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Ein Halleuja durchbricht die Stille

 

Kommissar Hinkelstein machte einige Tage Urlaub, er befand sich auf seinem Boot und wollte gerade sich einen Ankerplatz suchen, um die Angel auszuwerfen, da zerriss ein lautes Halleluja die Stille.

Das Halleluja war der Klingelton seines Handys. Langsam holte er sein Handy aus der Tasche und blickte total verwundert auf die angezeigte Nummer. Es war die Nummer seines Kollegen von Hausverbot.

Er überlegte kurz, doch schließlich hob er ab.

„Sag mal, kannst du nicht deinem Angeltrip „Adieu“ sagen und dich her schwingen?“, hörte Kommissar Hinkelstein seinen Kollegen von Hausverbot sagen

"Was ist passiert?“, wollte Hinkelstein wissen.

„Neuer Fall, ausgerechnet jetzt und Emil ist wirklich keine Hilfe, der sieht nichts und vor allem, er denkt nicht … Hübsche Künstlerin im Hotel Inflagranti.“

„Ist das etwa das Hotel Inflagranti, an dem eine Kunstausstellung am Wochenende stattfinden soll. Ein idyllisch gelegenes Hotel, dass an dem kleinen Bleib Treu See liegen soll und in dem zahlreiche Bäche hineinfließen. Es ist gar nicht weit von hier entfernt, das habe ich in dem Käseblatt, das sie hier Zeitung nennen, gelesen“, fiel Kommissar Hinkelstein seinem Kollegen ins Wort.

 

„Dieses Chaos, das Emil Krönung angerichtet hat“, brachte von Hausverbot aufgeregt hervor.

„Was für ein Chaos, was meinst du damit?“, erkundigte sich Hinkelstein besorgt, denn sein Kollege klang, als wären seine Nerven qualvoll gepeinigt worden.

 

Sekunden der Stille, als würde sich Kommissar von Hinkelstein sammeln, bevor er begann zu erzählen:

„Während ich mich an der Rezeption mit diesem merkwürdigen Portier, der sich sein Gesicht unmöglich hat tätowieren lassen, unterhielt und Erkundigungen zum Fall einholte, musste unser Würstchen von Emil unerlaubter Weise auf seinem Handy herumgespielt haben.“

„Was für eine Tätowierung hatte der Typ denn?“ fiel er ihm neugierig ins Wort.

„Auf der rechten Gesichtshälfte eine widerliche Schlange, die aus seinem linken Auge herauskroch, die andere Hälfte zeigte einen Totenschädel und seine Arme waren mit lauter Eiterpusteln übersäht und sahen wie eine pulsierende Vulkanlandschaft aus, wirklich gruselig. … Jedenfalls ist Emil blindlings durchs Foyer gelaufen und dann passierte es. Er hatte wohl zur Abwechslung hochgeblickt und in dem schlecht ausgeleuchteten Empfang den Portier erblickt. Er schnappte sichtlich nach Luft, seine Haltung eine Katastrophe und im Rückwärtsgang stieß er einige der auszustellenden Bilder, die noch auf Staffeleien herum standen, um.“

„Und die sind zu Bruch gegangen?“

„Gott sei Dank nicht, ein Bild, der Morgentau, eine dargestellte Landschaft, besitzt jetzt eine winzig kleine Delle am Rand, besser gesagt im Rahmen. Der mit seiner hässlichen Fratze von Portier schoss wie eine Rakete hinter der Theke hervor und begann lauthals herumzutoben. Seine Wortwahl, so etwas von unseriös, ließ ihn unverzüglich in die unterste Schublade meinerseits gleiten.“

 

 

Kommissar Hinkelstein stellte sich die Situation bildlich vor und begann zu glucksen.

„Da gibt es nichts zu glucksen oder gar zu lachen. Emil stakste nur noch rückwärts, Sekunden später stolperte er und stieß schließlich gegen einen vertäfelten Pfeiler. … Ja, dann passierte es!“ knurrte ihn von Hausverbot angesäuert an.

„Was passierte?“

„In dem Moment, als Emil den Pfeiler streifte, da begann die dunkelbraune hölzerne Deckentäfelung sich von der Decke zu lösen und einige Teile fielen auf Emil und er fiel wie ein Brett um. Statt sich um Emil zu kümmern, brüllte dieser Wahnsinnige ihn auch noch lauter und in unflätiger Weise an!“

„Da bist du ausgerastet!“

„Nein, ich doch nicht! Ich habe ihn kurzerhand angebrüllt und der glotzte mich an, als wäre ich das siebte Weltwunder. Emil glotzte auch, aber sein Blick ging, ach was weiß ich, aber er war Gott Lob bei Bewusstsein. Jedenfalls erhob er sich, zwar kreidebleich und wie in Trance, sofort. Ich wies ihn an, er soll sich auf den Stuhl setzten, dann untersuchte ich seinen Kopf, konnte glücklicherweise keine Verletzung feststellen. Dieser Portier, der mit seinem Organ ja so herum gebrüllt hatte, dass der Hotelmanager und einige weitere Angestellten aus irgendwelchen Löchern erschienen, gerade in dem Moment, als Emil umfiel.“

„Da hat Emil mehr als Schwein gehabt.“

„Ja, stimmt. Jedenfalls erhielt ich nach Überprüfung der Bilder auf Schäden, die ich übrigens mit dem Manager machte, endlich die Chipkarte zum Zimmer 23 des Opfers. Rasch zog ich Emil, der die ganze Zeit wie ein begossener Pudel auf dem Stuhl klebte, mit nach oben und überließ dem Manager und dieser Fatzke dieses Chaos. … Beim Erreichen des Zimmers musste ich feststellen, die Versiegelung wurde aufgebrochen. Nachdem wir das Zimmer betreten hatten und uns einen ersten Eindruck bilden konnten, da raste Emil wie ein Wilder zur Toilette, was er dort anstellte, sag ich besser nicht, nur liebliche Geräusche, jedenfalls hielt er den Toilettenpapierhalter in der Hand, als er zurückkam.“

„Was wollte er denn damit?“

„Keine Ahnung, jedenfalls, kann ich ihn hier nicht gebrauchen! ... Er sitzt im Auto, fahre ihn gleich zum Arzt. … Hans, komm bitte und hilf mir, hinter das Geheimnis hier zu kommen. Hier stinkt es gewaltig, dass sich plötzlich die Deckenvertäfelung löst, Halterungen und was weiß ich noch. Zudem vergaß ich dir zu sagen, das Opfer ist die bildhübsche Künstlerin!“

„Ja, ich komme, bin in etwa zwei Stunden da. Hast du Pfefferminztee da oder soll ich welchen mitbringen?“, wollte Kommissar Hinkelstein fürsorglich wissen, da er wusste, dass solche Aufregungen den Magen seines Kollegen belasteten.

„Ich habe welchen, ist schon gut. Ich erwarte dich dann auf dem Parkplatz. Danke dir“, damit legte Kommissar von Hausverbot auf, schritt zügig zum Auto, um Emil zum Arzt zu bringen.

 

Während Emil in der Behandlung war und Kommissar von Hausverbot im Wartebereich sich langweilte, da klingelte sein Handy.

„Frido, es wird etwas länger dauern, gerade als ich den letzten Blick über den See warf, dabei die kleine Entenfamilie erblickte, bemerkte ich am Ufer etwas Seltsames.

Kurz und gut, ich fand die Leiche einer Frau und stell dir vor, ach du glaubst es nicht?“, teilte Kommissar Hinkelstein mit, doch dieser stellte ihm eine Zwischenfrage:

„Was soll ich nicht glauben oder ist es etwa die vermisste Schwester der Künstlerin?“

„Woher soll ich das wissen, aber eine Ähnlichkeit ist nicht zu übersehen. Wie heißt die Schwester, dann lass ich sie schon mal durchlaufen. Ich warte hier gerade auf die Spurensicherung. … Sag mal, wie geht es Emil?“

„Er hat einen Brummschädel und im Moment wird er untersucht. … Huch, da kommt er, ich fahre ihn nach Hause und wir treffen uns später. Foto von der Schwester habe ich jetzt keins, fahre im Präsidium vorbei und sende es dir dann. Sag bitte Bescheid, wann wir uns am Parkplatz treffen“, er legte auf.

Gegen Mittag trafen die beiden Kommissare fast gleichzeitig auf dem Parkplatz vor dem Hotel Inflagranti ein.

„Netter Name, wer denkt sich solch einen begnadeten Namen für ein Hotel aus?“, sprudelte es aus Hinkelstein, „Naja, mein Urlaub wär sowieso zu Ende gewesen, nachdem ich die Leiche im Schilfufer entdeckte“, dabei reichte er seinem Kollegen zur Begrüßung die Hand.

„Kein vernünftiger Mensch, meines Erachtens, oder wer weiß schon, wie viele zwischenmenschliche Affären sich dort inflagranti aufdecken“, grinste ihn von Hausverbot an.

„Na dann lass uns mal das Inferno begutachten, welches Emil in seinem jugendlichen Leichtsinn angestellt hatte“, meine Hinkelstein leicht grinsend, während sie zum Eingang schritten.

 

Empfangen wurden sie wieder von dem seltsam tätowierten Portier, Kommissar Hinkelstein verzog das Gesicht, als er ihn erblickte, sagte aber nichts weiter.

„Hier die Chipkarte, heute Vormittag waren noch zwei weitere Kollegen von ihnen hier, während wir das von ihren Kollegen angerichtete Chaos mühsam beseitigten. Sie suchten die Schwester von der Künstlerin. … Zum Glück ist den Bildern nichts passiert“, nuschelte der Portier, bei jedem seiner Worte züngelte die Schlange auf seiner linken Gesichtshälfte.

Die Gesichtszüge des Kommissars von Hausverbot begannen sich zu röten, doch er versuchte in einem ruhigen Tonfall zu bleiben:

„Was sind Bilder, stellen sie sich vor, ihre Decke hätte unseren Kommissaranwärter erschlagen, nur weil er an einen Pfeiler stieß, das hat sowieso noch ein Nachspiel.“

Damit drehte er sich um, stupste Hinkelstein am Ärmel und machte sich unverzüglich auf den Weg nach oben zum Zimmer 23.

 

„Der Typ sieht ja wirklich fürchterlich aus und wenn ich an die Schlange denke, widerlich“, meinte Hinkelstein breit grinsend.

„Ja, Ja, ich habe es an deinem Gesichtsausdruck gesehen, du konntest dir kaum das Lachen irgendwo hin stecken. … Stell dir den mal im Halbdunkeln vor, da waren nämlich noch die Vorhänge an den Fenstern geschlossen. ... Mist, die Karte funktioniert nicht, ich sag doch, hier stimmt etwas nicht!“, von Hausverbot wurde nervös.

„Ach gib schon her, deine Nerven liegen ja blank“, er bat ihm zwar um die Chipkarte, aber schnappte sie ihm kurzerhand aus den Fingern, dabei fing er an zu griemeln.

„Was gibt es da zu Grinsen?“

„Nichts, außer, dass du die Karte andersherum benutzen musst“, dabei öffnete Kommissar Hinkelstein im Handumdrehen die Zimmertür.

 

Kommissar von Hausverbot nahm nochmals den Tatort in Augenschein und sich ebenso verschaffte sich sein Kollege einen Überblick. Beide Kommissare waren so in ihre Arbeit vertieft, als plötzlich Hinkelstein „Scheiße“ brüllte, einen gewaltigen Satz nach hinten machte und auf seinen Allerwertesten knallte. In diesem Augenblick meldete sich sein Handy mit einem lauten „Halleluja, Halleluja, Halleluja“.

Kommissar von Hausverbot schaute verdutzt auf.

„Ich hab einen Schlag bekommen!“

„Von mir aber nicht, und ich halte mal das Händchen auf! … Was für einen Schlag?“ grinste er Hinkelstein an, der immer noch Arme und Beine in die Höhe streckte.

Hinkelstein schaute ihn grimmig an und meine nur noch „Strom“. Langsam erhob er sich und griff in seine Jackentasche, um sein Handy herauszuholen.

„Die Spurensicherung war es“, meinte Hinkelstein.

„Und was gibt es so Wichtiges?“

Hinkelstein stellte eine Verbindung mit der Spurensicherung her, damit er nichts widerholen musste, stellte er gleich den Lautsprecher an.

 

Ihr Kollege Suchtraum war auf der anderen Seite der Leitung, als Erstes teilte er ihnen mit:

„Seid vorsichtig, das halbe Zimmer steht unter Strom, insbesondere das Bad …“ Weiter kam er nicht, denn Hinkelstein unterbrach ihm gleich:

„Ich habe es gemerkt.“

„Und?“

„Ich habe einen gewaltigen Schlag erhalten! Und ihr Vollwaisen sagt das erst jetzt, warum habt ihr den Strom nicht unterbrochen?“

„Wir wollten dir diese Freude nicht entgehen lassen!“

„Danke, ist euch ja gelungen!“

Von Hausverbot begann zu grinsen, doch dann fragte er nach ersten Ergebnissen.

Kollege Suchtraum erzählte ihnen in kurzen Sätzen, dass die Todesursache ein Stromschlag gewesen sei, doch vorher hätte man ihr diese Messerstiche und in der Wanne den tödlichen Stoß zugefügt. Im Übrigen besitzt die Leiche aus dem See die gleiche Todesursache, doch ihr fehlten die Messerstiche und habe keine äußerlichen Verletzungen. Zum Schluss bat er die Kommissare dem Manager des Hotels die traurige Nachricht über das Ableben seiner Frau in Kenntnis zu setzen.

 

Die Kommissare schauten sich vorsichtig noch kurze Zeit um, dann machten sie sich auf den Weg nach unten.

Aus dem Büro des Managers hörten sie die lauten Stimmen vom Portier und dem Manager. Hinkelstein wollte gerade anklopfen, als er den Portier hörten sagte:

„Hättest mir mal besser geholfen, diese Schlampen von Elektrofreaks zu versenken, statt dich mit Whiskey vollzudröhnen. Schließlich war es ja deine Geliebte, die deine Alte ins Jenseits beförderte. … Jetzt haben wir den Mist und ich wäre fast draufgegangen, weil dieses Luder das halbe Hotel unter Strom setzte!“

Die Kommissare schauten sich verdutzt an, dann klopfte schließlich Hinkelstein an.

Die Tür öffnete sich, einen Augenblick der Stille trat ein, bis Kommissar von Hausverbot sagte:

„Ich möchte die beiden Herren bitten, mich aufs Polizeipräsidium zu begleiten, Herr Nager, sie müssen ihre Frau identifizieren, man hat sie heute Vormittag aus dem großen Lobessee gezogen und Herr Portier, wir möchten ihre Aussage protokollieren.“

Während sein Kollege gesprochen hatte, forderte Kommissar Hinkelstein mittels eines Codes einen Streifenwagen an.

 

Wenig später machten sich die beiden Kommissare zu ihren Fahrzeugen auf und Hinkelstein meinte:

„Glück gehabt, jetzt schnappe ich noch ein paar Tage mein Boot und stelle das Handy aus, den Papierkram überlasse ich dir gerne!“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

Texte: Schnief
Bildmaterialien: M.Schauten
Tag der Veröffentlichung: 11.05.2017

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