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Hitzewelle

Dicht gedrängt stand Marie in der Regionalbahn, die heute recht voll war. Noch nicht einmal einen Sitzplatz war frei. Schon kurz nach dem Betreten der Bahn, dachte sie, das muss ja nicht sein. Plötzlich vernahm sie eine laute Stimme, als sich die Bahn in Bewegung setzte, „Hier ist eine gehbehinderte ältere Dame, will nicht jemand endlich aufstehen?“ Viele schauten auf den Boden oder ihre Blicke gingen stur geradeaus. Doch es erhob sich ein junger Mann und die ältere Dame bedankte sich höflich, nachdem sie Platz genommen hatte. Marie begann zu schwitzen, ihr wurde es unerträglich und sie spürte wie ihr ein Rinnsal den Rücken hinunterlief. Am liebsten hätte sie gebrüllt „Wer steht für mich auf?“, als sie von weiteren heißen Wellen überschüttet wurden. Verkrampft suchte sie nach ihrem kleinen Handtuch in der Tasche, fand es endlich und wischte sich den herunterlaufenden Schweiß aus dem Gesicht, während sie sich krampfhaft an einem Haltegurt festhielt. Plötzlich hörte sie eine Frau sagen „Pass auf, dass du nicht an die Frau dort kommt, sonst biste auch gebadet“. Eine andere antwortete „So heiß ist es doch hier nicht die Bahn ist doch klimatisiert.“  „Die läuft wie ein Wasserkran“ „Die Ärmste“.  Zum Glück hielt die Bahn kurz danach und Marie versuchte zum Ausgang zu gelangen. Es entstand ein leichtes Gedränge. Endlich stand Marie auf dem Bahnsteig und versuchte Luft zu holen, doch ihr schlug eine Hitzewand entgegen, dass sie dachte, „Wäre ich bloß in der Bahn geblieben oder besser gleich daheim“.

 

Sofort setzte sie sich auf eine Bank, die zum Glück im Schatten stand und versuchte erst einmal wieder zu sich zu kommen. Doch da klingelte ihr Handy in ihrer Tasche. Sie holte es heraus und nahm ab.  „Wo bleibst du, wir warten schon und wollen los?“ hörte sie Christines schrille Stimme. „Wohin los? Ich dachte, wir machen es uns in deinem Garten gemütlich. Bin übrigens gerade aus der Bahn gestiegen“, erwiderte Marie.  „Martha findet aber, dass wir besser ins Bunte gehen sollen.“ „Ich nicht, außerdem zerfließe ich.“ „Glaube ich nicht!“ „Doch, hab Hitzewellen und das bei der Hitze, können die nicht im Winter kommen, wenn ich friere.“ „Echt?“ „Ja, und sollte ich noch mal geboren werden, dann nur als Mann“ Marie hörte, wie Christine lachte und bevor sie antworten konnte setzte sie dazu. „Ich fahr wieder nach Hause, bin sowieso schon gebadet.“ „Nein, komm her, in fünf Minuten biste bei mir, da stellst du dich unter die Dusche und wir bleiben dann hier. Regel das schon mal, bis gleich“, hörte Marie noch Christine sagen, dann war die Leitung unterbrochen.

 

Marie erhob sich langsam und machte sich auf den Weg, wobei sie möglichst die unbarmherzige Sonne mied.

Impressum

Texte: Schnief
Bildmaterialien: M.Schauten
Tag der Veröffentlichung: 29.08.2022

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