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An einem Ostersonntag

Es war an einem herrlich warmen Sonntag, besser gesagt wir hatten Ostersonntag. Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen blauen Himmel.

Da sich inzwischen meine Eltern getrennt hatten, waren  die Eltern meines Vaters mit meinem älteren Bruder, der inzwischen bei ihnen lebte, seit Karfreitag zu Besuch.

Noch vor dem Frühstück durften wir unsere Osternester in unserem kleinen Garten suchen. Beim reichlichen Frühstück an dem festlich gedeckten Tisch wurde kickboxen, das heiß wessen Ei hält am besten aus, ohne das seine Schale Risse bekam. Mein kleiner Bruder wollte seinen Schokohasen köpfen, doch er wurde ermahnt, er solle erst richtig frühstücken. Seine Kinnlade fiel hinunter, gehorchte aber. Stattdessen begeisterte er sich beim Kickboxen und freute sich besonders, dass sein Ei am längsten hielt.

Nach dem Frühstück durften wir ein wenig draußen spielen und da mein älterer Bruder unheimlich gerne Hucklyberry Finn und Tom Sawyer spielte, war es genauso an diesem Vormittag. Es zog uns unwillkürlich zum kleinen Fluss, der am Rande des Dorfes verlief.

Bereits am Vortag hatte ich mit meinem Bruder zwei Fässer aneinander gebunden und obendrauf noch zwei Bretter vertäut.

Nun wollten wir eine Probefahrt unternehmen, doch als bereits mein Bruder auf unser mur mit Stricken zusammengebundenes Floß kletterte, meinte unser kleiner Bruder, „Fahrt erst mal ein Stück, ich fahre später mit – Werft mir mal einer die Leine zu, damit ich euch vor der Biegung wieder ans Ufer ziehen kann.“

Ich warf ihm die Leine zu und stieß uns gleichzeitig ab.

Zwar war der Fluss keine vier Meter breit und auch höchstens Achtzig Zentimeter tief, aber sicher, war sicher.

Unsere Fahrt ging los, doch ich merkte dass die verbundenen Schnüre lockerer wurden und rief Micky zu, er soll uns an Land ziehen. Noch vor der Biegung schaffte er es. Ich kletterte so schnell wie möglich von unserem selbstgebauten Floß. Mein älterer Bruder meinte, ich würde spinnen, es ist alles sicher.

So zog ich mit meinem kleinen Bruder das Floß samt meinem älteren Bruder stromaufwärts. Er stand auf dem Floß und half uns, indem er mit einem Besenstiel immer wieder ins Wasser stak, um das Floß gegen den Strom zu drücken.

Alle waren so beschäftigt, dass niemand von uns bemerkte, dass die Fässer unter den Holzblanken auseinander drifteten.

Plötzlich klatsche es, hörten einen Brüller und wir bekamen Wasserspritzer ab.

Mein älterer Bruder war im Wasser gelandet.

Rasch kam er heraus und meinte, das ist noch saukalt.

Die Fässer trieben inzwischen rasch stromabwärts und ein einholen fast unmöglich, doch wir schafften es schließlich.

 

Im Anschluss machten wir uns auf dem Heimweg, denn die Glocken läuteten die Mittagsstunde ein. Die anschließende Standpauke ließen wir wortlos über uns ergehen.

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Bildmaterialien: M. Schauten
Tag der Veröffentlichung: 30.03.2018

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