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Geh und Leb!

Die ersten warmen Sonnenstrahlen, die über die Berge kamen, erreichten die kleine Bucht des einsamen Sees und kitzelten Mattes. Doch Mattes nahm sie gar nicht wahr, er saß gedankenverloren auf dem Steg und schaute den kleinen Fischen zu, die sich im kristallklaren Wasser neben dem Steg tummelten. Seine Angel hatte er ausgeworfen, achtete aber nicht auf sie. Unweit auf dem See angelte ein älterer Herr, der ebenso die Ruhe genoss, denn er saß sichtlich entspannt in seinem kleinen Ruderboot.

 

Diese Stille zerriss Mattes Handy, dass sich mit einem lautstarken „Look you`re got a message“ meldete.

Seine eben noch so entspannten Gesichtszüge verhärteten sich, als er wie in Trance hinter sich griff und tastend suchte. Schließlich fand er sein Handy, sein Gesicht entspannte sich wieder, als er Mecks Nachricht las.

„Dreamer, machst du heute wieder Blau? Gestern hast du die Rückgabe der Matheklausur verpasst.

Fusselbirne hat sie mir schließlich mitgegeben, ich soll dir ausrichten, wäre schön, wenn du mal wieder mit deiner Anwesenheit glänztest. Die Latte hat er ziemlich hoch angesetzt, hast sie aber mit Bravour gemeistert.

Wir wollen am Nachmittag zum Kostümverleih, um uns für den Abi Gag diesen monströsen Morgenrock mit den Flatterbändern zu besorgen.“

Da Meck erkannte, dass Mattes seine Whats App Nachricht gelesen hatte, schrieb er gleich weiter:

„Komm mit, das Leben geht weiter. Sie hätten es gewollt! Denk an Marta, sie hat schließlich das Stück

Menetekel“ geschrieben.“

 

In Mattes tobte seit diesem erlebten Morgenschock vor vier Wochen, ein Brand der Gefühle.

„Warum, wieso, weshalb?“ fragte er sich ständig, dabei griff er in die Tasche seines blauen Anoraks und umfasste liebevoll die kleine Schneekugel, die ihm Marta kurz vor dem tödlichen Unfall geschenkt hatte.

 

Wieder meldete sich sein Handy.

Er schaute nach, Meck schickte wieder eine Nachricht.

„Was ist, kommst du? – mit hoffenden Smileys“

 

Es dauerte eine Weile, bis schließlich Mattes antwortete:

„Ich komme, wo treffen wir uns?“

„Vor dem Fettnäpfchen um 15.30 Uhr.“

 

Mattes steckte sein Handy ein und schnappte sich seine Angel. Als er sich auf den Weg machen wollte, blickte er noch kurz über den See und blieb an dem freundlichen aufmunternden Gesicht des alten Mannes im Ruderboot hängen. Mattes kam es vor, als wollte dieser sagen „Geh und leb!“.

 

 

 

 

 

Und darüber freute ich mich sehr

 

Und darüber habe ich mich sehr gefreut:

2. Platz des Forumsbattle bei MyStorys

Impressum

Texte: Schnief
Bildmaterialien: Schnief
Tag der Veröffentlichung: 16.02.2016

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