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kassel, auepark




der teich
ein kissen
der wind
weht ihm
blätter
in den saum

von einer
jahreszeit
zur anderen
könnte ich
schlafen hier

bis an's ende
der blätter





auepark I




enten
in die uferböschung gewachsen
um die mittagszeit
junge eichen
verlieren die letzte scheu
sich zu entkleiden

von irgendwo her
eine sirene
die der amsel
die stirn bietet


auepark II




eine weide

ihre äste
gezwungen
von menschenhand
wider ihr
eigentliches bestreben

sich zu neigen
in den blinden spiegel
des teichs

als dankte sie
dem wasser
nicht schon genug
das aufrechtsein





auepark III




um wieviel schwerer
tragen sie nun
an diesem
bleiernen himmel

die bäume
des parks

an diesem
fünften tag
da er ihnen
das licht
verweigert

wie einem
bettler
das brot


auepark IV




baum 3420
mittlerer wuchs
ohne erkennbare
auffälligkeiten

ein gelbes schild
aus plastik
an seine
rinde geheftet

ich aber
nannte ihn
beim namen
als er
meinen rief





auepark V




vier krähen
sichern
gegen den winter
mit schnäbeln
aus neid

jahr fraß tag
monat das blatt

stille kommt nieder
unter den gebirgen
aus laub


auepark VI




eigentlich
könnte
dürfte
müßte

ich erst morgen
oder übermorgen
von dir schreiben
über dich

von diesem bild in mir seit langem

deine bäume
deine wege
deine wasser

dein einer mensch
der mir alles gezeigt hat
zu allen jahreszeiten


immer gefaßt darauf
aus der fassung zu geraten

wie die stadt
die dich begrenzt

dir nie einhalt gebieten kann


auepark VII




aus tränen
der tag

aus wind
und flügelschlag

jeder baum
eine wimper

jeder schritt
ein blick

in diese welt
aus dieser welt


auepark VIII




verhaltene reste von eis
auf den kanälen

dieses maß an vergänglichkeit
nehme ich wahr als angenehm

anders das wissen
um einen der letzten gänge
über die brücken
um die empfindliche schicht
aus erinnerungen
in diesem letzten winter
vor dem vergessen





auepark IX




nicht lachen
sie nennen ihn wirklich
den käseberg

kleiber ganzjährig
über ihm
vier grüne bänke

kinder teiljährig
auf ihm
zwei leuchtende augen

ein winziger hügel nur
auf dem ich saß
ohne auf ihn
herab zu blicken


auepark X




am kleinen teich
die exoten gehüllt
in tote blätter

sorgsam bedacht
vor dem licht
mit den resten aus ihm

als könne sich
winter nicht frühling nennen
am grab der frösche





auepark XI




absehbar auch ihr verschwinden
sei ihre rinde auch noch so weich

ihr alter, ihr altwerden
unvorstellbar für einen
der die hand an sie legt
klein und kleiner wird dabei

maßstab für so vieles
die jungen mammutbäume
in meinem alter





auepark XII




in den pfützen
laichte der sturm
federn und buntes
schnäbeln in ihnen
nach dem grund
der gewalten
tiefer und tiefer
und finden ihn nie





auepark XIV




sonntags im frühling
treten sie dich lauter
mit ihren vielbeinigen zungen

gehen in dir
als gäbe es dich
nur zu dieser zeit

verwechseln nun mit immer

du aber schweigst
bis in den abend
bis in die ruhe
die keiner mehr hört


auepark XV




wollig der sonntag
mit schwarzer maske
mit mäulern gegen das gras

mit fell an rinde
schaf an baum

ließe man sie
frei die herde
sie würde folgen
denen die
handschuhe tragen
gegen den frühling





auepark XVI




astgabel
und enten darin

auf diesem morgen
hat sich die sonne
nieder gelassen

beäugt uns
hört deinen wunsch
hier zu bleiben
baum zu werden

käme wieder dann
würde wurzeln schlagen
in deinen


auepark XVII




sommer schlich sich an
mittags in dieser
einen halben stunde

lautlos
haltlos
wolkenlos

ungeschickt wie immer
da wir ihn notierten
auf eigener haut
auf anderer haut

in unserem gehen
in unserem bleiben





auepark XVIII




krähe jagt krähe
abend den tag
stare suchen
im grün den grund

wir aber liegen
nichts über uns
als baum und blatt
nichts zwischen uns
was schatten
werfen könnte


auepark XIX




sie werden
fragen nach dir
brücke und fluß
rotbuchen und teich

sein wasser
dem der winter
eine neue haut schenkte
die du dann gestreichelt hast
mit deinen füßen wie meine
mit deinen händen

alle werden
sie fragen
nach dir
abwesende
angekommene

mich den schuldigen





auepark XX




in allen ecken
hätte er welche
ist er himmel

hinter jeder kurve
den ungezählten
ist er erde

überall lauert
die gelegenheit
den unterschied
zu spüren
der keiner ist

zwischen himmel
und erde


auepark XXI




er hat deine
nackten füße geküßt
bevor ich es tat
als du lagst
mit dem herzen bei ihm

dort nach den pilzen
anfang des sommers
die graugänse über dir
alles in dir
von ihm
durch ihn


auepark XXII




nun hat er
kein dach mehr
die gänse sind fort

wollte sie einer zählen
sein wunsch käme
einen vogelzug
zu spät

wir aber liegen
immer noch
auf dem rücken
sehen sie fliegen
über uns

als wären sie
nie verschwunden
wären da für immer
wie wir



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auepark XXIII




zu teilen nur
dieser himmel
mit den blutbuchen
über uns und
der gabelweihe

und selbst die
irgendwann nur noch
ein verschwindender
punkt im blau

so also
sieht sie aus
die ewigkeit
auf die wir sahen
von der wir gesehen wurden
unter baum
unter himmel
unter uns



auepark XXIV




nicht viel
an weg zu ihm
leicht zu tragen
das eine buch
die zwei decken

lesend und liegend
kam der tag in die jahre
ein haar von dir
eines von vielen
nahm die farbe an
eines meiner wenigen

grün sei in meinen augen
sprachst du zu mir
zum baum unter dem wir lagen
zum himmel der über uns war


könnten menschen
geschichte schreiben
sie würde geschrieben
in grün und blau
in braun und grau

von einem menschen
zum anderen


auepark XXV




nun kann ich ihn riechen
weil du unter seinen bäumen liegst

den linden
den buchen

den vertrauten
den irgendwann vermißten

legst du deine hände
an irgendeinen von ihnen

legst du sie
in meine


auepark XXVI




dein haar
nehmen sie dir
dein hohes gras
auf den inseln
im waldigen meer

herrlich
riecht der verlust

gehen möchte ich
in ihm barfuß

weil dieser sommer
keine wunden verspricht

Impressum

Texte: Copyright für Text und Bild by Schneewanderer Bilder Seite 15, 35, 39, 47, 49, 55 (c) baerin
Tag der Veröffentlichung: 11.10.2008

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Widmung:
gewidmet der bärin

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