Im Alter von fünf Jahren zogen sich meine Unternehmungen in immer größere Kreise rund um mein Elternhaus. Zu dieser Zeit gab es auch zudem noch nicht dieses Verkehrsaufkommen wie heutzutage. Kinder spielten draußen und erkundeten ihre Welt.
Eines Tages, bei meinen Unternehmungen mit meinen Freunden fanden wir ein Stückchen Wiese, in dessen Mitte ein Tümpel zu erkennen war. Die komplette Umgebung war ziemlich morastig, so dass wir uns rasch unserer Sandalen entledigten. Lesen konnte ich damals noch nicht oder besser ausgedrückt, welches Kind interessierte sich schon für ein Verbotsschild.
Dieses Stückchen Land welches uns so magisch anzog, lag hinter Tennisplätzen, umrandet von Bäumen und Sträuchern. Uns interessierte das Quaken der Frösche, die schimmernden Libellen und vor allem die unendlich vielen bunten Schmetterlinge. Zuerst bewunderten wir das Flattern der unzähligen Schmetterlinge und die Flüge der Libellen, wovon manche wie Senkrechtstarter uns an Helikopter erinnerten. Schließlich wollten wir einige von den Schmetterlingen fangen. Doch die Jungen interessierten sich mehr die Frösche und liefen zum Tümpel. Sofort sackten sie bis zu den Knien ein, doch je mehr sie versuchten, herum zu stampfen, desto tiefer sanken sie.
Frank, der Freund meines Bruders brüllte plötzlich:
„Seht zu, das ihr raus kommt!“
Sofort machten sich die Jungen auf den Rückweg, aber mit jedem weiteren Schritt sanken sie tiefer.
Instinktiv reichten sich alle gegenseitig die Hände und wir versuchten sie heraus zu ziehen. Peter, der Letzte im Morast steckende, war inzwischen bis zur Brust mit dem Schlamm bedeckt, als wir ihn schließlich gemeinsam heraus zogen.
Plötzlich spürte ich an meinen Beinen etwas auf meiner Haut gleiten. Ich schaute hinunter und ließ einen Brüller los.
„Stell dich nicht so an, ist bloß eine Blindschleiche, die tut dir nichts“, motzte mich mein Bruder an, da ich vor Schreck alles losließ und in die Luft hüpfte.
Nachdem alle wieder zu Atem kamen, machten wir uns auf den Heimweg. Die Schelte über unsere dreckige Kleidung ließen wir wortlos über uns ergehen.
Aber diesen Platz, obwohl es dort die schönsten Schmetterlinge zu finden waren, hatte für mich seinen Reiz verloren, weder Schlangen noch Spinnen konnten mich faszinieren und dies ist so bis zum heutigen Tag geblieben.
Hinter unserem Haus verlief eine Ausfallstraße, die damals noch nicht so stark befahren wurde.
Dort auf der anderen Straßenseite lag der Bauernhof, in dem Franz mit seinen Eltern und Großeltern wohnte. Seine Eltern waren mit den meinen ebenso befreundet.
Oft verbrachten wir einige Zeit dort und tobten in der Scheune durchs Stroh.
So war es auch an diesem gewissen Tag. Nicht nur Franz und ich sondern unsere Freunde tobten durch Stroh, spielten Tarzan, Verstecken oder Sonstiges. Wir spielten und tobten, bis wir Durst bekamen.
Seine Großmutter war immer hoch erfreut, wenn Franz Freunde zum Spielen auf dem Hof hatte und machte uns dann immer leckere Brote und reichte frische Milch von den eigenen Kühen.
So stürmten wir hungrig und durstig aus der Scheune.
Wie angewurzelt blieben wir stehen, als wir aus der Scheune gerannt kamen.
Wir trauten unseren Augen nicht!
Ein Huhn lief ohne Kopf über den Hof!
Wir erstarrten und glotzten das Huhn an, bis es nach wenigen Metern umfiel.
Um die Ecke des Bauernhauses kam der Großvater von Franz, schnappte sich wortlos das Huhn und verschwand.
Wir standen immer noch da und starrten, bis wir uns wieder gefangen hatten und wollten anschließend zur der Großmutter von Franz in die Küche.
Doch als wir und die Hausecke bogen, sahen wir sie auf einer Bank vor dem Haus sitzend. Auf dem Schoß hatte sie das Huhn und rupfte ihm die Federn aus.
In diesem Moment ist mir endgültig der Hunger und Durst vergangen und ich wollte nur noch nach Hause. Zuhause angekommen, erzählte ich meiner Mutter direkt das Erlebte und sie meinte, das kann schon mal passieren, es wären die Nerven des Huhns gewesen, das es noch gelaufen sei.
Texte: Schnief
Bildmaterialien: Schnief
Tag der Veröffentlichung: 09.04.2015
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