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Kapitel I
Angels


Es war ein normaler Tag wie jeder andere auch. Die Sonne erschien über den hohen Dächern der Stadt und tauchte alles in helles Licht. Einige frühe Vögel zwitscherten schon ihr Lied auf den Zäunen der Gärten. Noch war es ruhig in der Stadt, doch dauerte es nicht mehr lange, bis ihre Bewohner und die ersten Autos auf den Straßen erschienen.

Verschlafen blinzelte die schwarzhaarige und rieb sich die Augen. Nachdem sie sich ausgiebig gestreckt hatte, erhob sie sich leicht widerwillig aus ihrem angenehm weichen Bett. Mit einem Blick auf die grün leuchtenden Zahlen ihres Digitalweckers schlurfte sie ins Bad neben ihrem Zimmer und spritzte sich eine Handvoll Wasser ins Gesicht. Kurz betrachtete sie sich im Spiegel. Katzengrüne Augen blickten sie forschend aus einem schmalen Gesicht an. Die schwarzen Haare hoben sich stark von ihrer blassen, reinen Haut ab. Die roten Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepresst und verliehen den weichen Zügen einen ernsten Ausdruck.

Eigentlich sollte sie sich freuen, denn heute war der letzte Schultag in diesem Jahr und die Sommerferien standen vor der Tür, doch sie hatte ein eigenartiges Gefühl in der Magengegend, welches sie nicht zu deuten wusste.

Langsam ging sie zurück in ihr Zimmer und zog sich um. Sobald sie fertig war, schlich sie leise durch den Flur um ihre Mutter nicht zu wecken. Kira wusste, dass ihre Mutter die ganze Nacht durch gearbeitet und außerdem noch den Stress durch die Scheidung hatte, deswegen war sie erst in den frühen Morgenstunden zum Schlafen gekommen.

Lautlos öffnete die schwarzhaarige die Küchentür. Auf dem Tisch lagen ein Brotpaket und ein Zettel. Auf diesem stand: „Na meine Süße, ich wusste nicht, was ich mit meiner Zeit noch anfangen sollte, deshalb dachte ich mir, ich mache dir dein Schulbrot fertig. Ich wünsche dir viel Glück heute und ein gutes Zeugnis. Mama“

Lächelnd nahm Kira den Zettel und steckte ihn sich in die Hosentasche. Dann packte sie sich ihr Frühstück ein und zog sie ihre Schuhe an. Nachdem sie sich ihre Tasche über die Schulter geworfen und die Haustür geschlossen hatte, machte sie sich auf den Weg zum Bus. Dort traf sie eine Schulfreundin, welche sie in ein kurzes Gespräch verwickelte.

An diesem Tag passierte in der Schule nicht sehr viel. In der ersten Stunde fand eine Auswertung des vergangenen Schuljahres statt, darauf folgte eine Ehrung der besten Schüler. Nach einer 20-minütigen Hofpause gab es dann die gefürchteten Giftblätter. Kira war mit ihrem sehr zufrieden. Es gab tränenreiche Abschiede für die, die die Schule verließen und auch weniger Tränenreiche Abschiede für die, die blieben. Mit sich selbst zufrieden machte sich Kira auf den Heimweg, doch kurz vor der großen Kreuzung in der Stadt wurde sie noch aufgehalten.

„Hey du, warte mal einen Moment!“ Kira drehte sich um und sah ein hoch gewachsenes Mädchen mit dunkler Haut auf sich zulaufen. Die schwarzhaarige stellte fest, dass sie die blonde nicht kannte. So wartete sie neugierig und ein wenig ungeduldig. Als das Mädchen nach Luft schnappend bei ihr ankam, erkannte sie eine lange, hellrote Narbe auf der linken Wange. „Wer bist du?“, fragte Kira und betrachtete die Fremde von oben bis unten. „Mein Name ist Ann. Ich wollte dich fragen, ob du morgen Zeit hast. Wie ich gehört habe, bist du eine interessierte Schwertkämpferin. Ich auch. Und so haben ich und noch drei meiner Freundinnen entschieden, dass wir dich fragen, ob du vielleicht Lust hättest, einmal bei uns reinzuschauen.“ Kira sah die blonde nachdenklich an, dann antwortete sie lächelnd: „Meinetwegen gerne. Wann soll ich da sein und wo?“ Nach einem kurzen Blick auf ihre Uhr, antwortete Ann: „Wenn du Zeit hast, wir treffen uns gegen halb drei im Park.“ Kira nickte, dann setzte sie ihren Weg nach Hause fort.


Kurz vor halb drei war Kira am nächsten Tag schon im Park. Sie hatte sich auf eine der weiß gestrichenen Bänke gesetzt und wartete. Kurze Zeit später erschienen drei Personen am Tor zum Park. Sie erkannte die hoch gewachsene blonde Ann, doch ihre Begleiterinnen kannte sie nicht. Noch nicht, sagte Kira sich.

„Hey, schön, dass du gekommen bist. Das sind Luisa und Maggie.“, stellte Ann vor. „Hi, ich bin Kira.“, sagte die schwarzhaarige und erhob sich. Die kleinere Luisa mit kurzem, feuerrotem Haar lächelte breit und die etwas größere Maggie mit mittellangem, braunem Haar nickte nur kurz.

Während sich die vier Mädchen bekannt machten, bemerkten sie nicht, dass sie von der anderen Seite des Parks aus beobachtet wurden. Fast nicht zu erkennen, hatte sich der schwarz gewandete Gast im Schatten verborgen und beobachtete jedes noch so kleine Detail dieses Gespräches. Dieses Treffen machte ihm seine Mission leichter und er brauchte nur noch abzuwarten.

Die Zeit verging für Kira wie im Flug, denn als sie auf die Uhr schaute, war es schon wieder so spät, dass sie nach Hause musste. Sie bedankte sich bei Ann für die Einladung und verabschiedete sich freundlich von allen. Dann ging sie an der Straße entlang in Richtung ihres Zuhauses. Plötzlich trat ihr jemand in den Weg. Kira schaute auf und blickte in ein fein geschnittenes, blasses Gesicht. Der junge Mann war hoch gewachsen und schlank. Seine schwarzen Augen blickten ausdruckslos auf sie hinab. Erschrocken wich Kira einige Schritte zurück.

„Du brauchst keine Angst vor mir zu haben.“, sagte der Mann mit leiser, tiefer Stimme. „Ich will nur mit dir reden.“ Kira sah ihn misstrauisch an, wartete jedoch darauf, dass der schwarzhaarige fortfuhr. „Dir wurde eine Aufgabe übertragen. Ich soll dich nun darüber informieren.“ – „Was für eine Aufgabe?“, erkundigte sich Kira immer noch nicht ganz überzeugt von den Worten des Mannes. Dieser seufzte aufgrund der Unterbrechung, beantwortete jedoch geduldig die Frage: „Du bist eine der vier Angels. Die Aufgabe der Angels ist die 70 Tore zu bewachen und schützen. Jedes Tor führt in eine andere Welt. Die Tore müssen immer geschlossen bleiben, sonst würde diese Welt und die anderen in heillosem Chaos versinken. Der eigentliche Grund für die Existenz der Angels ist so gesehen auch nur das Tor der Dämonen. Wenn nämlich dieses Tor geöffnet wird, werden alle Welten dem Nichts verfallen.“ Der Mann machte eine Pause und ließ die Worte auf seine Zuhörerin wirken.

Kira dachte über diese wenig glaubwürdigen Worte nach. Es hörte sich unwahrscheinlich an, dass es noch andere Welten jenseits dieser hier gab. Und wenn es welche gab, gleich 70? Aber jetzt war Kira neugierig geworden. Sie wollte wissen, was dieser Verrückte noch an Geschichten aufzutischen hatte.

„Du hast mit drei weiteren Angels die Aufgabe diese Tore zu beschützen und zu verteidigen. Bitte, es ist wichtig, dass alle vier Angels zusammen alle 70 Tore beobachten, denn nur drei haben nicht die Kraft dazu.“, der Mann sah fast verzweifelt aus, als er das sagte. Es musste wirklich wichtig sein. Doch Kira fehlte das Überzeugende Argument, dass diese Geschichte der Wahrheit entsprach.

„Irgendwie hört sich das alles fantastisch an. Zu fantastisch meiner Meinung nach.“, sagte Kira leise. „Brauchst du Beweise?“, fragte der schwarzhaarige. Die schwarzhaarige nickte. „Ja. Ich weiß nicht, ob ich dir glauben kann. Vielleicht entspricht ja nichts von dem, was du erzählt hast, der Wahrheit.“ Der Mann senkte seinen Kopf. Lange Zeit dachte er nach, bevor er eine Gegenfrage stellte: „Wie kann ich dir beweisen, dass ich die Wahrheit sage?“ Da musste Kira einen Moment überlegen. Sie starrte auf die Straße und dachte angestrengt nach. „Zeig mir das Dämonentor und die drei anderen Angels. Vielleicht glaube ich dir dann.“, lautete ihre Forderung.

Der Mann sah sie aus großen, schwarzen Augen verblüfft an. „Das Dämonentor?“ Kira nickte. Anscheinend war der schwarzhaarige nun hin und her gerissen, was er tun sollte. „Na gut“, gab sich der Mann geschlagen. Er reichte Kira die blasse Hand und sagte: „Mein Name ist Akkarin.“ Die schwarzhaarige starrte Akkarin nachdenklich an. Dann schlug sie ein. „Ich bin Kira.“ Diese wollte die Hand des schwarzhaarigen loslassen, doch Akkarin hielt sie fest. Mit einem ausdruckslosen Lächeln nahm er sie mit.

Um Kira herum verschwamm alles und dann wurde sie von einem warmen Weiß umhüllt. Als sie wieder zu Bewusstsein kam, sah sie als erstes Akkarin vor sich. „Wie geht es dir?“, fragte er leise. Ein wenig Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. „W-was hast du gemacht?“, fragte Kira verunsichert. „Dich zu den 70 Toren geführt.“, sagte der schwarzhaarige knapp und reichte Kira die Hand, sodass sie aufstehen konnte.

Mit großen Augen sah sich das Mädchen um. Vor ihr führte ein schmaler, aus grobem Stein gehauener Weg durch dichten Nebel. Ab und zu konnte man durch lichtere Nebelschwaden eine Abzweigung erkennen.

„Wo ist das Dämonentor?“, fragte Kira, als sie die Umgebung auf sich wirken lassen hatte. Mit einem durch den merkwürdigen Nebel noch blasser scheinenden Finger deutete Akkarin auf den Weg vor sich. „Am Ende dieses Weges.“ Kira schaute in die Richtung, in welche der schwarzhaarige deutete. Zu sehen war jedoch nur Nebel. Ohne irgendein Wort der Erklärung ging Akkarin los und vertraute darauf, dass Kira folgen würde. Diese zögerte kurz, doch da sie sich hier ja nur verlaufen würde, falls dies hier überhaupt möglich war, folgte sie dem schwarzhaarigen.

Es dauerte nicht lange bis Akkarin wieder anhielt. „Schau dort über den Abgrund und sag mir, was du siehst.“ Kira tat wie ihr geheißen und blickte über den Weg hinweg. Erst sah sie nur Dunkelheit, doch nach einiger Zeit erkannte sie etwas, was einem Tor ähnelte. Der Bogen war aus Stein und eine aus anderem Stein gefertigte Rosenranke wand sich um diesen Bogen. Doch außer der Rosenranke lachten noch schrecklich verzerrte Totenschädel aus dem Stein hinauf zu Kira. Ein jeder Schädel trug zwei spitze Hörner auf der Stirn.


„Ich denke, ich sehe das Dämonentor.“, antwortete die schwarzhaarige auf die Frage Akkarins. Dieser nickte. „Richtig. Und hier sind die drei anderen Angels.“ Kira drehte sich langsam um und erstarrte. Die drei anderen Angels waren Ann, Luisa und Maggie. Die schwarzhaarige hatte sofort erkannt. Auch sie waren anscheinend etwas erstaunt, jedoch nicht so sehr wie Kira erstaunt war.

Schweigend sah die schwarzhaarigen jedes der anderen Mädchen an, dann wandte sie ihren Blick wieder dem Tor zu. Es besaß eine geradezu erschreckende Schönheit, fand Kira. Doch sie wollte nicht auf Ewig an diese Welt gebunden sein. Und das würde sie, wenn sie jetzt zustimmte.

„Was würde passieren, wenn ich jetzt zustimme?“, fragte Kira skeptisch und sah Akkarin an. „Du würdest bis zu deinem Tode diese 70 Tore bewachen.“, antwortete der schwarzhaarige direkt. Kira sog scharf Luft ein. Wie sie es sich gedacht hatte. Eines nur wollte sie noch wissen: „Und wenn ich „nein“ sage?“ Dieses Mal war es an Akkarin scharf Luft zu holen. „Dann ist es so, dass dieses Tor aufbrechen wird, jegliche Dämonen in diese Welt kämen und alles zerstört werden würde.“

In ihrem Inneren fühlte sie eine gewisse Erregung, wenn sie daran dachte, dass es wirklich Dämonen und andere Welten gibt, doch eigentlich wollte Kira nur ein normales Leben führen. Sie dachte an ihre Freunde und Familie, dann hatte sie sich entschieden. Sie würde es nicht machen. Doch anfangs sollte es so aussehen, als ob sie diese Aufgabe annahm.

„In Ordnung. Ich werde mich versuchen, dieser Aufgabe zu stellen.“, antwortete Kira leise. Akkarin schien sichtlich erleichtert über diese Antwort. „Also gut. Ihr werdet jetzt erst einmal in eure Quartiere gebracht, morgen beginnt das Training.“ Der schwarzhaarige drehte sich um und ging einen ähnlichen Pfad entlang, wie der, den sie gekommen waren. Kira, Ann, Luisa und Maggie folgten.

Sie waren kurze Zeit später an einem großen, schlichten Gebäude angekommen. „Hier ist es. Für euer nächstes Leben wird das hier euer Zuhause.“, sagte Akkarin. Ann blickte ungläubig auf das Haus. Maggie meinte: „Das meinen Sie doch im Leben nicht ernst.“ Akkarin sah die braunhaarige merkwürdig an. „Du kannst ja auch draußen schlafen.“, entgegnete die rothaarige Luisa frech. Sie war die jüngste von den vier neuen Angels. „Mach es doch selber.“, fauchte Maggie genervt. Anstatt noch etwas zu erwidern, verdrehte Luisa die Augen. Doch auch Kira war nicht so begeistert hier zu schlafen.

„Wenn es euch nicht passt, kann ich euch nicht helfen.“, sagte Akkarin kühl und öffnete die dunkle Haustür. Die vier folgten ihm in das dunkle Innere des Hauses und nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannten sie auch gröbere Details. Akkarin zeigte auf eine kaum sehbare Treppe. „Dort hinauf, dann rechts den Flur entlang und da sind vier Türen. Dies sind eure Schlafzimmer. Morgen bei Sonnenaufgang werde ich wieder hier sein. Schlaft gut.“, mit diesen Worten verschwand Akkarin in der Dunkelheit.

Kira starrte auf den Punkt, wo sie den schwarzhaarigen noch vor einer Minute gesehen hatte. Luisa war schon mit großen Sprüngen die Treppe hinauf und in der Dunkelheit verschwunden und Maggie folgte. Zuletzt standen nur noch Ann und Kira am Fuße der Treppe.

„Wie findest du es hier?“, fragte die dunkelhäutige leise in die Dunkelheit. Kira sah in ihre Richtung und antwortete: „Ich weiß es nicht. Ich würde am liebsten zurück nach Hause.“ Ann sah Kira merkwürdig an und meinte: „Aber hier gibt es viel mehr zu gewinnen und entdecken. Ich finde es dort, wo ich wohne, langweilig.“ Mit diesen Worten verschwand Ann auf der Treppe. Kira folgte nur wenige Minuten danach.


Am nächsten Morgen wurden sie geweckt, da hatte Kira noch das Gefühl als hätte sie kaum zwei Stunden geschlafen. Ziemlich nervend gut gelaunt war Akkarin in ihre Zimmer gekommen und hatte von Strahlendem Sonnenschein berichtet. Doch als die vier Mädchen und der in schwarz gekleidete Mann vor dem schlichten Haus standen, sah Kira nichts von strahlendem Sonnenschein. Nur den immer noch so dichten Nebel, der auch am vorigen Tag geherrscht hatte.

Akkarin führte sie den steinigen Weg entlang und Kira bemerkte, dass sich der Nebel immer mehr lichtete. Plötzlich standen sie an einer sonnen beschienen Lichtung. Um diese herum war der Nebel immer noch so dicht wie immer.

„Habe ich es euch nicht gesagt? Es ist ein herrlicher Tag.“, meldete sich der schwarzhaarige zu Wort. Ann sah sich staunend um und auch Luisa stand der Mund vor Staunen offen. Nur Maggie war kühl und ausdruckslos geblieben. Sie stand mit vor der Brust verschränkten Armen hinter den anderen und sah sich gelangweilt um.

„So, kommen wir nun zu der ersten Lektion.“, verkündete Akkarin und stellte sich mit ausgebreiteten Armen vor Kira, Ann, Luisa und Maggie. Die drei sahen ihn neugierig und erwartungsvoll an. „Die wäre?“, fragte Maggie. Sie war diejenige, die am wenigsten interessiert an der ganzen Sache war. Akkarin sah sie mit gerunzelter Stirn an. Dann drehte er sich um und sagte: „Folgt mir.“

Mit langen Schritten ging er den vier Mädchen voraus und wartete nicht darauf, dass sie ihm folgen würden. Kira sah kurz zu den anderen, die dem schwarzhaarigen folgten. Dann folgte auch sie ihm.

Wieder im Nebel angekommen, drehte sich Akkarin plötzlich um und sagte: „Zu eurer ersten Lektion, damit ihr euch hier auch in Zukunft zurechtfindet, gehört eine kleine Erkundungstour. Ich gebe euch nur die Vorgabe, dass ihr heute Abend wieder an der Lichtung seid. Viel Spaß.“ Dann verschwand er mit einigen Schritten im Nebel und ließ die vier verblüfft zurück. Kaum dass er gegangen war, verdichtete sich der Nebel noch ein wenig mehr.

Kira schaute sich um. Ann hatte sich von der Gruppe abgesetzt und verschwand ohne ein Wort der Erklärung im Nebel. Luisa schaute kurz zu der Gruppe und rannte dann hinter Ann her. Nach wenigen Augenblicken war auch sie vom Nebel verschluckt. Maggie sah gelangweilt zu Kira. „So, jetzt sind wir alleine.“, stellte die braunhaarige fest. „Nein, du bist alleine. Ich gehe.“, sagte die schwarzhaarige, drehte sich um und ging.

Kira ließ Maggie hinter sich und ging durch den Nebel. Ihre Schritte wurden immer langsamer, bis sie mit einem Male ganz stand. Langsam schaute sie sich um, doch da war nur diese scheinbar undurchdringliche weiße Wand. Kira wollte nur noch nach Hause. Sie hasste diese Zwischenwelt. Sie hasste Akkarin dafür, dass er sie angesprochen hatte. Sie hasste diese fast ausdruckslose Maggie. Sie hasste auch ihren Entschluss hier zu bleiben. Verzweifelt beschleunigte die schwarzhaarige ihre Schritte. Sie wollte nur noch weg. Sie wollte keine dieser merkwürdigen Angels werden.

Ohne auf den Weg zu achten, lief Kira nur durch den Wunsch getrieben wieder nach Hause zu können. Der Nebel lichtete sich kaum merklich und plötzlich stand die schwarzhaarige vor einem Abgrund. Sie sah das Tor der Dämonen vor sich und atmete tief ein. Dann drehte sich Kira um und ging schnurstracks auf ein anderes Tor zu.

Es war ein einfaches, kaum ausgeschmücktes Steintor, doch auf dem Bogen war eine kleine, schwer erkennbare, aber doch feine Verzierung.

Ehe Kira sich versah, stand sie im Park, umgeben von spielenden Kindern. Sie atmete erleichtert auf und sah sich um. Sie war wieder zu Hause. Die schwarzhaarige ging mit entspannten Schritten durch die Straßen ihrer Heimatstadt.


Kapitel II
Das Tor der Dämonen


Allmählich wurde es Nacht in der Zwischenwelt. Geduldig wartete Akkarin auf der Lichtung darauf, dass seine vier Angels zurückkehrten. Noch wusste er nicht, dass nur noch drei von ihnen zurückkehren würden. Immer wieder blickte er sich um, ob sie vielleicht aus einer anderen Richtung auf die Lichtung kommen würden.
In seiner linken Hand hielt er eine kleine Laterne, welche ihm genügend Licht spendete. Als er sich ein weiters mal umgesehen hatte, erblickte er plötzlich einen Schatten, der auf ihn zukam. Wenige Sekunden später erschien ein zweiter Schatten, welcher dem ersten folgte.
»Gut, da die hälfte von ihnen, hat es bereits geschafft zurück zu kommen. Zwei fehlen noch.«, sprach Akkarin zu sich selbst.
Nur kurze Zeit später tauchte auch schon die dritte Gestalt auf. Maggie. Ein Lächeln bildete sich auf Akkarins Lippen. Doch durch seine Kapuze konnte dies niemand sehen. Das lief ja besser als er dachte. Er hätte nie erwartet, dass die Mädchen es so schnell schaffen würden wieder zurück zu kommen. Er hatte eher erwartet, dass er bis zum nächsten Morgen hier warten müsste.
Gerade als er dachte, dass er stolzer nicht hätte sein können, erschien plötzlich ein Rabe am Himmel und setzte sich auf Akkarins Schulter. Verblüfft sahen Ann und Luisa, welche bereits bei Akkarin standen den Mann an. Hatte er etwa keine Angst vor dem Tier? Doch sie wurden erneut überrascht, als der Rabe plötzlich sprach.
»Akkarin. Der Herr ist wütend auf dich. Du hasst bei der wichtigsten Aufgabe versagt. Eine der vier ist abgehauen. Sie war wohl zu feige. So ein blödes Miststück.«, krähte der Rabe, ehe er die beiden Mädchen musterte. Währendessen breitete sich ein Schock auf Akkarins Gesicht aus. Kira war abgehauen? Aber wieso? Sie hatte ihm doch ihr Einverständnis gegeben, das sie ein Angel wurde.


Eine Woche. Bereits seit einer Woche war Kira wieder hier in ihrer Welt und führte ihr normales Leben weiter. Sie traf sich jeden Tag mit ihren Freundinnen. Entweder gingen sie in ein kleines, neues Café, aßen Eis oder gingen in das riesige Schwimmbad der Stadt. Es war eben das normale Leben eines normalen Teenagers. Keine Abenteuer. Keine magischen Kräfte, mit denen man sein Leben ändern konnte. Keine sagenumwobene geheimnisvolle Welt. Eben nur ein ganz normales Leben, in dem jeder Tag gleich ablief.
Wieder einmal klingelte Kiras Wecker. Es war neun Uhr. Die Sonne schien durch das kleine Fenster in ihr Zimmer. Langsam richtete sie sich auf und gähnte zaghaft. Eigentlich sollte sie nun aufstehen und sich anziehen, da sie in einer halben Stunde ihre beste Freundin Mika traf, um mit ihr zusammen in ihrem neuen Lieblingscafé zu frühstücken.
Doch irgendetwas hielt die Schwarzhaarige auf. Sorge dafür, dass sie sich auf keinen Fall auf die Ferien, oder ihre Freunde freuen konnte. Ihre Schuld. Wie konnte sie nur die drei anderen, oder besser gesagt, die vier, Akkarin mitgezählt im Stich lassen? War sie wirklich so ein schlechter Mensch, der sich nur um sich selbst kümmerte?
Ja gut, Akkarin hatte sie mit dem ganzen Gerede von den Angels und den 70 Toren und diesem Dämonentor überrumpelt. Auch flehte er sie die ganze Zeit über an und sie hatte gedacht, dass er in Tränen ausbrechen würde, würde sie seine Bitte abschlagen. Aber schließlich hatte sie dann doch zugestimmt ihm und den anderen dreien zu helfen, die Tore zu schützen.

Mit einem lauten Seufzer lies sich Kira zurück in ihr Bett fallen. Was sollte sie den tun? Einerseits wollte sie hier auf keinen Fall fort. Hier lebten ihre Freundinnen, die sie schon seit Jahren kannte. Außerdem lebte hier ihre Familie und vor allem ihre Mutter, die wegen der Scheidung am meisten Kiras Hilfe benötigte.
Andererseits aber hatte sie Akkarin versprochen ihm zu helfen. Und wenn sie jetzt so darüber nachdachte, lebte schon immer in ihr der Wunsch, irgendwann einmal ein Abenteuer zu erleben, welches sie vor ihrem normalen Leben rettete.
Allerdings hatte sie sich das ganze immer anderster vorgestellt. Sie dachte da eher daran, einmal eine Berühmtheit zu werden. Ein Model. Eine Sängerin. Eine Schauspielerin. Aber an so etwas, wie die ganze Sache mit den Angels und den 70 Toren hatte sie niemals gedacht. Wie auch, dass ganze hörte sich doch eher wie ein Märchen an. Das ganze konnte einfach nicht real sein! Und doch hatte Kira alles mit eigenen Augen gesehen. Sie hatte Akkarin getroffen, wurde in die Zwischenwelt gebracht und hatte das Tor zu der Dämonenwelt gesehen. Wie konnte sie also einfach behaupten, dass das ganze nicht real war. Verstand. Vernunft. Wissenschaft. Das ganze war so unglaublich, dass es einem Hollywood Film entsprungen sein konnte und doch war es real. So real, dass Kira das ganze einfach nicht vergessen konnte.
Ein klopfen an ihre Tür lies Kira aus ihren Gedanken schrecken. Schnell sprang sie aus ihrem Bett, schnappte sich ein paar Kleider aus ihrem Kleiderschrank und verschwand dann in das angrenzende Bad. Sie musste sich beeilen, sonst würde sie schon wieder zu einem Treffen zu spät kommen. Dieses Mal würden ihre Freundinnen bestimmt nicht so leicht darüber hinweg sehen. Da war sich die Schwarzhaarige sicher.


Müde saß Akkarin an seinem Schreibtisch in der kleinen Hütte. Er hatte den ganzen Tag mit Ann, Luisa und Maggie trainiert, damit diese es schafften ihre Kräfte freizusetzen. Sie wiederholten das gleiche Training bereits seit einer Woche, doch bis jetzt hatte er noch nichts erreicht. Eigentlich war es auch üblich, dass die neuen Angels erst einmal eine Woche frei hatten, um sich einzuleben und die Umgebung zu erkunden. Doch da es nur noch drei und nicht mehr vier Angels waren, hatte er die Pläne ändern müssen.
Vielleicht sollte er noch einmal in die Welt der Menschen und Kira zurück holen. Nein, dass würde nichts bringen. Kira hatte sich entschieden und wenn sie nicht von alleine zurückkam, konnte er nichts tun.
Seine Hände legte er behutsam an seine Schläfen. Vor seinem inneren Auge sah er schon Cedrik, den Beschützer und Ausbilder der letzten Angels. Bestimmt würde er mit seinem spöttischen Grinsen hier herein spazieren und ihn demütigen, würde er von der ganzen Sache erfahren. Es war kein Geheimnis, dass die beiden sich nicht leiden konnten. Doch es hatte sich noch verschlimmert, als Cedrik den Herrn bat, noch eine Generation der Angels zu trainieren und zu beschützen. Allerdings hatte der Herr abgelehnt, da es gegen die Regel verstieß und da er bereits den neuen Beschützer und Ausbilder der neuen Generation der Angels gewählt hatte. Ihn. Akkarin.
Da Cedrik ihn noch nicht besucht hatte, hieß dies, dass er davon noch nichts vom dem Vorfall erfahren hatte. Doch es war nur eine Frage der Zeit. Schließlich konnte Sam, dieser kleine nervtötende Vogel nie seine Klappe halten. Vor allem, wenn es um Fehler ging, die andere begannen hatten.

Doch ein kleiner Blitz durch seine Gedanken lies ihn aufschrecken. Hier stimmte irgendetwas nicht. Die Tore…Das Dämonentor! So schnell Akkarin konnte, sprang er auf und rannte aus seinem Arbeitszimmer. Er musste sich beeilen, bevor es zu spät war.


Währendessen vor dem Tor der Dämonen. Eine Gestallt, welche ein schwarzes Gewand trug, welches sie vollkommen verschleierte, so dass man weder das Gesicht erkennen konnte noch erkennen konnte, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte, stand vor dem Tor. Ihre Hände hatte die Gestalt auf das Tor gelegt. Immer wieder leuchteten kleine rote Blitze zwischen dem Tor und den Händen hervor, doch sonst geschah nichts. Nur noch ein wenig. Bald würde es soweit sein und das Tor würde sich endlich wieder öffnen. Nach so langer Zeit würden die Dämonen endlich wieder frei sein. Frei sein, um den Platz einzunehmen, der ihnen zustand. Den Platz als Könige der Welten.
Zwar hatte Gott sich dazu entschieden, die neuen Angels zu holen, aber es brachte nichts. Es war zu spät. Die Angels waren zu schwach. Sie hatten noch nicht ihre Kräfte erlang und außerdem waren sie nur zu dritt. Es war unmöglich, dass sie es verhindern konnten. Das Tor würde sich öffnen. Heute.

Doch plötzlich erschien Akkarin hinter der Gestalt und packte sie an den Armen. Mit aller Kraft schleuderte er sie über sich, so dass sie hart auf dem Boden landete. Schützend stellte Akkarin sich vor das Tor. Er hatte zwar erfahren, dass es Wesen gab, die versuchten das Tor der Dämonen zu öffnen, aber er hatte nicht erwartet, dass sie schon so bald auftauchen würden.

Schnell raffte sich die fremde Gestalt wieder auf. Kurze Zeit, vielleicht ein, zwei Minuten blieb die Gestalt in sicherem Abstand zu Akkarin stehen. Doch dann stürmte sie los. Direkt auf Akkarin zu.
Dieser hatte keine andere Wahl als nur stehen zu bleiben und den Angriff abzuwehren. Würde er seinem Feind ausweichen, würde dieser das Tor der Dämonen treffen, wodurch es ernsthaft beschädigt werden könnte und so die Dämonen entfliehen konnten. Die einzigste Möglichkeit, die er besaß, war es den Kampf mit der Gestalt alleine aufzunehmen.
Er konnte es auf keinen Fall riskieren, Luisa, Maggie und Ann in Gefahr zu bringen. Die drei waren noch nicht so weit. Überhaupt nicht. Sie konnten noch nicht einmal ihre Kräfte entfesseln. Da konnten sie es unmöglich mit einem Feind aufnehmen.
Schmerzhaft traf die Gestalt Akkarin in den Magen, mit der bloßen Faust. Die Gestalt war so nahe an ihm, dass er ihr Gesicht gesehen konnte. Sofort wurde der Mann schneeweiß und ein Schock bildete sich in seinem Gesicht aus.
»Du bist...«, weiter kam Akkarin nicht, da die Gestalt, welche noch immer ihre Hand an seinem Magen hielt, eine Art roten Feuerball explodieren lies und Akkarin damit direkt traf. Der Ausbilder der Angels wurde mit einer unglaublichen Geschwindigkeit zurück geschleudert, so dass er direkt gegen das Tor der Dämonen prallte.
Blut spukend sank er auf seine Knie, während die fremde Gestalt immer näher auf ihn zu kam. In ihrer Hand sammelte sie eine große Ladung Energie, welche sie entfesselte, als sie direkt vor Akkarin stand.
Eine gewaltige Explosion entstand. Durch die Luft geschleudert kam Akkarin erst einige Meter entfernt wieder auf den Boden. Mit einem lauten Aufprall fiel landete er direkt vor seinem Rücken.

Sein ganzer Körper schmerzte und er konnte nicht länger sein Bewusstsein beibehalten. Nur wenige Augenblicke nach seinem Aufprall lies er sich von der alles umgebenden Schwärze auffangen und verlor somit sein Bewusstsein.

Währendessen legte sich der Staub vor dem Tor der Dämonen, wodurch die fremde Gestalt einige Schritte näher auf es zuging. Durch die Kraft der explodierenden Energie wurde das Tor aufgesprengt. Doch dies war der Gestalt klar gewesen. Es gab nichts, was dieser Attacke standhalten konnte. Nichts, außer einer einigsten Person, doch dies war uninteressant. Sie würde sowieso niemals gegen ihn kämpfen. Da war es egal, ob er ihren Angriffen stand halten konnte oder nicht. Jetzt gab es wichtigeres, als sich mit so etwas zu beschäftigen.
»Meine Brüder! Hört mich an! Die Zeit eurer Gefangenschaft ist vorbei! Ein neues Zeitalter erhebt sich! Unser Zeitalter! Das Zeitalter der Dämonen!«, schrie sie in das zerstörte und offene Tor hinein. Jubelschreie kamen ihr entgegen, doch sie wurden kurze Zeit später von einer anderen Stimme unterbrochen.
Stille. Es herrschte Stille. Niemand wagte es irgendein Geräusch von sich zu geben, während diese eine Person sprach. Niemand würde es wagen ihm zu widersprechen oder ihm ins Wort zu fallen. Denn jeder wusste, was für eine Strafe dann auf ihn warten würde. Der Tod. Kein einziger der Dämonen wagte es ihm zu widersprechen oder zu unterbrechen. Ihm, dem Dämonenkönig.
»Aaliyah, wir sind noch nicht am Ziel.«, ermahnte er die Gestalt, welche das Tor zerstört hatte und den Kampf gegen Akkarin gewonnen hatte. Dann wandte er sich an die Dämonen, welche mit ihm eingesperrt waren. »Dämonen. Mein Volk. Meine Brüder. Es ist egal, wie ich euch bezeichne, denn wir sind eine Familie. Doch unsere Zeit ist nicht gekommen. Noch nicht! Es gibt noch Menschen, die uns aufhalten können. Erst wenn sie tot sind, wird unsere Zeit kommen! Tötet sie. Tötet die vier neuen Angels, dann gehört die Welt uns!«, sprach er, ehe ein grausames Geschrei aus dem inneren des Tores kam.

Vier Dämonen rasten an Aaliyah vorbei. So schnell, dass sie sie fast nur als Blitze wahrgenommen hatte. Dann war es also bald soweit und das Ziel der Dämonen wäre erreicht. Nur noch vier Menschen mussten sterben. Nur noch vier Menschen, dann waren sie am Ziel. Nur noch vier Menschen und sie war frei. Nur noch vier Menschen und sie konnte zusammen mit ihm fliehen, denn dann war es egal, wo sie sich befand. Nur noch vier Menschen.


Immer wieder gähnte Kira auf, obwohl sie eigentlich überhaupt nicht mehr müde war. Es war kurz nach zehn Uhr. Wie sie es bereits erwartet hatte, war sie zu spät gekommen und ihre Freundinnen hätten gemeckert. Vor allem ihre beste Freundin Mika. Die temperamentvolle Brünette hatte sie erst einmal zehn Minuten angemeckert, ehe sie plötzlich die Lust auf einen Kaffee schwarz überkam. Von einer Sekunde auf die nächste war ihr Ärger verflogen. Aber dies wunderte Kira überhaupt nicht. So war Mika eben. Sie änderte meistens ihre Meinung von einer Sekunde zur nächsten.
Viele Menschen störte dies. Aber nicht Kira. Warum auch? So war Mika eben. Es war ihr Charakter und warum sollte sie sich dann verstellen? Nur damit sie den anderen besser gefiel? Das war doch Schwachsinn! Jeder sollte so bleiben wie er war und sich nicht verändern, nur damit er beliebter wurde. Egal, wer dies von einem verlangte. Ma sollte sich nur verändern, wenn man dies auch selbst so wollte!
Als ihr mit zwei Fingern gegen ihre Stirn gestoßen wurde, schreckte Kira aus ihren Gedanken und blickte sofort in das besorgte Gesicht Mikas.
»Kira Schätzchen, was ist los mit dir? Du bist schon die ganze Zeit so still. Das geht schon die ganze Woche so. Was hast du? Bist du etwa betrübt wegen der Scheidung deiner Eltern?«, fragte Mika sie. An ihrer Stimme konnte Kira deutlich erkennen, dass sie wirklich um sie besorgt war.
Schnell schüttelte Kira den Kopf und versicherte ihren Freundinnen, dass es ihr gut ginge. Sie hätte nur schlecht geschlafen, das sei alles und auch der Grund, warum sie zu spät gekommen war. Und sie war einfach noch von der Schule so kaputt, dass sie sich erstmal richtig entspannen musste, bevor sie ihre Ferien richtig genießen konnte. Den währen Grund konnte sie ihren Freundinnen schließlich nicht nennen, außer sie wollte, dass diese sie für verrückt erklärten.

Wie aus dem nichts erschien plötzlich auf der Straße ein Monster, welches zwei Hörner auf der Stirn hatte und im weitesten an einen Menschen erinnerte. Panische Schreie ertönten, als die Menschen der kleinen Stadt das Monster erblickten. Auch Kira und ihre Freundinnen entdeckten dies sofort, da sie in dem Café saßen, welches an die Straße grenzte, auf welchem das Monster erschienen war. Mika und die anderen drei Freundinnen von Kira sprangen sofort auf und liefen davon. Nur die Schwarzhaarige blieb in auf ihrem Stuhl sitzen.
Was war hier los? Zuerst erschien dieser Akkarin, welcher ihr Leben total veränderte, so dass sie keinen Spaß mehr hatte, wenn sie mit ihren Freundinnen unterwegs war und nun erschien plötzlich dieses Monster. Dieser hässliche Dämon…Dämon? Moment konnte es sein, dass das Tor der Dämonen geöffnet wurde?
Sofort sprang Kira auf. Doch anstatt davon zu laufen, wie es die anderen Menschen taten, lief sie auf das Monster zu und blieb nur einige Schritte entfernt von ihm stehen. Sie atmete einmal kurz ein, ehe sie anfing zu schreien.
»Hey Dämon! Was suchst du hier?!«, schrie die Schwarzhaarige. Sie versuchte in ihrer Stimme so viel Mut mitschwingen zu lassen, wie sie nur konnte.
Allerdings verschwand dieser wieder, als der Dämonen sich zu ihr herumdrehte und sie direkt mit seinen stechend roten Augen ansah.
»Angel! Du bist ein Angel! Unser König will deinen Kopf!«, sprach der Dämon. Seine Stille war kalt und jagte Kira einen kalten Schauer über den Rücken. Was tat sie eigentlich hier? Warum war sie nicht davon gelaufen?

Zu ihrem Pech hatte Kira nicht mehr genug Zeit ihren Gedanken zu Ende zu denken, da der Dämonen sie direkt angriff. Sofort kniff sie ihre Augen zusammen. So fest sie konnte. Es war vorbei. Sie würde dies wahrscheinlich niemals überleben! Warum musste sie nur diesen Akkarin getroffen haben?!
Erst als sich etwas auf ihre Schulter setzte und sie keinen Schmerz fühlte, sondern nur die grausamen Schreie des Dämonen hörte, öffnete Kira ihre Augen wieder. Kurz erstarrte sie, als sie den Dämonen anblickte. Seine Augen waren plötzlich verschwunden, stattdessen befanden sich dort nur noch zwei tiefe Löcher.
Als sie zur Seite auf ihre Schulter blickte, überkam Kira der zweite Schock, innerhalb einer Minute. Auf ihrer Schulter saß ein schwarzer Rabe. Sie wollte Schreien, doch noch bevor sie ihren Mund öffnete, begann der Rabe zu sprechen.
»Hey Miststück! Du hast uns echt in große Schwierigkeiten gebracht. Da du einfach abgehauen bist, hatten wir nicht genug Macht um das Tor der Dämonen zu schützen. Deinetwegen wurde es geöffnet und jetzt wollen sie euch Angels töten. Du bist echt ein Genie Miststück. Ach bevor ich es vergesse, mein Name ist Sam, Miststück.«, schimpfte der Rabe mit ihr in einem Ton, als ob es das normalste auf der Welt wäre, sich mit einem sprechenden Raben zu unterhalten.
»Du kannst sprechen?!«, schrie Kira panisch. Doch sie erhielt nur eine spöttische Antwort seitens Sam.
»Nein, ich tue nur so.«, spottete der Rabe sarkastisch, ehe er eine Sekundenlange Pause einlegte. »Jetzt hör mir gut zu Miststück. Der einzigste Weg, dass du hier lebend raus kommst, ist deine Kräfte zu aktivieren, die tief in dir schlummern. Du musst dich nur gut genug darauf konzentrieren und mit aller Macht einen dir wichtigen Menschen beschützen wollen. Das ist alles.«, erklärte Sam ihr.

Schnell tat Kira dies, was Sam ihr erklärt hatte. Allerdings brachte es nichts. Doch sie wurde auch plötzlich unterbrochen, als der Dämon ein kleines Mädchen angriff und töten wollte. Das durfte nicht passieren! Sie würde nicht zulassen, dass ihretwegen dieses Mädchen sterben würde. So schnell sie konnte, konzentrierte sich auf ihre innere Kraft, während sie sich wünschte, das Mädchen beschützen zu können.
Plötzlich entfuhr ein blauer ihren Körper und durchspießte den Dämonen. Vorsichtig öffnete die Schwarzhaarige ihre Augen, ehe sie auf ihre Knie sank und nach Luft rang. Sie fühlte sich, als hätte sie etliche Stunden ununterbrochen Sport betrieben. Ein glückliches Lächeln huschte auf Kiras Lippen, ehe sie zu Sam sprach.
»Sam, wieso war der Blitz blau?«, fragte Kira den Raben, welcher inzwischen vor ihr auf der Straße saß. Gut, er musste seinen Spott für wenige Minuten über Bord werfen. Nur solange, bis er der Göre alles erklärt hatte.
»Also hör gut zu, Miststück. Die Kraft der Angels hat immer eine andere Farbe. Je nachdem man als Nachfahre welchen Urangels ausgesucht wurde. Du besitzt die Charaktereigenschaften Angelas, welche der Blaue Angel der Wahrheit und des Glaubens war. Dann gab es noch Elisa, der Grüne Angel der Hoffnung, Jaqueline, der weiße Angel der Unschuld und der orangene Angel des Mutes Maria. Ihre Gemeinsame Macht hat das Gleichgewicht der Welt gestützt.«, erklärte Sam ihr, ehe er ein Amulett auf den Boden legte und dreimal mit seinem Schnabel darauf tippte. Kurz darauf öffnete sich ein Portal vor den beiden.
»Wir werden nun zurück in die Zwischenwelt kehren, Miststück. Es sei den du willst dich hier weiter ausweinen, dass du die ganze Sache mit den Angels und den Toren nicht schaffst. Pech für dich, denn deinetwegen habt ihr jetzt eine noch schwerere Aufgabe. Ihr müsst die Dämonen wieder einschließen.«, sprach Sam.
»Gut, ich komme wieder mit zurück.«, begann Kira mit normaler Stimme, ehe sie Sam wütend anschrie. »Aber hör auf mich Miststück zu nennen!«

Ohne ihr zu Antworten, hüpfte Sam in das Portal, während Kira zögerlich davor stand. Sie wusste, dass es für sie kein zurück gab. Es gab für sie bereits kein zurück mehr, als sie damals Akkarins Hand genommen hatte und mit ihm zum ersten Mal in die Zwischenwelt reiste. Noch einmal blickte sie zurück, ehe sie entschlossen in das Portal trat. Sie würde alles tun, um ihre Welt vor den Dämonen zu beschützen. Das schwor die Schwarzhaarige sich.


Kapitel III
Zurück in der Zwischenwelt


Nun war sie also wieder zurück. Ein wenig unwohl fühlte sich Kira schon, vor allem, weil sie nicht wusste, wie Akkarin oder die drei anderen Angels sich nun ihr gegenüber verhalten würden. Mit raschen, festen Schritten eilte sie den Weg entlang und in ihrer Magengegend machte sich ein mulmiges Gefühl breit. Als sie in die Nähe des Dämonentors kam, erschrak sie gewaltig. Dort vor dem unheimlichen Tor hatten sich Ann, Luisa und Maggie eingefunden, sie knieten bei Akkarin, der scheinbar bewusstlos war. Mit einem schlechten Gewissen näherte sich Kira den vieren. Maggie war die erste, die die schwarzhaarige ansah, in ihrem Blick lag Wut.
„Ach, traust du dich auch noch hierher, nachdem du einfach getürmt bist?“, fragte sie und sah abwertend auf die kleinere.
„Jetzt hört auf, euch zu streite! Ihr müsst zusammenhalten, sonst habt ihr keine Chance gegen die Dämonen!“, krächzte Sam und flatterte um ihre Köpfe herum.
Kira schluckte schwer. Sie senkte den Blick und ging zu Akkarin. Auch Ann sah nun auf, im Gegensatz zu Maggie lag in ihren Augen nur Enttäuschung.
„Was ist mit ihm?“, fragte die schwarzhaarige leise und beugte sich über Akkarin. Er hatte mehrere Schrammen im Gesicht und eine Blutspur führte von seinem linken Mundwinkel über sein Kinn auf seinen Hals.
„Mehrere Dämonen sind ausgebrochen. Einer von ihnen hat ihn mit einem mächtigen Angriff überwältigt und dann sind sie durch ein anderes Tor geflohen.“, erklärte Luisa leise.

Kira half den drei Angels, Akkarin in ihr Haus zu bringen, dort legten sie ihn auf ein Bett. Am Abend war alles getan, was sie für ihren Ausbilder tun konnten, nun waren sie hilflos. Die Situation schärfte sich immer weiter zu und im gleichen Tempo wuchs auch die Anspannung. Gemeinsam saßen sie in dem großen, von Kerzen beleuchteten Zimmer und wussten nicht weiter.
„Was sollen wir jetzt machen?“, fragte Luisa leise. Sie starrte mutlos in die Runde.
„Fragen wir doch Madam-Ich-laufe-einfach-weg-und-lass-die-anderen-machen.“, sagte Maggie gehässig. Bevor Kira etwas sagen konnte, was sie später garantiert bereute,
mischte sich Ann beruhigend ein: „Bitte, wie Sam vorhin schon sagte, müssen wir mehr denn je zusammenhalten, sonst sind wir angreifbar.“
Maggie warf der blonden einen wütenden Blick zu, doch sie erwiderte nichts. Kira seufzte. „Ja, ich weiß, dass ich einen Fehler begangen habe, doch ich kann die Zeit nicht zurückdrehen und nun bin ich wieder da.“ Nachdenklich senkte sie den Blick. „Wenn Akkarin nicht auf die Beine kommt, müssen wir diese Dämonen eben allein-“, sie sah zu Sam, der sich wieder aufzuregen drohte. „- mit Sam zusammen, jagen und unschädlich machen.“
„Aber… wir sind doch nur vier unwissende Angels, die noch nicht einmal ihre Kräfte freigesetzt haben.“, widersprach Luisa. Alle Blicke waren auf Kira gerichtet.
„Das stimmt nicht.“, warf diese ein. „Als ich zurück in meiner Welt gewesen war, hatte ein Dämon ein kleines Mädchen bedroht. Natürlich wurde ich wieder an meine Aufgabe als Angel erinnert und musste eingreifen. Mit der Hilfe von Sam gelang es mir, meine Kräfte zu entfesseln und das Mädchen zu retten. Der Dämon wurde vernichtet.“
Die drei anderen Angels starrten sie an.
„Du hast es also schon geschafft?“, fragte Ann leise. Die schwarzhaarige nickte. Schweigen breitete sich aus. Dann krächzte Sam laut und misstönend: „Ab morgen trainiert ihr unter meiner Aufsicht, dann kann nichts schief gehen!“
Kira verdrehte die Augen. Schon jetzt hatte sie genug von dem schwarzen Vogel, der einem, wenn er einmal den Schnabel öffnete, nur Kopfschmerzen verursachte.
„Und jetzt geht ihr alle schlafen! Morgen vor Sonnenaufgang seid ihr auf dem Trainingsplatz! Wer nicht pünktlich ist, bekommt eine Extra-Aufgabe!“, schimpfte der Rabe und flatterte durch das Fenster hinaus.
Ohne Widersprüche oder gar ein Murren verließen die Angels das Zimmer von Akkarin und legten sich schlafen.

Noch herrschte tiefste Nacht, als Maggie mit Sam auf der Schulter durch die Zimmer fegte und ihre Gefährtinnen weckte.
„Aufstehen! Das Training steht an!“, meckerte der Rabe und flatterte nervtötend durch die Zimmer. Genervt warf Luisa ein Kissen nach dem schwarzen Vogel, bevor sie aufstand. Schimpfend klackerte Sam mit seinem Schnabel und flog zurück auf Maggies Schulter.
Gemeinsam eilten sie in der Dunkelheit den schmalen Weg entlang. Als sie auf der Wiese ankamen, flog Sam von Maggies Schulter und setzte sich auf einen Pfahl. Von dort aus krächzte er seine Befehle.
„So, und jetzt zur Aufwärmung dreimal um den Platz laufen!“, befahl er und beobachtete jede einzelne, wie sie sich abmühten, um den Forderungen des Raben nachzukommen. Als die Sonne sich über den Horizont erhob, saßen die Angels schwer atmend auf der Wiese, doch Sam zeigte kein Erbarmen: „Und jetzt fangen wir mit den eigentlichen Übungen an. Gegen Abend sollte jeder seine Kräfte entfesselt haben.“
Kira sah ihn entgeistert an und glaubte, ein belustigtes Funkeln in seinen schwarzen Augen zu sehen. Wortlos fügten sie sich in die neuen Aufgaben ein. Und Sams Worte stimmten. Ann und Maggie gelang es sogar noch früher, ihre Kräfte freizusetzen. Die blonde beschwor einen grünen Blitz herauf, der auf einem Stück Wiese mehrere Blumen hervorbrachte, Sam erklärte, dass sie das Erbe Elisas in sich trug, die der Angel der Hoffnung war. Maggie gelang ein oranger Blitz, der einen Baum teilte. Sie hatte das Erbe Marias erhalten, die der Angel des Mutes war.
Luisa gelang es erst im Schein der Dämmerung einen weißen Blitz zu rufen. Er ließ ihr eine weiße Rose da. Sie war die Erbin Jaquelines, die der Angel der Unschuld war. Müde und erschöpft kehrten sie in ihr Haus zurück. Dort sahen sie nach Akkarin, der sich aber immer noch nicht geregt hatte. Besorgt verschwanden sie auf ihre Zimmer, doch Kira schlich sich noch einmal zu Akkarin in dessen Zimmer. Traurig blickte sie auf ihren Ausbilder und ihre Schuldgefühle traten wieder stärker hervor. Sie rief sich in Gedanken zur Ruhe, um nachdenken zu können. Irgendwie musste sie dieses Durcheinander wieder gutmachen.

Sie redete leise eine Weile mit Akkarin, doch er wachte nicht auf. Gegen Morgen stürmten Maggie und Sam, die sich verdächtig gut verstanden, durch die Zimmer.
Kira seufzte und stand auf. Sie hatte über Nacht nicht ein Auge zugetan.
In der Küche beim Frühstück zählte Sam den Tagesplan auf, wobei Luisa und Ann die Augen verdrehten. Maggie grinste nur unternehmungslustig, doch die Gedanken Kiras waren bei dem Dämonentor.
„Kira! Kira! KIRA!!!“, Sam hockte auf der Schulter der schwarzhaarigen und krächzte dieser laut ins Ohr, doch Kira behielt diesen abwesenden Ausdruck.
„Jetzt hör mir endlich mal zu, Miststück!“, der Rabe klapperte wütend mit seinem Schnabel. Erschrocken fuhr Kira aus ihren Gedanken auf.
„Habe ich dir nicht gesagt, du sollst mich nicht Miststück nennen?!“, fauchte sie und scheuchte den erschrockenen Sam von der Schulter. „Mein Name ist Kira und nicht anders. Wenn du es dir nicht merken kannst, landest du irgendwann im Kochtopf!“
Beleidigt schaute der schwarze Vogel von der Schulter Maggies auf die schwarzhaarige hinab. „Ist ja gut, ist ja gut. Aber auf etwas anderes scheinst du ja doch nicht zu hören.“ Sam schüttelte mit dem Kopf.
„Was wolltest du denn?“, fragte Kira genervt. Doch abermals schüttelte Sam den Kopf.
Die schwarzhaarige verdrehte die Augen und stand so heftig auf, dass ihr Stuhl polternd zu Boden fiel.

„So, jetzt hört mir mal bitte zu. Langsam reicht es mir. Ich habe jetzt die ganze Nacht nicht geschlafen und genug Zeit, um mir Gedanken zu machen. Dabei ist mir bewusst geworden, dass wir die ausgerissenen Dämonen verfolgen und unschädlich machen müssen!“, sie hatte beide Arme auf den Tisch gestemmt und sah jedem, einschließlich Sam in die Augen. Doch wieder schüttelte Sam den gefiederten Kopf.
„Schwing nicht so große Reden. Wenn du etwas tun willst, tu es einfach. Aber wir müssen die Dämonen nicht verfolgen, denn sie sind genau in diesem Moment auf dem Weg hierher.“
„Was?!“, rief Ann und erhob sich hastig. „Warum sagst du uns nicht früher etwas davon?!“
„Hätte ich ja, aber unser liebes Miststück muss ja große Reden schwingen.“, verteidigte sich Sam. Empört klappte Kira der Unterkiefer herunter. „Sag das noch einmal und ich verfüttere dich eigenhändig dem Dämonenkönig persönlich, du verdammter Vogel!“, fluchte die schwarzhaarige und warf eine gut gezielte Gabel nach Sam, der kreischend floh.
„Schluss jetzt!“, rief die sonst sehr ruhige Luisa aufgebracht. Alle, selbst Sam, starrten ungläubig zu ihr. „Wenn ihr weiter streitet, dann steige ich aus!“
Bedrücktes und angespanntes Schweigen verbreitete sich.
„Gut, dann bereitet euch jetzt vor. Wenn die Dämonen kommen, dürft ihr euch keinen einzigen Patzer genehmigen, denn sonst war es das mit den Angels.“, erklärte Sam angespannt.
Kira zuckte zusammen, dann sprang sie auf und rannte aus der Küche.
„Was hat die denn?“, fragte Maggie abfällig. Ann bedachte die braunhaarige mit einem kurzen Blick, dann eilte sie Kira nach.
Die schwarzhaarige stand erstarrt im Rahmen der Haustür, ihr Gesicht hatte jegliche Farbe verloren. Als Ann dem Blick Kiras folgte, sah sie in zwar noch weiter Entfernung einige Gestalten auf das Haus zukommen, doch der Abstand zum Haus schrumpfte immer weiter und schneller.
Kira eilte zurück ins Haus und rief: „Wir müssen hier weg! Sie sind schon in Sichtweite und sie dürfen nicht in das Haus und zu Akkarin gelangen! Wir können sie von hier wegführen und gegen sie kämpfen!“
Sam klapperte mit dem Schnabel und hüpfte über den Tisch. „Das ist keine gute Idee, aber besser als gar nichts. Kommt mit!“ Der schwarz glänzende Vogel verließ den Raum und die Angels folgten ihm.


Sie rannten durch den düsteren Flur, der ihnen auf einmal noch dunkler als sonst vorkam. Sam erreichte als erster eine unscheinbare Tür, die keine von ihnen bisher wirklich wahrgenommen hatte, Kira war sich noch nicht einmal sicher, ob diese Tür schon vorher existiert hatte, doch ihnen blieb keine weitere Zeit mehr, um darüber nachzudenken. Ohne den geringsten Einwand eilten die vier dem aufgeregt flatternden Raben hinterher. Ann, die als letzte durch die kleine Tür trat, sah sich noch einmal wie gehetzt um, dann schlug sie die Tür hinter sich zu und stolperte die ersten Stufen im Dunkeln hinunter. Sie prallte gegen Luisa, die unvermittelt gehalten hatte.
„Was ist los?“, fragte die blonde leise, doch sie erhielt keine Antwort. „Luisa?“ Wieder war nichts zu hören, dann jedoch keuchte jemand auf. Es war Maggie, die auch stehen geblieben war.
„Sagt mal, was soll das?“, hakte Ann noch einmal nach und versuchte sich an der kleineren rothaarigen vorbei zu schieben, doch eine kühle Hand hielt sie zurück.
„Nein…“, sagte Luisa schwach. „Es ist vorbei…“
Die blonde schien zu erstarren. „Was heißt ‚vorbei’?“, fragte sie fast wütend nach.
Wieder breitete sich unangenehmes Schweigen aus. Nun schob sich Ann entschieden an Luisa und Maggie vorbei, keine der beiden wollte sie aufhalten. Da erkannte sie, dass ein bekanntes Geräusch fehlte, das Geräusch schlagender Flügel. „Wo ist Sam?“, fragte Ann und wandte sich zu Maggie um. Doch wieder erhielt sie keine Antwort.
„Kira!!!“, Ann rief so laut, dass Luisa zusammenzuckte. Ihr Echo hallte noch lange, wie in einer großen Halle oder einem Tunnel.
„Verstehst du es nicht?“, fragte Maggie leise. Sie klang gar nicht nach dem selbstbewussten, etwas streitsüchtigen Mädchen, das sie sonst war.
„Nein.“, hauchte Ann verständnislos. Sie sah zu den beiden anderen Angels, doch von ihnen waren nur Umrisse zu erkennen.
„Naja, ich habe das Gefühl, direkt in eine Falle gelaufen zu sein.“, erklärte Luisa und sah sich immer wieder unwohl um. „Niemand von uns wusste von dieser Tür, stimmt es?“ Die rothaarige wartete eine Antwort gar nicht ab und sprach weiter. „Dann sind Kira und Sam verschwunden. Kira ist schon einmal im weggelaufen, warum sollte sie es jetzt nicht auch tun? Und Sam? Er ist ein Vogel. Außerdem ist er mir unsympathisch.“
„Das ist doch kein Grund.“, widersprach Maggie. „Sie wurden von uns getrennt. Kira hat Akkarin geschworen, nicht wieder wegzulaufen.“
Ann war verblüfft. Maggie hatte immer eine Abneigung gegen Kira gezeigt, jetzt verteidigte sie sie.
„Nun, egal. Wir müssen weiter. Wir müssen verhindern, dass die Dämonen uns in ihre widerwärtigen Finger bekommen.“, sagte die blonde, fasste entschlossen Maggie an die Hand, die sich Luisas Hand ergriff und folgte Ann.


Kapitel IV
Begegnung in der Finsternis


Verwirrt blickte Kira sich um. Wo war sie hier? Überall um sie herum herrschte nur pure Finsternis. Es war sogar noch dunkler als in der Zwischenwelt. Die Schwarzhaarige konnte nicht einmal mehr ihre eigenen Hände, welche sie direkt vor ihre Augen hielt, erkennen. Das letzte, an was sich Kira erkennen konnte, war, dass sie von den Dämonen angegriffen wurden und deshalb durch diese Tür geflohen waren. Doch was danach passiert war, wusste Kira nicht. Egal wie sehr sie auch versuchte sich zu erinnern, sie konnte sich nicht erinnern, was danach passiert war. Auch wusste sie nicht, wie lange sie sich nun schon hier in dieser Finsternis aufhielt.
Angst überkam Kira. Sie war hier verloren, im Nirgendwo. Niemand außer ihr war hier. Noch größere Angst überkam Kira. Ein Gefühl der Unfähigkeit überkam die Schwarzhaarige. Immer mehr Angst kroch in ihr hoch, als plötzlich ein blauer Blitz vor ihr aufblitzte. Erschrocken schrie sie auf, ehe sie ein wenig zurückstolperte und fast stürzte. Doch sie konnte sich gerade noch einmal fangen.
Wo war sie hier nur und warum bereitete ihr dieser Ort so viel Angst? Sie hatte doch sonst niemals so viel Angst vor der Dunkelheit gezeigt; doch diese Finsternis hier, war auch anders, als die Dunkelheit in ihrer Welt. Wieder einmal wünschte Kira sich, dass sie wieder zu Hause war. Allerdings ermahnte sie eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf, dass sie ihre Kameradinnen nicht noch einmal im Stich lassen konnte.


Währendessen stand Aaliyah auf einem kleinen Hügel und starrte auf ein kleines Dorf, welches sich unter dem Hügel befand. Die gesamte Landschaft war von einer undurchdringlichen Dunkelheit umgeben, nur eine kleine Lichtkugel, welche neben Aaliyahs Gesicht schwebte, spendete ihr Licht. Leicht seufzte sie aus, als plötzlich etwas auf ihrer Schulter landete. Ohne den Raben anzublicken, dessen Fiedergewand blau schimmerte, und der auf ihrer Schulter gelandet war, begann Aaliyah zu sprechen.
»Sag Kiki, glaubst du, ich tue das richtige?«, sprach Aaliyah »Ich meine, ich bin zwar ein Dämon und sollte mich freuen, dass wir bald unser Ziel erreicht haben, allerdings fühle ich, dass ich einen Fehler getan habe.«
»Vielleicht liegt es daran, dass du Angst hast, vergessen zu werden, wenn alles vorbei ist. Schließlich würde dein Bruder mehr Ansehen ernten, sollte das Ziel endlich erreicht werden.«, krächzte die liebliche Stimme des weiblichen Raben.


Kira hatte sich dazu entschlossen, den dunklen Pfad, welcher vor ihr lag zu beschreiten. Sie setzte vorsichtig einen Schritt vor den anderen, da sich neben ihr eine tiefe Schlucht befand. Doch wenn sie so weiter ging, wie sie es gerade tat, würde sie sicher sein, da der Pfad so groß genug für sie war. Allerdings war es ungewiss, ob sie durch diesen Pfad überhaupt zurück zu ihren Kameradinnen kam. Eigentlich war dies auch nicht wichtig. Sie musste zurück zu Luisa, Maggie und Ann und dies so schnell es ging. Sicherlich waren die Dämonen, welche sie angriffen sehr stark und sie wollte nicht, dass den anderen etwas passierte.
Plötzlich wurde es ein wenig heller in dem Raum, in welchem Kira stand. Sofort blieb sie stehen und blickte sich um; doch sie konnte keinen Ort entdecken, von welchem das Licht so plötzlich kam. Noch einige Minuten blickte sie sich verwirrt um, schließlich musste es doch irgendwo eine Lichtquelle geben, durch welche sie vielleicht sogar diesem Ort entfliehen konnte.
Doch egal wie oft Kira sich auch umsah, jeden noch so kleinen Winkel genau beobachtete, sie konnte die Quelle des Lichtes nicht finden. Ein Seufzer entrann ihren Lippen. Konnte es sein, dass sie sich das plötzlich erschienene Licht nur eingebildet hatte? Sicherlich, so musste es sein, schließlich hatte sie keinen kleinen Spalt, oder irgendetwas Ähnliches entdeckt, durch welchen das Licht hätte fallen können.
»Vielleicht werde ich ja langsam verrückt, oder das ganze ist ein einfacher, langer Alptraum. Ich meine, Dämonen, sprechende Raben, Magie, so etwas existiert einfach nicht!«, sprach die Schwarzhaarige laut ihre Gedanken aus, während sie weiter lief. Dabei achtete sie nicht darauf, wohin sie trat, vor allem, da ihr Weg inzwischen wieder breiter wurde. »Könnte es nicht sein, dass ich einfach irgendwo gestürzt bin und nun im Koma liege und das ganze einfach nur Träume?«, ein kurzes Lachen entrann Kiras Lippen. Das ganze klang so verrückt, dass es schon wieder wahr sein konnte.


Immer wieder konzentrierte Maggie sich, um einen orangenen Blitz zu beschwören, welchen sie auf den Dämonen schleuderte. Für einen kurzen Moment hatte sie genug Zeit sich umzusehen, was mit ihren beiden Kameradinnen geschehen war. Doch sie konnte weder Ann, noch Luisa entdecken.
Langsam dämmerte es Maggie. Das ganze war ein einziger Hinterhalt gewesen. Wie es schien hatten die Dämonen dafür gesorgt, dass sie alle voneinander getrennt wurden.
Wieder konzentrierte Maggie sich und erzeugte einen erneuten Blitz, um ihn auf den nächsten Dämonen zu schleudern, welcher wieder versuchte sie anzugreifen. Ängstlich blickte die Brünette sich um. Immer mehr Dämonen schienen zu erscheinen, um sie anzugreifen.
Warum waren Ann und Luisa ihr nicht durch die Tür gefolgt, welche plötzlich in dem Raum erschienen war? Warum waren sie in dem dunklen Raum geblieben? Maggie könnte nun die Hilfe ihrer beiden Kameradinnen gebrauchen und vor allem, wo waren Kira und Sam?


Noch immer war Kira in ihren Gedanken gefangen, während sie weiter lief. Doch somit sah sie auch die Treppe nicht, welche sich vor ihr in die Tiefe führte. Sie ging einfach weiter, als sie plötzlich an der Treppe ankam und ins leere trat. Erst jetzt bemerkte Kira die Treppe, deren Ende von der Finsternis verschluckt wurde.
Blitzschnell kniff Kira ihre Augen und bereitete sich auf einen tiefen Sturz vor. Angst stieg in ihr auf. Wie tief würde sie nun fallen? War die Treppe so tief, dass sie durch ihren Sturz sterben konnte? Oder befand sich der Boden direkt unter ihr?
Ihr Herz schlug schneller, während sie in die Tiefe stürzte. Doch plötzlich wurde sie von jemanden aufgefangen. Einen Moment brauchte sie, bis sie begriff, dass sie unverletzt war. Sofort blickte sie auf, um die Person anzusehen, wer sie da gerettet hatte.
Kira lag in den Armen eines jungen Mannes, welcher nur ein oder zwei Jahre älter zu seinen schien. Er hatte kurzes braunes Haar und saphirblaue Augen. An seiner Lippe trug er ein kleines Pircing und an seinem linken Ohr trug er vier Ohrringe, während sein rechtes Ohr von nur einem einzelnen Ohrring geschmückt wurde.
»Alles in Ordnung?«, die angenehme tiefe Stimme ihres Gegenübers drang an Kiras Ohr. Als Antwort konnte sie nur wie hypnotisiert nicken. »So ein süßes Mädchen wie du sollte aufpassen, wohin sie läuft. Du hättest dich verletzen können.«
Erst jetzt fand Kira ihre Stimme wieder und konnte sich aus ihrer Starre lösen. »Wer bist du?«, fragte die Schwarzhaarige leicht verlegen. Noch immer lag sie in den muskulösen Armen des Fremden. Doch sie konnte nicht leugnen, dass es ihr gefiel.
»Mein Name ist Ken. Und wie lautet dein Name?«, sprach der Braunhaarige.


Kapitel V
Getrennte Pfade


Akkarin erwachte nicht lange nach der Flucht der vier Angel alleine auf einem harten, verdreckten Boden. Verwirrt strich er sich die langen Haare zurück und sah sich um. Sein Blick klärte sich erst einige Sekunden später, nachdem er sich aufgesetzt hatte. Es war ziemlich dunkel, sodass Akkarin nicht viel erkennen konnte. Doch was er sah, war nichts Gutes. Er saß, so wie es aussah in einer Zelle fest, die gerade einmal sieben Fuß im Quadrat maß. Die Wände bestanden aus blankem, mit Moos bewachsenem Stein, genau wie der Boden auch. Ihm gegenüber befand sich die einzige Tür, eine mächtige Konstruktion aus Holz und Eisen, die undurchdringlich aussah. Unter gerade noch erträglichen Schmerzen stand er auf und sah aus dem vergitterten Fensterloch hinaus. Was er sah, erschreckte ihn weniger als das, was er nicht sah. Ein unaufhörliches Wispern und Raunen drang an seine Ohren. Der schmale Gang wurde von dem flackernden Licht einer einzigen, fast heruntergebrannten Kerze erhellt. Doch nur für einige Schritte weit, dann verlor sich alles, was außerhalb des Lichtkegels lag, in scheinbar wabernder Dunkelheit.
Müde ließ Akkarin sich gegen die Tür sinken und schloss die Augen. Er war gefangen, in den unterirdischen Kerkern einer massiven Feste. Ein Mal war er schon in der Nähe dieser Feste gewesen. Mit einem Abstand von mehreren Meilen und einem Wald zwischen sich und diesem einmaligen, uneinnehmbaren Bauwerk, und trotzdem hatte er den Hauch des Todes gespürt, der die Feste immer umwehte. Zugleich war es die Residenz der mächtigsten Dämonen im gesamten Reich.
Erinnerungen daran, wie er hier her gelangt war, hatte er keine, was er sehr bedauerte. Nachdem er von einem der aus dem Dämonentor entflohenen Dämonen niedergeschlagen wurde, verließ ihn sein Gedächtnis. Nur hoffte Akkarin, dass die Angels alle entkommen waren. Wenn nicht, waren sie tot und mit ihnen auch die letzte Hoffnung gestorben.

Kira starrte den Fremden immer noch an. Eben noch die Treppe hinuntergestürzt, ein Sturz, der höchstwahrscheinlich tödlich geendet hätte, nun lag sie in den Armen dieses überaus gutaussehenden jungen Mannes und fand auf einmal keine Worte mehr. Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Im selben Moment fiel ihr auf, wie dämlich sie sich doch benahm.
Ken bemerkte, dass Kira sich unwohl fühlte, und ließ sie mit einer geschmeidigen Bewegung hinunter. Einen Moment benötigte die Schwarzhaarige, um ihr Gleichgewicht wieder zu finden, und der Braunhaarige ergriff sie am Arm.
Kira schauderte. Allein schon seine Berührung reichte aus, um ihr Gänsehaut über die Arme zu jagen.
„D-danke.“, stotterte sie. „Mein Name … lautet Kira.“ Erst wollte sie noch sagen, dass sie eine der vier Angels war, doch im letzten Moment besann sie sich und schwieg. Sie hatte keine Ahnung wer dieser Fremde war, doch schon allein seine Ausstrahlung schien Erinnerungen zu wecken. Kira erkannte die Erinnerungen Angelas. Da sie das Erbe des Angels der Weisheit und des Glaubens bekommen hatte, schien sie auch ihre Erinnerungen geerbt zu haben. Doch alles was sie erkannte, waren verschwommene Bilder, die keinen Sinn ergeben wollten.
Kira sah zu Ken auf und traf den Blick der unergründlichen saphirblauen Augen. Er lächelte, doch das Lächeln schien diese kalten Augen nicht ganz zu erreichen.
„Ein wirklich schöner Name.“, sagte er mit seiner sinnlichen Bassstimme. Die Schwarzhaarige versuchte sich ebenfalls in einem Lächeln, das jedoch kläglich misslang. Ihr Herz pochte laut, so laut, dass sie dachte, er müsse es hören können. Sie war sich nicht sicher, ob es von dem Sturz die steinernen Stufen hinab herrührte, oder ob es der berechnende Blick Kens war.
Kira sah sich nervös um. Dann wurde sie plötzlich unnatürlich ruhig. Mit leiser Stimme fragte sie: „Wo sind wir hier?“
Ken sah sie ein wenig überrascht an. „Das weißt du nicht?“ Nach kurzem Zögern setzte er hinzu: „Wir sind in einem unterirdischen Labyrinth, aus dem noch niemals ein Mensch zuvor hinausgelangt ist.“
Etwas in seiner Formulierung störte die Schwarzhaarige. Doch sie erkannte nicht was. So beließ sie es dabei. „Dann sind wir verloren.“, stellte sie fest. „Rettungslos verloren.“
Mit einem Seufzen ließ sie sich auf eine Stufe nieder und stützte das Kinn auf ihre Hände. War wirklich alles, was sie bisher getan hatte, umsonst gewesen? Hatte Akkarin sich wirklich umsonst den Dämonen entgegengestellt? Sollte die Berufung der Angels zu spät, ja umsonst gewesen sein?
Ken beobachtete die Schwarzhaarige eine Weile. Sie sah bekümmert aus. Er fühlte Mitleid mit dem jungen Mädchen. Und noch etwas anderes, etwas, das er bisher noch niemals zuvor gefühlt hatte. Das erschreckte ihn. Normalerweise waren solche Gefühle für einen Dämonen nicht angemessen, sie waren unter seiner Würde. Verboten.

Maggie lehnte sich keuchend gegen die Wand. Sie hatte sich gegen die angreifenden Dämonen behaupten können, doch nur sehr knapp. Jetzt waren ihre Kräfte fast vollkommen erschöpft. „Verdammt noch mal!“, fluchte sie halbherzig und stieß sich von der kalten, rauen Wand ab. Sie musste die anderen finden, und zwar schnell. Sehr schnell. Die Brünette hoffte, dass niemandem etwas zugestoßen war.
Sie irrte weiter, doch die Dunkelheit, die zuvor geherrscht hatte, schien Stück für Stück zu weichen. Plötzlich stolperte sie und stürzte. Sofort war sie wieder auf den Beinen und wirbelte herum. Was sie dort sah, ließ sie erschrocken aufkreischen. An der Wand lehnte ein Skelett. Es schien schon ziemlich alt, doch die zum Teil zerfetzten Kleider waren noch erhalten. Diese Person schien nicht eines gewaltvollen Todes gestorben zu sein, wahrscheinlich war er verhungert oder verdurstet. Ein armer Verirrter, der nicht mehr herausgefunden hatte aus diesem scheinbar endlosen Labyrinth. Und so würde es auch ihr ergehen, wenn sie keinen Weg hinaus fand, erkannte Maggie schaudernd. So ging sie weiter. Vor ihr tat sich eine weitere Tür auf, eine mächtige Eisentür, direkt in den dunklen Stein eingelassen.
Mit ihrem ganzen Körpergewicht warf sich Maggie dagegen, doch nichts rührte sich. Das Metall ächzte einmal in den Angeln, doch mehr Reaktionen waren nicht mehr zu erwarten. Noch einmal probierte Maggie es auf diese Weise, aber das Resultat blieb dasselbe. Wütend trat sie gegen die Tür und drehte sich um, um den Weg wieder zurück zu gehen, verblüfft hielt sie jedoch inne. Der Gang hatte sich verändert. Nicht nur, dass er jetzt in eine ganz andere Richtung führte, nein, er hatte auch noch zwei zusätzliche Gänge erhalten.
Stumm nahm die Brünette den linken. Sie hatte mittlerweile fast aufgehört, sich zu wundern, und sich mit dieser verquerten Welt abgefunden.

Ann und Luisa hatten sich, nachdem auch noch Maggie verschwunden war, nicht mehr losgelassen. Wo Sam war, wusste auch keiner der beiden. So irrten sie orientierungslos durch die Gänge, die sich immer weiter hinab neigten. In einem war der Boden so steil gewinkelt, dass sie nur noch hinunterschlittern konnten.
„Werden wir hier wieder rauskommen?“, fragte Luisa mit zitternder Stimme. Nun waren sie gerade an einem Skelett vorbeigekommen. Ann nickte zuversichtlich. „Das werden wir. Das sind wir Akkarin schuldig. Schließlich wurden wir ausgewählt um zu kämpfen. Wir kämpfen für die Sicherheit unserer Freunde und Familien. Vergiss das niemals.“ Die Rothaarige sah zu Ann auf. In ihre Augen war wieder neue Hoffnung getreten. Dann sah sie nach vorne und rief plötzlich: „Sieh mal dort vorne!“ Ann wandte sich abrupt in die Richtung, die Luisa meinte. Der Tunneleingang erstrahlte vor Licht. Freudig rannten die beiden Angels darauf zu und vergaßen einen Moment ihre Vorsicht. Gerade noch so konnte Luisa stoppen, doch Ann glitt auf dem plötzlich feuchten Boden aus und stürzte über den Rand hinaus. Unter sich sah sie nur noch die tobende See. Ein kurzer Schrei war das letzte Lebenszeichen, das Luisa von ihrer Freundin sah. Kreidebleich starrte die Rothaarige in die Wellen hinab. Der Schock setzte nur Sekunden später ein.

Ann bemerke den Rand der Klippe zu spät und rutschte über ihn hinaus. Mit einem erschrockenen Schrei stürzte sie geradewegs in die tosenden Wellen. Wasser schloss sich über ihr und machte ihre verzweifelten Versuche Luft zu holen zunichte. Panisch versuchte sie wieder an die Oberfläche zu kommen, doch es gelang ihr nicht mehr. Eine ziemlich starke Strömung riss sie mit sich und nicht lange danach verlor die Blonde das Bewusstsein.

Kira starrte nun hinauf zu Ken. Er schien sich in einer Sache nicht einig zu sein, und dieser Zwiespalt spiegelte sich auf seinem Gesicht wider.
„Wir werden hier heraus gelangen.“, antwortete er zuversichtlich. Zu zuversichtlich fand Kira. Doch sie ergriff die dargebotene Hand und ließ sich aufhelfen. „Komm mit, ich weiß, wie wir hier herausfinden.“
Wortlos folgte Kira dem Braunhaarigen durch fast endlose Gänge, Treppen hinab, immer wieder Treppen hinab. Es gefiel ihr nicht. Sie stiegen immer weiter unter die Erde. Fast schon konnte sie das erdrückende Gewicht auf ihren Schultern spüren. Mit mal wurde auch ihre leichte Platzangst bemerkbar. Gerade waren sie an einer sehr engen Passage angelangt, da hielt Kira keuchend inne. Die Wände schienen auf einmal rasend schnell näher zu kommen. Einige Schritte weit wich sie zurück, dann prallte sie gegen ein Hindernis. Eine weitere Wand wie sie erkannte.
Ken starrte sie verwirrt an. Er konnte ihre Reaktion nicht nachvollziehen. Doch er wusste, welchen Zustand sie erreicht hatte. Schon oft hatte er zum Spaß Menschen in dieses Labyrinth gejagt, nur um zu sehen, wie sie nach und nach panisch und dann irre wurden. Doch bei Kira fand er es nicht mehr komisch. Nur noch erschreckend. Ein Instinkt regte sich in ihm, der ihm sagte, er müsse sie um jeden Preis beschützen. Ein weiter menschlicher Instinkt, wie er angewidert feststellen musste. Seufzend zog er sie rasch durch den engen Durchgang und öffnete anschließend ein Tor.
Kira beruhigte sich von einem Moment auf den anderen, als sie durch die Öffnung auf ein wundervolles Land blickte. Es war wild, alles wuchs so, wie es die Natur vorhergesehen hatte, keine Eingriffe von Menschenhand waren dort zu erkennen. Der Blick der Schwarzhaarigen wanderte weiter zum Gesicht Kens. Auf diesem attraktiven Gesicht erkannte sie Zufriedenheit. Hand in Hand traten sie aus dem Labyrinth hinaus und das Tor verschwand hinter ihnen spurlos. Nur noch blanker Felsen war zu erkennen. Als Kira sich noch einmal umwandte, sah sie hinter sich ein mächtiges Gebirge, dessen höchste Spitze bis in die Wolken reichte.
„Willkommen in meiner Heimat.“, sagte Ken mit einer ausholenden Geste.


Kapitel VI
Im Land des Feindes


Geschockt blickte Luisa die Klippen hinab. Die Wellen des Meeres schwappten gegen die steile Wand der Klippen. Tauch auf! Ann, tauch doch bitte wieder auf! ANN! Ihre Gedanken drehten sich nur um ihre Kameradin, welche gerade die Klippen hinabgestürzt war. Die Hoffnung, dass die Blondine wieder auftauchen würde, schrumpfte immer weiter, bis sie schließlich ganz verschwand. Im Gegensatz dazu wuchs in ihr der Schock der Realität an. Ann war tot. Sie war in den Wellen des Meeres unter Luisas verschwunden. Ohne dass sie es wirklich bemerkte, rannen ihr Tränen ihre Wangen hinab.
Ängstlich sank sie auf ihre Knie und begrub ihr Gesicht in ihren Händen. Das konnte nicht sein; das durfte nicht sein. Ann. ANN! Sie konnte nicht tot sein. Sie musste doch irgendwie wieder aus den Wellen auftauchen, doch warum tat sie es nicht.
Luisa konnte nicht mehr weiter. Wie konnte sich ihr Leben in wenigen Tagen nur so sehr verändern. Sie hatte gedacht, dass wenn sie eine der Angels werden würde, würde sie in eine Welt kommen, in welcher sie ein großes Ansehen erhielt und jeder sie und ihre Mitstreiterinnen anhimmeln und bewundern würde. Dass sie vielleicht so eine Art Göttin werden würde.
Allerdings war sie auch nicht sehr geschockt, als sie schließlich in die Zwischenwelt kam, in welcher keine Bevölkerung lebte, welche sie anhimmeln konnten. Irgendwie hatte sie es als spaßig empfunden und als Akkarin von den Dämonen verletzt wurde, hatte sie noch gedacht, dass sie es mit diesen aufnehmen konnten, da sie ja die Auserwählten waren.
Doch seit sie in dieser seltsamen Welt waren, hatte immer mehr die Angst von ihrem Körper ergriffen. Und jetzt, da auch noch Ann in den tödlichen Abgrund gestürzt war, wusste sie einfach nicht mehr was sie tun sollte.
»Wir werden hier noch alle sterben. Ich weiß doch nicht einmal, ob Kira oder Maggie noch leben. Ich bin alleine und vielleicht noch die einzige von uns vier. Wie konnte Akkarin nur daran glauben, dass wir es gegen die Dämonen aufnehmen könnten?«, verzweifelt schluchzte Luisa diese Worte. Sie war am Ende und hatte aufgegeben. Aus welchem Grund sollte sie auch weiterkämpfen?
Selbst wenn sowohl Kira, als auch Maggie noch leben sollten, Ann war tot. Akkarin hatte ihnen erzähl, dass sie die Dämonen nur besiegen könnten, wenn sie alle vier zusammen halten würden und mit vereinten Kräften kämpfen würden. Doch Ann war tot, sie war in die tosenden Wellen des Meeres gestürzt. Sie konnten nicht mehr gewinnen, da ihnen Ann´s Kraft fehlte. Es war vorbei! Es war alles vorbei!
Immer mehr Tränen rannen Luisas Gesicht hinab, doch dies kümmerte sie nicht. Sie war ein Mädchen, ein ganz normales Mädchen und keine Kriegerin, wie man es ihr von ihr erwartete. Auch wenn dies nun feige von ihr klang, irgendwann hätte sie das ganze sowieso nicht mehr ausgehalten und hätte aufgegeben. Sicherlich, die Dämonen waren bösartige Wesen, doch sie waren immer noch Lebewesen. Wie konnte Akkarin von ihnen verlangen, dass sie einfach skrupellos Lebewesen umbrachten, auch wenn diese dies selbst taten.
Immer mehr wurde Luisa bewusst, auf was sie sich da eigentlich eingelassen hatte. Sie hatte ohne darüber nachzudenken einen wildfremden Mann versprochen, dass sie eine ihr fremde Welt beschützte und dadurch zur Mörderin wurde. Sicherlich wäre das alles etwas komplett anderes, wenn es darum ging, ihre eigene Welt zu beschützen. Doch dies würde sie niemals herausfinden, denn es war nie zur Auswahl gestanden.


Zusammengekrümmt lag Akkarin in seiner Zelle. Er musste hier irgendwie raus und Ann, Kira, Luisa und Maggie finden. Die vier waren noch nicht soweit es mit den mächtigen Dämonen aufzunehmen, welche unter dem direkten Befehl des Dämonenkönigs stehen. Sie dürfen nicht sterben, nicht jetzt, wo das Tor der Dämonen geöffnet wurde. Die vier sind unsere letzte Chance und ich muss sie beschützen! Ich muss hier raus!


Ungläubig blickte Kira sich um. Sie konnte es einfach nicht glauben, hier war es wunderschön. Sie hätte niemals gedacht, dass es hier so einen schönen Ort geben würde, vor allem, da es sonst überall so dunkel gewesen war. Doch hier war es so hell und bunt, dass sie sich fragte, ob sie wirklich noch in derselben Welt waren. Langsam drehte Kira sich zu Ken um und sah ihn leicht fragend an.
»Sind wir immer noch in derselben Welt?«, fragte sie und blickte ihm dabei tief in seine saphirblauen Augen.
»Warum fragst du?«, diese Gegenfrage war Kens einzige Antwort.
»Ich frage, da es hier so anders aussieht. Gerade eben waren wir noch in diesem total finsteren Labyrinth und jetzt sind wir hier, an diesem wunderschönen Ort.« Schnell hatte Kira ihre Verwunderung erklärt, woraufhin Ken leicht schmunzeln musste.
Er hob seine Hand, legte sie auf Kiras Haare und beugte sich leicht zu ihr hinunter, so dass er ihr direkt in die Augen sehen konnte. Erst dann antwortete er ihr; doch seine Antwort war nicht wirklich das, was Kira erwartete hatte.
»Mach dir keine Sorgen und zerbreche dir nicht dein hübsches Köpfchen darüber. Du bist hier in Sicherheit und es kann dir nichts passieren…«, sprach Ken zu ihr. Schnell zog er auch schon wieder seine Hand zurück und steckte sie sich lässig in die Hosentasche. Dann lief er an ihr vorbei und sprach weiter, ohne sich wieder zu Kira umzudrehen.
»…sag mal, wieso warst du eigentlich in den Tunneln?«, fragte Ken sie beiläufig.
Misstrauisch betrachtete Kira Ken. Sollte sie ihm die Wahrheit sagen, wer sie war, oder sollte sie ihn anlügen? Sie kannte Ken schließlich erst wenige Minuten; sie wusste nicht wer er war, noch woher er kam, oder wo er sie hier hergebracht hatte.
Verdammt! Ja, er sieht verdammt gut aus und normalerweise sehen die Bösen doch nicht so gut aus. Außerdem hat Ken mich vor den Dämonen gerettet…Die Dämonen! Ob es Akkarin wohl gut geht? Er hat uns schließlich genauso vor den Dämonen gerettet, ich hoffe er konnte ihnen irgendwie entkommen. Ohne ihn wäre ich sonst niemals hier. Aber was ist mit den anderen? Ob es Ann, Maggie und Luisa wohl gut geht? Ich hoffe, dass sie auch irgendwie in eine Welt flüchten konnten, oder zumindest von keinen Dämonen gefunden wurden.
Ich werde die drei am besten Suchen, wenn ich weiß, dass ich sicher bin vor den Dämonen und sie in irgendeiner anderen Welt nach mir Suchen. Verflucht! Was denke ich da! Ich kann doch das ganze nicht wieder machen. Ich kann doch nicht schon wieder davon laufen und Ann, Maggie und Luisa im Stich lassen!
Ich habe keine andere Wahl, ich muss Ken sagen, wer ich wirklich bin und ihn bitten, dass er mich in die dunklen Tunnel zurück bringt. Ich muss die Anderen finden und mit ihnen gemeinsam kämpfen. Vielleicht kann ich Ken auch dazu bringen uns zu helfen, schließlich werden die Dämonen irgendwann auch diese Welt hier bedrohen! Er wird mir sicherlich zustimmen, wenn ich ihm erkläre, dass es besser für seine Welt wäre, wenn wir die Dämonen jetzt besiegen, bevor sie irgendwelche anderen Welten angreifen.
»Ich war in diesen Tunneln, da ich zusammen mit meinen Mitstreiterinnen vor den Dämonen geflohen bin.«, begann Kira zu erklären. Verwundert drehte Ken sich zu der Schwarzhaarigen um und sah sie verwirrt an.
»Wovon sprichst du eigentlich, Kira?«, Ken wusste nicht, was Kira mit ihrer Aussage sagen wollte.
»Ich bin eine der vier neuen Angel.«, gestand Kira ihm.


»Ich bin eine der vier neuen Angel.«, diese Worte hallten immer und immer wieder in Kens Ohren wieder. Das konnte nicht sein; Kira gehörte also zu seinen Feinden, doch warum fühlte er sich dann so hingezogen zu ihr?
Langsam schloss Ken seine Augen. Er musste das Mädchen töten; am besten jetzt sofort. Jetzt, da ihre Kräfte noch geschwächt waren und sie von ihren Kameradinnen getrennt war. Es war eine Aufgabe von nur wenigen Minuten. Er müsste einfach nur einen Feuerball auf sie schleudern, oder sie mit einem magischen Blitz in ihr Herz treffen. Einfach nur die Hand heben und einen Angriff auf sie schleudern, das war alles.
»Ken, hast du mir gerade zuhört? Alles in Ordnung mit dir? Du siehst etwas geschockt aus. Keine Sorge, nur weil ich eine der Angels bin, werde ich schon keine Dämonen in diese Welt locken. Sie wird sicherlich dämonenfrei bleiben.«, ihr Worte brachten ihn dazu aufzublicken und seine Gedanken zu verlassen.
Sie soll dämonenfrei bleiben? Du hast doch keine Ahnung, wo du dich befindest. Du weißt nicht, dass du dich mitten in ihrer Welt befindest. Du bist so gut wie tot. Dies alles wollte Ken ihr sagen; ihr an den Kopf werfen, doch er konnte es nicht. Eine kleine Stimme in ihm hinderte ihn daran, genau die gleiche Stimme, welche Ken daran hinderte Kira zu töten.
Mit einem leisen Seufzer blickte er Kira an. Vielleicht sollte er sich erst einmal anhören, was sie von ihm wollte. Töten konnte er sie später immer noch. Schnell setzte er ein charmantes Lächeln auf und blickte Kira tief in die Augen, ehe er einige Schritte auf sie zutrat und daraufhin sprach.
»Entschuldige, ich war gerade in Gedanken. Wolltest du mich um irgendetwas Bestimmtes bitten, Kira?«, ihren Namen betonte er besonders und blickte ihr dabei noch tiefer und zugleich liebevoll in die Augen.
Das ganze trieb Kira leichte Scharmesröte ins Gesicht und ihre Wangen färbten sich leicht rosa. Doch nicht nur dass, sie fing auch an etwas zu stottern, als sie ihm antwortete. Innerlich seufzte Ken erneut; Mädchen würde er wohl nie verstehen.
»Ich…ich…ich wollte dich fragen…ob du mich vielleicht…ähm…wieder zurück…zurück in die…finsteren Gänge bringen…könntest. Natürlichnurwennesdirnichtsausmacht.«, bei ihren letzten Worten hatte Kira aufgehört zu stottern, doch dafür hatte sie die Worte so schnell gesprochen, dass Ken kein einziges verstanden hatte. Darum musste er auch laut auflachen, ja wirklich, Mädchen würde er niemals verstehen; vor allem wenn sie alles so schnell wie Kira sprachen würden.
»Entschuldige, Kira. Ich habe deine letzten Worte nicht verstanden.«, sprach Ken und schritt dabei noch ein paar Schritte auf Kira zu, welche dabei noch röter wurde.
Nur noch wenige Zentimeter trennte die beiden. Töten würde er sie wohl nicht können, das verbot ihm sein Gewissen. Wie sich das anhörte, er hatte noch nie von einem Dämonen gehört, welcher ein Gewissen besitzen würde. Allerdings würde er sie auch nicht gehen lassen können, schließlich waren sie Feinde und sie würde sein Volk umbringen. Blieb wohl nur eine Möglichkeit noch übrig.
Kira war durch die Nähe von Ken so abgelenkt, dass sie nicht merkte, wie er seine Hand hob und ihr mit dieser in den Nacken schlug. Sofort wurde ihr schwarz vor Augen und sie folg vornüber. Doch bevor sie Bekanntschaft mit dem Boden machte, fing Ken sie auf. Allerdings bekam Kira davon nichts mehr mit, da sie bereits in den Fängen der Finsternis verschwunden war.
»Dann bring ich dich erst einmal irgendwo hin, wo dich keiner entdeckt, bis ich weiß, was ich mit dir mache, oder mein Gewissen verschwindet und ich dich töten kann.«, sprach Ken sie der bewusstlosen Kira in seinen Armen. Daraufhin hob er sie hoch und lief mit ihr in seinen Armen davon. Er wusste schon genau, wohin er sie bringen würde.


»KEN! Du bist verrückt! Was planst du als nächstes? Wie wäre es, du suchst am besten noch die restlichen drei und hilfst ihnen zu trainieren und sobald sie dann soweit sind kommt ihr wieder zurück und tötet deinen Vater und am besten noch die restlichen Dämonen, welche versuchen irgendeine Welt zu vernichten! Das ist das dämlichste, was du jemals getan hast! Doch dieses Mal werde ich dir nicht helfen! Vergiss es!«, schrie der junge Mann vor Ken ihn an, während dieser noch immer Kira in seinen Armen hielt.
»Mike, ich bitte dich wirklich selten um irgendetwas, aber ich brauche deine Hilfe.«, versuchte Ken seinen Freund zu beruhigen, doch dieser schien dies nicht zu beabsichtigen.
»Du willst meine Hilfe? Die kannst du haben, ich gebe dir einen Rat; töte das Mädchen und bringe ihre Leiche deinem Vater.«, entgegnete Mike ihm nur.
»Ich hab dir doch erklärt, dass ich das nicht kann!«, nun begann auch Ken zu schreien. Kira lag noch immer bewusstlos in seinen Armen.
»Verdammt Ken! Du bist der Prinz der Dämonen! Sag mir nicht, dass du dich in sie verliebt hast?! Konntest du dich nicht in ein Dämonenmädchen verliebten, wie zum Beispiel…wie heißt noch gleich deine Verlobte?«, inzwischen schrie Mike nicht mehr so laut. Schließlich sollte nicht niemand ihr Gespräch mitbekommen. Genervt strich er sich eine Strähne seines schwarzen schulterlangen Haares, welcher er aus Pferdeschwanz trug, aus dem Gesicht.
»Du irrst dich, das ist es nicht, Mike. Ich glaub, sie heißt Kathy. Ich weiß nicht warum ich sie beschützen will, aber es ist nun einmal so. Mike, wir sind Freunde seit wir Kinder waren und ich bitte dich nur noch ein letztes Mal um einen Gefallen, bitte hilf mir sie zu verstecken, nur bis mir irgendetwas Besseres eingefallen ist.«, Ken bettelte schon fast. Es vergingen einige Minuten, ehe Mike ihm schließlich antwortete.
»Einverstanden. Ich helfe dir, aber nur noch ein letztes Mal. Doch sollten wir erwischt werden, dann werde ich nicht zögern mich gegen dich zu stellen. Das sollte dir klar sein. mit dieser Aktion setzt du alles aufs Spiel. Nicht nur dein Erbe, sondern auch dein Leben.«


Maggie sank fluchend an einer Wand hinab. Wütend dachte sie an das Skelett, welches sie vor ungefähr einer halben Stunde entdeckt hatte. Sicherlich würde es ihr auch bald so ergehen. Sie konnte einfach nicht mehr. Sie war am Ende ihrer Kräfte. Vielleicht sollte sie einfach eine Pause einlegen und überlegen, wie es weitergehen sollte. Doch immer wieder musste sie an das verfluchte Skelett denken.
Verdammt! Ich werde bald nicht viel besser aussehen, wenn ich nicht endlichen einen Weg aus diesem verfluchten Labyrinth finde. Ob es den anderen wohl besser ergeht, oder haben sie sich schon mit ihrem Schicksal abgefunden und warten jetzt nur noch auf ihr Ende? Ich will hier aber nicht sterben! Ich will leben!
»Verdammt! ICH WILL LEBEN!«, Maggie schrie ihren Wunsch so laut aus, wie sie nur konnte.
Kurz darauf erschien plötzlich ein helles Licht vor ihr, welches immer größer wurde. Ohne überhaupt darüber nach zu denken, stand Maggie auf und lief auf das Licht zu, bis sie schließlich komplett in ihm verschwunden war.
Ich hoffe, dies ist der Weg nach draußen.


Immer wieder versuchte Ann an die Wasseroberfläche zu kommen. Doch es gelang ihr nie. Sie wusste nicht, wie lange sie noch durchhalten konnte, doch sie konnte nicht aufgeben und hier ertrinken. Sie wollte leben! Erneut sammelte sie ihre ganze Kraft, welche sie aufbringen konnte, ehe sie es erneut versuchte, an die Wasseroberfläche zu gelangen.
Dieses Mal gelang es ihr schließlich auch und sie schaffte es sogar, sich an eine kleine Plattform zu klammer und sich nach oben zu ziehen. Nach Luft ringend, atmete sie so tief ein, wie sie nur konnte und ihre Lungen füllten sich mit Luft.
Sie war so damit beschäftigt, wieder genügend Luft zu bekommen, dass sie nicht bemerkte, wie sich ihr eine fremde Gestalt näherte.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 06.05.2009

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