Andreas Krämer
Shutdown - Ausnahmezustand USA
Das Städtchen Coalville erwachte aus seinem Tiefschlaf. Die National Security Agency, auch NSA genannt, hatte sich aufgrund der örtlichen Geografie dazu entschieden, hier das brandneue Datenverarbeitungszentrum zu eröffnen. Das Data Center bestand schon seit fünf Jahren und hatte mit seinen zweitausend Mitarbeitern für einen großen, wirtschaftlichen Aufschwung gesorgt. Das Datenverarbeitungs- und Analysezentrum der NSA lockte Unternehmen aus der IT-Branche, Gastronomie, Hotellerie, Sport und Freizeit an. In der Folge verdoppelte sich durch den Zuzug der Mitarbeiter und ihrer Familien die Einwohnerzahl. In der Boomtown herrschte bis auf ein paar Ausnahmen keine Arbeitslosigkeit mehr. Morgen war es wieder einmal soweit: Die Stadt feierlich geschmückt, die Musikkapelle bestellt und die Lokal-Prominenz geladen. Ein fröhliches Stadtfest würde zelebriert werden.
Die Morgensonne erschien geruhsam am Firmament, ihre Strahlen kitzelten Jack aus dem Schlaf, der sich bereits eine Woche zuvor günstig in der einzigen verbliebenen örtlichen Pension einquartiert hatte. Eines der neuen teuren Hotels in der seit Jahren boomenden Kleinstadt konnte er sich nicht leisten. In der minderwertigen Absteige fiel der Putz von den Wänden, überall roch es nach Verfall. Bei zehn Dollar pro Übernachtung ohne Frühstück erwartete Jack keine Luxusherberge. Nur mühsam konnte er sich aus den Daunenfedern erheben. Er gönnte sich noch eine Viertelstunde Schlaf, bis es plötzlich an seiner Zimmertür klopfte und er wie von einer Tarantel gestochen aus seinem Bett aufsprang. Das zwielichtige Pensionszimmer sah chaotisch aus: Überall lagen geöffnete Tüten mit Resten von Snacks herum. Es herrschte eine unerträgliche Hitze und es stank erbärmlich. Jack schlüpfte in seine Sandalen, zog seine Jogginghose und ein T-Shirt über, bevor er die Tür einen Spalt weit öffnete.
„Guten Morgen, Jack!“, begrüßte ihn ein leger gekleideter, etwa dreißigjähriger Mann.
„Ich habe gefunden, wonach du suchst.“
„Komm rein Stephen, wenn du eine Schwachstelle entdeckt hast dann immer her damit“, bat Jack. Sein ehemaliger Studienkollege trat in das unaufgeräumte, stickige Pensionszimmer. Der Atem stockte ihm und würgte leicht.
„Hier stinkt´s abartig...“, kommentierte der stets auf Sauberkeit achtende Stephen ohne eine Reaktion von seinem ehemaligen Zimmerkameraden erwarten zu wollen, dem es egal schien, wie er herumlief.
Er unternahm einen kläglichen Versuch, die Jalousie hochzuziehen, unterließ es aber, als Jack ihn missbilligend musterte. Nicht einmal das Fenster durfte er einen Spalt breit öffnen.
„Wir sind im Erdgeschoss“, mahnte Jack zur Vorsicht.
„Jeder Sancho und Pancho kann mir ins Zimmer schauen. Bei dem was ich plane, kann ich auf unnötige Aufmerksamkeit verzichten.“
Seufzend setzte sich Stephen auf einen quietschenden harten Plastikstuhl und musterte mit seinen braunen Augen das Notebook, welches auf dem Esstisch stand. Zögerlich kramte er eine Speicherkarte aus seinem grauen Jacket hervor.
Jack nahm das unscheinbare Ding an sich und legte es auf den Laserscanner seines pechschwarzen Ultrablack 5000 Hybridtablets. In Sekundenschnelle waren die Daten eingelesen. Noch immer kämpfte Stephen mit dem Brechreiz.
„Die Baupläne waren nur über Umwege zu bekommen. Es hat mich 750 000 US-Dollar und eine erhebliche moralische Überwindung gekostet. Generell besteche ich keine verbitterten Staatsdiener, die in der kürzlich überstandenen Immobilienkrise ihr Eigenheim verloren haben. Was du mit den Plänen machst, ist dein Ding und geht mich nichts an. Als ehemaliger Studienkollege hoffe ich aber, dass du den richtigen Weg einschlägst, und dich für die gute Sache entscheidest. Ich bin dann weg zu einer Solarfirma, die abgewickelt und in Einzelteilen verkauft werden soll. Man hört sich!“, verabschiedete sich Stephen und sog voller Inbrunst die frische Luft in sich auf. Er stieg in seinen Sportwagen und brauste davon. Jack vertiefte sich in die Baupläne. Er aß und trank nichts – bis er schließlich, nach endlosen Stunden fand, wonach er von oben bis unten gesucht hatte.
„Heureka, die Wasserkühlung..“, murmelte er. Auf dem Bildschirm erschien das Schema der Serverkühlung und verwies auf den heimischen Fluss Chalk Creek als Quelle der Wasserkühlung. Er musste einen Weg finden, diese Flüssigkeitskühlung zu sabotieren, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.
In den darauffolgenden Tagen beobachtete er aus sicherer Entfernung, mit Hilfe einer superkleinen fliegenden Hummingbird-Cam das Geschehen auf dem Gelände der NSA-Einrichtung. Seine besondere Aufmerksamkeit galt den vier wuchtigen Wasserturbinen, die das Flusswasser in die Kühlleitungen der Serverräume pumpten und für die nötige Abkühlung sorgten.
Die Turbinen waren jedoch durch Laserschranken und Absperrgitter von außen effizient geschützt, wie Jack auf seinen Videoaufnahmen feststellen musste. Da war kein Ding zu drehen, und so musste er sich auf sein gutes, altes Handwerk als Hacker verlassen. Stunden vergingen. Jack bekämpfte seine Müdigkeit mit seinen geliebten scharfen Smoothies. Gegen fünf Uhr morgens war es endlich soweit. Der Ex-Programmierer hatte die letzten Codezeilen seines Spezialprogramms geschrieben und das Sicherheitsleck im Serversystem entdeckt. Die morgendlichen Sonnenstrahlen schienen durch die einzigen fünf Schlitze der ansonsten heruntergezogenen Jalousie und kitzelten seine Nase.
Er führte noch ein paar Eingaben aus und gab dann mit Wischgesten den Startbefehl ein.
„Programm ausführen?“, erschien in grüner Schrift auf dem ultraflachen Touchscreen. Jack rieb sich das Kinn. Die Gedanken in seinem Kopf schlugen Saltos. Er wog die Folgen seiner Handlungen ab. Sein Zeigefinger kreiste über der virtuellen Tastatur und traf eine Entscheidung. Das Programm wurde ausgeführt, und über die Schwachstelle des Serversystems in die Steuerungsanlage der Wasserkühlung eingeschleust. Zugleich gab es Jack die Gelegenheit, eine Handvoll sensibler Dokumente über ein mysteriöses streng geheimes schwarzes Projekt von einem der gesicherten Server mithilfe seiner Hacker-Software herunterzuladen und auf die Speicherkarte zu kopieren. Er überflog die Projektbeschreibung kurz. „Schattenregierung? Infiltration?“, las er leise und wollte die Datei wieder löschen. Zu brisante Informationen, die in den falschen Händen ein echtes Unheil anrichten könnten.
„Ach was solls....“, sprach er beruhigend zu sich selbst, wartete den Download ab und nahm die Speicherkarte in die Hand. Jetzt musste er sich beeilen, denn die NSA würde sein virtuelles Eindringen rasch bemerken und ihn ausfindig machen.
Der Ex-Hacker packte seine sieben Sachen zusammen, legte das robuste Hybridtablet auf die Rückbank seines silbernen, fast schrottreifen rostigen Jeeps und warf den Rucksack auf den Beifahrersitz. Als er den Zündschlüssel umdrehte, stotterte der Motor, dann ein zweites mal, erst dann setzte sich der kleine Geländewagen endlich in Bewegung. Zügig verließ er das beschauliche Coalville und fuhr auf den nächsten Highway. Ihm war bewusst, dass er bald ganz oben auf der Fahndungsliste der NSA, FBI und CIA stand. Egal, er wollte die Menschen aufrütteln und dafür schien ihm jedes Mittel recht.
Nach einer stundenlangen Irrfahrt durch drei Bundesstaaten hielt er bei einem Postamt und holte sich Briefmarken. Die Speicherkarte versteckte er in einer Schachtel Pralinen, die er in eine gepolsterte Versandtasche packte, den er an einen bekannten Whistleblower adressierte. Der Empfänger hatte vormals für die NSA gearbeitet. Als Absender verwendete er den Namen einer Frau, seiner vor acht Jahren tödlich verunglückten Schwester Tabetha. Zwei Stunden später warf er die Versandtasche in einen öffentlichen Briefkasten einer kleinen Gemeinde und machte sich aus dem Staub.
Der Abend brach herein und Jack entschied sich zur Übernachtung in einem Motel in Daybreak bei Salt Lake City, wo er mit Spannung die Nachrichten verfolgte. Sein Programm hatte ordentliche Arbeit geleistet: Es hatte die Leistung der Wasserturbinen über den normalen Wasserdruck hinaus erhöht und damit eine Überflutung herbeigeführt. Sieben der acht Serverräume trugen irreparable Schäden davon und in einem Nebenraum kam es durch einen Kurzschluss zu einem heftigen Feuerausbruch. Nur ein Großeinsatz der Feuerwehr konnte das Ausbreiten der Flammen auf die gesamte Stadt verhindern. Das Stadtfest wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt. Die NSA fand erste Hinweise für die Ursache des heimtückischen Anschlags in einem unaufgeräumten, stickigen Zimmer einer in der Nähe gelegenen, heruntergekommenen Pension.
„Scheiße...“, dachte Jack, als er die Aufnahmen sah. Sein Handy klingelte.
„Hey Jack! Du hast tolle Arbeit geleistet!“, sagte die Stimme am anderen Ende ironisch.
„Jetzt bist Du sicher auf der Flucht. Was planst du?“
„Stephen, weißt du was? Die NSA kriegt mich nicht. Bin denen ein paar Schritte voraus. Ich tauche eine Weile unter. Wir werden ab sofort keinen Kontakt mehr haben“, erwiderte Jack, legte auf, und entfernte die SIM-Karte aus seinem Smartphone. Er zerbrach sie und warf das Smartphone nach dem Verlassen des Motels während der Fahrt auf einer Brücke in einem hohen Bogen aus dem Fenster. Jack mied die Highways und befuhr die weniger kontrollierten Landstraßen. Er legte einen heißen Zwischenstopp bei Mandy, einer alten Freundin aus der Collegezeit ein, und war einen Tag später endlich an seinem Ziel. Eine Berghütte tief in den Wäldern oberhalb des Örtchens Willow Creek, wo er seine Zuflucht fand und unentdeckt bleiben würde. Die Nummernschilder seines Geländewagens hatte er ausgetauscht, den Wagen in ein unauffälliges Grün umlackiert und ihn unter einer Camouflage-Plane versteckt. Die Berghütte hatte er vor Jahren eigenhändig gebaut, ein unterirdisches Vorratslager angelegt und die Hütte mit einer simplen Funkanlage ausgestattet. Hier konnte er, wenn er wollte, drei Jahre überleben und grinste vor sich hin. Er schaute von einer Anhöhe in den Sonnenuntergang und war heilfroh, in Sicherheit zu sein, auch wenn er mit jedem Tag, den er in seinem Versteck verbrachte, ein mulmiges Gefühl in der Magengegend verspürte.
Zur gleichen Zeit: Hunderte Meilen entfernt ....
Stephens stundenlange Fahrt von Coalville nach Bedford im Ölstaat Texas fand endlich ein Ende. Er parkte seinen verstaubten Sportwagen auf dem Gelände des Solarunternehmens Corona Flare Technologies, das er für seinen Arbeitgeber Better Business Consulting als Liquidator für beide Seiten fair abwickeln sollte. Auf dem Firmengelände eines ehemaligen Bohrgestänge-Herstellers war in den letzten acht Jahren ein florierendes Unternehmen der Solarbranche entstanden. Millionenschwere Fehlentscheidungen ließen einen geplanten Börsengang zerbröseln wie einen bittersüßen Keks. Neben dem alten Fabrikgebäude aus Backstein fielen die drei völlig schneeweißen Produktionshallen gleich ins Auge. Er setzte sich die Sonnenbrille auf, um nicht von dem gleißenden Sonnenlicht geblendet zu werden.
Auf der rechten Seite waren sie von einem nagelneuen Verwaltungsgebäude mit orangefarbener Glasfassade flankiert. Das Verwaltungsgebäude erinnerte Stephen an ein Ei, welches man zur Hälfte aufgeschnitten, in der Mitte mit einer gläsernen Automatiktür und an der Front mit einer schillernden Glasfassade versehen hatte. Beim Betreten des imposanten Bauwerks fielen ihm sofort die feinen, schwarzen Marmorfliesen und ein 3D-Modell der eiförmigen Hauptverwaltung auf.
Das Modell stand in einer kolossalen Glasvitrine, die mitten im Eingangsbereich stand. Stephen, der schon zum dritten Mal hier verweilte, staunte aufs Neue über die Verschwendungssucht der Solarfirma. Vor drei Monaten hatte der luxuriöse Marmorboden hier noch nicht gelegen. Stephen stand vor der schweren Aufgabe, den rund vierhundert Angestellten und den beiden Vorstandsvorsitzenden die bevorstehende, schmerzhafte Umstrukturierung der Firma zu erklären. Die Mitarbeiter und der Vorstand hatten im Vorfeld der heutigen Versammlung postalisch die Umstrukturierungspläne erhalten. Im Speisesaal herrschte eine bedrückte Stimmung. Stephen musste sich durch die Stuhlreihen teils erzürnter Mitarbeiter nach vorne kämpfen, wo bereits die Unternehmensgründer saßen.
Ein paar Minuten lang unterrichtete er die zwei Mittdreißiger über die jüngsten Pläne seines Arbeitgebers, worauf sich die Gesichter der Gebrüder Francis und Anthony Wilson merklich zu verfinstern begannen. Die beiden Geologen hatten das Unternehmen in harter Arbeit aufgebaut. Durch innovative Entwicklungen und die tatkräftige Unterstützung ihrer Familien hatten sie das Unternehmen an die Spitze der Solarindustrie katapultiert. Die Energieeffizienz der neuentwickelten Konzentratorzelle war um zehn Prozent höher als die der Konkurrenz. Die Entwicklungskosten verschlungen Unsummen.
Das hatte zu einer gravierenden Fehlentscheidung geführt: Nach einem massiven Ausbau waren die Produktionskapazitäten höher als die Nachfrage. Anthony, der Marketingstratege hatte kein gutes Händchen für Geld. Francis hielt als CEO alle Fäden in der Hand und versuchte, die Geschicke des Unternehmens zu steuern.
Stephen hielt eine freundliche Ansprache, bei der er die Mitarbeiter begrüßte und auf harte Maßnahmen einstimmte. Auf einmal erhob sich ein muskulöser Mann bekleidet mit einer Uniform der US-Army aus den Reihen.
„Ausbeuter! Ausbeuter! Ausbeuter!“, schrie er inbrünstig. Rund vierhundert Augenpaare richteten sich auf ihn. Unbeeindruckt setzte Stephen seine Rede fort. Hinter Stephen und den unruhig wirkenden Firmengründern flimmerte zur visuellen Verdeutlichung der Misere, eine gigantische Displaywand auf dem Diagramme, Geschäftszahlen und Bilder untermalt von leiser klassischer Musik zum Unternehmen erschienen.
„Wir, und damit meine ich mich persönlich, die Better Business Consulting Company, und den Vorstand von Corona Flare Technologies, haben in den vergangenen zwölf Monaten alles daran gesetzt, das sinkende Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Die Kostenstruktur konnte verbessert, Lagerkapazitäten abgebaut, Arbeitsabläufe optimiert und die Personalkosten gesenkt werden. Zu meinem Bedauern wurden die Vorgaben nur teilweise eingehalten und eingespartes Geld zum Beispiel in eine gläserne Gebäudefassade investiert. Feinster schwarzer Marmor für den Eingangsbereich aus Italien für schlappe zwei Millionen Dollar ausgegeben. Eine Verschwendung aller erster Güte! Die Liquidierung der Firma war nie unser Ziel, doch einen anderen Weg sehen wir momentan nicht, um mit dem Lizenzgeschäft und der Solar-Nutzfahrzeugproduktion die einzigen profitablen Geschäftsbereiche zu retten. Wir können nur rund 220 Mitarbeitern einen Job garantieren. Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, und wir werden den Personalabbau so sozial verträglich wie möglich gestalten!“, erklärte Stephen freundlich, aber unmissverständlich. Schweißperlen bildeten sich durch die Hitze im Saal auf seiner Stirn, die er mit einem profanen Papiertaschentuch wegwischte. Die Wilson-Brüder schauten finster drein. Francis stieß seinen Bruder mit dem Ellbogen kräftig in die Rippen. Er hatte sich stets gegen diesen Prunkbau ausgesprochen. Ein laut hörbares Raunen ging durch die Stuhlreihen, als der Hüne aufstand und sich auf die Bühne zubewegte. Sicherheitsleute tauchten auf und baten ihn wieder Platz zu nehmen. Er blieb wie angewurzelt mit verschränkten Armen und böser Mine stehen.
„Hey du abgehalfterter Verschnitt eines Managers, du willst dir doch nur den Bonus einstreichen! Wie viel bringt dir diese Abwicklung ein? Fünf Millionen, zehn Millionen oder schier fünfzig Millionen? Rede Klartext!“, brüllte er mit seiner schroffen, lauten Stimme durch den Saal. Hunderte Angestellte klatschten, jubelten und pfiffen. Zugleich versuchten die angeschlagenen Gründer, mit beruhigenden Handbewegungen die aufgeheizte Stimmung abzukühlen.
„Nathaniel Glaser ist ihr Name nicht wahr? Ihre Schwester Susan arbeitet seit einem Jahr für Corona Flare Technologies in der Fertigungsabteilung für Solardächer, ist doch richtig, oder?“, stellte Stephen ihm die Frage, und die Anwesenden richteten ihren Blick auf Nathaniel. Erst jetzt bemerkte Stephen die bildhübsche Rothaarige, die sich in der Zwischenzeit neben dem Hünen gesellt hatte.
„Meine Schwester Susan, hier neben mir, war drei Jahre arbeitslos und heilfroh, endlich eine Arbeitsstelle gefunden zu haben! Sie machen ihre Zukunftspläne mit ihrer Kündigungswelle zunichte! Wenn Sie den Arbeitsplatz meiner Schwester zerstören, werde ich mich an Ihnen rächen!“, brüllte er. Sein Gesicht wurde knallrot wie eine überreife Chilischote. Die Menge jubelte ihm zu, einige schüttelten den Kopf oder verließen den Saal. Die Stimmung hatte ihren Siedepunkt erreicht und würde bald wie ein Pulverfass explodieren.
„Nehmen Sie sich doch ein kühles Getränk und versuchen sich zu beruhigen“, versuchte Stephen, die Lage zu entschärfen. Gelächter ertönte. Francis Wilson schüttelte fassungslos den Kopf, angesichts dieser unpassenden Worte.
„Unglaublich! Einfach unglaublich! Jetzt hören Sie mir zu, Sie Aktenjongleur! Entweder, Sie versichern Susan hier und heute die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes oder Sie werden meine Rache am eigenen Leib zu spüren bekommen! Dich schmales Hemd boxe ich mit einem Schlag nieder! Also, wie lautet deine Antwort?“, drohte das Muskelpaket, die Faust erhebend. Der rothaarige, zierlich gebaute Susan stand vor Überraschung der Mund offen. Sie blieb trotz der harten Worte ihres fünf Jahre älteren Bruders gelassen. Zeitweilig erkannte sie ihn kaum wieder. Stephen sammelte sich und wählte die Worte seiner Antwort mit Bedacht aus.
„Mister Glaser, zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann ich ihnen keine weiteren Zusicherungen machen, aber wenn sie mir die ausstehenden Fehlbeträge überweisen, oder mir sagen wo das Geld her kommen soll, sind wir umgehend fertig und ihre Schwester kann bleiben. Sehen sie, ich habe nichts gegen ihre Schwester. Ich habe mich um ein Unternehmen zu kümmern.“, erwiderte er besonnen. Per Videokonferenz würde er später mit den Wilson-Brüdern den finalen Umbauplan besprechen.
Unter Getöse, Beschimpfungen und Eierwürfen verließ Stephen den Speisesaal schnurstracks Richtung Parkplatz. Angst stieg in ihm auf, als er an Nathaniel dachte, der sich wie ein tapferer Ritter für seine Schwester eingesetzt hatte.
Er atmete einmal tief durch. An seinem pfeilschnellen Luxuswagen angelangt, packten ihn doch noch zwei Riesenpranken von hinten am Oberkörper und warfen ihn zu Boden.
„Dies ist nur ein kleiner Vorgeschmack, Freundchen. Wir sehen uns wieder! Ich weiß alles über dich und deine Freundin Kristin...“
Der Berserker beugte sich über ihn. Nathaniel! Erschrocken erstarrte
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Andreas Krämer
Cover: Sabrina Scutella
Tag der Veröffentlichung: 05.02.2019
ISBN: 978-3-7438-9584-3
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