Stadt ist informiert und die Mauer ist besetzt. Wir warten auf weitere Befehle.“, sagte er.
Er war schon alt und hatte graue Haare. Er war kräftig gebaut und hatte sein ganzes Leben fast ausgelebt. Er war erschöpft und in Sorge, was auch in seinem Gesicht zu lesen war. Seine grauen Augen hatten etwas Angst eingesetzt und die Sorge der anderen war bei ihm nicht grundlos an ihm vorbei gegangen.
„Ich komme sofort. Wie war dein Name?“, fragte Maria ihn.
„Man nennt mich Zadok. Ein Name den man nicht häufig hört.“, sagte Zadok und verbeugte sich.
„Ich komme sofort zum Tor, Zadok. Ich will mit dem Hauptmann sprechen.“
„So viel ich weiß ist der Hauptmann im Kerker?“
„Wie bitte?“
„Sein Name ist Karl.“
„Ja, das stimmt. Ich meine von meinen Leuten.“, sagte Maria.
„Ja, Herrin und wer ist das?“
„Sein Name ist Sabinus. Er ist in eurem Alter.“, sagte Maria. „Ihr werdet ihn an einem Stock gehend, erkennen. Sagt ihm, dass ich euch geschickt habe. Dann weiß er schon, woher du kommst. Und nun geht.“
„Danke, Herrin.“, sagte Zadok und verbeugte sich vor ihr und verließ den Hof des Artis eilig.
„Und was wird aus den beiden?“, fragte Artis sie und zeigte auf die Kinder.
„Es wäre schön, wenn du und Hansalas auf die beiden aufpassen würdest und auf die Menschen in der Höhle.“
„Du willst ihn nicht dabei haben?“, sagte Artis und zeigte auf Denjan.
„Er ist viel zu wichtig, für die überlebenden. Ich schicke ihn nicht in den Tod. Ich bin zwar nicht seine Mutter, aber ich fühle wie eine. Er ist zu wichtig für die Zukunft der Völker. Verstehst du das denn nicht?“
„Sicher. Einverstanden. Ich werde Hansalas davon berichten und Lord Heinzal informieren, das er gebraucht wird.“
Artis scheuchte die Kinder in sein Haus zurück und kurz darauf erschien Lord Heinzal. Aufgebracht trat er an sie heran.
„Ich habe so eben von Artis erfahren was los ist.“
„Es stimmt leider. Jetzt wird es ernst.“, sagte Maria mit einem ernsten nicken.
„Und wieso darf dein Mann nicht dabei sein?“, wollte Lord Heinzal wissen.
„Er soll sich um die wehrlosen und um die beiden da kümmern, da hat er schon genug zu tun. Ich will nicht das die anderen in Gefahr kommen.“
„Verstehe ich, dann los.“, sagte Lord Heinzal.
Dann gingen sie aus dem Innenhof und rannten zum Haupttor der Stadt. Dort standen schon die Männer in Rüstung und hatten ihren Posten längst bezogen und warteten auf den Feind. Sabinus, ein alter Mann, stand bereits am Tor und drehte sich im selben Moment um, als die beiden heran kamen. Sabinus erkannte seine Herrin und ging auf sie zu und verneigte sich vor ihr.
„Endlich. Was sollen wir tun, Herrin?“, fragte Sabinus etwas krantig und hatte eine Ewigkeit auf seine Herrin gewartet.
„Sabinus, beruhige dich.“, versuchte Maria ihn zu besänftigen.
„Schon gut, schon gut.“, gab Sabinus nach. „Es ist nur diese Warterei, die mich verrückt macht.“
„Das kann ich gut verstehen. Bald ist die Warterei vorbei. Sind die Männer bereit?“
„Sicher. Sie warten auf deine Befehle und auf den Feind. Wir brauchen euch hier.“
Maria legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Ich bin ja da. Ich werde mich über dem Tor postieren und euch Anweisungen zurufen. Damit ihr zuschlagen könnt.“, sagte sie.
„Ich danke euch.“, sagte Sabinus und verneigte sich vor seiner Herrin.
Maria und Lord Heinzal gingen zum Tor und wandten sich nach rechts. Dort befand sich eine Steintreppe, die nach ein paar Stufen um die Ecke führte und dann auf die Mauer, die breit genug für fünf Reihen von Wachen. Über dem Tor postierte sie sich, wie sie es gesagt hatte und die beiden Wachen machten ihr Platz. Sie bedankte sich mit einem Nicken und stützte die Hände auf der Mauer ab und schaute hinaus zu den Hügeln, die nach Süden zeigten. Zwischen den Hügeln befand sich großes Weideland und ein so genanntes Tal. Der Wind fegte über das Tal und lies die Grashalme im Wind tanzen. Die Männer standen mit wachsamen Blicken auf der Mauer und waren bereit für den letzten Kampf. Die Mittagsglocken ertönten im Hintergrund und die Stadt war längst geräumt. Die Wachen warteten gebannt auf den Feind und dann nach den Mittagsglocken ertönte in der Ferne, ein gewaltiges Horn. Es wiederholte sich ein paar mal und dann sahen sie das gewaltige Heer. An der Spitze war König Afalus, so finster wie eh und je und sein Diener Rufus. Viele Männer hatten furchtlose Gesichter und hatten einen bösen Blick aufgesetzt. Ein kurzer Schauer vielen bei manchen Männern, die auf der Mauer standen, den Rücken hinunter. In fast allen Gesichtern stand die Angst in den Augen, auch wenn sie ganz gelassen und mit bösem Blick da standen. So fünfzig Meter vor der Mauer stoppte das Heer und die Pferde waren unruhig geworden, denn sie spürten die Angst ihrer Reiter und die ganze Anspannung die noch bevor stand.


Kapitel 22

Die Pferde schnaubten unruhig und tänzelten hin und her und die Reiter hatten große Mühe sie zu beruhigen. Afalus betrachtete ebenfalls seinen Feind. Er sah eine Frau die auf der Mauer stand und ihn beobachtete. Sie hatte Weinrotes Haar und eine Rüstung, was sehr ungewöhnlich war. Dann erkannte er links und rechts von ihrer Seite, dass noch weitere Frauen ihr zur Seite standen. Sie waren ebenfalls in ihrer Kampfkleidung und waren bereit. Sein Blick streifte nach rechts und nach links. Was er eigentlich suchte, fand er nicht. Das machte ihn wütend. Anscheinend war auch seine Abmachung ihm egal. Er dachte gar nicht mehr daran, sondern war auf den Angriff fixiert gewesen. Seine Blicke schweiften weiter über die Nummer. Dann erkannte er, dass der Sohn seines verstorbenen Bruders, den er eigenhändig ermordet hatte, nicht dabei war. Das machte ihn wütend. Sehr wütend. Dann war er sehr entschlossen anzugreifen. Jetzt oder nie. Sonst würden sich dieser Krieg und der Gewinn noch länger hinziehen. Sein Onkel Dolando war auch dabei und ritt nun zu ihm. Afalus sah auf und starrte finster in sein Gesicht.
„Worauf wartest du?“, fragte der Onkel ihn hasserfüllt.
„Du bist mit gekommen, obwohl ich es verboten habe?“, Afalas war enttäuscht von ihm.
„Ich stehe vor dir.“, sagte Dolando steif und egoistisch.
„Das sehe ich.“, sagte er patzig. „Viel vergnügen beim sterben.“
„Wie bitte?“, Dolando fuhr aus seiner Haut. Das hatte er von seinem Neffen nun wirklich nicht erwartet. „Wer glaubst du eigentlich, wer du bist!“
„Dies ist mein Krieg. Nicht deiner. Niemand hat dich eingeladen. Tschüss.“
„Das lasse ich mir von einem Grünschnabel, wie dir, nicht erlauben.“, sagte er und ritt wutschnaubend davon und lies seinen arroganten Neffen davon.
„Was passiert nun jetzt?“, fragte Rufus und riss seinen Herrn aus seinen wütenden Gedanken.
Er blickte noch eine weile seinen wütenden Onkel hinterher und sah dann seinen Diener an.
„Wir werden jetzt angreifen. Macht euch bereit!“, rief er und das Heer tobte und klopfte auf ihre Schilder, so das es klirrte und einen ohrenbetäubenden Lärm machte.
Dann machte Afalus allen ein Zeichen mit einer Handbewegung. Er hob die rechte Hand und lies sie schnell nach unten sausen, das war das Zeichen zum Angriff. Die Männer schrien ihren Kriegsruf und preschten mit ihren Rösser voran. Es war ein Gewusel und durcheinander. Der letzte Krieg der Freiheit hat begonnen und die Spannung wuchs immer weiter.
Der Himmel wurde ein wenig dunkel und die Wolken wurden immer mehr. Es kam wohl Regen auf und der Wind nahm ebenfalls zu und wurde stärker. Ein herrlicher Tag, der mit viel Blut vergießen enden würde.


Kapitel 23

Der Angriff kam wie ein Gewitter am Himmel. Maria und die Männer und die Kriegerinnen machten sich bereit. Sie hielten ihre Bögen und Pfeile bereit und warteten auf den richtigen Moment los zu lassen.
Das Heer kam näher und war noch ungefähr zwanzig Meter entfernt und Maria wartete noch einen Moment und hob die rechte Hand und lies sie wieder runter sausen. Dann flogen die ersten hunderte Pfeile flogen über die Mauer und hinunter auf den Feind. Die ersten fünfzig wurden sofort tödlich getroffen und brachen auf dem Schlachtfeld zusammen. Der nächste Pfeilhagen traf die nächsten Männer. Dann rückten sie an die Mauer. Viele erlitten unter Pfeilen den Tod, doch einige schafften es ab zu steigen und ein paar Leiter aufzustellen. Die Pferde die sie hatten, wurden unter dem Pfeilhagel tödlich getroffen. Ihr Blut und das Blut ihrer Reiter sickerten in den Boden und zerflossen darin.
Die ersten Männer kletterten die Leiter hoch und einige vielen durch den Regenschauer der Pfeile zu Boden und starben. Viele Kriegsschreie ertönten durch den Sturz der betroffenen. Die ersten erklommen die Mauer und die anderen zogen ihre Schwerter und schlugen den Feind zurück, auch Maria zog ihre beiden Schwerter und griff an. Sie wirbelte herum im Kreis und tötete einen nach den anderen. Afalus schickte seine Bauern zu erst in die Schlacht, so wie beim Schach. Ein genialer Schachzug fand Maria und konzentrierte sich weiter auf den Feind. Sie schlug einen nach dem anderen Nieder und auch Lord Heinzal kämpfte sehr gut, trotz seines Alters. Er war ja schon fast in den Ruhestand und doch reizte ihn der Kampf umso mehr. Sie kämpften Seite an Seite und schlugen immer weiter zu und halfen sich auch gegenseitig. Sie deckten sich um den Feind der hinter ihnen erschien zu erstechen. Diese List ging prompt auf und dann ebbte der erste Ansturm ab.
Dann rückten die nächsten Spieler an und es blieb kaum Zeit um Luft zu holen. Die nächsten Männer griffen sie an und sie töteten einen nach dem anderen und manche Krieger und Kriegerinnen von ihnen waren gefallen. Viele von ihnen kämpften hart und wild entschlossen. Es ging um Leben und Tod und um die Freiheit des Volkes.
Diese Schlacht zog sich immer weiter hin und der nächste Ansturm kam und dann noch einer und noch einer. Bald waren die meisten Männer gefallen von ihrer Seite und viele Männer von der Seite des Feindes.
Dann stürmten die letzten Männer des Feindes über die Mauer und Maria, Lord Heinzal und die anderen die noch lebten bekämpften sie mit ihrer ganzen Kraft. Dann kam Dolando auf Maria zu und griff sie wütend an. Sie reagierte blitzschnell und hatte mit einer Umdrehung der eigenen Achse ihm den Kopf abgehackt. Ihr Atem wurde schneller und sie war fast ausgepowert. Dann kam Rufus, Alalus Diener und Rechte Hand und griff sie ebenfalls an und sie attackierte den Angriff. Rufus hatte keine Chance gegen Maria und sie tötete ihn ebenfalls mit einem üblen Schwertstreich quer von Kopf bis Fuß. Dann kamen die letzten Männer und sie wurden alle besiegt. Dann wurden die letzten Männer beseitigt und nur noch König Afalus übrig nun kletterte er selber hinauf und sprang über die Mauer und zog sein Schwert und griff Maria an. Doch ehe sie ihn abwehren konnte stand Lord Heinzal vor ihr um sie zu beschützen. Sein Schwert ruhte ruhig in seiner Hand. Maria griff ihn an den Oberarm und zerrte ihn zurück. Lord Heinzal schaute sie verwundert an.
„Was?“, hauchte Lord Heinzal verblüfft.
„Dies ist meine Schlacht. Er gehört mir. Ihr tut nichts, egal was passiert. Verstanden? Das ist ein Befehl.“
„Ja, habe verstanden.“
Maria zückte ihre Schwerter und ging in Kampfstellung und wartete auf den ersten Angriff von Afalus. Dieser grinste breit und freute sich sie zu beseitigen.
Dann griff Afalus an und Maria wehrte die ersten Schläge immer und immer wieder ab. So ging es eine weile und dann traf Afalus ihren linken Oberarm und verpasste ihr einen gewaltigen Schnitt, vom Oberarm bis kurz vor ihrem Handgelenk. Sie lies ihr linkes Schwert fallen und ihr Gesicht war verzerrt vor Schmerz. Das Blut floss in strömen hinunter. Sie hatte ihren Arm angewinkelt und konzentrierte sich die Attacken von Afalus so gut es ging ab zu wehren. Sie schaffte es und trotz unter dem fürchterlichen Schmerz schaffte sie eine Umdrehung und köpfte den Feind schließlich und Afalus sackte in sich zusammen. Sein Schwert viel auf den Boden und die Männer jubelten ihrer Anführerin zu. Sie hatten den Krieg gewonnen und Maria steckte ihre Schwerter zurück in die Scheide auf ihren Rücken und krümmte sich zusammen vor Schmerz. Sie hielt sich ihren linken Arm und versuchte die Tränen zurück zu halten. Lord Heinzal stützte sie und geleitete sie hinunter auf den großen Platz. Er war sehr besorgt. Er ging in die Richtung zum Marktplatz, wo auch eine Kirche stand und diese läutete zur späten Nachmittagsstunde. Sie schleppte sich unter der Stütze von Lord Heinzal zur Kirche. Dort am Tor klopfte Lord Heinzal an die Tür. Die Leute die dort die Verletzten aufnahmen waren geblieben für den Fall der Fälle. Die Holztür wurde geöffnet und eine Frau in mittleren Jahren trat hervor. Sie hielt eine Hand auf ihr Herz und stöhnte als sie die Verletzte sah und sagte „O Gott.“ Sie lies die beiden herein und schloss die Tür hinter sich und geleitete sie den langen kalten Flur entlang. Er war weiß und hatte Steinfließen. Sie gingen gerade aus und bogen dann rechts in einen großen Gang ab und betraten dort den großen Raum, wo die Verletzten versorgt wurden. Es war bereits Hochbetrieb und viele Nonnen wuselten hin und her. Eine alte Nonne mit kräftigem Körperbau und graue Augen. Sie war schon sehr alt und kannte die Verletzungen der anderen und half mit ihren Kräutern sie gesund zu pflegen. Sie sah sehr besorgt aus, als sie die Verletzung von Maria und dann von Lord Heinzal sah. Sie führte sie nach hinten in eine Ecke, wo noch Platz war und lies sie dort warten. Sie verschwand für einen Moment und kehrte mit einer großen Schüssel Wasser, Verbandszeug und einigen Heilmitteln zurück. Sie stellte es neben dem Bett ab. Links und rechts standen ein Bett für Maria und Lord Heinzal zum erholen. Die Nonne war sehr behutsam und ging sehr vorsichtig mit den Verletzungen von Lord Heinzal um. Doch Lord Heinzal wehrte sich dagegen.
„Nicht.“, sagte er scharf.
Die Nonne schaute zu ihm auf und sah ihn verwirrt an und hielt mit ihrer Arbeit inne.
„Was habt ihr dagegen, Mylord?“, fragte die Nonne.
„Versorgt sie erst. Es sind bei mir nur kleine Schnittwunden, halb so schlimm.“, sagte Lord Heinzal zischend und leise.
„Kleine Wunden können sich genau so entzünden wie große Wunden. Wenn ihr unbedingt an einer Blutvergiftung sterben wollt. Dann kümmere ich mich um sie.“, sagte die Nonne.
„Sie hat mehr Blut verloren als ich. Ich kann warten. Helft zu erst ihr und dann könnt ihr euch um mich kümmern. Einverstanden?“
„Wie ihr wollt.“, sagte die Nonne nur.
„Wie ist euer Name?“, fragte Lord Heinzal die Nonne und sie sah ihn an.
„Madina.“, antwortete sie und war verlegen.
„Ein schöner Name.“, sagte Lord Heinzal.
„Danke, Mylord.“, sagte Madina und wurde ein wenig rot.
„Kein Problem.“, sagte Lord Heinzal. „Versorgt meine Gefährtin und dann mich.“
„Sicher.“, sagte Madina und begann mit ihrer Arbeit.
Sie holte ein Messer unter ihrer Kutte hervor und schnitt den Ärmel der Rüstung von Maria auf und machte dies mit sehr großer Vorsicht. Alle drei verzogen das Gesicht als sie die tiefe Schnittwunde sahen, die vom Oberarm bis zum Handgelenk reichte.
„Uhi.“, sagte die Nonne Madina. „Das sieht schlimm aus.“
Maria schrie als sie den Ärmel auf die beiden Seiten legte und prüfend über die Wunde mit ihren dicken Fingern strich. Es schmerzte tierisch und Maria verzog immer wieder das Gesicht und krümmte sich dabei und drehte den Kopf nach rechts um das viele Blut nicht zu sehen. Aus dem Augenwinkel sah sie wie Madina ihren linken Arm sorgfälltig studierte. Dann nahm sie ein großes Tuch und tunkte es in die Schüssel mit Wasser. Sie lies Maria Platz nehmen um sie besser versorgen zu können. Denn im stehen war es schwieriger sie zu verarzten. Dann begann sie das Tuch auszuringen und dann vorsichtig das viele Blut was rings herum um die Wunde bereits getrocknet war zum größten Teil und sie begann es weg zu wischen und dann sah sie es die wirkliche Schnittwunde. Dann tupfte sie die Wunde ganz langsam mit neuem Wasser ab. Und dann wurde ihr Gesicht sehr ernst. Maria verzog noch immer das Gesicht vor Schmerz und ihr stiegen Tränen in die Augen und sie bekam einen Kloß im Hals. Lord Heinzal stand ihr bei und legte mit großer Sorge eine Hand auf ihre Schulter. Sie wischte sich mit der gesunden Hand die Tränen vom Gesicht und beruhigte sich langsam. Dann schaute sie besorgt auf und hatte ihre Stirn in tiefe Falten gelegt.
„Ist es ernst?“, fragte Maria die Nonne.
„Nein. Ihr habt noch mal Glück gehabt.“, sagte Madina mit ernster Stimme.
Sie hatte es inzwischen geschafft die ganze Blutung zu stillen. Dann holte sie eine glühende Eisenstange mit einer glatten und dünnen Stab der Platt gedrückt war um Wunden vor Entzündungen zu schützen und vor Vergiftungen.
„Was passiert jetzt?“, fragte Maria geschockt als sie die glühende Stange sah. Ihre Augen weiteten sich vor Panik.
„Es muss sein. Sonst stirbt ihr an Blutvergiftung. Ihr bekommt sehr hohes Fieber und es kann nicht aufgehalten werden, wenn es nicht versorgt wird. Es ist eure Entscheidung.“, sagte Madina ernst.
„Was?!“, rief Maria und lies den Blick im Schockzustand wieder sinken und hatte ihre Finger im Gesicht und rieb sich damit ihre Augen und seufzte.
So eine Entscheidung war nicht leicht. Diese Entscheidung war schwer. Sie entschied sich für diese Behandlung als zu sterben. Sterben muss jedes Lebewesen. Doch jetzt die Welt zu verlassen, sah sie nicht ein. Deswegen entschied sie sich dafür. Sie nickte einverstanden und sah dann Madina an.
„Tu es.“, befahl Maria ihr und krallte mit der gesunden Hand in das Laken um sich an etwas zu klammern, wenn der brennende Schmerz ihren Körper durch flutete.
„Ihr werdet mit einer Narbe davon kommen.“, sagte Madina um sie zu beruhigen.
Lord Heinzal nahm seine Hand von ihrer Schulter und sah seine Gefährtin mit großer Sorge an. Sie wusste das er sie ansah, doch sie konzentrierte sich ganz auf den Schmerz der ihren Körper durch litt. Madina nahm ihren Arm und begann mit dem Oberarm bei der Schulter. Das glühende Eisen zischte auf ihrem Fleisch und sie verzog vor Schmerz das Gesicht und krümmte sich dabei. Dann wurde alles schwarz und sie kippte nach hinten ins Kissen. Sie war Ohnmächtig von dem Schmerz geworden und Lord Heinzal half Madina ihre Beine auf das Bett zu hieven. Dann deckten sie sie zu und Madina fuhr problemlos mit ihrer Arbeit fort. Sie brannte die ganze Schnittwunde ab und tupfte mit einem frischen Tuch was vorher in Wasser getunkt wurde die Wunde ab und kühlte sie, dann verband sie ihren Arm und legte sie in einer Schiene. Dann untersuchte Madina sie weiter nach Verletzungen. Doch sie fand keine und seufzte leicht. Eine schwere Wunde reicht und dann deckte sie sie zu. Madina tupfte ihre Stirn mit kühlendem Wasser ab und wandte sich dann Lord Heinzal zu.
„Jetzt seit ihr dran, Mylord.“, sagte Madina und er setzte sich auf das Bett was neben Maria stand. Sie ging wieder zu der Schüssel die auf der Komode ist, zwischen dem Bett wo jetzt Maria lag und dem Bett auf dem Lord Heinzal saß. Sie tunkte das frische Tuch in das rot gefärbte Wasser und tupfte ihm die leichten Schnittwunden ab und wischte das getrocknete Blut ab und dann mischte sie aus ihren Heilmitteln eine dicke Brühe zurecht und strich mit der Fingerspitze über seine kleinen Schnittwunden an der Hand und auf dem Gesicht. Das brannte etwas, als sie die Brühe auf seine Wunden strich. Er verzog leicht das Gesicht und dann lächelte er dankbar. Als sie fertig war, nahm sie die Schüssel die sich mit dem Wasser dunkel rot gefärbt hatte von der Komode und sah ihn noch im vorbei gehen, einmal an.
„Ruht euch aus.“, sagte Madina und wies auf das Bett, wo er saß. „Ich werde später euch aufsuchen und nach euch beiden sehen. Ihr braucht jetzt beide viel Ruhe.“
Damit ging sie davon und Lord Heinzal sah der alten Frau nach. Er sah sich in diesem Raum noch einmal im Raum und sah den anderen Nonnen die restlichen Verletzten versorgten. Dann wurde es ruhiger im Raum und Lord Heinzal legte sich auf das Bett und deckte sich zu und sank ins Kissen. Seine Knochen taten ihm weh und er spürte sein Alter. Dann schlief er auch dann ein.


Kapitel 24

Nach ein paar Tagen erwachte Lord Heinzal aus seinen langen Schlaf wieder auf und untersuchte seine Narben die zurück geblieben sind. Er stellte fest, dass sie ganz gering gehalten wurde. Egal was das für Kräuter waren, die Madina ihm drauf getan hatte, sie wirkten. Er musste lächeln und sah hinüber zu seiner Bettgenossin. Maria atmete flach und ihr Verband war wohl gerade gewechselt worden. Sie schlief und war nicht mehr Ohnmächtig, wie am Anfang. Das beruhigte ihn für eine weile. Aber ob sie wieder aufwachen würde, stand noch in den Sternen.
Dann erschien wieder Madina und tastete seine Wunden sorgfälltig ab. Sie schien zufrieden. Dann wandte sie sich Maria zu und tupfte ihre Stirn noch mal ab. Sie schien Fieber zu haben.
„Was hat sie?“, fragte Lord Heinzal und stützte sich auf seine Ellenbogen.
Madina wandte sich um und sah ihn an.
„Sie hat Fieber.“, sagte sie nur. „Es wird besser.“
„Ein Glück.“, sagte Lord Heinzal erleichtert. „Ich dachte schon...“
„Keine Sorge, Mylord.“, sagte Madina. „Sie kommt durch. In ein paar Tagen ist sie wieder die Alte.“
„Da bin ich froh.“, sagte Lord Heinzal.
„Ihr könnt euch wieder bewegen und herum springen, Mylord.“, sagte Madina.
„Danke. Ich bleibe lieber bei ihr.“
„Wie ihr wollt.“
Damit ging Madina wieder davon und Lord Heinzal betrachtete Maria und sah wie das Fieber abflaute. Er atmete tief durch und seine Sorgen waren nicht mehr so groß wie vorher. Dann erhob er sich und trat ans Fenster. Es war anscheinend nach Mittag und draußen spielten einige Kinder fangen. Einige Männer und Frauen gingen in die Stadt umher. Anscheinend hatte man den Sieg für den Kampf bereits mitgeteilt und die Leute strahlten und jubelten den Kriegern und Kriegerinnen zu, die an ihnen vorbei gingen. Sie waren wie Freunde und fühlten sich geehrt. Die Wolken standen sanft am sonnigen Himmel. Der Wind wehte leicht durch die Haare der Menschen und den Bäumen. Lord Heinzal zog den Blick in sich auf, wie den Duft einer frischen Blume. Dann blickte er wieder zu Maria und sah sie an und studierte sie. Ihr Atem ging ruhig und flach. Er musste lächeln. Er wusste auch nicht warum. Dann entschied er das er frische Luft brauchte und so ging er aus dem Gebäude hinaus. Er trat auf dem großen Marktplatz und die Sonne schien auf sein Gesicht. Dann wandte er sich nach links und ging dann gerade aus. Vorbei am Wirtshaus und dann in die kleine Gasse hinein. Am Ende der Gasse, rechts befand sich das Tor und er stieß sie auf und trat in den Innenhof hinein. Schloss das Tor wieder und überquerte den Hof. Dann trat er in das Haus von Artis dem alten Greiz ein. Dann durchquerte er den Flur und dann bog er ab und betrat auf der linken Seite in den Raum ein. Er sah das Artis gedankenverloren auf seinen Stuhl saß. Er hob den Kopf, als Lord Heinzal sah. Er machte große Augen und richtete sich auf. Sein Mund stand einen Spalt offen. Er konnte nicht glauben, dass Lord Heinzal lebte. Er dachte, er wäre umgekommen. Dann lächelte er und überwand den Schock. Er stand auf und Lord Heinzal kam zu ihm. Dann breiteten beide ihre Arme aus und umschlungen sich wie alte Freunde, was sie auch waren. Sie umarmten sich und lachten zusammen.
„Schön.“, sagte Artis und lachte. „Ich dachte schon, du wärst tot.“
Lord Heinzal schaute schockiert seinen Freund Artis an.
„Was?“
„Man hat euch nicht gefunden, auf dem Schlachtfeld. Und unsere Kriegerin Maria auch nicht.“, sagte Artis etwas traurig.
„Ihr könnt beruhigt sein. Alter Freund.“, beruhige Lord Heinzal ihn. „Sie ist am Leben, genau wie ich. Sie hat Glück gehabt.“
„Glück gehabt? Was meint ihr?“
„Sie ist schwer verletzt, wird aber durch kommen.“
„Großer Gott. Wie furchtbar.“
„Es geht ihr schon besser. Ich komme gerade von ihr.“
„Und wo ist sie?“
„In der Klosterkirche am Markt. Dort wird sie bestens versorgt.“
„Ein Glück.“, sagte Artis erleichtert.
„Ja.“, bestätigte Lord Heinzal ihn.
Artis nahm seine Hände und klopfte ihm auf beide Schultern und strahlte erleichtert.
„Es muss gefeiert werden.“, sagte Artis entschlossen.
„Zu welchem Anlass?“
„Auf den Frieden. An das Gedenken der verstorbenen. Diejenigen die uns verteidigt haben.“
„In Ordnung.“, sagte Lord Heinzal. „Wo sind Franka, Hansalas und Denjan?“
„Die sind oben in ihren Zimmern und ruhen sich aus. Macht euch keine Sorgen.“
„Gut.“, sagte Lord Heinzal erleichtert.
„Dann setz dich, mein alter Freund.“, sagte Artis und klopfte ihm auf den Rücken.
Sie setzten sich und sahen sich an. Artis lächelte zufrieden und nickte mit dem Kopf.
„Wir freuen uns über den gelungenen Sieg.“, sagte Artis und lehnte sich mit einem Seufzer zurück.
„Wie habt ihr davon erfahren?“
„Sabinus.“
„Ah, verstehe.“
„Ja.“, sagte Lord Heinzal. „Was hat euch Sabinus erzählt?“
„Nun.“, räusperte sich Artis und faltete seine Hände auf seinen Bauch.
„Bitte.“
„Gut.“, sagte Artis und begann zu erzählen. „Sabinus kam herein gestürmt in die Höhle. Alle schauten auf. Viele waren irritiert. Sabinus kam auf mich zu und berichtete mir, das der Feind von unserer Kriegerin Maria an der Seite von dir und das sie den Feind Afalus geköpft haben soll. Stimmt das?“
„Ja, das stimmt.“, bestätigte Lord Heinzal mit einem Nicken.
„Gütiger Herr.“, sagte Artis und strich sich mit der Hand über sein Gesicht. „Jedenfalls, hat er uns dann gesagt, das wir wieder aus unserer Höhle heraus kommen können und wieder wie vorher in unsere Häuser zurück kehren können. Wir jubelten und strahlten zusammen. Alle freuten sich, das dieser Krieg endlich vorüber war. Als ich es den anderen erzählt habe. Wir traten zusammen aus der Höhle und blinzelten in das Sonnenlicht, dann gingen wir unserer Wege und machten weiter wie bis her, nur das sich einiges geändert hat.“
„Was hat sich geändert?“, wollte Lord Heinzal wissen.
„Die Luft, die Angst. Die Luft roch frisch und die Angst verblasse schon. Wir können uns auf ein normales Leben freuen und brauchen uns nicht mehr zu verstecken. Sein Reich wurde aufgelöst und die Frauen befreit. Mittlerweile wurde auch das Reich von unserer Heldin benachrichtigt und alle kommen in die Stadt. In den nächsten Tagen wird gefeiert und gleichzeitig unser neuer König gekrönt. Es ist einfach herrlich. Es ist bereits alles in die Wege geleitet.“, sagte Artis freudestrahlend zu seinem alten Freund Heinzal.
Lord Heinzal nickte lächelnd und freute sich nun auch. „Und mein Volk?“
Artis schaute ihn an. „Es wurde auch benachrichtigt und sie werden ebenfalls hier erscheinen und zwar alle.“
Lord Heinzal nickte wieder lächelnd und lehnte sich in seinen Stuhl zurück. Er freute sich wahnsinnig auf das bevor stehende Fest. Es wird bestimmt eine gute Stimmung geben. Die Stadt wird voll sein von Menschen und Musik. Der größte Höhepunkt wird die Krönung von Denjan sein. Die beiden alten Männer schauten sich lächelnd und mit feuchten Augen tief an und waren beide zufrieden.
Dann erhob sich Lord Heinzal von seinem Stuhl. Er stützte sich mit seinen Händen darauf ab, als er sich erhob. Er merkte, dass er älter geworden war und seine Knochen langsam zerfallen. Doch noch immer steckte Kampfgeist in ihm und er genoss den Triumph.
„Wohin geht ihr?“, wollte Artis wissen und sah zu ihm auf.
„Ich werde Maria noch mal besuchen und schauen wie es ihr geht.“
„Habt ihr was dagegen wenn ich euch begleite?“
„Nein, durch aus nicht.“
„Gut, gehen wir.“, sagte Lord Heinzal mit einem Nicken.
Die beiden verließen das Gebäude und traten auf den Hof und verließen den Hof durch das Tor. Lord Heinzal nahm den Weg, den er gekommen war und steuerte direkt auf das Kloster zu und klopfte einige male an das Tor. Sie warteten eine weile und Madina öffnete die Tür. Sie schaute auf und machte große Augen als sie die beiden Männer machen.
„Ach, das ist ja eine Überraschung.“, sagte Madina mit hoch gezogenen Augenbrauen.
Die Männer schauten sich an.
„Ich dachte, sie wären bei ihrer Gefährtin?“
„Ich brauchte frische Luft.“
„Ach so.“
„Können wir rein?“, sagte Lord Heinzal und machte eine Handbewegung zur Tür.
„Sicher.“, sagte Madina und machte Platz.
„Danke.“, sagte Lord Heinzal.
Sie traten ein und Lord Heinzal ging zurück zum Saal, wo die Verletzten lagen und Artis folgte ihm. Sie hatten ein zügiges Tempo und erreichten im nu den Saal. Maria saß inzwischen auf der Bettkante und starrte nach draußen. Sie drehte sich um als sie Lord Heinzal und Artis heran kommen sah. Sie sah schlimm aus und hatte anscheinend nicht gut geschlafen. Sie nickte ihnen zu und sie nahmen auf der Bettkante Platz. Artis seufzte.
„Du siehst schlimm aus, meine Liebe.“, sagte Artis bedrückt und legte seine knochige Hand auf ihre Schulter.
„Ist halb so schlimm, wie Lord Heinzal sagte.“, sagte Maria und ließ den Blick sinken.
„Wie schlimm?“, hackte Artis nach und nahm seine Hand von ihrer Schulter.
„Es hätte schlimm ausgehen können, wenn man das so sieht.“, sagte sie.
„Er hat es mir erzählt was passiert ist.“, sagte Artis mit ernster Stimme und Blick. „Aber so schlimm hätte ich nicht gedacht.“
„Ihr macht immer gleich ein Theater drauß.“, sagte Maria und verdrehte genervt die Augen.
„Wie du meinst.“
„Ich lebe noch.“, sagte sie etwas eingeschnappt.
„Da hat sie Recht.“, sagte nun Lord Heinzal. „Und wir können froh sein.“
„Okay, okay.“, wehrte Artis ab.
„Was ist mit den Bewohnern dieser Stadt?“, fragte Maria die beiden und lenkte auf ein anderes Thema.
„Sie sind alle gesund, bis auf diejenigen die ihr Leben gelassen haben.“, sagte Artis mit ernster Stimme.
„Was ist mit meiner Tochter und mit meinem Mann?“, wollte Maria unbedingt wissen.
„Es geht ihnen gut. Sie sind in meinem Haus.“, beruhigte Artis sie.
Maria nickte. Dann schaute sie sich im Saal um. Viele waren mit Verbänden und lagen auf den Betten. Manche hatten sich aufgerichtet und schauten ins leere. Sie senkte den Blick.
„Was geschieht mit den Toten?“
„Außerhalb der Mauer ist ein ausgetrockneter Teich, dort werden sie hinein gebracht und verbrannt, damit die Seuche uns nicht vernichtet. Anschließend wird die Krönung und ein Fest veranstaltet, damit dieses Land wieder ihren normalen Gang bekommt.“, sagte Artis.
„Wie lange bin ich weg gewesen?“
„Fünf Tage und ihr seit noch nicht bei Kräften.“, sagte eine alte weibliche Stimme hinter den Männern.
Die beiden drehten sich um und traten zur Seite. Es war Madina die einen Becher Wasser mit Kräutern in den Händen hielt und trat auf Maria zu. Sie hielt ihr den Becher hin.
„Trinkt“, forderte sie Maria auf. „Danach wird es euch besser gehen.“
Maria nahm ohne sich zu wehren den Becher und kippte ihn mit einem Zug hinunter und verzog das Gesicht und schüttelte sich dabei.
„Ekliger Geschmack.“, sagte sie.
„Wenn ihr das nicht getrunken hättet, wäre eure Krankheit nicht gesunken.“
„Was für eine Krankheit?“
„Ihr hattet Fieber. Ihr hättet daran sterben können.“
Maria schaute Madina mit offenem Mund sprachlos an und wollte es nicht glauben.
„Danke.“, sagte sie.
„Das ist meine Pflicht, aber wir werden dafür noch bestraft und beschimpft und als Hexe bezeichnet.“, schimpfte Madina.
„Ist es so schlimm?“
„Ja. Und noch viel schlimmer.“
Maria schaute sie fragend an und auch die Männer schauten sie an.
„Nur weil ich mich mit Kräutern auskenne, bin ich keine Hexe, aber manche von euch Männern glauben es und machen Jagd auf uns. Sie verbrennen uns und beschuldigen uns als Diener des Teufels. Ts.“, sagte Madina und spulte sich richtig auf. „Ihr könnt froh sein, das ihr noch akzeptiert wird. Aber eines kann ich euch sagen. Einige werden euch jagen bis ihr aufgibt.“
Damit nahm sie den Becher und stapfte mit Wut geladener Energie von dannen.
Sie wandten sich wieder an Maria und sie blickte sie fragend an.
„Ich brauche frische Luft, gehen wir.“, sagte Maria und erhob sich.
„Bist du sicher?“, fragte Lord Heinzal besorgt.
„Klar.“, sagte Maria nur und ging raus aus dem Saal.
Die Männer folgten ihr. Als Maria aus dem Kloster trat zog sie die kühle Luft tief in sich ein. Endlich wieder frische Luft. Das hatte sie jetzt gebraucht. Dann trat sie auf den Marktplatz, der sich in der Zwischenzeit mit vielen Leuten gefüllt hatten und dann rempelte Sabinus sie an. Maria hielt ihn mit ihrer gesunden Hand fest am Arm und Sabinus schaute sich gehetzt zu ihr um und dann sah er auch Lord Heinzal und Artis. Dann war er kurz irritiert, weil er Artis hier nicht erwartet hätte und dann setzte er ein erleichtertes Gesicht und dann ein lächeln auf.
„Warum so eilig, Sabinus?“, fragte Artis erstaunt.
Sabinus sah wieder zu Maria und senkte den Kopf. „Ich bitte um vielmals um Entschuldigung.“
„Entschuldigung angenommen.“, sagte Maria mit ernster Stimme.
„Also was ist nun los, Sabinus?“, hackte Artis weiter und Sabinus schaute ihn an.
„Verzeiht. Ich hatte euch bei euch zu Hause erwartet.“, japste Sabinus und rang nach Atem. Als er genug Luft geholt hatte sprach er weiter. „Es sind Leute gekommen aus Fundas.“
„Was für Leute?“, fragte Lord Heinzal.
„Eure Herr.“, sagte Sabinus und nickte zu Heinzal herüber.
Lord Heinzal staunte mit großen Augen und wollte es nicht so recht glauben.
„Wie?“, fragte er mit erschreckter Stimme.
„Ja, Herr.“, sagte Sabinus. „Die ganze Stadt ist hier.“
„Niemand mehr in meinem Reich?“, japste Lord Heinzal erschrocken.
Sabinus nickte. Artis und Maria schauten sich betroffen an. Ein kurzes schweigen.
„Wo sind sie?“, fragte Lord Heinzal als er wieder Luft bekam und schaute verwirrt Sabinus an.
„Sie warten am Tor auf euch.“, sagte Sabinus. „Folgt mir.“
Sie machten sich alle auf den Weg zum Tor und dann sahen sie auch schon das Getümmel und Gedränge der Menschen aus Fundas. Viele Bauern und die restlichen Wachen die zurück geblieben waren, strömten in den Innenhof, der beim Tor war. Viele hatten ihr Hab und Gut mitgebracht und die Kranken ebenfalls. Lord Heinzal konnte nicht glauben was er dort sah und strich sich mit seiner knochigen Hand über das Gesicht.
„Oh je.“, jammerte Lord Heinzal und hatte auf einmal ein trauriges Gesicht.
„Was ist denn, alter Freund?“, fragte Artis.
„Ich habe gerade einen gewaltigen Stich bekommen.“, sagte Lord Heinzal und fasste sich ans Herz.
„Was für ein Stich?“, fragte Artis weiter.
„Ich habe meine Leute im Stich gelassen.“, jammerte Lord Heinzal.
„Das ist nicht wahr.“, sagte Maria und tröstete ihn.
„Doch!“
„Nein!“, sagte sie. „Ihr habt das richtige getan. Ihr habt richtig gehandelt. Ihr habt euer Volk beschützt. Das ist viel wehrt. Glaubt mir.“
Lord Heinzal sah auf und blickte in ihr Gesicht.
„Vermutlich hast du Recht.“
„Es wird alles gut.“, sagte sie und rieb ihm den Rücken.
„Danke. Danke, das du an mich glaubst.“
„Gern geschehen.“, sagte sie mit einem nicken.
„Begrüßen wir nun die Leute.“, schlug Artis vor und lenkte seine negativen Gedanken in eine andere Richtung.
Lord Heinzal nickte und fing sich wieder. Dann strahlte er wie früher.
Sie gingen zu den Leuten und traten an den stellvertretenden Hauptmann Franz heran. Dieser reagierte mit einem nicken, als er seinen Herrn kommen sah. Franz war ein sehr alter Mann und hatte sein letztes Jahr in dem Heer. Er hat schon viele Kriege in seinen jungen Jahren geführt und viele seiner Freunde verloren.
„Willkommen, Franz.“, sagte Lord Heinzal vergnügt, als wäre nichts geschehen.
„Ganz meinerseits.“, sagte Franz mit einem nicken und mit einem lächeln.
„Habt ihr alles gut überstanden?“
„Ja, Herr.“
„Sind alle am Leben, die bei Hofe zurück bleiben mussten?“
„Ja, Herr.“
„Fein. Da bin ich beruhigt.“
„Es ist alles überstanden, Herr.“
Alle freuten sich und schauten der Menge wieder zu. Viele hatten ihre Väter die verwundet waren, auf einem Karren gebart. Artis verschaffte sich Gehör.
„Meine Lieben, hört mir bitte zu!“, rief Artis mit seiner alten Stimme über den Platz und die Menge drehte sich zu ihm um und sahen ihn an. Sie waren gespannt was er zu sagen pflegte.
„Hört mir zu!“, befahl er. „Eure Kranken bringt ihr in die Klosterkirche. Ihr anderen bekommt alle einen warmen Platz als Unterkunft. Außerdem wird bald ein Festtag beginnen. Ihr könnt Essen so viel ihr wollt!“
Die Menge jubelte und klatschte, vor Begeisterung in die Hände und strahlten, über ihre müden Gesichter. Artis, Maria, Lord Heinzal und Franz strahlten ebenfalls. Sabinus war wieder unterwegs und erfüllte seine Pflichten.
Lord Heinzal dankte Artis für diese schnelle Fürsorge und Artis wehrte mit einer Geste geschmeichelt ab.
„Das ist doch selbstverständlich, mein Freund.“, sagte Artis gerührt.
„Trotzdem, danke.“, sagte Lord Heinzal noch einmal. „Ich wüsste nicht, was ich tun würde.“
„Dazu sind Freunde doch da, oder?“
Lord Heinzal nickte und die beiden lächelten vergnügt.
„Was passiert mit den Toten?“
Artis und Lord Heinzal schauten Maria verwirrt an.
„Wie meinst du das?“, hackte Artis nach.
„Na. Ob ihr schon die Toten begraben habt oder nicht?“
Artis schüttelte den Kopf. „Nein. Haben wir noch nicht. Was schlägst du vor?“
„Wir heben einen großen Graben aus und wickeln die Toten in Tücher ein und legen sie dann in diese Grube. Dann tun wir Heuballen drauf und verbrennen sie anschließend.“
„Wir können sie doch nicht alle verbrennen?“, sagte Lord Heinzal schockiert.
„Willst du Seuchen haben?“, fragte Maria ihn.
Lord Heinzal schüttelte energisch den Kopf. „Nein!“
Maria nickte und auch Artis hatte verstanden. Er pfiff einen seiner Männer her und er kam sofort. Er verneigte sich mit der rechten Hand auf sein Herz vor seinem Herrn.
„Ich habe eine wichtige Aufgabe für dich.“, begann Artis mit seinem Befehl. „Du suchst jetzt so viele Männer zusammen, wie du kriegen kannst. Dann kommt ihr hier her und jeder hat Laken dabei und Schaufel. Verstanden?!“
„Ja, Herr. Ich mache mich sofort an die Arbeit.“, sagte die Wache und verschwand.
Artis drehte sich wieder zu den beiden um. „Das kann jetzt eine weile dauern.“


Kapitel 25

Nach kurzer Zeit verlief sich die Menge, die aus Fundas gekommen war in sämtliche Richtungen in die Stadt. Die Wache, die den Auftrag von Artis erhalten hatte, hatte circa zehntausend gesunde Männer aus dem Heer zusammen getrommelt und alle standen um Artis, Maria und Lord Heinzal herum. Die Wache verneigte sich vor Artis und verschwand. Die Soldaten wurden unruhig. Sie wussten nicht, was auf sie zu kam. Sie waren alle gespannt.
Dann erhob Artis seine Hände und verschaffte sich Ruhe und die Männer stellten ihr Getuschel ein.
„Schön, schön.“, sagte Artis und senkte seine Arme. „Wie ich sehe, hat jeder einige Laken bei sich und einige eine Schaufel. Sehr schön.“
Die Menge starrte ihre Herren und ihre Herrin mit großen Augen an. Sie warteten gespannt auf ihre Befehle.
„Du hast das Wort, Maria.“, wandte sich Artis nun an sie.
Maria nickte und wandte sich dann an die Männer. „Sehr gut. Dann kann es ja los gehen.“
Die Männer starrten nun sie an und manche starrten sie hasserfüllt und mit zornigem Blick an. Das bemerkte Maria und lächelte.
„Was habt ihr?“, fragte sie munter in die Runde. „Noch nie eine Frau gesehen?“
Artis und Lord Heinzal lachten und sie lachte mit. Die Männer starrten sie immer noch an und wussten nicht so recht was sie sagen sollten.
„Gut.“, sagte Maria nun wieder ernst und verschaffte sich Gehör. „Folgt mir, alles weitere werde ich euch erklären.“
Die Männer folgten Maria, Artis und Lord Heinzal aus der Stadt hinaus. Bewaffnet mit Laken und Schaufeln. Manche von ihnen waren noch immer irritiert. Wahrscheinlich, weil sie noch nie eine Frau in Rüstung gesehen hatten oder noch nie eine Frau gesehen die ein Heer befehlte.
Draußen auf einen der Hügel vor der Stadt blieb Maria stehen und ging in die Knie. Dieser Hügel war perfekt für das Totengrab. Die Männer blieben mit einem kleinen Abstand aus Respekt hinter ihr stehen. Dann tastete Maria den Boden vor sich ab und nickte zufrieden und erhob sich dann. Dann winkte sie die Männer zu sich heran.
„Dieser Hügel.“, sie machte dabei die Handbewegung und zeigte einen Kreis in der Luft. „Hebt ihn aus.“
Die Männer nickten und gehorchten. Sie führten ihren Befehl gehorsam aus und der Nachmittag verstrich. Als sie fertig waren kamen weitere Soldaten mit voll beladenen Karren. Auf dem Karren befanden sich Unmengen von Heuballen. Diese waren sorgfälltig aufgestapelt. Die Sonne ging bereits unter und senkte ihre wärmenden Strahlen. Die Männer schichteten die Toten in die Laken und wickelten sie darin ein. Dann hoben sie zu zweit sie an und warfen sie vorsichtig in den ausgehobenen Graben. Selbst Maria, Artis und Lord Heinzal packten fleißig mit an. Die Männer staunten, als sie Maria arbeiten sahen und dies spornte sie noch mehr an. Im nu waren alle Toten in ihren Laken in der Grube und die Männer schütteten mit den Schaufeln die Erde wieder drüber. Als sie fertig waren nahmen sie von den Karren die Heuballen und schichteten sie über das Massengrab bis alles mit Heu bedeckt war. Dann türmten sie den Rest in die Mitte auf und begutachteten ihr Werk. Sie waren alle zufrieden und Maria lobte sie. Dann schickte sie die Männer zurück in die Stadt, wo sie sich ausruhen sollten.
In den nächsten Tagen wurden die Vorbereitungen für die Krönung von Denjan vorbereitet. Am Tag vor seiner Krönung versammelte sich die ganze Stadt vor den Mauern und bildeten einen Kreis um das Hügelgrab und sangen Gotteslieder, die die Toten ehren sollten. Es waren einfache Kirchenlieder, die sehr mitfühlend klangen und die Seelen der Toten zu reinigen und zu ehren. Die Zeremonie dauerte bis tief in die Nacht hinein und alles war zu Asche nieder gebrannt. Es war eine zeremonielle Stille und sie beteten still für diese armen Seelen. Die Kirchenglocken ertönten nach dem Gesang als Zeichen der Ehre und alle bekreuzigten sich. Dann gingen sie zu Bett und ruhten sich für die große Zeremonie für den neuen König aus. Die Nacht bewachte die schlafende Stadt und schickte eine frische Brise zu ihnen hin.


Kapitel 26

Am nächsten morgen erwachte die Stadt in guter Feierlaune und Stress. Vieles war noch nicht fertig und sie beeilten sich damit. Die Klosterkirche war bereits festlich geschmückt und die Nonnen schwirrten wie Bienen hin und her. Als sie fertig waren, war die ganze Stadt zusammen geströmt und den neuen König zu ehren und zu huldigen. Viele waren gekommen um zu sehen wie ihr neuer König gekrönt wird. Nur die engsten Freunde von Denjan durften in die Kirche hinter dem Altar stehen, die anderen mussten auf dem großen Marktplatz warten.
In der Kirche spielten die Glocken ihren Beginn der Zeremonie und dann setzten sie sich auf die harten Bänke. Dabei waren Artis, Lord Heinzal, Kriegerin Maria, der Rat von Artis. Sonst waren keine weitere dabei. Die Zeremonie verlief ohne Zwischenfall.
Denjan saß auf einem Hocker und über seinen Schultern hing ein langer weinroter Mantel mit goldstreifen und das Zeichen von der Adlersburg und das Zeichen der Kriegerin Maria. Der Umhang verband die beiden Länder und die Zeichen von Lord Heinzal waren an den Ärmeln des Umhangs. Der Pfarrer in seiner ganzen Tracht hielt mit hochhaltenden Händen eine gewaltige Krone mit samtweichem Pelz in einer herrlichen Farbe und mit goldenen Rändern. Dann senkte der Pfarrer seine Hände und setzte die Krone auf Denjans Haupt und machte das Kreuz mit seiner Handbewegung. Dann küsste er Denjans Stirn und segnete ihn. Dann wurde das Gottesgebet gesprochen und Denjan gab sein Wort. Dann erhob er sich und sah den Pfarrer mit sanften Augen und triumphierenden Blick an und atmete tief ein und stoß mit einem leichten pusten die Luft wieder aus. Dann drehte er sich um und sah seine Freunde an. Sie verneigten ihren Kopf vor ihrem Herrn und Denjan tat es ihm gleich. Dann umrundete er den Hocker und dann schritt er mit straffer Haltung den Klostergang zur Tür entlang und seine Freunde verneigten nochmals ihren Kopf und Denjan tat es ihnen nach. Dann verließ er die Kapelle und trat aus der Kirche hinaus auf den großen Markt. Seine Freunde hatten ihn begleitet und standen nun hinter ihm. Die Menge wartete gespannt und erkannten das sie einen neuen König hatten.
„Heil unser König Denjan!“, rief Maria mit lauter Stimme über den Platz.
„Heil!“, rief das Volk und sie klatschten in die Hände und dann gingen alle auf die Knie.
Denjan war gerührt und empfand tiefste Dankbarkeit für diesen wundervollen Tag und diese wundervollen Menschen. Denjan musste sich zusammen reißen um nicht zu weinen und zwang sich dazu seine Tränen hinunter zu schlucken.
Denjan neigte auch sein Haupt und eine feierliche Stille durchflutete die Luft. Sie roch fein und friedlich.
„Meine Freunde.“, sprach König Denjan und das Volk erhob ihre Köpfe und lauschte. Diese Stille war fast unerträglich. „Als neuer König von Sodankus, braucht eure Hilfe, wenn wir die Städte die zerstört worden sind, wieder aufbauen wollen.“, Denjan machte eine kurze Pause ehe er weiter sprach. „Der Kampf ist vorbei und der Feind besiegt. Es herrscht nun wieder Frieden und wir können alles wieder aufbauen, was der Kampf zerstört hat. Mit eurer Hilfe schaffen wir es. Ich glaube, fest an euch und euren Mut. Ich bin für euch da, wenn ihr mich braucht. Ich helfe euch, wo ich kann. Dies ist mein Versprechen für eine bessere Zeit in unserem Land und in unserem Leben!“
Seine Stimme verklang und die Leute klatschten und auch die Freunde die hinter ihm standen applaudierten und Artis klopfte ihm auf die Schulter.
„Gut gemacht, Mylord.“, lobte Artis ihn.
„Danke, mein Freund.“, sagte König Denjan mit einem nicken und wandte dann seinen Blick wieder seinem Volke zu.
Er genoss diesen herrlichen Anblick und die Bewunderung und fühlte sich wie ein wahrer Herrscher, der auf sein Volk recht Stolz war. Dann erhob er seine Hände in die Luft und das Volk lauschte gespannt.
„Lasst und fröhlich und gut gelaunt sein. Lasst uns feiern bis tief in die Nacht. Jeder kann soviel essen und trinken wie er oder sie will. Lasst uns tanzen und feiern.“, rief König Denjan über den Platz.
Sofort wurden die ersten Gerichte aufgetragen und der Wein und das Met floss in strömen. Die Menschen strömten herbei und König Denjan und seine Freunde mischten sich unter das Volk. Die Musikanten kamen herbei und fingen an zu spielen. Sie spielten Lieder wo man wunderbar dazu tanzen und lachen konnte. Sie tanzten alle gut und klatschten dazu. Es war sehr amüsant. König Denjan tanzte mit Maria und Hansalas hatte nichts dagegen. Es wurde gefeiert, gelacht, geklatscht und getanzt. So verstrich die Zeit und dann irgendwann tanzte Denjan mit Franka. Franka war im besten Heiratsalter und als die Menge eine Pause machte, verkündete König Denjan die Vermählung mit ihr. Die Menge klatschte und beglückwünschte das Paar. Maria und Hansalas hielten sich in den Armen und freuten sich darüber. Ihre Tochter kam zu ihr und war so begeistert, dass sie ganz aus dem Häuschen war und ihre Mutter Maria war sehr erfreut und wünschte ihrer Tochter alles Gute und auch Vater Hansalas tat es ihr gleich. Sie hatte den Segen ihrer Eltern und widmete sich mit ihrem Verlobten den Tanz zu. Es wurde einige Tage nur gefeiert und am letzten Tag der Feier wurde die Hochzeit im ganz großen Stil gefeiert und die ganze Stadt durfte beiwohnen. Es wurde weiter gefeiert bis tief in die Nacht und die Stimmung war so fantastisch, das keiner aufhören wollte. Sie tanzten alle bis tief in die Nacht hinein und die Sterne funkelten hell am dunklen Himmel über ihnen und bewachten sie. Es herrschte Frieden, Glück und Herrlichkeit. Der Frieden war wieder hergestellt und die Nacht wurde mild und die ersten Wattewölkchen erschienen am Himmel und bedeckten die Sterne und den hervor tretenden Mond. Der Wind fegte sanft und leicht über das Land. Es war wieder friedlich und voller Harmonie über der Stadt herein gekehrt. Kein Leid und keine Trauer trübten die herrlichen kommenden Tage.

ENDE

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.08.2011

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