Cover

Das schönste Geschenk

Am Sonntag, den 22.12.1996, ein eisiger Tag, ich hochschwanger, machten wir eine weite Wanderung, um einen Tannenbaum zu finden. Leider ohne Erfolg, einen wunderschönen Baum, den ich unbedingt wollte, zu entdecken. Beim Abendessen ist mir dann die Fruchtblase geplatzt, anschließend fuhren wir in die Klinik. Da aber immer noch keine Wehen einsetzten, sollte am nächsten Morgen um acht Uhr die Geburt eingeleitet werden. Zur Überwachung blieb ich dann in der Klinik, mein Mann sollte dann um acht Uhr wieder da sein.

 

Diese Nacht war nervig, ständig kam eine Hebamme herein und wollte die Herztöne überprüfen, selbst unser Möpschen wollte schlafen und die Hebamme versuchte vergebens, das Kleine mit einer Spieluhr zu wecken. Damit würde es das Kleine nicht wecken, erklärte ich ihr und griff zu meinem Gameboy, spielte eine Runde Tetris und es fing an, sich zu bewegen.

 

Gegen 5.30 Uhr bekam ich dann die erste Wehe und um 7.54 Uhr erblickte unsere Tochter dann das Licht der Welt. Als ich nach dem Namen gefragt wurde, überlegte ich eine Sekunde und entschied mich endgültig für Stephanie. Punkt acht Uhr klingelte es an der Tür zur Entbindungsstation und keine zwei Minuten später kam mein Mann mit unserem süßen Mäuschen auf dem Arm herein. So stolz und glücklich strahlend kam er auf mich zu und bat mich, unsere ersehnte Maus zu nehmen. Er meinte, er würde nur noch zittern, anschließend nahm er mich liebevoll in seinen Arm. Ich war so glücklich, dass unser Kind gesund auf die Welt gekommen ist und dass sich die Horrorgeschichten von einer 32 - Stunden Geburt nicht bewahrheitet hatte.

 

Nach ein paar kleineren Hindernissen, wie zum Beispiel, dass ich so einfach zusammenklappte und auf dem Boden landete und dem Nähen wurde ich am späten Vormittag auf die Station verlegt. Kurz vor Weihnachten, wer will da schon im Krankenhaus liegen, so hatte ich Glück und bekam ein Zimmer für mich allein. Aufgedreht wie ich noch war, nervte ich meinen Mann, er solle an dies und jenes denken, das bestellte Fleisch für unseren Heiligen Abend beim Metzger abholen. Er setzte sich in Bewegung, nahm die Aufnahme, welches die Schwestern von unserem kleinen Wunder auf der Entbindungsstation gemacht hatten mit. Er wollte am Abend wieder vorbei schauen. Am späten Nachmittag statteten die stolzen Großeltern uns überglücklich und zufrieden einen Besuch ab.

 

Mein Mann hatte mir inzwischen einen Fernsehanschluss besorgt, damit es mir nicht langweilig wurde, denn auch am Abend hatte sich mein Adrealinspiegel noch nicht wieder gesenkt. So flitschte ich ständig zwischen den Programmen hin und her, bis ich etwas Gescheites fand. Da ich ja nicht stillen wollte, weil in unserer Familie alle gestillten Kinder Anzeichen von Neurodermitis aufwiesen, kam die Kleine für die Nacht ins Säuglingszimmer. Zwar hatte ich die Schwestern den ganzen Tag über genervt, mein armes Kind müsse verhungern, diese mich aber immer wieder beruhigten, dass sie nicht viel trinken würde und sie bereits im Säuglingszimmer etwas von dem sogenannten Zuckerwasser erhalten habe. Irgendwann habe ich mich zähneknirschend ergeben und inzwischen würde ich sagen, sie hatten mehr Erfahrung als ich. Bis spät in die Nacht habe ich dann noch die 'Pfeiler der Macht' gelesen, bis ich irgendwann eingeschlafen bin. Am Nachmittag des 23. erblickte noch ein Knabe das Licht, die Mutter wollte stillen und so kam sie ins Nachbarzimmer, dies erfuhr ich , weil sich immer zwei Zimmer ein Bad teilten, das zwischen beiden Zimmern lag. Mein schönes Einzelzimmer wurde ich leider los, als am Heiligen Abend ein sehr junges Mädchen, die gerade einen strammen Jungen zur Welt gebracht hatte, in mein Zimmer gebracht wurde. Nachdem ihre nervige Mutter endlich verschwunden war und sich langsam mein Besuch, wie auch mein Mann sich verabschieden musste, kehrte langsam aber sicher Ruhe ein. So gegen 20 Uhr klopfte es nochmal und ein Pater sprach ein paar Worte mit uns, gemeinsam beteten wir ein wenig und wünschten uns frohe Weihnachten. Von weiten vernahmen wir die Glocken der nahen Kirche. Die Feiertage verbrachte ich im Krankenhaus und nachmittags stellten sich immer wieder Familienangehörige ein. Noch am zweiten Weihnachtstag verließ das junge Mädchen das Krankenhaus, es passte ihr gar nichts und ständig beschwerte sie sich über irgendwas. So hatte ich wieder meine Ruhe, zumindest bis zum nächsten Tag. Es gab einen Säuglings- und Aufenthaltsraums, in dem ich mich öfters mit der Mutter des kleinen, besser gesagt 5600 g Brockens traf und wir hatten tolle Gespräche. Sie konnte ihn leider nicht satt bekommen, so dass er zusätzliche Fläschchen erhielt. Wir beide wurden freitags entlassen und freuten uns schon, gemeinsam Spaziergänge zu unternehmen, da wir nicht weit voneinander wohnten.

 

Silvester feierte ich dann mit meinem Mann ganz harmonisch und statt irgendwelche Raketen oder ähnliches, schoss er dann dreimal mit einer Leuchtpistole, die er sich ausgeliehen hatte. Kaum zwei Tage später sind wir wieder zum Krankenhaus, denn starke Blutungen fand ich nicht so normal, zu meinem Pech hatte sich der Mutterkuchen nicht ganz gelöst und die Reste sind geblieben. Diese sollten nun entfernt werden. Und heute würde ich sagen, mein Mann hatte Recht, hätte ich nach der Entbindung nicht so herumgezickt. „Jetzt reichts“ und was weiß ich, wäre mir diese Ausschabung sicher erspart geblieben. Aber mein Mann hat diese Tage, besser gesagt Nächte gut geschafft, obwohl er unserem Kind heute noch erzählt, dass er ihre Flasche nicht in Ruhe machen konnte, weil sie sofort losschrie, wenn er sie in den Wagen legte und er immer hin und her rannte.

 

Dieses Weihnachtsfest werde ich sicher mein Leben lang in Erinnerung halten, denn ein schöneres Geschenk konnte ich sicher nicht erhalten.

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

Texte: M.Schauten
Bildmaterialien: M.Schauten
Lektorat: Gitta Rübsaat
Tag der Veröffentlichung: 02.12.2017

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /