1.
Es war wieder ein schwüler heißer Tag im Großraumbüro. So wie es diesen Sommer schon viele gegeben hat. Herr Marlon mein Chef, also eigentlich Dicki wie er von den meisten insgeheim genannt wurde war einmal mehr zu geizig und zu faul um die alte klapprige Klimaanlage reparieren zu lassen. Ein undekorativer, rostiger Kasten der mehr Lärm verursachte, als das er eine Erleichterung brachte hing an der Nikotin vergilbten Decke. Die Hitze stand förmlich in den Räumlichkeiten. Nicht ein Lüftchen sorgte für Abkühlung in der drückenden Schwüle des Hochsommers. „Hauptsache sein Büro war angenehm temperiert!“ Der Feierabend rückte nach vielen blicken Richtung Uhr und quälenden Stunden endlich in greifbare Nähe. Wie soll man so auch produktiv arbeiten? die Hitze, dass regelmäßige klappern der defekten Klimalage, ein Stimmengewirr von telefonierenden und sich unterhaltenden Kollegen neben ständig klingelnden Telefonen sorgte für nicht minder miese Laune bei Carla. Der täglichen Aktenstapel schrumpften nur langsam. Sie war Mädchen für alles was sonst nicht gerne gemacht wurde. Das läuten ihres Telefons kündigte einen internen Anruf an. „Frau Hennings könnten sie bitte sofort in mein Büro kommen?“ Meldete sich Dicki schwerfällig schnaufend zu Wort. Als Carla in sein Büro kam, saß ihr Chef mit einem kleinen Handventilator auf seinen alten abgelebten mit roten Leder bezogenen Chefsessel hinter seinen Schreibtisch der unter Papier, Aktenordnern und diversen Kram schon fast nicht mehr zu erkennen war. Der Schweiß lief ihn in Strömen über das Gesicht und versickerte in ein älteres, ausgewaschenes, kleinkariertes Hemd. Einige Knöpfe spannten verdächtig, so das man befürchten müsste sie würden gleich abspringen um Dickis Bauch Platz zu machen. Wenn er weiter so zunehmen würde, kann bald jemand anders dieses Büro übernehmen dachte sich Carla gehässig. „Frau Hennings – Carla, ich muss sie leider bitten noch einige Überstunden zu machen, diese Unterlagen müssen heute unbedingt noch bearbeitet werden!“ Mit diesen Worten deutete er auf einen angestaubten Aktenstapel der in einer Ecke neben der Türe lag. Die Freude darüber, eine „Dumme“ gefunden zu haben war ziemlich deutlich in seinem Gesicht zu lesen. „Sie haben doch sicher noch kurz Zeit, ihren schwer arbeitenden Chef diesen kleinen Gefallen zu tun?“ Meinte er und schob sich dabei einen angeschmolzenen Schoko-Cookie in den Mund. „Könnten die Akten nicht bis morgen warten Herr Marlon? Es ist schon sehr spät und ich habe noch einiges zu erledigen!“ Frage sie vorsichtig bei Dicki nach. „Aber, aber Carla … er machte eine theatralische Pause, sie sind doch eine gute Angestellte hoffe ich! Dies sind sehr wichtige Briefe die heute noch erledigt werden müssen. Falls sie aber keine Lust dazu haben“, wurde er nun lauter, „ kann ich ihre Arbeit auch gerne anderweitig vergeben!“ Endete er mit einen schmalzigen Lächeln. Resigniert nahm sich Carla des riesigen Stapels unsortierten Papiers an. Dafür würde sie ewig brauchen. Wenn nicht noch länger. Aber kneifen war nicht empfehlenswert da sie ohne hin schon auf der Abschussliste der nächsten Entlassungen stand. Der Job war wichtig, sonst konnte sie bei Zeiten unter einer Brücke, neben den Obdachlosen schlafen. Ihre Wohnung war nicht sonderlich modern, genau genommen eigentlich ziemlich schäbig und alt eingerichtet, aber immerhin durch ihr eigenes hart verdientes Geld bezahlt. Gut, es war nicht so toll als vor einigen Wochen plötzlich das Wasser abgestellt wurde weil die eine oder andere Rechnung aus Geldmangel unter den Tisch gefallen war. Aber solange sie die vereinbarten Raten ab stottern konnte lief es wieder. Jeder Tag ohne Gerichtsvollzieher ist ein guter Tag war das Motto.
Es war schon kurz nach 23 Uhr als das letzte Formular fertig bearbeitet war und Carla das stickige Büro endlich für einige Stunden hinter sich lassen konnte. Selbst die letzten Kollegen waren schon vor Stunden nach Hause gegangen. Lediglich in Dickis Büro war noch ein kleiner Lichtschein zu erkennen. Aber das regelmäßige Schnarchen verriet das er wohl an diesen Abend nicht mehr schwer arbeitete. Leise schloss sie die Türe hinter sich. Feierabend! Ihr Magen knurrte, aber der Kühlschrank war mehr als leer. Die Milch war bestimmt schon seit Tagen sauer und das Schnitzel würde sie sicher auch schon begrüßen. Carla beschloss sich noch eine Kleinigkeit am Imbiss um die Ecke zu besorgen.
2.
Nach einer fettigen Bratwurstsemmel beim Imbissstand am Supermarkt stieg Carlas Laune wieder etwas. Irgendwie war es ja eh schon egal wie man aussah, da machen die paar Kalorien auch nichts mehr aus und dann kann das Leben wenigstens lecker den Bach runter gehen. Sie beschloss, um etwas entspannen zu können und der überhitzten Wohnung noch ein wenig zu entfliehen den Umweg quer durch den Stadtpark zu nehmen. Das zirpen der Grillen aus dem hohen zu lange nicht gemähten Gras und das leise kichern eines Liebespaares waren zu vernehmen. Eine leichte Brise verriet, dass sich ein Sommergewitter zusammen braute. Auf einer Parkbank ließ sie sich nieder und beobachtete die Umgebung. Eine streunende Katze war auf der Jagd nach einen kleinen Abendsnack und das kichernde Pärchen, schien schnell nach Hause zu eilen um den kommenden Regen zu entgehen. Carla genoss die ersten Tropfen auf ihrer Bluse und der verschwitzten Haut. Sie zog die hochhackigen unbequemen Stöckelschuhe aus, die genauso zum Bürooutfit gehörten wie der schwarze, ihrer Meinung nach viel zu kurze Bleistiftrock und ein passendes elegantes Oberteil. Schon oft hat sich Carla gefragt wieso ihr Chef auf ein so elegantes Bürooutfit bestand obwohl die Räumlichkeiten alles andere als repräsentativ waren. Kam allerdings nur zu dem Ergebnis, dass es daran liegen musste dass er ein Mann war! Langsam stand Carla auf und schlenderte, die Schuhe in der Hand und den Sommerregen genießend durch den Park in Richtung zu Hause. Ihre weiße Bluse war durch den Regen beinahe durchsichtig geworden und ließ einen Spitzen-BH erahnen. Doch Carla bemerkte dies nicht. Als es plötzlich laut im Gebüsch knackte als wäre jemand auf einen dicken morschen Ast getreten. Vor Schreck zuckte sie zusammen und hätte beinahe ihre gesamten Sachen fallen lassen als eine großer Hund aus dem Dickicht sprang und davon eilte. „Man kann es auch übertreiben und sich vor einem Hund erschrecken, was soll hier in der Stadt schon passieren?“ Maßregelte und beruhigte sich Carla! Laut vor sich hin schimpfend setzte sie ihren Weg nun doch etwas zügiger fort. Ihr Herz schlug bis zum Hals als es abermals im Gebüsch raschelte. Mit einen seltsamen Gefühl in der Magengegend setzte sie zu einen schnellen Spurt an um eine belebtere Straße erreichen zu können. Nur für den Fall der Fälle dachte sich Carla.
Unsanft griff plötzlich eine Hand ihr Haar und riss sie schmerzhaft zurück. Carla kam ins straucheln, Panik erfasste sie. Mit einem Ruck riss sie sich los und begann zu laufen als gäbe es kein morgen mehr. Die Schuhe und ihre Tasche landeten auf den nassen und matschigen Boden des Parks. Carla rannte ziellos durch das riesige Areal, vorbei an der schönen alten Parkbank von vorhin einfach nur weg, weit weg. Sie wagte es nicht sich umzudrehen aus Angst was sie sehen würde. Sie wollte gar nicht wissen wer ihr auf den Fersen war. Wer war das? Noch nie hatte sie solche Augen gesehen. Die Schritte kamen immer näher, viel zu schnell näher, schneller als sie laufen konnte. Carla konnte es hinter sich hören. Plötzlich wurde sie an der Schulter gepackt und unsanft nach hinten gerissen. Ein Schmerz durchfuhr ihren Knöchel als sie umknickte und fiel. Mit voller Wucht landete Carl auf der durchnässten Wiese neben einen Kiesweg. Die Luft wurde ihr von dem heftigen Aufprall förmlich aus den Lungen gepresst. Die Panik tat ihr übriges. Einen düsteren, gefährlichen und bösen Stimme war zu vernehmen „Du kannst nicht weglaufen, wieso glaubst du das und machst mich wütend? Tut das nie wieder kleine Menschenfrau“! Ein schauderhaftes Lachen verklang in der Dunkelheit als sich jemand oder etwas mit Wut verzerrter Miene auf sie warf. So etwas hatte Carla noch nie gesehen. Es war schwer noch menschliche Gesichtszüge zu erkennen. Er musste einen schweren Unfall erlitten haben so entstellt war sein Gesicht. Carla wehrte sich und schlug in blinder Panik um sich, kratzte und biss. Es half nichts er war viel stärker als sie. Mit einer erschreckenden Leichtigkeit fixierte er Carlas Hände über ihren Kopf und drückte ihren restlichen Körper mit seinem Gewicht nach unten. „Jetzt bist du MEIN, kleine Schönheit“ sagt er mit einen bösartigen grinsen! Ein verwesender, fauliger Atem war zu riechen als sein Mund näher kam. Carla war nicht in der Lage sich zu bewegen, die Angst und der Schmerz lähmten sie. Noch immer spürte sie seine Finger, die Kraft seines Körpers der auf ihr lag und sie zu Boden presste, die Nässe und jetzt auch Kälte die sie durchdrangen. Er drehte ihren Hals grob auf die Seite und ein zerreißender Schmerz durchzuckte ihren Körper, etwas Warmes lief über ihren Hals. Es wurde zunehmend schwärzer vor ihren Augen, ein Kampf gegen die Bewusstlosigkeit, die sie schließlich schützend umfing.
3.
Ein stechender Schmerz pochte in ihren Kopf als sie langsam zu sich kam und eine bleierne Schwere lähmte Carlas Körper. Nicht in der Lage die Augen zu öffnen oder sich zu bewegen fühlte sie einen matschigen Grund unter sich. Es war kühl geworden und die Nässe drang von unten in jede ihrer Faser ihres Körpers. Hatte sie etwa alles nur geträumt, war sie vielleicht nur im Park zusammen gebrochen und liegen geblieben. Wieso konnte sie sich nicht bewegen? Etwas stimmte hier ganz und gar nicht.
Sie hörte ein immer wiederkehrendes Geräusch von tropfendem Wasser auf Metall. Die Luft war modrig und feucht nicht so klar wie nach einen Sommerregen. Schweres schnaufen und leises weinen von mehreren Personen war zu hören. Die pure Verzweiflung in diesen Raum, wo auch immer das sein mochte war fast greifbar, so dicht wie ein Nebel. Wo war sie da nur rein geraten? Was war geschehen? Mit Mühe gelang es Carla endlich ihre Augen zu öffnen. Dunkelheit umfing sie, nicht ein kleiner Lichtschein durchdrang die Schwärze. Jede kleine Bewegung war unangenehm, der verletzte Knöchel machte sich bemerkbar. Ein Metallreif lag schwer um Carlas Hals. Daran war eine ziemlich kurze Kette zu ertasten die in massiven Fels verankert war. Mehr als aufsetzten war damit nicht möglich. Die Panik machte sich langsam wieder bemerkbar, Adrenalin pumpte durch ihren Körper. Sie zwang sich tief zu atmen, immer und immer wieder. Ihre Schreie verhallten unbeantwortet. Etwas Warmes lief über die Schulter und tropfte auf den feuchten Erdboden. Vorsichtig berührte sie ihren Hals und zuckte direkt zusammen. Die Unebenheiten, der Schmerz verrieten, dass es Blut sein musste, dass dort über ihren Körper lief. Ihr Blut! Sie fragte sich weshalb niemand auf ihre Rufe reagiert hat. Deutlich war das atmen und schnaufen mehrerer Personen zu hören. Den Schmerz nur noch in weiter Entfernung dumpf wahrnehmend trübten sich ihre Sinne abermals. Es wurde immer schwerer die Augen offen zu halten. Auch die Kälte war auf einmal nicht mehr so schlimm. Wie in Watte nahm sie die wenigen Geräusche um sich herum war als diese immer leiser wurden.
"Hey! Mach die Augen auf - SOFORT." Mit diesen barschen Worten wurde Carla unsanft in die Wirklichkeit zurückgeholt. Zwei große dunkelhaarige Männer sahen abschätzig auf sie herab und schienen sich in einer fremden Sprache über sie zu unterhalten. Einer hatte eine Petroleumleuchte in der Hand. "Steh auf!" Befahl der größere von beiden. Er hatte eine große Narbe im Gesicht die über sein linkes Auge, die Wange bis hinunter zum Kinn reichte. Erst jetzt merkte sie, dass ihre Ketten nicht mehr an der Wand befestigt waren. Carla brachte jedoch nur ein leises stöhnen zu Stande und war schon gar nicht in der Lage über ein aufrichten nachzudenken. Ihr Hals brannte höllisch und der Knöchel schmerzte. Sie rollte sich schützend soweit es ihr möglich war zusammen als ihr gesamter Körper unkontrolliert zu zittern begann. Alles angestaute der letzten Stunden oder waren es gar schon Tag sie wusste es nicht, die Schmerzen in ihren Körper und der Seele entluden sich in einen heftigen Weinkrampf. Ohne auf Carlas Gefühle zu achten wurde sie mit einer unglaublichen Wucht hoch gerissen. Schwankend und sich kaum auf den Beinen haltend wäre sie beinahe rückwärts gegen die Wand gefallen als sie von zwei großen Händen in letzter Sekunde aufgefangen wurde. Carla fand sich in den Armen des zweiten Mannes wieder. Er war eher klein und sehr schlank, hatte aber anscheinend keine Probleme ihr Gewicht mühelos zu tragen. Wieder wurde in einer seltsam anmutig klingenden Sprache gesprochen. Allerdings laut und aufgebracht als würden sich die beiden Streiten wobei der andere eher zu beschwichtigen versuchte. Nach einer gefühlt endlos erscheinende Zeit schien man sich einig zu sein. Carla wurde einen Gang entlang getragen. Eine weitere kleine Gaslampe stand auf einen Felsabschnitt und schien fast verloren in der bedrohlich wirkenden Finsternis und doch hatte das kleine Licht eine beruhigende Wirkung auf Carla. Sie spürte Hände auf ihrer Stirn und wollte gerade schreien als eine seltsame Müdigkeit einsetzte und sie in einen tiefen Schlaf zog.
4.
Hämmernde Kopfschmerzen holten Carla erneut in die nackte Realität zurück. Es war kalt, zugig und einige Neonröhren flackerten an der Decke. Es sah aus als wären sie in einer alten, vor langer Zeit stillgelegten Industriehalle. Auch hier schien sie nicht allein zu sein. Hin und wieder ein husten, leises weinen und schluchzen drang zu ihr. Carla überkam ein Schwindelgefühl, fast so als hätte sie zu viel Alkohol getrunken. Ihre Kleidung war immer noch klamm, verschmutzt und kaputt. Sie griff zu ihrer Schulter, Schmerzen durchfuhren ihren Körper. Erstaunt stellte sie jedoch fest das jemand notdürftig einen Verband angebrachte haben musste als sie geschlafen hatte. Ihre Muskeln begann zu zittern als das Adrenalin durch die Zellen ihres Körpers schoss. Carla realisierte das sie wohl das Opfer von Menschenhändlern geworden war. Sie machte die Augen wieder zu, in der Hoffnung dies alles war nur ein böser Traum. Tränen liefen über ihr Gesicht und ein Schluchzen stahl sich aus ihrer Kehle. Sie weinte bis keine Tränen mehr übrig waren und sie aus Erschöpfung in einen leichten, unruhigen Schlaf glitt. Von einen grellen Schrei aufgeschreckt sah sich Carla um. Ein junges Mädchen , vollkommen in Panik geraten, schlug um sich! Zwei Männer hielten sie grob an den Armen fest :“ wir werden dir schon noch Zeigen wie du dich hier zu benehmen hast!“ Da war wieder dieses beängstigende Funkeln in den Augen dieses Mannes. Das gleiche sadistische Funkeln wie auch schon vorhin. Aber was war vorhin? Wie lange war sie schon hier? Wann war der Überfall? Carla hatte vollkommen ihr Zeitgefühl verloren. Nicht wissend ob es Stunden oder gar Tage waren, die sie von einem Dreckloch ins nächste kam. Angst kroch ihren Rücken hinauf und nistete sich mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend ein. Dieser Mann hatte Freude an Quälerei und Schmerz! Er schien sich am leiden des Mädchens zu ergötzen. Genussvoll schloss er seine Augen und schien die beinahe greifbare Angst im Raum in sich aufzunehmen. Das Mädchen schrie immer lauter und panischer. Einer der Männer fixierte das Mädchen wie es scheint mühelos am Boden. Trotz das seine Statur, die eigentlich eher klein und schmächtig ist. „Ihr anderen schaut alle zu wie es jedem ergehen wird der sich uns widersetzt oder gar die Regeln bricht!“ Schrie der andere in den Raum und wollte anscheinend ein Exempel statuieren . Sein Gesicht begann sich zu verzerren bis es kaum mehr menschlich wirkte. Er sah aus wie ein Monster, wie war das möglich! Carla versuchte weiter in die Ecke zu rutschen in der sie lag. Sie dachte nicht an ihren verletzten und geschwollen Knöchel oder die Wunde an der Schulter. Ein höllischer Schmerz durchzuckte ihr Bein so das sie einen Schmerzenslaut nicht unterdrücken konnte. Ein sehr tiefes Knurren war plötzlich direkt vor Carla zu hören. Als sie aufblickte stand das Monster direkt vor ihr. Das Gesicht eine einzige Fratze, am Körper irgendwie Fell das durchzogen von Narben in Fetzen davon hing. Speichel lief an seinen Mundwinkel hinab. Fleischfetzen hingen zwischen seinen spitzen schwarzen Zähnen. Es war mindesten 2 Meter groß und hauchte Carla mit stinkenden Atem an „ noch einen Laut und du bist die Nächste Püppchen!“ Dann dreht er oder es sich um und verschwand . Eine Türe fiel ins Schloss und ein Riegel wurde vor geschoben. Carla war vor Schreck nicht in der Lage auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Ihre Augen wanderten umher, mindestens ein Dutzend Frauen, vielleicht auch mehr lagen oder saßen auf modrigen Matratzen, befleckt mit Blut und diversen anderen Körperflüssigkeiten. Die alternative war ein an einigen Stellen schon brüchiger und feuchter Betonboten. Die Luft roch muffig, feucht und es stank nach Fäkalien und Schweiß. Die meisten Frauen kauerten genau so verängstigt an der Wand oder in den Ecken wie Carla. Viele waren ziemlich abgemagert, verletzt oder krank. Sie saßen apathisch auf einer Matratze und starrten ins nichts. Wo war die hysterische Frau? Nur eine große Blutlache und eine Schleifspur waren zu erkennen. Es war wohl offensichtlich das sie bei dieser Menge an Blut nicht mehr am leben sein konnte. Wo war Carla da nur hinein geraten? Heute morgen war ihre Welt zwar nicht perfekt aber dennoch in Ordnung!
5.
Die Angst und Panik war allgegenwärtig und zum fast zum greifen. Carla fühlte sich wie in Watte gepackt alles schien irgendwie weit weg zu sein, nicht greifbar und nicht real. Als wäre sie in einem bösen Traum, der aber wie eine Seifenblase zerplatze und sie in die Wirklichkeit zurück holen sollte, als sich die schwere Metalltüre laut und quietschend öffnete. Ein widerlicher Typ kam zur Türe herein. Er hinkte leicht und seine halblangen strähnigen Haare hingen ihn wirr ins Gesicht. An jeder Hand baumelte ein großer schmutziger weißer Plastikeimer. Mit einen süffisanten Grinsen schüttete er den Inhalt mitten in den Raum, genau in die mittlerweile eintrocknenden Blutlache. „ Lasst euch das Essen schmecken Ladys und falls ihr nichts esst werden wir euch gerne behilflich sein! Schließlich soll es euch ja an nichts mangeln“ Was er damit meinte unterstrich er noch einmal indem er sich über seine Lippen leckte. Angewidert schaute Carla auf den ausgeschütteten Haufen, der wohl einmal essen war. Schimmliges Brot, undefinierbare Sachen vermischt mit gammligen Gemüse. Allein der Geruch schreckte vom Essen zurück und jetzt war Carla nicht mal unmittelbar in der Nähe davon. Nichts desto trotz stürzten sich sofort zahlreiche Frauen darauf. Carla überlegte wie verzweifelt man sein musste um das zu essen. Das würde man nicht mal Schweinen zum Fraß vorwerfen. Angeekelt wandte sie sich von der Szenerie ab. Der Typ grölten und machte sich darüber lustig, anscheinend war er auch nicht mehr Nüchtern oder hatte irgend etwas eingeworfen. Immer wieder klatschten seine Hände auf den Po einer der Frauen. Viele waren hysterisch, verängstigt oder einfach ausgehungert. Ein tiefer Angsteinflößender Schrei war zu vernehmen, gefolgt von tiefer Stille. Alles schien zu erstarren. Die Temperatur schien plötzlich um einige Grad gesunken zu sein. Eine kleine Frau, etwa Mitte dreißig mit kurzen stoppeligen Haaren hatte es gewagt die Hand des Typen weg zu schlagen. Ein tiefes grollen ging durch die Halle. In einer nicht zu verfolgenden, schnellen Bewegung flog die zierliche Frau quer durch den Raum. Ihr Kopf stand in einen unnatürlichen Winkel ab und die schrecken geweiteten Augen starrten ins Leere. Ihr Glanz verschwand und eine leere Hülle blieb zurück. Leises weinen und schluchzen war zu vernehmen. Verzweiflung und Angst lies die Frauen wieder an die Wände zurück rutschen. „Wenn ihr uns wütend macht müssen wir euch bestrafen! Wer möchte die nächste sein?“ Sprach er in einen irren Tonfall. Dabei ging er in einen schlendernden Gang quer durch den Raum und musterte die Frauen. Bei einer etwas korpulenten, langhaarigen Blondine blieb er schließlich stehen. „Du, steh auf!“ Zitternd kam sie dem Befehl nach. Er presste sie gegen die Wand. Seine Hand fuhr über ihre volle Brust. Stille Tränen liefen über ihre Wangen und ein hektisches Atmen war zu hören. Als er sie plötzlich fallen lies als hätte er sich verbrannt und einige Schritte zurück trat. Fast unbemerkt während des Tumultes ging erneut die schwere Türe auf. Eine Gruppe gut gekleideter Herren betrat den Raum. Sie wurden geführt von dem Mann, den Carla insgeheim nur das Monster nannte. „ Was ist hier los? Brian wenn ich dich noch ein mal dabei erwische das du dich an der Ware vergehst wirst du das bitter bereuen. So viel Geld kann ich dir gar nicht abziehen!“ Brüllte er quer durch die Halle. „ Schau das du raus kommst und mir heute nicht mehr unter die Augen trittst, sonst hast du morgen keine mehr!“
6.
Sie hatte keine Ahnung wer oder vor allem was er war! Nur das er absolut kalt und tödlich sein konnte. Sie ließen angewidert den Blick durch die Halle schweifen. Er blieb an der Leiche hängen und ging dann wieder zu dem Monster. Dann wurde es laut, die Männer redeten aufgebracht und wütend in der selben anmutigen und unbekannten Sprache. Schließlich teilten sich die Männer auf und schlenderten durch den Raum. Erschrocken beobachtete Carla wie einigen Frauen die Überreste Ihrer Kleidung vom Leib gerissen wurde oder ihnen jemand gewaltsam den Mund geöffnete um die Zähne zu begutachten. So stellte sich Carla einen Viehmarkt vor! Nur das Frauen hier das Vieh waren. Immer wieder wurde gesprochen, diskutiert oder gestritten bis man sich schließlich einig wurde. Es wurde einige bündel Geld übergeben und manche Frauen einfach über die Schulter geworfen und nach draußen getragen oder brutal an der Kette hinter sich her gezogen. Anderen wurde ein Sack über den Oberkörper gestülpt und wieder andere brachen nach einer Berührung einfach bewusstlos zusammen . Carla konnte der Szene nicht mehr zusehen ihr wurde übel, Galle stieg aus dem leeren Magen hoch und es breitet sich ein bitterer Geschmack in ihren Mund aus. Das es in der heutigen Zeit noch Sklavenhändler gab hätte sie nie gedacht. Das waren doch Erzählungen und Mythen aus längst vergangener Zeit, aber doch nicht im einundzwanzigsten Jahrhundert. Sie schloss die Augen, abermals in der Hoffnung der Albtraum wäre gleich vorbei. Zu unwirklich war dies alles. Ihr Gehör sagte ihr aber etwas anderes leises weinen und schluchzen dran an ihr Ohr. Vor ihren inneren Auge begannen sich Bilder zu formieren. Bilder des Grauens, der Qual und den armen Frauen von denen sie nun selbst eine war. Carla merkte nicht wie Tränen ihre Wange hinunter liefen. Ein hauchzarte , fast nicht spürbare Berührung veranlasste sie die Augen wieder zu öffnen. Erschrocken rutschte sie mit einen Ruck weiter gegen die Wand. Das Gesicht von dem Aufprall ihrer Schulter an der Mauer schmerzverzerrt, beobachtete sie der Mann mit eisblauen Augen und langen fast schwarzen Haar. Er kauerte vor ihr und musterte sie mit einer unergründlichen Miene, das Gesicht dich vor dem ihren. Er roch frisch und angenehm, nicht schmutzig und ungewaschen wie die anderen Männer die sie gequält hatten. Er sah ihr lange und tief in die Augen, kam noch etwas näher so das er sie fast berührte und atmete tief ein als würde er ihren Geruch wahrnehmen. Der gerade sicher nicht der angenehmste zu sein schien. Seine Finger berührten ihren provisorischen Verband. Etwas Blut war an seinen Fingern erkennbar. Wie beiläufig leckte er den Blutstropfen von seinen Fingern, als seine Augen für einen kleinen Moment einen unnatürlichen Glanz bekamen. Dann sagte er schließlich leise mit einem nicht unangenehmen Akzent „du gehörst nicht hier her!“ Er stand auf und begann mit dem Monster zu diskutieren. Sie benutzten wieder diese seltsame Sprache. Es wurde lauter und plötzlich riss er das Monster vom Boden hoch in die Luft und knallte ihn mit großer Wucht ohne los zu lassen gegen die nächste Wand. Blut lief ihn über die Stirn und seine Wiederworte wurden immer leiser. Irgend wann rutschte er kraftlos die Wand hinunter und blieb dort resigniert sitzen. Wieder kam der Mann zu ihr, sanft strich er ihr über die Schläfe und murmelte „keine Angst“ bevor sie in der dunklen Geborgenheit eines Traumlosen Schlafes versank, den sie sich nicht entziehen konnte.
7.
Leise Stimmfetzen drangen zu ihr. „Reco hat … Drecksloch … miese Zustände … gefunden.“ Carla öffnete vorsichtig die Augen. Es war ein weißer fast steril wirkender fensterloser Raum. Eine Neonröhre leuchte hell und kalt von der Decke herab, sie lag auf einer Pritsche und es roch stark nach Desinfektionsmittel. Jedoch war es in Gegensatz zu ihren vorherigen Gefängnis angenehm warm. An der Türe standen zwei Personen die sich leise unterhielten. Eine Dame im weißen Kittel ging schließlich an einen Schreibtisch und begann am dortigen Laptop zu arbeiten. Sie hatte hellbraune gewellte Haare und sah aus als wäre nicht gut Kirschen essen mit ihr . Dennoch keimte Hoffnung in Carla auf. War dies hier vielleicht gar ein Krankenhaus? Wurde sie befreit und gerettet aus diesem Albtraum? Was war geschehen seit sie das Bewusstsein verloren hatte? Mit krächzender und brüchiger Stimme fragte sie schließlich „wo bin ich?“ Aber es schien keine Antwort auf ihre Frage zu kommen. Carla wurde vollkommen ignoriert. Vielmehr schien die Dame sehr in ihre Arbeit vertieft zu sein und ihr Umfeld gar nicht richtig wahr zu nehmen. Die sich unterhaltenden Personen waren auch nicht mehr im Raum und die Türe geschlossen. Die einzigen Möbel in diesen Raum schienen eine Liege und ein Schreibtisch zu sein. Darauf stand ein Tablett mit allerhand medizinischen Equipment. Die Dame war nun anscheinend mit ihren Notizen fertig und kam langsam zu Carla hinüber. Sie hatte etwas in der Hand, dass ein wenig nach einer Pistole aussah. Verängstigt rutschte Carla weiter Richtung die Wand. „Bleib liegen!“Bekam sie einen barschen Befehl. Ihre Muskeln begannen wie Espenlaub zu zittern. Hört der Horror denn nie auf ? Das kann doch keine Klinik sein. Mit einer Hand fixierte sie Carlas Kopf, es schien ihr ziemlich leicht zu fallen dabei sah sie gar nicht so kräftig aus . In Ihrer Panik begann Carla sich dennoch aus Leibes Kräften zu wehren. Sie bekam ein Büschel Haare zu fassen die sie ihren Opfer, gefolgt von einen lauten Fluchen ausriss. Sie schrie all ihre Erlebnisse der letzten Zeit hinaus und schlug in wilder Panik um sich. Plötzlich waren da zwei weitere Hände die sie sanft aber mit viel Kraft fixierten. Carla konnte sich nicht mehr bewegen. Ihr Arme wurden fest gehalten und die Beine schienen ihr nicht mehr zu gehorchen. Sie spannte sich an und versuchte aus der Situation zu fliehen, doch sie wusste tief in ihren inneren das es keinen Sinn hatte. Was macht nach all dem überhaupt noch Sinn? Ein paar Tränen flossen leise über Carlas Wangen. Ihr Leben war vielleicht nicht das beste, es hatte Ecken und Kanten und nichts fiel ihr einfach in den Schoß. Für alles musste sie hart arbeiten und selbst das war manchmal einfach zu wenig. Aber das hier hat kein Mensch verdient. „WARUM“ Eine beruhigende, bekannte und leise Stimme drang an ihr Ohr. „Halt still – es ist gleich vorbei. Es muss sein. Auch zu deinem Schutz!“ Tröstend und beruhigend streichelte jemand ihre Stirn. In dem Moment wurde etwas kaltes an Carlas Hals gedrückt. Ein stechender Schmerz durchfuhr sie, der aber nach nur wenige Sekunden wieder verschwand. Anschließend ging die Frau wieder zu ihren Tablett. Der Fremde lies Carla nicht los. Vielleicht hatte er bedenken das sie wieder wie eine Furie ausrasten würde. Sie studierte seine Gesichtszüge. Diese blauen Augen kamen ihr so seltsam vertraut vor. Er hatte eine strubbelige Frisur und leichte braune Locken die ihn bis zur Schulter gingen. Er sah irgendwie freundlich und vertrauenswürdig aus. In diesen Moment kam die Frau wieder. Sie hatte einiges an Verbandsmaterial dabei. „Ich werde jetzt ihre Schulter und den Fuß versorgen. Sollten sie erneut so einen Aufstand machen werden wir ihnen eine Strafe zukommen lassen. Sie sind hier in Sektion 7 . Ihr Name wird in Zukunft irrelevant sein. Ihre Nummer ist jetzt B35! Sie haben eben einen Mikrochip injiziert bekommen. Über diesen Mikrochip können wir zum einen permanent ihre Position bestimmen, also hat Flucht keinen Zweck! Zum anderen sehen wir aber auch ihre Vitalparameter um zu bestimmen ob es ihnen gut geht. Sollten sie des weiteren nicht gehorchen können wir sie darüber auch bestrafen. Und glauben sie mir … sie wollen nicht testen was damit alles machbar ist. Haben sie mich verstanden?“ Zu geschockt um das eben gesprochene zu begreifen sprang Carla auf und einen Fluchtimpuls folgend zur Türe zu sprinten. Seltsamer weiße wurde sie nicht mehr fest gehalten. Aber der brennende Schmerz, der einsetzte als sie die Türe erreicht hatte war als würde sie bei lebendigen Leibe verbrennen. Ihr Körper gab nach und sie fiel beinahe ungebremst zu Boden, hätten sie nicht starke Arme aufgefangen. Ihr Fuß pochte heftig doch der brennende Schmerz lies relativ schnell wieder nach.
8.
Wütend, fassungslos und am Ende ihrer Kräfte suchten sich einige Tränen ihren Weg über die Wange. Ein sanfte kaum spürbare Berührung wischte sie bei Seite. Nun wurde sie hoch gehoben und wieder auf die Liege gesetzt. Die starken Arme ließen sie nicht los und warteten geduldig bis Carla sich wieder beruhigt hatte. Sie gaben ihr halt um nicht komplett zusammen zu brechen. Carla verstand die Welt nicht mehr, alles was sie bis jetzt gekannt hatte schien nun nicht mehr real zu sein. Eine Welt die es bis her nur in Romanen und der Fantasie gegeben hatte mit scheinbar mystischen Wesen und unvorstellbarer Grausamkeiten scheint Wirklichkeit geworden zu sein. Die Frau reinigte die Wunde an Carlas Schulter und klebte ein großes Pflaster darauf.“ Es hat sich nicht entzündet und wird bald abgeheilt sein. Ihre Bänder am Fuß sind nur leicht überdehnt. Es wird noch ein paar Tage schmerzen. Ich lege einen stützenden Verband an.!“ Dann sprach sie mit dem Mann dessen Arme sie noch immer fest hielten. „Sie ist eingeschränkt Arbeitstauglich. Mit den Fuß wird sie die nächsten Tage noch nicht so gut auftreten können. Aber bis die Eingewöhnung durch ist wird das wieder in Ordnung sein. Ich gebe ihr noch ein Beruhigungs- und Schmerzmittel.“ Die Arme umschlangen Carla nun wieder etwas fester als die Frau abermals mit der Injektionspistole näher kam. Diesmal setzte sie das Gerät an ihren Oberschenkel an. „Dies ist ein Injektor, also kein Grund sich wieder wie eine Furie aufzuführen. Ich habe keine Lust auf ihr Theater – VERSTANDEN ? Ich bin nun fertig, du kannst sie mitnehmen!“ Aus Angst vor weiteren Konsequenzen blieb Carla ruhig. Es ging schnell vorbei und tat seltsamer Weiße kaum weh nur ein kleiner Ruck war zu spüren.
Mit einer Leichtigkeit hob er nun Carla hoch und trug sie durch die Türe, einen langen Gang entlang. Auch hier sah alles weiß, steril und kahl aus. Endlos schien es durch ein fensterloses Labyrinth zu gehen. Vorbei an zahllosen Milchglas- und Stahltüren. Nach einer gefühlten Ewigkeit betraten sie einen Raum. Er war genau so trostlos wie all das andere auch. Die Wände waren weiß und ein gleißend helles Licht strahlte von der Decke. Ein Waschbecken und eine Toilette waren in eine kleine Nische eingelassen. Das Bett war ein weißer Block der sich in das futuristische Gesamtbild des Raumes einpflegte. Einen Tisch oder ähnliches gab es nicht. Dafür aber einen kleinen Wandschrank. Er setzte Carla auf den Bett ab und sah ihr eindringlich in die Augen eher er zu sprechen begann. „Deine Name wird in Zukunft unwichtig sein! Wenn du gerufen wirst, dann nur über die Nummer B35! Dein vorheriges Leben ist nun beendet. Du hast die Wahl dich unter zu ordnen, dann wird es dir gut gehen und du wirst leben oder aber du kannst dich auch für einen qualvollen Tod entscheiden.“ Carla holte Luft um etwas zu erwidern. „ Stopp … höre mir erst zu das ist wichtig damit du dich mit deiner neuen Situation zurecht findest. Wie du mittlerweile weißt, gibt es nicht nur Menschen, sondern auch andere Wesen wie Dämonen, Geister und Dunkle. Einige dieser Geschöpfe benötigen bestimmte Energie. Da wir vor der Menschheit verborgen leben, müssen wir vorsichtig agieren. Dies ist eine Einrichtung, die den Kunden diskret bietet was immer sie benötigen - Energie! Diese Energie wird zum Beispiel aus Blut oder Gefühlen gewonnen. Deine Aufgabe wird es sein, den Kunden zu geben was immer er möchte beziehungsweise benötigt. Es wird dir nichts Lebensbedrohliches geschehen, da wir euch immer über den Microchip überwachen können. Hast du das soweit verstanden?“ Carla riss die Augen auf. „ Dann bin ab jetzt so etwas wie eine Hure?“ Langsam atmete er ein bis er schließlich antwortete „wenn du es so sehen magst, ja! Ich ziehe den Begriff Companion vor. Bist du doch eher eine Begleitung für eine gewisse Zeit. Bitte wasche dich jetzt und zieh dir frische Kleidung an. Es ist alles wichtige im Schrank zu finden. Ich werde dir inzwischen etwas zum Essen besorgen.“ Ohne Carlas Antwort abzuwarten verließ er zügig den Raum. Als sich die Türe aus Glas hinter in verriegelte wurde die durchsichtige Scheibe milchig.
9.
Carla saß immer noch Fassungslos auf den Bett und starrte die geschlossene Türe an, hinter der dieser, ja was war er eigentlich? Geist? Dunkler? Das sind doch alles nur Märchen! Oder war dies wirklich nur ein Traum, Carla hatte einen Unfall und gleich würde sie aus einem Koma aufwachen und alles ist wie früher? Aber vorerst hatte sie wohl keine andere Wahl als mitzuspielen wenn sie nicht sterben wollte. Vielleicht ergab sich ein Schlupfloch und eine Fluchtmöglichkeit aus diesem Horror. Den bandagierten Fuß vorsichtig belastend humpelte sie zu dem Schrank. Die Kleidung darin schien komplett aus weißer Seide zu sein, fein und transparent glitt sie durch Carlas Hände. Für Ihren Geschmack viel zu durchsichtig. Der Stoff fühlte sich dennoch unglaublich gut an und ihre Kleidung konnte man weiß Gott nicht mehr als diese bezeichnen. Es waren nur noch undefinierbare, schmutzige und stinkende Fetzen. Angeekelt lies sie ihren Rock zu Boden gleiten, gefolgt von den Überresten ihrer Bluse und die restliche Kleidung. Einen Mülleimer gab es nicht und so warf sie die Sachen in die Ecke neben der Türe. Sie griff sich die Seifenschale und lies heißes Wasser in das Waschbecken ein. Ein stöhnen entlockte sich ihrer Kehle als der saubere Waschlappen über ihre Haut glitt, dass heiße Wasser löste ihre verspannten Muskeln . Die Seife roch herrlich nach Mandelblüte und es war ein atemberaubend gutes Gefühl endlich wieder sauber zu sein. Mit feuchten Haar sah sie sich die vorhandene Kleidung an. Es waren einige Hosen mit den passenden Tuniken. Nur Unterwäsche oder Socken waren nicht vorhanden. Carla blieb nichts anderes übrig als das Vorhandene anzuziehen, nahm sich aber vor es nicht ohne weiteres hin zu nehmen. Der Stoff glitt wie eine zweite Haut über ihren Körper, angenehm als wäre es für sie geschneidert worden. Erschöpft lies sie sich auf den Bett nieder als das Glas durchsichtig wurde und sich die Türe vollautomatisch öffnete. Er kam mit einen großen Tablett voller Köstlichkeiten auf Carla zu und stellte diese auf dem Bett neben ihren Knien ab. „Es ist wichtig das du Isst! Solltest du es verweigern werden wir Mittel und Wege finden um das zu ändern. Aber ich danke du hast genug Versand um keine Spielchen anzufangen!“ Abwartend ließ er sich neben ihr auf dem Bett nieder. Carla biss herzhaft in das belegte Brot und schob sich gleich noch eine Weintraube hinter her. Sie war viel zu ausgehungert als widerstehen zu können, es schmeckte einfach köstlich. Angeekelt dachte sie an das widerliche Essen von vor einigen Tagen zurück. Wann hatte sie eigentlich zuletzt gegessen? Aus den Augenwinkel beobachtete sie ihn. „Wie ist eigentlich dein Name?“ Verdutzt sah er sie an. Scheinbar hatte er nicht mit solch einer Frage gerechnet. „ Du kannst mich Lev nennen!“ Er hatte einen tollen Körper. Seine Muskeln waren durch das figurbetonte schwarze Shirt gut zu erahnen. „Wir werden noch heute mit der ersten Trainingseinheit beginnen!“ fuhr er fort! „ Aber nun iss in Ruhe zu ende und hab keine Angst, es wird nicht schlimm.“ Carla sollte jetzt eigentlich ängstlich sein aber seltsamer Weiße glaubte sie seinen Worten.
10.
Nachdem sie das leckere Essen bis auf die letzte Weintraube verputzt hatte stand Lev auf und hielt ihr unterstützend seine Hand hin. Carla sah gar nicht ein irgend eine Hilfe anzunehmen schließlich hatte sie keinen darum gebeten gekidnappt zu werden . Mit zusammen gebissenen Zähnen humpelte sie an ihn vorbei zur Türe. „Du musst nicht die harte markieren!“ Meinte Lev sichtlich amüsiert hinter ihr. Carla hatte allerdings keine Lust auf Diskussionen und lies seinen Kommentar unbeantwortet. Er lotste sie durch das Labyrinth aus Gängen. Immer mehr verfluchte sie ihren schmerzen Fuß und ihre Starrköpfigkeit. Aber irgendwann hatte auch der längste Gang ein Ende und vor einer massiven Türe gab Lev die Anweisung stehen zu bleiben. Direkt gegen über ging es in eine kleine, in die Wand eingelassene Nische. Darin stand ein scheinbar super bequemes Sofa. Was würde Carla jetzt dafür geben mit einer Pizza auf den Sofa zu liegen und Fern zu sehen. So eine paar folgen Sex in the City oder … Lev wedelte mit seinen Händen vor ihren Gesicht herum. Es scheint als hätte er sie schon mehrfach angesprochen. Aus seiner Hosentasche zog er ein Tuch hervor. Carla keuchte „ nicht fesseln – bitte!“ „Ich werde dich nicht fesseln, aber du musst lernen zu vertrauen und dich fallen zu lassen. Je entspannter du an die Sache heran gehst um so angenehmer wir es für alle beteiligten, deshalb werde ich dir die Augen verbinden. Dadurch kannst du die Gefühle intensiver war nehmen.“ Das Tuch schmiegte sich weich, wie eine zweite Haut über ihre Augen. Carla war jetzt Blind und musste sich auf ihr Gegenüber verlassen. Ihr Atem beschleunigte sich vor Aufregung. Sie zuckte zusammen als Lev sie an der Hand nahm und in den Raum führte. Mit einen leisen quietschen schloss sich die Türe hinter ihnen. Ein weicher Teppich war unter ihren Füßen zu spüren. „Setze dich!“ Kam eine die Anweisung von ihn. Carla lies sich auf den Teppich nieder. Sie lies ihre Finger durch die flauschigen Teppichfasern gleiten , ihre Füße versanken darin. Die Türe wurde geöffnet und leise wieder geschlossen. Es war absolut Still, nicht ein Geräusch war zu vernehmen. Als Carla plötzlich eine sanfte Berührung in ihren Nacken war nahm. So sanft, als hätte sie es sich nur eingebildet. Ein Windhauch streifte ihr Gesicht und eine Hand legte sich zwischen ihre Schulterblätter. Sie glitt langsam ihren Rücken hinab als Carla zu zittern begann. Ihr Angst kehrte zurück. Sie wollte keine Hure für jedermann sein, sie wollte ihr altes Leben wieder zurück und diesen Alptraum ein Ende setzten. Energisch versuchte Carla die Hand abzuschütteln und die Flucht nach vorne anzutreten, doch die Hand folgte ihr. Ihr Atem kam jetzt nur noch Stoß weiße die bekannte, beruhigende Stimme nahm sie nur noch im Unterbewusstsein war . Sie riss sich das Tuch vom Gesicht und wollte los stürmen. Zwei kräftige Arme umschlossen sie von hinten und ließen ihr keine Fluchtmöglichkeit. Lev fixierte ihre Arme auf den Rücken. Immer noch sprach er sanft auf sie ein. Er zog sie mit sich hinunter auf den Teppich ohne sie dabei los zu lassen. Tränen liefen über ihre Wangen als Lev zu sprechen begann. „Wenn du lernst dich dabei fallen zu lassen, kann es ein gutes und angenehmes Erlebnis für dich werden. Die Situationen sind natürlich je nach Kundenwunsch unterschiedlich, vielleicht auch manchmal etwas rabiat aber nie so das dir ernsthaft etwas geschieht.“ „Ich möchte aber keine Hure sein, ich möchte frei sein! Ihr könnt doch nicht einfach irgend welche Frauen einfangen, einsperren und zu euren Zwecken missbrauchen. Es gibt mit Sicherheit genug Freaks die sich freiwillig melden.“ „Freiheit ist Ansichtssache, man ist immer die Geißel seiner selbst. Ob es nun der Job ist um Geld zu verdienen oder die Zwänge der moderne! Und ja es würde natürlich freiwillige geben, mehr als genug sogar. Aber nicht jede Person ist gleich und deine Energie ist etwas sehr besonderes. Ich werde dir jetzt erneut die Augen verbinden und wir werden das begonnene fortsetzten . Du brauchst keine Angst haben, hast du mich verstanden?“ Dabei streichelte er sanft über ihren Arm, jedoch ohne sie los zu lassen und gab Carla die Zeit , die sie brauchte um wieder ruhiger zu werden. Mit ruhigen Bewegungen hob er das Tuch vom Boden auf und legte es erneut über ihre Augen. Wieder kehrte die Stille zurück, abermals wurde eine Türe geöffnet und wieder geschlossen. Ein Lufthauch umspielte Carlas Wangen gefolgt von einer sanften Berührung. Carla zuckte zusammen als sie erneut von einer Hand berührt wurde. Die Hände umschlagen sie vorsichtig, gaben ihr aus irgend einen Grund Halt und Kraft. Carla entspannte sich, dämmerte sogar fast weg, als eine Hand über ihre Wange strich und ihren Kopf vorsichtig auf die Seite legte. Ein Kuss traf ihren Hals! Carla fragte sich wie sie so ruhig bleiben konnte kein bisschen panisch, alles war irgendwie wie in Watte gepackt. Fast ein wenig so, als hätte sie zu viel Alkohol getrunken. Ein Steckender Schmerz durchzuckte plötzlich ihren Hals. Carla verspannte sich, wollte protestieren und sich wehren als der Schmerz plötzlich in etwas ganz anderes umschlug – LUST! Die Augenbinde wurde ihr abgenommen und Carla konnte verschwommen Lev in einer Ecke stehen sehen. Er lehnte entspannt an der Wand und schien mit wohl wollen das geschehen zu beobachten. Carla konnte keinen klaren Gedanken fassen „wenn Lev da …. wer ….?“
11.
Carla konnte sich nicht bewegen, aber es war ihr nicht unangenehm, er gab ihr halt. Ein Hand wanderte über ihr Schlüsselbein langsam hinunter, über den seidigen Stoff ihrer leicht durchsichtigen Robe und blieb auf ihrer Brust liegen. Sie tasteten sich zu ihren Brustwarzen und zwirbelten leicht daran. Sie hatte so etwas noch nie erlebt, eigentlich hätte sie Angst haben müssen, statt dessen lag sie total entspannt in den Amen von … ja von wem eigentlich? Endlich konnte sie sich wieder bewegen. Langsam neigte sie den Kopf zur Seite um zu sehen wessen Arme sie umschlungen hielten. Er war groß, Muskulös und sah fast so aus als wäre er eben aus einer Modellzeitung entsprungen. Er hatte dunkles Haar und Augen die einen Waffenschein benötigen würden. Mit einer tiefen und Stimme und leichtem Akzent stellte er sich vor. „ Mein Name ist Sergej !“ Ein leicht triumphierendes Grinsen umspielte seine Lippen. „ Du schmeckst hervorragend , es freut mich, deine Ausbildung übernehmen zu dürfen. Ich denke für heute war es Abenteuer genug! Morgen werden wir uns wieder begegnen! Träume gut kleines Mädchen “ Mit diesen Worten Verlies er den Raum. Lev stand breit grinsend in der Ecke und sah auf eine völlig perplexe Carla hinunter. „Komm gehen wir!“ Lev hob sie hoch als wäre sie ein kleines Kind. Carla wollte protestieren, entschied sich jedoch schnell dagegen als eine Welle von Schwindel und Übelkeit sie überrollte. „Alles ist gut Carla, es ist normal das du dich im Moment etwas schwach fühlst. Sobald du geschlafen und gegessen hast wird es wieder vorbei sein.“ Die Gänge flogen in einer unmenschlichen Geschwindigkeit an ihnen vorbei, so dass sie nach nur wenigen Sekunden schon an ihrer Unterkunft angekommen waren. Lev setzte sie auf ihrer Bettkante ab und meinte „versuche etwas zu schlafen! Ich bring dir später noch das Essen vorbei.“ Er schien zu spüren, dass Carla mit ihren Gefühlen im Augenblick etwas überfordert war und zog sich schnell und leise zurück. Sie rechnete ihn sein Taktvolles verhalten hoch an. Ihre Haut kribbelte und die Brustwarzen waren empfindlich. Wie konnte sie in dieser Situation Lust empfinden? Und trotzdem, schoben sich ihre Finger langsam unter den Bund ihrer Hose und glitten wie von selbst weiter in die seidige Feuchte zwischen ihren Schenkeln. Sie streichelte sich erst sanft und mit der Zeit immer fordernder. Ihr Atem kam stoßweise als sie sich auf einer Welle der Lust mit dem Höhepunkt davon tragen lies. Völlig erschöpft und beschämt von den eben erlebten, aber auch irgendwie glücklich lies sie sich nach hinten auf das weiche Bett fallen. Was war das? Wie konnte sie in einer solchen Situation an Sex denken? Carla war irgendwie Sauer auf sich! Ihre Gefühlswelt schien komplett aus den Fugen geraten. Sie begann zu grübeln! Sie war sich nicht sicher was sie von diesem Sergej halten sollte. Auf der einen Seite war er Sanft, unglaublich schön und zuvorkommend. Er war definitiv ein absoluter Menschenkenner und merkte sofort wenn er Grenzen überschritt. Auf der anderen Seite, war er Stark und mit großer Wahrscheinlichkeit ein sehr gefährlicher Mann der Sicher schon einige Leben auf dem Gewissen hatte. Und dann war da noch der Schmerz als hätte er sie gebissen? Schon irgendwie krank als er meinte sie würde gut schmecken. Carla stand vorsichtig auf und humpelte zum Waschbecken. Fast wäre sie wegen des erneut aufkommenden Schwindels auf den kalten Boden gestürzt.Sie krallte sich am Waschbecken fest und strich das Haar zur Seite, dann auf die andere Seite aber ihr Spiegelbild zeigte keine noch so kleine frische Verletzung, geschweige denn ein Biss. Lediglich ein kleiner Bluterguss war dort zu sehen. Der könnte aber auch von dem Martyrium der letzten Tage sein. „Ich werde verrückt! Bestimmt werde ich verrückt – klar er hat mich gebissen – voll die Meise!“ Carla rutschte an der Wand gelehnt nach unten. eingesperrt wie ein Haustier in einer irrealen Welt die bis jetzt nur in Büchern und Filmen existiert hatte. Eine Träne floss über ihre Wange. Sie schlug ihren Hinterkopf mehrfach gegen die Wand, aber mehr als Schmerzen brachte ihr das auch nicht. Sie rollte sich an Ort und Stelle zusammen um fiel in einen Traumlosen schlaf.
12.
Als Carla die Augen aufschlug fühlte sie sich seltsamer weiße wunderbar ausgeschlafen und so fit wie schon lange nicht mehr, wenn auch etwas steif von dem harten Fußboden. Früher hatte sie bis spät in die Nacht im stickigen Büro geschuftet, war mit Fastfood von der Tankstelle todmüde ins Bett gefallen um viel zu früh schon vom Weckerklingeln aufgescheucht zu werden. Selbst ein Wochenende schienen ihre Nachbarn nicht gekannt zu haben, denn laute Volksmusik scholl schon um vor sieben durch die dünne Wand aus der Wohnung von Herrn Heinze. Einen siebzig Jährigen leider etwas schwerhörigen und verbitterten alten Herren. Carla kam wieder in der Wirklichkeit an, neben ihrem Bett erblickte sie ein Tablett mit leckeren Frühstück. So gesund hatte sie sich nie ernährt. Er schien von allem etwas dabei zu sein, angefangen von Schwarzbrot,einen leckeren Hörnchen über verschiedene Käsesorten bis hin zu süßer Erdbeermarmelade und verführerisch duftender Kaffee. Während Carla sich einmal quer über das Tablett futterte und dabei nicht einen Gedanken an eventuelles Gift oder ähnliches verschwendete, glitt die Türe auf und Lev kam herein geschlendert. Er hatte sichtlich gute Laune und lächelte Carla von der Seite her an. „Na schmeckt das Frühstück, du hast gestern Abend so fest geschlafen, dass wir dich nicht mehr wecken wollte. Aber in Zukunft solltest du lieber in einem Bett schlafen und du wirst deinen Zyklus etwas umstellen müssen. Die meisten Kunden sind eher in den Abend und Nachtstunden aktiv. Aber das werden wir die nächsten Tage sicher hin bekommen. Wenn du gegessen hast und deine Morgentoilette beendet ist, werden wir uns mit Sergej treffen.“ Carla unterzog ihn einer genauen Musterung. Er sah wieder wie aus dem Ei gepellt aus, seine Kleidung war ähnlich die der gestrigen. Ein dunkles, Figurbetontes Shirt das seine Muskeln gut zur Geltung brachte, am Oberarm spitze ein Tattoo unter den Ärmeln hervor. „ Vielen Dank für deine Freundlichkeit Lev! Die letzten Tage habe ich gelernt das es nicht selbstverständlich ist, ein sauberes Bett, genug Essen und Freundlichkeit zu bekommen“ Lev sah auf und beantwortete ihre Aussage mit einen wissenden Lächeln und verließ ihr Gefängnis. Das wurde Carla nun erneut klar als sich die Türe hinter ihm schloss! Als hätte man sie beobachtet kam Lev wieder zu Türe herein als Carla gerade mit ihrer Morgentoilette fertig war. „Wir machen noch einen kurzen Umweg zum Doc, deine Wunde muss neu versorgt werden.“ Carla war gar nicht danach zumute diese Kratzbürste von gestern wieder zu besuchen. „Muss das sein? Es tut auch schon fast nicht mehr weh!“ Lev sah sie streng an: „ Darüber wird nicht diskutiert, wenn es nicht ordentlich heilt gibt es eine hässliche Narbe oder sogar schlimmeres. Ein Biss von einen Vipar darf nicht unterschätzt werden. Hätten wir dich nicht gefunden, wärst du mit Sicherheit schon daran gestorben oder gerade dabei!“ Resignierend folgte Carla ihm mit dem Wissen, sich eh nicht gegen ihn stellen zu können. Jedoch nicht ohne ihn auf dem Weg mit der ein oder anderen Frage zu löchern. „ Was ist ein Vipar?“ Lev ging eine ganze Zeit schweigend hinter ihr und schien sich zu überlegen wie viel oder was er Carla erzählen konnten. „ Es sind von Grund auf böse Wesen. Sie lassen sich sehr schnell durch Kleinigkeiten reizen und sind in der Lage ein langsam wirkendes Toxin freizugeben. Durch deine Wunde wurde das Toxin in deinen Körper aufgenommen. Hätten wir dich nicht zufällig gefunden wärst du in spätestens einer Woche qualvoll gestorben. Es gibt sehr viel was du noch zu lernen hast kleines Mädchen!“ Der Weg führte sie schließlich zu dem selben kargen medizinischen Raum, den sie gestern schon kennen lernen durfte. Zu ihrer Überraschung, saß dieses mal ein Herr am Schreibtisch. Er hatte ein Laptop vor sich und schien gar nicht recht bemerkt zu haben, dass jemand den Raum betreten hat. Er war groß und eher schlaksig anzusehen. Auf seiner Nase hatte er eine altertümliche Nickelbrille und sein Anzug schien auch schon die besten Jahre hinter sich zu haben. „Ah B35, ziehen sie das Oberteil aus und setzten sie sich!“ Carla wurde von Lev weiter in den Raum geschoben und daran erinnert das sie damit gemeint war. „ Könntest du dich bitte umdrehen?“ Zu ihren erstaunen kam Lev ihrer Bitte sogar nach und drehte sich Richtung Türe. Unsicher begann Carla ihr Oberteil auszuziehen, ein kühler Lufthauch verursachte eine Gänsehaut. Der Arzt begann mit der Entfernung des Verbandes und betastete die Wundränder. Es ziepte zwar, war sonst aber gut auszuhalten. „ Sehr schön, da haben sie sehr viel Glück gehabt. Ein wenig später und es hätte anders um siegestanden!“ Bestätigte er hiermit Lev`s Erzählung von eben. Er reinigte die Wunde nochmals und versorgte wieder mit einen Wundverband. Die Bandagierung am Knöchel entfernte er ganz, sie sei wohl nicht mehr nötig.
13.
Lev führte sie wieder durch ein schier endloses Labyrinth mit Gängen, Türen und Sackgassen. Carla hatte schon nach kürzester Zeit den Überblick verloren, ein Gang sah aus wie der nächste! Sie hätte nicht mehr sagen können wie sie zum Arztzimmer zurück kommen würde, geschweige denn zu ihrer Zelle. Erschreckend war allerdings wie groß diese Einrichtung zu sein schien, gerade zu endlos reihten sich Türen aneinander. Einige aus Glas wie die ihre und andere aus massiven Stahl. Eingebettet in massiven Beton. Alles war trostlos und kahl. An Flucht war also erst mal nicht zu denken. Als sie um die nächste Ecke bogen, änderte sich das Bild! Carla erkannte das gemütliche Sofa in der Nische wieder, als Lev sie sanft aber bestimmt in den Raum mit den weichen Teppich schob. „ Setzt dich in die Mitte und lege die Hände auf den Rücken ,ich werde dir nun die Augen verbinden. Es wird dir nichts geschehen, all das gehört zum Teil deiner Ausbildung. Vertraue auf deine Sinne.“ Carla war mulmig zu mute! Sie spürte ein Seil über ihre Arme zu den Handgelenken hinab gleiten. „Bitte nicht fesseln! Es macht mir Angst! Ich verspreche auch brav zu sein! BITTE! “ Lev wartete gar nicht ihren Einwand ab, nutzte den Überraschungsmoment und hatte ihr Hände im nu wie ein Paket im Rücken verschnürt. Sanft strich er über ihre Wange und flüsterte unverständliche, aber beruhigende Worte. Er drückte sie in eine kniende Position auf den Teppich, dann wurde die Türe öffnete und mit einem zischen wieder schloss. Nun war es absolut still im Raum, man meinte den eigenen Herzschlag so laut hören zu können, als hätte ihn jemand über Lautsprecher verstärkt. Sie zitterte vor Aufregung und eine Gänsehaut überzog ihren gesamten Körper. Es war absolut nichts zu hören und doch hatte sie das Gefühl nicht alleine in diesem Raum zu sein. Je länger nichts geschah, desto unruhiger wurde Carla, kurz bevor sie die Nerven verloren hätte, hörte sie eine bekannte Stimme direkt neben ihren Ohr flüstern. „ Na, hast du gute geschlafen?“ Eine kühle Hand berührte flüchtig ihre Wange! „Du darfst gerne antworten!“ Ihr Herz schlug nun noch schneller als müsse es ein rennen gewinnen und ihre Stimme kam ihr nicht wie die eigene vor als sie sich Antworten hörte. „Danke, ich habe gut geschlafen!“ Leise, zitterig und brüchig kamen diese fünf Wörter über Ihre Lippen. Wieder tauchte der Raum in absolute Stille ab! Carla wusste nicht, wie lange sie dort saß und noch sitzen würde. Sie war sich nicht mal mehr sicher, ob gerade noch jemand mit ihr in diesem Raum war. Ihre Beine begannen zu langsam kribbeln und taub zu werden als ihre Schultern sanft von hinten berührt wurden. Carla zuckte zusammen und wollte den Händen mit einem Ruck nach vorne entfliehen. Der Griff um ihre Oberarme verstärkte sich, sanft aber ohne die Möglichkeit zu entkommen wurde Carla nach hinten gezogen und fest auf dem Boden gedrückt. Nun begann sie sich zu wehren, versuchte auf die Beine zu kommen und um sich treten – weg - nur weg! Ihr Atem kam stoßweise, Adrenalin wurde durch ihre Adern gepumpt und verstärkte die Panik. Das Gefühl nicht weg zu können, gefesselt und ausgeliefert zu sein war kaum erträglich. Doch die Arme ließen sie nicht los,wie ein Schraubstock war sie gefangen und je mehr sie sich zur Wehr setzte, um so fester wurde der Griff bis sie sich schließlich gar nicht mehr bewegen konnte. Sie lag auf dem Bauch. ihre Wange wurde in den weichen Teppich gedrückt, jemand lag halb auf ihr und fixierte so ihren Körper und die Beine, so dass sich Carla nun nicht mehr bewegen konnte. „ Du wirst lernen, dich auf uns blind zu verlassen! Manchmal gehört Angst zum leben aber nur wer die Angst bekämpft kann überleben! Egal mit wem du hier bist, es kann dir nichts geschehen da wir jede Anomalie sofort bemerken! Verfehlungen dieser Art werden in Zukunft folgen haben, die sehr unangenehm für dich werden können. Solltest du kooperieren, kann es jedoch sehr angenehm für dich werden!“ Hart hatte Sergej diese Worte ausgesprochen. Er lies keinen Zweifel daran, dass er die Oberhand hier hatte. Nach einer gefühlten Ewigkeit, die vermutlich nur Sekunden oder Minuten dauerte spürte Carla eine Hand die mit den Fingern durch ihr zerzaustes und leicht verschwitztes Haar fuhr ehe das Gewicht auf ihren Körper wieder nach lies und sie von starken Armen in eine sitzende Position gezogen. Ihre Muskeln waren immer noch angespannt als sie an Sergejs Brust gelehnt da saß. Sanft streichelte er über ihre Arme bis er spüren konnte das sich Carla allmählich entspannte. „ So ist es gut, mein Mädchen!“ Seine Hände wanderten forschend über ihren Körper, den Rücken hinunter bis zu ihren gefesselten Händen. Mit geübter Schnelligkeit löste er die Fesseln. Carla griff direkt zu der Augenbinde, wurde aber davon abgehalten. „Nein, sie wird uns weiterhin begleiten. Und auch die Fesseln sind jeder Zeit wieder möglich wenn du den Befehlen und Regeln nicht gehorchst! Wir machen nun für den Augenblick Schluss, werden uns aber bald wieder treffen.“ Ein flüchtiger Kuss wurde auf Carlas Nacken gehaucht und sie saß plötzlich wieder alleine dort und konnte sich nicht eingestehen, dass sie den Halt und die muskulöse Brust an die sie gelehnt wurde genossen hat.
14.
Ein greller Ton schrillte durch den Raum so dass Carla aus dem Schlaf schreckte! Mit weit geöffneten Augen saß sie im Bett. Die Lichter flackerten und die Erde schien zu beben und es war unnatürlich heiß. Schritte und Schreie drangen durch die verschlossene Türe zu ihr hinein. In ihrer Panik rutschte sie in die Spalte zwischen Bett und Wand. Carla wimmerte nur noch und versuchte sich so klein wie möglich zu machen. Irgendetwas war hier ganz und gar nicht in Ordnung. Sie hielt sich die Ohren zu und schloss die Augen. Die Türe wurde mit Gewalt aufgebrochen. Selbst mit Ohren zuhalten war es ein Ohrenbetäubender Lärm als die Türe splitterte. Sergej kam in den Raum gestürmt und sah sich suchend um. „Schnell komm mit wenn du leben möchtest. Die Station wird von Dämonen angegriffen, die für alles Wertvolle ihre Seele verkaufen würden. Diese Kreaturen sind das abartigste und böseste was ich kenne. Also schnell, sie werden alle die sie in ihre Fänge bekommen grausam foltern und töten. „ Ohne auf Carlas Antwort zu warten sprintete er in zwei Schritten durch den Raum und hob sie hoch. Er war in Schwarz gekleidet und hatte 2 Schwerter auf den Rücken. Adrenalin pumpte durch ihre Venen sie krallte sich panisch an seiner Schulter fest. Auf dem Gang zog Rauch in ihre Nase, die Hitze von Feuer und Zerstörung war förmlich zu spüren. Es donnerte und die Erde bebte erneut. Panische Schreie und rennende Personen. Eine Truppe schwer bewaffneter Männer kam ihnen entgegen gerannt. „Ihr müsst euch beeilen Herr, sie sind dicht hinter ihnen!“ Sergej rannte auf einen Tunneleingang zu. Im vorbei rennen betätigte er einen Knopf. hinter ihnen fiel eine dicke Wand mit einem lauten Knall nach unten. Es umfing sie eine eisige Stille und eine Dunkelheit die alles zu verschlinge drohte! Vorsichtig stellte Sergej sie auf den Boden. Es war kühl und spitze Steine bohrten sich in ihre nackten Fußsohlen. Eine Fackel flammte auf so dass Carla sich umsehen konnte. Sie befanden sich scheinbar in einem Tunnel der vor sehr langer Zeit in den Fels geschlagen wurde. Sergej ging mit der Fackel auf eine in der Wand geformter kleiner Rinne zu und entzündete mit der Fackel dessen Inhalt. Schnell breitete sich das Feuer der Rinne folgend aus, so das man nun genug sehen konnte. Ein langer steinerner Gang erstreckte sich vor ihnen. Carla lies sich an der Wand lehnend nach unten gleiten. Sie ignorierte den kalten Fels unter und hinter ihr und vergrub ihr Gesicht zwischen ihren Knien. „Warum?“ Er backte sie an den Armen um sie wieder nach oben zu ziehen. „Es tut mir leid, dass du zwischen einen Konflikt geraten bist, der bereits seit über eintausend Jahren existiert. Die Mano Dämonen sind einfach nur böse, grausam und wurden mit Sicherheit von jemanden angeheuert! Wir müssen schnell weiter, hier sind wir nicht in Sicherheit.“ Sie hätte bis vor kurzen jeden für Verrückt erklärt, der ihr erzählt hätte, dass es Vampire, Dämonen und wer weiß was noch alles tatsächlich existiert. Es waren immer nur Märchen und Humbug um kleinen Kindern Angst einzuflößen.
15.
Ein Lufthauch, der zu einem Sturm wurde, fegt durch die Höhle. Sergej brachte in einer kaum erkennbaren Geschwindigkeit seine beiden Schwerter in Kampfposition. Nicht zu früh wie sich unmittelbar heraus stellte. Es kamen hässliche Gestalten durch die Wand. Sie marschierten einfach durch den massiven Fels als wäre er nicht vorhanden. Ihre Kleider hingen nur noch in Fetzten herab und standen vor Dreck. Sie waren zu dritt, zwei stürzten sich mit Schwertern bewaffnet auf Sergej. Kampfgeräusche von aufeinander treffendem Stahl hallten durch die Höhle. Einer kam auf Carla zu und riss sie grob am Handgelenk hinter her, tiefer in die Höhle die nach der nächsten Biegung mehrere Abzweigungen von dem Hauptgang aufwies. Er stank genauso abartig wie er aussah. Auf ihr angewidertes und panisches Gesicht grinste er nur breit und einige abgefaulte Zahnstümpfe kamen zum Vorschein. Er leckte sich über die Lippen um Carla unmissverständlich klar zu machen was er noch mit ihr vorhatte. Sie wehrte sich mit all ihren Kräften, doch ohne Erfolg. Kratzen, schlagen und treten war alles vergebens, er war einfach zu stark. Lediglich ein bösartiges Lachen war die Antwort auf ihr Gezappel. Hinter ihnen waren schnell Schritte zu hören. Sergej tauchte Blut verschmiert hinter ihnen auf. Noch nie hatte sie ihn so gerne gesehen wie in diesen Augenblick. Er stürzte sich mit einen lauten Wutschrei auf den Mano Dämonen. Carla die im Augenblick keiner zu beachten schien rannte in Richtung Hauptgang zurück, nur nicht in die Richtung, in die der Dämon mit ihr gewollt hat. Ihr Herz raste, die Lunge brannte aber die schmerzen ihres Fußes schienen im Moment vergessen. An der Kreuzung zum Hauptgang hielt sie kurz inne. „Zurück wäre eine Sackgasse“! Also entschied sie sich den Hauptgang weiter zu folgen. Die Kampfgeräusche hinter ihr wurden immer leiser als ein frischer Luftzug um ihre Nase wehte. An der nächste Biegung schimmerte Tageslicht durch die Höhlendecke. In die Wand waren Haltegriffe aus Metall geschlagen worden, die wohl eine Art provisorische Leiter ergeben sollten. Carla verlor keine Zeit und begann daran hinauf zu klettern. Als sie fast oben angekommen war hörte sie Geräusche hinter sich. „Mädchen, komm wieder runter! Dort oben ist es nicht sicher. “ Rief Sergej nach oben. Doch sie dachte gar nicht daran jetzt aufzugeben wo die Freiheit so nahe war. „Ich kann dir bei Tageslicht nicht folgen um dich zu schützen. Die Welt ist gefährlich kleines.“ Noch einen weiteren Schritt nach oben machend, sah Carla das erste Mal seit langer Zeit wieder den blauen Himmel über sich. Sie hielt kurz geblendet inne, atmete tief die frische Luft ein. Sie befand sich mitten in einen Wald. Es war in der Zwischenzeit Herbst geworden. „War sie wirklich schon so lange weg“? Carla hatte vollkommen das Zeitgefühl verloren. Aus dem Loch in der Erde neben ihr hörte sie Sergej Fluchen! „Komm wieder runter, SOFORT!“
16.
Carla schloss die Augen und nahm die Umgebung in sich auf. Der Waldboden war feucht unter ihren nackten Füßen, während auf der einen Seite kleine Äste pickten war der andere Fuß auf einer weichen Moosschicht gebettet. Die Luft roch herrlich frisch mach Regen und Wald. Sogar Vögel konnte sie singen hören. Langsam, sich etwas in Sicherheit wähnend erkundete sie die Umgebung. Ging immer tiefer in den Wald hinein, oder hinaus? Carla hatte keine Ahnung in welcher Richtung die nächste Zivilisation lag. Auf gut Glück ging sie in eine Richtung, immer der bemoostem Baumseite folgend. Das hatte sie als Kind mal im Ferienlager gelernt. Ihr verstauchter Fuß machte sich langsam wieder bemerkbar und viele Spitze Steine und Äste bohrten sich in ihre Fußsohle. Doch sie wollte nichts sehnlicher als so weit wie möglich von hier weg zu kommen ehe die Sonne hinter den Bäumen verschwunden war. Spätestens dann würde Sergej sie Jagen! Und wer weiß ob diese widerlichen Dämonen nicht auch bei Tag hinaus können? Wobei … sonst hätten sie nicht den Weg nach unten, tiefer in den Berg gewählt. Nach einer gefühlten Ewigkeit, ziemlich malträtierten Füßen und vollkommen zitternd und hungrig hörte Carla ein sanftes leises Plätschern in der Ferne. Es tat sich ein kleines Bächlein vor ihr auf. Das Wasser plätscherte klar über einige Felsen. Auch wenn das Wasser eiskalt war, schien sie noch nie etwas köstlicheres getrunken zu haben. Plötzlich knackte es hinter ihr im Gebüsch und raschelnde Blätter war zu hören. Carlas Adrenalin schoss wieder nach oben, hinter jedem Geräusch könnte eine Gefahr lauern. Ihr Geist malte sich die schrecklichsten Wesen aus. Sie beschloss lieber zügig weiter zu gehen, immer dem Wasser nach bis es hoffentlich irgendwann in der Zivilisation enden würde und diesen Horror beendet. Die Geräusche jedoch folgten Ihr immer weiter und so oft sie sich auch umsah, konnte sie dennoch nichts und niemanden erkennen. Immer schneller stolperte sie den Bachlauf entlang der nun gar nicht mehr so klein war wie vor einigen Kilometern. Panik machte sich in ihr breit, ihr Körper zitterte vor Angst, Kälte und Erschöpfung. Die Knie waren aufgeschlagen von einem der unzähligen stürze in das eiskalte Flussbett. Den verstauchten Fuß spürte Carla gar nicht mehr, genau genommen waren ihre Füße generell nicht mehr wirklich gut zu spüren. Die leichte Kleidung hing nur noch in Fetzen an ihr herab. Das Rauschen des Wassers wurde lauter und immer Ohrenbetäubender bis sich Carla schließlich auf der Oberseite eines Wasserfalls wieder fand. Mindestens 10 Meter stürzte das kalte Nass in die Tiefe und bildete am Fuße des Wasserfalls einen kleinen See ehe es zwischen hohen Felsen verschwand. Der Wald war dicht und die einbrechende Dämmerung lies die dunklen Bäume noch gruseliger wirken. Carla schaute vorsichtig über den Abgrund als hinter ihr ein tiefe knurren zu hören war. Während des Umdrehens blieb Carla geschockt stehen. Vor ihr stand ein großer Wolf und weitere kamen gerade durch das dichte Gebüsch aus dem Wald auf sie zu. Langsam ging sie einen Schritt zurück, die Wölfe folgten ihr, wirkten riesig und bedrohlich. Den Wasserfall im Rücken, traf sie eine Entscheidung! „Lieber hoffe ich darauf, dass der See tief genug ist als mich vor wilden Bestien zerfleischen zu lassen.“ Nach diesen Worten trat sie den nächsten Schritt ins Leere. Sie hörte eine Schrei und dann war da nur noch Dunkelheit und Stille.
17.
Ihr Kopf brummte wie ein Bienenstock als sie die Augen aufschlug. Es war stickig und düster um sie herum. Die Wände bestanden aus massivem Felsen und das einzige schummerige Licht spende ein Feuer, das in der Mitte der Höhle brannte. Ein großer, schwerer Kessel baumelte an einen Dreibein über dem Feuer und verströmte einen leckeren Geruch von Gemüseeintopf. In einer Nische im Fels waren Regalbretter angebracht um diverse kleiner Sachen und Vorräte zu verstauen. Ein Durchgang war mit einen Vorhang verhängt. Ihre nasse, zerrissene und mittler Weile gänzlich unbrauchbare Kleidung klebte an ihren kalten Körper und zeigte mehr als sie versteckt. Etwas Warmes lief Carla über ihre Schläfe zum Kinn hinab und hinterließ einen roten Fleck auf ihrer Brust. „Scheiße, scheiße, scheiße! In welchen Mist bin ich jetzt wieder hinein gestolpert?“ Eine kleine ältere Frau mit zerzaustem grauen Haar kam in diesen Moment durch den schmalen Durchgang in die Höhle hinein. Sie war schmächtig und ungepflegt. Ihre helle Lederkleidung wirkte wie aus vergangenen Zeiten, hatte schon diverse Flecken und einige notdürftig reparierte Stellen. Sie trug eine Schale mit Wasser unter dem Arm und kam mit einer grimmigen Miene auf Carla zu. Ohne ein Wort zu wechseln begann sie relativ grob die Wunde am Kopf mit einem nassen Lappen zu säubern. Carla gab ein erschrockenes quietschen von sich und rutschte aus Reflex etwas zurück. Leider war die kalte felsige Wand schnell hinter ihr. Die Alte rutschte einfach hinter her und murrte in gebrochenen Deutsch: „still halten!“ Nachdem sie mit ihrer Arbeit mutmaßlich zufrieden war holte sie von einem der Regalbretter einen erstaunlich sauber und frisch aussehenden Verband. Carla fühlte sich nach kurzer Zeit wie eine Mumie verpackt. Ihr Schädel brummte als hätte sie die letzten Nächte mit zu viel Mojitos durch gefeiert. Hinzu kam eine leichte Übelkeit, die sich noch verstärkte als ihr eine Schüssel mit einem undefinierbarem Eintopf unter sie Nase gehalten wurde. Nachdem Carla keine Anstalten machte die Schüssel entgegen zu nehmen, murmelte die Alte etwas von „undankbar“, warf die Schüssel auf den Lehmboden so dass sich ein Teil des Inhaltes auf den hart getretenen Boden ergoss. Anschließend stapfte sie schimpfend zu einem weiteren, hinter einer Felswand gelegenen Durchgang und verschwand. Als sie nach einer Zeit nicht wieder kam, stand Carla vorsichtig auf, ihr war leicht schwindelig und der Raum drehte sich leicht. Sie sah sich nach Kleidung oder ähnliches um, konnte aber nichts dergleichen finden. Am Fuße des Regals lag eine alte Decke, in die sie sich einwickelte um halbwegs angezogen und warm zu sein. Eine Gänsehaut zog sich über ihren gesamten Körper und Carla konnte ein leichtes zittern nicht unterdrücken. Die Decke war kratzig, hatte einige Löcher und roch ein wenig nach nassen Hund aber sie sorgte für eine angenehme wärme. Langsam schob Carla nun den Vorgang bei Seite, der Boden war feucht und kühl unter ihren nackten Füßen, ab und an stach ihr ein Stein in die Fußsohle. Ein dunkler Felsengang tat sich vor ihr auf nur beleuchtet von den düsteren Licht des Feuers hinter ihr. Es war nicht das geringste Geräusch zu vernehmen und ihr eigener Atem so dass Carla sich vorsichtig voran ins Ungewisse tastete.
18.
Es war stock dunkel, der Fels an dem sich Carla entlang tastete war klamm und der Lehmboden wurde immer schlammiger und hatte viele spitze Steinchen die sich in ihre nackten Fußsohlen bohrten. Immer an der Felswand entlang, Schritt für Schritt ging Carla weiter in Tiefe der Höhle. Langsam begann sich Carla zu fragen ob es eine gute Idee von ihr gewesen war in einer unbekannten Höhle das weite zu suchen. Aber ein zurück war nur schwer möglich, da sie schon mehrere Abbiegungen hinter sich gelassen hatte und den Rückweg im dunklen wahrscheinlich nicht mehr finden würde. Immer häufiger stolperte sie, ihre Knie schmerzten und waren sicher schon aufgeschlagen. Die Decke wurde niedriger und die Felsen im Weg größer. Schließlich ging es nur noch gebückt voran und wurde zu beiden Seiten immer schmaler. Carla ging auf die Knie als sie sich den Kopf an einen scheinbar tief hängenden Fels stieß. Sterne tanzten vor ihren inneren Auge und sie ließ ich erschöpft an Ort und Stelle nieder. Ihr war schwindelig und hätte sie etwas im Magen gehabt wäre das nun sicherlich ein Dünger für den Höhlenboden geworden. Sie lies sich gegen sie Wand fallen um etwas zu verschnaufen, als sie plötzlich ein leises bedrohliches knurren in unmittelbarer Nähe vernahm. Langsam drehte sie sich in Richtung des Geräusches, konnte aber nicht das Geringste erkennen. „Diese verfluchte Dunkelheit!“ Carla hielt die Luft an und versuchte keine Geräusche zu machen in der Hoffnung, was auch immer dort in der Dunkelheit lauerte würde sie nicht bemerken . Unbeweglich wie eine Statue saß sie mit den Rücken zur Wand gelehnt da. Eine leise, dunkle männliche Stimme drang an ihr Ohr „ Kein entkommen mein Mädchen!“ Sie war rau und geheimnisvoll. Ein Lufthauch streifte Carla, ihr entfuhr ein spitzer Schrei. Der Puls begann zu rasen und Adrenalin schoss durch ihren Körper. Sie versuchte aufzuspringen als sie von muskulösen Armen gepackt und in ihrer hockenden Position fixiert wurde. Panik stieg in Carla hoch, nun begann sie um sich zu schlagen, versuchte ihn zu kratzen und aus seiner Fixierung zu entkommen. In nur wenigen Sekunden lag Carla bewegungsunfähig am Boden. Ihre Arme wurden von einer starken Hand nach hinten gedrückt und mit einem Seil fixiert. Die Decke war im Eifer des Gefechts verrutscht und macht ihr das Muskelspiel ihres Gegenübers nur all zu deutlich. „ Du bist ein ungehöriges Mädchen und dumm noch dazu, jetzt bleib still oder willst du dich umbringen?“ Die Stimme klang wütend und mühsam beherrscht. „Zwei Meter vor dir geht es dreißig Meter in die Tiefe!“ Carla gab ihre Gegenwehr fürs erste auf. Was wenn er Recht hat, wenn sie wirklich abgestürzt wäre? Vor ihr wurde eine Fackel entzündet und blendete sie. Langsam wurde ihr die Idiotie ihres tuns bewusst. Nicht einmal zwei Meter vor Ihr ging es steil bergab, weiter in die dunkle Unendlichkeit, die sich in der tiefe der Erde verlor! Wie konnte sie so dumm sein zu glauben aus einem Labyrinth noch dazu in völliger Dunkelheit zu entkommen. Ihr gegenüber schien die Veränderung auch zu spüren, er hielt sie nach wie vor am Bode fest, ließ ihr aber etwas mehr Luft zum atmen. Die Handfesseln waren eng, schnitten aber nicht ein. Viel Bewegungsfreiheit blieb ihr jedoch nicht damit. Sein Hand strich wie zufällig an ihrer Brustwarze vorbei. Carla bekam sofort eine Gänsehaut und ein unbekanntes Gefühl stieg in ihren Körper auf, Scham weil sie unzureichend bekleidet war, aber auch etwas anderes, ein Gefühl, ein kleines flattern in ihren Unterleib. Eine Hitzewelle durchzog ihren gesamten Körper bis in die Haarspitzen. Er sog scharf Luft ein und wieder war ein Knurren war zuhören, er ging so plötzlich auf Abstand das Carla ins straucheln kam. Er griff sich die Fessel und zog sie unsanft mit einen Ruck nach oben. Schwankend kam Carla zum stehen. Sie biss sich auf die Zähne um ihn nicht mit weiteren Gejammer zu reizen. Er sah nicht aus, wie der Typ Mann der zu Spielchen aufgelegt war! Der düstere Schein des Feuers ließ sein Gesicht wild und unberechenbar wirken. Er war jung, vielleicht mitte zwanzig, hatte eine sonnengebräunte Haut und lange fast schwarze Haare die zu einem Pferdeschwanz verknotet waren. Er nahm die Fackel aus der Halterung an der Wand und zog Carla grob den Gang entlang den sie eben gekommen war.
19.
Ein muskulöser Arm gab Carla halt, aber auch die Gewissheit nicht entkommen zu können. Sie wurde gegen die Felswand gelehnt die Arme am Rücken verschränkt. Neben ihren Kopf stützte er seine Arme ab. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von dem ihren entfernt und sein warmer Atem streifte ihre Wange. Er strömte einen dunklen und männlichen Duft aus als er sie neugierig und mit einen für sie schwer zu deutenden Blick musterte! Seine Hand strich über ihren Verband, den Hals hinunter, ganz langsam immer weiter. Ihr Körper begann zu Zittern, aus Kälte, vor Anspannung oder aus Angst? Carlas wusste es nicht. Ihr Atem wurde immer schneller! „Bi-bitte nicht!“ Noch nicht mal seinen Namen kannte sie, wie kann es sein das sie sich zu einen plötzlich auftauchenden Mann so hingezogen fühlte. Ein Fremder, in einer aus den Fugen geratenen Welt. Carla entschloss, dass ihre Reaktionen auf eine psychische Störung zurück zu führen sein mussten aufgrund der Ereignisse der letzten Zeit! Genau so plötzlich wie vorhin ließ er von Carla ab als hätte er sich die Finger verbrannt. „Komm!“ War sein kurze Befehl den der Carla erteilt als er sich zu einem der Tunnel umwand und hineinging. Von dem plötzlichen Sinneswandel verwirrt und der fehlenden Unterstützung rutschte Carla wieder nach unten. Ihre Beine fühlten sich an als wären sie aus Wackelpudding. „Willst du wieder Ärger machen Mädchen?“ Mit einen leisen knurren hob er Carla hoch und trug sie durch die Dunkelheit auf einen beleuchteten Raum zu. Es war nicht die schmuddelige Höhle von vorhin, es war eher ein großer Saal mit einen kleinen unterirdischen See. Zu ihrer Überraschung war dieser Teil des Höhlensystems scheinbar erschlossen und mit elektrischen Licht ausgeleuchtet. „ Kannst du schwimmen?“ Carlas sprachloses nicken nahm er als Zustimmung. „Geh Baden, du riechst nach Ihnen! Seife findest du auf dem Stein ganz rechts. Wenn ich wieder komme bist du fertig, oder ich werde dir helfen! Ach und versuche nicht noch einmal weg zu laufen Mädchen, es könnte nicht sehr gut für dich ausgehen!“ Mit diesen Worten lies er Carla einfach stehen und verschwand in die jenseits des Raumes herrschenden Dunkelheit.
20.
Aus Gideons Sicht!
Er musste hier raus, jetzt sofort! Ohne auf die Rufe seines Vaters zu hören, stürmte er hinaus in den Wald um sich seiner Gedanken klar zu werden. Kaum am Ausgang der Höhle angekommen war seine Verwandlung abgeschlossen. In Gestalt eines großen schwarzen Wolfes stürmte er los. Die Bäume folgen an ihn vorbei als er wie ein wild gewordener Welpe durchs Dickicht rannte. Der Duft des Waldes durchströmte ihn. Es war kalt geworden die Sonne verlor langsam ihre Kraft und der schöne Herbst neigte sich dem ende. Er würde wohl schon sehr bald den ersten Schnee dieses Jahres geben. Am kleinen Waldtümpel machte er schließlich halt, er ließ ich auf den großen Felsen am Ufer nieder und genoss die Ruhe. Als es plötzlich im Gebüsch knackte und der graue Wolf seines Vaters neben ihn platz nahm! Eine weile saßen sie einfach nur da und genossen die kalte Luft des Herbstes! Als er die belustigte Stimme seines Vaters im Kopf vernahm. „Ich werde langsam zu alt für solche Spielereien! „ „Was willst du?“ Der graue Wolf wurde ernst! „ Hab Geduld mit ihr, für sie ist alles Fremd. Sie kennt die unsrige Welt nicht! Du kennst die Legende, bald ist die Zeit gekommen und sie wird wahr werden.“ „Lass mich in Frieden mit den alten Geschichten! Das sind doch nur Märchen, erzählt von alten Weibern. Ich habe lediglich ein dummes Frauenzimmer davor bewahrt den Löffel abzugeben. Wie kann man nur so blöd sein und sich ohne Orientierung in unbekannter Umgebung bewegen. Fast wäre sie den steilen Schutthang runter gefallen.“ „ Wie würdest du reagieren wenn du verschleppt und angegriffen würdest? Sie hat nur nach ihren Instinkt reagiert und wollte sich in Sicherheit bringen. Sie braucht jemanden auf dem sie sich verlassen kann, aber auch Führung! Und übrigens … wenn du jemanden alleine gefesselt am See zurück lässt, musst du auch damit rechnen das sie ertrinkt!“ Mit diesen Worten verschwand er in dichten Gebüsch hinter dem Felsen! Wie von der Tarantel gestochen sprang Gideon auf und raste Richtung Höhle. Er hatte doch tatsächlich vergessen die Fesseln zu lösen!
21.
Carla betrachtete den Raum, der sich ihr bot. Sie stand in mitten einer großen unterirdischen Felskammer. Am Rande dieser erstreckte sich ein kleiner dampfender See. Der Fels war mit indirekten Licht beleuchtet währen diverse abgehende Gänge in kompletter Dunkelheit versinken. Aufgrund der heißen Quelle war es an diesem Ort angenehm warm. Carla ging vorsichtig einige weitere Schritte an der Wand entlang in Richtung des Sees. Ihre Arme waren immer noch am Rücken gefesselt und die Decke musste sie irgendwann auf den Weg hier hin verloren haben. Zwischen der feuchten Felswand und einem größeren Stein ließ sich Carla auf der Erde nieder. Sie zog ihre Knie zu sich heran. Unbekleidet, völlig schutzlos würde sie gerne auf der Stelle in einem tiefen Loch versinken. Eine stille Träne stahl sich über ihre Wange und hinterließ einen salzigen Pfad. Schließlich merkte sie, dass jemand den Raum betreten hatte. Es war ein älterer Herr. Er sah ein wenig aus wie ein Trapper aus einem Westernfilm und blickte sich suchend um bis sein Blick den ihren begegnete. Vorsichtig kam er auf Carla zu, ganz so als wolle er ein scheues Tier nicht erschrecken. In der Hand hielt er ein Bündel Stoff. „ Ich bin Remo, du brauchst keine Angst zu haben! Ich habe dir frische Kleidung mitgebracht. Komm her Mädchen ich nehme dir die Fessel ab. Mein Sohn war Gedankenverloren und hat sie vergessen.“ Carla rührte sich nicht. Er schien ihre Nacktheit gar nicht bemerkt zu haben und wenn doch zu ignorieren. Langsam kam er immer näher auf sie zu. Carla fühlte sich wie ein Kaninchen das von einem Raubtier beobachtet wird! Sie presste sich immer fester an die Felswand ihre Wunde schmerzte, doch das Adrenalin in ihren Adern lies sie das kaum wahrnehmen. Auch Remo schien das zu spüren und warf ihr schließlich aus einiger Entfernung eine Decke über. „ Ich werde dir nicht näher kommen wenn du es nicht möchtest. Aber tu uns einen Gefallen, halte dich vom See fern solange du noch gefesselt bist. Es wäre doch schade wenn du ertrinkst!“ Falls du etwas brauchst oder wieder Dummheiten machst, sind mehrere Wächter in deiner nähe um dich davon abzuhalten.“ Mit diesen Worten verschwand er in einen der zahlreichen dunklen Gänge. Carla stieß die Luft aus, die sie anscheinend die ganze Zeit angehalten hatte. Was zur Hölle war nur mit dieser Welt los? Die Decke lag halb über ihren Körper und bedeckte zumindest ihre Scham. Carla war schwindelig und übel. Ihr Kopf dröhnte als hätte sie die Sauftour ihres Lebens hinter sich. Nur ein Schluck Wasser und alle würde wieder besser werden. Nur wie sollte sie dort hinkommen ohne die Decke abermals zu verlieren? Langsam schob sie sich schließlich im sitzen vorwärts Richtung Wasser immer mit bedacht , die Decke nicht zu verlieren.
Tag der Veröffentlichung: 31.03.2011
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