„Oh Gott, was ist das denn?“, fragte Marle und hob dabei einen silbernen Gegenstand in die Höhe. Mark, der gerade in einer Kiste wühlte, schaute auf. „Glaube das ist ein Whiskymixer.“ „Was wollten denn deine Großeltern damit, ich habe hier in all den Jahren noch nie eine Flasche Whisky gesehen?“ „Keine Ahnung, bin ich allwissend!“ „Nee, aber der Enkel!“ Mark verdrehte ein wenig die Augen, aber stöberte weiter in der Kiste. Auch Marle schaute sich weiter um.
Wenige Minuten später blickte Mark auf und sah wie Marle in ein breites Buch versunken war. Das diffuse Licht ließ in diesen Augenblick ihr Gesicht wie eine Wachsmaske erscheinen. Erschrocken wie er war, ließ er das eben gefunden Metzgermesser unwillkürlich fallen und stolperte auch noch über die Wipfelspitzen der ersten künstlichen Tannenbäume, die sein Großvater so mochte. Mit seinem Fall und dem Scheppern riss er Marle aus ihrer Starre. Sie schaute verdutzt auf und sah in seine erschrockenen Augen. „Du guckst genauso jeck wie dein Großvater hier auf dem Foto mit dem Erdbahnkreuzer.“ „Ach nee“, während er das herauspresste, setzte er sich neben sie auf das uralte Sofa und nahm sie liebevoll in den Arm. Marle kuschelte sich an ihm und gemeinsam schauten sie sich das dicke, mit Leder eingebundene Buch an.
Ganz langsam blätterte Marle Seite für Seite um. „Da stehen sie mit diesem Picknickpaket an einem Teich und mit dieser schrecklichen Zierteichschnecke“, meinte Mark und zeigte auf ein Paket auf der anderen Seite des Dachbodens. „Was dieses Picknickpaket oder Kiste gibt es immer noch?“, staunte Marle. Er wusste ja, wie neugierig Marle sein konnte, so stand er vorsichtig auf und holte kurzerhand dieses Picknickpaket. Vorsichtig hatte Marle das dicke Buch zur Seite gelegt und öffnete unverzüglich die Kiste, als Mark sie auf den Boden vor dem Sofa abgestellt hatte. Just in dem Moment wurden sie durch das aufgeregte Zwitschern als herrsche eine Rabenvogelnacht zu Horizontbespanner.
Im Handumdrehen fanden sich die Beiden auf einer Bank wieder.
Ganz verträumt genossen sie den Blick auf einen See, dabei kühlten sie ihre Füße in einem kleinen Teich.
„Was ist das?", fragte Marle, blickte dabei zu ihren Füßen hinunter. „Igitt", kreischend versuchte sie so schnell wie möglich eine Zierteichschecke zu entfernen. Mark schaute sie etwas verwirrt an, doch als Marle die Schnecke entfernt hatte, schwups, da standen beide in Casablanca am Tresen neben Ernest Hemingway. Dieser beobachtete genau, ob der Barkeeper den Whiskymixer richtig benutzte.
Gerade als Mark eine Frage an Hemingway stellen wollte, setzte der Barkeeper den Whiskymixer auf den Tresen, wobei er unabsichtlich mit dem Mixer Marles Hand berührte. Marle und Mark wurden in einen Strudel gezogen.
Beide fanden sich plötzlich in einem schaukelnden Boot vor der Skyline Sydneys wieder. Voller Begeisterung betrachteten sie die Architektur der Oper. Zu ihrer Enttäuschung legte das Boot leider nicht an, sondern drehte ab, weil ein riesiger Flugzeugträger, der fast wie ein Erdbahnkreuzer anmutete, sich zwischen Skyline und Boot schob. Marle wurde es bei dem Wellengang schummrig und drückte sich ganz fest an Mark.
Als Marle wieder klar wurde, da befanden sich beide in Rom, bestaunten die vielen Sehenswürdigkeiten, warfen einen sogenannten Groschen in den Glücksbrunnen. Nach der anstrengenden Tour setzten sie sich gemütlich in ein Lokal und genossen ein herrliches Mahl. Als jedoch Mark dem Ober ein reichliches Trinkgeld für das hervorragende Mahl reichen wollte, stürmte es urplötzlich durch die kleine Taverne.
Im Handumdrehen befanden sich beide auf der Hohenzollernbrücke. Mark befestigte in diesem Moment ein Vorhängeschloss zum Zeichen ihrer Verbundenheit ans Geländer. Von Ferne hörten sie nicht nur das Rauschen des Rheins, nein, auch das Zwitschern von kölschen Tönen. Unterhalb des Doms an der Uferpromenade gab es ein Stelldichein von Künstlern und die Zuschauer stimmten überaus freudig bei den Liedern mit ein. Die überschwappende Begeisterung zog die Beiden magisch an.
Als die Beiden jedoch die Brücke verließen, entstand ein kleiner Wirbel und mitten in den südlichen Bergen von Teneriffa befanden sie sich plötzlich bei einer Wanderung. Mark und Marle legten gerade eine kleine Decke aus und holten im Anschluss ihr Picknickpaket aus dem Rucksack, als einige der Echsen ganz zutraulich auf sie zukamen, teilweise ihnen sogar über die Schuhe liefen, als wollte sie fragen, „Hab Ihr nicht etwas für uns übrig?“.
„Och, wie süß“, entfuhr es Marle und versuchte eines der Tiere zu streicheln, jedoch wollten dies die Tiere nicht. Eines der Tiere versuchte, sogar einen Schnürsenkel an Marks Schuhen anzuknabbern, was er jedoch nicht zuließ. Ebenso fütterten sie die Echsen nicht, diese holten sich einfach die Krümmel, nachdem Mark die Decke ausgeschlagen hatte. Freudig wollten sie noch hinunter zur Küste wandern, doch daraus wurde nichts, just in dem Moment, indem Marle das Picknickpaket in den Rucksack packte, drehten sich beide im Kreis und befanden sich wieder oben im Speicher der Hütte auf dem alten Sofa von Marks Großeltern.
Texte: Schnief
Bildmaterialien: Manuela Schauten
Tag der Veröffentlichung: 19.03.2021
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