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Jacklin




"So Leute und jetzt gebt eure Arbeiten ab! Wer noch nicht fertig ist hat noch 10 Minuten!" Ich sah auf. Meine Deutschlehrerin Ms. Malton ging durch den Klassensaal und blieb vor meinem Platz stehen. Sie lächelte leicht, weil sie wusste das ich wieder eine gute Note schreiben würde. Ich war immer die beste und die schnellste, wenn es darum ging eine Arbeit zu schreiben, aber auf das alles würde ich verzichten, wenn ich nur ein bisschen beliebter wäre. Ich bin nämlich das so ziemlich uncoolste Mädchen an der ganzen Schule. Keinen würde es auch nur Interessieren wenn ich jetzt Tod umfallen würde, genauso meine Eltern, die sich lieber besaufen als sich um mich zu kümmern. Gleich würde es klingeln, eine Erlösung. Und schon ertönte das nervende Geräusch. Ich sprang auf und wollte aus dem Klassensaal stürmen, um mir keine Beleidigungen von meinen Mitschülern anhören zu müssen, als Ms. Malton mich auf hielt. "Jacky, bleib mal kurz hier, okay?", fragte sie mich. Jeder an der Schule, egal wie beliebt oder unbeliebt ich bin, hatte sich angewöhnt Jacky zu mir zu sagen, selbst die Lehrer. "Ja?", gab ich zurück. Ms. Malton kam auf mich zu, drückte mir den Test in die Hand und schob mich nach draußen. Ich sah auf das Blatt und zog eine Grimasse. Es brackte ein rotes A in einem Kreis auf dem Blatt, aber richtig freuen konnte ich mich nicht dafür. Denn ich bekam nie ein Lob von irgend jemand.


"Mama, Papa! Ich bin daheim!", rief ich ihnen zu und stürmte die Treppe hoch und in mein Zimmer. Ich machte schnell meine Hausaufgaben und las danach noch ein bisschen in meinem Lieblings Buch. Plötzlich klingelte mein Handy und ich wunderte mich, da mich sonst nie Jemand anrief. Ich nahm ab. "Hallo?", fragte ich in den Hörer. "Ehm . . . Hier ist Luca und ich wollt dich fragen ob wir uns im Stadtpark treffen wollen?", fragte er. Meine Herz blieb stehen. Luca, in den ich mich verliebt hatte. DER Luca wollte sich mit mir treffen? Nein, das konnte nicht wahr sein! Da ist bestimmt irgend etwas faul! "Warum?", fragte ich zögernd. Meinem Kopf war klar, das dass nur ein Spiel war, doch mein Herz wollte es nicht glauben. "Naja, ich will mich mit dir treffen und du fragst 'Warum'?", fragte er ungläubig. "Ja, aber wenn du wirklich willst das ich komme, dann mache ich das auch. . .", antwortete ich stockend. "JA!", schrie er ins Handy und ich hörte das er lächelte (Ja man kann hören wenn Jemand lächelt!). Ich legte auf und zog los. Ich hatte mir keine anderen Sachen angezogen und nun sah ich aus als wollte ich joggen gehen.

Nach zwanzig Minuten kam ich im Stadtpark an. Ich lief gerade Wegs auf den kleinen See, in der Mitte des Parkes, zu. Ich sah Luca auf einer Bank sitzen und näherte mich ihm. Gerade als ich die Bank erreichte kamen Mark und Julian auf mich zu und schütteten mir einen Eimer, der mit irgendeinem grünem Gliberzeugs darin, über mich. Ich schrie nicht auf. Ich war so etwas schon gewöhnt. Ich spürte, wie eine einzelne Träne meine Wange runter lief während die Anderen mich aus lachten. Sie würden Morgen auch noch lachen. Ich drehte mich um und stürmte aus dem Park. Ich wusste doch, dass da was faul war! Ich rannte nach Hause und brauchte nur zehn Minuten für die Strecke. Als ich zu Hause war, ging ich erst einmal duschen. Weinend versuchte ich den Schleim aus meinem Haar zu bekommen, gab aber kein Geräusch von mir. Nach circa einer halben Stunde, war ich fertig und legte mich in mein Bett.

Luca




Ich saß auf einer Bank in der Nähe des Sees im Stadtpark und wartete auf Jacky. Sie tat mir Leid, denn Mark und Julian, meine besten Freunde, wollten sie rein legen. Ich mochte Jacky, sie war nett, hilfsbereit und man konnte mit ihr über alles reden, obwohl keiner mit ihr über seine Probleme reden will. Ich hörte Schritte hinter mir die langsamer wurden. Mit gerunzelter Stirn drehte ich mich um und was ich sah, verletzte mich. Ich sah, wie Jacky eine einzelne Träne die Wange runter rann. Ich wollte auf stehen und sie in den Arm nehmen, aber Mark und Julian lachten also lachte ich auch, obwohl mir gar nicht danach zu mute war. Sie drehte sich um und rannte fort, ich wollte ihr hinterher doch dieses Gefühl unter drückte ich ganz schnell wieder. Die Jungs lachten noch als ich ging. Ich brauchte ungefähr zwanzig Minuten bis zu mir. Seufzend ließ ich meine Gedanken schweifen und mir wurde eins klar.
Ich mochte Jacky. Ich mochte sie sogar sehr.


Jacklin




Die nächsten Tage zogen nur so an mir vorbei. Alle redeten darüber, lachten mich aus. Einige spielten mir sogar Streiche. Ich redete nicht, nicht einmal im Unterricht. Ich ließ mich treiben, passte nicht mehr auf und dachte die ganze Zeit nur an Luca und seine Freunde.
Warum hatten sie mir einen Streich gespielt?
Warum hatten sie mich ausgesucht?
Warum war ich hingegangen?
Warum nur ich?
Warum ich?
Es hatte keinen Sinn. Reden brachte nichts, traurig sein aber auch nicht.
Morgen würde sich was ändern, ja!
Mit neuem Selbstbewusstsein schlief ich ein.


Am Morgen wachte ich auf, weil mein Wecker einen unschönen Ton von sich gab. Es war ein Klingeln das sogar einen Toten aufwecken würde. Heute würde ich mich nicht erniedrigen lassen, dass schwöre ich! Lächelnd stand ich auf und zog mich an. Ich sprintete runter in die Küche, schnappte mir einen Apfel und ging gemächlich in die Schule.

Luca




Mit hocherhobenem Kopf lief Jacky über den Schulhof. Jeder der lachte oder einen dummen Spruch abgab, bekam einen verächtlichen Blick und eine Beleidigung an den Kopf geworfen. Böse schaute sie Mark und Julian an, mich beachtete sie so gut wie gar nicht. Ich schluckte. Mir tat es immer noch Leid, was Mark und Julian angestellt hatten. Mit gesenktem Kopf trottete ich den Beiden hinterher. In der ersten Stunde hatten wir deutsch. "Ms. Malton sagte wir machen heute Partnerarbeit", erzählte mir Julian. Ich wand den Blick von Jacky ab und sah ihn erstaunt an. "Dass du auch zuhören kannst, wusste ich nicht!", rief Mark lachend während er Julian hinter sich her zog. "Auf komm", schrie Mark und hielt sich an meinem Arm fest und zog mich so mit. Ich konnte mein Lachen nicht mehr unterdrücken. Es sah so witzig aus, wie Julian von Mark mitgeschleift wurde und Mark sich auch noch an mir fest hielt, damit er nicht umkippte als Julian plötzlich anfing zu rennen. Mit hochrotem Kopf kam ich im Klassensaal an und setzte mich zu Mark an den Tisch. Julian setzte sich neben Mira, aber uns allein war bewusst, dass er nicht freiwillig dort saß. Mira hatte sich nach den Ferien einfach neben Julian gesetzt und so musste er nun mit der Schul-"Queen" an einem Tisch sitzen. Ich sah mich nach Jacky um, entdeckte sie aber nicht. Dass war ungewöhnlich, denn normalerweise, war sie immer die erste im Saal. Gerade als ich alles heraus geholt hatte klingelte es, keine Spur von Jacky. Ich wusste nicht warum ich in letzter Zeit sooft an sie dachte, aber es störte mich nicht sonderlich, solange es nur keiner erfuhr und sich darüber lustig machte. Als Ms. Malton den Klassensaal betrat wurde es auf einmal ganz still. Sie verteilte die Klassenarbeiten und danach herrschte wieder Unruhe. Fünf Minuten später wurde auf einmal die Tür aufgestoßen und Jacky betrat das Zimmer. Den Blick, der sonst immer auf dem Boden haftete, hatte sie mit ihrem Kopf, wie heute morgen, hoch erhoben sie sah uns allen in die Augen und das erste mal konnte ich ihre Augenfarbe erkennen. Ein strahlendes Türkis, das perfekt mit ihrem hellbraunen, leicht gewellten Haar harmonierte. Ich war nicht der einzige, der sie anstarrte. Nicht nur das man jetzt sah welche Augenfarbe sie hatte, nein sie hatte auch etwas anderes an, nicht wie immer eine einfache Jeans und ein Pulli, sondern eine schwarz-weiß karierte Bluse, ein Top und eine schwarze Röhrenjeans. Ich musste mir selbst eingestehen, dass sie gut aus sah.

Jacklin




Ich genoss es, die unglaubwürdigen Blicke der Anderen auf mir zu spüren. Ich hatte einen Entschluss gefasst. Ich werde mich nicht mehr von den Anderen beleidigen lassen. Und womit fing man besser an, als sich neu einzukleiden? Ich sah vor allem wie Luca mich anstarrte. Verblüfft, verwirrt und irgendwie verträumt. Ich hatte keine Ahnung, was das bedeutete, deswegen lies ich meinen Blick umherschweifen. Ms. Malton stand auf und ging auf mich zu. In ihrem Blick konnte man nicht lesen, was sie davon hielt, dass ich zu spät gekommen war. "Jacky? Warum kommst du erst jetzt?", fragte sie mich. Normaler weiße hätte ich jetzt irgendetwas gemurmelt, den Blick auf den Boden geheftet und zu meinem Platz geschlichen, aber heute nicht. "Ich hatte noch zu tun", erwiderte ich knapp, aber in Wirklichkeit hatte ich nur vergessen welches Fach ich hatte und hatte stat Deutsch, Chemie eingepackt, dann bin ich an den Chemiesaal gegangen, nur um kurze Zeit später heraus zu finden, dass ich Deutsch hatte. Ich bin dann schnell zu meinen Spind gegangen und hatte meine Deutsch-Sachen geholt. Mir war das nicht peinlich, denn auch wenn ich anders gekleidet war, achtete noch lange nicht jeder auf mich. Das war heute meine Rettung gewesen. Ms. Malton nickte.
"Gut dann setz dich jetzt bitte! Dann kann ich endlich anfangen Die Partner einzuteilen", sagte sie und entlies mich ihren Blickes. Die Partnerarbeit, scheiße! Die hatte ich vergessen. Aber anstatt mir meinen Schock, darüber, dass ich etwas vergessen hatte, anmerken zu lassen, setzte ich eine, hoffentlich, lässige Mine auf und setzte mich auf meinen Platz neben Alina. "Okay, ich fange nun an! Julien und Mara. Dennis und Martin. Lena und Amelie...", nach Amelie schaltete ich ab und wartete bis mein Name dran kam. "und zu guter Letzt Luca und Jacklin" Ich sah auf und starrte Ms. Malton ungläubig an. Mark fing an zu lachen und klopfte Luca auf den Rücken während der nur verwirrt drein blickte, was ich völlig verstehen konnte. Ich meine, wer wollte den schon mit einem Loser, wie mir, zusammen arbeiten, aber anstatt zu wieder sprechen, was ich eigentlich erwartet hatte, fing er an zu grinsen und sah mich neckend an. Ich schluckte, dass konnte nichts gutes bedeuten.

Irgendwie hatte ich die ganze Stunde damit zu gebracht, mir aus zu malen, was Luca alles für Sticheleien durch den Kopf gehen könnten, dass ich gar nicht darauf achtete, welches Thema wir bekamen. Mir war es völlig egal, hauptsache Luca ließ mich in Ruhe. Ich hatte mir geschworen, ihn zu ignorieren, aber da wir jetzt zusammen arbeiteten, wurde daraus nichts. Ich bekam gerade noch mit, wie Ms. Malton sagte, wir haben zwei Wochen Zeit und wir sollen uns anstrengen, bevor es klingelte.

Luca




Ich war verwirrt. Als Ms. Malton sagte, dass Jacky und ich zusammen arbeiten müssten, hatte ich den schockierten Gesichtsausdruck von ihr gesehen und schon gedacht, sie würde wieder sprechen wollen. Doch sie hatte es nicht getan, ebenso wenig wie ich. Das war die Gelegenheit mich bei ihr zu entschuldigen. Ich konnte es nicht ertragen, wenn mich jemand, den ich wenigstens teilweise mochte, ignorierte. Mir hätte es sogar besser gefallen, wenn sie mich mit dem gleichen Blick wie Mark und Julian angesehen hätte, aber das tat sie nicht, sie ignorierte mich! Ich konnte es ja verstehen, aber es machte mich ganz hippelig. Es war irgendwie so, als wollte ich ihre Aufmerksamkeit. Durch meine Selbstgespräch abgelenkt (Ja, ich gebe zu, ich führe ab und zu Selbstgespräche, was ist so schlimm daran?!) hatte ich nicht mitbekommen, was für ein Thema wir hatten. ALso lehnte ich mich zu Mark rüber und fragte: "Mark, was für ein Thema haben wir?" "Werbung!", kam es leise von links. "Hatten wir das nicht schon in der Siebten?", fragte ich. "Ja, aber sie möchte es gern noch einmal wiederholen, da wir sie erst dieses Jahr bekommen haben!", antwortete Mark. Ich nickte, Werbung also, aha. Sie hatte anscheinend noch das Buch von der Siebten irgendwo rumliegen, denn wie ich erkennen könnte teilte Marie gerade Kopien aus, die wir, nach den Gesichtern der anderen zu urteilen, schon einmal hatten. Ich sah auf die Uhr, gleich Neun , dass hieß dass wir gleich Mathe hatten. Hoffentlich war Mr. Nilson noch krank und wir hatten wieder vertrethung bei Ms. Daniels. Es klingelte und ich sprang auf.

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Tag der Veröffentlichung: 20.02.2012

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