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Was ist Fronleichnam?

 „Mama! Morgen ist keine Schule, da ist Feiertag, klasse!“, rief Willi, als er ins die Küche stürmte.

 

Die Mutter, die gerade die Suppenterrine auf dem Esstisch stellte, schaute ihn an und sagte: „Ja, stimmt, Morgen ist Fronleichnam“, gedankenverloren fügte sie noch hinzu: "Hoffentlich hat die Wäscherei die Tischdecken fertig.“ Willi dem die Tischdecken egal waren, setzte sich geschwind an den Tisch, an dem bereits seine Geschwister saßen, und fragte neugierig: „Was ist Fronleichnam?“

 

Während sich noch alle ihre Teller füllten, begann sein Vater zu erklären:

„Seit vielen Jahrhunderten feiern die Katholiken das Fest "Fronleichnam". Hier in Deutschland haben damals haben die Menschen "Mittelhochdeutsch" gesprochen und das Wort kommt aus dieser Sprache. Es besteht aus zwei Teilen: „Vron" bedeutete damals „Herr" und „Lichnam" "Leib", also Körper. Also bedeutet "Fronleichnam" dann so viel wie „Das Fest des Leibes Christi".“

„Gut, und was genau feiern wir da?“, wollte Willi weiter wissen, dabei steckte er sich einen Löffel mit Gemüsesuppe in den Mund.

 

„Dazu muss ich erst einmal etwas Anderes erklären, sonst ist das schwer zu verstehen“, meinte der Vater und machte eine kleine Pause. Fritz, der Bruder von Willi, war ebenfalls neugierig geworden und schaute seinen Vater erwartungsvoll an. Er wollte gerade etwas fragen, doch in diesem Moment begann der Vater weiter an zu erzählen:

„Wir, die Katholiken glauben, dass Jesus immer dann ganz nah bei uns ist, wenn wir die sogenannte Eucharistie feiern.“

„Was ist Eucharistie?“, fragte Willi dazwischen.

„Sonntags, wenn wir in unsere Kirche gehen, ist die Eucharistie  ein Teil des Gottesdienstes. In der Kirche erhalten wir dann eine sogenannte Hostie, ein kleines Stück Brot. Der Pastor und seine Gehilfen trinken in Vertretung für die Gemeinde außerdem auch vom Wein, allerdings nur einen winzigen Schluck! Wenn wir die Hostie essen und vom Wein trinken, dann werden Jesus und seine Liebe dadurch ein Teil von uns, so wie am Gründonnerstag Jesus mit seinen besten Freunden beim Abendessen saß. Noch heute nennen wir das auch das "Letztes Abendmahl". Wir glauben nämlich, dass Jesus selbst in dem Brot ist, das wir essen. Ebenso glauben wir, dass er in dem Wein ist, den wir trinken. Willi und seine Brüder schauen den Vater an. Fritz, der ein Jahr jünger als Willi ist, will sofort wissen: „Aber wie kommt Jesus da hinein?“

„Noch vor Ostern beginnt die Geschichte dazu“, doch bevor der Vater erzählte, trank er erst einen großen Schluck Wasser:

„An Gründonnerstag hatte Jesus mit seinen zwölf besten Freunden, den zwölf Jüngern gegessen. Dies nennen wir auch das „Letzte Abendmahl", weil Jesus am Tag danach verraten und getötet wurde. Jedenfalls teilte Jesus an diesem Tag das Brot und gab es seinen Jüngern. Dabei sagte er: "Das ist mein Leib." Auch vom Wein gab er ihnen etwas ab und sagte: "Das ist mein Blut." Er sagte seinen Freunden also, dass er selbst in dem Brot und im Wein ist.“

„Deshalb sagt der Pastor das immer in der Kirche!“, meinte Willi beeindruckt.

„Ja“, sagte der Vater, „wenn heute dann der Pastor diese Worte von Jesus spricht, dann werden das Brot zum Leib und der Wein zum Blut von Jesus. Denn Jesus bestand ja auch wie alle Menschen aus Fleisch und Blut. Das bedeutet also, dass Jesus in der Eucharistie nicht nur in unserer Erinnerung, sondern er ist wirklich bei uns! Und genau das feiern wir an Fronleichnam.

Es ist auch nicht schlimm, dass wir ihn nicht sehen, riechen oder schmecken können. Denn Jesus selbst hat uns und seinen besten Freunden versprochen, dass er da ist. Weil Jesus selbst in der Hostie ist, wird sie von Katholiken verehrt. Daher bewahrt man sie in der Kirche wie einen Schatz auf. Sie kommt in einen kunstvoll bemalten oder mit Gold verzierten Schrank. Außerdem brennt immer eine Kerze in der Nähe des Schranks. Die Kerze soll uns zeigen, dass Gott immer da ist. An Fronleichnamstag selbst haben wir dann noch einen speziellen Brauch. Die Gemeinde will allen Menschen zeigen, dass Jesus bei ihnen ist. Deshalb ziehen sie gemeinsam durch den Ort, dabei singen und beten alle. Der Weg führt an schön geschmückten Tischen, die vor den Häusern aufgebaut sind, vorbei. An denen angehalten wird, um Gott dafür zu danken, dass er immer für einen da ist.

„Prozession" nennt man diesen Umzug. Dabei hat die Hostie einen ganz besonderen Platz, meistens geht der Pastor ganz vorne mit einem schönen geschmückten Gefäß, der nennt sich Monstranz. Das Gefäß besitzt ein kleines Fenster, man sieht dadurch eine Hostie. Und auch die Kommunionskinder tragen an diesem Tag noch einmal ihre Kleidung von ihrer Erstkommunion.“

 

„Und gehen wir morgen auch mit bei der Prozession, denn das möchte ich gerne mal erleben“, wollte Willi wissen.

„Gerne“, schloss der Vater und befüllte seinen Teller.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Tag der Veröffentlichung: 03.05.2018

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