„Geschafft habe ich es nicht“, mit Tränen in den Augen schaute Philippo an die weiß getünchte Decke, streckte seine Hände flehend zum Himmel. Leise zarte Töne erreichten seine Ohren. Er schüttelte sich leicht, dabei fiel sein Blick wieder auf den Jungen, dem man gerade ein Tuch über das Gesicht zog.
„Was hast du nicht geschafft?“, vernahm er plötzlich eine liebliche Stimme. Philippo drehte sich langsam um. In ihrer vollen Pracht erblickte er Marta, die den Jungen mitnehmen möchte. Philippo starrte Marta fassungslos an.
„Setz dich zu mir“, forderte sie Philippo auf und zog ihn mit zum Fenster. Dort setzen sich beide auf die breite Fensterbank. Ein schales Licht erhellte den Raum, doch Draußen fielen zarte weiße Flocken hernieder. Mit leisen Worten begann Marta, dabei tätschelte sie den Arm Philippos.
„Erinnerst du dich, als ich im letzten Jahr schon den Jungen ins himmlische Reich holen wollte, doch du hast mich oben auf der Wolke, die im kräftigen Wind schaukelte, gebeten, ihm noch ein Weihnachten zu schenken. Du wolltest nicht faulenzen, wie die die meisten Engel im der Südsee von der aufregenden Vorweihnachtszeit erholen, sondern diesen Jungen, der gerne jede Welle sein Glück als Surfer versuchte am hiesigen Meer zu nutzen. Dabei musste ich oft lächeln, weil du nicht wie er in einem Neoprenanzug, sondern hast in einem grüngelben gestreiften Badeanzug hinter ihn auf dem Brett gestanden. Ostern hast du goldene Osterhasen versteckt, die er hocherfreut in einem kleinen Körbchen sammelte. Im Herbst habt ihr gemeinsam seinen karierten Rucksack gepackt, langsam die nahen Berge erklommen, dabei viele wundervolle Fernsichten bewundert. Bei den vielen Pausen, die ihr eingelegt habt, ausgiebig Salamibrote und gelbe Bananen gefuttert.
Während der Adventszeit nochmals Unmengen von Keksen gebacken und diese freudig verteilt.
Du hast ihm ein wundervolles Jahr beschert und ihm stets wieder aufgeholfen, wenn es ihm nicht gut ging, doch lass ihn jetzt mit mir gehen.“
Dicke Tränen rollten Philippo die Wangen hinunter, als er sah, dass Marta sich auf den Junge zubewegte. Marta nahm ganz vorsichtig die Hand des Jungen, dieser setzte sich langsam auf und lächelte winkend als er mit Marta an Philippo, der immer auf der Fensterbank saß, vorbeischwebte.
Texte: Schnief
Bildmaterialien: M.Schauten
Tag der Veröffentlichung: 03.01.2019
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