Die Kirche lehrt uns, dass es der Hochmut der Menschen war, der die Dunkle Brut in unsere Welt brachte. Die Magier wollten den Himmel an sich reißen, doch sie haben ihn vernichtet. Sie wurden verbannt und durch ihre eigene Verderbtheit verflucht.
Sie kehrten als Monster zurück, als die ersten der dunklen Brut.
Als Verderbnis fielen sie über die Länder her. Als erstes fielen die Königreiche der Zwerge und aus den tiefen Wegen griff uns die dunkle Brut immer und immer wieder an, bis wir kurz vor der Auslöschung standen.
Dann kamen die Grauen Wächter.
Männer und Frauen aller Rassen, Krieger und Magier, Barbaren und Könige… Die Grauen Wächter opferten alles um den vorrückenden Dunkel Einhalt zu gewähren… und siegten.
Dieser Sieg liegt Jahrhunderte zurück und wir stehen weiterhin Wache, beobachtend und auf die Rückkehr der dunklen Brut wartend. Doch die, die uns einst Helden nannten, haben vergessen. Wir sind noch Wenige und unsere Warnungen wurden zu lange ignoriert. Nun ist es vielleicht schon zu spät, denn ich habe selbst gesehen was am Horizont lauert.
Erbauer, stehe uns bei…
The Chronicles of Elissa Cousland
Seit Generationen herrscht die Familie der Couslands über die Ländereien von Highever und regiert von ihrem Schloss aus die Region. Die Couslands wurden von ihren Untertanen geschätzt und geachtet. Als die Armee von Orlais das Land unterwarf, dienten mein Vater und mein Großvater dem kampfbereiten König der Heimat. Heute zieht mein älterer Bruder Fergus unter dem Banner der Couslands mit dem König in die Schlacht, aber nicht gegen das Land im Osten Orlais, sondern gegen die Dunkle Brut die sich im Süden erhebt.
„Dann werden also Eure Truppen in Kürze eintreffen.“ Teyrn Bryce Cousland, mein Vater, stand mit Arl Rendon Howe, ein kleiner, schlacksiger, älterer Mann, auch bekannt als die rechte Hand Teyrn Loghains, in der Empfangshalle am großen Kamin, der mit einigen Gemälden unserer Vorfahren verziert war, und schaute sich die lodernden Flammen an. Sein mit Gold verzierter Anzug glitzerte im Lichterspiel. Der Blick nachdenklich. „Ich erwarte die Vorhut noch heute Nacht“, entgegnete Arl Howe. Seine beiden Leibwächter standen in voller Montur und bewaffnet hinter ihm. „Morgen können wir aufbrechen. Bitte entschuldigt die Verzögerung Herr. Es ist allein meine Schuld, “ fuhr Howe fort und schaute beschämt auf den Boden. ,,Nein, nein,“ entgegnete Teyrn Cousland beruhigend und wandte sich rasch zu ihm um, „das Erscheinen der Dunklen Brut im Süden hat uns alle überrascht, nicht wahr? Ich wurde vom König selbst erst vor einigen Tagen zu den Waffen gerufen.“ Der Arl blickte auf und nickte. „Ich schicke meinen ältesten Sohn Fergus mit meinen Männern voraus“, erwähnte der Teyrn und bewegte sich auf Howe zu, „wir Beide brechen morgen auf, wie in alten Zeiten.“
Der Teyrn verschränkte die Arme hinter seinen Rücken und schaute Howe entschlossen in die Augen, doch dieser schien zu zweifeln. „Ja, allerdings war unser Haar damals nicht grau und wir kämpften gegen Orlaisianer und nicht gegen… Monster.“
„Immerhin stinken sie ähnlich!“, lachte Vater, als ich durch das hölzerne Tor die Halle betrat. „Tut mir leid, ich habe dich gar nicht gesehen!“, rief Vater freudig zu mir. Ich durchquerte die Halle und blieb neben ihm stehen. „Howe, da ist meine Tochter Elissa.“ Ich verbeugte mich leicht und strich die dunkelbraune Strähne, die mir dabei ins Gesicht fiel, in mein langes Haar zurück. „Wie ich sehe ist sie zu einer jungen Dame herangewachsen. Das Kleid steht ihr ausgezeichnet. Freut mich dich wiederzusehen, mein Kind.“ „Mich ebenfalls Arl Howe, “ antwortete ich geziemend und lächelte. „Mein Sohn Thomas hat nach dir gefragt. Vielleicht sollte ich ihn bei Gelegenheit mitbringen.“
Thomas war der stattliche Sohn Rendon Howes, mit dem ich als Kind oft spielte. Er entwickelte sich zu einem großartigen und fähigen Mann, der des Öfteren einigen Landthings in Denerim, die Hauptstadt Fereldens, beiwohnte. Zugegeben, ich war nicht abgeneigt ihn wiederzusehen, denn er war auch sehr charmant geworden.
,,Das wäre mir eine Freude“, antwortete ich rasch. "Gut! Mein Sohn ist fasziniert von deinen Fähigkeiten als Kriegerin. Gewiss würde er sie gerne selbst auf die Probe stellen." Ich kicherte, denn ich musste daran denken, wie oft er gegen mich verloren hatte und mich bat, es niemanden zu erzählen. "Na“, begann Vater mit ernster Stimme, "ich habe dich jedenfalls nicht ohne Grund rufen lassen. Solange dein Bruder und ich weg sind, bist du für das Schloss verantwortlich."
Plötzlich spürte ich ein schnelles Pochen und steigende Wärme in meiner Brust. Freude übermannte mich, doch musste ich versuchen gefasst zu wirken. "Wirklich? „ fragte ich sichtlich erfreut und mit ungewollt hoher Stimme. Ich hoffte schon seit langem Vater beweisen zu können, dass auch ich, eine Frau, Qualitäten als Anführerin besaß. „Es werden nur einige Wachen zurückbleiben und du musst den Frieden in der Region wahren. Du kennst das Sprichwort: Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch." Arl Howe und er lachten. "Es wird mir eine Ehre sein“, sagte ich und Vater fasste mir an die Schulter. ,,Wenn das jemand schaffen kann dann du. Außerdem möchte ich dir jemanden vorstellen." Ich drehte mich um und schaute zum Eingang der großen Halle. "Bitte... schickt Duncan herein," bat Vater und die Wachen öffneten das große Tor.
Ein großer Mann, ich denke Mitte vierzig, mit dunkelbraunen Haaren, die zu einem Zopf gebunden waren, und einem kurzen und gepflegten Bart, betrat die Halle. Er trug eine leichte Plattenrüstung und war bewaffnet mit einem Schwert, Dolch und Armbrust. Er wirkte stolz und weise und ich war auf Anhieb fasziniert von seiner Präsenz, doch schien er auch sehr geheimnisvoll. "Es ist mir eine Ehre in Eurer Halle Gast zu sein, Teyrn Cousland“, sagte er mit seiner tiefen Stimme, die mich magischerweise in den Bann zog.
Plötzlich änderte sich Arl Howes Gesichtsausdruck. Er wirkte überrascht, aber nicht auf gute Weise. War ihm dieser Mann schon mal begegnet? "Äh...," begann Howe mit unsicherer Mimik, "Ihr habt nie erwähnt, dass ein Grauer Wächter hier sein würde, Eure Lordschaft..." "Duncan traf erst kürzlich ein. Unangekündigt. Ist das ein Problem?" Arl Howe schaute auf den Boden. "Ich... äh... nein. Natürlich nicht. Vergebt mir. Ich war nur überrascht."
Duncans Gesichtsausdruck verriet mir, dass er das Verhalten auch recht seltsam fand, doch Vater schien das nicht sonderlich zu interessieren. Arl Howe war zwar eine große Führungspersönlichkeit, doch hatte er des Öfteren Anflüge von Unsicherheit, die er nicht verbergen konnte. Insgesamt empfand ich ihn als recht… seltsam.
"Wir haben in der Tat nur selten so hohen Besuch. Meine Tochter“, begann Vater und wandte sich zu mir, "Bruder Aldous hat dir von den Grauen Wächter erzählt, hoffe ich?"
Bruder Aldous lebte schon immer bei uns im Schloss. Er verkündete dem Nachwuchs stets die Lehre der Andraste und die Gesänge des Lichts. Außerdem ist er Hüter unserer Bibliothek.
"Leider nicht viel. Sie haben vor langer Zeit die Dunkle Brut besiegt“, antwortete ich. "Leider nicht endgültig, fürchte ich," fügte Duncan hinzu. "Hättet Ihr uns nicht vor dem Erstärken der Dunklen Brut gewarnt, wäre wohl das halbe Land überrannt worden, bevor wir hätten reagieren können," sagte Vater und Duncan nickte. "Duncan ist auf der Suche nach Rekruten, bevor er und seine Kameraden uns in den Süden folgen. Ich glaube, er hat ein Auge auf Ser Gilmore geworfen," lächelte Vater.
Ser Gilmore war einer unserer Ritter und vermutlich sogar der Beste, obwohl er nicht viel älter war als ich. Er kam als junger Knabe zu uns und beweiste sich früh als fähiger Knappe. Ser Gilmore wollte schon immer ein Ritter werden. Vater ließ mich immer mit ihm trainieren.
Duncan schmunzelte. "Offen gesagt... Ich denke, Eure Tochter wäre ebenfalls eine ausgezeichnete Kandidatin. Sie ist offensichtlich sehr behände mit Schwert und Schild und geschickt mit dem Bogen." Ich versuchte es zu verbergen, dass ich rot anlief. Ich hatte diesen Mann noch nie zuvor gesehen, doch hörte oder sah er etwas von meiner Begabung, aber Vater schien nicht sonderlich begeistert und baute sich vor mir auf.
"Ehre hin oder her!" schnaubte er aufgeregt. "Wir reden hier von meiner Tochter!" "Aber sie benötigen jede Hilfe, Vater“, erwiderte ich halblaut und Howe entgegnete: "Habt Ihr die Grauen Wächter nicht eben als Helden bezeichnet, alter Freund?" Nun fing Howe sich auch einen erzürnten Blick ein, sodass dieser leicht zusammenzuckte. "Ich habe nicht so viele Kinder, dass ich sie gerne in die Schlacht schicke. Oder beruft Ihr Euch etwa auf das Konskriptionsrecht Duncan?" "Keine Sorge“, versuchte er meinen Vater zu beruhigen, "Wir brauchen zwar möglichst viele gute Rekruten, aber ich werde nichts erzwingen." Vater drehte sich etwas beruhigt zu mir und versuchte seinen Unmut mit einem Lächeln zu verbergen. "Würdest du in meiner Abwesenheit dafür sorgen, dass Duncans Wünschen entsprochen wird?" "Natürlich“, willigte ich ein. "Aber zuerst richtest du Fergus von mir aus, er solle mit den Truppen nach Ostagar vorausreiten. Er befindet sich in seinen Gemächern. Er verbringt gewiss noch einige Augenblicke mit seiner Frau und meinem Enkel. Sei ein braves Mädchen und tu, was ich dir sage. Wir reden später weiter." Erneut willigte ich ein, verabschiedete mich von Duncan und Arl Howe mit einem Knicks und ging in die Richtung des Torweges. Ich hätte mich gerne mehr mit Duncan unterhalten, er hatte bestimmt viele Geschichten zu erzählen, aber ich tröstete mich dem Gedanken genug Zeit zu haben, wenn mein Bruder und mein Vater nach Ostagar reiteten.
Ich ging an den Wachen Arl Howes vorbei, als mich einer von ihnen ansprach. "Guten Abend Herrin. Ihr seid die Tochter des Teyrn, nicht wahr?" Ich schaute ihn verwundert an. "Ich bin in der Tat Elissa Cousland." "Das ist gut zu wissen…" "Ist es wahr, dass Ihr nach unserem Aufbruch für das Schloss verantwortlich seid?" erkundigte sich nun die andere Wache und ich wunderte mich über diese Neugier. "S-So wurde es mir gesagt, ja." "Ah“, bemerkte die Wache und die Andere fuhr fort: "Dann wünsche ich Euch viel Glück." Ich warf ihnen einen erbosten Blick zu, worauf diese sich wieder schnell zu ihrem Herrn richteten. Immer noch verwundert wandte ich mich ab und verließ die Halle. Es gab wichtigeres zu tun, als mich mit den seltsamen und ahnungslosen Wachen Arl Howes zu beschäftigen.
Ich verließ die Eingangshalle zu den Verläufen der Torwege. Die Sonne schien und der Himmel war klar. Draußen herrschte reges Treiben, denn alle nutzten das gute Wetter um ihrer Arbeit nachzugehen. Kurz vor dem Gang, der zur Speisekammer führte, blieb ich stehen, denn ich entdeckte Ser Gilmore, der auf jemanden zu warten schien. Er drehte sich zu mir um und als er mich sah, schien er erleichtert. "Da seid Ihr ja! Eure Mutter meinte, der Teyrn hätte Euch zu sich gerufen. Da wollte ich nicht stören." "Seid mir gegrüßt, Ser Gilmore. Gute Entscheidung, angesichts Vaters Besuch." Ser Gilmore schmunzelte nachdenklich und wuschelte sich durch sein kurzes braunes Haar. "Ja ich habe den Arl gesehen. Ich fürchte, Euer Hund hat wieder einmal die Küche in Aufruhr gebracht. Nan droht damit, Ihre Koffer zu packen."
Nan war mein Kindermädchen, die mich großzog und mir die Volkssitten, Gesellschaftsformen und Brauchtümer unseres Landes beibrachte. Sie konnte manchmal sehr energisch und zornig sein, vor allem wenn sie wütend wurde.
Ich seufzte. "War der Hund wieder in der Speisekammer?" "Egal, was die Dienstmädchen machen, er findet immer ein Schlupfloch. Ihr kennt diese Mabari-Hunde. Sie gehorchen nur Ihren Herren. Jedem anderen beißen sie den Arm ab," lachte Gilmore. "Lendrad beißt nur, wenn ich es sage“, konterte ich und er lachte mit. "Ihr könnt Euch glücklich schätzen, einen eigenen Mabari zu haben. Klug genug, um nicht zu sprechen, wie mein Vater sagte. Das heißt natürlich, dass er sich schnell langweilt. Nan schwört, dass er sich einen Spaß mit ihr macht. Jedenfalls werde ich bei Euch bleiben, bis die Angelegenheit geregelt ist. Wollen wir?" Ich nickte und Ser Gilmore folgte mir auf dem Weg zur Küche. Wie erwartet konnte man Nan schon fluchen hören und Lendrad bellte aufgebracht. Ser Gilmore und ich rannten hinein, doch war Lendrad nirgendwo zu sehen. Nan stand mit zwei Bediensteten Elfen vor der Speisekammer und brüllte sie an.
"Schafft den verdammten Köter aus der Speisekammer!"
"Aber Herrin! Er lässt uns nicht in seine Nähe!", sagte die kleine Elfin ängstlich.
"Wenn ich nicht in die Speisekammer komme, ziehe ich euch die Haut ab, nutzloses Elfenpack!" Ser Gilmore ging dazwischen. "Ähm... beruhigt Euch, gute Frau. Wir sind hier, um zu helfen..." Nan dreht sich zornig zu uns um. "Ihr!", schrie sie und zeigte auf Ser Gilmore "und Ihr!", nun zeigte sie auf mich.
"Euer verdammter Köter ist ständig in meiner Speisekammer! Schlachten sollte ich das Biest!" Für eine Sekunde spürte ich Wut in der Magengegend, so respektlos wie diese alte Frau über meinen reinrassigen Mabari herziehte, doch wollte ich eine Auseinandersetzung vermeiden.
"Tut mir Leid, dass er Euch belästigt, Nan," sagte ich doch sie schien sich mit der Entschuldigung nicht abzufinden. "Schafft ihn einfach raus! Als hätte ich mit einem Schloss voller hungriger Soldaten und vielen Gästen nicht schon genug Sorgen!" Sie drehte sich schnell zu den Bediensteten um und schrie: "Und ihr Beiden! Steht nicht rum wie zwei Armleuchter! Verschwindet!" Rasch liefen die Elfen zur anderen Seite der Küche und fingen an zu putzen. Ich schüttelte den Kopf während Ser Gilmore die Tür zur Speisekammer öffnete und wir Lendrad dabei beobachteten, wie er schnüffelnd den Boden untersuchte, doch die Vorräte waren alle unangetastet. Ser Gilmore seufzte. "Seht Euch das an. Wie ist er nur hier reingekommen?" Lendrad bemerkte uns und bellte aufgeregt. ,,Sitz Lendrad!" rief ich streng. ,,Wie oft habe ich dir befohlen, nicht in die Speisekammer einzudringen!" Lendrad winselte, setzte sich hin und ich schaute mich um, ging von Ecke zu Ecke und kontrollierte, ob alles vollständig und in bester Ordnung war, als plötzlich etwas riesiges Schwarzes auf mich zu sprang und ich es mit meinem Handrücken reflexartig wegschlug. Mit einem lauten Donner flog es gegen die Wand, fiel auf den steinernen Boden und Lendrad biss solange zu, bis es aufhörte zu zappeln.
,,Was...?" stammelte ich überrascht. ,,Hört Ihr das?", flüsterte Ser Gilmore und Lendrad knurrte aufgeregt. Als er dies aussprach sprangen gleich fünf aus einem Loch und attackierten uns. Ich erschauderte. So aggressive Ratten hatte ich zuvor noch nie gesehen, doch Ser Gilmore, der bewaffnet war, und Lendrad erledigten sie in Handumdrehen. Nun lagen überall große leblose Ratten herum und mir lief es kalt den Rücken herunter. ,,Riesenratten?", fragte Ser Gilmore etwas ermattet. ,,Das erinnert mich an die schlechten Abenteuergeschichten meines Großvaters." Er steckte sein Schwert zurück in die Scheide. ,,Euer Mabari muss sie durch die Löcher gejagt haben. Er wollte gar nicht die Speisekammer plündern." Ich lachte und streichelte Lendrad. Nun tat es mir Leid, dass ich ihn zuvor so ausschimpfte. ,,Das waren ziemlich große Ratten...", flüsterte ich und Ser Gilmore schnaubte. ,,Ich habe schon größere gesehen. Sie kommen manchmal aus der Korcari-Wildnis."
Die Korcari-Wildnis ist ein großer Wald mit vielen gruseligen Geschichten. Er erstreckt sich über den gesamten Süden Fereldens und grenzt an den Brescillian-Wald im Westen an. Man sagt, dass dort die Hexen der Wildnis leben und Barbaren Wanderer berauben, und auch, dass sich in den Tiefen des Waldes die Dunkle Brut erhebt und von dort aus angreifen soll.
,,Aber nachdem Ihr jetzt bei Eurem Mabari seid kann ich ja gehen. Ich muss mich auf die Ankunft der Soldaten des Arls heute Nacht vorbereiten." Ser Gilmore verbeugte sich, bevor er den Raum verließ um in die Haupthalle zurückzukehren. Ich streichelte meinen treuen Mabari ein letztes Mal und verließ die Speisekammer. Nan wartete bereits mit verschränkten Armen und einem Gesichtsausdruck, bei dem man meinen könnte es wäre jemand gestorben. Lendrad blieb neben mir stehen und begann sorglos seine mit Rattenblut befleckten Pfoten zu säubern. ,,Da ist er, dieser freche Köter, putzt sich auch noch, nachdem er meinen Braten gefressen hat!" Eigentlich war es nicht in meinem Sinne sie noch weiter zu beunruhigen, doch musste ich ihr die Sache mit den Ratten erzählen. ,,Nun, Lendrad hat nicht Eure Speisen gefressen sondern verteidigt. Es waren Ratten in der Speisekammer." ,,W-was?", erschauderte die Dienerin. ,,Etwa die großen Grauen?" ,,Die reißen einen in Stücke!", rief der andere Diener verängstigt. Nan schüttelte erzürnt den Kopf. ,,Seht Ihr? Jetzt habt ihr die Dienerschaft erschreckt. Ich hoffe diese Biester sind tot." Ich lächelte und verkündete stolz, dass Lendrad sie alle tötete worauf dieser sich freudig erhob und bellte. Nan rümpfte die Nase und schnaubte verächtlich. ,,Bestimmt hat der Hund die Ratten erst angelockt!" Lendrad winselte. "Oh, schau mich nicht so an! Ich bin immun gegen deinen Hundeblick!" Lendrad winselte erneut, sodass sie seufzen musste und ihm ein kleines Stück Fleisch zu seinen Pfoten warf. Er stürzte sich freudig darauf. ,,Und sag nicht, dass Nan dir nie etwas gibt, Mistköter!" Lendrad bellte und ich streichelte ihn.
,,Danke, Herrin. Nun können wir endlich weitermachen. Und ihr Beiden! Räumt diese Ratten aus meiner Speisekammer!"
Nachdem dies geklärt war und ich meinen Mabari Lendrad an meiner Seite hatte, führte ich die Aufgabe aus, die mir mein Vater zuteilte. Mein großer Bruder Fergus würde schon in Bälde mit Vater und der Vorhut Arl Howes nach Ostagar reiten, der Festung, die einst dazu diente die Barbaren aus der Korcari-Wildnis daran zu hindern nach Ferelden einzudringen, um dort die Dörfer zu plündern. Nun ist es ein Stützpunkt der Grauen Wächter und die Mauern verhindern derzeit das Einrücken der Dunklen Brut. Ich war besorgt um meinen Bruder. Noch nie zuvor war er an einem Krieg beteiligt und noch nie musste er seine Familie verlassen ohne die Gewissheit, sie jemals wiederzusehen. Voller Gedanken folgte ich den Torwegen zu den Gemächern, als ich an einer Gabelung meine Mutter mit Gesellschaft antraf.
Meine Mutter, Teyrna Eleanor, war in jungen Jahren eine genauso talentierte Kämpferin wie ich, und ich wettete, sie war es immer noch. Mit ihrer noch sehr jungen Figur und ihrem schönen Gesicht war sie die stolze Frau des Teyrn Couslands.
Die Gesellschaft setzte sich zusammen aus einer älteren Dame, an die ich mich nicht so richtig erinnerte und einem jungen, sehr attraktiven Mann, in Begleitung seiner elfischen Zofe, der mir sehr bekannt vorkam. Aus einiger Entfernung hörte ich schon, wie sie sich unterhielten. ,,Und das hier brachte Bryce im letzten Jahr aus Orlais mit. Der Marquis, der es ihm gab, war betrunken, soweit ich weiß, und hielt Bryce für den König", erzählte Mutter und begann zu lachen. Sie blickte lächelnd zu mir. ,,Ah, da ist meine wundervolle Tochter. Kann ich davon ausgehen, dass du den Aufruhr in der Küche beendet hast, nachdem dieser schreckliche Hund bei dir ist?"
Ich schaute Lendrad an, der scheinbar etwas traurig drein blickte, und entschied mich dazu die Ratten zu verheimlichen und antwortete: ,,Natürlich Mutter. Nan arbeitet auch schon wieder." Sie faltete zufrieden ihre Hände zusammen. "Du konntest schon immer gut mit ihr. Schatz, du erinnerst dich an Lady Landra? Die Frau von Bann Loren?" ,,Ich glaube, wir haben uns zuletzt auf dem Frühlingsempfang Eurer Mutter gesehen,"
sagte diese mit rauer Stimme und ich machte einen Knicks. ,,Es ist schön Euch wiederzusehen, Mylady," sagte ich und machte auch höflich einen Knicks und Lady Landra lächelte. ,,Zu freundlich junge Dame. Wollte ich Euch beim letzten Empfang nicht überreden, meinen Sohn zu heiraten?" Mutter kicherte und ich versuchte mich leicht errötet zu erinnern.
,,Ohne großen Erfolg, wenn ich hinzufügen darf. In deinem damaligen Zustand wäre es dir wohl kaum gelungen," erwiderte der Mann und ich hätte gerne gelacht, doch verkniff ich es mir lieber. Die Erinnerungen an die beschwipste Lady Landra waren wieder erfrischt. Uninteressiert an der spitzen Bemerkung ihres Sohnes fuhr sie fort: ,,Ihr erinnert Euch an meinen Sohn Dairren? Er ist noch immer nicht verheiratet."
,,Hört nicht auf sie“, unterbrach er Lady Landra, ,,es ist schön, Euch wiederzusehen. Mylady, Ihr seid bezaubernd wie eh und je." Er schaute mir tief in die Augen, sodass ich erneut errötete. ,,Ihr seht aber auch sehr gut aus, Herr“, entgegnete ich und blickte schwärmend auf sein kupferrotes Haar, was im Licht der Sonne fast zu brennen schien. ,,Und dies ist Dairrens Kammerzofe Iona. Sag etwas Liebes." Sie verbeugte sich tief vor mir. ,,Es ist mir eine Freude, Herrin. Ihr seid genauso schön, wie Euch Eure Mutter beschrieben hat." Mutter kicherte erneut. ,,Und das, nachdem sie dich im Hof fechten sah und du geschwitzt hast wie ein Maultier!" Entsetzt blickte ich Mutter an und verschränkte die Arme, doch Dairren schien nicht angewidert, was ich zu aller erst vermutete. ,,Die Fechtkünste Eurer Tochter sind sehr beeindruckend."
Der Blick meiner Mutter wurde nun etwas ernster. ,,Seinerzeit war ich auch eine Amazone. Aber ich denke, es waren andere Qualitäten, die mir einen Ehemann beschert haben." Ich seufzte. In letzter Zeit wurde ich überhäuft von Heiratsangeboten und sonstigen Bemerkungen, sodass ich nicht wirklich Begeisterung für dieses Thema finden konnte. Dairren schien dies auch etwas unangenehm, also schlug ich ihm vor, dass wir uns woanders weiter unterhielten, sobald ich mit meiner Mutter alleine reden konnte. Auch Lady Landra wollte sich in ihr Gästezimmer zurückziehen um sich auszuruhen. Lady Landra und Dairren verließen uns und gingen in die Richtung wo sich die Gemächer der Gäste befanden. Mutter blieb bei mir und schien besorgt. Für sie war diese Situation alles andere als wünschenswert und sie verschränkte die Arme. Ich fasste ihr an die Schulter und schaute sie besorgt an, doch sie wich meinem Blick aus, worauf ich meine Hand wieder wegnahm.
„Du- Du solltest dich von Fergus verabschieden, solange du noch kannst,“ begann Mutter.
„Mutter, ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache,“ murmelte ich und sie lockerte ihre Arme, sowie auch den Blick. „Ich auch nicht, “ seufzte sie. „Dein Bruder und dein Vater ziehen aus, um wer weiß was zu bekämpfen. Keine Beteuerung der Welt kann mich beruhigen.“ Mutter blickte zu mir und durchschaute mich sofort. „Aber es wäre niemandem geholfen, wenn du mit ihnen gehen würdest. Fergus und dein Vater erfüllen ihre Pflicht, genau wie wir es tun müssen.“
Sie hatte Recht, doch meine Familie in die Ungewissheit gehen zu lassen glich einem großen Fehler. Doch die Dunkle Brut wurde schon einmal besiegt, denn sie sind besiegbar. Ich fragte Mutter, ob sie auch im Schloss bleiben würde und sie erklärte nur für ein paar Tage zu verweilen und dann mit Lady Landra und Dairren zu Bann Loren zurückzukehren, um ihnen Gesellschaft zu leisten. Vater glaubte, dass die Anwesenheit der Teyrna meine Autorität untergraben könnte, womit er wahrscheinlich nicht falsch lag. Mutter war allem Anschein nach besorgt, dass ich das Schloss nicht alleine verwalten könnte, doch ich versicherte ihr, dass es keine Probleme geben würde. Ich entschied mich zu Fergus zu gehen, um mich zu verabschieden. Mutter nahm meine rechte Hand, drückte sie fest und sagte:
„Ich liebe dich, mein kleines Mädchen. Das weißt du doch, oder?“
„Natürlich weiß ich das. Ich liebe dich auch.“
„Dann tu, was du tun musst. Wir sehen uns beim Abendbrot meine Liebe, “ sagte sie.
Als ich die große Holztür zu den königlichen Gemächern öffnete hörte ich schon, wie Fergus mit seiner Frau Oriana und seinem Sohn Oren redete. Ruhig blieb ich am Türrahmen stehen und lauschte.
„Gibt es wirklich einen Krieg, Papa? Bringst du mir ein Schwärt mit?“ bat Oren und Fergus kraulte ihm sein kastanienbraunes Haar, dass er, wie Fergus und ich auch, von Vater geerbt hatte. „Es heißt Schwert, Oren. Ja, ich bringe dir das mächtigste Schwert, das ich finde. Versprochen. Und ich bin im Nu wieder da.“ Oren sprang auf und ab, doch Oriana verschränkte betrübt ihre Arme. „Ich wünschte, der Sieg wäre wirklich so sicher. Mein Herz ist… in Aufruhr.“ „Mache dem Jungen keine Angst, Liebling. Vertraue mir.“ Fergus blickte zur Tür, als ich das Zimmer betrat. „Und da ist meine wunderschöne Schwester, um mich zu verabschieden. Trockne deine Tränen, Schatz, und wünsche mir alles Gute." Sie wischte ihr Gesicht mit dem Handrücken und nickte. „Soll... ich lieber draußen warten?“ fragte ich rücksichtsvoll doch Fergus schüttelte den Kopf. „Bleibe doch bitte hier, ich möchte Lebewohl sagen.“ Traurig lief ich auf ihn zu und umarmte ich ihn. „Ich wünschte ich könnte dich begleiten, Fergus“, flüsterte ich. „Ja, ich wünschte du könntest mitkommen. Die dunkle Brut alleine zu besiegen, könnte anstrengend werden.“ „In Calabria wäre es undenkbar, dass eine Frau in die Schlacht zieht“, meinte Oriana und Fergus lachte. „Wirklich?“, gluckste er, „Ich dachte immer die calabrianischen Frauen wären ziemlich gefährlich!“ „Nur mit Güte und Gift, mein Gutester“, entgegnete Oriana argwöhnisch und Fergus schluckte. „Und das von der Frau, die mir den Tee serviert.“ Ich lachte aus vollem Herzen. Mein Bruder hatte einen ausgesprochen lustigen Humor.
„D-Du wirst mir fehlen, Bruder“, murmelte ich und Oren nickte heftig. „Mir auch Papa!“ „Falls es euch tröstet, Ich werde mir da unten vermutlich den Hintern abfrieren und euch beneiden, dass ihr hier im Warmen sitzt.“ Oriana fasste ihn an die Schulter. „Der Gedanke, dass es dir so schlecht ergeht, gefällt mir, werter Gemahl!“ „Oh, Fergus! Ich soll dir sagen, Vater möchte, dass du ohne ihn aufbrichst“, erklärte ich, als mir wieder einfiel, dass Vater mir auftrug ihm das mitzuteilen. „Dann sind die Männer des Arls noch nicht hier. Gehen diese Dummköpfe denn alle rückwärts?“ sagte er und alle lachten. „Ich breche dann mal lieber auf. Ich muss schließlich die Dunkle Brut ausrotten!“ Oriana senkte den Blick auf den Boden und versuchte es zu verstecken, dass sie den Tränen wieder nahe war. Oren hingegen umarmte seinen Vater so, als würde er in einigen Stunden wieder zu Hause sein. Fergus hob mit seiner Hand sanft Orianas Kinn hoch, wischte eine Träne aus ihrem Gesicht, gab ihr einen Kuss und hauchte: „Bis bald, meine Liebe.“ Etwas berührt schaute ich Oren unsicher an, doch dieser grinste, hüpfte rum und tat so, als würde er mit einem Schwert kämpfen. Ich war erleichtert, dass es nicht so schlimm für ihn war als wie für den Rest von uns.
Fergus drehte sich zur Tür und Mutter und Vater traten mit schnellen Schritten ein. „Ich möchte hoffen, mein lieber Junge, dass du auf uns wartest, bevor du dich verabschiedest?“, sagte Vater, Mutter umarmte Fergus und sagte: „Leb' wohl, mein Sohn. Ich werde jeden Tag für dich beten.“ Oriana, meine Eltern, Fergus und ich falteten unsere Hände und Oriana sprach: „Der Erbauer wache über uns. Möge er unsere Söhne, Männer und Väter beschützen und sie wohlbehalten zu uns zurückführen.“ „Und wenn er dabei ist, soll er gleich Bier und ein paar Dirnen schicken. Für die Männer natürlich!“ lachte Fergus und Oriana schaute ihn erbost an. „Fergus! Nicht vor deiner Mutter!“ „Wieso soll er denn vor seiner Mutter nicht von Birnen sprechen?“ fragte Oren neugierig und Vater beugte sich zu ihm runter. „Eine Dirne ist eine Frau, die in einer Taverne das Bier ausschenkt, Oren. Oder eine Frau, die selbst viel Bier trinkt.“ „Bryce, beim Erbauer!“, rief Mutter, „Schlimmer als eine Horde Halbwüchsiger, sage ich dir! Zum Glück habe ich eine Tochter.“ Fergus und Ich kicherten, doch fand Oriana das Ganze nicht so witzig wie ich. „Ich werde dich vermissen, Mutter. Pass auf sie auf Elissa, hörst du?“ „Du kannst auf mich zählen, Fergus!“ „Oh gut!“ rief Mutter mit sarkastischem Unterton, „Wie erfreulich, dass ich so umsorgt werde!“ Vater stellte sich vor Fergus und umarmte ihn. „Genug. Du hast viel zu erledigen“, sprach Vater und Fergus nickte. Er nahm sein Schwert und das Schild, das mit dem Familienwappen verziert war, küsste Oriana und seinen Sohn Oren und verließ mit Mutter, Vater und mir seine Schlafkammer, um nun mit der Armee von Vater loszureiten und dem König mitzuteilen, dass Vater mit der Vorhut rechtzeitig nachkommen würde.
Es dämmerte schon, als ich meinem Bruder und der Armee meines Vaters von den Mauern unserer Festung aus hinterher blickte, als diese der untergehenden Sonne entgegen marschierten. Der Wind wehte durch meine dunkelbraunen langen Haare und mein blau schimmerndes Kleid bewegte sich sanft in fließenden Bewegungen. Hier oben auf den Gemäuern, von denen ich das Land aus betrachten konnte, fühlte mich immer sehr leicht und ich konnte gut über vieles nachdenken. Doch an diesem Tag schaute ich meinem Bruder Fergus hinterher, der mit großen Beispiel und Heldenmut für Ferelden in die Schlacht zog, damit Oriana und Oren in einer Welt ohne Gefahren weiterleben konnten. Doch vielleicht sah ich ihn das letzte Mal.
Hinter mir hörte ich knarzende Schritte auf Holz. Ich wandte mich langsam dem Geräusch hin.
Es war Dairren, der in seiner Hand ein Buch aus der Bibliothek hielt und mich ansah.
„Das Studierzimmer Eures Schlosses ist grandios. Darf ich fragen, wem die Sammlung gehörte?“ Er bewegte sich auf mich zu und blieb neben mir stehen. Er fuhr sich durch seine feuerroten Haare und lächelte mich an. „Sie gehörte meinem Großvater. Ich komme oft hier rauf, um zu lesen.“ „Das würde ich auch machen“, sagte Dairren und schaute runter zu der fort ziehenden Armee. Er bemerkte meinen traurigen Blick und versuchte mich abzulenken. „Was ist Euer Lieblingsbuch?“ erkundigte er sich neugierig, ich lehnte mich nachdenklich an die Mauer und schaute ihm tief in die Augen. „‘Die Drachen von Tevinter‘ von Bruder Timious.“ Dairren legte das Buch zur Seite, legte seine Hand nahe meiner Hüften auf die Mauer und kam mir so nah, dass ich das Farbenspiel des Sonnenlichts in seinen Augen beobachten konnte. „Eine gute Wahl, Elissa“, hauchte er. „Timious‘ Theorie über das Wesen der Drachen und ihre Verbindung zur Dunklen Brut ist wirklich bemerkenswert.“
Auf seine Antwort konnte ich mich nicht konzentrieren. In diesem Moment wollte ich nur eines und ich erhoffte, dass es ihm genauso erging. Ich begann seine muskulöse Brust zu streicheln, er fasste meine Hüften und zog mich langsam zu sich. Seine Hand glitt weiter nach unten und mit der Anderen streichelte er über meinen Rücken. Ich legte meine Kopf in den Nacken und er begann vorsichtig meinen Hals zu küssen und ich verspürte überall ein prickeln auf der Haut. Ich drückte mich fester an ihn und seine Hände umschmeichelten meinen Körper, er küsste und leckte meinen Hals und ich musste mich an der Mauer festhalten. „I-Ich würde Euch gerne besser kennen lernen“, stöhnte ich und rutschte mit meiner Hand gegen das Buch, das Dairren zuvor auf die Mauer legte, sodass es herunterfiel und mit lautem Plätschern in den Schlossgraben stürzte. Er kam mit seinem Gesicht aus meinen Haaren hervor und schaute mich fragend an. „Das würde mir gefallen," lächelte er. ,,Wie stellt Ihr Euch das vor?“ Ich lächelte, beugte mich vor und flüsterte in sein Ohr: „Wieso kommt Ihr nicht später einfach in meine Kammer?“ „Ich denke, ich könnte zu Euch kommen, wenn alle schlafen, zu einem, ähm… etwas innigeren Austausch. Würde Euch das gefallen?“ „Ja, das würde es, Dairren.“
Er streichelte mir zärtlich über meine errötete Wange. Ich küsste seine schmalen zu einem Lächeln gebogenen Lippen und er erwiderte meinen Kuss. „Bis später, wunderschöne Elissa.“ Er drehte sich um und verschwand hinter den Treppen, die zum Tor der Eingangshalle führten. Ich strich meine Haare glatt und richtete mein Kleid. Als ich meinen Hals anfasste bekam ich erneut diese Gänsehaut. Mein Gesicht glühte und ich hoffte, dass ich nicht allzu rot angelaufen war. Ein letztes Mal blickte ich die Mauern hinunter und schaute meinem Bruder hinterher, wie er hinter dem nächsten Hügel verschwand.
Die Sonne war vor Stunden schon untergegangen, als der süße Dairren mein Zimmer leise betrat. Lendrad schaute prüfend hoch, doch schlief uninteressiert wieder ein. Ich stand vom Bett auf, nur bekleidet in meinem kurzen, mit Blumen bestickten Nachthemd und ging auf Dairren zu. Dieser holte eine Rose hinter seinem Rücken hervor und roch an ihr. ,,Sie riecht so gut wie Ihr es tut," flüsterte er. ,,Ich konnte deswegen nur an Euch denken.'' Lächelnd blieb ich vor ihm stehen, öffnete mein Nachthemd, sodass es langsam von meinem wohl geformten Körper hinunter glitt und ich, so wie der Erbauer mich schuf, vor ihm stand. Dairren warf die Rose auf das Bett und nahm mich eng in den Arm. Mit einem Satz umklammerte ich ihn mit meinen durchtrainierten Beinen, küsste erregt seinen Hals, bis Dairren mich auf das Bett warf und sich selbst seiner Bekleidung entledigte. Im Licht der Kerzen sah ich jeden seiner Muskel.
Er beugte sich über mich, nahm die Rose und strich mit ihr über meinen Oberkörper und hörte auf, als er unten ankam. Er küsste sie und mein Herz pochte wild. Plötzlich spürte ich, wie er ihn einführte und er seinen Körper auf meinen legte. Erst bewegte er sich langsam und behutsam, dann schneller und schneller. Ich begann zu stöhnen und kratzte mit meinen Fingernägeln über seinen Rücken. Dairren küsste mich und schien es sichtlich zu genießen. Ich bewegte mich mit ihm, liebte das Gefühl seinen Körpers auf meinen und genoss. Als sein Gesicht verkrampfte, als es soweit war, stöhnte ich wild auf, krallte mich im Laken fest und Dairren sackte auf meiner Brust zusammen. Ich hörte, wie er nach Luft rang, doch er fasste sich schnell wieder und legte sich zu meiner Seite. Ich drehte mich zu ihm.
„Und?“ lächelte ich und er drehte seinen Kopf zu mir. Ein Schweißtropfen lief seine Stirn runter und seine grünen Augen funkelten mich ehrwürdig an. „Was und?“ hauchte er und lächelte zufrieden. „Nochmal?“ kicherte ich. Er lachte und ich fuhr ihm mit meinen Fingern durch sein feuerrotes Haar, packte seine Hände und setzte mich auf seinen Schoss und ließ meinen Instinkten freien Lauf. Es war befreiend. Dairren war jemand, der es verstand eine Frau zu verführen. Liebte ich ihn dafür? Liebte er mich? Wir fühlten uns intellektuell auf einer Ebene und körperlich von ihm angezogen wollte ich ihn.
Ich zog meine Decke bis zum Kinn hoch, drehte mich zu Dairrens Seite und wachte auf, als ich bemerkte, dass er nicht mehr neben mir lag. Langsam setzte ich mich auf und sah wie er versucht meinen Mabari Lendrad zu beruhigen, der lautstark knurrte. Ich stand auf, zog mir mein Nachthemd über und ging gähnend zu ihnen. ,,Es tut mir Leid," flüsterte Dairren und schaute auf den knurrenden Lendrad. ,,Ich habe versucht ihn zu beruhigen, aber es war unmöglich. Ich weiß nicht, was ihn so wütend macht." Ich schmunzelte verwundert. Lendrad würde nicht ohne Grund Alarm schlagen. ,,Vielleicht stimmt etwas nicht," vermutete ich und horchte an der Tür. Es war nichts zu hören. ,,Ich dachte, ich hätte Schreie gehört, als ich aufwachte, aber jetzt höre ich nichts." Lendrad bellte aufgeregt, so als würde er mich warnen wollen. ,,Wartet hier. Ich werde nachsehen, ob jemand in der Halle ist," flüsterte Dairren und wollte die Tür öffnen.
Doch als er dies aussprach knallte die Tür auf und ich sah nur, wie Dairren von einem Pfeil in die Brust getroffen wurde und leblos zu Boden fiel. ,,DAIRREN!" schrie ich verängstigt und kniete mich zu ihm nieder. Zwei Wachen von Arl Howe standen in der Tür. ,,Wen haben wir denn da?" fragte eine der Wachen und beäugte mich. ,,Wenn das nicht die wunderschöne Tochter des Teyrn ist," bemerkte die andere. ,,Schau wir ihr Haar glänzt," murmelte die Wache und hielt den Griff des Schwertes. ,,Ihr Körper. Viel zu wertvoll um Sie zu töten." ,,Wenn du dich nicht wehrst lassen wir dich vielleicht am Leben," schlug die andere Wache vor, zogen ihre Schwerter und gingen auf mich zu. Lendrad knurrte bedrohlich und ich erhob mich langsam und ging einen Schritt zurück. Ich war verzweifelt, wusste nicht was ich tun sollte oder was los war. Ohne Rüstung und Waffe stand ich ihnen wehrlos entgegen doch Lendrad sprang in einem großen Satz auf den vordersten Mann zu und biss ihm in die Schulter, sodass der andere Wächter erschrak. ,,Reiß mir diesen Köter vom Leib!" schrie die Wache voller Schmerz und ich nutzte die Gelegenheit, schnappte mir das Schwert des attakierten Wächters und enthauptete ihn mit einem Satz. ,,Was hast du getan!?" rief der übrig gebliebene und ging mich mit erhobenem Schwert auf mich los. Geschockt stand ich da. Ich verstand nicht, wie ich ihn so erbarmungslos köpfen konnte. Lendrad sprang auf ihn zu, umklammerte mit seinem großen Kiefer sein Bein, sodass ich die Wache leichten Spieles mit meinem Schwert durchbohren konnte. Erschaudert blickte ich auf die toten Wachen. Neben ihnen lag Dairren. Durchbohrt von einem Pfeil mit weit aufgerissenen Augen aus denen der Glanz entschwunden war.
Wie konnte das passieren? Die wenigen unserer Wachen, die da geblieben sind können das Schloss niemals alleine verteidigen!
Ich wischte das Blut der Feinde aus meinem Gesicht und streichelte Lendrad. ,,Ohne dich wäre ich sicherlich nicht mehr am Leben..." Er bellte freudig. Ich beugte mich vor, küsste Dairrens Stirn und strich mit der Hand seine Augen zu. ,,Liebling!" hörte ich die Stimme meiner Mutter rufen. Sie kam in leichter Rüstung und Pfeil und Bogen in der Hand auf mich zugelaufen. ,,Ich hörte draußen Schreie und habe das Schlimmste befürchtete. Bist du verletzt?" Ich atmete auf. Meiner Mutter ging es gut. Geschockt starrte sie auf die Leichen. ,,Mir geht es gut. Nur..." Ich blickte traurig auf den steinernen Boden. ,,Diese Bastarde haben Dairren getötet!" "Nein! Nicht Landras Sohn! Warum?" Sie begann zu weinen, aber fing sich schnell wieder. ,,Ich wurde von einem Schrei geweckt. In der Halle waren Männer darum habe ich die Tür verriegelt." Sie schaute sich die Leichen der Wächter, die ich tötete, genauer an. Verwundert erhob Sie ihren Blick und schaute mir in die Augen. ,,Ihre Schilde. Das sind Howes Männer! Warum sollten sie uns angreifen?" Mit ernster Miene antwortete ich: ,,Er hat Vater verraten. Er schlägt zu, während unsere Truppen weg sind!" Lendrad knurrte. ,,Du denkst, Howes Männer kamen... absichtlich so spät?" Ich nickte, ging in meine Kammer und zog auch meine Rüstung an. "Dieser Bastard!" zischte Mutter. "Ich schneide ihm seine Zunge ab! Hast du Vater gesehen? Er ist nicht ins Bett gekommen!" ,,Nein, Ich... war in meiner Kammer," antwortete ich. "Wir müssen ihn finden!" rief sie aufgeregt. "Wir sollten vorerst nach Oriana und Oren sehen!" ,,Heilige Andraste!" fluchte Mutter. ,,Was, wenn die Soldaten zuerst in der Kammer deines Bruders waren? Sehen wir nach Ihnen!"
Wir öffneten die Kammer meines Bruders aber Es war zu spät. Oriana und Oren lagen leblos und blutbefleckt in ihren Betten. ,,Nein!" schluchzte Mutter und sackte zu Boden, ,,Mein kleiner Oren! Welcher Teufel schlachtet Unschuldige ab?" Ich ballte meine Fäuste. Zorn stieg in mir auf. ,,Dafür werden sie bezahlen!" zischte ich und mein Blut kochte. ,,Howe nimmt nicht einmal Geiseln! Armer Fergus..." schluchzte meine Mutter, ,,Gehen wir. Ich will das nicht mehr sehen!" Wir drehten uns weg und gingen aus der Kammer. Ich blickte ein letztes mal auf meinen noch Neffen und folgte Mutter.
Ich öffnete vorsichtig die Tür, während meine Mutter ihren Bogen spannte und schussbereicht in den dahinter liegenden Gang zielte. Ich trat die Tür auf, und ein Pfeil sauste an meinem Ohr vorbei und traf einen der überraschten Wächter genau zwischen die Augen. Lendrad griff sofort an und ich zog mein Schwert und stürzte mich in den Kampf. In meinem Kopf wiederholte sich stets ein Wort: Rache!
Ich konnte nur an Rache denken, als ich diese untalentierten Wachen einen nach dem anderen abschlachtete. Meine Rüstung war voll von ihrem warmen Blut. ,,Auf zur großen Halle!" schrie ich kampfbereit und stellte mich mit meinen tapferen Mabari den Feinden. Wir liefen den Weg zur Halle, als meine Mutter stehen blieb. ,,Hörst du die Kampfgeräusche? Howes Männer müssen überall sein!" Ich schaute Mutter entgeistert an. ,,Was machen wir jetzt? Ich hatte Fergus versprochen dich nicht in Gefahr zu bringen, Mutter." ,,Mein einziger Enkel ist tot! Was schert mich die Gefahr?" Ich verstand. Was jetzt noch zählte war, meinen Vater zu finden. "Dort ist das Haupttor," sagte meine Mutter entschlossen, ,,dort muss dein Vater sein." ,,Wir können Howe nicht gewinnen lassen!" rief ich erzürnt doch Mutter antwortete mit ruhiger Stimme: ,,Hör zu mein Schatz. Wir haben nicht viel Zeit." Sie legte ihre Hand auf meine Schulter. ,,Wenn wir deinen Vater nicht finden, musst du hier lebend raus. Du und Fergus... Ihr seit die letzten Erben der Cousland-Linie!" Ich schaute sie traurig an. ,,Wenn Howes Männer im Schloss sind, kontrollieren sie es längst. Wir müssen also durch den Gesindegang in der Speisekammer fliehen. Hörst du mich?" Alles in mir schrie: Ich will den Kopf von Howe, doch ich nickte meiner Mutter stumm zu. ,,Dann beeilen wir uns." Sie nahm ihre Hand von meiner Schulter und spannte erneut ihren Bogen. Lendrad und ich gingen vorsichtig vor, als uns einer der Diener entgegen kam. ,,Das Schloss ist gefallen! Ich verschwinde!" rief er mit zittriger Stimme. ,,Bleibe hier und kämpfe wie die anderen auch!" schrie ich erzürnt doch Mutter schüttelte den Kopf. "Laufe und rette dich!" Verwirrt schaute er hinter sich. ,,Ah! Da kommen sie! Sie sind hinter mir her!" schrie er ängstlich und lief den Gang runter. Gut gerüstete Männer Howes kamen dort her, wo auch der Diener herkam und schauten uns verdutzt an, als sie erkannten, dass die Teyrna und dessen Tochter noch lebten. ,,Schaut euch das an Männer! Zwei Frauen und sie sehen gut bewaffnet aus! Greift sie an!" Der Hauptmann erhob seine Waffe und zeigte auf uns. Meine Mutter schoss gezielt auf das Bein des ersten, der auf mich zu lief und ich rammte ihm mein Schwert in den Rücken. Ich zog mein Schwert aus seinem Fleisch und traf mit voller Wucht einen der anderen Wächter. Lendrad biss einem in die Seite und der Wächter fiel sofort leblos auf den Boden.
,,Was...!?" stöhnte der Hauptmann und ging einen Schritt zurück. ,,Ihr seid doch nur zwei Frauen!" Meine Mutter spannte erneut ihren Bogen. "Wir sind die die Frauen der Couslands..."
Sie ließ los und der Pfeil flog mit hoher Geschwindigkeit in den Hals des Hauptmanns, der Blut spuckend auf den Rücken fiel und mit weit aufgerissenen Augen reglos seinen Hals umklammerte. Ich wischte mir zum gefühlten tausendsten Mal das Blut aus meinem Gesicht und lief mit Mutter weiter. ,,Wir nähern uns der Schatzkammer! In ihr liegt das Familienschwert der Couslands. Howe darf es nicht bekommen! Eher trenne ich mit ihr seinen verräterischen Schädel ab!" schluchzte Mutter und wir gingen in den Vorraum zur Schatzkammer, wo einige unserer Wachen versuchten, diese zu beschützen. ,,Da ist die Teyrna!" Unachtsam griffen sie Mutter an doch wir schalteten diese Amateure schnell aus. ,,Wir sind froh Euch lebend zu sehen, Teyrna Eleanor," hechelte einer der Wachen. ,,Geht in die Haupthalle und unterstützt dort die anderen Soldaten!" befahl Mutter. Währenddessen öffnete und betrat ich die Schatzkammer unserer Familie. Noch nie zuvor hatte ich sie betreten. Überall war Gold, Juwelen und Rüstungen in allen Metallen die Highever bietete. Am Ende des Raums lag das mit Juwelen besetzte Familienschwert, was ich an mich nahm. Ich legte mein treues Schwert an die Stelle, wo unser Familienschwert lag und steckte es in die Scheide. ,,Pass darauf gut auf Elissa," sagte Mutter und ich nickte entschlossen. Niemals würde es aus meiner Hand fallen.
Als wir durch die Torwege liefen, den entsetzlichen Schreien lauschend, und an der Haupthalle ankamen sahen wir, wie die übrigen Wachen gegen die von Howe kämpften. ,,Bryce!" schrie meine Mutter doch Vater war nicht anwesend. Das Feuer in dem großen Kamin prasselte unbeirrt vom Trubel weiter. Ich unterstützte die Wachen sowie mein Mabari, der sich schon im Kampf befand und die Wachen in Schach hielt.
,,Mylady! Herrin! Ihr seid beide am Leben! Ich war sicher, Howes Männer wären zu euch durchgebrochen!" Ser Gilmore stand erschöpft und doch erleichtert vor uns. ,,Er ist zu uns durchgebrochen!" rief Mutter wütend. ,,Howe, dieses verräterische Schwein!" schrie ich und trat den Helm eines Wächters von Howe gegen eine Wand. ,,Als ich erkannte, was passierte," fuhr Ser Gilmore fort, ,,konnte ich nur noch die Tore schließen. Aber sie werden Howes Männer nicht lange aufhalten! Wenn es noch einen Weg aus dem Schloss gibt, benutzt ihn. Schnell!" ,,Aber wir müssen Vater finden!" erwiderte ich verzweifelt und Ser Gilmore schaute mich mit ernster Miene an. "Als ich den Teyrn zuletzt sah, war er schwer verletzt. Ich drängte ihn, sich nicht zu bewegen, aber er war entschlossen, euch zu finden. Er ist zur Küche gegangen. Vermutlich dachte er, ihr würdet am Gesindeeingang in der Speisekammer auf ihn warten." ,,Gesegnet sei Ser Gilmore. Möge der Erbauer über Euch wachen." Mutter fasste ihn an die Schulter. ,,Möge er über uns alle wachen." Er wendete sich von uns ab und lief zum Tor, um die Wachen bei ihrem Versuch zu helfen, die Wächter nicht hineinzulassen. ,,Ich lasse Euch nicht hier zurück, Ser Gilmore!" schrie ich traurig und Ser Gilmore wandte sich lächelnd zu mir, als er mit den Wachen das Tor zudrückte. ,,Lauf, Elissa! Wir werden uns im Nichts wiedersehen!" Nein, dachte ich traurig. Ich wollte ihn nicht verlieren. Er war wie ein Bruder für mich geworden aber ich konnte nichts tun. Schluchzend drehte ich mich um und lief Mutter hinterher.
Ich wollte ihn nicht zurücklassen, doch musste ich, wie Mutter sagte, entkommen und am Leben bleiben. Vor allem war mein erstes Ziel Vater und Mutter lebend aus dem Schloss zu bringen. In der Speisekammer angekommen lag Vater schwer verletzt und voller Blut auf dem Steinboden. Erleichtert schaute er uns an. "Bryce!" rief Mutter und kniete sich zu ihm. Ich schloss leise die Tür, als Lendrad hinein huschte.
,,Beim Erbauer! Was ist los? Du blutest ja!" ,,Howes Männer..." keuchte Vater, ,,haben mich zuerst gefunden. Hätten... mich fast umgebracht." Ich packte den Knauf des Schwertes. ,,Ich werde Howe für seinen Verrat bestrafen!" "Er darf nicht... damit durchkommen! Der König wird... Aaah!" Vater hielt voller Schmerzen seine Wunde am Bauch fest und presste die Lippen zusammen. ,,Bryce! Wir müssen dich von hier weg bringen!" ,,Wenn ich aufstehe sterbe ich... vermutlich..." ,,Dann müssen wir dich eben tragen!" sagte ich verzweifelt doch Vater lachte. ,,Passt... aber auf, dass ihr nichts von mir verliert..." ,,Bryce! Das ist nicht witzig!" schnaubte Mutter verärgert. ,,Sobald Howes Männer durch das Tor brechen, finden sie uns. Wir müssen fliehen!" Mutter wischte zärtlich das Blut aus Vaters Gesicht und er schaute ihr voller Ernst in die Augen. ,,Jemand... muss Fergus... erzählen, was passiert ist!" ,,Und dich rächen," ergänzte ich. ,,Ja... Rache," hauchte Vater. ,,Bryce! Nein! Der Gesindegang ist gleich hier! Wir können gemeinsam fliehen; du brauchst ein Heilzauber!" Vater schüttelte den Kopf. ,,Das Schloss ist umstellt." Ich schluckte. ,,Ich schaffe es nicht."
Ich hörte wie die Tür knarrzend aufging und ich erhob mich blitzartig und hatte mein Schwert angriffsbereit schon in der Hand. Ich erkannte Duncan, den Grauen Wächter, und beruhigte mich etwas. Lendrad bellte erfreut. ,,Der Teyrn hat leider Recht. Noch kennen Howes Männer diesen Ausgang nicht, aber sie haben das Schloss umstellt," ergänzte Duncan und kniete sich vor Vater hin und fuhr fort. ,,Es wird schwer, an Ihnen vorbei zu kommen." ,,Dann seid ihr... Duncan? Der Graue Wächter?" fragte Mutter und Duncan nickte. ,,Ja Herrin. Der Teyrn und ich wollten schon früher zu Euch, aber wir wollten es auf den Anbruch des nächsten Tages verschieben." ,,Meine Tochter half mir, hier her zu kommnen. Dem Erbauer sei Dank," hauchte Mutter erschöpft und Duncan schaute mich seltsamer Weise zufrieden an und sagte: ,,Das überrascht mich nicht." Ich lief rot an und sagte leise: ,,Danke, dass ihr meinen Vater gerettet habt." ,,Ich fürchte, Euer Dank kommt zu früh. Ich bezweifle, dass er gerettet ist," ergänzte Duncan. ,,Egal," unterbrach Mutter, ,,was wir tun, wir müssen uns beeilen!" Ein lauter Knall, die Geräusche zerberstendem Holz und die Schläge von Metall auf Metall drangen zu uns und ich erschrak. ,,Sie kommen!" schrie Mutter verängstigt. ,,Duncan..." stöhnte Vater. ,,Ich flehe euch an! Bringt meine Frau... und meine Tochter in Sicherheit!" Duncan ballte seine Faust und legte diese auf seine Brust. ,,Das werde ich, Eure Lordschaft. Aber... ich fürchte, auch ich muss um etwas bitten." ,,Was immer ihr wollt!" Duncan fuhr fort. ,,Was hier passiert, ist nichts im Vergleich zu dem Bösen, das die Welt bedroht. Ich kam auf der Suche nach Rekruten in Euer Schloss." Mutter schaute mich an, doch ich begriff nicht. ,,Angesichts der Bedrohung durch die Dunkle Brut kann ich nicht mit leeren Händen abreisen." Vater schaute mich zweifelnd an. Dann senkte sich sein Blick. Was hatte Duncan vor? ,,Ich... Ich verstehe..." seufzte Vater. ,,Sprecht ihr über mich?" fragte ich kleinlaut und verstand worum es ging.
Ich? Ein Grauer Wächter? Ich hatte nie zuvor Dunkle Brut gesehen. Wie könnte ich eine Hilfe sein? Vor allem war meine jetzige Hauptaufgabe mit Mutter und Vater zu fliehen und Arl Howe zu töten.
Duncan unterbrach meinem Gedankenfluss. ,,Ihr habt Euch bis zu mir vorgekämpft. Ich glaube, die Absichten des Großen Erbauers sind klar." Er wandte sich zu Vater. ,,Ich bringe die Teyrna und eure Tochter nach Ostagar. Dort erzählen wir Fergus und dem König, was passiert ist und dann wird Eure Tochter ein Grauer Wächter." Ich glaubte das alles nicht. ,,Solange Howe bestraft wird... bin ich einverstanden," stimmte Vater zu. ,,Dann seid Ihr bei den Grauen Wächtern willkommen! Kämpft an unserer Seite, Elissa!" Ich schüttelte ungläubig den Kopf. ,,M-Meine Pflicht ist es Arl Howe zur Rechenschaft zu ziehen!" stammelte ich.
Mit beruhigender Stimme sagte Duncan: ,,Wir werden den König informieren und Howe bestrafen. Es tut mir Leid, aber die Pflichten eines Grauen Wächters haben Vorrang vor Eurer Rache." Ich schaute Vater verwirrt an. ,,Howe will das Chaos nutzen... um aufzusteigen. Lass das nicht zu, mein Kind! Die Gerechtigkeit muss siegen!" Das Geschrei von draußen wurde immer lauter und ich sprang auf und lauschte an der Tür. ,,Aber unsere Familie... erfüllt stets ihre Pflicht. Die Dunkle Brut muss vernichtet werden. Du musst gehen Elissa!" Meine Knie zitterten und Duncan packte meinen Arm. ,,Zu deinem eigenem Wohl und für Ferelden," sagte Duncan mit ernster Stimme. ,,Ich... Ich tue es für meine Familie." ,,Gut dann lasst uns rasch aufbrechen!" drängelte Duncan und zog mich Richtung Gesindegang. ,,Bryce, bist du... sicher?" fragte Mutter. ,,Unsere Tochter wird nicht durch den Verrat Howes sterben. Sie wird leben und die Welt verändern!" erwiderte Vater voller Mut. Ich entriss mich Duncans Griff. ,,Mutter!" rief ich weinend. ,,Geh mit Duncan, mein Schatz! Ohne mich ist eure Chance, zu entkommen, viel größer," sagte Mutter schluchzend und begann zu weinen. ,,Eleanor..." seufzte Vater. ,,Sag nichts, Bryce," flüsterte sie und eine Träne fiel auf Vaters Hand, ,,Ich werde jeden töten, der durch diese Tür kommt, um ihnen Zeit zu verschaffen. Aber ich werde dich nicht verlassen!" ,,Ich lasse nicht zu, dass du dich opferst!" schrie ich und lief auf Mutter zu. ,,Halt!" rief sie aufgeregt und ich stoppte.
,,Mein Platz ist bei deinem Vater. Bis das der Tot uns scheidet."
,,LOS!" schrie Duncan und von der anderen Seite der Tür hörte man die Soldaten schreien. Ich schaute Mutter und Vater ein letztes Mal an, in ihre Augen die mich traurig verfolgten, drehte mich um und verschwand mit Duncan in das Dunkel des Gesindeganges.
Mutter küsste Vaters Stirn und nahm sich ein herumliegendes Schwert. Sie stellte sich entschlossen dem letzten Kampf.
,,Wir werden durch das Hinterland reisen, zu den Ruinen von Ostagar, am Rande der Korcari-Wildnis," erklärte Duncan, als ich nachdenklich das Feuer unseres Nachtlagers löschte. Duncan sattelte die Pferde und Lendrad, mein treuer Mabari, leckte gelangweilt seine Pfoten ab. Der Morgen brach an und begrüßte mich mit ein paar wärmenden Sonnenstrahlen, die durch die Baumkronen fielen. Ich spürte Wehmut und den Drang, einfach umzudrehen und nach Hause zurückzukehren um mich zu vergewissern, ob meine Eltern wirklich... tot waren.
Duncan schaute mich prüfend an und ich versuchte zu verbergen, dass ich nicht zuhörte. Ich streichelte Lendrad und stieg auf mein braungeflecktes Pferd. Währenddessen schaute Duncan auf seine Karte, faltete diese sorgfältig zusammen und stieg auch auf sein Pferd. Langsam ritten wir los und mein trainierter Mabari hielt das Tempo mit. Ich hoffte schnell in Ostagar anzukommen damit ich dem König von den Untaten Arl Howes berichten konnte. Zu viel ist in der letzten Nacht geschehen. Viel zu viel, was ich sich nur sperrlich ertragen ließ. Ich klammerte mich an den Gedanken, dass Fergus auf mich wartete und ertrug den Schmerz in meinem Herzen.
Immer weiter ritten wir durch den dichten Wald bis wir einen Turm sahen, der weit über die Bäume ragte. An der Spitze leuchtete ein unnatürlich helles Feuer, dass vermutlich durch Magie entfacht wurde. Dort musste Ostagar liegen. Immer weiter ritten wir diesem Turm entgegen, bis eine Mauer aus großen Steinblöcken durch einige Baumstämme hervorblitze und Duncan langsamer wurde. Lendrad schien darüber erfreut und bellte laut auf. Ich schaute zur Mauer hinauf. Oben war ein kleiner Aussichtspunkt, in dem zwei Wachen zu uns runter schauten und zu tuscheln begannen, als sie mich und Duncan sahen. Ich wandte mich neugierig an Duncan. ,,Wann wurden diese Mauern errichtet?" ,,Das Reich von Tevinther errichtete diese Mauern um Ostagar vor langer Zeit, um die Wilden daran zu hindern in die nördlichen Ebenen einzufallen," erklärte er und wir ritten im Schritttempo die Mauer entlang. Duncan schmunzelte. ,,Es passt, das wir uns der Dunklen Brut hier entgegen stellen auch wenn uns in diesem Wald ein anderer Feind erwartet. Die Truppen des Königs haben schon mehrfach gegen die Dunkle Brut gekämpft aber hier wird sich die Hauptstreitmacht der Horde zeigen."
Die Hauptstreitmacht? Dafür hatte er mich wohl rekrutiert.
,,Es scheint schlimmer als befürchtet zu sein. Gibt es den viele Graue Wächter?" fragte ich besorgt. ,,In Ferelden gibt es leider nur wenige Graue Wächter aber sie sind alle hier. Dennoch müssen wir diese Verderbnis hier und jetzt aufhalten. Wenn sie sich nach Norden ausbreitet wird Ferelden fallen..."
Ich senkte meinen Kopf. Was wird wohl auf mich zu kommen? Viel gab es nun nicht mehr, was ich noch verlieren konnte...
,,Wir sind da Elissa," sagte Duncan mit seiner tiefen Stimme und holte mich aus meinen trüben Gedanken. Wir stoppten an einem großen steinernen Torbogen, der mit alten Schriftzeichen und Malereien verziert war, und Duncan stieg von seinem schwarzen Pferd, band es an und klopfte es auf den muskolösen Rücken. Auch ich stieg ab, streckte mich erstmal und wuschelte mir durch mein langes, kastanienbraunes Haar, dass ungewohnt zerzottelt herabhing und verknotet war. Lendrad schmiegte sich an meine Stiefel und ich streichelte ihn lobend. In der Ferne sah ich einen Mann in goldener Rüstung, begleitet von zwei schwer bewaffneten Wachen, auf uns zu kommen. Er hatte blondes Haar und band die Strähnen, die sonst ins Gesicht fielen würden, hinten zusammen. Seine Rüstung leuchtete förmlich im Licht der Sonne. Er lächelte uns mit einem anmutigem Blick zu, strahlend könnte man sagen, als er Duncan und mich sah. Ich errötete und Lendrad stupste mich an, so als wüsste er, was ich dachte.
,,Seid gegrüßt, Duncan!", rief der Mann, kurz bevor er bei uns ankam, und streckte Duncan seine Hand aus. ,,König Cailan, ich hätte nicht erwartet, dass..." begann Duncan aber der König unterbrach ihn. ,,Was? Eine königliche Begrüßung?" Der König lachte und ich schaute ihn ehrwürdig an. Er sah so jung aus. Leider verloren wir unseren König, seinen Vater, viel zu früh. ,,Ich hatte schon Angst, Ihr verpasst den Spaß!" ,,Um keinen Preis der Welt, Euer Majestät." Duncan verbeugte sich leicht und König Cailan fuhr fort. ,,Dann habe ich in der Schlacht doch noch den mächtigen Duncan an meiner Seite! Prächtig! Die anderen Wächter haben berichtet, Ihr hättet eine vielversprechende Rekrutin." Ich erinnerte mich an die Wachen, die von der großen Mauer auf mich herabschauten und zu tuscheln begannen. ,,Ist sie das?" König Cailan schaute mich mit seinen himmelblauen Augen neugierig und erwartungsvoll an und ich errötete erneut. ,,Erlaubt mir Euch einander vorzustellen, Euer Majestät." ,,Das ist nicht nötig," unterbrach König Cailan Duncan und er schaute wieder zu mir, ""Ihr seid Bryce's jüngstes Kind, nicht wahr? Ich glaube, dass wir uns schon einmal begegnet sind." ,,Leider nur sehr kurz, Euer Majestät. Ich bin Elissa Cousland." Ich machte einen höflichen Knicks und strich die Haare hinter mein Ohr, die in mein Gesicht fielen. Es war mir peinlich, dem König in diesem ungepflegten Zustand zu begegnen, da ich sonst nur während meines Trainings nicht in der üblichen Tracht einer Tochter des Teyrn zu sehen war und die letzte Nacht verbrachte ich auf dem dreckigen und kalten Waldboden, was meine Rüstung verschmutzte und mich natürlich auch. Es tröstete mich aber, dass es dem König nicht zu interessieren schien und er unbeirrt fortfuhr. ,,Euer Bruder ist bereits mit den Männern aus Highever angekommen, aber wir warten noch immer auf Euren Vater."
Duncan schaute mich prüfend an. Ich schloss die Augen und sah das Bild wieder vor Augen, wie Mutter über Vater kniete und ihm den letzten Kuss gab. Das letzte Bild meiner Eltern. ,,E-Er wird nicht kommen. Er und meine Mutter sind gefallen, als unser Schloss eingenommen wurde," erklärte ich mit einem dicken Kloß im Hals. ,,Gefallen!?," wiederholte König Cailan entsetzt. ,,Was meint Ihr damit? Duncan, wisst Ihr etwas darüber?" ,,Teyrn Cousland und seine Frau sind tot, Euer Majestät. Arl Howe hat sich als Verräter erwiesen und Schloss Highever eingenommen. Wären wir nicht entkommen, hätte er uns getötet und Euch irgendeine Geschichte aufgetischt," erklärte Duncan. ,,Ich kann es kaum begreifen!" König Cailan wandte sich von uns, ging auf und ab und drehte sich blitzartig wieder um. ,,Wie konnte er nur glauben, mit einem derartigen Verrat durchzukommen?" Der König fasste mir an die Schulter und schaute mir direkt in die Augen. ,,Sobald wir hier fertig sind, wende ich meine Truppen nach Norden und ziehe Howe zur Rechenschaft. Ihr habt mein Wort." Ich erwiderte seinen ernsthaften Blick hoffnungsvoll, denn es gab nur eins was ich wissen wollte. ,,Wie werdet Ihr ihn zur Rechenschaft ziehen?"
,,Er wird hängen," erwiderte der König mit tiefer Stimme.
Sofort stellte ich mir Howe baumelnd am Strick vor. Der Gedanke war äußerst... befriedigend.
,,Ich weiß, dass bringt Euch Eure Familie nicht zurück, aber zumindest wird Howe von seinen Taten nicht profitieren," sagte der König und stemmte die Hände in die Hüfte. ,,Ich würde meinem Bruder gerne berichten, was geschehen ist," sagte ich. ,,Leider sind er und seine Männer auf Erkundungsmission in der Wildnis." Ich erschrak. ,,Vielleicht sind sie in Gefahr!" rief ich zu Duncan, doch dieser schüttelte lächelnd den Kopf. ,,Wir sind alle in Gefahr, meine Liebe. Bis Euer Bruder zurückkehrt, gibt es nichts, was wir tun können. Und leider wird das erst nach der Schlacht sein, denn er hat einen wichtigen Posten zu verteidigen. Es ist wichtig, dass er dort auf seinem Posten bleibt," erwiderte König Cailan und lockerte seine Arme. ,,Nach der Schlacht?" flüsterte ich leise und schüttelte ungläubig den Kopf. Das heißt, er könnte es wohlmöglich nie erfahren, wenn auch er... Nein! Daran durfte ich nicht denken. Es war zur schmerzvoll. Lendrad schleckte meine Hand ab und ich lächelte, denn ich wusste, dass er mich trösten wollte. ,,Verzeiht mir," sagte der König mit sanfter Stimme, ,,aber mehr kann ich nicht tun. Ich kann Euch nur raten, Euren Schmerz vorerst gegen die Dunkle Brut zu richten." Solange Arl Howe dafür bezahlen wird, bin ich zfrieden, dachte ich und schaute wieder auf. Er fuhr fort: ,,Verzeiht, dass ich euch jetzt verlassen muss, aber ich sollte zu meinem Zelt zurückkehren. Loghain brennt darauf, mich mit seinen Strategien zu langweilen." ,,Euer Onkel schickt Euch seine Grüße und erinnert daran, dass die Truppen aus Redcliffe in weniger als einer Woche hier sein könnten," erzählte Duncan und König Cailan schnaubte. ,,Ha! Eamon will auch sein Stück vom Ruhm. Wir haben schon drei Schlachten gegen diese Bestien gewonnen, und morgen wird es nicht anders sein!" Ich wunderte mich ein wenig über die Besonnenheit des Königs; es schien wohl alles längst nicht so schlimm zu sein, wie Duncan sagte oder der König unterschätzte die Situation. ,,Mir war nicht klar," begann ich zögerlich," dass die Dinge so gut laufen." ,,Ich bin mir nicht einmal sicher, dass das wirklich eine Verderbnis ist," lachte der König und ich schaute Duncan zweifelnd an. Dieser senkte bloß seinen Blick und der König fuhr fort: ,,Die Schlachtfelder sind zwar voller Dunkler Brut, aber bisher gab es keine Spur vom Erzdämons."
Der Erzdämon. Laut der Geschichte, die mir Bruder Aldous, der Hüter der Schlossbibliothek, erzählte, erschlug einst der Große Erbauer falsche Gottheiten, die nun bis zum Ende der Zeit tief unter der Erde begraben liegen. Die Dunkle Brut, nur der Erbauer weiß was sie dazu antreibt, suchen nach diesen vergrabenen Alten Gottheiten. Vielleicht Instinkt, wie Motten, die ins Feuer der Fackel fliegen. Vielleicht der Rachedurst gegen jene, die die Magister dazu trieben, sich gegen den Himmel zu stellen. Aber wie auch immer, wenn die Dunkle Brut einen dieser Drachengötter findet wird dieser umgehend verdorben und führt die Dunkle Brut zum Großangriff an; eine Verderbnis.
,,Seid Ihr enttäuscht, Euer Majestät?" Duncan riss mich aus meinen Gedanken. ,,Ich hatte auf einen Krieg wie in den Geschichten gehofft! Ein König, der gemeinsam mit den sagenumwobenen Grauen Wächtern in die Schlacht gegen einen verderbten Gott zieht! Aber ich nehme an, ich muss mich mit dem begnügen, was wir haben." Der König musste naiv sein und ich konnte mir vorstellen, dass Duncan es genauso sah. Ich schmunzelte. ,,Ich muss gehen, bevor Loghain noch einen Suchtrupp aussendet. Lebt wohl, Graue Wächter!" rief der König, drehte sich um und ging mit seinen Leibwächtern die Treppe zur großen Brücke hinab, die zum Hauptsitz von Ostagar führte. Lendrad winselte. Er schien leicht erschöpft zu sein und auch ich war ausgelaugt. Duncan faltete seine Hände hinter seinen Rücken und schaute dem jungen König Cailan hinterher. ,,Ist etwas?" fragte ich und Duncan lockerte seine Hände wieder. ,,Was der König gesagt hat ist wahr. Sie haben hier einige Schlachten gegen die Dunkle Brut gewonnen." ,,Ihr klingst trotzdem nicht wirklich beruhigt," entgegnete ich. ,,Ich weiß, dass ein Erzdämon hinter all dem steckt," ich erschauderte, ,,aber ich kann den König schlecht bitten, nur meinem Gefühl zu vertrauen." ,,Warum denn nicht? Er scheint eine hohe Meinung von den Grauen Wächtern zu haben." Lendrad bellte mir zustimmend zu. ,,Aber nicht hoch genug, um auf die Verstärkung von Orlais zu warten. Er denkt, unsere Legende allein mache ihn unverwundbar." Duncan deutete durch das Erheben seiner Hand auf die Brücke und wir gingen los. ,,In Ferelden gibt es zu wenige von uns. Wir müssen einfach tun, was wir können, und darauf hoffen, das Teyrn Loghain den Unterschied macht," fügte Duncan hinzu.
Während er sprach schaute ich mir die wunderschöne und auch ehrbare Aussicht von Ostagar an. Die Brücke war mit den Statuen der Andraste verziert und die Gemäuer Ostagars sahen ziemlich mitgenommen aus und trotzdem standen sie weiterhin schützend dar. Wenn man nach links schaute sah man auf Gebirge und ein Teil der Korcari-Wildnis und wenn man nach rechts schaute waren dort Türme, die hoch in den Himmel ragten. Vögel zwitscherten und der Wind sauste durch mein langes Haar. Ostagar schien mehr wie ein Stück Hoffnung und Schutz zu sein als nur ein Hauptstützpunkt der Grauen Wächter.
,,Und deshalb sollten wir jetzt ohne weitere Verzögerung das Ritual des Beitritts fortsetzten." Ich seufzte. ,,Wovon sprecht Ihr? Welches Ritual?" Mein Magen knurrte auf und Duncan fuhr fort. ,,Um ein Grauer Wächter zu werden muss jeder Rekrut ein geheimes Ritual vollziehen, das wir den Beitritt nennen. Es dauert nicht lange, aber es bedarf einiger Vorbereitungen. Wir müssen bald anfangen." ,,Bin ich Euer einziger Rekrut?" erkundigte ich mich. ,,Nein, zwei weitere Rekruten sind bereits hier. Sie haben schon auf unsere Ankunft gewartet," antwortete Duncan. ,,Verstehe. Wie sehen diese Vorbereitungen für den Beitritt aus?" fragte ich neugierig doch Duncan lächelte nur. ,,Das erfährst du später Elissa. Vorerst wirst du dich im Lager nach einem Grauen Wächter namens Alistair umsehen, etwas essen und dich vorbereiten aber ich bitte dich darum es nicht zu verlassen. Ich werde deinen Mabari an mich nehmen." Lendrad bellte glücklich. ,,Das Zelt der Grauen Wächter ist neben dem großen Feuer. Wenn etwas ist findest du uns dort." Wir kamen an eine Kreuzung an und Duncan nahm den Weg zur unserer Linken und Lendrad folgte ihm gehorsam. Verwundert schaute ich ihnen hinterher. Lendrad musste großen Respekt vor ihm haben, denn normalerweise hört er nur auf mich.
Als ich den Weg zu meiner rechten nahm und durch einen weiteren großen Torbogen ging vernahm ich das Bellen einiger Hunde und laute Unterhaltungen. Ich hörte das metallene Geräusch von Schwerten, die aufeinander knallten und den lieblichen Gesang des Lichtes an den Erbauer, dass eine Pristerin sang. Ich steuerte auf einige lila Zelte zu und bemerkte einige Templer die oft in der Kombination mit Magiern anzutreffen sind. Diese sind dafür ausgebildet worden Magie zu bannen und Magier zu schwächen. Fünf Magier standen um eine Schale mit blauem Pulver und bewegten ihre Arme in wellenförmigen Bewegungen, während sie Unverständliches murmelten. Noch nie zuvor hatte ich so etwas gesehen und beobachtete sie mit Missgunst. Ich vertraute Magiern nicht so wie alle anderen in Ferelden.
Den Weg weiter rauf stand eine Pristerin auf einem hölzernen Podest und predigte, während einige Soldaten und Graue Wächter knieten und beteten. An einem Baum stand Nase rümpfend eine ältere Frau, die ihre Arme verschränkte. Ihre Haare waren silbern und zu einem Zopf zusammengebunden. Sie war groß und schlank, insgesamt hatte sie eine bewerkenswerte Erscheinung, gekleidet in einem mir unbekannten Gewand. Sie bemerkte wie ich sie beobachtete, lockerte ihre Arme und winkte mich zu sich. Langsam ging ich auf sie zu. Sicher eine Magierin, dachte ich mir. ,,Seid gegrüßt, Elissa Cousland. Ihr seid Duncans neueste Rekrutin, nicht wahr?" fragte sie und lächelte freundlich. "Er ist kein Mann, der leicht zu beeindrucken ist. Ihr solltet stolz auf Euch sein." ,,Das bin ich, in der Tat," entgegnete ich. ,,Und ihr seid?" fragte ich misstrauisch und sie schien es zu bemerken. ,,Ich bin Wynne, eine der Magierinnen, die der König hierher gerufen hat." Also war sie tatsächlich eine Magierin. ,,Ich hatte schon mehrere Magier gesehen..." sagte ich und Wynne lächelte. ,,Der Zirkel hat viele hierher geschickt. Die Magier haben bisher gegen jede Verderbnis geholfen." Meine Mimik schien zu verraten, dass ich Ihr nicht traute. Jeder Magier stellt eine Gefahr dar. Selbst wenn sie erfahren sind könnte selbst der mächtigste Magister von Dämonen gefangen werden. Wynne schaute mich irgendwie prüfend an. ,,Um die Dunkle Brut zu besiegen müssen wir zusammenarbeiten. Allerdings scheinen das nicht alle begriffen zu haben," mahnte Sie und schaute rüber zu einigen Soldaten, die skeptisch zu uns schauten. Ich atmete tief ein, denn sie hatte nicht ganz Unrecht. ,,Habt ihr schon einmal gegen die Dunkle Brut gekämpft?" erkundigte ich mich und ihre Miene lockerte sich. ,,Gegen Nachzügler... nicht gegen die riesige Horde, von der die Späher berichteten." Mir wurde bewusst, dass auch mein Bruder und ich hier waren, um gegen diese riesige Horde anzutreten. ,,Ich frage mich Miss Elissa... Wie viel wisst Ihr über die Verbindung zwischen der Dunklen Brut und dem Nichts?" ,,Ich weiß, dass das Nichts der Ort ist, an den man geht, wenn man träumt." ,,Jedes Mal," begann Wynne, ,,wenn Euer Geist Euren Körper verlässt, ob im Traum oder im Tod, betritt er das Reich, das wir das Nichts nennen. Es beheimatet viele Geister. Manche von ihnen sind freundlich und andere nicht. Im Herzen des Nichts liegt die Schwarze Stadt." ,,Die Schwarze Stadt war der einstige Sitz des Erbauers," murmelte ich und Wynne nickte. ,,Als die Magier des Reichs von Tevinter einen Weg in die Stadt fanden, wurde sie durch ihre Sünden verdorben. Die Verderbtheit verwandelte diese Männer und machte aus ihnen verdorbene Abbilder ihrer eigenen Herzen und der Erbauer schleuderte sie auf die Erde zurück." ,,Die erste Dunkle Brut," fügte ich hinzu, ,,So erzählt es zumindest der Gesang des Lichts. Und ist es wahr?" ,,Vielleicht ist es nur ein Sinnbild, das uns lehren soll, dass das Böse in uns menschliches Leid verursacht. Vielleicht ist es aber auch die Wahrheit. Im Moment ist diese Erklärung genauso gut wie jede andere." Ich schmunzelte. Wofür diese Geschichtsstunde, fragte ich mich. ,,Zumindest ist es etwas, worüber man nachdenken kann," sagte Wynne und lachte. ,,Es ist weise, Dinge tiefgründiger zu hinterfragen," fügte sie hinzu, räusperte sich und zupfte an ihrem orange-gelben mit gold und Runen verziertem Kleid. ,,Duncan hat Euch sicher eine Aufgabe gegeben. Am Besten geht ihr dieser nach." ,,Danke," sagte ich, nickte zustimmend und auch irgendwie dankend zu und sie verstand. Es war eine nette Unterhaltung, doch konnte ich mein Misstrauen gegenüber Magiern einfach nicht ablegen.
Ich folgte dem Weg weiter und gelang zu einem alten Platz, wo einige mitgenommene Säulen verrieten, dass sich hier ein Gebäude befand, das damals noch ein Dach besessen hatte. Dort hatte auch ein Waffen- und Rüstungshändler sein Zelt aufgeschlagen. Ein Mann im leichten Waffenrock und mit Bogen ausgerüstet schaute sich die Ware an. Noch immer war ich auf der Suche nach diesem Alistair und beschloss, den Händler zu fragen. Als ich mich näherte stürmte dieser aufgebracht auf mich zu. ,,Habt ihr hier irgendwo eine Elfin gesehen? Eine junge Frau mit roten Haaren? Die eine Kettenrüstung herumträgt?" ,,Nein, leider nicht," antwortete ich verdutzt und er ballte seine Fäuste. ,,Verdammt wo ist sie nur hin? Wehe, wenn die Rüstung bei Ihrer Rückkehr nicht ausgebessert ist... Beim Erbauer, dann werde ich...!" Seine Stirnader pochte und sein Gesicht lief rot an, als plötzlich der Mann, mit dem Bogen bewaffnet, sich dazwischendrängte. ,,Hört mal, guter Mann," sagte dieser und der Händler schaute nun genauso verdutzt wie ich, ,,Ihr sprecht hier gerade mit dieser wunderschönen Frau. Entschuldigt Euch!" forderte der fremde Mann mit seiner tiefen schönen Stimme und ich errötete. Der Händler verbeugte sich und begann sich zu entschuldigen. ,,Verzeiht meine Manieren. Ich bin mir sicher, meine Probleme interessieren Euch nicht. Ich bin der Waffen- und Rüstungshändler. Wenn Ihr etwas benötigt kommt zu mir. Ihr bekommt sicher einen Nachlass, meine Teure!" Ich kicherte. ,,Ich wollte nur fragen, ob ihr mir sagen könnt, wo ich einen gewissen Alistair finden kann." Noch bevor der Händler, der seine verschwitzte Stirn abwischte, antworten konnte warf der Fremde sich dazwischen und schaute mich prüfend an. ,,Ihr seid anders, als ich gedacht hatte!" Ich schaute ihn verwundert an. ,,Was soll das heißen?" fragte ich. ,,Nun bestimmt keine Frau." Ich rümpfte die Nase. ,,Wer seid ihr überhaupt?" fragte ich lautstark und der Mann lachte. ,,Mein Name ist Daveth. Es wird auch Zeit, dass Ihr hier auftaucht. Ich hatte schon fast gedacht, sie hätten dieses ganze Ritual nur erfunden, um uns was zum Nachdenken zu geben."
Er war also einer der Rekruten, von denen Duncan sprach. Ein ziemlich forscher junger Mann mit schwarzbraunem kurzen Haaren. Sein markantes und mit verschmitztem Lächeln verziertes Gesicht wurde von einem dunklen stoppeligem Bart umrahmt.
,,Mein Name ist Elissa. Was wisst Ihr über dieses Ritual?" ,,Nicht viel," begann Daveth. ,,Ich bin letzte Nacht ein bischen im Lager herumgeschlichen und da habe ich ein paar Graue Wächter reden hören. Ich glaube, sie planen uns in die Wildnis zu schicken." Sofort dachte ich an meinen Bruder, der sich gerade durch die besagte Korcari-Wildnis schlug. Ich verschränkte nachdenklich die Arme, doch holte mich Daveth mich mit seiner von mir unerwarteten zittrigen Stimme aus den Gedanken. ,,Das ist mir alles viel zu geheimniskrämerisch. Da juckt mir die Nase!" Ich grinste. ,,Ich schätze, wir müssen abwarten was kommt. Als ob wir eine andere Wahl hätten..." ,,Ich wäre nicht hier, wenn ich eine Wahl gehabt hätte..." murmelte ich. ,,Man nimmt eben einfach was man kriegt, richtig?" sagte Daveth und setzte sein schiefes Lächeln auf. Ich schaute ihm in seine dunkelbraunen Augen und er zwinkerte mir zu, worauf ich erneut rot anlief. Wieso gab es nur so viele schöne Männer hier? ,,Aber egal!" rief er, gähnte herzhaft und verschränkte die Arme hinter seinen Kopf. ,,Jedenfalls, Alistair befindet sich dort drüben." Er deutete auf das Säulengebilde, wo zwei Andraste-Figuren den Weg schmückten. ,,Danke," sagte ich und machte mich auf den Weg. ,,Wenn etwas ist kannst du mich bei dem Zelt der Grauen Wächter finden!" rief Daveth mir hinterher.
Ich durchquerte ein Tor und befand mich in den Überresten einer scheinbar sehr alten Kirche. Die andere Wand war noch gut erhalten und einige steinerne Figuren waren nicht beschädigt. Im hinteren Teil stand eine große Tafel, wo mehrere Elfen ein großes Mahl zubereiteten und mehrere hölzerne Gerüste wo anscheinend Restaurationsarbeiten statt fanden. An dem anderen Ende dieser Kirche führte ein Weg zu einem höher gelegenem Altar, an dem sich zwei Personen aufgebracht zu unterhalten schienen. ,,Was ist denn?" rief einer der zwei Männer. Er trug eine rote Robe, die Symbole ähnelten denen die auf Wynne's Robe waren, und einen Stab auf dem Rücken. ,,Haben die Grauen Wächter nicht schon mehr als genug vom Zirkel verlangt?" Der andere Mann, der eine Plattenrüstung trug, bewaffnet mit Schwert und Schild, räusperte sich hämisch. ,,Ich bringe nur eine Nachricht von der ehrwürdigen Mutter, Ser Magier. Sie wünscht Euer Beisein." Der Magier stampfte mit seinem Fuß auf dem Boden. ,,Was Ihre Ehrwürdigkeit ,wünscht' ist für mich ohne Belang! Ich helfe hier den Grauen Wächtern - auf Befehl des Königs, überigens!" ,,Hätte ich um Schriftform ersuchen sollen?" fragte der Mann in der Rüstung schnippisch. ,,Sagt ihr, ich lasse mich nicht so belästigen!" ,,Ja ich habe Euch belästigt, weil ich eine Nachricht überbrachte." Das Gesicht des Magiers lief rot an unde ich könnte meinen, dass Dampf aus seinen Ohren stieg. ,,Solch Vorwitzigkeit steht Euch nicht zu." Der Mann in der Rüstung lachte, sodass sie zu klappern begann ,,Dabei dachte ich, wir kämen gut miteinander aus. Ich wollte sogar einer meiner Kinder nach Euch bennen... das Übellaunige." Ich kicherte. ,,Genug," schrie der Magier, ,,ich rede mit dieser Frau, wenn's sein muss! Geht mir aus dem Weg, Narr!" Der Magier in der roten Robe wandte sich zornig von ihm ab, warf mir einen bösen Blick zu und stampfte die Rampe runter. Der Mann in der Rüstung kam auf mich zu. ,,Das Schöne an der Verderbnis ist ja, dass sie die Leute zusammenbringt," sagte er lachend und blieb kurz vor mir stehen. ,,Wie bitte?" fragte ich verwundert doch er schüttelte den Kopf. ,,Ach nichts," er schüttelte seine Hand auf und ab, ,,ich versuche nur aus Allem ein Vorteil zu ziehen. Wir kennen uns noch nicht, oder? Ihr seid doch wohl nicht auch ein Magier?" ,,Beim Erbauer nein." antwortete ich ernst und er atmete auf. ,,Eine weniger die mich anschreit. Aber der Tag ist ja noch jung." Ich nahm an, dass er Magier, wie fast jeder, nicht traute. Die plötzliche Zusammenkunft mit den Magiern des Zirkels kostete vielen Überwindung. Ich bemerkte, wie er mich von oben bis unten musterte. ,,Moment, ich weiß wer Ihr seid: Duncans neue Rekrutin aus Highever!" Er klopfte seine Rüstung ab und fuhr sich mit seinen Fingern durch sein rotes kurzes Haar. ,,Ich hätte euch sofort erkennen müssen. Entschuldigt bitte!" Ich lächelte. ,,Ihr müsst Alistair sein," vermutete ich und er schaute mir mit seinen dunkelbraunen Augen freudig in meine. ,,Hat Duncan von mir erzählt? Ich hoffe nur Gutes..." ,,Mein Name ist Elissa Cousland," stellte ich mich aus Höflichkeit vor. ,,Richtig, dass war Euer Name." Alistair räusperte sich und schaute mich fragend an. ,,Wisst ihr... Mir fällt gerade auf, dass es bei den Grauen Wächtern immer nur sehr wenige Frauen gab. Woran das wohl liegt?" Er musterte mich erneut und lächelte auf diese schnippische Art und Weise, bei der ich schon immer den Gedankengang im Kopf des Mannes zu Ende bringen konnte. ,,Ich weiß mich besser in meiner Haut zu wehren, als so mancher Mann. Außerdem: Ihr hättet gerne mehr Frauen bei den Wächtern, oder?" ,,Wäre das so schrecklich?" Er schien nochmal meine Worte gedanklich zu wiederholen und lief rot an. ,,Ich bin doch kein sabbernder Lüstling oder so!" Ich verschränkte ungläubig die Arme. ,,Nun seht mich bitte nicht so an!" rief er, winkte wieder mit seiner Hand auf und ab und ich lockerte meine Arme und strich eine Strähne zurück in mein langes Haar. ,,Nur aus Neugier," begann er das Thema zu wechseln, ,,hattet Ihr schon Mal eine Begegnung mit der Dunklen Brut?" ,,Bisher nicht, nein. Und Ihr?" ,,Ich war bei der ersten Begegnung nicht darauf vorbereitet, wie monströs sie sind. Ich freue mich nicht gerade auf das nächste Zusammentreffen! Jedenfalls sollten wir schnell zu Duncan, um mit dem Ritual zu beginnen." ,,Was ist mit den anderen Rekruten?" fragte ich. ,,Bis jetzt traf ich nur diesen Daveth..." ,,Ja," raunte Alistair und blickte abwertend drein, ,,der Taschendieb, den Duncan rekrutiert hat. Ich frage mich wirklich, was er in ihm sieht. Haltet einfach die Augen offen. Vielleicht treffen wir den Anderen." Ich nickte und setzte mich in Bewegung, Alistair folgte mir.
Wir gingen die Rampe runter, durch den großen Steinbogen zum offenen Platz, wo die Pristerin noch immer ihre Predigt hielt. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich Alistair. Er hatte schöne Gesichtszüge, sah sehr gepflegt aus, was mich daran erinnerte, dass ich es nicht war, und er machte einen fröhlichen Eindruck. Er bemerkte, dass ich ihn beobachtete und lächelte mich an, worauf ich peinlich berührt wegschaute und wiedermal rot anlief. ,,Ähm, worum ging es in diesem Streit mit dem Magier?" versuchte ich abzulenken, als wir auf das große Feuer zuliefen, von dem Duncan zuvor sprach. ,,Ach das. Naja, der Zirkel der Magi ist auf Ersuchen des Königs hier und die Kirche schätzt das garnicht." Sowie ich und viele Andere auch, dachte ich. ,,Sie sagt den Magiern mit Wonne, wie unerwünscht sie sind, was mich in eine unangenehme Situation bringt..." Als Alistair und ich am Lagerfeuer ankamen standen Duncan und Daveth bereits dort und warteten auf uns. Lendrad, der brav bei Duncan blieb, lief mir freudig entgegen und bellte. ,,Ist das euer Mabari?“ fragte Alistair erstaunt und ich nickte. ,,Ihr habt Alistair also gefunden, was?“ begann Duncan. ,,Gut. Ich nehme an, Ihr seit bereit, mit den Vorbereitungen zu beginnen.“ Er schaute Alistair vorwurfsvoll an. ,,Natürlich nur, wenn du keine Magier mehr verärgern musst, Alistair.“ ,,Was soll ich sagen? Die Ehrwürdige Mutter hat mich überfallen.“ Ich versuchte mir dies bildlich vorzustellen. ,,So wie sie die Schuldkeule schwingt, sollte man sie in die Armee stecken.“ Duncans Blick verhärtete sich. ,,Sie hatte dich also gezwungen, dich über Magier lustig zu machen? Wir können es uns nicht leisten, irgendjemanden zu verärgern. Wir dürfen unseren Feinden nicht noch mehr Munition gegen uns liefern!“ Alistair seufzte. ,,Es tut mir Leid, Duncan.“ In diesem Moment traf ein Mann in schwerer Rüstung zu uns, der bewaffnet war mit einem Breitschwert. Er hatte kurze rote Haare und lächelte freundlich. Er musste um die dreißig Jahre alt gewesen sein. ,,Hallo zusammen,“ sagte er. ,,Das ist Ser Jory, ein Ritter aus Redcliffe. Daveth kennt Ihr bereits und das hier ist die neue Rekrutin, die Duncan angekündigt hat,“ erklärte Duncan und ich wandte mich zu Ser Jory. ,,Ich bin Elissa Cousland. Schön Euch zu treffen.“ Ser Jory zuckte zusammen, als er meinen Namen hörte, und verbeugte sich. ,,Wie geht es Teyrn Cousland und seiner Gemahlin?“ Ich fühlte mich überfallen, konnte garnicht antworten und schaute mit einem dicken Kloß im Hals auf den Boden. Ser Jory blickte verwundert zu Duncan, doch dieser fuhr schnell fort. ,,Nun denn. Jetzt wo ihr alle hier seid können wir ja beginnen. Ihr werdet in die Korcari-Wildnis aufbrechen, um zwei Aufgaben zu erfüllen.“ Ich schaute kurz auf und sah Zweifel, vielmehr Angst, in Ser Jorys Augen. Ich konnte es nicht ganz glauben, da dieser Mann mindestens zwei Meter groß und breit war. Daveth schien das weniger zu interessieren, da er durch seine nächtliche Spionage davon erfahren hatte. Ich dachte kurz an meinen Bruder, der irgendwo da draußen Ausschau nach der Dunklen Brut hielt. ,,Die erste Aufgabe ist, drei Fläschchen mit dem Blut der Dunklen Brut in euren Besitz zu bringen, eins für jeden Rekruten.“ ,,Wofür brauchen wir das Blut der Dunklen Brut?“ fragte Daveth. ,,Für den eigentlichen Beitritt,“ fuhr Duncan fort. ,,Ich erkläre es euch, wenn ihr zurück seid.“ ,,Und worin besteht die zweite Aufgabe?“ fragte ich und Duncan faltete seine Hände hinter seinem Rücken. ,,Einst gab es in der Wildnis ein Archiv der Grauen Wächter. Es wurde vor langer Zeit aufgegeben, als wir es uns nicht mehr leisten konnten, derart abgelegene Vorposten zu unterhalten, doch vor kurzem haben wir erfahren, dass einige Schriftrollen zurückgelassen wurden. Um sie zu schützen, wurden sie magisch versiegelt.“ Alistairs Gesicht verzog sich bei dem Wort ,Magie'. ,,Alistair, ich möchte, dass ihr diese Schriftrollen findet und mitbringt, wenn ihr die Möglichkeit dazu habt.“ ,,Und was ist, wenn sie nicht mehr da sind?“ fragte Ser Jory kleinlaut. ,,Obwohl die Magie des Siegels sie schützen müsste, ist es natürlich möglich, dass die Schriftrollen zerstört oder sogar gestohlen wurden. Allerdings kann nur ein Grauer Wächter ein solches Siegel brechen,“ erklärte Duncan. ,,Das verstehe ich nicht,“ murmelte Alistair nachdenklich. ,,Warum lässt man solche Dinge in einer Ruine zurück, wenn sie so wertvoll sind?“ ,,Man hatte angenommen, dass wir eines Tages zurückkehren würden. Man hatte so einiges angenommen, was sich nicht erfüllt hat,“ erwiderte Duncan. ,,Was sind das für wertvolle Schriftrollen?“ fragte Daveth, der sich die Hände rieb, und Alistair warf ihm einen misstrauischen Blick zu. ,,Alte Verträge, wenn das deine Neugier befriedigt,“ erklärte Duncan und fuhr fort: ,,In ihnen wurde den Grauen Wächtern vor langer Zeit Unterstützung zugesichert. Sie wurden einst als reine Formalität betrachtet aber da so viele ihre Verpflichtung uns gegenüber vergessen haben, ist es vielleicht nicht das Schlechteste, etwas in der Hand zu haben, um sie daran zu erinnern.“ ,,Und wo finden wir dieses Archiv?“ erkundigte ich mich. ,,Es ist inzwischen eine überwucherte Ruine, aber die versiegelte Kiste sollte unversehrt sein. Alistair wird euch in das Gebiet bringen, in dem ihr suchen müsst.“ Er fasste Alistair an die Schulter. ,,Gib auf sie Acht, Alistair. Kehrt schnell und wohlbehalten zurück.“ ,,Das werden wir,“ flüsterte Alistair zustimmend. ,,Ihr solltet los. Ihr wollt nicht in der Wildnis sein, wenn es dunkel ist, glaubt mir. Möge der Erbauer über euch wachen.“ ,,Der Erbauer sei mit euch,“ sagten Ser Jory, Alistair und ich. Zusammen gingen wir in die Richtung des großen Tores, zu dem Duncan uns schickte. Es befand sich auf der anderen Seite der Festung, wo auch die Trainigsanlage war an dem die Soldaten und Grauen Wächter zusammen trainierten. Bis jetzt hatte ich noch nichts gegessen, bis auf das Stück Brot, nachdem ich aufgewacht bin. Es blieb uns keine Zeit für Pausen, so sehr eilte das Ritual. Dennoch, ich wusste nicht, was ich von alle dem halten sollte. Ich hoffte einzig und allein, dass mein Bruder dort patrouillierte und ich ihn wiedersehen konnte, denn Es schien momentan das Einzige zu sein, was mich dazu brachte weiter zu machen. ,,Mir gefällt das garnicht,“ murmelte Ser Jory und schaute besorgt drein. Alistair ging zu einem Soldaten und seinem Mabari, die das Tor bewachten. ,,Grüße!“ sagte der Soldat. ,,Ich wurde informiert, dass in der Wildnis Aufgaben auf euch alle warten. Das Tor steht euch offen. Aber seid vorsichtig da draußen. Nicht mal ein Grauer Wächter ist im Wald nicht mehr sicher.“ ,,Das ist bekannt,“ sagte Alistair und öffnete mit dem Soldaten das Tor zur Korcari-Wildnis.
Ich spürte, je weiter wir in die Wildnis eindrangen, wie es kälter und kälter wurde und das Gezwitscher der Vögel immer leiser wurde, bis es gänzlich verstummte. Alles was zu hören war war das Summen von Insekten und das Quarken von riesigen umherhüpfenden Kröten. Alistair ging leichten Schrittes voran und wir folgten ihm. Er schien sich hier sehr gut auszukennen, zumindest hatte es den Anschein. Ser Jory erschrak bei jedem Geräusch und Daveth lachte. Ein leichter Nebel bedeckte geheimnisvoll den Weg. Lendrad lief brav an meiner Seite und achtete auf mich. Plötzlich raschelte es in einem Busch und Ser Jory griff nach seinem Breitschwert. ,,Beruhigt Euch doch,“ sagte ich mit sanfter Stimme zu ihm und Alistair lief ungeachtet weiter. ,,Wie hat Duncan Euch überhaupt gefunden?“ fragte Daveth mit sarkastischem Unterton Ser Jory. ,,Letzten Monat hat Duncan Highever besucht und der Bann hat ihm zu Ehren ein Turnier ausgerichtet. Ich habe das große Nahkampfturnier gewonnen,“ erklärte Ser Jory, dessen Hand noch immer am Griff seines Schwertes ruhte. ,,Kaum zu glauben...“ murmelte Daveth und Ser Jory blickte, die spitze Bemerkung ignorierend, nach oben. ,,Es war schwer, meine Frau zurückzulassen. Wir haben erst vor einem Jahr geheiratet und sie ist schwanger, aber... Ferelden braucht mein Schwert, und ich werde nicht weichen.“ Sehr führsorglich und ehrenhaft, dachte ich, doch Daveth lachte abwertend und Ser Jory wandte sich wütend zu ihm. ,,Und Euch? Wie fand Duncan Euch?“ Daveths Lachen verstummte und noch immer lief Alistair ungeachtet weiter. ,,Nun ja,“ begann Daveth, ,,ich habe eher ihn gefunden. Ich habe Duncan die Börse abgeschnitten, als er in einer Menschenmenge stand. Er griff nach meinem Handgelenk aber ich habe mich rausgewunden und konnte türmen. Der alte Knochen kann ganz schön rennen, sag ich dir, aber die Stadtwache hat mich vor ihm erwischt.“ Also war er wirklich ein Dieb, so wie Alistair sagte. ,,Ich wurde in Denerim gesucht, weißt du, also wollten sie mich an Ort und Stelle aufknüpfen.“ ,,Und was ist dann passiert?“ fragte ich neugierig und er faltete seine Hände hinter seinem Kopf und lächelte verschmitzt. ,,Duncan hat sie aufgehalten. Er hat sich auf das Konskriptionsrecht berufen. Ich habe der Stadtwache ins Gesicht gelacht, als ich mit ihm aufgebrochen bin.“ ,,Ich weiß nicht, was Duncan mit einem respektlosen Taschendieb will,“ sagte Alistair, der uns scheinbar doch zuhörte, und Daveth lachte laut auf. ,,Das weiß ich auch nicht,“ fügte er hinzu, ,,aber er sagte, Geschicklichkeit sei wichtig, und dass ich schnell mit der Klinge bin. Und darauf könnt Ihr Euren Kopf verwetten!“ Wir kamen an einem umgefallenen Baum an, der noch halb in der Erde hing und auf einem Felsen gefallen war. Zuerst kletterte Alistair hindurch und wir folgten ihm vorsichtig. Die Tannen hier sahen etwas modrig aus und vor uns lag ein riesiger Sumpf, der sich über das komplette Gebiet erstreckte. Einzelne Säulen deuteten auf alte Ruinen hin. Wir mussten ganz nah am Archiv sein. ,,Also... bist du ein Taschendieb?“ hakte Ser Jory genauer nach. ,,Und ein Gauner, vielen Dank,“ fügte Daveth hinzu, ,,Oder ich war es. Wer hätte je gedacht, dass ich bei den Grauen Wächtern lande!“ ,,Und Ihr Lady Elissa? Ihr hattet dies sicher auch nicht vermutet,“ fragte Ser Jory. ,,Wie ist das passiert?“ ,,Nun, ich...“
Als ich mit meinem Satz beginnen wollte, wurde ich durch das laute Aufheulen eines scheinbar sehr nahe gelegenen Wolfes unterbrochen. ,,Passt auf!“ schrie Alistair und ein Wolf kam aus einem Busch gesprungen. Alistair versteckte sich schützend hinter seinem Schild und als der Wolf gegen diesen sprang schlug er ihn weg und Daveth schoss einen Pfeil in dessen Hals. Doch es folgte schnell der Rest des Rudels und Lendrad stürzte sich bellend auf den Ersten. Ich zog mein Schwert und rammte es in den Wolf, den Lendrad fest im Biss hatte und mit einem Schwung erledigte ich noch einen. Während dessen schoss Daveth dem nächsten Wolf einen Pfeil in den Kopf und schützte damit Alistair, der mit Ser Jory die Letzten mit gezielten Hieben tötete.
,,WAS war DAS?“ fragte Daveth aufgeregt und Ser Jory wischte sich den Schweiß von der Stirn. ,,Ich habe noch nie so aggressive Tiere gesehen...,“ murmelte ich verdutzt. ,,Sie sind verdorben worden von der Dunklen Brut. Ab jetzt sollten wir vorsichtiger sein,“ erklärte Alistair. Alle nickten äußerst zustimmend und wir gingen an den Kadavern der Wölfe vorbei. Der Nebel wurde immer dichter und somit drang nur wenig Sonnenlicht durch. Wir gingen um den Sumpf herum denn Alistair befand dies als sicherer, bis wir irgendwas Großes auf dem Boden lagen sahen. Man konnte durch die Nebeldecke Gliedmaßen erkennen, doch konnte ich es im ersten Moment keinem Lebewesen zuordnen. ,,Wartet kurz,“ sagte Alistair und ging mit vorsichtigen Schritten darauf zu. Daveth packte seinen Bogen und spannte diesen mit einem Pfeil und zielte auf das unbekannte Wesen. Ich hielt den Atem an und ich sah Ser Jory an, dass er das Selbe tat.
,,Eine Leiche...“ verkündete Alistair und Daveth senkte seinen Bogen, ,,der Dunklen Brut.“ Mein Herz begann zu pochen, vermutlich mehr aus Angst als vor Aufregung, doch meine Neugierde übermannte mich und ich ging zu Alistair, um mir diese Kreatur genauer anzuschauen. Es sah aus wie ein mit grüner Haut überzogenes Skelett, das nur wenig Muskeln hatte. Es hatte keine Haare, spitze Zähne, trug eine gut erhaltene Rüstung und war bewaffnet mit einem Schwert. Es sah aus... wie ein Dämon. Bruder Aldous hatte nicht übertrieben. Ein zum Leben erwachter Alptraum.Das war also der Feind.
,,Können wir von seinem Blut das erste Fläschchen füllen?“ fragte Daveth. ,,Leider nein. Es muss von einer frisch getöteten Leiche kommen,“ antwortete Alistair. Wir erhoben uns und folgtem nun vorsichtiger als zuvor dem Weg. Eine weitere Leiche der Dunklen Brut kreuzte den Weg, bis sich der Nebel etwas lichtete und sich das ganze Ausmaß des Geschehens freilag. Überall lagen Leichen der Dunklen Brut aber auch die von einer gefallenen Spähtruppe, die von Ostagar geschickt wurde. ,,Beim Erbauer,“ flüsterte ich und Alistair schaute nach Überlebenden, doch ich hatte nicht viel Hoffnung, bis wir ein lautes Ächzen vernahmen, worauf Ser Jory erschrak. ,,Hier... r-rüber,“ keuchte eine männliche Stimme. ,,Dort!“ rief Daveth und wir liefen zur besagten Stelle. Auf dem Boden kämpfte ein mit Blut befleckter Soldat um sein Leben. Vorsichtig drehte ich ihn auf den Rücken, sodass dieser uns anschauen konnte. ,,W-wer... ist da...? Graue... Wächter? B-bitte helft... mir.“ ,,Was ist passiert?“ fragte ich entsetzt, als ich eine tiefe Wunde an seinem Bauch erkannte. ,,Mein... Spähtrupp wurde... von der Dunklen Brut... angegriffen. Sie kamen aus dem... B-Boden! Alle s-sind tot. Ich muss... zurück ins Lager,“ keuchte er und spuckte Blut. ,,Aus dem Boden?" flüsterte Ser Jory verängstigt. ,,Wir müssen ihm helfen!“ forderte ich Alistair auf und dieser nahm seine Beuteltasche zur Hand. ,,In meinem Gepäck habe ich Verbandszeug. Wir sollten wenigstens versuchen seine Wunde zu verbinden.“ Alistair versorgte geschickt die Wunden des Soldaten und Ser Jory half ihm dabei aufzustehen. Der Soldat packte schmerzerfüllt an die Wunde und zog ächzend von dannen. Ich hoffte, dass er heil in Ostagar ankam und schaute ihm hinterher, bis er im dichten Nebel verschwand. ,,Habt ihr das gehört,“ flüsterte Ser Jory, ,,Die Dunkle Brut Brut hat einen ganzen Trupp erfahrener Männer ausgelöscht!“ ,,Beruhigt Euch, Ser Jory,“ sagte Alistair, ,,Wenn wir vorsichtig sind geschieht uns nichts.“ Ser Jory schüttelte ungläubig den Kopf. ,,Diese Soldaten waren auch vorsichtig, und doch wurden sie überwältigt. Wie viele der Dunklen Brut können wir Vier erledigen? Ein Dutzend? Hundert? Dann gibt es in diesen Wäldern noch immer eine Armee!“ Daveth seufzte genervt. ,,Ja es gibt hier Dunkle Brut, aber es besteht keine Gefahr, dass wir auf die Hauptstreitmacht der Horde stoßen.“ ,,Woher wollt Ihr das wissen?“ fragte Ser Jory Alistair skeptisch und fuhr fort. ,,Das hier ist töricht und unverantwortlich. Wir sollten nach Ostagar zurückkehren, oder etwa nicht?“ Er schaute nun fragend zu mir, doch ich zuckte mit den Schultern. ,,Es... ist Teil unserer Prüfung, diese Gefahren zu überstehen. Das ist die Aufgabe eines Grauen Wächters gegen die Dunkle Brut zu bestehen,“ sagte ich. ,,Das... ist wahr,“ murmelte Ser Jory und schaute beschämt auf den Boden. ,,Alle Grauen Wächter besitzen die Fähigkeit die Dunkle Brut zu spüren. Was auch immer sie planen, sie werden uns nicht überraschen können. Deshalb bin ich hier,“ versuchte Alistair ihn zu beruhigen. ,,Seht ihr Ser Ritter,“ begann Daveth mit einem höhnischen schiefen Grinsen, ,,Es kann sein, dass wir sterben, aber zumindest wissen wir es vorher.“ Alistair und ich lachten und Lendrad bellte amüsiert. ,,S-soll mich das etwa beruhigen?“ ,,Es soll jedenfalls nicht heißen, dass ich hier bin, um es euch leichter zu machen,“ erklärte Alistair. ,,Lasst uns weiter."
Der Weg führte uns vorbei an modrigen Tannen und verfallenen Gemäuern. Zwei Säulen deuteten auf ein großes Torbogen und als wir hindurch gingen fiel mir etwas auf dem Boden auf. Es war etwas gelblich-weißes, viel zu freundliche Farben für diese Umgebung. ,,Was ist?" fragte Daveth, der mich beobachtete und ich beugte mich über das bunte Objekt. Es war eine Blume, stellte ich erstaunt fest. ,,Diese Blume... weiß und innen rot," murmelte Daveth. ,,Der Hundepfleger in Ostagar hat nach so einer gefragt." ,,Wofür bräuchte er diese?" fragte ich neugierig. ,,Er sagte, es kann den Hunden helfen, die durch den Biss der Dunklen Brut erkrankt sind. Jedenfalls hat er jedem eine Belohnung versprochen, die in die Wildnis gehen und ihm diese Blume mitzubringen. Ihr solltet darüber nachdenken..." Lendrad bellte auffordern und ich verstand. Behutsam pflückte eine Blume ab und packte sie in meine Ledertasche. ,,Traurig, so etwas Schönes diesem grauenhaften Ort zu entreißen..." murmelte Ser Jory. Ich ging an Daveth vorbei und schaute ihn verachtend an. ,,Nur damit Ihr es wisst: mich interessiert diese Belohnung nicht. Es geht mir nur um die Mabari, verstanden?" schnaubte ich.
,,Halt!" rief Alistair und zog seine Waffen. Lendrad knurrte. ,,Ich kann sie spüren. Sie sind ganz nah." Ser Jory zog sein Breitschwert und umklammerte es mit seinen großen zitternden Händen. Alistair zeigte mit seinem Schwert auf einen Hügel, auf dem eine große Tanne stand von dem einige Käfige hingen in denen, ich vermutetete, Menschen ihren letzten Atemzug getan hatten. Unter diesen Käfigen standen einige dieser Dunklen Brut. Einige von Ihnen sahen anders aus, als die Leichen die wir zuvor sahen. Sie waren kleiner aber hatten einen stabileren Körperbau. Ihre Rüstungen waren schwerer aber und sie waren bewaffnet mit Pfeil und Bogen. Einer von ihnen tanzte mit einer Fackel umher und zündete einen der Käfige an. Sie fingen an... zu lachen, falls man dieses dunkle Grunzen so nennen konnte. ,,Beim Erbauer..." flüsterte Ser Jory. ,,Sie sind unachtsam. Wir sollten sie erledigen!" flüsterte Daveth und spannte seinen Bogen. ,,Schaffst du es die zwei Bogenschützen auszuschalten?" fragte Alistair Daveth und dieser begann zu lachen. ,,Ich bin nicht nur schnell mit der Klinge!"
Als er dies aussprach sauste schon der erste Pfeil in den Kopf dieser bösen Kreatur. Noch bevor die andere Dunkle Brut verstanden, was sich abspielte, spaltete der nächste Pfeil den Kopf des anderen Bogenschützen. Plötzlich begann die übrig gebliebene Kreatur laut aufzuschreien. Man könnte meinen er würde etwas rufen, doch war es für mich unvorstellbar, dass sie sprechen würden. Es klang, als wäre es besessen. Dämonisch, diese Stimme, und mir lief es kalt den Rücken runter. ,,Da kommen weitere," rief Alistair und es tauchte noch mehr Dunkle Brut hinter dem Hügel auf. Sie schrien und stürmten auf uns zu. Ich konnte mich vor Schreck nicht rühren. Lendrad, der meine Angst zu spüren schien, stürtzte sich knurrend auf den Ersten. Alistair und Ser Jory köpften die nächsten die auf uns zugerannt kamen. Ihre Körper fielen wie Säcke auf den Boden. Der, mit der Fackel, schrie erneut, erstummte aber durch den schweren brennenden Käfig, der auf ihn herunterfiel und ihn zerquetschte. Es knackste, wie als würde man auf einen Käfer treten. Ich erschauderte Ekel und schüttelte mich. ,,Hier!" rief Alistair und schmiss einen kleinen Beutel zu mir. Es klapperte und ich öffnete es. In ihm waren die Fläschchen, die wir mit dem Blut der Dunklen Brut auffüllen sollten. Alistair klopfte mir auf die Schulter und lächelte. ,,Füllt sie auf Elissa. Drei Leichen für drei Fläschchen." ,,Nicht Euer Ernst!" rief ich angewiedert, doch Alistair nickte bloß. Widerwillig kniete ich mich hin und fing das Blut auf, dass aus den abgetrennten Kopfen floss. Es war dunkelrot und roch nicht wie Kupfermünzen. Es roch nach vergammelten Fleisch. Etwas davon floss auf meine Finger und ich würgte kurz auf. Es fühlte sich kalt an. Lendrad schleckte mein Gesicht ab und winselte.
Alistair, Ser Jory und Daveth gingen in der Zwischenzeit den Hügel hinauf. ,,Beim Barte des Erbauers! Wie lange sie da oben wohl gefangen waren, bis sie in das Reich des Nichts traten?" dachte Ser Jory laut. ,,Jedenfalls fackelt sie keiner mehr ab," erwiderte Daveth. ,,Schaut!" rief Alistair. ,,Dort sind die Ruinen und dort muss auch die Kiste sein. Leider müssen wir um den ganzen Sumpf herum." ,,Hier, Alistair," rief ich und warf ihm den Beutel mit den gefüllten Fläschchen zu. Beim Vorbeigehen wischte ich meine Hände an seiner Rüstung ab. ,,Ugh!" machte Alistair und Daveth lachte. ,,Ich mag Ihr Temperament!" verkündete Daveth und zwinkerte mir zu. Plötzlich begann ich zu zittern. Diesmal nicht vor Ekel sondern es wurde immer kälter und die Sonne, die durch den Nebel schien, sank immer weiter. Erschöpft von der viel zu kurzen Pause, die ich in Ostagar hatte als ich mit Duncan in ankam, wankte ich kurz, doch fing ich mich wieder. Vor allem machte ich mir immer mehr Sorgen um meinen Bruder. Es wimmelte in diesem schrecklichen Wald nur so von Dunkler Brut. Dennoch wehrten wir Fünf uns sehr gut und es ist bis jetzt niemand zu Schaden gekommen, also hoffte ich, ihn bald gesund wiederzusehen. Unser Weg führte uns um den Sumpf herum, da sich der alte Stützpunkt auf der anderen Seite befand. Wir alle wussten, dass wir auf weitere der Dunklen Brut antreffen werden, weswegen wir unsere Waffen nicht mehr wegsteckten und immer in Alarmbereitschaft standen. Weiter folgten wir dem Weg, der sich eher zu einem Trampelpfad entwickelte, und Daveth schnaubte ungeduldig auf. ,,Wartet!" rief Alistair und Ser Jory erschrack wieder mal. Bis auf einige Kröten und das Zirpen von Insekten war es still. ,,Was ist?" fragte ich flüsternd und Alistair ging vorsichtig vor und wir folgten. Auf einem Felsvorsprung standen vier Bogenschützen der Dunklen Brut, einige mit Schwertern, die sich unterhielten. ,,Sie sehen uns nicht, wenn wir uns nicht hastig bewegen. Wir sollten..." Als Alistair seinen Satz vollenden wollte sauste ein Dolch nur einige Zentimeter an seinem Gesicht vorbei und aus dem Nichts sprang ein kleiner, leicht gerüsteter, der Dunklen Brut hervor. Er brüllte laut auf, es war ein ohrenbetäubendes Kreischen, was die anderen auf uns aufmerksam machte. Ich hielt dieses schrille Geräusch kaum aus und fiel auf die Knie, doch Daveth packte mich am Arm und zog mich hoch. Lendrad winselte und biss der Dunklen Brut in die Seite, bis dieser leblos auf den Boden fiel. Plötzlich sausten drei Pfeile haarscharf an meinem Kopf vorbei und ich hörte nur wie Daveth voller Schmerzen aufsschrie und einige Tropfen Blut auf meine Wange fielen. Daveth ließ meinen Arm los, und ich fiel zu Boden und sah, wie ein Pfeil in seiner Schulter steckte. Er zog ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht heraus und knickte kurz zusammen. Die Situation sah nicht gut aus, doch merkte ich aus dem Augenwinkel, dass Ser Jory, Alistair, und Lendrad gegen die Schwertkäpfende Brut kämpfte. ,,Geht es?" fragte ich Daveth, während ich mich erhob und ich nahm das Verbandszeug entgegen, das Daveth mir hinhielt. ,,Es... geht wieder. Wir müssen... diese Bogenschützen ausschalten." Während ich in Windeseile seine Schulter verband, hob er seinen Bogen, spannte ihn und schoss auf einen der Dunklen Brut aber verfehlte diese. Alistair und Ser Jory liefen den Hügel hoch. Alistair sprang auf einen köpfte ihn und Ser Jory warf den leblosen Körper zu Boden. Daveth, der sich trotz Schmerzen erhob, erledigte zwei Weitere mit Pfeil und Bogen. Plötzlich begann der letzte der Bogenschützen zu wimmern und warf sich auf den Boden. Ser Jory schaute verdutzt zu Alistair und auch er wusste micht, was er davon halten sollte. Plötzlich flog ein Pfeil in den Kopf dieses wimmernden Wesens und alle schauten zu Daveth. ,,Was?" fragte dieser und und ich schmunzelte kurz. Alistair und Ser Jory liefen zu uns und Alistair schaute sich den Verband an. ,,Es tut nicht mehr weh," lachte Daveth und Alistair schaute ihn prüfend an. ,,Wir sollten weitergehen. Es fehlen nur noch diese alten Verträge," sagte Daveth abwimmelnd und Ser Jory schnaubte. ,,Trotz Eurer Gabe die Dunkle Brut zu Spüren haben sie uns überrascht. Es ist immernoch töricht, uns zu Fünft in diese Wildnis zu schicken!" ,,Wir sind gegen sie angekommen, wenn auch nicht ganz unbeschadet," sagte ich und Ser Jory schaute verächtlich zu mir. Ich klopfte ihm auf die Schulter, strich mir durch mein Haar und ging mit Alistair voraus. Aus irgeneinem Grund vertraute ich Alistair. Er war trotz Allem sehr gelassen, während Ser Jory, nervös um sich blickend, und Daveth, der sich von Allem ablenken ließ, hinterhertrotteten. Wir gingen den Trampelpfad immer weiter und je tiefer dieser uns in die Korcari-Wildnis brachte, desto mehr verstummten jetzt auch die Kröten und die Insekten, dafür wurde das Knacksen der Äste auf denen wir traten und das Hächeln von Lendrad lauter. Wir kreuzten einen Fluss und gelangen in die Nähe einer Brücke, die sehr intakt aussah. ,,Sie sind hier überall," flüsterte Alistair. ,,Was? Warum sagtet ihr nicht viel früher was?" schimpfte Ser Jory und Daveth schmunzelte. ,,Weil er wusste, dass Ihr euch in die Hosen machen würdet." ,,Das ist ja wohl..." raunzte Ser Jory und Alistair erhob den Zeigefinger. ,,Seid still, alle Beide!" rief ich in einem Flüsterton. ,,Alistair wird schon wissen, wie er uns sicher über die Brücke geleiten wird, nicht wahr?" sagte ich und schaute hoffnungsvoll zu Alistair, der die Hände in die Hüfte stammte und den Kopf nachdenklich senkte. ,,Wir müssen ein Ablenkungsmanöver starten." beschloss Alistair und fuhr fort. ,,Zwei Bogenschützen stehen vor der Brücke und zwei..."
Plötzlich ertönte ein lauter Knall, der ganz aus unserer Nähe herkam. Ich erschrak so stark, dass ich zu Alistair sprang und mich an seinem Arm klammerte. Dieser blickte verdutzt zu mir runter und ich ließ ihn peinlich berührt los. ,,Weg hier!" hörte ich Ser Jory dumpf schreien. Meine Ohren taten von dem Knall so weh, ich konnte mich nicht mehr orientieren, geschweige denn richtig hören. ,,Sie kommen aus dem Boden!" rief Daveth. Mir lief es eiskalt den Rücken runter und ich schloss aus Panik meine Augen. Ich wusste, Sie würden auf uns zukommen, doch ich war so benebelt, dass ich nichts tuen konnte. Ich dachte, ich müsste hier in dieser einsamen Wildnis sterben, durch die Hand dieser verseuchten Dunklen Brut, doch spürte ich auf einmal eine warme Hand auf meiner, die mich sanft aber bestimmt hochzog und in eine mir unbekannte Richtung schleifte. ,,Alles Gut Elissa! Ich habe Euch!" hörte ich Alistairs vertraute Stimme. Er lehnte mich gegen einen Baum und ein paar Sekunden später hörte ich, wie die Dunkle Brut, die einst die Brücke bewachte, grunzend den Trampelpfad herunterlief, um den Ursprung diesen lauten Geräusches nachzugehen. Ich hörte ein leises Kichern und ich öffnete wieder die Augen. Aber wer sollte hier kichern? Lendrad stupste mir mit seiner feuchten Nase ins Gesicht. ,,A-Alles gut mein Junge..." ,,Gehts es Euch gut, Mylady?" fragte Ser Jory und ich blinzelte ihn an. ,,J-Ja,"stammelte ich und stand langsam auf. Alistair starrte derweilen auf die Brücke und beobachtete die davor stehende Dunkle Brut. Ich ging zu Ihm, Ser Jory und Daveth folgten. ,,Danke, Alistair." sagte ich, doch Alistair schüttelte den Kopf. ,,Nichts zu Danken aber Ihr müsste Euch zusammenreißen!" Ich senkte beschämt den Kopf. Wie konnte ich mich so gehen lassen? ,,Schaut," begann Daveth, ,,die dunkle Brut läuft weg?" ,,Wir sollten schnell über die Brücke laufen!" rief Alistair und rannte auch schon los und wir hinterher. Wir gelangten zur Brücke und überquerten Sie ohne Mühe. Es schien sich keine Dunkle Brut in der Nähe zu befinden, sodass wir ein gutes Stück voran kamen. Dennoch wunderte ich mich, woher der laute Knall kam, und wieso ich ein Kichern vernahm. Ich war mir sicher, dass es nichts gutes verhieß, doch würde mir das sicher keiner glauben. Wir wurden langsamer und der Wald lichtete sich, sodass wir auf einen Hügel schauten, der einen Turm oder vielmehr eine Ruine leicht verdeckte. ,,Das ist das Archiv, ich weiß es," sagte Alistair. ,,Man kann die Präsenz der Grauen Wächter förmlich spüren." Ser Jory, Daveth und ich schauten uns verdutzt an, denn wir spürten nicht. ,,Hier ist keine Dunkle Brut zu spüren," fuhr Alistair fort. ,,Sie versammeln sich im Schutz der Dunkelheit der Wildnis." Wir überquerten die hügelige Landschaft. Über unseren Köpfen vernahm ich das Krächzen einer Krähe, dessen Federn in einem sonderbaren lila schimmerten. Sie schwebte langsam über unsere Köpfe und blickte auf uns herab und flog in die Richtung des Archives. Mein Magen grummelte laut, denn ich glaubte, er verdaute sich selbst, so stark war mein Hunger. Ich war es einfach nicht gewohnt zu hungern, zu kämpfen, schmutzig und erschöpft zu sein und. Noch nie hatte es mir an etwas gefehlt. Wir stoppten, denn wir kamen endlich am Archiv, dem Außenposten der Grauen Wächter, an. Es war sehr heruntergekommen und die Tore lagen am Boden und Mauern wurden tweilweise eingerissen. Dennoch schaute Alistair ehrwürdig, sodass ich automatisch mit Respekt erfüllt wurde. ,,Seht mal!" rief Daveth und zeigte auf eine zerstörte Truhe. ,,Oh nein..." flüsterte Alistair und lief zu der Kiste. Er beugte sich hinüber und seufzte. ,,Sie ist leer?" rief Ser Jory entsetzt. War alles um sonst?
,,Soso," hörten wie eine fremde weibliche Stimme und Lendrad knurrte. Wir drehten uns um und zogen geschwind unsere Waffen. Eine Frau, gekleidet in einem lilanen Oberteil, schwarzer Hose, Federschmuck an Ihrer Schulter und auf Ihrem Rücken ein langer Stock, kam eine Erhöhung runter, ,,was haben wir den hier?" fragte Sie und bewegte sich in unsere Richtung. Lendrads Knurren wurde immer lauter. ,,Seid Ihr vielleicht ein Geier?" fragte die fremde Frau. ,,Ein Aaßfresser, der in einer Leiche herumpickt, obwohl die Knochen schon längst blank sind?" Sie blieb auf einem Podest, an dem eine zerstörte Treppe war, neben einer Säule stehen und blickte verächtlich auf uns herab. ,,Oder nur ein Eindringling auf der Suche nach leichter Beute, hier in meiner Wildnis voller Dunkler Brut?" Ihre schmalen, gelb schimmernden Augen stierten uns prüfend an. Sie trug seltsamen Schuck um den Hals und Ihre schwarzbraunen Haare waren hochgesteckt. Wir starrten Sie an und Sie stemmte die Hände in die Hüften. ,,Nun, was seid Ihr?" fragte sie erneut. ,,Plünderer oder Eindringling?" ,,Sagt zuerst wer Ihr seid!" forderte Alistair, doch die Fremde lachte. ,,Ihr seit hier der Eindringling, damit steht mir die erste Frage zu." Alistair schnaubte. ,,Ich beobachte euer Vorankommen seit einer Weile," fuhr sie fort. ,,Wohin gehen Sie, fragte ich mich. Weshalb sind Sie hier? Und jetzt stört ihr Überreste, die lange unangetastet waren. Weshalb?" Sie stieg die zerstörte Treppe zu uns hinab und Ihr Blick verhärtete sich. Daveth blickte zu der Kiste und Ser Jory blickte bewaffnet mit seinem Großschwert auf die Fremde Frau. ,,Antwortet Ihr nicht," flüsterte Alistair, ,,Sie sieht aus wie eine Chasind und das heißt hier sind wohl noch mehr." ,,Fürchtet Ihr einen Überfall der Barbaren?" fragte die Frau und schwenkte die Arme mit einer herabfälligen Bewegung. ,,Ja. Überfall. Gaaanz schlecht," sagte Alistair misstrauisch. ,,Sie ist eine Hexe der Wildnis! Sie verwandelt uns in Kröten!", rief Daveth erschrocken. ,,Sagen und Legenden, Lügen und Einbildungen. Könnt Ihr nicht selber denken?", fragte die Fremde und schaute zu mir. ,,Ihr da!" rief Sie zu mir. ,,Frauen fürchten sich nicht wie kleine Jungen. Sagt mir Euren Namen, dann tue ich das Nähmliche." Diese Frau war uns definitiv gegenüber feindlich gesinnt aber ich entschied mich höflich zu bleiben. Sie konnte sich uns unmöglich alleine in den Weg stellen und ich erwartete die Ankunft weiterer. ,,Nennt mich einfach Elissa," antwortete ich und Alistair warf mir einen bösen Blick zu. ,,Und Ihr könnt mich Morrigan nennen, wenn Ihr möchtet." ,,Sagt Morrigan," begann ich, ,,Seit Ihr für diesen lauten Knall mitten in der Korcari-Wildnis verantwortlich gewesen?" Ser Jory, Daveth, und Alistair schauten mich fragend an und Sie lachte. ,,Ich beantworte Euch diese Frage, wenn Ihr auch ehrlich auf meine antworten werdet." Ich nickte. ,,Ja ich löste diesen Knall aus. ,,Hexe!", schrie Ser Jory, ,,Wir hätten sterben können!" ,,Seit Ihr aber nicht," lächelte Sie verschmitzt. ,,So ein Riese in metallener Rüstung und doch so schwach wie ein Knappe." Ser Jory verzerrte wütend das Gesicht. ,,So, weshalb seit Ihr hier? Ihr suchtet etwas in jener Truhe aber es ist nicht mehr hier." ,,Nicht mehr hier?" fragte Alistair entsetzt. ,,Ihr habt Sie gestohlen! Durchtriebene Hexe! Böse Diebin!" ,,Welch Wortgewalt," schmunzelte Morrigan. ,,Wie bestiehlt man eigentlich Tote?" ,,Ohne Probleme, möchte ich meinen," zischte Alistair. ,,Diese Dokumente gehören den Grauen Wächtern und Ihr solltet Sie zurückgeben!", forderte Alistair und Morrigan verschränkte die Arme. ,,Das werde ich nicht, denn ich habe Sie nicht genommen. Und die Erwähnung eines Namens, der hier keine Bedeutung hat, schreckt mich auch nicht," sagte sie und verschränkte die Arme. ,,Wer hat sie dann an sich genommen," fragte ich. ,,Es war meine Mutter," antwortete sie und lockerte Ihre Arme. ,,Eure Mutter?" fragte Daveth unglaubwürdig. ,,Ja meine Mutter," seufzte Morrigan und schüttelte den Kopf, ,,oder dachtet ihr etwa ein Baum hätte mich geboren?" ,,Ein diebischer sprechender Baum vielleicht," entgegnete Alistair und Morrigan drehte sich um und lehnte sich an eine Säule, die Arme hinter ihrem Rücken verschränkt. ,,In der Wildnis gibt es nicht nur Monster. Hier wachsen Blumen," erklärte sie und lächelte Alistair mit halb geneigten Kopf zu, ,,und Kröten auch." Sie wendete Ihren Blick zurück zum Wald. Ich trat einen Schritt vor. ,,Bestände die Möglichkeit uns zu Eurer Mutter zu bringen, Morrigan?" Sie schaute zu mir. ,,Ja das könnte ich. Es ist nicht weit von hier," antwortete sie und wandte sich wieder zu uns, ,,und dann könntet ihr sie nach euren Papieren fragen." ,,Wir sollten die Verträge holen aber das gefällt mir nicht," flüsterte Alistair und Ser Jory nickte heftig. ,,Morrigans plötzliches Auftauchen... Es passt einfach zu gut." ,,Ich bin mir sicher sie wird uns nichts tun. Wenn sie es wollte hätte Sie es längst getan," erklärte ich. ,,Nun?" fragte Morrigan. ,,Sie stopft uns alle in den Kochtopf, wartet's nur ab!" rief Daveth verängstigt und Lendrad winselte. ,,Wenn es dort wärmer ist als hier in diesem Wald wäre das durchaus angenehm," entgegnete Ser Jory ungewohnt mutig. ,,So folgt mir, wenn ihr denn möchtet," sagte Morrigan, drehte sich um und stieg die Treppe wieder hinauf. Alistair und Daveth folgten widerwillig, Ser Jory hingegen schien sich mit seinem Schiksal abgefunden zu haben. Wir liefen dieser fremden Frau hinterher durch die Dunkelheit der Korcari-Wildnis.
Morrigan führte Alistair, Ser Jory, Daveth, meinen Mabari Lendrad und mich zu Ihrer Mutter, die angeblich im Besitz der alten Veträge der Grauen Wächter war. Für Duncan waren diese Verträge sehr wichtig also entschieden wir ihr zu folgen, obgleich es eine sehr törichte Idee war aber es blieb uns nichts anderes übrig, als dieser letzten Fährte zu folgen.
Der Wald lichtete sich wieder und wir kamen an einer schmalen Hängebrücke an, auf dessen andere Seite sich eine kleine Hütte aus hellem Holz befand. Ein weiteres Stockwerk befand sich auf mehreren Holzsäulen, die aus dem darunter liegenden Sumpf ragen und Aus einem Schornstein trat dunkler Rauch heraus. Eine sehr schlanke, ältere Frau mit langen grauen Haaren fegte vor der Hütte. ,,Hallo Mutter," rief Morrigan und die grauhaarige Frau drehte sich zu uns um, ,,ich bringe dir vier Graue Wächter, die..." Morrigan blieb neben ihrer Mutter stehen. ,,Ich sehe sie, Mädchen," antwortete diese mit ihrer alten Stimme und strich sich eine zottige graue Strähne hinter die Ohren. Sie beäugte uns, einer nach dem Anderem. Mir stieg der Geruch von Zwiebelsuppe und Fleisch in die Nase und mein Magen grummelte laut auf. ,,Ganz wie erwartet," kicherte die alte Frau und Alistair schnaubte verächtlich. ,,Sollen wir etwa glauben, dass Ihr uns erwartet habt?" fragte er und schaute grinsend in die Runde. ,,Ihr sollt überhaupt nichts und glauben schon garnicht," entgegnete Morrigans Mutter. ,,Wer seine Augen verschließt oder die Arme weit öffnet kann nur ein Narr sein." ,,Sie ist eine Hexe, ich weiß es!" flüsterte Daveth aufgeregt zu Ser Jory, der zustimmend nickte. ,,Wir sollten garnicht mit ihr reden!" ,,Still Daveth," zischte Ser Jory. ,,Wenn sie wirklich eine Hexe ist wollt ihr sie doch nicht erzürnen!" ,,Ihr seit ein schlauer Knabe!" rief die alte Frau und hüpfte einen Schritt nach vorne, sodass die beiden erschraken. ,,Traurigerweise habe ich im großen Zusammenspiel der Welt nichts zu entscheiden. Glaubt was ihr wollt." Ihr Gesichtsaudruck wurde streng und sie wandte sich von uns ab. Sie stellte sich neben Morrigan und flüsterte ihr etwas zu. Ich wusste, dass ich etwas unternehmen musste. Durch meine adlige Herkunft und mein sicheres Auftreten könnte ich vielleicht etwas aus ihr herausbekommen. ,,Bitte," begann ich vorsichtig, ,,wir bräuchten nur diese Veträge. Ich denke Ihr wisst wovon ich spreche. Sie sind wirklich wichtig für uns, unsere Aufgabe und für die Grauen Wächter." Alistair und die anderen schauten mich verwundert an und ich versuchte ein selbstsicheres Lächeln auftzusetzen. Morrigans Mutter drehte sich schnell um und kam langsam auf mich zu. ,,Vieles an Euch ist unklar," sie blieb dicht vor mir stehen und schaute mir mit ihren kalten blauen Augen in meine. Ihr Gesicht hatte leichte Falten, doch wirkte sie als wäre sie hunderte von Jahren alt. ,,Und dennoch glaube ich... Wirklich... Ja, sieht ganz so aus!" Ich schaute Sie fragend an und trat einen Schritt zurück. ,,Also das ist eine der gefürchteten Hexe der Wildnis," sagte Alistair genervt und machte eine verächtliche Handbewegung. ,,Hexe der Wildnis, hm? Das muss Morrigan Euch erzählt haben," lachte die Frau und Morrigan kratzte sich beschämt am Kopf. ,,Sie liebt solche Geschichten, auch wenn sie es nicht zugibt." Sie faltete ihre Hände und schaute in den Himmel, der schon fast erdunkelt war. ,,Oh, wie sie im Mondschein tanzt." Sie lachte und Morrigan räusperte sich. Wir schienen alle nicht ganz zu verstehen, wo genau das hier hinführte und Alistair verschrenkte ungeduldig die Arme. ,,Sie sind nicht wegen deiner wilden Geschichten hier, Mutter." ,,Richtig," stimmte sie Morrigan zu, ,,sondern wegen ihrer Vertrtäge, stimmt's?" ,,Ja, genau!" rief ich. ,,Und bevor ihr schimpft, euer Siegel war schon kaputt," erklärte die alte Frau, wandte sich von uns ab und betrat ihre Hütte. Morrigan beobachtete uns derweilen mit ihren schmalen, katzenartigen Augen. Ich wandte mich an Alistair, der angespannt zu sein schien. ,,Seht ihr?" flüsterte ich ihm zu. ,,Scheinbar hat Morrigan nicht gelogen." ,,Wartet ab, Elissa. Noch sind wir nicht im Besitz der Verträge. Wir sollten weiterhin vorsichtig sein," entgegnete Alistair. ,,Er hat Recht." stimmte Ser Jory zu und Lendrad winselte. Die Tür der Hütte öffnete sich und die alte Frau kam hinaus mit drei Schriftrollen in der Hand, die jeweils mit einem blauen, gelben und braunen Band zusammengebunden waren. ,,Ich habe sie gehütet," erklärte sie und lächelte. ,,Ihr... oh... Ihr habt sie gehütet?" fragte Alistair überrascht. ,,Warum denn nicht?" fragte sie und Alistair zuckte mit den Achseln. Die alte Frau kam auf mich zu und übergab mir die Verträge. ,,Danke, dass Ihr sie zurückgebt", sagte ich höflich und sie lachte. ,,Welch Manieren! Stets da, wo man sie nicht erwartet. Bringt die Verträge zu euren Grauen Wächtern und sagt ihnen, dass diese Verderbnis größer ist als sie glauben." ,,Woher wollt Ihr das wissen?" fragte Daveth, doch sie lächelte bloß verschmitzt. ,,Beachtet mich garnicht. Ihr habt, was ihr wolltet." ,,Also dann! Zeit zu gehen!" rief Morrigan und baute sich vor ihrer Mutter auf. ,,Sei nicht albern, Mädchen. Das sind deine Gäste," sagte die alte Dame und Morrigan stöhnte genervt. ,,Also gut. Ich führe euch aus diesem Wald heraus. Folgt mir." Noch immer die Verträge in den Händen haltend entschied ich mich dazu, dass es das Beste ist sie Alistair zu übergeben. Er packte sie sehr behutsam in seine Tasche. Morrigan lief vor und blieb auf der Brücke stehen und stampfte ungeduldig mit ihren Füßen. Ich spürte, wie die Alte Frau uns hinterher starrte und musste mich einfach umdrehen. Und wirklich, sie starrte mich an, mit ihren großen roten Augen. Erschrocken drechte ich mich zurück und ging einen Schritt schneller. Waren sie nicht zuvor klar und dunkelblau? Mir lief es kalt den Rücken runter aber ich war zu erschöpft um mich weiter zu fragen, ob man ihr und Morrigan wirklich trauen konnte.
Mich drängte der Hunger immer weiter und die Zeit schien nicht vorbei zu gehen. ,,Seht, dort!" rief Ser Jory erleichtert und zeigte auf Rauch und Licht. ,,Noch ein kleiner Fußmarsch und wir sind wieder in Ostagar!" Davteh seufzte. ,,Na endlich! Mein Magen verdaut sich schon selbst." Ser Jory schaute sich plötzlich erschrocken um. ,,Was ist nun wieder?" fragte Daveth. ,,W-Wo ist Morrigan?" Wir schauten uns um, doch sie war nirgendwo zu sehen. Ich blickte hoch in den dunklen Himmel und sah eine einzelne Krähe. Ihre Federn leuchteten im Mondlicht violett und sie flog in die Richtung aus der wir kamen. ,,Soll uns nicht stören, dass sie weg ist," murmelte Alistair und wir gingen auf einem festen Weg entlang zum Großen Tor der Festung von Ostagar.
Freudig durchquerten wir das hölzerne Tor, wo eine Wache uns hereinwinkte. ,,Da seid ihr ja," sagte die Wache lächelnd und sein Mabari begrüßte Lendrad. ,,Zurerst müssen wir zu Duncan. Er wartet auf die Verträge," erklärte Alistair gespannt und Daveth und ich stöhnten. ,,Wir sind gerade erst angekommen! Können wir nicht zuerst etwas essen und uns aufwärmen?" fragte Daveth ungeduldig. ,,Das wäre wirklich keine schlechte Idee, Alistair," pflichtete ich bei und Lendrad bellte zustimmend, ,,ich würde mich gerne umziehen und mein Gesicht waschen." Ich schaute an mir runter. Meine Haare hingen zerzaust an mir herab und meine Rüstung war voller Schlamm, Blut und Staub. Auch Lendrad war sehr schmutzig und die Anderen sahen nicht besser aus. Alistair seufzte laut auf. ,,Vielleicht habt ihr Recht. Stärkt euch und wir treffen uns in einer Stunde hier am großen Lagerfeuer." Alistair zeigte auf das großes Feuer, welches in mitten von sechs Säulen aufleuchtete. Dort hielten wir die Besprechung, bevor wir uns in die Korcari-Wildnis aufmachten. Neben diesem war ein großes blaues Zelt mit dem Symbol des Königs, was zuvor noch nicht da stand. Wir nickten alle und Ser Jory und Daveth gingen erschöpft einen steinernen Weg hoch wo ein Schild aufgestellt wurde auf dem Kaserne stand und Alistair ging in die Richtung eines grauen Zeltes. Nun waren Lendrad und ich alleine. Ich beugte mich zu ihm und streichelte ihn. Er schien es sichtlich zu genießen und hechelte leise vor sich hin. Ein rothaariges Elfenmädchen lief geschwind an mir vorbei. ,,Warte, Elfe!" rief ich und diese erschrack so heftig, dass sie stolperte. Geschockt lief ich auf sie zu und beugte mich über sie. ,,Geht es dir gut?" fragte ich und geschwind erhob sie sich. ,,J-Ja Herrin. Ich habe mich nur erschrocken," antwortete das Mädchen und schaute mich ehrwürdig mit ihren grünen Augen an. Sie begann ihr Kleid auszuklopfen. ,,Das habe ich gesehen. Würdest du mir zeigen, wo ich und mein Mabari uns etwas auffrischen können?" Sie nickte. ,,Folgt mir, Herrin" sagte sie ruhig und ging vor. Auch am Abend war in Ostagar viel los. Überall liefen Elfen eifrig umher und Soldaten übten mit Schwert und Bogen. Man hörte Mabari bellen und eine Priesterin stimmte erneut den Gesang des Lichts an. Das Elfenmädchen führte mich zu einem Brunnen, umringt von mehreren Zelten, in denen die Soldaten lebten. In der Ferne erkannte ich einen Beutel, der an einem Eingang eines Zeltes stand. Es war eindeutig meiner, denn ich erkannte mein Familienwappen. ,,Sch-Schönes Schwert habt Ihr da, Herrin," sagte das Mädchen mit leiser Stimme und ich lächelte sie an. ,,Vielen Dank, junge Dame. Einst gehörte er meinem Großvater, der es meinem Vater vererbte. Doch nun ist es meins..." Ich schaute traurig auf den Griff und dachte daran, wie Vater es behände schwingte. ,,Ich sollte es säubern..." murmelte ich. ,,L-Lasst mich das machen. Ihr k-könntet Euch solange umziehen," sagte das kleine Elfenmädchen. ,,Nun, du bist sicher, dass du das kannst?" fragte ich vorsichtig. ,,J-Ja Herrin. Ich arbeite bei dem Rüstungs- und Waffenhändler, gleich da hinten." Sie zeigte auf die Anhöhe, wo zwei Zelte aufgeschlagen waren und einige Puppen Rüstungen trugen. Ich erinnerte mich an den unhöflichen Händler von heute morgen, als ich in Ostagar ankam. Sie müsste dann wohl das junge rothaarige Mädchen sein, nachdem er fragte. Ich zog mein Schwert aus der Scheide und übergab es ihren kleinen Händen. ,,Ich vetraue dir nun meinen wertvollsten Besitz an," erklärte ich ihr und sie schaute es sehr ehrwürdig an. ,,Wie ist denn dein Name?" ,,N-Nesali, Herrin," antwortete sie zögerlich. ,,Du darfst mich Elissa nennen. Und das ist Lendrad." Lendrad bellte und beschnupperte Nesali. Sie begann zu kichern. ,,Und beeile dich bitte. Du kannst mir dann gleich zeigen, wo ich etwas zu Essen finde. Ich komme um vor Hunger!" sagte ich und sofort lief Nesali los. Ich ging mit Lendrad rüber zum Zelt und hob meinen Beutel auf. Er war sehr leicht, was daher kam, dass mir ja keine Zeit blieb etwas mitzunehmen. Duncan übergab ihn mir. Er musste ihn auf unserem Schloss gefunden haben, und legte ein Stück Seife hinein. Es war noch ein kleines trockenes Stück Brot darin und ich konnte es mir nicht verkneifen hineinzubeißen. Es fühlte sich wie Staub in meinem Mund an, doch ich schluckte es tapfer und hungrig runter. Ich ging in das Zelt, wo eine weitere Elfe auf mich zu warten schien. Sie räumte gerade auf und bereitete einen Liege vor, auf der sie einige Felle legte. ,,Verzeihung?" sagte ich und die Elfe drehte sich rasch um und verbeugte sich sofort. ,,Lady Elissa. Ich habe hier etwas vom König für Euch." ,,Vom König?" fragte ich erstaunt und ging auf die Elfe zu. Sie holte ein langes, hellblaues, seidenes Kleid hervor. welches lange Ärmel hatte und mit einer kleinen dunkelblauen Corsage aus dickem Stoff und weißen Lederbändchen versehen war. Zudem war es schulterfrei. ,,Wieso schenkt der König mir das?" Die Elfe kicherte. ,,Der König sagte, es wäre seine Pflicht die Tochter des Teyrn Cousland so gut hier in Ostagar aufzunehmen, wie möglich." Ich war verblüfft und betrachtete das schöne Kleid. Es lief von diesem klaren Hellblau, so schön wie die Augen des Königs, in ein tiefes Dunkelblau, so geheimnisvoll wie die Augen von Morrigans Mutter. ,,Ich helfe Euch beim waschen und anzuziehenn Herrin," sagte die Elfe und begann, meine Brustplatte an der Seite aufzuschnüren. Sie legte meine Rüstung vorsichtig bei Seite und öfnnete den darunter liegenden Wams.
Ich schloss meine Augen und dachte darüber nach, dass es sich noch immer so gewohnt anfühlte. Auf meinem Schloss hatte ich zwei eigene elfrische Kammerzofen, die nur dafür da waren, sich um mich zu kümmern. Ob sie überlebten? Plötzlich spürte ich etwas kaltes nasses auf meinem Rücken und erschrack. ,,Verzeiht, Herrin. Ist das Wasser zu kalt?" fragte die Elfe. ,,N-Nein, alles in Ordnung. Ich war bloß in... Gedanken." Erneut setzte sie den Schwamm an, fuhr damit meinen Rücken, über meinen Hintern hinab bis zu meinen Füßen. Sie war sehr sanft und vorsichtig und machte stets den Schwamm sauber. Als letztes nahm sie das Wasser und wusch meine langen Haare. ,,Sie haben wunderschönes Haar, Herrin," säuselte die Elfe und ich lächelte. Sie nahm einTuch und trocknete damit vorsichtig meine Haare. Sie fühlten sich wieder weich an und schimmerten, wie ich es gewohnt war, im Kerzenlicht. Die Elfe holte das Kleid und half mir es anzuziehen. Es saß wie angegossen und ich fühlte mich wieder ganz wie früher, doch der Hunger holte mich wieder ein und mein Magen knurrte. ,,Der König sagte, dass Ihr bei Ihm speisen dürft. Ich führe Euch zu Ihm." Freudig nahm ich die Scheide meines Schwertes und ging aus dem Zelt gefolgt von der Elfe. Am Brunnen erkannte ich Nesali, die mein Schwert polierte und neben ihr wartete mein treuer Mabari Lendrad. Als dieser mich sah, lief er freudig bellend auf mich zu und Nesali schaute mich an, blickte wieder auf mein Schwert und schaute mich wieder an. ,,I-Ich habe Euch fast nicht erkannt, Lady Elissa," rief Nesali und lief zu mir, ein glänzend schimmerndes Schwert in der Hand. ,,Und ich hätte fast mein Schwert nicht erkannt, so sauber ist es wieder," lachte ich. Sie übergab es mir und ich steckte es in die Scheide. Lächelnd streichelte ich Nesalis rotes Haar und sie schien es sichtlich zu genießen. Noch nie zuvor habe ich ein kleines Elfenmädchen gesehen. Sie lächelte und lief eilig davon. ,,Eine fleißige kleine Elfe," erklärte die Elfe, legte mir einen Mantel aus Seide, innen mit dem weichsten Fell bestickt, um und ging voraus. Ich folgte ihr zwischen den Zelten hindurch und wir gingen an den Zelten des Rüstungs- und Waffenhändlers vorbei und die Anhöhe hoch zu der großen zerfallenen Kirche mit den vielen zerstörten Säulen. Ich vernahm Gelächter und Musik und roch so viele Essensgerüche, sodass mir das Wasser im Mund zusammenlief. Ich kam an einem großen, mit dem verschiedensten Essen, gedecktem Tisch an, an dem viele Männer und Frauen aßen, tranken und feierten. Ein weiterer Elf kam zu uns. ,,Der König erwartet Euch, Lady Elissa. Ihr dürft bei ihm Platz nehmen." Er ging vor und die Elfe verbeugte sich zum Abschied. ,,Elissa Cousland und ihr treuer Mabari!" rief König Cailan freudig, stand auf schob einen Stuhl an seiner linken Seite nach hinten, sodass ich mich an den Tisch setzen konnte. ,,Euer Majestät," sagte ich ehrvoll und nickte. ,,Ich muss mich herzlichst für dieses wundervolle Kleid bedanken." Der König lachte. ,,Das ist das Mindeste, was ich für die Tochter des Teyrn tun kann. Und nun solltet Ihr was essen. Ihr müsst doch sicher umkommen vor Hunger," sagte der König besorgt und schaute mich mit seinen großen himmelblauen Augen an. Ich errötete. ,,Ja, Euer Majestät. Es war kein leichter Tag, wenn Ihr mir erlaubt." Einige Elfen lagen mir ein großes Stück Fleisch und Brot hin, dazu einige Kartoffeln und eine Schale voll frischem Obst, dass hier in der Nähe wuchs. Zudem stellten sie mir ein Glas Wein hin. Ich nahm Messer und Gabel und begann das Fleisch in kleine Stücke zu schneiden. Ich hatte solchen Hunger, dass ich am Liebsten mit den Fingern gegessen hätte. Lendrad fraß eilig. Als ich mit dem Fleisch fertig war und den Bissen des Brotes hinuntergewürgt hatte, merkte ich, wie eine Träne meine Wange hinunterlief. Erschrocken schaute ich auf meinen Teller hinunter, nahm ein Tusch und wischte mein Gesicht ab. ,,Ist alles in Ordnung, Elissa?" fragte der König und ich nickte stumm. ,,I-Ich bin nur etwas müde, Euer Majestät." Er lächelte und wandte sich zu seinen vorherigen Gesprächspartnern. Ich fühlte mich für einen kurzen Moment sehr glücklich, aber sobald dies passierte muss ich an meinen lieben Bruder denken, der vermutlich in der Korcari-Wildnis hungernd frierte. Dann musste ich auch an meine Eltern denken, die jetzt im Nichts, hoffentlich zusammen und glücklich, weilen. ,,Entschuldigt mich, Euer Majestät. Duncan erwartet mich." ,,Oh," sagte dieser enttäuscht, ,,grüßt Duncan von mir." Ich nickte und verbeugte mich. ,,Komm, Lendrad," befahl ich und er ließ sichtlich traurig von seinem zweiten großen Stück Fleisch ab. Sicher waren schon alle am Lagerfeuer und warteten. Gesättigt und neu gekleidet folgte ich dem Weg zum großen Lagerfeuer. Es war eine sternenklare Nacht und der Mond erhellte den Weg. Ich erkannte Duncan, Alistair und Ser Jory, die bereits warteten. ,,Da ist Lady Elissa!" rief Ser Jory und alle schauten auf mich. Alistair schaute mich verwundert an. ,,Woher habt Ihr das Kleid?" ,,Oh," machte ich und schaute an mir runter, ,,der König schenkte es mir." Ich bemerkte, wie mich alle ungläubig anstarrten und ich wieder rot anlief. ,,K-Können wir vielleicht anfangen?" fragte ich und Ser Jory und Alistair schauten Duncan fragend an. ,,Hier bin ich schon!" rief Daveth aus der Ferne und kam zu uns gelaufen. ,,Oh, nettes Kleid Elissa. Es betont Eure Weiblichkeit nur noch viel mehr," sagte Daveth lachend und Ser Jory rammte ihm seinen Ellebogen in die Seite, sodass er keuchte. ,,Nun," begann Duncan, ,,hattet ihr Erfolg? Habt ihr die drei Fläschen mit dem Blut der Dunklen Brut und die Verträge?" ,,Ja, haben wir," antwortete Alistair und holte die Fläschen und die Verträge hervor. ,,Gut. Die Magier des Zirkels haben alles vorbereitet. Jetzt, wo wir das Blut haben können wir sofort mit dem Beitritt beginnen," erklärte Duncan und nahm die drei Fläschen Blut und die Veträge an sich. ,,Wir sollten Duncan von Morrigan und Ihrer Mutter erzählen," sagte Ser Jory und Alistair nickte. ,,Beim Archiv war eine Frau und dessen Mutter hatte die Schriftrollen. Sie waren Beide ziemlich... seltsam," sagte er. ,,Gehören sie zum wilden Volk?" fragte Duncan und Alistair schüttelte den Kopf. ,,Das denke ich nicht. Sie sind vielleicht Apostatinnen, Magierinnen, die sich vor der Kirche verstecken." ,,Ich weiß, dass du ein Templer warst, Alistair, aber die Angelegenheiten der Kirche gehen uns nichts an. Wir haben die Schriftrollen also konzentrieren wir uns jetzt auf den Beitritt," erwiderte Duncan. ,,Erzählt uns, um was es in diesem Beitritt geht, Duncan," bat ich ihn und er sah mich besorgt an. ,,Ich will euch nichts vor machen," begann er und wir alle schauten ihn gespannt an. ,,Wir Grauen Wächter bezahlen alle einen hohen Preis um das zu werden, was wir sind. Das Schicksal entscheidet, ob ihr den Preis später oder schon jetzt bezahlt." ,,Ist der Beitritt deshalb so geheim?" fragte Daveth neugierig. ,,Es wäre schön, wenn diese Geheimnistuerei unerlässlich wäre und alle die Notwendigkeit eines solchen Opfers verstünden, aber leider wird dies niemals so sein," antwortete Duncan. ,,Dann mal los! Ich brenne darauf mir diesen Beitritt jetzt anzusehen!" rief Daveth ungeduldig. ,,Ich stimme zu. Bringen wir es hinter uns," pflichtete Ser Jory bei. ,,Dann lasst uns beginnen," sagte Duncan und wandte sich zu Alistair. ,,Alistair? Bringe sie zum Altar." Er nickte und ging die Anhöhe hinter den sechs Säulen hinauf, an dem ein Altar mit vielen Kerzen umreiht stand. Auf diesem Altar stand ein großer goldener Kelch mit merkwürdigen Runen und am Boden konnte man seltsame Symbole und Zeichen erkennen, denn der Mond beleuchtete geheimnisvoll den Platz. Mir war das nicht geheuer aber ich wusste, es gab kein zurück mehr. Alle waren sichtlich angespannt und ich konnte die Luft örmlich knistern hören.
,,Je mehr ich über diesen Beitritt höre, desto weniger gefällt es mir!" flüsterte Ser Jory mit entsetzter Miene und Daveth seufzte. ,,Fangt Ihr schon wieder an zu flennen?" ,,Was sollen all diese verdammten Tests?" rief er wütend. ,,Habe ich mir meinen Platz nicht schon längst verdient?" ,,Vielleicht ist es so Tradition. Vielleicht," Daveth setzte ein schiefes Grinsen auf, ,,wollen sie Euch nur ärgern." Ich schüttelte den Kopf. ,,Beruhigt euch," redete ich auf sie ein. ,,Wir können jetzt nichts mehr daran ändern. Ob freiwillig oder nicht, wir müssen da jetzt durch." Ser Jory schaute mich traurig an. ,,Ich weiß nur, dass meine Frau in Highever ist und ein Kind erwartet. Wenn sich mich vorgewarnt hätten... es ist einfach nicht fair." Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Alistair von uns wegschaute und begann, eine Formel aufzusagen. Es sah aus, als würde er den Inhalt des Kelches... segnen. ,,Wärt Ihr hergekommen, wenn sie Euch gewarnt hätten? Vielleicht haben sie es genau aus diesem Grund nicht getan. Die Wächter tun, was sie tun müssen, richtig?" erklärte Daveth. ,,Und dazu gehört es auch, uns zu opfern?" entgegnete Ser Jory und Daveth schien langsam wütend zu werden. ,,Ich würde noch weit aus mehr opfern, wenn ich wüsste, dass es die Verderbnis aufhält!" ,,Nun ist gut Daveth!" rief ich, ,,Wir wissen es nicht, ob unser Opfer helfen wird..." Ich blickte auf den steinernen Boden und dachte an Fergus, dem ich noch immer nichts erzählen konnte. An meinen Bruder, der vielleicht schon tot war. ,,Ich..." stammelte Ser Jory und Daveth packte ihm an seine Schulter. ,,Vielleicht sterbt Ihr. Vielleicht sterben wir alle. Aber wenn niemand die Dunkle Brut aufhält, sterben wir mit Sicherheit." Ser Jory schaute zu Daveth auf. ,,Ich bin nur noch nie auf einen Gegner getroffen, den ich nicht mit dem Schwert bekämpfen konnte." Als für ein paar Sekunden Schweigen eintrat hörten wir jemanden die Treppe zur Anhöhe steigen. Es war Duncan, der ernst drein blickte und zuerst in die Runde schaute. Er schien zu überprüfen, ob auch alle da sind. ,,Lasst uns also mit dem Beitritt beginnen," sagte Duncan mit ruhiger Stimme. Er ging zum Altar und sagte etwas zu Alistair, was ich leider nicht verstehen konnte. Alistair nickte stumm und stellte sich neben den Altar während Duncan uns zu sich winkte. ,,Lendrad, bleibe hier sitzen," befahl ich und Lendrad bellte. Ser Jory, Daveth und ich stellten uns in eine Reihe nebeneinander auf. ,,Zuerst werde ich euch die Warheit sagen," begann Duncan und wir schauten uns alle verdutzt an. ,,Die Grauen Wächter wurden während der ersten Verderbtheit gegründet, als die Menschheit am Rande der Vernichtung stand. Und es begab sich, dass die ersten Grauen Wächter vom Blut der Dunklen Brut tranken und ihre Verderbtheit überwanden." Ser Jory blickte geschockt, während ich versuchte meinen Ekel zu verbergen. ,,Wir sollen... wir sollen das Blut... dieser Kreaturen trinken?" fragte Ser Jory entsetzt. Duncan nickte. ,,So, wie es die ersten Grauen Wächter vor uns getan haben. Das ist die Quelle unserer Kraft und unser Weg zum Sieg." ,,Diejenigen, die den Beitritt überleben, werden immun gegen die Verderbtheit," fügte Alistair mit beruhigender Stimme hinzu. ,,Wir können sie in der Dunklen Brut spüren und nutzen Sie, um den Erzdämon zu vernichten." ,,Diejenigen, die überleben?" fragte ich ungläubig. Duncan schaute mir mit einem kalten Blick in die Augen. ,,Nicht alle, die das Blut der Dunklen Brut trinken, überleben. Und die, die es schaffen, werden nie wieder die sein, die sie vorher waren. Deshalb ist der Beitritt ein Geheimnis. Das ist der Preis, den wir bezahlen." Duncan wandte sich von uns ab und nahm den Kelch vom Altar. ,,Vor dem Beitritt werden nur wenige Worte gesprochen, aber es sind die gleichen, die auch beim allerersten Ritual gesprochen wurden. Alistair, bitte." Alistair senkte den Kopf und begann:
,,Tretet uns bei, Brüder und Schwestern. Kommt zu uns in den Schatten, wo wir wachsam warten. Tretet uns bei und tragt mit uns die Bürde, die getragen werden muss. Und solltet Ihr fallen, wisset, dass euer Opfer nicht vergessen wird und das wir eines Tages zu euch kommen werden."
Ich schaute wieder auf und bemerkte, wie Alistair mich besorgt beobachtete und aus dem Augenwinkel sah ich, wie Ser Jory nervös auf den Kelch in Duncans Händen starrte. ,,Daveth," sagte Duncan, ,,tritt vor." Er übergab den Kelch an Daveth. Dieser erhob ihn langsam und führte den Rand vorsichtig zu seinen Lippen und schloss die Augen. Nervös und angespannt krallten sich meine Finger in mein sahierblaues Kleid, Daveth nahm einen kräftigen Schluck und Duncan nahm ihm den Kelch ab. Wie eine Statur blieb Daveth stehen. Wir beobachteten ihn gespannt.
Plötzlich krümmte er sich, packte sich an seinen Kopf und sackte schreiend zu Boden. Der Schrei blitzte durch meinen Körper und ich wäre ihm gerne zu Hilfe gekommen, doch meine Füße wollten nicht. Daveths Kopf fiel in den Nacken und er riss die Augen auf. Da war... nichts. Seine Augen waren komplett weiß, wie als hätte seine Seele gerade seinen Körper verlassen. ,,Beim Erbauer!" schrie Ser Jory und Daveth packte sich an die Kehle und fiel langsam zu Boden. Es war still. Daveth bewegte sich nicht mehr. ,,Es tut mir Leid, Daveth," flüsterte Duncan und wandte sich zu Ser Jory. ,,Tretet vor, Ser Jory." ,,Aber..." stotterte Ser Jory, setzte einen Schritt zurück und fasste den Griff seines Breitschwerts an und begann es langsam zu ziehen. Alistair bemerkte dies und hielt nun auch den Griff seines Schwertes. ,,Ich habe eine Frau. Ein Kind! Hätte ich gewusst..." Das Breitschwert fest in beiden Händen bewegte sich Ser Jory weitere Schritte nach hinten, doch Duncan ließ sich nicht aus der Fassung bringen und ging langsam auf ihn zu. ,,Es gibt kein zurück." ,,Nein!" schrie Ser Jory Duncan an, ,,Das ist zu viel verlangt! Daran ist nichts ehrenhaftes!" Duncan stellte den Kelch auf den Altar, zog seinen Dolch und bewegte sich langsam auf Ser Jory zu. Als dieser sich in Bedrängnis sah, schwang er das Breitschwert in Duncans Richtung, der den Hieb gekonnt mit dem Dolch abwehrte, Ser Jory entwaffnete und ihn gegen die Mauer stoß. Ich hörte, wie der Dolch Duncans in Fleisch einschnitt und sah in Ser Jorys schmerzverzerrtes Gesicht. ,,Es tut mir Leid," flüsterte Duncan, der seinen Dolch aus Ser Jorys Körper zog und seinen Leichnahm zu Boden fielen ließ. Entsetzt, über die kalte Durchführung des Mordes an Ser Jory schaute ich zu Alistair, der mir nur einen ausdruckslosen Blick zu warf. Benommen von dem ganzen Geschehen schüttelte ich unglaubwürdig den Kopf und hielt meine Arme schützend vor meinen Körper. Lendrad begann zu bellen und holte mich aus dieser Trance heraus. ,,A-Alles gut mein lieber Lendrad," rief ich und dieser beruhigte sich. Duncan wandte sich zu mir, wischte seinen Dolch an seinem Waffenrock ab und steckte ihn in die Tasche. ,,Aber der Beitritt ist noch nicht vollbracht," murnelte er und nahm den goldenen Kelch in die Hand und überreichte ihn mir. Zögerlich nahm ich ihn entgegen. Ein undefinierbarer Gestank, der mir während des Kampfes gegen die Dunkle Brut in die Nase stieg, raubte mir kurz den Atem. Ängstlich, doch entschlossen schaute ich zu Duncan. ,,Für die Ziele der Grauen Wächter geht ihr über Leichen, Duncan," begann ich. Er schaute mir ruhig in die Augen. ,,Wie ich es meinem Vater und meiner Mutter versprochen hatte, als sie für mein Überleben starben, werde ich den Grauen Wächtern beitreten. Doch versprecht mir eines Duncan." ,,Was immer Ihr möchtet, Elissa," sagte er. ,,Falls ich sterbe, erzählt meinem Bruder, was passiert ist und sorgt dafür, das Arl Howe seine gerechte Strafe erhält!" Duncan nickte zustimmend und ich verspürte Erleichterung. Wenn dies mein letzter Augenblick war, so war ich befreit und konnte sterben. Ich erhob den Kelch und führte ihn zu meinen Lippen. Ich schloss die Augen und nahm einen Schluck des Blutes der Dunklen Brut. Ich spürte, wie das eiskalte Blut meine Kehle hinunterfloss. Mein Körper begann zu zittern, ich konnte mich nicht rühren und mir wurde ganz heiß. Plötzlich spürte ich ein starkes Hämmern und fiel auf die Knie. Verzweifelt packte ich meinen Kopf, hatte Angst er würde unter diesem Druck zerbersten, und eine unsichtbare Kraft drückte diesen nach hinten. Ich riss meine Augen auf. Ich hatte eine... Halluzination. Eine schwarze Kreatur mit zwei großen, fledermaußartigen Schwingen und einem riesigen Maul, bestückt mit hunderten von rasiermesserscharfen Zähnen. Es peitschte mit seinem Schwanz wild umher und ließ ein dunkles ohrenbetäubendes Gröhlen von sich. Es war ein Drache. Das letzte was ich sah, bevor ich ohnmächtig wurde, waren seine blutroten seelenlosen Augen.
Mit einem stetigen Pochen in meinem Kopf erwachte ich in einem Zelt. Lendrad schleckte mir besorgt über das Gesicht und wimmerte. ,,Duncan, sie wacht auf!" hörte ich Alistair freudig rufen. Sie stellten sich vor meine Liege und beobachteten mich. Ich rieb mir erschöpft die Augen und erhob mich langsam. ,,Willkommen," sagte Duncan, reichte mir seine Hand und half mir beim Aufstehen. Wackelig auf den Beinen stand ich da und schaute die Beiden verdutzt an. ,,Ich bin froh, dass Ihr es geschafft habt, Elissa. Bei meinem Beitritt ist nur einer gestorben aber es war... grauenhaft." Alistair schaute mich mit Erleichterung an. ,,Wie fühlst du dich?" fragte Duncan mehr aus Neugierde, als aus Besorgnis. ,,Dieser Schmerz... Ich hatte ja keine Ahnung..." stammelte ich. ,,Das ist es, was ein Grauer Wächter ertragen muss." ,,Habt Ihr geträumt? Nach meinem Beitritt hatte ich schreckliche Träume." Noch bevor ich Alistairs Frage beantworten konnte unterbrach Duncan. ,,Solche Träume kommen wenn du anfängst die Dunkle Brut zu spüren, so wie wir alle. Wir werden es dir, so wie vieles Andere auch, in den kommenden Monaten erklären." Alistair begann in seinen Taschen zu wühlen und zog ein goldenes Amulett hervor, was mit einer dunkelroten Flüssigkeit gefüllt war, und überreichte es mir. ,,Was ist das?" fragte ich noch immer zittrig. ,,Dieses Amulett ist mit den Resten des Blutes aus dem Kelch gefüllt," begann Alistair zu erklären während ich mir das Amulett und den Hals legte und es genauer betrachtete. Es waren die gleichen Schriftzeichen und Symbole wie die auf dem Kelch. ,,Damit haben wir etwas, dass uns an die erinnert, die es nicht soweit geschafft haben." ,,Ich möchte, dass du mich zu einem Treffen mit dem König begleitest, Elissa," sagte Duncan. Es wäre mir lieber gewesen, wenn ich mich noch etwas hätte ausruhen können, doch ich nickte stumm. ,,Gut," äußerte Duncan und verließ mit Alistair das Zelt und ich folgte ihnen, nachdem ich meinen Mantel umlegte und Lendrad den Befehl gab, auf mich im Zelt zu warten.
Noch immer war es Nacht und der Himmel zog sich langsam mit einer dichten Wolkendecke zu. Einige Magier löschten die Feuer und zauberten an den Fackeln einen hellen Lichtpunkt. Es kehrte langsam Ruhe ein, doch als wir zu der zerstörten Kirche aufmachten hörten wir noch immer die Musik, Gesang und Unterhaltungen. An der großen Tafel angekommen sah ich, wie sich die Runde lichtetet und einige sich zu ihren Zelten aufmachten. Überall standen Kerzen, die den Platz in ein wohliges Orange tauchten und leicht bekleidete Elfen tanzten für die in die Schlacht ziehenden Soldaten. Am Kopf der Tafel saß König Cailan in seiner goldenen Rüstung, stoß mit einen der Soldaten an und trank einen großen Schluck aus dem Becher. Als er diesen abstellte und uns sah stand er freudig auf und winkte uns zu sich. Duncan nickte ihm zu und wir gingen zum König.
,,Da ist ja die junge Dame Elissa Cousland aus Highever! Es sieht so aus als wären Glückwünsche angebracht!" ,,Vielen Dank, Euer Majestät," sagte ich und machte einen Knicks. Auch Duncan und Alistair verbeugten sich. ,,Teyrn Loghain wartet dort hinten auf uns. Wir werden uns mit ihm über die morgige Schlacht unterhalten." Der König deutete auf ein Zelt was auf der anderen Seite der Kirche stand. Ich konnte den Teyrn aus der ferne erkennen, der ungeduldig auf und ab ging. Er trug seine anthrazit farbene glänzende Rüstung, die ich schon mehrfach an einigen Landthings in Denerim an ihm gesehen hatte. Als wir uns dem Zelt näherten kam uns Teyrn Loghain schon entgegen. In seinem faltigen Gesicht spiegelte sich Ungeduld und Wut. Er bleib vor uns stehen und strich sich die schwarze Strähne, die ihm ins Gesicht fiel, hinter das Ohr. ,,Ihr verlasst Euch zu sehr auf die Grauen Wächter. Ist das wirklich klug?" zischte Loghain mit seiner rauen tiefen Stimme doch König Cailan lachte auf. ,,Loghain," begann er und bewegte sich zu einem kleinen hölzernen Tisch, auf dem eine Karte lag, ,,meine Entscheidung ist gefallen. Ich werde in dieser Schlacht an der Seite der Grauen Wächter kämpfen." ,,Ihr riskiert zu viel, König Cailan. Die Horde der Dunklen Brut ist zu gefährlich, als das Ihr an vorderster Front den Helden spielen solltet!" ,,Wenn das so ist sollten wir vielleicht einfach darauf warten, dass die Truppen aus Orlais zu uns stoßen," schlug König Cailan vor und Teyrn Loghain schien geschockt. ,,Ich muss erneut gegen Eure törichte Idee protestieren, dass wir Orlais brauchen, um uns zu verteidigen!" Loghain wandte sich ab und ging nachdenklich erneut auf und ab. ,,Das ist keine ,törichte Idee'. Unsere Differenzen mit Orlais sind Vergangenheit," erwiderte König Cailan und schüttelte den Kopf, ,,und Ihr solltet nicht vergessen, wer hier König ist." Loghains fasste sich an die Stirn. ,,Zum Glück muss Maric nicht mehr miterleben wie sein Sohn Ferelden an die übergibt, die uns ein Jahrhundert lang versklavt hatten!" Er wandte sich zum König und schaute ihm wütend in die Augen. Verschüchtert blickte ich hinüber zu Duncan, der das Ganze genau zu beobachten schien. ,,Dann müssen unsere vorhandenen Truppen wohl genügen Teyrn Loghain," entgegnete der König und wandte sich zu Duncan. ,,Sind Eure Männer bereit?" erkundigte er sich. ,,Das sind sie, Euer Majestät," antwortete Duncan und nickte. ,,Schön. Versammelt euch um den Tisch. Loghain legt Eure Strategie dar. Die Grauen Wächter und ich ziehen die Dunkle Brut auf uns, und dann...?" Wir beugten uns alle über die Karte und hörten gespannt zu. ,,Ihr werdet dem Turm signalisieren, das Leuchtfeuer zu entzünden. Dann greifen meine Männer aus der Deckung an." ,,Und fallen der Dunklen Brut in die Flanke, richtig?" fragte König Cailan. ,,Und Ihr meint den Turm von Ishal in den Ruinen, oder? Und wer soll das Feuer entzünden?" Loghain richtete sich auf. ,,Ich habe dort einige meiner Männer stationiert. Die Aufgabe ist nicht schwer, aber entscheident." ,,Dann sollten wir Sie den Besten anvertrauen." Nun erhob sich auch König Cailan und schaute mich und Alistair an. ,,Schickt Alistair und Elissa, um sicherzugehen, dass es sicher erledigt wird." Alistair schaute mich entsetzt an und auch ich konnte nicht fassen, dass uns so eine simple Aufgabe zu Teil wurde. ,,Wollen Eure Majestät damit sagen, dass wir nicht an der Schlacht teilnehmen werden?" fragte ich vorsichtig doch bestimmt. ,,Wir brauchen das Leuchtfeuer, sonst wissen Loghains Männer nicht, wann Sie angreifen sollen," argumentierte Duncan doch Alistair schien nicht sonderlich zufrieden damit zu sein. ,,Seht ihr? Wir alle ernten unseren Ruhm!" sprach der König freudig und schaute mich an. ,,Euer Majestät," begann Duncan mit besorgter Stimme, ,,Ihr solltet die Möglichkeit bedenken, dass sich der Erzdämon zeigen könnte." ,,Wir haben in der Wildnis keine Drachenspuren gefunden," erklärte Loghain. ,,Sind Eure Männer nicht genau deswegen hier, Duncan?" fragte der König besonnen. ,,Ich... Ja, Eure Majestät." Überraschend tauchte ein Mann in einer Robe auf. ,,Eure Majestät! Das Leuchtfeuer wird nicht nötig sein. Der Zirkel der Magi wird..." ,,Wir werden Euren Zaubern keine Leben anvertrauen, Magier!" unterbrach ihn eine ältere Dame in einer mit gold verzierten Gewanden der Kirche des Lichts. Es war die wehrte Mutter und wir verbeugten und. ,,Hebt Sie für die Dunkle Brut auf!" ,,Genug!" unterbrach Teyrn Loghain bestimmt. ,,Der Plan wird aufgehen. Die Grauen Wächter werden das Leuchtfeuer entzünden!" ,,Vielen Dank, Loghain," stimmte der König zu und Loghain nickte, wandte sich ab und ging in Richtung der großen Tafel, wo noch kräftig gefeiert wurde. ,,Ich kann diesen glorreichen Moment kaum erwarten! Die Grauen Wächter stellen sich an die Seite des Königs von Ferelden der Flut des Bösen entgegen!" Erfreut rollte der König die Karte von Ferelden zusammen und band diese mit einer roten Schnur fest. Er blickte zu uns, nickte uns mit seinem charmanten Lächeln im Gesicht zu und verschwand mit seinen Wachen.
Alistair seufzte, während wir die Anhöhe hinunter gingen und uns zu den Zelten aufmachten. ,,Ich kann nicht glauben, dass wir nicht mit dir in die Schlacht ziehen." ,,Du hast den König gehört. Es ist sein Wunsch, dass zwei graue Wächter das Licht des Leuchtturms entzünden, sonst wissen Teyrn Loghains Männer nicht wann sie angreifen sollen.'' Ich schmunzelte und Duncan schaute zu mir. ,,Verzeiht, dass ich lachen muss, aber dies ist Kleinstarbeit. Alistair und ich sollten nicht Fackelträger spielen sondern mit Euch die Dunkle Brut abschlachten." Wir kamen an meinem Zelt an, wo Lendrad mich sehnlichst erwartete und herausgestürmt kam und kurz aufbellte. ,,Leise Lendrad," flüsterte ich und tätschelte seinen Kopf. ,,Es gibt nichts, was den König umstimmt. Findet Euch damit ab," raunzte Duncan. ,,Aber," begann Alistair doch Duncan fiel ihm ins Wort, ,,Ihr werdet morgen vor Schlachtbeginn zum Turm von Ishal gehen und an der Spitze des Turm warten, bis ihr das Zeichen erhaltet." Ich blickte zu dem größten Turm. ,,Dieser dort?" Duncan nickte. ,,Nun ruht euch aus," schlug Duncan vor und wendete sich von uns, um zu seinem Zelt zu gehen, doch Alistair fasste ihm an die Schulter und schaute ihm tief in die Augen. Ich kann mich gut an Alistairs traurige Augen erinnern, fasst so, als hätte er wie ich seinen Vater das letzte Mal sehen können. ,,Duncan," hauchte er, ,,möge der Erbauer über uns wachen." Duncan drehte sich zu uns. ,,Möge er über uns alle wachen." Ein letztes Mal schaute er uns an und ging langsamen Schrittes zu seinem Zelt. Alistair blickte zu mir, seine sonst so freudigen braunen Augen mit Enttäuschung gefüllt, und versuchte zu lächeln. ,,In dem Kleid könnt Ihr morgen nicht antreten, Elissa." Ich lachte laut auf, mit sowas hatte ich nach seinem Blick nicht gerechnet. Lendrad bellte fröhlich auf und wedelte mit seinem kurzen Schwanz hin und her, wie als würde auch er lachen. ,,Nein, nein Alistair. Der Dunklen Brut kann ich wohl nicht damit imponieren. Ich habe da etwas passenderes." ,,Dann bin ich ja erleichtert," gluckste er. ,,Nun, ich werde dann mal etwas versuchen zu schlafen. Gute Nacht." Alistair grinste, wandte sich ab und ging zu seinem Zelt. Ich drehte mich um, nahm die Zelttür in die Hand und spinkste hindurch. Als ich seine roten Haare anschaute und an seine großen Augen dachte musste ich an Dairren denken. An unsere gemeinsame letzte Nacht. Ich glaube, ich entwickelte einen gewissen Geschmack an rothaarigen Männern und schloss kichernd das Zelt und legte mir das Kleid ab. Meine langen braunen Haare band ich zusammen und legte mich hin. Die Feldbetten waren ungewohnt hart und ich konnte trotz Müdigkeit kaum einschlafen. Meine Gedanken schwirrten wild umher. So viele Eindrücke, Gefühle, Schmerzen, Trauer... Es fühlte sich nach Stunden an bis ich durch die Erschöpfung einschlafen konnte
Es gewitterte und ein lauter Donner ließ mich aufschrecken. ,,Lendrad," rief ich aufgeregt und dieser wimmerte kurz auf. Ich atmete tief ein und aus und versuchte meine zitternden Beine zu bewegen. Meine Kräfte sammelnd trank ich einen Schluck Wasser und ging in Richtung meiner Rüstung. Meine Rücken schmerzte von der harten Pritsche und ich streckte mich erstmal. Komisch, dachte ich als ich meine Rüstung betrachtete. Ich erinnerte mich grarnicht sie poliert zu haben, denn es bleib dazu ja keine Zeit. Wahrscheinlich war es das Elfenmädchen Nesali, dass zuvor mein Schwert säuberte. Als ich mir meine Haare zusammenflechtete und diese zu einem Dutt bandt und die Schutzkleidung anzog hörte ich, wie die ersten Truppen hinunter ins Tal maschierten. Mabari bellten wild auf und ich hörte die Gebete einiger Kleriker. Der Sturm sauste um mein Zelt und heulte laut auf. Bevor ich die Plattenrüstung anzog holte ich die Farbe, die für das Kaddis der Mabari benutzt wird, hervor.
Ein Kaddis ist eine Kriegsbemalung. Je nach Farbe, Inhaltsstoffe und Muster der Bemalung hat es verschiedene Auswirkungen auf den Hund. Lendrad schien es zu genießen, als ich ihm die blutrote Farbe über den Rücken strich und ihm mit tiefschwarz einige Kreise und mein Familienwappen aufmalte.
,,Elissa?" hörte ich eine Stimme rufen. ,,Elissa, wir müssen los, bevor die Schlacht beginnt!" Es war Alistair, der vor meinem Zelt auf mich wartete. ,,Eine Sekunde!" rief ich und schnürrte meine Plattenrüstung zu. Bevor ich mein Schwert in die Hand nahm und in die Schlacht zog faltete ich meine Hände und begann zur beten. Für meinen Vater, der vertrauenswürdiger war als jeden anderen den ich kannte, meine Mutter, die eine ehrenhafte Kriegerin und wunderbare Ehefrau war, für meinen Bruder, in der Hoffnung, dass er noch gesund war und lebte und dafür, dass wir siegreich aus der Schlacht gehen und ich ihn, Duncan und den König wiedersehen konnte. ,,Komm, Lendrad," sagte ich, nahm das Familienschwert und öffnete das Zelt. Alistair lief auf und ab, die Arme verschränkt, und schien sichtlich nervös zu sein. Als er mich sah, bewegte er sich in die Richtung des großen Torbogens, wo die Brücke war, über die ich nach Ostagar kam. ,,Kommt! Wir dürfen uns nicht verspäten!" Ich bemerkte wie er schneller und schneller wurde und ich ihm hinterher laufen musste. Lendrad blieb stets dicht bei mir. Je näher wir der Brücke kamen desto lauter wurde das Geschrei, das Heulen der Mabari und das Donnern.
Auf der Brücke angekommen bot sich uns ein unvergesslicher Anblick. Unter der Brücke standen hunderte, nein tausende mutige Männer und Frauen jeglicher Rassen und Herkunft, bewaffnet und schwer gerüstet. Die Mabari bellten laut auf und knurrten und ihr Kaddis leuchteten blutrot. Einge Kleriker liefen durch die Reihen und segneten die Soldaten mit Weihrauch und Gesängen. Mein Blick schweifte über die Soldaten hinüber zu den Bogenschützen, die sich auf den Felsen positionierten. Die Felsenwände von Ostagar waren übersäht von ihnen. Weiter hinten bemerkte ich wie König Cailan und Duncan aus einem Turm hinaustraten. ,,Alistair schau!" rief ich und zeigte zu ihnen. ,,Duncan..." flüsterte Alistair und wir schauten zu ihnen runter.
,,Der Plan wird aufgehen, Euer Majestät," sagte Duncan zu König Cailan, der stolz nach vorne trat und die Soldaten begutachtete. ,,Natürlich wird er das. Die Verderbnis endet hier!" Aus der ferne sah ich einen Mann mit braunen Haaren und bewaffnet mit Schild und Schwert auf den König zulaufen. Ich zuckte zusammen denn auf dem Schild erkannte ich mein Familienwappen. Es war Fergus, mein Bruder! Er lebte und sah gesund aus. ,,Fergus!" schrie ich, doch ich war zu weit weg und ich wurde durch den Lärm überstimmt. ,,FERGUS!" brüllte ich erneut so laut ich konnte, doch wieder hörte er mich nicht. Ich konnte es nicht fassen und sackte zusammen. ,,Elissa!" rief Alistair und Lendrad wimmerte, so als würde er wissen was in mir vorgeht doch in diesem Moment interessierte mich nichts mehr. ,,Alistair," flüsterte ich, ,,ich muss da runter! Dort bei dem König ist mein Bruder!" Alistair blickte zu mir runter, packte meinen Arm und zog mich hoch. ,,Steht auf, Elissa!" Als er mich hochzog sah ich, wie aus der Korcari-Wildnis ein orange-rotes helles Licht aufstieg. ,,S-Sie kommen," stammelte ich und Alistair blickte zum Wald.
Aus der Korcari-Wildnis schien ein bedrohliches leuchtend rotes Licht, das immer näher kam. In meinem Kopf hörte ich plötzlich Stimmen. Es klang wie ein leises Flüstern, das ich nicht verstehen konnte und versuchte es durch zuhalten meiner Ohren verschwinden zu lassen aber es war noch immer da. Aus dem Wald trat langsam die Dunkle Brut hervor. Ein fauliger Geruch lag im Wind, den ich langsam gut erkennen konnte und sie kamen zu tausende aus dem Wald, kleine und große der Dunklen Brut, bewaffnet bis zu den Zähnen. Ein bestimmt zwei Meter Großer trat aus der Masse, bewaffnet mit einer riesigen Keule und einer Rüstung aus Gold und ließ ein lautes Gröhlen los. Die Dunkle Brut schien es kaum abzuwarten in den Krieg zu ziehen und uns abzuschlachten. Die Stimmen in meinem Kopf wurden lauter. Zwischendurch konnte ich nur ein Wort verstehen und es wiederholte sich immer wieder. Töten, flüsterten sie.
Aus ihrem verfaulten Gesichtern kamen Schreie, lautes Grummeln, sodass einige unserer Männer zusammenschreckten. Der König bemerkte dies, schien aber nicht zu wissen was er tun sollte und überlegte. Doch bervor er etwas tun konnte brüllte der Große der Brut auf und gab den Befehl zum Angriff. Sie rannten uns tausendfach entgegen und zwischen ihnen stampften große orkähnliche Wesen, bewaffnet mit riesen Klauen und Hörner. ,,Bogenschützen!" befahl der König und diese legten an und entzündeten die Pfeile. Der Offizier gab den Befehl zum Schießen und hunderte brennende Pfeile durchbohrten die Körper der Dunklen Brut und schalteten dadurch die ersten Reihen aus und setzten die Wege in Brand. ,,Hunde!" rief der König und die Züchter ließen die Hunde auf die Dunkle Brut los. Sie preschten durch die ersten Reihe und bissen die Brut tot. Ein Mabari wurde beim dem Versuch aufgeschlitzt und fiel blutend zu Boden ,,Für Ferelden!" befahl der König erneut und die Soldaten stürmten auf die Dunkle Brut zu. Katapulte schossen flammende Steine auf die Brücke und auf nahe gelegene Türme.
,,Wir müssen los! Wir haben kaum noch Zeit!" drängte Alistair und lief los. Überall prasselten brenndende Steine auf die Brücke. ,,Da müssen wir rüber?" fragte ich Alistair, während wir liefen und dieser nickte bloß. Na gut, dachte ich. Ich muss nur überleben. Ich muss es nur über die Brücke und zum Turm von Ishal und das Leuchtfeuer entzünden. Aus dem Augenwinkel sah ich wie einer der flammenden Steine auf Alistair zuflog. Ich konnte ihn gerade rechtzeitig davon abhalten weiterzulaufen, indem ich ihm am Arm packte und zurückzog, sodass wir beide zu Boden fielen. Das Geschoss ging genau vor unseren Füßen nieder und riss einen Teil der Brücke mit in den Abgrund. ,,Alistair! Tot bringen wir auch nichts!" rief ich und Alistair nickte mit Schreck im Gesicht. Am anderen Ende der Brücke angekommen kamen ein Magier und ein Soldat aus dem Turm von Ishal gestürmt. ,,Sie sind überall!" schrie der Magier und drehte sich ängstlich in unsere Richtung. ,,Ihr... Ihr seid die Grauen Wächter, nicht wahr?" erkundigte sich der Soldat aus der Ferne und wir gingen schnellen Schrittes zu ihnen. ,,Der Turm... Er wurde eingenommen." ,,Wovon redet ihr? Was meint ihr mit ,eingenommen'?" fragte Alistair den Magier skeptisch. ,,Die Dunkle Brut kam durch die tiefergelegenen Kammern nach oben!" erklärte der Soldat. ,,Sie sind überall! Die meisten von uns sind tot!" wimmerte der Magier. ,,Ruhig Magier!" befahl Alistair und der Magier zuckte zusammen. ,,Dann müssen wir zum Leuchtfeuer und es selbst entzünden!" erklärte ich und alle nickten. ,,W-Wir folgen euch," stotterte der Magier kleinlaut. Kaum, als er dies aussprach bemerkte ich tief im innern das Gefühl von Hass aber nicht von mir. Was war das und wo kam es so plötzlich her? Lendrad knurrte und bellte und bevor ich dahinter kam was es war schrie Alistair ,,Dunkle Brut!" Auf den hölzernen Aufbauten lauerten einige Bogenschützen und drei mit Schwerten bewaffnete liefen uns entgegen. Der Magier murmelte eine Formel und aus der Spitze formte sich eine Feuerkugel, die nach einigen Sekunden auf einen Bogenschützen niederging und diesen bei lebendigen Leib röstete. Ich war ganz verblüfft und gleichzeitig erschreckt welche Macht Magier besaßen doch riss mich eine schwertschwingende Dunkle Brut zurück in die Realität. Durch den Schwung sauste das Schwert auf mich zu und drohte mich damit in zwei Hälften zu zerteilen doch ich schütze meinen Kopf mit meinem Schild und schlitzte die Dunkle Brut mit einem Seitenhieb auf. Sein vom Unterleib getrennter Oberkörper fiel wie ein Sack zu Boden und blutete. ,,Wiederlich, diese Monster..." schimpfte der Soldat, steckte sein Schwert zurück in die Scheide und wir liefen durch den nächsten steinernen Bogen und erneut kreuzte die Dunkle Brut unseren Weg. Einige Soldaten verteidigten sich, doch waren Sie zahlenmäßig unterlegen. ,,Haltet ein!" rief der Magier und wir blieben stehen. Er murmelte wieder irgendeine Formel. Alistair wurde ungeduldig, doch bevor er etwas machen konnte prasselten Feuerbälle auf die Dunkle Brut nieder. ,,Wie...?" stammelte ich erstaunt und der Magier wischte sich den Schweiß von der Stirn. ,,Kometensturm," sagte dieser nur und zuckte mit den Schultern. Alistair rümpfte die Nase und lief los. In der Ferne sah ich ein großes Tor. Dies musste der Eingang vom Turm von Ishal sein. ,,Seht nur," sagte der Soldat und zeigte auf zwei Statuen vor dem Eingang. ,,Beim Erbauer. Diese Schädlinge schlugen Andrastes Kopf ab." Alistair und der Soldat öffneten das Tor.
Am Eingang offenbarte sich uns ein grausiger Anblick. Lendrad knurrte und schnüffelte an den Leichen. ,,Sie wurden ja alle geköpft..." flüsterte ich entsetzt. So etwas hatte ich noch nicht gesehen. Der Dunklen Brut war Ehrfurcht ein Fremdwort und sie waren scheinbar noch brutaler, wie ich vermutete. ,,Doch wo sind ihre Köpfe hin?" fragte der Soldat und lief durch einen Torbogen und wir folgten ihm. Nirgends war die Dunkle Brut zusehen doch wir fanden die Köpfe. ,,Beim Erbauer," flüsterte ich erneut. Aufgespießt auf Speere mit schmerzvollen Gesichtsausdruck verzierten sie die Schutzwalle. Wir durchquerten die große Halle und ich versuchte ja nichts anzufassen. ,,Hierher Graue Wächter. Dort gelangen wir zu der ersten Treppe," erklärte der Soldat und öffnete die Tür. ,,Und spürst du etwas, Alistair?" fragte ich vorsichtshalber und Alistair schüttelte den Kopf. ,,Ich spüre, dass sie sich weiter oben gesammelt haben. Es sind viele." ,,Magier, könnt ihr diesen ,Kometensturm' erneut verwenden?" fragte ich. ,,I-Ich müsste mich dazu etwas regenerieren. Oder ich bräuchte Lyrium..." ,,Kommt schon, Magier!" stöhnte Alistair laut auf, ,,Ihr wisst doch selber, dass Lyrium verboten ist."
Lyrium ist ein blauer pulverartiger Rohstoff, der in Gebirgen wächst. Es ist giftig für Mensch und Tier aber auch für Magier. Magier nutzen es für Rituale oder aber auch um neue Kräfte zu erlangen. Sie entziehen dem Lyrium die magische Energie.
,,Nun gut, dann bleibt hinten und helft nur, wenn es nötig ist," sagte ich und der Magier nickte. Wir öffneten die besagte Tür. Vor uns klaffte im Boden ein riesiges Loch und Lendrad lief dort hin und beschnüffelte es. ,,Vorsichtig Lendrad!" rief ich und er bellte. ,,Dort sind sie her gekommen..." merkte der Soldat an, ,,die Dunkle Brut ist dumm aber schlau genug, um uns auszutricksen und in den Turm einzudringen." ,,So etwas konnte man nicht vorhersehen. So einen großen Tunnel in der kurzen Zeit können nur hunderte der Dunklen Brut gegraben haben..." überlegte ich. ,,Entweder hunderte oder nur ein großer..." sagte der Magier und Alistair drehte sich zu ihm. ,,Meinst du etwa ein Oger ist hier!?" ,,I-Ich schätze mal schon. Sie werden doch nicht umsonst hierher gekommen sein..." ,,Der Magier ist garnicht mal so dumm," bemerkte ich, ,,aber wenn das der Fall ist wird es nicht einfach sein, dass Leuchtfeuer zu entzünden." ,,Wir müssen es für Duncan schaffen! Und für Ferelden!" rief Alistair erzürnt und stampfte in die Richtung zu der ersten Treppe und öffnete die nächste Tür. Wir betraten eine große Halle in dessen Mitte des Saals eine geköpfte Statue der Andraste brannte, an der mehrere Soldaten festgebunden waren. Überall lagen Knochen und Schädel und es roch nach verbranntem Fleisch. Der Gestank war übel und ich würgte. Wir machten einen großen Bogen darum und gelangten in einen Gang, der zur nächsten Treppe zu führen schien. ,,Vorsicht! Hier lauert Dunkle Brut," erklärte Alistair und ich zog mein Schild und Schwert. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich ein Katapult , was kleine Geschosse abfeuerte. ,,Magier! Wir werden die Dunkle Brut mit brennenden Geschossen überraschen und ihr werdet Nachzügler töten," schlug ich vor und alle nickten. Lendrad bellte und sie stellten sich in Position. Der Magier und ich schlichen zum Katapult hinüber und füllten diesen mit einem Stein. ,,Jetzt," zischt ich und der Magier entflammte den Stein mit einem kleinen Feuerball aus der Spitze seines Stabes. ,,Hier habe ich etwas nettes für euch, ihr wiederlichen Monster!" brüllte ich und ließ das Katapult los donnern. Noch bevor die Dunkle Brut reagieren konnte landete der Felsbrocken auf drei von ihnen und zermatschte sie. Einer wurde in Brand gesetzt und schrie vor Schmerz auf. Die restlichen Vier schienen nicht erfreut zu sein und rannten uns entgegen. ,,Lendrad, los!" befahl ich meinen Mabari und dieser stürzte sich mit gefletschten Zähnen auf den Ersten. Der Soldat wehrte einen Hieb ab und bohrte sein Schwert in den Oberkörper, während Alistair den Letzten zwei von ihnen den Kopf abschlug. ,,Na wie schmeckt euch das!?" schrie Alistair und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. ,,Mann, die haben wir aber überrascht!" lachte ich und lief mit dem Magier zu ihnen. Ich streichelte Lendrad und er hechelte glücklich. Wir öffneten die nächste Tür, hinter der auch die nächste Treppe auf uns wartete. Auf der nächsten Etage angekommen hörten wir eine Mischung aus Wimmern, Knurren und Bellen. Es waren Mabari, aber warum waren sie noch am leben? ,,Hinter der Tür wartet noch andere Dunkle Brut," erklärte Alistair und der Soldat öffnete langsam die Tür. ,,Die Mabari sind in Käfigen eingesperrt," flüsterte er und zeigte auf einen Schalter am anderen Ende des Raumes. ,,Wenn wir diesen Hebel umlegen lassen wir die Mabari frei, die die Dunkle Brut nur so zerfleischen wird." ,,Wie viele sind es denn insgesamt?" fragte ich und der Soldat öffnete die Tür ein wenig mehr und begann zu zählen. ,,Zwei Genlock Bogenschützen, Vier Hurlocks und ein Alpha Hurlock." ,,Hurlock? Genlock?" fragte ich erneut. Dieser Begriff waren mir noch fremd und der Soldat schaute mich verdutzt an. ,,Hurlocks sind die menschengroßen der Brut. Sehr schmal und flink. Die Genlock sind eher klein und stämmig," erklärte Alistair, ,,Siehst du den in der goldenen Rüstung?" ,,Ja," flüsterte ich. ,,Das sind die Alpha. Sie befehligen die Dunkle Brut und sind äußerst brutal und stark." ,,D-Dann sollten wir noch vorsichtiger sein," stammelte der Magier. ,,Alistair erhob sich und ging einen Schritt von der Tür weg. ,,Elissa! Ihr werdet mit Lendrad nach vorne preschen und den Hebel umlegen. Der Magier wird den Hurlock Alpha und die Bogenschützen in Brand setzen." ,,Das sollte ihn mächtig schwächen!" sagte der Soldat. ,,Und wir werden die Hurlocks ablenken und ausschalten!" fuhr Alistair fort. ,,Einverstanden? Und keine Tricks, Magier!" ,,J-ja keine Tricks," stammelte dieser nervös. ,,Also los!" befahl Alistair, öffnete die Tür und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich und den Soldaten. Die Dunkle Brut brüllte wütend auf und lief zu uns und die Mabari bellten aufgeregt agressiv. ,,Magier!" rief Alistair und dieser ließ nach dem Aufsagen einer Formel einen Flammenstrahl aus der Spitze seines Stabes erscheinen, der die Hurlocks und den Alpha in Brand setzten. ,,Elissa!" befahl Alistair und Lendrad und ich liefen aufs Wort los in Richtung des Hebels. Mit einem Kampfschrei lief der Soldat auf den ersten Hurlock zu und köpfte diesen, während Alistair ihm dicht folgte und ihm mit seinem Schild schützte. Der Hurlock Alpha, der immer noch mit dem Flammen kämpfte schien zu bemerken was wir vorhatten und befahl den Bogenschützen auf mich zu schießen. ,,Magier! Die Bogenschützen!" schrie Alistair und blickte zu ihm, doch diese war auf den Knien zusammengesackt; den Stab von sich entfernt. Ungeachtet dessen lief ich zum Hebel und war nur einige Sekunden von ihm entfernt, als vor mir ein Pfeil in den Boden sauste und meinen Fuß knapp verfehlte. Augenblicklich zog ich mein Schild, kniete mich hin und hörte, wie zwei Pfeile an ihm abprallten. ,,Lendrad, sie sind auf mich fixiert. Schalte den Hebel um." Er bellte, setzte zum Sprung an und mit einem gekonnten Sprung landete er auf dem Hebel und die Gitter öffneten sich. Überraschend stand der riesige Hurlock Alpha vor mir, den ich nur an seinem riesigen Schatten erkannte. Obwohl er noch leicht brannte erhob er seine riesige mit Stacheln besetzte Keule und wollte mich erschlagen, als ein Mabari trotz des Feuers auf ihn sprang und ihn in den ungeschützten Nacken biss. Ich schnappte kurz erleichtert auf und lief zu Alistair und dem Soldaten, die die Hurlocks ausgeschaltet hatten. Die Bogenschützen fielen den Mabari zum Opfer, die viel zu schnell waren. ,,Das war knapp," hechelte ich und sah, dass der Magier auf seinen Knien zusammengesackt war. Er atmete sehr schnell. ,,Was fehlt ihm?" fragte ich und kniete mich zu ihm runter. Seine Augen waren glasig. ,,Nicht, dass er sich in eine Abscheulichkeit verwandelt..." murmelte Alistair und verschrenkte die Arme. ,,Er scheint erschöpft zu sein," erklärte der Soldat. ,,Kommt," sagte ich und stand auf, ,,wir helfen ihm auf." Der Soldat und ich halfen ihm auf und er kam langsam zu sich. ,,D-Danke," stotterte er. ,,Wir müssen weiter! Teyrn Loghain wartet auf das Signal. Ich hoffe er ist angriffsbereit," rief Alistair und ging ungeduldig vor. ,,Könnt ihr alleine laufen?" fragte ich den Magier und dieser nickte. Ich vertsand die Missgunst gegenüber dem Magier, die Alistair hegte, mir ging es ja nicht anders, dennoch waren wir auf jede Hilfe angewiesen. ,,I-Ich werde keine weiteren Zauber wirken können," erklärte er auf dem Weg zur nächsten Treppe, ,,wir brauchen den Kometensturm für den Oger, sonst schaffen wir es nicht..." Ich bemerkte, wie Alistair stehen blieb und dem Magier einen wütenden Blick zuwarf. ,,Magier! Woher wollt Ihr wissen, dass..." Doch bevor Alistair aussprechen konnte musste ich mich einmischen. ,,Stopp, Alistair! Hört auf auf ihm herumzutrampeln! Er tut alles was er kann!" Alistair hielt inne und schaute finster drein. ,,Was machen wir nur, wenn da oben wirklich einer dieser monströsen Oger auf uns wartet?" Ich bekam Panik und Alistair schaute mich ratlos an. ,,Der Magier ist unsere einzige Waffe," fügte der Soldat bei und Lendrad bellte zustimmend. ,,Ich... ich spüre tief in mir einen tiefen Groll. Die Lust zu morden. Aber dieses Gefühl kommt nicht von mir. Als wir die Dunkle Brut töteten erlischte dieses Gefühl. Doch jetzt..." Ich hielt meine Hand auf meinen Bauch und spürte ein weiteres Grummeln, ,,... jetzt ist es nur viel viel stärker." ,,Ihr wollt die Wahrheit?" fragte Alistair mit besorgter Stimme. ,,Oben wartet ein Oger. Und ob wir es schaffen oder nicht: Wir sterben so oder so. Wenn wir das Feuer entfacht haben wird Dunkle Brut kommen und uns abschlachten also geben wir alles was wir haben." Alistair drehte sich um, öffnete die nächste Tür, die zur Treppe führte und stampfte sie rauf. Er hatte recht, dachte ich mir und mir wurde klar, dass es kein Entkommen gab. Die Dunkle Brut hatte strategisches Wissen und wenn sie bemerken, dass wir das Feuer entzündet haben werden sie es als Signal erkennen und es erlöschen. Als wir die Treppe hinaufstiegen schaute ich mich um. Der mutige Soldat nahm Stufe um Stufe und schien kein bischen verängstigt zu sein, während der schlacksige Magier sich kaum aufrecht halten konnte. Lendrad, dessen Fell blutverschmiert im Licht der Fackeln schimmerte blieb stets an meiner Seite und Alistair... Ich konnte ihn zu diesem Zeitpunkt einfach nicht verstehen. Du warst ein großes Rätsel.
Alistair öffnete die Tür, die zu einem kreisrunden Raum führte und da war es: ein drei Meter großer Oger, Klauen so groß wie mein Kopf und bewaffnet mit Hörnen, wie die eines Teufels. Es labte sich an einigen Leichen, schmatzte und sabberte lustvoll vom Geschmack des Menschenfleisches. Lendrad knurrte und bellte und das Monster bemerkte unser Ankommen. ,,A-Alle abgenagt... W-Was sollen wir..." stotterte der Magier ängstlich. Der Oger drehte sich zu uns und wischte sich den Mund mit dem um sein riesiges Handgelenk gebundenes Lederband ab und raunzte seltsam auf. ,,Es... Es freut sich uns zu sehen..." murmelte ich und der Soldat schien dies lustig zu finden und schmunzelte. ,,Wir sind ja auch seine nächste Mahlzeit." Es brüllte auf, es war das lauteste Geräusch, was ich je von einem Lebewesen gehört hatte. Seine Spucke flog wild umher und es stampfte auf dem Boden, schnappte sich seine Keule und ging auf uns zu. ,,Magier? Der Kometensturm!" flüsterte ich und stupste ihn an, doch dieser schüttelte den Kopf. ,,Ich kann noch nicht..." murmelte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Verdammt, dachte ich und überlegte wie ich dieses Monster ablenken konnte. ,,Lendrad! Los!" Lendrad bellte wütend und lief in einer hohen Geschwindigkeit auf ihn zu, sprang und biss ihm fest in Schulter. Es brüllte vor Schmerz und Alistair und der Soldat liefen los und rammten es mit Schwerter in die linke Seite des Bauches und in den Oberschenkel. Das Monster brüllte erneut auf, riss sich Lendrad vom Hals und warf ihn gegen den Kamin, der das Mittel zum Entzünden des Leuchtfeuers beinhaltete. Es war Lyrium, das wild umherflog. ,,Lendrad!" rief ich erschrocken und lief zu ihm. Er winselte kurz auf und verlor das Bewusstsein. ,,Das... wirst du noch bereuen!" schrie ich aus vollem Halse und erhob mein Schwert und rannte auf den Oger zu, doch dieser warf auch den Soldaten und Alistair zu Boden und Ich stoppte. Es zog sich die Schwerter, die immernoch in seinem Bauch und Bein ruhten, wie Zahnstocher raus und ließ erneut ein donnerndes Gröhlen los. ,,Magier," flüsterte ich verzweifelt und schaute mich im Raum um, denn ich konnte ihn nicht mehr finden. Überrascht sah ich den Magier hinter dem Oger, der auf mich zustampfte. Ich erkannte ein blaues Leuchten, der Magier tat irgendwas am Kamin. Der Oger kam mit jedem Schritt näher und näher, sowie auch die Wand hinter meinem Rücken.
Was sollte ich tun?
Wie sollte ich es besiegen, mit einem Schwert?
,,Aus dem Weg!" rief der Magier plötzlich und unterbrach meine verzweifelten Gedankengänge und ich ahnte, was er vor hatte. Der Magier rief eine Formel und der Oger drehte sich verwundert zu ihm um, was meine Chance war in Deckung zu gehen. Ich lief zu Alistair und dem Soldaten. Diese klammerten sich um meine Schulter und wir versuchten so viel Platz zwischen dem Oger zu bekommen wie möglich, doch auf einmal leuchtete die Decke flammenrot auf und der erste Komet prallte mit einem gewaltigen Donnern auf den Kopf des Ogers. Die Wucht schleuderte uns zum Kamin. Ich sah nicht mehr, was vor sich ging, da mein Kopf gegen die Wand prallte. Es schmerzte, doch riss ich mich zusammen, öffnete meine Augen einen Spalt und sah, wie der Oger von den Kometen und hundert Fetzen zerteilt wurde. Hitze stieg auf und so schnell wie die Kometen erschienen waren sie auch wieder weg. ,,Wie hast du das..." hörte ich Alistair fragen, doch bevor er den Satz aussprach brach der Magier zusammen. ,,Geht es Euch gut?" fragte mich der Soldat und half mir auf. ,,Ja... ja... Ich... es hat mich am Kopf erwischt," keuchte ich, packte mich am Kopf und ging langsamen Schrittes zu Lendrad, der noch immer bewusstlos am Boden lag. ,,Oh, Lendrad," flüsterte ich traurig und streichelte seinen Kopf. ,,Er hat das Lyrium inm Kamin benutzt," sagte Alistair, ,,und es war stark dosiert. Das hat er wohl nicht verkraftet..." ,,Er lebt noch!" rief der Soldat und ich atmete auf. ,,Können wir denn das Lyrium ohne den Magier entfachen?" ,,Können wir, es leuchtet nur nicht so stark," antwortete Alistair. ,,Entfacht es trotzdem!" sagte ich mit Nachdruck und Alistair nahm eine der Fackeln und entzündete das Signal.
Wir hatten es geschafft. Erleichtert umfasste ich den großen Kopf von Lendrad, der noch immer bewusstlos war, und legte meinen auf seinen. Nun würden die Truppen von Teyrn Loghain dazu stoßen und den König unterstützen. Die Dunkel Brut hatte keine Chance mehr.
,,Blast zum Rückzug!" befahl Teyrn Loghain lautstark und die Kommandantin, die sich erschrocken zu ihm wandte, verschrenkte die Arme. ,,Aber... was ist mit dem König?" fragte sie, ,,Sollten wir nicht...?" ,,Tut, was ich befehle," zischte Loghain und fasste sie bedrohlich am Unterarm. Wütend riss sie sich los und schaute ihm prüfend in die Augen, doch er drehte sich um und blieb stumm. Sie gehorchte, bewegte sich zur Truppe und sprach: ,,Rückzug, ihr alle! Bewegung!" Die Soldaten wunderten sich und murmelten, gehorchten aber und maschierten los. Zufrieden schaute Loghain auf die Spitze des Turms von Ishal, wandte sich ab und ziehte mit den Soldaten von dannen. Unten im Tal loderten Flammen und Soldaten auf beiden Seiten fielen. Duncan und der König töteten einen nach dem Anderen und setzten sich besser als jeder Soldat zur Wehr. Plötzlich vernahmen die Beiden ein lautes Grollen. Ein Oger stampfte zu Ihnen rüber und mit einem Hieb riss er Soldaten und auch welche der Dunklen Brut mit sich. Duncan hörte das Wütende Geflüster in seinem Kopf und drehte sich um, doch es war geschehen. Der Oger packte den König mit einer seiner riesigen Pranken und hielt ihn fest. König Cailan schwang sein Schwert aber konnte ihn nicht erwischen und lies es fallen. Wütend schrie der Oger König Cailan an und zerquetschte ihn mit einem festen Griff. Duncan hörte, wie Cailans Rüstung zersprang und Knochen zerbersteten. Wie ein Sack viel der König zu Boden und lag da. Rührte sich nicht. Er war tot.
Duncan spürte Zorn in sich auflodern. Ungebändigter Zorn, der diesmal nicht von der Dunklen Brut war, zog zu seinem Schwert noch seinen Dolch und lief auf den Oger zu, sprang und rammte ihm Beide in dessen Brust. Der Oger schrie auf und wollte nach Duncan greifen, doch dieser zog den Dolch aus dessen Fleisch und rammte ihn in den Hals. Er zog das Schwert aus dem Fleisch und rammte es in die Schulter, sodass eine Fontäne aus Blut herausspritze und der Oger zu Boden fiel. Mit letzter Kraft zog Duncan seinen blutbefleckten Dolch aus dem Körper des Ogers und wankte zum Leichnam des Königs. Er fiel vor ihm auf die Knie, konnte es nicht fassen und blickte um sich. Die Dunkle Brut schlachtete die letzten der Soldaten ab. Wie konnte das geschehen? Duncan schaute schmerzerfüllt nach oben und traute seinen Augen nicht. Elissa und Alistair ließen erfolgreich das Signal, wenn auch schwach, aufleuchten. Doch wo sind die Armeen von Teyrn Loghain?
So viele Fragen... Sein Blick senkte sich gedemütigt und das letzte was er jemals sah war ein Hurlock Alpha, der seine Axt erhob und auf ihn zurannte, und dessen Armee...
Ich hörte laute, fauchende und gröhlende Geräusche. Es war ein wütender Mob der Dunklen Brut, die die Treppe heraufstürmte. Lendrad und der Magier waren immer noch bewusstlos und mein Kopf brummte stetig. ,,Sie kommen," flüsterte Alistair geschwächt und zog sein Schild und Schwert, ,,macht euch bereit." Ich ließ Lendrad los, der ruhig atmete, und zog auch mein Schwert. Es leuchtete im Schein des Signalfeuers und gab mir irgendwie Hoffnung. ,,Da sind sie!" schrie der Soldat und rannte auf sie zu, blieb aber stehen als er sah, dass sie in der Überzahl waren. Aus dem Augenwinkel sah ich wie ein Bogenschützen auf mich zielte, doch alles ging so schnell... Das letzte, was ich spürte, war ein stechender Schmerz in meiner rechten Schulter...
Ich öffnete langsam meine Augen und mir wurde bewusst: Ich war am Leben. Ich starrte an eine Holzdecke und hörte das Prasseln eines Kaminfeuers. Es roch nach Suppe und mein Magen begann zu knurren. Als ich versuchte mich zu erheben schmerzte meine Schulter ungehäuerlich und ich fasste sie vorsichtig an. Sie war mit Verbänden umwickelt, die sich schmierig anfühlten. Ich sah meine Schulter verwundert an und schaute mich im Raum um und zuckte erschrocken auf, als ich bemerkte, dass jemand am Kamin stand und die Suppe umrührte. Es war eine Frau, die ihre schwarzen Haare hochsteckte und einen Stab aus Holz am Rücken trug. Ihre linke Schulter war mit Federn geschmückt und ihr Oberkörper war mit einem leichten brombeerfarbenem Stoff umhüllt. ,,Wer...," krächzte ich, als hätte ich wochenlang nicht gesprochen und sie drehte sich um. ,,Aaah, endlich öffnet Ihr die Augen," sagte die Frau und bewegte sich zu dem Bett, auf dem ich lag. Verwundert rieb ich mir die Augen. Es war Morrigan! Ich traf Sie in der Korcari-Wildnis mit Daveth, Ser Jory, Lendrad und Alistair, als wir die alten Vertäge in den Ruinen eines Archiv bergen wollten. ,,Mutter wird erfreut sein!" ,,Dann... Dann sind wir in der Wildnis? In der Hütte Eurer Mutter?" ,,Ja. Wie geht es Eurem Gedächtnis? Erinnert Ihr Euch, wie Mutter Euch gerettet hat?" fragte Morrigan. ,,Sie hat mich gerettet? Von der Turmspitze?" Morrigan nickte. ,,Mutter konnte Euch, Euren Freund und den Hund retten, aber es war ziemlich knapp." Also lebten Alistair und Lendrad. ,,Doch was ist geschehen? Waren die Soldaten von Teyrn Loghain da?" erkundigte ich mich noch immer krächzend. ,,Dieser Mann, ich denke Ihr meint Loghain, hat sich zurückgezogen. Die Dunkle Brut hat die Schlacht gewonnen. Alle zurück gelassenen wurden getötet und Euer Freund... kommt nur schwer damit zurecht." ,,U-Und was ist mit den Grauen Wächtern geschehen? Und dem König?" ,,Alle tot. Seit Mutter es Eurem Freund gesagt hat schwankt er zwischen Verweigerung und Trauer. Er ist draußen mit Mutter am Feuer. Sie sagte sie wolle mit Euch reden." ,,Ich..." stammelte ich und starrte auf meine Füße. Alle sind tot. Nun auch mein Bruder Fergus. Der König, der die Macht hatte meine Familie zu rächen. Und Duncan. Der Mann, der mich rettete und mich zum Grauen Wächter machte. Alle tot.
,,Für den Moment sind wir sicher," unterbrach Morrigan meine trüben Gedanken, ,,Mutters Magie hält die Dunkle Brut auf Abstand. Ihr könntet also bald weiterziehen." ,,Ich muss raus und zuerst Alistair und Lendrad sehen!" Ich sprang auf und wollte zur Tür hinausstürmen als Morrigan ,,Wartet," rief und ich stoppte. ,,Zuerst solltet Ihr Euch etwas anziehen." Ich schaute an mir herunter und bemerkte, dass ich bloß Unterkleider trug. ,,Oh," sagte ich und ging zu meiner Rüstung, die vor einem Stuhl lag. Sie war poliert und glänzte richtig. ,,Als Mutter Euch fand war Sie blutverschmiert. Euer Freund hat sie gesäubert und gewartet bis Ihr aufwacht," erklärte Morrigan, die wieder am Kamin stand und in die Suppe Kräuter mischte. Ich lächelte und zog die Rüstung an. Mit meinen Fingern versuchte ich meine langen zotteligen Haare zu bändigen, was nur allzu schwer war. Ich nahm mein Schwert und Schild und öffnete die Tür.
Alistair und Lendrad standen am Sumpf und schauten in den Wald. Es war Tag und einige Sonnenstrahlen brachen durch die Nebelwand hindurch und man hörte Insekten summen. Morrigans Mutter stand am Feuer und schaute zu mir. Als auch Lendrad mich sah kam er auf mich zugestürmt und sprang auf mich, sodass ich auf die Knie fiel. ,,Lendrad, alter Junge!" rief ich freudig und streichelte ihn. Ich war so froh, dass es ihm gut ging. Alistair drehte sich um und schaute mich traurig und erleichtert zugleich an. Ich stand auf, ging auf ihn zu und lächelte, da ich einfach nicht wusste was ich sagen sollte. Mir fehlten die Worte.
Plötzlich umarmte mich Alistair fest und ich blieb wie angewurzelt stehen. ,,Ihr seid am Leben?" fragte er mit zittriger Stimme. ,,Ich war mir sicher, Ihr seid tot." ,,D-Das bin ich nicht..." antwortete ich und Alistair ließ mich los und schaute mich mit seinen großen braunen Augen prüfend an. ,,Dank Morrigans Mutter." ,,Seht Ihr?" rief die alte Frau, ,,Eurer kleinen Grauer Wächter-Freundin geht es gut." ,,Das kann alles nicht wahr sein..." murmelte Alistair, ,,Ohne Morrigans Mutter lägen wir tot auf der Spitze dieses Turms..." ,,Sprecht nicht über mich als wäre ich nicht hier, Bursche," schimpfte sie. ,,Ich wollte nicht... Aber wie soll ich Euch nennen? Ihr habt uns nie Euren Namen verraten." ,,Namen sind hübsch aber wertlos. Das Volk der Chasind nennt mich Flemeth. Das sollte seinen Zweck erfüllen." Alistair und ich schauten uns verdutzt an. ,,Die Flemeth aus den Legenden?" fragte ich. ,,Daveth hatte Recht, Ihr seid die Hexe der Wildnis, nicht wahr?" Flemeth lachte. ,,Und was bedeutet das? Ich kenne mich ein bischen mit Magie aus, und sie hat euch beiden nicht geschadet, oder?" ,,N-Nein..." seufzte Alistair. ,,Ich nehme an, wir sollten Euch danken," sagte ich und sie lachte erneut. ,,Wenn Ihr wisst, was gut für Euch ist, dann solltet Ihr das vermutlich tun." ,,Aber... Warum habt Ihr uns gerettet?" erkundigte ich mich skeptisch und Flemeth legte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck auf. ,,Nun, wir können ja schlecht alle Grauen Wächter auf einmal sterben lassen, oder? Irgendjemand muss sich ja um diese Dunkle Brut kümmern. Es war schon immer die Pflicht der Grauen Wächter, die Länder gegen die Verderbnis zu vereinen. Oder hat sich das geändert, als ich gerade nicht aufgepasst habe?" ,,Es hat sich geändert, als die meisten von uns abgeschlachtet wurden..." fügte Alistair hinzu. ,,Wenn Ihr denkt, dass ihr es nicht schafft, nur weil ihr Wenige seid, dann habt Ihr schon verloren," entgegnete Flemeth. ,,Aber wir haben die Dunkle Brut bekämpft! Der König hatte Sie schon fast besiegt! Warum hat Loghain das getan!?" fragte Alistair erzürnt. ,,Nun, das ist eine gute Frage. In den Herzen verbergen sich Schatten die dunkler sind als jede Kreatur. Vielleicht glaubt er die Verderbnis sei eine Armee, die er taktisch überwinden kann. Vielleicht begreift er einfach nicht, dass das Böse die wahre Bedrohung dahinter ist." ,,Der Erzdämon," flüsterte Alistair ehrfürchtig. ,,Aber was genau ist ein Erzdämon?" hackte ich nach. ,,Es heißt, der Erbauer habe die Alten Götter des Reichs von Tevinter vor langer Zeit dazu verbannt, in Gefängnissen unter der Erde zu ruhen. Ein Erzdämon ist einer dieser alten Götter, der erwacht ist und von der Dunklen Brut verdorben wurde. Ob Ihr daran glaubt oder nicht, die Geschichte beschreibt ihn als furchterregendes unsterbliches Wesen in der Form eines Drachens. Und nur Dummköpfe ignorieren die Geschichte." ,,Dann sollten wir zuerst Kontak zu den anderen Grauen Wächtern aufnehmen," schlug ich vor doch Alistair schüttelte den Kopf. ,,König Cailan hat sie bereits gerufen. Sie sind auf dem Weg hier her aber wir wissen nicht, wann Sie ankommen werden. Zudem bin ich mir sicher, dass Loghain bereits Schritte eingeleitet hat, um Sie aufzuhalten. Wir müssen davon ausgehen, dass sie nicht rechtzeitig ankommen." Jetzt schüttelte auch ich fassungslos den Kopf. ,,Was erhofft er sich von diesem Verrat an den König?" murmelte ich. ,,Den Thron?" antwortete Alistair, ,,er ist der Vater der Königin. Aber ich weiß immer noch nicht, wie er mit Mord davonkommen will." ,,Ihr redet, als sei er der erste König, der den Thron auf diese Weise besteigt. Wacht auf, Junge!" zischte Flemeth und Alistair seufzte. ,,Wenn Arl Eamon wüsste, was er getan hat, würde er ihn niemals unterstützen. Das Landthing würde ihn niemals unterstützen!" ,,Es gäbe einen Bürgerkrieg..." fügte ich hinzu und runzelte nachdenklich die Stirn. ,,Dann sollten wir zuerst Arl Eamon aufsuchen." ,,Ich schätze schon. Er war nicht in Ostagar, also hat er noch all seine Männer. Und er war Cailans Onkel," sagte Alistair und schaute mich an. ,,Ich kenne ihn. Er ist ein gutherziger Mann, der großen Einfluss im Landthing hat," bemerkte ich und Alistairs Augen weiteten sich, so als hätte er eine Idee. ,,Wir könnten nach Redcliffe gehen und ihn um Hilfe bitten! Er würde uns sicher anhören!" Doch mir wurde bewusst, dass die Männer des Arls zu wenige wären um etwas gegen die Dunkle Brut ausrichten zu können. ,,Die Grauen Wächter müssten doch noch andere Verbündete haben, oder?" ,,Natürlich!" rief Alistair, ,,Die Verträge! Die Grauen Wächter können die Hilfe der Zwerge, der Elfen, der Magier und anderer einfordern! Sie sind verpflichtet, uns gegen eine Verderbnis beizustehen!" ,,Ich bin vielleicht alt, aber Zwerge, Elfen, Magier, dieser Arl Eamon und wer weiß wer sonst noch... für mich klingt das nach einer Armee," sagte Flemeth und ich nickte. ,,Ich schlage vor, dass wir zuerst zu Arl Eamon reisen und mit Ihm sprechen," sagte ich. ,,Aber bevor ihr geht," unterbrach mich Flemeth, ,,gibt es noch eine Sache, die ich euch anbieten kann." Morrigan verließ die Hütte und der Geruch von würziger Suppe stieg empor. Lendrad begann zu winseln, er hatte scheinbar Hunger. ,,Die Suppe kocht, werte Mutter. Werden wir heute Abend Gäste haben oder keine?" ,,Die Grauen Wächter werden in Kürze aufbrechen. Und du wirst Sie begleiten."
,,Wie Schade... Was?" fragte Morrigan entgeistert und schaute ihre Mutter verdutzt an. ,,Du hast mich gehört. Du hast nämlich Ohren, ich bin ganz sicher!" lachte Flemeth. Mir war der Gedanke auch nicht gehäuer eine Abtrünnige mit zunehmen, aberin dem damaligen Zustand war mir das so ziemlich egal. Jede Hilfe war mir Recht, doch an Alistairs Gesicht erkannte ich, dass ihm dieser Vorschlag noch weniger als garnicht zusagte. ,,Danke, aber Morrigan will sich uns nicht anschließen," sagte ich, um die Situation zu entschärfen, doch Flemeth schüttelte ihre grauen krausen Haare. ,,Ihr Magie wird euch nützlich sein. Außerdem kennt sie die Wildnis und kann euch an der Horde vorbeibringen." ,,Habe ich kein Mitspracherecht?" zischte Morrigan erzürnt. ,,Du willst doch schon seit Jahren die Wildnis verlassen. Das ist deine Chance. Und Ihr, Wächter, seht das Bitte als Bezahlung für die Rettungsaktion, die ihr plant." ,,Ich will ja... dem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen," begann Alistair und zuckte mit der Schulter, ,,aber bringt uns das nicht neue Probleme? Außerhalb der Wildnis ist Sie eine Abtrünnige." Flemeth und Morrigan schmunzelten und Alistair sprach nur meine Gedanken laut aus. ,,Wenn Ihr von uns unrechtmäßigen Magiern keine Hilfe wollt, hätte ich euch wohl besser auf dem Turm gelassen." ,,Zurechtweisung angekommen..." raunzte Alistair und verschrenkte die Arme. ,,Mutter, so habe ich mir das nicht vorgestellt. Ich bin garnicht bereit..." ,,Du musst nicht bereit sein," unterbrach Flemeth die unsichere Morrigan, ,,diese Beiden sind alleine und müssen Ferelden gegen die Dunkle Brut einen. Sie brauchen dich. Ohne dich werden sie versagen und die Verderbnis wird alle hinwegraffen. Auch mich." ,,Ich... verstehe..." seufzte Morrigan und senkte nachdenklich den Kopf. ,,Und Ihr, Wächter? Versteht ihr auch? Ich gebe euch, was mir das Liebste auf der Welt ist und ich tue das, weil ihr Erfolg haben müsst!" Alistair und ich nickten stumm. Scheinbar fühlte er sich genauso überrannt wie ich. ,,Dann werde ich jetzt meine Sachen zusammenpacken. Die Suppe sollte fertig sein," fügte Morrigan hinzu. ,,Dann sollten wir die Suppe essen und dann brecht ihr auf." sagte Flemeth und bewegte sich zu ihrer Hütte hin. ,,Nun kommt," rief sie zu uns und wir folgten ihr in die hölzerne warme Hütte. In der Mitte stand ein kleiner Tisch, gedeckt mit vier Tellern und Löffel aus Silber. Für Lendrad stand eine Schale am Boden. Alistair und ich stellten Schild und Schwert neben die Einganstür und setzten uns an den Tisch, während Morrigan die Treppe, auf dem Rücken ein Beutel mit ihren Habseligkeiten, hinunterkam und sich zu uns gesellte. Flemeth schüttete jedem etwas ein. Eigentlich hatte ich keinen Hunger aber ich aß dennoch etwas. Die Wärme der Suppe tat richtig gut und ich fühlte mich etwas besser, doch genießen konnte ich nicht. Während die Dunkle Brut draußen tobte, meine Totfeinde draußen lebend ihren Sieg feierten und meine Familie, der König und Duncan nun im Nichts wanderten war es mir nicht möglich glücklich zu sein.
,,Leb wohl Mutter!" Es dämmerte und die letzten Sonnenstrahlen der sinkenden Sonne brachen durch die Nebeldecke, als wir entschieden los zu ziehen. ,,Vergiss nicht die Feuerstellen zu löschen. ,,Ich will ja nicht, dass bei meiner Rückkehr die Hütte niedergebrannt ist." ,,Ach was!" lachte Flemeth. ,,Viel wahrscheinlicher ist, dass bis zu deiner Rückkehr die ganze Gegend, einschließlich Hütte, von der Dunklen Brut verschlungen wird." Galgenhumor, dachte ich mir, wandte mich ab und starrte auf den Sumpf und die Libellen, die eifrig hin und her surrten. ,,Ich... meinte ja nur, dass..." stammelte Morrigan und Umklammerte ihre Tasche. ,,Ja ich weiß," sagte Flemeth und umarmte sie. ,,Und nun, macht euch auf den Weg! Husch!" rief Flemeth und wedelte mit Händen. ,,Wenn es euch nichts ausmacht bin ich nur eure stumme Führerin," schlug Morrigan vor und ging vorraus. Wir gingen nicht über die Brücke wie das Letzte mal, sondern folgten einem Pfad, der hinter der Hütte lag. ,,Natürlich. Wohin führt dieser Weg?" fragte ich. ,,Er führt zu einem kleinen Dorf namens Lothering. Es ist nicht weit von hier aber dort können wir Dinge erwerben, die uns sicherlich nützlich sein werden," antwortete sie und sprang graziös über eine Wurzel, die den Weg kreuzte. ,,Stimmt. Wir brauchen Zelte und Proviant," schlug Alistair vor und ich nickte zustimmend.
Es wurde immer dunkler und die Geräusche der Wildnis schienen immer lauter zu werden, doch wir spürten keine Dunkle Brut. Zwischendurch beobachtete ich Alistair, dessen Gesichtsausdruck zwischen Wut und Trauer wechselte. Duncans Ableben musste für ihn genauso schlimm sein wie für mich der Gedanke an Fergus. Noch in Ostagar konnte ich eine besondere Bindung zwischen den Beiden spüren und nun war es vorbei. ,,Wollt ihr vielleicht über Duncan sprechen?" fragte ich vorischtig und er blickte aus seinen Gedanken gerissen zu mir. ,,Ihr müsst das nicht tun... Ihr kanntet ihn nicht solange wie ich," antwortete er. ,,I-Ich dachte nur, Ihr wolltet vielleicht darüber reden." ,,Ich... sollte besser damit umgehen. Duncan hat mich schon am Anfang gewarnt, dass so etwas passieren könnte." Alistair seuzte tief und fuhr fort. ,,Jeder von uns kann in der Schlacht fallen. Ich hätte die Kontrolle nicht so verlieren dürfen, zumal so viel von uns abhängt. Die Verderbnis und... überhaupt alles. Es tut mir Leid." ,,Es gibt wirklich keinen Grund sich zu entschuldigen, Alistair," bekundigte ich behutsam und Alistair lächelte kurz. ,,Wisst Ihr, ich würde ihn gerne angemessen bestatten. Vielleicht, wenn alles vorbei ist und wir noch am Leben sind. Familie hatte er keine, glaube ich..." ,,Er hatte Euch," sagte ich lächelnd und Lendrad bellte zustimmend. ,,Ja, das stimmt wohl," pflichtete Alistair mir bei. ,,Es mag dumm klingen, aber ein Teil von mir wäre gerne in der Schlacht an seiner Seite gewesen. Ich habe ihn im Stich gelassen." ,,Nein, dass habt Ihr nicht! Er hat Euch das Leben gerettet, indem er Euch zum Turm schickte. Der Erbauer war wahrlich mit uns." ,,Ja, ich weiß," sagte Alistair und schaute mich an. ,,Ich glaube, er stammte aus Highever. Vielleicht werde ich dort eines Tages irgendetwas zu seinem Gedenken aufstellen oder so. Mal sehen." Wir folgten weiter dem Pfad und es wurde kälter. Die Nacht war angebrochen, doch Morrigan lief immer weiter. ,,Eure Familie, Elissa." unterbrach Alistair kurz die Stille, ,,Was ist geschehen? Ich will nicht neugierig erscheinen, es ist nur..." Ich schmunzelte. Mein Hals schnürte sich zu und ich brachte keinen Ton heraus. Zwei verdammte Tage sind vergangen und mein Leben hatte sich komplett gedreht; zu einem kompletten Alptraum. Alistair fasste mir an die Schulter und ich schaute ihn an. Vielleicht sollte ich ihn einweihen.
,,Nun, es war einen Tag bevor ich mit Duncan in Ostagar ankam. Arl Howe war bei uns zu Gast und sprach mit meinem Vater ab, wann er und mein Bruder Fergus nach Ostagar ziehen würden. Fergus ritt mit einigen Soldaten vor. Geplant war, dass ich während der Abwesenheit meines Vaters über das Schloss Cousland wachen soll, doch alles kam anders." Ich musste schlucken. ,,Was ist passiert?" fragte Alistrair. ,,Arl Howe hat uns verraten. Er hat Frau und Kind von Fergus getötet. Sogar unsere anderen Gäste wurden umgebracht. Sklaven, Kinder und Soldaten wurden alle von Howes Männer abgeschlachtet. Meine Mutter blieb zurück und beschützte bis zu ihrem letzten Atemzug meinen Vater, der schwer verletzt wurde." ,,Oh," flüsterte Alistair, ,,das tut mir Leid." ,,U-Und wisst Ihr was das Schlimmste ist?" fragte ich traurig und Alistair schüttelte den Kopf. ,,Mein Bruder lebte noch. Er war nur immer auf Erkundungstour in der Wildnis und hatte bis zur Schlacht einen festen Posten. Vor der Schlacht sah ich ihn von der Brücke aus... Er lebte noch..." Ich konnte den Satz nicht beenden. So schmerzhaft war der Gedanke, ihm so nah und doch so fern gewesen zu sein. Alistair schaute mich stumm an, schien nicht zu wissen was er sagen sollte und ich merkte, dass es ihm unangenehm war. ,,Aber," lächelte ich um diese Stille zu unterbrechen und wischte mir eine Träne weg, ,,um zu trauen habe ich noch genug Zeit wenn die Dunkle Brut nicht mehr ist." ,,Genau," rief Alistair und Lendrad bellte zustimmend. ,,Ich störe eure Plauderei nur ungerne aber ich wollte euch nur mitteilen, dass wir erst bei Tagesanbruch Lothering erreichen," erklärte Morrigan, die sich zu uns umdrehte und ihre Arme verschränkte. Ich seufzte und Morrigan zog fragend eine Augenbraue hoch. Eine so lange Strecke musste ich noch nie zu Fuß bewältigen und schon garnicht in Rüstung aber wir konnten nie wissen was auf uns lauerte. Morrigan führte uns bloß um die Dunkle Brut herum aber sie waren auch nach Lothering unterwegs. ,,Komm, Lendrad," sagte ich und streichelte seinen großen Kopf.
In Denerim, der Hauptstadt von Ferelden, fand schon im Morgengrauen eine Rede des Teyrn Loghain statt. Im Thronsaal stand er auf einem Balkon, neben ihm seine schöne Tochter Anora. ,, ...und ich erwarte, dass sich jeder diese Männer bereitstellt. Wir müssen wieder das aufbauen, was wir in Otsagar verloren haben, und zwar rasch!" raunzte Loghain mit seiner tiefen Stimme und das Volk begann zu murmeln. ,,So mancher würde unsere derzeitige Schwäche ausnutzen, wenn wir es zuließen. Wir müssen die Dunkle Brut aufhalten, aber das muss Überlegt und ohne Zögern erfolgen." ,,Eure Lordschaft," hörte man eine Stimme aus dem leisen Gemurmel rufen, ,,darf ich sprechen?" Loghain schaute auf den Mann, der aus der Masse hervortrat und erhob die Hand als Zeichen, dass er reden durfte. ,,Ihr habt Euch zu Königin Anoras Regent erklärt und verlangt, dass wir zu unserem Besten gemeinsam unter Eurem Banner kämpfen... Was war mit der verlorenen Armee in Ostagar? Euer Rückzug war ein wahrhaft... glücklicher Zufall." Nun verwandelte sich das leise Murmeln in entsetztes Raunen und Loghain verschrenkte die Arme. ,,Mein Handeln diente stets der Sicherung von Fereldens Unabhängigkeit!" Er lockerte seine Arme und legte seine Hände auf die Ballustrade. ,,Ich habe meine Pflicht nicht vernachlässigt, und das dulde ich von niemandem!" ,,Das Bannorn wird sich Euch nicht beugen, nur weil Ihr es verlangt!" entgegnete der Mann und Loghain rümpfte die Nase. ,,So hört: Ich werde keine Bedrohung dieses Landes dulden! Von Euch nicht, von niemandem!" Nach diesen Worten wandte er sich ab und ging durch die nächst gelegene Tür, wo Arl Howe auf ihn wartete und etwas dringendes zu sagen hatte. Königin Anora, die mit gesenkten Blick alles verfolgte, schaute nun zu dem Mann, der als einziges das Wort an den Teyrn richtete. Als sie sah, wie er sich umdrehte und dabei war den Saal zu verlassen, rief sie nach ihm. ,,Bann Teagan, bitte!" ,,Eure Majestät," begann Teagan mit Nachdruck, ,,Euer Vater riskiert einen Bürgerkrieg! Wenn Cousland oder Eamon hier wären!" ,,Bann Teagan, mein Vater tut das Beste!" Teagan setzte ein müdes Lächeln auf und schüttelte den Kopf. ,,Hat er auch für Euren Gatten das Beste getan, Euer Majestät?" Er wandte sich ab und ließ die Königin, die sich verzweifelt an die Ballustrade klammerte, zurück.
Auch bei uns brach der Morgen an und wie Morrigan es versprach lichtete sich der Wald und man konnte Geräusche eines belebten Dorfes vernehmen. Am Randes des Waldes begann ein Hochweg, dem wir folgten. Dieser führte uns direkt zu Lothering. Ich war erleichtert, dass wir es geschafft hatten, denn so langsam ging mir die Luft aus und auch mein Mabari Lendrad wirkte schwach. ,,Dort ist Lothering," erklärte Morrigan, die die ganze Nacht hindurch ohne Murren oder einem Anzeichen von Müdigkeit durchlaufen konnte. ,,Was ist dort los?" fragte Alistair und zeigte auf eine Gruppe von fünf Männern, bewaffnet mit Schwertern und Dolchen, die auf dem Hochweg standen und sich unterhielten. Doch als sie uns bemerkten stellten sie sich in eine Reihe und schienen darauf zu warten, dass wir näher kommen. ,,Wir haben hier Reisende, die unserer Aufmerksamkeit bedürfen. Ich würde sagen der Bursche da ist der Anführer," sagte ein Mann der Gruppe, der von ihnen der Anführer zu sein schien. ,,Ich?" fragte Alistair und Morrigan ließ einen Gluckser los. Hinter dem vermeindlichen Anführer baute sich ein großer, kräftiger Mann auf der uns unsicher von oben bis unten beäugte. ,,Ähm... sie sehen ein bischen anders aus als die Anderen. Vielleicht sollten wir sie passieren lassen," sagte dieser. ,,Unsinn!" raunzte ihn der Anfürher an und wandte sich dann mit gespielt freundlichem Lächeln zu uns. ,,Seid gegrüßt, Reisende!" ,,Wegelagerer. Ich nehme an sie plündern die, die vor der Dunklen Brut fliehen," flüsterte mir Alistair zu und ich nickte zustimmend. ,,Sie sind verrückt sich uns in den Weg zu stellen. Ich erteile ihnen eine Lektion," zischte Morrigan, stemmte ihre Hände in die Hüfte und blickte düster drein. ,,Ich bitte euch," sagte der Anführer lachend, ,,ist das eine angemessene Art der Begrüßung? Es kostet euch nur zehn Silberlinge, dann könnt ihr weiterziehen, wie es euch beliebt." ,,Also seid ihr doch Zolleintreiber?" fragte ich ihren Anführer und dieser schmunzelte belustigt. ,,Ganz genau! Zur Enstandhaltung der kaiserlichen Hochwege. Er ist nicht im allerbesten Zustand, oder was meint ihr?" ,,Ihr repariert den Hochweg? Zu fünft? Das kann ich mir nicht vorstellen," lachte ich. ,,Euch entgeht wirklich nichts," raunzte der Anführer und ich bemerkte, wie es den anderen Wegelagerern in den Fingern juckte und sie diese auf den Griff ihrer Waffen legten. ,,Es ist nicht wirklich ein Wegzoll. Wir rauben euch einfach nur aus, versteht ihr?" sagte der kräftige Mann und kicherte. ,,Halt den Mund!" schrie der Anführer und verpasste ihm einen kräftigen Klaps auf dem Hinterkopf. ,,Selbst ein Genlock hätte das kapiert!" ,,Vergesst es, wir zahlen euch keinen Silberling," zischte ich und Lendrad begann zu knurren. ,,Ich kann nicht sagen, dass ich erfreut bin, das zu hören! Wir haben gewisse Regeln, müsst ihr wissen." ,,Genau," pflichtete der Kräftige bei, ,,Dann werden wir eure Leichen plündern. So sind die Regeln." ,,Hah," lachte Morrigan, ,,das könnt ihr gerne versuchen!" ,,Nun, das führt zu nichts," seufzte ihr Anführer und ruckartig zogen alle Männer ihre Waffen. ,,Männer? Beenden wir es!"
Mit lautem Gröhlen und erhobenen Schwertern liefen sie auf uns zu und waren bereit uns zu töten, doch ich hatte andere Pläne. ,,Tötet sie nicht!" befahl ich Morrigan, die schon einen Spruch murmelte, als ich mit meinem Schild den Schwerthieb des Anführers abwehrte und ihn wegschlug. Morrigan sprach eine andere Formel und unter den Füßen der Söldner erhob sich eine grüne glibbernde Masse, in der sie stecken blieben. ,,W-Was ist das?" fragte der kräftige und versuchte seine Füße aus der klebenden Flüssigkeit zu ziehen. Verdutzt beobachtete ich die Wegelagerer, die ängstlich zappelten, und ging auf den Anführer zu. ,,Und nun zu Euch," sagte ich mit drohend, richtete die scharfe Spitze meines Schwertes an den Hals des Anführers und Lendrad, der sich hinter mir postierte, knurrte. ,,Schon gut! Wir ergeben uns!" stammelte dieser und versuchte weiterhin aufzustehen, doch Morrigan erhielt den Zauber aufrecht. ,,Wir versuchen doch nur, über die Runden zu kommen, bevor die Dunkle Brut uns alle holt!" ,,Ihr habt euch die falschen Opfer ausgesucht," zischte ich. ,,Ja... natürlich. Wir sollten vorsichtiger sein. Verzeiht mir." ,,Was machen wir jetzt mit ihnen?" erkundigte sich Morrigan ungeduldig. ,,Ich habe Fragen und ich will Antworten," befahl ich und der Anführer blickte verwundert drein. ,,Was könnte ich Euch schon erzählen? Wir sind nicht mal aus dieser Gegend." ,,Habt ihr Überlebende der Schlacht von Ostagar gesehen oder zumindest von welchen gehört?" fragte ich und alle Wegelagerer schauten nachdenklich. ,,Aschekrieger kamen vorbei," rief einer der Gruppe, ,,aber wir sind ihnen aus dem Weg gegangen." ,,Habt Ihr sonst irgendwelche Neuigkeiten?" ,,Alle reden darüber, dass die Grauen Wächter den König in der Schlacht gegen die Dunkle Brut verraten haben. Deshalb ist er gemeinsam mit ihnen gefallen. Teyrn Loghain konnte sich gerade noch rechtzeitig zurückziehen. Seine erste Amtshandlung als Regent war, ein Kopfgeld auf die Graue Wächter auszusetzen," fügte der Anführer hinzu und ich drehte mich zu Alistair um, der besorgt den Kopf schüttelte. ,,Das kann nicht sein," murmelte er und verschrenkte die Arme. ,,Nun," sagte ich und wandte mich zum Anführer, ,,Ich habe keine Fragen mehr." ,,Dann lasst uns gehen!" bettelte er und Morrigan lachte. ,,Du wirst denen doch nicht erlauben hier lebendig weg zu kommen!" Ich steckte mein Schwert langsam zurück in die Scheide und stemmte die Hande in die Hüfte. ,,Lauft. Und kommt nie mehr hier her zurück. Lauft über den Hochweg zurück in die Korcari-Wildnis und betet dafür, dass euch die Dunkle Brut nicht erwischt."
,,Aber das..." ,,Schweig!" unterbrach ich den Anführer und dieser zuckte zusammen. ,,Löse den Fluch, Morrigan," befahl ich und sie seufzte. ,,Das kann nicht wahr sein..." flüsterte sie und die klebrige Substanz verschwand per Fingerschnipps. ,,Der Erbauer möge euch segnen," rief der Anführer, die Gruppe rappelte sich auf und begann zu laufen. ,,Soll die Dunkle Brut diesen Ort verschlingen," schrie einer der Wegelagerer und sie verschwanden im Dunkel der Korcari-Wild. ,,Das macht alles keinen Sinn," überlegte Alistair, während wir die Treppe, die vom Hochweg abgeleitet wurde und zum Dorf Lothering führte, hinunter stiegen. ,,Warum sollten wir den König verraten und uns somit selbst opfern?" ,,Narren glauben jede Erklärung in einer Zeit voller Sorge. Das ist nur menschlich," erwiderte Morrigan und rümpfte die Nase. Lendrad winselte. Aber auch ich verstand dies nicht. Konnte das Volk tatsächlich nicht erkennen, dass Loghain das Übel war?
Wir erreichten das Dorf Lothering, welches durch hohe Barrikaden aus Holz geschützt war und ein Templer stand am Eingang und bewachte durch seinen Helm aufmerksam das Geschehen. Überall standen Zelte und viele Menschen saßen an Feuerplätzen. Es waren Flüchtlinge, die vor der anmaschierenden Invasion der Dunklen Brut flüchteten. Auch Ihnen blieb unser Ankommen nicht unbeachtet und sie musterten uns von oben bis unten. In der Tat unterschieden wir uns von ihnen. Wir waren gut gerüstet. ,,Wir sind nun fast im Dorf angekommen," murmelte Alistair und blieb stehen. ,,Ein guter Zeitpunkt inne zu halten und uns zu unterhalten." ,,Ah, Ihr habt also doch beschlossen, wieder zu uns zu stoßen. Euch aus Trauer in Eure Klinge zu stürzen, war wohl zu viel verlangt, oder?" gluckste Morrigan. ,,Ist meine Trauer so schwer zu verstehen? Habt Ihr noch nie jemanden verloren, der Euch nahe stand? Was würdet Ihr denn tun, wenn Eure Mutter stirbt?" ,,Vor Ende meines Lachanfalls oder danach?" entgegnete sie und Alistairs Miene verfinsterte sich. ,,Genau! Sehr gruselig. Vergesst, dass ich gefragt habe!" ,,Lasst Alistair in Ruhe," fuhr ich Morrigan an doch diese setzte ein schiefes Lächeln auf und verschrenkte die Arme. ,,Ihr wart sehr schweigsam, Alistair," sagte ich und lächelte. ,,Ja," seufzte er und schaute auf den Boden, ,,ich weiß. Ich habe nur... nachgedacht." ,,Kein Wunder, dass es so lange gedauert hat," kicherte Morrigan. ,,Ich verstehe schon. Und jetzt stellen wir schockiert fest, dass Ihr in Eurem ganzen Leben noch nie einen Freund hattet," sagte Alistair. ,,Ich kann durchaus freundlich sein, wenn ich will. Aber der Wunsch nach mehr Intelligenz bringt noch keinen Erfolg," entgegnete Morrigan und ich wurde langsam nervös. ,,Wie auch immer," rief ich, ,,was möchtest Ihr denn besprechen?" ,,Was werden unsere nächsten Schritte sein?" fragte Alistair in die Runde. ,,Nun," begeann ich, ,,zuerst müssen wir uns Zelte und Proviant besorgen. Informationen von Dorfbewohnern und Flüchtlingen könnten auch nicht Schaden. Und wir sollten die alten Verträge nutzen." ,,Habt Ihr sie Euch schon angeschaut?" fragte Alistair und ich musste beschämt feststellen, dass es das letzte war, an das ich dachte und schüttelte den Kopf. ,,Wir haben Verträge für drei Hauptgruppen: Die Dalish-Elfen, die Zwerge von Orzammar und den Zirkel der Magi. Zudem halte ich es für das Beste, wenn wir zuerst Arl Eamon aufsuchen." Ich nickte und schaute Morrigan an, die neugierig das Treiben der Flüchtlinge beobachtete. ,,Morrigan," begann ich und sie blickte mit genervten Gesichtsausdruck zu mir, ,,was sollten wir Eurer Meinung nach tun?" ,,Folgt dem Feind!" zischte sie ohne zu zögern. ,,Findet Loghain und tötet ihn! Dann könnt Ih die Sache mit den Verträgen sicher in Angriff nehmen." Mit zweifelnder Miene schaute ich zu Alistair rüber, der auch missmutig die Arme verschrenkte. ,,Ja damit rechnet er ganz sicher nicht," begann Alistair, ,,Er hat ja auch den Vorteil nicht auf seiner Seite... keine Armee, keine Erfahrung..." ,,Ich wurde nach meiner Meinung gefragt," unterbrach Morrigan, ,,und habe sie geäußert. Wenn Ihr städig Gründe finden wollt, etwas nicht zu tun, dann stehen wir noch hier, wenn die Dunkle Brut uns verspeißt." ,,Dieser Plan steht außer Frage Morrigan!" raunzte ich sie von der Seite an. ,,Willst du, dass wir alle draufgehen? Damit ist keinem geholfen!" ,,Loghain wird uns sehr schnell in die Quere kommen und ihr werdet euch verfluchen nicht auf mich gehört zu haben..." murmelte sie und Alistair erschrak. ,,Habt Ihr das gehört? Sie will uns verfluchen!" Morrigan lachte, wandte sich von uns ab und bewegte sich durch die Flüchtlingmenge, die sie neugierig anstarrten. Alistair, Lendrad und ich folgten ihr verwundert und wir hielten an einer hölzernen Ballustrade an, an dem auch der Templer uns aus der Ferne beäugte.
,,Ihr da!" hörten wir eine blecherne Stimme rufen. Es war der Templer, der mit dem Finger auf uns zeigte. ,,Bleibt hinter uns," flüsterte ich zu Morrigan, die erneut genervt seufzte. ,,Wenn Ihr Flüchtlinge seid muss ich euch warnen. Hier ist kein Platz mehr!" ,,Wir sind keine Flüchtlinge," antwortete ich ruhig und der Templer musterte uns von oben bis unten. ,,Dann zieht weiter, wenn ihr könnt. Lothering ist verloren." ,,Was meint Ihr damit?" fragte Alistair neugierig. ,,In den letzten zwei Tagen sind Flüchtlinge aus dem gesamten Süden zu uns geströmt. Die Kirche und die Taverne sind völlig überfüllt. Es gibt einfach nicht genug Lebensmittel für alle und wir Templer können kaum noch die Ordnung aufrecht erhalten. Woanders wärt ihr besser dran."
Der Templer hatte Recht. Ein Zelt nach dem anderen türmte sich schon vor dem Dorf und im Dorf waren viele Flüchtlinge, die ihr wenig Hab und Gut auf dem Boden abstellten und sich so einen kleinen Platz sicherten. Familien, einzelne Personen, egal welchen Alters waren alle nur noch Flüchlinge. Es spielte keine Rolle was sie waren oder besessen haben. Die Dunkle Brut nahm sich alles.
,,Danke für die Warnung," murmelte ich und nickte ihm dankend zu. ,,Viel Glück, wohin auch immer ihr geht," rief der Templer uns hinter her, als wir tiefer in das Dorf gingen. Vor uns führte ein mit Runen verzierter hölzener Bogen zu einer Kirche und eine Brücke über den Fluss zur anderen Seite des Dorfes. ,,Lasst uns in der Kirche für unsere Reise beten," bat ich die anderen und Alistair nickte erfreut. ,,In die Kirche wage ich mich nicht rein. Zu viele aufgescheuchte Menschen," sagte Morrigan, faltete ihre Hände zusammen und streckte sich, ,,ich werde hier auf euch warten." ,,Vielen Dank," sagte ich und Alistair und Lendrad folgten mir. Als wir an der Kirche ankamen wurden wir von zwei schönen Figuren der Andraste begrüßt, die vor dem hölzernen Bogen aufgestellt waren. Die Statuen hielten eine Schale, die das ewige Feuer symbolisierten. Vor dem Tor hörten wir einen Mann schreien. ,,Der König ist tot! Es gibt keine Hoffnung mehr!"
Ein Mann, in leichter Rüstung und Fellen bekleidet, ging den Platz auf und ab. Seine Haare waren ganz zottelig und seine Haut bedeckt mit Schmutz. ,,Die Legionen des Bösen stehen vor der Schwelle! Sie werden sich an unseren Herzen laben!" ,,Bitte!" rief einer der Bauern, die den Untergangspropheten umringten. ,,Ihr erschreckt die Kinder!" ,,Es ist besser, sie selbst dem Tod zu übergeben, als sie in den Händen der Dunklen Brut leiden zu lassen!" ,,Ohje," flüsterte ich, ,,es ist besser wir halten uns aus den Angelegenheiten raus." ,,Das sehe ich genauso. Wir müssen nicht mehr als nötig auffallen," stimmte mir Alistair zu und wir gingen zum Tor der Kirche. ,,Dort!" hörten wir den Mann rufen und er zeigte auf uns. Ich erschrak und blieb stehen. ,,Zwei dieser Kreaturen sind bereits unter uns! An diesen Leuten klebt der Gestank des Bösen! Seht ihr denn die abscheuliche Dunkelheit nicht, die in ihnen steckt?" ,,Meint er uns?" fragte Alistair. ,,Ihr solltet mit solchen Anschuldigungen vorsichtig sein, Wilder!" rief ich, als ich mich lockerte und wir gingen auf ihn zu. ,,B-Bitte! Aufhören! Jemand soll ihm zum schweigen bringen!" brüllte einer der Bauern. ,,Aber er hat doch recht," stammelte ein Kirchenbruder und verschränkte die Arme. ,,Der Bann hat uns verlassen! Wir werden sterben!" ,,Diese Kreaturen sind die ersten derer, die uns vernichten werden!" schrie der Wilde und packte sich an den Kopf vor Schreck, als wir näher kamen. ,,Das reicht!" befahl ich. ,,Jetzt ist Schluss!" Der Wilde fuchtelte wild mit den Händen und hielt sein mitgenommenes Holzschild vor sich, um sich zu schützen. ,,Nein! Rührt mich nicht an! Ihr bringt Böses und Verderben! Das ist das Ende!" In dem Moment wollte ich ihn mir packen, doch er wich aus und lief von dannen, das Holzschild am Boden liegend. ,,Endlich ist dieser Chasind fort. Der schreit schon seit einer Weile hier rum," murmelte einer der Templer, die am Tor der Kirche wache hielt. ,,Er hatte recht, nicht wahr?" fragte der Kirchenbruder verängstigt. ,,Es gibt immer Hoffnung," sagte ich und schaute besorgt in die Runde. ,,Man darf nie aufgeben! Bringt all euren Mut zusamemen!" ,,Ihr habt recht!" rief der Kirchenbruder ermutigt und einige Bauern nickten. ,,Aber... wir sind keine Kämpfer. Was sollen wir tun?" fragte ein unsicherer Bauer die anderen. ,,Wir können uns nicht einfach hinlegen und auf den Tod warten. Wir müssen nach Norden, nach Denerim!" ,,Genau! Dort sind unsere Familien sicher!" Die Stimmung erheiterte sich und sie schöpften neuen Mut. Alistair und ich blickten uns an und lächelten. Wir dachten wohl das Selbe: Es gibt immer etwas, für das man kämpfen und hoffen kann! Die Gruppe löste sich auf und wir betraten die Kirche.
Bänke wurden bei Seite geschoben um Platz zu machen für die unzähligen Flüchtlinge, die aus kleineren Dörfern nach Lothering kamen um Schutz zu suchen. Templer überwachten das Geschehen und die Schwestern hatten alle Hände voll zu tun. ,,Seht dort," sagte Alistair und zeigte auf einen Templer. Er trug die Kommandantenrüstung und schien anderen Templern Befehle zu erteilen. ,,Von ihm können wir sicher etwas erfahren." Wir schlängelten uns durch die Flüchtlingsmasse, bis wir beim Kommandanten ankamen. ,,Seit gegrüßt," begrüßte ich den Anführer der stationierten Templer. ,,Ja, Herrin? Darf ich vorerst fragen, wer Ihr seid?" ,,Ihr könnt mich Elissa nennen und das ist Alistair," antwortete ich vorsichtig. ,,Ich bin Ser Bryant, der Kommandant der verbliebenen Templer Lotherings. Ihr wirkt nicht wie die anderen Flüchtlinge. Gehört Ihr zu Arl Eamons Rittern?" ,,Nein," antwortete Alistair. ,,Kommen viele seiner Ritter hierher?" Ser Bryant begann zu überlegen. ,,Es waren einige in letzter Zeit. Arl Eamon ist erkrankt und alle seine Ritter sind auf der Suche nach der heiligen Urne Asche Andrastes. Es heißt, sie heile alle Krankheiten." ,,Arl Eamon erkrankt?" fragte Alistair entsetzt. ,,Er muss wirklich krank sein, wenn ein Wunder das einzig mögliche Heilmittel ist!" stellte ich geschockt fest und auch Ser Bryant schien besorgt. ,,Einer der Ritter des Arl, Ser Donall, ist hier und jagt Hirngespinsten nach, während... Wie auch immer. Fragt ihn selbst, wenn ihr euch für seine Torheiten interessiert." ,,Dann sollten wir gleich zu ihm," schlug Alistair vor doch zuerst wollte ich mir Informationen beschaffen. ,,Habt Ihr irgendwelche Neuigkeiten gehört?" erkundigte ich mich. ,,Abgesehen davon, dass sich uns die Horde der Dunklen Brut nähert?" lachte Ser Bryant. ,,Keine davon ist gut. Es heißt, Teyrn Loghain wolle sich selbst zum König erklären. So kommt eine Katastrophe zur anderen." ,,Er riskiert einen Bürgerkieg," fügte ich gedanklich hinzu und der Kommandant nickte. ,,Hatte König Cailan keine Erben?" fragte Alistair. ,,Keinen, von dem wir wüssten. Teyrn Loghain hat keinen rechtmäßigen Anspruche auf den Thron. Auch wenn er ein Held und seine Tochter die Königin ist, so bleibt er doch ein Bürgerlicher. Außerdem ist der König nicht einmal richtig kalt." ,,Wenn Arl Eamon die Möglichkeit gehabt hätte, einzugreifen, wäre es vielleicht nicht so weit gekommen," stammelte Alistair sichtlich erzürnt und Lendrad bellte. ,,Es kümmert mich nicht wer den Thron besteigt. Nur Narren streiten um ein Haus, währedn es um sie herum abbrennt."
Loghain will den Thron besteigen. Die Vermutung, die Alistair zuvor am Haus vor Morrigans Mutter stellte schien sich zu bewarheiten. Wir mussten dies um jeden Preis verhindern!
,,Flüchtlinge seid ihr wahrlich nicht. Dennoch, ich wünsche euch eine sichere Reise. Möge der Erbauer über Euch wachen," sagte Ser Bryant, kreuzte die Arme und verbeugte sich. ,,Möge der Erbauer über uns alle wachen," erwiderten Alistair und ich, verbeugten uns und der Kommandant Ser Bryant verließ uns. ,,Der verräterische Loghain auf dem Thron?" zischte ich und Alistair begann wild mit seinen Händen zu fuchteln. ,,Was ist?" fragte ich und Alistair stoppte. ,,Redet nicht so laut über Loghain. Man sucht nach uns und jeder könnte ein Spion sein!" Alistair hatte recht, wir mussten vorsichtig sein.
Ser Donall beugte sich über ein Buch und begann es sorgfältig zu lesen. ,,Ser Donall?" fragte Alistair vorsichtig und dieser drehte sich um. ,,Wer...? Oh!" machte er und schaute freudig überrascht zu Alistair. ,,Ser Donall? Seid Ihr es wirklich?" erkundigte sich Alistair genau. ,,Alistair? Beim Erbauer! Wie geht es Euch? Ich... ich war mir sicher Ihr seid tot!" ,,Noch nicht," schmunzelte Alistair, ,,und das ist nicht Teyrn Loghains Verdienst." ,,Wenn Arl Eamon wohlauf wäre, würde er Loghain umgehend in die Schranken weisen," beklagte Ser Donall und ballte die Faust. ,,Ihr seid also hier , um nach der Urne der Heiligen Asche zu suchen?" fragte Alistair und Ser Donall nickte. ,,Es heißt, Andrastes Asche würde Krankheiten heilen. Aber ich fürchte, wir jagen einer Legende nach. Mit jedem Tag schwindet meine Hoffnung ein bischen mehr." Bruder Aldous hätte uns sicher mehr helfen können, dachte ich und seufzte. ,,Euch hat also die Suche nach der Asche hierher geführt?" fragte Alistair erneut. ,,Ich hatte gehofft, in der Bibliothek der Kirche etwas zu finden aber ich eigne mich einfach besser für den Kampf als für die Jagd nach Legenden." ,,Wir hatten gehofft," mischte ich mich ein, ,,wir könnten Arl Eamon treffen." ,,Das ist Elissa Cousl-" Ich räusperte mich laut. ,,Freut mich Euch kennen zu lernen!" unterbrach ich Alistair. Mein Name war zu bekannt und ich wollte nicht unnötig Aufsehen erregen. ,,Ganz meinerseits, Elissa. Warum fragt ihr?" ,,Nun," ergriff Alistair das Wort, ,,wir brauchen seine Hilfe gegen Teyrn Loghain." ,,Ich verstehe. Der Arl ist zwar ein beliebter Mann, aber Teyrn Loghain ist in ganz Ferelden ein Volksheld. Was auch immer der Teyrn getan oder gelassen hat ändert nichts am Zustand des Arls. Ihm gilt meine größte Sorge," erklärte Ser Donall und kratzte sich fragend am Hinterkopf. ,,Aber," begann ich zögerlich, ,,ist es überhaupt sinnvoll nach Redcliffe zu gehen?" Alistair überlegte und Ser Donall schüttelte traurig den Kopf. ,,Der Arl könnte bereits tot sein. Aber vielleicht hat sich sein Zustand in den Wochen, die ich schon fort bin, auch gebessert." ,,Wir sollten selbst nachsehen, was in Redcliffe vor sich geht. Davon bin ich jetzt mehr denn je überzeugt!" schlug Alistair entschlossen vor. ,,Das denke ich auch, Alistair. Wir müssen mit der Arlessa sprechen. Vielleicht weiß sie mehr," fügte ich hinzu und Ser Donall nickte. ,,Ich bin auf jeden Fall überzeugt, dass Ihr auf Schloss Redcliffe wilkommen seid," sagte er und verschränkte plötzlich nachdenklich die Arme. ,,Wann werdet Ihr nach Redcliffe zurückkehren?" fragte Alistair. ,,Sobald Ser Henric, mein Waffenbruder und Reisegefährter, hier eintrifft. Allerdings verspätet er sich..." ,,Wir sollten nun für die Gefallenen und unsere Famile beten, Alistair. Morrigan wartet auch noch auf uns," sagte ich und Alistair stimmte zu. ,,Ich wünsche Euch viel Glück. Alistair, ich hoffe, wir sehen uns eines Tages wieder," sagte Ser Donall, kreuzte die Arme und verbeugte sich. ,,Das hoffe ich auch, Ser Donall," erwiderte Alistair und wir verbeugten uns auf die selbe Weise. Ser Donall lächelte und wandte sich dem großen Buch zu.
,,Lasst uns auch für den Arl beten," schlug Alistair vor, während wir uns zum Ende der Kirche begaben. Ein Prister sang eine Strophe des Gesangs des Lichts, als wir uns auf die Gebetsbänke knieten und unsere Hände falteten.
Erbauer, höre meinen Ruf:
Führe mich durch die dunkelste Nacht
Stähle mein Herz gegen die Versuchungen der Niederträchtigen
Mache mich in den wärmsten Orten ruhen
Erschaffer, siehe mich kniend:
Denn ich gehe nur dahin, wo Du hin mich bittest
Stehe nur an Orten, die Du gesegnet hast
Singe nur Wörter, die Du in meinen Mund gelegt hast
Mein Erbauer, kenne mein Herz:
Nimm von mir ein Leben in Trauer
Erhebe mich von einer Welt aus Schmerz
Richte mich deinem endlosen Stolz würdig
Mein Erschaffer, richte mich ganz:
Finde Gefallen an mir in deiner Anmut
Berühre mich mit Feuer, sodass ich gereinigt werde
Sage mir, ich habe zu Deinem Gefallen gesungen
Erbauer, höre meinen Ruf:
Setze mich an Deine Seite im Tod
Mache mich Eins mit Deinem Ruhm
Und lasse die Welt einmal mehr dein Gefallen sehen
Denn du bist das Feuer im Herzen der Welt
Und Behagen weisst nur Du zu geben.
,,Erbauer, erhöre uns," fügten wir flüsternd hinzu und erhoben uns wieder. Ich fühlte mich besser, denn die Stimme des Pristers war warm und stark. Im Hintergrund loderte die ewige Flamme und umhüllte eine große wunderschöne Statue der Andraste in einem orangenen Schleier. ,,Kommt, Elissa. Wir sollten zu Morrigan und Proviant einkaufen," sagte Alistair und ging voraus. ,,Ja," stimmte ich zu, verbeugte mich vor der Statue und ging Alistair und Lendrad hinterher.
Vor der Kirche wartete Morrigan schon ungeduldig und verschrenkte die Arme als sie uns sah. ,,Endlich," seufzte sie und kam uns entgegen. ,,Dauert ja ganz schön lange wenn man betet." ,,Verzeiht aber wir trafen einen alten Freund von Alistair," erklärte ich lächelnd. ,,Alistair hat Freunde?" lachte Morrigan hämisch und Alistair blickte wütend drein. ,,Wenn man ein Herz hat kann das durchaus passieren. Das kennt Ihr vermutlich nicht, was?" entgegnete Alistair und ich seufzte. ,,Geht das schon wie-"
,,Verschwindet! Ich kann verlangen was ich will!" schrie ein Mann mittleren Alters aufgeregt zu einer Pristerin und unterbrach mich. ,,Ihr schlagt Profit aus dem Unglück der Leute! Ich sollte die Templer rufen, damit sie alles verschenken was Ihr in Eurem Wagen habt!" rief die Pristerin aufgebracht und der Mann lachte. ,,Das wagt Ihr nicht! Wenn Ihr meinen Waren auch nur einen Schritt zu nahe kommt, werde ich..." Wir entschieden uns, den Streit zu ignorieren und gingen an dem Händler und der Pristerin vorbei als...
,,Ho! Ihr da! Ihr wirkt kräftig!" rief der Händler zu uns und ich blickte ihn erbost an. ,,Kräftig? Wen nennt Ihr hier kräftig!?" fragte ich und der Händler winkte uns zu sich. ,,Hättet Ihr Interesse daran, einen kleinen Profit zu machen, in dem Ihr einem Geschäftsmann in Bedrängnis helft?" ,,In Bedrängnis?" raunzte Morrigan. ,,Sind die Leute etwa verärgert, weil Ihr keine Geschäfte machen könnt?" erkundigte ich mich mit Argwohn und der Händler schaute uns zuerst verwundert und dann entschlossen an. ,,Ja das kann man so sagen," raunzte er. ,,Die haben vielleicht Nerven," lachte Alistair sarkastisch und Morrigan seufzte. ,,Nur der Stärkste überlebt. Wenn die anderen an seiner Stelle wären, würden sie genau dasselbe tun." Ich schüttelte den Kopf. ,,Erklärt Euch Händler," wies ich an. ,,Ich habe nur begrenzte Vorräte. Die Leute entscheiden, was sie ihnen wert sind." ,,Die meisten Eurer Waren habt Ihr denselbden Leuten erst letzte Woche abgekauft! Jetzt müssen sie fliehen, um ihre Leben zu retten, und Ihr denkt nur an Euren Profit?" beklagte die Pristerin doch der Händler wedelte abwerten mit der Hand hin und her. ,,Hört zu ihr Fremden, Ich gebe Euch hundert Silberlinge, wenn ihr mir diesen Pöbel vom Hals schafft. Fangt am Besten mit der Pristerin an! Ich bin einfach nur ein ehrlicher Händler." Ich überlegte und Morrigan seufzte erneut laut auf. ,,Dies sind nicht unsere Probleme, Händler!" ,,Warte," rief ich und tat einen Schritt vor. ,,Ihr wollt Geld verdienen? Dann findet einen Kompromiss. Senkt die Preise für die Bedürftigen." Der Händler schien zu überlegen. ,,Vielleicht," so begann er," könnte ich das tun." ,,Tut was Ihr tun müsst. Solange die Preise nicht so hoch sind, dass sie die Bedürftigen runinieren!" rief die Pristerin. ,,Gut, gut," meinte der Händler und rieb sich die Hände, ,,Und da Ihr nicht sonderlich bedürftig ausseht, gelten für Euch die normalen Preise!" ,,Das kann ja wohl nicht..." maulte Alistair doch die Pristerin erhob die Hand und er stockte. ,,Vielen Dank für eure Hilfe. Der Erbauer möge über euch wachen." Die Pristerin wandte sich von uns ab und machte sich auf den Weg zurück in die Kirche.
,,Dann ist unsere Aufgabe also, jeden Dorfzwist persönlich zu schlichten? Das wird die Dunkle Brut mächtig beeindrucken..." Morrigan verschränkte die Arme und guckte düster drein. ,,Natürlich nicht," erwiderte ich, ,,das Letzte was ich möchte ist auffallen. In unserer jetzigen Situation wissen wir nicht wem wir trauen können." ,,Das stimmt," pflichtete Alistair mir bei, ,,Loghain lässt sicher nach überlebenden Grauen Wächtern Ausschau halten." ,,Lasst uns dort zu der Gaststätte gehen und Vorräte kaufen. Diesem Gauner überlasse ich nicht mein letztes Geld," schlug ich vor und zeigte auf ein großes Gebäude wo ein Schild mit zwei Krügen abgebildet war. Wir folgten dem Weg und überquerten den kleinen Fluss mit Hilfe einer Brücke und betraten eine kleine Schänke, deren Plätze gut besetzt waren. Nicht nur Flüchtlinge sondern auch einige wie Söldner erscheinende Männer starrten uns an und fingen an wild zu flüstern. ,,Vielleicht sollten wir nicht hier sein," flüsterte Alistair und wollte umkehren als zwei gut gerüstete Männer aufstanden und auf uns zukamen.
,,So so. Wen haben wir denn hier?" fragte einer der zwei. ,,Ich würde sagen wir sind gesegnet," fügte der andere, der einen Helm und ein Breitschwert am Rücken trug, hinzu. ,,Loghains Männer," zischte Alistair und ich erschrack leicht. ,,Haben wir nicht den ganzen Morgen damit verbracht nach einer Frau zu suchen die genau so aussieht?" fragte der Behelmte. ,,Und haben nicht alle gesagt sie hätten niemanden gesehen auf den diese Beschreibung passt?" ,,Es scheint als hätte man uns belogen," murmelte der andere durch seinen dunkelbraunen Bart und schaute mich prüfend an. Lendrad knurrte und ich legte meine Hand langsam auf den Griff meines Schwertes als eine Schwester mit kurzen roten Haaren auf uns zu kam. ,,Meine Herren," begann sie, ,,es besteht doch sicherlich keinen Grund für Streitigkeiten. Das hier sind ohne Zweifel nur ein paar weitere arme Seelen auf der Suche nach Schutz." ,,Sie sind mehr als das," raunzte der Bärtige und erhob drohend die Hand. ,,Jetzt geht uns aus dem Weg, Schwester. Wenn Ihr diese Verräter schützt droht Euch die selbe Strafe wie ihnen." ,,Wie kommt ihr darauf, dass wir die Verräter sind?" fragte ich erzürnt und die Schwester wandte sich zu uns. ,,Teyrn Loghain behauptet die Grauen Wächter hätten unseren König verraten. Wusstet ihr das nicht?" ,,Natürlich wussten wir das aber wir sind keine Grauen Wächter," erwiderte ich, da ich keinen Streit suchte und Alistair stimmte zu. ,,Genug geredet!" unterbrach der Soldat und zog sein Schwert. ,,Wir nehmen sie in Gewahrsam! Tötet die Schwester und jeden, der Euch in die Quere kommt!" ,,Nicht in meiner Schenke, ihr streunenden Bastarde!" schrie der Wirt des Hauses. ,,Nicht!" rief die Schwester und duckte sich geschwind um der Klinge des Breitschwertes auszuweichen. Mit meinem Schild wehrte ich den Hieb des bärtigen Soldaten Loghains ab. ,,Lendrad!" rief ich und Lendrad sprang mit einem Satz knurrend auf den Rücken des Soldaten und biss in dessen Nacken, sodass ich mit einem gut platziertem Hieb seine Hand abschlug und diese mit Schwert zu Boden fiel. Ein Schrei hallte durch den Raum und die Flüchtlinge gerieten in Panik und liefen aus dem Gasthaus. ,,Ihr verschreckt die Gäste!" rief der Wirt und die Wachen hielten inne. ,,I-Ihr habt gewonnen!" wimmerte der Soldat und hielt seinen Arm fest, an dessen Ende zuvor eine Hand war. Blut ergoss sich über den Boden zu einer riesigen Lache und floss in die Ritzen des Holzbodens. Der Geruch von Kupfermünzen verbreitete sich in der Luft. Der Soldat mit dem Helm holte ein Tuch aus seinem Beutel und wickelte es um den Arm seines Kameraden. ,,W-Wir ergeben uns," fügte er kleinlaut hinzu. Die Schwester kam wieder zu uns und stellte sich schützend vor die Soldaten. ,,G-Gut! Sie haben ihre Lektion gelernt und wir können aufhören zu kämpfen." ,,Wir haben nicht angefangen verehrte Schwester," sagte Alistair und verschrenkte seine Arme. ,,Zur Seite, Schwester," befahl ich mit hartem Blick und widerwillig ging sie zur Seite. ,,Töte diese frechen Hunde," zischte Morrigan doch ich hatte etwas anderes vor. Ich trat einen Schritt vor, zog mein Schwert erneut und hielt es in Richtung ihrer Nasen. Der Soldat, dessen Arm immer noch blutete, wimmerte laut auf. ,,Die Grauen Wächter haben König Cailan nicht verraten. Es war Loghain."
Langsam steckte ich mein Schwert in die Scheide und die Schwester und die Soldaten Loghains schauten mich verwundert an. ,,Ich," hauchte der am Boden kniende Soldat geschwächt, ,,war da. Der Teyrn... hat uns aus einer Falle gerettet..." ,,Er hat den König sterben lassen!" rief Alistair mit geballter Faust. ,,Die Wächter haben unseren König in den Tod geführt! Der Teyrn konnte nichts tun," erwiderte der andere Soldat und ich schüttelte den Kopf. ,,Dann lauft zurück zu eurem Eretter und betet dafür, dass wir euch nicht nochmal wiedersehen!" entgegnete ich und die Soldaten erhoben sich langsam und verließen das Gasthaus.
Erleichtert atmete die Schwester auf, wischte die schweißbedeckte Stirn ab und der Wirt kam aus seinem Versteck schimpfend hervor, einen Besen in seiner rechten Hand. ,,Verzeiht meine Einmischung aber ich konnte einfach nicht tatenlos daneben sitzen. Gestattet, dass ich mich vorstelle. Ich bin Leliana, eine der Laienschwestern der Kirche hier in Lothering. Das heißt: ich war es." Ich atmete tief ein uns aus. Meine Gedanken kreisten sich um mein brutales Vorgehen doch beruhigte ich mich mit dem Gedanken, dass sie uns ohne zu zögern geköpft hätten. ,,I-Ich bin Elissa und das ist mein treuer Mabari Lendrad," antwortete ich noch etwas zittrig. ,,Und das sind Alistair und Morrigan," fügte ich hinzu. ,,Sehr erfeut," sagte Alistair. ,,Die Männer sagten ihr seid Graue Wächter. Dann werdet ihr also die Dunkle Brut bekämpfen, richtig? Das machen Graue Wächter doch," fragte Leliana und blickte mir tief in die Augen so als wolle sie mich prüfen. ,,Worauf wollt Ihr hinaus?" fragte ich vorsichtig und sie lächelte. ,,Nach dem was geschehen ist braucht ihr doch sicher jede Hilfe die ihr kriegen könnt und deshalb komme ich mit euch." Verwundert blickte ich zu Alistair der genauso überrascht war. ,,Wieso wollt Ihr uns helfen? Wir haben doch angeblich den König verraten?" fragte ich erneut. ,,Der Erbauer will, dass ich mich euch anschließe. Das würde er doch nicht ohne guten Grund tun." Morrigan lachte verächtlich. ,,Wie kann sie uns schon eine Hilfe sein?" ,,Zufälligerweise kann ich gut kämpfen und beherrsche Kräuterkunde. Ich kann aus vielen Dingen Medizin machen und aus den richtigen Zutaten auch etwas leckeres kochen." ,,Dann ist der Erbauer auf unserer Seite," lachte Alistair. ,,Dann seid willkommen, Leliana," sagte ich und Lendrad bellte zustimmend. ,,Dann... glaubt ihr mir? Ich wusste das der Traum mir der Erbauer geschickt hat! Die Vision, dass ich euch diene und dadurch seinen heiligen Plan verwirkliche!" fügte sie hinzu und faltete erfreut ihre Hände. ,,Vielleicht ist Euer Schädel doch schwerer beschädigt worden als Mutter dachte, Elissa," sagte Morrigan und Leliana schaute verwundert. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Wirt sich uns näherte und drohend den Besen herumschwang. ,,Und nun schert euch davon! Ihr habt schon genug Chaos angerichtet!" ,,Wir sollten das Dorf verlassen," schlug ich vor, als wir die Schenke verließen und uns eine Schar aufgeregter Flüchtlinge entgegenkam. ,,Verräter!" schrie einer und warf einen Stein nach uns. ,,Ihr seid Schuld an dem Tod des Königs!" ,,Was ist denn jetzt los?" erkundigte sich Alistair, der von einem kleinen Stein am Brustpanzer getroffen wurde. Schützend hielt ich meine Arme vor meinem Gesicht und begann zu laufen. ,,Sie fliehen!" rief einer der Flüchtlinge und ein wütender Mob folgte uns bis zum Rand des Dorfes. Meine Beine wurden schwächer und ich stolperte. ,,Elissa!" hörte ich Lelianas weiche Stimme besorgt rufen und spürte einen Ruck an meinem Arm. ,,Steht auf! Sie haben uns gleich eingeholt!" Sie versuchte mich hoch zu ziehen aber ich konnte einfach nicht mehr. Zu sehr strapazierte mich der elend lange Fußmarsch nach Lothering und auch hier fand ich keinen Moment der Ruhe. Zudem belastete mich meine schwere Rüstung, ohne die ich sicherlich schon nicht mehr hier wäre und mein Magen knurrte. ,,Da sind sie!" Die erzürnten Dorfbewohner und Flüchtlinge kamen immer näher und plötzlich befand ich mich im Huckepack.
,,Was...? flüsterte ich und schaute auf den wuscheligen mit roten Haaren bedeckten Hinterkopf von Alistair, der mich mit einem Ruck auf seinen Rücken gehievt hatte. ,,Sprich deinen Dank später aus," lachte er und wir liefen zu einer Treppe, die erneut zu einem Hochweg führte. ,,Sie folgen uns nicht mehr!" informierte uns Leliana und Lendrad bellte.
Alistair schnaufte laut, als er mich auf die Treppe setzte und sich neben mir niederließ. Hinter der alten Windmühle, die sich unbeirrt weiterdrehte, sahen wir, wie der wütende Mob, der uns aus dem Dorf vertrieb, sich auflöste. ,,Das Leben eines Grauen Wächters ist aufregend," kicherte Leliana und setzte sich neben mich auf die Treppe. ,,Was ist mit Euch?" erkundigte sie sich. Ich wandte meinen Blick zu ihr und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich beschämt über mich war. Ich ließ mich gehen und Alistair musste mir helfen. ,,Alles gut," antwortete ich knapp und stand auf um Lelianas prüfendem Blick auszuweichen. Morrigan stand derweilen auf der Treppe und hielt nach etwas in unmittelbarer Nähe Ausschau. ,,Wonach sucht Ihr?" fragte ich um das Thema zu wechseln und Morrigan wandte sich zu mir. Das Sonnenlicht hinter ihr umhüllte sie in ein Leuchten, sodass ich sie kaum anschauen konnte. Meine Augen wurden trüb und ich blinzelte. ,,Ich habe einen Platz zum ausruhen entdeckt. Wir sollten unser Lager dort aufschlagen und morgen früh weiter reisen." ,,Endlich mal eine gute Idee aus Eurem Mund," seufzte Alistair höhnisch und Morrigans Blick verhärtete sich. ,,Passt auf, dass ich Euch nicht im Schlaf auffresse," engegnete sie und Alistair zuckte zusammen.
Lendrad, der zuvor ganz ruhig war, begann zu knurren. ,,Was ist los?" fragte ich ihn und streichelte seinen großen Kopf, als er in die Richtung des Hochweges bellte. ,,Dunkle Brut! Hier?" bemerkte Alistair und zog plötzlich sein Schwert. Leliana schaute sich mehr neugierig als ängstlich um und ich stand wie angewurzelt da. Ich spürte sie nicht. Aus der Ferne erkannte man zwei merkwürdige Gestalten, die in unsere Richtung rannten und einen großen Wagen zogen. ,,Das sind doch... Zwerge!"
Ein Zwerg mit roten Haaren, rundlichem Bauch und einem Bart aus mehreren zusammengelochteten Zöpfen kam in unsere Richtung gelaufen. Mithilfe eines anderen Zwerges mit blonden kurzen Haaren zog er geschwind einen Karren bepackt mit Fässern und Kisten. Verfolgt wurden sie von einer Schar der Dunklen Brut, die sich aus zwei Hurlocks in shwerer Rüstung und einigen Genlocks zusammenstellte. ,,Wir müssen ihnen helfen!" rief Leliana und zog zwei Dolche aus ihrem Schwesterngewand ,,Helft uns!" schrie der rothaarige Zwerg und blieb mit seinem Karren stehen. Der andere Zwerg fiel zu Boden und keuchte. Bevor ich begriff was geschah traf die dunkle Brut ein und die Hurlocks schrien wild auf. Drei Genlocks beschossen uns mit Pfeilen doch Morrigan brachte sie durch ein Flammenmeer zum schweigen und die Pfeile flogen erkohkelt auf den Boden. Verwundert beobachtete ich wie Leliana mit federleichten Fuße auf die Schulter eines Hurlocks sprang und mit einem gezielten Stich ihres Dolches ihn zum Fallen brachte. Lendrad stupste mich wimmernd an. Doch bevor ich ein Befehl geben konnte streckte Alistair den Letzten Hurlock nieder. Ich war eindeutig zu langsam...
,,Ihr seid gerae noch rechtzeitig gekommen!" hörte ich den Zwerg hinter mir rufen und ich drehte mich um. ,,Ich stehe tief in eurer Schuld." ,,Also ich..." begann ich und wollte sagen, dass ich nichts getan habe als mich Leliana unterbrach. ,,Gern geschehen," lächelte sie und der blonde Zwerg, der etwas ddümmlich drein schaute, lächelte freundlich zurück. ,,Mein Name ist Bodahn Feddic, Händler und Unternehmer. Das hier ist mein Sohn Sandal. Sag Hallo, mein Junge," bat der rothaarige Zwerg und sein Sohn grüßte uns. ,,Ich heiße Elissa und das sind Alistair, Morrigan, Leliana und mein Mabari Lendrad," stellte ich uns vor. ,,Was machen Zwerge an der Oberfläche?" fragte Morrigan gerade heraus uns Bodahn lächelte. ,,Was macht eine Magierin außerhalb des Zirkels?" Morrigan rümpfte die Nase und wandte sich ab, während Alistair schmunzeln musste. ,,In diesen Tagen ist es auf den Straßen ziemlich gefährlich. Dürfte ich fragen, was euch hierher führt? Vielleicht haben wir das selbe Ziel?" ,,Das bezweifle ich," antwortete ich rasch, ,,wir sind im Auftrag des Königs unterwegs." ,,Des Königs?" flüsterte mir Alistair zu und ich lief rot an. Mir war nichts besseres eingefallen doch der Zwerg schien zu verstehen ,,Wie ihr meint. Dann erlaubt mir euch erneut zu danken und Lebewohl zu sagen. Sag Auf Wiedersehen, Junge." ,,Auf Wiedersehen," sagte Sandal mit funkelnden Augen als er Leliana ansah. ,,Auf Wiedesehen," antwortete sie lächelnd. Die Zwerge hoben die Sachen die bei der Flucht vor der dunklen Brut vom Karren gefallen sind wieder auf und verstauten sie sicher.
,,Wir müssen das Lager aufschlagen," erinnerte mich Morrigan, die plötzlich neben mir stand und mich düster mit ihren gelb schimmernden Augen anstarrte. ,,Und wo stellt ihr euch vor dies zu tun?" erkundigte ich mich, nachdem ich mich von dem Schreck erholte. ,,Dort hinten fürht eine Treppe hinunter zu einem Bach," antwortete sie und zeigte in die Richtung. ,,Dann mal los," rief Alistair, ,,in diesem Dorf hält mich nichts mehr."
Das Geschrei der tosenden Dunklen Brut ertönte in einer unbeschreiblichen Lautstärke und ließ meine Ohren schmerzen. Sie sammelten sich in einer tiefen Schlucht, stark bewaffnet und mit Fackeln in den Klauen. Von der Ferne aus betrachtete ich diese Schlucht, aus der grüne Schwaden bedrohlich nach oben stiegen. Plötzlich fiel ein warmes rotes Licht in mein Gesicht, sodass ich meine Augen schließen musste und als ich sie wieder öffnen konnte blickte mich ein Hurlock an. Es brummte, als würde es mit mir reden und ich wollte schreien und es wegstoßen aber es kamen nur seltsame Geräusche aus meinem Mund und als ich meine Hände ansah... waren es die eines Hurlocks. Ich stand in mitten der Horde und war einer von ihnen. Was war das für ein Ort? Und warum verspürte ich nicht den Drang sie zu töten? Über mir vernahm ich ein infernalisches Gebrüll und ich schaute nach oben.
Ein riesiger Drache, bewaffnet mit spitzen Zähnen, übersäht mit Dornen und einem peitschenartigen Schweif flog über unsere Köpfe und schien uns etwas zu befehlen. Ich verstand kein Wort außer eines: Rache. Wut stieg in mir auf. Aber auf wen und warum? ... Wacht auf, hört ich eine menschlich klingende Stimme. War es der Drache, den ich nach dem Beitritt im Traum sah? Da... Schon wieder diese warme vertrauete Stimme. Wacht auf...
,,Wacht auf, Elissa!" Es war Alistairs Stimme, die mich mit Nachdruck aus dem Traum holte. Ich öffnete leicht meine Augen und fasste mir an die Stirn. ,,Was...?" hauchte ich und setzte mich halb auf, die Stirn von meinem Schweiß bedeckt. Ich war in meinem Zelt, welches wir vor Sonnenuntergang aufbauten. ,,Ihr habt geschrien. Böse Träume?" erkundigte sich Alistair behutsam. ,,Alles... wirkte so real," antwortete ich hauchend. ,,Ist es ja auch, irgendwie," lächelte er doch er schien auch besorgt. ,,Woher kommen diese Träume?" fragte ich mich erschöpft. ,,Wisst Ihr, ein Grauer Wächter kann die Dunkle Brut nämlich hören. Das war Euer Traum: Ihr habt sie gehört. Der Erzdämon ,spricht' mit der Horde, und das spüren wir auch. Daher wissen wir, dass es sich um eine Verderbnis handelt." Verdutzt senkte ich den Blick und mir viel der Drache ein, den ich gesehen habe. ,,Der Erzdämon. Ist das ein Drache?" ,,Ich weiß nicht, ob er wirklich ein Drache ist, zumindest sieht er so aus. Aber ja, das ist der Erzdämon." Fragend schaute ich ihn an. ,,Es dauert eine Weile, aber irgendwann könnt Ihr sie verdrängen. Einige alte Graue Wächter meinten, sie würden zum Teil sogar verstehen, was der Erzdämon sagt." Bei der Vorstellung lief es mir kalt den Rücken runter und ich wickelte mich in meine Decke ein. ,,Ich kann das nicht," fügte Alistair hinzu und grinste, als er mich eingepackt in der Decke im Schneidersitz sah. ,,Noch andere Überraschungen, über die ich Bescheid wissen sollte?" fragte ich. ,,Außer, dass Ihr jung sterben werdet und die Verderbnis alleine besiegen müsst? Nein, sonst gibt es keine Überraschungen." Alistair stand auf und verließ mein Zelt, ich stand auf und ging ihm hinterher. Lendrad begrüßte mich und leckte mir über das Gesicht und Ich streichelte ihm über den Kopf. Das Lagerfeuer loderte knisternd vor sich hin und Alistair setzte sich davor und wärmte seine Finger. Ich konnte nicht mehr einschlafen also setzte ich mich zu ihm.
,,Ihr könnt also nicht mehr schlafen?" fragte mich Alistair und ich schüttelte den Kopf. ,,Ruht Euch lieber noch was aus, denn Ihr seid als nächstes mit der Wache dran." ,,Danke für diesen Ratschlag aber ich kann ohnehin nicht mehr schlafen..." entgegnete ich worauf Alistair schmunzeln musste. ,,Ich hätte da eine Frage." deutete ich an und er schaute mich neugierig an. ,,Nur zu," sagte er. ,,Warum wollt Ihr wirklich zu Arl Eamon. Wurdet ihr von Ihm großgezogen?" ,,Tja in Wahrheit waren es Hunde. Riesige, sabbernde Hunde aus Anderfels. Ein ganzes Rudel von ihnen." ,,Deswegen versteht Ihr Euch so gut mit Lendrad," begann ich zu kichern. ,,Aber Flemeth habt Ihr etwas anderes erzählt. Ich dachte Ihr wärt im Schoß der Kirche aufgewachsen." ,,Oh, Ihr habt mir schon wieder zugehört! Ich dachte, darüber wärt Ihr hinweg. Ja, ich wuchs in der Kirche auf, aber dort hat es nicht begonnen. Mal sehen... Wie erkläre ich das?" fragte er und ich lächelte. ,,Mit einfachen Worten," antwortete ich. ,,Ich bin ein Bastard," begann Alistair und ich blickte irritiert drein. ,,Und spart Euch die Sprüche, ich meine damit, ich habe keinen Vater. Meine Mutte war Dienerin auf Schloss Redcliffe und starb, als ich noch sehr klein war. Arl Eamon war nicht mein Vater, aber er hat mich aufgenommen und mir ein Dach über den Kopf gegeben." ,,Das war sehr nobel von ihm. Das schädigt normalerweise dem Ruf einen Bastard aufzunehmen," fügte ich hinzu. ,,Er war gut zu mir, obwohl er es nicht musste. Ich respektiere ihn und verüble es ihm nicht, dass er mich in die Kirche schickte, sobald ich alt genug war." ,,Er ist also nicht Euer Vater? Dann wisst Ihr also wer es ist?" Alistair schüttelte den Kopf. ,,Ich weiß, wer es angeblich sein sollte aber es starb noch vor meiner Mutter. Es ist also nicht wichtig." Ich schaute traurig in das Feuer. Die Vorstellung nie einen Vater gehabt zu haben machte mich trübseelig. ,,Und warum schickte er Euch zur Kirche?" ,,Arl Eamon heiratete später eine junge Frau aus Orlais, was sein Verhältnis zum König trübte, so kurz nach dem Krieg. Aber er liebte sie. Jedenfalls verabscheute die neue Arlessa die Gerüchte, dass ich sein Bastard wäre. Sie waren falsch, aber sie kursierten. Dem Arl war das egal, aber ihr nicht." ,,Ihr wurdet abgeschoben?" fragte ich entrüstet. ,,Mit zehn Jahren wurde ich in das nächstgelegene Kloster gebracht. Auch gut. Die Arlessa sorgte dafür, dass das Schloss nicht mehr mein Zuhause war. Sie verachtete mich." Ungläubig schüttelte ich den Kopf und Alistair lächelte mir verständnisvoll zu. ,,Meine Anwesenheit hat sie verängstigt, das ist mir heute klar," fügte er hinzu. ,,Ich kann es ihr nicht verübeln. Sie hat sich bestimmt gefragt, ob die Gerüchte nicht doch wahr sind." ,,Die Arlessa sollte ihrem Gemahl vertrauen," entgegnete ich und Stille trat ein. Das Feuer knisterte leise vor sich hin und der Wind sauste durch die Baumkronen. ,,Ich hatte ein Amuett mit dem heiligen Symbol der Andraste," unterbrach Alistair die Stille, ,,die einzige Erinerung an meine Mutter. Als ich fortgeschickt wurde, war ich so wütend, dass ich es gegen die Wand schleuderte. Es... zerbrach." ,,Oh. Das tut mir Leid," sagte ich und fasste ihm kurz an die Schulter. ,,Das war sehr dumm," lachte er und fuhr mit den Fingern durch sein rotes Haar, ,,Der Arl besuchte mich einige Male im Kloster, aber ich war stur. Es gefiel mir dort nicht, und ich gab ihm die Schuld an allem... irgendwann kam er dann einfach nicht mehr." ,,Ihr wart jung. Ein Arl hat viel zu tun," versuchte ich ihn zu beruhigen doch Alistair setzte wieder ein schelmisches Grinsen auf. ,,Und wurde von Hunden aufgezogen. Zumindest habe ich mich immer so aufgeführt. Oder vielleicht benehmen sich alle jungen Bastarde so." Ich zuckte mit den Schultern. ,,Ich weiß nur, dass der Arl ein gute Mann ist und dass das Volk ihn liebt. Außerdem war er König Cailans Onkel, er müsste ein Intresse daran haben, Loghain zu bestrafen." ,,Das stimmt," bestätigte ich Alistair, der mich begann seltsam anzustarren.
,,Was? Stellt Eure Frage..." seufzte ich. ,,Wie lebte es sich als Tochter des Teyrn?" Schmunzelnd zog ich meine Decke dichter zu und schaute in den Himmel. ,,Größtenteils war es... anstrengend." Alistair begann lauthals zu lachen. ,,Schöne Kleider tragen und in weichen Betten schlafen ist also anstrengend! Gut, dass mich die Kirche aufgenommen hatte..." ,,Ich stand immer im Schatten meines älteren Bruders. Heute weiß ich, dass er mir damals den Pfad ebnete, meinen Vater würdig vertreten zu können." ,,Hat Euer Bruder Euch das Kämpfen mit dem Schwert beigebracht?" fragte Alistair nach und ich nickte. ,,Meine Mutter war früher eine Kämpfernatur aber sie war der Meinung, dass man als Frau so keinen würdigen Gatten finden kann. Niemand möchte eine verschwitzte schwertschwingende Amazone heiraten..." Alistair lachte und klopfte mir auf die Schulter. ,,Eure Mutter wäre stolz auf Euch. Habt Ihr denn ein Erinnerungsstück von Euren Eltern?" ,,Ja," antwortete ich mit einem Kloß im Hals, ,,das Schwert was ich bei mir trage. Es ist ein Familienerbstück. Mein Vater kämpfte damit Seite an Seite mit..." Plötzlich kochte es in mir. Alleine wenn ich an seinen Namen dachte hätte ich wild um mich schlagen können. Doch diese Wut schlug um in Trauer. ,,Elissa?" fragte Alistair vorsichtig und ich wandte mich wieder zu ihm. ,,Entschuldigt," japste ich und fasste mir an die Stirn. ,,Hm," hörte ich ihn schmunzeln und ich schaute ihn fragend an. ,,Nun, so habe ich auch reagiert, als Duncan mich nach meiner Mutter fragte..." ,,Wie seid Ihr eigentlich ein Grauer Wächter geworden?" ,,Genau wie Ihr," antwortete Alistair. ,,Blut trinken, fast daran ersticken, ohnmächtig werden. Das habt Ihr doch nicht schon vergessen, oder?" Seufzend schüttelte ich den Kopf. ,,Ich meinte davor!" ,,Also davor war ich in der Kirche. Ich wurde viele Jahre lang zum Templer ausgebildet. Was ich kann habe ich dort gelernt."
Templer erlernen von der Kirche die traditionelle Kampfkunst. Sie sind eine Art Armee der Kirche und werden für viele Aufgaben eingesetzt. Zudem jagen sie Abtrünnige; Magier, die nicht im Zirkel der Magi verweilen. Dafür lernen sie Mana zu entziehen und Zauber zu unterbrechen und dafür ist der Einsatz von Lyrium notwendig.
,,Dann seid Ihr oft im Kontakt mit Lyrium gekommen. Kann das nicht süchtig machen?" erkundigte ich mich neugierig. ,,Schon aber ich war es glücklicherweise nicht. Man erhält es erst nach dem Ablegen der Gelübde. Zum Erlernen der Templerfähigkeiten ist Lyrium gar nicht notwendig. Es macht sie nur wirkungsvoller. So heißt es zumindest. Vielleicht stimmt nicht einmal das." Leichtes Entsetzen kroch in meine Gedanken. Das würde ja bedeuten, dass die Kirche die Tepler absichtlich abhängig macht. ,,Die Kirche lässt ihre Templer normalerweise auch nicht gehen, sie könnten ja Gehimnisse verraten. Ich bin eine Ausnahme. Ich hatte Glück." ,,Und dann kam Duncan," lächelte ich. ,,Genau. Die oberste Klerikerin wollte mich nicht gehen lassen. Duncan musste mich deshalb einberufen. Sie wurde so zornig, ich dachte schon sie lässt uns beide einsperren!" ,,Ihr habt das Leben in der Kirche doch gehasst. Wieso wollte die oberste Klerikerin Euch nicht gehen lassen?" ,,Das habe ich mich auch gefragt," antwortet Alistair und verschränkte die Arme. ,,Sie hatte nicht gerade eine hohe Meinung von mir. Ich glaube, sie wollte den Grauen Wächtern prinzipiell nichts geben." ,,Sehr... engstirnig," murmelte ich leise. ,,Die Kirche hat nicht viel verloren und ich bekämpfe ohnhin lieber selbst die Verderbnis, als irgenwo in einem Tempel herumzusitzen." Plötzich änderte sich sein Gesichtsausdruck von nachdenklich zu traurig. Ich schaute ihn an ud verstand, woran er dachte. ,,Ich werde Duncan immer dafür dankbar sein, dass er mich rekrutiert hat. Ohne ihn wäre ich nie... ich hätte nie..." ,,Er war ein guter Mann," sagte ich und ein kleines Lächeln kam über seine Lippen. ,,Das war er. Ein guter Mann, der sein Schicksal nicht verdient hat, so viel steht fest. Ich... sollte besser damit umgehen. Duncan hat mich schon am Anfang gewarnt, dass so etwas passieren könnte. Jeder von uns kann in der Schlacht fallen. Ich hätte die Kontrolle nicht verieren dürfen, zumal so viel von uns abhängt, die Verderbnis und... überhaupt alles. Es tut mir Leid..." ,,Bitte entschuldigt Euch nicht!" rief ich und beugte mich vor. ,,Ich habe mich gehen lassen. Ich konnte nichts tun, als uns die Dorfbewohner jagten. Ich habe geschwächelt..." ,,Wir sind wohl alle einfach erschöpft..." fügte Alistair hinzu und ich setzte mich wieder. Meine Gedanken schweiften wieder zu Duncan. ,,Ich... würde ihn gerne angemessen bestatten. Vielleicht wenn alles vorbei ist und wir noch am Leben sind. Familie hatte er keine, glaube ich," erkärte Alistair und verschränkte wieder seine Arme und starrte in das prasselnde Feuer. ,,Er hatte Euch," bemerkte ich und Alistair schaute mir in die Augen. ,,Ja," flüsterte er, ,,das stimmt wohl. Es mag dumm klingen, aber ein Teil von mir wäre gerne in der Schlacht an seiner Seite gewesen. Ich habe ihn im Stich gelassen." ,,Ich weiß genau was Ihr meint," flüsterte ich, nahm einen Stock und schmiss es in das Feuer, welches hell aufloderte. ,,Aber dann wäre ich jetzt auch tot. Und das würde ihn auch nicht glücklicher machen. Ich glaube er stammte aus Highever. Vielleicht werde ich dort eines Tages irgendetwas zu seinem Gedenken aufstellen oder so. Mal sehen." ,,Wenn mir das Schloss Cousland wiedergehört werde ich jedem die Geschichte von Duncan erzählen!" beschloss ich und Alistair lächelte. ,,Danke," sagte er und schaute mich vertrauensvoll an, ,,ich meine es ernst. Es hat gutgetan, mal ein wenig darüber zu reden." ,,K-Keine Ursache," murmelte ich und lief rot an. Mir tat es auch gut mit ihm zu reden. Das Feuer wärmte mich und die Suppe, die Morrigan uns gekocht hatte, erfüllte mich mit Zufriedenheit. Aus dem Zelt von Leliana vernahmen wir ein Rascheln. Sie trat heraus, gerüstet und bewaffnet. ,,Oh," rief sie und kam zu uns näher heran, ,,Ihr seit schon wach, Elissa." ,,Nun," begann ich, ,,schlecht geträumt." ,,Ich werde Eure Schicht übernehmen," erklärte Leliana und setzte sich zu uns ans Feuer. ,,Das müsst Ihr nicht. Mir geht es schon besser," entgegnete ich und setzte mich auf doch Leliana schloss die Augen und holte ein Saiteninstrument hervor. Alistair und ich schauten uns verdutzt an. Sie setzte die Finger an die Saiten und begann diese zart zu bewegen. Sanfte Töne erklangen und ihr summen unterlegten diese. Eingewickelt in meine Decke schaute ich ihr zu und auch Alistair schien beeindruckt. Leliana stimmte eine Strophe vom Gesang des Lichtes an, während ihre Finger über die Saiten schwebte.
,,Viele Sünder wandern umher und fürchten, dass sie auf ewig verloren sind,
doch wer glaubt und bereut, ungerührt von der Finsternis der Welt,
wer weder prahlt noch Häme zeigt angesichts des Unglücks der Schwachen,
sondern sich erfreut an des Erbauers Gesetz und Schöpfung,
dem wird der Segen des Erbauers Frieden bringen."
Wieso gerade diese Strophe, dachte ich mir und wandte mich ab. Ich ging zu meinem Zelt, wo Lendrad davor lag und zufrieden Lelianas Gesang lauschte. Ich kletterte wieder hinein, schüttelte mein Kissen und legte mich auf den kalten Stoff. Sie hatte eine so wunderschöne Stimme.
,,Das Licht wird ihn sicher über die Wege dieser Welt bis in die nächste leiten.
Denn für den, der dem Erbauer vertraut, wird Feuer zu Wasser.
So wie die Motte das Licht sieht und der Flamme zustrebt,
sieht er das Feuer und strebt dem Lichte zu.
Der Schleier bedeutet dann nicht Unklarheit,
und es gibt keine Angst vor dem Tode mehr,
denn der Erbauer wird Lichtsignal und Schild sein,
Fundament und Schwert."
Meine Augenlider wurden schwerer und irgendwie fühlte ich mich für einen kurzen Moment leicht. Natürlich war es schwer, über meine Familie zu sprechen aber Alistair war für den Moment der Einzige, dem ich wirklich vertraute. Warum ich so fühlte war mir nicht klar aber ich war zu müde darüber nachzudenken. Erneut betrat Ich das Nichts und erhoffte eine ruhigere Nacht.
Der Morgen brach früh herein und weckte mich mit Vogelgezwitscher. Morrigan und Leliana waren schon auf den Beinen und räumten das Lager auf, während ich meine Rüstung anlegte und Ihnen dann zur Hand ging. Lendrad zog seine Kreise und bewachte uns stetig. Alistair, der die meiste Zeit der Überwachung übernahm, verließ als letzter sein Zelt. Wir machten uns auf den Weg zum Dorf Redcliffe. Je näher wir dem Dorf kamen desto nebeliger und kälter wurde es. Der Wald lichtete sich und die volle Pracht des Schlosses von Redcliffe erhob sich hinter dem See. Seine unzähligen Mauern und Türme ragten in den Himmel und schützten die Bastion. Doch alles wirkte so... unnatürlich ruhig. Alistair wurde immer langsamer, bis er einige Schritte hinter uns lag. ,,Elissa," hörte ich ihn rufen und wandte mich ihm zu. Auch die anderen blieben stehen und schauten ihn an. ,,Können wir uns kurz unterhalten? Alleine?" Verdutzt verschränkte ich die Arme und nickte. ,,Wir gehen dann schon mal vor," schlug Morrigan vor und Leliana und Lendrad folgten ihr. ,,Was gibt es?" fragte ich und Alistair wich meinem Blick aus. ,,Ich muss Euch etwas erzählen, das... ähm... ich Euch vermutlich schon eher hätte sagen sollen." ,,Was habt Ihr auf dem Herzen?" fragte ich und er blickte wieder zu mir auf. ,,Am Lagerfeuer erzählte ich Euch doch, dass Arl Eamon mich aufgezogen hat, richtig? Dass meine Mutter eine Dienerin im Schloss Redcliffe war und er mich aufgenommen hat?" Ich nickte. ,,Der Grund, warum er das getan hat, war, dass... nun..." ,,Nun macht mich doch nicht so neugierig," lachte ich. ,,Mein Vater war König Maric. Ich nehme an, das bedeutet, Cailan war... mein Halbbruder." ,,Was?" fragte ich schockiert und hielt die Hände vor meinen Mund. Alistair legte eine Hand an den Hinterkopf und schaute bedrückt drein. ,,Ich hätte es Euch gesagt, aber... für mich war das nie wichtig. Ich war unerwünscht, eine potenzielle Bedrohung für Cailans Herrschaft, also wurde ich verschwiegen. Ich habe es niemandem erzählt. Wer es wusste, lehnte mich entweder ab oder bevorzugte mich... Selbst Duncan hielt mich deswegen aus dem Kampf heraus. Deshalb wollte ich, dass Ihr so lange wie möglich nichts davon erfahrt. Es tut mir Leid." Ich schüttelte den Kopf. ,,Aber versteht Ihr nicht? Loghain wird den Thron besteigen. Und jetzt unrechtmäßig! Weiß er denn von Euch?" ,,Vermutlich," antwortete er zögerlich. ,,Er war König Marics bester Freund. Ich weiß nicht, ob das etwas bedeutet aber mir kam nie in den Sinn, dass das einmal von Wichtigkeit sein könnte." Ich verschrenkte die Arme erneut. Verstand Alistair nicht, dass er die Hoffnung auf Frieden war? ,,Ist es aber. Ihr seid Thronerbe und nicht dieser Hochverräter Loghain, der Euren Halbbruder auf dem Schlachtfeld sterben ließ." ,,Erbauer behüte uns! Ich bin Sohn einer Bürgerlichen und ich bin ein Grauer Wächter. Mir wurde früh zu verstehen gegeben, dass ein Aufstand oder Ähnliches von meiner Seite sinnlos wäre und das ist auch in Ordnung so." ,,Ich fasse es nicht..." murmelte ich und Alistair schmunzelte. ,,Wenn einer Thronerbe ist, dann Arl Eamon selbst. In Ihm fließt kein königliches Blut, aber er ist Cailans Onkel. Und, viel wichtiger, beim Volk beliebt. Obwohl... wenn er wirklich so krank ist, wie wir gehört haben..." ,,Denkt nicht daran, Alistair," ermunterte ich ihn, ,,wir werden uns vergewissern." ,,Danke," sagte er und wollte noch etwas sagen, als Morrigans laute Stimme ertönte. Wir wandten uns zu der Brücke auf dem der Rest der Gruppe stand und sich mit einem mit Bogen und Schwert bewaffneten Mann unterhielten. ,,Aus dem Weg! Wir haben keine Zeit für Narren!" schrie Morrigan überdeutlich und der Fremde zuckte zusammen. ,,Aber Morrigan!" raunzte Leliana und Lendrad bellte. ,,Was ist denn los?" erkundigte ich mich und der Fremde Mann faltete die Hände zusammen. ,,Bitte helft uns!" ,,Wobei?" fragte ich und der Mann fasste sich entsetzt an die Stirn. ,,Ihr wisst es nicht? Hat draußen niemand davon gehört?" ,,Wir wissen von der Erkrankung des Arls, falls Ihr das meint," antwortete Alistair und Morrigan stemmte die Hände in die Hüfte. ,,Wir müssen zu ihm. Und zwar sofort!" ,,Er könnte jetzt bereits tot sein. Seit Tagen hat niemand eine Nachricht aus dem Schloss gebracht." ,,Das hört sich nicht gut an..." sagte ich. ,,Wir werden angegriffen. Jede Nacht kommen Monster aus dem Schloss und greifen bis zum Morgengrauen an. Wir kämpfen alle... und sterben." ,,Es klingt nicht nach der Dunklen Brut," überlegte Alistair. ,,Hm!" schnaufte Morrigan. ,,Offenbar sind alle der Ansicht, die Verderbnis sei eine optimale Zeit, um sich gegenseitig umzubringen. Ganz großartig!" ,,Wir haben keine Armee, keinen Arl und keinen König. Niemand hilft uns. Viele sind tot und der Rest fürchtet es bald zu sein." ,,Was für Monster attackieren denn das Dorf?" fragte Alistair nach doch der Dorfbewohner schüttelte den Kopf. ,,Ich weiß es nicht. Niemand weiß das. Aber ich kann euch zu Bann Teagan bringen. Nur er hält uns noch zusammen. Er will euch bestimmt sehen." ,,Bann Teagan ist hier?" riefen Alistair und ich gelichzeitig und Morrigan seufzte. ,,Ja. Er ist in der Kirche! Bitte folgt mir." Er drehte sich um und öffnete das Tor, hinter dem der Weg hinunter ins Dorf lag. Dort angekommen bot sich uns ein seltsamer Anblick. Die Häuser standen leer und Frauen trugen mit Ihren Kindern Kleider, Laken und Essen in die Kirche. Die Männer im Dorf versammelten sich, warfen die restlichen Waffen zusammen und diskutierten lauthals über die kommende Nacht. Nebelschwaden, die vom See kamen, legten sich wie eine Decke auf den Boden und das Schloss verdeckte stetig die Sonne. Ich zitterte. Es fühlte sich an wie in Ostagar. Die Dorfbewohner starrten uns an, misstrauisch sowie hoffnungsvoll. Alistair, Leliana und ich verbeugten uns vor der Statue der Andraste und betraten die Kirche zusammen mit dem Fremden, gefolgt von Lendrad. Morrigan entschied sich wie erwartet vor der Kirche zu warten.
In der Kirche sah es sehr wüst aus. Tische und Bänke wurden bei Seite geräumt, sodass Platz für Schlafplätze gemacht wurde. Frauen und Kinder saßen beieinander; kochten, unterhielten sich oder beteten. Im hinteren Teil der Kirche erkannte ich Bann Teagan und auch er sah uns und kam uns langsam entgegen. ,,Äh... Tomas, oder?" fragte Bann Teagan den Dorfbewohner und dieser nickte. ,,Und wen habt Ihr da mitgebracht? Offensichtlich keine gewöhnlichen Reisenden," stellte er zudem fest und musterte uns. ,,Nein, Herr. Sie sind gerade angekommen, und ich dachte, Ihr wolltet sie sehen," sagte Tomas und Teagan lächelte zustimmend. ,,Gut gemacht, Tomas. Seid gegrüßt, Freunde! Ich bin Teagan, Bann von Rainesfere, Bruder des Arls." ,,Ich erinnere mich an Euch, Bann Teagan, obwohl ich bei unserem letzten Treffen viel jünger war... und voller Schlamm," entgegnete Alistair mit einem höhnischen Grinsen und Leliana und ich schauten uns fragend an. ,,Voller Schlamm?" wunderte sich Teagan und schaute nachdenklich Alistair an. ,,Alistair? Nein... Ihr seid es doch, oder? Ihr lebt! Welch großartige Neuigkeiten!" Er machte einen schnellen Schritt nach vorn und fasste Alistair freudig an die Schultern. ,,Immer noch am Leben, ja, obgleich es mich ebenso überrascht, Euch in selbigem Zustand zu finden," sagte Alistair, Teagan lockerte seinen Griff und verschränkte die Arme. ,,Ja, Loghain möchte uns unter anderem glauben machen, dass alle Grauen Wächter zusammen mit meinem Neffen gestorben sind." Er machte einen Blick in die Runde. ,,Und die Damen?" ,,Ich bin Leliana und begleite die Grauen Wächter," erklärte sie kurz und bündig. ,,Elissa Cousland. Ihr kanntet meinen Vater, den Teyrn von Cousland." Es war ungewohnt sich wieder so vorzustellen und der Gesichtsausdruck des Banns wechselte unmittelbar. ,,Verzeiht, Herrin!" Teagan verbeugte sich und lächelte mich an. ,,Eine Freude Euch kennenzulernen, wenn auch die Umstände angenehmer sein könnten." ,,Wohl wahr," lachte ich. ,,Wie geht es dem Teyrn? Was hat er zu Eurem Beitritt zu den Grauen Wächtern gesagt?" fragte Teagan doch ich schüttelte den Kopf. ,,Meine Eltern sind gestorben. Bei der Übernahme des Schlosses durch Arl Howe wurden sie ermordert..." erklärte ich und er blickte mich voller Ensetzen an. ,,Arl Howe? Die rechte Hand Loghains? Was hat er nur vor? Dann wart ihr sicher auf dem Weg zu meinem Bruder?" ,,Genau," antwortete Alistair. ,,Unglücklicherweise gibt es da ein Problem. Eamon ist totkrank und wir haben seit Tagen nichts aus dem Schloss gehört. Keine Wachen auf den Mauern, niemand antwortet auf meine Rufe, keine Lichter gehen bei Nacht an. Und diese seltsamen Angriffe begannen vor einigen Nächten. Böse... Dinge... kamen aus dem Schloss. Wir haben sie unter großen Verlusten zurückgeschlagen." ,,Was ist dann passiert?" erkundigte ich mich. ,,In der nächsten Nacht griffen sie wieder an. Sie kommen jede Nacht und es werden immer mehr doch leider bleiben alle meine Hilferufe ohne Antwort. König Cailan ist tot und Loghain führt einen Krieg um die Thronfolge. Ich glaube heute Nacht wird es schlimmer denn je, Alistair. Ich bitte euch ungerne darum, aber ich brauche unbedingt die Hilfe von euch!" Bann Teagan senkte den Kopf und starrte nachdenklich auf den Boden. ,,Es ist nicht nur meine Entscheidung aber ohne Arl Eamon können die Grauen Wächter gegen Loghain nicht viel ausrichten," antwortete Alistair und schaute besorgt zu Leliana und mir. ,,Wir müssen helfen!" sagte Leliana mit Nachdruck und ich nickte. ,,Natürlich helfen wir," antwortete ich und Lendrad bellte zustimmend. ,,Danke! Danke, dass..." begann Teagan, ,,bedeutet mir mehr als ihr ahnt. Tomas!" rief er und dieser kam angelaufen. ,,Berichte Murdock, was hier beschlossen wurde und kehrt dann auf Euren Posten zurück." ,,Jawohl, Herr," rief Tomas und lief sofort los. ,,Nun denn," wandte sich Teagan wieder an uns, ,,vor Anbruch der Nacht ist noch einiges zu erledigen. Ich habe zwei Männer draußen die Führung übertragen. Murdock, der Dorfbürgermeister, ist draußen vor der Kirche. Ser Perth, einer von Eamons Rittern, beobachtet von dem Abhang bei der Mühle aus das Schloss. Bespricht mit Ihnen den bevorstehenden Kampf." ,,Und nach dem Kampf sollten wir das Schloss erkundigen," schlug ich vor und Teagan verschränkte erneut die Arme. ,,Ich würde mit euch gehen aber die Dorfbewohner brauchen mich." Alistair schüttelte den Kopf. ,,Das verstehen wir doch." ,,Nun gut," rief ich. ,,Wir sollten uns auf den Weg machen."
Geschwind verließen Alistair, Leliana, Lendrad und ich die Kirche und gingen zu Morrigan. Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie schon ahnte, dass wir den Dorfbewohnern helfen würden. ,,Wie sinnlos!" begann sie zu protestieren. ,,Ihr wollt Dörflern in einem aussichtslosen Kampf beistehen? Haben wir nicht woanders genug zu erledigen?" ,,Mit Sicherheit aber wir kommen heute nicht mehr in das Schloss," erklärte ich lautstark und Alistair wurde wütend. ,,Wir helfen ihnen und Schluss! Es ist besser als nichts zu tun und sie sterben zu lassen!" Morrigan seufzte. ,,Wie ich die Menschen kenne werden Sie das Dorf nicht verlassen und die Dunkle Brut holt sie sich. Wir zögern ihren Tod nur heraus." ,,Aber wenigstens klebt ihr Blut nicht an unseren Händen," entgegnete Leliana und stemmte die Hände in die Hüften. ,,Wie auch immer," murmelte Morrigan, wandte sich von uns ab und starrte zum Schloss Redcliffe. Ich wunderte mich über ihren Blick. Sie sah mehr besorgt als wütend aus. Irgendwas wusste sie...
Eine junge Frau trat zu uns, weinend und mit gefalteten Händen. ,,Verzeiht, störe ich Euch?" schluchzte Sie und lockerte ihre Hände. ,,Ihr stört nicht," antwortete ich besorgt und Leliana trat einen Schritt vor. ,,Seid Ihr in Ordnung? Warum weint Ihr?" Als die Frau zu Leliana schaute brach Sie in Tränen aus. Alistair schien etwas geschockt und unbeholfen doch Leliana fasste ihr an die Schulter. ,,Beruhigt und erklärt Euch doch zunächst," sagte sie sanft und die Frau schluchzte kurz auf, wischte sich über die Wangen und schaute hoch. ,,Diese... Dinger haben meine Mutter fortgeschleift. Ich weiß nicht, was mit Ihr passiert ist aber ich höre ständig ihre Schreie, überall!" ,,Wie schrecklich! Ihr armes Ding... Ich wünschte, wir könnten etwas tun, um Euch zu helfen," betonte Leliana und die Frau faltete ihre Hände zusammen. ,,Und jetzt ist mein Bruder Bevin... er ist weggelaufen. Ich weiß nicht wo er ist. Ich fürchte sie haben ihn auch erwischt." ,,Aber warum sollte er weglaufen? Hat er etwas gesagt?" befragte ich sie und sie schüttelte den Kopf. ,,Er wollte meine Mutter retten. Er ist nur ein kleiner Junge! Er versteht nicht, dass sie nicht zurückkommt..." Erneut schluchzte die Frau auf und Morrigan schaute zu uns. ,,Wenn der Narr weggelaufen ist, ist er jetzt tot. Gewöhnt Euch schon mal an diese Tatsache!" ,,Morrigan!" rief ich entsetzt und die Frau blickt zu ihr. ,,Nett," zischte Alistair, ,,und wenn Ihr schon dabei seid schlagt ihr doch gleich den Schädel ein!" ,,Sollen wir sie mit Lügen trösten? Mit dem Tod geht man am besten offen und ehrlich um," bekundete Morrigan und ich schüttelte den Kopf. ,,H-Hoffentlich ist er nicht zum Schloss gelaufen! Oh, das wäre furchtbar!" rief die Frau. Plötzlich bellte Lendrad laut auf und hechelte mir zu. ,,Möchtest du nach Belvin suchen?" fragte ich ihn und er bellte erneut. ,,Das würdet ihr tun? Vielen Dank!" ,,Ich werde mit Lendrad gehen," schlug Leliana vor und ich nickte zustimmend. Die Frau holte ein Tuch hervor und gab es Leliana. ,,Das gehört meinem Bruder. Das sollte helfen ihn zu finden. Ich werde nochmal auf der anderen Seite des Dorfes suchen!" Die Frau lief los. ,,Nun gut, Lendrad. Wir werden ihn finden," sagte Leliana und streichelte ihm den Kopf. Lendrad schaute mich an, ich nickte und die beiden machten sich auf den Weg zu einigen Häusern an dem Seeufer.
Alistair, Morrigan und ich gingen derweilen zu den Männern, die mit Hilfe von Strohballen und angespitzten Holzstämmen weitere Barrieren bauten. In der Mitte stand ein Mann mit dichtem Bart und strengem Blick, der die Männer Befehle erteilte. ,,Seid Ihr der Bürgermeister Murdock?" fragte ich und der Mann drehte sich zu uns. Überrascht schaute er mich und Morrigan an. ,,Ihr seid also der Graue Wächter? Ich hätte nicht gedacht, dass die auch Frauen aufnehmen." ,,Der Dunklen Brut ist es egal, wer sie tötet," antwortete ich flach und verschreckte die Arme. ,,So Ihr es nicht bemerkt habt, es gibt hier keine Dunkle Brut. Zumindest noch nicht. Aber wir weisen niemanden ab, der seine Hilfe anbietet. Ich will keinesfalls als undankbar erscheinen," erwiderte er. ,,Wir helfen, so gut wir können. Ihr könnt uns vertrauen," sagte Alistair und der Mann nickte. ,,Ich bin Murdock, Bürgermeister dieses Dorfrestes, so wir heute nicht alle getötet und ins Schloss geschleift werden." ,,Ihr wirkt überraschend ruhig," bemerkte Morrigan und Murdock lachte kurz auf. ,,Meine Männer sind sicher heute Nacht sterben zu müssen. Da muss ich ihnen nicht auch noch etwas vorzittern. Ich sterbe früh genug, jede Eile wäre unangebracht. Aber nun seid ihr hier." ,,Wie können wir helfen?" fragte ich. ,,Tja unsere wenigen Rüstungen und Waffen müssen sofort repariert werden, sonst muss die Hälfte von uns ohne kämpfen. Owen ist der einzige Schmied hier aber der sture Narr redet ja nicht mal mit uns! Wenn wir heute Nacht kämpfen sollen muss der schrullige Irre uns jetzt helfen!" ,,Warum redet er nicht mehr mit euch?" erkundigte sich Alistair verwundert und Murdock fuchtelte wild mit seinen Händen. ,,Ach seine Tochter Valena ist Dienstmädchen bei der Arlessa! Seit das alles angefangen hat hat er nichts mehr von ihr gehört. Er verlangt, dass wir das Schloss angreifen, das Tor niederreißen und gewaltsam eindringen. Ich sagte, das sei unmöglich aber er wollte nicht hören." Er seufzte. ,,Und jetzt hockt er in seiner Schmiede und lässt keinen hinein. So kann ich ihn nicht zu den Reparaturen zwingen... er sagt, lieber stirb er." ,,Das wird der Dummkopf früher oder später sowieso," warf Morrigan ein und Murdock schmunzelte. ,,Aber das ist nicht alles. Wir bräuchten die Erfahrung des Soldaten Dwyn, aber er weigert sich. Er ist Händler, ein Zwerg, lebt in der Nähe des Sees. Er hat sich mit seiner Arbeit in seinem Haus eingeschlossen und sagt, er braucht uns nicht." ,,Wir sollten uns aufteilen," schlug ich vor und Alistair nickte. Morrigan rollte mit den Augen und seufzte. ,,Ich werde mit Owen sprechen und ihr versucht dem Zwerg klar zu machen, dass wir ihn bei der Miliz brauchen," erläuterte ich und Alistair schien nicht sonderlich begeistert. Widerwillig stimmten Sie ein und machten sich auf dem Weg zum Haus des Zwerges, während Murdock nun mit anfasste und half, weitere Barrikaden zu errichten.
In der Zwischenzeit suchten Leliana und Lendrad nach dem Bruder der jungen Dorfbewohnerin. Seltsam, dachte Leliana, als sie Lendrad folgte, denn er suchte nicht außerhalb des Dorfes. Lendrad bellte auf und lief zu einer Tür, blieb davor sitzen und bellte erneut. ,,Bist du sicher, dass er hier in diesem Haus ist?" fragte sie nach und Lendrad hechelte. ,,Na gut," murmelte sie und öffnete geschwind mit hilfe einer Haarnadel leise die Tür. ,,Verrate keinem, dass ich sowas kann!" lächelte sie Lendrad zu. Sie betraten das Haus, in dem ein kleines Feuer den Raum erhellte. Einige Pergamente lagen zerstreut rum und am Tisch schien gerade jemand gesessen zu haben. ,,Bevin?" rief Leliana und ging in die Mitte des Raum doch Lendrad lief in den nächsten und bellte eine Kommode an. Vorsichtig ging Leliana auf den Schrank zu.
,,Hallo? Bist du in der Kommode, Bevin?" fragte sie und die Stimme eines Jungen antwortete. ,,Geh weg! Du wohnst hier nicht! Das ist mein Zuhause! Meins, hörst du?" ,,Du solltest in der Kirche sein. Bitte komme heraus!" bat Leliana mit sanfter Stimme. ,,Nein!" protestierte Bevin. ,,Ich gehe dort nicht mehr hin! Nein, nein!" ,,Ich werde diese Kommode jetzt öffnen," warnte Sie ihn doch er öffnete bereits eine Tür. ,,Gut, ich komme raus..." Mit einem Sprung stand er vor Leliana und Lendrad und schaute ängstlich drein. ,,B-Bitte tu mir nichts! Ich gehe zurück in die Kirche, wenn du willst. Ich wollte nichts anstellen!" Leliana lächelte Bevin an. ,,Deine Schwester sucht dich, weißt du? Was hast du überhaupt in diesem Schrank gemacht?" Er seufzte kurz. ,,Ich wollte nur... nicht länger in der Kirche bleiben. Alle haben Angst, und ich will doch tapfer sein." ,,Tapfer ist man, wenn man weint und sich der Gefahr trotzdem stellt," entgegnete sie und Bevin schaute sie fragend an. ,,Geh zurück zu deiner Schwester. Sie macht sich große Sorgen." ,,Jawohl, Herrin. D-Danke, Herrin." stammelte der Junge und lief geschwind aus dem Haus.
An dem Wasserfall in einem Haus mit großem Kamin lebte und arbeitete der Dorfschmied Owen. Es galt ihn zu überreden, die Rüstungen und Waffen für die kommende Nacht aufzubessern denn sonst wären zu wenige gerüstet. Ich blieb vor der Eingangstür stehen und klopfte dreimal an die Tür. ,,Geh endlich weg! Lass mich in Frieden!" brüllte es durch die Tür. ,,Du has' meinen Laden doch schon leergeräumt! Es is' nichts mehr da!" ,,Seid ihr Owen, der Schmied? Ich muss mich Euch reden," sagte ich vorsichtig. ,,Was? Wer seid Ihr? Was wollt Ihr? Ich hab' schon genug durchgemacht..." Plötzlich wandelte sich die Stimme von Wut zu Trauer. ,,Ich... Es geht um die Reparaturen für die Miliz," antwortete ich. ,,Ach ja?" raunzte Owen. ,,Nun, wenn Murdock Waffen braucht, hab' ich für Euch dieselbe Antwort wie für ihn: Er soll sie selber machen." Ich überlegte und hatte einen Einfall. ,,Mein Name ist Elissa. Ich bin von weit hergereist um mit dem Arl zu sprechen. Die Nacht rückt heran weswegen meine Gruppe und ich bis zum Morgen warten müssen aber wenn ich das Schloss betrete werde ich nach Eurer Tochter suchen." Kurz trat Stille ein, die prompt von Owens dunkler Stimme durchbrochen wurde. ,,Ihr macht nich' nur Witze und versucht einen verzweifelten Schmied hereinzulegen?" ,,Natürlich nicht," antwortete ich gleich. ,,Bitte lasst mich doch herein," bat ich und wieder trat Stille ein. ,,Hm, na gut, na gut! Warum seid Ihr nur so entschlossen? Ich sperre ja schon auf," murmelte Owen durch die Tür und öffnete diese zugleich. Aus der Schmiede trat ein erbärmlicher Gestank hervor. Es roch nach Alkohol, Schweiß und Ruß. Owen lehnte sich an eine Säule und starrte mich durch seine verwüstete Frisur misstrauisch an. ,,So, ich hab' Euch reingelassen. Ihr wolltet reden, jetzt reden wir," nuschelte er und ich nickte. Er schien betrunken zu sein... ,,Die Miliz braucht dringend Eure Hilfe, Owen," betonte ich mit Nachdruck und Owen lachte hämisch auf. ,,Warum sollte ich Murdoch helfen? Er hilft mir auch nich'," rief er hicksend und kam näher. ,,Seit dem Tod meiner Frau vor zwei Jahren is' sie mein Leben. Jetzt is' sie tot oder wird es bald sein. Mir is' egal, was mir, dem Dorf oder sonst wem zustößt." ,,Ich könnte Eure Tochter retten," schlug ich erneut vor und Owens Augen weiteten sich. ,,Ich wär' so froh, wenn jemand wie Ihr dort hineingehen und sie suchn' würde... natürlich nur, wenn einer von uns die Nacht überlebt," nuschelte er und hauchte mir kurz ins Gesicht. ,,Nun, das wird nur geschehen, wenn die Miliz gut gerüstet ist," wiederholte ich und Owen schaute mich überrascht an. ,,Wenn Ihr Valena sucht, öffne ich die Schmiede und führe Reparaturen durch. Das kann ich zusagen!" Ich nickte. ,,Ich werde mein Bestes geben," sagte ich und Owen schüttelte wild den Kopf. ,,Das reicht nich'! Dasselbe hat Murdock gesagt, und dem hab' ich auch nich' geglaubt!" Er machte eine abwertende Bewegung mit der Hand und hickste. ,,Ich will Euer Versprechen, dass Ihr nach meiner Tochter sucht und sie zu mir zurückbringt, falls das möglich is'."
Ein Versprechen? Wie sollte ich ihm das versprechen können, dachte ich mir, während er mich ungeduldig anstarrte. Auch wenn ich es nicht halten konnte hatte die oberste Priorität die Miliz, also entschied ich mich ihn anzulügen.
,,Ich verspreche Euch sie zu finden." ,,Einverstanden," rief Owen, schnappte meine Hand und schüttelte diese kräftig durch. ,,Es is' wenigstens ein Fünkchen Hoffnung." Nachdem er meinen Arm traktiert hatte wirbelte er durch die Schmiede, legte sich seine Schürze um und murmelte vor sich hin. ,,Ich muss das Schmiedefeuer entfachen und noch etwas Eisen finden. Hm, vielleicht bei der Mühle?" Er blieb vor mir stehen. ,,Murdock soll seine Männer so bald wie möglich herschicken, wenn ich bis zur Nacht alles reparieren soll." Ich nickte und überlegte ihn nach den Geschehnissen zu fragen auch wenn ich nicht mit nutzvollen Informationen rechnete. ,,Ihr meint, warum diese Kreaturen das Dorf angreifen?" fragte Owen mit hoher Stimme, als er im Schmiedefeuer herumstocherte. ,,Offensichtlich verseucht das Böse das Schloss." ,,Das Böse?" wiederholte ich Ungläubig und Owen starrte mich an. ,,Genau! Meine Tochter hat erzählt, die Arlessa habe etwas vor. Sie versteckt Dinge vor Ihrem Gatten. Ich sagte Valena, sie bilde sich das nur ein, aber womöglich hatte die Arlessa doch etwas vor. Blutmagie vielleicht?" ,,Seid vorsichtig mit solchen Anschuldigungen, Schmied!" missbilligte ich ihn doch er schaute mich unschuldig an. ,,Momentan glaube ich alles. Valena dachte die Arlessa habe eine Affäre mit dem Hauslehrer den sie für ihren Sohn Connor angestellt hatte. Ich wünschte, ich hätt' ihr etwas genauer zugehört..." Äffäre mit dem Hauslehrer? Das sähe der Arlessa nicht ähnlich aber was weiß ich, dachte ich. Vielleicht hatte Owen ja sogar mit seinem angesoffenem Verstand recht. Nachdenklich verließ ich die Schmiede und machte mich auf den Weg zurück zum Bürgermeister Murdock.
,,Aufmachen! Ich weiß, dass Ihr Euren Zwergenhintern hier versteckt!" Morrigan klopfte nochmal an die Tür aber es kam keine Reaktion. ,,Lasst es gut sein. Wir können hier nichts tun," sagte Alistair und Morrigan schnaufte. ,,Wenn ich mich nicht drücken kann darf es dieser Zwerg auch nicht!" ,,Was habt ihr-"
Noch bevor Alistair eingreifen konnte verbrannte Morrigan in einigen Sekunden die Eingangstür und stampfte in das Haus der Zwergenhändlers Dwyn. Verdutzt blinzelte er, versteckt hinter seinen Handlangern, die Eindringlinge an. Als er Morrigan und Alistair sah kam er wütend hervor. ,,Na großartig!" murmelte er durch seinen Bart. ,,Hoffentlich habt ihr einen guten Grund meine Eingangstür zu verbrennen und in mein Haus einzubrechen!" ,,Wir wollen Euch nichts tun!" versuchte Alistair ihn zu beruhigen. ,,Wir gehen wohin wir wollen. Außer Ihr wollt uns aufhalten," drohte Morrigan mit verschränkten Armen aber Dwyn und seine Männer begannen zu lachen. ,,Nein, Nein," raunzte er, ,,seht euch ruhig um! Ich könnte Leute wie euch ohnehin nicht aufhalten. Jedenfalls heiße ich Dwyn, aber das wisst ihr sicher bereits. Sagt weshalb ihr hier seid!" ,,Bürgermeister Murdock braucht Euch bei der Miliz," erklärte Alistair. ,,Und rekrutiert ihr jetzt für Murdock? Ich sage Euch dasselbe wie ihm: Ich riskiere meinen Hals nicht für dieses Dorf." ,,Eure Chancen sind da draußen besser als hier drin," murmelte Morrigan. ,,Danke für den Tipp aber das riskiere ich. Draußen rumlaufen und darauf warten, dass man umgebracht wird kann jeder," entgegnete Dwyn schnaubend. ,,Können wir Euch garnicht umstimmen?" fragte Alistair und der Zwerg neigte nachdenklich seinen Kopf. ,,Hundert Silberlinge, Boss!" rief einer seiner Männer und Dwyn nickte zustimmend. ,,Hundert Silberlinge?" wiederholte Alistair ungläubig und erneut nickte Dwyn. ,,Für weniger als hundert Silberlinge stecke ich nicht mal meinen Kopf aus der Tür." ,,Nur leider habt Ihr keine Tür mehr," erwiderte Morrigan und lächelte hämisch, ,,mehr als fünfzig sind nicht drin Händler." ,Verächtlich schnaubte Dwyn auf. ,,Sehe ich aus wie ein Elf? So billig bin ich nicht. Außerdem kenne ich nicht viele freche abtrünnige Weibsbilder..." Er musterte Morrigan und Alistair wurde nervös. ,,Einverstanden," warf Alistair ein und Morrigan und Dwyn schauten ihn überrascht an. ,,Das war doch eine einfache Lösung," sagte der Zwerg während er seine Hände rieb, ,,aber was das Dorf wirklich braucht ist einen richtigen Held. Ihr solltet auch da draußen stehen wenn die Sonne untergeht. Ich kämpfe nicht für eine aussichtslose Sache." ,,Selbstverständlich," bestätigte Alistair und übergab ihm das Geld. Dwyn und seine Männer verließen das Haus und gingen zum Platz vor der Kirche. ,,Ihr seid wirklich dumm," bemerkte Morrigan und Alistair schaute sie entgeistert an. ,,Sehr subtil," raunzte er. ,,Wir sollten zurück zum Bürgermeister," schlug er vor und sie machten sich auf den Weg.
Am Platz vor der Kirche standen Leliana und Lendrad bereits bei mir. Sie berichtete mir von dem Bruder der aufgelösten Frau. Als Murdock zu uns kam, nachdem er mit der Miliz sprach, schien er erleichtert. ,,Owen führt endlich die benötigten Reparaturen durch. Der verdammte Narr ist betrunken! Trotzdem sieht die Schmiedekunst ganz leicht bei ihm aus. Das ist gut genug, würde ich meinen." Aus der Ferne erkannte ich, wie ein Zwerg und zwei in Lederrüstung bekleidete Männer zu uns stoßen und sich zur Miliz stellten. ,,Und wie es scheint konntet ihr Dwyn auch überreden uns zu helfen. Ich bin sicher er wird uns eine große Hilfe sein." ,,Es war nicht leicht," fügte ich hinzu, ,,Ich musste Owen versprechen seine Tochter zu finden." ,,Es war gut, dass Ihr ihn belogen habt. Wenn wir tot sind könnt Ihr es eh nicht einhalten." ,,Ich hoffe doch nicht, dass das Geld was Alistair zum Fenster rausschmiss umsonst war!" Wir drehten uns um und sahen, wie Morrigan und Alistair zu uns gelaufen kamen. ,,Ihr habt Dwyn bezahlt?" fragte Murdock und Alistair nickte. ,,Na dann könnt ihr euch sicher sein, dass er kämpfen wird." Ich fragte lieber nicht nach, wie viel er diesem Zwerg in den Rachen warf. ,,Wir müssen noch mit Sir Perth sprechen, " erinnerte uns Leliana und Murdock nickte. Vereint machten wir uns auf dem Weg zur Mühle.
Wir bestiegen die Anhöhe und gelangten zum höchst gelegenen Teil des Dorfes von dem aus man das Schloss gut sehen konnte. Noch immer schien kein einziges Licht und selbst die Flaggen hingen stumm herunter. Alistair schaute besorgt drein und auch ich verstand es nicht. Hatte Owen recht? Ich entschied mich dafür es den anderen mitzuteilen. ,,Also," begann ich zögerlich und alle schauten mich fragend an. ,,Die Tochter des Schmiedes Owen behauptet, die Arlessa hätte eine Affäre mit dem Hauslehrer." ,,Was?" kreischte Alistair mit schriller Stimme. ,,Sie sagte die Arlessa habe etwas vor. Kurz darauf tauchte das ,Böse' auf," fügte ich hinzu. Alistair schüttelte den Kopf. Als er was dazu sagen wollte stoß ein Ritter zu uns. ,,Wer seid ihr?" erkundigte sich dieser misstrauisch und beäugte uns. ,,Seid Ihr die Grauen Wächter mit Gefolge?" ,,Richtig," bestätigte Alistair und der Ritter schien erfreut. ,,Dann seid gegrüßt, Grauer Wächter! Ich bin ebenso erfreut wie Bann Teagan euch hier zu sehen." Er schaute mich fragend an. ,,Ich gebe zu, ich weiß nicht, wie ich Euch anreden soll. Ist ,Herrin' akzeptabel?" fragte er. ,,Natürlich," antwortete ich angenehm überrascht und der Ritter verbeugte sich. ,,Achja, ich bin Ser Perth, bis vor Kurzem in Dienst von Arl Eamon von Redcliffe. Momentan besteht meine Aufgabe darin, das Dorf zu schützen. Hätte ich nicht nach der Urne der Heiligen Asche gesucht, hätte ich das Böse vielleicht abwehren können, das das Schloss befallen hat... aber vielleicht wäre ich dann auch tot." ,,Jetzt sind wir ja hier. Können wir hier irgendetwas tun?" fragte Alistair und Ser Perth nickte. ,,Waffen und Rüstung haben wir dank Owen genug aber was uns fehlt ist die moralische Unterstützung. Könntet ihr wohl Mutter Hannah in der Kirche um heiligen Schutz gegen diese bösen Kreaturen bitten? Anstonsten weiß ich nicht was ihr noch tuen könntet." ,,Habt Ihr erwogen, das Öl aus dem Dorfladen einzusetzen?" fragte Leliana und Perth schaute sie verwundert an. ,,Öl? Wie viel genau?" ,,Fünf Fässer," antwrotete Leliana. ,,Großartig! Wenn wir es geschickt einsetzen sollte es uns helfen können. Ich schicke ein paar Männer los. Es sollte diese Kreaturen zumindest langsamer machen." ,,Was wisst Ihr über die Geschehnisse hier?" erkundigte ich mich und Ser Perth verschränkte mit nachdenklichem Blick die Arme. ,,Da wisst ihr vielleicht sogar mehr als ich. Ich bin am Tag vor dem ersten Angriff zurückgekehrt und hörte Gerüchte über das verlassene Schloss. Ich habe als einziger Ritter den ersten Angriff überlebt. Seither sind auch andere von der Aufgabe der Arlessa zurückgekehrt. Es wird nicht aufhören solange wir nicht zur Wurzel des Bösen vorstoßen. Und ich glaube, dass wir dafür zu wenige sind." ,,Diese Monster greifen nur nachts an. Tagsüber sollten wir in das Schloss eindringen können," fügte Morrigan selbstsicher hinzu. ,,Wie genau wir das anstellen sollten wir nach Anbruch des Morgens erörtern, falls wir dann noch leben," murmelte Ser Perth. ,,Nun gut! Wir werden zur Kirche gehen und mit Mutter Hannah sprechen," sagte Alistair und Morrigan drehte sich zurück zum Schloss. ,,Ich bleibe hier und beobachte," erklärte sie und der Rest machte sich auf zur Kirche.
Es dämmerte als Alistair, Leliana, Lendrad und ich die Kirche betraten. Empfangen wurden wir von der Frau und dessen Bruder Bevin. ,,Wie kann ich es euch wiedergutmachen, dass ihr Bevin gefunden habt?" fragte sie überglücklich und Bevin lächelte. ,,Passt einfach aufeinander auf," sagte Leliana und Lendrad bellte. ,,Der Erbauer hat euch geschickt, ich weiß es! Nochmals vielen Dank!" Sie drehten sich um und gingen in den vorderen Teil der Kirche wo Bann Teagan auch stand. ,,Bann Teagan!" rief ich und wir gingen auf ihn zu. ,,Ich hörte Ser Perth und Murdock sind bereit für die Nacht. Das sind ausgezeichnete Nachrichten." ,,Das stimmt," sagte Alistair. ,,Wir sind auf dem Weg zur ehrwürdigen Mutter," erklärte ich und Bann Teagan zeigte uns den Weg zu Ihr. Hinter einem Regal saß sie auf einem Stuhl und betete. Als sie uns erkannte stand sie auf und kam uns entgegen. ,,Ihr seid fremd hier und dennoch verteidigt ihr unser Dorf in dieser dunklen Stunde. Danke!" sagte sie und wir verbeugten uns. ,,Tatenlos beistehen während Monster angreifen ist nicht unsere Art," erklärte Alistair. ,,In unserer modernen Zeit können das nicht viele von sich behaupten. Ihr seid eine aufrechte Gruppe. Der Erbauer wird auch euch herablächeln." ,,Danke, ehrwürdige Mutter," sagte Leliana und verbeugte sich erneut. ,,Als Oberhaupt der Kirche gewähre ich derzeit den Armen Dorfbewohnern Zuflucht," fügte Mutter Hannah besorgt zu. ,,Wie furchtbar. Sind das alle Überlebenden?" fragte Leliana und die Mutter nickte. ,,Ja, alle, die sich nicht selbst verteidigen können. Sie haben Angst vor dem Angriff heute Nacht und diese Mauern können ihren Schutz nicht garantieren. Kann ich euch bei eurer Aufgabe behilflich sein?" ,,Ser Perth braucht heiligen Schutz für Ihn und seine Ritter," sagte Alistair und Mutter Hannah schnaubte missmutig. ,,Ich habe getan was ich konnte! Ich bete jede Nacht für sie und bitte den Erbauer um Vergebung ihrer Sünden, bevor sie den Tod finden. Was Ser Perth sucht steht zu geben nicht in meiner Macht." ,,Was meint Ihr damit?" fragte ich nach und sie schüttelte seufzend den Kopf. ,,Ser Perth glaubt, ich könnte sie vor diesen Kreaturen beschützen aber so ein Schild bedarf der Macht des Erbauers. Ich enthalte ihm nichts vor." ,,Könnt ihr ihnen nicht einfach sagen, der Erbauer wache über ihn? Moral ist eine mächtige Waffe, wisst ihr," schlug Alistair vor aber die Mutter schien verärgert. ,,Soll ich sie etwa im glauben lassen, der Erbauer würde ihnen im wörtlichen Sinne Schutz gewähren? Zu dieser Lüge bin ich nicht imstande!" ,,Bitte ehrwürdige Mutter. Wenn sie glauben es hilft..." bettelte ich und ihr Blick erweichte sich. ,,Ich... vermute," begann sie zögerlich, ,,ihr Glaube an die Macht des Erbauers würde sie motivieren. Aber es ist Spiegelfechterei! Aber wenn sie es am Leben hält werde ich es tun." Sie wandte sich von uns ab und ging zu einer silbernen Truhe und holte dort etwas heraus, was sich blechern anhörte. Sie überreichte Leliana einige Anhänger mit heiligen Symbolen. ,,Sagt Ser Perth, er kann sie haben, wenn er will, und wer sie trägt, genießt den Schutz des Erbauers." ,,Vielen Dank, ehrwürdige Mutter," bedankte sich Alistair und verbeugte sich. ,,Nun geht. Ich muss diesen armen Menschen helfen und den Erbauer für meine Lüge um Verzeihung bitten." Sie wandte sich erneut ab und kniete sich auf eine Gebetsbank, während wir die Kirche, gefolgt von Bann Teagan, verließen.
Draußen stieß Morrigan zu uns. Ihr sonst so nüchternes kühles Gesicht zeigte einen Hauch Besorgniss, was mich beunruhigte. ,,Alle sind in Stellung gegangen," erklärte Sie und berichtete von komischen Lichtern, die magischer wenn nicht sogar dämonischer Herkunft sein müssen. ,,Der Erbauer stehe uns bei," flüsterte Bann Teagan und Morrigan schüttelte den Kopf. ,,Der wird uns hier nicht helfen," sagte sie zur Entrüstung aller. ,,Ser Perth wartet auf die Symbole," sagte ich um abzulenken und ging voraus. Bann Teagan blieb bei der Miliz.
Bei der Windmühle angekommen warteten die Ritter schon ungeduldig und schienen enttäuscht, als wir ohne die erwührdige Mutter auftauchten. ,,Was hat die ehrwürdige Mutter gesagt? Hat sie euch etwas mitgegeben?" fragte einer der Soldaten und Leliana packte die heiligen Symbole aus. Gierig schnappte sich jeder Soldat eines und legten es sich um. ,,Muss das sein?" fragte Leliana in die Runde. ,,Wenn der Glaube die Männer schützen soll muss er doch aus ihren Herzen kommen!" ,,Sie sind doch scharf darauf verkohlt zu werden und wir geben ihnen nur das was sie wollen," entgegnete Morrigan und Leliana seufzte betrübt. ,,Wenn sie so wirken wie die Symbole der Pristerin... dann ist das mehr als ausreichend. Wir sollten uns nun in Stellung begeben," sagte Ser Perth und drehte sich um zu Schloss Redcliffe.
Die Sonne senkte sich und als die letzten Strahlen durch die Nebeldecke brachen wurde diese auch schon dichter. Besorgt blickte ich zum Dorf und dessen Bewohner, die es mit letzter Kraft versuchten zu verteidigen. Dunkle Brut und jetzt auch noch das Böse. Alles auf dieser Welt versuchte uns zu schwächen und dennoch standen alle zusammen. Alistair schaute gebannt auf die Anhöhe, die zur Brücke führte über die die Mann zu Schloss Redcliffe gelangen. ,,Seht doch!" schrie einer der Soldaten und zeigte auf das Burgtor. ,,Was... ist das?" fragte Leliana. Grüne Schwaden überquerten die Brücke mit hoher Geschwindigkeit und erreichten uns im Nu. ,,Auf Eure Position!" befahl Ser Perth und ein Soldat lief hinunter und informierte die Miliz. ,,Das wird ein Spaß!" zischte Morrigan, die ihren hölzernen Stab packte und sich bereitstellte. Auch ich zog mein Schwert und umklammerte den Griff. ,,Feuerpfeile!" rief Perth und entzündete das Öl, was den Boden bedeckte. Skelette, an denen Hautfetzen hinunterhingen und Rüstungen trugen, traten aus dem grünen Nebel und schwenkten bedrohlich ihre Waffen. Eine Armee von Untoten, fragte ich mich, als sie durch das Feuer liefen und anfingen zu brennen. Es stank nach verbrannten Fleisch und die Untoten wurden langsamer. ,,Es funktioniert! Männer? Attacke!" befahl Ser Perth erneut und wir liefen auf sie zu. Ich befahl Lendrad zu warten denn er könnte sich verbrennen doch dieser schien sehr ungeduldig. Als einer mich angriff wich ich aus und mir stieg der Geruch verbranntem Fleisches in die Nase. Angewidert schmiss ich das Monstrum zu Boden und durchbohrte seine Brust mit dem Schwert doch es erhob sich wieder. ,,Was...?" rief ich verwundert und blickte zu den Rittern und Soldaten. Diese köpften die Biester und auch ich tat es ihnen gleich. Eine ganze Armee von den Monstren lief den Anhang hinunter und griffen uns an. ,,Es... sind einfach zu viele," hechelte Leliana, während sie einem Skelett den Dolch ins Gesicht rammte und dessen Schädel abknickte und mit einem dumpfen Geräusch zu Boden fiel. Plötzlich vernahmen wir einen kalten Hauch. Morrigan, die sich auf ein Ölfass stellte verwandelte den Boden zu einer glatten Fläche, auf denen die Skelette uns wehrlos entgegenrutschte. ,,Eine... Magierin?" schrie einer der Soldaten und zeigte auf Morrigan die vom Fass hinunterstieg und sich erschöpft hinkniete. ,,Tötet... diese Mistviecher... bevor mein Zauber aufhört... zu wirken!" schnaufte Morrigan und die Soldaten reagierten und schaltetet einen nach dem anderen aus. ,,Schnell!" hörten wir eine Stimme rufen. ,,Ein Mann der Miliz kam zu uns gerannt. ,,Diese Wesen steigen aus dem See und greifen uns von der Seite an!" Er wandte sich ab und lief zurück ins Dorf. ,,Alistair! Leliana! Das Dorf wird unten angegriffen!" schrie ich, sie nickten und wir liefen dem Mann hinterher gefolgt von Dwyn und seinen Handlangern.
Im Dorf zeigte sich die Streitmacht dieser Untoten. Sie töteten Tomas, den Mann der uns zu Bann Teagan brachte als wir im Dorf ankamen, und noch einige andere Männer, die ich vom sehen her kannte, aber der Boden war überseht mit Körperteilen der zu leben gewordenen Leichen. ,,Lendrad! Hol' sie dir!" befahl ich und er sprang los. Er erfasste das Bein und biss in das übrig gebliebene Fleisch während ich ihm den Kopf abschlug. Wie lange soll das noch so weitergehen? Ich fasste alle meine Kraftreserven zusammen und schlug einen nach dem anderen nieder. Zu unserem Vorteil waren sie nicht sonderlich klug. Es war wie als würden sie nur ihren Instinkten folgen. ,,Es werden weniger!" erkannte Bann Teagan, der sein Breitschwert schwang und einen der Miliz Rückendeckung gab. ,,Aber bis zum Sonnenaufgang sind es noch einige Stunden!" entgegnete Alistair schnaufend aber Teagan hatte recht. Nach und nach töteten wir Nachzügler bis keine mehr da waren. ,,H-Haben wir es tatsächlich geschafft?" fragte einer der Miliz. ,,Sie müssen erkannt haben, dass sie keine Chance haben!" rief ein anderer. ,,J-Ja! Man legt sich nicht mit den Rittern Arl Eamons an!" Plötzlich schrien alle Männer voll Freude auf und jubelten Teagan zu doch dieser schien noch immer besorgt zu sein. Sein Blick wandte sich zur alten Mühle, als er sah, wie einer der oben postierten Wachen zu uns gelaufen kam. ,,Bann Teagan!'' rief diese und stolperte fast, so schnell eilte er zu ihm. ,,Was ist passiert?" fragte Teagan und die Wachte japste nach Luft. ,,Der... Nebel zieht... sich zurück..." ,,Was?" fragte Teagan unglaubwürdig doch die Wache hatte Recht. Langsam zog sich der Nebel zurück, über die Brücke, die zum Schloss führte und verschwand gänzlich. Durch lautes Gebrüll verkündeten die Männer der Miliz den Sieg. Alle jubelten erneut auf und warfen die Waffen zu Boden. Ich erkannte, dass Bann Teagan zweifelte. ,,Was ist?" fragte ich ihn vorsichtig und er seufzte. ,,Es war zu schnell vorbei. Irgend etwas stimmt nicht." In diesem Moment viel mir Morrigan ein, die wir oben zurück lassen mussten und ich lief geschwind zur alten Mühle. Alistair, Leliana und Lendrad folgten mir schnellen Schrittes. Oben angekommen saß sie entspannt auf einem Ölfass und überschlug ihre Beine als sie uns sah. ,,Dem Erbauer sei Dank! Euch geht es gut," rief ich ihr zu uns sie sprang mit einem Hopps vom Fass und kam uns entgegen. ,,Ich kann gut auf mich aufpassen," erwiderte sie. ,,Der Erbauer hat auf Euch herabgelächelt," fügte Leliana hinzu, Morrigan schüttelte schnaubend den Kopf und sagte: ,,Zu eurer aller Information: Das Böse ist fort. Ich spüre keine Energie mehr. Was jetzt?" Jeder von uns schien sich Gedanken zu machen und ich schaute mich um. Die Routen der Mühle ließen sich vom Wind drehen und man hörte das Wasser des Sees gegen die Stege stoßen, sodass diese knarrzten. Das Jubeln der Männer war noch immer stark. ,,Wir sollten uns in der Kirche ausruhen,'' schlug Alistair vor und Leliana nickte. ,,Wir müssen vorerst abklären wer Wache hält. Nicht, dass diese Monster zurückkehren," fügte sie hinzu und wir stiegen den Hügel hinab zur Dorfmitte.
Vor der Kirche erblickten wir Mutter Hannah, Bürgermeister Murdock und Bann Teagan die eine Rede zu hielten schienen. Vor ihnen die Freude jubelnden Dorfbewohner.
,,Der Morgen dämmert bald und wir haben die Nacht überlebt! Der Sieg ist unser!" rief Teagan und die Bewohner klatschten Beifall. ,,Und obgleich der Sieg viel gekostet hat müssen wir bedenken, dass wir alle nicht hier stünden ohne den Heldenmut der guten Leute dort unten!" Er zeigte auf uns. Die Bewohner wandten sich zu uns und applaudierten uns. ,,Beugen wir das Haupt und ehren all jene, die ihr Leben bei der Verteidigung von Redcliffe lassen mussten." Stille trat ein. Diese wurde ab und zu durch leises Schluchzen unterbrochen. Viele Frauen verloren ihre Männer und waren nun auf sich gestellt doch meine Aufmerksamkeit galt Schloss Redcliffe. Wenn wir nicht in Bälde aufbrechen erscheinen diese Monster erneut. ,,Nun gehen Sie mit ihm, ihrem Erbauer. Möge der Frieden seiner Liebe sie lange begleiten!" beendete Mutter Hannah das Schweigen. Nun begann es auch zu dämmern, als sich die Versammlung auflöste und Bann Teagan kam auf uns zu. ,,Wir sollten nun in das Schloss eindringen können," sagte er zu uns und sah entschlossen aus. ,,Wer weiß was uns erwartet? Ihr solltet lieber hier im Dorf bleiben," entgegnete ich mit besorgtem Blick und Bann Teagan schien darüber nachzudenken. ,,Wir sind zu fünft. Wir schaffen das schon." Lendrad bellte zustimmend. ,,Vielleicht," begann er murmelnd, ,,habt Ihr Recht, Elissa. Aber es bleibt keine Zeit auszuruhen." ,,Bann Teagan hat Recht," pflichtete Alistair bei. ,,Stärkt euch in der Kirche," schlug Teagan vor und wir folgten ihm. Ich war sehr beeindruckt von seinen Qualitäten als Anführer und war neugierig mehr über ihn zu erfahren. ,,Bann Teagan? Dürfte ich Euch eine Frage stellen?" fragte ich und er nickte. Ich ging etwas langsamer als der Rest der Gruppe, sodass Teagan und ich uns ein Stück entfernten. ,,Was möchtet Ihr wissen?" ,,Ihr habt sehr gut gekämpft. Seid Ihr ein ausgebildeter Krieger?" Er lachte. ,,Ausgebildet genug, um zu erkennen, dass es viele gibt, die weitaus besser sind als ich!" Er warf mir ein verschmitztes Lächeln zu und ich errötete. Meinte er mich damit? ,,Ihr seid sicher viel unterwegs. Habt Ihr eine Familie, die auf Euch wartet?" ,,Oh," machte er und schaute verdutzt, ,,Ihr meint, ob ich verheiratet bin? Ich... nein," antwortete er und fuhr fort, ,,diese Freude blieb mir verwehrt. Aber wenn, wäre es mein höchstes Glück, eine so wunderbare Frau zu finden, wie Ihr es seid." ,,Oh," sagte nun auch ich, lief rot an und schaute geschmeichelt auf den Boden. ,,Ich hoffe ich habe nichts falsches gesagt," fragte er zögerlich und ich blickte wieder zu ihm. ,,Keines Wegs!" antwortete ich. ,,Darf ich es wagen, Euch dasselbe zu fragen? Seid Ihr verheiratet?" ,,Nein, bin ich nicht," antwortete ich und meine Gedanken wanderten zu Vater und Mutter, die stets versuchten, mich mit Männern zu verkuppeln. Damals nervte es mich doch jetzt vermisse ich es. ,,Das ist ja kaum zu glauben. Gerade zu ein Verbrechen! Aber ich bin vorwitzig, Herrin. Es ist wohl nicht die Zeit für derlei... Plaudereien. Verzeiht mir, bitte!" entgegnete Bann Teagan und ich schüttelte den Kopf. ,,Hier und jetzt war es der beste Zeitpunkt," sagte ich abschließend und schenkte ihm das süßeste Lächeln, das ich ihm geben konnte, ob gleich meine Erscheinung etwas zerzaust war.
In Lothering brach der Morgen an aber das übliche fröhliche Vogelgezwitscher blieb aus. Es war still geworden. Nach dem nächtlichen übernatürlichen Angriff ruhten sich die Dorfbewohner aus, um für den nächsten Tag gestärkt zu sein, denn das Chaos, das während des Kampfes entstanden war, würde nicht von alleine verschwinden. Überall lag Stroh, zerbrochene Barrikaden und Blut... Nur die Leichen der Verstorbenen wurden auf Anweisung der ehrwürdigen Mutter Hannah begraben, um ihnen die letzte Ehre zu erweisen. Alistair, Leliana, Lendrad und ich stärkten uns an der Suppe, die Bann Teagan uns anbot. Morrigan konnten wir auch jetzt nicht überreden in die Kirche zu gehen. Sie blieb draußen und blickte mit zugekniffenen Augen misstrauisch zu Schloss Redcliffe.
Nach der notwendigen Stärkung gingen wir gemeinsam hoch zu der alten Mühle wo Ser Perth auf uns wartete. Von hier oben hatte man einen ausgezeichneten Blick auf das Schloss, welches ruhig, ohne Anzeichen auf Leben, auf der anderen Seite des Sees weilte. ,,Da seid ihr ja," rief er zu uns und wir blieben vor ihm stehen. ,,Seid gegrüßt, Ser Perth," sagte Bann Teagan und fuhr fort. ,,Wir sollten keine Zeit verlieren. Mein Plan war ins Schloss zu gehen, sobald das Dorf in Sicherheit ist. Es... gibt einen Geheimgang hier in der Mühle, der nur meiner Familie zugänglich ist." ,,Warum sagtet Ihr das nicht früher?" erkundigte sich Alistair. ,,Ihr wärt dann ins Schloss gegangen, anstatt im Dorf zu bleiben... und wir brauchten jeden Krieger. Es tut mir Leid, wenn ich... Beim Atem des Erbauer!" rief Teagan und blickte an uns vorbei, sodass wir uns umdrehten. Aus der Ferne sahen wir eine Frau, mittleren Alters, in einem aufwendig bestickten Kleid welches nur Edeldamen von hohen Rang bestimmt war zu tragen, auf uns zulaufen, begleitet von einer gut gerüsteten Wache. Ihr Gesicht war voller Sorge und ihre blauen Augen schienen gefüllt mit Tränen. ,,Teagan! Dem Erbauer sei Dank, dass du noch lebst!" Sie fiel ihm in die Arme und wischte sich die Tränen mit dem Handücken aus dem Gesicht. Als ich sie so in seinen Armen sah stieg ein seltsames Gefühl in mir hoch. War das etwa... Eifersucht? Bei näherem Betrachten erkannte ich, dass es sich um Arlessa Isolde handelte. ,,Die Arlessa!" rief Ser Perth und Alistair japste kurz auf. ,,Isolde, du..." begann Teagen und wurde prompt von ihr unterbrochen. ,,Keine Zeit für Erklärungen! Ich habe nach der Schlacht das Schloss schnellst möglich verlassen und muss in Bälde zurück sein! Und du musst mit mir zurückkehren, Teagan. Allein!" ,,Vorsicht, das könnte eine Falle sein," entgegnete Alistair und kam einen Schritt vor. ,,Was?" fragte Lady Isolde und wandte sich unserer Gruppe zu. ,,Wer sind diese Leute?" erkundigte Sie sich bei Teagan. ,,Das sind Graue Wächter. Ohne Ihre Hilfe würde ich nicht mehr leben," antwortete dieser und die Arlessa verbeugte sich dankend vor uns. ,,An mich erinnert Ihr Euch doch, Lady Isolde?" fragte Alistair vorsichtig und Sie schien kurz zu überlegen. ,,A-Alistair?" hauchte Sie verwundert. ,,Bei allen... Warum seid Ihr hier?" stammelte sie. ,,Bitte Lady Isolde! Wir wussten nicht, dass im Schloss noch jemand lebt. Wir brauchen Antworten!" ,,I-Ich weiß, Erklärungen sind vonnöten, aber ich... ich weiß nicht, was ich ohne Gefahr erzählen kann!" Sie wandte sich mit verzweifeltem Blick wieder zu Bann Teagan. ,,Connor wird... wahnsinnig! Wir haben überlebt, aber er will das Schloss nicht verlassen. Er hat so viel tot gesehen... Du musst ihm helfen, Teagan! Du bist sein Onkel! Auf dich hört er vielleicht. Ich weiß nicht mehr was ich tun soll!" ,,Aber wieso muss er alleine gehen?" fragte ich und die Arlessa wischte erneut eine Träne weg. ,,Wegen Connor," antwortete sie schluchzend. ,,Ich habe zugesagt, schnell zurückzukehren und Teagan mitzubringen." ,,Zugesagt? Wem hast du das zugesagt?" fragte Bann Teagan mit gespitzter Stimme. ,,Es ist schwierig... Von einem Zauber des Magiers. Dadurch können Eamon, Connor und ich am Leben bleiben und mit diesem... Wesen kommunizieren. Es will, dass wir leben, aber den Grund kenne ich nicht! Die anderen hatten... weniger Glück. Es hat viele getötet und ihre Leichen zu wandelnden Albträumen gemacht. Und als es im Schloss fertig war, machte es im Dorf weiter! Es hat erlaubt, dass ich dich hole, Teagan, weil ich darum gebettelt und gesagt habe, dass Connor Hilfe braucht..." ,,Klingt für mich danach, dass Ihr kleiner Connor eine Abscheulichkeit geworden ist," bemerkte Morrigan mit kühler Stimme und wir erschraken.
Wie konnte sie nur so kaltherzig sein aber was sie sagte... machte Sinn.
,,Oh, der Erbauer sei uns gnädig! Könnte wirklich ein Dämon dahinter stecken?" ,,Bitte nicht," flüsterte Bann Teagan. ,,Es darf meinem Connor nichts tun! Du musst mit mir zurückkommen, Teagan! Bitte!" ,,Was sollen wir tun?" fragte ich in die Runde und alle schauten düster drein. ,,Ich werde über das Dorf wachen, Lady Isolde!" sagte Ser Perth entschlossen und die Arlessa nickte. ,,Der König ist tot, wir brauchen meinen Bruder jetzt dringender als je zuvor. Ich kehre mit dir ins Schloss zurück, Isolde." ,,Dann sterbt Ihr," rief Leliana bestürtzt während Lady Isolde erleichtert lächelte. ,,Dem Erbauer sei Dank. Sei gesegnet, Teagan!" ,,Ich hege nicht die Illusion, dass ich alleine mit dem Bösen fertig werde. Aber ihr habt euch als wahrhaft beeindruckend erwiesen. Isolde, entschuldigst du uns einen Moment? Wir müssen kurz etwas besprechen, bevor ich mit dir ins Schloss zurückkehre." Lady Isolde nickte. ,,Ich warte an der Brücke auf dich." Ohne uns eines weiteren Blickes zur würdigen wandte sich sich von uns ab, gefolgt von ihrer Wache, und ging zu der Brücke, die zum Eingangstor des Dorfes führte.
,,Hier mein Vorschlag: Ich gehe mit Isolde und ihr gelangt über den Geheimgang ins Schloss. Mein Siegelring öffnet die Tür. Vielleicht kann ich das Böse im Schloss ablenken. Damit steigt eure Chance, unbemerkt hineinzugelangen. Was haltet ihr davon?" Bann Teagan blickte in eine Runde voll zweifelnder Gesichter. ,,Das ist Selbstmord und Ihr wisst es," entgegnete Leliana doch Morrigan schnaubte. ,,Es ist die einzige Möglichkeit. Ich spüre die Präsenz eines starken und schlauen Dämons. Wir dürfen ihn nicht unterschätzen." ,,Aber was genau sollen wir... gegen einen Dämon ausrichten können?" fragte ich und Teagan seufzte. ,,Wenn ich das wüsste! Aber ich weiß genauso wenig wie Isolde über diese 'böse Macht'." ,,Ich und meine Männer halten Ausschau und wenn ihr das Schlosstor von innen öffnen könntet würden wir euch helfen kommen," schlug Ser Perth vor. ,,Das ist eine gute Idee, Ser Perth," entgegnete Teagan und wandte sich an mich. ,,Hier ist mein Siegelring." Er nahm behutsam meine rechte Hand überreichte mir einen goldenen Ring, der mit Runen verziert war. Eine seltsame Aura ging von diesem Objekt aus. ,,Es öffnet das Türschloss in der Mühle. Und was immer ihr tut: das Wichtigste ist Eamon. Bringt ihn raus, wenn es sein muss! Isolde, ich und alle anderen... wir sind entbehrlich." ,,Nein! Das glaube ich nicht! Ich werde Euch retten! Versprochen!" rief ich eilend und Alistair, Leliana und Ser Perth schauten mich verdutzt an. Bann Teagan lächelte. ,,Ihr seid offenbar ebenso tapfer wie schön. Der Erbauer hat auf mich herabgelächelt, als er Euch nach Redcliffe geschickt hat. Wenn nur..." Seine Worte ließen mir erneut Röte ins Gesicht steigen aber ich bemerkte wie sein Blick von Schmeichel zu Besorgnis wechselte. ,,Ich muss gehen. Ich sage euch zum Abschied Lebewohl... und viel Glück." ,,Teagan," murmelte ich als er an uns schnellen Schrittes vorbeiging um sich Lady Isolde anszuschließen und Leliana verschränkte mit besorgtem Blick die Arme. ,,Wir lassen ihn einfach mit dieser Frau gehen? Ist das nicht zu gefährlich?" ,,Er hat seine Entscheidung getroffen," antwortete Morrigan knapp und ging zur Eingangstür der alten Mühle. ,,Ich werde hier vom Rand der Klippe auf das Burgtor schauen und auf euch warten," erklärte Ser Perth und besetzte seinen Posten. Wir sahen, wie Morrigan die knarrzende Tür der Mühle öffnete und hineinging und wir folgten ihr. ,,Diese Mühle ist inktakt," erklärte Morrigan und zeigte auf den Holzhaufen auf dem Mahlstein, der vorher die Verbindung zum Rad der Mühle darstellte. ,,Kein Wunder, dass niemand den Geheimgang gefunden hat. Keiner geht in eine kaputte Windmühle..." Ich schmunzelte und beugte mich zu Lendrad hinunter, der aufgeregt hechelte. ,,Suche den Eingang, Großer!" befahl ich und Lendrad bellte. Wir beobachteten ihn wie er schnuppernd um die Vorrichtungen und Apparatschaften der Mühle lief und auf der anderen Seite bellte. ,,Er hat ihn gefunden!" rief Alistair und wir liefen zu Lendrad, der sich neben einem Heuhaufen gesetzt hatte und stolz drein blickte. ,,Wartet," sagte Morrigan, die ihren Stab zückte, einen kurzen Spruch aufsagte und aus der Spitze ihres Stabes ein großer Feuerball das Stroh in wenigen Sekunden verbrannte. Lendrad erschrak, hüpfte auf und bellte verärgert Morrigan an. ,,Das hätten wir auch ohne Magie machen können," bemerkte Alistair mit strengen Blick und Morrigan kicherte. ,,Wieso müsst Ihr Euch immer beschweren? Seht, der Geheimgang ist frei." Alistair seufzte und ich trat einen Schritt hervor. ,,Hmm," murmelte ich und beugte mich über die Luke. Nirgendwo war eine Vorrichtung oder ein Loch zu sehen, wo der Ring hineingepasst hätte. ,,Und nun?" fragte Leliana und auch ich war verwundert. ,,Gebt mal her," sagte Morrigan und nahm mir den Ring geschwind aus der Hand. ,,Dies ist ein verzauberter Gegenstand. Es funktionierte so ähnlich wie der Schutzzauber eurer Truhe in der Korcari-Wildnis," erklärte sie, beugte sich hervor und hielt den Ring dicht an die Luke. Nach einem klackendem Geräusch leuchtete die Luke und ging langsam von selbst auf. ,,Bitteschön," sagte Morrigan lächelnd und schaute uns selbstgefällig an, während sie mir den Siegelring zuwarf und ich ihn gerade so fangen konnte. ,,Schon wieder Magie..." raunzte Alistair und wir stiegen die Treppe zum Geheimgang hinunter.
In dem Gang waren große Fackeln, die erahnen ließen, wie lang dieser war. Die Stille wurde ab und zu durch Zirpen von Insekten und Mäusequitschen unterbrochen und der Wind erzeugte einen kühlen Hauch. ,,Seht," sagte Leliana und deutete auf eine der Fackeln. ,,Ich verstehe nicht," entgegnete ich. ,,Die Flammen bewegen sich trotz des Windzuges kein bischen," erklärte sie und mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Alistair hatte Recht. Schon wieder Magie.
Die 'verbotene' Magie wurde selbst bei den Adelsfamilien angewandt... Kurz musste ich an den geheimen Gang in der Küche in meiner Heimat, Schloss Cousland, denken, durch den ich mit Duncan fliehen konnte. Gab es dort auch solche Fackeln? Ich schüttelte den Kopf, denn ich wollte nicht daran denken.
Unsere Schritte und Lendrads Tapsen schallten durch den Tunnel, der endlos lang schien. Alle schienen nachdenklich. Was würde uns in Schloss Redcliffe erwarten? Wie erging es Alistair, der Lady Isolde nach so langer Zeit wieder begegnet ist? Der Frau, die ihn zur Kirche schickte und nicht akzeptierte. Und wie wird er reagieren, wenn er auf den sterbenskranken Eamon trifft? Es würde sich in Bälde zeigen ob er der letzte Thronerbe ist oder nicht. Doch plötzlich spürte ich Wut und Trauer. Er wusste von Anfang an von meinem Schicksal aber teilte nicht seines mit mir. Vertraute er mir doch nicht? Ich fasste meinen Mut zusammen und wollte ihn fragen. ,,Leliana, Morrigan?" begann ich und die beiden wandten sich zu mir. ,,Was gibt es?" fragte Leliana. ,,Würdet ihr bitte mit Lendrad vorgehen? Ich würde mich gerne kurz mit Alistair unterhalten," erklärte ich und Alistair lachte. ,,Ich habe doch hoffentlich nichts angestellt?" ,,Noch nicht," lächelte ich verhalten und Leliana, Morrigan und Lendrad liefen vor, bis sie möglichst weit von uns entfernt waren aber wir sie noch sehen konnten und ihre Worte undeutlich wurden. ,,Geht es um Teagan? Er scheint von Euch angetan zu sein. Mir ist es einerlei, wenn Ihr..." ,,Was? Beim Erbauer, nein," unterbrach ich Alistair erschrocken und errötete leicht, ,,darum geht es nicht. Und was heißt hier 'einerlei'? Ach vergessen wir das!'' Ich schüttelte den Kopf und Alistair blickte verwundert. ,,Ich... möchte nur wissen, warum Ihr Euer Geburtsrecht geheim hieltet. Vor mir," fuhr ich fort und er lächelte. ,,Weil Ihr nie gefragt habt," antwortete er kurz und ich verschränkte die Arme. ,,Eine billige Antwort," raunzte ich und er packte sich verhalten am Hinterkopf. ,,Also gut. Wenn Ihr die ganze Erklärung wollt werde ich sie Euch geben." Er schaute nachdenklich an die Decke. ,,Ich bin nicht daran gewöhnt es jemanden zu sagen, der es nicht weiß. Es war immer ein Geheimnis. Selbst bei den Grauen Wächtern wusste es nur Duncan." ,,Ich verstehe. Deswegen hat er Euch zum Turm von Ishal geschickt und nicht in die Schlacht," vermutetet ich und Alistair nickte. ,,Und nach der Schlacht, wenn ich es Euch hätte sagen sollen... Ich weiß nicht," er seufzte, ,,da schien es irgendwie zu spät zu sein. Wie erzählt man jemanden so etwas?" ,,Wie wäre es mit: 'Was? Ihr seid die Tochter von Teyrn Cousland? Ich bin überigens der rechtmäßige Thronerbe'!" antwortete ich kichernd und auch Alistair musste wieder lächeln. ,,Ja, nun," begann er wieder langsam, ,,ein Teil von mir wollte wohl nicht, dass Ihr es erfährt." ,,Wieso?" fragte ich kurz und sein Lächeln verschwand. ,,Das liegt daran, dass jeder mich anders behandelt hat, sobald er es erfahren hatte. Plötzlich war ich der Bastard-Prinz und nicht mehr einfach Alistair. Als Tochter des Teyrn klingt das sicher dumm für Euch aber ich hasse es, dass mein ganzes Leben dadurch bestimmt wird. Ich wollte das nie, genauso wenig, wie König zu werden. Schon die Vorstellung macht mir Angst." ,,Es ist nicht dumm Angst zu haben. Es bewahrt einen davor Fehler zu machen aber es hält einen auch auf. Es ist unser Schicksal und das kann man sich nicht immer aussuchen." Alistair schaute mich besorgt, eher ängstlich, an. ,,Ich hoffe nur, dass Arl Eamon den Thron besteigt wenn es ihm gut geht, was ich sehr hoffe. Er ist dafür der Geeignete," fügte er hinzu. Sein Blick wurde weicher und er schaute mich mit seinen braunen Augen wehmütig an. ,,Jedenfalls tut es mir Leid, dass ich es Euch nicht früher gesagt habe. Ich... habe wohl gehofft, Ihr würdet mich so mögen, wie ich bin. Es war dumm." Ich schüttelte meinen Kopf und grinste. Alistair war sehr gefühlsbetont und sprach die Dinge so aus wie er sie dachte. Ich schätzte diesen bei Männern ungewohnten, weichen Kern sehr. ,,Entschuldigung angenommen. Vielen Dank," sagte ich und Alistair lockerte sich. ,,Es ist gut, das losgeworden zu sein," sagte er und wir bemerkten, wie Leliana, Morrigan und Lendrad auf uns warteten. ,,Wir haben den See schon überquert?" fragte Alistair verwundert und Morrigan lachte mit einem gehässigen Unterton. ,,Habt Ihr es immer noch nicht bemerkt? Der Arl scheint viel von Magie zu halten. Damit konnten sie die Strecke des Ganges verkürzen." Alistair seufzte entnervt. ,,Mich wundert es nicht, dass der Sohn des Arl eine Abscheulichkeit geworden ist," fügte sie hinzu und Leliana verzog entrüstet das Gesicht. ,,Nehmt Euch etwas zurück mit solchen Aussagen. Noch wissen wir nichts genaues!" ,,Entschuldigt," heuchelte Morrigan, warf die Arme abwertend in die Luft und wandte sich von uns ab. Sie ging als Erste die hölzerne Wendeltreppe hoch und Lendrad folgte ihr. ,,Dabei habe ich versucht ihr zu erklären, dass man sensibler mit solchen Themen umgeht," erklärte Leliana und verschränkte die Arme. ,,Kommt," sagte ich schmunzelnd und die restliche Gruppe folgte mir hinauf.
Endlich waren wir in Schloss Redcliffe, der Heimat des Arls und der Gerburtsort von Alistair. Nervosität übermannte mich, denn ich wusste nicht was uns noch zu erwarten hatte. Wir kamen in einer kleinen Kammer an dessen Decke ein vergittertes Loch Licht spendete und den Nebel hinein lies. Am anderen Ende des Raumes war eine große hölzerne Tür und als wir uns dieser leise näherten knurrte Lendrad. Alistair öffnete vorsichtig die Tür. ,,Beim Erbauer," murmelte Leliana, als am Ende des Ganges drei Gestalten versuchten, in einen Raum einzudringen. ,,Was ist da?" flüsterte ich und erschrak beim Anblick der Monster. Es waren bewaffnete und gerüstete Skelette. ,,Wieso hilft mir keiner?" ,,Wer...?" wunderte ich mich, als wir die Stimme eines fremden Mannes erhörten. ,,Los! Sie werden ihn töten!" rief Leliana und zog ihre Dolche aus der ledernden Rüstung. Mit einer schnellen Bewegung meiner Hand befahl ich Lendrad anzugreifen und nun bemerkten die Monstren unsere Anwesenheit und liefen auf uns zu. Leliana machte einen gekonnten Sprung, wich einem Schwerthieb aus und rammte dem Monster ihre zwei Dolche ins Gesicht. Lendrad lenkte eines der Monster ab, sodass ich es enthaupten konnte. Neben mir bemerkte ich wie Alistair das letzte Skelett enthauptete. ,,Gut gemacht!" rief ich zu allen und streichelte Lendrads Kopf, der freudig hechelte. ,,Kinderspiel," sagte Leliana und säuberte ihre Dolche an den Stofffetzen, die eines der Skelette trug. ,,Hallo? Wer ist da?" hörten wir die männliche Stimme erneut fragen und bewegten uns zu einer Zelle, aus der ein Mann in Zaubererrobe ängstlich hinausschaute. ,,I-Ihr seid keine Wache der Arlessa. Kommt ihr von außerhalb des Schlosses?" Der Magier trat an das Zellengitter. Er war jung, hatte schulterlange braune Haare und leichte Bartstoppeln im Gesicht. An einigen Stellen war seine Robe zerissen und um diese Risse waren dunkelrote Flecken, die nach getrocknetem Blut aussahen. ,,Seid Ihr der Magier, den Lady Isolde erwähnt hat?" erkundigte sich Alistair und die Augen des Fremden weiteten sich. ,,I-Ihr habt mit ihr gesprochen?" fragte er und sein Blick wurde wieder ängstlich. ,,Dann wisst ihr, was ich getan habe..." ,,Nein, Magier. Erklärt Euch," befahl ich und er nickte. ,,Nun, ich heiße Jowan und bin der Magier, den Lady Isolde als Hauslehrer für ihren Sohn Connor eingestellt hat. Und dann, äh, kam ich in diesen Kerker." ,,Hauslehrer?'' fragte Leliana. ,,Diese Untoten sind also Euer Werk," fragte ich nach und Jowan schüttelte heftig den Kopf. ,,Nein! Ich... habe Arl Eamon vergiftet, sonst nichts!" ,,Du hast was getan!?" schrie Alistair und packte ihn am Kragen, sodass sein Gesicht gegen eine eiserne Stange schlug. ,,Hilfe," keuchte der verängstigte Magier. ,,Nicht!" rief Leliana und ich fasste Alistairs Arm an. Er lockerte den Griff und der Magier fiel hustend zu Boden. ,,Ich... Ich bin verdächtig, ich weiß, aber mit den Kreaturen und den Morden im Schloss habe ich nichts zu tun. Als das anfing war ich schon... eingekerkert." ,,Zurecht," zischte Alistair und Morrigan schmunzelte. Ihr schien es zu gefallen, wie Alistair wütend wurde. Jowan rappelte sich langsam auf und fuhr fort. ,,Lady Isolde kam mit ihren Männern her und verlangte, ich solle es rückgängig machen. Ich dachte, sie sprach vom Gift und dem Arl. Da hörte ich zum ersten Mal von den wandelnden Leichen. Sie dachte, ich hätte einen Dämon beschworen, um ihre Familie zu quälen und Redcliffe zu zerstören. Sie... ließ mich foltern." Er strich mit seiner Hand zitternd über eine der Risse seiner Robe und verzog schmerzend das Gesicht. ,,I-Ich konnte nichts tun oder sagen, um sie zu beschwichtigen. Ich sollte... hier verrotten." ,,Aber warum habt Ihr Arl Eamon vergiftet?" fragte ich nach. ,,Es war ein Befehl von Teyrn Loghain," antwortete Jowan und Alistair und ich schauten und erschrocken an. Loghain, dieser verlogene Bastard, dachte ich wütend und ballte die Fäuste. ,,Es hieß, Arl Eamon sei eine Bedrohung für Ferelden und wenn ich das erledigen würde würde Loghain mein Problem mit dem Zirkel klären." ,,Welches Problem," erkundigte sich Alistair misstrauisch und Jowan schluckte. ,,Nun, äh," stotterte er. ,,Raus damit!" schrie Alistair und der Magier zuckte zusammen. ,,Ich bin ein Maleficar: ein Blutmagier!" ,,Ihr?" lachte Morrigan höhnisch, ,,Ein Blutmagier? Wirklich? Das hätte ich nicht gedacht." ,,Das ist garnicht gut," sagte Alistair und ich nickte zustimmend. ,,Ich widmete mich verbotenen Künsten und wurde dafür zum Tode verurteilt. Ich dachte, Loghain gibt mir die Gelegenheit... meine Untaten zu sühnen. Er hat mich hier im Stich gelassen. Alles bricht zusammen und ich bin verantwortlich. Irgendwie muss ich das wieder in Ordnung bringen!" ,,Dann hilf uns mit weiteren Informationen," schlug Leliana vor und Jowan nickte niedergeschlagen. ,,Warum ist Arl Eamon eine Bedrohung?" ,,Teyrn Loghain sagte nur, dass Arl Eamon eine Gefahr für die Nation sei. Warum sollte ich Teyrn Loghain nicht glauben?" erklärte er und Morrigan trat einen Schritt hervor. ,,Wisst Ihr noch welches Gift es war? Oder habt Ihr noch das Fläschchen?" fragte sie und Jowan schüttelte den Kopf. ,,Ich habe nie nachgefragt und das Fläschchen habe ich in den Burggraben geworfen." ,,Na toll," raunzte Alistair. Nun hatten wir keine Chance herauszufinden, welche Art Gift es war es sei denn Morrigan kann einen Blick auf den Arl werfen und die Symptome analysieren. Aber eines wunderte mich dennoch. ,,Warum brauchte die Arlessa für Ihren Sohn einen Magier als Hauslehrer?" erkundigte ich mich und Jowan begann zu erklären. ,,Connor zeigte erste... Anzeichen. Lady Isolde hatte Angst, der Zirkel der Magi brächte ihn zur Ausbildung weg." ,,Connor? Ein... Magier? Das glaube ich nicht!" murmelte Alistair und fasste sich an die Stirn. ,,Dachte ich mir," entgegnete Morrigan und verschränkte die Arme. ,,Sie suchten einen abtrünnigen Magier von außerhalb des Zirkels, der ihrem Sohn insgeheim beibrachte, seine Begabung zu verbergen. Ihr Gatte wusste davon nichts." ,,Und wie viel Magie beherrscht Connor jetzt?" fragte ich. ,,Ein wenig," sagte Jowan nachdenklich, ,,aber er ist noch sehr jung. Er kann nur ganz schwache Zauber wirken. Sicher nichts Mächtigeres, zumindest nicht absichtlich." ,,Dann ist Connor doch für diese Monster verantwortlich," erklärte Morrigan und schaute prüfend zu Leliana ob sie sie wieder belehren würde, aber Leliana schweigte betrübt. ,,Darüber habe ich auch nachgedacht. Connor könnte unabsichtlich den Schleier zerissen haben," sagte Jowan und ich verstand nicht recht. ,,Ist der Schleier des Nichts zerissen, können Geister und Dämonen ins Schloss eindringen. Sind sie mächtig, würde das die wandelnden Leichen erklären." ,,Jetzt verstehe ich," murmelte ich. ,,Es... sollte nie so enden, das schwöre ich. Lasst mich euch jetzt helfen!" rief Jowan entschlossen. ,,Der Kleine könnte uns nützlich sein," erklärte Morrigan. ,,Wenn nicht, lasst ihn gehen! Warum soll er hier gefangen bleiben?" schlug Leliana vor. ,,He! Er ist immerhin ein Blutmagier! Ihr könnt nicht einfach... einen Blutmagier freilassen!" entgegnete Alistair und Morrigan schnaubte verächtlich. ,,Also lieber umbringen, ihn für seine Entscheidungen bestrafen? Spricht da Alistair oder der Templer?" zischte Morrigan. ,,Der gesunde Menschenverstand," entgegnete er. ,,Wir kennen noch nicht mal die ganze Geschichte!" ,,Er möchte sühnen. Verdient diese Chance etwa nicht jeder?" fragte Leliana und Morrigan kicherte. ,,Ihr meint wohl, so wie Ihr?" ,,Vor dem Erbauer hat jeder eine Chance zur Sühne verdient, dieser Mann nicht weniger als jeder andere." ,,Ich weiß nicht," unterbrach Alistair Leliana und verschränkte die Arme. ,,Er ist eine Blutmagier. Vergesst das nicht!" ,,Gebt mir bitte eine Chance!" flehte Jowan.
,,RUHE!" schrie ich und alle verstummten. Lendrad jaulte und setzte sich hin. ,,Jowan. Ihr seid ein Maleficar, ein Abtrünniger und Ihr habt Arl Eamon vergiftet! Erklärt mir: Wie wollt Ihr das alles wieder 'in Ordnung' bringen?" Nach eine kurzen Zeit des Schweigens sagte er: ,,Ich will alle retten, die noch da oben sind. Irgendwas muss ich doch tun können." ,,Und was passiert danach?" fragte ich. ,,Danach? Danach werde ich eingesperrt, hingerichtet oder was mit Leuten wie mir eben gemacht wird. Ich will nicht mehr vor dem Zirkel davonlaufen. Ich muss für meine Vergehen einstehen." Ich wandte mich zu den anderen. ,,Was meint ihr?'' ,,Lasst ihn frei. Hier wird er nur sterben," fing Morrigan an. ,,Ich bin dafür, dass er vorerst hier bleibt," entgegnete Alistair. ,,Lasst ihn selber entscheiden. Ich weiß, er möchte für seine Taten zur Rechenschaft gezogen werden," sagte Leliana und ich wandte mich wieder zu Jowan. Nun ist es an mir, dachte ich und stemmte die Hände in die Hüfte. Wenn ich ihn gehen ließe würde er draußen sicher den Tod durch die Hände der Dunklen Brut finden aber hier und jetzt könnte er noch nützlich sein. Wer weiß, was Bann Teagan zugestoßen ist? ,,In Ordnung. Vorerst bleibst du in deiner Zelle. Wenn wir dich brauchen schicke ich Lendrad vorbei, der dir die Zellenschlüssel überreicht," sagte ich und Lendrad bellte. ,,Ich werde warten," sagte Jowan und ich nickte. Wir wandten uns von ihm ab und gingen auf eine Treppe zu, die weiter in das Schlossinnere führte.
Oben angekommen standen wir in einem Raum, auf dessen steinernen Boden einige hochwertig verzierte Teppiche lagen und ein hölzener Kronleuchter den Raum erhellte. Wir gingen durch die Tür zu unserer rechten hindurch und befanden uns in einem langen Gang wieder, in dem nun ein blauer Teppich den Weg verzierte. Von überall her hallten seltsame Geräusche und ein kalter Hauch ließ mich zittern. Plötzlich fiel mir die Tochter des betrunkenen Schmiedes Owen, Valena hieß sie glaube ich, ein. Ich hatte ihm versprochen nach ihr Ausschau zu halten, damit er sich um die Rüstung der Miliz kümmerte. ,,Hier ist eine Waffenkammer," sagte Alistair und zeigte auf die Tür. ,,Aber leider ist sie stets fest verschlossen." ,,Erlaubt ihr?" fragte Leliana und ich trat einen Schritt beiseite. ,,Normalerweise mache ich so etwas nicht mehr aber gute Ausrüstung könnte nicht schaden," sagte sie und mit einen Klicken öffnete sich das Schloss. Vor uns lag ein Raum voller Waffen. Schwerter, Streitkolben und Äxte aber auch Rüstungen aller Art wurden hier gelagert. Leliana legte sich eine bessere Lederrüstung an während Alistair sich ein Schild mit dem Wappen von Redcliffe mitnahm. Ich für meinen Teil war sehr zufrieden mit meiner Rüstung und das Familienschwert der Couslands würde ich nie hergeben. Plötzlich hörten wir herannahende Soldaten. Wir schauten zur Tür und erblickten Skelettsoldaten, die bedrohlich ihre Schwerter schwangen und auf uns zuliefen. ,,Noch mehr Untote!" rief Leliana und Morrigan trat einen Schritt hervor. ,,Ich werde sie verlangsamen!" Nach einem kurzen Zauberspruch gefror der Boden zu Eis, sodass die Monster sich nicht mehr bewegen konnten. Sie fuchtelten wild umher und versuchten sich zu befreien aber ein Entkommen war unmöglich. Wir stürmten auf Sie zu und schlugen einem Wesen nach dem anderen die Köpfe ab. Es war die einzige Methode, dass diese Wesen nicht erneut auferstehen. ,,Danke Morrigan. Das war leicht," sagte ich und schaute aus einem Gefühl heraus nach rechts. ,,Was..." stammelte ich und traute meinen Augen nicht. Wesen aus Nebel manifestierten sich am anderen Ende der Halle und schwebten lautlos auf uns zu. ,,LAUFT!" schrie ich und rannte los. ,,Was ist denn los?" fragte Alistair und als er sah wovor ich weglief rannte auch er los, gefolgt von Leliana, Morrigan und Lendrad. Geschwind liefen wir in den ersten kreuzenden Gang hinein und durchquerten die Schlafsaale der Soldaten. ,,Hier rein!" rief Alistair, erfasste meine Hand und wir liefen in einen kleinen Raum und Morrigan knallte die Tür hinter uns zu. Wir keuchten und ich fiel auf die Knie. Morrigan horchte währenddessen an der Tür. ,,Bitte tut mir nichts," hörten wir eine zarte Frauenstimme hinter den Kisten rufen. ,,Wer ist da?" erkundigte sich Alistair. ,,V-Valena," antwortete die Stimme und eine junge Frau mit Bedienstetenkleidung und langen blonden Haaren kam aus den Kisten hervor. ,,Ich bin das Dienstmädchen der Arlessa. Geht es ihr gut? Was ist mit den anderen passiert?" Sie klopfte sich den Staub aus ihrer Schürze und strich sich über das Haar. ,,Seid Ihr die Tochter des Schmieds?" fragte ich und ihre Augen leuteten auf. ,,Ihr kennt meinen Vater? Ich will zurück ins Dorf! Gibt es einen Weg nach draußen?" ,,Im Kerker gibt es einen Geheimgang nach draußen," antwortete Alistair und Valena zitterte. ,,A-Aber die Monster," sagte sie und Morrigan seufzte. ,,Die meisten davon haben wir getötet. Lauft oder Ihr sterbt hier." ,,Keine Sorge," sagte Valena, ,,ich bin schnell und kenne das Schloss." ,,Aber diese... Geister?" fragte ich und Morrigan schüttelte den Kopf. ,,Ich kann keine dämonische Präsenzen in der Nähe spüren." Ich konnte Valena nicht alleine lassen. Ich habe es ihrem Vater versprochen und wenn ich sie schon wohlauf gefunden hatte sollte dies auch so bleiben. Sie sollte gesund zu ihrem Vater zurück kehren. ,,Lendrad?" sagte ich und beugte mich zu ihm. ,,Bitte begleite Valena zurück ins Dorf. Ich möchte, dass es ihr gut geht wenn wir uns wiedersehen, verstanden?" Er jauchzte kurz auf. ,,Ich weiß, du willst bei mir bleiben aber es ist sehr wichtig." Wiederwillig bellte er auf und Valena verbeugte sich. ,,Vielen Dank!" ,,Schließe dich Ser Perth an und stoße mit ihm zu uns," befahl ich und Lendrad bellte erneut auf. Ich streichelte ihn und war sehr stolz auf seine Gehorsamkeit. Morrigan öffnete die Tür und wir gingen vorsichtig in den Flur, in dem auch ein blauer Teppich lag und wir blieben vor einer Tür stehen. ,,Hier trennen sich unsere Wege," sagte ich zu Valena und Lendrad. ,,Ich danke euch erneut. Ich werde meinem Vater von euch erzählen!" Als sie dies sagte liefen sie und Lendrad los.
Alistair öffnete die Tür, vor der wir standen und gingen hindurch. ,,Diese Tür führt zur Haupthalle," erklärte er und versuchte diese zu öffnen doch sie war fest von der anderen Seite verschlossen. ,,Dann müssen wir wohl den längeren Weg gehen." Er ging vor und wir folgten mit wachsamen Schritten. Wir durchquerten einen Raum, in dem es nach getrockneten Fleisch roch und ein Kamin Licht und Wärme spendete. ,,Dort führt eine Treppe zu einem unterirdischen Lagerraum und wenn wir diesen durchqueren gelangen wir in den Außenhof des Schlosses," erklärte Alistair erneut. ,,Woher wisst Ihr das alles?" fragte Leliana und Alistair seufzte. ,,Das ist eine lange Geschichte..." Wir gingen die Treppe hinunter und gingen am anderen Ende des Kellers wieder eine herauf. Oben angekommen befanden wir uns im Freien.
Im Hof war es leer. Nicht mal eine Skelettwache wurde hier postiert. Der Wind wehte durch die Baumkrone der riesigen alten Eiche und ließ die Blätter rascheln und aus dem Brunnen hörte man, wie ein Tropfen in das Wasser fiel. Gruselig, dachte ich, als ich an das belebte Treiben im Hof von Schloss Cousland dachte. In Alistairs Gesicht spiegelte sich Trauer und ich hatte das Gefühl ihn ablenken zu müssen. Ich konnte gut nachvollziehen wie er sich fühlte... ,,Kommt," unterbrach ich die Stille und ging auf das Burgtor zu und die anderen folgten mir. Zuvor sicherten wir Ser Perth zu das Tor zu öffnen, damit dieser und seine Männer uns zu Hilfe eilen konnten und als wir am Burgtor ankamen sahen wir, dass sie bereits auf uns warteten. ,,Ser Perth? Ihr seid schon da?" wunderte sich Alistair und er nickte. Ich schaute mich um und stellte enttäuscht fest, dass Lendrad ihnen wohl noch nicht begegnet ist. Alistair ging zum Zug, der das Tor mit lautem knarrzen öffnete. Hoffentlich hörten uns die Dämonen nicht...
Ser Perth und seine Soldaten stampften uns zuversichtlich entgegen. ,,Vielen Dank! Nun können ich und meine Männer baldigst unseren Arl wiedersehen," sagte er und seine Männer lächelten doch wir schauten zweifelnd. ,,Macht nicht solche Gesichter! Wir betreten gemeinsm die Haupthalle und bringen das Schloss wieder unter unsere Kontrolle." ,,Seid Euch da nicht sicher. Vielleicht weiß der Dämon von unserem Eindringen? Mich jedenfalls würde es nicht wundern," entgegnete Morrigan. ,,Was wir auch tun, wir müssen da hinein." So beschlossen wir die Haupthalle von Schloss Redcliffe zu betreten, stiegen die große Treppe hinauf und öffneten die große Eingangstür. ,,Hört ihr das?" fragte Leliana und ich schüttelte den Kopf. ,,Da... Da singt doch jemand!" Wir spitzten unsere Ohren und vernahmen ein schiefen Gesang. ,,Aber das ist doch..." murmelte ich. Das war Bann Teagans Stimme! ,,Los!" befahl ich und wir liefen in die die Vorhalle.
,,Teagan!" japste ich und auch den anderen verschlug es den Atem. Hopsend machte er Saltos und sang dabei ein Lied über Frauen und Schänken. Ein Lied, welches ich zuvor noch nie hörte und . Arlessa Isolde stand mit Händen vor dem Gesicht weinend neben einem kleinen schmächtigen Jungen mit hellem goldblondem Haar. ,,Besucher! Besucher!" rief Teagan und setzte sich in einem Schneidersitz neben den Jungen. Das musste Connor sein! Der Junge blickte uns direkt an. Seine Augen funkelten unnatürlich und sein Gesichtsausdruck war... wütend. ,,Arlessa! Tretet tzrück!" rief Ser Perth und Lady Isolde blickte verzweifelt zu uns. ,,Sind das unsere Besucher? Die, von denen du erzählt hast, Mutter?" zischte Connor und mir lief es kalt den Rücken herunter. Seine Stimme... Unter seiner hellen Stimme hörte man das Fauchen einer viel tieferen. ,,J-Ja, Connor," antwortete Lady Isolde. ,,Und die haben meine Soldaten besiegt? Die ich schickte, mein Dorf zurückzuerober?" Er schaute in die Runde doch seine Augen blieben bei mir stehen. ,,Und jetzt starrt es mich an! Was ist das, Mutter? Ich sehe es nicht richtig!" Ich erstarrte. Der Blick der Arlessa wanderte zu mir. ,,Das... ist eine Frau, Connor. Genau wie ich..." ,,Du lügst!" schrie er und Bann Teagan lachte, wobei sein Gesicht eher schmerzend aussah. ,,Diese Frau ist ganz anders als du. Schau sie dir nur an! Halb so alt und hübsch dazu! Willst du sie nicht aus Eifersucht hinrichten lassen?" ,,C-Connor, ich flehe dich an, tu niemandem was!" entgegnete Lady Isolde schluchzend und Connor fasste sich stöhnend am Kopf. ,,M-Mutter?" fragte der Junge und seine Stimme war plötzlich weich und ängstlich. ,,Was... geht hier vor? Wo bin ich?" fragte er und Lady Isolde kniete sich erleichtert vor ihm hin. ,,Ist Connor zurückgekehrt?" rief Alistair verwundert und Morrigan schüttelte den Kopf. ,,Oh, beim Erbauer!" sagte die Arlessa und umarmte Connor. ,,Connor! Connor, hörst du mich?" Plötzlich stoß er sie von sich und das böse Funkeln in seinen Augen kehrte zurück. ,,Hinfort, närrisches Weib!" ,,Lady Isolde!" rief Ser Perth, der zu ihr laufen wollte aber Morrigan blockierte seinen Weg. ,,Ihr wisst nicht wie stark es ist," erklärte sie und Ser Perth schnaubte. Was war hier los? Diese Situation schien irreal aber dennoch... Arl Eamon vergiftet, von einem Blutmagier, dessen Sohn wurde verwandelt in eine Abscheulichkeit, der das halbe Dorf auslöschte und nun... verzauberte er auch noch Bann Teagan! Wut stieg in mir hoch und übermannte meine Angst.
,,Lasst Bann Teagan und die Arlessa frei!" Alle blickten mich an und es wurde still. Plötzlich begann Teagan hysterisch an zu lachen. ,,Hier bin ich! Hier bin ich! HAHAHAHAHA" schrie er aus vollem Halse und begann Saltos zu machen. ,,So gefällt er mir besser. Er nervt mich nicht mehr und amüsiert mich," erklärte Connor, oder viel mehr der Dämon, der in ihm wütete. ,,Connor wollte das nicht! Es war der Magier, der Eamon vergiftet hat! Der hat alles ausgelöst und den Dämon beschworen! Connor wollte nur seinem Vater helfen!" ,,Und ist dann mit dem Dämon eine Abmachung eingegangen? Dummes Kind!" sagte Morrigan mit spitzer Zunge. Die Augen des Jungen funkelten vergnügt auf. ,,Es war ein fairer Handel! Vater lebt, genau wie ich es wollte. Jetzt nehme ich auf dem Thron Platz und erobere mit meinen Armeen die Welt. Niemand sagt mir mehr, was ich tun darf!" ,,Niemand sagt ihm, was er tun darf! Niemand! Hahahaha!" Bann Teagan rollte lachend auf dem Boden herum. ,,Still, Onkel!" zischte Connor. ,,Habe ich dir nicht gesagt was passiert, wenn du weiterhin so schreist? Doch, das habe ich." Er wandte sich wieder zu uns während Teagan sich im Schneidersitz wiederbefand und schmollte. ,,Aber bleiben wir doch gesittet! Dieser Pöbel soll ihre ersehnte Audienz bekommen. Sagt, weshalb seid ihr hier?" ,,Bringt uns sofort zu Arl Eamon!" befahl Ser Perth und Connor kicherte. ,,Aha! Ein besorgter Gönner! Warum hast du das nicht gleich gesagt?" Sein belustigter Ausdruck wandelte sich um in Zorn. ,,Das überflüssige Schleichen und Morden hättet ihr euch sparen können!" Er wandte sich zur Alessa. ,,Aber Vater ist so krank, wir sollten ihn wirklich nicht stören. Stimmt's nicht, Mutter?" Lady Isolde blickte traurig zu ihm. ,,Ich... glaube nicht..." ,,Natürlich nicht! Seit du die Ritter fortgeschickt hast willst du mir immer nur den Spaß verderben. Mir wird langweilig." Das bedeutet nichts gutes, dachte ich mir. ,,Ich will Aufregung! Ich will Taten sehen! Dieser Pöbel hat mein Spiel ruiniert, indem sie das blöde Dorf gerettet haben und jetzt müssen sie für Ausgleich sorgen!" Als er dies aussprach wechselte sein Blick. Connor schaute plötzlich verängstigt aus als er sah, wie Bann Teagan aufsprang, sein Schwert zog und Skelettsoldaten den Raum stürmten. ,,Teagan!'' rief Alistair als dieser seinen Schwerthieb blocken musste und ich Teagan beseite schubste, sodass er zu Boden fiel. ,,Halt ihn fest, Alistair!" schrie ich und sofort hielt er Bann Teagan mit seinem Schild und Körpergewicht unten. Morrigan hielt die Untoten mit Feuer in Schacht, während die Soldaten von Ser Perth und Leliana diese köpften. ,,Der Spuk ist vorbei,'' rief Ser Perth und Lady Isolde lief zu ihm. ,,Alistair...'' krächzte eine männliche Stimme, ,,w-würdet ihr bitte so frei sein...'' Es war Teagan, der wieder zu Besinnung kam. ,,Teagan!" rief die Arlessa und half ihm aufzustehen, nachdem ihn Alistair frei ließ. ,,Bist du in Ordnung?" Nickend fasste er sich schmerzend die Stirn. ,,Andraste sei gepriesen," murmelte ich erleichtert. ,,Deinen Tod hätte ich mir nie verziehen, schließlich habe ich dich hergebracht. Ich bin so eine Närrin!" ,,Wir müssen zu Connor," sagte Alistair mit kühler Stimme und bewegte sich in die Richtung in der der Junge entschwand aber Lady Isolde stellte sich ihm in den Weg. ,,Bitte! Connor ist dafür nicht verantwortlich! Wir müssen ihn doch irgenwie retten können!" ,,Ihr wusstet es die ganze Zeit," entgegnete Alistair mit verachtender Stimme und blickte ernst auf sie hinab. ,,Ich..." begann sie, ,,ja. Ich habe es nicht gesagt, weil ich glaubte, wir könnten ihm helfen. Das glaube ich noch immer." ,,Das Kind ist zweifellos eine Abscheulichkeit und kann nur auf eine Art aufgehalten werden," fügte Morrigan hinzu und Lady Isolde schüttelte den Kopf. ,,Er ist nicht immer dieser Dämon! Connor steckt noch in ihm und kommt manchmal zum Vorschein. Bitte, ich will ihn doch nur beschützen!" Lady Isolde begann zu weinen und Leliana legte die Arme tröstend um sie. ,,Hat nicht dadurch alles angefangen? Du hast den Magier hergebracht. Er sollte Connor insgeheim unterrichten... um ihn zu beschützen," sagte Teagan und die Arlessa schaute ihn verzweifelt an. ,,W-Wenn sie herausgefunden hätten, dass Connor Magie beherrscht hätten sie ihn fortgebracht! Ich dachte, wenn er im Geheimen genug lernt, dann..." Sie begann stärker zu weinen. Ich empfand Mitleid und zugleich Verachtung. Sie setzte das Leben ihrer Untertanen aufs Spiel für einen Knaben, der der Magie verfallen war aber dennoch war es ihr Sohn. ,,Wo ist Connor jetzt? Warum ist er fortgelaufen?" unterbrach Leliana meine Gedanken und Teagan antwortete: ,,Ich glaube, er ist nach oben gelaufen, in die Gemächer der Familie." ,,Gewalt," sagte Lady Isolde, die sich wieder etwas beruhigte, ,,verängstigt ihn. Ich weiß, das klingt seltsam. Er ist entweder in sein Zimmer gelaufen oder..." ,,Oder hat uns eine Falle gestellt?" beendete Alistair ihren Satz und sie senkte besorgt den Blick. ,,Ich weiß es nicht. Durch den Kampf ist wohl der verängstigte Connor wieder an die Oberfläche getreten und fortgelaufen." ,,Er ist also angreifbar? Willst du das damit sagen?" fragte Bann Teagan. ,,Ich... vielleicht. Gibt es denn... keine andere Lösung?" fragte sie und Leliana schaute besorgt in die Runde. ,,Was können wir tun?" ,,Ich würde normalerweise kein Kind töten, aber... er ist eine Abscheulichkeit, da haben wir wohl keine Wahl," murmelte ich in Gedanken aber Lelianas Gesichtsausdruck verriet was sie davon hielt. ,,Wir können keinen Jungen töten, Dämon oder nicht! Ihr könnt das doch nicht ernsthaft erwägen!" ,,Connor ist mein Neffe aber er ist auch von einem Dämon besessen. Der Tod wäre eine... Gnade," sagte Teagan. ,,Nein, das kann nicht sein!" unterbrach die Arlessa, ,,Was ist mit dem Magier? Vielleicht weiß er ja etwas über diesen Dämon. Wenn er noch lebt, könnten wir ihn zumindest fragen!" Er ist unten im Kerker und lebt," antwortete Alistair und Morrigan schnaubte. ,,Es würde mich wundern wenn er etwas sinnvolles beitragen kann." ,,Wir müssen ihn sofort herbringen. Ich weiß, dass wir ihm nicht trauen können aber vielleicht weiß er etwas," bat Lady Isolde und Ser Perth trat hervor. ,,Ich werde ihn holen werte Arlessa aber wenn er sich wehrt werde ich ihn töten!" ,,Ich werde Euch begleiten," schlug Alistair vor und die Arlessa nickte schwermütig. ,,Setzt Euch und ruht Euch aus," schlug Leliana vor und führte Lady Isolde zu einer Sitzmöglichkeit nahe dem Kamin, dessen Feuer unbeirrt loderte. ,,Fragt nicht die Magierin und holt lieber den Tölpel, der im Kerker verhungert," murmelte Morrigan und betrachtete die Knochenhaufen der Skelettwächter, während sich Ser Perth zu mir bewegte. Seine Bewegungen, die sonst leichtfüßig und doch kräftig waren, schienen schwerfällig. ,,Nun schaut nicht so besorgt Lady Elissa. Ich bin nur erschöpft," erklärte er sich. ,,Entschuldigt," seufzte ich und versuchte zu lächeln um meine Besorgnis zu vertuschen. ,,Ich wünschte es gäbe eine andere Lösung als den Tod des Jungen aber wie sonst kann man ein so mächtiges Wesen aufhalten? Es hat Euren Verstand angegriffen und Leichen wiederbelebt," sagte ich und er warf mir ein lächeln zu, was mich wunderte. ,,Und dennoch ist dieser Dämon so schwach, dass er nur von einem Kind Gebrauch machen kann. Wir werden abwarten, was der Maleficar vorschlägt. Eure Magierfreundin," sagte er und schaute zu Morrigan, die noch immer neugierig die Knochen betrachtete, ,,scheint nicht von einer Rettung von Connor auszugehen." ,,Nein,'' antwortete ich kopfschüttelnd. ,,Außerdem kenne ich sie erst wenige Tage. Auch für mich ist sie noch ein großes Rätsel."
,,Hier ist er!" hörten wir Ser Perth mit seiner dunklen kräftigen Stimme rufen. Alistair schubste den schmächtigen Magier Jowan in die Mitte der Halle, wo er eingeschüchtert stehen blieb. Lady Isolde und Leliana kamen hinzu und Morrigan beobachtete uns aus der Entfernung. ,,Nach all Euren Missetaten könnt Ihr von Glück reden am Leben zu sein, Jowan," begann die wütende Arlessa und der Magier nickte. ,,Der Dämon in Connor... muss zerstört werden. Connor zu töten... ist dabei sicher die einfachste Methode. Dennoch gibt es auch eine andere Möglichkeit. Ein Magier könnte sich dem Dämon im Nichts stellen ohne Connor dabei selbst zu verletzen." ,,Was bedeutet das? Der Dämon steckt doch in Connor, oder nicht?" hinterfragte Bann Teagan stutzig. ,,Nicht körperlich. Der Dämon hat Connor bei seinen Träumen im Nichts übernommen und kontrolliert ihn von dort. Wir können die Verbindung zwischen ihnen dazu benutzen, den Dämon zu finden." ,,Ihr könntet das Nichts betreten ohne dem Jungen zu schaden?" fragte Leliana und Jowan schüttelte den Kopf und fügte hinzu: ,,Nein, aber ich kann einen anderen Magier dazu in die Lage versetzen. Das erfordert sonst Lyrium und mehrere Magier, aber ich habe... Blutmagie." ,,Blutmagie ist verboten und damit keine Lösung!" warf ich ein doch Lady Isolde faltete ihre Hände und trat näher an Jowan heran. ,,Wenn es einen Weg gibt, muss ich ihn erfahren! Bitte! Jowan, sagt uns, was Ihr wisst!" ,,Lyrium liefert die Energie für das Ritual. Aber ich kann sie auch aus der Lebensenergie von jemandem ziehen. Aber das Ritual braucht viel Energie. Alles, um genau zu sein." ,,Jemand muss also sterben? Jemand muss sich opfern?" fragte Teagan und Jowan nickte. ,,Und dann schicken wir einen anderen Magier ins Nichts. Ich kann nicht, weil ich das Ritual durchführe." Er begann auf den Boden zu starren und mir wurde mulmig. ,,Ich hätte gar nicht davon anfangen sollen. Es... ist nicht wirklich eine Lösung." ,,Nein, das ist keine Lösung," entgegnete Alistair erbost und Jowan zuckte zusammen aber Lady Isolde schien... entschlossen. ,,Ich bin anderer Ansicht. Wir sollten es tun. Mit meinem Blut. Ich werde mich opfern!" Bann Teagan haschte zu ihr und fasste sie an die Schultern, wie als würde er sie wach rütteln wollen. ,,Isolde bist du wahnsinnig? Eamon würde das nie zulassen!" Lady Isolde nahm Teagans Hände in der ihre und schaute ihm entschlossen in die Augen. ,,Entweder tötet jemand meinen Sohn, um das Ding in ihm zu zerstören, oder ich gebe mein Leben, damit er seines behält. Für mich eine einfache Entscheidung." ,,Blutmagie," murmelte Alistair. ,,Wie soll uns etwas Böses helfen? Zwei falsche Vorgehensweisen machen das Ganze doch nicht richtig." ,,Ich halte es für eine vernünftige Lösung." Morrigan, die sich bis eben heraus hielt, trat hervor. ,,Jowan vollführt das Ritual mit ihrem Blut und ich werde das Nichts betreten." ,,Connor ist daran schuldlos. Er sollte nicht dafür bezahlen müssen," fügte Lady Isolde schwermütig hinzu und Bann Teagan schaute mich mit Zweifel im Blick fragend an.
Abscheulichkeiten, Blutmagie und Rituale... Wie konnte das alles nur geschehen? Lady Isolde, die ihren Sohn retten möchte und Morrigan, die aus Neugierde einen riskanten Ausflug in das Nichts wagen würde. Und dann noch Jowan, der als Abtrünniger aus dem Zirkel der Magi entfloh. Moment... Der Zirkel!
,,Lyrium und viele Magier finden wir doch beim Zirkel der Magi," rief ich erfreut und Alistair schnaufte erleichtert. ,,Glänzende Idee! Immerhin betrifft einer der Verträge auch den Zirkel." ,,Der Turm ist etwa eine Tagesreise entfernt, jenseits des Sees. Ihr könntet die Magier um Hilfe ersuchen," sagte Bann Teagan. ,,Aber was geschieht hier? Connor wird nicht ewig so passiv bleiben," entgegnete Lady Isolde besorgt und Teagan schaute fragend in die Runde. ,,Ich werde hier bleiben," schlug Morrigan vor und wir schauten alle verwundert in ihre Richtung. ,,Was denn? Ich bin die einzige Person, die sich ihm entgegen stellen kann und falls ihr nicht wiederkommt können wir das Ritual vollführen." Alistair und ich schauten uns verdutzt an aber... sie hatte recht. ,,Und in einem Turm voller Templer und gehirngewaschenen Magier fühle ich mich nicht sonderlich wohl," fügte Morrigan mit verschränkten Armen hinzu und ich schmunzelte. Alles was sie tat hatte indirekt einen Vorteil für sie selbst. ,,Nun gut. Sie bleibt und Jowan auch. Er will uns helfen, also soll er mit uns auf Connor aufpassen," sagte Bann Teagan und schaute zu Lady Isolde hinüber die nickte. ,,Ich werde euch drei Tage geben aber wenn ihr nicht zurück seit werden wie die Blutmagie einsetzen um meinen Sohn zu retten." Wir erklärten uns für einverstanden und machten uns aufbruchbereit.
Lady Isolde ließ Vorräte für uns besorgen und Alistair ersuchte ein Gespräch mit Bann Teagan, während Leliana, Lady Isolde, Morrigan und Jowan über Connor sprachen. Mich selbst zog es zu den Vorraum von dem es zu den Schlafgemächern der Eamons führte. Der Raum war mit zwei großen blauen mit gold bestickten Seidenteppichen ausgelegt und wurde durch zwei große Kronleuchter erhellt. Rüstungen, auf hochglanz poliert, standen neben jeder Tür. Der Raum verjüngte sich und an dessen Ende stand eine große Eichentür offen die einen großen Holztisch offenbarte, an dem ein mit dem gleichen Samt bezogener Sessel stand. Behutsam betrat ich diesen Raum und bemerkte sofort, dass es sich um das Arbeitszimmer von Arl Eamon handelte. Deckenhohe Regale , die an die Dachschrägen angepasst wurden, voller Bücher zierten den kompletten Raum an dessen Seiten jeweils ein großes Sofa mit vielen Kissen stand. Als ich näher an den Schreibtisch herantrat bemerkte ich, wie aus der halb geöffneten Schublade eine goldene Kette hing. Normalerweise nichts besonderes in einem Schloss aber diese Kette glänzte und schimmerte nicht wie sonst alles in hier. Meine Neugierde übermannte mich und ich öffnete vorsichtig die Schublade. In ihr lag ein Amulett. Behutsam nahm ich es heraus und bemerkte wie verkratzt es war. Schade, dachte ich und öffnete es langsam. Eine Abbildung einer Frau in Dienstkleidung und eines jungen mit roten Haaren und haselnussbraunen Augen war zu erkennen. Ich versuchte mit zusammengekniffenen Augen mehr zu erkennen aber... ,,Beeindruckend nicht wahr?" hörte ich eine männliche Stimme hinter mir sagen und ich erschrack sehr, sodass ich mich umdrehte und aus Reflex das Amulett hinter meinen Rücken versteckte. ,,A-Alistair!" rief ich, als ich prustend bemerkte, dass er es war. ,,Ja! So viele Bücher habe ich das letze mal in meiner Schlossbibliothek auf Schloss Cousland gesehen," antwortete ich gefasst und Alistair trat mit wehmütigen Blick hervor. ,,Hier haben Arl Eamon, die Arlessa und ich viel gestritten. Er hat immer zu mir gehalten aber sie..." ,,Ich... es tut mir leid," sagte ich und Alistair schüttelte den Kopf. ,,Selbst jetzt spüre ich keine Genugtuung obwohl ich sie so hasste. Ich scheine damit im Reinen zu sein." ,,Aber das ist doch etwas gutes, Alistair," entgegnete ich und er lächelte. ,,Wohl wahr. Nun denn. Wir sollten aufbrechen, bevor die Arlessa auf dumme Ideen kommt." Ich nickte und wir verließen den Raum.
Einige Soldaten stoßen zu uns und übergaben uns Lebensmittel wie Brot, Dörrfleisch und Äpfel. ,,Bitte kehrt wohlauf zurück," sagte Bann Teagan in die Runde und die Arlessa begleitete uns zur Zugbrücke, gefolgt von Ser Perth und seinen Männern. ,,Viel Glück!" rief er und schlug mit seiner großen Faust gegen seine metallene Rüstung und das Gefolge tat es ihm gleich als Zeichen des Respekts. ,,Ich danke euch aus ganzem Herzen aber bitte bedenkt: Nach drei Tagen werde ich auf das Angebot des Blutmagiers eingehen." ,,Tut dies was für euch richtig erscheint," fügte ich hinzu und die Arlessa nickte. ,,Und Alistair! Ich..." ,,Sagt nichts," unterbrach er Lady Isolde und schaute ihr entschlossen in die Augen. ,,Wir werden rechtzeitig zurück sein," sagte Alistair und wandte sich von ihr ab und ging Richtung Brücke, die über den Burggraben führte. Leliana und ich verbeugten uns und folgten ihm. Aus der Ferne bemerkte ich wie ein Hund auf uns zulief. Es streckte die Zunge hechelnd heraus und lief freudig auf mich zu. Es war Lendrad! ,,Lendrad!" rief ich freudestrahlend und er sprang in meine Arme, sodass ich zu Boden fiel und Leliana erschrack. ,,Geht es euch gut, Elissa?" fragte sie und ich lachte. ,,J-ja! Jetzt ist aber gut," sagte ich und drückte Lendrad von mir weg. Nun konnte die Reise endlich weitergehen.
wIn Mitten des sagenumwogenen Calenhad-Sees lag ein verwunschener Turm, der in den Himmel zu ragen schien. In diesem verwunschenen Turm leben die Magier, die von der Kirche bewacht werden, magiebegabte Menschen und Elfen lernen dort gewissenhaft mit Magie umzugehen. Dorthin verschlug uns das Schicksal als nächstes. Wir mussten dem Sohn von Arl Eamon retten, der von einem Dämon besessen war aber in erster Linie war dies ohnehin eines unserer vielen Ziele, denn der Zirkel der Magi ist mit den grauen Wächter einen Vertrag eingegangen, der besagt, dass sie bei einer Verderbnis aushelfen. Um den Turm zu erreichen mussten wir zum Hafen des Sees. Dieser lag in der Mitte und war eine Tagesreise entfernt und ohne weitere Komplikationen erreichten wir ihn.
,,Seht!" rief Leliana und deutete auf eine spitze Dachkuppe. Wir erklommen einen Hügel und blickten auf den vom Mond erleuteten See. ,,Der Zirkel der Magi," murmelte ich ermüdet und Alistair seufzte. ,,Ein Turm voller Magier. Toll. Die lieben mich..." ,,Seltsam," fügte ich hinzu und Lendrad winselte, ,,dort ist es stockfinster wie in Schloss Redcliffe." ,,Und seht ihr diesen grünen Schimmer?" fragte Leliana und ich kniff die Augen zusammen. In der Tat war der Turm umhüllt von einem grünen Schleier. ,,Vielleicht eine Art Schutzzauber? Damit man von außen nichts erkennt," schlug ich vor und Leliana zuckte mit den Schultern. Morrigan wüsste sicherlich was es damit auf sich hatte. ,,Das wäre jedenfalls die angenehmste Erklärung," fügte Alistair hinzu und wir gingen auf zwei Hütten zu, die am Ufer standen. In der einen schienen Templer stationiert zu sein und die andere war eine Schänke, aus der man Musik und Stimmen vernahm. ,,Wir sollten uns ausruhen bevor wir mit dem Boot zum Zirkel fahren," sagte Leliana und ich nickte gähnend. Tatsächlich war der einzige Weg zum Zirkel der Magi eine Bootsfahrt, denn die Brücke wurde vor langer Zeit zerstört. Bei dem Gedanken, dass dies nicht unabsichtlich geschah, schüttelte es mich.
Wir liefen den steinernen Weg vom Hügel hinunter, gingen an dem grimmig guckenden Templer zügig vorbei und blieben vor der Schänke stehen. ,,Ich bin auch erschöpft doch lange können wir nicht bleiben," sagte Alistair und fuhr sich durch sein struppiges rotes Haar. ,,Ich, ich möchte mich nur kurz dieser Rüstung entledigen und waschen," entgegnete ich ihm und versuchte gefasst zu wirken aber ich schaffte es nicht. Meine Stimme zitterte, sodass Lendrad kurz wimmerte und meine Hand abschleckte. Leliana und Alistair schauten sich an und nickten. ,,Ein paar Stunden Schlaf würde uns wirklich gut tun. Zudem kann ich mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte mal etwas gegessen habe!" sagte Leliana lächelnd, Lendrad bellte zustimmend und sie öffnete die Tür der Schänke. Die Kälte, die vom See herüberschlich wurde von der austretenden Wärme durchbrochen und die Musik und das Gelächter erhallten im Ohr. Der Geruch von Fleisch und Suppe stieg mir in die Nase und mein Magen begann zu knurren. Ich schaute mich um und blickte in lachende, lallende, beschwipste und belustigte Gesichter. Die Verderbnis war für diese Menschen scheinbar... unreal. Hier war sie noch nicht angekommen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie ein schmaler Mann auf uns leichtfüßig angetänzelt kam. ,,Einen schönen Abend wünsche ich dem Herren und den Damen und wilkommen in der Verwöhnten Prinzessin! Und welch Prachtstück von Mabari ihr mitgebracht habt!" Er versuchte Lendrads Kopf zu berühren doch dieser knurrte schnippisch. ,,Oh," machte der Mann und zog seine Hand schnell weg,'' ,,...und was für braver Junge er ist!" Alistair, Leliana und ich musterten ihn und der er räusperte sich. ,,Ich bin der Wirt dieser eindrucksvollen Schänke und ihr seid wohl neue Gäste?" ,,Ja," begann Alistair," ,,wir bräuchten ein Zimmer u..." ,,Zwei!" unterbrach ich Alistair und dieser blickte verwundert, ,,Z-zwei wären angenehm... der Herr," murmelte ich und Alistair seufzte. ,,Ein Zimmer für die Damen und eines für mich. Ich hoffe ihr habt genug Geld dabei für zwei Zimmer?" stachelte er noch und Leliana nickte lächelnd.
Ich wollte als Frau alleine sein. Zumindest mochte ich mich in meinem jetzigen Zustand keinem Mann zeigen...
,,Hättet Ihr eine Möglichkeit für uns zu baden?" erkundigte ich mich um mich auf andere Gedanken zu bringen und der Wirt nickte erfreut. ,,Aber natürlich! Für ein paar Silberlinge mehr könnt Ihr Euch im Bad erfrischen und unser Essen genießen!" ,,Ich bitte darum," entgegnete ich und der Wirt machte wortwörtlich einen Freudensprung. ,,Dann folgt mir bitte,'' sagte der Wirt, drehte sich um und führte uns durch die befüllte Schänke. Einige der Gäste verfolgten uns mit teils neugierigen Blicken und teils Misstrauen doch es kümmerte mich wenig. Alles woran ich denken konnte war in eine saftige Hühnerkeule zu beißen und ein erfrischendes Bad zu nehmen. Wir gingen durch eine Hintertür, die zu einem langen Gang führte, und blieben an der ersten Tür stehen. ,,Dies ist das Zimmer für den Herren. Leider ist dort nur eine einfache Möglichkeit zur Waschung aber das Bett ist dafür umso komfortabler!" ,,Vielen Dank. Wenn ich baden möchte springe ich einfach in den wohlmöglich verfluchten See,'' grinste Alistair und ging in sein Zimmer. Trotz Müdigkeit brachte er mich zum lachen und die Vorstellung ihn... nackt schwimmen zu sehen gefiel mir irgendwie. Der Wirt brachte Leliana, Lendrad und mich zu unserem Zimmer und öffnete die hölzerne Tür die mit einem Schloss versehen war und übergab Leliana den Schlüssel. Er zeigte auf den hinteren Teil des Raumes, wo eine Holzwanne, ein großer Eimer und ein Hocker standen und erklärte, dass wir durch eine weitere Hintertür zu einem Brunnen gelangen um dort Wasser zu holen. Anschließend sagte er, er würde uns eine Platte mit leckeren Speisen bringen, für Lendrad natürlich auch, und verließ den Raum.
,,Endlich alleine,'' seufzte ich und Lendrad bellte glücklich als er sich wachend nebend die Tür legte. Leliana warf ihre Tasche in die Ecke und kam zu mir gehuscht, als ich mich auch meiner Tasche, Waffe und Schild entledigen wollte. ,,Bitte,'' begann sie, ,,ich möchte Euch zum Dank das Bad vorbereiten. Ich bin Euch unendlich dankbar, dass ich mitreisen darf.'' Ich schaute sie verdutzt an. ,,A-aber Ihr seid eine Frau der Kirche. Ihr müsst das nicht tun.'' ,,Ich möchte es so,'' bestand sie darauf, nahm den Eimer der neben der Wanne stand und verließ den Raum noch bevor ich etwas zu ihr sagen konnte. Ihre Dankbarkeit schmeichelte mir, obgleich es mir auch unangenehm war. Vorsichtig begann ich meine Rüstung abzulegen. Zuerst zog ich die Handschuhe aus, nahm beide Schulterplatten ab und öffnete die Schnallen der Brustplatte welche ich über den Kopf streifte. Sie war sehr schwer und viel mit einem Knall, den Lendrad aufschrecken ließ, zu Boden. Dabei bemerkte ich, wie ein kleiner Gegenstand auf den Boden fiel. Das Amulett, dass ich aus dem Arbeitzimmer in Schloss Redcliffe mitgenommen habe lag funkelnd da und ich hob es auf. Neugierig öffnete ich es und schaute mir das Bild an. Als ich es zuerst betrachtete blieb mir nicht genug Zeit es genauer anzuschauen. Dieser kleine Junge... Es musste Alistair sein. Er erzählte mir von einem Amulett, welches er wegwarf bevor er das Schloss als kleiner Junge verlassen musste. Ich musste es ihm zurückgeben, sagte ich mir und legte es behutsam in meine Tasche. Ich fuhr fort und zurrte an den Befestigungen der Beinplatten und nahm auch diese ab. Und nun die Schuhe, dachte ich, und bemerkte erst da wie sehr meine Füße schmerzten. Seit dem... Tod meiner Eltern schaffte ich es wohl in jeglichen Situationen den Schmerz zu verdrängen. Leliana betrat den Raum und schüttetete den ersten Eimer über der Wanne aus, während ich mir meine Füße mit einer von Morrigan hergestellten Salbe einschmierte, welche auch sofort in meine Haut einzog. Sie half nicht nur meiner wunden Haut sondern linderte auch den Schmerz. Nach und nach brachte Leliana weiteres Wasser, erwärmte es am Kamin und füllte so schließlich die Holzwanne. Ich war erstaunt wie schnell sie dies erledigte und ich zog mich bis auf meine Unterkleider aus. Für mich war es nicht ungewöhnlich nackt vor Frauen zu sein da ich einige Zofen besaß. Ich öffnete meine gesteckten dunkelbraunen Haare und sie glitten meinen Rücken hinab bis zum Po. Sie kitzelten und ich versuchte sie mit meinen Fingern etwas zu zähmen was angesichts des fehlenden Spiegels schwer viel. ,,Elissa,'' begann Leliana und ich wandte mich zu ihr. Sie musterte mich mit großen Augen worauf hin ich sie fragen wollte ob ich irgendwo eine Verletzung hätte aber sie fuhr fort. ,,Ihr seid wunderschön.'' ,,Wa-'' stammelte ich, wandte mich von ihr ab und lief rot an. ,,Ihr seid nicht bei Sinnen,'' murmelte ich ungläubig denn ich war dreckig, zerzaust und roch wie ein Schleppesel in der glühenden Sonne. Leliana kam zu mir und fasste mir an die Schulter. ,,Darf ich?'' fragte sie, denn sie wollte mir die Unterkleider ausziehen und ich drehte mich zur ihr um. ,,Wieso?'' brachte ich bloß hervor und sie lächelte. ,,Nun, Ihr seid doch von hohem Adel. Möchtet Ihr nicht dementsprechend behandelt werden?'' ,,Woher wisst Ihr das,'' stammelte ich erneut und sie begann damit behutsam mein Oberteil auszuziehen. ,,Ihr erwähntet dies in der Kirche im Dorf vor Bann Teagen. Aber Eure Rüstung, Euer Schwert und der gütige Umgang mit Menschen verrieten dies auch.'' Sie nahm meine Hand und half mir in die Wanne hinein.
Das Gefühl des Wassers, das samtig meine verdreckte Haut umschloss, war überwältigend. Es griff förmlich nach mir und ich gab nach. Die Wanne war nur so groß, sodass ich mich hineinsetzen und meine Beine ausstrecken konnte. In mir löste sich etwas. Anspannung, Wut und Trauer aber auch Leichtigkeit übermannten mich so als ob ich ihnen jetzt freien Lauf gewähren lassen würde. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Leliana ein Tuch in das Wasser tunkte und sie hinter mich ging. Sie kniete sich hin, strich meine Haare beiseite und begann das feuchte Tuch von meinen Nacken hinab über die Schultern zu führen. Es war ein seltsames und doch vertrautes Gefühl. Zuerst wollte ich etwas dazu sagen aber ihre Bewegungen beruhigten mich. Mit meiner nassen Hand wischte ich über mein Gesicht. Tränen liefen über mein Gesicht und ich zog meine Beine an mich und umklammerte diese. Ich musste an all das Leid denken, welches mich und all die Menschen ereilte. Von einem Tag auf den anderen änderte sich mein Leben. ,,Wisst Ihr,'' unterbrach Leliana meine düsteren Gedanken, ,,in meiner Vision, die mich zu euch führte, gab es eine undurchdringliche Finsternis... Fast stofflich und sehr real. Und es gab ein Geräusch, schrecklich und gottlos. Ich stand auf einem Gipfel und beobachtete, wie die Finsternis alles verschlang...'' Es erinnerte mich kurz an meine Vision der dunklen Brut. ,,...und als dieser Sturm den letzten Sonnenstrahl schluckte, da... stürzte ich und die Finsternis zog mich hinein.'' Sie schluckte, als hätte sie einen Kloß im Hals. ,,Und... was ist dann geschehen?'' fragte ich sie. ,,Ich erwachte und ging in den Garten der Kirche, wie ich es immer als erstes tat. Aber an diesem Morgen blühte der Rosenbusch in der Ecke von dem jeder wusste, dass er tot war, grau und verdreht und knorrig. Da war eine einzelne wunderschöne Rose. Es war als hätte der Erbauer seine Hand ausgestreckt und gesagt: Selbst inmitten der Finsternis gibt es Hoffnung und Schönheit. Verzaget nicht!" Sie nahm den Eimer mit Wasser vom Kamin und schüttete ihn über meinen Hinterkopf um meine Haare zu befeuchten. ,,Und deswegen habt Ihr euch mir angeschlossen?'' Leliana kicherte und ich schaute verdutzt. ,,Ihr seit dieser wunderschöne Rosenbusch. Durch die Dunkelheit verblüht aber auferstanden durch eine neue Aufgabe.'' Erneut stieg mir die Röte ins Gesicht. ,,In meinem Traum stürzte ich... vielleicht sprang ich auch... ich würde alles tun, um die Verderbnis aufzuhalten. Ich weiß, wir können es schaffen!" Sie nahm ein Stück Seife und begann damit meine Haare zu waschen. Es gibt so viele Dinge in der Welt des Erbauers. Wie könnte ich untätig dabeisitzen, während die Verderbnis das alles... verschlingt?'' Ich zuckte mit den Schultern und ich entgegnete: ,,Die Kirche sagt, dies geschiehe weil der Erbauer uns verlassen hat.'' Leliana schmunzelte. ,,Er ist noch hier! Ich höre ihn im Wind, in den Wellen, ich spüre ihn, wenn das Sonnenlicht mich wärmt. Ich weiß, was die Kirche über den Erbauer sagt. Was soll ich glauben? Das, was ich spüre oder das, was andere erzählen?'' ,,Es ist wichtig auf das zu vertrauen was man fühlt,'' antwortete ich, während sie meine Haare mit einem Kamm versuchte möglichst vorsichtig zu kämmen. ,,Danke, Elissa. Es ist schön, dass mal jemand meine Meinung teilt.''
Unsere Unterhaltung wurde durch das Klopfen an der Tür und Lendrads freudigem Bellen unterbrochen. ,,Ich bringe euch eure Mahlzeit,'' erklärte eine weibliche Stimme. ,,Einen Moment,'' rief Leliana und legte ein großes Handtuch auf den Hocker zu meiner linken Seite und ging raschen Schrittes zur Tür. Voller Vorfreude auf das leckere Essen wusch ich schnell meine Haare und befreite es von der restlichen Seife, sprang auf und schnappte mir das Handtuch welches nicht gerade weich war aber seinen Zweck erfüllte. ,,Vielen Dank," sagte Leliana als sie die Platte mit Essen entgegen nahm und auf den kleinen Tisch nahe des Kamins stellte. Mit dem Handtuch umwickelt lief ich freudig zu ihr, nahm eine fettige Hühnerkeule und biss genüsslich hinein. ,,Eliffa!'' lachte Leliana mit vollem Mund und auch ich musste lachen. Praktisch nackt und von einer Servierplatte essend. Wenn mich meine Mutter so gesehen hätte... Wie toll so eine einfache Keule schmecken konnte. Ich nahm eine der Gabeln und begann das gebratene Gemüse auf das vom Leib Brot abgebrochene Stück zu verteilen. ,,Köftlich,'' nuschelte ich mit vollen Mund und hätte am liebsten vor Glückseeligkeit wieder weinen können.
Nachdem Leliana, Lendrad und ich uns den Bauch vollgeschlagen hatten beschloss nun Leliana ein Bad zu nehmen. Ich flechtete meine noch leicht feuchten Haare zu einem langen lockeren Zopf und zog meine leider weiterhin schmutzigen Unterkleider sowie die Rüstungsunterkleider an. Bevor ich in dieser Nacht ruhe finden konnte musste ich Alistair sein Amulett zurückbringen. Ich nahm es aus meiner Tasche, zog mir den von Leliana geborgten Umhang an und öffnete die Zimmertür. Lendrad schaute mich fragend an. Ich lächelte ihm zu und er verstand. Ich verließ barfuß das Zimmer und ging schnellen Schrittes den Flur hinab. Wie würde er wohl reagieren, wenn ich ihm das Amulett überreiche? Voller Vorfreude klopfte ich an seine Tür. ,,Wer da?'' rief er. ,,Elissa!'' antwortete ich aufgeregt. ,,Kommt herein, die Tür ist offen.'' ,,Alistair! Ihr werdet nicht glauben, was- Alistair !'' Ich blieb in der offenen Tür stehen und drehte mich schnell mit errötetem Kopf wieder um. Er saß auf einem Hocker in seinem Unterkleid in mitten des Raumes, neben ihm ein Eimer Wasser und seine Rüstung gestapelt. ,,Wieso sagt Ihr nicht, dass Ihr unbekleidet seid?" fragte ich beschämt und Alistair schien verdutzt. ,,Nun, ich wusste ja nicht, dass ihr zuvor keinen nackten Mann gesehen habt.'' ,,Was? N-natürlich habe ich das! Ich meine schon, also nicht wie Ihr jetzt denken mögt. Ich...'' Was stammelte ich hier herum? Ich bin ihm keine Erklärung schuldig. ,,Verzeiht. Ich vergaß, dass Ihr diesen Umgang nicht gewohnt seid. Bei den Grauen Wächtern war dies nie ein Thema,'' lachte Alistair und ich hörte wie Rüstungsteile klapperten. ,,Was führt Euch denn zur mir?'' Ich drehte mich langsam um und sah, wie er seine Rüstung säuberte. Ich beobachtete wie eine Schweißperle seine muskolöse Brust hinuterlief und schaute wieder weg. ,,Nun?" fragte er erneut und ich holte aus dem Umhang das goldene Amulett hervor. ,,Ich- ich habe da etwas gefunden. Im Arbeitszimmer von Arl Eamon.'' Ich gin auf ihn zu und zeigte ihm das Amulett in meiner offenen Hand. ,,Was?'' stammelte er und seine haselnussbraunen Augen weiteten sich und er sprang auf und ließ den Plattenhandschuh zu Boden fallen, den er gerade säuberte. Ich schreckte leicht auf. ,,Das... ist das Amulett meiner Mutter. Das muss es sein.'' Er nahm es vorsichtig an sich und begutachtete es. ,,Aber warum ist es nicht zerbrochen? Wo habt Ihr es gefunden?'' ,,Bitte hinterfragt dies nicht,'' lächelte ich beschämt, ,,aber ich fand es auf Schloss Redcliff im Studierzimmer des Arls.'' ,,Im... Studierzimmer des Arls?'' wiederholte er nachdenklich und ich nickte. ,,Dann muss er... das Amulett gefunden haben, nachen ich es gegen die Wand geschleudert hatte, es repariert und aufbewahrt haben. Ich verstehe nicht, warum hat er das getan?'' Mit großen Augen schaute er mich irgendwie... traurig an. ,,Vielleicht bedeutet Ihr ihm mehr als Ihr glaubt?'' antwortete ich und Alistair lächelte und schaute auf das Amulett. ,,Ich... Ihr könntet Recht haben. Wir haben nie viel miteinander geredet und als ich dann fortging...'' Er seufzte und schaute mich wieder an. ,,Danke,' sagte er mit funkelnden Augen, ,,Wirklich! Ich... dachte ich hätte es wegen meiner Dummheit endgültig verloren.'' Er ging hinüber zu seiner Tasche und wickelte das Amulett in einem Tuch ein. ,,Ich muss mit ihm darüber reden. Falls er wieder gesund wird... Sobald er wieder gesund ist. Ich wünschte, ich hätte es schon vor langer Zeit wiederbekommen.'' Ich ging auf ihn zu und er schaute zu mir hoch. ,,Euch ist eingefallen, dass ich es schon erwähnt habe? Ich bin nicht gewohnt, dass mir jemand wirklich zuhört, wenn ich etwas erzähle.'' Er erhob sich und sah zu mir hinunter. Seine Augen waren so vertrauenswürdig und seine Körpersprache zeigte seine Aufrichtigkeit. Er war so ohne... Hintergedanken. Trotz seiner entblößten Haut. War ich in diesem Fall die Person, die eine gewisse Anziehung empfand und er sah nichts in mir? Beschämend und gleichzeitig aufregend, dachte ich. ,,Natürlich habe ich Euch zugehört. Ihr habt mir Euer Persönlichstes anvertraut und ich habe zugehört weil Ihr mir... Es hat mir etwas bedeutet.'' Hatte ich das gerade wirklich gesagt? Beschämt schaute ich auf den Boden und bereute was ich gesagt habe. ,,Entschuldigt,'' flüsterte ich. ,,Nein,'' entgegnete Alistair mit sanfter Stimme. ,,Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen. Ihr und Euer großes Herz bedeutet... mir auch etwas.'' Was geschieht hier gerade, dachte ich, und schaute Alistair mit großen Augen an. Seine Haut glänzte vom Schweiß, seine roten Haare leuchteten im Feuer und seine Augen... Seine großen haselnussbraunen Augen... Plötzlich sah ich das Gesicht von Dairren und schüttelte verwirrt den Kopf. ,,I-ich gehe nun zu Bett,'' stammelte ich und trat einen Schritt zurück und versuchte ein aufrichtiges Lächeln auf meine Lippen zu legen. ,,Macht nicht mehr allzu lange, Alistair. Der morgige Tag wird sicher kein leichter sein. ,,Sicher,'' antwortete er sichtlich verwirrt und ich verließ schnellen Schrittes sein Zimmer. Wieso verunsicherte mich das so? Normalerweise konnte ich recht gut mit Komplimenten und Avancen umgehen aber bei Alistair... schien es anders. Das musste ich Müdigkeit sein.
In meinem Zimmer angekommen schaute Lendrad prüfen zu mir hoch, ich streichelte ihn behutsam und er legte seinen großen Kopf wieder hin. Leliana lag bereits schlafend in dem großen Bett, welches wir uns teilen mussten. Mir war etwas mulmig dabei aber ich war zu müde mir Gedanken zu machen. Ich legte den Umhang ab, und legte mich das weiche Bett und deckte mich zu. Mein Kopf sank in das Kopfkissen. Mit einem letzten Blick schaute ich wehmütig auf das Schwert meiner Familie bevor ich tief und fest einschlief.
,,Elissa, wacht auf,'' hörte ich eine sanfte Stimme meinen Namen rufen. ,,Wacht auf. Der Morgen ist angebrochen und wir sollten weiterziehen.'' Es war Leliana, die mich aus meinen Träumen im Nichts holte. ,,Beim... Erbauer...'' murmelte ich und setzte mich langsam auf und schaute sie mit müden Augen an. ,,Wie unfair,'' kicherte sie und ich schaute verdutzt drein. ,,Selbst nach einer unruhigen Nacht seht Ihr schön aus!'' ,,Un-... ruhig?'' murmelte ich während Leliana eine große Scheibe Brot belegt mit Käse und ein Krug frische Milch neben das Bett stellte. Hatte sie mich etwa... beobachtet? ,,Danke, Leliana,'' sagte ich und nahm das Brot in die Hand und biss rein, während ich zu meiner Rüstung ging. Zeit sie wieder anzulegen, dachte ich mir und nahm einen kräfigen Schluck Milch aus dem Krug. Während ich mir meine Rüstung anzog waren Leliana und Alistair schon drausen und besprachen die Lage. Ich nahm das Schwert meiner Familie und band es an meinen Rücken. Danach verließen Lendrad und ich das Zimmer und verließen die Schänke Verwöhnte Prinzessin.
,,Ich habe gestern gehört wie einer der Gäste sagte, dass ein Templer nun die Überfahrt zum Zirkel bewacht,'' hörte ich Leliana sagen. ,,Das klingt garnicht gut. Wenn ein Templer für so einen Posten stationiert wird muss dort etwas vorgefallen sein,'' entgegnete Alistair und Leliana seufzte nachdenklich. ,,Aber dort müssten doch viele Templer stationiert sein. Vielleicht bedeutet es ja auch nichts ungewöhnliches.'' ,,Hoffen wir darauf,' sagte Alistair als ich dazustoß. ,,Guten... Morgen,'' begrüßte er mich und schaute mich so an als würde er meine Reaktion abwarten. Zweifelohne dachte er an die gestrige Nacht und wem sollte ich etwas vormachen. Mir schwirrte davon noch immer der Kopf. ,,Guten... Morgen,' wiederholte ich Alistair und merkte wie mir die Röte ins Gesicht stieg und Lendrad bellte, als wüsste er was in mir vorgeht. Leliana schien zu merken das da etwas passiert war also unterbrach ich schnell diese unangenehme Stille. ,,Wollen wir?'' fragte ich in die Runde und Alistair lachte. ,,Ich bin nicht wild darauf über einen See zu fahren der einem Turm voller Magier umringt aber ja; wir sollen los.'' ,,Nun, sehr sie doch mehr als Verbündete der Grauen Wächter,'' schlug Leliana lächelnd vor und Alistair nickte. Wir gingen den Hügel hinunter zu dem besagten Templer, welcher auf dem Steg stand und den Turm beobachtete. Als er uns aus der Ferne schon hörte drehte er sich rasch zu uns um. ,,Ihr da,'' rief er schon aus der Ferne, ,,Ihr wollt doch nicht zum Turm, oder? Ich habe nämlich strikte Befehle niemanden durchzulassen!'' ,,Erklärt Euch, Templer,'' antwortete Alistair und der Templer räusperte sich und schwang die Arme in die Luft. ,,Niemand darf zum Turm. Niemand! Das gilt für absolut jeden!" ,,Seht, vielleicht können wir helfen? Wir sind Graue Wächter,'' versuchte ich ihn zu überreden und er machte ein sehr überraschtes Gesicht. ,,Oh, ihr seid Graue Wächter? Dann beweist es!'' ,,Beweisen?'' wiederholte ich genervt aber Alistair hatte eine Idee und holte die Verträge hervor. Der Templer nahm sie prüfend in die Hand und begann hämisch zu lachen. ,,Oh ein Siegel der Grauen Wächter. Aha! Ihr behauptet also, einer von denen zu sein?" ,,B-behaupten?' wiederholte ich erneut und Lendrad knurrte als der Templer begann zu lachen. ,,Wisst ihr, Dokumente habe ich auch. Sie sagen, ich bin die Königin von Antiva. Was sagt ihr dazu?'' ,,Also eine besonders hübsche Frau seid Ihr ja nicht,'' antwortetet Alistair mit einem verschmitzten Lächeln und ich schnaubte. ,,Diese Dokumente sind aber echt.'' ,,Besiegt einige der Dunklen Brut! Nur zu! Zeigt, wie ein aufrechter Grauer Wächter sich verhält!" ,,Ihr beliebt zu scherzen,'' erwiderte Leliana und ich schüttelte den Kopf. ,,Nun, zu aller erst ist hier keine Dunkle Brut und desweiteren ist es keine Aufgabe ein Grauer Wächter zu sein sondern eher eine... Form des Seins,'' erklärte Alistair. ,,Ach was,'' konterte der Templer, ,,Wortklauberei! Ich danke für das Gespräch. Und jetzt geht weiter! Na los!'' Leliana trat einen Schritt hervor, als Alistair, Lendrad und ich uns umdrehen wollten. ,,Eurem Vorgesetzten würde das sicher nicht gefallen wenn er hört, dass Ihr Graue Wächter weggeschickt habt die euch hätten helfen können.'' Sie legte ein schönes Lächeln auf und er Templer sah sie verdutzt an. ,,W-wirklich? Denkt Ihr Greagoir wäre verstimmt, wenn ich euch nicht einließe? M-Moment... ja, vermutlich wäre er das. Gutes Argument.'' Leliana kicherte verzückt. ,,Ja, er wäre sehr zornig.'' Der Templer blickte nachdenklich zum Turm. ,,Er gibt hier die Befehle und mit euch würde er zur Not fertig werden... Na gut ich bringe euch rüber.'' ,,Vielen Dank!'' rief Leliana und zwinkerte uns zu. ,,Nicht schlecht,' murmelte Alistair und ich nickte zustimmend. ,,Aber seid achtsam. Es ist ein recht kleines Boot und ich würde euch abraten ins Wasser zu fallen!'' erklärte der Templer und half Leliana auf das Boot. ,,Also doch ein verfluchter See,'' seufzte Alistair als er ins Boot stieg. Er streckte seine Hand nach mir aus, um mir auf das Boot zu helfen. Ich schaute ihn verlegen an und er lächelte. ,,Nun kommt schon! Es ist nicht einfach in einer Rüstung auf ein Boot zu steigen!'' ich lächelte ihn an und nahm seine Hand und stieg vorsichtig mit ein.
Alistair und der Templer begannen zu rundern. Das Boot bewegte sich sanft über das Wasser welches ein unheilvolles Schimmern leicht lila färbte. In der Nacht war diese Verfärbung garnicht zu erkennen. ,,Die Farbe des Wassers,'' bemerkte Leliana, der es nun auch auffiel. ,,Die obersten Magier des Zirkels haben das Wasser verzaubert,'' erklärte der Templer, ,,Jegliches Gewicht im Boot würde dieses nicht zum sinken bringen und im Wasser kann keine Magie gewirkt werden.'' ,,Ich habe mich schon gewundert wie diese Nussschale uns alle tragen kann,'' sagte Alistair. Nach zehn Minuten, die sich wie dreißig anfühlten, kamen wir endlich an der Mitte des Sees an, auf dem sich der Turm der Magi befand. Ein weiterer Templer nahm und in Empfang. ,,Carroll!'' zischte dieser, ,,Bist du taub, dumm oder wie ich seit langem schon vermute beides?'' ,,Hey," rief der Templer der uns hierher brachte, ,,das sind Graue Wächter. Bringe sie doch zu Greagoir. Vielleicht können sie helfen?'' ,,Soso Graue Wächter,'' sagte der Templer und musterte uns. ,,Nun denn. Ich bringe euch zu Greagoir. Soll er entscheiden was mit euch geschieht.'' Er drehte sich um und ging auf eine steinerne Treppe zu, die hoch zum Turm führte. Alistair, Lendrad und ich folgteb ihm sofort und Leliana verabschiedete sich von Carroll, der sichtlich glücklich darüber schien.
Endlich kamen wir bei dem Zirkel der Magi an. Wir erhofften uns den Beistand der Magier im Krieg gegen die Dunkle Brut und natürlich vergaßen wir Arl Eamon, dessen Frau und Connor nicht. Ich hoffte, dass im Schloss Redcliffe alles in Ordnung ist.
Die Templer öffneten die großen schweren Türen und wir vernahmen plötzlich Schreie und Wehklagen. Wir schauten uns sehr besorgt an und gingen hinein. Aus der Ferne hörten wir wie ein Mann Befehle gab. ,,... und ich will immer zwei Mann auf Posten mit Sicht auf die Türen haben. Ohne meine Genehmigung werden hier keine Türen geöffnet, ist das klar?'' ,,Jawohl, Ser Greagoir!'' rief eine Gruppe stark bewaffneter Templer, die sich seperierte um an Posten zu gehen. Ser Greagoir drehte sich um und sah uns mit weit aufgerissenen Augen an. ,,Wer seid ihr!? Carroll hatte klare Anweisungen niemanden über den See zu bringen!" ,,Wir sind hier, um...'' begann ich doch Ser Greagoir unterbrach mich, ,,Da spielt auch eigentlich keine Rolle! Wir haben es hier mit einer heiklen Situation zu tun. Ihr müsst gehen, zu Eurer eigenen Sicherheit!'' Er verschrenkte die Arme und musterte uns prüfend mit seinem stechenden Blick. ,,Ser,'' sprach Alistair den Kommandanten mit beruhigender Stimme an, ,,Die Magier haben eine Verpflichtung gegenüber den Grauen Wächtern.'' Ser Greagoir verdrehte die Augen. ,,Ich ertrage kaum noch, dass sie Grauen Wächter nichts tun, außer Leute für den Kampf gegen die Dunkle Brut zu rekrutieren, obgleich es ihr Recht ist.'' Noch bevor einer von uns etwas sagen konnte fuhr der Templer fort. ,,Hier findet ihr keine Verbündeten. Die Templer können niemanden entbehren und die Magier sind... indisponiert. Offen gestanden, der Turm ist nicht mehr unter unserer Kontrolle.'' Der Wut in seinem Gesicht wich nun Besorgnis. ,,Abscheuligkeiten und Dämonen... machen diese gottlosen Hallen des Turms unsicher. Der Zirkel ist verloren und der Turm... ist gefallen.'' ,,Heilige Andraste,'' japste Leliana und Lendrad jaulte. ,,Wie konnte das geschehen?'' fragte Alistair sichtlich ungläubig. ,,Das wissen wir nicht. Wir haben nur Dämonen gesehen, wie sie Templer und Magier gejagt haben. Ich erkannte, dass wir sie nicht besiegen konnten und befahl den Rückzug.'' ,,Wir müssen etwas unternehmen!" sagte ich und Alistair blickte mich besorgt an. ,,Was sollen wir denn ausrichten können? Wir haben doch schon auf Schloss Redcliffe bloß einen Dämonen mit dem wir alleine nicht fertig werden...'' ,,Da Morrigan nicht hier ist müssen uns die übrig gebliebenen Magier des Zirkels helfen,'' schlug ich vor und wandte mich wieder an Ser Greagoir. ,,Ihr habt alle eingeschlossen. Auch die überlebenden Magier?'' ,,Nicht nur Magier,'' raunzte er, ,,auch meine Templer. Ich hatte keine Wahl. Die Abscheulichkeiten müssen um jeden Preis eingschlossen bleiben. Alles im Turm muss vernichtet werden.'' ,,W-was bedeutet das?'' fragte ich. ,,Ich habe Denerim benachrichtigt und um Verstärkung und das Recht der Auflösung gebeten.'' ,,Das ist ja schrecklich. Das heißt, selbst Überlebende müssen sterben,'' stellte Leliana fest und Alistair verschränkte die Arme. ,,Die Magier... sind vermutlich bereits tot. Alle verbliebenen Abscheulichkeiten müssen um jeden Preis beseitigt werden.'' ,,Die Sitation ist prekär und es gibt keine Alternativen. Alles im Turm muss zerstört werden um ihn wieder sicher zu machen,'' fügte Ser Greagoir hinzu und ich schüttelte den Kopf. Wir konnten sie doch nicht einfach so im Stich lassen.
Natürlich war Magie mir, wie auch den meisten, nicht geheuer aber es war mit unter die stärkste Waffe gegen die Dunkle Brut. Innerlich schmunzelte ich. Ich dachte schon wie ein Grauer Wächter.
,,Die Magier sind doch nicht schutzlos und die beste Waffe gegen Abscheulichkeiten und Dämonen ist doch Magie. Einige von ihnen leben sicher noch.'' ,,Wenn das so ist beschützt sie der Erbauer persönlich. Niemand kann diese monströsen Kreaturen überlebt haben. Es schmerzt zu sehr auf Überlebende zu hoffen und dann... nichts zu finden.'' ,,Wann habt Ihr die Nachricht nach Denerim gesandt?'' erkundigte sich Alistair und Ser Greagoir überlegte. ,,Vor einer Weile schon und ich bin in Sorge. Der Bürgerkrieg hat so viel Chaos angerichtet. Wurde die Kirche auch darin verwickelt? Ich kann nur raten. Aber Denerim muss unsere Nachricht erhalten haben. Es kann nicht mehr lange dauern.'' ,,Alistair,'' ich wandte mich hoffnungsvoll an ihn, ,,wenn wir dem Zirkel helfen haben wir Magier, die uns unterstützen. Nicht nur gegen die Dunkle Brut sondern auch bei der Sache mit Connor!'' ,,Ich stimme Elissa zu,'' bekräftigte Leliana mich und nickte. Alistair blickte uns prüfend in die Augen und wandte sich zu Ser Greagoir. ,,Die beiden Damen scheinen lebensmüde zu sein aber... sie haben recht. Wenn wir Euch helfen unterstützt Ihr uns dann?'' Ser Greagoir fuhr sich nachdenklich durch sein angegrautes Haar und räusperte sich. ,,Wenn ein Wunder geschieht und ihr die Abscheulichkeiten vernichtet werden sich die Templer Eurer Armee anschließen.'' ,,Sehr schön,' rief ich und und Leliana fasste mir lächelnd an die Schulter. ,,Ohne Nachricht aus Denerim muss ich entscheiden, was geschehen soll. Die Zerstörung der Dunklen Brut ist mit Sicherheit ein hehres Ziel.'' Ser Greagoirs Blick wurde sehr ernst. ,,Ein Wort der Warnung... Sobald ihr diese Schwelle überschreitet,'' er zeigte auf ein großes eisenernes Tor, welches mit Runen und einem gehornten Dämon verziert war , ,,gibt es kein zurück mehr. Die großen Türen müssen verbarrikadiert bleiben. Ich öffne sie erst, wenn ich Beweise dafür habe, dass es sicher ist und das glaube ich euch nur, wenn der Erste Verzauberer vor mir steht und es mir sagt. Wenn Irving gefallen ist... dann ist der Zirkel verloren und muss zerstört werden.'' ,,Vielen Dank, Ser Greagoir,'' sagte ich und verbeugte mich. ,,Andraste schenke euch allen ihren Mut, was auch immer euch zustoßen möge.''
,,Das ist... wahnsinn,'' murmelte Alistair vor sich hin als wir zu der schweren Eisentür gingen. Das war es auch, dachte ich mir. ,,Lasst diese Gruppe hinein! Und sie dürfen nur wieder heraus, wenn ihr die Stimme vom Ersten Verzauberer Irving hört!'' befahl Ser Greagoir und die Templer gehorchten. Sie murmelten etwas und warfen ein blaues Pulver gegen das Tor, welches sich dann auch mit einem lauten Knarren wie von geisterhand öffnete. ,,Schnell, hindurch!'' rief Ser Greagoir und ohne jedes weitere Wort liefen Leliana, Alistair, Lendrad und ich hindurch und sofort gingen die schweren Türen hintur uns zu. ,,Gefangen wie die Ratten,'' seufzte Alistair und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Vor uns lag ein geschwungener Gang und alle paar Meter kamen große Holztüren. Überall lagen Leichen von Templern und Magiern mit weit aufgerissenen Augen. Ihre Gesichter waren voller Schrecken. ,,Erbauer, stehe uns bei unserer Mission bei,'' flüsterte Leliana und Lendrad winselte. ,,Nun, ähm, machen wir uns auf den Weg und retten die Überlebend und... nebenbei schlachten wir Abscheulichkeiten ab?'' ich versuchte mit diesem Spruch die Stimmung zu lockern aber sie schienen zu besorgt. Leliana hielt in ihrer Hand eine Kette fest. Ich erkannte einen Anhänger in Form der Andraste. Lendrad zog seinen Schwanz ein und Alistair... schaute sich misstrauisch um. ,,Na gut, wollen wir?'' sagte ich und spähte durch die erste Tür. ,,Hallo? Ist hier jemand? Wir sind hier um zu helfen!" ,,Psst! Wollt ihr uns umbringen?'' zischte Alistair und ich zuckte zusammen. Es war ein großer Hhalbmondförmiger Raum mit einer riesigen Decke. Die Doppelbetten, in denen vermutlich die Magier schliefen, waren alle an die Wand geschoben wie auch die restlichen Einrichtungsgegenstände. Truhen standen offen, die Schubladen der Kommoden waren herausgerissen und die Stühle, die zuvor an den Studierplätzen standen, waren umgeworfen. Niemand, der noch lebte, war dort zu sehen, also gingen wir vorsichtig den geschwungenen Gang entlang bis wir auf eine Tür stießen, die wir öffneten.
Unerwartet trafen wir auf drei Magierinnen und einen Magier, die drei Kinder bei sich hatten. Durch ein blau schimmerndes Portal trat eine rot leuchtende Abscheulichkeit, die die Magierin im roten Gewand gekleidet mit einem eisigen Zauber tötete. ,,Du bist die Beste, Wynne!" rief das kleine Mädchen mit den geflochtenen Haaren und hüpfte auf und ab. ,,Wynne?'' bemerkte ich. Der Name kam mir so bekannt vor. ,,Ihr seid es? Elissa... Cousland?'' stellte die Magierin fest und ihre Überraschung wich Misstrauen. ,,Nein... bleibt weg von uns! Grauer Wächter oder nicht, ich werde euch töten!'' Woher kannte ich diese Magierin bloß? ,,Wir sind nicht hier um gegen Überlebende zu kämpfen,'' erklärte Alistair und Wynne rümpfte die Nase. ,,Belassen wir es für den Moment dabei. Aber was macht ihr dann hier?'' ,,Wir sind hier, um die Magier um Hilfe im Kampf gegen die Dunkle Brut zu bitten. Dafür helfen wir euch hier,'' erklärte ich. ,,Wir sind und werden vermutlich nicht mehr in der Lage dazu sein. Das haben euch die Templer doch sicher gesagt. Warum haben euch die Templer dann reingelassen? Wollen sie jetzt den Turm angreifen?'' ,,Das Recht der Auflösung wurde noch nicht erteilt,'' fügte ich hinzu und die Magierin in dem blauen Gewand, die weiter hinten stand, japste. ,,Das ist die Strafe dafür, dass wir Magier sind. Und deshalb müssen die Templer uns... beseitigen.'' ,,Nein, sagt das nicht. Das ist nicht wahr. Ihr verdient es zu leben wie jeder andere auch!'' sagte Leliana und die Magierin schüttelte den Kopf. ,,Keili! Du machst den Kindern Angst!'' zischte die Magierin in dem orangenem Gewand und Keili zuckte zusammen. Wynne verschränkte die Arme. ,,Greagoir glaubt demnach, dass für den Zrikel keine Hoffnung mehr besteht. Vermutlich denkt er, wir wären bereits alle tot.'' Sie fasste sich an den rechten Arm und Schmerz erfüllte ihr Gesicht. ,,Sie haben uns unserem Schicksal überlassen, aber selbst eingesperrt in der Falle haben wir überlebt.'' Wynne nahm aus einer Tasche eine kleine Menge eines blauen Pulvers heraus und hielt ihre Hand wieder auf den verletzten Arm. ,,Wenn sie allerdings das Recht umsetzten,'' fuhr sie fort und ihre Hand begann grün zu leuchten, ,,werden wir uns nicht mehr behaupten können.'' ,,Bitte erzählt uns, was hier geschehen ist,'' bat Leliana Wynne, dessen Hand aufhörte zu leuchten und den anscheinend geheilten Arm ohne Probleme bewegte. ,,Kurz gefasst gab es hier eine Art Aufstand, angeführt von einem Magier namens Uldred. Nach seiner Rückkehr von der Schlacht bei Ostagar hat er versucht den Zirkel zu übernehmen. Wie ihr sehen könnt ist sein Plan nicht ganz aufgegangen.'' ,,E-es ist gut, dass einige Wächter überlebt haben. Wir b-bedauern des Verlust. Wir haben von Loghains Verrat gehört. So etwas hätte ich von dem Teyrn nicht erwartet...'' sprach der Magier zu uns und Wynne untebrach noch bevor ich fragen konnte woher er das wusste: ,,So wie man Teyrn Loghain den Thron nicht überlassen darf dürfen wir Uldred nicht ungestraft davon kommen lassen. Ich werde den Zirkel nicht dem Stolz und der Dummheit eines einzigen Mannes opfern.'' ,,Also, was habt Ihr vor?'' fragte Alistair gespannt und sie verschränkte die Arme. ,,Ich habe eine Barriere zum Rest des Turms errichtet, damit nichts von innen uns und die Kinder angreifen kann.'' Sie zeigte hinter sich auf den blauen Schimmer der die Tür zum nächsten Gang bedeckte. ,,Solange die Barriere besteht, könnt ihr den Trum nicht betreten aber wenn ihr mit mir gemeinsam den Zirkel rettet werde ich sie bannen.'' ,,Lasst uns die Überlebenden retten und die Anzahl der Dämonen und Abscheuligkeiten dezimieren!'' rief Leliana entschlossen. ,,Ja. Selbst wenn wir sie nicht alle vernichten können müssen wir die Überlebenden nach draußen bringen. Sobald Greagoir sieht, dass wir den Turm gesichert haben wird er seine Männer bestimmt zurcükrufen. Er ist durchaus vernünftig.'' ,,Aber Ser Greagoir wird das nur akzeptieren, wenn es ihm der Erste Verzauberer persönlich sagt,'' erklärte ich und Wynne nickte. ,,Dann ist unser Weg klar: Wir müssen Irving retten.'' ,,Was ist mit den Kindern?'' fragte Leliana besorgt. ,,Petra, Kinnon und Kaili bleiben hier. Wenn wir alle Monstren erschlagen, denen wir unterwgs begegnen kommt keines zu den Kindern durch.'' Sie wandte sich an die Magier. ,,Petra, du als Verzauberer hälst die Barriere in meiner Abwesenheit stabil und Kinnon und Keili ihr werdet auf die Kinder aufpassen.'' ,,Wynne...,'' begann Petra besorgt, ,,seid Ihr dazu in der Lage? Ihr seid bereits schwer verwundet. Vielleicht solltet Ihr hier bleiben und gehe mit.'' ,,Kommt nicht in Frage. Ich schaffe das schon. Bleibt hier bei ihnen und sorgt für Sicherheit und Ruhe!'' Petra blickte besorgt zu Boden und wir gingen zur Barriere.
,,Ich bin beinahe selbst überrascht, dass ich die Barriere so lange aufrecht erhalten konnte,'' schmunzelte Wynne und mit einer Handbewegung ließ sie diese verschwinden. Der blaue Schimmer verwandelte sich in einen Nebel, der in alle Richtungen entschwand. Wir gingen durch die Tür und Petra zauberte eine neue Barriere. ,,Bitte passt auf euch auf,'' murmelte sie während wir den schmalen Gang hindurch gingen und in einer Bibliothek ankamen. ,,Wow,'' hauchte ich bei dem Anblick der vielen Bücher. Hier war eindeutig mehr Lesewerk als in der Bibliothek meines Großvaters auf Schloss Cousland. In den riesigen Regalwänden, die komplett die Wände der gesamten Halle verkleideten, waren gefüllt mit Bücher.
,,Passt auf!'' schrie Alistair und warf mich zur Seite. Mir blieb die Luft im Halse stecken, als ich auf den Boden aufprallte. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Alistair von einem Kegel aus schwarzem Licht getroffen wurde und zu Boden sackte. ,,A-Alistair,'' rief ich während ich versuchte aufzustehen. Lendrad lief zu meiner Seite und stellte sich schützend vor mich. Eine Abscheuligkeit, umhüllt in schwarzem Licht, hob seine dünnen Arme an dem Fetzen eine Magierrobe hinabhing. Rascheln erfüllte die Luft und plötzlich bewegten sich die Bücher in den Regalen. Sie zitterten und ohne Vorwarnung flog eines direkt auf Wynne zu, die mit einer Handbewegung das Buch in das Gesicht der Abscheuligkeit schleuderte. Diese brüllte wütend auf und hielt sich die Hände vor das Gesicht. ,,Jetzt!'', rief Wynne, Leliana zog einen ihrer Dolche und mit einem gezielten Wurf landete dieser im Kopf der Kreatur. Leliana half mir auf und ich sah wie Wynne ihre Nase rümpfte, als sie Alistair begutachtete, der sich schmerzerfüllt an den Kopf fasste. ,,Wenn ihr nicht vorsichtiger seid muss ich das hier alleine machen,'' sagte sie und hielt ihre Hand auf Alistairs Haupt. Sie begann grün zu leuchten. ,,Ja, Wynne,'' stimmte ich beschämt zu ihr zu. ,,Ist das Heilmagie?'' erkundigte sich Leliana mit sichtlicher Bewunderung in der Stimme. ,,Gut erkannt, Kind,'' sagte Wynne und lächelte. ,,Der Erbauer hat auf mich herabgelächelt, als er mir diese Gabe verlieh die nur wenige erhalten.'' ,,Beeindruckend,'' hauchte Leliana anschließend und Alistair begann zu husten. ,,Alistair'' rief ich während ich mich niederkniete um in sein Gesicht zu blicken ob alles in Ordnung sei. Lendrad schnupperte besorgt. ,,Mir geht... es bestens,'' versicherte er uns und stand langsam auf. ,,Lasst uns vorsichtig voranschreiten. Alistair und ich gehen voraus und der Rest bewacht unseren Rücken und Seite,'' schlug Wynne vor und wir nahmen Stellung ein bevor wir begannen uns Schritt für Schritt durch diese riesige Bibliothek zu bewegen. Am Ende der Halle erkannten wir einen Dämon umringt von drei Abscheuligkeiten, die anscheinend die Tür bewachten. Wynne tippte mir und Leliana auf die Schulter und zeigte auf die Kreaturen. ,,Ich kann sie einfrieren und ihr greift an,'' flüsterte sie und wir nickten.
Wynne flüsterte eine magische Fornel und aus der Spitze ihres Zauberstabs flog ein weißer Nebel der langsam diese Kreaturen einfror noch bevor sie sich wehren konnten. Mit einem Handzeichen befahl ich Lendrad zu warten und Leliana, Alistair und ich schlugen Abscheuligkeiten die Köpfe ab während Wynne dem Dämonen einen Eispfeil in den Kopf jagte. ,,Dieser Eiszauber ist fantastisch. Das muss ich ja zugeben,'' bemerkte Alistair und Wynne lachte. ,,Leider ist es sehr anstrengend zumal es nicht meinem Talent entspricht. Heißt, nochmal werde ich diesen Zauber für längere Zeit nicht anwenden können...'' ,,Talent?'' hakte ich nach. ,,Jeder Magier hat gewisse Affinitäten zu bestimmten Bereichen der Magie. Je nach Talent, Können und hartem Training lassen sich aber auch Zauber und Flüche aus anderen Sparten lernen. Und nun lasst uns weiter,'' beendete Wynne die Belehrung und öffnete mit gezücktem Stab die Tür. Dahinter war ein runder Raum und und in dessen Mitte war ein großer Holztisch. ,,Beim... Atem des Erbauers,'' würgte ich hervor und Lendrad winselte ganz jämmerlich. Der Gestank war bestialisch. ,,Wie scheußlich,'' fügte Leliana hinzu und wir gingen hinein und erschraken bei dem Anblick der sich uns bot. An jedem der Regal hingen verbrannte Leiber von Magiern und Templern. ,,Das muss der Dämon des Zorns gewesen sein den wir gerade vernichtet hatten,'' erklärte Wynne und ich schüttelte ungläubig den Kopf. Wir gingen schnellen Schrittes durch den Raum und durch die Tür am Ende einer kurzen Treppe, die zum zweiten Stock des Turms führte.
,,Hier sind die Quartiere der Oberverzauberer und Verzauberer,'' erwähnte Wynne als Lendrad begann zu knurren. ,,Was hast du mein Junge? Sind hier Abscheuligkeiten?'' fragte ich meinen Mabari und er sah in den hinteren Bereich dieser großen Halle, die durch Steinbögen in der Mitte geteilt war. Wir zogen unsere Waffen und gingen vorsichtig in die Richtung. ,,Bitte,'' hörten wir eine männliche Stimme rufen, ,,geht nicht in den Lagerraum! Es herrscht völlige Unordnung und ich konnte ihn noch nicht vorzeigbar machen.'' Ein Mann in einer braunen Robe und sehr kurzem Haar trat hinter einer Säule hervor.'' ,,Ein Besänftigter?'' erkannte Alistair und der Mann räusperte sich.
Ein Besänftigter ist ein ehemaliger Magier, dem durch ein Ritual die Fähigkeiten genommen werden Magie zur wirken. Durch dieses Ritual wird ihnen aber weitaus mehr genommen als nur das. Ihre Gefühle und Emotionen verschwinden gänzlich. Eine schreckliche Vorstellung aber laut ihnen empfinden sie nur noch Frieden und Ruhe. Das letzte Mal sah ich einen, als ich mit meiner Familie über den Markt von Denerim ging.
,,Ich wollte aufräumen, konnte aber nicht viel ausrichten.'' ,,Warum räumt Ihr in der jetzigen Situation auf?'' hakte Alistair nach. ,,Ich bin für den Lagerraum verantwortlich. Er muss sauber sein.'' Wynne seufzte. ,,Ich wollte gehen als es ruhiger wurde, bin aber auf eine Art Barriere gestoßen. Ich fand keinen anderen Ausweg, also kehrte ich zurück an die Arbeit,'' erklärte der Besänftigte mit monotoner Stimme. ,,Owain, Ihr hättet etwas sagen sollen. Ich hätte die Barriere für Euch fallen lassen.'' ,,Der Lagerraum ist mir vertraut. Ich bin lieber hier,'' erwiderte er. ,,Habt Ihr keine Abscheuligkeiten gesehen?'' fragte Leliana und Owain schüttelte langsam den Kopf. ,,Nein. Da habe ich wohl Glück gehabt.'' Er wandte sich wieder an Wynne. ,,Ich würde es vorziehen nicht zu sterben. Und den Turm hätte ich auch gerne so wie vorher. Vielleicht kann Niall ja alle retten.'' ,,Wer ist Niall?'' fragt ich. ,, Niall, der Magier. Er war mit einigen anderen hier und hat die Litanei von Adralla mitgenommen.'' ,,Aber das ist ein Schutz vor Gedankenkontrolle! Ist hier Blutmagie am Werk? Das... hatte ich befürchtet...'' stellte Wynne fest und mir stockte der Atem. ,,Ich weiß es nicht,'' antwortete Owain sichtlich emotionslos und Wynne wandte sich an uns. ,,Blutmagie kann auch uns kontrollieren. Und wer weiß was dann passieren würde?'' ,,Dann sollten wir Niall und die Litanei der Adralla suchen,'' schlug ich vor und alle nickten zustimmend. ,,So haben wir eine Chance gegen Blutmagier,'' fügte Wynne hinzu und wandte sich mit den Händen gestemmt in ihre Hüften an Owain. ,,Und du gehst jetzt bitte runter zu Petra und den anderen! Sie werden die Barriere für dich fallen lassen,'' bat sie ihn und ohne eines weiteren Blickes setzte er sich in Bewegung Richtung Treppe. ,,Dann folgt mir und bitte in Formation,'' sagte Wynne und Lendrad bellte zustimmend.
Wir verließen den Lagerraum und gingen links herum durch ein Steinbogen und sahen wie sich eine Gruppe Magier unterhielten. ,,W-Was tuen wir hier eigentlich? Habt ihr schon mal darüber nachgedacht?'' fragte ein junges Mädchen mit blonden Haaren, die zu einem Zopf gebunden waren. ,,Wir sorgen dafür, dass niemand Uldreds Plan stört. Im Gegenzug lehrte er uns Blutmagie. Ich dachte das wäre jedem klar gewesen,'' zischte einer mit stacheligen braunen Haaren und ein glatzköpfiger Mann nickte. ,,Aber das ist nicht mehr Uldred... Ich wollte nie, dass es soweit geht,'' murmelte eine Frau mit schulterlangem braunen Haar. Sie umklammerte fest ihren Stab und schaute betrübt auf den Boden. ,,Ich auch nicht, aber es ist jetzt nun mal so und-'' ,,Still!'' rief der Mann mit der Stachelfrisur und unterbrach so den anderen Mann, ,,ich habe da etwas gehört!" Plötzlich schauten sie zu uns rüber und erschracken. ,,Wynne, die Oberverzauberin! Los ergreift sie!'' befahl der junge Mann mit der Stachelfrisur aber die Frauen zögerten. ,,Das... geht zu weit!'' entgegnete das blonde Mädchen und der Mann schubste sie beiseite. ,,Machen wir Uldred stolz!'' ,,Keine Sorge, ein paar Schüler werden uns keine Probleme machen,'' sagte Wynne zu uns und trat einen Schritt nach vorne, als die Gruppe mit erhobenen Zauberstäben in unsere Richtung lief.
Wynne erhob beide Arme, schloss ihre Augen und begann einen Spruch aufzusagen. Um sie herum bildete sich ein lilaner Nebel und Leliana, Alistair, Lendrad und ich traten einen großen Schritt nach hinten. Dies war mir eindeutig nicht geheuer und so erging es auch den Schülern. ,,Oh nein!'' rief einer der Schüler doch es war zu spät. Wynne streckte ihre Hand aus und der Nebel bahnte sich seinen Weg, umschloss ihre Gesichter und sie vielen ohne sich wehren zu können um. Leliana trat ein Schritt vor. ,,H-habt Ihr sie getötet?'' Wynne wandte sich zu uns und lächelte. ,,Wo denkt Ihr hin? Sie schlafen bloß.'' Leliana atmete auf und Alistair schnaubte. ,,Der Tod wäre gnädiger gewesen für diese Maleficare...'' Er hatte recht. Sie sind Blutmagier wie Jowan und verdienen es nicht... zu leben. Einer musste Härte zeigen und sie strafen. Ich zog mein Schwert und ging auf das blonde Mädchen zu, das regungslos am Boden lag. ,,Was habt Ihr vor, Elissa?'' schrie Leliana, lief zu mir und stellte sich vor mich, während Lendrad neben mir stehen blieb und laut knurrte. ,,Leliana! Es sind Maleficare und sie haben andere getötet!'' ,,Elissa hat Recht,'' pflichtete Alistair mir bei und kam näher. ,,Elissa! Alistair!'' rief Wynne mit Nachdruk in der Stimme während ich ausholte. Ich verspürte kein Mitleid. Für mich waren sie genauso widerwärtige Kreaturen wie die Dunkle Brut; Schüler hin oder her. ,,B-Bitte nicht,'' rief das blonde Mädchen und streckte ihre Hand zu mir aus und plötzlich verspürte ich ein Gefühl als würde ein Blitz durch mein Körper fließen und ich ließ mein Schwert fallen. ,,W-was-?'' zischte ich und versuchte mich zu bewegen doch es war mir nicht möglich. Wie eine Statue stand ich da und starrte in die blauen, mit Tränen gefüllten Augen des Mädchens. Hat sie es gewagt Blutmagie gegen mich einzusetzen? Lendrad knurrte aber blieb auf Abstand. ,,Wie konntet Ihr meinem Fluch widerstehen, Schülerin!?'' ,,Ich... weiß es nicht,'' schluchzte sie und stand langsam auf, mit der Hand stets in meine Richtung erhoben. ,,Ihre mentale Kraft ist stärker als für sie gut ist,'' murmelte Wynne. ,,B-bitte... tötet mich nicht,'' wiederholte das Mädchen erneut und wieder füllten Tränen ihre großen Augen. ,,Sagt uns, warum wir Euch verschonen sollten?'' rief Alistair. ,,Ich weiß, i-ich habe kein Recht Gnade zu erbitten aber ich wollte keinesfalls T-Tod und Zerstörung auslösen. Wir wollten uns nur befreien!'' ,,Und dann kam Uldred,'' sagte Wynne und das Mädchen nickte. ,,Uldred sagte,'' begann sie und schluchzte, ,,der Zirkel unterstütze Loghain und der würde uns helfen uns von der Kirche zu lösen. Ihr wisst nicht wie es war! Die Templer haben uns beobachtet...'' Sie umklammerte ihren Körper so als würde sie sich verstecken wollen und diesen Moment nutze Wynne und ließ aus dem Boden zwei Steine zu ihren Händen fliegen, die dann eine Art Handschelle bildeten, sodass sie ihre Hände nicht mehr bewegen konnte. Ich spürte meinen Körper wieder und sackte zitternd zu Boden. ,,Elissa,'' rief Alistair besorgt, fasste mir an die Schulter und Lendrad schnupperte besorgt in meinem Gesicht. Mir wurde schwindelig und ich begann zu husten. ,,Ständig... beobachtet...'' murmelte das Mädchen und fiel auf die Knie. ,,Aber weshalb die verbotene Magie,'' fragte Leliana nach. ,,Sie war doch nur ein Mittel zum... zum Zweck. Sie gab uns Macht für unsere Überzeugung zu kämpfen!'' Wynne rümpfte die Nase und verschränkte die Arme. ,,Für seine Überzeugung zu kämpfen ist lobenswert aber der Zweck heiligt nicht immer die Mittel.'' Sie starrte Wynne in die Augen, wütend und verzweifelt zugleich. ,,Das glaubt Ihr doch nicht wirklich, oder Wynne? Veränderung kommt selten friedlich. Andraste hat dem Reich den Krieg erklärt und nicht nur einen geharnischten Brief geschrieben. Sie hat die Zivilisation neu geformt, die Sklaven befreit und uns die Kirche gegeben. Aber Menschen sind dafür gestorben und wir-''
,,Seid gefälligst still!'' schrie ich und ohrfeigte sie so heftig, dass sie zur Seite kippte und mit der anderen Seite des Gesichts auf den kalten Stein aufprallte. Sie starrte mir erschrocken ins Gesicht und auch die anderen hielten den Atem an. ,,Ihr selbstgefälliges kleines Mädchen! Andraste, und wagt es nicht nochmal ihren Namen in den Mund zu nehmen, tat dies für die Menschen und nicht für sich selbst. Um den Kindern des Erbauers ein besseres Leben zu ermöglichen und Ihr? Ihr tatet dies bloß weil ihr nicht mit den Konsequenzen Eurer Gaben leben wolltet! Ihr wolltet ohne Regeln leben!'' Das Mädchen wandte ihren Blick von mir ab und begann zu weinen. Ihr Schluchzen erfüllte die Halle. Leliana lief zu ihr und legte ihre Hand auf die Schulter. Schnaubend blickte ich zu Alistair, der mir nur stumm in die Augen schaute. ,,Es... es spielt alles keine Rolle mehr,'' flüsterte sie. ,,Uldred ist wahnsinnig geworden und wir sind alle dem Tode geweiht und gefällt durch jene, die unsere Fehler wiedergutzumachen trachten...'' ,,Ihr wisst wir können keine Blutmagier am Leben lassen,'' erklärte Alistair und das Mädchen schluchzte. ,,Aber ich... will eine Chance, das alles wiedergutzumachen. B-bitte! Wenn ihr mich verschont... kann ich fliehen und bei der Kirche um Sühne nachsuchen.'' ,,Sie würden Euch nicht aufnehmen. Sie sind da sehr wählerisch. Dirnen und Mörder jederzeit aber Maleficare? Niemals...'' Leliana blickte erbost zu Alistair. ,,Eure Worte belegen Eure Unkenntnis, Alistair. Die Kirche nimmt jeden auf, egal was er getan hat.'' ,,Nun, dann meint Ihr wohl eine gänzlich andere Kirche, denn die, die ich kenne würde nicht zögern ihr das Schwert der Gnade ins Herz zu stoßen,'' erwiderte er und Leliana wandte ihren Blick ab. ,,Alistair hat Recht,'' fügte ich hinzu. ,,Bitte. Bitte! Ich will nur mein Leben...'' ,,Leliana, da Ihr so in Sorge um das Leben eines Maleficar seid,'' sprach ich, ,,könnt Ihr sie zum Eingang geleiten und dort mit ihr auf uns warten. Die Templer sollen bestimmen was mit ihr geschieht und solange bitte ich Euch auf sie zu achten,'' schlug ich vor. ,,Gut. Gut...'' murmelte Wynne und Leliana, wenn auch widerwillig, stimmte ein und half dem Mädchen auf die Beine. ,,D-danke,'' murmelte sie und schaute mir mit ihren blauen Rehaugen in meine. ,,Bitte passt auf euch alle auf,'' sprach Leliana und verließ mit dem Mädchen, dessen Hände noch immer bewegungsunfähig durch die steinernen Fesseln waren, die Halle. ,,Lasst uns bitte weitergehen,'' murmelte ich und ging mit Alistair und Lendrad zum steinernen Torbogen welcher zu einem weiteren geschwungenen Korridor führte. Wynne zauberte den beiden am Boden liegenden, schlafenden Schülern Handschellen aus Stein und folgte uns schnellen Schrittes.
An der ersten Tür blieben Wynne, Lendrad und ich hinter Alistair, der erhobenen Schwertes die Tür schnell öffnete. Zwei Abscheuligkeiten, gekleidet in zerfetzten orangenen Roben, wie sie Petra trug, sprangen zischend auf uns zu doch Alistair und ich töteten sie mit gezielten Schwertschwüngen. Ich schaute mich um doch auf dem Boden lag nur eine verkohlte Leiche, keine Überlebenden. ,,Lass... uns weitergehen,'' brachte ich würgend hervor und wir verließen den Raum, um den nächsten zu betreten dessen Tür weit aufstand. Wir vernahmen das infernalische Raunen eines Dämons und stellten uns ihm. ,,Verschwinde ins Nichts!'' schrie ich und lief mit erhobenem Schwert auf das Monster zu und als Lendrad mich unterstützen wollte standen die Leichen auf, die vor dem Dämon noch zuvor regungslos dalagen. ,,Überlasst sie mir!'' rief Wynne und hob ihren Zauberstab in die Luft und murmelte einen Spruch, woraufhin der Boden unter den Leichen erzitterte und aufzusplittern schien. Es warf die Monstren sowie die dahinterstehenden Möbel um. Aus einem der Schränke hörte man eine Männerrstimme aufjammern. ,,D-da ist jemand im Schrank!'' informiete ich die anderen, als wir nach und nach die Auferstandenen und den Dämon köpften.
Vorsichtig kletterten wir über den zerrütteten Boden zum besagten Schrank. ,,Hallo? ist da jemand?'' erkundigte ich mich. ,,Alles ist in Ordnung, Ihr könnt jetzt herauskommen,'' sprach Wynne mit ruhiger Stimme und die Türen öffneten sich leicht. ,,S-sind die Dämonen fort? Ich will nicht s-sterben,'' stotterte der Mann ägstlich. ,,Das ist erledigt. Vertraut uns!'' bekräftigte Wynne den Mann. ,,W-Wynne?'' erkundigte er sich. ,,W-wenn Ihr es seid könnte ich einen Blick riskieren.'' Er öffnete den Schrank und ein Mann mit Segelohren und rostfarbenem, zotteligen, schulterlangen Haar kam herausgeklettert. ,,Oh. Au! Ähm.. ja...'' nuschelte er und versuchte auf den Steinen halt zu finden. ,,Seid Ihr verletzt?'' fragte Wynne und der Mann packte sich am Hals. ,,Ich habe mir den Hals verrenkt und mein Hintern ist eingeschlafen. Oh, heiliger Erbauer... seht nur! Diese Dämonen wussten wohl gar nicht was sie erwischt hat.'' Er blickte sich erstaunt um. ,,Godwin, Magier beim Zirkel von Ferelden. Zu euren Diensten.'' Alistair und ich nickten ihm zu, Lendrad bellte freundlich was mir zeigte, dass keine Gefahr von ihm ausging. ,,Überall waren diese Dämonen, die mir den Ausgang versperrten. Ich dachte es sei am Besten mich irgendwo zu verstecken und mucksmäuschenstill zu bleiben.'' ,,Gute Idee,'' pflichtete Alistair bei. ,,Ich... Ich will irgendwo in Sicherheit sein. Vorläufig bleibe ich einfach in meinem Schrank,'' sagte Godwin und wollte sich schon umdrehen um sich wieder zu verstecken. ,,Die Dämonen und Abscheuligkeiten die unseren Weg kreuzten sind alle tot. Bitte geht doch zum Eingang.'' ,,Und dann? Die Templer haben die Tür verriegelt. Ich bleibe einfach hier und warte ab, was passiert.'' Er wandte sich von uns ab und stieg zurück in seinen Schrank. ,,Es ist Euer Leben aber unten warten Überlebende,'' erklärte Wynne erneut. ,,Nochmals danke, dass ihr mich gerettet habt und ich werde es mir überlegen. Ich hoffe wir sehen uns unter weniger lebensbedrohlichen Umständen wieder,'' rief Godwin aus dem Schrank heraus und ich schaute fragend zu Wynne die bloß mit der Schulter zuckte. Wir kletterten über die Steine und verließen den Raum um den nächsten zu betreten.
Schon von weitem konnte man zwei Personen reden hören. ,,Hier ist nichts!'' rief eine Männerstimme deutlich nervös. ,,Es muss noch was da sein,'' hörten wir eine Frau sprechen während Gegenstände klapperten und raschelten. ,,Wir werden da draußen Gold brauchen!" Wynne und ich spinksten um die Ecke und sahen, wie ein korpulenter Schüler und eine dünne, blonde, kurzhaarige Magierin das Zimmer durchwühlten. ,,Aber Uldred hat gesagt-'' ,,Uldred ist nicht hier,'' unterbrach sie ihn schnippisch, während sie den Inhalt einer Schublade auf den Boden verteilte. ,,Halt den Mund, dann kommt alles in Ordnung!'' Plötzlich schimmerte ein unheilvolles rotes Licht hinter dem Mann auf und heraus trat eine Abscheuligkeit welche unheilvoll seine Arme über den Kopf warf. ,,Gerard, vorsichtig!'' rief die Frau und das Monster lachte dämonisch. ,,Lecker Magierhappen. Hahaha! Zuerst... fange ich mit dem Dicken an!'' Noch bevor wir reagieren konnten öffnete die Abscheuligkeit sein Maul, das so groß wurde und komplett den Mann umschlang. Mit einem Satz fraß es ihn auf und die Frau viel vor lauter Schreck in Ohnmacht. Wieder lachte das Monster und Wynne jagte ihm ohne Vorwarnung einen Pfeil aus Stein in den Kopf. ,,H-Hat die Abscheuligkeit gerade diesen Mann gefressen?'' stammelte Alistair und wuschelte sich mit beiden Händen durch sein Haar während Wynne auf die bewusstlose Frau zuging und ihre Hände mit steinernen Handschellen fesselte. Ich stand nur da und musste erst das Gesehene verarbeiten. ,,Den Gang weiter runter ist Irvings Studierzimmer,'' informierte uns Wynne und Alistair, Lendrad und ich folgten ihr. Zu unserer Überraschung und Erleichterung kamen wir ohne weitere Geschehnisse im besagten Raum an. Es war groß und überall standen riesige Regale gefüllt mit Büchern und magisch anmutenden Figuren und Gegenstände. ,,Irving...?'' fragte Wynne verzweifelt obwohl sie wusste, dass niemand antworten würde. Denoch betrat sie sich umblickend den Raum und wir folgten. In der Mitte stand ein riesiger Schreibtisch auf dem einige Bücher offen lagen. Nur der Erbauer weiß wieso ich auf den Schreibtisch zuging und mir das oberste Buch nahm, welches auf dem Stapel ganz oben lag. Ich schloss das mit schwarzem Leder eingebundene Buch und las: Geheimnisse der Hexen der Wildnis. Schnell packte ich es in meine Tasche. Morrigan würde das ganz sicher interessieren. Lendrad stupste mich besorgt an, so als würde er mir sagen das es gefährlich ist doch ich lächelte ihn an auch wenn ich wusste, dass er vermutlich recht hatte. ,,Was nun?'' fragte Alistair Wynne und die ließ enttäuscht den Kopf hängen. ,,Keine Spur von Irving oder Niall... Es bleibt noch der dritte Stock.'' ,,Dann sollten wir uns beeilen. Wer weiß wie viel Zeit uns die Templer noch lassen,'' schlug ich vor und alle nickten zustimmen. Wir verließen Irvings Studierzimmer um die angrenzende Streppe hochzusteigen.
Wynne, Alistair Lendrad und ich erklommen die Stufen der Treppe, die uns zum dritten Stock führte. Oben angekommen bot sich uns ein grausiger Anblick. Es war kalt und totenstill. Überall lagen Leichen von Templern und Magiern und auch vor den Statuen der Andraste machten diese Kreaturen keinen halt. Es sah so aus als töteten sie Menschen aus Spaß aber Andraste wollten sie entwürdigen. Sie ,enthaupteten' sie und legten ihren steinernen Kopf vor die jeweilige Statue. Der Gang zu unserer rechten war durch umgestoßene Säulen blockiert, sodass wir gezwungen waren den anderen Weg zu nehmen. ,,Alle... sind tot. Wir kommen zu spät,'' hauchte Wynne beschämt und hielt sich die Hände vor das Gesicht. ,,Bitte,'' begann ich und legte tröstend meine Hand auf ihre Schulter, ,,es ist nicht Eure Schuld.'' ,,Ihr seid doch jetzt hier um zu helfen,'' sagte Alistair und ich lächelte ihm zu. Wynne lockerte ihre Arme und nickte uns zu. ,,Recht habt ihr,'' sprach sie und Lendrad leckte ihre Hand ab.
Wynne ging vor und wir folgten ihr in die nächste Halle wo wir einen Dämon dabei beobachteten wie er mit seinem feurigen Arm den Kopf einer Statue der Andraste abtrennte und genüsslich dabei lachte. ,,Du,'' zischte ich und gab Lendrad den Befehl anzugreifen. Kampfeslustig sprang er auf das Mosntrum zu doch dieser verschwand und Lendrad knallte auf den steinernen Boden. ,,Alles gut, mein Junge?'' rief ich und er stellte sich ohne weiteres auf seine vier Pfoten. ,,Elissa, vorsicht!'' rief mir Wynne zu und zeigte auf einige Leichen, die begannen sich zu bewegen. ,,Alistair, Lendrad,'' rief ich und Alistair nickte mir zu. Gemeinsam stürzten wir uns auf die wandelnden Toten und köpften einen nach dem anderen wie wir es schon zuvor in Dorf Redcliffe taten. Uns umhüllte ein grüner Schimmer. Ein wohliges, warmes Gefühl erfüllte sofort meine Brust und ich fühlte mich erfrischt. Ich blickte zu Wynne und sie lächelte uns zu. ,,Der Dämon hat sich aus dem Staub gemacht,'' sagte Wynne als sie zu uns trat, ,,sonst hätte er schon längst zugeschlagen.'' Wir gingen in die nächste Halle, die der Aufenthaltsraum der Templer zu sein schien. ,,Beim Erbauer! Was ist das, für ein Zeug?'' jauchzte Alistair und Lendrad winselte. An den Wänden, den Möbeln und den Säulen klebte eine fleischfarbene Masse die zu pulsieren schien. Beim näheren Betrachten sah es so aus als klebten Menschen darin die sich aufzulösen schienen aber gleichzeitig war zu erkennen wie sich Gestalten mit furchterregenden Fratzen formten. Und der Gestank... er war erbärmlich. ,,Der Erbauer hat sich von diesem Turm abgewandt,'' murmelte ich und hielt meine Hände vor Nase und Mund. ,,Nein das stimmt nicht,'' entgegnete Wynne und blickte mir entschlossen in die Augen. ,,Er schickte euch zu uns. Wir haben es bis hier her geschafft. Bitte gebt uns nicht auf!'' Lendrad bellte zustimmend und ich nickte lächelnd. Wir durchquerten die Halle und öffneten die erste Tür eines weiteren Korridors. Templer standen stumm in der Ecke. ,,Dem Erbauer sei dank! Überlebende,'' rief Wynne doch anstatt etwas zu sagen zogen die Männer nur ihre Schwerter und rannten auf uns zu. Wynne erhob ihre Hände und sprach den Fluch aus, der sie einschlafen ließ und fesselte ihre Hände mit steinernen Handschellen. ,,Blutmagie?'' sagte Alistair und schaute fragend zu Wynne und diese nickte.
Wir nahmen uns Raum für Raum vor bis wir an den zwei letzten Türen ankamen. ,,Die eine führt in ein Arbeitszimmer und die andere in eine große Halle,'' erklärte Wynne. Lendrad verhielt sich äußerst komisch. Er knurrte und zog dabei deine Ohren an. ,,Hinter diesen Türen scheinen weitere Dämonen zu sein,'' sagte ich und wir nahmen Stellung an, als Alistair die Tür zum Studierzimmer vorsichtig öffnete und dann schnell wieder schloss. ,,Was-?'' begann ich und bemerkte, wie Alistairs Kopf hochrot wurde. Roter als seine Haare. Wynne und ich schauten uns verdutzt an. ,,Was habt Ihr gesehen?'' fragte ich nach und Alistair fasste sich an die Stirn. ,,Schwer zu sagen, ähm-'' stammelte er und ich verdrehte die Augen. Was könnte uns jetzt noch schokieren, dachte ich mir und öffnete die Tür einen Spalt. Mir stockte der Atem.
Ein weiblich geformter Dämon lag auf einem Tisch. Sie war umringt von Templern. Einer streichelte ihr über die lila schimmernde Haut, küsste ihren üppigen Busen während ein anderer ihren Hals ableckte. Ein anderer Templer nahm ihre Beine hoch, ihr Schweif, der mit einem Stachel endete, rasselte dabei. ,,Ihr... seid wunderschön,'' murmelte der Templer monoton und der Dämon kicherte herzhaft, warf den Kopf in den Nacken, sodass ihre langen, dunkellilanen Haare über die Tischkante flogen. ,,Begehrst du mich?'' zischelte sie, der Templer nickte und vegrub sein Gesicht zwischen ihre Beine. Der Dämon begann zu stöhnen und ich schloss schnell die Tür. Mein Kopf glühte und Alistair schaute mich mit großen Augen an. ,,Nun ja,'' begann nun auch ich zu stammeln und Wynne schaute mich jetzt auch verdutzt an. ,,Da... begnügen sich Templer... mit einem weiblichen Dämon?'' erklärte ich halb fragen und Wynne verzog ihr Gesicht. ,,Ein Dämon der Wollust,'' begann sie. ,,Seid vorsichtig. Wir müssen sie schnell ausschalten.'' ,,Ich warte gerne hier draußen, wenn-'' ,,Mann oder Frau spielt für sie keine Rolle,'' unterbrach Wynne Alistair und sie öffnete die Tür. ,,Haltet ein!'' schrie sie und der Dämon richtete sich auf. ,,Wen haben wir denn da?'' zischelte sie und mit einer Handbewegung befahl sie den Templer aufzuhören. Sie traten beiseite, sodass der Dämon sich hinstellen konnte doch ihre Füße berührten den Boden nicht. Sie schwebte elegant in der Luft und schüttelte sich die Haare auf. ,,Ergreift sie!'' befahl sie und die Templer griffen zu ihren Waffen. ,,Tötet sie nicht!'' rief Wynne und begann ihren Schlafzauber zu wirken, der die Männer zu Boden fielen ließ. Der Dämon begann kichernd in die Hände zu klatschen. ,,Ihr unterschätzt mich,'' hauchte sie und mit einer Handbewegung machte sie und bewegungsunfähig. ,,Was... machst du mit uns?'' zischte ich und sie flog auf mich zu. Ich sah in ihre roten Augen, die aussahen wie die eines Reptils. Mir lief es kalt den Rücken runter. Lendrad versuchte zu bellen und der Dämon schaute ihn erbost an. ,,Sitz!'' rief sie und Lendrad jaulte, als er von einer unsichtbaren Macht zu Boden gedrückt wurde. Sie wandte sich wieder zu mir. ,,So jung, so wunderschön...'' Langsam streichte sie mit ihrer krallenbesetzten Hand über meine Wangen. Sie fühlte sich heiß an und als sie ihre Hand wegnahm fühlte sich meine Wange erfroren an. Ich biss mir vor Schmerz auf die Lippen und sie umklammerte meinen Kiefer mit ihrer Hand. ,,Tut das nicht, mein Herz. Eure Lippen viel zu schön.'' Sie setzte an mich zu küssen und alles in mir streubte sich. Wieso nur war dieser Dämon so stark? ,,Lasst... sie in Ruhe,'' befahl Wynne und der Dämon flog zu ihr. ,,Ihr seit alt,'' begann sie und öffnete gekonnt mit der Spitze ihres Schweifes Wynnes Zopf. Ihre silbernen Haare fielen auf die Schulter und umrahmten ihr schmales Gesicht. ,,Aber Ihr seit so rein. Unbenutzt,'' kicherte der Dämon und flog hinüber zu Alistair. Dieser versuchte ihr unter allen Umständen nicht in die Augen zu sehen. ,,Mhm... Was seid Ihr für ein stattlicher Mann?'' Sie nahm seine Hand und glitt damit über ihren Hals hinuter zu ihren Brüsten. Nein, dachte ich und Alistair schaute mit ängstlichen Augen zu mir rüber. ,,Was? Gefalle ich Euch etwa nicht?'' fragte der Dämon schmollend und sah wie Alistair zu mir schaute. Sie begann lauthals zu lachen und ich erschauderte. ,,Das kann ich gut verstehen,'' zischelte sie während sie Alistairs Hand losließ und sein Arm hinabfiel wie der einer leblosen Puppe. ,,Doch ich bin weitaus betörender!'' schrie der Dämon in einer ohrenbetäubenden Lautstärke und plötlich spürte ich einen stechenden Schmerz.
,,NEIN!'' hörte ich Alistair schreien und der Dämon lachte. Ein heißer Schmerz durchlief meine rechte Schulter. Es war unerträglich doch der Schmerz kam mir bekannt vor. Es war der Gleiche wie auf dem Turm von Ishal. Ich blickte hinab und sah, wie die Spitze des Schweifes in meiner Schulter steckte und mir war plötzlich schwarz vor Augen.
,,Elissa, bitte-'' hörte ich Alistairs Stimme rufen und Wynne zischte. ,,Alistair, seid ruhig,'' ermahnte sie ihn. Meine Augenlider waren zu schwer um sie zu öffnen aber der bestialische Gestank, der die Luft in der dritten Etage vereinnahmte, hielt mich wach. ,,Sie bewegt sich!'' rief Alistair erleichtert und ich merkte Lendrads nasse Nasse in meinem Gesicht. Ich öffnete meine Augen zu einem kleinen Schlitz und erkannte wie Wynne ihre Hände auf meine Schulter legte und ein grünes Licht den Raum erhellte. Es kribbelte und war ganz heiß aber zu meiner Verwunderung spürte ich keinen Schmerz. ,,Sterbe... ich?'' stammelte ich und Wynne schüttelte den Kopf. ,,Nicht, wenn ich es verhindern kann,'' antwortete sie mir hochkonzentriert und Alistair beugte sich zu mir rüber. ,,Dem Erbauer sei Dank, ihr lebt! Und ich... ich dachte...'' ,,Diese... gottlosen Wesen... haben etwas gegen meine rechte Schulter,'' schmunzelte ich und begann zu husten. ,,Bitte, Ihr müsst still sein,'' belehrte mich Wynne und ich sah wie Alistair erleichtert lächelte. Er stand auf, begann nervös hin un her zu laufen und nach einigen Sekunden verschwand das grüne Licht verschwand. ,,So,'' seufzte Wynne sichtlich erschöpft, ,,die Wunde ist verschlossen aber eine Narbe wird bleiben. Ihr solltet jetzt sitzen können.'' Sie half mir mich aufzusetzen und wandte sich an Alistair. ,,Gebt ihr etwas zu trinken,'' bat sie ihn und sofort holte er ein Behälter mit frischen Wasser heraus. Er öffnete es, gab es mir in die Hand und ich leerte ihn mit einem Zug. Ich habe nicht gemerkt wie durstig ich war. ,,Ihr könnt aufstehen. Die Wunde ist verheilt,'' erklärte Wynne und Alistair half mir auf meine wackelnden Beine
Wynnes Heilkräfte suchten ihresgleichen. Flemeth braucht Tage um meine Schulter zu heilen aber sie schaffte es in ein paar Stunden.
,,Ich d-danke Euch,'' stammelte ich und Wynne lächelte nur. ,,Es hat mich auch all mein konfesziertes Lyrium gekostet.'' Sie deutete auf das um die Hüfte gebundene Säckchen aus dem sie immer dieses blaue Pulver holte. Alistair fasste mich am Arm und zog mich vorsichtig hoch. Ich brauchte keine Kraft anzuwenden denn er hob mich so hoch, trotz Rüstung. ,,Für eine Sekunde dachte ich Ihr seid tod,'' murmelte Alistair und schaute mir besorgt in die Augen. Ich versuchte ihn durch ein Lächeln zu beruhigen. ,,Es... es scheint als stünde ich in der Gunst des Erbauers,'' erwiderte ich und Alistair nickte. ,,Kommt, uns bleibt nicht mehr viel Zeit,'' bemerkte Wynne noch bevor ich mich erkundigen konnte wie sie den Dämon der Wollust besiegt haben. Wir gingen zur gegenüberliegenden Tür und öffneten diese. Sofort starrten uns Maleficare an. Ihre Augen leuchteten blutrot und als sie ihre Arme erhoben stiegen Abscheuligkeiten aus den sich bewegenden Fleischmassen empor. Sie rissen sich von innen den Weg frei. Die Geräusche und der bestialische Gestank machten den Horror komplett. ,,Wartet!'' rief Wynne aber die Magier hörten nicht und lösten sich in Luft auf, während die geschlüpften Abscheuligkeiten auf uns zuliefen. Lendrad sprang schützend vor mich, biss der ersten in den knochigen Arm aber spuckte ihn sofort wieder aus. Er machte röchelnde Geräusche und jaulte. ,,Bleib hinten!'' befahl ich ihm und Lendrad lief auf Abstand. Plötzlich spuckte die Abscheuligkeit einen Feuerball auf mich den ich mit meinem Schild abwehrte. Ich kam aus meiner Deckung und bohrte mein Schwert durch seinen Kopf. Alistair und Wynne konnten ohne weitere Probleme die anderen Monster ausschalten. ,,Wir müssen die Treppe izum vierten Stock nehmen!'' rief Wynne und wir folgten ihr.
Wir kamen oben an und sahen erneut einen weiblichen Dämon. Vor ihr stand ein Templer. ,,Seine Augen,'' flüsterte ich. Sie waren weiß und sahen seelenlos aus. ,,Zeit fürs Abendessen, mein Liebling,'' begann sie mit dämonischer Stimme lieblich und der Templer lächelte. ,,Ja, Schatz. Was gibt es denn heute?'' fragte er mit monotoner Stimme und der Dämon streichelte sein Gesicht. ,,Wildschwein vom Grill, dein Leibgericht. Mit Süßkartoffeln. Es sieht einfach wunderbar aus.'' ,,Du verwöhnst mich. Was macht der Unterricht die Kinder?'' ,,Was geschieht da?'' fragte ich Wynne doch diese schaute entsetzt. ,,Frage sie selbst!" sagte der Dämon und kniete nieder. Der Templer schaute hinunter und stemmte die Hände in die Hüfte. ,,Was hast du gelernt, mein Junge?'' fragte dieser und Alistair schaute mich an. ,,Dieser Dämon gauckelt ihm etwas vor... Er lässt ihn glauben bei seiner Familie zu sein!'' ,,Mutter sagt, ich soll schreiben lernen und haut mir auf die Knöchel wenn ich einen Buchstaben nicht richtig schreibe,'' antwortete der Dämon mit imitierter Jungenstimme und der Templer streichelte ihr über den Kopf. ,,Und was erhofft sich der Dämon sich davon?'' flüsterte ich. ,,Ja, es ist wichtig, dass ein junger Mann das Schreiben beherrscht.'' der Templer kniete sich hin. ,,Und was ist mit dir, meine kleine Lissa?'' ,,Sie zeigt ihm seine Wünsche und Träume. Er vergisst das Hier und Jetzt und dafür saugt ihm der Dämon seine Lebenskraft aus dem Leibe um noch stärker zu werden,'' erklärte Wynne und ich erschauderte. ,,Mutter bringt mir bei wie man Harfe spielt. Und sie hat mir gezeigt wie man kocht,'' quitschte der Dämon und der Templer stand mit einem breiten Lächeln auf. ,,Das... schmeckt hervorragend,'' rief er und tat so, als würde er etwas essen, ,,Danke, meine Kleine!'' ,,Ah, ist das nicht wunderbar, mein Gatte?'' Der Dämon stand auf, ihre blauen Haare die aud Flammen bestanden leuchteten auf. ,,Ist unser Leben nicht wunderbar?'' Sie küsste ihn und er erwiderte. ,,Ja...'' hauchte der Templer. ,,Alles... ist perfekt.'' ,,Gebt ihn frei, unreiner Dämon!'' rief Alistair und zog sein Schwert. Er lief auf sie zu, bereit sie zu töten aber der Dämon warf sich vor Alistairs Füße. ,,Nein,'' schrie sie und der Templer erschrack. ,,Hast du was gehört, Schatz?'' Sie sprang auf und sprach mit sanfter Stimme auf ihn ein. ,,Es ist nichts, Liebling. Nur die Tür. Ich gehe schon.'' ,,Beeile dich, die Kinder wollen einen Gutenachtkuss von dir,'' lächelte der Templer und küsste ihre Stirn. ,,Es dauert nur einen Moment.'' Sie wandte sich zu uns, ihre hellen blauen Augen strahlten uns entgegen und ihre dunkelblaue Haut glänzte. Das Kerzenlicht ließ ihr kurzes Kleid durchsichtig erscheinen und sie schwebte auf Alistair mit gefalteten Händen zu. ,,Bleib genau da stehen!'' rief er und der Dämon stockte. ,,Ihr unterbrecht einen privaten Moment voller Liebe. Ich hasse Unterbrechungen.'' Sie schmollte. ,,Hier ist nichts privat und schon gar keine Liebe,'' zischte ich und der Dämon blickte errzürnt zu mir.'' ,,Ich habe ihm gegeben was er immer wollte. Was ist daran schlecht?'' ,,Sein Glück ist Illusion, eine grausame Lüge!'' entgegnete ich und der Dämon schaute mich mit großen Augen an. ,,Gefühle sind niemals greifbar. Ihr könnt sie weder sehen noch berühren.'' ,,Aber meist werden sie durch reale Ereignisse und Personen ausgelöst. Was Ihr ihm angetan habt... ist abscheußlich,'' sprach Wynne und umklammerte ihren Stab. Der Dämon faltete seine Hände, ihr Kleid bewegte sich fließend in der Luft und umspielte ihr e langen Beine. ,,Ich sah seine Einsamkeit und den Wunsch nach einer Familie, die ihn liebt.'' Alistair räusperte verächtlich. ,,Eine Familie, in der Frau und Kinder in Warheit dieselbe Person... dasselbe Ding sind!'' ,,Und wie lange soll er in dieser Benommenheit verharren? Wird er es merken, wenn sein Körper den Dienst versagt und der Tod ihn zu sich holt?'' fragte Wynne und der Dämon lachte zischend. ,,Eine kurze aber glückliche Existenz ist beseer als immerwährendes Elend.'' ,,Ihr seid ein Parasit,'' entgegnete ich und der Dämon wandte sich von uns ab und schwebte hinter dem Templer, welcher wie ein Statue dastand und uns anstarrte. ,,Unsere Gedanken und Geister sind verschmolzen. Vergeht der eine, vergeht auch der andere.'' Sie umschlang seinen Hals mit ihren Armen und lehnte ihren Kopf an seinen. ,,Ein Großteil meiner Stärke dient der Erhaltung unserer Verbindung, ich bin euch keine Gefahr,'' erklärte sie uns. ,,Ich bin ihm Frau und Kind. Er wird mich bis zum Tode verteidigen.'' Sie ließ ihn los und schwebte zu uns, die Arme geöffnet so als würde sie uns umarmen wollen. ,,Ich bitte euch nur darum uns in Frieden zu lassen.'' ,,Nein,'' rief ich und zog umklammerte den Griff meines Schwertes. ,,Damit Ihr in aussaugen und zum Nächsten gehen könnt? Niemals!''
Ihre Augen begannen bedrohlich zu leuchten und Hörner wuchsen aus ihrer Stirn. Sie grinste mir zu und wandte sich an den Templer. ,,Hilfe! Da sind Banditen an der Tür! Sie wollen die Kinder ermorden! Hilfe!'' Sie sackte dramatisch zu Boden. ,,An mir kommt keiner vorbei!" Der verhexte Templer zog sein Breitschwert und rannte auf Alistair zu. Er hob sein Schild und konnte den Hieb so abwehren. Mit einem Satz warf Lendrad den Templer zu Boden und Wynne fesselte ihn mit Steinen an den Boden. ,,Bitte nicht-'' kreischte der Dämon, als ich mit meinem Schwert ihre Brust durchbohrte. Hinter mir hörte ich wie der Templer nach Luft schnappte und dann verstummte. ,,Ist er...?'' Ich schaute Wynne an und sie schüttelte den Kopf. ,,Wir taten das Richtige,'' sagte Alistair der zur Tür ging. Wir folgten ihm.
Noch immer waren wir auf der Suche nach Niall und Irving und noch immer hatten wir keine Spur von den Beiden. Wir öffneten die gegenüberliegende Tür. Eine Abschäuligkeit, größer wie die zuvor, wandte sich zu uns und ließ dabei einen Mann fallen, den er am Kopf festhielt. Sein Gesicht war verwachsen von moderndem Fleisch. Nur ein Auge, mit dem er uns neugierig beäugte, war noch frei. ,,Vorsicht. Er ist mächtiger als die anderen Abscheuligkeiten denen wir begegnet sind,'' ermahnte uns Wynne und Lendrad winselte ängstlich. ,,Oh, sieh an!'' raunzte der Dämon langsam mit tiefer Stimme. ,,Besuch! Ich würde euch ja unterhalten, aber,'' er seufzte schwer, ,,das ist viel zu anstrengend.'' ,,Ein Dämon der Trägheit,'' stellte Wynne fest. ,,Danke Dämon, wir werden dich zu unserer Unterhaltung töten!'' zischte ich angrifflustig. ,,Wozu denn?'' fragte er und verschränkte seine knochigen Arme. ,,Seid ihr diese ganze Gewalt in der Welt nicht auch leid? Mich macht das müde.'' Er gähnte herzhaft und Lendrad sackte zusammen. ,,Lendrad!'' rief ich besorgt, beugte mich zu ihm und atmete auf als ich bemerkte, dass er noch lebte. ,,Möchtet ihr euch nicht hinlegen und... das alles vergessen?'' Ich schaute den Dämon ins Gesicht. Sein Auge... war hypnotisierend und um ihn herum bildete sich ein lilaner Nebel, der bedrohlich waberte. ,,Alles hinter euch lassen,'' flüsterte er und breitete seine Arme weit aus. ,,Nein...,'' stöhnte ich und Alistair fasste sich an den Kopf. ,,Kann... die Augen... nicht offen halten.'' Er sackte zu Boden. ,,Kann... mich jemand zwicken?'' ,,Widersteht!'' hörte ich Wynne stöhnen. ,,Ihr müsst... widerstehen. Sonst... sind wir alle verloren...'' Auch sie konnte sich nicht länger auf den Beinen halten und hielt sich mit letzter Kraft an ihrem Stab fest. Mein Kopf wurde schwer und fühlte sich an wie Blei. ,,Warum kämpft ihr dagegen an?'' fragte der Dämon der Trägheit. Ich legte meinen Kopf auf Lendrad ab, der ruhig und gleichmäßig atmete. ,,Ihr verdient mehr. Ihr verdient eine Ruhepause.'' Alistair fiel zu Boden, mit geschlossenen Augen. Meine Augenlider wurden schwerer und schwerer bis ich sie nicht mehr aufhalten konnte.
,,Die Welt... dreht sich auch ohne euch weiter...'' flüsterte der Dämon und es wurde dunkel. Gänzlich schwarz....
Elissa... Elissa!...
Eine männliche Stimme rief meinen Namen. Eine mir so vertraute Stimme... Mir wurde ganz heiß, wieder eiskalt und plötzlich fühlte es sich an als würde ich ins unendliche schwarze gezogen.
,,NEIN!'' schrie ich und richtete mich auf. Kalter Schweiß lief mir über die Stirn und mein ganzer Körper zitterte. ,,Liebste, was ist mit Euch?'' fragte mich diese vertraute Stimme besorgt und ich versuchte blinzelnd etwas zu erkennen. Durch das Feuer eines Kamins erkannte ich, dass ich mit einer roten Decke zugedeckt war. Lendrad lag vor einer hölzernen Tür und senkte wieder seinen großen Kopf, um weiterzuschlafen. ,,W-was...'' stotterte ich erschöpft und fasste mir an die Stirn. Jemand legte seinen Arm um mich, fasste mein Kinn zärtlich und bewegte meinen Kopf so, dass ich der Person direkt in dessen dunkelblauen Augen blickte.
,,D-Dairren?'' Tränen füllten meine Augen und Dairren erschrack. ,,Elissa?'' fragte er und umarmte mich. Ich umklammerte ihn und legte meinen Kopf auf seine muskulöse Brust. ,,Es... war alles nur ein Traum...?'' murmelte ich mit einem dicken Kloß im Hals und Dairren wischte mir eine Träne aus dem Gesicht. ,,Ja, das war es. Möchtet... Ihr mit mir darüber sprechen?'' schlug er mit beruhigender Stimme vor und ich starrte ihn bloß mit großen Augen an.
Mit ihm darüber sprechen? Wie Arl Howe uns verriet und so meine Familie und seine Mutter tötete und mir meine Heimat nahm? Wie die Dunkle Brut unser Land überrannte und Loghain versuchte den Thron an sich zu reißen? Von den schrecklichen Dämonen und Abscheuligkeiten auf Schloss Redcliffe und im Turm des Zirkel der Magi? Nein... Er würde mich für verrückt erklären!
,,Elissa,'' hauchte Dairren und drückte mich wieder an sich. Sein Wärme beruhigte mich und ich konnte seinen Herzschlag hören, welches im Rythmus zum Knistern des Feuers schlug. Ich war wieder in der Realität. Zuhause. Dennoch... Dieser Traum fühlte sich... so verdammt real an.
,,Würdet Ihr,'' begann ich, ,,mir ein Glas Wasser bringen?'' Ich deutete auf einen Krug gefüllt mit Wasser aus dem Schlossbrunnen und Dairren nickte. Ich fuhr mit meinen noch zittrigen Fingern durch mein Haar. Es fühlte sich weich an und roch nach den Blumen Highevers. Mein Zimmer, dachte ich und schaute mich noch leicht ungläubig um. Meine Rüstung und Schwert standen unberührt da und mein großer Kleiderschrank füllte die eine Ecke komplett aus. Mein Frisiertisch beherrbergte verschiedene Phiolen mit Düften aus Ferelden und den wunderschönen goldenen Kamm, den mein Vater mir aus Orlais mitbrachte. In der anderen Zimmerecke prasselte ein großes wärmendes Feuer im Kamin und die steinerne große Wanne war noch mit dem Wasser gefüllt, welches ich bei meinem Bad am gestrigen Morgen verwendete. Durch das bunte Glas des Fensters drang Licht hinein und färbte den Boden in alle möglichen Farben. Dairren überreichte mir ein Glas und seufzte. ,,Ich muss Euch leider verlassen,'' sagte er mit trauriger Miene während ich das Glas in einem Zug leer trank. ,,Der Morgen bricht an.'' ,,Ja,'' murmelte ich und stellte das Glas beiseite. Langsam erhob ich mich, um mich an der Wanne zu erfrischen. ,,Bei Andraste, Ihr seid wunderschön,'' seufzte Dairren und ich schaute ihn verdutzt an. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich nackt war und lief rot an. ,,Dairren, i-ich vergaß-'' stotterte ich verlegen und er kam näher. Seine Augen glänzten, als er mir an die Hüfte fasste und mich an sich zog. Wir standen wie der Erbauer uns schuf voreinander. ,,Dairren,'' wisperte ich während er seine Augen schloss und begann mich zärtlich zu küssen. Seine Hände glitten über meinen Rücken und eine Gänsehaut übermannte meinen Körper. ,,Ihr... solltet jetzt wirklich gehen,'' flüsterte ich und löste mich aus seinem Griff. ,,Bevor alle erwachen.'' Dairren nickte und legte seine Kleider an sowie ich mein Nachthemd überstreifte. Leise öffnete er die Kammertür, gab mir einen Abschiedskuss und stieg über Lendrad um mein Zimmer zu verlassen. Leise schloss ich die Tür, kniete nieder und streichelte lächelnd Lendrads Rücken. Dieser hechelte, schlief aber sofort wieder ein. ,,Guter Junge,'' flüsterte ich.
Ich erhob mich, ging zum Frisiertisch hinüber und betrachtete mein Spiegelbild. Mein Blick wanderte auf meine rechte Schulter. Ob ich wohl...? Ich strich mein langes, kastanienbraunes Haar zur Seite und legte die Schulter frei doch es war nichts zu erkennen außer meiner makellosen porzelanweißen Haut. Warum sollte da auch eine Narbe sein, fragte ich mich selbst und belächelte mich. Ich nahm Platz und nahm den goldenen Kamm in die Hand. ,,Vater,'' murmelte ich und spürte großer Erleichterung. Dieser Traum... Das Nichts ist ein grauenhafter Ort, dachte ich und begann mein Haar zu kämmen. Es hatte sich angefühlt, als wäre ich für viele Tage gefangen gewesen und konnte einem Alptraum entfliehen aber... solange ich mich noch an alles erinnern konnte sollte ich es vielleicht niederschreiben, auch wenn ich nur vergessen wollte...
Es klopfte an der Tür. ,,Dürfte ich eintreten, Herrin?'' Es war Natalia, eine meiner elfischen Kammerzofen. ,,Komme herein aber achte auf Lendrad,'' rief ich und sie trat herein. ,,Guten Morgen, Herrin,'' sprach sie und lief auf die andere Seite des Zimmers um das Fenster zu öffnen. ,,Hattet Ihr eine geruhsame Nacht?'' erkundigte sie sich und ich räusperte mich. ,,Herrin?'' Ich versuchte möglichst neutral zu schauen und lächelte. ,,Es... war eine wunderbare Nacht,'' sagte ich und legte den Kamm beiseite. Natalia tapselte leichtfüßig zu mir herüber. ,,Heute ist Ihr großer Tag! Eure Eltern werden verkünden, dass Ihr für das Schloss während ihrer Abwesenheit verantwortlich seit!'' Sie klatschte motiviert in die Hände und öffnete meinen Kleiderschrank. ,,Oh! Und ich sollte Euch ausrichten, dass ein weiterer Gast heute bei uns eintreffen wird!'' ,,So?'' fragte ich und Natalia nickte. ,,Bann Teagan Guerrin. Der Bann von Rainesfere!'' Mein Herz machte einen Freudensprung aber gleichzeitig fragte ich mich, was ihn hierher führte. ,,Was möchtet Ihr anziehen?'' fragte Natiala und ich ging zu ihr rüber. ,,Nun, schlagt mir etwas vor,'' sagte ich und sie erschrack. ,,Das steht mir... nicht zu, Herrin,'' murmelte sie und schaute demütig auf den Boden. ,,Ich bitte dich darum,'' sprach ich und sie blickte mit strahlenden Augen zu mir herauf. ,,Vielen Dank, Herrin! Ich werde Euch nicht enttäuschen.'' Während ich hinüber zu Wanne ging um mein Gesicht zu waschen hörte ich wie Natalia Kleider herausholte und betrachtete. Ich tauchte meine Hände in das kalte Wasser und bespritze mein Gesicht. Es war ein erfrischendes, belebendes Gefühl. Mit einem weichen Handtuch trocknete ich mich anschließend ab. ,,Herrin. Ich habe Ihnen ein Kleid herausgesucht,'' informierte Natalia mich. ,,Gut, dann kleide mich an,'' befahl ich und sie starrte mich an. ,,Wollt... Ihr denn nicht wissen, was ich Euch ausgesucht habe?'' Ich schüttelte den Kopf. ,,Ich bin zuversichtlich was deinen Geschmack angeht, Natalia. Du bist ein schönes Mädchen,'' entgegnete ich und ihre Augen weiteten sich. Ihr mit Sommersprossen besetztes Gesicht errötete und ihre spitzen Ohren, die aus den blonden Locken hervorschauten, zuckten. ,,Herrin, Ihr seid zu freundlich. Mehr als ich verdiene...'' Sie vergrub ihr Gesicht im Kleid. Ich räusperte mich und sie schaute zu mir auf. ,,Dann fange an,'' sagte ich.
Natalia zog mir vorsichtig die Unterkleider an und legte das smaragdgrüne Kleid zurrecht. ,,Herrin, ich weiß es steht mir nicht zu so etwas zu sagen aber...'' verdutzt schaute ich sie an. ,,Seit dem gestrigen Tag seid Ihr... anders." Sie hob das Kleid hoch und stellte sich auf einen Hocker. ,,So etwas zu fragen steht dir wirklich nicht zu,'' zischte ich und Natalia zuckte. ,,Verzeiht, Herrin,'' stammelte sie und ich hob meine Arme, damit sie mir das Kleid anlegen konnte. Während sie dies vorsichtig tat dachte ich nach. Natalia war die einzige Person, mit der ich über meinen Traum sprechen konnte. Mit sonst keinem... Sie würde nichts verraten, wenn ich es ihr befehle und ihr Leben ihr letwas bedeutete. Ich wollte es mir von der Seele reden. ,,Auch wenn es dir nicht zusteht... Ich werde dir von meinem Traum erzählen aber wenn du jemandem davon erzählst vierteile ich dich.'' Ich starrte ihr drohend in die Augen, als sie das Kleid an meine Schultern richtete und sie blickte mich mit ihren Rehaugen an. ,,J-Jawohl, Herrin.'' ,,Nun,'' begann ich und nahm tief Luft, ,,Ich hatte... einen furchtbaren Traum. Es fing damit an, dass Arl Howe plante das Schloss zu übernehmen während mein Bruder Fergus mit unserer Armee nach Ostagar marschierte. Diesen schrecklichen Plan führte er in der Nacht durch und Arl Howes Männer... töteten alle. Bis auf Mutter, der ich hier im Korridor begegnete und wir uns auf die Suche nach Vater machten. Au!'', zischte ich. Meine rechte Schulter begann ein stechender Schmerz, als Natalia mit ihrer Hand darüberstreichte. ,,Verzeiht, Herrin! Ich bin nur mit meiner Hand darübergegangen, um eine Stelle glatt zu streichen,'' japste sie und ich schaute verdutzt auf meine Schulter. Nein, das bildete ich mir bloß ein, dachte ich und fuhr fort. ,,Wir fanden Vater. Er war schwer verletzt. Duncan, der Graue Wächter, half ihm und wir trafen aufeinander. Mutter blieb bei Vater und Duncan half mir durch einen Geheimgang zu entkommen. Dafür musste ich ein Grauer Wächter werden.'' ,,Das klingt schauderhaft, Herrin,'' fügte Natalia hinzu, als sie Bänder an meinen Ärmeln zuschnürte welche an der Schulter begannen und am Ellebogen aufhörten, sodass ein langes Stück Stoff an den Seiten hinunterfloss. ,,In Ostagar hoffte ich Fergus anzutreffen und ich musste ich eine Prüfung bestehen um ein Grauer Wächter zu werden. Ein geheimes Ritual.'' Ich wollte ihr davon erzählen aber irgendwas in mir sträubte sich davor, so als ob ich ihr nicht davon erzählen dürfte. ,,Jedenfalls,'' fuhr ich fort, ,,war ich die einzige Überlebende von drei Rekruten. König Cailan gratulierte mir persönlich.'' ,,Oh, wie aufregend!'' rief Natalia gespannt und band die Schnüre an den Seiten meines Oberkörpers fest, was meine Taillie und Oberweite stark betonte. ,,König Cailan und Duncan befahlen Alistair und mir ein Leuchtfeuer zu entfachen, damit Teyrn Loghain wusste, wann er mit seinen Truppen die Armee des Königs im Kampf gegen die Dunkle Brut unterstützen konnte. Wir konnten unsere Aufgabe trotz widriger Umstände erfüllen aber Alistair...''
Alistair... Er war auch nur ein Traum gewesen. Ein Hirngespinst, welches mir das Nichts vorgaukelte. Und dennoch fühlte sich der Gedanke an ihn... die Gefühle für ihn so real an.
,,Wie geht Euer Traum weiter?'' hackte Natalia mit beschwingter Neugierde nach und ich schüttelte den Kopf, um meine Gedanken zu sortieren. ,,Teyrn Loghain zog seine Truppen ab und König Cailan und Duncan... starben auf dem Schlachtfeld. Die Grauen Wächter wurden von Teyrn Loghain als Verräter verurteilt und ein Kopfgeld wurde ausgesetzt.'' Natalia schaute mich entsetzt an, als sie mir eine Kette aus Gold um die Hüfte legte. ,,Wie schrecklich,'' sprach sie entsetzt. ,,Ein Glück, dass es nur ein Traum war, nicht wahr, Herrin?" Nachdenklich schaute ich in den Spiegel und betrachtete mich selber bis mir etwas auffiel. Wurde das Fenster nicht durch Natalia geöffnet? ,,Bitte erzählt weiter!'' bat sie mich und stellte mir ein paar Schuhe aus smaragdgrünem Samt vor mir. ,,J-ja. Alistair und ich waren nun die letzten zwei Grauen Wächter und-'' Ich wurde durch das Klopfen an der Zimmertür unterbrochen. ,,Elissa, Liebes. Bist du wach?'' ,,Mutter!'' rief ich überglücklich und zog die Schuhe an um schnellst möglich die Tür zu öffnen. Lendrad sprang zur Seite und bellte freudig. ,,Was ist denn mit dir los,'' lachte sie als ich mich um ihren Hals warf. ,,Ach nichts, ich freue mich dich zu sehen!'' Sie nahm meine Arme, löste sich von meinem Griff und betrachtete mich. ,,Du bist wunderschön, Kind,'' sagte sie und ich drehte mich im Kreis um ihr das Kleid zu präsentieren. ,,Vielen Dank, Mutter. Als Vertretung des Teyrn muss ich doch etwas her machen.'' Sie kicherte und schaute rüber zu Natalia. ,,Kümmere dich um ihr Haar.'' ,,Jawohl, Mylady,'' entgegnete sie und machte einen tiefen Knicks. ,,Wir sehen uns dann gleich in der Halle. Wir werden Bann Teagan in Empfang nehmen und dann gemeinsam mit den Grauen Wächtern speisen, bevor dein Vater mit Arl Howe loszieht,'' erklärte Mutter und wandte sich ab. ,,Jawohl,'' rief ich. Sagte sie ,mit den Grauen Wächtern'? Ich weiß, dass Duncan sich hier aufhält aber er kam doch ohne Begleitung. Ohne weiter darüber nachzudenken setzte ich mich vor meinen Frisiertisch. Natalia legte mir eine Kette um und begann mich zu frisieren.
Lendrad und ich waren auf dem Weg zur großen Halle. Im Schloss herrschte Hochbetrieb. Überall standen unsere Soldaten in voller Montur sowie Arl Howes Männer, die sich unterhielten und Dienerschaften liefen mit Waren, Geschirr und Essen umher. Bevor ich zur großen Halle ging gab ich Lendrad bei unserem Hofzüchter für reinrassige Mabari ab. Er bemalte gerade einige von ihnen mit einem roten Kriegskaddis, welche ihre Angriffstärke und Mut erhöhen sollte. Unterwegs traf ich auf Oriana und Oren, meines Bruders Gemahlin und Sohn. Oren hüpfte glücklich auf und ab als er mich sah. Soldaten öffneten das große Tor der Halle und mein Herz begann vor Aufregung an wild zu pochen. Ich trat herein und sofort schauten, eher starrten, mich alle an. Ich kannte diesen Blick voller Bewunderung bereits und musste gestehen, dass ich diese Aufmerksamkeit genoss. ,,Elissa Cousland! Tochter des Teyrn Cousland! Mit Oriana Cousland, Ehegattin von Fergus Cousland und gemeinsamen Sohn Oren Cousland!'' Oriana und ich machten einen Knicks und Oren verbeugte sich brav. ,,Elissa, meine liebe Tochter,'' hörte ich Vater rufen und schaute zu meiner rechten. ,,Komm bitte her!'' Ich blickte zu ihm und sah wie er sich mit Arl Rendon Howe unterhielt. Mein Magen schnürte sich zusammen doch ich schüttelte den Kopf. Es war nur ein Traum, dachte ich und wiederholte diesen Satz wieder und wieder und legte meine Hand auf den Bauch. ,,Guten Morgen,'' sagte Howe mit ruhiger Stimme zu mir und ich machte einen tiefen Knicks. ,,Ihr müsst sicher aufgeregt sein,'' erkundigte er sich und ich lächelte. ,,Ich werde meinen Vater und meine Mutter ehrenvoll vertreten,'' antwortete ich und Howe räusperte sich. ,,Nun, davon gehe ich aus,'' lachte Vater und fasste mir an sie Schulter. Ich erkannte wie stolz er auf mich war und meine Anspannung löste sich etwas. ,,Nun,'' begann Vater, ,,setzen wir uns doch. Bann Teagan sollte jeden Moment eintreffen.'' Er zeigte auf das andere Ende der Halle an dem mehrere prunkvolle Stühle standen. Ich folgte meinem Vater und Arl Howe, die um die gedeckte Tafel herumgingen, und schaute mich nach vertrauten Gesichtern um. Hinten erkannte ich Ser Gilmore der sich mit Wachen unterhielt. Neben meiner Familie, die ich bereits traf, tummelten sich bloß Soldaten und Diener in der Halle, welche fleißig werkten. um all unseren Wünschen zu entsprechen. Dairran und Lady Landra saßen an der Tischseite von meiner Mutter, neben welcher ich Platz nahm. ,,Ich wünsche einen wunderschönen Morgen, sagte ich und machte einen Knicks. ,,Guten Morgen, Elissa,'' sagte Lady Landra mit einem Glas Wein in der Hand und erwiderte meinen Knicks. Auch Dairren stand auf und verbeugte sich mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen.
,,Liebe Familie! Werte Gäste!,'' hörte ich meinen Vater neben mir die Stimme erheben. ,,Bitte nehmt Platz! Unsere Gäste treffen in Bälde ein!" Das Tuscheln wurde leiser und man hört das Zurechtrücken von Stühlen, welches durch die Halle dröhnte. Diener stellten sich an die Wand und hielten Krüge mit Wasser, Wein und Saft zum Nachfüllen in der Hand. Es wurde leise. In der Tat sprach keiner mehr ein Wort und alle starrten wie gebannt auf das große Holztor, welches auf den Innenhof führt und woher unser Gäste kommen würden. Man hörte nur noch das Knistern des Feuers, das Bellen der Mabari und das Tappen der vielen Schritte aus den Korridoren des Schlosses.
Verwundert blickte ich mich um. Was ist hier los, dachte ich und mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Bevor ich etwas sagen konnte ertönte die Trompete des Empfangs und das Tor öffnete sich. ,,Mein König! Bann Teagan Guerrin! Bruder von Arl Rendon Howe, Onkel von König Maric Cailan!" Ich blickte zum Tor, durch welches Bann Teagan eintratt. Er trug eine Reitrüstung und seine roten Haare waren zu einem lockeren Zopf zusammengebunden. Alle erhoben sich und ich sah wie Teagan mich anlächelte. ,,Bann Teagan Guerrin! Was führt Euch nach Schloss Cousland,'' sprach Vater während Teagan auf uns zuging, gefolgt von zwei gut gerüsteten Wachen welchen er sein Schwert und Schild übergab. ,,Ich danke Euch und Eurer Familie für den herzlichen Empfang und die Aufnahme meiner Wenigkeit und meiner Wachen,'' begann er. ,,Ich komme um Euch etwas zu fragen.'' ,,Nun. was ist es?'' erkundigte sich mein Vater und Bann Teagan kniete vor ihm nieder. ,,Ich möchte um die Hand Ihrer Tochter Elissa halten.''
Als er diese Worte aussprach durchfuhr es mich wie ein Blitz und mein Herz fing an zu springen. Ich hatte schon Angst, dass man es durch mein Kleid erkennen könnte da es recht eng anlag und ich hielt mir sprachlos die Hände vor den Mund. Alle begannen wild zu tuscheln. Mutter blickte strahlend zu mir und legte ihre Hand auf meine Schulter. ,,Welch unerwartete Freude,'' sagte Vater und das Tuscheln verstummte. ,,Wie kommt meine Tochter zu dieser Ehre?'' ,,Ich sah sie beim letzten Landthing und verliebte mich in sie. Überall erzählt man von Eurer klugen und wunderschönen Tochter, welche behände im Umgang mit dem Schwerte sei und das sie eine große Zukunft vor sich hat. Ich wünsche mir von ganzen Herzen, dass sie ihre Zukunft mit der meinen auf ewig verknüpft.'' Er erhob seinen Blick und schaute mich mit verliebten großen Augen an. Ich errötete und meine Hände zitterten. Verwirrt über meine Gefühle schaute ich Vater an.
Wieso kam er mir so vertraut vor? Als wüsste ich etwas über diesen Mann, der mir doch eigentlich fremd sein müsste, da ich ihn bis jetzt nur einmal gesehen hatte. Was war nur los? Lag es an diesen Traum?
Vater schaute mir lächelnd ins Gesicht und wandte sich wieder an Bann Teagan. ,,Ihr seid wahrlich ein rechtschaffender Mann und stets dem König treu. Ihr habt meinen Segen. Nun ist es an meiner Tochter.'' Alle in der Halle verstummten. Man hätte ein Haar, welches auf den Boden fiel, hören können und sie starrten mich gebannt an. Ser Gilmore grinste und schien sich zu freuen aber Dairren schien... traurig. Arl Howe verzog die Miene. Er schien zu wollen, dass ich seinen Sohn Thomas heirate und Oriana lächelte mir nickend zu. Aber was wollte ich?
Texte: Dragon Age
Bildmaterialien: Dragon Age
Tag der Veröffentlichung: 16.02.2012
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