Da ich sehr verfroren bin, liebe ich natürlich den Sommer, nicht unbedingt tropische Hitze.
Dann mache ich es mir auf unserer Terrasse in meinem Gartenstuhl bequem, die Füße hochgelegt und lausche in unseren Garten hinein. Welche Vögel zwitschern dort in den Tannen, fragte ich mich. Noch während ich nachdachte, sah ich plötzlich Rotkelchen, Zaunkönige und Spatzen, aufgeschreckt auffliegen. Selbst unsere Pauli (unser Kanninchen), welche sich auch in den Tannen vor der Mittagshitze Abkühlung suchte, kam heraus gehoppelt. Unwillkürlich sah ich zum Himmel hinauf und verstand die eingesetzte Unruhe. Ein Sperber oder Falke zog seine Runde kurz über den Wipfeln der Tannen. Genau im selben Augenblick, als ich den Raubvogel erblickte, hatte ihn auch der Hahn im Nachbargarten bemerkt und schrie aus Leibeskräften. Seine sieben Hennen suchten im Eiltempo laut gackernd Deckung. Unsere Pauli dagegen, setzte sich unters Trampolin und begann genüsslich zu futtern. Nach einigen Minuten wurde es wieder ruhig und ich ließ meine Gedanken freien Lauf.
Während ich so vor mich hinträumte, musste ich an das Thema „Ein Ort, den ich sehr gerne habe“ denken. Sofort wurde mir klar, der Ort, den ich sehr gern habe, ist unser Garten, in dem ich werkeln oder einfach Tiere und Pflanzen beobachte konnte.
Plötzlich war die wunderbare Stille vorbei, diese erholsame Ruhe, meine Tochter kam mit ihrer Freundin und machten sich im Garten breit.
„Hast du ein Eis für uns“, fragte sie.
„Könntest du es nicht selbst holen und mir auch eins mitbringen?“, erwiderte ich.
„Ich will nicht an den Eisschrank, nachher ist der wieder nicht richtig verschlossen. Und ich bin dann schuld, wenn der vereist ist und piept“, antwortete sie mir mit ihrem Hundeblick und ihre Freundin sah mich mit dem gleichen Blick an den sie immer aufsetzten, wenn sie etwas wollten.
„Lasst diesen dummen Blick sein, ihr wisst genau, dass dieser bei mir nicht zieht“, sagte ich ihnen. „Bitte, hol es doch, inzwischen werde ich deinem Schnuffel ein Leckerli bringen“, gab sie zurück.
Um meine Ruhe zu haben, stand ich auf, holte ihnen ein Eis und mir etwas zu trinken. Sie setzten sich zu mir und fragten, was ich denn so in meinem Gartenstuhl mache, ohne Buch oder Laptop.
Da erzählte ich ihnen von meinen Gedanken über den Ort, den ich sehr gern habe. Meine Tochter erinnerte sich daran, dass sie etwa vor einem Jahr, darüber in der Schule ein Gedicht verfassen mussten und mir fiel es auch sofort wieder ein.
„Zum Glück mussten wir kein Gedicht verfassen, denn das ist nicht meine Stärke“, meinte ihre Freundin.
„Nicht jeder kann Gedichte schreiben, die etwas aussagen, aber unser Land ist das Land „Der Dichter und Denker“ und es gibt wirklich viele, die können wunderbare Gedichte schreiben, auch wenn sie nicht bekannt sind. Ich selbst kann auch keine Gedichte verfassen“, antwortete ich ihr.
„Gedichte können ja auch schön sein, wenn ich sie nicht gerade bei einer Arbeit interpretieren muss, was für Reimfolgen u.s.w.“, rechtfertigte sie sich. Nachdem sie ihr Eis gegessen hatten, verschwanden sie in unseren Tannen zur Hängematte und ließen sich dort von Musik berieseln.
Während ich wieder meine Ruhe genoss, trotz der zu mir leise herüberschallende Musik schweiften meine Gedanken ab und ich schlief ein. Da träumte ich, wie am Mittag meine Tochter nach Hause kam und sie mir ihr Heft unter die Nase hielt und fragte, „Wie findest du das?“ Ich setzte mich auf die Eckbank in der Küche und las. „Das gefällt mir sehr gut!“, antwortete ich ihr und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Darf ich deine Kamera haben, ich muss dazu noch einige Bilder knipsen, ich möchte es besonders herüberbringen.“ „Sicher kannst du sie nehmen, Papa kann es ja heute Abend ausdrucken oder bis wann brauchst du es?“, fragte ich sie, „Ansonsten drucke ich es morgen auf der Arbeit aus.“ „Fährst, du heute Abend mit mir Fahrrad, dann zeig ich dir meinen Lieblingsplatz, an dem ich mich schon mal zurückziehe, wenn ich auf Euch sauer bin?“, fragte sie. „Nach dem Abendessen können wir fahren, einverstanden?“, fragte ich sie. Sofort war sie einverstanden und ich wurde gedrückt und erhielt einige Küsschen.
Später holten wir unsere Räder aus der Garage und los ging die Fahrt über Feldwege, dabei bewunderten wir die tief stehende Sonne und den Himmel. „Gib mir mal den Fotoapparat, das muss ich knipsen“, forderte sie mich auf. Ich hielt an, kramte in meiner Tasche und reichte ihr den Apperat. „Merse“. Nachdem sie einige Fotos gemacht hatte, ging die Fahrt weiter, durch eine Kastanienallee und entlang des Mühlbachs. „Wo treibst du dich denn Mutterselen alleine herum, hast du denn keine Angst?“, fragte ich sie. „Nee, warum denn, hier gehen doch genug mit ihren Hunden spazieren“, gab sie zurück. „Ich muss dir ehrlich sagen, ich habe Angst, wenn du hier in der Einsamkeit so weit draußen alleine bist, verstehst du, warum?“, fragte ich sie. „Ja, ja, es könnte einer kommen der mich …“, antwortete sie mir leicht genervt.
Inzwischen durchquerten wir einen Weg zwischen Kuh-Weiden und gelangten zum Rotbach. Links der Bach und rechts lauter Wiesen, so fuhren wir noch ein Stückchen. „Die Wiesen gibt es doch nur, weil die Bauern dafür Geld erhalten, haben wir gerade durchgenommen“, erklärte sie mir. „Ich weiß, trotzdem verdienen sie zusätzlich noch Geld, weil sie die Wiesen mähen und dann das Heu verkaufen. Außerdem ist das Überschwemmungsland, du glaubst doch nicht, das ein Getreidebauer gutes Ackerland liegen lassen würde, selbst wenn er dafür von der EG entschädigt würde“, erwiderte ich. Endlich hielten wir an, stellten die Räder am Seitenrand ab und gingen durch Gestrüpp hinunter zum Rotbach. „Ich kenne diese Stelle, weißt du, dass hier einige Hundebesitzer ihre Hunde schwimmen lassen“, fragte ich sie. „Ja, aber selten, woher weißt du das?“, gab sie zurück. „Hans-Günter ließ Harko, seinen Schäferhund, hier immer durchs Wasser springen.“ „Kann sein, ich habe beide nicht kennengelernt, war doch Björns Vater, oder“, fragte sie. „Ja!“ Nach unserer kleinen Unterhaltung kletterte sie auf einen Baum und ich musste den Fotografen spielen. Anschließen machte sie noch einige Bilder vom Bachlauf und vom Sonnenuntergang. Dabei erklärte sie mir, wie sie diesen mit Blättern überdachten und diesen lichtdurchfluteten Ort empfand.
„Hier an dieser Stelle habe ich mein Gedicht verfasst, jetzt habe ich auch die nötigen Bilder dazu. Komm, lass uns nach Hause fahren, die Bilder ausdrucken, das Schönste werde ich einkleben“, sprach sie. Wir schnappten unsere Räder und fuhren diesmal ohne Umwege nach Hause, denn es begann bereits dunkel zu werden.
Als sie am nächsten Tag nach Hause kam, fragte ich sie, ob sich der erhoffte Erfolg eingestellt hatte und sie berichte mir begeistert.
Zum Schluss möchte ich natürlich niemanden das Gedicht vorenthalten.
Die plätschernde Quelle
Du bist atemberaubend, du bist mein
wenn ich bei dir bin, immer allein
wünschte ich könnte immer bei dir sein
die Idylle so frei und fein.
Und wenn am Abend der Himmel wie
Feuer entfacht
und der große Ball steigt immer höher, welch
eine Pracht,
es wird immer dunkler, es wird Nacht.
Wie viel Freiraum du mir schaffst.
Dann liege ich da unter dem Sternenzelt,
ich höre die Nachtigall, die ihr Liedlein
trällt,
es gibt keinen Ort, der mehr gefällt.
Ich könnte ewig bei dir liegen,
von den Nachtigallen in den Schlaf mich
wiegen,
und hoch zu den Sternen fliegen
Texte: Schnief & Stephie
Bildmaterialien: Schnief
Lektorat: Schnief
Tag der Veröffentlichung: 23.09.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Danke für die schöne Zeit