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Klaus saß ungeduldig vor seinem nagelneuen PC und recherchierte im Internet aber ihn störte die ätzend lahme Geschwindigkeit mit welcher er durchs Netz kroch, denn auf einen DSL-Anschluss wartete er wie 99.999 andere Kunden ebenfalls.
„Verdammter Monopolist! Dicke Milliardengewinne aber einen DSL-Anschluss kriegen die Deppen nicht gebacken!!“, schimpfte Klaus und hämmerte auf seiner Tastatur herum, denn die Webseite eines Nachrichtenmagazins baute sich zäh wie Lehm auf.
„Oh Mann! Mach schon!! Ich muss in 20 Minuten den Artikel abliefern....“, schrie Klaus und verschränkte wütend blickend seine Arme vor dem PC.
Dann endlich war die Webseite die er aufgerufen hatte, geladen und konnte sich den Bericht zu einem neuer öffneten Vier-Sterne-Restaurant ausdrucken. Entnervt trennte er die Online-Verbindung, rief sein Textverarbeitungsprogramm Open Office auf und tippte einen Artikel zu diesem Restaurant.
Wenige Minuten später war er fertig, wählte sich mit seinem Modem ins Netz ein und veröffentlichte seinen Artikel zum Restaurant auf ein Rezeptportal, dass er als freier Redakteur betreute. Klaus war immer noch stinkig auf diesen Konzern aus Bonn, denn er hatte bereits vor fünf Wochen einen DSL-Anschluss über einen der unschlagbar günstigen Provider mit einem passenden DSL-Tarif bestellt aber bislang war sein schneller Anschluss noch nicht freigeschaltet worden.
„Die Zugangsdaten und dieses kostenlose DSL-Modem habe ich schon aber ohne DSL-Anschluss nützt mir dies herzlich wenig...“, dachte er sich ärgerlich und griff zum Telefonhörer.
„Guten Tag, hier ist die Hotline ihres Providers JennyDSL. Sie werden in wenigen Minuten mit einem unserer Servicemitarbeiter verbunden...“, klang eine weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung während im Hintergrund ein aktueller Musikhit lief.
„Nerv!“, schimpfte Klaus und tippte ungeduldig auf seiner Maus herum, als sich endlich eine menschliche Stimme meldete.
„Guten Tag, Kirstin Schneider mein Name. Wie kann ich Ihnen helfen?“, begrüßte sie ihn mit ihrer süßen Stimme.
„Tach Frau Schneider, ich hatte mit ihrer Firma schon mal vor rund zwei Wochen wegen dem DSL-Anschluss telefoniert. Wann bekomme ich den endlich??!!“, beschwerte Klaus sich mit grantiger Stimme.
„Öhm....ja. Könnten Sie mir ihre Kunden-Nummer geben?“, bat Kirsten freundlich.
„Meine Kunden-Nummer ist 7768995“, antwortete Klaus knapp und konnte hören wie die Supportmitarbeiterin in die Tastatur hämmerte.
„Ja stimmt, sie hatten schon mal angerufen. Das kostenlose DSL-Modem und die Zugangsdaten für den DSL-Volumentarif haben Sie ja schon.“, gab Kirsten bekannt.
„Ohne DSL-Anschluss nützen mir diese Dinge aber herzlich wenig und der die erste Monatsgebühr in Höhe von 14,79 Euro wurde auch schon abgebucht...“, entrüstete Klaus sich.
„Liegt ja nicht an uns, dass die German Telecom ihren DSL-Anschluss noch nicht freigeschaltet hat. Sie sind aber nicht der einzigste Kunde, der auf die Freischaltung eines DSL-Anschlusses wartet.“, verlautbarte Kirstin.
„Wann kann ich mit einer Freischaltung meines DSL-Anschlusses rechnen?!“, bohrte Klaus unfreundlich nach.
„Keine Ahnung, da müssen sie sich mit dem Bonner Ex-Monopolisten in Verbindung setzen und dort mal nachfragen.“, sagte Kirstin und bekam einen dicken Seufzer als Antwort.
„Okay, danke trotzdem für ihre Hilfe!“, bedankte Klaus sich freundlich und knallte den Telefonhörer auf die Gabel, um sich als nächstes einem unfreundlichen Schreiben an diesen schwerfälligen Monopolisten zu widmen.
Er tippte ein Anschreiben in seinen PC und druckte folgende aus:

Sehr geehrte Damen und Herren,

vor fünf Wochen bestellte ich beim Provider JennyDSL den DSL-Volumentarif JennyVolume 6000 und einen DSL-Anschluss. Zwar bekam ich mittlerweile ein DSL-Modem und die Zugangsdaten aber auf den DSL-Anschluss warte ich noch immer.

Durch die Medien habe ich erfahren dass rund 100.000 Leute auf einen bestellten DSL-Anschluss und deren Freischaltung warten. Ich hatte den G-DSL 2048 Anschluss mit 2 Megabit Bandbreite bestellt, der monatlich 14,79 Euro kostet und für 79,98 Euro Aktivierungsgebühr freigeschaltet werden soll.

Weil die Aktivierungsgebühr bereits wenige Tage nach meiner Bestellung von meinem Girokonto abgebucht wurde, dachte ich eigentlich, dass der DSL-Anschluss in Kürze freigeschaltet wird. Seit dem sind vier Wochen vergangen und eine Freischaltung erfolgte bis heute nicht.

Sollten ihr Unternehmen nicht innerhalb der nächsten zwei Wochen den DSL-Anschluss freigeschaltet haben, fordere ich eine Erstattung der bereits gezahlten Aktivierungsgebühr.

Über eine ausführliche Rückantwort würde ich mich freuen.

Mit freundlichen Grüßen
Klaus Johanssen



Dieses Schreiben faxte er dem Konzern zu, in der Hoffnung dass sein DSL-Anschluss endlich freigeschaltet werden würde und wartete geduldig auf eine Antwort, die aber lange auf sich warten ließ.
Klaus musste währenddessen mit seinem Modem vorlieb nehmen und mit lahmer ISDN-Geschwindigkeit durchs Netz kriechen. Nach geschlagenen zwei Wochen kurz vor Ablauf der gesetzten Frist trudelte endlich ein Brief mit einer positiven Nachricht des Konzerns ein.

Jetzt hatte Klaus seinen DSL-Anschluss und surfte nun mit atemberaubender Geschwindigkeit durch das Netz und die Webseiten bauten sich schnell auf. Sein altes Modem bot er im Internet an und versteigerte es für sagenhafte 5,00 Euro.

© 2005/2009 by Andreas Krämer

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Tag der Veröffentlichung: 29.01.2009

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