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Ja, so wars

Mariechen und Uli saßen vor dem Fernseher, die Mutter saß strickend auf dem Sofa. Sie wollte gemeinsam mit den Kindern eine Quizsendung anschauen. Zurzeit lief noch Werbung und da fragte Mariechen:

„Mama, warst du schon mal in solch einer Quizsendung?“

„Ja Mariechen, es ist aber bereits Jahre her.“

„Und wie war das, erzähle doch mal?“, wollte sie nun wissbegierig wissen. Auch Uli schaute seine Mutter mit großen erwartungsvollen Augen an.

 

Da begann die Mutter zu erzählen:

„Kollegin Aggi war damals so verrückt nach der Sendung „Ein Tag wie kein Anderer“, welche zu dieser Zeit von Björn Hergen Schimpf moderier wurde. Unser damaliger Dachdecker, mit dem wir in der Firma zusammenarbeiteten, besorgte uns ein paar Karten. Sagen wir besser, er gab einige Karten an uns weiter, die er als Präsente erhalten hatte. Seine Firma hatte einige Arbeiten an den Studios in Hürth und Köln ausgeführt und da er es fast immer mit allen sehr gut zurechtkam.

Es war in der Vorweihnachtszeit, statt eines Weihnachtspräsentes erhielten wir Karten und Verzehrkarten, da nach der Sendung für besondere Gäste ein Essen stattfinden sollte.“

„Ist doch cool und habt ihr auch mit den Stars gesprochen“, fragte Uli dazwischen, die Mutter hatte ihn anscheinend nicht verstanden, denn sie setzte ihre Erzählung fort.

„Bis zu diesem Zeitpunkt sind meine Kollegin und ich immer davon ausgegangen, dass es sich um eine Livesendung handelte. Aber zu unserer großen Überraschung fand der Termin für die Sendung innerhalb der Woche statt. An dem besagten Tag des Termins für die Sendung nahmen wir uns zwei Stunden früher frei, um pünktlich dort zu sein. Als wir vor den Studios ankamen, mussten wir auch noch feststellen, dass Parkplätze Mangelware waren, fanden aber schließlich einen Stellplatz in der Nähe.

Meine Kollegin Aggi war so etwas von aufgeregt, redete während der ganzen Fahrt wie ein Wasserfall und ich versuchte beruhigend auf sie einzuwirken. Wir fanden den Eingang und im Foyer warteten bereits viele Zuschauer vor der mit roten Bändern abgeriegelten Absperrung zum Eingang.

Dort standen wir uns erst einmal fast eine dreivierte Stunde die Beine platt, bis endlich die Zuschauer ins Studio hereingelassen wurden. Durch einen leicht düsteren Gang gelangten wir schließlich ins Studio. Nachdem alle Zuschauer ihren Platz eingenommen hatten, erklang plötzlich so eine Art Gong und ein Assistent wies die Zuschauer ein, wann zu klatschen sei. Er hielt dabei verschiedene Tafeln hoch. Kurz darauf kam Björn Hergen Schimpf und begrüßte die Zuschauer kurz persönlich.

Im Anschluss begann die Aufnahme der Sendung mit dem Titelsong „Dreamer“ von Supertramp. Während der Aufnahme begannen je nach Aufforderung wir, oder besser gesagt, die Zuschauer zu klatschen, lachen oder Oh Rufe.“

 

„Ehrlich, das ist doch dusselig, sag bloß, das haben alle gemacht?“, warf Uli ein und wollte wissen, „Gab es auch Werbung zwischendurch?“

 

„Selbstverständlich gab es eine Unterbrechung wegen der Werbung, zum Glück gab es damals ja nur Eine. In dieser rund drei Minuten langen Pause verschwand der Moderator aus dem Studio, war aber pünktlich zurück. Jedes Mal, wenn die Kamera über die Zuschauer geleitete, begann meine Kollegin wie verrückt an, zu winken, bis ich ihr einen leichten Stoß in die Rippen versetzte, worauf sie mich leise anmotzte.“

„Mama, das macht man doch nicht, das tut doch weh“, missbilligte Mariechen. Die mutter zuckte nur mit den Schultern und fuhr fort:

„Nach dem Ende der Sendung die Schlussmelodie verklungen war, bedankte Herr Schimpf sich überschwänglich für die großartige Zusammenarbeit und verschwand. Viele der Zuschauer waren traurig, dass er keine Autogramme verteilte. So machten wir uns langsam auf, um zum Essen zu gelangen. Zu unserer Enttäuschung fand das Essen in der Kantine statt, aber es schmeckte und das war doch die Hauptsache.

Meine Kollegin Aggi war sehr enttäuscht, dass wir nicht einen Platz an dem Tisch hatten, an dem die Prominenz saß. Nach dem Essen jedoch ging Herr Schimpf aber an den Tischen vorbei und verteilte Autogrammkarten.

Meine Kollegin ließ sich einige geben und er schrieb netterweise kleine Widmungen darauf. Ich wollte keine Widmung.

Es war schon spät als wir uns auf dem Rückweg machten, meine Kollegin war begeistert und ich war eigentlich froh, diesen Abend überstanden zu haben.

Als die Sendung im Fernsehen ausgestrahlt wurde, saßen Papa und ich vor der Glotze und er meinte noch lachend

„Da seid Ihr ja, und wie das Aggichen mit den Armen wedelt, einfach köstlich.“

 

Uli und Mariechen mussten lachen, als plötzlich die Mutter wie wild mit den Armen wedelte.

 

„Trotzdem würde ich gerne mal so eine Quizsendung live erleben“, meinte Mariechen.

„Sicher, jeder muss seine Erfahrung damit machen und empfindet es anders.“

Impressum

Texte: M.Schauten
Bildmaterialien: M. Schauten
Tag der Veröffentlichung: 12.10.2022

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