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Träume oder Schäume in einer ungewöhnliche Nacht

Eigentlich empfinde ich seit einigen Monaten jede Nacht, in der ich mal mehr als fünf Stunden durchschlafe, als ungewöhnlich.

Doch in einer dieser Nächte, in der ich eigentlich mal ganz gut eingeschlafen war, wachte ich mal wieder so zwischendurch auf. Neben mir in seinem Bett lag mein Herzallerliebster in tiefstem Schlummer.

 

Es schüttelte mich und Kälte ließ mich frösteln, obwohl mein Wecker fast 28° Wecker anzeigte. Genervt zog ich meine Decke höher und kuschelte mich darin ein. Um wieder in Morpheus Reich der Schlummernden zu gelangen, ließ ich meine Gedanken auf die Reise gehen, besser gesagt ins Reich der Fantasie.

Aber es wollte einfach nicht funktionieren, stattdessen schwirrten mir lauter Begriffe, wie Dresden, Oper, Wohnung, Gewinnen, Schimmelbefall durch den Kopf. Was soll das denn bloß bedeuten? All meine Gehirnzellen begannen zu rattern.

Langsam wurde mir wieder warm und meine Gedanken fingen an, aus den wirren Worten Sätze zu bilden wie 'Dresden, die Stadt mit der Oper, wie hieß die doch gleich, war es die Semperoper? Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen, irgendjemand wollte so gerne noch einmal dorthin in diese Oper und gleich auch noch jemanden treffen. Aber wie sollte sie dahin kommen?

Plötzlich kam mir die Erleuchtung!

 

Im Auto hatte ich doch vor kurzem von diesem Gewinnspiel gehört: man konnte Wünsche aufschreiben und einschicken, die dann, sollte man tatsächlich zu den glücklichen Gewinnern gehören, auch erfüllt würden.

Nun war ich wirklich hellwach und beschloss, gleich am nächsten Morgen eine weitere Mail an den Sender zu senden: Mein Wunsch, jemand soll mit einem Hubschrauber nach Dresden geflogen werden, dort die Oper besuchen können und danach ein candle-light-dinner mit jemanden genießen dürfen.

 

Doch nun ging meine Fantasie vollends mit mir durch.

 

Durch dieses Hintertürchen wäre es ja vielleicht auch möglich für unsere Wohnungssuchende eine Wohnung - inklusive ihrer Tiere - in einem betreuten Wohnen zu gewinnen und die Liebenswerte somit aus dem Tal der Tränen zu retten und wieder zum Lachen zu bringen.  

 

Plötzlich kam mir das Nervenbündel in den Sinn, das total verliebt ist, aber aus irgendwelchen Gründen nicht an ihren Liebsten ran kam. Zum Trost wünschte ich mir für diesen Trauerkloß – zwecks Ablenkung - eine Reise nach Schottland mit einem flotten und gut aussehenden Reiseführer.

 

Mir kamen noch viele weitere Gedanken in den Sinn: zum Beispiel eine weltumfassende Werbung für unsere gemeinsame Sache. Eigentlich war das alles ziemlicher Schwachsinn, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Und dann war da auch noch dieses Zimmer mit dem hässlichen Schimmelbefall an der Decke, den ich noch am Morgen begutachten musste. Danach wurde es völlig wirr und die verrücktesten Dinge zogen wie auf Kommando durch mein Gehirn.

 

Plötzlich flog eine Bowlingkugel durch die Luft und landete doch glatt in einem Einmachglas. Damit nicht genug, denn da krabbelten tatsächlich all die kleinen Würmchen, die sich tagelang in einem Päckchen auf dem Postwege nur von faulenden Himbeeren ernähren mussten und fast in dem Saft ersoffen wären. Hätte. ich doch bloß jemanden gebeten, diese kostbare Fracht besser mit einem Ruderboot an den Empfänger zu überbringen.

 

Doch dann kam mir auch noch die wunderbare Geschichte die Rettung durch die Wüste in den Kopf, Tränen befeuchteten meine Augen und kullerten die Wangen hinunter.

 

Inzwischen wurde es mir zu warm und ich entblätterte mich. Meine Gedanken kreisten weiter, immer weiter bis ich dann irgendwann wohl doch noch einmal eingeschlafen bin.

 

Doch am nächsten Morgen, da waren all die Gedanken wieder da, es waren also wohl nicht nur Träume. Und so nahm ich mir meine noch vorhandenen Karten für das Gewinnspiel und füllte sie aus.

 

Und nun drücke ich fest die Daumen, dass aus Wahnsinn Realität wird.

 

Impressum

Texte: Schnief
Bildmaterialien: Manuela Schauten
Lektorat: Gitta Rübsaat
Tag der Veröffentlichung: 01.10.2016

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