500 Worte für eine Story?
Mit rund 500 Wörtern ohne Umschweife auf den Punkt kommen und eine Geschichte zu einem bestimmten Thema erzählen, das ist gar nicht so leicht, wie es zunächst klingt.
Ja, dieser Herausforderung stellten sich Autor:innen der BookRix Community.
So entstand eine besondere Vielfalt von Biografischen - Erzählungen bis zur
Liebesgeschichte in Form von ''Mini-Stories“ die kurzweilig, mal humorvoll, mal nachdenklich nachklingen.
Martina Hoblitz - Vorwort
Ganz am Anfang
Ralf von der Brelie – 8:16
Matthias März – Mutti weiß, was am Anfang war
Manuela Schauten - Ganz am Anfang
Sehnsucht und Vorbei
Ralf von der Brelie - Vorbei
Martina Hoblitz - Eine Liebe im Mai
Manuela Schauten – Freiheit
Behindert
Martina Hoblitz – Wer ist hier behindert?
Ralf von der Brelie – Küss mich Dummkopf!
Ronja Reuber - Sein Name ist … Bennet
Manuela Schauten – Behinderungen
Nach Vorgabeworten
Milly B. – Der Träumer
Martina Hoblitz - Ein Wunder für Alice
Ronja Reuber – Wenn der Geist den Kuchen backt
Eine Geschichte zu einem Bild
Ralf von der Brelie - Wer früher kommt, ist länger da
Michael Pinball – Die zwei Gesichter des Michel P.
Martina Hoblitz – Mein Bruder, der Komiker
Sommer, Sonne, S...
Martina Hoblitz – Sommer, Sonne, Softeis
Ralf von der Brelie - Der Ritterschlag
Milly B. - Sommer, Sonne, Sandwüste
Michael Pinball - Sommer, Sonne, Speiseeis
Kater am Morgen
Milly B. – Katzen am Morgen
Michael Pinball – Kater am Morgen
Ronja Reuber – Kater am Morgen
Milly B. – Es war doch nur `ne Buddel Rum
Matthias März – Die liebste Katze der Welt
Erinnerungen
Martina Hoblitz – Was bleibt
Ronja Reuber - Ein Flug mit Hindernissen
Milly B. – Badetag
Matthias März – Sabine und ich
Michael Pinball - Erinnerungen
Verbotene Orte
Ronja Reuber – Es war ein Tabu
Ursula Kollasch – Das verbotene Viertel
Begegnung
Ralf von der Brelie – Begegnung
Milly B. – Nur ein Zufall?
Ursula Kollasch – Begegnung im Bus
Matthias März – Im Zug nach Osnabrück
Coco Eberhardt – Begegnung mit Thorsten
Hans Zimmermann – Rainer, nur Rainer
Michael Pinball – Wie man sich so begegnet
Hans Zimmermann – Das neue Haus
Martina Hoblitz – Ich kenn dich doch
Verpasste Gelegenheit
Ralf von der Brelie - Der 7. Tag
Ronja Reuber – Verpasst
Michael Pinball – Knapp verpasst
Milly B. – Die Tücken der Schreiberei
Martina Hoblitz – Dann eben nicht … oder doch?
Matthias März – Das verpasste Rendezvous
Wer andern eine Grube gräbt
Ralf von der Brelie - Peng, peng , peng
Tess M. Heingand – Pausenbrot
Ronja Reuber – Ein leckeres Rezept
Martina Hoblitz - Mein Vater der Schachtmeister
Michael Pinball – Spielereien
Hans Zimmerman – Was willst du mir sagen
Im Mondschein
Ronja Reuber- Luna lacht
Milly B. – Sparziergang im Mondschein
Tess M. Heingand – Seelenfalter
Martina Hoblitz- Glück im Unglück
Hans Zimmermann – An der Bushaltestelle bei Vollmond
Martina Hoblitz – Eine Nacht im Oktober
Ralf von der Brelie – Miss Verständnis
Coco Eberhardt - Allein in Montmartre
Danke
Beteiligte Autor: innen
Anthologien
© Ralf von der Brelie
Es war ein wunderschöner Sommertag im August, als Mitsou erwachte, weil ihr ein verirrter Sonnenstrahl keck auf der Nase herumtanzte und sie deshalb laut niesen musste. Eilig sprang das kleine Mädchen aus dem Bett und lief mit nackten Füssen durch ihr kleines Zimmer. Gestern Abend hatte sie noch gedacht, dass sie vor lauter Vorfreude nicht einschlafen würde können und dann war sie doch eingeschlafen. Erst der Sonnenstrahl, welcher sich durch die sanft im leichten Sommerwind bewegenden Gardinen in ihr Zimmer geschlichen hatte und sie zärtlich aus ihren Träumen riss, hatte sie wieder daran erinnert, dass heute ihr Geburtstag war.
Mitsou stürmte in die Küche. Dort war gerade ihre Mutter dabei, ein Reisbällchen in ihren Händen zu formen und dieses, nachdem sie damit zufrieden war, zu den anderen Bällchen auf das hölzerne Brett zu legen. Dort wartete bereits eine ganze Reihe anderer darauf, endlich in den Backofen wandern zu dürfen.
„Guten Morgen Mama!“, rief Mitsou. „Guten Morgen mein Schatz“, antwortete lächelnd ihre Mutter. „Du bist schon auf?“, fügte sie fragend hinzu, wusste aber doch ganz genau, warum es ihre kleine Tochter nicht länger im Bett ausgehalten hatte. „Kuck mal“, meinte sie dann, „ich glaube, da hat irgendwer wohl etwas bei uns vergessen. Aber vielleicht hat er es auch überhaupt nicht vergessen, sondern mit Absicht dagelassen. Schau doch mal dort hinten auf der Kommode nach.“
Sofort löste sich Mitsou von ihrer Mama und stürmte auch schon los. Ihre nackten Füßchen tapsten geschwind über den Küchenboden. Ihr Nachthemd wirbelte dabei um ihren kleinen Körper herum.
„Oh Mama!“, rief sie dann voller Freude. „Eine Puppe und schau mal, wie schön sie ist!“
Mama beugte sich herunter, ließ sich dann auf ihre Knie nieder und drückte ihre kleine Tochter fest an sich. „Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag mein Schatz. Möge dein Lächeln niemals der Traurigkeit weichen und dein Glück für ewig währen“, damit küsste sie Mitsou sanft auf die Stirn.
„Darf ich hinaus und meiner Puppe ihr neues Zuhause zeigen?“, fragte Mitsou ungeduldig, dabei die Worte ihrer Mutter kaum wahrnehmend.
„Natürlich darfst du das, aber zieh dir vorher etwas an“, antwortete Mama mit leisem Lächeln.
Wenige Minuten später stapfte Mitsou auch schon mit ihrer neuen Puppe durch den kleinen Garten. „Hier, das sind die Kräuter, die Mama für das Essen braucht und das da vorne, musst du wissen, dort an dem Baum, das ist mein Lieblingsplatz,“ Während sie dies ihrem Spielzeug erzählte, ließ sie sich schon an dem knorrigen Stamm nieder.
Ganz oben am Himmel konnte sie ein fernes Brummen hören, aber selbst als Mitsou ihren Kopf in den Nacken und ihre kleine Hand vor der Sonne schützend an die Stirn legte, konnte sie nicht entdecken, woher dieses Brummen wohl herkommen mochte.
Einen kurzen Moment lang erschrak sie, als sie dort, ganz oben am Himmel einen plötzlich aufflammenden Blitz sah, welcher ihr fast das Augenlicht raubte ...
Hiroshima. 8. August 1945. 8:16 Uhr
200 000 Tote ist nur eine Zahl. Ein einzelner Mensch hingegen bekommt eine Seele.
© Matthias März
„Mutti, darf ich dich was fragen?“
„Aber klar doch, Kevin-Rüdiger. Was möchtest du denn wissen?“
„Was war am Anfang?“
„An welchem Anfang, Kevin-Rüdiger?“
„Als Gott alles geschaffen hat. Das hat die Tante Barbara im Kindergarten erzählt. Was war da?“
„Da war nichts, Kevin-Rüdiger. Gar nichts.“
„War ich auch nicht da?“
„Nein, Kevin-Rüdiger.“
„Warst du da, Mutti?“
„Ich war auch nicht da.“
„War die Oma da?“
„Nein, Kevin-Rüdiger. Die Oma war auch nicht da. Ich habe dir doch gesagt, dass da nichts war.“
„Wie hat Gott das gemacht?“
„Was meinst du, Kevin-Rüdiger?“
„Wie hat Gott etwas aus dem Nichts gemacht?“
„Weil, weil, das ist halt so!“
„Mutti, kann ich auch aus Nichts etwas machen, Mutti?“
„Nein, Kevin-Rüdiger. Du kannst das nicht.“
„Kannst du das?“
„Nein, Kevin-Rüdiger. Und bevor du weiter fragst, die Oma kann das auch nicht.“
„Kann das niemand außer Gott?“
„Ja, Kevin-Rüdiger.“
„Und wenn ich Gott anrufe, kann er mir sagen, wie er das gemacht hat?“
„Nein, Kevin-Rüdiger. Niemand kann Gott anrufen.“
„Aber Tante Barbara hat gesagt, dass wir immer Gott anrufen sollen, wenn er uns helfen soll.“
„Das ist aber nicht so gemeint, Kevin-Rüdiger. Damit ist gemeint, dass Ihr beten sollt.“
„Wenn ich bete, kann ich zu Gott sprechen?“
„Ja, Kevin-Rüdiger. Das kannst du.“
„Und dann sagt mir Gott, wie er das gemacht hat?“
„Das glaube ich nicht, Kevin-Rüdiger. Das wird er dir nicht verraten.“
„Warum nicht, Mutti?“
„Das ist sein Geheimnis.“
„Kann er dir das verraten?“
„Nein, mir auch nicht. Das verrät er mir auch nicht. Auch nicht der Oma.“
„Verrät er das Tante Barbara?“
„Das verrät Gott niemanden. Das behält er für sich.“
„Das ist aber gemein von Gott. Warum ist Gott so gemein, Mutti?“
„Weil, weil, das ist halt so! Kevin-Rüdiger, du nervst mich heute. Frag nicht so viel!“
„Aber, Mutti, ich habe doch gefragt, ob ich etwas fragen darf.“
„Für heute ist es aber genug, Kevin-Rüdiger! Lass uns ein Eis essen gehen.“
„Gut, Mutti. Aber, Mutti, weißt du, was ich auch gut finde?“
„Na, was denn, Kevin-Rüdiger?“
„Ich finde gut, dass du alles weißt.“
© Manuela Schauten
Ganz am Anfang war das Wasser, aus dem sich in der Evolution das Leben auf dem Land entwickelte, so lernte ich es seinerzeit, fragt mich jetzt nicht nach dem Fach. Während ich mir ein Glas Wasser einschenkte, sah ich einen kleinen Bach, der sich gebildet hatte, da ich mal wieder kein Zielwasser intus hatte.
Unser Leben ist eigentlich wie ein Bach. Irgendwo in einem Gebirge oder auch Anhöhe, die etwas höher liegt, entspringt er, genauso als würden wir Menschen geboren. Ein Bach ist erst einmal ein Rinnsal, der zwischen Felsen oder manchmal sogar mitten auf einer Wiese entspringt. Der Mensch dagegen als Baby, mit der Zeit werden beide größer. Wie im Leben haben beide Hindernisse zu bewältigen, der Bach bzw. sein Wasser hat mit den Widrigkeiten von erst kleinen Steinen, Pflanzen und so Einiges mehr zu kämpfen. Auch der Mensch hat Hindernisse zu bewältigen bis er erwachsen ist. Mit Krankheiten werden heutzutage beide belastet, der Bach je nachdem, welche Gewässer ihm zugeführt werden, der Mensch im Normalfall halt mit den Kinderkrankheiten. Wenn aus dem Bach langsam sich ein Fluss entwickelt, bildet er oftmals auch Seitenarme, ab und zu schließt sich zwar der Kreis, aber halt selten. Der Mensch ist inzwischen zum Erwachsen herangewachsen und bildet unter Umständen Familien und verzweigt sich somit.
Langsam ist zu Anfang der kleine Bach gewachsen, inzwischen ein Fluss, schließlich wird er zu einem Strom, der sich bedächtig dahinbewegt bis er schließlich im Meer mündet. Doch auf seinem Weg dorthin hat er Vieles erlebt, musste Höhenunterschiede bewältigen, wurde ab und zu durch eine Wehr gestaut oder erlebte kleine bis große Wasserfälle. Das Meer ist für den zu Anfang kleinem Bach die Erfüllung oder auch das Ende. Im Prinzip wie bei den Menschen.
Das Ganze könnte man auch weiter vertiefen, indem wir Menschen sozusagen ein Stein in dem zu Anfang kleinem Bach sind. Zwar werden Steine durch das Wasser und seine Bewegungen langsam verkleinert und bei jedem Wasserfall, bei dem der Stein hinunterfällt, teilt er sich (die Verzweigungen und Hindernisse) und erst wenn der Stein zu Staub abgerundet ist, bedeutet, dass langsam das Ende naht.
Da Wasserteilchen ja auch von der Sonne angezogen werden, der sogenannten Verdunstung, könnte es sein, das beim nächsten Regen, das das Wasser irgendwo niederregnet, versickert und vielleicht wieder der Anfang eines kleinen Bachs sein könnte (Wasserkreislauf).
© Martina Hoblitz
„Scheiße!“ fluchte Marion lautstark und nicht sehr damenhaft, als ihr langer spitzer Absatz in dem Schmutzgitter vor der Haustür stecken blieb und bei ihrem Versuch, ihn heraus zu ziehen schlichtweg abbrach.
Da kam ein Mann um die Hausecke, bekleidet mit Latzhose, kariertem Holzfällerhemd und langen grauen Gummistiefeln.
Grinsend sagte er: „Aber Hallo! Ein so schlimmes Wort aus dem Mund einer Dame?!“
Ungeniert musterte er die junge Frau von Kopf bis Fuß, in ihrem mintfarbenen Kostüm, welches fabelhaft zu ihren smaragdgrünen Augen und der kastanienbraunen schulterlangen Lockenpracht passte. Etwas ratlos hielt sie den lädierten Schuh in der Hand und balancierte auf nur einem Bein.
Er war vollkommen hingerissen von ihrem Anblick. Dann besann er sich auf seine Manieren, holte ein weißes Taschentuch aus seiner Hosentasche, wischte damit seine Hände sauber, trat einen Schritt auf sie zu und streckte ihr seine rechte Hand entgegen, wobei er sich vorstellte: „Mein Name ist Hartwig Spielmann … als Autor besser bekannt unter Harry Player. - Ich vermute, Sie sind die Journalistin, die mich interviewen will?“
Marion nickte lächelnd aber wortlos. Doch ehe sie die dargebotene Hand ergreifen konnte, flitze plötzlich ein Collie-Welpe durch Hartwigs Beine, sprang an Marion hoch, schnappte sich den Schuh und rannte damit quer über den Hof Richtung Stallungen.
Hartwig war herbeigesprungen, um Marion aufzufangen, die durch den Ansturm des Hundes das Gleichgewicht verlieren wollte. Ungehalten schimpfte er: „Verdammt nochmal, Bella, lass den Scheiß! Komm sofort hierher, du verrückter Köter!“
Aber die Hündin ignorierte den Ruf ihres Herrn und verschwand hinter dem halb offenen Scheunentor.
Marion lachte verhalten. „Na, Sie können aber auch ganz schön fluchen.“
Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie quasi in Hartwigs Armen lag.
In diesem Moment wurde die Haustür von innen geöffnet, eine junge Frau in Kittelschürze erschien auf der Schwelle und starrte verwundert auf die Szene, die sich ihr darbot. …
***
„Mist verdammter!“ fluche ich und starre mit Verzweiflungstränen in den Augenwinkeln auf das krumme und schiefe Gebilde einer Buttercremetorte.
„Warum krieg ich das nie so gut hin wie deine Schwester?“
Hartwig steht im Türrahmen, kommt jetzt zu mir in die Küche, nimmt mich in seine Arme und meint beschwichtigend: „Liebes, du musst doch keine perfekte Hausfrau sein! Du hast so viele andre Talente.“
Er grinst schelmisch und streichelt mit einem Augenzwinkern über meinen kleinen Babybauch.
„Übrigens, wenn unser Sprössling erst da ist, sollten wir uns mit Kraftausdrücken etwas zurückhalten.“
„Das musst DU gerade sagen!“
Energisch schiebe ich ihn von mir.
In diesem Moment klingelt es an der Wohnungstür.
„Ich mach auf. Bring du die Torte ins Wohnzimmer!“
Draußen steht Hartwigs Schwester Isa mit der jetzt schon größeren Bella an der Leine und schwenkt aufgeregt ein kleines buntes Buch.
Es handelt sich dabei um das gerade neu veröffentlichte Kinderbuch von Harry Player aus der Reihe „Lustige Hofgeschichten“ mit dem Titel „Der geklaute Schuh“ und Zeichnungen von Isa; also eine Gemeinschaftsproduktion der Geschwister Spielmann.
Und genau das wollen wir heute feiern!
Plötzlich zerrt Bella die Leine aus Isas Hand und stürmt an mir vorbei in die Küche. Wahrscheinlich ist sie zur Begrüßung an Hartwig hochgesprungen? Denn wir hören ein Scheppern auf dem Fliesenboden und Hartwigs kräftigen Fluch: „So eine verdammte Scheiße! Du dummer Köter … die schöne Torte ...“
© Ralf von der Brelie
Ich schaue hinab auf die regenfeuchte Straße. Mein Atem steigt hinauf ins Firmament, vereint sich dort mit dem diesigem grau der Wolken und ich weiß, es ist vorbei.
Mein Blick schweift umher, erblickt die Autos unter mir, die Wassermassen, staubgleich aufwirbelnd, unter meinem Balkon dahinrasen. Suchend ertaste ich die Häuserfront auf der anderen Straßenseite, schaue in die kleinen Gärten, streife das grün der Rasenflächen, wandere weiter in die Ferne, berühre ganz kurz den Himmel und ich weiß, es ist vorbei.
Fröstelnd schlinge ich die Arme um meinen Körper, denke an Sonnenschein, lange Spaziergänge am Strand, aufblitzende Wassertropfen, so schön wie Diamanten, so lebendig wie dein Lachen. Ich höre noch immer die Melodie deiner Stimme, spüre noch immer deine Berührungen auf meiner Haut.
Doch ich weiß, es ist vorbei.
Wir waren wie Kinder, haben gemeinsam die Welt umarmt. Sind dem Horizont entgegengelaufen, haben dem Regenbogen die Farben gestohlen, und ich wusste, wenn du so bist wie dein Lachen, werde ich dich für immer lieben. Wenn du so bist, wie dein Lachen, werde ich selbst bereit sein, mit dir unterzugehen.
Doch ich weiß es ist vorbei.
So oft hast du deinen Kopf ganz nah an mich gelehnt, hast mir flüsternd deine Träume erzählt, hat dein Herz das meine berührt, deine Seele die Enge weit werden lassen. Du hast mir Flügel geschenkt und mich selbst träumen lassen. Mit dir konnte ich Drachen besiegen.
Doch ich weiß, es ist vorbei.
So viele Worte, so viel sanftes Schweigen, wir gingen zusammen, hielten uns fest umklammert und haben uns doch verloren.
Unser Weg liegt nun verlassen. Einsam fegt der Wind über ihn hinweg und dort, wo wir einmal unsere Schritte lenkten, spiegelt sich nun das grau des Himmels in den Regenpfützen.
Es ist vorbei.
Wie oft lagen wir beisammen, nackt und eng umschlungen. Ich habe die Sonnenstrahlen auf deiner Haut geküsst, habe mit den tänzelnden Schatten um deine Zärtlichkeit gerungen. Wir seufzten, lachten und liebten für die Ewigkeit, die doch nur einen Wimpernschlag währte.
Es ist vorbei.
Für immer sollte es sein. Nie sollte uns irgendetwas trennen und als du dann gingst, hast du dich nicht noch einmal nach mir umgedreht. Jeder Schritt ein schritt von mir entfernt.
Krachend fiel die Tür in Schloss und ich wusste, sie wird sich nicht noch einmal für uns öffnen.
Es ist vorbei.
Zweitausend Stunden saß ich da. Habe geraucht, habe getrunken, habe die Zeit gezählt, habe gefühlt und meinen Schmerz betäubt. Habe gezweifelt, habe geschrien, habe gehofft und meine Wunden geleckt. Zweitausend Stunden. Bis der Sturm sich legte und ich begriff.
Es ist vorbei.
Doch es tut nicht mehr weh, nein es tut nicht mehr weh. So oft habe ich es mir selbst gesagt, so oft mir eingeredet, so oft, dass ich bald schon daran glauben werde.
Es ist vorbei.
(geht nicht so schnell vorbei)
© Martina Hoblitz
„De-her Mai ist gekommen … die-hi Bäume schlagen aus ...“
Nicht besonders schön, aber sehr laut drangen die fröhlichen Kinderstimmen durch zwei offene Fenster zu mir. Der Chor der Grundschule, unter der Leitung von Pfarrer Stadler, probte für das große Dorffest – den Tanz in den Mai.
Und ich saß hier am Schreibtisch und raufte mir die Haare, denn mir rauchte der Kopf, weil mir einfach nicht die richtigen Worte einfielen … für meinen Abschiedsbrief.
Wie konnte ich Benedikt nur beibringen, dass ich seine Einladung zum Fest nicht annehmen würde, ohne ihm das Herz zu brechen? Mein Urlaub ging zu Ende, und zum Zeitpunkt der Feier wäre ich bereits wieder auf dem Heimweg in meine Großstadtwohnung in Norddeutschland.
Oh, wie hatte ich doch die drei Wochen Aufenthalt in dem beschaulichen Dorf in Bayern genossen! Genauso wie meine 6-jährige Tochter Pia, die hier viele Kinder zum Spielen fand und meine Gesellschaft gar nicht brauchte, sodass ich allerhand alleine unternehmen konnte. Die Kleine war in dieser Dorfgemeinschaft besser aufgehoben als in so manchem Ferien-Ressort im Ausland. Zumal wir uns so eine Urlaubsreise momentan gar nicht leisten konnten, ich hatte nämlich gerade keinen Job. Meine Stelle wurde kurzerhand wegrationalisiert, aber ich war schon auf der Suche nach etwas Neuem.
Meine Tochter Pia ging bereits zur Schule
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: die jeweiligen Autor:innnen
Bildmaterialien: Illustrationen Manuela Schauten
Cover: Tess M. Heingand
Lektorat: Martina Hoblitz
Tag der Veröffentlichung: 19.10.2021
ISBN: 978-3-7487-9738-8
Alle Rechte vorbehalten