Beim Betreten eines Schützenheimes an Weiberfastnacht schlug uns eine geballte Ladung von Ausgelassenheit entgegen. Durch die tanzende Menge mussten wir uns schieben, bis wir endlich auf der linken Seite an einem langen Tisch unsere Freunde wieder fanden. Zu unserer Enttäuschung waren aber die Bänke nicht gepolstert.
Kaum das wir uns zu ihnen gesetzt hatten, wurden wir auch schon von unserem Platz gezogen. Der gute Mann am Keyboard begann eine Polonaise zu spielen und fast jeder, egal ob jung oder alt, reihten sich ein und eine endlose Schlange zog durch den großen Saal.
Nachdem der Keyboardspieler das Lied beendet hatte, forderte er alle Beteiligten der Polonaise auf, eine Runde mit seinem Hintermann zu tanzen. Der gute Mann vor mir drehte sich um und ich blickte in die Augen eines älteren Herrn.
„ Darf ich bitten?“, fragte er mich höflich und mir blieb gar nichts anderes übrig als zuzustimmen. Zum Glück bin ich an einen guten Tänzer geraten, der meine miserablen Tanzkünste ausglich. Trotz allem war ich froh, als der Tanz vorüber war und mit den Worten „Ich müsste mal aufs Örtchen“ verabschiedete ich mich.
An unserem Tisch herrschte eine ausgelassene Stimmung und neue Gesichter sind dazugekommen, es wurde geschunkelt und lautstark mitgesungen. Ich quetschte mich zwischen ihnen. Hansi erzählte zwischendurch ein paar Witze und vor Lachkrämpfen machte ich fast in die Hose. Plötzlich tauchte Renee wieder auf und fragte mich, wo denn die Toiletten seien.
Auf dem Weg dorthin erzählte sie mir dass sie einen so süßen Typen kennen gelernt habe und die ganze Zeit mit ihm getanzt und etwas an der Bar getrunken habe.
„Wenn du Lust hast, dann bring ihn doch mit an unseren Tisch, vielleicht kenne ich ihn.“, forderte ich sie auf.
„Mal sehen, wenn er Lust hat“, antwortete sie mir.
Gemeinsam machten wir uns auf den Rückweg zu unseren Freunden, da sie ihren Verehrer nicht sah. Als wir ankamen standen alle schunkelnd auf den Bänken. Ab und zu tanzten wir, bis Renee wieder verschwunden war. Gabi, fragte mal nach wo sie denn sei und ich erklärte ihr mit den Worten“ Sie hat Jemanden kennen gelernt, ich habe keine Ahnung wo sie steckt.“
Da ja oft getanzt wurde wechselte auch ständig die Sitzordnung und eine neue Gruppe von Leuten gesellte sich zu uns. Die Stimmung war großartig, man scherzte, schunkelte und sang mit einfach mit. Auf einmal war mal wieder Damenwahl und wir forderten uns gegenseitig auf, mit jemanden zu tanzen.
Neben mir saß ein hübscher netter Junge, der sich als Nordstaatler verkleidet hatte. Er lachte mich fröhlich mit seinem inzwischen schräg sitzenden Käppi an. Gemeinsam gingen wir auf die Tanzfläche. Wir tanzten nicht nur diesen Tanz, ich weiß nicht mehr wie oft. Aber als wir zurückkamen, hatten wir wohl einen verklärten Blick und Gabi musste noch einen dämlichen Spruch loslassen
„Um die Beiden ist es geschehen!“
Diese Verliebtheit hielt nun Sechsunddreißig Jahre, doch den Bund der Ehe feiern wir in diesem Juli mit der Schnapszahl von Zweiundzwanzig Jährchen. Keinen einzigen Tag habe ich bis jetzt bereut, denn die Verliebtheit hat bis heute gehalten.
Texte: Schnief
Bildmaterialien: Esra Kurt
Tag der Veröffentlichung: 13.07.2018
Alle Rechte vorbehalten