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Das abgesoffene Cabriolet


Es gab einmal in einem unbekannten Land, vor einigen Jahren, ein König und eine Königin. Ihr Sohn, der Prinz war inzwischen im heiratsfähigen Alter. Der König und die Königin wollten endlich die Rente beantragen, denn mit 66 Jahren fing ja angeblich das Leben an.

So riefen sie  ihren Sohn zu sich und der alte König sprach zu seinem Sohn: „Kallewalle, es wird Zeit, dass Du dich nach einer anständigen Frau umsiehst. Wir werden langsam alt und wollen endlich das Leben in vollen Zügen genießen.  Such dir eine Frau, die an deiner Seite steht, wenn du das Königreich regieren wirst.“

Der Prinz zögerte ein wenig, aber schließlich willigte er ein, machte aber zur Bedingung, dass nur sein Herz entscheiden sollte und nicht unbedingt die Herkunft.

 

Die Königin und der König veranstalteten ein großes Fest. Man lud viele heiratsfähige Prinzessinnen und die sogenannte High Society der umliegenden Länder ein. Beim Fest ging es hoch her, aber des Prinzens Aschenputtel war nicht darunter. Das alte Königspaar war nicht begeistert, so rieten sie ihm, zu Reisen und soll bloß kein Trübsal zu blasen.

 

Einige Tage später machte er sich mit seinem Ferrari auf dem Weg,  sein  braunes treues Pferd ließ er im Stall. Ein Land nach dem anderen klapperte er ab, war auf unzähligen Festen, besuchte Opernhäuser, tanzte wild auf Festivals und  Rockkonzerten.

Irgendwann hatte er die Nase voll,  er fand einfach nicht  nach seinen Vorstellungen die Richtige. An Allen hatte er etwas auszusetzen, entweder war sie zu mollig oder zu dürr, zu groß oder zu klein. Ebenso lernte er auch Prinzessinnen kennen. So manche von ihnen, die redeten ununterbrochen oder andere waren zu still, eine sagte sogar überhaupt nichts, als wäre sie stumm.

 
Es vergingen Monate mit der Suche nach der richtigen Prinzessin und schließlich machte er sich traurig auf dem Heimweg.

Als er über die Zugbrücke mit seiner Karre fuhr und ein Hupkonzert veranstaltete, da liefen  ihm freudig seine Eltern entgegen. Als sie jedoch erfuhren, dass er sein Herz nicht an eine Prinzessin oder Mädel verloren hatte, da drückten sie ihn und sprachen:

„Sohn, hoffen wir, das in kürzester Zeit sich die Richtige hierher verliert, die dein Herz im Sturm erobert.“

Es vergingen einige Tage, ein schreckliches Unwetter tobte. Nicht nur, das es blitzte und donnerte, nein es goss stundenlang in Strömen.

Die Königsfamilie saß vor der Glotze, als es plötzlich wie verrückt  an der Tür  polterte. 
Der alte König, der gerade sich in der Halle auf dem Weg zum stillen Örtchen befand, öffnete die schwere Holztür.
Sein Blick fiel auf ein Mädchen, aber wie sah sie aus, ihre Haare waren nass und hingen in Strähnen hinunter? Ihr Kleid triefte nur so und aus ihren Schuhen schwappte das Wasser. Trotzdem stellte der alte König fest, sie hatte seiner Meinung nach, eine klasse Figur.

„Haste deinen Schirm vergessen?“, wollte er schon fragen, aber rief dann doch: „Komm schnell herein, mein Kind“, und zog sie rasch am Arm fassend hinein. Im Anschluss rief er die Dienstboten herbei, damit sie schnell ein Feuer im Kamin entfachten. Der alte König war so entzückt von dem Mädchen, seine Augen klebten förmlich an seiner Brille. So wies er seine Dienstboten an, den Kamin schneller zu heizen,  damit sich das arme Kind nicht erkältet und ihre Kleidung trocknen konnten.

Die ganze Königsfamilie setzte sich mit dem Mädchen vor den Kamin und sie erzählten sich Geschichten. 

Inzwischen war es später Abend geworden und der Regen wollte auch nicht aufhören. Deshalb entschied die alte Königin, dass das Mädchen übernachten sollte, denn zu ihrem Gasthaus konnte sie bei diesen Regen nicht, zumal ihr Cabriolet vollgelaufen war, weil das Verdeck sich verklemmt hatte und sich nicht schließen ließ.

Beim Abendessen erzählte das Mädchen, sie wäre eine richtige Prinzessin aus dem Land der Elfen.
„Das werden wir ja noch sehen“, dachte sich die alte Königin, als sie dem Mädchen das Zimmer zeigte, in dem es schlafen sollte. Dort legte sie ihr eine Erbse unter die Matratze, während sie ihr eine Decke aufs Bett legte.    

Im Schlafgemach sagte die Königin  zum alten König: „Wir werden ja morgen früh sehen, ob sie wirklich eine richtige Prinzessin ist!“


Am nächsten Morgen fragte die alte Königin das Mädchen, wie sie geschlafen hätte. Darauf antwortete ihr das Mädchen: „Ich habe die Nacht kaum ein Auge zugemacht, denn die ganze Zeit piekste mich etwas, es war einfach schrecklich, du hast mir doch nicht etwa eine Erbse unter die Matratze gelegt.“

Die alte Königin lächelte und schwieg.

 

Weil es draußen immer noch in Strömen regnete, verbrachte der Prinz mit dem Mädchen seine Zeit und die zwei verliebten sich ineinander. Als nun der Abend kam, mussten die Zofen und Diener noch zwei weitere Matratzen auflegen, damit das Mädchen eine gute Nacht habe und die alte Königin kontrollierte die Arbeiten. Dabei legte sie wieder eine Erbse unter die unterste Matratze.

Als sie später mit dem alten König allein war, sagte sie wiederum: „Wir werden ja sehen, ob sie eine wirkliche Prinzessin ist.“ Doch sie hatten nicht mit dem Mädchen gerechnet, sie schaute unter die Matratzen und holte die Erbse hervor.


Am nächsten Morgen fragte die alte Königin wieder das Mädchen, wie sie denn geschlafen habe und wieder antwortete sie: „Eigentlich hätte ich die ganze Nacht kaum ein Auge schließen können, habe aber vorsorglich die Erbse entfernt, so konnte ich wunderbar schlafen.“

Die alte Königin musste lachen.

Der junge Prinz war inzwischen in das Mädchen so etwas von vernarrt und wollte sie nicht gehen lassen, so verbrachte er wiederum den ganzen Tag mit ihr. Er zeigte ihr den Garten und den kleinen Park, welchen die Burg umgab. So wurde es wieder Abend und die alte Königin wollte wieder  die Dienstboten anweisen, dass sie so viele Matratzen übereinanderlegten, wie sie nur konnten, aber als sie  das Mädchen ins Bett gehen wollte, brauchte sie nun eine Leiter, um auf den Matratzenberg zu gelangen.

„Bin ich blöd“, dachte das Mädchen, griff unter die Matratzen und entfernte die Erbse, bevor sie auf die Leiter stieg.                                                                                                  

 Als sie am nächsten Morgen beim Frühstück saßen, fragte die alte Königin wiederum, wie sie denn geschlafen habe und das Mädchen antwortete ihr: „Die ganze Nacht hätte ich kein Auge schließen können, denn es hätte mich ständig etwas gepiekst, aber vorsorglich habe ich die Erbse entsorgt“, dabei reichte sie mit einem Lächeln der alten Königin die Erbse.  Daraufhin rief die alte Königin: „Du bist wahrhaftig eine richtige Prinzessin.“

 

Das inzwischen abgesoffene Cabriolet wurde von der Werkstatt gebracht, und der Prinz fuhr mit dem Mädchen zu dessen Eltern, um ihnen mitzuteilen, dass er sie auserwählt habe, mit ihr sein zukünftiges Königreich zu regieren.


Es dauerte nicht lange und auf dem Schloss gab es ein riesiges Fest, die ersehnte Hochzeit.



 

 

Impressum

Texte: Schnief
Bildmaterialien: Schnief
Cover: Schnief
Tag der Veröffentlichung: 03.01.2023

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