Hannis Gedanken begannen zu kreisen, als sie dieses Bild mit dem kleinen Fluss, der so friedlich dahin strömte, obwohl sich dunkle Wolken am Himmel zeigten, an der Wand erblickte. Was dieser kleine Fluss sicher bereits alles an Liebe mitbekommen hatte? Die Fische, die sich in ihm vermehrten, Biber die sicher einen Staudamm bauten und dort nicht nur das Zeugnis ihrer Liebe aufzogen. Die Wasservögel wie Enten, Schwäne, ach wie sie sonst noch heißen. Ja und die vielen menschlichen Liebespaare, die sich an seinen Ufern tummelten. So manche Kinder, die voller Liebe ihre kleine Holzflöße bauten und damit stromabwärts fuhren. Ganz zu schweigen von den Wassersportlern?
Doch halt, all dies zeigt doch gar nicht das Bild, sondern eine idyllische Flusslandschaft, den ruhig dahinfließen Flusslauf, in dem sich malerisch zart Bäume und Sträucher spiegelten, selbst die von Menschenhand errichtete Uferböschung störte sie nicht.
Fasziniert betrachtete Hanni das Bild, als plötzlich eigene Erinnerungen in ihr auftauchten und Tränen füllten plötzlich ihre Augen.
Plötzlich befand sie sich langsam schlendernd mit Jost am Ufer des Flusses wieder. Jost hatte liebevoll seinen Arm um sie gelegt und sie kuschelte sich an ihm. An einer kleinen Biegung setzen sie sich schließlich ans Ufer. Plötzlich kniete er vor ihr nieder und legte ihr ganz vorsichtig eine Blume in die Hände und verschloss ihre Hände, dabei strahlten seine dunklen Augen überglücklich.
Hanni öffnete nach einigen Sekunden langsam die Hände, in der Mitte der Blüte fand sie einen kleinen Ring. Vor Entzücken stieß sie einen kleinen Schrei aus, aber bereits im nächsten Moment streifte ihr Jost schon den Ring über ihren zarten Ringfinger. Dann nahm er sie liebevoll in die Arme und begann sie zu küssen. So ganz zwischen durch stelle er die Frage „Willst du?“.
Hanni war so gefangen, dass sie nur flüsternd „Ja, ich will“ antworten konnte.
Hanni stand noch einige Minuten wie gebannt vor dem Bild, Tränen liefen ihr über das Gesicht, sie konnte sich einfach nicht lösen. Erst als eine ältere Dame sie ansprach, ob etwas passiert sei, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen.
„Nein, mein Jost hat mir damals an solch einem Fluss einen Antrag gemacht“, antwortete Hanni ihr. Die ältere Dame musste lächeln.
Texte: Schnief
Bildmaterialien: Manuela Schauten
Tag der Veröffentlichung: 06.05.2019
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