An einem winterlichen Nachmittag spazierten Hanne und Tom durch den Wald, sie waren vertieft in einem Gespräch, so dass sie kaum etwas von der Natur wahrnahmen. Beide sahen nicht das kleine Rudel von Rehen, welches sich gerade Futter vor der Tannenschonung suchte oder das Eichhörnchen welches auf einer Eiche saß und dort nach ihrem Wintervorrat suchte. Erst als sie an einem kleinen Bach entlang gingen, meinte Hanne:
"Meine Güte, das Wasser ist ja richtig hoch und breit."
"Ja , der viele Regen und dann noch das Tauwetter in den letzten Tagen hat wohl dazu beigetragen", erwiderte Tom.
Als Hanne die kleine Holzbrücke erblickte, die in den hereinbrechenden Sonnenstrahlen schimmerte, blieb sie erstaunt stehen.
"Was ist, weshalb bleibst du stehen?", wollte Tom wissen.
"Sieh dir mal die Brücke an, sie schimmert ja Golden!", anwortete sie.
"Durch das Hochwasser haben sich viele kleine Partikel von Gold aus dem Grund des Baches gelöst und kleben nun an ihr. - Das könnte natürlich auch ein paar Goldsucher anziehen?", entgegnete Tom.
"Das kann natürlich sein, aber haben die nicht schon bereits den Bach in Richtung Quelle abgesucht?"
"Warscheinlich haben dies bereits einige getan und sicher werden sich so manche Schürfer wiederum aufmachen und ihr Glück versuchen."
Inzwischen hatten die beiden die Brücke erreicht, Hanne fuhr mit den Händen über das Geländer. Sie staunte nicht schlecht, als sie ihre Hände sich im Anschluss ansah.
"Wenn man das Gold abwaschen würde, könnte man das Gold doch nutzen, um anderen zu helfen", meinte Hanne begeistert.
"Soviel wird es sicher nicht bringen, aber die Idee ist nicht schlecht", antwortete Tom ihr und sah sich im Geiste schon mit Eimer und Lappen gewappnet, die Brücke am wiehnern. Er kannte ja Hanne, die immer helfen wollte.
"Warum nicht, der Goldpreis ist doch hoch und Kleinvieh hilft auch", entgegnete sie ihm.
"Das mag sein, aber nicht, das dann die Gemeinde oder der Eigentümer kommt und seinen Anteil möchte. In diesen Fällen lohnt sich garantiert sich die Arbeit gar nicht, denn die kassieren sofort ab. Freuen sich sicher, dass sie so einen netten Nebenverdienst hatten!", versuchte Tom ihr es auszureden, denn er sah in das begeisterte Gesicht von Hanne.
"Das lohnt sich garantiert, denn mit dieser goldene Brücke lässt sich helfen, auch wenn wir nur eine Person damit unterstützen können. Du musst nicht immer alles so negativ sehen!", konterte Hanne und streckte ihm ihre Handflächen demonstrativ hin.
"Nein, ich sehe es nicht negativ, sondern realistisch", entgegnete Tom und suchte bereits in Gedanken nach einem anderen Thema, um sie abzulenken.
Tom stand einen Moment ganz still, dann meinte er:
"Diese Brücke wäre der ideale Ort, z.B. um Kriegsparteinen zusammen zuführen, damit Frieden wieder hergestellt wird. Oder naheliegender Freunde, die sich entzweit haben, zusammenzuführen. Was für goldene Brücken gibt es noch, oder welche goldenen Brücken lassen sich schlagen?"
Tom begann sich langsam in Bewegung zu setzen und Hanne folgte ihm.
Kaum das sie die Brücke überquert und die Biegung des Weges hinter sich gelassen hatten, erblickte Hanne einen neuen, vor kurzem fertiggestellten Radweg und wollte gerade etwas sagen, da meinte schon Tom:
" Vorsicht, da kommen Radler angerast!"
"Oje, die sind aber flott unterwegs und ich dachte schon, du wolltest sagen, besser hier einen neuen Radweg, als einen in Peru auf unsere Kosten!"
"Den hat doch die Stadt gezahlt, nicht unsere Bundesregierung, was sie mal besser getan hätte und das mit Peru ging ja durch die sozialen Netzwerke."
"Stimmt und du hast Recht, die sollten besser in den Flutgebieten oder jetzt in den Hochwassergebieten diese Gelder einsetzen."
Sie setzten ihren Spaziergang fort und wenig später erblickten die beiden ein Rotte von Wildschweinen, die sie interessiert beobachteten.
Texte: Schnief
Bildmaterialien: Manuela Schauten
Tag der Veröffentlichung: 11.01.2024
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