Cover

Vorwort

Meine Gedanken und Erlebnissen zu den Worten "Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen." 

Sehen

 Genetisch bedingt wurde ich mit zwei hellblauen Augen geboren und zu meinem Glück mit keinerlei Sehschwäche. So erlebte ich eine Kindheit ohne Hänseleien, was leider damals noch sehr oft vorkam, besonders wenn es Streit gab.  Erst in meiner 5. Dekade des Lebens benötigte ich eine Sehhilfe für die Ferne, es ist nicht gravierend, erkennen kann ich zwar alles, doch mit der Hilfe wurde es schärfer und die Farben brillianter. Inzwischen merke oder empfinde ich immer wieder, dass alles so Minikleingedrucktes mehr als eine Zumutung ist.

 

Lesen ist schon eine Leidenschaft von mir,  bereits im Kindesalter begann ich nicht nur Kinderbücher zu verschlingen, sondern auch, was man halt noch nicht lesen sollte. Am Anfang hatte ich zwar einige Schwierigkeiten, doch diese verloren sich rasch. Eines Tages ist mir eines aufgefallen, denn irgendwo habe ich mal gelesen, dass jemand der viel liest, kaum bzw. wenig Rechtschreibprobleme hat. "Witz komm raus, kann ich nur sagen" hat bei mir nicht funktioniert. 

Dazu fällt mir direkt unser Mathelehrer aus der Berufsschule ein, als der zu uns sagte: "Ihr seid zu blöd zum richtig abschreiben". Heute gebe ich ihm recht, wir haben zwar die richtigen Worte an der Tafel gesehen und trotzdem falsch übertragen. Ich kann jetzt eigentlich nur für mich sprechen, man sieht es oder auch nicht. 

Meine eigenen Fehler sehe ich sowieso erst nach Wochen und denke oftmals dann schließlich, "Die Armen, die das jetzt lesen mussten". 

 

Eines Tages wurde mir das Buch "Schmetterling in meinem Haar" geschenkt, ob ich auch wie die Autorin, zumindest im Babyalter Engel sehen konnte, das entzieht sich meiner Erinnerung. Eher würde ich sagen, Engel gibt es, sie zeigen sich eher in anderen Formen als im Buch beschrieben. Sehen kann ich zwar das umherfliegende Blatt, doch spüre ich dabei einen ungewöhnlichen  Windhauch.

 

In meinem bisherigen Leben habe ich sebstverständlich Vieles gesehen, im Alltag, auf Reisen diverse Sehenswürdigkeiten bei Städtetouren, das Meer und die Berge. 

 

Strand und Meer

 

Berge

 

Foto Tower Bridge

 

Im Alltag sieht man auch nicht alles und was mich seit einigen Monaten aufregt, sind die Spinnweben, die ich immer dann erst sehe, wenn wir Besuch hatten, nicht vorher. Inzwischen bringe ich es fertig und lasse den Spruch los: "Sagt mir mal, wo Spinnweben hängen, ich bin zur Zeit einfach blind."

 

Die Natur faziniert mich, ich sehe dann nicht, sondern starre, man kann so manchesmal erkennen wie eine Blüte sich öffnet. Insekten die emsig ihr Tagesgeschäft betreiben, Schmetterlinge ganz still betrachten oder einfach den Wolken zusehen, die der Wind so vorbei treiben lässt.

Vieles schönes Weitere könnte ich jetzt stundenlang aufzählen, doch auch Ungerechtigkeiten sehe ich täglich, Unfälle zum Glück selten, außer ich schalte den Fernseher ein, denn inzwischen gibt es fast nur noch Negatives in den Medien zu sehen oder sage einfach "Unschönes". 

 

 

Auf jedem Fall bin ich sehr dankbar, kann nur glücklich und zufrieden sein, dass ich unsere Welt, die immer in bezaubernden und den schönsten Farben erscheint, durch meine Sehkraft sehen zu können und genießen kann.

 

 

Hören

 

Während ich Zuhause am Tisch brütend über etwas nachdachte, wurde ich von meinem Mann angestupst.

„Worüber machst du dir solche Gedanken, dass sich Grübelfalten bis zu deinen Ohren hinziehen?“

„Übers Hören, dabei musste ich unwillkürlich an Alexa denken“, den Kopf hebend. Zu meinem Erstaunen meinte er grinsend, „Ich habe jetzt gerade an deine Abende auf der Terrasse gedacht, wenn Nebenan Chris mit seinen Freunden ständig die Musikrichtung wechselte und du genervt von deiner Malerei aufblicktest.“ „Man, mich störte definitiv sein lautstarkes „Alexa“, wobei man anschließend noch nicht mal den gewählten Titel hörte“, unwillkürlich verdrehte ich wohl die Augen, dass sein Grinsen noch breiter wurde.

Er setzte sich zu mir an den Tisch und schaute sich dort ein Bild an.

 

„Man kann auch mit den Ohren sehen“, meinte er wenige Minuten später.

„Wie mit den Ohren sehen?“ „Du weist doch, das das Ohr eine Orientierungshilfe ist und nicht nur die Augen. Wir nehmen schließlich Töne aus den unterschiedlichsten Richtungen wahr.“ Als wenn ich das nicht selbst gewusst hätte, schaute ich ihn wohl etwas komisch an, sodass er unvermittelt weiter sprach: „ Unser Hörsinn ist übrigens von allen Sinnen, die wir besitzen, das differenzierteste. Es ist viel sensibler, genauer und leistungsfähiger als unser Auge.“

„Wieso den das?“, neugierig wollte ich es wissen.

„Unser Ohr kann ungefähr zwischen zehn Oktaven unterscheiden, es reagiert auf Schallwellen, dem Luftdruck im Frequenzbereich.“

„Klar, die Schallwellen werden im Ohr zu Tönen umgewandelt, die Oktaven sind doch die unterschiedlichen ankommenden Schallwellen der verschiedensten Tonarten. Mich interessiert jedoch mehr, ob wir durchs „Hören“ eine Lawine von  Empfindungen entwickeln können.

 

Er blickte auf das Bild, welches auf dem Tisch lag. „Soll dies das Coverbild werden?“

„Ja, das soll es“, antwortete ich. „Warum beziehst du dich dann nicht automatisch darauf? Liegt dieser Strand vielleicht auf einer Insel und hörst du ein lautes oder leises Rauschen des Meeres oder gibt es störende Geräusche, wie das Tuten eines Schiffes?“

„Ja du hast Recht, darauf kann man sehr vieles erkennen und wenn man sich an den Strand setzt, wird einem erst vieles bewusst. Man sieht den fast weißen Sand, der sich wie kleine perfekte Schneewehen darstellt.“ „Schneewehen, nein, eher kleinere Dünen, die vom brausenden, leicht pfeifendem Wind stetig verwandelt werden.“ „Wir haben aber Winter!“ „Na, dann sind irgendwelche Liebespärchen vor menschlichen Überraschungen befreit, jedoch nicht von den im Wind getragenen Sandverwehungen“, gluckste er. „Ich weiß nicht, ob bei eisigen Wind und seinem Geheul sie sich mit Vorsatz dort die Zeit im Liebestaumel vergnügen wollen.“

„Da wäre ich mir nicht so sicher!“

„Männer!“

 

Das Telefon klingelte und mein Mann machte sich auf den Weg dorthin. Während er telefonierte, schaute ich mir mein Bild nochmals an. Es sollte ein Winterbild an der See darstellen. Ob die Szene nun auf einer Insel sich darstellt oder auch nicht, ist egal, es gibt jedenfalls keinen Schnee zu sehen, doch man meint, das Rauschen des Meeres wahrzunehmen,  den sanften Wind, wie er an den Gräsern vorbei streicht und den Draht an den Abgrenzungspfosten zum Schwingen bringt, dass dieser silbrige Töne entwickelt.  

Riechen

Als ich nach vielen Jahren seit meiner Kindheit die Nordsee mit meinem damaligen Freund und jetzigen Mann mich entschied, einen Urlaub vor den Ostfriesischen Inseln zu verbringen, machten wir einen Stopp auf der letzten Raststätte vor der Abfahrt von der Autobahn halt.

Da wir ja in der Kölner Bucht, in die eine so genannte dicke Luft vorherrscht, bemerkten wir unwillkürlich eine viel weicher Luft. Ganz andere Gerüche strömten auf uns ein.

 

Natürlich suchten wir nachdem wir unser Quartier der nächsten Woche gefunden hatten, als Erstes den Strand auf. Unser Quartier lag unweit des Deiches, doch wir mussten feststellen, dann man nicht wie bei uns so einfach in jeden Wald gelang, sondern er war durch einen Zaun abgesperrt. So mussten wir doch glatt einen Kilometer nach rechts in den Ort, um das Meer zu sehen, aber riechen konnten wir es bereits.

 

Etwas enttäuscht waren wir, dass man sofort zur Kasse gebeten wurde, nur um an den Strand zu gelangen Zahlen mussten, es roch für uns nach Abzocke. Wir hatten natürlich Verständnis dafür, dass mit den Einnahmen der Unterhalt von diesem bestritten wurde.

Auch wenn wir nicht vom Zahlen begeistert waren, zahlten wir und landeten zuerst auf dem Strand mit den Hunderten von Strandkörben. Ging man an ihnen vorbei, roch es nicht nur nach Sonnenmilch, ebenso nach Fritten und sogar nach Fisch, der langsam am vermodern schien. Unser Pech war, dass wir zur Ebbe an den Strand kamen, so dass wir noch etliche Meter durchs Watt laufen mussten. Doch wieder änderten sich die Gerüche, der weiße Sandstrand und das nasse Watt. Ich bin ja jemand, der sich nicht nur alles anschaut sondern meist an vielem riecht, so roch ich beim trockenen Sand eigentlich Salz, doch beim Nassen, zwar auch salzigen Geruch, aber ebenfalls Fischiges.

 

Ein bis zwei Tage später machten wir einen Ausflug auf eine der Inseln und wir erlebten einen wunderbaren Tag abseits der Massen in ihren Strandkörben. Endlich konnten wir uns am Rande der Dünen einfach setzen, und in die Ferne schauen. Ich berührte das Gras in den Dünen, oder wie das auch heißt, anfassen und auch daran riechen.   Ich nahm einen eigenartigen Geruch wahr, den ich gar nicht mehr so beschreiben kann, natürlich auch salzig, wobei man das ja nicht riechen kann, sondern eher schmecken. Warum eigentlich stellt sich mir jetzt die Frage? Damals ging das natürlich noch nicht, zu diesem Zeitpunkt gab es wahrscheinlich nur wenige die bereits einen PC, geschweige Internet besaßen. Ein Blick heutzutage ins Netz und schon kennt man die Antwort. Zwei Nerven kommen ins Spiel. Der Olfaktorius (Riechnerv) steuert das eigentliche Riechen, während der schmerzempfindliche Trigeminus (Drillingsnerv (Auge, Ober und Unterkiefer)) auf beißende Gerüche reagiert. Da der Geruchssinn mit dem Geschmackssinn eng verknüpft ist, liefert diese Verknüpfung  ein differenziertes Geschmackserlebnis.

Wir besuchten natürlich auch einen Fischmarkt, schön anzusehen, aber danach konnten wir uns nicht riechen, trotz Lüften bekamen wir den Geruch nicht aus unseren Kleidern. Wir hatten damals nicht bedacht.

 

Schmecken

 

Das subjektiv erfahrene Erlebnis von Empfindungen des Schmeckens wird als gustatorische Wahrnehmung bezeichnet, die durch Reizung spezifischer Sinnesorgane des Geschmacks (lat. Gustus) wie den Geschmacksknospen hervorgerufen werden. Der Geschmackssinn wird ebenso wie der Geruchssinn durch chemische Reize angesprochen, ist jedoch ein Nahsinn, mit dem aufgenommene Nahrung vor der eigentlichen Einnahme geprüft werden kann. Beim erwachsenen Menschen liegen die Sinneszellen des Geschmacksorgans in der Zungen- und Rachenschleimhaut.

 

Es gibt auch weitere Synonyme zu schmecken wie kosten, probieren, prüfen, versuchen, besonders in der Schweiz degustieren, in Österreich umgangssprachlich gustieren, in der Fachsprache verkosten. Ebenso kann man jemandes Geschmack sein, gehoben ausgedrückt eine Gaumenfreude sein oder anders ausgedrückt  angenehm sein, Anklang/Beifall finden, den Geschmack treffen so das Entzücken über das gesehene oder Gehörte entsteht.

 

Im Coverbild findet sich ebenso das Schmecken wieder, vielleicht nicht für jeden, da es nicht jedem zusagt. Doch erkennbar zeigt es einen Weg zwischen den Dünen zu dem Strand und das Meer, salzige Luft kommt einen sofort in den Sinn, wenn man das Bild betrachtet. Vielleicht ein wenig ausgeholt, aber im Meer gibt es unzählige Fischarten, die oft auf unseren Teller sich wiederfinden. Getränke die man an einem Strand zu sich nimmt, die schmecken definitiv, ganz anders als wenn diese im Landesinneren konsumiert werden. Sicher wird niemand das Dünengras gekostet haben.

Für mich zeigt dieses Bild eine Vielzahl des Schmeckens auf, die Farbgebung, die salzige Luft, welche ich damit verbinde, das Meer, Erinnerungen an Stranderlebnisse in geselliger Runde, die Ruhe schmeckt einfach beim liegen in den Dünen.

 

Es gibt ein weiteres Schmecken, das Miteinander, das mir persönlich oft nicht schmeckt. Gerade hier in unserer Gemeinschaft, das betrifft nicht nur diese Gruppe, sondern es zieht sich definitiv durch viele. Der Geschmack des Einzelnen wird leider zu oft gerade bei den Wettbewerben in den Hintergrund gestellt, sondern die Bevorzugung  von Freunden rückt in den Vordergrund.

Mir würde es schmecken,  wenn Inhalt und dessen Ausführung des Beitrags in den Vordergrund rücken würde. 

Schmecken ist auch toll, wenn man sich hilft und niemanden ins Abseits stellt.

Etwas was sicher keinem schmeckt, ist, man wird an einem Tag hochgelobt und am nächsten Tag seine Arbeiten heruntergezogen wird.

 

Ich bin einfach jemand aus der Mitte, mit Höhen und Tiefen. Persönlich weiß ich und akzeptiere das auch, meine Beiträge, egal in welcher Form ich sie zeige, schmecken nicht jeden und müssen auch nicht. 

 

Doch etwas schmeckt mir eigentlich immer, das ist der gewisse Zusammenhalt, den es in einigen Gruppen gibt. 

Schlussendlich überwiegt das Gute, die Toleranz und die Wärme, das ist es, dass mich immer wieder motiviert, mich in die Gemeinschaft einzubringen. 

 

Fühlen

Fühlen ist lebenswichtig, doch das Fühlen ist das Stiefkind unter unseren Sinnen. Verglichen mit den anderen Sinnen gilt es als niedere Wahrnehmung. Von all unseren Sinnen wissen wir über das Fühlen am wenigsten.

Manche Wissenschaftler sehen einen Grund für die Vernachlässigung des Fühlens sehen in unserer christlich geprägten Gesellschaft. Kein anderer der Sinne können uns einen Eindruck durch angenehme Berührungen in Entzücken und Ekstase versetzen.

Die Ausschüttung günstiger Hormone werden durch sanfte Berührungen wie Streicheln ausgelöst, die das Wohlbefinden steigern, den Blutdruck senken und die emotionale Bindungsfähigkeit unterstützen.

Die Haut ist nicht nur unser größtes Sinnesorgan, sondern auch das vielseitigste. Sie hält nicht nur unseren Körper zusammen, sondern schützt ihn vor Austrocknung, bildet eine Barriere für Keime, Schmutz und Wasser und reguliert über die Schweißproduktion die Körpertemperatur.

In allen Hautschichten befinden sich Sinneszellen, die Rezeptoren, nehmen Reize von außen auf und leiten sie als elektrische Impulse an das Rückenmark weiter, das wiederum das Gehirn informiert. Das Gehirn unterscheidet zwischen den Informationen über Temperatur, Druck, Vibration, Berührung und Schmerz und kann eine passende Reaktion veranlassen.

 

Zum Coverbild, ich surfte im Netz, entdeckte ein Bild, es sprach mich sehr an, denn ein warmes Gefühl stieg in mir auf. Sofort speicherte ich dieses Bild auf meinem Handy. Am Abend als ich endlich zur Ruhe kam, nahm ich mir ein Blatt, meine Pastellkreide und legte los. Ich versuchte mein Gefühl, diese Urlaubsstimmung, die in mir aufstieg umzusetzen. Ein blauer Himmel, der einen warmen Tag zeigte, den Zugang hinunter zum Meer, der durch die vielen Fußstapfen aufgewühlt sich darstellt. Diese Begrenzung, dass man nicht die Dünen betritt, was mich immer ein wenig ärgert, aber aus Sicherheitsgründen für die Küstenregion sinnvoll ist. Nistende Vögel sieht man in den Dünen nicht, doch man könnte sie sich vorstellen. Doch beim Betrachten des fertigen Bildes, spürte ich den Wind, wie er sanft über meine Haut streicht, ebenso den warmen Sand an den Füßen, wie er sich zwischen den Zehen drückt. Ebenso kann ich mir vorstellen, nachdem ich den Strand erreichte und dort einen ruhigen Platz gefunden hatte, trockenen wie auch feuchten Sand über meine Hände rieseln zu lassen. Ich mag das, aber dieses Gefühl, das dabei entsteht ist unheimlich schwer zu beschreiben.

Jeder fühlt sicher etwas anderes beim Betrachten des Bildes, sicher auch Einige, die dieses abstoßend finden, sie vielleicht auch an etwas Unangenehmes erinnern, doch den meisten geht es sicher wie mir, das Gefühl von Urlaub und dabei steigen Erinnerungen auf.

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.01.2020

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /