Dein Leben
Spürst du den Wind? Spürst du, wie der Puls des Meeres am Boot entlang streicht, das Schiff in einem gleichmäßigen Takt auf und nieder bewegt? Merkst du, dass nichts in deiner Hand liegt, dass du das Schicksal nur berühren, jedoch nicht bewegen kannst, dass du den Wellen, dem Sturm, der Welt ausgeliefert bist? Du wirst geboren, um zu leben und kannst doch nichts verändern. Warum kannst du dann denken? Warum kannst du, nur du allein, den Kurs deines Schiffes ändern und einem Sturm entgehen? Wir können niemandem vorschreiben welchen Kurs er zu nehmen hat und tun es trotzdem! Wir Unmenschen!
Deine Wünsche
Nervtötender Lärm durchdringt mich. Ich schließe die Augen und versuche es auszublenden, einfach so zu tun als wäre alles in Ordnung.
Der Bus kommt zum Stehen, ein paar Leute steigen aus und die wenigen, frei gewordenen Plätze füllen sich augenblicklich. Ich öffne meine Augen. Als wäre nichts gewesen, geht es weiter, das Gebrüll, Gegröle, Geschrei und Gekreische. Die Stadt zieht an meinem Fenster vorbei und ich wünsche mich nach draußen. Als der Bus erneut anhält, sehe ich ein Mädchen. Sie grinst frech und trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift: „What a wonderful life!“ Ich verziehe mein Gesicht genervt. „Sicher nicht!“
Deine Verantwortung
Ich verlasse meine Wohnung, schließe ab und betrete den Fahrstuhl. Die junge Frau von nebenan steigt ebenfalls ein. Ich grüße, sie grüßt und wir unterhalten uns über das Wetter. Der Fahrstuhl hält, wir steigen aus und verlassen das Gebäude. Ich wünsche ihr einen schönen Tag, wir trennen uns. Ich komme nicht weit, da rempelt mich ein Junge an. Er trägt eine rote Damenhandtasche und ich denke noch, die kenne ich doch. Ich will ihn packen, erwische nur seinen Ärmel. Er dreht sich um, grinst frech und rennt weiter auf die Straße, in ein Auto. Hätte ich ihn nicht festhalten dürfen?
Tag der Veröffentlichung: 15.02.2010
Alle Rechte vorbehalten