Schmetterlingskind
Eine Revolution ohne Gewalt, ohne Krieg? Viele wünschten sich eine solche, eine die schnell ging. Sie wünschten sich eine Zeit in der die Steuer sank, in der der König gütig und freundlich war, eine Zeit in der man eine gerechte Strafe bekommt und nicht für jede Kleinigkeit hingerichtet wird. Die Menschen wollten frei sein. Heute ist das ein Traum der Jugend, doch dort ein Wunsch von Jedem, ob groß und klein.
Die Revolution kam und doch wünschten sich alle wieder eine Zeit wie vorher, eine Zeit in der man starb ohne etwas getan zu haben, eine Zeit im Unglück und Elend. Alles war besser als die Zeit, die danach kam…
Das kleine Mädchen spürte die Kälte, doch warum sollte sie frieren. Es war überall kalt, da Kohle und Holz dem König gehörten und jeder beheizte Raum Eintritt kostete. Obwohl sie nur dünne ausgefranste Kleidung trug, fror sie nicht. Sie wusste nicht was Wärme ist, sie konnte nicht frieren. Eines der schwarzen Pferde des Königs ritt vorbei. Viele konnten kaum zur Seite springen und wer es nicht schaffte hatte Pech. Es war tiefster Winter, doch den Schnee konnte man nur selten weiß nennen, da fast jeder Fleck voll Ruß, Schmutz oder einfach zertrampelt von den Menschen, die wie Ratten durch die Straßen und Gassen streunten, war. Menschen gab es wie Vieh. Der König wusste das und behandelte sie auch dementsprechend. Niemand hatte Familie, niemand hatte Freunde, niemand hatte ein Zuhause. Alles gehörte dem König und deshalb war eine erneute Revolution unvorstellbar. Die meisten wussten nicht einmal was das bedeutet. Frei sein, Frieden, Liebe all das waren Wörter die man hinter dem Meer benutzte, so wurde erzählt. Die, die ein Ziel hatten, wollten hinter das Meer, weit weg von hier.
Das Mädchen machte sich darüber keine Gedanken. Ein Geschichtenerzähler begann gerade mit einer neuen Geschichte und sie setzte sich gespannt dazu. Sie liebte Geschichten über alles und kannte fast jede in der Stadt. Neugierig lauschte sie der rauen und tiefen Stimme des alten Mannes. Er redete über das Meer und das was dahinter lag. Die Geschichte war ihr bekannt, dennoch hörte sie zu. Was sollte sie sonst tun?
Sie war wie betört von der Geschichte, sodass sie erst etwas später merkte wie er mit einer neuen begann. Die war ihr unbekannt. Schnell setzte sie sich aufrecht hin, um alles mitzubekommen. „Es heißt“, begann der alte Mann, „das man kurz bevor man diese Leben verlässt und in eine anderes wechselt, einen schwarzen Schmetterling sieht. Die Flügel des Schwarzen haben eine roten Schimmer und die Fühler sollen aus purem Gold sein.“ Viele der Zuhörer atmeten hörbar aus, denn Gold war das was der König am meisten begehrte und viele wurden getötet nur weil sie dieses Wort aussprachen. Das war auch der Grund, warum nun viele verschwanden. Wer wollte sich schon mit dem König anlegen? „Willst du uns alle umbringen Alter!“, schrie eine Frau erzürnt.
Das kleine Mädchen blieb sitzen, als letzte. „Wieso bleibst du hier mein Kind?“, fragte der Alte fast liebevoll. „Bitte erzähl die Geschichte zu Ende!“, sagte sie flehentlich. Er nickte. „Nun, also wenn man es schafft die Fühler dieses Schmetterling zu berühren, wird man in seinem neuem Leben unendlich reich sein.“, endete der Alte. Das Mädchen lächelte, die Geschichte war die schönste die sie je gehört hatte. So bedankte sie sich bei dem Alten und verschwand in einer der Gassen.
Als sie an diesem Abend um die Ecke bog erwischte sie einer der Reiter des Königs. Sie spürte den Schmerz kaum und als sie schon die Augen schließen wollte sah sie den Schmetterling in aller Pracht, sie hob ihre Hand um ihn zu berühren.
Tag der Veröffentlichung: 18.08.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für meine Schwester