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Justine

Ich, Justine de la Papa Dulce, bin eine echte Perserkatze! Leider ist meine Familie im Laufe vieler Katzengenerationen ziemlich degeneriert. Die Menschen haben uns doch so schrecklich überzüchtet! Die meisten von uns Persern sind herzkrank und leiden unter Atemnot - wegen dieser hässlichen Plattnase! Glücklicherweise bin ich gesund und fühle mich katzenwohl, nur die Augen tränen mir ein bischen.
Heute hat mein Mensch einmal vergessen, die Terrassentür zu schließen, Kater, und ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, ins Freie zu schlüpfen, um dir meine Geschichte zu erzählen. Ich plaudere doch so gerne! Normalerweise nicht mit anderen Katzen, nur mit meinem Menschen, aber glaube mir, das kann manchmal ganz schön schwierig sein...
Viel Zeit habe ich nicht, ich muss ins Haus zurück, bevor er von der Arbeit wiederkommt. Er will nicht, dass ich mein Revier verlasse...nein, nein, du dummer Kater! Du brauchst gar nicht erst an mir herumzuschnüffeln, ich als moderne Kätzin bin natürlich kastriert und habe kein Verständnis mehr für diese unsinnigen Triebe...
Vor vielen Katzenjahren wurde ich als kleines Wuschelknäuel bei einem Züchter geboren. Bald holten mich zwei Menschen ab und brachten mich in eine riesengrosse Wohnung. Leider blieb ich nicht sehr lange in diesem schönen Revier! Kaum hatte ich mich zurechtgeschnuppert und wollte meine Menschen erziehen, da packten sie mich schon in ein Auto und fuhren fort. Oh, wie ich diese Krachmacher hasse! Der schrecklich fremde Geruch, und das ewige Hin und Her - ohne zu wissen, wo sich Katze befindet. Ich sage dir nur: Stress, Stress, Stress!
Ich hatte noch Glück im Unglück, meine Menschen brachten mich in ein Tierheim und warfen mich nicht einfach auf die Straße hinaus...oh, Pardon, ich wollte deine Gefühle nicht verletzen, Kater, bei dir ist das doch was anderes: du bist eine freie und unabhängige Straßenkatze!
Aber ich, ich will verwöhnt und gepflegt werden, im warmen Bett schlafen und mit meinem Menschen kuscheln! Ich habe Ansprüche! Ich könnte sowieso nicht auf der Straße überleben, das Mäusefangen haben wir in vielen hundert Persergenerationen längst verlernt. Ja, ja, da lachst du natürlich, du kannst das nicht verstehen...
Das Tierheim ist ein schrecklicher Ort! So viele eigenwillige Katzen, eingepfercht in einem einzigen Revier! Und ich mittendrin, die allerkleinste, gerade mal ein paar Monate alt! Was hat es da Pfotenhiebe gesetzt! Ich wurde ganz krank, und das Fell fiel mir aus.
Doch es kam ein neuer Mensch und rettete mich aus der Not! Er brachte mich in ein großes, eigenes Revier und ließ mich tun und lassen, was ich wollte...na gut, Kater, schau mich nicht so ungläubig an, ich gebe es zu: fast alles. Ein bischen muß ja auch die Katze auf die Menschen eingehen - um sie erfolgreich erziehen zu können!
Schnell hatte ich mich in der neuen Wohnung eingelebt, und ich dachte, endlich würde Ruhe in mein Katzenleben einkehren. Aber zu meinem Schrecken hatte sich ein Floh aus dem Tierheim irgendwo in meinem Fell versteckt! Das Biest vermehrte sich in der warmen Wohnung so rasend schnell, daß sich bald die Flöhe auf mir tummelten!
Ich verzweifelte! Mein Fell juckte und brannte wie Feuer, die Haare verfilzten sich so stark, dass an ein gründliches Putzen nicht mehr zu denken war! Mein Mensch packte mich wieder in das schreckliche Auto und fuhr zum Tierarzt. Dort herrschen Gerüche vor, mein lieber Kater! Es stinkt nach Grauen und Tod, doch bevor ich mich richtig fürchten konnte, piekste man mich mit einer Nadel, und ich war sofort eingeschlafen.
Als ich erwachte, war mein Körper vollkommen kahl geschoren und über und über mit einer stinkenden Flüssigkeit eingerieben. Und ich befand mich zum dritten Mal in einer fremden Wohnung!
Oh, ich verzweifelte noch mehr! Die Flöhe waren zwar verschwunden, doch welchen fürchterlichen Preis hatte ich dafür zahlen müssen: in ein fremdes Revier ausgestoßen, nackt und bloß...Kater, schnüffel nicht wieder an mir herum, ich habe dir schon einmal gesagt...
Mit der Zeit wuchs mein Fell nach, und ich freundete mich sogar ein bischen mit dem neuen Menschen an. Trotzdem war ich sehr einsam.
Als mein alter, treuer, wohl dressierter Mensch zurückkam, um mich abzuholen, war die Freude zuerst nicht so groß! Wieder packte er mich in das knatternde Ungetüm, und ich hatte Angst. Ich wusste ja nicht, dass er mich in mein altes Revier bringen würde.
Aber wie sehr hatte es sich verändert! Die vertrauten Gerüche waren verschwunden, und ein penetranter, ätzender, mein zartes Näschen beleidigender Gestank lag überall in der Luft! Mein Mensch hatte die verdammten Flöhe ausgeräuchert!
Es dauerte viele Katzenwochen, bis ich meine Wohnung gesäubert und
wieder hergerichtet hatte. Viele Male musste ich mich über den Teppichboden wälzen und den fremden, störenden Geruch mit meinem eigenen, süßen Perserduft überlagern...ach, das waren schreckliche Zeiten, aber es ist viele, viele Katzenjahre her...

So, jetzt haben wir genug geplaudert, Kater, wenn ich an mein bequemes Riesensofa denke, fallen mir schon die Augen zu...nein, nein, ich lasse keine Berührungen zu! Na gut, einmal kurz, so von Nase zu Nase schnuppern...oh, mein Duft betört dich? Na, hör mal, raspel du mal schön Süßholz mit deinen Straßenkatzen, die glauben dir das vielleicht, aber ich gehe jetzt wirklich...nanu? Warum juckt's mich denn plötzlich so stark...das kenne ich doch seit damals nicht mehr, seit den...FLÖHEN...oh, nein! KATER! MIAUUUU!!!


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Tag der Veröffentlichung: 09.09.2011

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