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Abendspaziergang

Während Hanne sich beim abendlichen Spaziergang befand, machte sie sich Gedanken, was schreibe ich denn zum ersten Advent in unserer Community. Es fröstelte sie ein wenig, denn der Nebel legte sich mit seinen vielen feuchten Partikeln auf ihr ungeschütztes Gesicht. Trotz allem beschleunigte sie nicht ihre Schritte, auch wenn das diffuse Licht der Laternen ein wenig Grusel hervorrief. Leise und seltsame Geräusche erreichten ihr Ohr, die sie nicht richtig zuordnen konnte. Plötzlich vernahm sie einen dumpfen Knall. Sekunden später spürte sie einen Druck und ein gelber Fleck zierte in Brusthöhe ihren Mantel. „Vollidioten“, entfuhr es ihr laut. Nach dem sie sich gefangen hatte rief sie in die Stille: „Wer kommt für die Reinigung meines Mantels auf, los meldet euch!“

 

Im Grunde hatte sie auch mit keinerlei Reaktion gerechnet, denn diese Kids mit ihren albernen Spielen würden sich nicht melden. So war es auch.

 

Nachdem sie einige Minuten auf der Stelle verharrt hatte und versuchte irgendetwas im Nebel zu erkennen, machte sie sich auf und ging langsamen Schrittes weiter. Ihre Gedanken schweiften wieder hin zu dem, was sie vielleicht ihren Mitmenschen mitteilen wollte. Da sah sie die Laternen, die ein wenig Licht ausstrahlten. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass wollte sie gerne mitteilen, denn, wenn im Advent die erste Kerze brennt, beginnt ihre Vorfreude auf das Fest der Liebe. Trotz aller Hektik und Stress im Alltagsleben, würden sich doch viele Momente ergeben, in denen man abtauchen kann in seine Träume und Wünsche. Sofort fiel ihr das Lied „Tragt in die Welt ein Licht“ ein und sie begann es leise zu singen.

 

Noch während sie sang, stellte sie sich vor, dass man ein Licht zu den alten Menschen bringen sollte, die einsam sind oder den Kranken bringen, damit sie die Hoffnung nicht verlieren. Ein Licht zu den Kindern, denn alle Kinder dieser Welt besitzen Träume, die oft mehr als zerstört werden. Glücklich sind die Kinder, wenn sie Liebe erfahren dürfen, keine Kriege erleben müssen und ohne Angst leben zu können.

 

Gedankenverloren und singend schlenderte Hanne den Weg entlang, achtete auch nicht auf die Pflastersteine, die inzwischen durch die Wurzeln ein wenig angehoben waren und stolperte über einen, so dass sie ins Trudeln geriet. Sie konnte sich gerade noch an dem Holzgeländer fangen, da erreichte schon wieder ihr Ohr einen dumpfen Knall und im nächsten Augenblick einen Druck mitten auf ihrer Stirn. Jetzt riss ihr der Geduldfaden und brüllte:

„Hallo ihr Vollidoten, ich mache nicht mit bei eurem Spiel!“

 

Nichts und niemand rührte sich, sondern eine unheimliche Stille verbreitete sich. Hanne wurde es doch nun ziemlich mulmig, dass sie schließlich raschen Schrittes weiterging und glücklich war, als sie die Häuser erreichte.

 

 

 

Impressum

Texte: Schnief
Bildmaterialien: Manuela Schauten
Tag der Veröffentlichung: 29.11.2023

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