Von allen anderen Lebewesen unserer Erde, so nehmen wir jedenfalls an, besteht das Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit. Wir allein wissen um unsere Endlichkeit, durch diese Erkenntnis ist unsere Kultur, ebenso unser Weltbild sicherlich geprägt. Die Jenseitsvorstellungen hätte sich durch das eigene Wissen des unausweichlichen Ende nicht entwickelt, ebenso Gedanken über ein Leben nach dem Tod sowie die Vorstellungen eines Paradieses und einer Hölle oder eine Wiedergeburt in Betracht gezogen. Ohne den Tod wären wahrscheinlich keine Religionen, so wie wir sie kennen, mit ihren Trauerfeiern und sicherlich keine Friedhöfe entstanden. Doch welchen Umgang haben wir mit dem Sterben und Tod gefunden, was beschäftigt uns oder mich? Gibt es eine Seele, die Theologen meinen ja, oder ein Dahinscheiden laut den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen?
Auf dieser Erde gibt es so viele Riten und Gebräuche, um an die Verstorbenen zu gedenken, an das Sterben an sich in seiner vielfältigen Weise, doch in welcher Form? Heutzutage sind wir gewöhnt, beziehungsweise für uns Menschen in den Industrieländern, unser Leben zu steuern, wir sehen uns daher gern selbstbestimmt, frei oder autonom. In früheren Zeiten war das jedoch ganz anders, bereits bei der Geburt war sozusagen unser Leben durch bestimmte Faktoren vorbestimmt, denn durch die Fesseln der sozialen Herkunft, des Geschlechts und ebenfalls spielte die Hautfarbe eine wesentliche Rolle.
Ein wenig habe ich mich erst vor kurzem mit diesem Thema beschäftigt, da inzwischen beide Elternteile verstorben sind. Wie bin ich mit der Trauer umgegangen oder spürte ich den Verlust oder konnte ich mit ihrer Vergänglichkeit abschließen? Aus meiner religiösen Sicht bin ich fest der Überzeugung, dass sich ihre Seelen inzwischen, was im allgemeinen Himmel genannt wird, dort angekommen sind. Die so genannte Hölle existiert nicht, ihre Fehltritte mussten sie bereits zu Lebzeiten büßen. Ein jüngstes Gericht gibt es in meiner Vorstellung nicht, wonach soll auch gerichtet werden, sondern sie leben mittels ihrer Seelen in einer anderen Lebensform. So mancher wird jetzt lächeln, stört mich weniger, denn in meiner Vorstellung gibt es Engel, diese begleiten mich nicht nur zu Lebzeiten, sondern stehen mir auch zur Seite bei meiner letzten Reise hier auf Erden.
Selbstverständlich macht man sich ebenso Gedanken von der eigenen Beisetzung, soll diese wie bereits erlebte in den üblichen Ritualen vollzogen werden?
Zum jetzigen Zeitpunkt bin ich noch ziemlich unentschieden, irgendwie bin ich wohl noch nicht so weit, obwohl diese Frage eigentlich wichtig wäre.
Soll ich zum Organspender werden, was ist, jemand braucht das Herz, ich stehe auf der Kippe, bin ja nur Kassenpatient, werde ich abgeschrieben, um jemanden, der das nötige Kleingeld besitzt, seine Vergänglichkeit hinauszuschieben. Natürlich ist mir auch bewusst, ich könnte vielen Menschen helfen, die dringen eine Niere oder sonstiges gebrauchen können, ein erträglicheres Leben zu ermöglichen.
Auch Fragen nach der Bestattungsart stehen offen, Verbrennung oder eine Sargbeerdigung. Sicher mein Körper ist der Vergänglichkeit unterworfen, aber schon die Vorstellung, dass man mich für 2 Stunden in einen Ofen schiebt oder im Sarg sich dann die Würmer zersetzen, die natürliche Vergänglichkeit, ich konnte mich noch nicht entscheiden. Beides sind widerliche Vorstellungen, woher soll ich auch wissen, spürt mein Körper diese wirklich nicht mehr oder nimmt mein Hirn dies noch wahr, oder ist es bereits das sogenannte Gericht. Natürlich meint jeder, man spürt nichts, doch niemand kann diese Frage definitiv beantworten, noch ist keiner zurückgekehrt.
Eines weiß ich jedoch mit Bestimmtheit, wenn meine Zeit gekommen ist, werde ich gemeinsam mit Engeln auf ein warmes helles Licht zugehen, wahrscheinlich ist mein Schutzengel, denn ich unter Umständen als sehr kleines Kind mal sehen beziehungsweise wahrnehmen konnte, heutzutage fühle ich schon mal seine Anwesenheit, obwohl ich das nicht in Worte fassen kann, da es sich weder um einen Windhauch oder eine Ausstrahlung irgendwelcher Wärme handelt.
Erlebnisse zu Beisetzungen sind so unterschiedlich, viele ähneln sich so sehr, als wären es Rituale, die sich abspulen, andere die mich schockten, auch wenn sie fast ebenso verliefen.
Mit der Vergänglichkeit meines Vaters, dass er wirklich verstorben ist, kann ich bis zum heutigen Tage immer noch nicht richtig abschließen. Ich bin mir nicht sicher, ist er wirklich in ein anderes Leben übergetreten oder hat er sich nur aus meinem Leben herausgezogen. Liegt es vielleicht daran, dass seine Asche einfach von Fremden in ein Feld gestreut wurde? Liegt es an dem Ort, dass man keinen Zwiespalt halten kann? Ebenso habe fehlt mir irgendein kleines Zeichen, wie ich es bei meiner Mutter spürte, als ein Schmetterling plötzlich vor mir tanzend herumwirbelte, um Lebewohl zu sagen. Als ich meinen Schwiegervater plötzlich mit unserem Krümmel auf dem Arm am Gartentor eines abends wahrnahm, als wolle er mir sagen, uns geht es gut.
Es stehen noch so viele ungeklärte Fragen offen, denen ich noch auf den Grund gehen möchte, wie prägt der Tod oder auch die bewusste Vergänglichkeit mein Leben, die verschiedenen Sichtweisen, die es dazu gibt, vielleicht helfen diese, wie im Eingangstext beschrieben, mir eines Tages.
Texte: M.Schauten
Bildmaterialien: M.Schauten
Cover: Schnief
Tag der Veröffentlichung: 31.10.2019
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