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1.

Ich wohnte jetzt seit zwei Jahren in Amour und seit einem Jahr bin ich mit Castiel glücklich zusammen. Doch vor einer Woche sagte mir mein Vater, wir müssten mal wieder umziehen, das 5. Mal in den letzten sechs Jahren. Ich bettelte ihn an nicht umziehen zu müssen, doch er lies sich nicht mehr umstimmen und wenn ich Castiel nur erwähnte rastete er fast aus. Er sagte dann Sachen wie: „ Ich bin froh wenn du dann nichts mehr mit ihm zu tun hast“ oder „ du findest in Amina einen besseren Freund als ihn“. Doch da irrte er sich. Castiel war der Beste und auch meine Freunde, die ich hier hatte, waren die Besten. Doch was sollte ich machen. Ich war noch minderjährig und musste mit ihm kommen. Das schlimmste aber wird es sein, Cas zu sagen, das ich bald 400 km weit weg wohnen würde.

 

Es war Montag und Cas wartete wie immer an der Großen Kreuzung auf mich. Ich hatte große Angst denn ich musste es ihm heute einfach sagen. Mein Vater lies sich nicht mehr umstimmen und ich hasste es, Geheimnisse vor Cas zu haben. „ Guten Morgen Kleine,“ begrüßte er mich und gab mir einen Kuss auf die Wange. Doch ich konnte nur gequält lächeln. Er kannte mich gut genug um gleich zu merken das etwas nicht stimmte. „Was ist los?“ wollte er auch gleich grimmig wissen. „ naja....ich...also“ stotterte ich. Ich wusste einfach nicht wie ich es ihm sagen sollte. „ Jetzt spucks schon aus. So schlimm kann es schon nicht sein,“ meinte er. „ Und ob das schlimm ist, sogar sehr schlimm,“ gab ich nur als Antwort und blickte stur auf meine Füße. „ Was hast du gemacht?“ Langsam wurde er wütend auf mich, er war nie sehr geduldig. „ Ich muss dir was sagen,“ fing ich an. Aber nachdem meine Mund nach diesem Satz wieder geschlossen war, blieb er es auch. „ Hast... hast du mich etwa betrogen? Bist du mir deshalb letzte Woche aus dem Weg gegangen?“ fragte er. Ich starrte ihn geschockt an. „ WAS DENKST DU VON MIR??? VERTRAUST DU MIR GAR NICHT?“ schrie ich ihn an. „ WAS SOLL ICH SONST DENKEN WENN DU SO STOTTERST?“ schrie er wütend zurück. „ VERDAMMT NOCH MAL, ICH MUSS UMZIEHEN, DU IDIOT!“ brüllte ich ihm entgegen. Ich hatte es ihm gesagt, endlich. Aber das er mir unterstellt, dass ich ihn betrogen haben soll, trieb mir die Tränen in die Augen. „ Du musst was?“ fragte Cas mit bedrohlich ruhiger Stimme. „ Ich...ich muss umziehen,“ schluchzte ich. „ Du verlässt mich also,“ stellte er trocken fest und ging zwei Schritte zurück. „ Was?? nei...nein,“ antwortete ich. „ Wenn du wegziehst verlässt du mich auch,“ meinte er mit seinem Badboy Pokerface. „ Aber... aber ...ich will doch gar nicht...“ jetzt war es vorbei. Ich heulte wie ein Schlosshund. Ich konnte nicht mehr. Castiel machte gerade einfach so Schluss nur weil ich umziehen musste. „ DU VOLLIDIOT,“ schrie ich und rannte einfach weg. Weg von allem, weg von ihm, weg von Vater, weg von allen die ich liebte. Ich lief in den Wald der an Amour grenzte. Mein Ziel war ein kleiner See, den ich entdeckt hatte. Meine Lunge brannte, doch ich wollte nicht stehen bleiben. Ich stolperte immer wieder über Wurzeln und Steine, doch das war mir egal. Äste schlugen mir ins Gesicht, doch auch das störte mich nicht. Ich wollte nur weit weg. Nach meinem Waldlauf erreichte ich den kleinen See. Ich setzte mich ins Gras und zog die Knie an meinen Körper. Meine Arme umschlungen diese. Ich konnte nur noch weinen. Ich weinte all meine Wut und Trauer aus meinem Körper. Ich fühlte mich so leer wie nach dem Tot meiner Mutter. Ein schwarzes Loch klaffte an der Stelle, an dem eigentlich mein Herz sein sollte. Mein Herz war nicht mehr da.

 

Nach Stunden des weinens versiegten meine Tränen und nur höllische Kopfschmerzen blieben mir. Ich legte mich einfach ins Gras und genoss die Ruhe im Wald, die Vögel wie sie zwitscherten und den Geruch der Natur. Das leise plätschern des Flusses, der in den See mündet. Es war ein beruhigendes Geräusch und ohne das ich es merkte schlief ich ein. Ein traumloser Schlaf überkam mich.

 

Als ich meine Augen das nächste Mal öffnete, dämmerte es bereits. Doch die Kopfschmerzen und das Loch in meiner Brust waren noch da. Ich stand langsam auf. Doch schwindelig wurde mir trotzdem. „ Ich sollte nie wieder im Wald schlafen und davor weinen, das ist ungesund,“ jammerte ich. Langsam und unmotiviert schlug ich die Richtung meines noch Zuhauses ein. Es dauerte ziemlich lang, aber das war ganz gut, ich wollte meinen Vater nicht wirklich sehen. Doch irgendwann kam ich doch an. Es war bereits Nacht geworden und noch bevor ich die Tür erreichte, schlug sie mir entgegen. Mein Vater! Dort stand er, in voller Größe aufgebaut und Zornesfalten auf der Stirn. „ Wo zum Teufel warst du? “ fragte er voller Zorn. „ Weg,“ antwortete ich nur monoton und ging an ihm vorbei. „ Wenn ich dich etwas frage, verlange ich eine vernünftige Antwort, Fräulein!“ rief er mir nach. Doch ich sagte nichts mehr. Ich ging einfach in mein Zimmer. Ich hatte meine Gefühle wieder hinter einer riesigen Mauer versteckt. Ich zeigte keine Gefühle mehr, weder Trauer, Wut oder Angst. Mir war einfach alles egal. Ein Schutz den ich bei Mutters Tot auch aufgestellt hatte. Ohne Gefühle kann man nicht verletzt werden, dann ist einem alles egal und genau das brauchte ich jetzt. Ich musste alles abschalten. Jedes Gefühl, denn mit dem Schmerz könnte ich nicht mehr leben, nicht noch einmal.

 

Die nächsten Tage in der Schule waren immer gleich. Castiel ignorierte mich oder blickte einfach nur stink sauer zu mir. Lysander erzählte mir das er noch schlechter gelaunt ist als damals mit Debrah. Doch was sollte ich daran ändern können? Nichts, rein gar nichts! Meine Freundinnen waren alle traurig das ich gehen musste. Vor allem Kim, meine beste Freundin. Aber auch daran konnte ich nichts ändern. In der letzten Schulwoche am Sweet Amoris Gymnasium war überall eine traurige Stimmung bei meinen Freunden zu spüren. Nur mir war es gleichgültig, vollkommen egal und so verging diese Woche und der Tag des Umzugs war da.

 

Mein Vater und ich fuhren nun schon 2 Stunden vor dem Umzugs LKW auf der Autobahn. „ Und freust du dich jetzt auf die neue Stadt, Schätzchen?“ fragte mein Vater. „ Nein,“ antwortete ich monoton und machte das Radio lauter. Ich wollte nicht mit ihm reden. Er hatte meine Beziehung zerstört, in der ich so glücklich war. Ich musste aus der Stadt weg, die mich glücklich gemacht hatte. All diese Gedanken liesen meine innere Mauer bröckeln und Tränen stiegen mir in die Augen. Doch ich riss mich zusammen und blinzelte die verräterischen Tränen weg. Die restliche Zeit im Auto verbrachte ich damit aus dem Fenster zu starren, bis wir an unserem neuen Haus standen. „ Willst du dich nicht schon mal ein wenig umsehen, Schatz? Ich werde den Umzugsleuten helfen,“ meinte mein Vater, worauf ich einfach die Straße entlang ging. Viele Leute waren unterwegs, doch ich ignorierte sie und ging weiter. Nach einer Stunde laufen kam ich an einen Stadtpark in den ich auch gleich einbog, was sich aber schnell als Fehler raus stellte. Über all, auf jeder Bank und auf der Wiese mit Decken, saßen glückliche Pärchen. Ich hätte kotzen können. Was gibt es schlimmeres, wenn man erst seit kurzen getrennt ist, also so viele glückliche Pärchen zu sehen. Das war kein Ort für mich. Ich drehte um und ging zurück zum Haus. Da die Tür offen stand ging ich einfach rein. Mein Vater kam aus einem Zimmer und begrüßte mich freudestrahlend. „ Ahh, du bist wieder da, gefählt dir die Stadt?“ fragte er. „ Nein,“ war meine Antwort. „ Ach Schatz, das kommt noch, geh mal hoch in dein Zimmer,“ meinte er zu mir. Nachdem ich da eh gerade hin wollte, ging ich die kleine Wendeltreppe hinauf. Oben angekommen war eine Art Luke, die man aufdrücken musste und schon war man in meinem neuen Zimmer. Es hatte alles was ein Mädchenherz begehrte. Ein großes Himmelbett, einen großen Schreibtisch zum zeichnen und sogar einen begehbarer Kleiderschrank. Doch ich wollte das alles nicht beachten und schmiss mich einfach auf mein Bett und tat nichts. Doch schon nach kurzer Zeit klingelte mein Handy. Ich zog es aus meiner Hosentasche und sah aufs Display. Eine Nachricht von Lysander. Ich öffnete die sms. „ Hey ich hoffe dir geht es besser. Die letzte Woche war ja sehr schwer für dich, aber auch für uns. Ich soll dir von allen schöne Grüße ausrichten,“ stand dort. Ich freute mich ein wenig, aber ich wollte die Mauer nicht fallen lassen, keine Gefühle, das ist besser sagte ich mir immer wieder.

 

So vergingen 3 Monate in Amina, doch mir ging es immer noch nicht besser. Nein, es wurde immer schlimmer. In meiner neuen Schule hatte ich keine Freunde. Mein sonst farbiger Kleidungsstil hatte sich zu schwarz geändert und meine Noten sind immer weiter im " Keller" gelandet. Aber mir war das egal. Meine Gefühle waren inzwischen nicht mehr hinter einer Mauer, sondern in einem Tresor weggeschlossen. Meinen Vater trieb ich mit meiner Art inzwischen in den Wahnsinn. Er schickte mich zwei Mal in der Woche zu einem Seelenklemptner, der allerdings auch nicht aus mir schlau wurde. Er meinte zu meinem Vater, ich hätte ein Trauma, womit er sogar recht haben könnte, wer weiß.

 

Es war Mittwochabend und ich saß mit meinem Vater beim Abendessen. „ Verdammt nochmal, jetzt sag endlich was,“ schrie er mich fast an. „ Und was?“ fragte ich monoton ohne von meinem Teller aufzusehen. „ Irgendwas, nur nichts einsilbiges, verflucht.“ „ Nein,“ antwortete ich. „ Es reicht mir, egal was es ist, was willst du?“ fragte er bettelnd. „ Du bist das einzige was ich noch hab mein Schatz. Ich will das du wieder glücklich bist und lächelst. Seit über 3 Monaten hast du das nicht mehr,“ erklärte er mir. „ Ich will nichts,“ sagte ich einfach nur. „ Doch und ich weiß auch was du willst. Zurück nach Amuor, richtig? Gut wenn es das ist, was du willst dann kannst du dort hin zurück,“ sagte er. Als ich realisierte, was er gerade gesagt hatte, lies ich meinen Löffel in den Teller fallen und sah ihn geschockt an. „ Ist das dein ernst?“ fragte ich um sicher zu gehen. „ Ja ist es,“ antwortete er. Plötzlich sprengte etwas den Tresor, in dem meine Gefühle waren und brachen alle auf einmal aus mir heraus. Ich weinte. Ich weinte vor so großer Freude. Ich konnte nur noch aufspringen und meinen Vater um den Hals fallen. Der Tresor wurde vom Glück zerstört.

 

Es verging nur eine Woche und ich war wieder in Amuor. Zwar allein, da mein Vater nicht einfach weg konnte, aber ich konnte jetzt bei meiner Tante leben. Ich hatte keinem gesagt das ich wieder zurück komme. Es sollte eine Überraschung sein, weshalb ich mich auch schon sehr auf Montag freute, mein erster Schultag an meiner alten Schule, dem Sweet Amoris Gymnasium.

 

Auf dem Schulweg starrten mich viele an. Sie fragten sich, was ich hier machte. Die Erste die mich sah, von meinen Freunden, war Kim. „ Das gibt’s nicht!“ schrie sie und kam auf mich zu gerannt. Sie sprang mir wortwörtlich in die Arme. „ Was machst du hier? Und warum hast du dich nie gemeldet?“ wollte sie auch gleich wissen. „ Naja, mir gings nicht gut und deshalb bin ich auch wieder hier, denn hier geht’s mir gut,“ erklärte ich ihr in der Kurzfassung. „Das ist so toll und Castiel wird sich erst freuen,“ meinte Kim, wodurch ich rot um die Nase wurde. „ Meinst du?“ fragte ich. „ Ja klar, wenn du wüsstest wie er die letzten Monate drauf war, dann wäre dir auch klar, dass er dich vermisst,“ erklärte sie mir, was mich noch röter werden lies. „ Weißt du was, ich hab ihn vorhin schon gesehen, wir gehen jetzt sofort zu ihm,“ sagte Kim. „ Was aber....aber ich weiß doch gar nicht was ich sagen soll,“ beichtete ich ihr. „ Ist doch ganz einfach, nur dass du wieder da bist, der Rest ergibt sich von allein,“ motivierte sie mich. „ Na gut, wenn du meinst.“ Sie nickte nur heftig und zog mich in Richtung Schulhof. Da stand er, an unserer Mauer, dort hatten wir uns das erste mal geküsst und dort verbrachten wir immer unsere Pausen. Allerdings hatte Kim recht. Er sah noch grimmiger drein als wie ich ihn kennengelernt hatte. Kim zehrte mich immer weiter auf ihn zu und bald hatte er mich auch gesehen. Sein grimmiger Blick wich einem geschockten und verwittertem Blick. Als wir vor ihm standen, meinte Kim nur fröhlich: „ So meine Aufgabe als Amor wäre damit beendet. Den Rest müsst ihr selbst hin bekommen.“ Damit verschwand sie wieder in die Richtung aus der wir gekommen sind. Cas starrte mich immer noch an als würde er einen Geist sehen, was mir nicht gerade angenehm war. „ Ähh hey,“ konnte ich nur sagen. „ Bist...bist du zu Besuch hier?“ fragte er ein wenig stotternd. „ Nein ich...ich wohne jetzt wieder hier,“ antwortete ich ihm. „ Dein ernst?“ fragte er noch mal zu Bestätigung, worauf ich nickte. Plötzlich hob mich Cas hoch und drehte uns im Kreis. „ Du bist wieder da!“ rief er mit einem überglücklichem lächeln. Nach ein paar Drehungen setzte er mich wieder ab. „Ja,“ sagte ich zur Bestätigung glücklich, dann legte er seine Hand auf meine Wange. „ Tut mir leid das ich so ausgerastet bin und natürlich vertrau ich dir.... es sei denn du hast jetzt einen anderen Freund,“ witzelte er, worauf ich lachen musst. „ Nein, hab ich nicht, außerdem so einen Chaoten wie dich gibt es kein zweites Mal.“ „ Stimmt,“ sagte er bevor er mich zärtlich küsste.

Ende

 

 

 

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Tag der Veröffentlichung: 01.11.2013

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