Da das Wetter einigermaßen annehmbar war, die Sonne lachte in den strahlend blauen Himmel und der Wind strich sanft über mein Gesicht, so schlenderte ich gemütlich den Feldweg entlang, um zu schauen, welche Blumen und Sträucher zu blühen begannen, Ich erfreute mich an den ersten Gänseblümchen, die sofort eine Erinnerung in mir hochkommen ließ, wie wir als Kinder diese zu Ketten geflochtet haben und stolz wie Oskar unser Haar damit schmückten.
Während noch meine Gedanken bei den Gänseblümchen hingen, entdeckten meine Augen ein vorwitziges kleines graues Kaninchen, welches sich vor dem Eingang eines Erdloches in der Sonne putzte. Unwillkürlich musste ich lächeln.
Es erinnerte mich sofort an unsere Hoppler, die sich auch dort gerne putzen oder sich dann von mir mit leckeren Gänseblümchen oder Kräutern füttern ließen. Aus Erfahrung wusste ich jedoch, dass ich dem kleinen grauen Kannichen so nicht kommen konnte, es würde sonst in Windeseile in seinem Bau verschwinden. So genoss ich einfach die wenigen Augenblicke des Zuschauens, wie es sich putzte.
Langsam setzte ich meinen Weg fort, genoss die mit weißen Blüten versehenen Sträucher, die sich in wenigen Wochen in grüne Blätter verwandelten. Ja, auch die gelben Sträucher blühten bereits, ich glaube, die nennt man Forsythien. Jedesmal wenn ich sie erblicke, muss ich an Ostern denken. Ostern, ja das Fest der Auferstehung und warum gerade mich die Farbe gelb an das Fest denken lässt. Ich kramte in meinem Hinterstübchen, wieso und weshalb?
Vielleicht, weil gerade die helle Farbe uns etwas besonderes zeigen möchte oder doch eher aus der Zeit, als ich ein Kind war und alles in der Vorosterzeit mit gelblichen Tischdecken oder Dekos geschmückt wurde. Oder weil die ersten Blumen entweder weiß oder gelb erblühen und es doch etwas mit der Auferstehung zu tun hat? Gute Frage, dachte ich so bei mir.
Natürlich weiß ich auch, daß im Frühjahr die Natur, welche sich im Winter zur Ruhe gesetzt hat, fast alles wieder auferstehen lässt, nur warum gerade diese beiden Farben vorherrschend sichtbar sind, obwohl es ja auch andersfarbige Frühblüher gibt, die blau oder in violetten Tönen gibt. Fragen über Fragen stellten sich plötzlich ein, ich krammte tiefer in meinen Erinnerungen, ob vielleicht noch etwas vom Biologieunterricht hängen geblieben ist? War aber dem nicht so und ich schritt langsamen Schrittes, gefangen in meinen Gedanken, weiter.
Plötzlich rasten meine Gedanken, Erinnerungen an die unterschiedlichsten Ereignisse, die ich im Frühjahr als Kind, Jugendliche und als Mutter erlebte, wie Eier suchen, Blumen pflücken, der kleine Fluss und Bäche, Wanderungen oder einfache Streifzüge durch den Wald. Allein schon der der Gedanke, wie wir als Kinder veräppelt wurden, als unsere Großeltern mit uns Ostern spazieren gingen und wir dachten, meine Güte, hat der Osterhase aber viele Eier versteckt. Das wir jedoch immer wieder die gleichen Eier einsammelten und das wiederum mit den eigenen Kindern machten oder an das Osterfest, an mein Bruderherz mit einem Floß fahren wollte - auf dem kleinen Fluss.
Zum Glück sah mich niemand, dass ich laut lachend rumstand oder gemächlich in meinen Gedanken gefangen den Weg weiterlief, wobei ich nicht auf den Boden achtete und schließlich auch noch in eine Pfütze trampelte. Erst in diesem Moment bin ich in die Realität zurückgekehrt und fluchte leise über den nassen Schuh.
Doch da fragte ich mich, warum reicht eine Kleinigkeit, ein Stichwort aus, um mit solch einem Wort unwillkürlich Erinnerungen hervorzurufen?
Doch die Erfahrungen in meinem Leben zeigte deutlich, dass reicht.
Texte: Schnief
Bildmaterialien: Manuela Schauten
Cover: M. Schauten
Tag der Veröffentlichung: 30.03.2023
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