Abenteuergeschichte
für Kinder ab 7 Jahren und allen Junggebliebenen
Ein mysteriöser Fund
von
Manuela Schauten
Gemeinsam stapften die siebenjährigen Zwillinge Tim und Tom mit ihrem zehn Jahre älteren Bruder Jonas sowie ihrem Vater, mitten im Wald durch den frisch gefallenen tiefen Schnee. In diesem Jahr durften die Zwillinge das erste Mal beim Aussuchen des Weihnachtsbaumes helfen.
In der vergangenen Woche hatte es einen schweren Sturm gegeben, sodass sie oft abgeknickten Ästen ausweichen mussten. Über entwurzelte Baumwurzeln zu klettern, dass machte Tim und Tom besonderen Spaß, weil sie dann immer in den Schnee springen konnten. Nach einer Weile fanden sie gemeinsam eine prächtige Tanne, die allen Vieren auf Anhieb gefiel.
„So, jetzt müsste diese Tanne genauso strahlen wie bei den Grisworlds“, meinte Jonas lachend.
„Stimmt, du hast vollkommen recht, so müsste der Tannenbaum eigentlich strahlen“, pflichtete ihm der Vater, ebenfalls lachend, zu. Die Zwillinge schauten die beiden mit einem riesigen Fragezeichen im Gesicht an.
„Erinnert ihr euch an den Weihnachtsfilm, den wir uns im letzten Jahr im Fernsehen ansahen?“, fragte der Vater seine Zwillinge. Beide schüttelten jedoch nur den Kopf. So versuchte er, ihnen den Film in Erinnerung zu bringen.
„In dem Film war die ganze Familie im Wald, suchte nach einem geeigneten Weihnachtsbaum. Als sie ihn endlich fanden, erstrahlte er in einem goldenen Licht, dabei sind der Tochter zudem die Wimpern an den Augenbrauen festgefroren.“
Tim und Tom schauten ihn immer noch fragend an.
So erzählte der Vater weiter. „Vielleicht erinnert ihr euch an das Eichhörnchen, das sich im Tannenbaum versteckt hatte und am Weihnachtsabend bemerkbar machte. Die Oma fiel deshalb laufend in Ohnmacht und die anschließend wilde Jagd mit dem Hund Rotzi durchs ganze Haus beim Einfangen des Eichhörnchens.“
Da begannen die Zwillinge sich zu erinnern und mussten lachen.
„Aber warum erstrahlte der Baum denn in so einem goldenen Licht?“, fragte Tom.
„Es sollte himmlisch aussehen“, meinte der Vater und schaute zum Himmel hinauf.
„Was bedeutet himmlisch“, wollte jetzt Tim wissen.
„Das erkläre ich dir später zu Hause, wir müssen jetzt den Baum schlagen und nach Hause bringen. Siehst du, dort hinten die schweren Schneewolken. Da zieht etwas auf und ich habe Mami versprochen, dass wir vor der Dunkelheit daheim sind“, antwortete der Vater und richtete wieder seinen besorgten Blick gegen dem Himmel.
Der Vater warf die Motorsäge an und die Zwillinge schauten gemeinsam mit ihrem älteren Bruder aus sicherer Entfernung zu, wie die wunderschöne und gerade gewachsene Tanne langsam zur Seite fiel. Während des Fallens fiel durch die mit Schnee schwer beladenen Äste ein bunt schimmernder Wasserfall.
Doch da glitzerte etwas besonders goldig. Tim war so fasziniert von dem goldenen Glitzern, das er seinen Blick nicht mehr abwenden konnte. Ebenso konnte er es nicht erwarten, dass die Tanne endlich im Schnee lag. Diese Sekunden erschienen ihm, als würden Stunden vergehen, dabei hüpfte er die ganze Zeit aufgeregt von einem auf das andere Bein.
„Musst du?“, erkundigte sich Jonas, der neben ihm stand.
„Da, da ist etwas, es funkelt und glänzt“, stammelte Tim aufgeregt.
„Sicher nur die tief stehende Sonne, die alles in diesem wunderschönen Licht erscheinen lässt“, versuchte Jonas, ihn zu beruhigen.
„Nein, das ist es nicht!“, rief Tim enthusiastisch und versuchte zu dem gefällten Baum zu rennen. Er wurde aber durch den tiefen Schnee aufgehalten. So ließ sich Tim blitzschnell in den Schnee fallen und robbte auf allen Vieren hin. Seinen Blick wendete er aber nicht von der Stelle ab, an der er das goldig Blinkende zuletzt gesehen hatte. Endlich angekommen, suchte er zwischen den vom Schnee befreiten wieder grünstichigen Tannenzweigen nach dem goldig Blinkenden. Wobei es ihm egal war, ob ihn irgendwo eine Nadel piekte. Sein Zwillingsbruder Tom war inzwischen zu ihm durch den Schnee gestapft, er hob die Äste hoch, damit Tim es leichter hatte. „Was ist das denn für ein Ding?“, schrie Tim und zog und zog. Es knarrte und ächzte, aber schließlich schaffte er es, das Ding zwischen den Ästen herauszuziehen.
Triumphierend hielt er das glitzernde Teil in die Höhe und rief seinem Bruder Jonas, der neben seinem Vater stand, zu: „Siehste, ich hatte recht! Was ist das?“
Jonas und der Vater kamen zu ihm. Der Vater schaute es sich kurz an und meinte: „Ich weiß es im Moment auch nicht. Steck es jetzt bitte erst einmal in deinen Rucksack, zu Hause werden wir es uns gemeinsam genauer ansehen. Jetzt müssen wir uns aber sputen, sonst kommen wir noch in einen Schneesturm. Seht euch mal die bedrohlichen Wolken an.“
Tim war zwar ziemlich enttäuscht und ihm fiel die Kinnlade hinunter. Doch gehorsam stopfte er den glitzernden Fund in seinen Rucksack. Dann half er, den Baum schnellstmöglich zum Auto zu bringen und auf dem Autodach zu befestigen.
.
Als sie endlich im Auto saßen, begann es immer heftiger in dicken Flocken zu schneien. Weil die großen schweren Schneeflocken immer dichter herunterfielen, schafften die Scheibenwischer des Wagens es gerade noch, dass der Vater die Straße erkennen konnte. Der Vater lenkte den Wagen so vorsichtig und achtsam, damit er nicht aus der Fahrspur geriet. Er wollte keinesfalls ins Schlingern geraten und im Straßengraben landen.
Eine halbe Stunde lang schlichen sie mehr, als das sie fuhren. Da hörte es plötzlich, wie abgeschnitten, auf zu schneien. Zu ihrem Leidwesen begann es nun langsam aber sicher zu dämmern.
„Ein Glück, das es aufhört zu schneien, so kommen wir noch einigermaßen rechtzeitig nach Hause“, sagte Jonas erleichtert.
„Wäre es denn schlimm, wenn wir später zurückkommen würden?“, fragte der Vater Jonas.
„Ich wollte mich noch mit Andre und Philipp treffen, da wir unser Gemeinschaftsreferat „Ist die Inklusion ein Menschenrecht?“ fertigstellen müssen“, erklärte Jonas.
„Wann ist denn der Abgabetermin?“, erkundigte sich der Vater und als Antwort erhielt er, „Morgen“.
„Ich will jetzt nichts zu eurem Zeitplan sagen“, entgegnete der Vater, denn er kannte ja seinen Sohn, der wie immer, auf den letzten Drücker seine Arbeiten erledigte.
Währenddessen saßen gelangweilt auf dem Rücksitz die Zwillinge, denn sie hätten zu gerne das gefundene Ding untersucht. Doch ihr Vater hatte ihre Rucksäcke im Kofferraum verstaut, da er sich an die letzte Fahrt in Dunkelheit erinnerte. Seine Zwillinge hatten ihre Taschenlampen als Laserschwerter benutzt und ihn damit überaus genervt. Glücklich und erleichtert erreichten sie nach einer weiteren halben Stunde Fahrt ihr Zuhause.
Dort schnappten sich die Zwillinge ihre Rücksäcke und verschwanden in Windeseile in Richtung ihres Zimmers.
Der Tannenbaum interessierte sie nicht mehr und sie überließen das Abladen ihrem Vater und Bruder.
Die Zwillinge liefen polternd die Holztreppe zu ihrem Zimmer hinauf. Dort fasste Tim sofort in seinen Rucksack, um das Ding herauszunehmen, aber irgendwie sträubte es sich.
„Bist du zu blöd, um es herauszuholen“, fragte Tom ihn.
„Versuchs du doch, es hängt fest“, meinte Tim und stellte den Rucksack auf den Teppichboden.
Die beiden Jungen knieten sich davor und erweiterten die Öffnung des Rucksackes. Während Tim jetzt mit Leichtigkeit das seltsame goldene Ding herausnahm, erblickte Tom, dass oben auf dem Deckel eine kleine grüne Eule saß. Für einen winzigen Moment hatten sich die Augen der Eule einen kleinen schmalen Spalt geöffnet und ein helles rotes Licht strömte heraus. Vor lauter Schreck ließ Tom sich nach hinten fallen und landete auf seinem Po.
„Was war das?“, rief Tom erschrocken und wich etwas zurück.
„Was war denn?“, fragte Tim irritiert und stellte das Ding kurzerhand auf den Boden, um es genau betrachten zu können.
„Hast du nicht das rote Licht gesehen? Die Eule hat die Augen geöffnet und da strömte es heraus“, meinte Tom etwas ängstlich.
„Ich habe nichts gesehen und was soll da schon heraus strömen“, fragte Tim und begann es genauer zu untersuchen. Dabei drehte und wendete er es hin und her.
Tom fasste sich nach einigen Minuten und untersuchte das Ding ebenso, aber es geschah nichts mehr.
„Was soll das eigentlich darstellen?“, fragte Tom seinen Bruder Tim.
„Keine Ahnung, sieht ja aus wie ein Ständer. Unten ist eine rechteckige Kiste, aus der ein Baum herausgewachsen ist. Auf dem einen Ast sitzt eine grüne Eule und dahinter ein brauner Igel, auf dem anderen Ast ist eine Uhr. Ansonsten sehe ich noch eine Blüte und einige schwarze Perlen. Habe ich etwas vergessen“, fragte Tim, während er mit dem Finger langsam über die Mitte der Blüte in der Mitte strich. In diesem Augenblick drehte sich der Baum und die rechteckige Kiste öffnete sich.
„Mann, das ist ja eine Schatzkiste. Sieh mal, da liegt ja ein gefalteter Zettel drin!“, rief Tom aufgeregt.
Tim zog vorsichtig den Zettel heraus und entfaltete ihn. Anschließend versuchte er sofort die Schrift zu entziffern. „Was steht da? Ist es eine Schatzkarte?“, wollte Tom sofort wissen.
„Nein, leider keine Schatzkarte, aber etwas Geschriebenes. Mano man, das sind ja so seltsame Buchstaben, wie Opa sie letztens geschrieben hatte. Mensch, können die nicht normal schreiben“, motzte Tim herum und blickte sich um.
Tom war enttäuscht, dass es keine Schatzkarte war.
„Gib mir mal das blaue Buch aus dem Regal, darin werden die unterschiedlichsten Buchstaben erklärt“, forderte er Tom auf, der sogleich aufsprang und das Buch holte.
Gemeinsam schlugen sie es auf und suchten sich die passenden Buchstaben heraus. Sie versuchten den Text vom Zettel zu übersetzen und hielten dabei ihre Übersetzung
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Manuela Schauten
Bildmaterialien: Manuela Schauten
Lektorat: Gitta Rübsaat
Tag der Veröffentlichung: 20.11.2014
ISBN: 978-3-7396-1943-9
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ein besonderer Dank gilt Gitta Rübsaat.
Der Erlös geht als Spende für hilfsbedürftige Kinder im Pfarrverband
Rotbach - Erftaue, Erftstadt