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Urlaub für das Christkind und den Weihnachtsmann

 An einem wunderschönen Abend im Spätsommer gab es nach einem Regentag, als sich endlich am frühen Abend die Sonne wieder zeigte, einen tiefroten Sonnenuntergang. Meine kleine vierjährige Tochter saß auf meinem Schoß und fragte mich mit großen Augen. „Mama, warum ist denn der Himmel so rot, wir haben doch Sommer. Fangen die Engel jetzt schon an zu Backen.“

„Das kann gut möglich sein, denn ein Stollen, den wir so gerne Weihnachten essen, muss lange liegen, um richtig gut zu schmecken.“

„Dann fangen sie jetzt schon an? Bis zu meinem Geburtstag sind doch noch vier Monate“, ungläubig schaute sie mich an und blickte wieder fasziniert zum Himmel.

Sie kuschelte sich an mich und gähnte herzhaft.

 

Nachdem sie es sich in ihrem Bett gemütlich gemacht hatte und all ihre Kuscheltiere kunstvoll um sich herum gruppiert hatte, schoss ihre Frage wie aus der Pistole heraus.

„Was macht das Christkind denn im Sommer, fährt es dann in Urlaub?“

 

Ich kannte ja meine Tochter und ohne eine Antwort, würde sie so lange bohren bis eine käme, also setzte ich mich an ihr Bett und erzählte ihr eine kleine Geschichte:

 

„Im Sommer trifft sich das Christkind mit dem Weihnachtsmann in einer alten Hütte. Selbstverständlich bringt er dann auch all seine Rentiere mit, die dürfen dann Kräuter und Gras rings um die Hütte futtern, damit sie zu Weihnachten auch richtig fit sind.“

„Hat die Hütte auch ein rundes Fenster wie bei „Heidi“ und Tannen vor dem Haus?“, unterbrach sie mich.

„Ja, die Hütte hat auch ein rundes Fenster, von dem man ins Tal schauen kann. Tannenbäume gibt  es auch, sogar einen Zaun, damit die Rentiere sich nicht verirren können.  – Das Christkind und der Weihnachtsmann lagen im Liegestuhl und sonnten sich. Als es dem Weihnachtsmann zu warm wurde, zog er seine dicke rote Jacke und die warmen Stiefel aus.“

„Was für Socken hatte er denn an?“ fragte sie mich aufgeregt und in einem Atemzug stellte sie gleich die nächste Frage. „Aber das Christkind hat ihr Kleidchen doch anbehalten oder hatte sie einen weißen glitzernden Bikini an.“

„Das Christkind trug ihr samtenes weißes Kleidchen mit den silbernen Streifen und den vielen Pailletten und der Weihnachtsmann hatte dicke rote Socken an, die er auch noch auszog. Er streckte seine Beine aus und wackelte mit den Zehen.“

„Da ist ja langweilig, wenn sie die ganze Zeit nur im Liegestuhl liegen!“, stellte meine Kleine enttäuscht fest.

„Nach einer Weile wurde es ihnen wirklich zu langweilig, obwohl der Weihnachtsmann ab und zu dem Christkind Witze erzählte. Bald standen sie auf und der Weihnachtsmann zog sich aber nicht seine Stiefel an, sondern zog aus seiner Tasche ein Paar Schlappen, die ihm die Elfen eingepackt hatten.

Die Beiden machten einen kleinen Spaziergang und schauten nach den Rentieren, ob auch wirklich keines von ihnen ausgebüxt war. Der Elfe Heini hatte dem Weihnachtsmann eingeschärft, dass sich Rudi gerne auf Wanderschaft begebe und er ihn immer suchen musste.

Zu ihrem Glück war Rudi, das Rentier aber bei den anderen und futterte was das Zeug hielt.

Ein kleines Glöckchen bimmelte ganz leise.

„Endlich gibt es etwas auch für uns zu essen“, freute sich der Weihnachtsmann, inzwischen knurrte sein Magen nämlich gewaltig.

„Und ich freue mich auf eine warme Schokolade mit ganz viel Sahne“, pflichtete ihm das Christkind zu.

Gemeinsam gingen sie in die alte Hütte hinein und setzten sich an einen schön gedeckten Tisch. Auf dem Tisch standen nicht nur die leckeren Kuchen und ein wunderbarer Strauß Blumen, nein, dort stand auch eine Kiste mit den Weihnachtswünschen von vielen Kindern aus der Welt.

Wie ein hungriger Wolf futterte sich der Weihnachtsmann durch die leckeren Kuchen und Plätzchen.

Auch das Christkind naschte von den leckeren Kuchen. Dabei tranken alle beide eine große Tasse heiße Schokolade mit einem dicken Berg Sahne drauf.

Als die beiden satt waren, schauten sie in die Kiste hinein und nahmen die ersten Karten heraus.

„Meine Güte, was haben die Kinder heutzutage für Wünsche“, stellte das Christkind mit Entsetzen fest.

„Was wünscht sich denn der Daniel aus Walkenbach?“, fragte der Weihnachtsmann neugierig.

„Daniels Wünsche sind eine Ritterburg, eine Carrerabahn, Wachsmalstifte, ein Fahrrad, einen Fußball, ein Nintendo DS , einen MP 3 Player, eine CD, einen Bagger, Inliner, Hockeyschläger und Fußballtore, dazu ein Deutschlandtrikot und dass seine Oma nicht mehr auf ihn böse sei, dass er ihre Blumenbeete beim Spielen zerstört hat“, las das Christkind vor.

„Na, den letzten Wunsch können wir ihm leicht erfüllen, aber bei den anderen ist es nicht so leicht“, meinte der Weihnachtsmann sehr ernst und dachte nach.

Währenddessen holte das Christkind eine weitere Karte heraus und begann vorzulesen:

„Sabrina,  5 Jahre, wünscht sich diverse CD von Bibi Blocksberg, das Traumschloss und das große Puppenhaus von Playmobil, außerdem eine Baby Born mit Schlitten, ein Frisiertisch und verschiedene Spiele und Puzzles.“ Sie zog die nächste Karte heraus und las weiter. „Marius, 5 Jahre, wünscht sich einen Fußball, einen Tennisschläger, eine Autorennbahn, eine Tankstelle und das Piratenschiff von Playmobil und verschiedene Bücher.“

So ging es noch eine Weile, bis das Christkind plötzlich stoppte und meinte: „So geht das nicht, unsere Elfen können doch das alles gar nicht produzieren und an die Kosten darf ich gar nicht denken. So viele Spenden bekommen wir doch gar nicht. Wir müssen was dagegen unternehmen!“

„Ja, du hast recht, wir wissen ja gar nicht mehr, wie wir alles transportieren sollen und die Elfen beschweren sich inzwischen auch“, setzte der Weihnachtsmann dazu.

„Jetzt muss ich noch eine Tasse Kakao trinken und nachdenken, denn so geht es nicht weiter“, sprach das Christkind mit traurigen Augen und goss sich und dem Weihnachtsmann noch eine Tasse Kakao ein.

So saßen das Christkind und der Weihnachtsmann dann eine ganze Weile still zusammen und jeder von beiden dachte nach.

 

Nachdem sie ihren Kakao ausgetrunken hatten, machten sie einen kleinen Spaziergang und als sie am Zaun ankamen, setzte sich das Christkind darauf und ließ ihre Beine baumeln. Der Weihnachtsmann lehnte sich einfach dagegen und schließlich meinte er:

„Ich habe es, alle Kinder bekommen von uns nur noch drei Geschenke. Wie findest du die Idee?“

„Die Idee ist gut, sogar hervorragend und wir schauen den Kleinen ins Herz, welche drei größten Wünsche wir ihnen erfüllen können“, antwortete ihm das Christkind.

 

„Mama, dann habe ich ja drei Wünsche frei, die das Christkind mir zu Hause erfüllt, drei Wünsche bei Oma, drei bei Opa und drei bei Hannes“, stellte meine Tochter fest.

„Nein, mein Schatz, so ist das nicht, nur drei Wünsche erfüllt das Christkind dir, für alle anderen Wünsche müssen wir ins Geschäft gehen, diese Sachen kaufen und beim Christkind abgeben, damit es dir alles unter den Tannenbaum legen kann. Nur so kann das Christkind oder der Weihnachtsmann jedem Kind etwas auf der Welt bringen und alle Elfen wären auch wieder zufrieden und können sich, euch eine Freude zu machen“, versuchte ich, ihr es zu erklären.

„Ich finde die Idee von den Beiden ganz gut, auch wenn ich nicht alles bekomme, was ich mir wünsche“, antwortete sie mir.

 „ Ja, dann träume mal schön vom Christkind und dem Weihnachtsmann, wie sie so da im Liegestuhl liegen und sich erholen, um für die große Aufgabe zur Weihnachtszeit wieder fit zu sein!“, schloss ich meine kleine Geschichte, gab ihr noch einen Gutenachtkuss und verließ das Zimmer.

 

 

Diese Geschichte ist eine Beitrag zur Anthologie "Ein Licht in der Dunkelheit"

 

Die Anthologie ist als Print- und E - Book erhältlich

 

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Impressum

Texte: Schnief
Bildmaterialien: Manuela Schauten
Lektorat: gittarina
Tag der Veröffentlichung: 19.08.2014

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