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Seraph

Oh Seraph.
Deine Flügel – weiß wie Schnee.
Dein Gewand – hell wie der neue Morgen.
Dein Gesicht – ehern und schön.
Erhaben bist du.
Einsam bist du.

Deine Aufgabe – so einfach.
Und doch so schwer.
Zuschauer bist du seit jeher.
Ein Wächter über das dir anvertraute Volk.
Du beobachtest sie.
Du schützt sie.
Du verachtest sie.
Du urteilst über sie.
Du liebst sie.
Du versuchst, sie zu verstehen.
Doch es wird dir nicht gelingen.
Wie auch?

Oh Seraph.
So schön. So erhaben. So allein.
Denn eines haben sie alle gemein.
Sie sind nicht wie du.
Ihre Gewänder – abgetragen.
Ihre Gesichter – alt und müde,
oder jung und verzweifelt.
Sie haben keine Flügel.
Und doch sind sie.
Sie sind.
Sie sind keine Zuschauer.
Sie leben.
Du beneidest sie.
Sie leben, und sie können sterben.
Sie können den Kreis durchbrechen.
Du nicht.

Oh Seraph.
Deine Strafe wird niemals enden.
Du wirst niemals enden.
Niemals wissen, was Leben ist.
Niemals wissen, was Tod ist.
Was Erlösung ist.
Du beneidest sie.

Oh Seraph.
Deine Flügel – weiß wie Schnee.
Dein Gewand – hell wie der neue Morgen.
Dein Gesicht – ehern und schön.
Erhaben bist du.
Einsam bist du.
Verdammt bist du.


Impressum

Texte: (c) by Schneeflocke
Tag der Veröffentlichung: 20.01.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle Engel da draußen - und für meinen ganz persönlichen Schutzengel.

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