Cover

Warnung

:

Liest Du jetzt weiter, gibt es keinen Weg zurück. Spielst Du gerne Spiele? Dann rate ich Dir, lass die Finger von diesem. Hier geht es um dich. Du entscheidest was du liest. Hier entscheidet sich deine Zukunft.

Die Spielvorbereitung:



Du bist verzweifelt. Seit Tagen hast du dir die Augen rot geweint. Dein Kopf ist leer. Du willst nur noch schlafen. Doch wenn du schläfst, kommen die Alträume. Trotzdem bist du zu deinem Elternhaus zurückgekehrt. Zynisch denkst du, dass deine Mutter es eigentlich mal wieder gut getroffen hat. Wäre sie nicht vor Jahren schon abgehauen, hätte sie nicht dich und deinen Vater einfach Knall auf Fall sitzen gelassen, würde ihr dies sicher den letzten Rest Verstand rauben.
Du standest noch nie auf Aktion. Dein Leben verläuft in ruhigen, klar strukturierten Bahnen. Nie hättest du dir erträumen lassen, was dir die Polizei erzählte. Erst wolltest du es nicht glauben; du warst wie in Trance, der Schock überwältigte dich, als du deinen Vater zum letzten Mal sahst. Bleich, kalt und doch so vertraut. Eine Kugel hatte seinen Kopf, eine weitere sein Herz erwischt und eine verirrte hatte ganz banal seine linke Schulter gestreift. Ob er Feinde gehabt hätte, fragten sie dich. Abwesend hast du den Kopf geschüttelt und um deine Beherrschung gekämpft. Dein Vater war einfacher kleiner Sachbearbeiter in einem kleinen Reisebüro gewesen. Auch wenn bestimmt manchem Urlauber, das gewählte Ziel später missfiel, vielleicht weil er morgens um fünf noch nicht einmal von einem pflichtbewussten
Hahn sondern von der Geräuschkulisse der Großbaustelle, gleich links vor seinem Schlafzimmerfenster geweckt wurde oder weil er die Salmonellenvergiftung in der All Inklusive Beschreibung des Hotels übersehen hatte, dass war gewiss noch längst kein Grund den verantwortlichen Reisekaufmann dafür kaltblütig abzuknallen! Sie haben deinen Vater verkrümmt auf dem Küchenboden vorgefunden; erschossen durch das Küchenfenster. Ironie des Schicksals denkst du dir, wo er so gut wie nie einen Fuß dort hineinsetzte. Jedenfalls nicht um zu kochen. Eine zerbrochene Bierflasche, nicht unweit seiner Leiche, hatte dem perfekten Mord eine billige Note, wie in einem schlechten Film verliehen.

Mit den Kräften am Ende hast du dich in den Schreibtischstuhl im Arbeitszimmer niedersinken lassen. Das war vor Stunden. Der Brief zu deinen Füßen raubt dir noch immer den Atem. Der Klos in deinem Hals droht dich zu ersticken. Das Irrwitzigste war nicht der Schlüssel zu der kleinen Schublade in dem alten Holzschreibtisch, oder etwa diese lächerliche CD-Rom darin gewesen, auch nicht der verwirrende Brief, nein, was dich so fertig macht, ist die offensichtliche Tatsache, dass dein Vater von seinem bevorstehenden Tod gewusst haben musste. Er hatte eine Art Testament verfasst. Und alles, was er dir hinterlassen hat, sind ein Hinweis auf ein paar dämliche Links und die Bitte, dir die entsprechenden Seiten unbedingt anzusehen.


Die Regeln:



Achtung:



Du musst dich jetzt entscheiden, welchen Weg du einschlagen willst. Es gibt 3 Möglichkeiten, wie diese Geschichte, dein Leben weitergeht. Du hast die Wahl: a), b) oder c). Bist du ein Hasenfuss, gar eine Memme, dann lies nicht weiter, vergiss was du bisher gelesen hast und tu was auch immer du sonst so tust. Oder, du steigst tiefer ein und du bist mitten drin. Ohne Ausweg und ohne Notausgang! Du bestimmst dein Leben und ob diese Geschichte für dich an diesem Punkt vorbei ist, oder gerade erst anfängt. Entscheide selbst!




Das Spiel:




Machst du es dir gerne leicht, dann wähle nichts Halbes und nichts Ganzes, im Klartext

a) und blättere um auf Seite 10,

bist du furchtlos und zu Allem bereit, wähle

b) die goldene Mitte mit Seite 12,

ergreifst du lieber die Flucht, ist es für dich mit

c) ab Seite 16 vorbei, bevor es richtig angefangen hat.




a)

Du hast also die Entscheidung für Kurzentschlossene getroffen. Das Erstbeste, würde ich sagen. Lass uns anfangen. Du wirst schon sehen, was du davon hast.



Deine Nackenhärchen stellen sich auf, während du die CD-Rom noch an Ort und Stelle ins Fach einlegst. Lange passiert nichts. Der PC rattert.

„CD-Rom nicht lesbar“ blinkt eine Fehlermeldung auf.





b)

Die zweite Wahl. Muss nicht immer schlechter sein, als die erste, oder?



Deine Nackenhärchen stellen sich auf, während du die CD-Rom noch an Ort und Stelle ins Fach einlegst. Eigentlich weißt du gar nicht, was dich dazu treibt, aber du klickst dich rein. Der erste Link führt dich zu einem archivierten Artikel der Allgemeinen Zeitung. Als dieser raus kam, warst du gerade 1 Jahr alt.
Du überfliegst wenig interessiert die Zeilen. Der Bericht handelt von einer Kindesentführung. Der jüngste Nachkomme einer gut betuchten Hoteldynastie wurde aus der heimischen Villa bei Nacht und Nebel geraubt. Einziger Hinweis auf den Entführer ist ein Zettel, den die verzweifelten Eltern im Babybettchen entdeckten. „Mein Sieg“, dass stand drauf, mehr nicht. Man ging davon aus, dass es sich um die Tat eines, sich betrogen fühlenden Geschäftspartners oder eines Neiders handeln musste. Die einst glückliche Familie ist abgebildet. Für einen Moment stutzt du, dann klickst du auf den nächsten Link.
Die Bild titelt. „Kind als Siegprämie“. Es wird spekuliert welches kranke Hirn, sein angekratztes Ego mit dem Kind des Konkurrenten zu heilen gedenkt. Was ist das für ein Mensch, der zu so etwas Grausamen fähig ist? Das Baby strahlt dich von einem großen Foto aus an. Kurz verweilt dein Blick, schnell surfst du weiter.
Deine innere Unruhe steigt. Ein seltsames, beängstigendes Gefühl beschleicht dich. Von Link zu Link wirst du immer nervöser. Deine Hände sind schweißnass. Obwohl es irrsinnig ist, dich beschleicht der Hauch einer Ahnung. Einer Ahnung, die alles Vorstellbare und Mögliche übersteigt. Du schüttelst den Gedanken ab. Es fühlt sich an, wie Verrat an deinem Vater, an deinen Eltern. Doch es war er, der dir mit seinem letzten Willen, diese Bürde auferlegt hat.
Noch ein Link. Ein PDF. Deine Finger sind wie taub, scheinen sich zu weigern, die Tasten zu berühren. Panik steigt in dir auf. Du zwingst dich, das PDF zu öffnen.
Wieder ein Zeitungsbericht. Diesmal wohl von einer Lokalzeitung. Der Name sagt dir nichts. Die Überschrift lautet: „Hotelspross gewinnt bei Jugend forscht“. Der Link kann nur falsch sein. Warum erstarrst du dann zu einer Salzsäule? Du bist stocksteif. Dein Blick klebt förmlich am Siegerfoto. Drei junge Talente zeigt es. Nichts ist mehr wie es war. Du glaubst, dein Herz müsste augenblicklich aufhören zu schlagen.
In der Mitte der stolze Sieger. Späterer Vater des entführten Kindes. Links die Drittplatzierte mit tapferer Miene. Und rechts der Zweitplatzierte. Er versucht es zu vertuschen, doch seine Mimik lässt keinen Zweifel offen. Sein Gesichtszüge sind angespannt und der Ausdruck unverkennbar. Hass. Nichts anderes.
Dein Herz setzt tatsächlich für einen Bruchteil einer Sekunde aus.
Du erkennst den Zweitplatzierten. Passender, du dachtest ihn zu kennen. Wenigstens so gut, wie man es eben erwarten dürfte. Du dachtest zu wissen, wer er war. Wer du bist. Dein Schiff sinkt nicht, es ist gerade untergegangen. Am Eisberg gnadenlos zerschellt!

Die Fotografie zeigt…


Deinen VATER

.


c)

Aha, du hast dich also für das Letzte entschieden? Bist ein ganz helles Köpfchen wie?



Deine Nackenhärchen stellen sich auf, während du die CD-Rom noch an Ort und Stelle ins Fach einlegst. Eigentlich weißt du gar nicht, was dich dazu treibt, aber du klickst dich rein. Der erste Link lädt.

Vor deinem geistigen Auge flimmern Lichtpünktchen. Du schreibst diesen Umstand deinem emotionalen Ausnahmezustand zu. Trotz genervtem Zwinkern, ein roter Lichtfleck hält sich hartnäckig. Während du abgelenkt auf die vermeintliche Kreislaufschwäche schielst, saust etwas in einem Bruchteil einer Sekunde durch die Fensterscheibe, Glas zersplittert und ein stechender durchdringender Schmerz durchfährt dich.

Du willst noch in einem Reflex mit der Hand nach deiner Stirn tasten, doch das schaffst du nicht mehr.

Auf dem Bildschirm poppt ein Fenster hoch:


"GAME OVER"

Impressum

Texte: Text Scheherazade, Coverbild www.bilderpilot.de, 123.gif
Tag der Veröffentlichung: 10.07.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Traust du dich?

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